6.   Die 1940er – Dunkle Zeiten und Aufbruch

 

 

1940

 

12.02.1940 – Im englischen Eastborne stirbt der in Australien geboren britische Automobilrennfahrer Selwyn Francis Edge im Alter von 72 Jahren. 1899 bestreitet er mit einem De-Dion-Bouton-Tricycle sein ersten Rennen, das von Paris nach Bordeaux führt. Dabei scheidet er allerdings aus. Später wechselt er zu Napier. Der Marke bleibt er bis 1913 als Fahrer und anschließend als Händler treu. 1902 gewinnt Edge den Gordon-Bennett-Cup, dabei ist er jedoch der einzige Fahrer, der am Ziel ankommt, während alle anderen Teilnehmer ausscheiden. 1904 wird er Teamchef von Napier. Auf der neuen Brooklands-Rennstrecke stellt er 1907 mit 2.546 km einen neuen 24-Stunden-Rekord auf, den er 1922 mit 2.868 km verbessert. 1937 bestreitet er im Alter von 69 Jahren sein letztes Rennen auf der Brooklands-Rennstrecke.

 

28.04.1940 – Nachdem die Mille Miglia 1938 von einem schweren Unfall mit zahlreichen Todesopfern überschattet war und daraufhin im Folgejahr keine Mille Miglia stattfand, gehen 1940 wieder Rennfahrer mit ihren Fahrzeugen an den Start. Allerdings nicht auf der gewohnten Strecke Brescia – Rom – Brescia, sondern auf einem Dreieckskurs mit den Eckpunkten Brescia – Cremona – Mantua. Die 165 Kilometer lange Strecke muss neunmal befahren werden. Am Start sind auch die BMW-Werksfahrer Huschke von Hanstein und Walter Bäumer mit ihrem bei der Carrozzeria Touring gebauten BMW 328 Coupé. Nach einem Klassensieg zwei Jahre zuvor auf BMW 328 holen sie sich diesmal mit dem Zweiliter-Sechszylinder den Gesamtsieg vor dem Italiener Nino Farina im Alfa Romeo 6C 2500. Dies ist nach Rudolf Caracciola 1931 auf Mercedes-Benz SSKL der zweite Sieg eines Nichtitalieners bei der Mille Miglia.

 

30.05.1940 – Schon bald nach dem Beginn der Fahrzeugproduktion sammelt Maserati Erfolge im Motorsport weltweit. Der wohl bedeutendste internationale Sieg gelingt mit dem Maserati 8CTF am 30. Mai 1940 bei den schon damals legendären 500 Meilen von Indianapolis. Nicht nur, dass der italienische Sportwagenhersteller damit seinen Erfolg vom Vorjahr wiederholt und bis heute zu einer Handvoll europäischer Marken gehört, die das „Indy 500“ überhaupt gewinnen konnten: Sieger Wilbur Shaw ist der erste Pilot in der Geschichte des Rennens, der zwei Siege in Folge feiern kann. Der Erfolg in Indianapolis trägt maßgeblich dazu bei, die Bekanntheit von Maserati in den USA zu steigern. Der Maserati 8CTF basiert auf einem Konzept von Ernesto Maserati und entsteht 1938. Kennzeichnend sind seine acht Zylinder, die in zwei Monoblöcken aus je vier Zylindern einschließlich Zylinderköpfen gegossen sind. Dieses Merkmal bringt ihm auch seinen Namen ein: 8C für acht Zylinder, TF für „Testa fissa“ (fester Kopf). Das Exemplar, das 1939 und 1940 in Indianapolis gewinnt, wurde vom Chicago Boyle Racing Headquarters Team eingesetzt, das Michael Joseph „Mike“ Boyle gehört. Daher tritt der Wagen unter der Bewerbung „Boyle Special“ an. Nach den ersten beiden Siegen scheint für Shaw 1941 sogar ein Hattrick möglich. Doch ein Reifenschaden verhindert, dass er das Rennen zum dritten Mal in Folge gewinnt. Nach der Pause durch den Zweiten Weltkrieg beendet 1946 derselbe 8CTF, den Shaw gefahren war, die „Indy 500“ auf Rang drei - diesmal mit Ted Horne am Steuer. Er wiederholt den Erfolg 1947 und wird 1948 nochmals Vierter. Die Ergebnisse bestätigen die erstaunliche sportliche Langlebigkeit der Konstruktion von Ernesto Maserati. Die atemberaubenden Auftritte im Oval von Indianapolis legen den Grundstein für die Geburt eines italienischen Mythos in den USA. Das Ansehen ist so groß, dass 2014 die US-amerikanische HVA (Historical Vehicle Association) den Maserati 8CTF als erstes nichtamerikanisches Fahrzeug registriert und es einen festen Platz in den Annalen der Library of the US Congress erhält. Die Dokumentation wird unter den „Standards for Heritage Documentation“ des Innenministers aufgezeichnet und in das NHVR (National Historic Vehicle Register) sowie das HAER (Historic American Engineering Record) aufgenommen. Darüber hinaus wird das Fahrzeug, mit dem Wilbur Shaw die Siege in Indianapolis einfuhr, mit der Originallackierung restauriert und ist seither im Indianapolis Speedway Museum zu sehen. Die Rennerfolge des Maserati 8CTF beschränken sich aber nicht nur auf die amerikanischen Ovalrennstrecken. Das Fahrzeug siegt auch bei einem anderen berühmten Rennen in den USA, dem Pikes Peak Hill Climb in Colorado. Hier gewinnt Luis Unser 1946 und 1947 mit dem 8CTF. Das Bergrennen führt über eine Distanz von rund 20 Kilometern. Exakt 156 Kurven und 2.860 Höhenmeter sind auf hauptsächlich unbefestigten Straßen zu absolvieren. Zielankunft ist auf 4.300 Metern Höhe - eine Herausforderung für Pilot und Fahrzeug, bei der sich der 8CTF als äußerst wettbewerbsfähig erweist.

 

01.07.1940 - Die mit dem Reichsgesetz vom 7. November 1939 beschlossene Kfz-Haftpflichtversicherung tritt in Kraft - "um den Schutz der Verkehrsopfer wirksamer zu gestalten", wie es in seiner Einleitung heißt. Mittlerweile sind damals rund vier Millionen Autos zugelassen. Als Carl Benz 1886 zum ersten Mal mit seinem Motorwagen durch Mannheim fährt, denkt wohl kaum jemand an die Risiken des neuen Gefährts. Die Haftpflicht des Automobilisten ist noch kein Thema, geschweige denn eine entsprechende Versicherung. In den nächsten 20 Jahren setzt sich jedoch das Auto als Verkehrsmittel mehr und mehr durch. 1907 gibt es im Deutschen Kaiserreich rund 27.000 Automobile, 1913 sind es bereits 60.000 Personenwagen. Gleichzeitig steigt die Unfallgefahr. Bereits 1909 wird per Gesetz die sogenannte Gefährdungshaftung für Kraftfahrzeughalter eingeführt. Auf dieser Grundlage kann ein Autohalter auch dann in Anspruch genommen werden, wenn er mit seinem Wagen schuldlos einen Schaden verursacht hat. Der Abschluss einer Haftpflichtversicherung ist Fahrzeughaltern in Deutschland allerdings lange Zeit freigestellt - im Unterschied zu anderen Staaten. Nur deutsche Fahrlehrer (ab 1933), Personenbeförderer (ab 1934) und Fernlastwagenfahrer (ab 1935) sind zum Abschluss verpflichtet. In der Zeit des Nationalsozialismus lehnt das Reichsverkehrsministerium einen Versicherungszwang zunächst ab. Das ändert sich erst 1938 mit dem sogenannten Anschluss Österreichs, wo eine Pflichtversicherung schon 1929 eingeführt wurde.

 

18.08.1940 - Im Alter von 65 Jahren verstirbt der US-amerikanischer Automobilpionier und Gründer der Chrysler Corporation Walter Percy Chrysler.  Der Sohn eines Lokomotivingenieurs wird 1910 Werksleiter bei Buick in Flint, Michigan, und im November 1912 Präsident von Buick. 1917 scheidet er bei Buick aus, wechselt zur Chase Manhattan Bank und soll in deren Auftrag die Willys Corporation sanieren.  Der nächste Job ist 1921 die Sanierung des Automobilproduzenten Maxwell. Dabei wird das Werk an den früheren GM-Chef Durant verkauft, während dieser kein Interesse an einem bereits entwickelten Sechszylinder-Prototyp hat.  Zusammen mit dem früheren Willys-Team entwickelt Chrysler das Fahrzeug zur Serienreife. Gebaut wird es in den ehemaligen Chalmers-Hallen unter dem Namen Chrysler. 1925 wird die Chrysler Corporation gegründet. Von 1928 bis 1930 lässt er für die Chrysler Corporation einen Wolkenkratzer in New York bauen. Das Chrysler-Building ist 319 Meter hoch und kurzfristig das höchste Gebäude der Welt. Doch nur bis 1931, dann entsteht das 62 Meter höhere Empire State Building. 1935 zieht Walter Chrysler sich aus dem Geschäftsleben zurück. Er gilt als der letzte Automobilpionier, der aus eigener Kraft einen Automobilkonzern gegründet und am Leben erhalten hat.

