Überarbeitet: Rückblick Automobilhistorie

27.04.2024

Irgendwann habe ich mal angefangen, Ereignisse aus der Geschichte des Automobils aufzulisten. Ob Geburts- oder Todestage berühmter Persönlichkeiten, Erfindungen und Patente, Firmengründungen, Präsentationen oder Produktionsstarts von Modellen. Alle Ereignisse sind nachfolgend chronologisch aufgeführt und werden immer weiter ergänzt. Jeden Monat kommen neue Informationen dazu. Sollte Jemand einen Fehler entdecken, so wäre ich über eine Rückmeldung mit entsprechender Quellenangabe dankbar, um es berichtigen zu können.

1.   Das 19. Jahrhundert

 

 

 

1853

 

16.01.1853 - André Michelin wird geboren. Er und sein Bruder Edouard erfinden 1888 einen Luftreifen mit Schlauch und gründen das Unternehmen "Michelin & Cie.", das ab 1891 die ersten Luftreifen produzierte.

 

 

1868

 

12.10.1868 - August Horch wird in Winningen an der Mosel geboren. Er entstammt einer alten Winzer- und Schmiedefamilie und erlernt mit 13 Jahren in der Schmiede seines Vaters das Schmiedehandwerk. Damals ahnt niemand, dass er einer der bedeutendsten Automobilpioniere wird – obwohl er Zeit seines Lebens nie einen Führerschein besitzen wird. Über August Horch wurden viele Bücher geschrieben, hier einige Eckdaten: 1899: Gründung des Unternehmens Horch & Cie in Köln-Ehrenfeld. 1900 entsteht sein erstes Automobil. 1902 verlegt er den Betrieb nach Reichenbach im Vogtland. 1903 stellt er das erste deutsche Automobil mit einem Vierzylindermotor vor. 1904 zieht das Unternehmen erneut um, nun geht es nach Zwickau.  Dort wird es als „A. Horch & Cie. Motorwagenwerke Actiengesellschaft“ eingetragen. 1906 gewinnt ein Horch die Herkomer-Konkurrenz, ein Jahr später präsentiert August Horch den ersten Sechszylindermotor vor (im Horch 26/65 PS). 1909 verlässt August die Firma Horch Cie. nach einem Streit mit dem Aufsichtsrat. Kurze Zeit später gründet er die „August Horch Automobilwerke GmbH“, muss den Namen nach einem verlorenen Rechtsstreit ändern. Es entsteht die „Audi Automobilwerke GmbH“. „Audi“ ist die Übersetzung des Imperativs „horch“ (audi = höre! = horch!). 1910 wird der erste Audi ausgeliefert. 1915 verlässt Horch das aktive Geschäft bei Audi, nachdem die Firma eine Aktiengesellschaft wird. Er ist nun als „Öffentlich angestellter und beeidigter Kraftfahrzeug-Sachverständiger für Kraftfahrzeuge aller Art im Bereich der Industrie- und Handelskammer Berlin“ und als „Beeidigter Sachverständiger für das Kammer- und Landgericht Berlin“ aktiv. 1921 ist er Mitglied der Rennleitung für das erste AVUS-Rennen und Aufsichtsratsmitglied der „AUKA“ zur Koordinierung der Automobilausstellung 1923. 1924 wird er erster Präsident der Deutschen Verkehrswacht e.V.; 1922 verleiht ihm die TU Braunschweig die Ehrendoktorwürde. 1923 initiiert August Horch die schon lange fast weltweit einheitliche Linkssteuerung bei Automobilen. Nach der Gründung der Auto Union AG mit den Marken Audi, DKW, Horch und Wanderer im Jahr 1932 wird er ein Jahr später in den Aufsichtsrat berufen. 1939 wird August Horch Ehrenbürger der Stadt Zwickau. Am 03.02.1951 stirbt er in Münchberg, Oberfranken.

 

 

1869

 

31.08.1869 – Die irische Naturwissenschaftlerin Mary Ward stirbt bei einem Unfall mit einem dampfbetriebenen Fahrzeug und ist somit die erste bei einem Unfall tödlich verletzte Passagierin in der Geschichte des Kraftfahrzeugverkehrs. Das Fahrzeug wird bei dem Unfall von den Söhnen ihres Cousins William Parsons, 3. Earl of Rosse selbst gebaut und auch gefahren. Eine Unachtsamkeit Wards soll zu dem Unfall geführt haben.

 

 

1870

 

01.06.1870 – Der Wagenschmied Christian Miesen gründet in Bonn einen Stellmacherbetrieb. Zunächst entstehen Pferdekutschen und Pritschenwagen als individuelle Einzelanfertigungen. Die Firma erarbeitet sich dank hoher Produktqualität einen guten Ruf. 1901 entsteht der erste pferdebespannte Miesen-Krankenwagen. Die zunehmende Motorisierung führt bei Miesen ab 1905 zum Bau erster Automobil-Krankenwagen und nach Ende des Ersten Weltkriegs zu seiner Spezialisierung auf diesen Bereich. Neben Sanitätskraftwagen verschiedenster Basisfahrzeugtypen verlässt 1926 die erste motorisierte Zahnklinik Europas das Werk.

 

 

1874

 

24.12.1874 – In Bielefeld wird die Maschinenfabrik August Göricke gegründet. Seit 1895 werden Fahrräder produziert. 1899 erfolgt die Umbenennung in Bielefelder Maschinen- und Fahrradwerke AG, August Göricke. Ab 1903 werden auch Motorräder hergestellt. 1921 erfolgt die Umbenennung in Görickewerke A.G. Ein Jahr nach dem Konkurs im Jahre 1929 kauft ein deutsch-niederländisches Konsortium N.V.T.E. (Naam Looze Vennootschap tot Exploitatieder Göricke Fabrieken) das Unternehmen, welches dann als GmbH firmiert. Im Oktober 1941 erfolgt eine nach der Zusammenlegung mit Maschinen- und Apparatebau Erich Nippel eine Umfirmierung in Göricke-Fahrrad- und Maschinenfabrik, Nippel & Co. Seit 1964 wird die Marke Göricke von der Pantherwerke AG (Löhne) weiterproduziert. Zwischen 1906 und 1908 stellt das Unternehmen auch dreirädrige Automobile her. Das Modell von 1906 bis 1907 wird Motor-Dreirad genannt. Es ist technisch ein Motorrad mit einem Vorspannwagen, wodurch es zum Tricar wurde. Der Sitz für den Beifahrer ist vorne zwischen den beiden Rädern. Genannt ist ein V2-Motor-Viertaktmotor von Fafnir. Er ist luftgekühlt und hat 425 ccm Hubraum. Auf dieser Basis gibt es auch Hintersteckwagen. Zwischen 1907 und 1908 folgt das Auto Göricke. Es hat ein Vorder- und zwei Hinterräder. Der gleiche Motor wie vorher, nun mit 5 PS angegeben, wird hinter dem Vorderrad montiert und treibt über eine Kette die Hinterräder an. Oberhalb der Hinterachse ist eine Sitzbank für zwei Personen. Gelenkt wurde mit einem Lenkrad. 1950 werde Lastendreiräder mit hinterem Einzelrad und vorderem Ladekasten gefertigt. Sie haben einen Einzylinder-Zweitaktmotor mit 47 ccm Hubraum und 1,5 PS Leistung von Fichtel & Sachs.

 

1875

 

02.04.1875 - In Wamego, Kansas, wird Walter Percy Chrysler geboren. Er war ein amerikanischer Automobilpionier. Aber zunächst arbeitet er als Verkäufer in einem Lebensmittelgeschäft, verkauft Silberwaren und gehört zum Reinigungspersonal der Union Pacific Railway. Bei der American Locomotive Co. arbeitet er sich zum Stützpunktleiter in Pittsburgh hoch. 1910 wird er Werksleiter bei Buick, 1912 Präsident bei General Motors. 1917 geht er zur Chase Manhattan Bank und ist für die Sanierung der Willys Corporation verantwortlich. 1921 übernimmt er die Sanierung der Maxwell Motor Company. Dazu gehört auch das Duesenberg-Werk, an dem Chrysler interessiert ist. Dies wird aber vom ehemaligen GM-Chef Durant übernommen. Chrysler übernimmt den letzten Prototypen und die Maxwell-Mannschaft. Das Fahrzeug wird zur Serienreife gebracht und trägt den Namen Chrysler. 1929 wird Chrysler vom Times Magazine zum "Man of the Year 1928" gewählt. Er ist auch Bauherr des Chrysler Building in New York City. Am 18.08.1940 stirbt Walter Percy Chrysler in Kings Point, Long Island, New York.

 

03.09.1875 - Im böhmischen Maffersdorf wird als drittes Kind des Spenglers Anton Porsche der Sohn Ferdinand Porsche geboren. Der seit seiner Kindheit technisch sehr begabte Ferdinand arbeitete ab 1893 bei den Vereinigten Elektrizitätswerke-AG Béla Egger in Wien. 1896 meldete er ein Patent für seine Konstruktion des Radnabenelektromotors an. 1899 baut er den Lohner-Porsche, das erste Hybridfahrzeug der Welt. 1906 wechselt er zu Austro-Daimler in Wien. 1910 gewinnt Porsche die "Prinz-Heinrich-Fahrt" mit einem von ihm selbst entworfenen Austro-Daimler. Nach dem 1. Weltkrieg baut er den Sportwagen Sascha, der einen Klassensieg bei der Targa Florio erzielt. Bis 1922 gewinnen diese Rennwagen 51 x bei 52 Starts. 1923 wechselt er zur Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG). 1930 macht Porsche sich selbständig und eröffnet am 01.12.1931 in Stuttgart ein Konstruktionsbüro. 1933 entwickelt er für die Auto Union einen sehr erfolgreichen Grand Prix-Rennwagen mit 16-Zylinder-Mittelmotor. 1935/1935 konstruiert er in Stuttgart drei Prototypen des "Kdf-Wagens", dem späteren VW Käfer. Nach dem Krieg wird Porsche 22 Monate in Frankreich inhaftiert. Am 30.01.1951 stirbt Ferdinand Porsche in Stuttgart.

 

 

1878

 

05.02.1878 - André-Gustave Citroen wird geboren. Sein von ihm gegründetes Unternehmen gehört noch heute zu den erfolgreichsten Automobilkonzernen, seit der Übernahme durch Peugeot 1975 im Konzern PSA.  

 

 

1883

 

01.08.1883 – In Mannheim wird die Firma Benz & Cie Rheinische Gasmotorenfabrik von Carl Benz zusammen mit den Kaufleuten Max Caspar Rose und Friedrich Wilhelm Eßlinger gegründet. Das Unternehmen bietet Stationärmotoren an. 1886 erhält das Unternehmen das Patent auf das neue, dreirädrige Ligroingas-Veloziped, das als Benz Patent-Motorwagen Nummer 1 angeboten wird. Damit ist Benz & Cie. der erste Automobilhersteller Deutschlands. Während Benz & Cie. die Fahrgestelle und Motoren fertigt, liefert der Mannheimer Stellmacherbetrieb Kalkreuther fast alle Aufbauten und Karosserien. Von den Zweitaktmotoren können 1886 schon 80 Stück verkauft werden und 1891 sind es bereits 500 Motoren, die größtenteils exportiert werden.

 

 

1884

 

12.01.1884 – Unter dem Namen „Velocipedfabrik Goldschmidt & Pirzer“ wird eine der ersten Fahrradfabriken Deutschlands gegründet. 1887 änderte sich der Name des Betriebs in „Velociped-Fabrik Neumarkt Gebrüder Goldschmidt“. Im Juli 1888 kam es zu einem großen Brand der Produktionshalle. Von der Fabrikhalle standen danach nur die Umfassungsmauern, die Einrichtung war weitgehend zerstört. Obwohl unmittelbar mit den Wiederaufbauarbeiten begonnen wurde, dauerte es bis zum Frühjahr 1889, bis die Fertigung wieder im vollen Umfang lief. Als am 22. November 1896 Joseph Goldschmidt starb, übernahmen seine Witwe Bertha und sein Sohn Jacob das Unternehmen und wandelten es 1897 in eine Aktiengesellschaft um. Im Frühjahr 1899 wurde bekannt, dass Express mit der Entwicklung und dem Bau von motorisierten Fahrzeugen begonnen hatte. Zu dieser Zeit zeichnete sich am Markt bereits eine entsprechende Entwicklung ab, die mit dem Benz Patent-Motorwagen Nummer 1 schon 1866 begonnen hatte. Erste motorisierte Produkte der Express-Werke waren Dreiräder und kleine, vierräderige Motorwagen. Später kamen auch Motorfahrräder, Personen- und Lastkraftwagen dazu. Um auch Kompetenzen im Fahrzeugbau mit Elektromotoren zu bekommen, erwarben die Express-Werke die Berliner Vulkan-Automobilgesellschaft einschließlich dem Recht, alle für Vulkan lizenzierten Patente zu nutzen. Die Fertigung von motorisierten Fahrzeugen nahm bis 1905 einen Großteil der Produktionskapazität ein, wurde aber bereits 1907 wegen mangelnden wirtschaftlichen Erfolgs eingestellt. Dadurch konnte sich das Unternehmen wieder stärker dem Fahrradmarkt widmen, der sich durch die Einführung der Sicherheitsniederräder mit Luftreifen sehr dynamisch entwickelte. 1909 wurde die Produktion von motorisierten Fahrzeugen vorübergehend wieder aufgenommen. Diesmal erhielten die Fahrzeuge wahlweise einen Vierzylinder- oder Sechszylindermotor von Fafnir aus Aachen. Der Vierzylindermotor hatte einen Hubraum von 1560 cm³ mit einer Bohrung von 76 mm und einem Hub von 86 mm und leistete 15 PS. Der Sechszylindermotor hatte einen Hubraum von 3075 cm³ mit einer Bohrung von 76 mm und einem Hub von 113 mm und leistete 24 PS. 1910 wurde die Herstellung von Automobilen endgültig eingestellt.

 

 

1885

 

03.08.1885 - Gottlieb Daimler, einer der Pioniere des Automobils, meldet seinen Viertakt-Einzylindermotor zum Patent an. Ebenfalls im August, am 29.08.1885 erhält er das Patent DRP Nr. 36423 für seinen Reitwagen mit "Gas-.oder Petroleum-Kraftmaschine". Der Reitwagen gilt als das erste Motorrad der Welt.

 

 

1886

 

1886 – Der aus Nürnberg nach London 1884 ausgewanderte Siegfried Bettmann gründet im englischen Coventry die Triumph Cycle Company. Zunächst werden Fahrräder exportiert, die er von der William Andrews Company of Birmingham produzieren lässt, 1889 wird er vom Händler zum Produzenten. 1896 wird die deutsche Triumph-Tochter „Die Deutsche Triumph Fahrradwerke“ in Nürnberg gegründet. 1902 beginnt Triumph in Coventry Motorräder. Im Ersten Weltkrieg, währenddessen der gebürtige Deutsche Siegfried Bettmann Bürgermeister von Coventry ist, haben die robusten 550-cm³-Motorräder von Triumph, noch mit Riemenantrieb, einen großen Erfolg. Triumph liefert mit 30.000 Stück mehr Motorräder als alle anderen britischen Hersteller an das Militär. Aufgrund der guten Erfahrungen mit den Maschinen an der Westfront steigt nach 1918 auch der zivile Umsatz. 1923 verlassen pro Woche 300 Maschinen das Werk. Im April 1923 wird das erste Triumph-Automobil mit einem 1393-cm³-Motor vorgestellt – der 10/20. Ein Jahr später gelingt Triumph bei der Olympia Motor Show eine Sensation: als erster britischer Hersteller rüstet das Unternehmen sein neues Modell 13/35 an allen vier Rädern von Anfang an mit hydraulischen Bremsen von Lockheed aus. 1927 bringt Triumph eines der erfolgreichsten Triumph-Modelle auf den Markt – den „Super Seven“. Triumph tritt damit in Konkurrenz mit dem billigeren Austin 7. Ende der 1920er-Jahre absolvieren kleine „Super Seven“ und „Super Eight“ zahlreiche aufsehenerregende Langstreckenfahrten, teils in Rekordzeit, namentlich in Australien und Neuseeland, aber auch die Fahrt New York – Los Angeles – Vancouver. 1929 ragt eine Durchquerung Australiens heraus. Auf Erfolgen wie diesen basiert der große Verkaufserfolg in „down under“. Mit der Typenbezeichnung „Southern Cross“ (Kreuz des Südens) für Sportmodelle hebt Triumph die Bedeutung dieses Exportmarktes hervor. 1930 ändert das Unternehmen den Namen in Triumph Motor Company.

 

29.01.1886 - Carl Benz meldet mit der Patentschrift DRP 37435 sein "Fahrzeug mit Gasmotorenbetrieb" zum Patent an. Diese Patentschrift gilt als "Geburtsurkunde des Automobils". Damals ahnte noch niemand, wie diese Erfindung die Welt verändern würde. Am 03.07.1886 führt er die erste öffentliche Probefahrt mit seinem Benz Patent-Motorwagen Nummer 1 Fahrzeug in Mannheim durch.

  

05.04.1986 – Carl Marschütz gründet in Nürnberg die Velozipedfabrik Carl Marschütz & Co. Nachdem ein Jahr später auch sein Bruder Heinrich in die Firma eingetreten ist, wird der Firmenname in Nürnberger Velozipedfabrik Hercules umbenannt. Die Firma wächst, bereits 1896 beschäftigt Hercules rund 250 Mitarbeiter und produziert 6.500 Fahrräder. Von 1905 bis 1907 stellt Hercules auch Motorräder her, doch erst ab 1928 lohnt es sich wieder Motorräder zu bauen, da im Deutschen Reich für Motorräder unter 200 ccm Hubraum die Führerschein- und Steuerpflicht entfällt. Die Motoren stammen von Fichtel & Sachs, mit denen die Firma seit Jahren eng verbunden ist. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten müssen die Brüder Marschütz ihre Aktien weit unter Wert abgeben, die Firma wird „arisiert“. Carl Marschütz emigriert nach Kalifornien. Nach dem Zweiten Weltkrieg wird ab 1946 die Fahrrad-Produktion, ab 1949 die von Motorrädern wiederaufgenommen. Die Firma gehört nun der Dresdner Bank, ab 1956 dem Fürther Grund-Konzern. Zwei Jahre später erwibt Fichtel & Sachs die Firma, was jedoch zunächst nicht an die Öffentlichkeit gelangen darf, da auch die Konkurrenz Fichtel & Sachs-Motoren verwendet. Zwischen 1898 und 1928 baut Hercules auch Lastkraftwagen und zwischen 1932 und 1937 in geringer Stückzahl Dreirad-Zweisitzer mit einem Einbaumotor von ILO.

 

02.11.1886 - Benz Patent-Motorwagen Nummer 1 ist der Name des ersten von Carl Benz erbauten Automobils mit Verbrennungsmotor. Das Patent für sein „Fahrzeug mit Gasmotorenantrieb“ wird als DRP Nr. 37435 am 2. November 1886 erteilt.  Es gilt als der erste praxistaugliche Kraftwagen der Welt und setzt somit die Geburtsstunde des modernen Automobils. Benz macht auf einem Kurbelveloziped (Tretkurbelfahrrad) seine entscheidenden Mobilitätserfahrungen und baut dann statt einer von ihm zunächst erwogenen Straßenlokomotive für den Kollektivverkehr ein leichtes motorisiertes Veloziped für Individualverkehr. Sein Patent-Motorwagen hat deutliche Anleihen aus dem Fahrrad- und Kutschenbereich. Der Wagen bleibt ein Einzelstück, ebenso wie sein direkter Nachfolger Patent-Motorwagen Nummer 2. Er wird zunächst zum Vierradwagen umgebaut und später ausgeschlachtet. 1903 wird er rekonstruiert. Der Benz Patent Motor-Wagen Nr. 1 steht heute als Dauerleihgabe im Verkehrszentrum des Deutschen Museums in München.

 

15.11.1886 – Der Ingenieur und Erfinder Robert Bosch gründet in Stuttgart die „Werkstätte für Feinmechanik und Elektrotechnik“, die spätere Robert Bosch GmbH. Robert Bosch hält sich anfänglich mit Feinmechanik-Aufträgen über Wasser, aber eigentlich gilt sein Interesse besonders der Elektrotechnik. Die ersten rund zehn Jahre sind seiner Aussage nach „ein böses Gewürge“. Eine Stabilisierung des Geschäfts kommt ab 1895, als Stuttgart ein Elektrizitätswerk bekommt und Bosch mit Elektroinstallationen beauftragt wird. 1887 wird der erste Niederspannungs-Magnetzünder von Bosch für Gasmotoren vorgestellt. Zehn Jahre später folgt der erste Magnetzünder für Automobile. Er macht die kleine Werkstatt zum produzierenden Unternehmen und Robert Bosch zum weltweit erfolgreichen Unternehmer. Der Grundstein für die Entwicklung von Bosch als Automobilzulieferer ist damit gesetzt. Bosch eröffnet 1901 in Stuttgart seine erste Fabrik und produziert 1906 den 100.000. Magnetzünder. Im gleichen Jahr wird der Achtstundentag bei Bosch eingeführt. 1910 erfolgt die Gründung und Errichtung des Zweigwerks in Feuerbach bei Stuttgart. 1909 führt Bosch die Schmierpumpe für Motoren ein („Bosch-Öler“), 1914 beginnt die Fertigung von Generatoren und Scheinwerfern im „Lichtwerk“ in Feuerbach. Durch die einsetzende Motorisierung des Straßenverkehrs wächst das Unternehmen nach 1900 sehr schnell. Hat Bosch 1901 noch eine Belegschaft von 45, sind es 1908 bereits mehr als 1.000 Menschen. Um qualifizierten Nachwuchs für die Kraftfahrzeugelektrik-Fertigung heranzuziehen, wird August Utzinger von Robert Bosch mit dem Aufbau einer Lehrwerkstatt beauftragt, die 1913 ihre Arbeit aufnimmt. Robert Bosch ist selbst geprägt durch seine äußerst unbefriedigende Feinmechanikerlehre von 1876 bis 1879. Daraus leitet sein Biograf, der liberale Journalist und spätere erste Bundespräsident Theodor Heuss, Boschs besonderes Augenmerk auf gute Ausbildungsbedingungen ab.

 

 

1887

 

18.09.1887 - In Turin wird Giacinto Ghia geboren. Er gründet 1915, nachdem er aufgrund eines schweren Unfalls seine Tätigkeit als Testfahrer bei Diatto aufgeben muss, die Firma Carrozzeria Ghia. Er baut Karosserien für Diatto, Itala, S.C.A.T und später für Fiat, Lancia, Chrysler, Alfa Romeo oder Isotta Fraschini. Am 21.02.1944, kurz nach der Zerstörung seiner Anlagen bei einem Luftangriff, stirbt er nach kurzer Krankheit.  Die Firma wird später von Luigi Segre übernommen, der zusammen mit Wilhelm Karmann jun. den berühmte VW Karmann Ghia erschafft.

 

 

1888

 

 Frühjahr 1888 - Der Franzose Emile Roger erhält die alleinige Vertretung für Benz-Fahrzeuge und -Motoren in Frankreich. Damit startet der Automobil-Auslandsvertrieb. Bis 1893 verkauft Benz von den 69 produzierten Automobilen gut 60 % nach Frankreich, bis zur Jahrhundertwende sind es ein Drittel der Gesamtproduktion von 2300 Autos.

 

05.08.1888 - Bertha Benz fährt mit ihren beiden Kindern im Wagen ihres Mannes Carl Benz (ohne dessen Wissen), dem dreirädrigen Benz Patent-Motorwagen Nummer 3, die 106 km lange Strecke von Mannheim nach Pforzheim. Drei Tage später fährt sie auf einem anderen Weg wieder zurück. Es ist die erste Überlandfahrt eines Automobils und gleichzeitig ist sie die erste Autofahrerin der Geschichte. Ihre Fahrt trägt wesentlich dazu bei, die noch bestehenden Vorbehalte der Kunden gegenüber dem Fahrzeug zu zerstreuen, wodurch in der Folge der wirtschaftliche Erfolg der Firma ermöglicht wird.

 

07.12.1888 - Der schottische Reifenpionier John Boyd Dunlop meldet das erste Patent für den Fahrradluftreifen an. Der Sohn einer Bauernfamilie studiert Tiermedizin und schließt sein Studium mit 19 Jahren ab. Zwei Jahre später eröffnet er eine Praxis in Dublin. Bei seiner Arbeit hantiert er immer wieder mit Gegenständen aus Kautschuk. 1887 konstruiert er seinen ersten luftgekühlten Gummireifen. Angeblich erfindet er diesen, damit das Dreirad seines elfjährigen Sohnes nicht so laut und dieser bei Rennen schneller gegenüber seinen Freunden sei.  Dazu wickelt er aus dünnen Gummiplatten zusammengeklebte Schläuche um die Räder und pumpt die Hüllen mit einer Fußballpumpe auf. Von einem lokalen Fahrradbauer lässt er 50 mit diesen Reifen ausgestattete Räder anfertigen. Gemeinsam mit dem Geschäftsmann William Harvey Du Cros, Vater eines erfolgreichen Radrennfahrers, und weiteren Teilhabern gründet Dunlop 1889 in Dublin das Unternehmen Pneumatic Tyre & Booth’s Cycle Agency, zieht sich aber sechs Jahre später aus dem Unternehmen zurück, da er mit den robusten Geschäftsmethoden von Du Cros nicht einverstanden ist. Den eher kleinen Profit aus dem Reifengeschäft steckt Dunlop in einer Dubliner Textilfabrik und führt ohne Aufsehen seine Tierarztpraxis weiter. Es wird die am längsten praktizierende Tierarztpraxis in Irland.

 

 

1889

 

06.05.-31.10.1889 – Auf der Weltausstellung Paris präsentiert Carl Benz den Benz Patent-Motorwagen Nummer 3, eine Weiterentwicklung des ersten Modells. Der Einzylinder-Viertaktmotor hat zunächst 954 ccm Hubraum und 1,5 PS, wird jedoch anschließend mehrfach vergrößert bis auf 1.990 ccm und 3 PS. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 20 km/h. Berühmt wird die erste Überlandfahrt eines Patentmotorwagens mit der Ausfahrt von Benz-Ehefrau Bertha und ihren Söhnen im August 1889. Der Patent-Motorwagen Nummer 3, den das Science Museum London um 1913 für nur fünf Pfund Sterling aus Privatbesitz ersteht, ist mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit der Wagen von Bertha Benz und das älteste komplett erhaltene Automobil der Welt.

 

28.05.1889 - Die Brüder Èdouard und André Michelin gründen das Unternehmen Michelin & Compagnie. Dazu übernehmen sie eine kautschukverarbeitende Produktionsstätte in Clermand-Ferrand. Zunächst produzieren sie Industrieabdichtungen, Gummibälle für Kinder und Bremsklötze für Kutschen. 1991 lässt sich Èdouard Michelin einen auswechselbaren Luftreifen patentieren und legt damit den Grundstein für die weitere Entwicklung des Unternehmens. 1895 nimmt "l'Eclair" (der Blitz) als erstes Auto auf Luftreifen an einem Autorennen von Bordeaux nach Paris und zurück teil.  1900 erscheint der erste Michelin-Führer (Guide Michelin) in einer Auflage von 35.000 Exemplaren und wird kostenlos an Autofahrer verteilt. Der Guide Michelin ist noch ein Werkstattführer mit wichtigen Informationen rund um das Auto und die Reifen; erst später wird er zum Restaurantführer.

 

18.10.1889 – Joseph Hebmüller übernimmt nach dem Konkurs seines Arbeitgebers, dem Karosseriebauer Sauer, dessen Betrieb in Barmen bei Wuppertal. Er führt sein Unternehmen als handwerklichen Familienbetrieb mit anfangs etwa 10, in den folgenden Jahren bis zu 20 Mitarbeitern. Einer der Gesellen ist auf seiner Wanderschaft Friedrich Ebert, der spätere Reichspräsident. Seine vier Söhne werden entsprechend den betrieblichen Erfordernissen ausgebildet als Stellmacher, Wagenschmied und Sattler, einer erhält eine kaufmännische Ausbildung. Nach dem Tod ihres Vaters 1919 intensivieren die Söhne die Herstellung von Automobil-Karosserien. Die wirtschaftliche Lage entwickelt sich positiv, sodass sie in Wülfrath 1924 das Werk II und 1936 das Werk III eröffnen können. Zu ihren Kunden gehören Austro-Daimler in Wien, F.N. in Belgien und Dürkopp in Bielefeld, die die Chassis anliefern, auf denen Hebmüller hochwertige Aufbauten fertigt, entweder als Einzelstück oder in Kleinserie. Seit den 1930er-Jahren arbeitet Hebmüller auch für Großserienhersteller wie Ford und Opel., die bei Hebmüller ihre Cabriolets und offenen Sportwagen zum Teil bauen lassen. Das bekannteste Fahrzeug ist das zweisitzige Cabriolet für den VW Käfer, für das Hebmüller von Volkswagen den Auftrag über 2.000 Fahrzeuge erhält. Statt der geplanten Stückzahl werden jedoch nur 696 gefertigt, da ein Großbrand am 23.07.1949 die Produktionsanlagen zerstört. Der 1951 abgeschlossene Wiederaufbau und die damit einhergehende Modernisierung der Produktionsanlagen übersteigen die Finanzkraft des Unternehmens. Die Versicherungssumme reicht nicht aus und trotz guter Auftragslage verweigern die Banken die erforderlichen Kredite. Im Mai 1952 muss Hebmüller den Vergleich beantragen und danach den Betrieb einstellen.

 

 

1890

 

25.02.1890 – In Bremen wird die Deutsch-Amerikanische Petroleum Gesellschaft (DAPG) gegründet von den deutschen Kaufleuten Franz Ernst Schütte, Carl Schütte und Wilhelm Anton Riedemann sowie dem US-Amerikaner John D. Rockefeller von Standard Oil gegründet, um das Petroleumgeschäft der Standard Oil in Deutschland zu betreiben. Um 1937/1938 erfolgt die Umfirmierung der Marke Standard auf die Marke ESSO – die phonetisch ausgesprochenen Anfangsbuchstaben von Standard Oil. 1950 wird die DAPG in Esso AG umbenannt.

 

11/1890 - November 1890 gründet Gottlieb Daimler im Canstatter Stadtteil Seeberg mit den finanzkräftigen Partnern Max Duttenhofer und Wilhelm Lorenz die Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG).Chefkonstrukteur wird Wilhelm Maybach. Das Gelände, ein Grundstück mit Werksgebäuden der ehemaligen Vernicklungsanstalt Zeitler & Missel hatte Daimler bereits 1887 gekauft. Ab 1893 baut man dort Schienentriebwagen für Württemberg, die Schweiz und Ungarn. 1896 wird hier der erste von einem Verbrennungsmotor angetriebene Lastkraftwagen der Welt gebaut und nach Großbritannien geliefert.

 

 

1891

 

26.01.1891 – Es gibt Personen, die die Automobilgeschichte maßgeblich geprägt haben. Dazu gehört Nicolaus August Otto. Der am 10. Juni 1832 in Holzhausen an der Haide im Taunus geborene Sohn einer Land- und Gastwirtsfamilie durchläuft zunächst eine Lehre als Kaufmann und verdient sich seinen Lebensunterhalt als Handlungsgehilfe in Frankfurt am Main und in Köln. 1862 beginnt er mit ersten Experimenten mit Viertaktmotoren, die aber erst ab 1876 zum Einsatz kommen. Seine erste Gaskraftmaschine baut er 1863. Ein Jahr später gründet er zusammen mit dem Ingenieur Eugen Lange die erste Motorenfabrik der Welt, die „N.A. Otto & Cie.“, die am 05.01.1872 zur Gasmotoren-Fabrik Deutz AG umgewandelt wird. 1876 gelingt es Otto, einen Viertaktgasmotor mit verdichtetet Ladung zu entwickeln, der durch Wilhelm Maybach und Gottlieb Daimler zur Serienreife gebracht wird. Dieser auf Grundlage einer Erfindung von Étienne Lenoir nach dem Viertaktprinzip entwickelte Gasverbrennungsmotor ist die Grundlage für den Bau von Verbrennungsmotoren bis zum heutigen Tag. 1867 präsentiert die Firma ihre Version eines Gasmotors der Öffentlichkeit auf der Pariser Weltausstellung und wir mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. 1884 erfindet Otto für seine Gasmotoren die elektrische Zündung, durch die es möglich wird, auch flüssige Brennstoffe alternativ zum bisher ausschließlich verwendeten Gas zu benutzen. Unabhängig voneinander haben jedoch schon vor Ottos Erfindung des Viertaktmotors Christian Reithmann 1860 und Alphonse Beau de Rochas 1862 jeweils Patente auf den Viertaktmotor erhalten. Am 30.01.1986 und auch 1889 werden die „Otto-Patente“ der Gasmotorenfabrik Deutz in Deutschland und nachfolgend in anderen Ländern für nichtig erklärt. Durch einen Geheimvertrag mit Reithmann, der Zahlung von 25.000 Mark und eine Rente auf Lebenszeit darf Otto sich weiter als deutscher Erfinder des Viertaktmotors bezeichnen. Erst 1949 wird dies durch Arnold Langen, der Biograph von Nicolaus Otto, bekannt. 1882 erhält Otto die Ehrendoktorwürde der Philosophischen Fakultät der Universität Würzburg. Der Autodidakt Nicolaus Otto absolviert nie ein Hochschulstudium. Der heutige Begriff „Otto-Motor“ ist jedoch nicht die Bezeichnung seines damaligen Motors, sondern wird 1936 zu seiner Ehrung vom VDI für alle Hubkolbenmotoren mit Fremdzündung vorgeschlagen und 1946 in einer DIN-Norm eingeführt. Am 26, Januar 1891 verstirbt Nicolaus Otto in Köln.

 

11.02.1891 – Wilhelm Maybach verlässt nach nur knapp vier Monaten die im November 1890 gegründete Daimler-Motoren-Gesellschaft und entwickelt weiter mit Daimler privat.

 

18.02.1891 – Der Brite Frederick R. Simms kann von Gottlieb Daimler die Lizenz am schnelllaufenden Verbrennungsmotor für England und das British Empire (später Commonwealth) mit Ausnahme Kanadas erwerben. Am 26. Mai 1893 gründet Simms ein Unternehmen mit dem Namen Daimler Motor Syndicate. Im Vorstand sitzt auch Gottlieb Daimler, der zusammen mit Simms im Vorstand der deutschen Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG) sitzt. Im mittelenglischen Coventry wird von Simms und Harry Lawson am 14.01.1896 die Daimler Motor Company gegründet. Über die Daimler Motor Syndicate Ltd. organisiert am 01.10.1896 der Anteilseigner Frederick R. Simms mit Otto Mayer den ersten DMG-Lastkraftwagen mit Verbrennungsmotor für den Verkauf, um ihn in London als Nutzfahrzeug für den Straßentransport einzuführen. Die Daimler Motor Syndicate kommt infolge knapper Finanzmittel 1904 in Schwierigkeiten und muss am 08.12.1904 als Daimler Motor Company (1904) Ltd. neu gegründet werden. Maßgeblicher Ingenieur ist bereits seit 1902 der Amerikaner Percy Martin. Die ab 1908 wegen ihrer Geräuscharmut bei Daimler bevorzugte Schiebersteuerung mittels sich auf- und ab bewegender Hülsen an den Zylinderwänden ist eine Erfindung des US-Amerikaners Charles Yale Knight. In den ersten Jahren stellt Daimler seine Konstruktionen auch anderen Automobilwerken zur Verfügung, so etwa dem neapolitanischen Unternehmen De Luca-Daimler. Im September 1910 gerät Daimler unter die Kontrolle der BSA. Während des Ersten Weltkriegs fertigt die Daimler Motor Company Lastwagen und Panzer sowie einige erste Flugzeugmotoren. 1926 entsteht mit dem Know-how des Konstrukteurs Lawrence Pomeroy der Daimler Double-Six – der erste europäische Serienwagen mit Zwölfzylinder-V-Motor. 1930 übernimmt Daimler die Lanchester Motor Company und brilliert im Jahr darauf mit der ersten Flüssigkeitskupplung im Automobilbau, so dass sich zusammen mit einem Vorwählgetriebe bereits eine Art Schaltautomatik ergibt. Gleichzeitig geht Daimler bei seinen großen Typen vom V12-Motor zum Achtzylinder-Reihenmotor über, den „Straight Eight“. Die Schiebersteuerung wird zugunsten eines konventionellen Ventiltriebs fallengelassen. Am anderen Ende der Modellpalette etabliert sich ab Herbst 1932 der 15 HP, der sich bis zum Krieg zum DB 18 weiterentwickelt.

 

 

1892

 

27.02.1892 - Rudolf Diesel meldet beim kaiserlichen Patentamt eine Neue rationelle Wärmekraftmaschine an, das Patent wird ihm am 23. Februar 1893 mit dem Betreff Arbeitsverfahren und Ausführungsart für Verbrennungskraftmaschinen erteil.

 

17.12.1892 – In Kingsbury, England, stirbt der US-amerikanische Maschinenbauingenieur George Brayton. Bekannt wird er durch den von ihm entwickelten atmosphärischen Verbrennungsmotor, der als einer der ersten kommerziell erfolgreichen gilt, sowie die Formulierung eines kontinuierlichen Verbrennungsmotors, der die thermodynamische Grundlage für Gasturbinen und Strahltriebwerke darstellt. Außerdem beschäftigt sich Brayton mit atmosphärischen Verbrennungsmotoren und konstruierte den nach ihm benannten Brayton ready motor. In diesem wird ein Gas-Luftgemisch in den Brennraum geleitet, wo es unter Druck auf einem erhitzten Rohrgeflecht verbrannt wird. Zündkerze und Vergaser sind nicht erforderlich. Der Brayton-Motor wird als Stationärmotor entwickelt und arbeitet ursprünglich mit Gas. Ein Arbeitsspiel geht über zwei Takte (eine Umdrehung der Kurbelwelle). Zu jedem Zylinder (hier Arbeitszylinder genannt) gibt es eine Druckluftpumpe, die Kompressionszylinder genannt wird. Anders als die Spülpumpe eines herkömmlichen Zweitaktmotors erzeugt sie den Verdichtungsdruck (Brayton-Kreisprozess, auch Joule-Prozess genannt). Dafür erhält Brayton am 04.04.1872 ebenfalls ein Patent. Eine verbesserte Version mit Öl als Treibstoff wird am 02.06.1874 patentiert. Der Wirkungsgrad erweist sich bald als schlechter als jener des Ottomotors, sodass sich der Brayton-Motor letztlich nicht durchsetzt. Er gilt aber, neben Étienne Lenoirs Gasmotor, als einer der ersten kommerziell erfolgreichen Verbrennungsmotoren und Entwicklungsschritt zur Gasturbine.

 

 

1893

 

23.02.1893 - Rudolf Diesel erhält ein Patent auf „Arbeitsverfahren und Ausführungsart für Verbrennungskraftmaschinen“ (Nr. DRP 67 207), heute bekannt als Dieselmotor. Dieses erste Patent beschreibt aber nicht das heutige Dieselprinzip, sondern Diesels Ausgangsidee.

 

03/1893 – Graf Albert De Dion lässt unter seinem Namen die De-Dion-Achse patentieren. Doch Erfinder ist er nicht. Schon in den 1880er Jahren grübelt der französische Eisenbahningenieur Charles-Armand Trépardoux darüber nach, wie man das Fahrverhalten der schweren Dampfwagen auf den holprigen Straßen jener Tage verbessern könnte. Seine Idee: Die hintere Antriebsachse soll so leicht wie möglich sein, um deren Trampeln und Nachschwingen zu reduzieren. Dazu muss das schwere Differential von der Achse entkoppelt und am Wagenboden befestigt werden. Der Antrieb erfolgt dann über die Gelenkwellen. Trépardoux ist Teilhaber der Firma De Dion, Bouton & Trépardoux, scheidet aber im Jahr 1893 nach einer harten Auseinandersetzung mit De Dion aus der Firma aus, da er den Wechsel vom Dampfwagen zum Ottomotor nicht einverstanden ist. De Dion lässt daraufhin den Namen und Fotos von Trépardoux aus allen Dokumenten der Firma entfernen.

 

28.04.1893 -  In Frankreich wird die Fahrradsteuer eingeführt, die auch Automobile und Motorräder besteuert. Diese neue Steuerquelle wird in der Folge von zahlreichen anderen Ländern übernommen.

