4.    Die 1920er Jahre

 

 

1920

 

02/1920 - Im Kreis Pirmasens sind zwei Jahre nach dem Krieg bereits wieder 64 Fahrzeuge zugelassen.

 

14.04.1920 - Ernest Walker erringt in Daytona mit einer Indian-Bahnrennmaschine den offiziellen Geschwindigkeitsrekord für Motorräder über eine Meile mit einer Geschwindigkeit von 167,670 km/h. Das Motorrad verfügt über einen 998 ccm großen Motor

 

10.12.1920 – Im Alter von nur 52 Jahren stirbt Horace Elgin Dodge an der Spanischen Grippe. Zusammen mit seinem vier Jahre älteren Bruder John Francis Dodge erfindet er das erste komplette Stahlauto in den USA. 1901 erhalten die beiden Ingenieure nach ihrer Tätigkeit für verschiedene Industrien bei Ransom Eli Olds ihren ersten Vertrag in der noch jungen Automobilindustrie. Sie helfen 1902 aber auch Henry Ford beim Aufbau seiner Fabrik und bauen 1914 in Detroit ihr erstes Auto mit dem Namen Dodge. Wie auch Horace verstirbt John Francis Dodge im Jahr 1920 an der Spanischen Grippe.

 

 

1921

 

02/1921 - Die Grade-Automobil-Werke AG wird vom Flugzeugkonstrukteur Hans Grade zur Herstellung von Kleinwagen gegründet. Die Bestimmungen des Versailler Vertrags untersagen nach dem Ersten Weltkrieg weitgehend die Flugzeugbau-Aktivitäten in Deutschland, so dass sich viele Flugzeugbauer auf benachbarte Gebiete wie den Fahrzeugbau begeben. Noch im gleichen Jahr stellt das Unternehmen auf der Berliner Automobilausstellung einen offenen Zweisitzer vor. 1922 wird die Motorpflug-Fabrik Carl Rüttgers in Berlin-Hohenschönhausen übernommen, wodurch eine erhebliche Vergrößerung der Produktionskapazitäten erreicht wird. Nach dem Ende der Hochinflation wird zunächst am 4. März 1924 die Fertigstellung des tausendsten Fahrzeugs gefeiert. Doch schon kurz vor der endgültigen Währungsreform treten im Juli 1924 finanzielle Schwierigkeiten auf, woraufhin das Unternehmen für fünf Monate unter Geschäftsaufsicht gestellt wird. Das Werk in Berlin-Hohenschönhausen wird dabei einer der Gläubiger-Banken zugesprochen und in der Folge nicht mehr von Grade betrieben. 1925 wird das Aktienkapital von (inflationsbedingten) 100 Millionen Mark auf 246.000 Reichsmark neuer Währung umgestellt.  Etwa gleichzeitig erfolgt die Umfirmierung in Grade-Automobil-AG. 1928 endet die Produktion. Die Liquidation des Unternehmens zieht sich über einige Jahre hin, bis es 1935 aus dem Handelsregister gelöscht wird. Insgesamt entstehen etwa 2000 oder 2500 Fahrzeuge. 1977 sind noch drei existierende Fahrzeuge bekannt. Zwischen 1923 und 1926 stellt die Austro-Grade Automobilfabrik aus Klosterneuburg in Österreich ebenfalls Automobile her, an diesem Unternehmen ist die Grade-Automobil-Werke AG bzw. Grade-Automobil-AG beteiligt. 

 

18.02.1921 – der Fabrikbesitzer Wallace Potter holt das erste in den USA gefertigte Rolls-Royce Automobil in Springfield ab. Er steuert das unverkleidete Fahrgestell eigenhändig (!) zur Merrimac Body Company ein paar Meilen entfernt, um es dort mit einer Karosserie versehen zu lassen. In England wäre das undenkbar gewesen.

 

01.03.1921 – Mit einer neuen Verordnung wird im Deutschen Reich die Erlaubnis zur Ausbildung von Kraftfahrzeugführern neu geregelt. Von nun an spricht man von „Fahrlehrern“ und „“Fahrschulen“. Damit wird erstmals ein bestimmtes Mindestmaß an die Anforderungen eines Fahrlehrers gestellt. Auch der Inhaber einer KFZ-Fabrik oder KFZ-Handlung kann sich als Fahrlehrer eintragen lassen. 

 

Am 15. März 1921 gründen der Heeresflieger Giorgio Parodi und sein Freund, der Flugzeugtechniker Carlo Guzzi, mit der finanziellen Unterstützung von Giorgos Vater Emanuele Vittorio Parodi in Genua die „Moto Guzzi S.p.A.“ mit einem Werk im italienischen Städtchen Mandello del Lario. Die erste Maschine, die G.P. (Guzzi.Parodi), wird als Prototyp unter Mithilfe des Schmieds von Mandello im Keller des Hauses Guzzi gebaut. In einer abgespeckten Form werden bereits im Gründungsjahr 17 Motorräder als Modell Normale gebaut. Wegen der engen Beziehung von Parodi und Guzzi zu Flugzeugen und im Andenken an den dritten im Bund bei der Geburt der Idee, den kurz nach dem Ersten Weltkrieg abgestürzten Giovanni Ravelli, ist das Firmenzeichen ein Adler mit ausgebreiteten Schwingen. Über die Beteiligung am Rennsport wird die Marke bekannt. Höhepunkt ist der Gewinn der ersten 500-cm³-Europameisterschaft durch Guido Mentasti im Jahr 1924. Beim in Monza ausgetragenen EM-Rennen belegt man mit der C4V neben Rang eins auch die Plätze zwei und fünf.

 

06.04.1921 – Der Autohersteller Fiat in Turin sperrte alle 13.000 Arbeiter aufgrund betriebsinterner Auseinandersetzungen aus.

  

23.04.1921: Die Daimler-Motoren-Gesellschaft gibt in ihrem Werk Marienfelde die erste Probeserie von drei Vierzylinder-Fahrzeugdieselmotoren mit Drucklufteinblasung in Auftrag.

 

21.05.1921 – Mit der Fusion mit der Gothaer Waggonfabrik in der Inflationszeit verliert die Fahrzeugfabrik Eisenach A.G. ihre Selbständigkeit. Arbeitsteilung: Autos in Eisenach, Stationärmotoren, Feuerspritzen und Omnibusaufbauten in Gotha. Das Werk firmiert jetzt unter dem Namen "Fahrzeugfabrik Eisenach, Zweigniederlassung der Gothaer Waggonfabrik AG". Später lautet die Bezeichnung "Fahrzeugfabrik Eisenach (Dixiwerke)". Zur gleichen Zeit ändert sich auch das Dixi-Logo. Die Kühler-Figur wird abgelöst durch den Zentaur, einem Fabelwesen aus Mensch und Pferd. Er soll den Neubeginn nach dem Krieg besonders betonen und entspricht dem damaligen Zeitgeist.

 

07/1921 – Der Geschäftsmann Émile Akar, bisher Anteilseigner von Le Zèbre, und der der bisher bei Le Zèbre als leitender Mitarbeiter tätige Joseph Lamy gründen im französischen Saint-Denis das Automobilunternehmen Amilcar. Im Oktober beginnt die Produktion von kleinen, sportlichen Automobilen unter dem Markennamen Amilcar, ein aus den Namen Lamy und Akar zusammengesetztes Kunstwort. Im Oktober 1921 werden drei Fahrzeuge auf dem Pariser Autosalon präsentiert. Der Rennfahrer André Morel, Verlaufsleiter bei dem neuen Unternehmen, forciert die Teilnahme an Autorennen und nimmer am 23.10.1921 an einer Geschwindigkeitsfahrt nahe Lyon für einen Kilometer mit fliegendem Start teil und erringt den Klassensieg. Die ersten Kundenfahrzeuge werden Ende 1921 ausgeliefert. Das erste Model Amilcar Type CC ist zu Beginn der Bauzeit ein Cyclecar. Für dieser speziellen Fahrzeugklasse gilt in Frankreich seit dem 30.07.1920 eine jährliche Kraftfahrzeugsteuer in Höhe von 100 Franc. Für die nächsthöhere Klasse Voiturette sind 280 Franc fällig. Im Oktober 1922 kommen der Viersitzer Amilcar Type C4 und die Sportausführung Amilcar Type CV dazu, es folgt schnell der Type CS. Zahlreiche Karosserien werden beim Carosserie Charles Duval gefertigt. In diesem Jahr entstehen 1.695 Fahrzeuge. 1923 erscheinen der Sportwagen Type CGS und der Type E als Mittelklassewagen. Gebaut werden 1923 mehr als 2.500 Fahrzeuge. Mitte 1924 wird ein größeres Werk erworben, das Kapital wird von 3 auf 10 Millionen Franc aufgestockt. 800 Mitarbeiter sind bei Amilcar tätig und die Produktionszahl steigt auf 3.647 Automobile. 1926 kauft Amilcar das Unternehmen Margyl und hat damit ein eigenes Karosseriewerk.  1926 wird auf dem Pariser Autosalon des Type CGSS präsentiert, zusätzlich erscheint der Sportwagen Typ C6 mit einem Sechszylindermotor. Doch 1927 bekommt das Unternehmen durch wachsende Rohstoffpreise finanzielle Probleme und schon im März erfolgt die Liquidation. Ohne die beiden Gründer entsteht 1927 das neue Unternehmen Société Anonyme Française de l’Automobile. In Paris wird der Amilcar Type L präsentiert. Ein Jahr später folgt der Type M und Ende 1928 gibt es Verhandlungen mit Durant Motors. Ziel ist der Verkauf von Amilcars in den USA mit Achtzylindermotoren. Ein Prototyp wird im Oktober 1928 vorgestellt. Diese Investitionen und die Weltwirtschaftskrise bereiten dem Unternehmen Probleme. Dennoch gehen der neue Type M2 sowie die Typen C8 und CS8 in Produktion. Pierre Delage wird als Direktor eingestellt, geht nach einem Jahr aber wieder zurück zu Delage. 1930 halten die schlechten Zweiten an, der Amilcar Type M2 verkauft sich schlecht. 1932 wird der Kleinwagen Type C (5CV) vorgestellt., der im darauffolgenden Jahr vom Typ C3 abgelöst wird. Zwei Jahre erscheint der Nachfolger C5, doch zu diesem Zeitpunkt müssen bereits viele Mitarbeiter entlassen werden. Die Produktion wird im August beendet, einige vorhanden Teile werden verschrottet, die Konstrukteure Moyet und Chinon wechseln zu Citroen. Noch im gleichen Jahr folgt die Neugründung als Société Financière Automobile, nun in Boulogne. Nur wenige Mitarbeiter werden übernommen. Das Werk ist kleiner und in Bezug auf Maschinen schlechter ausgestattet. Deshalb werden viele Teile zugekauft oder von externen Dienstleistern gefertigt. Im Oktober 1934 werden auf dem Pariser Automobilsalon einige Type M 3 und Type C 5 präsentiert, deren Produktion zwar schon eingestellt ist, aber vorhandene Fahrzeuge werden noch bis 1935 abverkauft. Außerdem wird der Prototyp des Amilcar Pégase vorgestellt, der sich von den vorherigen Modellen unterscheidet. Und im Frühjahr 1935 in Produktion geht. 1937 ist das Kapital auf eine Million gesunken. Harry Ainsworth, Direktor der Automobilabteilung von Hotchkiss et Cie, sowie sein Verkaufsleiter Jacobsen werden Direktoren. Im September 1937 hält Hotchkiss die Mehrheit der Anteile. Der Pégase wird eingestellt, denn er steht in Konkurrenz zu den eigenen Modellen. Hotchkiss, in Angst um seinen guten Ruf, hat Amilcar übernommen, um ohne Risiko ein kleineres Modell mit Frontantrieb vermarkten zu können. Im Oktober 1937 wird der Amilcar Compound auf dem Pariser Autosalon präsentiert. Die Produktion von Personenkraftwagen läuft noch bis 1939. Während des Zweiten Weltkriegs entstehen noch einige Compound als Kastenwagen und Krankenwagen. Zu der Zeit gehört Hotchkiss zur Générale Française Automobile. 1946 wird das Unternehmen aufgelöst. 

 

08/1921 – In den belgischen Ardennen soll der Circuit de Spa-Francorchamps mit einem Autorennen eröffnet werden. Doch die Premiere fällt ins Wasser: Es erscheint nur ein Teilnehmer. Doch kurze Zeit später erfolgt die Einweihung mit einem Motorradrennen. Das erste Autorennen findet erst 1922 statt. Die ursprüngliche, 14,683 km lange Strecke besteht weitgehend aus öffentlichen Landstraßen im Dreieck zwischen den Ortschaften Francorchamps, Malmedy und Stavelot. Die dreiecksförmige Strecke besteht aus langen Geraden und nur wenigen, aber meist sehr schnellen Kurven. Nicht nur die schnelle Streckenführung und die schlechte Absicherung – Laternen, Straßenschilder, Bäume und Gebäude stehen ungesichert nahe an der Strecke, Gullydeckel in der Fahrbahn sorgen für überraschende Rutschpartien -, sondern auch das unberechenbare Wetter machen die Rennstrecke lebensgefährlich. 

 

23.09.1921 - Auf der Deutschen Automobilausstellung in Berlin wird als Weltneuheit das erste aerodynamisch konstruierte Auto, der Rumpler-Tropfenwagen, präsentiert. Da nach dem Versailler Friedensvertrag Deutschland der Bau von Motorflugzeugen verboten ist, lässt der Flugzeugbauer Rumpler seine Erfahrungen in ein Automobil-Projekt einfließen. Durch seine einem fallenden Tropfen nachempfundene windschlüpfige Karosserieform unterscheidet er sich grundlegend von anderen Fahrzeugen seiner Zeit. Der Luftwiderstandswert dieser Karosserie beträgt nur 0,28. Der Fahrer sitzt mittig vorne, dahinter finden vier Passagiere Platz. Zunächst ist der Rumpler Tropfenwagen mit einem bei Siemens gebauten Sechszylinder-W-Motor ausgestattet, der als Mittelmotor eingebaut ist. Später folgt ein Vierzylinder-Reihenmotor. Das Fahrzeugkonzept mit Mittelmotor und hinterer Pendelachse erscheint auch für Rennwagen erfolgversprechend, so dass Benz & Cie. Die Lizenz erwirbt und im Benz-Tropfenwagen einsetzt. Doch wegen technischer Probleme – der Sechszylindermotor ist unzuverlässig und die Lenkung mangelhaft konstruiert – und des fehlenden Kofferraums wird das Fahrzeug kein kommerzieller Erfolg. Bis 1925 entstehen nur rund 100 Exemplare, die zumeist in Berlin als Taxi eingesetzt werden. Eine große Zahl verwendete der Regisseur Fritz Lang in seinem Film Metropolis als Requisiten. Dabei wurden alle Fahrzeuge willentlich zerstört. Heute gibt es noch zwei Exemplare – eins steht im Deutschen Museum in München, das andere im Deutschen Technikmuseum Berlin.