 

 

1941

 

20.02.1941 - Den Namen Jeep macht der Chef-Testfahrer von Willys-Overland, Irving Red Hausmann, erstmals publik – und zwar im Februar 1941, als er „seinen“ Jeep der Presse vorstellt. Es ist überliefert, dass er bei der Pressevorstellung mit dem Jeep die Treppe des Kapitols in Washington hochfährt – begleitet von der Washington Daily News-Journalistin Katherine Hillyer. Wieder am Fuß der Treppe angekommen, fragt einer der Zuschauer, was das denn für ein Auto sei. Hausmann: „It’s a Jeep.“ Hillyer übernimmt diesen Namen für ihren Artikel – und damit ist der Name Jeep für alle Zeiten etabliert und wird sogar von den Militärs als offizielle Bezeichnung akzeptiert.

 

30.06.1941 – Im Alter von nur 32 Jahren stirbt der Motorrad- und Automobilrennfahrer Walter Bäumer bei einem privaten Autounfall in Herford. Zunächst macht Bäumer eine kaufmännische Ausbildung und kann 1928 als Motorradrennfahrer für NSU bereits 1928 insgesamt zwölf verschiedene Rennen siegreich beenden. Nach einem Unfall wendet er sich dem Automobilsport zu, wo er auf Dixi und BMW zum gefährlichsten Gegner des Eisenachers Robert „Bobby“ Kohlrausch wird. Als er auf einem BMW 3/15 PS DA 3 Wartburg Autorennen bestreitet, hat Bäumer schnell den Spitznamen „Walter von der Wartburg“ weg. Zwischen 1933 und 1937 nimmt er sehr erfolgreich an Bergrennen teil, wobei er zumeist auf Austin fährt. Zwischen 1937 und 1939 ist er Ersatzfahrer für Mercedes, kommt für die Grand Prix von Deutschland (1937 und 1938) und der Schweiz (1938) allerdings nicht zum Einsatz, während er in den GP von Donington (1938) und Belgrad (1939) das Ziel nicht erreicht. Bäumer ist Mitglied des NSKK, was damals Voraussetzung für die Teilnahme an offiziellen Rennen war. 1937 tritt er auch der NSDAP bei, möglicherweise um seine Chancen einer Teilnahme an den Grand-Prix-Rennen zu erhöhen. Die Einziehung an die Front bleibt ihm erspart, seinen Kriegsdienst leistet er als NSKK-Sturmführer in der Fahrbereitschaft ab, wohl im besetzten Frankreich. Internationale Bekanntheit erringt er 1940 durch den Gesamtsieg auf einem BMW 328 Touring-Coupé beim Großen Preis von Brescia (Gran Premio de Brescia della Mille Miglia), der wegen des schweren Unfalls im Jahre 1938 ausgetragenen Ersatzveranstaltung der Mille Miglia (über 9 Runden von jeweils ca. 165 km). Für diesen für die Machthaber der Zeit des Nationalsozialismus prestigeträchtigen Wettbewerb wird Bäumer vom NSKK dazu verpflichtet, als Kopilot zusammen mit dem SS-Rennfahrer Fritz Huschke von Hanstein ein Gespann zu bilden, – allerdings ist es Bäumer, der das Stromlinien-Coupé des Teams über die letzten drei Runden zum Sieg steuert.

  

19.07.1941 - In Mailand stirbt der italienische Flieger und Automobilrennfahrer Bartolomeo Constantini. Ab 1911 dient er im Italienisch-Türkischen Krieg und im Ersten Weltkrieg wird er bekannt als Fliegerass auf einer Société de Production des Aéroplanes Deperdussin. Von 1914 bis 1917 ist Costantini Rennfahrer für Aquila Italiana. 1923 wechselt er zu Bugatti, wo er Ernest Friederich ersetzt, und gewann 1925 und 1926 die Targa Florio auf Sizilien sowie das Circuito Lasarte und den Großen Preis von Frankreich. Nach dem Tod seines Freundes Conte Giulio Masetti (1895–1926) bei der Targa Florio 1926 zieht sich Costantini vom aktiven Rennsport zurück und betreut danach das Bugatti-Werksteam als Leiter. In dieser Funktion wird er 1935 von Jean Bugatti abgelöst und verlässt das Unternehmen 1937.

 

15.11.1941 – Der britische Motorrad- und Automobilrennfahrer Walter Leslie Handley (meist Wal Handley stirbt im Alter von 38 Jahren bei Kirkbampton, Cumberland. Er war einer der bekanntesten und erfolgreichsten Motorradrennfahrer zwischen den beiden Weltkriegen. Auf sein Konto gehen unter anderem vier Siege bei der Isle of Man TT und drei Europameistertitel.

 

 

1942

 

13.01.1942 - Der Automobilbauer Henry Ford erhält ein US-Patent auf eine Autochassis-Konstruktion, die er im Fahrgestell des Soybean Cars schon verwirklicht hat. Das Soybean Car (deutsch Sojabohnen-Auto) ist ein Fahrzeug, das der US-amerikanische Automobilhersteller Henry Ford bereits1941 der Öffentlichkeit vorstellte. 14 sojafaserverstärkte Karosserie-flächen auf dem konventionellen Rahmen führen zu einer Gewichtsreduktion von 1,4 auf 0,9 Tonnen. Über die genaue Zusammensetzung existieren keine Unterlagen mehr. Auch das Fahrzeug selbst ist nicht erhalten. In einer Ausgabe des 'Popular Mechanics' von 1941 wird eine Zusammensetzung aus Flachs, Weizen, Hanf und Holzmasse angegeben. Der am Bau beteiligte Lowell E. Overly sagt allerdings, an pflanzlichen Bestandteilen seien nur Sojabohnenfasern in einem Phenolharz mit Formaldehyd zur Imprägnierung verwendet worden. Auf nachwachsende Rohstoffe wird wegen der damaligen Knappheit an Metall zurückgegriffen. Mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wird die Autoproduktion eingestellt und damit auch das Plastikautoexperiment. Nach dem Krieg fällt das Projekt bei den Wiederaufbaumaßnahmen unter den Tisch. Die Idee lebt als bio-basierter Kunststoff bzw. in der Nutzung der Faserverbundwerkstoff weiter. Für das Fahrzeug verbreitet sich der Begriff Hemp Car (deutsch Hanfauto), nachdem 1999 in Publikationen darüber berichtet worden ist. Die Angaben sind widersprüchlich. Dem Buch Offbeat marijuana des US-Journalisten Saul Rubin gemäß soll das Modell von 1941 mit aus Hanf gewonnenem Treibstoff angetrieben worden sein und das Auto selbst aus einer Kombination von Hanf und Soja bestanden haben. Dem Magazin Hightower Lowdown des für die Legalisierung des Hanfanbaus in den USA eintretenden Aktivisten Jim Hightower zufolge war die Karosserie aus einer Zellulosemasse aus Hanf und Sisal gefertigt. Außerdem habe Ford Autos hergestellt, die mit einem aus Hanf gewonnenen Alkohol angetrieben wurden.

 

18.07.1942 – Beim einer verunglückten Landung mit seinem Aufklärungsflugzeugs stirbt der britische Automobilrennfahrer und Pilot Alfred Fane. Der in Indien als Vater eines Offiziers geborene Fane beginnt seine Rennfahrerkarriere in Brooklands. Sein erstes Rennfahrzeug ist ein 1,1-Liter-Salmson, mit dem er beim March Mountain Speed Handicap Zweiter wird. 1932 ersetzt er diesen durch einen Frazer Nash mit einem Anzani-Motor und einer extra angefertigten Karosserie von Corsica. Er meldet den Wagen zum Großen Preis von Deutschland für die Voiturette-Klasse, fällt jedoch in der zehnten Rennrunde aus. In den folgenden Jahren ist er mit dem Wagen bei Bergrennen erfolgreich und kann einige Klassensiege feiern. 1934 erwirbt er Anteile an Frazer Nash und geht 1935 mit einem Frazer Nash Shelsley beim 24-Stunden-Rennen von le Mans an den Start. Ab 1935 startet Fane mit BMW 328-Rennwagen; Frazer Nash war zuvor britischer Generalimporteur für BMW geworden. Er gewinnt damit die Sportwagenklasse beim Eifelrennen 1937 und startet beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans. Bei der Mille Miglia 1938 erreicht er den achten Gesamtplatz und siegt in der Rennklasse für Sportwagen bis zwei Liter Hubraum. Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs meldet sich Albert Fane freiwillig zur Royal Air Force (RAF) und macht eine Ausbildung zum Jagdflieger. Mit einer Supermarine Spitfire fliegt er Aufklärungseinsätze über dem Nordatlantik. Nachdem er am 18.07.1942 Fotos von U-Booten im Flensburger Hafen gemacht hat, verfehlt er bei der Rückkehr bei schlechtem Wetter den Flughafen und muss auf einem Feld bei Duxford notlanden. Bei der Bruchlandung wird er aus dem Flugzeug geschleudert und stirbt im Alter von 30 Jahren.