  

01.10.1883 - Die Benz & Cie. Rheinische Gasmotorenfabrik in Mannheim wird von Carl Benz 1883 zusammen mit den Kaufleuten Max Caspar Rose und Friedrich Wilhelm Eßlinger in Mannheim gegründet. Zuvor war Benz aus der von ihm gegründeten Mannheimer Gasmotorenfabrik ausgeschieden. 1886 erhält das Unternehmen das Patent auf das neue dreirädrige Ligroingas-Veloziped, das als Benz Patent-Motorwagen Nummer 1 angeboten wird. Damit ist Benz & Cie. der erste Automobilhersteller Deutschlands. In rascher Folge entstehen weitere drei- und vierrädrige Automobile. Während Benz & Cie. die Fahrgestelle und Motoren fertigt, liefert der Mannheimer Stellmacherbetrieb Kalkreuther fast alle Aufbauten und Karosserien. Von den Zweitaktmotoren können 1886 schon 80 Stück verkauft werden und 1891 sind es bereits 500 Motoren, die größtenteils exportiert werden. 1890 scheiden die beiden Gesellschafter Rose und Eßlinger aus dem Unternehmen aus. Neue Miteigentümer werden Friedrich von Fischer und Julius Ganß, die, wie Benz, die Zukunft im Bau von Automobilen sehen. 1891 erfindet Benz die Achsschenkellenkung für seine Fahrzeuge nochmals neu. Von 1887 bis 1899 steigt die Zahl der Beschäftigten von 40 auf 430. Bis 1893 werden nur 69 Fahrzeuge hergestellt, doch bis zur Jahrhundertwende sind es schon insgesamt 1709 Stück.

 

28.11.1893 - Dass bereits die ersten Automobile zur Komfortzone werden, geht auf die kreative Entwicklung einer Amerikanerin zurück: Margaret A. Wilcox, geboren 1838 in Chicago, gilt als Erfinderin der Autoheizung. Wilcox zählt zu den ersten weiblichen Maschinenbau-Ingenieuren und erhält zahlreiche US-Patente für ihre Erfindungen. Im Herbst 1893 meldet sie ihre Erfindung einer Autoheizung zum Patent an, das am 28. November 1893 eingetragen wurde. Ihr System besteht aus einer Brennkammer unter dem Auto und einem Rohrsystem, durch das das erhitzte Wasser unter den Fahrgastraum geleitet wird. Diese für die Automobilindustrie wichtige Erfindung schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe: Sie erleichtert das Fahren bei nebligem und kühlem Wetter, indem sie einerseits die Scheiben beschlagfrei und andererseits den Innenraum des Autos auf der gewünschten Temperatur hält – was das Fahrerlebnis entsprechend angenehmer und sicherer macht.

 

 

1894

 

1894 kauft Friedrich Faerber, Chef des Wachsfigurenkabinetts, einen Benz. Es ist das erste Automobil in Hamburg.

 

01.04.1994 – Carl Benz stellt in seiner Fabrik in Mannheim das neue Modell Velo vor. Mit 2200 Goldmark ist der Wagen nicht halb so teuer wie das Vorgängermodell Victoria. Das Modell Velo wird zum ersten Serien-Fahrzeug der Automobilgeschichte. Bis zum Jahr 1901 kann die Fa. Benz u. Co. über 1200 Kunden in die Verkaufsbücher eintragen. Doch die hohen Produktionszahlen erfordern einen erheblichen Kapitalbedarf. Für Material- Einkauf, Erweiterung der Produktionsmöglichkeiten und Löhne benötigt Benz viel Geld.

 

04.07.1894 – Der Sattlermeister A. Schütterer und der Stellmacher L. Schneider gründen die Thüringer Motorwagenfabrik in Neustadt an der Orla und beginnen zusammen einem Techniker mit der Produktion von Automobilen. Bereits 1895 endet diese wieder. Insgesamt entstehen im Laufe von etwa 18 Monaten fünf Fahrzeuge.

 

22.07.1894 - Der erste Automobil-Wettkampf findet statt. Konzipiert war das Rennen Paris-Rouen als Zuverlässigkeitsfahrt, nicht als Wettrennen. Sämtlichen "pferdelosen" Wagen waren zugelassen, also Dampf-, Elektro- und Benzinbetriebene Fahrzeuge. Die 127 km lange Strecke führte von Paris nach Rouen. 21 Fahrzeuge gingen an den Start, von denen 17 das Ziel erreichen. Schnellster ist Graf Albert de Dion auf seinem dampfbetriebenen De Dion, Boutin & Trépardoux. Das Fahrzeug ist im Prinzip eine Zugmaschine mit angehängter Kutsche, die zur Bedienung neben dem Fahrer auch noch einen weiteren Heizer an Bord benötigt. Sie benötigten 6:48 Stunden. Als Sieger galt aber ein benzinbetriebener Peugeot, da nicht alleine die Zeit für den Sieg gewertet wurde. Auch Kriterien wie die Qualität der Konstruktion, Sparsamkeit, Bedienungsfreundlichkeit und die Betriebssicherheit einbezogen wurden. Für die Zuschauer hingegen war de Dion der gefeierte Sieger.

 

10.10.1894 – Gottlieb Daimler verlässt die von ihm im November 1890 gegründete Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG) und widmet sich zusammen mit Wilhelm Maybach der Weiterentwicklung des Automobils. Auf Drängen von Frederick R. Simms, Gründer der Daimler Motor Syndicate Ltd. In London, kehrten beide jedoch bereits im November wieder zurück zur DMG. Um die DMG vor dem finanziellen Ruin zu retten, erwirbt Simmons eine Lizenz für Daimlers Erfindung für Großbritannien und die Kolonien, knüpft dies aber an die Wiederaufnahme Daimlers in das Unternehmen.

 

01.12.1894 - In Paris erscheint mit "La Locomotion Automobile" (Die automobile Fortbewegung) die weltweit erste Zeitschrift, die sich ausschließlich mit dem Automobilismus beschäftigt. Gegründet wird sie vom Touring-Club de France und sie scheint monatlich. Im Dezember 1909 erscheint die letzte Ausgabe.

 

11.12.1894 - In Paris wird auf dem Champs-Elysées der erste Autosalon eröffnet. Gezeigt werden zwei Fahrzeuge, doch ein Erfolg ist dies nicht, zumal es zu diesem Zeitpunkt in ganz Frankreich nicht mehr als zwei Dutzend Automobile gibt.

 

 

1895

 

1895 – Das von Herrn Mirand 1851 gegründete Unternehmen Mors in Paris beginnt mit Hilfe von Henri Brasier mit der Produktion von Automobilen. Die Firma lautet nun Société d’Électricité et d’Automobiles Mors. 1908 erfolgt die Umbenennung in Société Nouvelle d’Automobiles Mors. Viele Karosserien bezieht Mors in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg von J. Rothschild & Fils. Zwischen 1900 und 1915 entstehen auch Lastkraftwagen und Omnibusse. 1925 geht Mors an Citroën über. Zwischen 1941 und 1943 entstehen noch ein paar Elektroautos in einem kleinen Zweigbetrieb des Unternehmens.

 

16.01.1895 - Der erste Omnibus des Automobilherstellers Carl Benz begibt sich auf der Strecke Siegen-Netphen-Nutz auf seine erste Fahrt.  Am 18.03.1895 nimmt die erste Bus-Linie der Welt ihren Betrieb auf. Mit einem 5 PS starken benzinbetriebenen Omnibus von Carl Benz fährt die Netphener Omnibusgesellschaft auf der Linie Deutz - Siegen.

 

20.01.1894 – Den Ingenieuren Alois Wolfmüller und Hans Geisendorf wird das Patent DRP 78553 für das „Zweirad mit Petroleum“, auch als „Motorrad“ bezeichnet, erteilt. 1892 hat der Maschinenbau-Ingenieur und begeisterte Radsportler Heinrich Hildebrand; Gründer der Zeitschrift „Radfahr-Chronik“ den Konstrukteur Wolfmüller mit der Ausarbeitung eines Motorrades mit Benzinmotor nach Daimler. Wolfmüller, der unter anderem bei Dürkopp in Bielefeld und Carl Benz in Mannheim arbeitete, engagiert seinen Jugendfreund und Ingenieur Hans Geisenhof sowie Ludwig Rüb und Johann Strömel als Mitarbeiter. Am 10. Januar 1894 startet bereits der erste Probelauf und am 18. und 19. Januar 1894 gibt es die ersten Probefahrten in Bamberg, wo Wolfmüller und Geisenhof ihre Werkstatt haben. „Dabei lief das Motorrad zwar gleichmäßig, jedoch rückwärts“. Ende Januar 1894 übersteht das Motorrad unter dem Fahrer Geisenhof eine Dauerfahrt über „100 Runden an der Landsberger Allee“ in München. Die Zahl der in fünf verschiedenen Werkstätten gebauten Exemplare ist nicht bekannt; geschätzt wird eine Zahl zwischen 800 und 2.000 Stück.  Die Hildebrand & Wolfmüller gilt als das erste serienmäßig produzierte Motorrad der Welt; der Daimler-Reitwagen von 1885 war ein Versuchsträger für den Motor und blieb ein Einzelstück. Acht Exemplare inklusive des Prototypen von 1893 sind noch erhalten.

 

10.02.1895 - In Uerdingen wird Hans Gustav Röhr geboren. Schon mit 17 Jahren konstruiert er ein eigenes Flugzeug, das das visionäre Talent Röhrs aufzeigt. Er setzt einen aus Motorradzylindern selbst konstruierten Fünfzylinder-Sternmotor ein. Nach dem Ersten Weltkrieg wechselt er zu Priamus, einem Kölner Hersteller von Auto- und Flugzeugmotoren. 1919 realisiert er dort seinen ersten Automobil-Prototyp. Nur ein Jahr später verlässt er Priamus und baut seinen zweiten Prototypen. 1923 entwickelt Röhr einen dritten Prototyp, den er vergeblich etablierten Automobilherstellern als Lizenzmodell anbietet. Nun entschließt er sich, den Wagen unter eigenem Namen zu vermarkten. Mit Geldern der Stinnes-Unternehmerfamilie gründet er in Ober-Ramstadt die Röhr Auto AG und übernimmt die Produktionsstätten der früheren Falcon Automobilwerke. 1927 startet die Fertigung mit dem Röhr 8, einem Modell der oberen Mittelklasse mit einem Achtzylindermotor. Obwohl der verbesserte Röhr 8 R erfolgreich anläuft, gerät die Röhr Auto AG durch die Weltwirtschaftskrise in Schwierigkeiten.1931 muss er seine eigene Firma verlassen und wechselt zur Adlerwerke AG nach Frankfurt, wo er als Chefkonstrukteur den erfolgreichen Adler Trumpf entwickelt. 1935 wechselt er zur Daimler-Benz AG. Dort hat er Schwierigkeiten, weil er aufgrund seiner französischen Ehefrau, die sich offen gegen das Nazi-Regime stellt, nicht als vertrauenswürdig gilt. 1937 stirbt er überraschend an einer Lungenentzündung, die er sich kurz zuvor bei einer Cabriolet-Fahrt zugezogen hat.

 

16.05.1895 – Alexander Gütermann aus Gutach wird zu einer Geldstrafe von drei Mark verdonnert, weil er mit seinem Benz-Motor-Pferd nachmittags zwei Uhr mit einer derartigen Geschwindigkeit durch Denzlingen fährt, »dass in einer Wirtschaft die Vorhänge geflattert haben«. Bei dem corpus delicti handelt es sich um den Patent-Motorwagen Benz Victoria. Auf den ersten Blick sieht er aus wie eine Kutsche. Er soll zeitlebens das Lieblingsauto von Carl Benz (1844 - 1929), des Erfinders des Automobils, gewesen sein. Der Raser erhält das Knöllchen übrigens zu Recht, denn die zulässige Höchstgeschwindigkeit beträgt im Großherzogtum Baden damals 12 km/h außerorts und 6 km/h innerorts. Wenn aber Vorhänge flatterten, muss der wilde Herr Gütermann mit 20, womöglich sogar 30 km pro Stunde und ziemlich nahe an der Wirtschaft vorbeigedonnert sein. Gemessen hat dies mangels Blitzgeräten niemand. So bleibt dem Großh. Bad. Bezirksamt nichts Anderes übrig, als die Geschwindigkeit mit dem sehr zweifelhaften Adjektiv »derartig« zu bewerten. Den Strafzettel verwahrt das Archiv des Automobilmuseums „P.S. Speicher“ im niedersächsischen Einbeck. Auch das Gefährt ist dort seit 2014 zu besichtigen, mit dem Herr Gütermann durch das Dorf Denzlingen raste.

 

18.05.1895 - In Italien findet das erste Autorennen auf einem Rundkurs Turin-Asti-Turin statt. Die Distanz beträgt 93 km. Von fünf startenden Fahrzeugen kommen drei ins Ziel. Auf einem Daimler, einem viersitzigen "Omnibus", wird der Ingenieur Simone Federmann mit einem Schnitt von 15,5 km/h Sieger. Platz zwei und drei werden von Motorrädern belegt, ein 6-sitziger Dampfwagen-Eigenbau und ein Benz fallen aus.

 

01.08.1895 – Ernst Sachs und Karl Fichtel gründen das Unternehmen „Schweinfurter Präcisions-Kugellagerwerke Fichtel & Sachs“, das Kugellager und Fahrradnaben herstellt.

 

01.09.1895 -  Engelbert Zaschka wird in Freiburg im Breisgau geboren. Er war ein deutscher Oberingenieur, Konstrukteur und Erfinder, zählt zu den ersten deutschen Hubschrauberpionieren und ist Pionier des Faltautos. Das Platz- und Parkplatzproblem der Ballungsgebiete inspiriert ihn in Berlin, das erste Faltauto zu konstruieren. Sein Zaschka-Stadtauto-Konzept hat zum Ziel, kostengünstig und raumsparend zu sein. Nach Gebrauch kann es zusammengeklappt und in der Wohnung verstaut werden, ganz nach der Devise: Kleinwagenkäufer sind sparsame Leute, eine Garage wäre für sie ein unbezahlbarer Luxus. An einem Rohrrahmen ist ein Leichtbaugerippe befestigt, dieses wird mit Stoff oder Vinyl umkleidet. Die beiden Vorderräder sind einzeln aufgehängt, hinten befindet sich ein einzelnes Hinterrad. Eine Verbundkonstruktion, an deren Enden mechanische Aggregate befestigt sind, ersetzt das eigenständige Fahrgestell. Im Heck befindet sich ein luftgekühlter Einzylindermotor, der das Hinterrad antreibt. Das zerleg- und faltbare Faltauto kann innerhalb von fünf Minuten zerlegt oder aufgebaut werden. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 40 km/h. Eine Serienfertigung kommt jedoch nicht zustande, da einerseits der Aufwand zu hoch und andererseits zu jener Zeit fast kein Bauteil richtig ausgereift ist. Das Konzept des Faltautos wird 2009 vom spanischen Innovationszentrum Denokinn mit dem Massachusetts Institute of Technology weiterentwickelt, ein Prototyp des elektrischen Faltautos Hiriko wird 2010 präsentiert und sollte 2013 in Serie gehen.

 

08.09.1895 - "Aus diesem Stinkkasten wird nie mehr werden als ein Spielzeug für Millionäre, die nicht wissen, wie sie ihr Geld wegwerfen sollen". So urteilt Adam Opel angeblich, als er kurz vor seinem Tod ein Automobil sieht. Da kann er nicht ahnen, dass seine fünf Söhne nur drei Jahre nach seinem Tod (08.09.1895) den bislang größten Fahrradhersteller Deutschlands zu einem der größten Automobilkonzerne umwandeln. 1862 gründet Adam Opel seine eigene Nähmaschinenmanufaktur in Rüsselsheim. 1886 beginnt er mit dem Bau von Fahrrädern. Zum 150jährigen Bestehen 2012 würdigt Opel seinen Firmengründer mit dem Modell "Adam".

 

12.11.1895 - In Paris wird mit dem Automobile Club de France (ACF) der weltweit erste Verkehrsclub gegründet. Gründungsmitglieder sind Comte Albert de Dion, Baron Étienne van Zuylen va. Nyevelt und dem Journalisten Paul Meyan gegründet. Damit ist der ACF der älteste Automobilclub der Welt. Der ACF übernimmt die Organisation von Automobilsportveranstaltungen und löst bisherige Veranstalter wie die Zeitung Le Petit Journal ab. 1898 richtet der ACF erstmals den Pariser Automobilsalon aus. Einer der Auslöser zur Gründung des ACF ist die Relegation Albert de Dions an der Wettfahrt Paris-Rouen 1894. In den folgenden Jahren setzt eine rasante Entwicklung ein, in der immer stärkere Fahrzeuge die Gefahren des Motorsports stark erhöht. Der ACF setzt daher 1901 erstmals Regeln durch, die als das erste Motorsportreglement der Welt gelten dürfen. Eine zentrale Neuerung ist die Einteilung in Kategorien, die an allen vom ACF gestützten Veranstaltungen zu gelten haben. Die daraus folgende Gewichtslimitierung soll zunächst helfen, die immense Zahl von Reifendefekten infolge Überlastung zu verringern. Das Problem ist besonders am Rennen Paris-Wien 1901 aufgetreten. Im Jahr 1904 gründet der ACF zusammen mit Clubs aus 6 weiteren Nationen die Association Internationale des Automobiles Clubs Reconnus, die heutige Fédération Internationale de l’Automobile (F.I.A.). Der Automobilclub organisiert eine Vielzahl von Autorennen und veranstaltete im Jahr 1906 den ersten Grand Prix überhaupt, den Grand Prix de l'Automobile Club de France.

 

28.11.1895 - Der Times-Herald Contest gilt als das erste Autorennen in den USA. Dabei müssen die teilnehmenden Fahrzeuge mindestens drei Räder und Platz für zwei Personen haben, in jedem Auto fährt ein Schiedsrichter mit. Die Strecke beträgt 80 Kilometer. Aufgrund Schneefalls und eisiger Kälte erreichen nur zwei Fahrzeuge das Ziel, die anderen sechs Starter fallen aus. Sieger wird ein Duryea, Zweiter ein Mueller-Benz.

 

18.12.1895 - Der Buchhändler Václav Klement und der Schlosser Vàclav Laurin gründen in Mladá Boleslav (Böhmen) die Firma Laurin & Klement. Zunächst baut und repariert man Fahrräder. 1899 werden die ersten, sehr erfolgreichen Motorräder gebaut, ab 1905 Automobile. Der Typ A besitzt einen 1.100 ccm starken Zweizylindermotor mit 7 PS. 1927 wird das Werk an den Konzern Skoda verkauft, die Automobile laufen zunächst unter dem Namen "Laurin & Klement - Skoda", dann nur noch unter "Skoda". Der Bau von Fahr- und Motorrädern wird nach dem Verkauf eingestellt.

 

 

1896

 

02/1896 – Der deutsche Automobilpionier mit englischem Pass Frederick Simms und der Brite Harry Lawson gründen in England den "Motor-Car-Club" als ersten Verein zur Förderung von Motorfahrzeugen und für politische Lobbyarbeit. Der erste Sekretär des Clubs ist Charles Harrington Moore, die Geschäftsräume stellte Lawson zur Verfügung. Von Mai bis August 1896 findet eine von Moore organisierte Ausstellung für Motorfahrzeug im Imperial Institute in London statt. Sie ist eine der ersten ihrer Art in Großbritannien und bringt den Prince of Wales, den späteren König Eduard VII., in Kontakt mit dem Automobil. Der Verein hat weitere, einflussreiche Mitglieder und Unterstützer. Nicht zuletzt dank der Lobbytätigkeit des Vereins hebt das Parlament Ende 1896 den Red Flag Act von 1865 auf. Simms ist 1897 einer der Initiatoren des „Automobile Club of Great Britain & Ireland“ (A.C.S.G.B. & I.), der 1907 mit Erlaubnis König Edward VII. in "Royal Automobile Club" umbenannt wird.

 

13.02.1896 – In Aachen gründet Max Cudell das Unternehmen Cudell & Cie. zur Produktion von Motoren und Motordreirädern nach Lizenz von De Dion-Bouton. Zwischen 1899 und 1905 entstanden neben Motorwagen für den Personentransport auch leichte Nutzfahrzeuge. 1905 ging das Unternehmen in Konkurs, eine Zweigstelle in Berlin produzierte aber in kleinem Umfang noch bis 1913 Fahrzeuge und bis 1945 Motoren und Vergaser.

 

26.06.1896 - Der Fuhrunternehmer Friedrich Greiner bestellt einen Daimler-Motorwagen Typ "Victoria" mit Taxameter zum Betrieb einer "Motor-Wagen-Kutscherei" in Stuttgart. Es ist das erste motorisierte Taxiunternehmen der Welt.

 

14.08.1896 – Das britische Oberhaus schafft nach 31 Jahren den „Red Flag Act“ oder auch „Locomotive Act“ ab. Dieses Gesetz war einst eingeführt worden, um Unfälle im Straßenverkehr durch die immer weiter verbreiteten Dampfwagen zu vermeiden. Das Gesetz schrieb vor, dass ein Gefährt ohne Pferde oder ein Automobil mit einer Geschwindigkeit von maximal 4 Meilen in der Stunde (~ 6,4 km/h) fahren durfte. Innerhalb der Ortschaften betrug das Limit 2 Meilen pro Stunde. Bei jedem Automobil mussten zwei Personen zum Führen des Fahrzeugs anwesend sein, und ein Fußgänger hatte voraus zu laufen, der zur Warnung der Bevölkerung eine rote Flagge (red flag) tragen musste. Diese Regelung erzwang ein Geschwindigkeitslimit.

 

17.08.1896 - In London wird Bridget Driscoll das erste Todesopfer in einem Verkehrsunfall, an dem ein Automobil beteiligt ist. Die 44- oder 45-jährige Bridget Driscoll besucht an diesem Tag im Londoner Hyde Park eine Veranstaltung der League of the Cross, einer katholischen Abstinenzbewegung. Dort findet zur selben Zeit auch eine Technikschau statt. Driscoll überquert mit ihrer sechzehnjährigen Tochter gerade eine Straße am Areal der Terrasse hinter dem Crystal Palace, als ein Roger-Benz der Anglo-French Motor Carriage Company eine Demonstrationsfahrt absolviert und sie dabei mit einer Geschwindigkeit von etwa 4 mph (6,4 km/h) zu Boden stößt. Sie erleidet dadurch eine schwere Kopfverletzung und stirbt wenige Minuten später. Die Geschwindigkeit des Wagens wird von Augenzeugen als „rücksichtsloses Tempo, fast wie ein galoppierendes Pferd oder Feuerwehrwagen“ beschrieben. Der Wagen wird von Arthur James Edsall gelenkt. Auf dieser Fahrt, die die Vorzüge des Automobils veranschaulichen soll, befindet sich Alice Standing auf dem Beifahrersitz. Sie behauptet später, Edsall hätte den Motor modifiziert, damit der Wagen schneller fahren kann, jedoch kann diese Behauptung von fachmännischer Seite widerlegt werden. Ein eingeleitetes Gerichtsverfahren ergibt nach sechsstündiger Verhandlung, der Tod sei durch einen Unfall eingetreten. Der Coroner Percy Morrison sagt zum Abschluss des Verfahrens, er hoffe, dass so etwas nie wieder passieren werde. Zu einer Strafverfolgung kommt es nicht.

 

01.10.1896 - Gottlieb Daimler verkauft in Cannstatt bei Stuttgart den weltweit ersten motorisierten Lastwagen mit Namen "Phönix“ an das British Motor Syndicate in London. Bei diesem Modell, einem Einzelstück, ist der 1,53 Liter große Zweizylindermotor mit einer Leistung von sechs PS unter dem Fahrersitz eingebaut. Als erster Fahrzeugbauer der Welt legt die Daimler-Motoren-Gesellschaft noch 1896 ein Modellprogramm von verschiedenen LKW, die in vier verschiedenen Leistungsstufen verfügbar sind. Die Nutzlasten reichen von 1,2 t bis 5 t. Ab 1897 werden „Phönix-Zweizylindermotoren mit Niederspannungs-Magnetzündung als Antrieb für Daimler-Motor-Lastwagen verwendet. Der Motor wird nun über der Vorderachse eingebaut. Die Modelle sind auch für „Rückwärtsfahrten eingerichtet“ und können Steigungen bis zwölf Prozent bewältigen. Nach Unterlagen von Daimler werden bis Januar 1899 „zehn Last- und dreizehn Bierwagen“ ausgeliefert. Kunden sind unter anderem die Spedition Paul von Maur in Stuttgart und das Böhmische Brauhaus in Berlin, das den Daimler Motor-Lastwagen als „Bierverschleißwagen“ einsetzt.

 

03.-10.11.1896 – Im New Yorker Madison Square Garden findet die New York Automobile Show statt. Organisatoren sind der Automobile Club of America und die Herstellervereinigung National Association of Automobile Manufacturers (N. A. A. M.).

 

04.11.1896 - Mit dem "Locomotives on Highway Act" entfällt in Großbritannien die Rote-Fahnen-Regelung ("Red-Flag-Act) und die zulässige Höchstgeschwindigkeit wird auf zwölf Meilen pro Stunde - mit örtlichen Unterschieden - erhöht. Dieser „Unabhängigkeitstag der englischen Automobilgeschichte“ wird jedes Jahr mit der London-Brighton-Fahrt gewürdigt. Der „Red Flag Act“ war ein Gesetz im Vereinigten Königreich Großbritannien und Irland, das 1865 eingeführt und 1896 wieder abgeschafft wurde. Es sollte dazu dienen, Unfälle im Straßenverkehr durch die immer weiter verbreiteten Dampfwagen zu vermeiden. Das Gesetz schrieb vor, dass ein Gefährt ohne Pferde oder ein Automobil mit einer Geschwindigkeit von maximal 4 Meilen (~ 6,4 km/h) in der Stunde fahren durfte. Innerhalb der Ortschaften betrug das Limit 2 Meilen pro Stunde. Bei jedem Automobil mussten zwei Personen zum Führen des Fahrzeugs anwesend sein, und ein Fußgänger hatte voraus zu laufen, der zur Warnung der Bevölkerung eine rote Flagge (red flag) tragen musste. Diese Regelung erzwang ein Geschwindigkeitslimit. Dennoch starben im Jahr 1875 Großbritannien 1589 Menschen in der Folge von Straßenverkehrsunfällen mit Dampfwagen und Lokomobilen. Seit Ende 1896 dürfen Autos und Kraftfahrzeuge wieder schneller als Fußgänger unterwegs sein. Die zulässige Höchstgeschwindigkeit wird – je nach Gewichtsklasse – auf 5 bis 12 Meilen pro Stunde heraufgesetzt.

 

14.11.1896 – Anlässlich des Wegfalls des „Red G*Flag Acts“ wird erstmals das London-Brighton-Autorennen, den „Emanicipatition Run“ ausgetragen. Sieger ist Léon Bollée mit seinem Léon Bollée Tricycle. Auch heute findet dieser London-Brighton-Run noch statt. Teilnehmen dürfen nur Automobile, die vor 1905 gebaut wurden. Die Teilnehmer dürfen auf der 86 km langen Distanz eine Geschwindigkeit von 20 mph (32 km/h) nicht überschreiten. 2015 nehmen rund 380 Pioniere mit ihren Fahrzeugen aus der Anfangsgeschichte des Automobils teil. Gestartet wird – nach dem traditionellen Zerreißen einer roten Flagge – um 6.54 Uhr bei Sonnenaufgang. Wer bis 16.30 Uhr das Ziel in Brighton erreicht, erhält eine Medaille. 342 Fahrzeuge schaffen es rechtzeitig, die Ziellinie beim ältesten Automobilrennen der Welt zu überfahren.

 

03.12.1896 - Der Ingenieur, Erfinder und Industrielle Heinrich Ehrhardt gründet unter Beteiligung eines Bankenkonsortiums die Fahrzeugfabrik Eisenach (FFE). Ehrhardt hat bereits 1878 die Metall- und Waffenfabrik in Zella St. Blasii (Zella-Mehlis) und 1889 die Rheinischen Metallwaren- und Maschinenfabrik AG (heute Rheinmetall) in Düsseldorf gegründet und als "Kanonenkönig" von sich reden gemacht. Das Grundkapital der neuen Gesellschaft beträgt 1.25 Millionen Goldmark und Ehrhard kann einen Anteil von 31,2 Prozent des Aktienkapitals aufbringen. Nachdem in Eisenach anfänglich Geschütze und Fahrräder der Marke Wartburg hergestellt werden, folgt bereits 1898 die Produktion des ersten Wartburg-Motorwagen. Angeboten werden zwei Varianten: mit luftgekühltem Zweizylindermotor (dieser Motor bestand eigentlich aus zwei gekoppelten Einzylindermotoren), mit wassergekühltem, stärkerem Motor. Beide Aggregate sind Viertakter. Das Auto erinnerte noch zeitgemäß stark an eine Kutsche. Heinrich Ehrhardt hat für den Zweizylinder die Lizenz von der französischen Societé Decauville Ainé erworben. Die Kundschaft der Eisenacher ist sehr exklusiv, was bei Preisen ab 3500 Goldmark kaum verwundert. Für die wassergekühlte Ausführung hat ein Käufer sogar noch 450 Goldmark mehr zu zahlen. Schon damals gibt es eine Aufpreisliste, die es in sich hatte: Schirmständer an der Seitenwand, Hupe (mit Gummiball), geflochtene Seitenverkleidungen, Azetylenlampen, Lederpolster, Regenverdeck mit Klappmechanismus. Nicht nur die Presse lobt den neuen Wagen, auch die Erfolge im Rennsport bestätigen die Eisenacher. Besonders schätzt man den "geruchlos arbeitenden Motor des gefälligen Gefährts". Mit einer Leistung von 5 PS ist das Fahrzeug auch durchaus zeitgemäß und souverän motorisiert. Die Rennversion, von 1899, verfügt über 8 PS. Ab 1902 beschäftigte man sich bereits mit der Produktion von Elektroautos und war der Zeit (wie so oft) weit voraus.

 

 

1897

 

1897 – Der Belgier Sylvain de Jong gründet in Antwerpen die Fahrradfabrik Minerva. Im Jahr 1900 beginnt er, einen drei bzw. vier PS starken Schweizer Einzylindermotor der Marke Zedel an seine Fahrräder zu montieren. Er erwirbt eine Lizenz der Schweizer Ingenieure Lüthi und Zürcher und beginnt mit dem Bau von Motorrädern. Diese errangen schnell einen Ruf, zuverlässig zu sein, und der Betrieb wuchs. Dann widmete Minerva sich dem Bau kleinerer Automobile mit Einzylindermotoren. 1902 kommt ein 6-CV-Vierzylindermodell hinzu. 1903 gründet de Jong in Berchem bei Antwerpen die NV Minerva Motors. Und beginnt im darauffolgenden Jahr mit der Fertigung von Modellen mit Zwei-, Drei –und Vierzylindermotoren. Auch diese seind sehr erfolgreich. 1907 belegen Minerva-Rennwagen die ersten drei Plätze beim Ardennenrennen für Kaiserpreis-Fahrzeuge. Ab 1908 erwirbt Minverva eine weltweite Lizenz für den Doppelschiebermotor des US-Amerikaners Charles Yale Knight. Zu den bekanntesten Kunden der mittlerweile prestigeträchtigen Marke zählen die Könige von Belgien, Schweden und Norwegen, aber auch Henry Ford. In den 1920er Jahren baut Minerva zunächst das kleinere Vierzylindermodell AG, 1924 folgt ein Sechszylindermpdell mit dem AB. 1930 folgt der Minerva AL mit einem 6,6 Liter großen Achtzylindermotor. Das letzte Modell ist der 1934 vorgestellte M4 mit einem 2-Liter-Vierzylindermotor, der sich jedoch nicht gut verkauft. 1936 fusioniert Minerva mit dem anderen belgischen Konstrukteur Imperia, der bis 1938 Minervas baut. Nach dem Zweiten Weltkrieg werden zwischen 1951 und 1956 noch rund 9.000 Land-Rover C20 in Lizenz für die belgische Armee gefertigt.  

 

29.-31.01.1897 – Das erste internationale Rennen des Jahres findet an der französischen Riviera statt. In drei Tagesetappen wird von Marseille über Fréjus und Nizza nach La Turbine gefahren. Es gibt zwei Kategorien: Automobile und Motorräder, wobei in letzterer auch Motordreiräder („Tricycles“) und sogar Voiturettes fahren. Steile Hügel und scharfe Kurven prägen die anspruchsvolle, 233 km lange Route, für die der Sieger Gaston de Chasseloup-Laubat mit seinem Trépardoux & Cie rund 7 h 45 min benötigt, also einen Schnitt von rund 30 km/h erzielte. Dies ist die einzige der großen Fernfahrten, die von einem Dampfwagen gewonnen werden kann; Chasseloup-Laubat kann zudem alle drei Tagesetappen für sich entscheiden.

 

31.01.1897 – Das erste Bergrennen der Automobilgeschichte wird im Rahmen der Wettfahrt von Marseille nach Nizza ausgetragen. Die dritte und letzte Etappe des Wettbewerbs führt über genau 17 km von Nizza hinauf in das Bergdorf La Turbie. Das Rennen soll von dem Motorsport ausübenden Reifenfabrikanten André Michelin gewonnen worden sein, andere Quellen benennen jedoch einen Rennfahrer namens Pary als Sieger des La-Turbie-Debüts.

 

14.04.1897 - In Paris stirbt der französische Automobilpionier und Rennfahrer Émilie Constans Levassor im Alter von 56 Jahren an den Folgen eines Rennunfalls. Der Ingenieur gründet 1886 zusammen mit René Panhard die Firma Panhard & Levassor. 1890 wird das erste Fahrzeug vorgestellt, noch mit einem Motor der Daimler-Motoren-Gesellschaft betrieben. Die beiden Automobilentwickler sorgen für verschiedene Neuerungen wie z.B. die Kombination eines vorn eingebauten Motors mit angetriebenen Hinterrädern. Mit den eigenen Fahrzeugen ist Émilie Lavassor erfolgreich bei verschiedenen Autorennen unterwegs. 1896 verunglückt er jedoch beim Rennen Paris-Marseille-Paris schwer. Émilie Levassor gilt als erster Todesfall im Motorsport. Die Firma Panhard & Levassor gehört heute zur PSA-Gruppe und stellt nur noch Militärfahrzeuge her. Der letzte PKW ist 1967 ein Panhard 24.

 

31.07.1897 - Im Rahmen einer Wettfahrt von Marseille nach Nizza führt die letzte Etappe über 17 Kilometer von Nizza hinauf in das Bergdorf La Turbie. Diese Etappe gilt als erstes Bergrennen der Automobilgeschichte.

 

30.09.1897 - Im Berliner Hotel Bristol wird der erste Automobilclub Deutschlands gegründet. Zu den Gründungsmitgliedern des "Mitteleuropäischen Motorwagen-Vereins" gehören u.a. Friedrich Lutzmann, Carl Benz, Gottlieb Daimler, Rudolf Diesel, Graf Zeppelin und Edmund Rumpler. Es gibt auch eine Vereinszeitschrift, das Magazin "Der Motorwagen". Der MMV organisiert Wettfahrten, Vorträge und Ausstellungen. Bei der Gründungsversammlung sind acht „Motorwagen“ der Gründungsmitglieder zu sehen: vier Benz, zwei Lutzmann, ein Kühlstein und ein Daimler. Diese Versammlung wird auch als erste Automobilausstellung in Deutschland gewertet. 1933 wird der Verein von den Nazis aufgelöst.

 

 

1898

 

1898 wird die Produktion des Klingenberg, ein Kleinwagen der Allgemeinen Automobil-Gesellschaft in Berlin, aufgenommen. Er beruht auf der Konstruktion von Georg Klingenberg, Professor an der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg. Der zwei- bis dreisitzige Wagen besitzt einen Stahlrohrrahmen und vier luftbereifte Räder. Der Einzylinder-Viertaktmotor ist zusammen mit zwei Schwungrädern, Kupplungen, einem zweistufigen Getriebe und dem Differential in einem gemeinsamen Aluminiumgehäuse am Unterboden des Fahrzeuges eingebaut. Vom gesamten Antrieb sind nur der Zündmagnet und die Wasserpumpe außerhalb des Gehäuses montiert. Eine Welle, auf die die Andrehkurbel für den Motor aufgesetzt wird, verläuft konzentrisch in der Hinterachse. Auf diese Art und Weise werden die Reibungsverluste im Antrieb minimiert. Eine ähnliche Bauweise von Motor und Getriebe in einem gemeinsamen Gehäuse findet sich erst Jahrzehnte später wieder im Motorradbau. Bedient wird der Wagen mit einem einzigen „Fahrhebel“, der am Lenkstock untergebracht war. Beim Starten ist der Hebel ganz nach hinten unten gezogen. Schiebt man ihn etwas nach vorne, lösen sich die Bremsen, die Kupplungen werden geschlossen und der Wagen fährt an. Bei weiterem Nachvorneschieben erhöht sich die Fahrgeschwindigkeit durch Erhöhung der Vorzündung. Zieht man den Hebel nach oben, wird der zweite Gang eingelegt. Zum Bremsen muss der Hebel wieder ganz zurückgezogen werden. Einen ähnlichen Fahrhebel findet man heute bei elektrischen Straßenbahnen oder Lokomotiven. Der Klingenberg-Wagen erreicht je nach Übersetzung Fahrgeschwindigkeiten bis zu 50 km/h. Ein Nachfolger wird ab 1901 bei der N.A.G. als NAG-Klingenberg gebaut.

 

01.01.1898 – Nikolaus Trutz, Eigentümer der Ersten und Ältesten Coburger Wagenfabrik N. Trutz, übernimmt das 1857 von Joseph Neuss sen. in Berlin-Halensee zur Herstellung von Kutschen gegründete Unternehmen für seinen ältesten Sohn Karl. Von Beginn an stellt Trutz den Kutschenbau ein und fertigt nun Karosserien für Automobile. Noch im gleichen Jahr werden auf Bestellung auch komplette Automobile gebaut. Neuss fertigt auch den Aufbau für den Protos 40 PS mit dem ein Werksteam an der Wettfahrt New York – Paris 1908 teilnahm. In den 1920er Jahren ist Jos. Neuss, der besonders elegante Cabriolets herstellt, die bestangesehene Karosseriebau-Marke in Deutschland. Luxusaufbauten für Fahrgestelle von Maybach, Mercedes-Benz, Horch, Audi, Hansa-Lloyd und Bugatti bietet man an. Jos. Neuss hat die deutsche Vertretung für Bugatti-Automobile. Ab 1930 gibt man sich etwas bescheidener und bietet auch Aufbauten für Mittelklassefahrzeuge von Steyr und Wanderer an. 1933 zieht sich Trutz aus Altersgründen aus dem Geschäft zurück und Erdmann & Rossi übernimmt das Unternehmen. Den Namen „Jos. Neuss“ führt man stolz noch jahrelang zusammen mit dem eigenen Namen.

 

06.02.1898 – In Linden bei Hannover wird die Hannoversche Holzbearbeitungs- und Waggonfabriken (vorm. Max Menzel und Buschbaum & Holland) AG gegründet (ab 1904 Hannoversche Waggonfabrik AG, ab 1925 in Hannoversche Waggonfabrik AG (Hawa). Gegenstand des Unternehmens war der Betrieb einer Waggonbau-, Wagenbau- und Holzbearbeitungsfabrik, Ab 1921 produziert das Unternehmen den Hawa 40 Volt Elektro-Kleinwagen sowohl in einer PKW- als auch in einer Kleintransporter-Version. Als Personenkraftwagen wird er als „Tandem“-Zweisitzer ausgeliefert, aber auch als Kastenwagen, kann sich am Markt jedoch nicht durchsetzen. Eine andere Quelle gibt an, dass neben dem Zweisitzer und dem einsitzigen Kastenwagen auch ein Coupé angeboten wird. Das Fahrzeug wiegt 320 kg und ist somit ein Cyclecar. Bei einem Radstand von 156,4 cm und einer Spurweite von 89 cm ist das Fahrzeug 242,3 cm lang und 115 cm breit. Die Höchstgeschwindigkeit ist mit 20 bis 24 km/h angegeben, und die Reichweite mit 70 km. Zwischen 1921 und 1923 werden rund 2.000 Exemplare gebaut. Ende 1931 muss die HAWA infolge der Weltwirtschaftskrise ein gerichtliches Vergleichsverfahren anmelden und am 17.02.1932 wird die Liquidation der Gesellschaft beschlossen.