 

24.-25.09.1921 – Mobilisiert durch deutsche Misserfolge wird im Jahr 1909 die „Automobil-Verkehrs- und Übungsstraße GmbH“ (ab 1913: AG) gegründet. Ziel ist es, die deutsche Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Automobilindustrie zu fördern. 1913 beginnen die Arbeiten einer nur für Autos zugelassenen Straße von Charlottenburg nach Nikolassee. Aufgrund des Ersten Weltkrieges werden die Arbeiten kurz vor der Vollendung eingestellt, um nach dem Krieg 1921 durch Hugo Stinnes vollendet zu werden. Die Eröffnung findet am Wochenende des 24. und 25.09.1921 statt. Das Hauptrennen gewinnt der Berliner Lokalmatador Christian Riecken in einem NAG, doch mit 128,8 km/h erreicht Fritz von Opel die höchste Durchschnittsgeschwindigkeit auf einer eine Runde kürzeren Strecke in einer niedrigeren Motorenklasse. In den nächsten Jahren finden sogenannte „Kleinwagenrennen“ auf der AVUS statt. Erst am 11.07.1926 wird mit dem Großen Preis von Deutschland das erste bedeutende Autorennen auf der AVUS durchgeführt. Widrige Witterungsbedingungen und der unzureichende Straßenbelag führen zu vielen Unfällen und Ausfällen. Im Training stirbt bei einem Unfall in der Südkurve ein damals noch geforderter Beifahrer, beim Rennen selbst kommen Adolf Rosenberger und sein Beifahrer am Ausgang der Nordkurve von der Strecke ab und schlagen n die Rundenzähltafel und das Zeitnehmerhaus ein. Beide überleben den Unfall verletzt, im Zeitnehmerhaus sterben jedoch zwei Studenten. Den Sieg im Regenrennen, das nur 17 von 46 gemeldeten Fahrern beenden, erringt der damals noch weitgehend unbekannte Mercedes-Verkäufer Rudolf Caracciola auf Mercedes-Benz. Aufgrund der Streckencharakteristik bietet die AVUS sich auch für Rekordversuche an. Der spektakulärste findet 1928 statt, als Fritz von Opel den raketenbetriebenen Opel RAK2 auf über 230 km/h beschleunigt. Der Rennbetrieb kommt ab der 1929 einsetzenden Weltwirtschaftskrise zum Erliegen, wird aber in den dreißiger Jahren wieder aufgenommen. Um die Rundengeschwindigkeiten zu erhöhen und um Platz für die heutige Halenseestraße zu gewinnen, wird 1937 die alte Nordkurve durch eine überhöhte, 43,6° steile und aus Ziegelsteinen gemauerte Steilkurve mit einem wesentlich geringeren Radius ersetzt. Bis 1940 dient die 8,3 Kilometer lange Strecke ausschließlich als Renn- und Teststrecke und nicht dem öffentlichen Verkehr. 1940 wird sie mit dem Anschluss an den Berliner Ring für den Verkehr freigegeben. Erst 1967 wurde die überhöhte Nordkurve abgerissen. Rennen werden nur noch an Wochenenden ausgetragen, bei dem die AVUS gesperrt wird. Nach dem Mauerfall 1989 naht das endgültige Aus als Rennstrecke, er wird am 26.04.1998 endgültig eingestellt. Als Ersatz dient der 2000 eingeweihte EuroSpeedway Lausitz.

  

23.09.-02.10.1921 - Bedingt durch den Ersten Weltkrieg und dessen Folgen gab es bis 1920 keine Fahrzeug-Ausstellung in Deutschland; die erste Automesse nach dem Krieg findet 1921 statt. Auf dieser vom 23.09. bis 02.10.1921 durchgeführten 14. Automobil-Ausstellung werden nur deutsche Produkte gezeigt. Besonderes Aufsehen findet der aerodynamische Rumpler-Tropfenwagen sowie eine als Bosch-Horn bezeichnete Hupe mit elektro-akustischem Signalgeber, die wenige Monate später in Serie geht und das traditionelle Horn mit Blasebalg ersetzt. Als Veranstaltungsort dient bis 1939 eine während des Krieges neu geschaffene, repräsentative Ausstellungshalle am Berliner Kaiserdamm. Die Daimler Motoren Gesellschaft (DMG) präsentiert mit den Vierzylindertypen 6/20 PS und 10/35 PS die weltweit ersten Serien-Pkw mit Kompressormotor. Die Serienproduktion der inzwischen leistungsgesteigerten Modelle 6/25 PS und 10/40 PS läuft erst Ende 1922 an. Die Kompressortechnik ist ein frühes Beispiel für Effizienssteigerung von Verbrennungsmotoren. Dabei presst ein vom Motor angetriebenes Gebläse des Benzin-Luft-Gemisch unter Druck in die Zylinder, sodass diese besser gefüllt werden und dadurch die Leistung steigt. Mithilfe der Aufladung entwickeln die ersten Kompressor-Mercedes 38 PS aus nur 1,6 l Hubraum bzw. 65 PS aus 2,6 l Hubraum - gut 50 % mehr Leistung als ohne Kompressor.

 

10/1921 – Im französischen Saint-Denis wird das Automobilunternehmen Sociéte Nouvelle pour l’Automobile, gegründet. Im gleichen Monat beginnt die Produktion der Fahrzeuge unter dem Markennamen Amilcar. Dieses Kunstwort wird aus den Namen der Initiatoren Lamy und Akar zusammengesetzt. Drei Fahrzeuge werden auf dem Pariser Autosalon präsentiert. Der an der Gründung beteiligte Rennfahrer André Morel nimmt am 23.10.1921 an einer Geschwindigkeitsfahrt nahe Lyon teil und erringt den Klassensieg. Die ersten Kundenfahrzeuge werden Ende 1921 oder Anfang 1922 ausgeliefert. Das erste Modell, der Amilcar CC, war zu Beginn der Bauzeit ein Cyclecar. Im Januar 1922 kommen der Viersitzer Amilcar Type C 4 und die Sportausführung Amilcar Type CV. Zahlreiche der Karosserien werden vom Unternehmen Carrosserie Charles Duval, weitere bei La Phocéene und Georges Lemaitre. 1922 entstehen 1695 Fahrzeuge, im Folgejahr 2.529. Mitte 1924 wird in Lyon ein größeres Werk bezogen. Zu diesem Zeitpunkt beschäftigt die Sociéte rund 800 Beschäftigte, 1925 sind es 1.100 und 3.764 Fahrzeuge werden gebaut. 1926 löst der auf dem Pariser Autosalon präsentierte Amilcar Type CGSS den Type CGS ab, außerdem erscheint der Sportwagen Amilcar Type C 6 mit einem Sechszylindermotor. 1926 kann die Produktion auf 3.970 Fahrzeuge gesteigert werden, doch erste finanzielle Probleme kommen auf. Nachdem die Rohstoffpreise stark ansteigen, erfolgt im März 1927 die Liquidation.

 

11/1921 - Die Austin Motor Car Company stellt der Öffentlichkeit den neuen Austin 12 vor. Er ist die verkleinerte Version des Austin 20. Zunächst gibt es den 12 hp nur als Tourer, ab 1922 werden drei verschiedene Karosserievarianten angeboten: ein viersitziger Tourer, ein 2/-Sitzer und ein Coupé. In den ersten Jahren wird der Wagen nur von einem Vierzylindermotor mit 1.661 ccm Hubraum angetrieben. 1927 wird er Hubraum auf 1.861 ccm erhöht. Bei einer Leistung von 13 PS wird eine Höchstgeschwindigkeit von ca. 80 km/h erreicht. Der Austin 12 ist ein beliebtes Fahrzeug, 1927 werden 14.000 Stück verkauft. Bis 1935 steht es im Austin-Katalog, als Taxi-Modell („Heavy 12“) sogar bis 1939. Die letzten Exemplare werden für das Kriegsministerium 1940 hergestellt. Ab 1930 gibt es zusätzlich den Austin 12/6 als 99 km/h schnelle 4-türige Limousine mit einem Sechszylinder-Reihenmotor mit 1.496 ccm und 24 bhp), der bis 1936 gebaut wird. Auf dem gleichen Fahrgestellt wird ab 1932 der Austin 12/4 angeboten, der über einen Vierzylinder-Reihenmotor mit 1.535 ccm und 40 bhp verfügt und als „Light 12“ bezeichnet wird. Ihn gibt es auch als „Open Tourer“. Seine Höchstgeschwindigkeit liegt bei 94,5 km/h. Auch der Bau dieses Modells wird 1936 eingestellt. 1938 wird der Light 12 als Austin 12 mit geringfügig verändertem Radstand wieder gebaut.

 

05.11.1921 - Die Daimler-Motoren-Gesellschaft beantragt Gebrauchsmusterschutz für neue Varianten ihres Markenzeichens. Ein plastischer Dreizackstern im Ring wird beim Patentamt angemeldet, u.a. in der Ausführung als Kühlerfigur. Die Eintragung als Warenzeichen erfolgt am 02.08.1923.

 

23.11.1921 - John Boyd Dunlop, britischer Erfinder (* 1840), stirbt im schottischen Dreghorn. Der Sohn einer Bauernfamilie studiert Tiermedizin und schließt ihm Alter von 19 Jahren sein Studium ab. Zwei Jahre später eröffnet er eine Praxis in Dublin. Bei der Arbeit in seiner Praxis muss Dunlop häufiger mit Gegenständen aus Kautschuk hantieren. Er konstruiert einige Apparaturen, für die er Gummi verwendet. 1887, im Alter von 47 Jahren, konstruiert er seinen ersten luftgefüllten Gummireifen, zunächst umwickelt mit Stoffresten aus einem Kleid seiner Frau. Der Historie nach heißt es, Dunlop habe den Reifen erfunden, damit das Dreirad seines elfjährigen Sohnes nicht einen solchen Lärm verursache und dieser zudem bei Rennen gegen seine Freunde bessere Chancen habe. Er wickelt dem Gefährt aus dünnen Gummiplatten zusammengeklebte Schläuche um die Räder und pumpt die Hüllen mit einer Fußballpumpe auf. Am 7.12.1888 meldet Dunlop das Patent für den ersten Fahrradluftreifen an.

 

25.12.1921 – Aus Protest gegen die Erhöhung der Kraftfahrzeugsteuer und die vom Magistrat festgesetzten Beförderungstarife treten in Berlin die Kraftdroschkenfahrer während der Weihnachtsfeiertag in den Streik.

27. 12.1921 – In Berlin fahren 1921 wieder 60.876 Personenkraftwagen auf den Straßen, womit die Vorkriegszahl erreicht wird. 78 Prozent dieser Pkw haben eine Stärke von bis zu 14 PS. 1914 hatten noch 54,1 Prozent der Autos weniger als 16 PS.

1922

 

02/1922 – Ford übernimmt das angeschlagene und in der Insolvenz befindliche Unternehmen Lincoln. Erst im September 1920 hatte der Flugzeugmotorenhersteller mit dem Lincoln Modell L seinen ersten Pkw, ein Fahrzeug der Luxusklasse, vorgestellt. Angetrieben wird dieser von einem V8-Motor mit 5.863 ccm Hubraum (81 bhp/60 kw). Den Wagen gibt es als Tourenwagen, Limousine, Landaulet, Coupé, Cabriolet und Roadster. Lincoln entwickelt sich neben den großen Anbietern wie Packard, Pierce-Arrow, Peerless oder Marmon zu einem ernstzunehmenden Mitbewerber im Luxus-Segment. Lincoln hat keinen eigenen Karosseriebau und arbeitet unter Henry Ford’s Sohn Edsel mit den besten Karossiers der USA zusammen. Die US-Präsidenten nutzen oft Lincoln-Fahrzeuge.

 

02.04.1922 - Die 13. Targa Florio, ein Straßenrennen auf Sizilien, startet. Nach einem zweiten Platz im Vorjahr mit Max Sailer im Mercedes 28-95/7.3 den zweiten Gesamtrang verdreifacht Daimler das Engagement und meldet sieben Wagen. Christian Lautenschlager und Otto Salzer fahren überarbeitete Grand-Prix-Wagen-Modelle aus dem Jahr 1914. Max Sailer steuert einen Mercedes 28/95 HP/7.3 mit Roots-Kompressor. Ein zweiter 28/95 HP/7.3 – ohne Kompressor – wird Christian Werner anvertraut. Um in der Rennklasse der Touren- und Sportwagen bis 1,5-Liter-Hubraum antreten zu können, konstruieren Daimler-Ingenieure einen neuen Kompressor-Rennwagen. Der Mercedes 6-40-65/1.5 leitet sich technisch von den Personenwagen 6/25 PS und 10/40 PS ab. Mit Kompressor beträgt die Motorleistung 65 PS. Als Fahrer zweier dieser Wagen werden Paul Scheef und der Italiener Ferdinando Minoia verpflichtet.[Bereits Anfang Mai, einen Monat vor dem Renntag, kommt das Daimler-Team mit dem gesamten Material und 20 Mechanikern nach Palermo, um sich mit Trainingsfahrten auf den nicht abgesperrten Straßen intensiv auf das Rennen vorzubereiten. Einen dritten 1914er Mercedes-Grand-Prix-Wagen meldet Vorjahressieger Giulio Masetti. Masetti erwirbt den Wagen von Paul Daimler und erhält ihn wenige Wochen vor dem Rennen. Im Vorfeld des Rennens gibt es Gerüchte über Behinderungen der ausländischen Teilnehmer durch nationalistische Sizilianer mittels Straßensperren und willkürlich herbeigeführten Beschädigungen der Fahrzeuge während der Tankstopps. Da die Daimler-Rennwagen – wie damals üblich – weiß lackiert sind, können sie von den Zuschauern leicht als deutsche Wagen erkannt werden. Masetti lässt seinen Mercedes vor dem Rennen auf die für italienische Wagen vorgesehene Farbe Rot umlackieren, um möglichen Attacken aus dem Weg zu gehen. Ein zweites deutsches Team kommt aus Chemnitz-Schönau. Die Wanderer-Werke melden zwei 1,3-Liter-Wanderer W8-5/15 PS/1.3 für ihren Testfahrer Jakob School und den Italiener Ferruccio Cercignani. Auf die starke ausländische Konkurrenz reagieren die beiden größten italienischen Hersteller Fiat und Alfa Romeo mit einer großen Anzahl an Fahrzeugen. Fiat bringt vier und Alfa Romeo sechs Werkswagen per Schiff aus Genua auf die größte Mittelmeer-Insel. Weitere italienische Werkswagen kommen von Diatto, Ceirano und Itala. 1922 gibt es mit 42 Teilnehmern das bis dahin größte Starterfeld am Renntag. Durch das dreiminütige Startintervall dauert es zwei Stunden und sechs Minuten, bis alle Fahrer auf der Strecke sind. Die Befürchtungen der Alfa-Romeo-Werksfahrer, der RLS/3.0 werde die komplette Distanz technisch nicht durchhalten, bewahrheitet sich schon wenige Minuten nach dem Start, als Tarabusi nach einem Achsbruch einen Unfall hat. In der ersten Runde wiederholt sich das Duell aus dem Vorjahr. Giulio Masetti gegen Max Sailer. Masetti holt sehr schnell den drei Minuten vor ihm gestarteten Christian Werner ein und liegt nach der ersten Runde mit seinem Mercedes nur mehr hinter dem Wagen von Sailer. Zur Verblüffung der Daimler-Boxenmannschaft hat er damit bereits einen Vorsprung von sechs Minuten auf Sailer. In der zweiten Runde wird aus dem Zwei- ein Dreikampf, als Jules Goux im Ballot in Führung geht. Masetti muss lange hinter Sailer herfahren, der ihm bei seinen Überholversuchen keinen Platz lässt. Als er an einer engen Streckenstelle endlich vorbeifahren kann, springt die Motorhaube auf, die bis zum Boxenstopp in der zweiten Runde im Wind flattert. Beim obligatorischen Tankstopp nach der zweiten Runde, fixieren die Mechaniker die Haube mit einem Seil. Masetti verliert fünf Minuten, weil er neben dem Tankvorgang alle vier Reifen wechseln lässt. Das Wechseln der Reifen erweist sich als rennentscheidend. Auf den letzten Kilometern geben die abgefahrenen Reifen am Ballot von Goux – er hatte auf einen Wechsel verzichtet – kontinuierlich nach. Nach einem Reifenplatzer rechts vorn rutscht der Ballot von Strecke und wird von Zuschauern wieder auf die Bahn geschoben. Ohne Vorderreifen, nur auf den Felgen fahrend, kommt Goux mit der höchstmöglichen Geschwindigkeit ins Ziel, wo er mit der Handbremse den Wagen zum Stillstand bringt. Dort wartet er an der Seite von Vincenzo Florio und den Daimler-Funktionären auf Masetti, der mit neuer Rekordzeit und dem Vorsprung von einer Minute und 47 Sekunden auf Goux als Sieger ins Ziel kommt. Der für einen erhofften Mercedes-Sieg eingekühlte Champagner wird von der Daimler-Mannschaft an die im Zielraum Anwesenden verteilt, obwohl Masetti kein Werksfahrer ist. Masetti wird nach seinem zweiten Targa-Erfolg von der italienischen Presse als „Löwe der Madonie“ bezeichnet.