 

12.08.1942 – Im Alter von 36  Jahren stirbt der deutsche Motorrad- und Automobilrennfahrer Rudolf Richard Hasse an der Asiatischen Ruhr an der Ostfront. Wie viele andere Rennfahrer auch beginnt der in Mittweida geborene Rudolf Hasse mit Motorradrennen. 1929 wechselt Hasse auf vier Räder und ist ein ausgezeichneter Langstreckenfahrer, der lange Distanzen ohne Pause zurücklegen kann. Seine Markenzeichen sind die weiße Kappe und die großen Schutzbrillen, hinter denen er seine eigenen Augengläser unterbringen muss. 1936 stößt er zu Auto Union, für die er 1937 mit dem Sieg beim Großen Preis von Belgien seinen größten Erfolg feiern kann. Während des Zweiten Weltkrieges ist er zunächst in der Truppenbetreuung – vorwiegend im Osten – tätig: Er hält Filmvorträge über die Autorennen der 1930er Jahre. Danach ist er als Absolvent des Technikums Mittweida als technischer Sonderführer im Offiziersrang bei den Panzertruppen im Krieg gegen die Sowjetunion eingesetzt. Er stirbt in einem Lazarett in Makejewka bei Stalino.

 

20.11.1942 - 20. November: Der bereits im Oktober fertiggestellte Alaska Highway wird offiziell eröffnet. Der Bau der Straße wurde nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor von den USA unter militärischen Aspekten forciert. Die Straße verbindet das in der kanadischen Provinz British Columbia gelegene Dawson Creek mit Delta Junction im US-Bundesstaat Alaska.

 

30.11.1942 - Hans Friedrich Lewy stirbt im Konzentrationslager Auschwitz im Alter von 46 Jahren. Der aus Dresden stammende Zigarettenfabrikant ist zwischen 1925 und 1932 als Privatfahrer erfolgreicher Starter bei Straßen- und Bergrennen in Deutschland und der benachbarten Tschechoslowakei. Lewy, der mit Monokel antritt, gelingen insgesamt 28 Siege – ausschließlich auf Rennwagen des französischen Herstellers Bugatti. Zu seinen Wagen zählen unter anderem ein T13, ein T37 und ein T37A. Mit dem T37A gewinnt Hans Lewy im Jahr 1931 das AVUS-Rennen in der Klasse bis 1500 cm³. Er benötigt für die 196,56 km 1:18.26,0 h, was einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 150,38 km/h entspricht. Neben Lewy erreicht von den elf angetretenen Piloten nur der Franzose Louis Decaroli (Salmson) das Ziel. Im Jahr 1932 erwirbt Hans Lewy einen Bugatti T51 mit 2261-cm³-Achtzylindermotor mit zwei obenliegenden Nockenwellen. Zusammen mit dem Freiburger Paul Pietsch und Hans Simons aus Berlin gründet er in diesem Jahr die private Renngemeinschaft PiLeSi. Am 22. Mai 1932 ist Lewy mit seinem T51 in den tödlichen Unfall von Georg Christian von Lobkowitz im Rahmen des Internationalen AVUS-Rennens in Berlin verwickelt, bei dem er selbst unverletzt bleibt. Beim als Grande Épreuve zur Grand-Prix-Europameisterschaft 1932 zählenden Großen Preis von Deutschland 1932 auf der Nordschleife des Nürburgrings meldet Lewy diesen Wagen für die Gruppe I (ohne Hubraumbeschränkung). Er muss bereits am Ende der ersten Runde mit Magenkrämpfen die Box ansteuern, Pietsch übernimmt den Wagen und verunglückt in der letzten der sechs Umläufe schwer, blieb aber unverletzt. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahr 1933 sieht sich Lewy, der Jude war, zunehmend Repressalien ausgesetzt. Soweit bekannt, verlässt er Deutschland im Jahr 1935 und lebt später in Frankreich. Am 25. September 1942 wird Hans Lewy ins Sammellager Drancy und am 3. November 1942 ins KZ Auschwitz deportiert, wo er am 30. November 1942 stirbt.

  

 

1943

 

26.05.1943 – Im Alter von nur 49 stirbt Edsel Ford, Präsident der Ford Motor Company und Sohn des Firmengründers Henry Ford, in Grosse Pointe Shores, Michigan, an Magenkrebs. Edsel Ford ist das einziges Kind von Henry Ford und von Beginn an soll ihn seine Erziehung darauf vorbereiten, das Familienunternehmen zu leiten. 1915 wird er Sekretär seines Vaters und zeigt großes Interesse an Designfragen. Bereits 1919 wird er Präsident der Ford Motor Company. Im Gegensatz zu seinem Vater vertritt er die Auffassung, dass ein modernes Automobil den seit 1908 gebauten Modell T (die so. „Thin Lizzy“) ersetzen soll, kann sich jedoch noch nicht durchsetzen.  Erst nachdem der Absatz gesunken und der Marktanteil von Ford zurückgegangen ist, wird schließlich 1928 der neue Modell A eingeführt. Während der Entwicklungsphase sorgt Henry Ford für die mechanische Qualität und für die Zuverlässigkeit, seinem Sohn überlässt er das Karosseriedesign. Dieses vollendet Edsel Ford mit der Hilfe des ungarischen Designers József Galamb. Er überzeugt seinen Vater auch davon, Hydraulikbremsen und herkömmliche Getriebe statt Umlaufrädergetriebe zu verwenden. Das neue Modell ist ein kommerzieller Erfolg und wird von 1927 bis 1931 über vier Millionen Mal verkauft. Als Präsident der Ford Motor Company ist Edsel Ford bei wichtigen Entscheidungen oftmals nicht mit seinem Vater einig. Dennoch gelingt es ihm, einige dauerhafte Änderungen durchzusetzen. Er gründet 1939 die Marke Mercury und verstärkt die Überseeaktivitäten der Ford Motor Company erheblich.

 

 

1944

 

11.09.1944 - Im Konzentrationslager Buchenwald wird der französische Rennfahrer und Widerstandskämpfer Robert Benoist ermordet. 1895 in Auffargis geboren, beginnt er 1920 seine Karriere im internationalen Motorsport. Auf Delage gewinnt er 1925 mit Albert Divo den Großen Preis von Frankreich, 1927 feiert er vier Grand-Prix-Siege auf Delage; er siegt bei den Großen Preisen von Italien, Großbritannien, Spanien und Frankreich. 1927 gewinnt er auf Alfa Romeo 6C 1750SS das 24-Stunden-Rennen von Spa-Francorchamps. Ab 1934 ist bei Bugatti Rennleiter für die Einsätze beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans und setzt sich 1937 selbst ans Lenkrad - und holt den Gesamtsieg. Im Zweiten Weltkrieg baut er mit seinem Freund und Rennfahrerkollegen als Mitglied der Résistance eine Widerstandszelle auf. 1943 werden beide verhaftet. Benoist kann zunächst fliehen, wird im Juni 1944 erneut verhaftet und am 11.09.1944 im KZ Buchenwald ermordet.

 

 

1945

 

16.01.1945 - Nachdem Frankreich im Zweiten Weltkrieg von deutschen Truppen besetzt ist, kommt Louis Renault wegen angeblicher Kollaboration in Haft. Dort stirbt er 1944 unter bis heute ungeklärter Ursachen. Offiziell werden die Renault-Werke am 16. Januar 1945 von der vorläufigen Regierung verstaatlicht und Pierre Lefaucheux als Generaldirektor eingesetzt. Der Unternehmensname ist nunmehr Régie Nationale des Usines Renault (Staatliche Verwaltung der Renault-Werke).

 

18.03.1945 - In Montrouge bei Paris wird am 16.01.1903 William Grover-Williams geboren. Der Sohn eines britischen Pferdezüchters und einer Französin fährt  zunächst unter dem Nehmen W. Williams - seine Familie darf von seinen Rennaktivitäten nichts wissen - ab den frühen 1920er-Jahren Motorradrennen. Dann steigt er auf Bugatti um. 1928 gewinnt er den Großen Preis von Frankreich, 1929 wiederholt er den Triumph. 1929 gewinnt er auch den Großen Preis von Monaco, 1931 den Großen Preis von Belgien und 1931, 1932 und 1933 den Grand Prix de La Baule. Im Zweiten Weltkrieg wird er aufgrund seiner Sprachkenntnisse in die Special Operations Executive (SOE) berufen und arbeitet mit seinem ehemaligen Rennfahrerkollegen Robert Benoist am Aufbau einer Pariser Spionagezelle. 1943 wird er verhaftet und nach Berlin gebracht. Von dort aus kommt er ins KZ Sachsenhausen, wo er am 18.03.1945  von den Nazis ermordet wird. In Monaco wird ihm zu Ehren später eine Statue errichtet.

 

14.06.1945 - Nachdem die Alliierten das Volkswagenwerk übernommen haben, gibt die britische Militärregierung den Befehl, die ersten Volkswagen zu montieren. Das Auftragsvolumen beträgt 20.000 Stück. Niemand ahnt damals, dass daraus mehr als 20.000.000 Fahrzeuge werden sollen.