 

04/1898 - Die französische Herzogin Anne d’Uzès, die im April 1898 eine Führerscheinprüfung ablegt, ist die Erste, die ein Strafmandat für zu schnelles Fahren erhielt. Anstatt der erlaubten 12 km/h fährt sie im Bois de Boulogne bei Paris 13 km/h.

 

24.05.1898 – Im Berliner Landesausstellungspark findet die zweite Motorwagen-Ausstellung in Deutschland statt. 13 Fahrzeuge werden präsentiert, darunter ein Lastkraftwagen. Im Rahmen der Veranstaltung führt der Mitteleuropäische Motorwagenverein die erste deutsche Automobilkonkurrenz: 13 Fahrzeuge, vom Motordreirad bis zum Bierlaster, nehmen an der Wettfahrt Berlin-Potsdam-Berlin teil über eine Distanz von 54 Kilometern teil – vom Landesausstellungspark in Berlin-Mitte bis zur Glienecker Brücke und zurück. Siegreich ist ein Humber-Dreirad, das die Strecke in zwei Stunden und achteinhalb Minuten zurücklegt. Neun Minuten später folgt ein Daimler-Phaeton der Allgemeinen Motorenwagen-Gesellschaft (A.M.G.), dahinter ein Clément-Dreirad und zwei Benz. Am nächsten Tag findet eine 387 Kilometer lange Fernfahrt nach Leipzig und zurück statt. Siegreich ist ein Viersitzer der A.M.G. mit einem Schnitt von 24,5 km/h. Auch ein Hille-Dreirad sowie drei außer Konkurrenz gestartete Benz kommen ins Ziel, die restlichen der neun Teilnehmer fallen aus.

 

15.06. bis 03.07.1898 –  In Paris findet der von Albert de Dion organisierte erste Salon de l’Automobile statt. Der französische Präsident Felix Forth betrachtet die Zukunft der „Selbstläufer“ mit großer Skepsis, besucht jedoch die Veranstaltung. Am 15. Juni 1898 wird im Tuileries-Garten gegenüber dem Louvre eine kleine Anzahl von Automobilen präsentiert. Die, um ihr Recht auf Teilnahme an der Autoschau zu beweisen, den vierzig Kilometer langen Weg von Versailles nach Paris überwinden müssen. In drei Wochen kommen mehr als 140.000 Besucher, es kamen 369 Exponate zusammen – alles, was die damaligen Automobilhersteller Europas, Peugeot, Panhard & Levassor, Daimler-Benz, zeigen konnten.

 

29.08.1898 - Frank und Charles Seiberling gründen in Akron (Ohio) die Goodyear Tire & Rubber Company, benannt nach dem Entdecker der Vulkanisation und Begründer der modernen Gummiindustrie. Kautschukreifen für Kutschen und Fahrräder sowie Gummierzeugnisse wie Löschschläuche sind die ersten hergestellten Produkte. Heute ist die Firma der drittgrößte Reifenhersteller weltweit mit 64.000 Mitarbeitern.

 

12.09.1898 – Die Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG) liefert einen Daimler Phönix an den österreichischen Konsul und Geschäftsmann Emil Jellinek aus. Das Fahrzeug ist der erste Personenwagen mit einem Vierzylindermotor. Der 2,1-Liter-Vierzylindermotor leistet 8 PS, die Höchstgeschwindigkeit beträgt 24 km/h. Vorher waren Vierzylindermotoren von Daimler nur in Lastwagen und Boote eingebaut. Der von Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach 1892 entwickelte Motor „N“ (“N“ für „neues Modell“) löst den Zweizylinder-V-Motor ab, der unter anderem den Daimler-„Stahlradwagen“ von 1889 antrieb. Nach und nach gibt es 6-, 10-, 12-, 16- bis hin zu 23-PS-Motoren mit immer größeren Hubräumen. Frühe „Phoenix“-Wagen haben ein Fahrgestell aus geraden U-Eisenprofilen. Auf längsliegenden Blattfedern liegen die Starrachsen mit einem kurzen Radstand von 1753 Millimetern. Die Achsschenkellenkung wird entweder durch eine Lenkkurbel oder ein Lenkrad bewegt. Die Fußbremse wirkt als Außenbackenbremse auf die Antriebswelle und die Handbremse über Außenbacken auf die Hinterräder. Zusätzlich gibt es eine „Bergstütze“, eine am Heck montierte kräftige Stange, die bei bergwärts stehendem Fahrzeug mit einem kräftigen Fußtritt in die zumeist relativ weiche Fahrbahn getrieben wird. Die vorne und hinten meist unterschiedlich großen Holzspeichenräder sind anfangs mit Vollgummi bereift. Seit 1899 werden aber nur noch Luftreifen verwendet. Das Gesamtgewicht des „Phönix“ beträgt rund 1400 Kilogramm. Der Daimler-Phönix“-Wagen hat einen recht hohen Schwerpunkt. Vor allem in schnellen Kurven schwanken die Wagen bedenklich. Zum damaligen Zeitpunkt ist dies nichts Ungewöhnliches. Eine Wende zeichnet sich erst ab, als bei dem Bergrennen Nizza–La Turbie im März 1900 der Werkmeister der Daimler-Motoren-Gesellschaft, Wilhelm Bauer, mit einem von Emil Jellinek gemeldeten Daimler-Phönix“-Rennwagen tödlich verunglückt. Jellinek sinnt auf Abhilfe. Ein längerer Radstand und ein niedrigerer Schwerpunkt sind die ersten Schritte auf dem Weg zum modernen Automobil und führen im Jahre 1900 über die Daimler-Motoren-Gesellschaft mit ihrem Konstrukteur Wilhelm Maybach zum Mercedes 35 PS und dessen Nachfolger Mercedes Simplex (1901).

 

17.09.1898 - Vorstellung des ersten Wartburg-Motorwagens nach Abschluss des Lizenz-Vertrages mit der französischen Fa. Decauville fünf Tage zuvor durch die Fahrzeugfabrik Eisenach. Die Firma ist zu diesem Zeitpunkt gerade zwei Jahre alt und stellt zunächst Fahrräder und Geschütze her. Die erste Auslieferung des Wartburg-Motorwagens erfolgt bereits im Dezember 1898. Ein Jahr später beteiligt die Firma sich mit Rennfahrzeugen an Wettbewerben. Rund 250 Fahrzeuge werden in Eisenach gebaut, je nach Ausführung liegt der Preis zwischen 3500 und 3950 Mark. Der Kleinwagen hat in der ersten Version eine Phaeton-Karosserie und einen luftgekühlten Viertaktmotor mit 0,8 Liter Hubraum und 3,5 PS, die zweite Version hat einen wassergekühlten Motor mit maximal 5 PS und in der Rennversion mit 8 PS. Nun gibt es ihn als Tourenwagen in Luxusausführung und als Promenadenwagen mit Verdeck, das speziell für Frauen gedacht ist. Auch damals gibt es schon aufpreispflichtige Sonderausstattungen wie Schirmständer an der Seitenwand, Hupe mit Gummiball, geflochtene Seitenverkleidungen, Azetylenlampen, Lederpolster und ein Regenverdeck mit Klappmechanismus. Um 1900 gibt es mehrere Rennerfolge wie die Fahrt Berlin-Aachen (700 km), Wien-Graz-Wien. Am 24.11.1900 wird eine 1000-Meilen-Fahrt auf der Rennbahn des Crystallpalastes in London durchgeführt. Ohne Aufenthalt fährt ein Wartburgwagen die Strecke in 48 Stunden, 24 Minuten und 4 Sekunden, um beispielhaft die vollkommene Betriebssicherheit zu zeigen. 1904 scheidet der Firmengründer Heinrich Ehrhardt mit seinem Sohn Gustav aus der Firma aus und nimmt die auf seinen Namen laufenden Lizenzen mit. Daraufhin führt die Geschäftsführung die Marke Dixi für Automobile ein.

 

03.11.1898 – Die Allgemeine Motorwagen GmbH wird in die Motorfahrzeug- und Motorenfabrik Berlin AG umfirmiert. Die Allgemeine Motorwagen GmbH ist eine Patentverwertungsgesellschaft mit Sitz in Berlin, welcher ein Motorwagen Vertrieb und Verleih angegliedert ist. Ihre Fahrzeuge werden unter der Marke AMG angeboten. Max von Duttenhofer, Aufsichtsratsvorsitzender, und Wilhelm Lorenz, Aufsichtsratsmitglied der Daimler-Motoren-Gesellschaft, schließen 1897 hinter Gottlieb Daimlers Rücken einen Pakt mit Adolf Altmann (1850–1905), Inhaber der Ad. Altmann & Comp G.m.b.H in Berlin, die seit 1879 Stationärmotoren für die Landwirtschaft herstellt. Ziel ist es, eine neue Produktionsstätte für Motorwagen zu etablieren. So wird 1897 unter Beteiligung von Rüstungsindustriellen, zu denen Heinrich Ehrhardt, Emil Rathenau und Frederick Richard Simms gehören, die Allgemeine Motorwagen G.m.b.H. gegründet. Die Verwaltung ist in der Luisenstraße 37 in Berlin angesiedelt. Die Fahrzeuge verfügen wahlweise über einen Benzin- oder einen Elektromotor. Dazu werden teilweise Patentrechte der Daimler-Motoren-Gesellschaft verwendet.  Im Rennsport ist die AMG mit ihren Daimler Fahrzeugen sehr erfolgreich. Im Sommer 1898 wird ein Verleih von Fahrzeugen eröffnet.

 

18.11.1898 – 13 Bergbauunternehmen gründen die Westdeutsche Benzol-Verkaufsvereinigung in Bochum. Geschäftszweck ist der Verkauf von Benzol. Die Vereinigung ist einer der Vorläufer der heutigen ARAL.

 

06.12.1898 - In Genf wird der Automobil Club der Schweiz gegründet. In den Anfangsjahren liegt der Fokus auf Verkehrspolitik und dem Motorsport. Er setzt sich schon damals für die Entwicklung der Mobilität, die Verbesserung des Straßennetzes, die gesetzliche Regelung des Verkehrs sowie die Vereinfachung der Zollformalitäten ein. Ab 1901 wird der Club im Motorsport aktiv. Nebst den verkehrspolitischen Aktivitäten der Gründerväter ist dies eine weitere Maßnahme, um das umstrittene Automobil in der Bevölkerung attraktiv zu machen und dadurch mehr Akzeptanz zu verschaffen. 1904 ist der ACS zudem Mitgründer der FIA, der Fédération internationale de l’automobile, der er als Gründungsmitglied heute noch angehört.

 

18.12.1898 - Der französische Automobilpionier und Konstrukteur von Elektroautomobilen, Charles Jeantaud, stellt mit seinem Modell "Jeantaud Duc" den ersten offiziellen Geschwindigkeitsrekord für ein Landfahrzeug auf. In Archères im Departement Yvelines nahe Paris erreichte er eine Geschwindigkeit von 62,15 km/h. Gefahren wird das Fahrzeug von Gaston de Chasseloup-Laubat. Zwischen 1893 und 1906 baut die Firma Jeantaud Alltagsfahrzeuge, basierend auf gängigen Kutschentypen wie Coupé, Gig, Victoria, Landaulet, Phaeton oder Cabriolet.

 

24.12.1898 - Louis Renault ist mit seinem in einem Schuppen selbst zusammengebauten Fahrzeug in Paris unterwegs - und erhält noch am gleichen Abend zwölf Aufträge zum Nachbau seines ersten Automobils, des später als Modell A bezeichneten Typs. Dieser Tag gilt als inoffizielle Geburtsstunde der Firma Renault. Zwei Monate später gründen seine Brüder Marcel und Fernand die Société Renault Frères, bei der Louis formell Angestellter ist und für die Konstruktion und den Bau der Voiturettes verantwortlich ist. Nachdem Marcel 1903 tödlich verunglückt und Fernand 1908 schwer erkrankt, übernimmt Louis das Unternehmen und leitet es bis 1944.

 

 

1899

 

1899 beginnt das Unternehmen Berliner Elektrombil- und Akkumulatoren GmbH Fiedler mit der Produktion von Automobilen unter dem Markennamen Fiedler. Das Unternehmen stellt Fahrzeuge mit Elektromotoren her. Viele Fahrzeuge werden als Lieferwagen karossiert. Das Kaufhaus Tietz (später Hertie) gehört zu den Abnehmern. Daneben gibt es auch Taxis und Personenwagen. Nur ein Jahr später endet die Automobilproduktion bereits wieder.

 

03.01.1899 - In einem Editorial der New York Times wird erstmalig das Wort "automobile"(dt.: Automobil) verwendet.

 

21.01.1899 - Opel übernimmt die Anhaltische Motorwagenfabrik des Dessauer Automobilpioniers und Konstrukteur Friedrich Lutzmann und wird Autohersteller. In Rüsselsheim wird der Opel Patentmotor "System Lutzmann" gebaut. Dieses Fahrzeug war vier Monate zuvor vom Dessauer Hofschlossermeister, Automobilpionier und Konstrukteur Friedrich Lutzmann im Hotel Bristol in Berlin auf der ersten IAA ausgestellt worden. Das Fahrzeug besitzt einen 1,5-Liter-Einzylindermotor im Heck, leistet 3,5 PS und sorgt für eine Beschleunigung von 20 km/h. Von diesem Fahrzeug werden in den ersten drei Jahren insgesamt 65 Exemplare hergestellt.

 

25.02.1899 - Die Société Renault Fréres wird von Louis, Fernand und Marcel Renault offiziell gegründet. Doch schon zuvor am Weihnachtsabend 1898 war Louis Renault mit seinem selbst zusammengebauten hölzernen Automobil in Paris unterwegs und erhielt am gleichen Abend 12 Aufträge für Nachbauten seines Automobils.

 

10.03.1899 - In Frankreich wird der Führerschein mit Fahrprüfung Pflicht. Der erste Führerschein der Welt wurde bereits am 01.08.1888 vom Großherzoglich Badischen Bezirksamt Mannheim für Carl Benz ausgestellt.

 

19.03.1899 - Reinhard Freiherr von Koenig-Fachsenfeld wird geboren. Er war ein deutscher Ingenieur, Erfinder und Automobil- und Motorradrennfahrer. Er ist in der 250-cm³-Klasse der erste Deutsche Motorrad-Straßenmeister, gewinnt 1925 auf der Solitude und bricht Geschwindigkeitsrekorde. Später wendet er sich der Fahrzeugaerodynamik zu und entwickelte Stromlinienkarosserien (z.B. einen Maybach SW 38). Mit einem von ihm aerodynamisch optimierten Mercedes SSKL gewinnt Manfred von Brauschitsch 1932 auf der AVUS.

 

04/1899 - In Mailand wird von Cesare Isotta und Vincenzo Fraschini die Fabbrica Automobili Isotta Fraschini gegründet. Zunächst beschränken sie sich auf die Montage und den Vertrieb von Renault-Fahrzeugen. Ab 1903 stellen sie ihre ersten eigenen Modelle mit 4,8, 5,5 oder 7,5 Liter Hubraum und Kettenantrieb vor.  1905 bauen sie den Rennwagen Tipo D mit einem 17.203 ccm großen Vierzylindermotor. 1907 wird der Sieg bei der Coppa Florio gefeiert. Von 1907 bis 1908 gehört die Firma kurzfristig dem französischen Luxusautomobilhersteller Lorraine-Dietrich. Nach dem Ersten Weltkrieg beginnt Isotta-Fraschini mit der Produktion von Luxusautomobilen. Das erste Modell ist 1919 der Tipo 8 mit einem großen Achtzylinder-Reihenmotor. Durch dieses Modell und den Nachfolger Tipo 8A (ab 1924) erwirbt sich die Firma den Ruf als Hersteller äußerst hochwertiger Fahrzeuge und konkurriert mit Firmen wie Rolls-Royce und Hispano-Suiza. Zu den Kunden gehören berühmte Schauspieler wie Greta Garbo und Rudolph Valentino, aber auch der Vatikan. Viele Fahrzeuge werden in die USA exportiert. Doch die Weltwirtschaftskrise und der Bau von Luxuswagen durch amerikanische Hersteller machen Isotta-Fraschini zu schaffen. 1936 wird überraschend die Produktion von Personenwagen eingestellt. Isotta Fraschini baut nun zusammen mit Zagato Lastkraftwagen für die italienische Armee. Da die Werksanlagen im Krieg weitestgehend unzerstört bleiben, geling es Isotta Fraschini, bereits 1946 mit dem Tipo 8C Monterosa ein komplett neu konstruiertes Automobil vorzustellen. Die luxuriöse viertürige Limousine besitzt eine moderne Karosserie im und einen 120 PS starken V8-Motor im Heck. Es entstehen jedoch nur 20 Exemplare, aufgrund des hohen Preises ist eine Serienfertigung nicht möglich. 1949 endet die Automobilproduktion endgültig. 

 

12.04.1899 - Die Zürcher Patent-Motorwagen-Fabrik Rapid übernimmt eine Lizenz von Egg & Egli (ein seit 1896 existierendes Automobilunternehmen) und beginnt mit der Produktion von Automobilen mit dem Markennamen Rapid. Dieses ist ein Dreirad mit einem wassergekühlten Einzylindermotor, der in Mittelbauweise vor dem Hinterrad montiert ist und eine Leistung von mehr als 3 PS hat. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 45 km/h. Nach 1 1/2 Jahren und etwa 100 Fahrzeugen endet die Produktion.

 

29.04.1899 - Das Fahrzeug "La Jamais Contente" erreicht als erstes Straßenfahrzeug eine Geschwindigkeit von 100 km/h. Der Rekord wird in Achères im Departement Yvelines bei Paris erzielt. Der Rekordwagen wird elektrisch betrieben, Fahrer ist der belgische Ingenieur und Rennfahrer Camille Jenatzy. Dieser siegte 1903 beim Cordon Bennett-Cup für Mercedes und sorgte damit für den ersten internationalen Sieg des deutschen Automobilherstellers.

 

08.05.1899 – In Lansing bei Detroit wird die Olds Motor Works als Nachfolger der zwei Jahre zuvor gegründeten, aber erfolglosen Olds Motor Vehicle Company gegründet. Die Vorgängerfirma hat bereits einige Automobile gebaut. Zwischen 1899 und 1900 entstehen weitere elf Prototypen, darunter auch Elektromobile. Bei einem Großbrand in den Werkshallen werden am 9. März 1901 alle vorhandenen Prototypen bis auf einen kleinen Wagen mit Einzylindermotor zerstört. Nach der Wiederherstellung des Werks wird dieses Modell produziert. Das Oldsmobile Curved Dash genannte Fahrzeug ist die erste Automobil-Baureihe der Olds Motor Works und, noch vor dem Ford Modell T, das erste in Großserie hergestellte Automobil. Der Curved Dash ist von 1901 bis 1904 das einzige Modell der Marke und auch das meistverkaufte Auto der Welt. Die Baureihe umfasst die nacheinander produzierten Modelle R, 6C, B und F. Ab 1906 gibt es auch einen Oldsmobile Straight Dash mit gerader Front. Die Reihe wird bis 1907 gefertigt und ohne direkten Nachfolger eingestellt. Im Jahr 1908 übernimmt General Motors (GM) das ursprünglich als R. E. Olds Motor Car Company von Ransom Eli Olds gegründete Unternehmen und verwendet bis 2004 die Marke Oldsmobile weiter. 

 

14.05.1899 - Ausgerichtet vom Westdeutschen Automobilclub findet das erste internationale Automobilrennen statt. Die "Fernfahrt Aachen - Coblenz" geht über 146 Kilometer und hat ein gerade aus heutiger Sicht bemerkenswertes Reglement: "Zugelassen zum Rennen sind alle Fahrzeuge, welche ihre Energie mit Ortsveränderung in sich tragen und von einem geübten Sachkundigen geleitet werden... Die Distanzfahrt nach Coblenz beginnt in Aachen, Jülicher Chaussee, Kilometerstein 6 um 9 1/2 Uhr morgens... Die Route der Distanzfahrt ist folgende: Jülich, Cöln, Bonn, Sinzig, Coblenz, insgesamt 146 Kilometer. In jedem der genannten Orte ist eine Kontrollstelle eingerichtet mit Depot für Benzin, Oel, etc. Jeder Teilnehmer erhält mit der Bestätigung seiner Meldung eine genaue Karte obiger Route... Ein Wechsel der Fahrzeuge während der Distanzfahrt ist nicht gestattet. Am Ausgangspunkt werden alle teilnehmenden Fahrzeuge plombiert und erhalten diese sowohl, als auch die Fahrer eine Nummer... An den genannten Stationen werden Kontrolleure anwesend sein, welche über die Ankunfts- und Abgangszeit der Fahrzeuge, sowie sonstige Vorkommnisse Notizen machen werden. Start und Ziel, sowie die Kontrollstationen sind durch eine Aufschrift kenntlich gemacht. Die Kontrolleure tragen eine Armbinde..." Von den 25 gemeldeten Fahrzeugen starteten nur 14. Sieger war Carl Cudell auf einem Motordreirad der Aachener Firma Cudell.

 

08.06.1899 – Der Automobilhersteller Benz & Cie. in Mannheim wird in Benz & Cie. Rheinische Gasmotoren-Fabrik AG umbenannt; die Vorstände der neuen Aktiengesellschaft werden Carl Benz und Julius Ganß. Gründer der AG sind Benz, Ganß, Fischer, Rose und Jean Ganß.

 

21.06.1899 – Mit einem 16 PS starken Daimler Rennwagen gewinnt der Wiener Emil Jellinek die Tourenfahrt Nizza-Magagnone-Nizza. Jellinek hat den Wagen unter dem Pseudonym „Mercedes“ gemeldet, dem Namen seiner Tochter.

 

10.07.1899 – Im Hotel Bristol in Berlin schließen sich 50 engagierte Autofahrer zur ersten Selbsthilfeorganisation zusammen: Dem Deutsche Automobilclub (DAC). Bereits 1900 initiiert und organisiert er die erste Automobilausstellung in Deutschland und zwar in Frankfurt am Main. 1905 übernimmt Kaiser Wilhelm II. das Protektorat über den DAC. Dies ist – neben der Stärkung des politischen Einflusses und der Zunahme der Mitgliederzahlen – mit dem Privileg verbunden, sich Kaiserlicher Automobilclub KAV nennen zu dürfen. Nach dem Ende des Kaiserreiches 1918 entstand aus dem Fundament des KAV der Automobilclub von Deutschland, AvD. Nach der Machtergreifung 1933 führt der AvD den Arierparagrafen ein und entlässt seinen Syndikus Hans Grau, der seit 1925 beim AvD beschäftigt ist. Im Jahre 1935 gibt der AvD seinen satzungsgemäßen Zweck auf und ändert seinen Namen in „Deutscher Ausland-Club“, um der Gleichschaltung im Nationalsozialistischen Kraftfahrkorps (NSKK) zu entgehen. Am 06.11.1948 wird der AvD in Königstein im Taunus wiedergegründet.

 

11.07.1899 - Von neun Gründungsmitgliedern, darunter Giovanni Agnelli sen., wird die Firma Fiat gegründet, das erste Modell war noch im gleichen Jahr der 3 1/2 HP, von dem bis zum darauffolgenden Jahr 20 bzw. 24 Exemplare hergestellt wurden. Der 3 1/2 HP hatte einen Zweizylinder-Heckmotor mit 679 ccm Hubraum und 4,2 PS. Damit konnte eine Geschwindigkeit von 22 km/h erreicht werden. Heute existieren noch mindestens vier Exemplare.

 

16.-24.07.1899 – Die Tour de France für Automobile findet erstmals statt. Sie wird auf unterschiedlichen Etappen gefahren wurde. In späteren Jahren kommen Wertungsrennen auf Rundstrecken dazu. Der Vorstand des Automobile Club de France reagiert damit früh auf die neuen Herausforderungen, die durch den stark wachsenden Automobilbau entstehen und organisiert zusammen mit der Zeitung le Matin das Rennen quer durch Frankreich. Bei der Rundreise von Paris über Vichy und Nantes zurück nach Paris werden 2172 km zurückgelegt. Der Sieger René de Knyff braucht auf einem Panhard & Levassor für die Strecke fast zwei Tage. Die Veranstaltung erhält den Namen Tour de France und ist damit um vier Jahre älter als das gleichnamige Radrennen. Als die Radveranstaltung in der Zwischenkriegszeit immer populärer wird, erhielt das Autorennen den Zusatz Auto. Mit Unterbrechungen wird die Tour de France bis zum Zweiten Weltkrieg gefahren. Das erste Rennen nach dem Krieg findet 1951 statt und leitet die Goldene Ära dieses Rennens ein, die bis 1966 dauert. 1951 gibt es auch den ersten Sieg für Ferrari, als Pagnibon/Barraquet auf einem 212 Export gewinnen. In den 1950er-Jahren ist Ferrari das Maß der Dinge, denn die Italiener haben mit ihren GT-Fahrzeugen die richtigen Sportwagen für dieses Rennen. Acht Mal siegt die Scuderia zwischen 1951 und 1962 in der Gesamtwertung. Zum letzten Mal triumphiert die Scuderia 1964 mit Lucien Bianchi am Steuer eines Ferrari 250 GTO. In den 1960er-Jahren gewinnt der französische Renn- und Rallye-Fahrer Bernard Consten das Rennen fünfmal und ist damit bis heute Rekordsieger. Im selben Jahrzehnt wird das Etappenrennen auch für Sportprototypen geöffnet, sodass Rennwagen wie der Ferrari 512S, der Ford GT40 oder der Matra MS650 hunderte Kilometer auf öffentlichen Straßen fahren. Als es immer schwieriger wird, Sponsoren zu finden und die Veranstaltung in keiner Weise mehr den Sicherheitsstandards der Zeit entspricht, findet 1986 die fünfzigste und letzte Tour de France automobile statt. 1992 wird die Tour de France als Rennveranstaltung für historische Rennfahrzeuge wiederbelebt und findet seither jährlich als Tour Auto statt. Neben großen Piloten der Motorsportgeschichte wie Stirling Moss, Hans Hugenholtz, Jean Ragnotti und Érik Comas fahren wie in den 1960er-Jahren wieder die großen Prototypen auf öffentlichen Straßen.

 

24.07.1899 - In Detroit, Michigan (USA) gründet der Geschäftsmann William H. Murphy das Unternehmen Detroit Automobile Company. Konstrukteur der Firma wird Henry Ford, dessen zweiter Prototyp Murphy dazu bewegt hat, die Firma zu gründen. Ziel ist die Produktion von Personenkraftwagen. Da Henry Ford allerdings noch am Entwickeln ist, entsteht als erstes Fahrzeug ein Lieferwagen namens Detroit. dann folgen rund 20 Fahrzeuge, doch schon im Januar 1901 wird das Unternehmen wieder aufgelöst. Daraufhin gründet Henry Ford am 03.11.1901 die Henry Ford Company, die jedoch nur zwei Rennwagen baut. Die Henry Ford Company wird vom Manager Henry Martyn Leland übernommen, der die im August 1902 in Cadillac Motor Company umbenennt.

 

03.08.1899 - Alexandre Louis Chiron wird in Monte Carlo geboren. In seiner 30jährigen Rennfahrerkarriere fährt der Monegasse ab 1926 zunächst mit einem privaten Bugatti erfolgreich bei kleineren Rennen und Bergrennen. An der Organisation ersten Großen Preises von Monaco 1929 ist er maßgeblich beteiligt. In den 20er und 30er Jahren siegt er u.a. bei fast allen bedeutenden Rennen seiner Zeit, u.a. für Alfa Romeo, Mercedes-Benz. Nach dem Krieg fährt er zwischen 1950 und 1955 in der Formel 1 für Maserati, Maserati-Talbot, OSCA und Lancia Mit einem Lancia D50 bestreitet er 1955 im Alter von fast 56 Jahren seinen letzten Grand Prix und ist bis heute damit der älteste Fahrer, der je bei einem Weltmeisterschaftslauf der Formel 1 ein Rennen bestritten hat. Auch nach seinem Rücktritt vom aktiven Rennsport 1956 bleibt er diesem verbunden und organisiert bis zu seinem Tod 1979 weiterhin den Großen Preis von Monaco und die Rallye Monte Carlo. 2016 wird der Bugatti Chiron nach ihm benannt.

 

11.08.1899 - Gründung von Austro-Daimler. Die Firma Österreichische Daimler Motoren Gesellschaft wird als Tochter der deutschen Daimler-Motoren-Gesellschaft (Cannstatt) gegründet. Austro-Daimler ist das Drahtwort der Firma und wird auch außerhalb des Telegrammwesens zu deren geläufigen Kurzbezeichnung. Die „Oesterreichische Daimler-Motoren-Commanditgesellschaft Bierenz Fischer u. Co in Wiener Neustadt und Wien“ wird am 11. August 1899 mit einem gezeichneten Kapital von 200.000 Gulden als Tochtergesellschaft der deutschen Daimler-Motoren-Gesellschaft gegründet. Zusätzlich sind beteiligt: Eduard Bierenz, ein Freund Gottlieb Daimlers, sowie Eduard Fischer, Besitzer einer Eisengießerei. Eduard Fischer ist somit Mitbegründer der Daimler-Motoren-Gesellschaft, der er bis zum 1. Juni 1920 angehört. Danach übernimmt er den Posten des Direktors in der „Messing- und Metallwarenfabrik Nadelburg“ bei Lichtenwörth, wo er für Daimler u. a. auch Kühler produzieren lässt. Zwischen dem Stammwerk in Cannstatt und dem neuen Werk in Wiener Neustadt werden Facharbeiter ausgetauscht. Für diese Zeit wird die Zahl der am österreichischen Standort Beschäftigten mit 70 bis 80 angegeben. Im Jahr 1900 wird in Wiener Neustadt das erste Automobil hergestellt, ein Viersitzer mit Zwei-Zylinder-Motor. Die Produktion umfasst darüber hinaus auch Lastwagen, Omnibusse, Schiffsmotoren und Schienenfahrzeuge.

 

09/1899 – Im Berliner Exerzierhaus findet eine Internationale Motorwagen-Ausstellung statt, an der sich bereits über 100 Aussteller, darunter 13 aus Frankreich, beteiligen. Die gezeigten Motorwagen ähneln im Aufbau noch weitgehend den Pferdekutschen.

 

13.09.1899 - In New York City wird der 69jährige Henry Bliss das erste US-amerikanische Todesopfer bei einem Autounfall. Als er am Abend des 13.09.1899 an der Ecke West 74th Street und Central Park West aus einer Straßenbahn aussteigt, wird er von einem elektrisch angetriebenen Taxi erfasst, schwer verletzt und erliegt am darauffolgenden Morgen seinen Verletzungen. Der Taxifahrer wird zunächst verhaftet und wegen Mordes angeklagt. Mit der Begründung, dass keine Absicht vorlag, wird er später freigelassen.

 

27.09.1899 – Johann Puch lässt die „Johann Puch- Erste steiermärkische Fahrrad-Fabriks-Actien Gesellschaft in Graz.“ in das Handelsregister in Graz (Österreich) eintragen und übernimmt sogleich die „Grazer Fahrradwerke, Anton Weber und Co.“. Ab 1903 werden unter dem Markennamen „Puch“ neben Fahrrädern auch Motorräder gefertigt, ab 1906 wird die Serienfertigung von Automobilen aufgenommen. 1903 wird zusätzlich eine Werksvertretung für Mannesmann-MULAG-Lastkraftwagen übernommen und ab 1906 die österreichische Generalvertretung für Dixi-Automobile aus Eisenach. Bis zum Juli 1912 leitet Puch das Unternehmen als Generaldirektor. Danach zieht er sich wegen neuerlicher Gesundheitsprobleme am Herzen von der Betriebsleitung zurück.

 

11/1899 – August Wärndorfer, der bereits seit 1898 Fahrgestelle von Amédée Bollée importiert und mit eigenen Karosserien versieht, gründet mit Beteiligung der Österreichischen Länderbank das Unternehmen Leesdorfer Automobilwerke AG in Baden bei Wien-Leesdorf. Die ersten Modelle basieren weiter auf den Fahrgestellen von Amédée Bollée, möglicherweise war es eine Lizenzfertigung von Modellen von De Dietrich aus Lunéville, die ihrerseits Lizenznehmern von Amédée Bollée sind. Die Modelle 6 PS und 9 PS verfügen über Zweizylindermotoren. Die Aufbauten Petit Duc und Grand Duc sind genannt. Zunächst wird das komplizierte Kraftübertragungssystem von Bollée verwendet. Mit der Produktion eigener Fahrgestelle erfolgt der Übergang zum Kettenantrieb. Der Neupreis beträgt 10.500 Kronen für das schwächere Modell und 12.500 Kronen für das stärkere Modell. Am 16.11.1901 endet die Produktion und am 06.08.1903 wird das Unternehmen aufgelöst.

 

14.11.1899 - In Köln-Ehrenfeld wird die August Horch & Cie. gegründet. August Horch leitete zuvor den Automobilbau der Firma Carl Benz in Mannheim. Im Juli 1900 entsteht das erste Fahrzeuge das „Modell 1“. Dieser wird im Januar 1 vorgestellt. Aufgrund der nicht ausreichenden räumlichen Begebenheiten erfolgt schon im März 1901 zunächst der Umzug nach Reichenbach im Voigtland. Da die heimische Unternehmerschaft die Erweiterung von Horchs Betrieb missbilligt, erfolgt 1903 mit Unterstützung neuer Investoren der Umzug nach Zwickau. Am 10.04.1904 wird dort die August Horch & Cie. Motorwagenwerke AG ins Handelsregister eingetragen. Horch-Automobile zeichnen sich durch Qualität, Luxus und technischen Fortschritt aus. 1909 scheidet August Horch im Streit mit den Gesellschaftern bei der Firma Horch aus und gründet die Audi Automobilwerke GmbH, Zwickau. 1918 firmieren die August Horch & Cie. Motorwagenwerke AG zur Horchwerke AG Zwickau um. 1926 wird der Typ 303 (12/60) als erste deutsches Serienfahrzeug mit einem Achtzylindermotor vorgestellt, im Herbst 1931 präsentiert Horch den von Chefkonstrukteur Fritz Fiedler entwickelten Horch 670 mit einem Zwölfzylindermotor. Im Juni 1932 erfolgt der Zusammenschluss der Marken Horch, Audi, DKW und der Autosparte von Wanderer zur Auto Union. Horch steht auch weiterhin für Luxusfahrzeuge, ist aber auch verantwortlich für die erfolgreichen Auto Union Rennwagen Typ A bis D. Nach dem Zweiten Weltkrieg ist das Horch-Werk in Zwickau stark beschädigt. 1948 wird das Werk zwangsenteignet und geht in die VEB HORCH Kraftfahrtzeug- und Motorenwerke Zwickau auf. Dort wird ab 1954 der IFA H3A gebaut, ab 1954 entsteht mit dem Sachsenring P 240 wieder ein Oberklasse-Fahrzeug auf höchstem technischen und gestalterischem Niveau. 1957 verschwindet die Bezeichnung Horch nach einer erfolgreichen Klage der westdeutschen Auto Union.

 

28.11.1899 - Die Allgemeine Automobil-Gesellschaft Berlin GmbH wird gegründet. Die AAG produziert ein eigenes Modell, einen Kleinwagen mit Einzylindermotor und einer Leistung von 5 PS.  Der Wagen wird nach seinen Konstrukteur Georg Klingenberg auch "Klingenberg-Wagen" genannt. Außerdem vertreibt die AAG motorisierte Dreiräder und Elektrowagen anderer Hersteller.  Schon 1901 endet die Produktion und wird von der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft übernommen. Diese gründet anschließend die Neue Automobil-Gesellschaft (NAG).

 

 

 

 

2.   Aufbruch ins neue Jahrhundert

 

 

1900

 

27.01.1900 – Der Rechtsanwalt CesareIsotta und der Ingenieur Vincenzo Fraschini gründen in Mailand die Società Milanese d_Automobili, beteiligt sind auch Vincenzos Brüder Oreste und Antonio sowie Riccardo Bencetti, Paolo Meda und Ludovico Prinetti. Nun beginnt die eigene Produktion von Personenkraftwagen. Konstrukteur ist zunächst Giuseppe Stefanini. 1904 erfolgt die Umfirmierung in Fabbrica Automobili Isotta Fraschini. Mit der Einstellung des Konstrukteurs Giustino Cattaneo beginnt der Aufschwung. Er hat vorher für Società Italiana Bernardi, Fabbrica di Automobili Florentia und Züst Automobile gearbeitet. Er ist von 1905 bis 1933 für die Fahrzeugentwicklung zuständig und wird von Antonio Chiribiri assistiert. 1906 fertigt das Unternehmen 300 Fahrzeuge, dies bedeutet stückzahlmäßig den zweiten Platz unter den italienischen Automobilherstellern, aber weit hinter Fiat, die in dem Jahr 1800 Autos herstellen. Von 1906 bis 1918 werden Lastkraftwagen und Omnibusse hergestellt.

 

02/1900 - Der Amerikaner Milton Hershey ist der erste, der ein Automobil für Werbung einsetzt. Er malt seine Marke PA Hershey mit Lack auf sein Auto. Seine Firma ist die Hershey Chocolate Company und befindet sich in der nach ihrem Gründer benannten Stadt Hershey.  Die Hershey Company ist noch heute einer der größten Schokoladenhersteller weltweit.

 

02/1900 – Wilhelm Patberg eröffnet seinen Laden an der Möserstraße in Osnabrück. In der Außenwerbung empfiehlt er sich für Fahrräder und Nähmaschinen. Er verkauft nicht nur; er nennt sich „Mechaniker“ und repariert alles, was ihm in den Laden geschoben wird, vorzugsweise Erzeugnisse der Bielefelder Dürkopp-Werke. Im Juni 1901 lässt er sich ins Handelsregister eintragen, im Auszug ist bereits vom „Handel mit motorgetriebenen Fahrzeugen“ die Rede. Ab 1908 kooperiert er mit dem Importeuer amerikanischer Ford-Automobile. 1910 beginnt er, Mercedes-Automobile der Daimler Motoren Gesellschaft (DMG) zu verkaufen. Während des Ersten Weltkrieges wird er zum Kriegsdienst eingezogen und muss seine Firma schließen. Vier Jahre später kehrt er zurück und eröffnet zusammen mit seinem Bruder sein Geschäft erneut, nun unter „Gebrüder Patberg“. Bald verlässt Hermann jedoch die Firma und eröffnet eine kleine Reparaturwerkstatt, während Wilhelm Patberg nun verstärkt Neuwagen der DMG und dann von Daimler-Benz verkauft. Es erfolgt der Umzug zur Bohmter Straße. Im September 1944 wird der Betrieb komplett zerstört, dann geht es provisorisch an der Weserstr. 12 weiter. Im Alter von 87 Jahren stirbt Wilhelm Patberg und bekommt somit die Vollendung des Wiederaufbaus an der Bohmter Straße nicht mehr mit. 1967 zieht der Reparaturbetrieb für Busse und LKW zum Blumenhaller Weg, 1971 folgen PKW und die Verwaltung und ab 1981 auch die Ausstellungsräume.Weitere Filialen im Umkreis werden gegründet. Im Frühjahr 2002 verschwindet der Name „Patberg“, nachdem das Unternehmen an einen Finanzinvestor und den Münsteraner Mercedes-Händler Beresa verkauft wurde.

 

08.02.1900 - In Berlin wird die Allgemeine Automobilgesellschaft Berlin GmbH eingetragen. Noch im gleichen Jahr beginnt die Produktion von Automobilen. Neben einem eigenen Automobil vertreibt die AAG auch motorisierte Dreiräder und Elektrowagen von anderen Herstellern. Doch bereits 1901 endet die Produktion. Die AAG wird von der Allgemeinen Electricitäts-Gesellschaft übernommen, die auf der Basis der AAG die Neue Automobil-Gesellschaft (NAG) gründet. Das einzige Automobilmodell der AAG wird von Georg Klingenberg konstruiert und wird auch Klingenberg-Modell genannt. Der Kleinwagen besitzt einen Einzylindermotor mit einer Leistung von 5 PS, die Höchstgeschwindigkeit ist mit 35 km/h angegeben. Auch das erste Modell der NAG basiert auf diesem Fahrzeug.