 

14.06.1922 - Der Verein deutscher Motorfahrzeug-industrieller beschließt, die diesjährige Berliner Autoausstellung wegen des langen Streiks der süddeutschen Metallarbeiter abzusagen.

 

17.06.1922 - Der britische Rennfahrer Malcolm Campbell erreicht in Saltburn am Steuer des Sunbeam einen neuen Geschwindigkeitsrekord mit 216,87 km/h. Da die Zeit von Hand und nicht mit dem vorgeschriebenen elektrischen Messgerät vorgenommen wird, verweigert die internationale Motorsportbehörde in Paris die Anerkennung des Rekordes.

 

17.06.1922 - Im Rahmen des Automobil- und Motorradturniers von Bad Homburg gewinnt ein Opel-Sportwagen mit einer Karosserie der Kruckwerke den Wettbewerb um das schönste Automobil.

 

01.08.1922 - In Brooksland (USA) findet ein Autorennen statt, das Gegenstand der ersten Sport-Rundfunkreportage wird.

 

27.08.1922 - Der erste "Große Bergpreis der Schweiz", heute auch bekannt als "Klausenrennen" wird am Klausenpass in der Schweiz durchgeführt. Insgesamt wird er zehn Mal  wird er bis 1934 ausgetragen. Denn Rennwagen-Streckenrekord hält seit 1934 Rudolf Caracciola auf Mercedes-Benz W 25. Seit 1993 findet unregelmäßig das Klausenrennen-Memorial statt.

 

03.09.1922 - Der Monza Eni Circuit, eine Motorsport-Rennstrecke im Königlichen Park der italienischen Stadt Monza nordöstlich von Mailand, wird eröffnet. Seit dem Eröffnungsrennen werden auf der knapp sechs Kilometer langen Strecke Automobil- und Motorradrennen ausgetragen. Insbesondere ist Monza seit Einführung der Formel-1-Weltmeisterschaft 1950 Austragungsort des Großen Preises von Italien. Lediglich 1980 wird das Rennen nach Imola auf das Autodromo Dino Ferrari verlegt. Im September 2017 wird der Name Autodromo Nazionale di Monza für 3 Jahre in Monza Eni Circuit verändert.

 

09.09.1922 - Gregor „Fritz“ Kuhn, ein deutscher Automobilrennfahrer, verunglückt im Training zum Großen Preis von Italien auf dem erst eine Woche zuvor eröffneten Autodromo di Monza nahe Mailand. Über sein Leben ist nicht viel bekannt. Zu Beginn der 1920er-Jahre tritt er als Werksfahrer für Austro-Daimler an. Bei der Targa Florio 1922, die über vier Runden auf dem 108 km langen Medio circuito delle Madonie auf Sizilien stattfindet, belegt Kuhn den 22. Rang. Zum Großen Preis von Italien 1922 tritt das Austro-Daimler-Team mit drei der von Ferdinand Porsche konstruierten Austro-Daimler ADS II-R an. Pilotiert wurden die Wagen von Kuhn, Alfred Neubauer und Lambert Pocher. Der Kurs beinhaltete damals ein Oval, welches heute stillgelegt ist, und die Strecke, die in wenig abgeänderter Form noch heute befahren wird. Durch seine langen Geraden und das Oval gilt der Kurs als gefährlich und als sehr schnell. Am 9. September 1922 startet Kuhn im Training zum für den Folgetag geplanten Grand. Dabei wird ein Unfall durch ein gebrochenes Speichenrad an Kuhns Wagen ausgelöst. Das Fahrzeug kommt ins Schleudern und überschlägt sich mehrmals. Kuhn wird aus dem Wagen geschleudert und ist auf der Stelle tot. Sein Beifahrer Fiedler überlebte mit schweren Verletzungen. Das Austro-Daimler zieht sein Team daraufhin vom Grand Prix zurück. Nur acht der ursprünglich gemeldeten 39 Wagen gehen vor etwa 200.000 Zuschauern ins Rennen. Es siegt Pietro Bordino in einem Fiat 804 vor seinem Teamkollegen Felice Nazzaro und Pierre de Vizcaya auf Bugatti.

 

04.-15.10.1922 – Auf dem Pariser Autosalon wird der Amilcar Type E präsentiert, dem erste Pkw der Mitteklasse der französischen Marke Amilcar- Der als Tourenwagen und Roadster gebaute Type E hat einen Vierzylindermotor mit 1.487 ccm Hubraum (ab 10/1924 1.579 ccm) und 42 PS (später 46 PS) und ist das erste Modell von Amilcar mit Vierradbremse. Bis Ende 1925 werden rund 500 Fahrzeuge gebaut. Lancia stellt sein Modell Lambda vor. Er ist das erste Fahrzeug mit selbsttragender Karosserie und hat Einzelradaufhängung mit hydraulischen Stoßdämpfern vorn an Schiebehülsen. Der Lambda ist mit einem wassergekühlten Viertakt-Ottomotor ausgestattet. Als 1931 die Produktion des Lambda eingestellt wird, waren über zehntausend Exemplare hergestellt worden. Weil die ersten sechs Serien des Lambda mit selbsttragenden Karosserien versehen sind, gibt es bei ihnen – zeituntypisch – keine individuellen Aufbauten unabhängiger Karosseriebauunternehmen. Erst die Lambdas der der siebten und achten Serie haben ein separates Fahrgestell, sodass individuelle Karosserien möglich werden. Für den italienischen Markt kommen einige Sonderkarosserien von Casaro, für den britischen Markt arbeiten unter anderem Albany und Curtis in London; letzterer ist auch britischer Lancia-Importeur. Von Albany kommen einzelne kunstlederbezogene Karosserien nach dem Weymann-Prinzip. Zu den ungewöhnlichsten Entwürfen auf Lambda-Basis gehört der 1927 entstandene Airway Saloon von Albany, der den Linien eines Flugzeugs nachempfunden ist. Mehr als 1000 Firmen nehmen an der diesjährigen Pariser Automobilausstellung teil.

 

11/1922 – Die Fertigung des Bugatti Type 30 beginnt. Er wird bis 1926 gebaut. Der Type 30 ist der erste Serienwagen von Bugatti mit einer Vierradbremse. Der sportliche Typ 30 wird überwiegend als Tourenwagen und Limousine gebaut, Roadster und Coupés sind seltener. Es entstehen jedoch auch Rennwagen. Während die längeren Tourenwagen ein Fahrgestellgewicht von rund 825 kg haben, wiegen die Rennwagen lediglich 730 kg. Mit dem Type 30 führt Bugatti Schrauben, Muttern und Bolzen nach eigenem Patent an, die nun in allen neuen Modellen Verwendung finden. Die Schrauben haben integrierte Unterlegscheiben und Gewinde mit unüblicher Steigung. Angetrieben wird der Type 30 von einem Reihen-Achtzylindermotor mit 1.991 ccm Hubraum. Während für die Tourenwagen 75 PS angegeben sind, haben die Rennwagen sowohl 86 PS als auch 100 PS. Gebaut werden ca. 600 bis 800 Fahrzeuge, von denen heute noch rund 35 erhalten geblieben sind.

 

 

1923

 

03.02.1923 - Die Neufassung der Verordnung über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen vom 3. Februar 1923 verfügt innerorts ein Tempolimit von 30 km/h. (bisher 15 km/h). Ab dem 1. März 1923 ist per Reichsverordnung innerorts eine Geschwindigkeit von 30 km/h erlaubt. Allerdings kann die höhere Verwaltungsbehörde das Limit auf 40 km/h erhöhen.

 

Ab dem 1. März 1923 war per Reichsverordnung innerorts eine Geschwindigkeit von 30 km/h erlaubt. Allerdings konnte die höhere Verwaltungsbehörde das Limit auf 40 km/h erhöhen.

 

15.04.1923 - Der Italiener Ugo Sivocci gewinnt auf Alfa Romeo das sizilianische Autorennen Targa Florio, das weltweit schwerste und älteste Langstreckenrennen des Automobilsports seit 1906.

 

26.-27.05.1923 - Die ersten "24 Stunden von Le Mans" werden ausgetragen. Das Langstreckenrennen bietet den Automobilherstellern die Möglichkeit, ihre Zuverlässigkeit und den Entwicklungsstand ihre Fahrzeuge unter Beweis stellen zu können. Zu Beginn es nur den Fahrern selbst erlaubt, Reparaturen mit Bordwerkzeug durchzuführen. Ziel des Rennens ist es, möglichst vielen Runden auf dem ca. 17,3 Kilometer langen, bis in die Innenstadt von Le Mans reichenden Rundkurs zu absolvieren. Das erste Rennen gewinnen die Franzosen André Lagache und René Léonard auf einem Chenard & Walcker Sport; dabei fahren sie über eine Distanz von 2.209,536 km.

 

10.06.1923 - Mit dem Eröffnungsrennen wird die älteste Naturrennstrecke Deutschlands in Betrieb genommen. Das Schleizer Dreieck ist in den 60'er Jahren auch Austragungsort für Formel 3-Rennen.

 

02.07.1923 - Beim Grand von Frankreich setzt Bugatti erstmals den Typ 32 bei einem Rennen ein. Das Fahrzeug, aufgrund seiner eigenwilligen Form auch "Tank“ („Panzer") genannt, wird hinter zwei Sunbeam Dritter.

 

08.09.1923 - Beim Grand Prix im Autodromo soll erstmalig der neue Alfa Romeo P1 eingesetzt werden. Doch beim Training am Vortag verunglückt der italienische Rennfahrer Udo Sivocci tödlich mit einem der drei P1. Alfa Romeo sagt den Start ab, was auch gleich das Ende des P1 bedeutet. Es folgen die erfolgreichen Rennwagen P2 und P3. Von Sivocci stammt das vierblättrige Kleeblatt, das viele Alfa-Rennwagen zierte.

 

 

1924

 

1924 baut die Hamburger Auto-Bau-Gesellschaft, kurz Habag, ihr erstes Automobil: Den Kleinwagen 5/18 PS mit einem Vierzylinder-Blockmotor. Nach nicht einmal einem Jahr ist Schluss - sowohl mit dem Modell 5/18 PS wie auch mit dem Automobilhersteller Habag.

 

1924 eröffnet der Petroleumimporteur DAPOLIN die erste öffentliche Kraftstoff-Zapfsäule Hamburgs. Dort wird das klopffestes Super-Benzin Duolin verkauft, das ab September 1928 als rot eingefärbtes Esso verlauft wird. 1931 wird DAPOLIN in Standard Benzin umbenannt, 1937/1938 erfolgt die Umfirmierung auf die Marke ESSO (phonetisch für Standard Oil).

 

05/1924 - Als erster deutscher Hersteller setzt Opel 10 Jahre nach Henry Ford in den USA auf die Fließbandproduktion. Mit der Produktion des Opel "Laubfrosch" wird Opel Massenhersteller. Der Laubfrosch ist jedoch ein Plagiat des Citroen 5 CV. Vor einem deutschen Gericht wird der Klage jedoch abgewiesen mit der Begründung, dass der Opel grün sein, während der Citroen gelb sei. Daraus entwickelte sich der Spruch "Dasselbe in grün.".

 

04.06.1924 - Nun zeigen alle Horch-Fahrzeuge das Signet des von Ernst Böhm - Professor an den Vereinigten Staatsschulen für Freie und Angewandte Kunst in Berlin-Charlottenburg - entworfenen gekrönten H. Es befindet sich an der Kühlerfront, den Radkappen, den Brems- und Kupplungspedalen. Bei einigen Typen ist es eingelassen in die Streuscheibe der Scheinwerfer. 1936 gewinnt Böhm einen Wettbewerb zur Gestaltung der Ehrenurkunde der Olympischen Spiele in Berlin. Da seine Ehefrau jüdischer Herkunft ist, wird er von den NS-Behörden aus dem Lehramt entlassen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wird er an die Hochschule für Bildende Kunst (heute Universität der Künste Berlin) berufen und wirkt als Professor und Dekan der Abteilung Angewandte Kunst.

 

21.09.1924 - In Lainate wird erste Teilstück von Mailand nach Varese der späteren Autostrada dei Laghi für den Verkehr freigegeben. Somit ist die heutige A8 die erste fertiggestellte reine Autostraße der Welt, die gegen Maut allen Bürgern als Verkehrsweg zugänglich ist, jedoch ohne getrennte Richtungsfahrbahnen.

 

21.10.1924 – Berühmtheit erlangte der auf dem Potsdamer Platz in Berlin in Betrieb genommene Verkehrsturm mit manuell bedienten Lichtzeichen. Er ist bereits 1926 verkehrstechnisch veraltet. Ab 1926 werden an vielen Kreuzungen zentral aufgehängte vierseitige Ampeln mit automatisch geschaltetem Rot-Gelb-Grün-Signal installiert. Das Überqueren der Fahrbahn für Fußgänger wird an Kreuzungen mit weißen Fahrbahnmarkierungen unterstützt.

 

03.11.1924 – In Berlin wird die Verkehrswacht mit dem Ziel gegründet, die Verkehrssicherheit zu fördern und Verkehrsunfälle zu verhindern. Die Gründungsväter der „Auto-Wacht“, wie die Verkehrswacht ursprünglich heißt, legen sich die Verpflichtung auf, ihr Automobil rücksichtsvoll und vorsichtig zu steuern, um Unfälle mit Pferdekutschen und Fußgängern zu vermeiden. Der Gedanke der Rücksichtnahme und Vorsicht zieht sich wie ein roter Faden bis heute durch, auch wenn sich die Welt auf unseren Straßen völlig anders darstellt. Der Verkehrsentwicklung entsprechend ist aus der „Auto-Wacht“ längst ein Verband für alle Verkehrsteilnehmer geworden.