 

04.07.1945 – Beschlagnahme des gesamten Eisenacher BMW-Firmenvermögens aufgrund Alliierter Beschlüsse durch die Sowjetische Militäradministration.

 

05/1945 - In Wolfsburg beginnt man offiziell mit der Produktion des Volkswagen Typ, dem Brezelkäfer. 1945 werden 1.785 Fahrzeuge gebaut. Als am 10. März 1953 der "Ovali" mit der ungeteilten, ovalen Heckscheibe erscheint, sind insgesamt 402.921 Brezelkäfer gebaut worden.

 

09.08.1945 - Henry John Kaiser, Hoch- und Tiefbaufachmann und Industrieller, und Joseph W. Frazer, Direktor des Automobilherstellers Graham-Paige in Nevada, gründen die Kaiser-Frazer Corporation. Im Folgejahr beginnt die Automobilproduktion zuerst in einem Werk von Kaiser Industries im Westen der USA. Zunächst entstehen nur Prototypen eines Automodells mit Frontantrieb. Zu einer Serienfertigung kommt es aber nicht. 1946 erscheinen die Modelle Kaiser K 100 Special und Kaiser K 101 Custom, flache, große, 4-türige Limousinen mit einem 6-Zylinder-Motor und Heckantrieb. Parallel vermarktet Frazer als Direktor des Automobilherstellers Graham-Paige (!) sein nahezu baugleiches Modell als Frazer-Graham-Paige ca. 6.400 Fahrzeuge) bzw. Frazer Sedan (ca. 30.000 Fahrzeuge), die besser ausgestattet sind als die Kaiser-Modelle. 1949 verlässt Frazer die Firma Kaiser. In den Jahren 1947 und 1948 wurden über 200.000 Fahrzeuge der Marken Kaiser und Frazer hergestellt. Trotz Probleme im Wettbewerb mit den "Großen Drei" (GM, Ford, Chrysler) kauft Kaiser 1953 Willys-Overland. 1955 beschließt Kaiser-Willys, die Automobilproduktion aufzugeben.

 

13.10.1945 – Die Sowjetische Militäradministration in Deutschland ordnet mit SMAD-Befehl Nr. 93 an, dass die Demontage des ehemaligen BMW-Werkes in Eisenach zur „Sicherstellung der Herausbringung der neuen Personenkraftwagen und Motorräder in der Fahrzeug- und Maschinenfabrik Thüringen gestoppt wird.

 

01.11.1945 – Beginn der Nachkriegs-PKW- und Motorradproduktion im ehemaligen BMW-Werk Eisenach zur Reparationsleistung an die Sowjetunion. Gefordert werden jeweils 3.000 PKW des Typs „326“ und Motorräder des Typs „R 35“.

 

 

1946

 

2/1946 - In Untertürkheim wird Ende Februar der erste Motor für den Typ 170 V nach dem Krieg bei Mercedes-Benz fertiggestellt.

 

04/1946 - In Wolfsburg verlässt im April 1946 der 1.000 Volkswagen die Produktionsstätte, der seit dem Ende des Krieges gebaut wird. Er ist im Grunde der Kraft-durch-Freude-Wagen (KdF-Wagen), den Ferdinand Porsche in den dreißiger Jahren konstruiert hat und der von Hitler in Auftrag gegeben worden ist, damit jeder Deutsche einen bezahlbares Fahrzeug sein Eigen nennen kann. Sein robuster 985-qcm-Boxermotor bringt eine Leistung von 23,5 PS und er erreich eine Höchstgeschwindigkeit von 102 km/h. Der Volkswagen ist zwar zum meistgebauten deutschen Personenkraftwagen geworden, aber zunächst ist gar nicht daran zu denken, die Produktion auf ein einträgliches Maß zu steigern. Und auch von den seit Kriegsende hergestellten Autos werden erst einmal mehr als die Hälfte an die Besatzungsmächte geliefert. Das VW-Werk ist durch alliierte Bombardements zu großen Teilen zerstört und wird nun von der britischen Militärregierung verwaltet. Sie nimmt auf den Fertigungsprozess kaum Einfluss, sondern versteht sich wohl mehr als Treuhänder. 

 

5/1946 – Bei Mercedes-Benz wird die Produktion nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgenommen. Der Typ 170 V (W 136 I) wird zunächst in geringer Stückzahl als Lieferwagen, Krankenwagen und Polizei-Streifenwagen, ab Juli 1947 auch wieder als Viertürer-Limousine gebaut. Diese entspricht, von wenigen Einzelheiten abgesehen, dem Vorkriegsmodell. Diese erste Serie läuft bis Mai

 

04.06.1946 - Michelin erfindet den ersten Reifen mit Radialkarkasse, den er patentieren lässt und der seitdem von allen Herstellern übernommen wird. Das erste mit diesem Reifen ausgestattete Auto ist der berühmte Citroën Traction Avant.

 

14.10.1946 - In Wolfsburg läuft der 10.000ste nach Kriegsende gefertigte Käfer vom Band. Damals kann sich niemand vorstellen, dass es in den nächsten Jahrzehnten weit über 20 Millionen Exemplare sein werden. 1946 gibt es den Käfer nur als Standartlimousine Typ 11, vormals  Typ 60, das Cabrio kommt erst drei Jahre später auf den Markt.  Erst im Sommer 2003 endet die Produktion

 

 

1947

 

02/1947 - Aston Martin geht es durch die Produktion von Rüstungsgütern während des Zweiten Weltkriegs finanziell nicht schlecht, aber auch nicht so gut, um ein komplett neues Serienmodell für die Nachkriegszeit zu entwickeln. Daher bietet  Hauptanteilseigner Sir Arthur Sutherland Aston Martin per Zeitungsannonce zum Verkauf an. Im Februar 1947 schlägt die Stunde des David Brown.  Der britische Unternehmer hat bisher unter anderem mit dem Verkauf von Traktoren gutes Geld verdient und schon lange einen Hang zu sportlichen Automobilen. Er kauft für 20.000 Pfund Martin Motors Ltd. und übernimmt kurz darauf auch Lagonda. Das in Staines nahe London ansässige Unternehmen Lagonda kann einen Sechszylinder-DOHC-Motor bieten, den der damals schon legendäre Walter Owen Bentley konstruiert hatte.

 

07.03.1947 - In Regensburg wird Walter Röhrl geboren. Er wird später einer der bekanntesten Rallye-Fahrer weltweit. In seiner Karriere siegt er 14-mal bei 75 Rallyestarts, kommt 31-mal auf das Podium. 1974 wird er auf Opel Ascona zusammen mit seinem Co-Piloten Jochen Berger Rallye-Europameister. 1978 wechselte er und fuhr mit Christian Geistdörfer einen Fiat 131 Abarth. 1980 holten sie zusammen den ersten Titel als Fahrerweltmeister. nach mehreren Wechseln fuhr Röhrl 1982 wieder für Opel - und holte auf Anhieb mit einem dem Audi quattro von Michele Mouton unterlegenen Opel Ascona B400. nach Streitigkeiten wechselten Röhrl  und Geistdörfer1983 zu Lancia und wurde mit einem Lancia Rally 037 Vizeweltmeister. Zwischen 1984 und 19887 waren sie dann für Audi mit dem Audi 200 quattro unterwegs. 1987 stellte Röhrl mit einem 600 PS starken Audi Sport quattro S1 beim Pikes Peak International Hill Climp einen neuen Rekord für die knapp 20 km lange Bergstrecke auf. Der Husarenritt geht in die Geschichtsbücher des Rallyesports ein.

 

18.05.1947 - Der allegorische Name Noris für Nürnberg ist Pate für den Namen des Norisring. Am 18. Mai findet das erste Motorradrennen auf dem Stadtkurs statt, der außerhalb von Rennen vom normalen Straßenverkehr genutzt wird. Bis 1957 finden vorwiegend Motorradrennen statt, was daran liegt, das Nürnberg früher Sitz zahlreicher Motorradhersteller wie z.B. Ardie, Hecker, Mars, Triumph, Victoria, Hercules oder Zündapp ist.