 

03/1900 - Auffahrt von sieben Motorwagen der 1896 gegründeten Fahrzeugfabrik Eisenach hoch zur Wartburg zur Demonstration der Leistungsfähigkeit der Wartburg-Motorwagen. Um schnell Automobile bauen zu können, hat Anteilseigner Heinrich Ehrhardt die Alleinlizenz zum Bau einer französischen Voiturette vom Typ Decauville Voiturette erworben. Bis ca., 1903 werden rund 250 Wartburg-Motorwagen in Eisenach produziert und verkauft. Angetrieben werden die Fahrzeuge zunächst von einem luftgekühlten Viertaktmotor mit 3,5 PS, die zweite Version hat einen wassergekühlten Motor mit 5 PS bzw. 8 PS in der Rennversion. Die Zweizylindermotoren haben 764 ccm Hubraum. Es gibt einen Tourenwagen in Luxusausführung und einen Promenadenwagen mit Verdeck, der speziell für Frauen gedacht ist.

 

06.03.1900 - Im Alter von 65 Jahren stirbt der Ingenieur, Konstrukteur und Industrielle Gottlieb Daimler in Canstatt bei Stuttgart. Nach Realschule und Ausbildung zum Büchsenmacher arbeitet er zunächst in einem elsässischen Maschinenbau-Unternehmen. 1857 beginnt er ein Studium an der Polytechnischen Universität in Stuttgart. 1965 wird ihm die Leitung der Bruderhaus-Maschinenfabrik in Reutlingen übertragen. Dort trifft er auf Wilhelm Maybach. Vier Jahre später übernimmt Daimler den Vorstand der Werkstätten der Karlsruher Maschinenbaugesellschaft, Maybach folgt ihm als technischer Zeichner. Weitere drei Jahre später wechseln beide zur Gasmotorenfabrik Deutz, wo ihm Nikolaus Otto die Leitung der Werkstätten überträgt. Hier bringt Maybach unter Daimlers Leitung einen von Otto entwickelten Viertaktmotor zur Serienreife. 1975 meldet Daimler einen verbesserten Gasmotor in den USA zum Patent an.  1882 verlässt Daimler Deutz und gründet in Canstatt eine Versuchswerkstatt. Ein Jahr später meldet er mit dem bei ihm angestellten Maybach einen gemeinsam entwickelten, revolutionär verbesserten Einzylinderviertaktmotor ab. Am 03.04.1985 erhält Daimler das Reichspatent Nr. 34926 auf seine Kraftmaschine, die als Standuhr in die Technikgeschichte eingeht. 1855 konstruieren Daimler und Maybach den Reitwagen, das erste Motorrad mit Ottomotor. Im Oktober 1886 bauen sie den Motor der Standuhr in eine Kutsche ein – der erste Daimler-Wagen (1 ½ PS). Es folgen der Einbau eines Motors in eine Straßenbahn und eine Draisine (mit Zweizylinder-V-Motor). 1889 wird ein von Maybach konstruierter Motorwagen auf der Pariser Weltausstellung präsentiert: Das „Motor-Quadicycle“, das erste von Daimler und Maybach komplett eigenständige Fahrzeug mit einer Leistung von 1,5 PS und einer Höchstgeschwindigkeit von 18 km/h. In einer neuen Fabrik entsteht das erste Luftschiff, ein Gasballon mit Motor. 1890 gründet Daimler die Daimler-Motoren-Gesellschaft, aus der Daimler 1893 nach einem Streit mit Mitgesellschafter Lorenz austritt. Ein Jahr zuvor hatte er mit Maybach den ersten Zweizylinder-Reihenmotor entwickelt. 1894/95 wird nach dem Einstieg des britischen Industriellen Simms Daimler wieder Anteilseigner und Vorsitzender des Aufsichtsrats der DMG.  1899 lässt er von Maybach einen Rennwagen bauen, der nach der Tochter des österreichischen Kaufmans und Industriellen Jellinek „Mercedes“ genannt wird. 1900 stirbt Gottlieb Daimler. 1926 wird die Daimler-Motoren-Gesellschaft mit der Firma Ben & Cie. Von Carl Benz zur Daimler-Benz AG verschmolzen.

 

04/1900 – Der Wiener Emil Jellinek bestellt 36 Daimler Wagen im Gesamtwert von 550.000 Goldmark. Er fordert die Konstruktion eines neuen Wagens, den er nach seiner ältesten Tochter „Mercedes“ nennt.

 

08.04.1900 - In Pforzheim wird der spätere Automobilrennfahrer und Kaufmann Adolf Rosenberger geboren. In den 20er Jahren tritt er als Privatfahrer mit legendären Rennwagen wie dem Benz-Tropfenwagen und dem Mercedes-Benz SSK an und zählt mit 23 Jahren zu den erfolgreichsten Rennfahrern Europas. Er gewinnt u.a. das Stuttgarter Solitude-Rennen, den Kasseler Herkules-Bergpreis (1925-1927) und das Klausenrennen, es galt als schwierigstes Bergrennen jener Zeit. 1926 kommt es beim Großen Preis von Deutschland auf der Berliner AVUS zu einem tragischen Unfall. Bei einem Überholversuch verliert Rosenberger die Kontrolle über sein Fahrzeug und rast in das Zeitnehmerhäuschen. Rosenberger und sein Beifahrer überleben verletzt, jedoch werden zwei Studenten im Zeitnehmerhäuschen und der Schildermaler an der Rundentafel tödlich verletzt. Als Freund von Ferdinand Porsche wird Rosenberger 1930 als Mitbegründer Teilhaber und kaufmännischer Direktor der Dr. Ing. h. c. F. Porsche GmbH. Seine Erfahrungen mit dem mit einem Mittelmotor ausgestatteten Ben-Tropfenwagen fließen in die Porsche-Entwicklung des Auto-Union-Rennwagens ein. Am 30.01.1933 scheidet er – angeblich - als Geschäftsführer aufgrund einer unzureichenden Ertragslage aus, kann für seine Nachfolge Hans von Veyder-Malberg gewinnen, einen österreichischen Automobilpionier. Am 30.07.1935 tritt er seine zehnprozentigen Gesellschafteranteile der Porsche GmbH zum Nominalwert an Ferry Porsche ab. Dokumente aus seiner Hinterlassenschaft belegen jedoch eine andere Sichtweise. An seine Anwälte schrieb er nach dem Zweiten Weltkrieg: „Es wurde mir vorgehalten, dass ein Wimpel… als judenreiner Betrieb nicht gegeben würde, solange ich Geschäftsführer bin. (…) Ich unterstelle den Herren Porsche und Piech zumindest keinen persönlichen Antisemitismus. Wie jedoch bereits geschildert, haben sie sich meiner Mitgliedschaft als Jude bedient, um mich billig los zu werden.“ 1935 wird Adolf Rosenberger als Jude wegen „Rassenschande“ verhaftet und wenige Tage später in das Konzentrationslager Kislau eingewiesen. Vier Tage später wird er entlassen. Im November 1935 verlegt er seinen Hauptwohnsitz nach Paris, 1938 emigriert er in die USA, ändert seinen Namen auf Alan Arthur Robert und baut sich in Kalifornien eine neue Existenz auf. Nach dem Krieg einigt er sich mit Porsche auf eine Abfindung in Höhe von 50.000 Mark und ein Auto für die Wegnahme seiner Anteile zum Nominalwert und des Gesellschafterdarlehens in Höhe von 80.000 Reichsmark. Adolf Rosenberger bzw. Alan Arthur Robert stirbt im Jahr 1967. Seine Urne sowie die seiner Frau sind auf dem jüdischen Friedhof in New York beigesetzt.

 

14.04.1900 – Andrew L. Riker nimmt mit einem seiner Elektroautos am ersten 50-Meilen Straßenrennen teil, das in den USA abgehalten wird. Das Rennen verläuft auf der Merrick Road auf Long Island von Springfield nach Babylon, dort Wendepunkt beim Sherman House und wieder zurück nach Springfield, Ecke Merrick Road/Springfield Avenue. Von den 15 Teilnehmern erreichen neun das Ziel. Außer Rikers Elektroauto sind es alles Dampfwagen oder Benziner. Riker gewinnt das Rennen mit einer Zeit von 2 Stunden, 3 Minuten und 30 Sekunden. Der zweite Sieger S.T. Davis jr. benötigt 2 Stunden 18 Minuten und 27 Sekunden, der dritte Sieger, Alexander Fischer, benötigte 2 Stunden, 30 Minuten und 1 Sekunde.

 

14.04.1900 – Zur Eröffnung der Pariser Weltausstellung wird der „Guide Michelin“ in einer Auflage von 35.000 Exemplaren und zunächst ausschließlich auf Frankreich begrenzt herausgegeben. Gestaltet von der Touristikabteilung des Reifenherstellers Michelin ist er als ein Werkstatt-Wegweiser für die weniger als 3.000 Autofahrer gedacht, die es damals in Frankreich gibt. Die Initiatoren André und Édouard Michelin stoßen in eine Marktlücke. Sie geben unter anderem Tipps zum Umgang mit dem Auto und den Reifen und führen die Namen von Werkstätten, Batterieladestationen und Benzindepots auf. 1904 bringt Michelin mit dem Band Belgien die erste ausländische Ausgabe heraus. 1910 erscheint der erste deutschsprachige „Guide Michelin“ für Deutschland und die Schweiz. 1920 wird der Führer kostenpflichtig, er kostet sieben Francs. 1923 erscheinen erstmals Hotel- und Restaurantempfehlungen. Ab 1926 gewinnt der „Guide Michelin“ für die Gastronomie einen noch höheren Stellenwert, weil er erstmals einzelne Sterne vergibt. In den Folgejahren verfeinert der Reiseverlag seine Bewertung und verleiht ab 1931 für besonders herausragende Küchenleistungen nun auch zwei und drei Sterne. Zunächst gilt dieses Mehrsternesystem nur für die französische Provinz; ab 1933 weitet Michelin es auf Paris aus. 1936 werden die bis heute gültigen Definitionen zu den Sternen eingeführt. In den Weltkriegen erscheint der Reiseführer nicht. Dennoch mach das Buch Karriere im Dienst der Alliierten. Während sich die britischen und amerikanischen Truppen im Frühjahr 1944 in England formieren, um nach Frankreich überzusetzen, befürchtet das alliierte Hauptquartier, dass sie sich nach der Landung nur mühsam würden orientieren können, da Wegweiser und Beschilderungen weitgehend zerstört oder abmontiert worden sein könnten. Nach akribischen Recherchen und unterstützt durch die Michelin-Direktion beschließen die Alliierten, den letzten Vorkriegsband des „Guide Michelin“ neu aufzulegen und seine zahlreichen Stadtpläne als Informationsquelle zu nutzen. Dazu wird der „Guide Michelin France“ von 1939 in Washington nachgedruckt und den Offizieren der United States Army übergeben. Mit dem „Guide Michelin“ im Gepäck landen die amerikanischen Truppen am 6. Juni 1944 in der Normandie (D-Day).

 

15.04.1900 – Auf der bis zum 12.11.1900 laufenden Pariser Weltausstellung präsentiert Ferdinand Porsche, der für die Wiener Lohner-Werke tätig ist, ein Elektromobil unter der Bezeichnung „Semper Vivis“ („Stets lebendig“ oder „immer lebendig“). Der heute als „Lohner-Porsche“ bekannte Wagen wird unter der Nr. 19645 beim Österreichischen Patentamt angemeldet. In der Patentschrift wird ein „Antriebslenkrad mit Elektromotor“ eingetragen. Es verfügt über einen in der Form genau ausgearbeiteten, von Wirkungen auf die Lenkung freien Antrieb der Vorderräder. Das ist bei Kraftfahrzeugen mit Verbrennungsmotoren erst einige Jahrzehnte später möglich. Das Fahrzeug mit dem Antrieb durch die beiden Radnabenmotoren an den Vorderrädern hat eine Höchstgeschwindigkeit von etwa 50 km/h und mit dem 410 kg schweren Bleiakkumulator eine Reichweite von 50 km. Allerdings benötigt der 44-zellige 80-V-Akkumulatur (300 Ah) eine Ladedauer von mehreren Tagen bis zur Vollladung. 1902 werden die Batterien als größte Schwäche der Fahrzeuge erkannt. Sie sind zu schwer und haben dadurch eine zu geringe Reichweite. Porsche konstruiert deswegen das Fahrzeug erneut um. Es entsteht ein Hybridelektrofahrzeug. Porsche nennt das Fahrzeug Mixte-Wagen, weil der Akku mit Hilfe eines Verbrennungsmotors von Daimler aufgeladen wird. Das Fahrzeug hat einen Antrieb der vorderen Räder.

 

21.-24.04.1900 – Der Salone dell‘automobile di Torino (Turiner Autosalon) findet erstmals statt. Veranstaltungsort ist der Palazzina delle Belle Arto in Valentino in Turin. Auf einer Ausstellungsfläche von 800 qm nehmen 25 Aussteller aus Italien, Frankreich und Deutschland teil. 2.000 Besucher schauen sich die Messe trotz des hohen Eintrittspreises von 20 Lira-Cent an. Unter den elf nationalen Ausstellern sind Carcano, Ceirano, Orio-Marchand, Prinetti Stucchi und die neue Firma Fiat.

 

23.04.1900 - Mehr als 60 pferdelose Kutschen verlassen London und holpern auf alten Kutschstraßen Richtung Bristol. Von dort aus geht es weiter nach Edinburgh und wieder zurück in die britische Hauptstadt, Der "1000 Mile Trail" ist das erste Automobilrennen Großbritanniens, mehr noch eine Demonstration des Potentials des Automobils, Nach drei Wochen Schlamm, platten Reifen und Gefahren, unterbrochen von Champagnerfrühstücken und herzhaften Diners, erreichen bemerkenswerte 46 Teilnehmer das Ziel. Charles Royce, der spätere Mitbegründer von Rolls-Royce, fährt einen Panhard, der als bestes Automobil ausgezeichnet wird.

 

25.05.1900 - In Nürnberg wird der Allgemeine Schnauferl-Club e. V. (ASC). Die Idee zur Gründung entsteht anlässlich eines Besuchs von fünf Automobilisten am 25. Mai 1900 bei der Rheinischen Gasmotoren-Fabrik Benz bei einem Spargelessen. Bei der vom Fränkischen Automobil-Club organisierten Allgemeinen Motorfahrzeug-Ausstellung in Nürnberg rufen 18 Automobilpioniere am 18. Juni 1900 den „Intern. Auto-Spargel-Club“ ins Leben. Das „Spargel“ im Clubnamen wird kurz danach durch den Begriff „Schnauferl“ ausgetauscht. Das Spargel-Symbol im Clubwappen wurde 1901 durch einen De Dion-Bouton-Einzylindermotor ersetzt. Als Präsident wird Gustav Braunbeck ernannt. Der Club soll keine Klassenunterschiede unter den Automobilisten kennen, keine Ansprüche stellen, Geselligkeit und Kameradschaft pflegen. Besonderen Ausdruck findet dieses in der Anrede Schnauferlbruder (SB) und Ehrenschnauferlbruder. Der Club versteht sich als eine gesellige Vereinigung von Automobilisten. Der Zulauf an prominenten Automobilisten, Fabrikanten, Adligen und Motorsportlern ist in der Zeit bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges enorm. Der ASC zählt am 13. Oktober 1901 auf der ersten Hauptversammlung 120 Mitglieder. Die Berliner Morgenpost schreibt 1902: „Jedenfalls ist er [Anmerkung: der ASC] zur Zeit der eigenartigste und interessanteste Automobilclub, der existiert“. Da in den Gründerjahren keine festen Vereinsörtlichkeiten existieren, treffen sich die Mitglieder am Austragungsort automobilistischer Ereignisse. 1906 sind bereits 550 Mitglieder im ASC organisiert..Derzeit hat der ASC etwa 1.500 Mitglieder und beschäftigt sich mit der Pflege und Tradition rund um Oldtimer-Fahrzeuge. Der ASC ist Mitbegründer und Mitglied des Oldtimer-Weltverbandes Fédération Internationale des Véhicules Anciens (FIVA).

 

14.06.1900 - Der Gordon Bennett Cup mit dem offiziellen Titel I Coupe Internationale wird am 14. Juni 1900 auf öffentlichen Straßen zwischen Paris und Lyon in Frankreich ausgetragen. Es ist der erste Preis, der für den Motorsport auf internationaler Ebene vergeben wird. Die 568,66 km lange Strecke startet in Paris und führt nach Südwesten bis nach Châteaudun. Die Route führt anschließend in südöstlicher Richtung über Orléans, Nevers und Roanne bis zum Ziel in Lyon. Den vier Nationen, die an den Start gehen wollen, wird jeweils eine Farbe zugewiesen, mit der die Autos ihrer Vertreter lackiert werden. Diese sind blau für Frankreich, gelb für Belgien, weiß für Deutschland und rot für die USA. Gewonnen wird das Rennen von Fernand Charron gewonnen. Auf einem Panhard vertritt er Frankreich. Als einziger weiterer Fahrer kommt Léonce Girardot ins Ziel, ebenfalls auf einem Panhard. Die drei anderen Fahrer, ein Franzose, ein Belgier und ein US-Amerikaner scheiden unterwegs aus. Bis dahin bestand der Automobilrennsport aus Rennen von Stadt zu Stadt, die von verschiedenen nationalen Automobilclubs organisiert wurden. Initiiert wird der Gordon Bennett Cup vom amerikanischen Millionär James Gordon Bennett Jr. mit der Absicht, die Automobilindustrie durch Sport international zu fördern. Zu den Grundsätzen des Wettbewerbs gehört, dass jedes Land auf drei Einsendungen beschränkt ist, dass das Rennen zur Ermittlung des Pokalsiegers zwischen 550 und 650 Kilometer und das Rennen jährlich zwischen dem 15. Mai und dem 15. August stattfinden soll.

 

07/1900 - Ab Köln-Ehrenfeld entsteht der erste Wagen (Modell 1") der von August Horch und Salli Herz im Jahr zuvor gegründeten Firma A. Horch & Cie. Im Januar 1901 wird das Automobil mit einer spektakulären, jedoch nicht ganz pannenfreien Jungfernfahrt in Köln vorgestellt. Eine Expansion des Betriebes stößt in dieser Zeit auf räumliche und finanzielle Grenzen und nach dem Einstieg weiterer Geschäftspartner verlegt Horch seine Firma im März 1901 nach Reichenbach im Voigtland und schon 1903 weiter nach Zwickau.

 

27.07.1900 - Ralph Roese wird im niederbergischen Mettmann geboren.  Nach einer Ausbildung zum Kaufmann im elterlichen Schlosserbetrieb zieht er nach Düsseldorf. Schon früh gilt seine Leidenschaft dem Motorsport. In den 20er Jahren beginnt seine Karriere zunächst auf BMW-Motorrädern, später in Sportwagen der Bayerischen Motorenwerke. 1931 und 1932 wird er jeweils Deutscher Motorrad-Straßenmeister in der Klasse bis 1000 ccm. Als Werksfahrer auf BMW und Privatfahrer auf BMW und Veritas fährt er bei allen großen Rennen in Deutschland und Europa. Am 10.07.1938 erring Ralph Rose mit dem dritten Gesamtrang bei den 24 Stunden von Spa-Francorchamps auf BMW 328 seinen ersten international bedeutenden Erfolg. 1939 wird er Deutscher Rennwagenmeister in der Klasse bis 1500 ccm in einem speziell hergerichteten BMW 315/1 Sport in Leichtbauweise. Im gleichen Jahr rundet sein 7. Gesamtrang bei den 24 Stunden von Le Mans in einem BMW 328 ein erfolgreiches Jahr ab. Ein Jahr später erreicht er zusammen mit Adolf Brudes den dritten Gesamtplatz bei der Mille Miglia auf einem BMW MM Roadster. Nach dem Zweiten Weltkrieg startet er im Mai 1948 auf dem Hockenheimring und belegt mit einem 2-Liter-Veritas RS-BMW Platz 3. In diesem Jahr wird er Vizemeister in der deutschen Sportwagenmeisterschaft bis 2 Liter Hubraum. Am 8. Februar 1950 befindet er sich zusammen mit drei Rennfahrer-Kollegen auf einer Fahrt zur Produktionsstätte der Veritas-Rennfahrzeuge. In einem Baustellenbereich auf der heutigen A3 bei Neuwied verliert die Fahrer eines entgegenkommenden Pkw die Kontrolle über sein Fahrzeug und kollidiert frontal mit dem Wagen der Rennfahrer. Mitgeführte Benzinkanister fangen Feuer, alle Insassen des Wagens verbrennen. Unter großer Anteilnahme wird Adolf Ralph Rose zusammen mit seinem ebenfalls bei dem Unfall verstorbenen Freund und Sportkollegen Heinz Müller in Düsseldorf beerdigt.

 

29.07.1900 - Der Frankfurter Automobilclub von 1899 - der spätere AVD Automobilclub von Deutschland - veranstaltet auf der Galopprennbahn in Niederrad das erste Automobil Bahnrennen. Es ist hierzulande die erste Automobil-Wettfahrt auf einer Rundstrecke. Im April 2017 rollen die Bagger an, die Galopprennbahn muss der DFB-Akademie weichen. Die Sieger des Rennens sind übrigens Lemercier auf de Dietrich, Freiherr von Liebig auf Nesselsdorf und Tischbein auf de Dietrich. An diesem Rennen geht auch Anna Marie Lutzmann, die zweite Ehefrau des Direktors und Automobilpioniers Friedrich Lutzmann, als erste „Opel-Werksrennfahrerin“ an den Start.

 

03.08.1900 - Im US-amerikanischen Akron (Ohio) gründet Harvey Samuel Firestone einen Betrieb zur Produktion von luftgefüllten Reifen. Mit 12 Mann startet das Unternehmen Firestone Tire & Rubber Company. Harvey Firestone stammt aus einer Einwandererfamilie, deren Vorfahren 1753 noch unter dem Namen Feuerstein aus dem damaligen deutschen Elsass in die USA auswanderte. Zunächst werden die Reifen für Fuhrwerke und Karren gefertigt, doch schnell stellt man die Produktion auf Autoreifen um. Durch persönliche und familiäre Verbindungen zu Ford gelingt es Firestone, Originalausrüster der Ford Motor Company zu werden und somit den ebenfalls in Akron ansässigen Konkurrenten Goodyear auszustechen. 1919 wird ein Zweigunternehmen und Hamilton, Ontario (Kanada) gegründet und 1926 macht Firestone die kleine Stadt Harbel im westafrikanischen Liberia zum Zentrum der größten Kautschukplantage der Welt. Schon bald kommt Kritik auf, dass Firestone dort Kinderarbeit und andere Menschenrechtsverletzungen zulässt, was von der Firma jedoch zurückgewiesen wird. Noch heute ist die Firestone-Plantage das größte Wirtschaftsunternehmen und der größte Arbeitgeber Liberias – neben den Eisenerz-Minen. Heute hat die Bridgestone Firestone, LLC ihren Sitz in Nashville, Tennessee und beschäftigt rund 23.000 Mitarbeiter.

 

04.08.1900 – Im französischen La Varenne-Saint-Hilaire stirbt der Erfinder Étienne Lenoir. 1858 gelingt ihm der Durchbruch mit einem Stationärmotor. Er entwickelt den Einzylinder im Laufe des Jahres 1859 weiter zum ersten brauchbare Gasmotor. Die Konstruktion ist eine Kombination bereits bekannter Elemente mit eigener Erfindungsgabe und hat einige Ähnlichkeiten mit der Dampfmaschine. Anstatt den Brennstoff wie bei der Dampfmaschine außerhalb zu verbrennen und danach die Wärme in den Zylinder zu leiten, entsteht sie beim Gasmotor durch die Verbrennung im Inneren. Der Antrieb wirkt beim Lenoirschen Motor im Unterschied zum Flugkolbenmotor von Nikolaus Otto und Eugen Langen direkt auf die Kurbelwelle. Lenoirs Motor arbeitet als Zweitakter ohne Verdichtung; eine Broschüre des Musée des Arts et Métiers bezeichnet ihn als „Eintakter mit zwei Halbtakten“, wobei Einlass und Verbrennung den ersten und der Ausstoß den zweiten Halbtakt bilden. Im November 1859 meldet Lenoir den Motor zum Patent an. Zur feierlichen Unterzeichnung des Dokuments am 23. Januar 1860 mit Demonstration sind etwa 20 Personen eingeladen. Das für eine Gültigkeit von 15 Jahren ausgestellte Patent umfasst einen „Luftausdehnungsmotor durch Verbrennung von Gas“ datiert vom 24. Januar 1860, und trägt die Nummer 43624. Der Lenoir-Motor hat einige grundlegende Nachteile: Physikalisch bedingt ist der maximale Wirkungsgrad von atmosphärischen Motoren grundsätzlich niedrig; konkrete Angaben sprechen von 3 bis 5 Prozent. Ein modernes Auto mit Benzinmotor erreicht 30 Prozent. Infolgedessen verbraucht der Motor auch sehr viel Treibstoff. Da der Kolben beidseitig Explosionen ausgesetzt war, entwickeln sich sehr hohe Betriebstemperaturen. Mit den damaligen Werkstoffen und der möglichen Fertigungspräzision besteht schnell die Gefahr eines Kolbenklemmers. Dementsprechend benötigt der Motor viel Schmieröl sowie eine sehr leistungsfähige Wasserkühlung. Eine Version des Motors mit 1½ PS, der ebenfalls unabhängig von der stationären Gasversorgung funktioniert, baute Lenoir 1863 in einen dreirädrigen, Hippomobile genannten Wagen ein. Hier verwendet er einen Treibstoff auf Terpentin-Basis. Die Karosserie besteht aus einem hochliegenden quaderförmigen Aufbau. Darunter gibt es ein Holzabteil mit der Antriebstechnik. Mit diesem Fahrzeug fährt er die 18 km lange Strecke von seiner Werkstatt nach Joinville-le-Pont und zurück in etwa drei Stunden. Das ergibt einen Durchschnitt von 6 km/h inklusive Pausen. Die Information über die Fahrt stammt von Lenoir selbst, gilt aber als gesichert. Akten, die beim Automobile Club de France liegen, belegen die Fahrt sowie ein Patent von 1864. Das Fahrzeug wird kein Erfolg wegen des hohen Gewichtes und des mit nur 100/min drehenden Motors. Ein zweites Automobil entsteht 1865 und wird an den russischen Zaren Alexander II. verkauft. Keines der Fahrzeuge ist erhalten; das Hippomobile wird im Deutsch-Französischen Krieg 1870–1871 zerstört.

 

17.08.1900 – Der Schweizer Kanton Graubünden untersagt das Befahren der gut ausgebauten Straßen mit Automobilen. Grund ist die Unfallgefahr und die Belästigung, die von den „Stinkern“ und deren rücksichtslosen Lenkern ausgehen würden. Ab 1904 dürfen teilweise wieder Feuerwehr- und Krankenwagen sowie Militärlaster und öffentliche Busse fahren, jedoch nur mit einer Höchstgeschwindigkeit von 12 km/h. Zwar gibt es einige örtliche Ausnahmen für Privatfahrzeuge, diese werden in der Regel jedoch kurzfristig zurückgenommen. Erst mit der zehnten (!) Volksabstimmung über das Fahrverbot fällt nach einem Vierteljahrhundert das Fahrverbot im größten Kanton der Schweiz. Dabei können sich die Auto-Befürworter im Sommer 1925 mit 11.318 zu 10.271 Stimmen durchsetzen.

 

24.08.1900 – Der Kleine Rat des Kantons Graubünden – dem flächenmäßig größten Kanton der Schweiz – erlässt ein Verbot für Automobile auf allen Straßen des Kantons, nachdem Fälle gemeldet worden waren, in denen der Post- und Fahrverkehr (mit Kutschen) durch Automobile gefährdet worden sei. Das Verbot ist in der Bündner Gesellschaft umstritten und ruft auch Kritik hervor. 1906 beschließt der Kleine Rat eine Öffnung gewisser Straßenabschnitte für den Automobilverkehr, diese wird jedoch durch ein Referendum am 13. Oktober 1907 wieder aufgehoben. Nachdem in den Folgejahren eine Reihe weiterer Abstimmungen zugunsten der Autogegner ausgehen, wird 1919 erstmals eine Strecke in Graubünden für das Postauto freigegeben. Endgültig wird das Autoverbot jedoch erst am 21. Juni 1925 aufgehoben. Nach Ende des Autoverbots entwickelt sich der Bestand von Motorfahrzeugen im Kanton Graubünden fast explosionsartig und verzehnfacht sich innerhalb von sechs Jahren von 260 auf 2262 Fahrzeuge.

 

10.09.1900 - Die Coppa Florio wird 1900 zum ersten Mal ausgetragen – allerdings noch unter einem anderen Namen – und gilt Anfang des 20. Jahrhunderts als das schwerste europäische Straßenrennen. Im Jahr 1905 bietet Vincenzo Florio den Veranstaltern 50.000 italienische Lira und einen Pokal für das Rennen. Somit wird das Rennen zum Coppa Florio umbenannt. Den Pokal soll derjenige erhalten, der als Erster innerhalb von maximal sieben Teilnahmen vier Rennen gewinnt; dies schafft Peugeot 1925. Seit 1914 wird der Coppa Florio mit der Targa Florio zusammen ausgetragen: In der Regel muss man für den Coppa Florio die Targa Florio und anschließend eine zusätzliche Runde fahren. 1924 beispielsweise sind für den Targa Florio vier Runden bei einer Länge von 108 Kilometern pro Runde zu fahren; für die Coppa Florio fünf. Sieger des ersten Rennens in Brescia ist Alberto Franchetti auf Panhard & Levassor 12 HP.

 

31.10.1900 – In Nürnberg wird das Automobilunternehmen Nürnberger Motorfahrzeuge-Fabrik „Union“ GmbH (Maurer-Union) gegründet. In den zehn Jahren seiner Existenz produziert das Unternehmen mit bis zu 400 Mitarbeitern bis zu 400 Automobile pro Jahr. Ein interessantes Konstruktionsdetail ist das Verwenden eines stufenlosen Planscheiben-Reibradgetriebes, das auch als „Friktionsgetriebe“ bezeichnet wird. Ab 1907 werden bei Maurer-Union auch Lastkraftwagen hergestellt. Damit ist Ludwig Maurer einer der ersten Hersteller in Deutschland. Den Erfolg lange genießen kann er jedoch nicht. Nach einem Zerwürfnis mit seinen Geldgebern muss der Erfinder sein eigenes Unternehmen 1908 verlassen. Ein Jahr später übernimmt die Firma Justus Christian Braun Premier-Werke die Produktionsanlagen. 1923 wird Ludwig Maurer erneut im Automobil bau aktiv und bringt unter dem Namen Maurer einen Kleinwagen mit einem Zweizylinder-Zweitaktmotor auf den Markt. Dieser hat jedoch keinen Erfolg.

 

24.11.1900 – Ein Wartburg-Motorwagen bestreitet eine 1000-Meilen-Fahrt auf der Rennbahn des Crystallpalastes in London, um beispielhaft die vollkommene Betriebssicherheit zu zeigen. Ohne Aufenthalt legt der Wagen die Strecke in 48 Stunden, 24 Minuten und 4 Sekunden zurück.

 

22.12.1900 – Emil Jellinek erhält den ersten von insgesamt 36 bei der Daimler-Motoren-Gesellschaft bestellten neuen Wagen. Diese werden als „Mercedes“ bezeichnet, dem Namen seiner ältesten Tochter.

 

27.12.1900 - Er geht als "Bergkönig", der bei den Bergrennen der Vorkriegszeit kaum zu schlagen war, in die Automobilgeschichte ein: Hans Stuck. Der deutsch-österreichische Rennfahrer startet 1925 im Rahmen des 5. Internationalen Automobil-Turniers in Baden-Baden auf einem von ihm modifizierten Dürkop sein erstes Bergrennen und gewinnt in der Tourenwagen-Klasse. Auf Austro-Daimler gilt er zwischen 1927 und 1930 als unschlagbar und kann u.a. 1930 die Europa-Bergmeisterschaft gewinnen. Dann wechselt er zu Mercedes-Benz und setzt dort seine Erfolge fort; unter anderem gewinnt er 1932 die Europa-Bergmeisterschaft für Sportwagen. 1934 geht es weiter zur Auto-Union. Im für die damalige Zeit neuartigen Mittelmotorwagen Typ A gewinnt er noch im selben Jahr den „Großen Preis von Deutschland“ und den „Großen Preis der Schweiz“. Nach dem 2. Weltkrieg fährt Stuck auf Cisitalia und in der Formel 2 auf AFM. Zwischen 1960 und 1962 fährt er auf BMW und Porsche Bergrennen und wird 1960 erneut Deutscher Bergmeister. 1962 beendet er seine Karriere. 1978 stirbt Hans Stuck in Grainau.

 

 

1901

 

1901 gründet Bruno Berger, ehemaliger Mitarbeiter der Benz & Cie., die Chemnitzer Motorwagenfabrik Bruno Berger & Co. in Chemnitz und beginnt mit der Produktion von Automobilen unter dem Markennamen Berger. Nach nur wenigen Exemplaren endet die Produktion im Jahr 1902.

 

01/1901 – In Springfield, Massachusetts, gründen George Hendee und Oscar Hedstrom den weltweit ersten Hersteller von Serienmotorrädern, die Firma Indian. Hendee besitzt bereits Ende der 1890er Jahre eine Fahrradfabrik, während Hedstrom um 1899 erste Motor-Tandem für Steherrennen in New York entwickelt. Im ersten Jahr entstehen drei Indian-Motorräder, 1902 sind es 143 Exemplare und bis Ende 1906 werden 3948 Motorräder mit Einzylinder-Motoren gebaut. 1904 wird der Gasdrehgriff und 1905 die Pendelgabel (beides Patente von Hedstrom) erstmals von Indian bei einem Motorrad eingeführt. 1907 erscheint bei Indian das erste Zweizylinder-Modell mit V-Motor. Zwischen 1913 und 1917 ist die Firma die größte Motorradfabrik der Welt und beschäftigt über 3000 Mitarbeiter, die 32.000 Motorräder pro Jahr fertigen. 1916 erfährt Indian mit der Einführung der Seitenventil-Steuerung bei den Power-Plus-Modellen eine technische Aufrüstung, die kaum ein anderer amerikanischer Hersteller zu bieten hat. 1920 erscheint die erste Scout, 1923 das bis 1953 gebaute größere Modell Chief. Diese Modelle prägen in den 20er und 30er Jahren das öffentliche Bild der USA, da sie von bis zu 70 Prozent der Motorradpolizisten gefahren werden. Mit der Übernahme der Firma Henderson/Ace wird Indian 1927 zu einem Pionier im Bau von Vierzylinder-Motorrädern. Ab 1942 wird nur noch für militärische Zwecke produziert, erst ab 1947 wird die zivile Produktion wiederaufgenommen, zunächst jedoch nur noch mit der Chief, die weiterentwickelt wird. Zwischen 1949 und 1952 bringt Indian drei neu entwickelte Motorräder mit Einzylindermotor auf den Markt. Hedstrom und Hendee verkaufen bereits 1913 bzw. 1916 ihre Anteile. In den nachfolgenden Jahren wechselt die Firmenleitung mehrfach. 1945 übernimmt eine Investmentgruppe Indian und plant mit kleinen und leichten Modellen einen neuen Kundenkreis zu gewinnen. Konstruktive Fehler und Management-Fehler sowie die Abwertung des für den wichtigen englischen Markt relevanten Pfund Sterling führen zum Niedergang der Firma und 1953 muss Indian Konkurs anmelden. Der Markenname wechselt danach mehrfach, mehrere Wiederbelebungsversuche scheitern. Erst 2013 gelingt ein Neustart mit der Indian Chief Classic, der Chief Vintage und der Chieftain.

 

19.01.1901 - Der Verein deutscher Motorfahrzeug-Industrieller (VDMI) wird gegründet. In Eisenach treffen sich dazu im Hotel Kaiserhof Gustav Vischer (Daimler-Motoren-Motorengesellschaft, Cannstatt), Eugène de Dietrich (De Dietrich et Co., Niederbronn), Ben Rachor (Adlerwerke, vormals H. Kleyer, Frankfurt am Main), Gustav Ehrhardt (Fahrzeugfabrik Eisenach), Willy Tischbein (Continental-Caoutchouc- und Gutta-Percha Compagnie, Hannover), Moritz Hille (Dresdner Gasmotorenfabrik, vorm. Moritz Hille), Wilhelm Opel (Adam Poel KG, Rüsselsheim), Karl Fichtel (Schweinfurter Präcisions-Kugellager-Werke Fichtel & Sachs) und Gustav Freund von der Automobiltechnischen Gesellschaft. Zum Ersten Vorsitzenden wird Gustav Vischer gewählt, Eugène de Dietrich wird sein Stellvertreter. Der VDMI setzt sich für die Förderung des Straßenverkehrs ein, tritt gegen belastende behördliche Maßnahmen und für Zollschutz und Kontrolle von Autoausstellungen ein. Eine Vereinbarung des VDMI ist z. B. die 1906 eingeführte Luxussteuer für Automobile, aus der sich hubraumabhängige Steuerklassen ergeben, in die Typenbezeichnung einfließen zu lassen. Aus einem Mercedes 45 PS wurde so der Mercedes 26/45 PS. Diese Steuer-PS war typisch für die Typenbezeichnungen bis Ende der 1920er-Jahre. 1923 wird der Verband in Reichsverband der Automobilindustrie (RDA) umbenannt. In der Zeit des Nationalsozialismus gehen die Aufgaben des RDA 1934 auf die neu eingerichtete Wirtschaftsgruppe Fahrzeugindustrie über. Der RDA ist nur noch für Vermögensverwaltung, Automobilausstellungen und Traditionspflege zuständig, nicht aber mehr für Interessenvertretung und Wirtschaftspolitik. Mit Kriegsende im Mai 1945 wird der Verband faktisch aufgelöst. Im September 1945 wird in der britischen Zone der Produktionsausschuss der Automobilindustrie (PADA) in Hannover-Linden gegründet und am 02.05.1946 in Verband der Automobilindustrie (VDA) umbenannt.

 

30.01.1901 – In Remagen wird Otto Wilhelm Rudolf Caracciola geboren. Seine ersten Fahrversuche unternimmt der Sohn eines Hoteliers und Weinhändlers mit Unterstützung seiner Eltern schon sehr früh mit einem Mercedes 16/45 und darf bereits im Alter von 15 Jahren mit einer Sondererlaubnis den Führerschein machen. Nach seinem Abitur arbeitet er zunächst als Volontär bei der Berlin-Anhaltischen Maschinenbau AG in Köln und wechselt von dort als Verkäufer zum Aachener Automobilbauer Fafnir. 1922 startet seine Rennfahrerkarriere, als er das Motorradrennen „Rund um Köln“ gewinnt und als Fafnir-Werksfahrer beim AVUS-Rennen in Berlin den vierten Platz belegt. Nach einem Sieg auf einem Ego-Kleinwagen in Berlin bewirbt er sich bei der Daimler-Motoren-Gesellschaft. 1923 fährt er als Werksfahrer in Baden-Baden sein erstes Rennen auf einem Mercedes-6/25/40-PS-Kompressor-Sportwagen und erzielt in diesem Jahr elf weitere Siege. 1926 gewinnt er bei widrigen Wetterbedingungen auf einem Mercedes-2-Liter-8-Zylinder-Rennwagen „Monza“ den ersten großen Preis von Deutschland auf der Berliner AVUS, im darauffolgenden Jahr das erste Automobilrennen auf dem Nürburgring. In den nachfolgenden Jahren wird er – überwiegend auf Mercedes-Benz – der erfolgreichste Rennfahrer der Vorkriegszeit. 1935, 1937 und 1938 wird er Grand-Prix-Europameister (Mercedes-Benz W 25, W 125 und W 154), gewinnt 1926, 1928, 1931, 1932, 1937 und 1939 den Großen Preis von Deutschland, insgesamt neunmal die Großen Preise von Italien (1934, 1937) Frankreich (1935), der Schweiz (1935, 1937, 1938) von Belgien (1935), Spanien (1935) und Monaco (1936). 1931 siegt er auf einem Mercedes-Benz SSKL als erster Nichtitaliener bei der legendären Mille Miglia und wird 1930, 1931 und 1932 Berg-Europameister. Nach dem Krieg versuchte er sein Comeback. 1952 wird er im Mercedes-Benz 300 SL vierter bei der Mille Miglia. Im gleichen Jahr verunglückt er schwer bei einem Sportwagenrennen in Bern, erleidet einen dreifachen Bruch des linken Unterschenkels und muss seine Rennsportkarriere endgültig beenden. Am 28,09,1959 erliegt er in Kassel im Alter von 58 Jahren einem Leberversagen und wird – seit 1949 besitzt er die Schweizer Staatsbürgerschaft – in Lugano-Castagnola beerdigt.