 

10.-18.12.1924 - Auf der ersten Verkehrsausstellung in Berlin präsentiert die Hannoversche Maschinenbau AG, kurz HANOMAG, das Modell 2/10 vor, bekannter unter dem Spottnamen "Kommissbrot". 278 cm lang, 118 cm breit, zwei Sitze, ein Frontscheinwerfer. Vorangetrieben wurde er von einem Einzylinder-Motor mit 500 cm und 10 PS, was immerhin für 60 km/h reichte. In 4 Jahren wurden fast 15.000 Fahrzeuge gebaut. "Fünf Pfund Blech und ein Pfund Lack - fertig ist der Hanomag" hieß es damals im Volksmund.

 

 

1925

 

27.06.1925 - Der Mischkonzern Skoda wird zum Autobauer, in dem Skoda mit Laurin & Klement zum Automobilhersteller Skoda Auto fusioniert. 1926 wird der Flugzeughersteller Avia eingegliedert und 1927 besitzt Skoda sogar eine eigene Fluggesellschaft.

 

01.07.1925 - Um dem gewachsenen Interesse am Motorsport Rechnung zu tragen, soll in Deutschland eine Rennstrecke gebaut werden. Dabei greift man auf Pläne aus dem Jahr 1907 für eine Rennstrecke in der Eifel zurück. Damit soll auch eine Verbesserung der Wirtschafts- und Infrastruktur  dieser Region bewirkt werden.  Am 01.07.1925 beginnen die Arbeiten zum Nürburgring und am 18.06.1927 findet mit dem Eifelrennen für Motorräder das erste Motorrad- und einen Tag später das erste Automobilrennen statt.  Rudolf Caracciola gewinnt in einem kompressoraufgeladenen Mercedes-Benz Typ S. Auf dieser Nordschleife finden bis 1976 auch Formel 1-Läufe statt. Aufgrund der Sicherheitsprobleme der auch "Grüne Hölle" genannten Nordschleife wird eine neue, 1984 eingeweihte Grand Prix-Strecke gebaut.

 

05/1925 - Der Fiat 509, ein zwei- bis viersitziger Wagen der unteren Mittelklasse, wird vorgestellt. Sein Reihenmotor hat einen Hubraum von 990 cm³ und leistete 22 PS. Der bis zu 78 km/h schnelle Wagen wird innerhalb eines Jahres zum Volumenmodell der Marke; es gibt ihn als zwei- und viertürige Limousine, Torpedo, Cabriolet, Spider, Coupé, Commerciale (Kombi) oder Taxi. Neben dem fast baugleichen Fiat 509 A ab 1926 gibt es auch noch den Fiat 509 S mit einem 27 PS starken Motor. Dieses Modell fährt bis zu 92 km/h schnell. Innerhalb von vier Jahren werden mehr als 90.000 Stück gebaut. Ein Grund für den Erfolg ist die Möglichkeit, das Fahrzeug auf Raten zu kaufen. Damals ist dies eine Besonderheit.

 

06.06.1925 - Die Chrysler Motor Corporation wird gegründet. Walter P. Chrysler ist bereits zuvor erfolgreich in der Automobilbranche. 1919 tritt er als Vizechef von General Motors zurück und führt als geschäftsführender Vizepräsident das zuvor stark defizitäre Unternehmen Willys-Overland in die Gewinnzone zurück. 1921 wechselt er zur Maxwell Motor Company, die nach der Fusion mit Chalmers in Schwierigkeiten geraten ist. 1924 wird dort der erste Chrysler Six vorgestellt. 1925 erfolgt die Gründung der Chrysler Motor Corporation und Maxwell wird übernommen. 1928 erfolgt die Übernahme des deutlich größeren Unternehmens Dodge Brothers Inc. und Chrysler wird damit zum drittgrößten Automobilhersteller der USA. Zu diesem Zeitpunkt gehören bereits die Marken Chrysler, Dodge, Imperial, DeSoto und Plymouth zum Konzern.

 

27.06.1925 – Das Unternehmen Laurin  Klement wird an den Konzern Škoda verkauft (wobei Laurin technischer Direktor bleibt). Die zu diesem Zeitpunkt gebauten Automobilmodelle werden von Škoda Auto, wie die neue Firma nun heißt, zunächst unter dem Namen „Laurin & Klement – Škoda“ und dann unter dem Namen „Škoda“ weitergebaut. Der Bau von Fahr- und Motorrädern wird dagegen eingestellt.

 

26.07.1925 - In Montlhéry stirbt Antoni Ascari in seinem Alfa Romeo beim Großen Preis von Frankreich. 1919 beginnt der Sohn eines Getreidehändlers aus der Lombardei, für Fiat Rennen zu fahren. Regelmäßig tritt er bei der Targa Florio an. 1923 gewinnt er auf einem Alfa Romeo P2 seinen ersten Großen Preis in Cremona. Auch im Folgejahr gewinnt er dort und siegt auch in Monza beim Großen Preis von Italien. 1925 gewinnt er den Großen Preis von Belgien, doch nur einen Monat später stirbt er beim Großen Preis von Frankreich.

 

18.08.1925 - Als Tochterunternehmen der amerikanischen Ford Motor Company wird in Berlin die Ford Motor Company Aktiengesellschaft in das Handelsregister eingetragen, nur einen Tag nachdem im Deutschen Reich die 1920 erlassene Einfuhrsperre für ausländische Automobile aufgehoben worden war. Durch die Montage von zugelieferten Teilen entging man den hohen Importzollen für fertige Autos. Zunächst werden Ford T-Modelle in Moabit montiert. 1930 wird der Unternehmenssitz nach Köln verlegt, wo ab 1931 die Produktion des Modell A beginnt.

 

10.10.1925 - In der Olympic-Hall in London wird die bis zum 18.10.1925 dauernde internationale Automobilausstellung eröffnet. Zu sehen sind 650 Wagen im Wert von 377.000 englischen Pfund.

 

 

1926

 

01.04.1926 – Die im Vorjahr in Berlin gegründete Ford Motor Company Aktiengesellschaft beginnt in einer von der BEHALA Berliner Hafen- und Lagerhausgesellschaft) angemieteten Getreidehalle am Berliner Westhafen mit der Montage der aus den USA zugelieferten Komponenten des Model T. 30 Arbeiter montieren die Fahrzeuge, da komplette Importfahrzeuge höher besteuert werden. Im Juli 1929 sind es bereits 450 Arbeiter. Nachdem 1930 der Firmensitz in das neue Ford-Werk Köln-Niehl verlegt wird, endet die Montage in Berlin am 15.03.1931.

 

02.04.1926 - In Hurstville, New South Wales wird John Arthur Brabham, besser bekannt als Jack Brabham, geboren. In seiner Karriere als Rennfahrer gewinnt der Australier u.a. dreimal die Fahrerweltmeisterschaft der Formel 1 (1959 auf Cooper T51, 1960 auf Cooper T51 bzw. T53 und 1966 auf Brabham BT 19 bzw. BT 20). Zwischen 1955 bis 1970 fährt er in der Königsklasse, startet bei 126 Rennen, gewinnt davon 14 und gründete 1963 sein eigenes Rennteam. Am 19.05.tirbt starb Jack Brabham in Gold Coast, Queensland, im Alter von 88 Jahren.

 

25.03.1926 – Felice Bianchi Anderloni gründet in Mailand das Unternehmen Carrozzeria Touring. Anderloni ist ein begabter Automobildesigner. Einen Namen mach sich Touring durch die patentierte Konstruktion Superleggera (italienisch für „superleicht“) für den Karosseriebau. Ähnlich wie bei Flugzeugen ist die Grundstruktur der Karosserie ein leichtes dreidimensionales Gestänge aus Profilen unterschiedlicher Form und Stärke. Als Material werden Aluminium, Magnesium und deren Legierungen oder Stahl verwendet. Die Karosseriebleche aus Aluminium werden mit diesem Rahmen verbunden und verstärken die Gesamtkonstruktion. Diese Bauart vereinfacht den Bau von Prototypen und Kleinserien im Vergleich zu den damals üblichen Eschenholzrahmen. Außer der Gewichtsersparnis ist ein zweites Ziel die Reduzierung des Luftwiderstands; als eines der ersten Unternehmen experimentiert Touring mit Windkanälen. Beides hat sich erst viel später im allgemeinen Automobilbau durchgesetzt. "Gewicht ist der Feind, aerodynamischer Widerstand die Hürde", lautet ein Zitat Anderlonis. Allerdings haben die Wagen ihren Preis. Berühmte Fahrzeuge der Vorkriegszeit werden vor allem auf Fahrgestellen von Alfa Romeo 6C und Alfa Romeo 8C hergestellt. Auch ein BMW 328 wird von Touring für die Mille Miglia gebaut, mit dem 1940  Huschke von Hanstein und Walter Bäumer als Erste durchs Ziel fahren. Nach dem Tod von Anderloni 1948 übernimmt sein Sohn Carlo Felice Bianchi Anderloni die Geschäftsführung. Die fünfziger Jahre sind eine technische Blütezeit des Unternehmens. Das Design der Touring-Fahrzeuge ist für viele Automobilhersteller wegweisend. Anfang der 1960er Jahre erwartet man einen Großauftrag der Rootes-Gruppe und baut eine neue Fabrik in Nova Milanese. Dieser Auftrag wird storniert, was zu wirtschaftlichen Schwierigkeiten führt. Ende 1966 muss die Carrozzeria Touring die Tore für immer schließen.

 

20.-24.04.1926 - Auf der Pariser Konferenz zur Änderung des Internationalen Abkommens über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen (vom 11.09.1909) wird das Internationale Abkommen über Kraftfahrzeugverkehr verabschiedet.

 

26.05.1926 - Per Versteigerung wird die niederländische Automobilfirma Spyker aufgelöst. Bis dahin baut die 1880 als Kutschenbauer gegründete Firma rund 1.500 Fahrzeuge. Gleichzeitig hat Spyker über 100 Patente angemeldet.  Mit dem Spyker 60 HP präsentiert die Firma den ersten Sechszylinder und das erste Automobil mit Ottomotor und Allradantrieb. Spyker hat einen sehr guten Ruf und wird in Großbritannien gerne als "Rolls-Royce des Kontinents" bezeichnet. Trotz aller sportlichen Erfolge und der sehr guten Qualität der Fahrzeuge muss 1925 die Automobilproduktion eingestellt werden.

 

28.06.1926 - Die "Benz & Co. Rheinische Gasmotorenfabrik Mannheim" (seit 1899 Benz & Cie.) und die "Daimler-Motoren-Gesellschaft" fusionieren zur Daimler-Benz AG. Der Sitz der neuen Firma befindet sich in Berlin.

 

11.07.1926 - Rudolf Caracciola gewinnt den "Großen Preis von Deutschland" auf der Avus mit einem Durchschnitt von 135,2 km/h. Das Siegerfahrzeug ist der erste Achtzylinder-Mercedes und gleichzeitig der erste Wagen, den Dr. Ferdinand Porsche für die DMG konstruiert hat. Der 2-l-Achtzylinder-Kompressor-Rennwagen wird allgemein als Typ "Monza" bezeichnet, da seine Rennpremiere im Oktober 1924 beim Großen Preis von Italien in Monza stattgefunden hat. Größere Erfolge erzielt Porsches Konstruktion nur bei verschiedenen nationalen Rennen und, wie beim Avus-Rennen, in der Sportwagen-Kategorie mit viersitziger Karosserie.

 

10/1926 - Im Oktober 1926 errichtet der US-amerikanische Karosseriehersteller Edward G. Budd Manufacturing Co. zusammen mit den Arthur Müller Bauten und Industriewerken (kurz: Ambi) auf dem Gelände der ehemaligen Rumpler-Werke am Flugplatz Johannisthal ein modernes Karosserie- und Presswerk. Ambi hält 51 Prozent und Budd die restlichen 49 Prozent des Unternehmens. Die Firma produziert Karosserien in Ganzstahlweise, während die Karosserien bisher in Gemischtbauweise (Holzrahmen mit Blechbeplankung) hergestellt wurden. Um die Produktion von Karosserien zu sichern, kauft Ambi-Budd 26 % der Adlerwerke.  Zu den ersten Modellen gehört der Adler Standard 8. Aber auch Ford, BMW und Hanomag gehören zu den Kunden der Berliner. Neben Limousinen werden ab 1930 auch – in der alten Gemischtbauweise – Cabriolets gebaut.  Während des Zweiten Weltkriegs fertigt Ambi-Budd unter anderem für das Volkswagenwerk Wolfsburg die Aufbauten für den VW Typ 82 („Kübelwagen“), Schwimmwagen (VW Typ 166) und die Lafette der 2,8-cm-schweren Panzerbüchse 41. Nach Kriegsende 1945 liegt das Werk in der sowjetischen Besatzungszone und wird komplett demontiert. Die Presswerkzeuge für die BMW 321/326 gelangen zu Awtowelo in Eisenach, wo die Wagen als EMW 321 und 340 weiter gebaut wird. Die Werkzeuge für die Karosserie des Ford Taunus gehen in den Westen zu Ford, der Rest wird in die Sowjetunion verbracht.

 

29.10.-07.11.1926 - Auf der  Automobil-Ausstellung Berlin stellt die Osnabrücker Karosseriebaufirma Karmann folgende Fahrzeuge zur Schau:  Stand der Firma Aga, Berlin: 1. Viertürer-Innensteuer-Limousine, 6/20 PS, Aga, 2. Zweisitzer-Sport-Cabriolet 6/20 PS, Aga; Stand der Firma Pluto: 3. Innensteuer-Limousine 5/30 PS, Pluto, 4. Viersitzer Sport-Karosserie 5/30 PS, Pluto, 5. Zweisitzer Sport-Karosserie 5/30 PS, Pluto; Stand Adlerwerke: 6. Zweisitzer Sport-Cabriolet 6/25 PS, Adler; Stand Essex: 7. Zweisitzer Sport-Cabriolet 6/40 PS, Essex; Fiat-Pavillon: 8. Pullman-Limousine, sechssitzig, 9/35 PS, Fiat. Auf dem Handzettel mit den ausgestellten Fahrzeugen betont Wilhelm Karmann, dass seine Karosserien in diesem Jahr auf den Schönheitskonkurrenzen der Automobil-Wettbewerbe in Lübeck am 1. August und in Bad Neuenahr am 19. September 1926 jeweils den 1. Preis erhielten. Die Horch-Werke präsentieren den neuen Typ 303 und mit ihm den ersten Achtzylindermotor von Horch.