 

10.06.1947 - Mit dem Saab 92001 („Ursaab“) stellt die neugegründete Sparte des Flugzeugherstellers Saab ihren ersten PKW-Prototyp vor. Der Ursaab hat Frontantrieb und einen quer eingebauten Parallel-Twin-Zweitaktmotor aus der DKW Meisterklasse – die gesamte technische Konzeption ähnelt den vor dem Zweiten Weltkrieg in Schweden sehr erfolgreichen Frontwagen von DKW. Der Motor hat einen Hubraum von 692 ccm und leistet 20 PS. Die Höchstgeschwindigkeit liegt dank der guten Aerodynamik bei mehr als 110 km/h, rund 20 km/h über der eines identisch motorisierten DKW. Mit seiner selbsttragenden Karosserie und Einzelradaufhängung rundum hat der Ursaab sehr moderne Konstruktionsmerkmale. Auch verfügt er als erster Pkw über einen Seitenaufprallschutz, der erforderlich ist, da in Schweden jeder sechste Autounfall durch einen seitlich in oder auf einen Pkw springenden Elch verursacht wird. Die ersten Saab werden kopfüber aufgehängt und aus mehreren Metern auf den Boden fallen gelassen, um die Stabilität der Fahrgastzelle zu testen und zu verbessern. Überlegungen zur Entwicklung eines Kompaktwagens bestehen bei Saab unter der Bezeichnung Projekt 92 seit 1944. Da der schwedische Flugzeugbauer Svenska Aeroplan Aktiebolaget (SAAB) mit erheblichen Produktionsrückgängen durch das Kriegsende rechnet, werden verschiedene Konzepte entwickelt, um das Werk weiterhin auszulasten – zur Debatte stehen neben dem Motorrad- oder Fahrzeugbau auch die Fertigung von Fertighäusern, Einbauküchen oder Schiffen mit Leichtmetallrumpf. Die Entwicklung findet ab 1945 unter der technischen Leitung des Ingenieurs Gunnar Ljungström statt, der Karosserieentwurf stammt vom Industriedesigner Sixten Sason. Von den 16 Entwicklern haben nur zwei – Ljungström und der auch als Testfahrer fungierende Rolf Mellde – einen Führerschein. Das Fahrzeug soll leicht und aerodynamisch sein sowie Platz für vier Personen bieten. Sven Otterbeck, der stellvertretende Generaldirektor, formuliert die Ansprüche so: „Denkt daran, dass Europa durch den Krieg verarmt ist – das Auto muss anspruchslos und billig sein…“. Umfangreiche Strömungsversuche werden mit einem Holzmodell (Maßstab 1:10) im firmeneigenen Windkanal durchgeführt, sodass der „Ursaab“ einen für die damalige Zeit außergewöhnlich guten cw-Wert von 0,32 erreicht. Die Stromlinienform soll vor allem der Verbrauchssenkung dienen: „Wenn die Form dieses Autos dazu beiträgt, 100 Liter Kraftstoff pro Jahr einzusparen, ist schon allein damit sein froschartiges Aussehen gerechtfertigt“ (Gunnar Ljungström). Zwei weiterentwickelte, seriennähere Prototypen, 92002 und 92003, entstehen im Mai beziehungsweise Juni 1947. 92002 wird neben dem Ursaab, der zu diesem Zeitpunkt rund 50.000 km auf Testfahrten zurückgelegt hat, am 15. Juni 1947 am Stammsitz Linköping der schwedischen Presse vorgestellt. Zwischen der Vorstellung der Prototypen und dem Beginn der Serienproduktion mit dem Saab 92 liegen noch einmal rund zwei Jahre. Der „Ursaab“ befindet sich heute im Saab-Museum (Saab Bilmuseum) in Trollhättan.

 

16.09.1947 - John Cobb stellt einen Landgeschwindigkeitsrekord für Automobile mit 634,386 km/h auf dem Bonneville-Salzsee in Utah/USA auf.

 

28.09.1947 - Ein Unfall bei einem Automobilrennen in Modena (Italien) sterben fünf Menschen, 17 werden schwer verletzt. Der Fahrer Franco Cortese kommt von der Straße ab und rast in die Zuschauermenge. Cortese war der Rennfahrer, der am häufigsten bei der Milli Miglia gestartet war, 1940 fährt er mit Conte Giovanni Lurani auf einem BMW 328 (Kamm-Limousine). 1947 ist er der erste Fahrer, der einen Sieg auf einem Ferrari feiern kann (Grand Prix von Rom). Auf einem Frazer Nash gewinnt er 1951 die Targa Florio.

 

14.12.1947 - In der Ebony Bar in Daytona Beach treffen sich mehrere Veranstalter von Autorennen im Osten und mittleren Westen der USA und gründen die NASCAR-Rennserie. Entstanden ist die Idee von Bill France senior schon vor dem Zweiten Weltkrieg zur Zeit der Prohibition. Damals fuhren Alkohol-Schmuggler mit frisierten Autos durch die USA, um selbst hergestellten Alkohol zu transportieren. An den Wochenenden fuhren sie mit den gleichen Fahrzeugen Rennen. In den 50er Jahren wurden seriennahe Fahrzeuge der großen amerikanischen Hersteller mit sog. Stockblock-Motoren auf den überwiegend Rund- und Ovalkursen eingesetzt. Seit den 60er Jahren werden streng reglementiert V8-Motoren mit 5,7 Liter Hubraum eingesetzt. Heute sind die Fahrzeuge weitestgehend standardisiert und haben nur noch einige wenige oberflächliche Merkmale mit den Serienfahrzeugen gemeinsam.

 

 

1948

 

01.01.1948 - Heinrich Nordhoff wird  zum Generaldirektor des Volkswagenwerks ernannt. Der 1899 geborene Nordhoff studiert an der Technischen Hochschule Berlin Maschinenbau. Nach einer ersten Station beim BMW-Flugmotorenbau wechselt er 1929 zu General Motors. 1942 wird er Vorstandsmitglied bei der Adam Opel AG, ab Juli 1942 Leiter des Opel-LKW-Werks in Brandenburg an der Havel. Im Herbst 1947 wird er im Auftrag der britischen Besatzungsmacht technischer Leiter des Volkswagenwerks, im November 1947 wird er auf Vorschlag von Sir Ivan Hirst, kommissarischer Leiter der Volkswagenwerk GmbH, Generaldirektor. Nordhoff baut das Werk in den kommenden zwanzig Jahren zur umsatzstärksten Automobilfabrik Europas aus. In seine Ära werden die VW-Werke im  brasilianischen Sao Bernardo do Campo, im mexikanischen Puebla und im südafrikanischen Uitenhage errichtet. Auch die enge Zusammenarbeit mit dem Osnabrücker Karosseriebauer Karmann beginnt 1948. 

 

11.03.1948 - Lamborghini wird gegründet. Nach dem Zweiten Weltkrieg kauft Ferruccio Lamborghini alte Militärfahrzeuge auf und baut sie zu traktorähnlichen Fahrzeugen um, die dringend benötigt werden. Bereits 1954 bietet er als erster Traktorenhersteller Direkteinspritzung und Luftkühlung an. Lamborghini ist sehr umtriebig und gründet bald darauf die eine weitere Firma und stellt Heizungen und Klimaanlagen her. 1963 eröffnet er eine Autofabrik in Sant‘ Agata, und präsentiert mit der neuen Firma Automobili Ferruccio Lamborghini S.p.A. den Prototyp des Sportwagens 350 GTV. 1964 beginnt die Auslieferung des Lamborghini 350 GT. Seit 1998 gehört die Automobilmarke zur Audi AG und somit zum Volkswagen Konzern, während die Traktormarke bereits 1971 zu Same Deutz-Fashr verkauft wurde.

 

03/1948 - Bei einem Gespräch mit Henry Ford und dem neuen Chef des Wolfsburger Volkswagenwerkes, Heinz Nordhoff, versucht der von der britischen Militärregierung für das VW-Werk zuständige Oberst C. R. Radclyff, Ford zur Übernahme des VW-Werks zu bewegen. Doch Henry Ford, früher durchaus den Nazis zugeneigt, will das "Nazi-Projekt" nicht. "Es sei keinen roten Heller wert."

 

04/1948 - Vorstellung des Prototyps der ersten Eisenacher Nachkriegsneuentwicklung - des BMW 340 - auf der Basis von Baugruppen des Eisenacher Vorkriegsbaumusters BMW 326. Die Scheinwerfer sind nun in die Kotflügel integriert, der BMW-Grill in der typischen Nierenform wird durch mehrere verchromte Querstreben ersetzt. Es gibt eine neue Motorhaube, die komplett nach vorne aufklappt und der Kofferraum im Heck ist von außen durch eine Klappe zu erreichen. Nach einem Rechtsstreit im Jahr 1950 dürfen nur noch EMW-Embleme montiert werden. Diese ähneln stark dem weiß/blauen Emblem von BMW, tragen jetzt die Farben Weiß/rot. Das BMW-Werk Eisenach wird nach der Enteignung im September 1945 durch Verfügung des Landtagspräsidenten Thüringens in die Sowjetische Aktiengesellschaft Awtowelo eingegliedert. 1953 erhält das Werk den Namen VEB Automobilwerk Eisenach, nachdem es im Jahr zuvor als volkseigener Betrieb dem Industrieverband Fahrzeugbau angegliedert wurde. Mit der Einstellung der Pkw-Modelle 340/2 und 327/3 endet EMW 1955 als Markenzeichen. In Eisenach wird anschließend der Wartburg 311 gefertigt. Zurück zum BMW/EMW 340: Er wird vom Reihensechszylinder des Vorkriegsmodells BMW 326 angetrieben, hat 1.971 ccm Hubraum und 55 (später 57) PS. Es gibt zunächst nur einen Aufbau als Limousine. Zwischen 1950 und 1951 wird er als 340/3 zusätzlich als Kastenwagen gefertigt. Außerdem entsteht 1949 mit dem 340/1 der Prototyp eines Roadsters, von diesem gibt es 1950 mit dem 340-S eine Sportvariante mit 90 PS. Dieser Prototyp startet bei drei Rennveranstaltungen in Dessau, auf dem Sachsenring und beim Leipziger Stadtparkrennen. Bei den Dreharbeiten zu einem Film wird er 1956 zu Schrott gefahren.