 

31.01.1901 – Heinrich Opel und Werkmeister Sedlacek auf einem modifizierten Opel-Patentmotorwagen das Bergrennen auf den Königstuhl bei Heidelberg gegen 17 Konkurrenten und mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 26 km/h.

 

17.02.1901 - Der französische Rennfahrer Maurice Farman gewinnt den Automobil-Preis von Pau über 335 km. Mit seinem Panhard-Levassor ist er durchschnittlich 74,95 km/h schnell.

 

25.02.1901 - Hans Christian Christiansen, der zuvor schon in seinem Unternehmen Christiansen Automobile herstellte, und A. E. Fonnesbech-Wulff gründen in Kopenhagen das Unternehmen Dansk Automobil & Cyclefabrik zur Produktion von Automobilen. Anfangs gibt es die Modelle 2 HP und 6 HP, unter anderem in der   Karosserieform Vis-à-vis. Ab 1903 stehen verschiedene Modelle mit Einzylinder- und Zweizylindermotor zur Verfügung. Ab 1905 gibt es das Modell 12/16 HP mit Vierzylindermotor. Die Motoren kommen von Cudell. 1903 erfolgt die Umbenennung in Dansk Automobilfabrik. Bereits 1908 endet die Produktion. Insgesamt entstehen etwa 75 Fahrzeuge.

 

09.03.1901 - In Lansing, Michigan (USA), brennt die Fabrik der Olds Motor Works nach einer Gasexplosion nieder. Dabei werden alle Prototypen bis auf einen kleinen Wagen mit Einzylindermotor zerstört. Doch die von Ransom Eli Olds 1899 gegründete Firma macht weiter und wird in Oldsmobile umbenannt.  Das seit 1901 Modell "Curved Dash" ist das erste in Großserie hergestellte Automobil, noch vor dem Ford Model T. Bis 1904 ist es das einzige Modell der Firma und auch das bis dahin meistverkaufte Auto der Welt. 1908 wird Oldsmobile von General Motors übernommen, die Marke Oldsmobile existiert bis 2004.

  

26.03.1901 – Der Name „Mercedes“ wird als Warenzeichen geschützt. Ein Jahr zuvor bestell Emil Jellinek aus Wien 36 Daimler Wagen. Diese sind eine neue Konstruktion, die unter dem Namen „Mercedes“, dem Namen seiner ältesten Tochter, ausgeliefert werden.

 

05.05.1901 - In der Nähe des Piccadilly Circus entsteht Londons erstes Parkhaus. Es erstreckt sich über sieben Etagen.

 

26.05.1901: In Wien wird die II. Internationale Automobilausstellung eröffnet. Neben einigen französischen Fabriken sind ausschließlich österreichische Erzeugnisse zu sehen. Eine bemerkenswerte Entwicklungshöhe hat das Elektromobil erreicht; haben sich doch bisher alle Typen – vom großen Lastwagen bis zur elegantesten Voiturette – dem elektrischen Antrieb leicht anpassen lassen. Die Leistungsfähigkeit ist endgültig anerkannt, nachdem ein Elektrofahrtzeug beim „Exelberg“-Rennen eine Distanz von 4,2 km bei einer durchschnittlichen Steigung von 6 % in 5 Minuten und 39 Sekunden zurückgelegt hat. 

 

29.05.1901 – Auf der 527 km langen Strecke des Rennens von Paris nach Bordeaux erweist sich Henri Fournier als der Schnellste. Er erreicht mit seinem Mors mit einer Zeit von 6 Stunden, zehn Minuten und 44 Sekunden und einem Schnitt von 85 km/h das Ziel. Beim gleichen Rennen drei Jahre zuvor betrug der Schnitt noch 38 km/h.

 

29.05.1901 – Im Rahmen des Rennens Paris – Bordeaux findet die zweite Auflage des Coupé International (Gordon-Bennet-Cup) statt, bei dem alle Komponenten der eingesetzten Fahrzeuge der jeweils nationalen Mannschaften komplett im jeweiligen Teilnehmerland hergestellt worden sein müssen. Neben der aus Vertretern der Marken Panhard & Levassor (mit den Fahrern Fernand Charron und Léonce Giradot) und Mors (Levegh) soll auch der Brite mit Selwyn Edge mit seinem angeblich drei Tonnen schweren Napier starten. Doch er hat seine Dunlop-Reifen bereits auf der Anfahrt verbraucht und muss nun mit französischen Reifen starten. Im Hauptrennen Paris – Bordeaux darf er zwar starten, doch wird regelbedingt nicht mehr im Gordon-Bennet-Cup gewertet. Den Cup gewinnt Léonce Giradot, da er als Einziger der hier  startenden Fahrer ins Ziel kommt, aufgrund eines Kupplungsschadens wird er in der Wertung des Rennens nur Zehnter.

 

27.-29.06.1901 - Mit dem Rennen Paris–Berlin vom 27. bis 29. Juni 1901 führt das alljährlich vom Automobile Club de France (ACF) organisierte „große Rennen“ erstmals seit 1898 wieder ins Ausland. Es beteiligen sich 110 Autos und 10 Motorräder am Rennen auf der rund 1200 km langen Strecke, die in drei Tagesetappen (Paris–Aachen, 459 Kilometer; Aachen–Hannover, 445,2 Kilometer; Hannover–Berlin, 293,93 Kilometer) aufgeteilt ist. Dabei gibt es drei Klassen: schwere Fahrzeuge über 650 kg, leichte Autos mit einem Gewicht von 400 bis 650 kg und Voiturettes unter 400 kg. Manche Autos in der schweren Klasse sind deutlich schwerer als 650 kg, so bringt der Mors 1300 kg auf die Waage. Mit Henri Fournier ist in der Gesamtwertung erneut ein Mors-Fahrer erfolgreich, der auf einen Schnitt von über 77 km/h kommt. Ganz beachtlich schlägt sich auch Louis Renault, der mit seiner Voiturette (Gewichtsbegrenzung auf 400 kg) den achten Platz mitten unter den mächtigen Rennwagen der Konkurrenz belegt. Sieger in der Klasse der leichten Fahrzeuge wird Etienne Giraud auf Panhard und bei den Motorrädern Georges Osmont auf einer dreirädrigen De Dion-Bouton. Etwas enttäuschend ist dagegen das Abschneiden der Mercedes-Rennwagen, die erstmals bei einem großen Rennen an den Start gehen. Die lokale Polizei übernimmt vielerorts Sicherungsaufgaben, dennoch kommt es zu einem tragischen Zwischenfall, als ein Junge, der auf die Strecke gelaufen war, von einem der Wagen erfasst und getötet wird. Die stärker gewordenen Fahrzeuge überfordern zudem nun schon fast systematisch ihre Luftreifen und es kommt zu einer großen Zahl von Reifendefekten. Für den austragenden ACF sind dies Gründe, ein erstes Motorsportreglement auszuarbeiten und für 1902 in Kraft zu setzen.

 

01.08.1901 - Wilhelm Karmann übernimmt den renommierten Osnabrücker Wagenbaubetrieb von Christian Klages. Bereits 1902 liefert er die ersten Karosserien an die Dürkopp-Werke im nahen Bielefeld. Aufträge für Adler, DKW, Opel und Minerva, aber auch für Privatkunden folgen. Die Firma Karmann wird einer der führenden Kabriolett-Spezialisten in Deutschland. Nach dem Krieg folgen der Wiederaufbau und der Beginn der Zusammenarbeit mit Volkswagen. Für die Wolfsburger entwickelt und baut er ab 1949 das berühmte Käfer Cabriolet und ab 1955 das Karmann Ghia Coupé bzw. ab 1957 das Karmann Ghia Cabriolet. Aber auch mit Ford, BMW, Porsche, Audi, Mercedes-Benz oder Renault arbeitete Karmann erfolgreich zusammen. Doch 2010 endet die über 100jährige Geschichte des traditionsreichen Karosseriebauers aus der Hasestadt. Karmann geht in die Insolvenz. Nur wenig später übernimmt Volkswagen das frühere Karmann-Werk und so werden auch weiterhin Automobile in Osnabrück gebaut.

 

03.08.1901 – Wilhelmine Ehrhardt, die Ehefrau des Direktors der Fahrzeugfabrik Eisenach, schreibt Geschichte als erste Frau als Selbstfahrerin in einem Motorsportwettbewerb mit ihrer Teilnahme an der Automobil-Gebirgsfernfahrt Eisenach – Meiningen – Eisenach. Trotz unterlegener Motorleistung ihres Wartburgs verfehlt sie das Podest nur knapp.

 

11.08.1901 - Emil Jellinek erhält den ersten Mercedes 8/11 PS, der die Typenpalette der Daimler Motoren Gesellschaft (DMG) um ein drittes Modell modernster Bauart erweitert. Bereits seit 1898 vertreibt Jellinek Daimler-Automobile und meldet sie, um den Verkauf anzukurbeln, auch bei Autorennen an. Der Name „Mercedes“ stammt von seiner damals 10jährigen Tochter Mercédès. Jellinek tauft 1899 seinen Daimler-Tourenwagen auf ihren Namen und meldet unter diesem Namen seinen Wagen für das Rennen Semaine automobile in Nizza am 21.09.1899 an. Im Jahr 1900 wird „Mercedes“ zur Produktbezeichnung für eine neue, von Jellinek angeregte Fahrwerks- und Motorkonstruktion, die den Namen „Daimler-Mercedes“ trägt. Der Mercedes 8/11 PS, gebaut von August 1901 bis 1902, hat einen Viertakt-Ottomotor mit 1.760 ccm und 8 PS.

 

24.08.1901 - Das Automobilrennen Piombino–Livorno wird gestartet. Es gilt als das erste Motorsportereignis in der italienischen Region Toskana. Das Rennen führt von Piombino nach Livorno. Ursprünglich soll es über eine Distanz von 241 km von Grosseto nach Livorno führen, doch die schlechte Wetterlage, die die Strecke unbefahrbar macht, führt dazu, dass sie auf 82 km mit Startpunkt Piombino verkürzt wird. Das Rennen ist Teil eines dreitägigen Ereignisses: am Samstag, den 24. August 1901 findet der „Große Preis von Seiner Majestät des Königs“ auf der alten Via Aurelia mit Startpunkt in Piombino und Ankunft in Livorno statt; am Sonntag, dem 25. August erfolgt eine Parade im Livorneser Stadtteil Antignano und am Montag, den 26. August finden ein 500-Meter-Beschleunigungsrennen von Antignano bis San Jacopo und eine Geschicklichkeitsfahrt am Kreisverkehr von Ardenza statt. Die teilnehmenden Fahrzeuge werden in verschiedene Kategorien unterteilt: I Kategorie – große Automobile (über 1.000 kg), II Kategorie – kleinere Automobile (unter 1.000 kg), III Kategorie – sehr kleine Automobile (bis 450 Kg), IV Kategorie – Dreiräder und V Kategorie – Krafträder. Der Start erfolgt in dieser Reihenfolge: große Automobile, Dreiräder, kleinere Automobile, sehr kleine Automobile und Krafträder. Es siegt Felice Nazzaro auf Fiat 12 HP Corsa, dem ersten Fiat mit einem Vierzylinder-Motor. Er benötigt für die 82 km 1:49.54 Stunden, was einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 44,77 km/h entspricht. 

 

22.09.1901 - Dr. Richard von Stern erzielt auf seinem Mercedes 35 PS den Gesamtsieg beim dritten Semmering-Rennen und gewinnt den von Theodor Dreher gestifteten Wanderpreis des Österreichischen Automobil-Clubs. Der Mercedes 35 PS, Vorgänger des Mercedes Simplex, hat einen Hubraum von 5.913 ccm.

 

10.10.1901 - Henry Ford gründet mit weiteren Investoren 1899 die Detroit Automobile Company. Während dieser Zeit lässt Ford seine Fahrzeuge Rennen gegen die Wagen anderer Hersteller fahren, um die Überlegenheit seiner Modelle zu demonstrieren. Er selbst erringt mit seinem Ford 'Sweepstakes' am 10. Oktober 1901 einen Sieg gegen Alexander Winton, einen bekannten Konstrukteur und Rennfahrer. Dies führte dazu, dass die insolvente Detroit Automobile Company neue Investoren findet und am 30. November 1901 als Henry Ford Company reorganisiert werden kann. Henry Ford wird Chefingenieur, trennt sich jedoch 1902 im Streit mit seinem Vorgesetzten Henry M. Leland vom Unternehmen, das nun als Cadillac Motor Car Company eingetragen wird, weil Ford seine Namensrechte behalten kann.

 

18.-25.10.1901 – Im Leipziger Kristallpalast findet vom 18. bis zum 25. Oktober eine Motorwagenausstellung statt, präsentiert werden vorwiegend Fahrzeuge für den gewerblichen Betrieb. Aufsehen erregt hier ein »Verwandlungswagen« der Magdeburger Motor- und Motorfahrzeugwerke. Dieses Gefährt kann wochentags für die Warenauslieferung benutzt werden. Mit wenigen Handgriffen lässt es sich zu einem offenen Viersitzer für den sonntäglichen Familienausflug umbauen.

 

27.10.1901 - In Neuilly-sur-Seine, einem westlichen Vorort von Paris, wird Kriminalgeschichte geschrieben. Der weltweit erste Einbruch, bei dem ein Auto Verwendung findet. Passenderweise wird in eine Autowerkstatt eingebrochen. In der Nacht zwischen zwei und drei Uhr morgens hat ein Automobil an der Ecke der Avenue du Roule und der Rue de Sablonville angehalten. 20 Minuten lang hören die Nachbarn den Motorenlärm – dann verschwindet das Fahrzeug wieder. Die Diebe haben das Tor aufgebrochen und dann kräftig ausgeräumt. Zwei Kupfer-Scheinwerfer, zwei Laternen, vier Platinrohre, ein Spannungsmessgerät, 64 amerikanische Bohrer und eine große Anzahl von Zündkerzen. Gesamtwert: an die 1500 Francs.

 

01.11.1901 – Zusammen mit den Brüdern Gräf, die bereits 1896 in Wien eine Werkstatt gründeten, 1897 den ersten PKW mit Vierzylindermotor auslieferten und 1898 das erste Automobil mit Vorderradantrieb herstellten (patentiert im Jahr 1900), gründet der Investor Wilhelm Stift sen. die „öffentliche Gesellschaft Gräf & Stift“ in Wien. Ab 1905 baut das Unternehmen vor allem große Limousinen (u.a. für das Habsburger Kaiserhaus) und kleine Busse, die ab 1908 u.a. für den Touristenverkehr eingesetzt werden. Die Fahrzeuge des Unternehmens tragen als Kühlerfigur die Statue eines Löwen. In einem Doppelphaeton 28/32 PS von Gräf und Stift sitzen der österreichisch-ungarische Thronfolger Franz Ferdinand und seine Frau Herzogin von Hohenberg, als am 28.06.1914 auf sie in Sarajevo das Attentat verübt wurde, das den Ersten Weltkrieg auslöst. 1929 fusioniert Gräf & Stift mit der Automobilfabrik Perl, ebenfalls in Wien ansässig. 1938 wird das Programm von Kleinserien auf Großserien von LKW und Omnibussen umgestellt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wird die PKW-Produktion nicht wiederaufgenommen, es werden nur noch LKW hergestellt. 1971 wird das Unternehmen von der MAN AG übernommen.

 

03.11.1901 – Das Unternehmen Detroit Automobile Company wird zur Henry Ford Company reorganisiert. Die bisherige Firma war am 5. August 1899 von Henry Ford mit der Unterstützung mehrerer Financiers ins Leben gerufen worden. Bereits im Januar 1901, nach nur zwanzig gebauten Fahrzeugen und einem Verlust von 86.000 Dollar, endet das Vorhaben in einem Fiasko. Henry Ford bringt, nicht zuletzt wegen seiner Erfolge bei Autorennen, eine Neufinanzierung mit 28.000 Dollar, erbracht von fünfzehn Kapitalgebern, zustande. Am 3. November 1901 wird das Unternehmen als Henry Ford Company neu gegründet. Ford ist jedoch uneinig mit seinen Kapitalgebern über die künftige Modellausrichtung der Marke: Während diese auf einem luxuriöseren Modell mit entsprechend höherer Gewinnmarge pro Einheit bestehen, beabsichtigt Ford die Produktion eines möglichst preiswerten Wagens, den er über große Stückzahlen rentabel machen will. Darüber kommt es zum Streit und Henry Ford trennt sich bereits im März 1902 wieder von dem Unternehmen mit einer kleinen Abfindung und der Zusicherung, dass dieses seinen Namen ändern würde, damit Ford auch künftig Autos unter eigenem Namen bauen kann.

 

16.11.1901 – Der US-Amerikaner Andrew Riker stellt einen neuen Geschwindigkeitsrekord für Elektrofahrzeuge auf, als er seinen batteriebetriebenen Torpedo Racer in 63 Sekunden mit einer Geschwindigkeit von etwa 97 Meilen pro Stunde auf Coney Island über eine Meile steuert. Die Veranstaltung ist ein Rennen zwischen acht gasbetriebenen Autos, sechs Dampfautos und dem Riker Torpedo Racer. Auch der dritte Platz geht an einen Torpedo Racer.

 

24.11.1901 - Zum Abschluss der Automobil-Saison gewinnt der italienische 19jährige Fiat-Fahrer Felice Nazarro das 300-km-Rennen von Turin nach Bologna. Zuvor hat er bereits den ersten Giro automobilistico d’Italia sowie das Rennen Piombino-Livorno gewonnen. In den darauffolgenden Jahren wird er in Zusammenarbeit mit Vincenzo Lancia, der damals ebenfalls für Fiat arbeitet, einer der besten europäischen Rennfahrer. Ins Rampenlicht gerät er, als er 1906 beim Großen Preis von Frankreich nach hartem Duell mit dem Ungarn Ferenc Szisz (Renault) Zweiter wird. 1925 beendet Nazarro seine Rennfahrerkarriere und arbeitet bis zu seinem Tod 1940 in der Rennabteilung von Fiat.

 

 

1902

 

01.03.1902 - Das erste Exemplar des Mercedes 40 PS Simplex wird an Emil Jellinek nach Nizza auf den Weg gebracht. Bei der dortigen Rennwoche ist das neue Modell auf Anhieb erfolgreich: Wie der Mercedes 35 PS ein Jahr zuvor, gewinnt diesmal der 45-PS-Wagen das Bergrennen Nizza–La Turbie in einer neuen Rekordzeit. Er wird zum Urvater aller Mercedes Renn- und Sportwagen der nächsten Generationen. „Mercedes-Simplex“ ist in aller Munde und regt niemand geringeren als Kaiser Wilhelm II. zu einem Bonmot an. Auf der Automobil-Ausstellung in Berlin im März 1903 lässt er Wilhelm Maybach wissen: „Ja, wunderschön Ihr Motor! Aber, na ganz so simplex ist er ja auch wieder nicht.“

 

04.03.1902 - In Cleveland, Ohio, wird der Verkehrsclub American Automobile Association gegründet. Hauptforderung des Vereins ist der Bau besserer Straßen. Die Mitglieder sind in lokalen und regionalen Gruppen organisiert, die wiederum die eigentliche AAA bilden. Ab 1905 veröffentlicht die AAA Straßenkarten, Pannenhilfe wird ab 1915 angeboten und Hotelführer ab 1917.

 

09.04.1902 - Charles Stewart Rolls stellt in Achères bei Paris mit 101,547 km/h den ersten Geschwindigkeitsrekord für Benzin-Kraftfahrzeuge mit einem Mors auf.

 

05/1902 - »Die Massenfabrikation von Automobilen lohnt sich noch nicht und wird sich, scheint’s, noch lange nicht lohnen.« – So steht es in einem Artikel über die Deutsche Automobilausstellung im Mai in Berlin. Begründet wird die These mit den hohen Preisen für Motorwagen und dem häufigen Wechsel technischer Systeme bei den sog. Selbstfahrern (Bezeichnung für Kraftfahrzeuge). Allein im Deutschen Reich und in Frankreich haben sich in den vergangenen zwei bis drei Jahren über 100 Unternehmen für Motorfahrzeuge gegründet, deren jährliche Stückzahlen manchmal die zehn nicht überschreiten und deren Konstrukteure nach ausgereiften technischen Lösungen für ihr Modell suchen. Die Vielfältigkeit zeigt sich u. a. in der Art der Kraftübertragung, die mit Hilfe von Riemen, Ketten und auch Wellen erreicht wird, sowie bei den Antriebskräften. Hier führen Benzin und Spiritus vor Elektrizität und Dampf. Das Elektromobil ist zwar aufgrund seiner hohen Zuverlässigkeit gut angesehen, doch wirkt sich sein geringer Aktionsradius nachteilig aus. Ohne Aufladen der Batterie fährt es nicht einmal 100 km weit. Hoffnungen setzen die Hersteller hier auf eine in Chicago getestete »Akkumulationsbatterie«, mit der ein Fahrer über 300 km bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 17,5 km/h zurücklegt. Recht selten kommen Dampfmotoren zum Einsatz. In Berlin ist nur ein Lastwagen mit dieser Antriebsart vertreten. Röhrenkessel und 20-PS-Motor ähneln denen britischer Vorbilder, die sich auf den schlechten Straßen Südafrikas bewähren. Mit Anhänger können sie Lasten bis zu 140 Zentner bewegen – doppelt so schnell wie Pferdegespanne. Gemessen am gesamten Produktionsumfang nimmt das Deutsche Reich Platz drei hinter Frankreich und den USA ein, gefolgt von Großbritannien. Zu den erfolgreichsten deutschen Firmen zählen Adler, Benz, Dürkopp, Horch, Opel, Stoewer, Wartburg sowie das Daimler-Unternehmen aus Cannstatt, das sich 1902 den Namen »Mercedes« schützen lässt. Führend in Europa ist das Werk der Brüder Renault, von denen Marcel am Steuer eines Wagens Typ K 14 CV das Rennen Paris-Wien gewinnt.

 

03.05.1902 – In London starten Dr. Edward Ernest Lehwess und Ingenieur Max Cudell mit ihrem bei Cudells Firma Cudell & Cie. gefertigten Motor-Wohnmobil Passe-Partout auf eine Weltreise. Das Fahrzeug ist eine 30 PS starke und 3 Tonnen schwere Spezialanfertigung mit verstärktem Chassis und einem 500-Liter-Tank von Panhard. Zwischenzeitlich bewirken häufige Pannen und Zollschwierigkeiten eine Verzögerung der Fahrt, dadurch verspätet sich ihre Ankunft in Russland. Am Dienstag, dem 14. Oktober, geht es von Sankt Petersburg weiter. Montag, den 20. Oktober, trafen die Globetrotter in Moskau ein. Es liegt bereits Schnee. Mitte November wird die Weltreise aufgrund von fehlenden Finanzmitteln, ungünstiger Witterung und Streitigkeiten der Teilnehmer untereinander abgebrochen.

 

14.-25.05.1902 – Erstmals richtet der Verein Deutscher Motorfahrzeug-Industrieller, der Vorgängerorganisation des heutigen VDA, eine Ausstellung aus. Sie wird erstmals als Automobil-Ausstellung statt wie bisher Motorwagen-Ausstellung benannt. Gezeigt werden die Fahrzeuge in den Stadtbahnbögen des Bahnhofs Friedrichstraße.

 

31.05.1902 - Bei einem Versuch, einen neuen Geschwindigkeitsrekord aufzustellen, verunglückt ein elektrisch betriebener Baker Torpedo auf Staten Island, New York, wobei der Wagen in eine Zuschauergruppe rast und zwei Personen ums Leben kommen. Dabei bleiben die beiden Insassen unverletzt - sie sind angeschnallt. Der Baker Torpedo (auch Baker Electric Torpedo) ist ein elektrisch betriebener Geschwindigkeitsrekordwagen, der 1902 von Walter C. Baker gebaut wird. Stromlinienförmig, mit geschlossenem Cockpit und als erstes Fahrzeug mit Sicherheitsgurten, ist der zweisitzige Torpedo seiner Zeit voraus. Der „Torpedo“ mit einem Leergewicht von 1406 kg und einer Länge von 5,486 m wird von einem 14 PS Elwell-Parker-Elektromotor angetrieben, der von 40 Batterie-Zellen des Herstellers Gould versorgt wird. Mit einer Höhe von 1,27 m ist der Wagen für die damalige Zeit sehr niedrig. Er rollt auf 40 × 3 Zoll-Reifen auf Drahtspeichen mit Holzfelgen, die mit Leinwand bespannt waren. Der Fahrer sitzt in einer Art Kuppel, die kleine Sehschlitze hat, der „Elektriker“ hinter dem Fahrer. Der Torpedo wird bei einer Probefahrt über die fliegende Meile in 47,0 Sekunden gemessen. Beim Rekordversuch führt der Bruch einer Felge zum Unglück. Baker und sein Mechaniker C.E. Denzer bleiben dank der Sicherheitsgurte unverletzt. Beide werden nach dem Unglück wegen Totschlags festgenommen, jedoch umgehend wieder freigelassen. Der Rekordwagen wird nach dem Unglück nicht wiederaufgebaut. Eine verkleinerte Version des Torpedo, der Torpedo Kid, wird von 1902 bis 1903 von Walter C. Baker für verschiedene Rennen verwendet. Von diesem Modell sind zwei Exemplare bekannt.

 

02.07.1902 – Da sein Sohn Ettore noch nicht volljährig ist, unterzeichnet Carlos Bugatti den Vertrag mit dem elsässischen Motorwagenhersteller Baron Eugène de Dietrich, mit dem Ettore mit 17 Jahren technischer Leiter der Automobilproduktion von De Dietrich wird. Ettore Bugatti entwickelte dort u. a. den De Dietrich 50/60 PS, um damit an verschiedenen Autorennen, u. a. dem Rennen Paris-Madrid teilzunehmen. Jedoch endete seine Anstellung im Jahre 1904, da De Dietrich mit Bugattis Persönlichkeit und Eigensinnigkeit nicht zurechtkam.

 

26.-28.06.1902 – Das größte Automobilrennen des Jahres 1902 führt von Paris über 99 Rennkilometer nach Wien. Da in der Schweiz Motorsport verboten ist, wird die Etappe in diesem Land neutralisiert und daher ohne Zeitnahme durchfahren. Erstmals bei einem großen Rennen kommt die vom ACF erlassene Rennformel mit 1000 kg Maximalgewicht zur Anwendung, was jedoch nicht zu der beabsichtigten Verringerung der Motorleistungen führt. Jedoch erweisen sich gerade die extrem überzüchteten Wagen der „schweren“ Klasse (über 650 kg) den Anforderungen der äußerst anspruchsvollen Streckenführung – vor allem durch die schlechten Straßenverhältnisse auf den Gebirgspassagen – als kaum gewachsen. Als schließlich der weit in Führung liegende Panhard von René de Knyff bei der Überquerung des Arlberg-Passes mit gebrochenem Differential liegen bleibt, ist damit der Weg frei für einen Überraschungserfolg von Marcel Renault auf einem vergleichsweise schwach motorisierten Modell der "leichten" Klasse von lediglich etwa 30 PS. Von 110 gestarteten Teilnehmern erreichen dennoch immerhin 80 das Ziel.

 

29.07.1902 – Die Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG) übernimmt die Motorfahrzeug- und Motorenfabrik Berlin AG (MMB) in Marienfelde bei Berlin als Zweigniederlassung, nachdem bereits 1899 von Vorstandsmitgliedern der DMG die in Marienfelde ansässige Motorenfabrik Adolf Altmann & Co. Zum Bau von Motorwagen nach System Daimler genutzt wurden.

 

31.07.1902 – In Bastogne in Belgien wird zum ersten Mal das Rundstreckenrennen Circuit des Ardennes abgehalten. Die 85 Kilometer lange Strecke durch die Ardennen muss sechs Mal umrundet werden. Mit Charles Jarrot siegt ein Brite auf Panhard & Levassor. Die nächsten beiden Plätze belegen der Franzose Fernand Gabriel und der US-Amerikaner William Kissam Vanderbill II, beide auf Mors.

 

05.08.1902 - Ein Mors Z ist der erste Wagen mit Verbrennungsmotor, der den Elektroautos und Dampfwagen den Landgeschwindigkeitsrekord entreißt (122,44 km/h).

 

22.08.1902 – Henry M. Leland gründet die Cadillac Automobile Company in Detroit. Die Marke Cadillac geht auf die Detroit Automobile Company zurück, die 1899 von Henry Ford als erstem Automobilhersteller der Stadt Detroit gegründet worden war. Die Detroit Automobile Company ist jedoch bereits zwei Jahre nach ihrer Gründung zahlungsunfähig. Nach einer Refinanzierung wird das Unternehmen 1901 in Henry Ford Company umbenannt. Bereits ein Jahr später trennt sich Henry Ford von dem Unternehmen und gründet wenig später die Ford Motor Company. Die Leitung der Henry Ford Company übernimmt der Manager Henry Martyn Leland, der das Unternehmen im August 1902 in Cadillac Motor Company umfirmiert. Namensgeber ist der Franzose Antoine Laumet de La Mothe, Sieur de Cadillac, benannt nach dem südwestfranzösischen Ort Cadillac an der Gironde. Er hatte 1701 die Stadt Detroit (Michigan) gegründet. Leland gilt in der Automobilliteratur als der Gründer Cadillacs. In der Folgezeit übernimmt er die Anteilsmehrheit am Unternehmen. 1909 verkauft er Cadillac für einen Preis von 4,5 Mio US-$ an den General-Motors-Konzern. Der erste Cadillac, der Cadillac Tonneau (rückwirkend auch: Model A), ist ein kompaktes Automobil, das von einem unter dem Fahrersitz liegenden Einzylindermotor angetrieben wird. Es hat ein Zweigang-Planetengetriebe und Kettenantrieb. 1905 kommt mit dem Model D ein vierzylindriges Auto hinzu, das in verschiedenen Abwandlungen bis 1909 verkauft wird. In dieser Zeit bemüht sich Henry Leland besonders um Qualitätssicherung und Standardisierung. Um die Fertigungspräzision seines Unternehmens zu beweisen, lässt Leland 1908 in Großbritannien drei Cadillacs komplett zerlegen. Die Teile werden untereinander gemischt. Danach bauen Mechaniker die Autos aus den unsortierten Teilen wieder zusammen und führen ohne Probleme eine 500 Meilen lange Probefahrt auf dem Kurs von Brooklands durch. Auf diesen Erfolg nimmt das kurz darauf entwickelte Unternehmensmotto „Standard of the world“ Bezug.

 

09/1902 - Nachdem 1901 mehrere der Mercedes-Fahrzeuge (der Name wurde nun auch für die Wagen genutzt) erfolgreich bei der Rennwoche von Nizza fuhren, wächst der Bekanntheitsgrad von Mercedes enorm; im September 1902 wird der Name „Mercedes“ für die Daimler Motoren Gesellschaft (DMG) gesetzlich geschützt.

 

07.10.1902 – Der deutsche Ingenieur Otto Schulze (O.S.) aus Straßburg meldet seinen ersten Wirbelstrom-Tachometer als Geschwindigkeitsmesser beim Kaiserlichen Patentamt in Berlin zum Patent an (DRP 146134). Durch Geldmangel und fehlendes kaufmännisches Geschick ist er nicht in der Lage, seinen Tachometer selbst herzustellen und überlässt seine Patente der Firma Edouard Seignol in Paris. Seit 1908 erfolgt der Vertrieb in Deutschland durch die O. S. Autometerwerke E. Seignol in Frankfurt/Main.

 

 

1903

 

24.03.1903 - Die deutsche Motorradfahrer-Vereinigung wird gegründet. 1911 erfolgt die Umwandlung in den Allgemeinen Deutschen Automobil-Club (ADAC).

 

11.05.1903 - Das erste (französische) Patent (Nr. 331926) auf einen Vierpunkt-Sicherheitsgurt wird auf Gustave-Désire Leveau zugelassen. Dabei wird eine Person mit Lederriemen in einem Kraftwagen befestigt wird - der Vorläufer des Sicherheitsgurtes.

 

19.05.1903 – Bereits 1899 gründet David Dunbar Buick die Buick Auto-Vim and Power Company zur Herstellung von Motoren für Landwirtschaft und Boote, beschäftigt sich aber gleichzeitig mit der Entwicklung eines kompletten Automobils. Dabei konzentriert er sich zu sehr auf Tüfteleien und weniger auf den Verkaufserfolgt seiner Produkte. 1902 wird das Unternehmen in Buick Manufacturing Company umbenannt. Doch langsam ist das Kapital Buicks aufgebraucht und das Unternehmen gerät in finanzielle Schwierigkeiten. Als er ein Darlehen nicht zurückzahlen kann, springt der Industrielle Benjamin Bricoe mit einem Betrag von 5.000 US-$ ein. Das Unternehmen wird erneut umgestellt und am 19.05.1903 als Buick Motor Company eingetragen. Doch nachdem Briscoe feststellt, dass es bislang nur einen Versuchswagen und eine Fabrikationsanlage gibt, zieht er sich aus der Firma zurück, nachdem ein neuer Kapitalgeber gefunden ist. Er gründet zusammen mit Jonathan Maxwell die Maxwell-Briscoe Company, die die Maxwell-Automobile baut und als Vorläufer des Chrysler-Konzerns ist. Bei Buick steigt nun William Durant ein, einer der größten Kutschenbauer der USA. Er übernimmt die Buick Motor Company. Um für Buick juristische Probleme mit dem Selden-Patent zu vermeiden, kauft Durant mit der Pope-Robinson Company in Boston einen insolventen Fahrzeughersteller, der bereits eine solche Lizenz besitzt. Das 1895 gewährt US-Patent sichert den Inhabern ein Monopol auf die Herstellung von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren. Die insolvente Pope-Robinson Company ist im Besitz einer solchen Lizenz. Sie wird auf Buick übertragen und das Unternehmen danach aufgelöst. Mit seinen Zweizylinder-Automobilen schafft es Buick bis 1907, der zweitgrößte Automobilhersteller in den Vereinigten Staaten (hinter Ford) zu werden. In diesem Jahr erscheinen zusätzlich Buick-Vierzylindermodelle; der Ausstoß beträgt 4641 Fahrzeuge.

 

23.05.1903 - In San Francisco brechen der 31jährige abenteuerlustige Arzt Dr. Horatio Nelson Jackson und sein 21jähriger Mechaniker Sewall K. Crocker Richtung Osten auf. Ihr Ziel ist es, innerhalb von 90 Tagen mit ihrem von einem 20-PS-Zweizylindermotor angetriebenen und auf den Namen "Vermont" getauften Winston-Automobil New York City zu erreichen. Jackson hatte sich vorher in einem Club über eine Gruppe reicher Männer geärgert, die das Automobil schlechtmachten. Nach einer abenteuerlichen Fahrt mit zahlreichen Pannen und Umwegen erreichen sie am 26.07.1903 Manhattan und stoppen um 4.30 Uhr vor dem Holland House Hotel. Mehr als 9.000 Kilometer liegen zwischen den beiden Männern und der Bulldogge Bud.

 

24.05.1903 – Im Alter von 31 Jahren stirbt der französische Automobilkonstrukteur und Automobilrennfahrer Marcel Renault. Zusammen mit seinen Brüdern Louis und Fernand gründet Marcel Renault 1898 die Automobilfirma Renault in Billancourt. Zu Werbezwecken nehmen Louis und Marcel an etlichen Autorennen teil. Zu den größten Erfolgen von Marcel zählt der Sieg beim Rennen Paris-Wien 1902, bei dem er mit einem motorisch unterlegenen Fahrzeug siegt. 1903 startet Marcel beim Rennen Paris-Madrid. Das Rennen wird zum Desaster – neben sieben weiteren Menschen stirbt auch Marcel Renault bei einem Unfall. Beim gleichen Rennen verunglückt auch der britische Rennfahrer Claude Loraine-Barrow mit einem 45-PS-De-Dietrich. Während sein Mechaniker Pierre Rodez sofort tot ist, stirbt Lorraine-Barrow drei Wochen später. Das Rennen wird in Bordeaux abgebrochen und die Zeit der großen Stadt-zu-Stadt-Rennen ist vorbei.

 

24.05.1903 - als "Deutsche Motorradfahrer-Vereinigung" wird der 1913 in Allgemeiner Deutscher Automobil umbenannte ADAC in Stuttgart gegründet. Sein Ziel ist die "Wahrnehmung und Förderung des Kraftfahrwesens, des Motorsports und des Tourismus". Die Kernaufgabe ist u.a. die Pannenhilfe, doch weitete der "Verein" seine Tätigkeitsfelder immer weiter aus und ist kaum noch als "Verein", sondern eher als Großkonzern anzusehen. Da er aber weiterhin dem Vereinsrecht unterliegt, keine Steuern wie ein Wirtschaftsunternehmen zahlt, wenig Transparenz zeigt und zudem mit manipulierten Zahlen Rankings veröffentlichte, ist das Image des ADAC in den letzten Jahren deutlich gesunken.

 

24.05.1903 - Das Rennen von Paris nach Madrid stellt einen vorläufigen Höhepunkt, mit seinem desaströsen Verlauf aber auch den Endpunkt der klassischen Rennen von Stadt zu Stadt dar. Ein Rekordfeld von 179 Automobilen und 59 Motorrädern macht sich am 24. Mai 1903 umringt von Zuschauermassen auf den Weg des über vier Tagesetappen auf insgesamt 1.307 km Gesamtdistanz angelegten Rennens. Der erste Teilnehmer hat schon mehr als 200 km zurückgelegt, als der Letzte startet. Trotz der seit dem Vorjahr geltenden Gewichtsformel haben die Hersteller noch einmal einen deutlichen Leistungssprung erzielt und insbesondere die erstmals stromlinienförmig gestalteten Mors-Rennwagen sind mit 90 PS Motorleistung und Höchstgeschwindigkeiten um die 140 km/h eine Sensation. Doch bereits die erste, 552 km lange Etappe nach Bordeaux entwickelt sich zur Katastrophe. Aufgrund des von den Wagen aufgewirbelten Staubs ist die Sicht auf wenige Meter eingeschränkt und zudem drängen ständig Zuschauer auf die Strecke, so dass Unfälle beinahe unvermeidlich sind. Mindestens sieben Personen kommen dabei ums Leben, zwei Zuschauer und fünf Teilnehmer (drei Mechaniker und zwei Fahrer, der bekannte Konstrukteur Marcel Renault und der Engländer Claude Loraine-Barrow) – die Zahl der Verletzten ist noch höher. Schließlich lassen die französischen Behörden das Rennen in Bordeaux abbrechen. Sie verbieten nicht nur die Rückkehr der Fahrzeuge nach Paris aus eigener Kraft, sondern sogar, sie auch nur anzulassen. Sie werden daraufhin auf einen Zug verladen. Zum Sieger dieses in Frankreich als la course hecatombe und in Großbritannien als the race to death in die Geschichte eingegangenen Rennens wird daraufhin Fernand Gabriel auf Mors erklärt, der die Strecke nach Bordeaux mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von über 105 km/h zurückgelegt hat. Im Anschluss erlässt die französische Regierung ein endgültiges Verbot von reinen Geschwindigkeitsrennen auf nicht abgesperrten öffentlichen Straßen, was zwangsläufig das Ende dieser seit 1895 ausgetragenen Art von Rennen bedeutet. Damit scheint die Zukunft des Automobilsports insgesamt in Frage gestellt.