 

11.11.1926 - Sie ist die erste Frau, die in der Formel 1 startet: Maria Teresa de Filippis. Geboren in Neapel, beginnt sie im Alter von 22 Jahren, Automobilrennen zu fahren. Grund dafür ist angeblich eine Wette mit ihren Brüdern, die nicht glauben, dass ihre Schwester schnell Auto fahren kann. Das zeigt sie gleich in ihrem ersten Rennen, dem zehn Kilometer langen Straßenrennen zwischen Salerno und Cava de‘ Tirreni, das sie mit ihrem Fiat 500 bestreitet – und gewinnt. 1954 wird De Filippis Zweite der Italienischen Sportwagenmeisterschaft, im Jahr darauf wechselt sie in das Werksteam von Maserati. Die Italienerin geht 1958 beim Großen Preis von Belgien mit einem von Maserati gestellten 250 F als Privatfahrerin an den Start. Dabei wird sie Zehnte. Bei zwei weiteren Formel 1-Rennen im gleichen Jahr scheidet sie mit ihrem Maserati 250F aus. 1959 wechselt sie zum Porsche-Werksteam und fährt in der Automobil-Weltmeisterschaft. Nach dem Unfalltod ihres guten Freundes Jean Behra auf der AVUS 1959 beendet sie im August 1959 ihre Karriere. 2016 stirbt Maria Teresa de Filippis im Alter von 89 Jahren im italienischen Scanzorosciate.

 

26.11.1926 - Die erste feste Straße von der amerikanischen Ost- zur Westküste wird realisiert: Die Route 66 bzw. der US-Highway 66 von Chicago (Illinois) bis Santa Monica (Kalifornien). Ihre Bezeichnung geht auf einen Brief des Leiters für öffentliches Straßenwesen vom 23.07.1926 zurück, wonach die Nummer 66 eine der wenigen Zahlen war, die in den betroffenen Bundesstaaten noch nicht für eine Straße vergeben worden war. Erst 1938 wird die Asphaltierung der Straße vollendet, im Gründungsjahr waren es erst 800 Meilen. Heute ist die Straße nicht mehr durchgehende befahrbar und nicht mehr einheitlich als Route 66 bezeichnet. Die verbliebenen Teilstücke sind aber ein Anziehungspunkt für Touristen und Nostalgiker.

 

 

1927

 

02.01.1927 - Die Horch-Werke in Zwickau nehmen die Serienfertigung des neuen Achtzylinder-Motors auf, der zuvor auf der Automobilausstellung in Berlin für einige Furore gesorgt hat. Dieser fiel dort nicht nur durch sein technisch bemerkenswertes Konzept auf, sondern auch dadurch, dass er - und dies war in Deutschland völlig neu -zur alleinigen Grundlage für die Großserienproduktion des Jochwerkes werden sollte, die dabei bleiben wollen, nur einen einzigen Typ herzustellen. Damit behält Horch ihre Ausnahmeposition in der deutschen Automobilindustrie und baut sie weiter aus. Das erste Modell mit dem neuen Achtzylindermotor ist der Typ 303 mit 3.131 ccm Hubraum und 60 PS. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 100 km/h. Angeboten werden ein sechssitziger Tourenwagen, eine Pullman-Limousine und ein Pullman-Cabriolet.

 

10.01.1927 - Der Monumental-Stummfilm Metropolis hat Premiere. Der Film von Fritz Lang fällt bei Kritikern und Publikum durch. Für die Dreharbeiten kauft die Ufa den bankrotten Rumpler-Werken die Restbestände des legendären futuristischen Tropfenwagens als Requisiten ab. Die Fahrzeuge sind gegen Ende des Films in einer Straßenszene zu sehen und werden in einer finalen Szene zerstört. 2001 wird der Film rekonstruiert und als erster Film ins Weltdokumentenerbe der UNESCO aufgenommen.

 

15.02.1927 - In Köln-Poll eröffnet Citroen ein Produktionswerk, in dem als erstes Fahrzeug ein Typ B14 vom Band läuft. Bis zur Schließung im Jahr 1935 (aufgrund von zunehmenden Schwierigkeiten für ausländische Hersteller) entstehen hier 18.710 Fahrzeuge.

 

26.03.1927 – Im Dezember 1925 vereinbaren vier junge Männer aus dem norditalienischen Brescia, ihre Heimatstadt zu einem Zentrum des Motorsports zu machen, indem sie ein Rennen veranstalten. Das Rennen soll in Brescia starten und auch enden, durch ganz Norditalien soll es in die Hauptstadt Rom und zurück gehen. Da diese Strecke ungefähr 1.600 Kilometer und umgerechnet 1.000 Meilen lang sein würde, geben sie dem Rennen den Namen „Mille Miglia“. Am 26.03.1927 startet um acht Uhr morgens Mitorganisator Aymo Maggi in seinem imposanten 7,4-Liter Isotta-Fraschini als erster von 77 Wagen in der Via Rebuffone in Brescia. Die Premiere des Rennens gewinnen die Werksfahrer Ferdinando Minoia und Guiseppe Morandi mit ihrem OM 665 „Superba“ in einer Zeit von 21 Stunden, 4 Minuten und 48 Sekunden und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 77 km/h auf der exakt 1.018 Meilen langen Route. Bis 1957 findet das Rennen 27 mal statt, davon gewinnen 24 mal italienische Fahrer auf italienischen Fahrzeugen. Nur in drei Rennen gewinnt kein Italiener das Rennen. 1931 siegen Rudolf Caracciola und Wilhelm Sebastian auf Mercedes-Benz SSKL, 1940 Fritz Huschke von Hanstein und Walter Bäumer auf BMW 328 Berlinetta Touring und 1955 Stirling Moss und Denis Jenkinson auf Mercedes-Benz 300 SLR. 1937 bis 1939 gehört die Mille Miglia zur italienischen Sportwagenmeisterschaft und zwischen 1953 bis zur letzten Ausgabe zur Sportwagen-Weltmeisterschaft. Im Jahr 1957 findet die Mille Miglia zum letzten Mal statt, da am 12. Mai ein schwerer Unfall des Spaniers Alfonso de Portago mehrere Todesopfer fordert.

 

14.04.1927 - Der erste Serien-Volvo verlässt die Werkshalle in Lundby nahe Göteborg. Der Volvo ÖV4 "Jakob" will aber nicht so richtig, denn noch kurz vor dem Termin fährt er bei einer Testfahrt nur rückwärts. Der ÖV4 ist ein vierzylindriger offener Wagen (Öppen vagn). Im Sommer folgt der PV4 (personvagn), der eine geschlossene Karosserie hat.

 

20.04.1927 - Phil Hill wird in Miami, Florida geboren. Er ist der erste US-Amerikaner, der die Formel 1 gewinnen kann. 1961 wird er  auf Ferrari Weltmeister mit nur einem Punkt Vorsprung vor dem im vorletzten Rennen tödlich verunglückten deutschen  Ferrari-Fahrer Wolfgang Graf Berghe von Trips. Hill gewinnt 1958, 1961 und 1962 zusammen mit Olivier Gendebien auf Ferrari das 24-Stunden-Rennen von Le Mans und jeweils dreimal das 12-Stunden-Rennen von Sebring und die 1000 km von Argentinien. 1966 siegt er beim 1000-km-Rennen auf dem Nürburgring auf einem Chaparral. Am 28.08.2008 verstirbt er an den Folgen der Parkinson-Krankheit.

 

28.04.1927 - Nach vierjähriger Bauzeit wird in San Francisco die Golden Gate Bridge  fertiggestellt - etwas vor der vereinbarten Zeit und knapp unter dem budgetierten Kosten (das wünscht man sich heute auch für die Elbphilharmonie oder den Flughafen BER in Berlin). Am 28. Mai wird die Brücke für den Straßenverkehr freigegeben. Bei ihrer Eröffnung ist sie mit 2737 Metern (incl. der Zufahrtsbrücken) die längste Hängebrücke der Welt. Sie hat sechs Fahrspuren und wird täglich von rund 120.000 Fahrzeugen befahren.

 

20.-31.05.1927 – Die 19. IAA findet unter politischem Druck des seinerzeitigen Oberbürgermeisters Konrad Adenauer auf dem Messegelände in Köln statt. Es werden ausschließlich Nutzfahrzeuge gezeigt. Ziel ist es, den wirtschaftlichen Einfluss Kölns zu steigern. Es bleibt jedoch die einzige Automobilausstellung der Stadt.

 

25.05.1927 - Mit zwei Technikern und dem verheirateten Fotografen Carl-Axel Söderström, den sie zwei Tage vor der Abfahrt erst kennenlernt, und einem Begleitlastwagen mit Benzin und Ersatzteilen bricht Clärenore Stinnes am 25. Mai 1927 in einem serienmäßigen Adler Standard 6 zu einer Weltreise auf. Der Fahrzeugtyp ist in diesem Jahr erstmals serienreif hergestellt worden. Clärenore Stinnes, die mit ihrer Fahrt auch für deutsche Produkte im Ausland wirbt, finanziert die Expedition über Sponsoren wie Bosch und Aral und wird vom Außenministerium und deutschen Auslandsvertretungen unterstützt. Über den Balkan und Moskau, wo erst einer und einige Etappen später der zweite Techniker aufgeben, geht die Fahrt durch Sibirien und die Wüste Gobi nach Peking. Die Etappenziele werden durchgehend filmisch dokumentiert. Mit dem Schiff setzen sie nach Japan über und weiter über Hawaii nach Nordamerika. Sie durchqueren danach Mittelamerika und Südamerika via Buenos Aires und weiter über die Anden bis nach Valparaíso (Chile) und mit dem Schiff wieder zurück nach Vancouver. Quer durch die USA führt die Reise über Washington, D.C., wo sie von Präsident Herbert Hoover empfangen werden, nach New York. Die Überfahrt nach Europa erfolgt mit dem Schiff. Die beiden legen in Le Havre an und fahren von dort weiter bis zum Empfang auf der AVUS in Berlin. Nach 46.063 gefahrenen Kilometern erreichten sie am 24. Juni 1929 wieder die deutsche Hauptstadt. Die Weltumrundung dauerte zwei Jahre und einen Monat. Afrika und Australien werden von der Route nicht berührt. Zu Ehren Söderströms beschließt Clärenore Stinnes nach Stockholm weiterzufahren, womit sie 49.244 Kilometer erreichen und erneut gefeiert werden. Nach ihrer Rückkehr und der Scheidung Söderströms von seiner ersten Frau heiraten Stinnes und Söderström im Dezember 1930. Sie bewirtschaften als neue Lebensgrundlage einen Gutshof in Südschweden.

 

06/1927 – Im britischen Cricklewood wird der später „Old Mother Gun“ genannte Bentley-Rennwagen mit dem Chassis ST 3001, gebaut. Zum ersten Mal kommt der neu entwickelte Sechszylindermotor von Bentley mit schubstangengesteuerter obenliegender Nockenwelle zum Einsatz, der im Rennsport der späten 1920er Jahre neue Maßstäbe setzt. Fast von Anfang an entwickelt sich der Wagen zur Erfolgsgeschichte für Bentley, angefangen mit dem Sieg in Le Mans 1928 – dort noch in der ursprünglichen Ausführung – wo er schon 1927 gestartet ist und 1929 Platz zwei belegt. Danach wechselt er mehrmals den Eigentümer. Genannt wird als Erster 1932 Richard Marker, der ihn modifiziert zusammen mit Margaret Allan in Brooklands und auf anderen Strecken einsetzt, bevor „Old Mother Gun“ 1936 erneut den Besitzer wechselt. 1934 wird der 4,5-Liter-Motor gegen den 6,5-Liter-Sechszylinder des Bentley Speed Six gewechselt. Der Spitzname stammt von  Bentley-Boy Woolf Barnato, der analog zur Chassisnummer reimte: "S-T-Three-O-O-One - Old Mother Gun!".

 

18.06.1927 - Das offizielle Eröffnungsrennen des neuen Nürburgrings in der Eifel gewinnt Rudolf Caracciola. Es ist das 5. Eifelrennen, dass bisher (seit 1922) auf öffentlichen Straßen auf einem 33,2 km langen Rundkurs ausgetragen wurde. Auf dem neuen Nürburgring siegt Caracciola mit einem Mercedes-Benz Typ S und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 96,5 km/h. Zwei Wochen später, am 03.07.1927, findet erstmals der "Große Preis von Deutschland für Motorräder" statt. Am 28.05.1983 erzielt Stefan Bellof im Porsche 956 C den noch heute geltenden Rundenrekord mit einem Schnitt von 202 km/h und 6:11:13 Minuten. Die Nordschleife wird auch als "Grüne Hölle" bezeichnet. Diesen Begriff prägte einst der britische Rennfahrer Jacky Stewart.

 

11.08.1927 - Die Autofahrer in Hamburg können nach dem US-amerikanischen Vorbild (wo dies bereits seit 1907 möglich war) erstmals an einer Zapfsäule tanken. Jetzt betankt man die Autos direkt durch den Füllrüssel, so dass der Tankwart nicht mehr umständlich mit den Kanistern hantieren muss.

  

01.09.1927 - Im Deutschen Reich werden einheitliche Verkehrszeichen eingeführt.

 

04.09.1927 - In Monza gewinnt der Franzose Robert Benoist auf Delage den "Großen Preis von Italien". Mit seinen insgesamt vier Grand-Prix-Siegen in diesem Jahr hat er maßgeblichen Anteil am Weltmeistertitel von Delage. Ende 1934 erklärt er seinen Rücktritt vom Rennsport und wird Rennleiter bei Bugatti für die Einsätze beim 24-Stunden-Rennen. 1937 greift er jedoch noch einmal selbst ins Lenkrad und gewinnt gemeinsam mit Jena-Pierre Wimille auf einem Bugatti T57G Tank die Gesamtwertung. Im Zweiten Weltkrieg schließt sich Benoist der Rèsistance an und beteiligt sich an Sabotage-Aktionen im Raum Paris. 1943 wird er verhaftet, ihm gelingt jedoch die Flucht und er geht nach England. 1944 kehrt er nach Frankreich zurück, um die Rèsistance zu unterstützen. Am 18.06.1944 wird er von der Gestapo verhaftet und ins KZ Buchenwald überstellt, wo er am 11.09.1944 ermordet wird.

 

10.09.1927 - Der Internationale Automobilclub beschließt, den Großen Preis von Deutschland ab 1928 in den Wettbewerb um die Automobil-Weltmeisterschaft (für Hersteller) aufzunehmen. Damit erhält das am 15.07.1928 auf dem Nürburgring stattfindende Rennen eine internationale Aufwertung.

 

10/1927 – Ettore Bugatti präsentiert den Type 44. Es ist das erste Serienmodell von Bugatti mit einem 3-Liter-Motor, nachdem es 1921 mit dem Type 28 bereits einen Prototyp gab. Der Achtzylinder-Reihenmotor ist vorn längs im Fahrzeug eingebaut. 69 mm Bohrung und 100 mm Hub ergeben 2991 ccm Hubraum. Jeder Zylinder hat zwei Einlassventile und ein Auslassventil. Die Kurbelwelle ist neunfach gelagert; die Kurbelwellenlager sind Gleitlager. Der Motor ist wassergekühlt und leistet maximal zwischen 80 und 100 PS. Das Getriebe hat vier Vorwärtsgänge. Die Hinterräder werden über eine Kardanwelle angetrieben. Das Fahrgestell ähnelt jenem der Type 38 und Type 43. Zwei verschiedene Radstände von 312 cm und 322 cm stehen zur Wahl. Die Spurweite beträgt 125 cm. Die Fahrzeuge sind zwischen 410 und 420 cm lang und zwischen 140 und 145 cm breit. Das Fahrgestell wiegt etwa 915 bis 940 kg. Die Höchstgeschwindigkeit liegt im Bereich zwischen 138 und 150 km/h. Bekannt sind Aufbauten als zwei- und viertürige Limousinen, Coupé, Cabriolet, Roadster und Tourenwagen. Einige Karosserien werden auf Kundenwunsch von externen Karosseriebauunternehmen angefertigt. 1929 kostet allein das Fahrgestell 10.200 Reichsmark im Deutschen Reich. Im November 1930 oder 1931 endet die Produktion. Nachfolger wird der 1930 präsentierte Type 49. Laut mehrerer Quellen entstehen 1095 Fahrzeuge. Davon existieren noch 117.