 

02.05.1948 - Clemente Bionetti gewinnt auf einem Ferrari 166S Coupé Allemano die Mille Miglia. Bereits 10 Jahre zuvor hat er das berühmte Langstreckenrennen auf einem Alfa Romeo (C 2900B gewonnen.

 

22.05.1948 - Der vor dem Zweiten Weltkrieg einst drittgrößte deutsche Automobilhersteller Adler präsentiert auf der Exportmesse Hannover zwei Prototypen eines Nachfolgers des Vorkriegsmodells Adler Trumpf Junior. Die Karosserien wurden bei Karmann in Osnabrück und Wendler in Reutlingen gefertigt. Doch der aus der Internierung zurückkehrende Generaldirektor von Adler, Ernst Hagemeier, stoppt den Automobilbau. Er will, dass Adler sich den Bau von Fahrrädern, Motorrädern, Büro- und Werkzeugmaschinen konzentriert. 1957 kauft Max Grundig eine Beteiligung an den Adlerwerken und beendet die Motorradproduktion. Mit dem Zusammenschluss von Grundig, Adler und Trumph werden nur noch Büromaschinen hergestellt.

 

06/1948 - Die ersten Citroen H laufen vom Band. Der Kleintransporter mit seiner Wellblechoptik wird bis Dezember 1981 gebaut und ist der erfolgreichste Transporter Frankreichs - das Gegenstück zum deutschen VW Bulli.  Den Typ H gibt es in verschiedenen Varianten, der bekannteste ist der Typ HY. Der Typ H wird zwischen 1948 und 1981 gebaut, u.a. auch in Belgien und den Niederlanden.

 

15.06.1948 - Der am 08.06.1948 mit einer Einzelgenehmigung versehene Porsche 356 Nr. 1 Roadster wird zum Straßenverkehr angemeldet. Er ist das erste unter dem Namen Porsche angemeldete Fahrzeug, ein Prototyp mit Mittelmotor und einem Gitterrahmen aus Stahlrohr. Die ersten Arbeiten zu diesem Wagen beginnen am 17.07.1947 im Porsche-Werk Gmünd. Finanziert wird das Projekt aus einem Vertrag mit dem damaligen VW-Chef Heinz Nordhoff, der Ferdinand Porsche eine Lizenzgebühr von 5 DM je gebautem VW Käfer sichert. Der Porsche 356 Nr. 1 Roadster hat einen gebläsegekühlten Vierzylinder-Boxermotor mit 1.131 ccm Hubraum und 35 PS, der wie die Vorder- und Hinterachse vom VW Käfer stammt. Der Käfer hat jedoch nur 25 PS. Der nur 585 kg schwere Roadster erreicht eine Geschwindigkeit von bis zu 140 km/h.

 

01.07.1948 - Auf regennasser Fahrbahn verunglückt beim Training auf dem Bremgartenkurs bei Bern einer der besten Rennfahrer der Welt: Archille Varzi. In seiner Karriere kann er 28 Grand Prix-Siege für sich verbuchen. Dabei fährt er auf Alfa Romeo, Auto Union, Bugatti und Maserati.

 

07.07.1948 – Dieser Tag gilt als „Geburtstag“ des Porsche 356, dem ersten Serienmodell der jungen Firma Porsche. Die Typbezeichnung 356 für den Wagen ist die laufende Nummer dieser Porsche-Konstruktion. Der Motor hat die Konstruktionsnummer 369. Am 07.07.1948 erscheint der erste Testbericht über ein Porsche-Coupé. Im April 1965 endet die Produktion der Baureihe 356. In 17 Jahren Bauzeit entstehen  76.302 Wagen.

 

07.08.1948 - Die Rennstrecke in Zandvoort/NL wird eröffnet. Zwischen 1952 und 1985 gastiert die Formel 1 auf der ursprünglich knapp 4,2 Kilometer langen Strecke. Sie windet sich durch die Dünenlandschaft im Norden von Zandvoort. Der Streckencharakter besteht hauptsächlich aus schnellen Kurven und einer Haarnadelkurve nach Start und Ziel.

 

18.09.1948 – Stirling Moss siegt beim ersten Rennen auf dem britischen Goodwood Circuit auf einem Motorrad der 500-cm³-Klasse. Anschließend steigt er auf Cooper um und wird einer der erfolgreichsten Rennfahrer der 50er Jahre. In Goodwood hat er jedoch auch einen seiner schwersten Unfälle. 1962 kommt er, an vierte Stelle liegend, von der Strecke ab und prallt gegen einen Erdwall. Er erleidet Knochenbrüche und ein Hirntrauma, liegt im Koma und ist zunächst halbseitig gelähmt. Nachdem er ein Jahr zur Genesung benötigt, beendet er seine Karriere. Bis 1966 dient der Rundkurs des Goodwood Circuit als Austragungsort zahlreicher Rennen. Aufgrund der immer höheren Geschwindigkeiten genügt die Strecke nicht mehr den Sicherheitsstandards und der Rennbetrieb wird nach dem letzten Rennen am 02.07.1966 eingestellt.

 

20.09.1948 – Die Nachkriegsversion des Morris Minor – die ursprünglich „Mosquito“ hatte heißen sollen – wird auf der Earls Court Motor Show. Sie ist das Werk eines Teams um Sir Alec Issigonis, der später auch den Mini konstruiert. Sir Alec ist zwar für den Mini berühmt geworden, aber eher stolz auf seine Teilnahme im Konstruktionsteam des Minor. Er war der Meinung, der Minor sei ein Fahrzeug, das viele Vorzüge und Annehmlichkeiten eines guten Autos mit einem günstigen Preis für die Arbeiter verbinde, während der Mini eine spartanische Art von Komfort biete, bei dem alles auf das absolute Minimum reduziert sei. Der Morris Minor wird im Vergleich mit Fahrzeugen der Wettbewerber in den späten 1940er Jahren und während der gesamten 1950er Jahre als geräumiges Auto mit guter Kurvenstabilität und gutem Handling geschätzt. Der ursprüngliche Minor MM ist als zwei- und viertürige Limousine und viersitzige Cabriolimousine verfügbar. Da das Geld fehlt und die Entwicklung eines neuen Motors zu teuer ist, wird der seitengesteuerte Vierzylinderreihenmotor des Vorgängers Morris Eight eingesetzt. Er hat einen Hubraum von 918 cm³, eine Leistung von 29 PS. Die kleine Maschine lässt den Minor eine Spitzengeschwindigkeit von 103 km/h erreichen und benötigte 5,9 l/100 km. Issigonis missbilligt den Einsatz dieser Vorkriegskonstruktion. Der Export in die USA beginnt 1949, wobei die Scheinwerfer ab Oktober 1950 von ihrem bisherigen tiefen Platz im Kühlergrill auf die Kotflügel versetzt werden, um den US-Sicherheitsvorschriften zu entsprechen. Ab 1951 wird dies für alle Morris Minor Standard. Bei Produktionsende der ersten Serie sind etwas über 250.000 Autos verkauft worden, 30 % davon sind Cabriolimousinen.

 

10/1948 - In Rüsselsheim wird der Opel Kapitän wieder gebaut, in leicht überarbeiteter Form und auch nur als viertürige Limousine mit Portaltüren. Erkennbarer Unterschied zum Vorkriegsmodell sind die nun runden Scheinwerfer, Stoßstangen mit stärker ausgebildeten Hörnern und Radkappen. Er hat einen 2,5-Liter-Reihenmotor mit 55 PS, Dreiganggetriebe und eine Höchstgeschwindigkeit von 126 km/h. Bis April 1950 werden 12.936 Exemplare gebaut.

 

10/1948 - Da der Mark VII nicht rechtzeitig fertig geworden ist, präsentiert Jaguar auf der "London Motor Show“ eine Verlegenheitslösung: den XK 120. Eigentlich geht es nur darum, den neuen Motor (6 Zylinder, 3.442 ccm, 162 PS) zu präsentieren und  dafür wird kurzfristig ein schnittiger Roadster karossiert. Doch der gefällt dem Publikum außerordentlich gut und anstatt einer geplanten Kleinserie von 240 Exemplaren werden bis 1954 7.373 XK 120 gebaut.  Mit dem Fahrzeug gibt es auch Rennversionen. Diese Jaguar C-Type und D-Type sind sehr erfolgreich und heute heiß begehrt. 1954 folgt der XK 140.

 

07.10.1948 - Die Entwicklung beginnt Mitte der 1930er-Jahre, doch kriegsbedingt stellt Citroën den neuen 2CV aber erst jetzt in Paris der Öffentlichkeit vor. Von der Fachpresse wird der Wagen anfangs belächelt, so schreibt die satirische Wochenzeitung Le Cannard enchainé: „Eine Konservendose, Modell freies Campen für vier Sardinen“. Doch der 2CV wird in den folgenden Jahrzehnten zu einem der bekanntesten Automodelle in Frankreich. Zwischen Sommer 1949 und Mitte 1990 werden 3.868.631 viertürige Limousinen und 1.246.335 Lieferwagen („Kastenente“) hergestellt. Dazu kommen zwischen 1960 bis 1968 (und 1971) noch 694 Exemplare der Sahara-Ausführung „4x4“ mit zwei Motoren und Allradantrieb gebaut. („Bimoteur“) Das minimalistische, aber sehr zweckmäßige Automobil hat Frontantrieb und einen luftgekühlten Zweizylinder-Viertakt-Boxermotor unter der Haube. Anfangs beträgt der Hubraum 375 ccm und hat 9 PS Leistung. Im Laufe der Jahre steigen Hubraum auf 602 ccm und 29 PS.