 

01.06.1903 – Maurice Sizaire, sein Bruder Georges Sizaire und ihre Partner Louis Naudin gründen in Paris das Unternehmen SA des Automobiles Sizaire et Naudin. Sie beginnen 1905 mit der Produktion von Automobilen unter dem Markennamen Sizaire-Naudin und präsentieren im gleichen Jahr Fahrzeuge auf dem Pariser Automobilsalon. Das Unternehmen fertigt kleine, zweisitzige Sportwagen mit einem 918, später 1.583 ccm großen Einzylindermotor von De Dion-Bouton. 1911 kommen Vierzylindermodelle von Ballot dazu. Nach dem Ersten Weltkrieg stehen die Modelle 13 CV und 17 CV mit Motoren von Ballot im Sortiment. Der Type D mit 12/15 HP hat einen Hubraum von 2.297 ccm. Ab 1921 entstehen wieder Voituretten. Die AJ mit 9 HP hat eine Zweizylinder-V-Motor mit 1.093 ccm. 1912 müssen die Sizaire-Brüder das Unternehmen verlassen Naudin stirbt 1913. Das Unternehmen wird daraufhin in Société des Nouveaux ètablissements Sizaire et Naudin umbenannt. 1921 endet die Produktion.

 

03.06.1903 – Das erste Fahrzeug von Vauxhall, ein leichter Runabout mit einem 5-PS-Einzylindermotor, wird fertiggestellt. Als Steuerung dient eine ruderpinnenähnliche Vorrichtung. 40 Exemplare werden von diesem Fahrzeug verkauft, bevor der Wagen durch die Modellserien 9, 12 und 14 HP ersetzt werden. Diese Modelle sind bereits mit der für Vauxhall charakteristischen bogenförmigen Sicke auf der Motorhaube ausgestattet.

 

16.06.1903 - Henry Ford gründet die Ford Motor Company. Dies war sein zweiter Start als Automobilhersteller. Bereits 1899 hatte er die Detroit Automobile Company gegründet, die jedoch nicht erfolgreich war und 1901 unter der Bezeichnung Henry Ford Company reorganisiert wurde. Nach Unstimmigkeiten im Management verließ er 1902 die Firma, Henry M. Leland übernimmt die Geschäfte und nennt die Firma in Cadillac um. Mit der Ford Motor Company ist Henry Ford nun erfolgreicher. Zunächst benennt er seine Fahrzeuge nach dem Alphabet und daher ist das „Model A“ sein erstes Fahrzeug, mit dessen Vertrieb am 25.07.1903 begonnen wird. In den ersten beiden Jahren werden von den Modellen A, C und AC nur rund 1700 Fahrzeuge gebaut. Nach dem anfänglich geringen Erfolg lässt er 1904 in Detroit die Piquette Avenue Plant bauen, wo ab 1908 das als „Tin Lizzy“ bekannte Ford Model T produziert wird, das schnell zum Verkaufserfolg wird. Um die vom Markt geforderten Zahlen herzustellen, zieht das Unternehmen bereits 1910 in die Highland Park Ford Plant, wo bis 1913 die neue Technik der Fließbandproduktion perfektioniert wurde. Henry Ford übernimmt das damals schon über 100 Jahre alte Konzept des Austauschbaus von Eli Whitney, der auch die erste Fertigungsstraße entworfen hat. Mit größtenteils angelernten Kräften können so die Wagen günstiger und schneller hergestellt werden. Die Montagezeit eines Autochassis verringert sich von über zwölf auf zuletzt nur noch 1,5 Stunden. Im Jahre 1918 ist die Hälfte aller Autos in den USA ein „Modell T“. 

 

22.06.1903 – Erneut wird im belgischen Bastogne beim Ardennen-Rennen der 85 km lange Rundkurs durch die Ardennen sechs Mal befahren. Neben dem Sieg für Pierre de Crawhez auf Panhard & Levassor bringt es das beste Ergebnis für die von Fernand Charron und Léonce Girardot gegründete Automarke C.G.V.. De Crawhez benötigt insgesamt 5 Stunden, 52 Minuten und 7,6 Sekunden für die insgesamt 510 km lange Strecke.

 

02.07.1903 - Nach dem Sieg von Selwyn Edge beim Gordon-Bennett-Cup des Vorjahres ist es nun am Automobilclub von Großbritannien und Irland, das Rennen von 1903 auszurichten. Da das britische Parlament aber nicht bereit ist, die generelle gesetzliche Geschwindigkeitsbeschränkung (12 mph, ≈18 km/h) im britischen Teil des Königreichs für das auf den 2. Juli 1903 angesetzte Rennen vorübergehend außer Kraft zu setzen, wird stattdessen ein einfach abzusperrender Rundkurs bei der Stadt Athy im ländlichen Teil von Irland gewählt, wo von der Lokalregierung leichter eine Ausnahmegenehmigung zu bekommen ist. Eigentlich ein bis dahin kaum beachteter Wettbewerb, noch dazu ausgetragen in einem völlig abgelegenen Teil Europas, wird das Rennen um den Coupe Internationale von 1903 jedoch nach dem katastrophalen Ende des Todesrennens von Paris nach Madrid, gefolgt vom Verbot aller Überlandrennen in Frankreich, praktisch über Nacht zum zentralen Ereignis der gesamten Motorsportwelt. Entsprechend groß ist nun auch das Interesse an der Teilnahme und zum ersten Mal wird der Gordon-Bennett-Cup seiner eigentlichen Intention auch tatsächlich gerecht. Mit vier vollzähligen Teams aus Großbritannien, Frankreich, Deutschland und den USA findet erstmals ein Rennen statt, das die Bezeichnung international auch tatsächlich verdient. Dabei werden die Wagen nun in vorgegebenen Nationalfarben lackiert. Mit Alexander Wintons Bullett ist außerdem zum ersten Mal auch ein Achtzylinder-Rennwagen bei einem bedeutenden Rennen mit dabei, der allerdings ebenso wie die beiden anderen Vertreter des amerikanischen Teams mit dem Feld nicht mithalten kann. Deutlich besser schlagen sich zunächst die Briten, müssen sich dann aber aufgrund von Unfällen und Defekten auch aus der Spitzengruppe verabschieden. Das Rennen entwickelt sich in Folge zu einem Zweikampf zwischen dem deutschen und dem französischen Team, in dem jedoch der für den Deutschen Automobilclub fahrende Belgier Camille Jenatzy auf Mercedes seinen Vorsprung kontinuierlich ausbauen kann, um am Ende nach über sechseinhalb Stunden Fahrzeit mit einem Schnitt von knapp 77 km/h und mit nur 11 Minuten Vorsprung vor Henri Farman auf Panhard & Levassor zu gewinnen. Es ist dies der erste Sieg für die deutsche Marke bei einem großen Rennen. Dabei hat das deutsche Team sogar statt der ursprünglich vorgesehenen 90-PS-Rennwagen nach einem Werksbrand im Juni 1903 im Canstatter DMG-Werk mit von Privatbesitzern zurückgekauften oder ausgeliehenen 60-PS-Modellen aus dem Vorjahr antreten müssen. Der Siegerwagen von Jenatzy stammt vom US-amerikanischen Enthusiasten Clarence Gray Dinsmore. Dieses Rennen bildet den Hintergrund zu James Joyces Kurzgeschichte After the Race, geschrieben zwischen 1905 und 1907, erschienen 1914.

 

04.07.1903 – Was Bertha Benz für Deutschland war, das war in den Kindertagen des Automobils Dorothy Levitt in Großbritannien. Die technikbesessene Motorsportlerin und Journalistin avancierte am 4. Juli 1903 durch Teilnahme an den „Southport Speed Trails“ auf einem französischen Gladiator zur ersten Rennfahrerin der Welt! Levitt war zu dieser Zeit Sekretärin bei der „Napier Motor Company“ und äußerst begierig, jede Form von Fortbewegung wenigstens einmal auszuprobieren – von Pferden über Automobile und Rennboote bis hin zu Flugzeugen. Bei Napier erkannte man nicht nur die Werbewirksamkeit des Motorsports, sondern auch die willkommene Demonstration der Tauglichkeit ihrer Fahrzeuge, wenn sogar eine Frau diese beherrschen konnte. Für weitere Renneinsätze bekam sie so regelmäßig Modelle ihres Arbeitgebers zur Verfügung gestellt. Im Jahr 1905 stellte sie den Rekord für die längste Fahrt einer Autofahrerin auf, indem sie einen De Dion-Bouton zwei Tage lang von London nach Liverpool und zurück fuhr und dafür in der Presse die Beinamen „Fastest Girl on Earth“ und „Champion Lady Motorist of the World“ erhielt. Dorothy Levitt trat zu ihren Rennen im In- und Ausland stets in eleganten Kleidern an und verzichtete dabei ungern auf ihren modernen Mantel, einen schicken Hut, gern mit Schleier. Und sie kämpfte vehement für das Frauenrecht auf Autofahren, unterstützte die Sufragetten, hielt vielerorts Vorträge, schrieb eine eigene Kolumne in der Wochenzeitung „The Graphic“ und wurde als Fahrlehrerin für Gattin und Tochter des damaligen König Edward VII. engagiert! Nach 1910 verschwand sie aus unbekannten Gründen völlig aus der Öffentlichkeit. Erst 40 Jahre alt, wurde sie am 17. Mai 1922, nach der Einnahme einer Überdosis Morphium, tot in ihrem Bett gefunden.

25.07.1903 – Die Ford Motor Company beginnt mit dem Vertrieb ihres ersten Automobils, des „Modell A“. Das erste Fahrzeug geht an den Zahnarzt Ernst Pfennig aus Chicago, Illinois. Den „Modell A“ wird als zweisitzigen Runabout oder als viersitziges Tonneau-Modell angeboten, wahlweise mit Verdeck, aber stets in der Farbe Rot. Der Zweizylinder-Boxermotor ist mittig im Fahrzeug untergebracht und leistet aus 1,65 Litern Hubraum 8 PS. Für die Entwicklung hat Henry Ford fast sein gesamtes Ausgangs-Investitionskapital in Höhe von 28.000 US-$ ausgegeben. Auf dem Bankkonto befinden sich nur noch 223,65 US-$, als das erste Modell A verkauft wird. Zwischen 1903 und 1905 werden 1.750 Fahrzeuge gebaut, dann folgt der „Modell AC“.

 

09/1903 – Louis Delaunay und Marius Barbarou gründen das Unternehmen „SA des Automobiles Delaunay-Belleville“ mit dem Zweck Luxusautomobile zu bauen. Barbarous Familie gehört ein Dampfdruckkesselunternehmen in St. Denis. Er besitzt auch Erfahrung durch seine Arbeit bei Clement & Cie., Lorraine-Dietrich und Benz und ist für Konstruktion und Gestaltung verantwortlich. Hu Beginn des 20. Jahrhunderts gehören die Fahrzeuge zu den französischen Traumwagen und vielleicht zu den prestigeträchtigsten der Welt. Sie wurden in jener Ära gefahren, in der reiche Industrielle, Bankiers und Monarchen einen Chauffeur hatten, der die tägliche Pflege des Fahrzeugs genauso übernahm wie das damals kräftezehrende Lenken über die meist nicht perfekt ausgebauten Straßen. Doch in den späten 1920er-Jahren verlieren die Delaunay-Belleville ihr Prestige und schwenken um auf den Bau von LKW und Militärfahrzeugen.

 

18.10.1903 - Mercedes-Fahrer Willy Poege siegt auf der Trabrennbahn Berlin-Westend beim ersten deutschen Autorennen auf einer geschlossenen Bahn.

 

10.11.1903 - Die US-Amerikanerin Mary Anderson erhält das Patent US 743,801 für den ersten funktionierenden Scheibenwischer der Welt. Die Vorrichtung wird von Hand betätigt und besteht einem in Lenkradnähe angebrachten Hebel, mit dem der Fahrer bei Bedarf auf der Windschutzscheibe einen gefederten Schwingarm mit einem Gummiteil in Bewegung setzen kann, der anschließend wieder in seine Ausgangsposition zurückkehrt.  Erst zwei Jahre später meldet in Deutschland der Bruder von Kaiser Wilhelm II, Heinrich von Preußen, als erster Deutscher ein ähnliches Patent an, dass er am 24.03.1908 erhielt. Erst 1926 stellt die Firma Bosch einen von einem Elektromotor angetriebenen Wischarm mit Gummilippe vor. Als sie ihr Patent erhielt, versuchte Anderson, es an eine kanadische Herstellerfirma zu verkaufen, aber die Firma lehnte ab: Das Gerät hätte keinen praktischen Nutzen. Obwohl mechanische Scheibenwischer um 1913 zur Standardausrüstung von Pkws gehörten, profitiert Mary Anderson nie von ihrer Idee.

 

20.11.1903 – In Le Cannet (F) stirbt der französische Automobilrennfahrer Gaston de Chasseloup-Laubat. 1895 erwirbt der Adelige einen Dampfwagen von Trépardoux & Cie. der Vorgängerfirma von De Dion-Bouton und bestreitet damit mehrere als Zuverlässigkeitsfahrten ausgeschriebene Rennen in der Pionierära des Automobils. Sein größter Erfolg mit einem Dampfwagen ist der Sieg des Rennens Marseille-La Turbie 1897. Chasseloup-Laubat ist der erste, der einen anerkannten Landgeschwindigkeitsrekord aufstellt: Am 18.12.1898 erreicht er mit einem Jeantaud-Elektroauto, der Jeantaud Duc, eine Geschwindigkeit von 61,15 km/h. Im Duell mit Camille Jenatzy verbessert er im Frühling 1899 diese Leistung mit seinem Fahrzeug bis auf 92,16 km/h. Nach langer Krankheit stirbt er am 20.11.1903 im Alter von 37 Jahren.

 

12/1903 - Auf dem Pariser Salon de i'Automobile wird der Spyker 60 HP als Fahrgestell ohne Karosserie vorgestellt. Es war das erste Fahrzeug mit einem Sechszylinder-Motor und Allradantrieb über Kardanwellen. Im darauffolgenden Jahr wurde das Fahrzeug mit einem Rennwagenaufbau im Londoner Crystal Palast vorgestellt. Die niederländischen Brüder Spijker waren Schmiede und Kutschenbauer, die ab 1900 eigene exklusive Fahrzeuge herstellten. Für die ausländischen Märkte wurde der Name Spijker (zu Deutsch: Nagel) in Spyker geändert. 1926 wurde die Firma aufgelöst. Neben dem Spyker 60 HP ist das bekannteste Fahrzeug die sog. "Goldene Kutsche" von 1898, mit der der niederländische König jährlich zur Parlamentseröffnung fährt.

 

05.12.1903 – In Dresden verstirbt der Sattler, Wagenbauer und König-Sächsische Hofwagenbauer Carl Heinrich Gläser. Nach dem Tod des Firmeninhabers C. F. Kästner übernimmt Gläser die Werkstatt des verstorbenen Sattlermeisters und firmiert als Innungsmitglied der Sattler mit Erweiterung als Wagenbauer. Am 01.08.1964 erhält er seinen ersten Auftrag für eine Kutsche. Der talentierte Wagenbauer für Karossen hochwertiger Pferde-Kutschwagen, Sänften, Chaisen und Pferdeschlitten macht sich in Fachkreisen und am Königlich-Sächsischen Hof in Dresden schnell einen Namen. Einer seiner Lieferanten ist der Schmied, Stellmacher und Wagenbauer Emil Heuer aus Radeberg. Heuer betreibt eine Wagenbauerei in Radeberg und hat als Wagenfabrikant im Jahr 1898 bereits in Dresden ein Geschäftslokal mit Reparaturwerkstatt. Ab 1900 wird Emil Heuer in der Dresdner Firma Heinrich Gläser zum Mitinhaber, neben seiner eigenen Firma Wagenbauerei Emil Heuer in Radeberg. Carl Heinrich Gläser ist bis zu seinem Tode ein Gegner der motorisierten Automobil-Entwicklung und hat diese gesamte Entwicklung, die gerade um 1900 verstärkt in Erscheinung tritt, als „Stinkekutschen“ abgewertet. Nach Gläsers Tod beginnt Emil Heuer, sich neben dem Bau höfischer und privater Kutschen auch der Karosserieherstellung von Automobilen zuzuwenden. Bereits 1904 baut er seine erste motorisierte Gläser-Karosserie für das noch junge Unternehmen Mercedes, 1905 einen ersten Motorwagen für den Dresdner Hof auf ein Chassis von Daimler und 1906 einen Jagd-Omnibus für den Dresdner Hof für 12 Personen. Ab dieser Zeit beginnt Heuer mit seinem Team auch neue Formen zu entwickeln und dabei auch Gesetzmäßigkeiten des Strömungswiderstandes der Luft zu erforschen. Es entstehen in den nächsten Jahrzehnten glatte und geschlossene aerodynamische Formen, die im aufkommenden Automobilsport und bei Rallyes im Motorsport mit ihren verlängerten Motorhauben, mit Windschutzscheiben und eingesetzten Türen in den Seitenteilen, neue Maßstäbe setzten und als „Torpedoform“ bekannt werden. 1909 wird von Emil Heuer als Neuheit die erste Karosseriebauform Phaeton mit Verkleidung der Vordersitze entwickelt. Der Pionier der Autokarosserieentwicklung von Gläser ist Emil Heuer, der hinter dem Markennamen „Gläser Karosserie Dresden“ fast vergessen wird.

 

 

1904

 

1904 wird die Firma A. Ruppe & Sohn in Apolda gegründet, 107 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und 1912 nach dem Ausscheiden der Familie in Apollo-Werke AG umbenannt. In den Jahren von 1904 bis 1927 stellt das Unternehmen Automobile unter den Marken Piccolo und Apollo in verschiedenen Ausführungen her. Diese Fahrzeuge sind unter anderem wegen ihres relativ niedrigen Verkaufspreises und ihrer – auch im damaligen internationalen Rennsport bewiesenen – hohen Qualität erfolgreich. Während und bis kurz nach dem Ersten Weltkrieg bauen die Werke auch kurzzeitig Lastwagen. 1927 stellt das Unternehmen, das zu diesem Zeitpunkt 400 Mitarbeiter hat, die Automobilproduktion ein, fungiert noch fünf Jahre lang als Vertretung für NSU-Automobile und meldet 1932 Konkurs an. In Gera beginnt die 1904 gegründete Friedrich Erdmann Maschinenfabrik mit dem Bau von Personen- und Lieferwagen unter dem Namen Erdmann. Ab 1906 lautet der Markennamen F.E.G. (Friedrich Erdmann, Gera). Die Wagen sind mit Einbaumotoren verschiedener Hersteller ausgestattet. Die Fafnir-Werke liefern die Motoren für die Voituretten. Die Modelle 18/20 PS und 35/40 PS haben Vierzylindermotoren von Horch. Das Automobilwerk Wilhelm Körting liefert Zweizylindermotoren für den 12/14 PS und Vierzylindermotoren für den 26/28 PS. Über ein Friktionsgetriebe, das nur zum Anfahren dient, werden die Hinterräder angetrieben. Haben die Wagen ihre Reisegeschwindigkeit erreicht, werden die Motoren direkt an den Hinterradantrieb gekuppelt. Mangels Nachfrage wird die Automobilproduktion 1908 wieder eingestellt, aber der Erdmann-Friktionsantrieb wird von der Berliner Motorwagen-Fabrik übernommen.

 

01.01.1904 - Das erste Staatsministerium für Verkehrsangelegenheiten wird in Bayern eingerichtet.

 

23.02.1904 – Nach einem Berliner Urteil stellen Strohhalme kein Verkehrshindernis dar. Gegen einen Kaufmann, dem beim Entladen einzelne Strohhalme auf die Straße gefallen waren, hatte ein Beamter der Schutzpolizei eine entsprechende Anzeige erstattet.

 

28.02.1904 – In Pau, Aquitanien, stirbt der französische Automobilrennfahrer Levegh, bürgerlich Alfred Velghe, im Alter von nur 34 Jahren. Levegh beginnt seine Karriere zunächst als Radrennfahrer, steigt dann später in den Automobilsport. Auf Mors schafft er es, die jahrelange Dominanz der Panhard & Levassor-Wagen zu durchbrechen. Seinen ersten großen Erfolg hat er 1899 beim Rennen Paris Oostende, als er zeitgleich mit Léonce Girardot ins Ziel kommt. Ein Jahr später gewinnt er bei Paris-Toulouse-Paris. Wegen seines Gesundheitszustandes muss er sich daraufhin vom Rennsport zurückziehen und stirbt 1904 an Tuberkulose. Sein Neffe, Pierre Bouillin, nennt sich nach seinem Onkel Pierre Levegh. Er wird ein Langstreckenfahrer, der besonders durch seine Verwicklung in die Katastrophe von Le Mans 1955 bekannt wird.

 

03/1904 - Die Familie Erhardt scheidet aus der Fahrzeugfabrik Eisenach A.G. aus, die von ihr 1896 gegründet wurde. Da sie die französische Lizenz für den Bau der Motorwagen besitzen, erlischt diese mit dem Ausscheiden. Fortan erfolgt die Produktion mit eigenen Neukonstruktionen unter dem neuen Markenzeichen DIXI.

 

10.04.1904 – Die August Horch & Cie. Motorwagenwerke AG wird in das Handelsregister eingetragen.

 

04.05.1904 - Wie unter Gentlemen üblich vereinbaren Frederick Henry Royce und Charles Rolls im Midland Hotel, Manchester, per Handschlag den gemeinsamen Vertrieb von Automobilen. Daraus entwickelt sich der Autohersteller Rolls-Royce Motor Cars. Der von Royce entwickelte „Royce 10 hp“ wird 1904/1905 als „Rolls-Royce 10 hp“ 17-mal gebaut. Erst am 23.12.1904 wurde ein schriftlicher Vertrag über die neue Firma fixiert.

 

04.06.1904 - In Barcelona wird die S.A. Hispano-Suiza de Automoviles gegründet. Die Aufnahme von Suiza (Schweiz) in den Namen ist eine Referenz an den Schweizer Konstrukteur Marc Birkigt, der sich 1899 in Barcelona niedergelassen und die Firma zusammen mit seinen Geldgebern gegründet hat. Zunächst gelangt die Marke mit ihren schnellen Vierzylinder-Hispanos zu Ruhm und beeindruckt mit nicht-alltäglicher Technik. Lizenzbauten erfolgen in der Schweiz und in Tschechien bei Skoda. 1911 entsteht ein Zweigwerk bei Paris. Im Ersten Weltkrieg nimmt Hispano-Suiza die Produktion von Flugzeugmotoren auf. Birkigt gelingt ein großer Wurf mit dem legendären V8-Motor, der Basis bietet für spätere Automotoren. 1919 präsentiert Hispano-Suiza den Typ H6, mit dem die Firma in die Luxusklasse aufsteigt und ebenbürtig mit Firmen wie Rolls-Royce wird. Fachjournalisten preisen das Modell als "Krönung des Fortschritts im Automobilbau". Mit dem 1931 präsentierten Modell 68 wird ein Superlativ des Automobilbaus vorgestellt. Ihn treibt ein Zwölfzylinder mit 9.424 ccm Hubraum an, später sogar 11.310 ccm. Dieser leistet 250 PS. Verschiedene französische Karosseriebauer kleiden ihn ein und Hispano-Suiza wird endgültig zur Marke des internationalen Hoch- und Geldadels. 1938 wird die Automobilproduktion in Frankreich eingestellt - die Kapazitäten sind mit dem Bau von Flugzeugmotoren und Schnellfeuerkanonen voll ausgelastet. Birkigt kehrt nach Spanien zurück und widmet sich der Entwicklung von Dieselmotoren. Nach dem Zweiten Weltkrieg lebt die Marke nicht wieder auf. Aus der Hispano-Suiza de Automoviles in Barcelona, die noch bis 1942 die kleinen Modelle baut, wird unter Franco die ENASA, die ab 1951 die Pegaso-Sportwagen und Lastkraftwagen baut. Insgesamt entstehen in Spanien etwa 2600 Fahrzeuge, doch die rund 2600 in Frankreich gebauten Fahrzeuge begründen den Ruhm der Marke.

 

05.06.1904 – Der erste von der „Heinrich Büssing, Specialfabrik für Motorlastwagen, Motoromnibusse und Motoren, Braunschweig, Elmstraße“ vorgestellte Omnibus für 12 Personen verkehrt regelmäßig mit einer Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h auf der Strecke Wendeburg-Braunschweig der Büssing-eigenen Automobil-Omnibus-Betriebs-Gesellschaft Braunschweig. Dieses fortan in Serienproduktion gebaute Modell wird noch im selben Jahr als Decksitzomnibus nach London exportiert.

 

20.06.1904 – Die Association Internationale des Automobile Clubs Reconnus (AIACR) wird gegründet. 1946 wurde die Association Internationale des Automobile Clubs Reconnus (AIACR) umbenannt und trägt seitdem ihren bis heute bestehenden Namen Fédération Internationale de l’Automobile (FIA).

 

07/1904 – Johannes „Hans“ Thum, Unternehmer, ist ein erfolgreicher Automobilrennfahrer in der Zeit der Jahrhundertwende. Anfang Juli 1899 fährt er auf dem Benz 8 PS Rennwagen, dem ersten veritablen Rennwagen der Benz & Cie., als Beifahrer von Fritz Held bei der Fernfahrt Frankfurt – Köln über eine Strecke von 193,2 km mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 22,5 km/h den Klassensieg ein und gewinnt die Große Goldene Medaille. Zweiter wird ein weiterer Benz 8 PS, pilotiert von Emil Graf. Bei einer Ausfahrt in den Odenwald verunglückt Hans Thum Anfang Juli 1904 im Alter von nur 35 Jahren tödlich.

 

01.07.1904 – In Wien wird die „Aktiengesellschaft für österreichische und ungarische Mineralölprodukte (OLEX) gegründet. Der Name OLEX entstand als Telegrammadresse aus Petrolexport. Der Schwerpunkt der Tätigkeit liegt zu Beginn im Verkauf von Petroleum für Leuchtzwecke hauptsächlich für die österreichischen und deutschen Eisenbahngesellschaften. Um in Deutschland, in dem vornehmlich US-amerikanische Gesellschaften den Markt dominieren, Marktzugang zu erhalten, wird die Gründung von sieben deutschen Tochtergesellschaften beschlossen. Als die Wiener Zentrale nach Berlin umzieht, werden die Tochtergesellschaften unter Leitung der OLEX-Petroleum-Gesellschaft in Berlin zentralisiert. Zur Sicherung der eigenen Rohölbasis verbindet sich die OLEX 1911 als Tochtergesellschaft mit der Deutschen Erdöl-Aktiengesellschaft (DEA) und ihren Ölquellen in Deutschland und Rumänien. Durch deren Raffinerien erweitert sich das Programm von Petroleum auf Benzin, Gasöl und Schmieröle. 1922 eröffnet die OLEX am Raschplatz in Hannover die erste Tankstelle in Deutschland. Das Benzin der Firma heißt in den 1920er Jahren Strax, das Öl Olexol. Das Benzin-Benzol-Gemisch Olexin kommt 1923 auf den Markt, ein Jahr vor dem BV-Aral des Benzol-Verbandes. Im Jahr 1926 drängt die Anglo-Persian Oil Company (APOC) die OLEX und ihre Konkurrentin Deutsche Petroleum-Verkaufs-Gesellschaft mbH (DPVG) zu einer Fusion und beteiligt sich an der neuen Firma mit 40 %. Ab da heißt die Gesellschaft OLEX Deutsche Petroleum-Verkaufsgesellschaft mbH. Die Anglo-Persian Oil Company erhöht im April 1929 ihre Anteile auf 75 % und 1931 auf 100 % und übernimmt damit alle Anteile der Europäischen Petroleum-Union (EPU) und der Deutschen Erdöl-Aktiengesellschaft. Bereits 1930 ist die Gesellschaft erneut umbenannt worden, diesmal in OLEX Deutsche Benzin- und Petroleum-Gesellschaft mbH. 1935 ist die OLEX in Deutschland viertgrößte Tankstellengesellschaft der Großen Fünf mit 6.098 Zapfsäulen (10,9 %) sowie einer Absatzquote von 10,4 %. Der Marktanteil bei Petroleum lag bei etwa 25 %. Anlässlich der Olympischen Sommerspiele in Berlin ließ die Olex 1936 den ersten Werbefilm in Farbe drehen. Mit der Umstellung auf die Kriegswirtschaft im September 1939 werden alle Mineralölvertriebsgesellschaften in der Arbeitsgemeinschaft Mineralölverteilung (AMV) zusammengefasst und nur noch markenloses Benzin verkauft. Die OLEX wird weiterhin als „deutsches Unternehmen“ eingestuft, steht auf der Liste der Rüstungsunternehmen und erhielt bevorzugt Materialkontingentierungen. Die Olex zeigt auf ihrer Autokarte von 1939 ihr gesamtes Verbreitungsgebiet einschließlich Österreich und dem Sudetenland. Nach dem Zweiten Weltkrieg fällt die Olex 1945 als „deutsches Eigentum“ in alliierte Hände und wird als „britisches Eigentum“ an die Anglo-Iranian Oil Company (die umbenannte Anglo-Persian Oil Company) zurückgegeben. Im September 1950 entsteht in Österreich aus ihr, der Steaua Romana und der Runo-Everth in Wien die österreichische Benzin- und Petroleum AG, die spätere BP Austria. 1948 wird der Sitz der deutschen Zentrale von Berlin nach Hamburg verlegt und die Eurotank-Raffinerie in Hamburg übernommen. 1950 fusioniert die OLEX dann mit der Eurotank und wird danach in BP Benzin- und Petroleum-Gesellschaft mbH umbenannt. Mit der farblichen Umsignalisation der NITAG in Deutschland von grün/gelb auf das blau/gelb der Olex/BP kann die deutsche BP wie ihre internationale Muttergesellschaft (AIOC, ab 1954 British Petroleum Company) die Farbkombination grün/gelb benutzen.

 

08/1904 - In Lansing, Michigan (USA) gründet Ramson Eli Olds die Reo Motor Car Company. Zuvor hatte Olds 1899 die Firma Olds Motor Works (später Oldsmobile) gegründet, diese Firma aber 1904 verlassen. Im Jahr 1907 verkauft Reo schon Güter im Wert von US-$ 4.500.00 und ist damit einer der vier reichsten Automobilhersteller der USA. Bis 1937 baut Reo Personenwagen, konzentriert sich dann aber ganz auf die Herstellung von LKWs.

 

08.08.1904 - Der spätere Rennfahrer Archille Varzi wird Galliate, Italien geboren. Er ist einer der besten Fahrer der frühen 30'er Jahre und seine Duelle mit dem meist siegreichen Tazio Nuvolari mobilisieren die Massen. Er fährt auf Alfa Romeo, Maserati und Bugatti und gewinnt mehrere Grand Prix. 1948 verunglückt er beim Training zum Grand Prix der Schweiz tödlich.

 

23.08.1904 - Auf die von ihm erfundene Schneekette für Autos erhält der US-Amerikaner Harry D. Weed vom US-Patentamt eine Patenturkunde.

 

09/1904 - Renault stellt den Typ  (b) vor, einen Rennwagen mit einem wassergekühlten Vierzylindermotor und 12.063 ccm Hubraum. Mit den 60-90 PS erreichte man eine Höchstgeschwindigkeit von rund 150 km/h. Unüblich für Rennwagen dieser Zeit wurde die Motorleistung über eine Kardanwelle an die Hinterachse geleitet. Ein Wagen startete beim ersten Vanderbilt Cup-Rennen am 08.10.1904 auf Long Island (New York), fiel aber mit gebrochener Kardanwelle aus.

 

15.10.1904 – Bei der im Sommer 1904 in Lansing von Ransom Eli Olds gegründeten R. E. Olds Co. wird der erste Reo fertiggestellt. Bereits 1897 hatte Olds die Olds Motor Vehicle Company gegründet und als erster Automobilhersteller – über ein Jahrzehnt vor Ford – Automobile am Fließband gefertigt. Nach Streitigkeiten mit seinen Geldgebern verlässt er Anfang 1904 seine eigene Firma und gründet seine neue Firma. Doch ihm wird untersagt, seinen Familiennamen zu nutzen, und er nennt den Firmennamen in Reo Motor Car Co. um.

 

11/1904 – Matteo Ceirano gründet in Turin die Firma Fabbrica Automobili Itala und stellt unter dem Markennamen Itala Automobile her. Mit seinen Fahrzeugen spezialisiert er sich auf Wagen der Mittel- und Oberklasse mit sportlichem Charakter. Bereits im Gründungsjahr nehmen Itala-Wagen an diversen Rennen teil und gewinnen erste Preise. Weltruhm erlangt die Firma, als im Jahr 1907 Prinz Scipione Borghese und sein Fahrer Ettore Guizzardi die anspruchsvolle Wettfahrt von Peking nach Paris auf einem weißen Itala 35/45 HP gewinnen. Fast alle europäischen Herrscherhäuser jener Zeit besitzen einen Itala. Im Jahr 1907 stellt Itala rund 200 Automobile her, 1909 ca. 180, 1910 ca. 350 und im Jahr 1911 rund 720 Stück. Neben Personenwagen baut Itala zwischen 1910 und 1920 auch leichte bis mittlere Lastwagen. Nach dem Ersten Weltkrieg geht es weiter aufwärts, im besten Jahr 1923 entstehen ca. 1.100 Automobile. Itala beteiligt sich weiterhin im Rennsport, gibt jedoch die Oberklasse auf. Doch nach 1923 geht es abwärts, die Produktionszahlen gehen deutlich herunter. 1929 wird Itala an den Lastwagenfabrikanten Officine Metallurgiche di Tortona verkauft. Bis 1934 werden nur noch vereinzelte Fahrzeuge gebaut, dann schließt der Betrieb und die Reste werden von Fiat gekauft.

 

07.11.1904 - Die erste deutsche Fahrschule wird von Rudolf Kempf als die „Auto-Lenkerschule“ des Kempf'schen Privat-Technikums in Aschaffenburg gegründet. Deren erster Kurs startet am 7. November 1904. Teilnehmen dürfen Männer ab 17 Jahren, die ein amtliches Sittenzeugnis vorlegen können. Am ersten Kurs nehmen 36 technisch begabte Männer – Schlosser, Mechaniker, Automobilhändler – aus verschiedenen Nationen teil. Die zu dieser Zeit noch nicht vorgeschriebene Ausbildung soll angehende Chauffeure auf ihren Beruf vorbereiten und in getrennten Kursen Fahrzeugbesitzern das Selbstfahren beibringen. Kempfs Fahrschule wird von den Automobilherstellern begrüßt und unterstützt. Sie versprechen sich von einer guten Fahrausbildung ein größeres Käuferinteresse an den Automobilen. Am 17. November 1906 wird Kempf allerdings wegen unsittlichen Benehmens die Erlaubnis zur Fahrerausbildung entzogen. Bereits mit der Verordnung, betreffend die Ausbildung von Kraftfahrzeugführern vom 3. Februar 1910 wird eine behördlich ermächtigte Person zur Ausbildung vorgeschrieben. Bis zu diesem Zeitpunkt kann jedermann eine Ausbildung durchführen, wenn er Kenntnisse vom Fahren hatte. Mit der Verordnung vom 1. März 1921 wird die Erlaubnis zur Ausbildung von der oberen Verwaltungsbehörde neu geregelt. Von nun an spricht man von Fahrlehrer und Fahrschule. Damit wird erstmals ein bestimmtes Mindestmaß an die Anforderungen eines Fahrlehrers gestellt.

 

21.12.1904 - In Paris wird der Motorradweltverband, die Fédération Internationale de Motocyclisme (FICM), gegründet. Im Juli 1906 wird der Verband in Patzau neu gegründet und 1907 vorübergehend aufgelöst. 1912 wird er, nun mit Sitz in England, wiedergegründet. Das Six Days Reliability Trial im folgenden Jahr ist die erste internationale Veranstaltung dieser neuen Organisation. 1949 erfolgt die Namensänderung in Fédération Internationale Motocycliste und es findet die erste Saison der Motorrad-Weltmeisterschaft statt. Das Hauptquartier des Verbands wird 1959 nach Genf in die Schweiz verlegt. Seit 1994 residiert die FIM im Schweizer Mies in einem Gebäude, das einem Motorrad nachempfundenen wurde. 1998 wird auf einem Kongress in Kapstadt eine erneute Namensänderung in Fédération Internationale de Motocyclisme beschlossen. Im selben Jahr wird die FIM provisorisch vom Internationalen Olympischen Komitee anerkannt und erhält 2000 den offiziellen Status als Mitglied.

 

 

1905

 

1905 werden in Brandenburg/Havel die Altmann Kraftfahrzeug-Werke zur Herstellung von Dampfautomobilen gegründet. Die Wagen von Altmann gelten als fortschrittliche und eigenständige Konstruktionen. Sie sind mit Dreizylinder-Dampfmaschinen ausgestattet, die eine Leistung von 25 PS abgeben. Nach einem tödlichen Betriebsunfall des Eigentümers muss das Unternehmen geschlossen werden, ehe es zu einer nennenswerten Produktion kommt. Wahrscheinlich wird aus dem gleichen Grund auch ein Elektroauto eingestellt, von dem nur bekannt ist, dass es in kleiner Stückzahl gebaut worden ist. Auch die 1891 als Fahrradwerk gegründeten Corona-Werke in Brandenburg/Havel nehmen 1905 – vier Jahre nach dem Start der Motorradproduktion – die Produktion von Automobilen und Lieferwagen auf. Diese endet 1914. Zwischen 1924 und 1925 werden erneut Motorräder gebaut. Die Fahrradproduktion endet 1932, die Firma wird liquidiert. Der Leipziger Unternehmer Richard Dreyhaupt beginnt im gleichen Jahr mit dem Bau von Automobilen unter dem Markennamen Dreyhaupt. Er verwendet Komponenten der Fafnir-Werke, die diese unter dem Namen Omnimobil anbieten. Für den Antrieb sorgt ein Vierzylindermotor von Fafnir mit 10 PS Leistung. Noch im gleichen Jahr endet die Produktion. In Hamburg beginnt das Unternehmen Max Eisenmann & Company mit der Produktion von Automobilen unter dem Markennamen Immermobil. Das Unternehmen stellte zwei verschiedene zweisitzige Kleinwagen her. Das kleinere Modell 8 PS war mit einem Einzylindermotor von De Dion-Bouton ausgestattet. Das größere Modell 10/12 PS wies einen Vierzylindermotor von Reyrol auf. 1907 endet die Produktion.

 

08.02.1905 – Georg Wiß gründet die „Süddeutsche Automobilfabrik G.m.b.H. (SAG)“, die sich mit ihren Lkw und Bussen, aber auch Feuerwehrfahrzeugen schnell einen Namen macht. So ist es die Süddeutsche Automobilfabrik, die als erstes deutsches Werk einen Lkw-Großauftrag von der japanischen Regierung erhält. Auch stammt jenes Expeditionsfahrzeug von der SAG in Gaggenau, mit dem ein gewisser Paul Graetz im August 1907 zu einer 630 Tage dauernden Expedition startet, deren Ziel die Durchquerung Südafrikas auf Achse ist. Viele halten das Unterfangen für unmöglich, doch der Wagen aus Gaggenau nimmt die 9.500 Kilometer lange und gnadenlose Strecke unverdrossen unter die Räder. 1905 lassen die Berliner Stadtwerke in Gaggenau den ersten Großraumomnibus für 52 Fahrgäste bauen. 1906 gehört die Kaiserliche Reichspost zu den regelmäßigen Abnehmern von Bussen der SAG. 1907 hat die SAG zwei leichte, so genannte „Waren-Lieferungswagen“ mit wahlweise 800/1.000 oder 1.500/2.000 Kilogramm Nutzlast im Angebot. Im schweren Segment lieferte die SAG ebenfalls zwei Varianten: Eine mit zwei bis drei Tonnen, eine weitere mit vier bis sechs Tonnen Nutzlast. Als „Type Grunewald“ geht die erste benzinautomobile Spritze einer deutschen Feuerwehr in die Geschichte ein. Aufgrund des Erfolges ist eine Kapitalaufstockung erforderlich, um mit der Konkurrenz mithalten zu können. Auch mangelte es der SAG im Vergleich zu den Fabriken von Benz und Daimler an den nötigen großen Stückzahlen, um bei Qualität und Innovation Schritt halten zu können. Die Rheinische Kreditbank in Mannheim vermittelt zunächst einen Interessenvertrag mit Benz & Cie., der wenig später zum Zusammenschluss mit dem großen Wettbewerber führte. Die beiden Parteien einigten sich auf folgende Arbeitsteilung: Benz verlagerte den Nutzfahrzeugbau komplett aus dem Mannheimer Stammwerk nach Gaggenau, während die Automobilfabrik Gaggenau mit ihren Markenzeichen „S.A.F.“, „S.A.G.“ und „Gaggenau“ dem Bau von Personenwagen bis zum Ende des Jahres 1908 einstellen soll, tatsächlich aber bis 1911 an der Pkw-Fertigung festhält. Mit Gesellschafterbeschluss vom 31. Dezember 1910 wird nicht nur die Fabrik auf „Benz-Werke Gaggenau G.m.b.H.“ umgetauft, sondern auch die Geschäftsleitung neu besetzt und die angestammten Markenzeichen gegen den Schriftzug „Benz“ auf der Kühlermaske getauscht. Gründer Georg Wiß scheidet aus. Wiederum zwei Jahre später vollzog sich die Fusion zwischen Mutter- und Tochtergesellschaft. Gaggenau fungierte nun als eine Zweigniederlassung von Benz & Cie.