 

01.10.1927 - Der ADAC nimmt den ersten motorisierten Straßenhilfsdienst auf. Den Anfang bilden 34 Motorrad-Beiwagen-Maschinen.

 

06.10.1927 - Der Internationale Pariser Autosalon wird eröffnet. Erstmals seit 14 Jahren ist mit Mercedes-Benz wieder eine deutsche Automobilfirma vertreten. Citroen stellt eine Luxusvariante des Erfolgstyp B14 mit verbesserter und verschönerter Karosserie der Limousine mit verlängertem Radstand vor.

 

20.10.1927 – Ford baut den Nachfolger des Model T, den Ford Model A als Modell 1928. Doch nicht nur bei Ford in den USA, auch in Europa, Südamerika und in Lizenz in der Sowjetunion, wird der neue Wagen hergestellt. Das Modell A ist in vier Farben, nicht jedoch in schwarz lieferbar. Aus Fertigungsgründen sind die Kotflügel jedoch immer in schwarz lackiert. Den Modell A gibt es in zahlreichen Karosserievarianten, so z. B. als Tourenwagen, Roadster, Limousine, Kombi, Coupé oder Cabriolet. Aber auch andere Varianten werden produziert, außerdem werden Fahrgestelle an andere Karosseriebauer geliefert. Angetrieben wird der Wagen von einem Vierzylinder-Reihenmotor mit einem Hubraum von 3,3 Litern und einer Leistung von ca. 40 PS. Am 31.08.1931 endet die Produktion nach 4.320.446 gebauten Fahrzeugen. Auf Basis des Modell A gibt es auch einen Lkw, das Modell AA. Er hat längere Fahrgestelle, eine verstärkte Aufhängung mit Stahl- statt Speichenrädern und Doppelreifen für die schweren Ausführungen.

 

02.12.1927 - Der Verkaufsstart des legendären Ford Model A startet, den es in vier Standardfarben  gibt, nicht jedoch in schwarz. Allerdings sind die Kotflügel immer schwarz. Gebaut wird er seit dem 20.10.1927, nicht nur in den USA, sondern auch in Europa (u. a. in Berlin), Südamerika und in Lizenz in der Sowjetunion. Den Ford Model A gibt es als Tourenwagen, Roadster, Limousine, Kombi, Coupé und Cabriolet, es entstehen zahlreiche verschiedene Aufbauten auch bei anderen Herstellern. Wie beim Model T gibt es auch einen LKW auf der A-Basis, den Ford Model AA. Das Model A hat einen Vierzylinder-Reihenmotor mit 3,3 Liter Hubraum und rund 40 PS. Damit ist er etwa 104 km/h schnell. Bis zum 31.08.1931 entstehen 4.320.446 Fahrzeuge aller Ausführungen.

 

 

1928

 

01.01.1928 – Die Übernahme des Automobilherstellers Presto-Werke Günther  Co. (Chemnitz) durch die Nationale Automobilgesellschaft (Berlin) wird vollzogen.

 

18.02.1928 - Ferrari. Bei diesem Name brechen die meisten automobilinteressierten Menschen in der Regel in Begeisterung aus. Man denkt sofort an flache, rote, schnelle und sündhaft teure Sportwagen. Vater dieser Marke ist Enzo Anselmo Ferrari, der am 18.02.1928 in Modena geboren wird. Mit 16 Jahren erlernt er von seinem Vater das Handwerk des Schmieds, interessiert sich aber vielmehr für die neu aufkommende Technologie der Verbrennungsmotoren.  Schon im väterlichen Betrieb beginnt er mit der Vervollkommnung seines Wissens mit anfänglicher Durchführung von Reparaturen und später mit ersten Entwicklungen am Motor. Dann bewirbt er sich als Werksfahrer bei Fiat. Man stellt ihn nicht ein, da ihm die erforderliche Ausbildung fehlt. 1919 erwirbt er ein eigenes Fahrzeug und baut dieses auf. Durch seine Erfolge und Kenntnisse wird man auf ihn aufmerksam. Er wird Werkstestfahrer bei CMN.  Schnell wechselt er zu Alfa Romeo und ist dort 1920 bereits Chefwerksfahrer. 1929 gründet er seinen eigenen Rennstall, die Scuderia Ferrari. Er wird stellvertretender Leiter des Alfa Romeo-Teams, die Zusammenarbeit endet 1939.  Ab 1946 baut er im eigenen Unternehmen Ferrari hochleistungsfähige Straßenwagen. Sowohl im privaten Verkauf wie auch im Rennsport ist Ferrari eine der erfolgreichsten Automobilfirmen weltweit. Im Alter von 90 Jahren stirbt Enzo Ferrari am 14.08.1988 in seinem Geburtsort Modena.

 

23.02.1928 - In Stuttgart wird der spätere Konditor Hans Herrmann geboren. Er soll möglichst das Café seiner Mutter später übernehmen. Doch die Geschichte verläuft anders. Hans Herrmann übt den Konditorberuf nie aus. Nach der Lehre ersteht er - mit Unterstützung seiner Mutter - einen kleinen BMW 3/20 und fährt damit einen Arzt zu seinen Patienten. Dann meldet er ein Fuhrunternehmen an, um Personen zu befördern. 1951 kauft er einen Porsche 356 1300 und nimmt im Februar 1952 an der 1. Hessischen Winterfahrt teil. Weiter geht es mit seinem Porsche (nun mit 1500 ccm) zu einem Rundstreckenrennen auf den Nürburgring - und er gewinnt.  Porsche wird auf ihn aufmerksam und 1953 holt er mit dem Porsche-Werksteam den Klassensieg bei der legendären Mille Miglia, den er 1954 mit einem Porsche 550 Spyder wiederholt. 1954 wechselt er zum Formel 1-Team zu Mercedes-Benz. Nach einem schweren Unfall 1955 im Training zum GP von Monaco und dem Rückzug von Mercedes-Benz vom Motorsport  wird er Langstreckenfahrer für Porsche  und  fährt von 1957 bis 1959 auf Maserati, Cooper und B.R.M.  in der Formel 1. Daneben fährt er mit einem Borgward 1500 RS bei der Berg-Europameisterschaft und wird 1957 Vizemeister. In den 60er Jahren fährt er mit einem kleinen Abarth Langstrecken - und Bergrennen.  Dann wechselt er wieder zu Porsche, gewinnt 1968 das 24-Stunden-Rennen von Daytona und muss regelmäßig  bei den 1000 km Nürburgring den Gesamtsieg knapp  seinen Teamkollegen  überlassen. Doch 1970 krönt er seine Karriere mit dem Gesamtsieg beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans auf dem Porsche 917, bei dem er sich mit seinem Teamkollegen Richard Attwood im strömenden Regen gegen die Konkurrenz durchsetzt. Nun beendet er seine Karriere. 1991 wird Hans Herrmann Opfer einer Entführung und kommt gegen die Zahlung von Lösegeld frei. Der Fall wird nie aufgeklärt. Heute sieht man Hans Herrmann noch bei bedeutenden historischen Motorsportveranstaltungen.

 

12.03.1928 - Kurt C. Volkhart startet seine erste Versuchsfahrt mit dem Opel "Rak 1" auf der Opel-Rennbahn. Er ist damit der erste Mensch, der ein durch Pulverraketen angetriebenes Auto fährt. Später arbeitete er als freischaffender Automobilkonstrukteur. 1938 baute er einen V-2 genannten "Volkssportwagen" auf Ford Eifel-Basis.

 

01.04.1928 - Die Hubraumsteuer für Personenwagen und Motorräder wird eingeführt. Sie beträgt für 1.000 cm jährlich 132 Reichsmark. Für Neuwagen entfällt von April 1933 an die Kfz-Steuer und wird erst 1945 wieder eingeführt.

 

01.04.1928 - Im niederländischen Eindhoven gründet Hub van Doorne einen Maschinenbaubetrieb, aus dem vier Jahre später die Doorne's Aanhangwagenfabriek N. V., kurz D.A.F. Doorne, hervorgeht. Zunächst werden Anhänger und Auflieger gebaut, 1949 beginnt DAF mit dem Bau eigener LKW, 1958 kommt der erste PKW auf den Markt. 1975 wird die PKW-Sparte von Volvo übernommen, die das Modell DAF 46 noch ein Jahr als DAF verkauft. Dann endet die Zeit der DAF-Automobile. Die LKW-Sparte kommt 1987 zu Leyland, und muss 1993 Insolvenz anmelden. 19 Jahre dauert der Konkurs und wird erst 2012 beendet. Doch es geht weiter. 2013 wird ein Montagewerk in Brasilien eröffnet und 2016 wird DAF zusammen mit vier anderen europäischen LKW-Herstellern wegen verbotener Preisabsprachen zu einem Bußgeld von knapp 3 Milliarden Euro belegt.

 

19.04.1928 - Einheitliche Kfz-Kennzeichen für alle 26 Länder. Wo das allererste Schild ein Automobil kennzeichnet, ist umstritten. Eventuell ist es 1892 das Schild mit der Aufschrift "IA1" an einem Dreirad-Motorgefährt von Benz in Berlin. Oder das Schild mit der Nummer 1 an einem Wagen in Baden im Jahr 1896. Wann und wo auch immer, die anderen Staaten und Provinzen des Deutschen Reichs ahmen die Schilder bald nach - mit jeweils eigenen Mustern und Regeln. Die Kennzeichen sind also nur lokal gültig. Doch die Motorisierung schreitet immer weiter voran, eine einheitliche Kennzeichnung wird im ganzen Land unerlässlich: Kurz nach der Jahrhundertwende sind im Deutschen Reich bereits rund 10.000 Pkw zugelassen, dazu kommen etwa 16.000 Krafträder und 1.000 Lkw. Ab 1906 regelt schließlich ein Reichsgesetz die Vergabe von Nummernschildern für alle 26 Länder. Die römische Ziffer I steht zum Beispiel für das Land Preußen, die II für Bayern, die III für Württemberg. Danach folgen ein Buchstabe und eine Seriennummer. Die Schilder selbst bleiben bunt und individuell – bis zum 19. April 1928. Jetzt werden per Verordnung einheitliche Kennzeichen im ganzen Deutschen Reich eingeführt: weiß mit einem schwarzen Rand. Und darauf in schwarzer Schrift - ähnlich wie heute - eine Kombination aus Buchstaben, die die Herkunft bezeichnen, und einer Registriernummer.

 

05/1928 – Die Motorradfabrik Zschopauer Motorenwerke J. S. Rasmussen stellen als ihren ersten Pkw den Kleinwagen DKW P 15 PS vor. Der leichte Wagen mit einem auf Wasserkühlung umgestellten Motorradmotor und Hinterradantrieb wurde von Rudolf Slaby konstruiert, dem ehemaligen Inhaber der Berliner Slaby-Beringer-Automobil-Gesellschaft, die Rasmussen vier Jahre zuvor übernommen hat. Der Zweizylinder-Zweitaktmotor mit Thermosiphonkühlung wird im DKW-Stammwerk in Zschopau hergestellt; die Montage erfolgt in Rasmussens Zweigwerk Berlin-Spandau. Der vorn eingebaute Motor mit 0,6 Liter Hubraum leistet 15 PS. Der Wagen mit selbsttragender Karosserie aus Sperrholz mit Kunstlederbezug hat vorn und hinten Starrachsen mit Querblattfedern und ist als zwei-, drei- oder viersitziges Cabriolet oder Roadster verfügbar. Das Dreigang-Getriebe wird über einen Schalthebel in der Wagenmitte betätigt. Die seilzugbetätigte mechanische Fußbremse wirkt auf alle vier Räder; die Feststellbremse auf das linke Vorder- und das rechte Hinterrad. Mit dem lauten und unkomfortablen Zweitaktmotor ist der Wagen eher für Umsteiger vom Motorrad interessant und weniger als Konkurrenzmodell zu anderen Kleinwagen zu sehen. Zudem ist die Holzkarosserie nicht sehr dauerhaft und verrottet schnell, der Verbrauch an Zweitaktgemisch ist vergleichsweise hoch, ebenso der Verschleiß an Zündkerzen. Nach 3008 Wagen wird die Produktion 1929 eingestellt. Bereits im November 1928 wird der größere Nachfolger P 25 PS mit Vierzylinder-Zweitakt-V-Motor und zwei Ladepumpen vorgestellt. Die DKW 4=8 sind als V 800 / V 1000, Sonderklasse bzw. Schwebeklasse noch bis 1940 im DKW-Angebot. Auf Basis des P 15 PS kommt 1930 der DKW PS 600 Sport mit einem auf 18 PS verstärkten Motor auf den Markt. Der elegante Roadster mit Bootsheck wird 1931 ersatzlos eingestellt.

 

04.05.1928 - Wolfgang Graf Berghe von Trips wird in Köln geboren. Seine größten Erfolge erzielt er für Ferrari in der Formel 1. Als WM-Führender verunglückt er am 10.09.1961 mit seinem Ferrari 156  in Monza und stirbt zusammen mit 15 Zuschauern. Aufgrund seiner erzielten Punkte (33) wird ihm posthum die Vizeweltmeisterschaft hinter Phil Hill (34) verliehen.

 

06.05.1928 - Die diesjährige Targa Florio gewinnt der Franzose Albert Divo auf Bugatti T35. Auf dem 540 km langen Kurs fährt er eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 73,478 km/h. Diesen Erfolg wird er im darauffolgenden Jahr wiederholen.

 

17.05.1928 - In Eisenach wird das 25jährige Bestehen des Allgemeinen Deutschen Automobil-clubs (ADAC) gefeiert.

 

22.05.1928 - Angesichts der Tatsache, dass 19,8% der Personenkraftwagen im Deutschen Reich von ausländischen Unternehmen geliefert werden, fordert der Reichsverband der Automobilindustrie die Bevölkerung auf, deutsche Fabrikate zu kaufen.

 

23.05.1928 - Der Opel RAK2 ist ein raketengetriebenes Fahrzeug des deutschen Automobilherstellers Opel, der in Zusammenarbeit von Fritz von Opel, Max Valier und Friedrich Wilhelm Sander entwickelt und 1928 für Versuchsfahrten auf der Berliner AVUS eingesetzt wird. „Raketenfritz“ Fritz von Opel pilotiert den Wagen und es gelingt ihm, mit dem Fahrzeug am 23. Mai 1928 mit 238 km/h einen neuen Geschwindigkeitsweltrekord aufzustellen. Das Versuchsfahrzeug wird von 24 Feststoffraketen angetrieben, die im Heck montiert sind und 120 Kilogramm Treibladung enthalten. Das Chassis bildet ein Opel-Personenwagen Modell 80, große seitliche Stabilisierungsflügel sorgen für ausreichenden Anpressdruck.