 

10.-13.10.1948 - Die britische Militärregierung der Stadt Köln legt die Produktion der Ford-Werke still, weil diese das zugeteilte Kohlen-Kontingent erheblich überzogen hatte.

 

11/1948 - In Köln-Niehl startet die Produktion des neuen Ford Taunus. Er ist der Nachfolger des bereits seit 1938 gebauten Taunus G93A, der als Mittelklassewagen die Lücke zwischen dem kleinen Ford Eifel und dem großen Ford V8 schließen soll. Der Prototyp des neuen G73A wird im Mai 1948 auf Hannoveraner Exportmesse vorgestellt. Die ersten Karosserien entstehen jedoch nicht in den Kölner Ford-Werken, sondern werden ab September 1948 aus Platzmangel im Wolfsburger Volkswagenwerk und beim Karosseriebauer Karmann in Osnabrück hergestellt. Zuvor müssen die Karosserieformen aus dem bisherigen Ambi-Budd-Werk in Ostberlin in Verhandlungen mit der Sowjetischen Militäradministration ausgelöst werden. Erst im November 1948 kommt die Gesamtproduktion nach Köln zurück. Zunächst gibt es den Taunus nur als zweitürigen Limousine mit hinten angeschlagenen Türen, zunächst ist er nur in „nachtschattengrau“ zu erhalten. Wegen seines rund abfallenden markanten Hecks wird der G73A auch "Buckeltaunus" genannt. Ab 1949 entstehen weitere Karosserieformen bei renommierten Karosseriebauern wie Karmann in Osnabrück oder Drauz in Heilbronn. Diese erhalten von Ford die Fahrgestelle mit dem vorderen Aufbau bis zu den A-Säulen. Die Fahrzeuge werden nun zu zwei- und viersitzigen Cabriolets mit zwei Türen oder – für die Polizei – vier Türen, zu dreitürigen Kombis und zu viertürigen Taxis. Im Mai 1950 gibt es den Taunus Spezial mit Vierganggetriebe und Lenkradschaltung, einem breiten, verchromten Kühlergrill, Stoßfängern mit Hörnern, ein größeres Rückfenster und Blinkern statt Winkern. Knapp ein Jahr später kommt der Taunus de Luxe mit durchgehender Windschutzscheibe und zahlreichen Extras. Angetrieben wird der Ford Taunus G73A von einem 1.172 ccm großen Motor mit 34 PS, was zu einer Höchstgeschwindigkeit von 97,5 km/h führt. Gebaut wird der Taunus G73A bis 1952 und dann vom „Weltkugeltaunus“ (Taunus 12M -G13-) abgelöst. Insgesamt entstehen 76.590 Exemplare des G73A.

 

 

1949

 

1949 – Die Produktion des bis 1955 gebauten Rolls-Royce Silver Dawn startet im britischen Crewe. Das Modell ist der erste Rolls-Royce mit Werkskarosserie, bis dahin wurden die Karosserien von anderen Karosseriebauern hergestellt. Das Fahrgestellt ist ein modifiziertes Silver-Wraith-Chassis. Zunächst wird er ausschließlich für den Export als Linkslenker gebaut, zusammen mit dem baugleichen Bentley R-Type ist er ab Oktober 1953 auch in Großbritannien verfügbar. Angetrieben wird das Fahrzeug von einem Reihensechszylinder mit zunächst 4.257 ccm, später dann mit 4.566 ccm. Zusätzlich zum Komplettfahrzeug mit Werkskarosserie bot Rolls-Royce auch nur das Chassis an und die Aufbauten entstanden bei anderen Stellmachern (Coachbuilder) wie Harold Radford.  Insgesamt entstanden in sechs Jahren 760 Exemplare.

 

1949 - In Deutschland verlassen 104.000 Automobile die Fabriken – das Dreifache der Vorjahresproduktion.

 

1949 - Auf dem Genfer Autosalon präsentiert Borgward die viersitzige Limousine Hansa 1500, die erste deutsche Neukonstruktion seit Ende des Zweiten Weltkrieges. Ebenfalls in Genf wird der Prototyp des Sportwagens Porsche 356 gezeigt, ein zweisitziger Roadster mit einem Aluminium-Chassis. Ebenfalls einen Zweisitzer bringt Gutbrod mit dem Moto-Standard, ein Cabrio mit Frontantrieb und einer Ponton-Karosserie. Karmann aus Osnabrück zeigt das viersitzes Cabriolet auf VW Käfer-Basis, Hebmüller aus Wülfrath das zweisitzige Cabriolet auf Käfer-Basis. Mercedes-Benz bringt mit dem Typ 170 V und dem auffallend leisen Typ 170 D auf den Markt. In Italien wird der Siegeszug der Vespa gestartet

 

08.01.1949 - In den Niederlanden wird ein VW Käfer verschifft. Ziel sind die USA. Damit beginnt der Käfer seinen nicht geglaubten Erfolg in die Vereinigten Staaten. Doch er ist zunächst kein Erfolg. Erst 1955 baut Volkswagen ein eigenes Verkaufsnetz auf. Der Durchbruch gelingt jedoch erst 1960 – mit einer einzigartigen Anzeigenkampagne, die Jahrzehnte später zur besten des 20. Jahrhunderts gewählt werden würde. Die bis dahin recht unbekannte Agentur Doyle Dane Bernbach (DDB) löst mit ihrer Kampagne einen regelrechten Run auf das kleine Auto aus Deutschland aus. Gleichzeitig verändert sie die Auffassung von Werbung fundamental. Zum ersten Mal nimmt sich mit Volkswagen USA ein großer Konzern in seinen Anzeigenmotiven konsequent auf die Schippe, spielt mit eigenen Vorurteilen, eigenen Schwächen und Klischees.

 

20.03.1949 – Auf Sizilien findet die 33. Targa Florio, statt. Gleichzeitig ist das Rennen der neunte Giro di Sicilia. Die Entscheidung der Organisatoren, das Rennen auf einen Termin im März zu verlegen, erwies sich im Nachhinein als falsch. Das Wetter war schlecht. Es regnete beinahe den ganzen Tag, die Straßen waren rutschig und in den Bergregionen was es kalt und nebelig. Die ersten Fahrzeuge, die ab Mitternacht auf die Strecke gingen, waren Tourenwagen. Als der letzte Sportwagen den Start-und-Ziel-Bereich in der Viale del Foro Italico in Palermo verlassen hatte, war es vier Uhr morgens. Zu Beginn des Rennens führten die Lancia-Aprilia-Tourenwagen, angeführt von Alfredo Fondi und Giannino Marzotto. In Trapani übernahmen die Sportwagen das Kommando. An der Spitze fuhr Dorino Serafini im Frazer Nash, dahinter lagen die neuen Ferrari 166 MM von Bruno Sterzi, Roberto Vallone und Clemente Biondetti. Bereits ausgeschieden waren Franco Cortese und Giovanni Bracco, deren Fahrzeuge vom Start weg Probleme mit der Technik hatten. Die Rennentscheidung fiel in der Nähe von Enna, wo Serafini nach einem Unfall ausschied und Biondetti im strömenden Regen die Führung übernahm. Bis zum Rennende konnte Biondetti Franco Rol in dessen privat gemeldetem Alfa Romeo 6C 2500 Competizione nicht abschütteln. Nach einer Fahrzeit von über 13 Stunden hatte er im Ziel nur einen Vorsprung von knapp drei Minuten auf Rol. Die große Überraschung war der dritte Gesamtrang von Giovanni Rocco im Prete-Eigenbau.

 

31.03.1949 - In Bologna wird das Unternehmen Abarth & C. gegründet. Carlo Abarth, ein in Italien lebender österreichischer Motorradrennfahrer und Unternehmer, baut mit seiner Firma Sportwagen mit kleinem Hubraum, zunächst überwiegend Einzelstücke und kleine Serien mit speziellen Karosserien unterschiedlichster Designer und Karosseriebauer. Dazu zählen Allemano, Bertone, Boano, Ghia, Pininfarina, Vignale oder Zagato. Bekannt wird die Firma Abarth aber auch als Tuner, vor allem für Fiat, Simca und Alfa Romeo. Im Rennstall Abarth fahren u.a. Derek Bell, Hans, Herrmann, Jochen Nerpasch oder Walter Röhrl. 1971 ist mit der selbständigen Firma Abarth Schluss. Carlo Abarth verkauft das Unternehmen und die Markenrechte an den Fiat-Konzern.