 

29.04.-07.05.1905 – Im schweizerischen Genf findet die erste schweizerische Automobil- und Fahrradausstellung statt. Sie wird vom Schweizerischen Automobil-Club und der Syndikatskammer veranstaltet und ist für «schweizerische Konstrukteure und für in der Schweiz etablierte Vertreter ausländischer Marken reserviert». Seitdem werden auf der zunächst „Internationaler Automobil-, Motor- und Fahrradsalon“, später „Genfer Auto-Salon“ genannten Ausstellung zahlreiche Fahrzeuge präsentiert, die die Geschichte des Automobils geprägt haben. 1907 wird die Ausstellung nach Zürich verlegt, weil in Genf eine automobilfeindliche Stimmung aufkommt, die mit einer Gefahr für Fußgänger begründet wird. Von 1908 bis 1922 findet keine nationale Autoausstellung in der Schweiz statt. Im Februar/März 2024 findet der letzte Genfer Auto-Salon statt.

 

06/1905 - Auf der Strecke Lichtenrade - Buckow wird die erste Automobil-Omnibuslinie in Betrieb genommen. 

 

01.06.1905 – Die erste Kraftpostlinie in Deutschland nimmt zwischen Bad Tölz und Lenggries ihren Betrieb auf. Als Kraftpost oder Landkraftpost wird der kombinierte Personen- und Posttransport durch die Deutsche Reichspost beziehungsweise die Deutsche Bundespost in Postbussen als Nachfolger der Postkutsche bezeichnet. Ab 1965 bis zur Einstellung 1985 wird offiziell die Bezeichnung Postreisedienst verwendet.

 

08.06.1905 - Die Herren Schmidt und Kellner lassen das Unternehmen Weidaer Automobilwerke Schmidt & Kellner in das Gewerberegister eintragen. Unter dem Markennamen Taifun wollen Sie Automobile produzieren. Das Angebot umfasste Kleinwagen mit einem Zweizylindermotor (Modell 8/10 PS) und Vierzylinder (Modell 10/12 PS). Ob sie tatsächlich Fahrzeuge produziert hatten, ist umstritten. 1907 geriet das Unternehmen in Konkurs.

 

05.07.1905 - Zum sechsten und letzten Mal wird der Gordon-Bennett-Cup ausgetragen. Für das Rennen wird eine hügelige, 137 km lange Strecke durch die Auvergne ausgewählt. Diese muss viermal durchfahren werden. Laut Regeln dürfen pro Nation nur drei Fahrzeuge starten. Besonders die Franzosen mit ihren vielen Herstellern sind verärgert über diese Beschränkung. Zwar siegt Léon Théry mit einem Richard-Brasier vor zwei Fiat, doch einen weiteren Gordon-Bennett-Cup gibt es nicht mehr. Er wird durch weniger limitierte internationale Rennveranstaltungen abgelöst.

 

08/1905 – Louis Delâge gründet zusammen mit Alfred Charles Ernest Sebastian Baudier das Unternehmen Delâge et Compagnie. Delâge bringt sein technisches Wissen in die Firma ein, Baudier 40.000 Franc. Dieser Betrag entspricht dem Kaufpreis von fünf bis sechs billigen Automobilen. Am 16.08.1905 wird das erste Modell Typ A der nationalen Zulassungsbehörde vorgeführt, die Genehmigung wird am 18.08.1905 erteilt. Alle Fahrzeuge erhalten den Markennahmen Delage. Wie auch das zwei Monate später präsentierte Modell B verfügt es über einen Einzylindermotor von De Dion-Bouton. Ende 1906 hat die Firma bereits 36 Mitarbeiter, während bei Renault bereits 1500 Beschäftigte Automobile bauen. Aber auch Delage wächst, Ende 1908 sind es 116 Mitarbeiter, die rund 300 Fahrzeuge gebaut haben sollen. Mitte 1914 haben 725 Mitarbeiter monatlich 130-150 Fahrzeuge verschiedener Modelle hergestellt. In den 1920er und 1930er Jahren sind teils mehr als 3.000 Beschäftigte bei Delage, doch finanzielle Probleme führen dazu, dass Delâge seine Unternehmensanteile an eine Gruppe von Lieferanten übertragt. Am 16.04.1935 beantragt Louis Delâge die freiwillige Liquidation seiner Firma. Unter dem Liquidator Bévierre werden weiter Automobile produziert. Mitte 1935 erwirbt der in Frankreich lebende Brite Walter Watney die Markenrechte an Delage und gründet die Sociéte Nouvelle des Automobiles Delage; einer der Direktoren wird Louis Delâge. Es entstehen nun Fahrzeuge mit Aufbauten von Figoni & Falaschi, Ateliers Henri Chapron und anderen Karosseriebauern. Louis Delâge erhält das Recht, pro Jahr ein Dutzend Rennwagen herzustellen. Es entsteht jedoch nur ein Fahrzeug. 1940 wird die Générale Francaise pour la Construction Automobile gegründet, zu der u.a. Delahaye und Hotchkiss gehören sowie Delage als Unterabteilung von Delahaye. Im April 1946 werden die ersten Fahrzeuge nach dem Zweiten Weltkrieg bei Delage und Delahaye gebaut. 1949 gerät Delage in finanzielle Schwierigkeiten, immer weniger Fahrzeuge werden produziert und 1954 werden die letzten Delage angeboten. Insgesamt entstehen unter der Leitung von Delahaye zwischen 1935 und 1938 etwa 2.000 Delage und nach 1945 noch etwa 330. Die Gesamtproduktion von Delage wird mit über 50.000 Fahrzeugen angenommen.

 

11.-17.08.1905 - Insgesamt 937,1 km führt die Strecke der ersten Herkomer-Konkurrenz von München über Augsburg, Tübingen, Baden-Baden, Stuttgart, Nürnberg und Regensburg zurück nach München. Sie gilt als die erste Tourenwagen-Rallye der Welt. Zur ersten Auflage meldeten sich 105 Teilnehmer. Zugelassen waren nur viersitzige Tourenwagen mit Kotflügeln, Beleuchtung, Regenschutz, Raum für Gepäck und Werkzeug und mit einem Rückwärtsgang. Es siegte Edgar Ladenburg aus München auf Mercedes. Auch die beiden nachfolgenden Wagen waren Mercedes.

 

15.08.1905 - In Hamburg wird Manfred Georg Rudolf von Brauchitsch geboren. Er entstammt einem alten schlesischen Adelsgeschlecht. Ab 1933 wird Manfred von Brauchitsch Werksfahrer bei Mercedes-Benz. Als Rennfahrer ist er sehr schnell, doch wird er einerseits durch unglückliche Umstände um Siege oder gute Platzierungen gebracht, andererseits hat er sein Pech bei Rennen auch sich selbst und seinem schonungslosen Umgang mit den Fahrzeugen zuzuschreiben. Aber er fährt auch Siege ein. So gewinnt er 1937 den Großen Preis von Monaco und 1938 den Großen Preis von Frankreich. Von 1948 bis 1950 ist er der erste Präsident des AvD. 1954 zieht er in die DDR und wird dort Sportfunktionär. Manfred von Brauchitsch stirbt 2003.

 

27.09.1905 – Per Verordnung werden in Österreich verpflichtende Kennzeichen für Kraftfahrzeuge eingeführt

 

 

1906

 

1906 gründet Alfred Karfunkel das Unternemen Automobil-Bauerei Clou mit Sitz in Berlin-Charlottenburg-Westend und beginnt im gleichen Jahr mit der Produktion von Automobilen unter dem Markennamen Cloumobil. Ein Modell ist ein Dreirad. Ein Elektromotor treibt das einzelne Vorderrad an. Die Höchstgeschwindigkeit ist mit 25 km/h angegeben, und die Reichweite mit 80 bis 90 km. Die offene Karosserie bietet Platz für vier Personen. Der Preis beträgt 3.500 Mark. Das andere Modell ist mit einem Benzinmotor ausgestattet. Das Fahrzeug verfügte über einen Vierzylindermotor mit Magnetzündung und ein Dreiganggetriebe. Der Preis beträgt komplett mit Karosserie 6.000 Mark. 1908 endet die Produktion.

 

15.03.1906 - Henry Royce und Charles Rolls lassen in Manchester die von ihnen gegründete Automobilfirma Rolls-Royce Limited eintragen.

 

26.01.1906 – Mit dem Stanley Rocket Steamer stellt der US-Amerikaner Fred Marriott auf dem Daytona Beach Road Curse bei Irmond Beach einen neuen Geschwindigkeitsweltrekord für Automobile mit Dampfantrieb auf, der 103 Jahre Bestand haben wird. Mit 205,5 km/h ist er der erste Mensch, der schneller als 200 km/h fährt (127,659 mph). Auch der Rekord für die schnellste Meile in dieser Kategorie gehört mit 28,2 Sekunden einem Stanley Steamer. Fred Marriott versucht, den Rekord 1907 zu übertreffen, gerät aber in eine Furche. Der Wagen hebt in die Luft ab und nricht beim Aufschlag in zwei Hälften auseinander. Marriott wird dabei verletzt und verzichtet auf weitere Versuche. Er wird 83 Jahre alt.

 

01.04.1906 - Um gesicherte Daten über die durch das Automobil im Straßenverkehr zu erhalten, beschließt das Reichsamt des Inneren ab dem 01.04.1906 im gesamten Deutschen Reich eine statistische Erhebung über Zahl und Schwere der Automobilunfälle durchzuführen. Ende des Jahres liegt die erste Statistik vor, die für die Automobilfahrer nicht günstig ausfällt. Denn Ursache der meisten Autounfälle ist demnach zu schnelles, unvorsichtiges oder vorschriftswidriges Fahren. Daran hat sich bis heute nicht viel geändert.

 

26.04.1906 - In Dresden wird in der Sächsische Automobilclub e.V. unter dem Protektorat Seiner Majestät König August von Sachsen am 26.04.1906 mit Sitz in der Ringstraße 12 gegründet. Zum ersten Präsidenten wird der Kgl. Sächs. Geh. Kommerzienrat Karl Lingner gewählt. Im Jahr nach seiner Gründung zählt der Club 137 lebenslange bzw. ordentliche Mitglieder sowie 29 außerordentliche Mitglieder.

 

05/1906 – Die 1899 von Albert Michaelis und Fritz Ebner gegründeten Automobilwerke Michaelis & Ebner mit Firmensitz in Berlin, Kurfüstendamm 217 werden aufgelöst. Das Unternehmen errichtet 1904 am Kurfürstendamm 93–95 eine Montage- und Reparaturwerkstatt. Eine Metallgießerei befindet sich in der Koloniestraße 57. Im gleichen Jahr beginnt der Import von Locomobile-Fahrzeugen. 1905 startet die Produktion von Automobilen. Der Markenname lautet Imperator. Zunächst entstehen Dampfwagen, die allerdings erfolglos sind. Im gleichen Jahr kommen die benzinbetriebenen Modelle 10 PS mit einem Zweizylindermotor und 16 PS mit einem Vierzylindermotor auf den Markt. Sie haben selbst entwickelte Motoren und Kardanantrieb. Die Fahrzeuge sind als Personenkraftwagen, Taxi und Lieferwagen erhältlich. Im September 1905 folgt der Umzug in die Streustraße 31 in Berlin-Weißensee. Kurz danach schied Michaelis aus dem Unternehmen aus. Finanzielle Probleme führten schließlich zum Ende des Unternehmens.

 

06.05.1906 - Die erste Targa Florio startet am 6. Mai 1906 um 6 Uhr mit 10 Automobilen, die im Abstand von 10 Minuten auf den 148 km langen Rundkurs gehen. Der Sieger bewältigt die vorgegebenen drei Runden in 9 Stunden und 32 Minuten. Zwischen 1925 und 1929 dominiert Bugatti mit dem Type 35 das Rennen und gewinnt fünfmal. In den 1920er Jahren ist die Targa Florio das wichtigste Sportwagenrennen, da die 24 Stunden von Le Mans, die Mille Miglia sowie die Grand-Prix-Rennen noch nicht etabliert sind. Die Rennen auf der damals etwa 22 km langen Stuttgarter Solitude wird sogar Schwäbische Targa Florio genannt. Das Eifelrennen findet ursprünglich unter ähnlichen Bedingungen statt wie die Targa Florio.

 

03.06.1906 - In Deutschland wird die Kfz-Steuer mit dem Reichsstempelgesetz vom 3. Juni 1906 zum 1. Juli 1906 eingeführt. (Reichsgesetzblatt Nr. 33/1906, Seite 708-711). Besteuert wird zunächst der Hubraum; dazu werden mittels einer Formel die Steuer-PS ermittelt, welche nicht mit den eigentlichen Leistungs-PS verwechselt werden sollen. Gültig für das Deutsche Reich vom 3. Juni 1906 bis 31. März 1928 sind folgende Formeln:

2-Takter: 0,45 × Zylinderzahl × Zylinderbohrung² (in cm) × Kolbenhub (in m)

4-Takter: 0,30 × Zylinderzahl × Zylinderbohrung² (in cm) × Kolbenhub (in m)

also:

2-Takter: 1 Steuer-PS = 175,5 cm³ oder 1 Liter Hubraum rund 5,70 Steuer-PS

4-Takter: 1 Steuer-PS = 261,8 cm³ oder 1 Liter Hubraum rund 3,82 Steuer-PS

 

09.06.1906 - Nach dem er aufgrund unterschiedlicher Ansichten mit der Geschäftsleitung in der Modellpolitik die von ihm gegründete Firma Benz verlassen hatte, gründet Carl Benz zusammen mit seinen Söhnen Eugen und Richard in Ladenburg eine neue Firma zum Bau von Motoren und Motorwagen: Die "C. Benz & Söhne. In der neuen Fabrik sollen nur stationäre Gasmotoren nach Konstruktionen von Eugen Benz hergestellt werden. Doch die veralteten Gasmotoren können sich gegen die wirtschaftlichen Dieselmotoren und gegen die modernen Elektromotoren nicht mehr behaupten. Carl Benz entscheidet sich in der neuen Fabrik Automobile zu bauen. Carl Benz scheidet aus dieser Firma 1912 wieder aus. Zu dieser Zeit sitzt er bereits im Aufsichtsrat seiner alten Firma. Seine Söhne bauen noch bis 1924 eigene Automobile; danach verlegen sie das Geschäftsfeld auf die Produktionen von Teilen für die Automobilindustrie.

 

12.06.1906 – Matteo Ceirano und Michele Ansaldi gründen in Turin die Società Piemontese Automobili (SPA). Ein Jahr später präsentiert SPA auf dem Salone dell’automobile in Turin den SPA 28/40 HP mit einem 7.785 ccm Hubraum großen Vierzylindermotor und den SPA 60/70 HP mit einem Sechszylindermotor, der über einen Hubraum von 11.677 ccm verfügt. Gestaltet hat die Fahrzeuge Ceirano, die Motoren konstruierte Ansaldi. Ab 1908 nimmt SPA auch am Rennsport teil, im gleichen Jahr belegt Ernesto Ceirano mit dem 28/40 HP den fritten Platz bei der Targa Florio auf Sizilien. Im Jahr darauf erringt Baron Francesco Ciuppa mit dem gleichen Modell den Sieg bei der Targa Florio. Während des Ersten Weltkriegs verlassen beide Gründer ihr Unternehmen. 1909 fusioniert die Firma mit der Fabbrica Ligure Automobili Genova zur Societa Ligure-Piemontese Automobili und verlegt den Firmensitz nach Genua. Ihren ersten größeren Auftrag, eine Karosserie für den auf Basis eines SPA 23S basierenden Sportwagen namens „Torpedo“ zu fertigen, erhält 1920/21 die Turiner Karosseriebaufirma Carrozzeria Bertone von SPA. Dieser Auftrag verhilft Bertone zum Einstieg in die Automobilfertigung. Am 13. Februar 1923 verlegt SPA den Firmensitz zurück nach Turin und produziert weitere Sportwagenmodelle, unter anderem einen Sechszylinder mit 24 Ventilen und obenliegender Nockenwelle. Finanzielle Schwierigkeiten führen dazu, dass Fiat 1926 die Firma übernimmt. In diesem Zeitraum produziert SPA auch Fahrzeuge für den militärischen Sektor. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wird 1947 beschlossen, die SPA-Produktion endgültig in die Fiat-Produktion zu integrieren.

 

26.-27.06.1906 - In Le Mans wird das erste Rundstreckenrennen der Automobilgeschichte ausgetragen. Mit dem Großen Preis des ACF beginnt die Geschichte der Großen Preise. Der Grand Prix von Frankreich hatte eine Länge von 103 km und musste an zwei Tagen insgesamt 12x umrundet werden. Sieger war ein ehemaliger Mechaniker von Louis Renault, der Ungar Ferenc Szisz. Er gewann mit 31 Minuten Vorsprung vor Felice Nazzaro auf Fiat, dem Albert Clément auf Clément-Bayard folgte.

 

15.07.1906 - In London wird als Sohn einer Engländerin und eines Deutschen Rudolf Uhlenhaut geboren. In München absolviert er das Studium des Maschinenbaus und kommt 1931 zu Daimler-Benz nach Stuttgart zur Versuchsabteilung unter Fritz Nallinger. 1936 übernimmt Uhlenhaut die Leitung der Rennwagenabteilung, die in diesem Jahr den Fahrzeugen der Auto Union unterlegen war. Unter seiner Leitung startet 1937 der neue W 125 durch und wird das überlegene Auto der Grand-Prix-Europameisterschaft in diesem Jahr; Rudolf Caracciola wird als Fahrer Europameister. Nach den erfolgreichen Rennen der Vorkriegszeit ist Uhlenhaut auch nach dem Zweiten Weltkrieg für die Rennwagenabteilung zuständig. Er lässt mit dem Motor des Typs 300 einen Rennsportwagen bauen, der ab 1952 als W 194 (300 SL) die bedeutendsten Rennen gewinnt und ab 1954 in Form des legendären „Flügeltürer-Coupés“ auf die Straße kommt.  Uhlenhaut selbst besitzt nie ein eigenes Auto, nutzt aber z.B. das berühmte „Uhlenhaut-Coupé“ für die Fahrt zur Arbeit. Dabei handelt es sich um eine geschlossene Version auf Basis des offenen 300 SLR, mit dem 1955 Stirling Moss und Denis Jenkinson die Mille Miglia gewannen. Das Fahrzeug ist für die Rennsaison 1956 vorgesehen, doch aufgrund der Tragödie von Le Mans 1955 zieht sich Mercedes-Benz für Jahre vom Rennsport zurück. Später ist Uhlenhaut Mitglied im Vorstandes Stuttgarter Autobauers und wird 1972 pensioniert. Am 08.05.1989 stirbt Robert Uhlenhaut in Stuttgart.

   

06.09.1906 – In den preußischen Provinzen wird eine „Polizei-Verordnung über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen erlassen“, in der die Aufstellung von Tafeln zur Geschwindigkeitsbegrenzung ermöglicht wird. Diese Verordnung tritt am 1. Oktober 1906 in Kraft und löst eine bereits bestehende Verordnung vom 13. November 1901 ab. Eine Sonderstellung nimmt Schleswig-Holstein ein, dort werden am 26. Januar 1906 die ersten „modernen“ Verkehrszeichen gültig.

 

11/1906 - C. S. Rolls & Co. stellen den Rolls Royce 40/50 hp mit Sechszylindermotor vor. Namensgebend für die Baureihe wurde das Schild „Silver Ghost“ eines Vorführfahrzeugs. Das "beste Auto der Welt" wurde zwischen 1906 und 1928 in GB und in den USA 6.173 x gebaut und kostete 305 Pfund.

 

07.11.1906 – Henri Jeannin gründet die Argus Motoren Gesellschaft in Berlin. Das Unternehmen produziert Automobile, Lastkraftwagen sowie Stationär- und Bootsmotoren. Ab 1906 werden zwei Jahre lang LKW mit zweieinhalb sowie vier und fünf Tonnen Nutzlast gebaut. Bis 1910 werden auch Personenwagen hergestellt. Ein Vierzylindermotor hat 5.8821 ccm. Zunächst werden Einbaumotoren von Panhard & Levassor verwendet, später werden eigene Motoren mit zwei, vier und sechs Zylindern. Die Fahrzeuge werden auch im Motorsport eingesetzt. Am 15.07.1916 übernimmt Hauptanteilseigner Moritz Straus die Rolle des Geschäftsführers. Nach 1910 werden keine Fahrzeuge, jedoch Motoren für Boote, Flugzeuge und Automobile produziert. Nach dem Ersten Weltkrieg dürfen keine aufgrund des Versailler Vertrages keine Flugzeugmotoren gebaut werden. Nun beschäftigt man sich ausschließlich mit er Entwicklung und Verbesserung von Pkw-Motoren der Horchwerke Zwickau AG. Ab Ende der 1920er Jahre werden auch wieder Flugzeugmotoren gebaut. 1923 wechselt Paul Daimler zu Argus und macht sich hier bis 1928 einen Namen als Motorenentwickler im Bereich Flugzeugtriebwerke.1938 wird Moritz Straus im Zuge der Arisierung gezwungen, das Unternehmen zu verkaufen. Obwohl der Buchwert bei 11 Millionen Reichsmark beträgt, erhält die Junkers Flugzeug- und Motorenwerke für 5,2 Mio RM den Zuschlag, während BMW 2-3 Mio RM geboten hat. Straus emigriert in die USA.

 

21.11.1906 - In München kommt das erste Automobil bereits rund 20 Jahre nach seiner Erfindung ins Museum. Zur Eröffnung des Deutschen Museums, das sich auf der Museumsinsel, einer alten Kiesbank in der Isar, befindet, stiftet Carl Benz seinen ersten Patent-Motorwagen von 1886. Im Jahr 1925 wird das Dreirad für einen historischen Korso noch einmal auf die Straße geholt. Heute befinden sich die Automobile nicht mehr auf der Museumsinsel, sondern in einer Außenstelle im Verkehrszentrum in drei ebenfalls historischen, denkmalgeschützten Messehallen auf der Theresienhöhe. Auch diese Gebäude werden bereits am 16.05.1908 als Teil der Messe München eröffnet. Hier befinden sich über 4500 Exponate, darunter rund 500 Komplettfahrzeuge vom Kinderroller bis zur Dampflokomotive. Zu den Automobilen gehören neben dem Benz Patent-Motorwagen auch ein Adler Diplomat 3 GS (Bj. 1938), ein Adler Landaulet (Bj. 1911) und ein Adler Standard 6 S (1928), ein Audi Typ C Alpensieger (1914), ein Baker Electric Roadster "Victoria" (1908), ein Cadillac Series 62 Sedan (1959), ein Citroen 2CV AZU 250 Fourgounette (1955), ein Daimler-Maybach Stahlradwagen (1889, Nachbau 1962), ein Daimler Riemenwagen (1895), ein Protos "Wettbewerbswagen" (1907), ein Ford Taunus Spezial (1950), ein Goliath Pionier (1931), ein Steyr Typ 50 "Baby" (1936), ein Volkswagen Typ 2 Fensterbus und viele andere interessante Fahrzeuge.

  

29.11.1906 - Die Neckarsulmer Fahrradwerke AG präsentiert ihr erstes selbständig entwickeltes Automobil, den "Original Neckarsulmer Motorwagen": der NSU 6/10 PS. Das Fahrzeug ist kleiner, einfacher und preiswerter als die bisher in Lizenz gebauten Pipe-Wagen und erfreut sich einer großen Nachfrage. Es konnte sowohl als Zwei- wie auch als Viersitzer geordert werden. Das Fahrzeug hat einen Vierzylinder-Reihenmotor mit 1.308 ccm Hubraum und 12 PS. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 65 km/h.

 

29.11.1906 - Der aus Turin stammende Rennfahrer, Pilot und Ingenieur Vincenzo Lancia gründet am 29. November 1906 mit dem für Fiat tätigen Versuchsfahrer Claudio Fogolin das Unternehmen Lancia. In den frühen Jahren seiner Firmengeschichte ist Lancia vor allem im Rennsport aktiv und konnte in dieser Sparte viele wichtige Erfolge verzeichnen. Auch mit innovativen Ideen und technischen Neuerungen etabliert sich die Marke ab den zwanziger Jahren als eines der Prestigeunternehmen Italiens. Durch die regelmäßig zum Patent angemeldeten technischen Pionierleistungen, die Lancia im Bau von innovativen Fahrzeugen absolviert, kommen in kurzen Abständen immer wieder neue Lancia-Modelle auf den Markt, die sich stark von der Konkurrenz abheben. Wie viele andere Unternehmen der Automobilindustrie Europas muss auch Lancia in der Zeit der beiden Weltkriege auf den Bau von Nutzfahrzeugen für das Militär umsatteln. Nach 1945, als das starke Wirtschaftswachstum einsetzt, fertigt Lancia nicht wie die meisten Konkurrenz-Unternehmen vermehrt erschwingliche Kleinwagen an, sondern setzt weiterhin auf in der Herstellung teurer und nach aufwendigen Entwürfen produzierten Autos der oberen Preisklasse. Darüber hinaus ist Lancia in jenen Jahren für seine sportlich-eleganten Form-Entwürfe bekannt, die die außergewöhnlichen Lancia-Fahrzeuge zu begehrten Designobjekten machen. Nach dem tragischen Unfalltod des Lancia-Testfahrers Alberto Ascari im Jahr 1955 zieht sich Lancia für neun Jahre aus dem Rennsport zurück und verschenkt seine Formel 1-Sparte an Ferrari. Seit dem Jahr 1969 wird Lancia als die Nobelmarke des führenden Automobilkonzerns Fiat geführt.

 

01.12.1906 - Bei der freiwilligen Feuerwehr Grunewald wird die erste von einem Benzinmotor angetriebene Feuerlösch-Gasspritze Deutschlands in Dienst gestellt. Das 32/35-PS-Vierzylinder-Fahrgestell stammt von der Süddeutschen Automobilfabrik Gaggenau.

 

 

1907

 

1907 werden die Aegir Automobilwerke Voigt & Gortatowski mit Sitz in Berlin-Wilmersdorf gegründet. Zwischen 1907 und 1909 stellt das Unternehmen Automobile unter dem Markennamen Aegir her. Im gleichen Jahr wird auch die Deutsche Motorfahrzeugfabrik GmbH in Berlin gegründet und produziert unter dem Markennamen Autognom Fahrzeuge her. Diese werden auf der Berliner Automobilausstellung und dem Pariser Automobilsalon präsentiert, doch noch im gleichen Jahr endet die Produktion, die Firma wird von Motorfahrzeugfabrik Roland Brandt, deren Produktion dann 1910 oder 1911 endet.

 

28.05.1907 - Das erste Rennen auf der Isle of Man findet mit 25 Fahrern statt. Es geht über den St. John’s Short Course, der von St. John’s über Ballacraine, Kirkmichael und Peel führt. Die rund 25 km lange Strecke ist zehnmal zu umrunden. Die ersten Sieger sind Charlie Collier auf Matchless bei den Einzylindern und Rem Fowler auf Norton mit Peugeot-Motor bei den Zweizylindern. In den Jahren 1909 und 1910 wird nur eine Klasse ausgeschrieben. Diese ist sowohl für Einzylindermaschinen mit Hubräumen bis 500 ccm als auch für Zweizylinder mit bis zu 750 ccm offen.

 

06/1907 – Der Textilfabrikant und Rennfahrer Theodor Freiherr von Liebieg gründet zusammen mit Oscar von Klinger und Alfred Ginskey in Rosenthal bei Reichenberg (Österreich-Ungarn) die Reichenberger Automobil Fabrik. (RAF). Eines der ersten Modelle ist das Modell T mit einem 4,5-Liter-Vierzylindermotor und 30 PS. Es verfügt bereits über eine Vierradbremse und wird 1908 auf dem Prager Automobilsalon vorgestellt. Es folgen weitere Modelle, die sich jedoch nur in kleinen Stückzahlen verkauft werden können. Daher werden auch in Lizenz der Hansa 6/14 PS und der Hansa 10/22 PS der Vareler Hansa-Werke gefertigt. Als sich 1912 der Niedergang der Firma RAF abzeichnet, fusioniert sie noch im gleichen Jahr mit Laurin & Klement. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges entstehen noch zwei weitere Modelle. Viele Konstruktionen von Laurin & Klement basieren auf früheren RAF-Konstruktionen.

 

10.06.1907 - In Peking starten fünf von ursprünglich 40 gemeldeten Teams mit ihren Automobilen zur Fahrt nach Paris. Für die von der Zeitung Le Matin ausgelobten Rallye gab es keine Regeln, derjenige, der zuerst in Paris ankommt, erhält als Gewinn eine Magnum-Flasche Mumm-Champagner. Ohne jegliche Unterstützung durch Wegweiser oder Vorausteams führt das Rennen durch die für die Fahrer völlig unbekannten Länder, in denen es häufig keine Straßen gibt, geschweige denn Kartenmaterial oder Tankstellen. Der Treibstoff wurde in Fässern mit Kamelen zu festgelegten Stationen entlang der Strecke gebracht. Sieger des Rennens wird am 10.08.1907 der italienische Fürst Scipione Borghese, begleitet durch seinen Mechaniker und Chauffeur Ettori Guizzardi sowie den Reporter Luigi Barzini vom Corriere della Sera. Borgheses Fahrzeug ist ein Itala mit 7.433 ccm Hubraum und 45 PS. Zweiter werden Charles Goddard und Jean du Tailles auf Spyker. Die drei übrigen Fahrzeuge, ein Contal und zwei De Dion-Bouton, erreichen Paris nicht.

 

13.-14.06.1907 – Mit dem Kaiserpreis-Rennen findet die zweite große internationale Motorsportveranstaltung nach dem Gordon-Bennett-Rennen 1904 in Deutschland statt. Die Route führt auf einem 117 km langen Rundkurs durch den Taunus mit Start und Ziel am Kastell Saalburg. An der Auswahl der Strecke soll Kaiser Wilhelm II. persönlich beteiligt gewesen sein. In zwei Vorläufen entscheidet sich, wer am zweiten Tag am Hauptrennen teilnehmen darf. Darin siegt Felice Nazzaro auf Fiat, nach der Targa Florio sein zweiter Sieg in diesem Jahr bei einem bedeutenden Rennen. Aus deutscher Sicht ist der Rennverlauf dagegen erneut enttäuschend. Zwar wird Carl Jörns auf Opel 34/65 PS der Preis für das beste deutsche Fahrzeug verliehen, was dem Hause Opel gleichzeitig den Titel „Hoflieferant“ beschert, dennoch bleibt der Kaiserpreis von 1907 – im Gegensatz zum Grand Prix – ein einmaliges Ereignis, das trotz großen Teilnehmerzuspruchs und Zuschauerinteresse im darauffolgenden Jahr keine Fortsetzung mehr findet.

 

17.06.1907 – In Weybridge in Surry (GB) wird die Brooklands-Rennstrecke mit einem großen Fest, Auto- und Pferderennen, auf die man damals nicht verzichten wollte, eröffnet. Noch gibt es kaum Vorbilder für solche Veranstaltungen, und so lehnen sich die Regeln an Pferderennen an: Um die Fahrzeuge voneinander zu unterscheiden, tragen die Fahrer wie Jockeys farbige Rennjacken. Fahrtrichtung ist gegen den Uhrzeigersinn. Jeder Teilnehmer legt die vorgegebene Rundenzahl zurück und biegt nach der letzten Runde in die Zielgerade ein. Hinter der Ziellinie geht es noch ein kurzes Stück wieder über die Strecke, bevor eine Straße links Richtung Boxengasse führt. Die unternehmungslustige Gattin des Gründers, Ethel Locke-King, donnert in ihrem riesigen Itala mit der damals sagenhaften Geschwindigkeit von 90 mph (145 km/h) über die erhöhten Kurven – das öffentliche Geschwindigkeitslimit liegt bei nur 20 mph (32 km/h). Die Gottlieb Daimler Memorial Plate wird ausgelobt – ein Daimler gewinnt mit fast einer Runde Vorsprung. Beim Montague Cup am gleichen Tag fährt ein Mercedes 120 PS als Erster über die Ziellinie; eine offizielle Zeit gibt es nicht, aber man vermutete eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 82 mph (132 km/h). Die Gesamtlänge der Rennstrecke inklusive der Zielgeraden beträgt 5,2 Kilometer. Davon sind 3,2 Kilometer ebene Strecke, rund 30 Meter breit. Dazu kommen zwei Steilkurven. Die längere, Byfleet Banking, hat einen mittleren Radius von 472 Metern, ist rund sechs Meter hoch und hat eine Überhöhung von fünf Metern. Die kürze, Members Banking, hat einen mittleren Radius von 305 Metern, ist 8,50 Meter hoch mit einer Überhöhung von 10 Metern. 5000 Sitzfläche sind vorhanden, der Raum für Stehplätze wird auf 250.000 geschätzt.

 

28.06.1907 – Der britische Rennfahrer Selwyn Edge startet auf der neuen Rennstrecke von Brooklands zu einer 24-Stunden-Fahrt, um den Streckenrekord von 1754 Kilometer zu brechen, den zwei Amerikaner halten. Edge’s Fahrt voraus geht eine intensive Diskussion, ob der Mensch diese Anstrengungen und Geschwindigkeit aushalten könne und ob das Auto überhaupt solange halten werde – die Diskussion bringt vor allem der neuen Rennstrecke eine unverhoffte Werbung. Edge erreicht sein Ziel: Innerhalb von 24 Stunden legt er bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 107,87 km/h rund 2546 Kilometer zurück. Gleichzeitig setzt er Weltrekorde für sämtliche Zeitenstrecken von 1 bis 24 Stunden sowie Zeitrekorde für 50 Meilen und 1000 Meilen. Sein Fahrzeug ist ein Napier 60 PS, der zwar seiner Touringkarosserie beraubt, sonst aber wohl weitgehend serienmäßig war. 1922 verbessert er seinen 24-Stunden-Rekord auf 2.868 km und 1937 bestreitet er im Alter von 69 Jahren sein letztes Rennen. Drei Jahre später stirbt er in Eastborne.

 

28.06.1907 – In Mülhausen verstirbt der französische Industrielle und Automobilrennfahrer Paul Koechlin. In der Zeit der Jahrhundertwende zwischen dem 19. und 20. Jahrhundert startet Koechlin erfolgreich bei Automobilwettfahrten. Im Jahr 1895 nimmt er zusammen mit Isaac Koechlin auf einem Peugeot Typ 7 am Rennen Paris–Bordeaux–Paris teil, das später vom Automobile Club de France als erster Grand Prix automobile de l’A.C.F. bezeichnet wird. Für die 1178 km Strecke benötigt Koechlin 59 Stunden und 48 Minuten, womit sein Wagen als drittes von neun Fahrzeugen das Ziel erreicht. Da die beiden Erstplatzierten Wagen – der Panhard & Levassor von Émile Levassor und der Peugeot von Louis Rigolot – nicht gewertet werden, weil es sich dabei nicht wie in der Ausschreibung gefordert, um viersitzige, sondern um zweisitzige Wagen handelt, gewinnt Koechlin den mit 31.500 Francs dotierten ersten Preis.

 

 

29.08.1907 – In Wilhelmshaven wird die Kaiser-Wilhelm-Brücke, eine achsensymmetrische, zweiflügelige Straßendrehbrücke aus genietetem Stahlfachwerk nach zwei Jahren Bauzeit eröffnet. Sie ist zu dieser Zeit die größte Drehbrücke Deutschlands. Die Brücke hat eine Länge von 159 m und eine Breite von 8 m und wiegt 440 Tonnen. Die beiden Stützen sind etwa 20,4 m hoch. Die Kaiser-Wilhelm-Brücke überquert den Verbindungshafen und dient als Verbindungsstück zwischen der Südstadt und dem Südstrand sowie den südlichen Hafenanlagen. Die Durchfahrtshöhe beträgt 9,0 m bei mittlerem Hafenwasserstand (+1,1m NN), die Durchfahrtsbreite beträgt 58,6 m. Nördliche und südliche Hälfte der Brücke sind unabhängig voneinander zu öffnen, diese werden dabei im Uhrzeigersinn um bis zu 90° gedreht. Die Kaiser-Wilhelm-Brücke ist das Wahrzeichen der Stadt Wilhelmshaven.

 

01.09.1907 – Ettore Bugatti unterschreibt einen Arbeitsvertrag bei der Gasmotoren-Fabrik Deutz AG in Köln und entwickelt nebenbei im Keller seines Hauses in Mülheim am Rhein einen sehr leichten Wagen. Am 15.12.1909 wird ihm nach der Entwicklung von nur zwei Vierzylindermodellen schon wieder, mit einer hohen Abfindung, gekündigt. Angeblich verbraucht er den Entwicklungsetat an falscher Stelle: Seine Konstruktionen sind angeblich zu kompliziert und deren Fertigung zu unwirtschaftlich.

 

17.09.1907 – Die Harley-Davidson Motor Company of Milwaukee wird gegründet. Die Aufgabenverteilung ist klar geregelt. Präsident wird Walter Davidson, Sekretär und Verkaufsmanager Arthur Davidson, William Harley wird Chefingenieur, William Davidson Vizepräsident und Produktionsleiter. Die Geschäftsanteile werden bei einem Einlagevermögen von 14.200 US-Dollar folgendermaßen aufgeteilt: Walter Davidson: 50 Anteile, Arthur Davidson: 47 Anteile, William A. Davidson: 40 Anteile und William S. Harley: 5 Anteile. Begründet wird dies vom Unternehmen damit, dass Walter Davidson eine Familie zu ernähren hat, während William Harley studiert.

 

30.09.1907 - Die Firma Anderson Carriage Company liefert das erste Fahrzeug des "Detroit Electric" aus, bis zum Jahresende werden neun weitere Fahrzeuge gebaut. Das Modell C ist ein zweitüriges Coupé, das Modell D ein viersitziger Brougham, zwei Jahre später folgt das Modell L als Roadster. Zu den bekanntesten Besitzern gehören Thomas Edison und John D. Rockefeller. Am bekanntesten ist jedoch die Besitzerin Dorette Duck - eine Comicfigur. Sie ist die Großmutter der Donald Duck Comics. Ein Detroit Electric ist auch im Automuseum Melle zu sehen.

 

01.10.1907 - Auf Grund vermehrter Fälle von Fahrerflucht beginnen in den deutschen Staaten zwischen 1870 und 1890 die ersten örtlichen Behörden, Nummernschilder für Fahrräder vorzuschreiben. Sie werden lokal ausgegeben und unterscheiden sich farblich. 1896 wird in Baden das erste Nummernschild an einem der neuen Automobile befestigt. 10 Jahre später gibt es die erste einheitliche Regelung zum Anbringen von Nummernschildern an allen Kraftfahrzeugen, die ein Jahr später am 01.10.1907 in Kraft treten und für alle 26 Länder des Deutschen Reiches gelten. Die Kennzeichen sollen der Identifizierung nach Fahrerflucht und anderen Verstößen dienen. Zu diesem Zeitpunkt sind im Deutschen Reich 10.15 Pkw, 15.954 Krafträder und 957 Lkw zugelassen. Anfang des 20. Jahrhunderts führen immer mehr europäische Länder Kraftfahrzeugkennzeichnungen ein. Doch gegen die Einführung von Kraftfahrzeugkennzeichen gibt es auch Proteste. Die Nummerierungen würden die Automobile entstellen und sie erhielten den Charakter von Mietwagen.

 

10.10.1907 - Die Berliner Stadtverordnetenversammlung beschließt die Anschaffung eines Automobils für den Magistrat.