 

17.06.1928 - Das 24-Stunden-Rennen von Le Mans (seit 16.6.) gewinnen die Automobilsportler Woolf Barnato (Großbritannien) und Bernard Rubin (Australien) auf einem Bentley 4 ½ litre mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 111,219 km/h. Barnato startet auch in den nächsten beiden Jahren beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans – und gewinnt erneut. Jeweils auf einem Bentley Speed Six holt er sich 1929 den Gesamtsieg mit Tim Birkin (1929) bzw. Glen Kidston (1930).

 

15.07.1928 - Rudolf Caracciola und Christian Werner gewinnen auf einem Mercedes-Benz SS den Großen Preis von Deutschland auf dem Nürburgring. Auf Platz 2 und 3 folgen Otto Merz bzw. Christian Werner und Willy Walb, ebenfalls auf Mercedes-Benz SS.

 

28.07.1928 - Das deutsche und das österreichische Verkehrsrecht werden in entscheidenden Punkten einander angeglichen.

 

29.07.1928 - Den Großen Preis von Spanien gewinnt der französische Automobilrennfahrer Louis Chiron auf Bugatti mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 127,735 km/h. Die Karriere von Chiron erstreckt sich über einen Zeitraum von 30 Jahren, von seinen ersten Rennen im privaten Bugatti 1926 bis zu seinem letzten Formel 1 Grand Prix 1955 in Monaco im Lancia D50, den er als 56jähriger bestreitet und das Rennen auf dem 6. Platz beendet. Damit ist er der älteste Fahrer, der je ein Formel 1-Rennen bestreitet.

 

04.08.1928 - Die Marke DeSoto wird von Walter P. Chrysler gegründet. Namensgeber ist der spanische Konquistador Hernando de Soto, der im 16. Jahrhundert Expeditionen nach Mittelamerika und durch das südliche Nordamerika unternommen hatte. Die Marke gehört mit der ebenfalls 1928 von Chrysler gegründeten Marke Plymouth zur Chrysler Corporation. DeSoto ist im mittleren Marktsegment zwischen Chrysler und Plymouth positioniert. Im ersten Modelljahr produziert DeSoto 81.065 Fahrzeuge. Dies ist ein Rekord für eine neu gegründete US-amerikanische Automobilmarke, der fast 30 Jahre besteht. 1960 liefert Chrysler die letzten DeSoto an die Händler aus.

 

20.08.1928 - In Berlin beginnt die Produktion des Ford Model A für den europäischen Markt. Produziert wird in gemieteten Lagerräumen am Berliner Westhafen. 1930 wird in Köln ein eigenes Werk errichtet.

 

17.10.1928 - Unter der Geschäftsnummer 6041 stellt das Landesgewerbeamt der Daimler-Benz AG die Typenbescheinigung für das neue Modell L3/4 10/50 PS 2,6 Liter aus, das als Typ Stuttgart 260 (W 11) angeboten wird. Angetrieben wird der Stuttgart 260 von einem Sechszylindermotor mit 2.581 ccm Hubraum und 50 PS. Gebaut wird er von 1928 bis 1935. Erhältlich ist er als "Standard" und "Luxus". Es entstehen 6.757 Fahrzeuge, dazu 50 weitere mit langem Cassis.

 

11/1928 – Die Adler-Werke bringen ihr neues Modell, den Adler Favorit, heraus. Aufbau und Motor folgen dem gleichen Muster wie beim ein Jahr früher erschienenen Sechszylinder-Modell Standard 6A. Der Wagen mit Hinterradantrieb, der nach den deutschen Steuer-PS auch als Adler 8/35 PS (Modelle 8J, 2S und 2A) bezeichnet wird, hat allerdings nur einen Vierzylindermotor. Dieses erste Modell wird bis 1933 13.959 mal verkauft.

 

08.-18.11.1928 - Auf der Automobilausstellung Berlin wird der Opel Regent  (oder auch Opel 23/110 PS) vorgestellt. Wie damals üblich ist er zunächst nur als Fahrgestell zum Preis von 14.000 Reichsmark erhältlich. Mit diesem Preis ist der Opel Regent deutlich günstiger als die Konkurrenz wie z.B. der Horch 8 Typ 500 oder der Cadillac Series 341.  Der Regent hat einen Achtzylinder-Reihenmotor mit 5.972 ccm Hubraum und 110 PS. Es ist der erste (und einzige) von Opel selbst konstruierte Achtzylinder in einem Serienmodell und basiert laut Verkaufsprospekt auf einem Rennmotor von 1921. Nachdem zunächst nur Fahrgestelle verkauft werden, bietet Opel bald darauf auch werkseigene Karosserien an. Es gibt einen offenen siebensitzigen Tourenwagen für 18.500 R, einen Roadster für 19.000 RM und eine Pullman-Limousine für 20.000 RM: Das entspricht ungefähr dem Preis von 10 Opel 4 PS-Kleinwagen.  Mit einem Regent Coupé gewinnt Fritz von Opel 1928 den Schönheitspreis von Baden-Baden. Im März 1928 übernimmt General Motors 80% des Aktienkapitals der Adam Opel AG. Da GM befürchtet, dass der Regent eine zu große Konkurrenz für seine eigenen Spitzenmodelle von Cadillac und Buick darstellen könnte, werden alle bereits gebauten und verkauften Opel Regent zurückgeholt und verschrottet - ein einmaliger Vorgang in der Automobilgeschichte. Kein Fahrzeug hat überlebt, nur einige Bilder existieren noch. Der Name "Regent" wird später auch für die Luxusvarianten des 1931 vorgestellten  Sechszylindermodells Opel 1,8 Liter verwendet. Mit dem Röhr 8 wird erstmals ein deutsches Auto mit Zahnstangenlenkung und Einzelradaufhängung der Öffentlichkeit gezeigt. Aufgrund der Weltwirtschaftskrise ist dies für die nächsten Jahre die letzte IAA. Erst 1933 findet die Automobilausstellung wieder statt.

 

14.11.1928 - Die Bayrischen Motorenwerke München AG kauft die DIXI-Fahrzeugfabrik Eisenach A.G. Damit stieg BMW erstmals in die Automobil-Produktion ein. Der BMW 3/15 PS Typ DA 2 ist das erste Automobil mit dem weiß-blauen BMW-Markenzeichen und basiert wie sein Vorgänger auf dem englischen Kleinwagen Austin Seven. Am 9. Juli 1929 ist der Wagen in den beiden Ausführungen (Limousine und Tourenwagen) bei den BMW-Händlern verfügbar. Anlässlich der Eröffnung der neuen Filiale in Berlin wird er am selben Tag als BMW 3/15 der Presse vorgestellt.

 

03.12.1928 - Die Rüsselsheimer Opelwerke werden in eine AG mit einem Stammkapital von 60 Millionen gewandelt. Zu diesem Zeitpunkt ist Opel mit 44% aller produzierten Kraftfahrzeugen größter Fahrzeughersteller im Deutschen Reich. Ein Jahr später verkaufen die Brüder Wilhelm von Opel und Friedrich Opel 80% ihrer Unternehmensanteile an den amerikanischen Automobilkonzern General Motors (GM).

 

 

1929

 

01/1929 – In Eigeninitiative baut “Bentley-Boy” Tim Birkin einen Bentley 4 1/2 Litre um. Er wird mit einem Roots-Kompressor und weiteren Modifikationen ausgestattet. Zunächst entstehen fünf dieser Bentley 4 ½ Liter Supercharged („Blower“) in Birkins Werkstatt. W.O. Bentley hält überhaupt nichts vom „Supercharged-Prinzip“.  Zu Recht, denn der „Blower“ ist in jeder Hinsicht ein Desaster. Während ein herkömmlicher 4 ½ Litre bei einer Geschwindigkeit von 100 km/h rund 16 Liter auf 100 km/h verbraucht, sind es beim „Blower“ stolze 102 Liter. Um in Le Mans zugelassen zu werden, müssen mindestens 50 Exemplare gebaut werden. Gegen den Willen von W.O. Bentley gibt Bentley-Boy Woolf Barnato, Mehrheitseigentümer und Vorstandsvorsitzender bei Bentley, den Auftrag, diese Fahrzeuge zu bauen. Aufgrund ausbleibender Rennerfolge wird der „Blower“ auch zum finanziellen Desaster. 1929 geht Barnato selbst in Le Mans an den Start, jedoch in einem von W.O. Bentley konstruierten 4 ½ Litre Speed Six. Erst beim Le Mans-Rennen 1930 werden zwei „Blower“ eingesetzt. Einer fährt sogar die schnellste Rennrunde, doch beide Fahrzeuge fallen während des Rennens aus. Insgesamt werden 55 Chassis produziert, davon fünf bei Birkin, 49 direkt bei Bentley und ein weiteres 1933 durch Rolls-Royce.

 

15.02.1929 - Er ist der einzige Rennfahrer, der die so genannte Triple Crown des Motorsports erringen konnte: Der am 15.02.1929 geborene Norman Graham Hill gewinnt in seiner Karriere sowohl den Großen Preis von Monaco in der Formel 1, die 24 Stunden von Le Mans und die Indy 500. Kein anderer Fahrer konnte diesen fiktiven Titel gewinnen. Daneben startet er zwischen 1958 und 1975 bei 176 Grand Prix in der Formel 1, wird zweifacher Weltmeister mit B.R.M. und Lotus. 1975 tritt er vom aktiven Rennsport zurück, nur kurze Zeit danach stirbt er zusammen mit fünf weiteren Mitgliedern des Embassy-Hill-Teams bei einem Flugzeugabsturz. 21 Jahre nach seinem Tod wird sein Sohn Damon Hill Formel 1-Weltmeister mit Williams-Renault und begründet die erste Rennfahrerdynastie in der Formel 1.

 

05.03.1929 - Im schwedischen Trollhättan wird Erik Carlsson geboren. Sein Name ist untrennbar mit Saab und dem Rallyesport verbunden. Zunächst hat er einige Erfolge bei nationalen Rennveranstaltungen im benachbarten Finnland. 1957 feiert er seinen ersten großen internationalen Erfolg, als er die 1000-Seen-Rallye gewinnt, der heutigen Rallye Finnland. In den nächsten 10 Jahren folgen u.a. Siege bei der Rallye Schweden (1959), der Rallye Monte Carlo (1962, 1963) und der Rallye die Fiori, dem Vorgänger der Rallye San Remo. Dreimal in Folge triumphiert er bei der RAC Rallye (1960, 1961, 1962). Seinen Spitznamen Carlsson auf dem Dach erhält er in Anlehnung an Astrid Lindgrens Romanfigur, da es durchaus vorkommt, dass er seinen Saab aufs Dach legt. Carlsson gilt er als Vater des Linksbremsens. Um die Drehzahlen der Saab-Zweitaktmotoren hochzuhalten, lässt er den rechten Fuß auf dem Gaspedal und bremst mit dem Linken. Auch seine Frau gibt Gas: 1963 heiratet Carlsson Pat Moss, die jüngere Schwester der britischen Formel 1-Rennfahrers und Mille Miglia-Siegers Stirling Moss. Am 27.05.2015 stirbt Erik Carlsson in England.

 

08.03.1929 – Mit der Eintragung im Handelsregister des Amtsgerichtes Eisenach: "Im Handelsregister B ist die Firma der Zweigniederlassung erloschen." verschwindet nicht nur die Fahrzeugfabrik Eisenach, sondern gleichzeitig das Markenzeichen Dixi, das zu einem der angesehensten im deutschen Automobilbau gehört, von der Bildfläche. BMW übernimmt nicht nur Fahrzeugproduktion und Werk mit allem "toten und lebenden Inventar", sondern auch die gesamte Dixi-Service-Organisation. Der populäre neue Dixi 3/15 wird in BMW 3/15 PS umbenannt. Der Name erklärt sich durch die Motorleistung von 15 PS. Die drei ergibt sich aus einer komplizierten Berechnung der damals üblichen Steuer-PS. Beim 3/15 gibt die Berechnung über Hubraum und Zylinderzahl den Wert 2,84 – aufgerundet eben 3.

 

17.03.1929 - Die Brüder Wilhelm von Opel und Friedrich Opel verkaufen 80 % ihrer Unternehmensanteile an den amerikanischen Automobilkonzern General Motors, zwei Jahre später gehört Opel vollständig zu GM. Die Opel-Brüder bleiben im Aufsichtsrat, Fritz von Opel leitet den Vorstand.

 

04/1929 - Der bereits auf der Londoner Motor Show 1928 vorgestellte MG M-Type wird im Morris-Werk in Cowley hergestellt. Mit diesem kleinen Wagen, dem ersten Midget (dt.: Zwerg), erschließt sich MG ein neues Marktsegment, was die Firma vermutlich nach der Weltwirtschaftskrise vor dem Untergang rettet. Der zweitürige Sportwagen hat einen Reihenvierzylindermotor mit 847 ccm Hubraum und 20 bhp. Gebaut wird der M-Type Midget bis 1932.

 

04.04.1929 - Der Ingenieur und Automobilpionier Carl Friedrich Benz stirbt  in Ladenburg. Sein Benz Patent-Motorwagen Nummer 1 von 1885 gilt als erstes praxistaugliches Automobil. Carl Benz besucht zunächst das naturwissenschaftlich orientierte Karlsruher Lyzeum. Seine Mutter vergibt Kost und Logis an Studenten des Polytechnikums, den von ihrer kargen Witwenrente kann sie sich und ihren Sohn nicht ernähren. Nach der Schule besteht Carl die Aufnahmeprüfung am Polytechnikum Karlsruhe und studiert erfolgreich Maschinenbau. 1971 gründet er in Mannheim mit den Mitteln seiner späteren Ehefrau Bertha Ringer die „Eisengießerei und mechanische Werkstätte“. Ein Jahr später heiratet er Bertha Ringer. Aus der Ehe gehen fünf Kinder hervor. 1878/18979 entwickelt Benz einen verdichtungslosen Zweitaktmotor und später einen leichten Viertaktmotor. Er entwickelt den Differentialantrieb weiter und weitere Kraftfahrzeugelemente wie die Achsschenkellenkung, die Zündkerze, den Vergaser, die Kupplung oder die Gangschaltung. Diese Arbeiten sind sehr kostspielig und auf Drängens einer Hausbank wird die Firma 1882 in eine Aktiengesellschaft unter dem Namen „Gasmotorenfabrik in Mannheim A.G.“. Aufgrund von Differenzen im Aufsichtstrat über seine Visionen verlässt Carl Benz die Firma und gründet 1883 die „Benz & Cie. Rheinische Gasmotorenfabrik Mannheim“.  Am 29. Januar 1886 meldete er seinen Motorwagen zum Patent an, den „Benz Patent-Motorwagen Nummer 1“ („Tricycle“ laut Patenttext). Das Fahrzeug gilt als erstes praxistauglicher Kraftwagen. Zunächst wird sein Fahrzeug jedoch belächelt und als „Wagen ohne Pferde“ bezeichnet.  Am 01.08.1988 erhält er für seinen Motorwagen die erste Fahrerlaubnis der Welt, ausgestellt vom Großherzoglich-Badischen Bezirksamt. Nur wenige Tage später unternimmt seine Ehefrau Bertha die berühmte erste erfolgreiche Fernfahrt mit ihren Söhnen Eugen und Richard im Benz Patent-Motorwagen Nummer 3. Im Jahr 1899 wird das Unternehmen in die „Benz & Cie AG“ umgewandelt und ist 1900 die größte Automobilfabrik der Welt. Dennoch tritt Benz 1903 verärgert aus dem Unternehmen aus und gründet 1906 mit seinen Söhnen das Unternehmen „Carl-Benz Söhne“. 1914 verleiht die Technische Hochschule Karlsruhe Carl Benz den Ehrendoktortitel. Im Alter von 84 Jahren stirbt er an den Folgen einer Entzündung der Bronchien.