 

06.04.1949 - Volkswagen bestellt bei der Firma Karosseriewerke Josef Hebmüller und Söhne in Wülfrath 675 Aufbauten für das zweisitzige Cabriolet vom Typ 14, das durch seine elegante Form besticht. Die Erprobungsergebnisse an den am 21. März und 1. Juni 1949 gelieferten Versuchsfahrzeugen machen unter anderem eine konstruktive Verstärkung des Aufbaus erforderlich. Auch wird die Fertigungsqualität bemängelt. Ein durch eine Lackstaubverpuffung verursachter Brand unterbricht die Produktion am 23. Juli 1949 – bis dahin liefert Hebmüller 53 Cabriolets und 236 Polizei-Streifenwagen von Volkswagen Typ 18 aus. Zwar nimmt Hebmüller die Produktion wieder auf, jedoch entspricht Volkswagen dem Wunsch auf Erhöhung der Liefermenge nicht. Auch wegen der geringen Stückzahl von insgesamt 680 gebauten Fahrzeugen gehört das Hebmüller Cabriolet zu den begehrten Sammlerstücken.

 

16.04.1949 - Der erste VW-Käfer wird nach Österreich importiert. Und er läuft und läuft und läuft. Damit laufen auch die Geschäfte der Firma Porsche gut an. Auch dank dem erfolgreichen Aufbau einer schlagkräftigen Vertriebsorganisation und dem damit verbundenen zuverlässigen Kundendienst. Von Salzburg aus baut Louise Piech neben dem Fahrzeugimport eine eigene Einzelhandelskette auf: Die Porsche Inter Auto GmbH & Co KG, die sich bis heute zu 100 % im Besitz der Familien Porsche und Piech befindet.

 

05/1949 - Der Mercedes-Benz 170, ein bereits vor dem Krieg produziertes Fahrzeug, kommt nun auch als Diesel auf den Markt. Er hat einen Vierzylindermotor mit 1.767 ccm  Hubraum und 40 PS.

 

19.06.1949 - Das erste offizielle Rennen des heutigen NASCAR Sprint Cup findet auf dem 1949 eröffneten Charlotte Speedway in Charlotte, North Carolina, USA, statt. Der Charlotte Speedway ist ein dreiviertel Meilen langes Oval und das erste Rennen geht über eine Distanz von 150 Meilen. Nach insgesamt 12 NASCAR-Rennen wird der Charlotte Speedway am 17.10.1956 wieder geschlossen.

 

01.07.1949 - Dem Standart-Käfer wird nun ein Exportmodell an die Seite gestellt. Es hat eine verbesserte Ausstattung wie z.B. eine Zeituhr, Chromleisten, Bedienungsknöpfe am Armaturenbrett aus elfenbeinfarbigem Kunststoff und kostet 5.450 DM

 

23.07.1949 - Ein Großbrand im Hebmüller-Werk in Wülfrath zerstört die gesamten Produktionsanlagen. Zwar kann der Wiederaufbau 1951 abgeschlossen werden, aber die wirtschaftliche Situation führt dazu, dass Hebmüller 1952 den Betrieb einstellen muss. Hebmüller baut vor dem Krieg hochwertige Aufbauten als Einzelstücke oder Kleinserien, u.a. für Austro-Daimler, F.N. und Dürkopp. Aber auch Ford und Opel lassen ihre Cabriolets und offenen Sportwagen zum Teil von Hebmüller bauen. Nach dem Krieg bekommt Hebmüller von Volkswagen den Auftrag für den Bau von 2000 zweisitzigen Cabriolets, die ab 1949 hergestellt werden. Doch aufgrund des Brandes entstehen nur 626 Fahrzeuge. Außerdem baut Hebmüller ein offenes viersitziges Polizei-Einsatzfahrzeug auf VW Typ 1-Basis.

 

22.07.1949 - Die Serienfertigung des Volkswagen Typ 15, eines viersitzigen Cabriolets auf Basis des Export-Modells der Volkswagen Limousine, beginnt bei der Wilhelm Karmann Fahrzeugfabrik in Osnabrück. Nach einer Vorführung des Fahrzeugs am 13. April 1949 und seiner Erprobung spricht sich Nordhoff am 18. April 1949 dafür aus, „recht bald mit der Produktion dieses Cabriolets in Gang“ zu kommen. Der am 3./5. August 1949 geschlossene Vertrag sieht die Lieferung von zunächst 1 000 Einheiten vor. Durch hohe Alltagstauglichkeit ausgezeichnet und durch unsichtbar angebrachte Versteifungen an den Karosserieseiten in seinem Schwingungsverhalten neutralisiert, findet das Fahrzeug eine wachsende Kundengruppe. Zunächst für 7 500 DM angeboten, summiert sich die Fertigung bis Jahresende auf 440 Fahrzeuge. 1950 steigt die Produktion auf 2 669 Fahrzeuge an. Bis zur Produktionseinstellung am 10. Januar 1980 laufen in Osnabrück 330 281 Käfer Cabriolets vom Band.

 

24.08.1950 - Die 1951er-Modelle des Packard 200 und 250 werden als preisgünstigste Packard-Modellreihe vorgestellt und ersetzen die Standard-Modelle die 1950 auslaufen. Der 200 ist der erste der neu von John Reinhart gestalteten Modellreihen. Sie ersetzen die schwülstigen Packards der 22. und 23. Serie, die 1948 bis 1950 hergestellt wurden. Reinharts "High Pocket"-Design ist förmlicher als das der Vorgänger und wird von Packard bis Ende 1956 vertrieben, als die eigentliche Packard-Produktion eingestellt wurde.

 

03.09.1949 - In Ingolstadt wird die Automobilfirma Audi neugegründet. Nachdem im August 1948 die Auto Union AG im Handelsregister Chemnitz gelöscht worden ist, existiert das Unternehmen nicht mehr. In Ingolstadt war bisher das Auto-Union-Zentrallager Süd untergebracht. Viele Mitarbeiter aus den früheren Werken der Auto Union in Zwickau, Zschopau und Chemnitz setzen sich nach Ingolstadt ab und initiieren den Neuaufbau. Da im Krieg die Wehrmacht die DKW-Wagen aufgrund ihrer Zweitaktmotoren, der selbsttragenden Karosserien aus Sperrholz und des Frontantriebs kaum requiriert hatte, sind in Westdeutschland zu diesem Zeitpunkt noch rund 65.000 DKW-Wagen der Typen Reichs- und Meisterklasse in Betrieb - ein großer Vorteil gegenüber den Mitbewerbern.

 

06.09.1949 - Durch die Verordnung 202 überträgt die britische Militärregierung dem Land Niedersachsen die Kontrolle über die Volkswagenwerk GmbH mit der Maßgabe, diese im Auftrag und unter der Anweisung der Bundesregierung zu übernehmen. Die Frage der Eigentümerschaft bleibt bis zur Privatisierung des Unternehmens ungeklärt.

 

19.09.1949 - Der Zebrastreifen taucht in internationalen Vereinbarungen erstmals in einem in Genf unterzeichneten Protokoll über Verkehrszeichen auf. Bereits 1948 lässt die britische Regierung an Londoner Verkehrskreuzungen Straßenmarkierungen in Form von zwei parallelen punktierten Linien anbringen und veröffentlicht Schulungsfilme zum sicheren Überqueren stark befahrener Straßen.

 

13.10.1949 – Die ersten Exemplare des im Frühjahr in Genf vorgestellten Borgward Hansa 1500, der ersten deutschen Pkw-Nachkriegskonstruktion, rollen in Bremen-Sebaldsbrück vom Band.

 

13.10.1949 – Der italienischer Motorradhersteller Moto Laverda S.p.A. wird von Francesco Laverda, dem Enkel des Landmaschinenherstellers Pietro Laverda, gegründet. Das erste Modell ist die Laverda 75. In den 1980er Jahren folgt eine Absatz- und Finanzkrise, die bei Laverda vor allem auf eine nicht marktgerechte Produktdiversifikation zurückzuführen ist. Am 31.03.1987 muss Moto Laverda Insolvenz anmelden. Sechs Jahre später wird die Marke als International Moto Laverda neu gegründet, doch bereits 1998 ist auch diese Firma insolvent und geht zunächst an einen Investor, 2000 dann an Aprilia und wird Ende 2004 von der Piaggio-Gruppe übernommen.

 

12.11.1949 - Nach 51-wöchiger Entwicklungszeit wird der neue VW Transporter (Typ 2) den Journalisten vorgestellt. Die Serienfertigung beginnt am 8. März 1950 im Volkswagenwerk Wolfsburg. Später wird in Hannover ein eigenes VW Transporter-Werk gebaut. Den VW Typ 2 gibt es in verschiedenen Karosserievarianten wie Kastenwagen, Kombi, Kleinbus, Pritschenwagen und Doppelkabine, die Luxusvariante „Samba“-Bus oder als Campingmodell (z.B. von Westfalia). 1955 werden für die Deutsche Bundesbahn 30 Eisenbahn-Draisinen (Klv 20) mit VW-Transporter-Karosserien gebaut. Von der ersten Generation (Typ 2 T1) werden zwischen 1950 und 1967 insgesamt rund 1,8 Millionen Einheiten gebaut.

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