 

01.09.1929 - Im Garten des Grand Hotels in Cernobbio am Comer See findet der erste Coppa d’Oro Villa d’Este statt. Dort werden herausragende Neuerscheinungen auf dem Automarkt prämiert. 80 Teilnehmer sind bei der ersten Veranstaltung zu verzeichnen. 1949 gewinnt ein von der Karosseriefirma Touring gestylter Alfa Romeo 6C2500 diesen Preis. Fortan ist dieser Wagen der bisher einzige, der den Namen Villa d’Este auch in der Typenbezeichnung trägt. Die klassische Form der Veranstaltung endet 1952. Mitte der 1980er Jahre wird sie mit dem heutigen Konzept zur Prämierung von edlen Oldtimern wiederbelebt. Besitzer gepflegter alter Autos können dort auf Einladung das Ergebnis ihrer Leidenschaft zur Schau stellen. Beim heutigen Concorso d’Eleganza Villa d’Este werden klassische Oldtimer vor allem nach dem Kriterium Schönheit prämiert. Vorausgesetzt wird ein perfekter Originalzustand mit voll funktionsfähiger Technik. Entscheidende Kriterien sind jedoch die interessante Geschichte des Wagens und besonders dessen ästhetischer Wert bzw. seine Eleganz. In Europa hat sich die Veranstaltung zu einem angesehenen Treffpunkt für Liebhaber hochwertiger klassischer Automobile entwickelt, und auch heutige Automobil-Designer suchen dort gerne Anregungen für ihre Arbeit.

 

06.09.1929 - Das erste internationale Gaisbergrennen findet am Gaisberg, dem Hausberg der Stadt Salzburg (Österreich) statt. Es siegt Max von Arco-Zinneberg auf Mercedes-Benz SSK.

 

09.09.1929 - In Berlin eröffnet die neue BMW-Filiale, gleichzeitig wird der  BMW 3/15 PS der Presse vorgestellt. Es ist das erste Automobil der von BMW und eine Weiterentwicklung des Dixi 3/15 DA der Fahrzeugfabrik Eisenach. Diese wurde Ende 1928 von BMW übernommen, das Modell ist ein Lizenzbau des Austin 7 der Austin Motor Company. Auch der BMW 3/15 ist ein Lizenzbau des Austin 7. Gleichzeitig sichert sich BMW vom französischen Hersteller Rosengart das Recht, dessen zeitgemäßes Karosseriedesign zu übernehmen, wobei BMW das Vorbild zu einer kompletten Ganzstahlkarosserie weiterentwickelt. Der BMW 3/15 entsteht jedoch nicht in Bayern, sondern am 22.03.1929 in Berlin-Johannisthal. Die Fahrgestelle kommen aus Eisenach, die Blechteile werden bei Ambi-Budd in Berlin gepresst. Gleichzeitig wird das Fahrzeug in konventioneller Gemischtbauweise nach dem „System Weymann“ in Eisenach hergestellt. Den BMW 3/15 gibt es den Karosserieversionen Roadster, Tourenwagen, Limousine, Coupé, Kabriolimousine und Cabriolet. Angetrieben wird der 3/15 von einem 0,75 Liter großen wassergekühlten Vierzylindermotor mit 15 PS. Damit fährt der Wagen mehr als 75 km/h schnell, wobei bei dauerhaftem Fahren die Kurbelwelle aufgrund sich aufbauender Schwingungen brechen kann. Zwischen März 1929 bis Februar 1932 entstehen 12.318 Fahrzeuge.

 

17.09.1929 - In der britischen Hauptstadt London wird Stirling Craufurd Moss in eine motor-sportbegeisterte Familie hineingeboren. Schon sein Vater startet bei Automobilrennen in Brookland und Indianapolis, während seine Mutter in den dreißiger Jahren an Trialrennen teilnimmt.  Mit 19 Jahren startet er seine eigene Rennkarriere in einem Cooper-Formel-3-Wagen, im darauffolgenden Jahr kann er erste internationale Erfolge feiern. Zwischen 1951 und 1961 fährt er in der höchsten automobilen Motorsportklasse (Formel 1) und gilt mit vier Vizeweltmeisterschaften und 16 Grand-Prix-Siegen als der erfolgreichste Fahrer unter denen, die nie Weltmeister wurden. Daneben ist er aber auch – wie viele seiner Formel 1-Kollegen – bei Langstreckenrennen unterwegs. So gewinnt er 1955 zusammen mit Dennis Jenkinson auf Mercedes-Benz 300 SLR die legendäre Mille Miglia – in einer heute noch gültigen Rekordzeit – sowie die Targa Florio. 1960 siegt er im Maserati „Birdcage“ mit Dan Furney beim 1000-km-Rennen auf dem Nürburgring. An 23.04.1962 endet seine Karriere in Goodwood. Bei der Glover Trophy, einem nationalen Formel 1-Rennen, kommt er von der Strecke ab und prallt gegen einen Erdwall. Er erleidet Knochenbrüche und ein Hirntrauma, liegt zunächst im Koma und ist halbseitig gelähmt. Die Genesung dauert über ein Jahr. Dann kehrt er zu Testzwecken auf die Rennstrecke nach Goodwood zurück, erklärt trotz konkurrenzfähiger Rundenzeiten jedoch seinen Rücktritt. Seiner eigenen Aussage zufolge habe er nicht mehr die Selbstverständlichkeit, die Leichtigkeit des Fahrens. 1999 wird er von der britischen Königin als Knight Bachelor in den Adelsstand erhoben und erhält den Namenszusatz „Sir“. Stirling Moss gehört zu den besten Rennfahrern des Jahrhunderts, der in seiner Karriere auf unterschiedlichen Fahrzeugtypen unterwegs war. Auf fünf verschiedenen Marken (Mercedes-Benz, Maserati, Vanwall, Cooper und Lotus) gewinnt er Formel 1-Rennen sowie auch auf anderen Marken diverse Sportrennen. Bis ins hohe Alter ist Sir Stirling Moss gerngesehener Gast bei vielen bedeutenden Klassikveranstaltungen. Am 12.04.2020 verstirbt er im Alter von 90 Jahren in seinem Haus in London.

 

28.09.1929 -  In Cremona, Italien, setzt der Werksfahrer Borzacchini am Steuer des Maserati V4 mit 16-Zylindermotor den neuen Weltrekord der Klasse C über 10 Kilometer mit einer Geschwindigkeit von 246,069 km/h. Dieser Rekord hat bis 1937 Gültigkeit.

 

10/1929 - Auf den Automobilausstellungen in Paris und London zeigt Bugatti den neuen Type 46, der begeistert von der Fachpresse aufgenommen wird. Dieser wurde von Bugatti entwickelt, da sich das für Staatschefs und Könige vorgesehen Luxusmodell Typ 41 Royal als nicht verkäuflich erwies. Bei dem auch "Petit Royale" bezeichneten Typ 46 handelt es sich um ein von einem 5,3-Liter-Achtzylindermotor (140 PS) angetriebenes Chassis von ähnlicher Konzeption wie der Typ 41, jedoch mit bescheideneren Abmessungen. Der Typ 46 verkauft sich gut und wird von den renommiertesten europäischen Karosserieschneidern wie Weymann, Mulliner oder Saotchik, aber auch von Bugatti selbst eingekleidet. Insgesamt entstehen rund 200 Chassis, darunter 20 vom seit 1931 angebotenen Kompressormodell Typ 46S.

 

10/1929 - Der tschechische Automobilhersteller Aero präsentiert den Aero 10 (auch Aero 500) auf dem Prager Automobilsalon. Das Modell wird von 1929 bis 1932 gebaut. Es ist das erste Fahrzeug dieser Marke und wurde aus dem Enka entwickelt. Der Aero wird damals wegen des typischen Geräuschs des Handanlassers auch „Klingler“ (tschechisch „Cinkac“ oder „Cililink“) genannt. Sein Einzylinder-Zweitakt-Motor hat einen Hubraum von 499 cm³ und leistet 10 PS. Die Hinterachse hat kein Differentialgetriebe und die Bremse wirkt nur mechanisch auf die Hinterräder. Mit Hinterradantrieb und Dreiganggetriebe erreicht der Wagen eine Höchstgeschwindigkeit von rund 70 km/h. Der Kraftstoffverbrauch beläuft sich auf 5 l/100 km. Insgesamt werden 1360 Exemplare gebaut. Noch vor Präsentation des Fahrzeugs auf dem Prager Automobilsalon nehmen Bohumil Turek und Antonin Nahodil an der Sternfahrt Prag–Paris–Brest–Prag (3613 km) teil. Anschließend fahren sie die Strecke Prag–Hamburg–Prag (1300 km). Sie benötigen für diese Fahrt insgesamt 184 Stunden und 35 Minuten, was einem Durchschnitt von 26,6 km/h entspricht. Damit erreichen sie den Gesamtsieg. Marke und Fahrzeug werden in ganz Europa bekannt. Turek wird anschließend zum Leiter der Testabteilung. Bei der ADAC-Fahrt Berlin-Prag-Manzanares (Spanien) und zurück erreicht Turek 1930 einen Schnitt von 48,8 km/h, was dem Klassensieg in der Kleinwagenklasse entspricht. Im gleichen Jahr nimmt ein Aero-Werksteam an der Sternfahrt anlässlich des Prager Autosalons 1930 teil, darunter auch mit dem Fahrzeug, das bereits die Spanienfahrt hinter sich hat, und können dabei die Markenwertung für sich entscheiden. Bei der ADAC-Fahrt Berlin-Manzanares-Berlin 1931 kann Turek den Gesamtsieg vor dem Zweitplatzierten Hans Stuck auf Mercedes-Benz erringen.

 

28.10.1929 - Der Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer unterzeichnet den Vertrag über den Bau eines Ford-Werkes auf einem 170.000 qm großen Grundstücks in Köln-Niehl. 1930 wird der Firmensitz von Ford Deutschland nach Köln verlegt und am 04.05.1931 beginnt die Produktion des Modell A mit 619 Beschäftigten. Doch nur drei Wochen später veranlasst die Weltwirtschaftskrise die Schließung des Werks. Nicht lange darauf wird die Produktion wieder aufgenommen, mehr als 6.000 Fahrzeuge laufen 1931 vom Band.

 

29.12.1929 - Im Alter von 83 Jahren stirbt mit Wilhelm Maybach in diesem Jahr nach Carl Benz ein weiterer Automobilpionier. Nach dem Tod seiner Eltern wächst Maybach im Reutlinger Bruderhaus auf. Dort erhalten Waisenkinder aus armen Familien Erziehung und eine Ausbildung. Maybach wird zum technischen Zeichner und Konstrukteur ausgebildet. Im Bruderhaus lernt er auch Gottlieb Daimler kennen, dieser ist Leiter der Maschinenfabrik des Bruderhauses. Maybach wird ihm als Assistent zugeteilt. 1873 wechseln beide zur Gasmotoren-Fabrik Deutz bei Köln. Hier bringt Maybach den von Nikolaus Otto entwickelten Verbrennungsmotor zur Serienreife. 1878 heiratet Wilhelm Maybach Bertha Wilhelmine Habermaahs, mit ihr hat er zwei Söhne und eine Tochter. Als Daimler die Daimler-Motoren-Gesellschaft gründet, wird Maybach sein technischer Direktor. Um 1900 konstruiert er im Auftrag des österreichischen Kaufmanns Emil Jelinek den Mercedes-Simplex, einen Rennwagen mit einem 35 PS-Vierzylindermotor. Ausgestattet mit Maybachs Erfindungen wie Bienenwabenkühler und Zahnradgetriebe, stellt das Fahrzeug für damalige Verhältnisse das Auto der Zukunft dar. 1909 macht er sich mit seinem Sohn Karl selbständig und gründet in Bissingen/Enz die Maybach-Motorenbau GmbH. Zunächst baut er Motoren für Starrluftschiffe (Zeppeline). Da nach dem Ersten Weltkrieg Deutschland der Flugzeugbau verboten ist, beginnt Maybach mit der Herstellung von Automobilen. 1919 wird der erste Versuchswagen „W 1“ fertiggestellt, 1921 wird der erste zum Kauf angebotene Wagen „W 3“ (22/70) mit einem Sechszylindermotor auf der Berliner Automobilausstellung vorgestellt. Weitere Typen folgen. Bis zu seinem Tod lebt Wilhelm Maybach in seiner Villa in Bad Cannstatt. Er wird in unmittelbarer Nähe von Gottlieb Daimler auf dem Cannstatter Uff-Kirchhof beerdigt.

 

1929 - Der DKW Typ 4=8 des deutschen Automobilherstellers Dampf-Kraft-Wagen wird in Zwickau gebaut. In Frankfurt wird der Adler Favorit vorgestellt und Renault präsentiert mit dem Renault Monastella, einer kleinen Luxuslimousine, und dem Renault Vivastella, einem luxuriösen Oberklasse-Automobil, gleich zwei neue Fahrzeuge. Bei Peugeot ist der 201 neu im Programm und Amilcar bringt den glücklosen Amilcar 8 auf den Markt. In Großbritannien präsentiert Rover sein neues Modell 10/25, der von Sir Henry „Tim“ Birkin entworfene Bentley Blower No. 1 wird vorgestellt und in den USA werden die erfolgreichen Modelle Chrysler 1929 Plymouth Sedan, 1929 Marmon Four Door Sedan , Franklin 135 Victoria Sedan und 1929 DeSoto der Öffentlichkeit präsentiert. Die New Era Motor Car Company bringt zwei Jahre vor ihrem Konkurs mit dem 1929 Ruxton einen eleganten Familienwagen auf den Markt. Bei den Sportwagen bringt die US-Autoindustrie den Dupont Boat Tail Coupé und den Cadillac V-8 Dual-Cowl Sport Sedan hervor. BMW bringt mit dem neuen 335 einen Sechszylinder-Sportwagen auf den Markt, der dem Konkurrenten Mercedes-Benz Konkurrenz macht. Von der Auto Union kommt der zweitürige Kleinwagen DKW F8 und die Ford Motor Company stellt erstmals den legendären Ford Taunus der deutschen Öffentlichkeit vor. Renault präsentiert die großräumige Luxus-Limousine Suprastella als Nachfolger des Renault Nervastella und in Großbritannien macht Daimler mit der großräumigen Limousine DB 18 Consort auf sich aufmerksam. In den USA bringt General Motors den Oberklasse-Wagen Cadillac Series 61 auf den Markt, Studebaker den Champion und der Industrielle Powel Crolsley einen zweitürigen kompakten Wagen mit geringem Benzinverbrauch, der in großen Kaufhäusern für nur 250 US-Dollar zu haben ist. Gleichzeitig verschwindet in diesem Jahr das 1907 gegründete Unternehmen Detroit Electric vom Automobilmarkt wie auch das bereits 1898 gegründete Unternehmen Stutz Motor Company.

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