 

21.10.1907 - Fritz Schiermeier gründet eine Automobil-Handelsfirma. Am 21. Oktober 1907 schließt er seinen ersten Händler-Vertrag mit der Firma Adam Opel AG und übernimmt die Vertretung für den Nordwestdeutschen Raum mit Sitz in Osnabrück. 2023 endet die Zusammenarbeit von Schiermeier und Opel.

 

14.11.1907 - Das Kaiserliche Patentamt erteilt den Horchwerken ein Patent für eine neu entwickelte Sechsfachkolbenpumpe zur Motorschmierung. Nun sorgen in die Verteilerdome eingebrachte sechs Kolben für gleichmäßigen Schmierstoff, die durch einen Zahnradgetriebenen Drehschieber - über Nocken bewegt - einen minimalen Kolbenhub freigeben. Diese Frischölschmierung sichert den Bedarf in den Lagern und bleibt den Horch-Wagen bis zum Auslauf der alten Konstruktionen erhalten.

 

02.12.1907 - Nach Berechnungen der "Welt am Montag" erfordert ein Automobil mit 24 PS jährlich 12.000 Mark Betriebskosten. Ein Arbeiter verdient im gleichen Zeitraum durchschnittlich etwa 900 Mark.

 

 

1908

 

1908 - Der „Grieve“ wird gebaut, das erste Automobil, dass in Südamerika entworfen wurde. Gebaut wird der „Grieve“ vom peruanischen Ingenieur Juan Alberto Grieve. Das Fahrzeug ist stark genug, um die schlechten Straßen und das schwierige Terrain Perus zu überwinden. Die einzigen importierten Teile des „Grieve“ sind die Reifen von Michelin, der Bosch-Starter und der Vergaser. Das Auto hat vier Zylinder und eine Leistung von 20 PS. Der Preis beträgt 300 Pfund, die Hälfte eines europäischen Autos mit gleicher Leistung. Doch Perus Präsident Leguia ist der Auffassung "Wir brauchen die Produkte der fortgeschrittenen Länder und nicht Experimente mit peruanischen Produkten". Er verweigert finanzielle Unterstützung und so wird eine peruanische Automobilindustrie verhindert.

 

12.02.1908 - In New York startet das "Greatest Auto Race", einem Autorennen über 22.000 Kilometer. Sechs Teams, darunter ein deutsches mit einem Protos-Wagen, machen sich auf den Weg zu einer spektakulären Wettfahrt. Die Strecke führt über 3000 Meter hohe Berge, Flüsse ohne Brücken müssen passiert werden, es geht über kilometerlange Schlammpisten, durch Wüsten. Banditen und Wölfe gefährden die Reisenden. Der in Berlin-Reinickendorf gebaute Protos-Wagen wird von einem Vierzylindermotor mit 4.360 ccm Hubraum angetrieben, hat 30 PS und fährt maximal 90 km/h. Er hat einen wuchtigen Aufbau mit einer zugluftdichten Plane und dient gleichzeitig als provisorische Reparaturwerkstatt. Über den drei Sitzen gibt es einen notdürftigen Schlafplatz. Angeführt wird die deutsche Crew von Oberstleutnant Hans Koeppen. Ab New York sind als Fahrer und Mechaniker Hans Knape und Ernst Maas mit an Bord, die ab Wladiwostok durch Kaspar Neuberger und Robert Fuchs ersetzt werden. Zur ihrer Ausrüstung gehören Ersatzteile, Lebensmittel, Waffen, Medikamente und Schlittenkufen. Sechs Extratanks enthalten 700 Liter Benzin und 100 Liter Öl. Der Durchschnittsverbrauch beträgt 30 Liter Benzin. Drei Fahrzeuge kommen ins Ziel, als erstes der Prototyp. Doch mit zweifelhaften Gründen wird der vier Tage später eintreffende George Schuster mit seinem Thomas-Flyer zum Sieger erklärt.

 

03/1908 - Dr. Elisabeth von Papp nimmt ihren Dienst als erste Taxi-Chauffeurin Deutschlands - "polizeilich concessioniert" - auf. Mit einem offenen Adler-Wagen ist die gebürtige Ungarin auf den Berliner Straßen unterwegs. Doch sie muss bald aufgeben aufgrund von vielen Kunden und Kollegen. Außerdem weigert sie sich, dem Transportarbeiterverband beizutreten.

 

01.03.1908 - Nach mehr als 20.000 Kilometern trifft als erster Wagen beim Autorennen New-York – Paris der Protos mit Oberleutnants Hans Koeppen in Chicago ein. Der von der Wagenfabrik Jos. Neuss für diese Fahrt aufgebaute Protos-Wettfahrtwagen steht heute im Deutschen Museum.

 

24.03.1908 - Für seinen erfundenen handbetriebenen Scheibenwischer für vordere Autoscheiben erhält der autobegeisterte Prinz Heinrich von Preußen, der Bruder Kaiser Wilhelms II., ein deutsches Patent. Seine Erfindung findet allerdings wenig Verbreitung.

 

05/1908 – Der von der Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG) konstruierte „Dernburg-Wagen“ wird nach Swakopmund verschifft. Es ist das „erste Personenfahrzeug mit Allradantrieb für den Alltagsbetrieb“ (Zitat Mercedes-Benz) nach dem bereits 1903 von der niederländischen Firma Spyker konstruierten Zweisitzer-Rennwagen Spyker 60 H.P., dem ersten Allrad-Automobil mit Verbrennungsmotor. Der „Dernburg-Wagen“ ist nach dem damaligen Staatssekretär Bernhhard Dernburg benannt, der mit ihm im Jahr 1908 in der ehemaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika, dem heutigen Namibia, viele Kilometer zurücklegte. Der auch mit einer Allradlenkung versehene Wagen wird von einem 6.786 ccm großen Vierzylindermotor angetrieben, die Höchstgeschwindigkeit beträgt rund 40 km/h. Von diesem Modell entsteht nur ein Fahrzeug, dass neu 34.750 Mark kostet. Bei seinen Fahrten kann Dernburg sogar auf ein mobiles Kommunikationsmittel zurückgreifen: Einen Feldfernsprecher, der überall unterwegs an die Telegraphenleitung angeschlossen werden kann.

 

08.05.1908 - Der italienische Rennfahrer Vincenco Trucco siegt auf Isotta-Fraschini bei der 3.Targa Florio mit einem Durchschnitt von 57.065 km/h. Der Mailänder ist ein Freund von Alfieri Maserati, mit dem er eine Zündkerze patentieren lässt.

 

26.05.1908 - In Masjid-i-Suleiman, im Süden des heutigen Iran, wird Erdöl entdeckt. Daraufhin gründet sich 1909 die Anglo-Persian Oil Company (APOC), die als erstes Unternehmen die Ölreserven im Nahen Osten anzapft und verarbeitet. Die APOC schließt Konzessionsverträge mit Persien. 1954 benennt sie sich in British Petroleum Company um, heute bekannt als BP.

 

09.06.1908 - In Berlin erfolgt der Start zur ersten Prinz-Heinrich-Fahrt für Automobile. 129 Fahrzeuge gehen an den Start der über rund 2.200 km langen Tour. Sie führt über Kiel, Hamburg Köln und Trier nach Frankfurt, wo sie am 17. Juni endet. Sieger wird Fritz Erle-Mannheim auf einem Benz-Wagen. Gestiftet wird die Tourenwagen-Konkurrenz vom automobilbegeisterten Rennfahrer Prinz Albert Wilhelm Heinrich von Preußen, dem Bruder des deutschen Kaisers Wilhelm II. Ausgerichtet wird die Fahrt vom KAC, dem Kaiserlichen Automobil-Club.  1909 und 1910 findet die Prinz-Heinrich-Fahrt erneut statt. Dabei siegen Wilhelm Opel bzw. Ferdinand Porsche.

 

07.07.1908 - Den dritten Grand Prix von Frankreich in Dieppe gewinnt der deutsche Rennfahrer Christian Lautenschlager auf einem Mercedes. Auf den Plätzen zwei und drei folgen zwei Benz-Wagen.

 

09.07.1908 - Auf die Strecke Berlin-Stettin-Kiel-Hamburg-Hannover-Köln-Trier-Frankfurt am Main gehen anlässlich der ersten Prinz-Heinrich-Fahrt 129 Wagen. Der Pokal wird vom begeisterten Rennfahrer Prinz Albert Wilhelm Heinrich von Preußen, dem Bruder vom damaligen Deutschen Kaiser, gestiftet. Teilnehmen dürfen nur viersitzige Tourenwagen mit drei Personen. Zusätzlich fährt ein Kontrolleur der Fahrtleitung in jedem Wagen mit. Auf der Strecke gibt es immer wieder Schnelligkeitsprüfungen auf abgesperrten Straßen. 1908 siegt Fritz Erle (auf Benz), 1909 Wilhelm Opel (auf Opel) und 19010 ist Ferdinand Porsche bei der letzten Prinz-Heinrich-Fahrt (auf Austro-Daimler).

 

22.07.1908 – Fredric J. Fisher und sein Bruder Charles J. Fisher gründen in Detroit die Fisher Body co., Geldgeber ist ihr Onkel Albert Fisher. Der Stellmacherbetrieb baut Karosserien für andere Automobilhersteller wie z.B. Ford und Oldsmobile. 1909 verließ Albert Fisher das Unternehmen, da er mit der Geschäftspolitik seiner Neffen nicht einverstanden ist. Mit Hilfe der Familie Mendelssohn kann man ihn auszahlen. Die beiden Brüder Mendelssohn und ihre Firma treten nun in das Unternehmen ein wie auch die anderen fünf Brüder von Frederic und Charles Fisher. 1910 wird aufgrund von Aufträgen für die neuen geschlossenen Karosserien, z.B. von Cadillac, die Fisher Closed Body Co. gegründet. Die Fisher Body Co. ist mit ihren Entwicklungen von Kurbelfenstern, nach hinten geneigten Windschutzscheiben und entspiegeltem Glas ein Vorreiter in der Karosserietechnologie. 1914 hat Fisher bereits 14 Niederlassungen in den USA und stellt in diesem Jahr rund 105.000 Karosserien her. 1916 werden beide Firmen zusammengelegt, Sitz ist nun News York City. 1919 entstehen Überlegungen, nicht nur Karosserien, sondern auch ganze Automobile zu bauen. Ford, Studebaker und GM machen Übernahmeangebote, wobei GM zum Zuge kommt und zunächst 60 % des Firmenkapitals erwirbt. 1920 werden bereits 378.978 Karosserien bei Fisher gefertigt .1924 hat Fisher 44 Werke mit 40.000 Mitarbeitern, die jährlich 500.00 Karosserien produzieren. 1926 übernimmt GM auch die restlichen 40 & von Fishers Firmenanteilen und Fisher ist nur noch eine GM-Division. Die Fisher-Brüder werden Direktoren bei GM.

 

26.07.1908 - Der Sieger des Automobilrennens „Rund um die Erde”, der deutsche Oberleutnant Hans Koeppen, trifft auf seinem Protos-Wagen in Paris ein. Jedoch werden ihm für einen von den als Rennleitung eingesetzten Franzosen genehmigten Bahntransport nachträglich 15 Tage angerechnet. Da er nur mit drei Tagen Vorsprung in Paris eintrifft, wird der US-Amerikaner George Schuster zum Sieger erklärt.

 

21.08.1908 - Der niederösterreichische Landschulrat in Wien gibt einen Erlass an die Bezirksschulräte über das "Steinewerfen gegen Automobile" heraus. Besonders die Landjugend empfinde "noch immer eine Abneigung gegen das moderne Verkehrsmittel", der es durch das Bewerfen der Autos mit Steinen und Stöcken Ausdruck verleihe.

 

06.09.1908 – Der hessische Erfinder und Unternehmer Friedrich Veith stirbt in Sandbach. Nach einem Ingenieurstudium legt Friedrich Veith 1882 das Examen ab und findet Anstellung in einer Mainzer Maschinenfabrik. 1889 geht er nach Frankfurt am Main zu der Gummiwarenfabrik Hölter & Hartmann und befasst sich dort als Betriebsingenieur mit Entwicklungs- und Organisationsaufgaben. Er strebt laufend nach der Verbesserung von Motorrad- und Fahrradbereifungen und lässt sich auf diesem Gebiet etliche Erfindungen patentieren. Mit seinem Schwiegervater Alexander Wahlig gründet er in Offenbach am 19. Dezember 1896 die Firma Veith & Co. und beginnt die Produktion von Bereifungen nach eigenen Patenten. Als Friedrich Veith ein Benz-Automobil erwirbt, wird er mit den Mängeln der damals üblichen Bereifung konfrontiert. Die Lebensdauer der üblichen Hochdruck-Wulstbereifung beläuft sich auf bestenfalls 2000 bis 3000 Kilometer. Auf Reisen ist die Mitnahme von mitunter vier, sechs oder mehr Ersatzreifen und Schläuchen empfehlenswert. Unzählige auf den Straßen herumliegende klobige Hufnägel zerstören die Bereifung immer wieder. Ein Reifenwechsel dauert rund eine Stunde, das ganze Rad muss abmontiert werden, beim Hinterrad auch die Antriebskette. Ab 1902 beginnt sich Veith mit Dampf-Automobilen zu befassen. Er entwirft Dampfwagen, die gegenüber den damals aufkommenden schweren Serpollet-Fahrzeugen von leichterer Bauart sein sollen. Im Sommer 1903 kaufte Friedrich Veith in Sandbach im Odenwald eine ehemalige Ölmühle an der Mümling mit Wasserkraftnutzung. Er verlegt seine Reifenproduktion dorthin, um genormte Qualitätsreifen herzustellen. Er ist der erste Reifenproduzent in Europa, der in Absprache mit den seinerzeit größten Automobilfabriken eine Reifen-Norm und ebenso genormte Felgen einführt. Veith stellt seine Reifen den Werken Benz und Daimler zwecks Erprobung zur Verfügung. Als der Kaiser die Ausstattung der Verkehrstruppen des Heeres mit einer Anzahl Veith-Reifen befürwortete, werden sie dort ausgiebigen Belastungs- und Bewährungsproben unterzogen. Am 13.11.1903 wird beim Amtsgericht Höchst die Firma Veith & Co. Veithwerke bei Höchst i. Odw. zu Sandbach eingetragen. Die in Sandbach hergestellten Reifen zeigen eine erstaunliche Betriebssicherheit und Lebensdauer. Seine am weitesten entwickelte Reifenbauart bezeichnet er als Radialreifen. Als sich Heeres- und Marineverwaltung entschließen, alle Fahrzeuge mit Veith-Reifen auszurüsten, beginnt ein langwieriger und äußerst unangenehmer Streit mit der Continental AG, die, auch mit unlauteren Mitteln, namentlich durch Verletzung von Veith-Patenten, versuchen, den lästigen Konkurrenten aus dem Markt zu drängen. Veith sieht sich zu einem zermürbenden gerichtlichen Patentstreit gezwungen, den er letztlich gewinnt. Am 23.11.1906 wird auf Betreiben von Friedrich Veith die Veithwerke AG mit Sitz in Sandbach gegründet, nachdem er Investoren gefunden hat, um sein Unternehmen auf eine breitere Kapitalbasis zu stellen. Es verfügt nun über ein Grundkapital von 2.000.000,00 Mark. Mit der Produktion von Reifen und Schläuchen für Fahrräder, Motorräder und Automobilen wurde bis 1939 die Anzahl der Mitarbeiter auf 1000 erhöht. Nach dem Zweiten Weltkrieg wird 1946 die Produktion durch die Veith Gummiwerke GmbH wieder aufgenommen. 1963 erwirbt der Konzern Pirelli die Mehrheitsbeteiligung an der Veith Gummiwerke GmbH mit der gleichzeitigen Umwandlung in die Veith-Pirelli GmbH.

 

08.09.1908 - In Berlin wird der erste Löschzug der Feuerwehr mit vier elektrisch angetriebenen Wagen in Betrieb genommen. Der Zug besteht aus Gasspritze, Gerätewagen, Dampfspritze und Drehleiter. Nach zweijährigen Probefahrten über 10.000 Kilometer mit einem Elektro- und einem Dampfauto entscheidet man sich für Daimlerfahrgestelle mit Radnabenantrieb System Lohner-Porsche.

 

16.09.1908 - Die Automobilfirma General Motors wird durch William C. Durant als Holdinggesellschaft gegründet und übernimmt im Anschluss daran Buick und Oldsmobile. Im darauffolgenden Jahr übernimmt GM mit Cadillac, der Cartercar Company, der Elmore Manufactoring, der Ewing Automobile Company und Oakland (später Pontiac) fünf weitere Konkurrenten. Im Jahr 1918 kommt Chevrolet zum Konzern. Auch Busse und LKW gehören zur Produktionspalette. GM expandiert auch ins Ausland und übernimmt 1928 den deutschen Hersteller Opel. Mit seinen Tochterfirmen beliefert GM im Zweiten Weltkrieg alle Kriegsparteien, genauso wie der Mitbewerber Ford. 1950 wird General Motors wegen einer Verschwörung zu einer Geldstrafe vom 5000 US-Dollar verurteilt (heutiger Wert: ca. 50.000 US-Dollar). GM hat versucht, das Netz der elektronischen Straßenbahnen aufzukaufen und zu zerstören, um den öffentlichen Nahverkehr auf GMC-Busse umzustellen. Dieses Ziel verfolgt GM bereits seit den 20er Jahren. Ende 1955 verkündet GM als erstes amerikanisches Unternehmen einen Jahresumsatz von einer Milliarde Dollar.

 

27.09.1908 - In Detroit wird das erste Ford Modell T fertiggestellt. Zwischen 1908 und 1927 entstehen 15.007.033 Exemplare. Dieser Wert wird erst im Februar 1972 durch den VW Käfer erreicht. Henry Ford legt bei der Entwicklung des Modell T Wert auf einfachste Bedienung und Reparatur. Aus diesem Grund bekommt der Wagen kein konventionelles Getriebe mit Kupplung und Wählhebel. Es gibt weder eine Kühlwasserpumpe, einen Ölfilter, eine Kraftstoffpumpe oder einen Ölmessstab. Die Konstruktion ist so simpel, dass fast alle Reparaturen ohne Spezialwerkzeuge ausgeführt werden können. Ford hat erkannt, dass alle Bauteile mit gleichbleibend hoher Qualität und nur kleinen Toleranzen gefertigt werden müssen, um eine störungsfreie Montage am Fließband zu ermöglichen. Das Modell T gibt es in zahlreichen Varianten, u.a. als Coupé, viersitziges Cabrio („Touring“) zweisitziges Cabrio („Runabout“), Limousine („Tudor“) oder Lastkraftwagen („One-Ton-Truck“). Angetrieben werden die T-Modelle von einem Reihenvierzylinder mit 2,9 Liter Hubraum. Zunächst wird der „T“ konventionell, ab dem 14.01.1914 wird auf Fließbandproduktion umgestellt. Dadurch kann der Verkaufspreis von 850 US-$ auf 370 US-$ gesenkt werden. Im gleichen Jahr wird der Wagen nur noch in der Einheitslackierung schwarz gefertigt, eine Farbe, die zuvor nicht im Programm war.

 

10/1908 – Das erste Teilstück einer dem Automobilverkehr vorbehaltene, 45 Kilometer langen privaten Straßenverbindung zwischen Queens (New York City) bis Lake Ronkonkoma wird nach vier Monaten Bauzeit eröffnet. Ihre kreuzungsfreie Bauweise macht sie zu einem Vorläufer der Autobahnen. Ursprünglicher Finanzier der Strecke ist William Kissam Vanderbilt II, ein begeisterter Veranstalter von Autorennen. Nach einigen schweren Unfällen entscheidet sich Vanderbilt, eine nur für den Autoverkehr und seinen 1904 gegründeten Vanderbilt Cup geeignete Straße zu errichten und gründet eine entsprechende Gesellschaft. Der Long Island Motor Parkway, mit seiner Betonfahrbahn, seinen Brücken und Unterführungen, Leitschienen und seinen 14 Mautstationen nimmt eine weltweite Pionierrolle ein. Die Rennen werden auf einem 12,64 Meilen langen Rundkurs abgehalten, der in seinem südlichen Bereich Teile des Vanderbilt Parkway nutzte und im nördlichen Bereich die Teilnehmer über eine lange Gerade zu Start-Ziel zurückführte. In den späten 1920er-Jahren gilt der Parkway wegen seiner relativ schmalen Fahrbahnen und steilen Brücken bereits als überholt. Robert Moses, der New Yorker Stadt- und Verkehrsplaner, setzt 1938 seine Übernahme und Schließung durch. Teile des Parkway in Queens existieren noch als Radweg von Cunningham Park bis Alley Pond Park.

 

01.11.1908 – In Österreich-Ungarn tritt das „Gesetz vom 9. August 1908 über die Haftung für Schäden aus dem Betriebe von Kraftfahrzeugen“ in Kraft, von dem gemäß § 5 nur Fahrzeuge ausgenommen sind, die eine Höchstgeschwindigkeit von 25 km/h nicht überschreiten können. Gemäß § 11 sind Berufskraftfahrer zugleich unfallversichert. Laut Verordnung des Ministers des Innern vom 23. Oktober 1908 beginnt ihr Versicherungsschutz am 1. November 1908. Für die Unfallversicherung werden Gefahrenklassen eingeführt, die sich an der Motorleistung des Fahrzeugs orientieren.

 

15.11.1908 - In Wien wird der später erfolgreiche Motorradrennfahrer und Tuner Carlo Abarth geboren. Mit fünf Jahren zieht er mit seiner Familie nach Meran, dem Geburtsort seines Vaters, und wird italienischer Staatsangehöriger, da sein Vater sich nach der Annexion Südtirols für Italien entscheidet, Zurück in Wien fährt er später Radrennen und beginnt eine Ausbildung als Motorradmechaniker. Kurz darauf fährt er auch Motorradrennen. 1928 gründet er sein erstes eigenes Team. Nach einem Unfall mit bleibenden Schäden nach einer Knieverletzung steigt er auf Seitenwagenrennen um.  Nach weiteren Unfällen stellt er seine Rennfahrerkarriere ein. Nach dem Zweiten Weltkrieg gründet er mit Armando Scagliarini die Firma "Abarth" in Bologna, verlegt diese kurz darauf nach Turin. Von der zahlungsunfähigen Firma Cisitalia übernimmt er deren Rennfahrzeuge. Abarth wird in der Folgezeit als Anbieter von Fahrzeugtuning, aber auch als Hersteller von Eigenkonstruktionen weltberühmt. 1979 stirbt Carlo Abarth und wird auf dem Grinzinger Friedhof in Wien beerdigt.

 

 

1909

 

1909 - Speziell für den Mittelstand wird von Opel das Modell 4/8 PS gebaut. Der Zweisitzer ist im Vergleich zu anderen Autos dieser Zeit klein und wendig und wird von vielen Ärzten für Hausbesuche benutzt, wodurch er schnell den Spitznamen „Doktorwagen“ bekommt. Der günstige Preis von 3950 Mark macht ihn zu einem sehr erfolgreichen Modell. Der Opel Doktorwagen ist der erste PKW von Opel, der den Opel-Schriftzug auf dem Kühler trägt. Opel wirbt für den Typ 4/8 PS mit Aussagen wie „einfachster Mechanismus“, „leichteste Handhabung“ und vor allem: „ohne Chauffeur zu benutzen“. Der Opel 4/8 PS wird durch einen wassergekühlten Vierzylindermotor mit einem Hubraum von 1029 cm³ angetrieben. Die Leistung beträgt 8 PS. Das Fahrzeug erreicht damit eine Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h. Das ist für die damalige Zeit völlig ausreichend. Die schlechten Straßen und fehlende Verkehrsregeln lassen oft gar kein höheres Tempo zu.

 

1909 - In Italien wird in diesem Jahr der Lancia Beta 15/20 HP auf den Markt, in Frankreich stellt Peugeot den kleinen Familienwagen Typ 118 der Öffentlichkeit vor und in den USA gründet Joseph Lowthian Hudson die Hudson Motor Company.  Diese präsentiert den Hudson Model 20, außerdem werden in den USA der Empire Touring und der Wolfe Touring vorgestellt. Mit dem Acme Speedster, dem Alce Six Race Car (American Locomotive Automobile Company) und dem Marmon Wesp werden Rennwagen-Klassiker erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.

 

1909 – In Berlin wird die Bergmann-Metallurgique Gesellschaft mbH als Tochtergesellschaft der Bergmann Elektizitätswerke gegründet. Sie besitzt die Lizenz zum Bau der belgischen Métallurgique-Wagen in Deutschland. Die geschäftliche Verbindung wurde von Herzog Ludwig von Bayern vermittelt, dessen Schwester mit dem belgischen König verheiratet ist. Der Herzog ist auch Aufsichtsratsmitglied in dem Unternehmen. Die Modelle des belgischen Lizenzgebers werden unverändert übernommen und bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges gebaut. Dann gibt man die Pkw-Fertigung auf und baut Lkw. Nach dem Krieg läuft die Pkw-Fertigung wieder an; die Lizenz ist aber von Métallurgique entzogen worden. So entstehen nur noch wenige Exemplare unter dem Namen Bergmann aus Teilen, die aus der Zeit vor dem Krieg noch vorhanden sind. 1922 wird die Fertigung eingestellt.

 

15.01.1909 - In Köln wird Jean Bugatti, der älteste Sohn des bei der Firma Deutz beschäftigten Automobilkonstrukteurs Ettore Bugatti, geboren. Ein Jahr später zieht die Familie nach Molsheim ins Elsass, wo der Vater sich mit einer eigenen Automobilfirma selbständig macht. Mit 21 Jahren beginnt Jean, im Designlabor des Unternehmens Touren- und Sportwagen zu entwerfen. Im Gegensatz zu seinem Vater, dessen Automobile funktional und streng minimalistisch sein müssen, hat er ein Gespür für Proportion, Form und fließende Konturen.  Anfang der dreißiger Jahre entwirft er die sechs Meter lange 2-Sitzer-Karosserie des Bugatti Royale "roadsters Esders". Seine Handschrift tragen auch die Typen Bugatti Royale coupé de patron, der Type 55 Roadster, der hinreißend schöne Bugatti Aérolithe und der Bugatti Type 57 SC Atlantic - heute eines der teuersten Automobile überhaupt. Jean Bugatti konstruiert aber auch Motoren und Chassis und betätigt sich gegen den ausdrücklichen Willen eines Vaters als Testfahrer. 1936 geht die Leitung der Automobilproduktion vollständig auf Jean Bugatti über. Drei Jahre später verunglückt er bei einer Testfahrt mit einem Type 57 C "Tank", der noch kurz zuvor die 24 Stunden von Le Mans gewonnen hat. Bei einer Geschwindigkeit von mehr als 200 km/h muss Jean einem Fahrradfahrer ausweichen, der plötzlich aus einem Feld kam, und prallte frontal gegen einen Baum. Nach seinem Tod führt sein Bruder Roland Bugatti die Geschäfte weiter. Vater Ettore hat sich vom Verlust seines ältesten Sohnes nicht mehr erholt.

 

24.02.1909 - Paul Kleinschnittger wird in Hoppecke (heute Brilon in NRW) geboren. Der Modellbautischler beginnt 1939 mit der Entwicklung eines Automobils und stellt aus alten Flugzeugteilen ein Fahrgestell.  Einen ersten Prototyp stellt er Ende der 1940er Jahre vor.  Dieser verfügt über eine Windschutzscheibe aus Plexiglas, Kotflügel eines Motorrades und einen 98 ccm-DKW-Motor. Allerdings fehlen z.B. Winker und er besitzt nur einen Scheinwerfer, so dass das Straßenverkehrsamt in Niebüll eine Zulassung verweigert. Mit dem Kaufmann Walter Lembcke findet Kleinschnittger einen Geldgeber, die Kleinschnittger GmbH wird in Arnsberg gegründet. 1950 beginnt die Produktion des ersten deutschen Kleinwagens, des Kleinschnittger F 125, ein offener Zweisitzer. Kurz danach steigt Lembcke wieder aus. Insgesamt sieben Jahre wird der F 125 gebaut, es entstehen rund 2.000 Fahrzeuge. Der F 125 hat einen 1 Zylinder-Zweitaktmotor mit 0,125 Liter Hubraum und zuletzt 6 PS. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei stolzen 70 km/h. Einen Rückwärtsgang besitzt das Fahrzeug nicht, zum Wenden wird das nur 150 kg leichte Fahrzeug einfach angehoben und umgedreht. Spätestens 1957 ist das Fahrzeug nicht mehr zeitgemäß. Mangels Käufer muss Kleinschnittger Konkurs anmelden. Kleinschnittger und seine Frau produzieren nun Holzbeschläge für die Lampenindustrie und Schweißelektroden für AEG. Am 3. Januar 1989 stirbt Paul Kleinschnittger in Marsberg.

 

08.03.1909 – In Paris stirbt der französische Automobilrennfahrer Léon Théry. Théry kommt als Mechaniker mit dem Motorsport in Berührung, setzt sich aber schon bald selbst hinter das Lenkrad. Er versteht es wie kaum ein zweiter, auf Konstanz anstelle von waghalsiger Geschwindigkeit zu setzen. Beim Gordon-Bennett-Rennen 1904 beträgt der Zeitunterschied zwischen seiner schnellsten und seiner langsamsten Runde gerade drei Minuten – bei einer Streckenlänge von 128 km eine Glanzleistung. So kann er dieses Rennen gewinnen, ein Erfolg, den er beim Gordon-Bennett-Rennen 1905 wiederholt. Wie andere Rennfahrer seiner Epoche versucht er, seine eigene Marke auf die Beine zu stellen, der Wagen „Théry“ kommt jedoch über die Projektphase nie hinaus. Beim Grand Prix von Frankreich 1908 sieht man ihn wieder am Steuer eines Brasier, er scheidet allerdings aus. Dieses Rennen ist das letzte seiner Karriere, denn 1909 verstirbt er 29-jährig in Paris an Tuberkulose.

 

23.03.1909 - In Bissingen/Enz wird die Luftfahrzeug-Motorenbau GmbH von Wilhelm Maybach und Ferdinand Graf von Zeppelin gegründet. Zunächst entwickelt und baut die Gesellschaft Diesel- bzw. Gasmotoren für die Luftschiffe der Zeppelin-Werke. Da nach dem 1. Weltkrieg aufgrund des Versailler Vertrages Deutschland die Produktion von Luftschiffen und Flugzeugen verboten ist, beginnen das 1918 in Maybach-Motorenbau GmbH umbenannte Unternehmen mit der Herstellung von Automobilen.  1919 entsteht der erste Versuchswagen, der erste zum Verkauf angebotene Wagen "W 3" wird 1921 auf der Berliner Automobilausstellung präsentiert. Maybach-Fahrzeuge gelten als Luxuswagen. Bis 1941 werden lediglich 2300 Maybach-Fahrzeuge hergestellt. Nach dem 2. Weltkrieg wird die Fahrzeugproduktion mangels Kapitals nicht wieder aufgenommen und das Unternehmen beschränkt sich auf den Motorenbau für Schienenfahrzeuge und Schiffsdiesel. 1960 übernimmt Daimler-Benz die Maybach-Motorenbau GmbH.

 

04/1909 - Die Daimler-Motoren-Gesellschaft beschließt den Bau von Versuchsfahrzeugen mit dem vom Amerikaner Charles J. Knight erfundenen ventillosen Schiebermotor. Sein Vorteil sind die außergewöhnliche Laufruhe und Kultiviertheit. Das erste Exemplar einer Versuchsserie von sechs Stück wird am 23. Juni 1909 fertig gestellt. Die Erprobung ist erfolgreich, und so erwirbt die Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG) im März 1910 die Lizenzen zur Produktion der Knight-Motoren für einen Zeitraum von zunächst zehn Jahren. Mitte 1910 debütiert auf dem Pariser Automobil-Salon dann das erste Serienmodell mit Knight-Motor, ein Mercedes 16/40 PS mit 4-Liter-Vierzylinderaggregat. Die Serienfertigung des Typs beginnt Anfang 1911, er bleibt bis 1924 im Fertigungsprogramm. Zwei weitere Vierzylindermodelle, der 10/30 PS und der 25/65 PS, gehen 1913 in Produktion, sie werden bis 1915 gebaut. Vom Vierliter-Typ entstehen innerhalb von 14 Jahren rund 5.500 Stück.

 

06.04.1909 - Hermann Lang wird in Stuttgart-Cannstatt geboren. Zu seiner Zeit stammen die Rennfahrer zumeist aus aristokratischen Familien, während Lang aus bescheidenen Verhältnissen kommt und sich seinen Weg nach oben hart erarbeiten muss. Zunächst macht er eine Lehre als Mechaniker. 1927 beginnt er, bei Motorradrennen zu starten, 1931 gewinnt er die deutsche Bergmeisterschaft für Seitenwagenmaschinen. Zwei Jahre später wird er Mechaniker in der Mercedes-Rennabteilung und kümmert sich in erster Linie um Luigi Fagiolis Wagen. 1935 nimmt er in Monza als Nachwuchsfahrer bei Testfahrten teil und beeindruckt Rennleiter Alfred Neubauermit seinem Start und seiner Kurventechnik. Am 16.06.1935 startet er auf dem Nürburgring zu seinem ersten Renneinsatz und belegt den fünften Platz. Er entwickelt eine Vorliebe für Hochgeschwindigkeitsstrecken und gewinnt dreimal den Gran Premio di Tripoli und 1937 das AVUS-Rennen. 1939 ist sein erfolgreichstes Jahr mit Siegen in Pau, Tripolis, Belgien und der Schweiz bei den dortigen Großen Preisen, dazu das Bergrennen am Freiburger Schauinsland und das Wiener Höhenstraßenrennen. Nach dem Zweiten Weltkrieg startet er zunächst mit einem eigenen Veritas Meteor und wechselt 1951 wieder zu Mercedes. Als 1952 die große Zeit des Mercedes 300 SL beginnt, gehört Hermann Lang zusammen mit Rudolf Caracciola, Karl Kling und Fritz Riess zur Werksmannschaft. 1952 gewinnt Lang das Eifelrennen und zusammen mit Riess die 24 Stunden von Le Mans, den Großen Preis von Bern und wird hinter Karl Kling Zweiter bei der Carrera Panamericana. Er ist maßgeblich beim Einstieg von Mercedes in die Formel 1 im Jahr 1954 beteiligt. Nachdem er an dritter Stelle liegend 1953 beim Großen Preis von Deutschland von der Strecke rutscht, beendet er seine aktive Rennfahrerkarriere. 1987 stirbt er im Alter von 78 Jahren in Bad Cannstatt.

 

08.04.1909 - Die nationale Zulassungsbehörde erteilt die Zulassung für den Renault Type AT, einem Rennwagenmodell mit einem leichten, zweisitzigen Aufbau. Angetrieben wird er von einem wassergekühlten Vierzylindermotor mit 7433 ccm Hubraum und 45 PS. Je nach Übersetzung liegt die Höchstgeschwindigkeit bei 79 bis 114 km/h. Am 26.08.1909 siegt Louis Raffalovitch mit einem Renault Type AT beim 24-Stunden-Rennen von New York.

 

01.05.1909 - In Swakopmund/Deutsch-Südwestafrika vollendet der Deutsche Paul Graetz die erste Durchquerung Afrikas im Automobil. Sein 35-PS-Spezialwagen der Süddeutschen Automobilfabrik Gaggenau GmbH ist mit einem Sonderaufbau des Berliner Karosserieherstellers Neuss versehen. Die 9 500 km lange Reise hat am 10. August 1907 in Dar-es-Salaam/Deutsch-Ostafrika begonnen.

 

03.05.1909 – Durch Kaiser Wilhelm II. wird das erste Straßenverkehrsgesetz in Deutschland bekanntgegeben. Darin heißt es z.B.: „Wer zum Zwecke der Ablegung der Prüfung (§ 2 Abs. 1) sich in der Führung von Kraftfahrzeugen übt, muß dabei auf öffentlichen Wegen oder Plätzen von einer mit dem Führerschein versehenen, durch die zuständige Behörde zur Ausbildung von Führern ermächtigte Person begleitet und beaufsichtigt sein…“ Damit war die Fahrschule nun auch gesetzlich vorgeschrieben. Wie diese Ausbildung aussehen soll, wird erst nach dem Ersten Weltkrieg geregelt.

 

01.06.1909 – Mit dem „Gesetz über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen“ vom 03.05.1909 tritt der Vorläufer des deutschen Straßenverkehrsgesetzes in Kraft, mit dem der Reichsgesetzgeber die generelle Gesetzgebungskompetenz im Verkehrsrecht erstmals ausübt. Inhalt ist vorrangig die Regelung der Haftung bei Verkehrsunfällen mit Kraftfahrzeugen, die mit Zunahme der Motorisierung immer dringlicher wird. Das Gesetz enthält aber auch schon einzelne Verhaltensvorschriften im Straßenverkehr.

 

16.06.1909 - Brooklands. Der Engländer W. E. Cook setzt den weltweit ersten gezeiteten Rekord für Motorräder. Er erreichte mit einer NLG (North London Garages) mit einem Peugeot V-Twin-Motor 122,16 km/h.

 

16.07.1909 - Nachdem er seine Firma Horch im Streit mit dem Vorstand verlassen hat, gründet August Horch in Zwickau ein neues Automobilunternehmen. Es trägt den Namen "Audi". Dieser Name ist der lateinische Imperativ Singular von "audire" (dt.: hören, zuhören) und bedeutet "Höre!" oder auch "Horch!". Am 25.04.1910 werden die Audi Automobilwerke GmbH Zwickau in das Handelsregister der Stadt Zwickau eingetragen.

 

24.07.1909 - Das Stuttgarter Karosseriewerk Reutter meldet am 24. Juli 1909 das Patent Nr. 225555 für ein „Klappverdeck mit Vordach, insbesondere für Motorfahrzeuge“. Diese „Reformkarosserie“ ist damit ein konstruktiver Vorläufer des Cabriolets. Bis zum Zweiten Weltkrieg baut Reutter im Kundenauftrag elegante und luxuriöse Karosserien auf Fahrgestelle fast aller renommierter deutscher Autobauer: Adler, Benz, BMW, Daimler/Daimler-Benz, Dixi, Horch, Maybach, NSU, Opel. Auch ausländische Autoproduzenten lassen Aufbauten für ihre Fahrzeuge bei Reutter herstellen, so u. a. Ansaldo, Austro-Daimler, Bugatti, Buick, Cadillac, Chrysler, Fiat, La Salle. Ab Ende der 1920er-Jahre produziert das Stuttgarter Karosseriewerk verschiedene Wanderer-Karosserien bis zum Wanderer W24, dem ersten Großserienauftrag für die Auto-Union AG. Die Holz-/Stahlgemischtbauweise ermöglicht größere Serien, und so kann Reutter Sonder- und Serienaufbauten für viele Automobilhersteller, allen voran Wanderer, fertigen. 1937 eröffnet man ein Zweigwerk in Stuttgart-Zuffenhausen, hauptsächlich zur Fertigung von Wanderer W24-Karosserien. Insgesamt 900 Beschäftigte bauen bis zu 33 Karosserien am Tag. Zudem entstehen hier ab 1932 auch die ersten Volkswagen Vorläufer (Porsche Typ 12 auf Zündapp-Basis und Typ 32 (NSU)), sowie die Volkswagen-Prototypen der Serie VW 303 und im Jahre 1938 der Serie VW 38. Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelt sich eine Partnerschaft mit Porsche für die Herstellung der Sportwagen-Karosserien des Typs Porsche 356. Für über 60.000 Fahrzeuge des legendären Sportwagens baut Reutter von 1950 bis 1963 Coupé- und Cabrio-Karosserien. Immer wieder stellt Reutter Prototypen und Modelle für Porsche auf 356 Basis her; ab 1961 arbeitet man gemeinsam mit dem Zuffenhausener Nachbarn am Nachfolger "T8", der 1963 als "901" auf den Markt kommt und 1964 schließlich in "911" umbenannt wird. Weitere Einzelaufträge der Nachkriegsjahre sind z. B. die Entwicklung der Prototypen BMW 501 und der Umbau des Citroën DS 19 mit einem speziellen Cabrioverdeck. Nach dem Verkauf des Karosseriewerks in Zuffenhausen an Porsche zum 1. Dezember 1963 behält die aus der 1957 in der Schweiz gegründete „Recaro AG“ hervorgegangene „Recaro GmbH & Co.“ (Reutter Carosserie) bis zum Verkauf Ende 1969 ihren Sitz im Stuttgarter Stammwerk in der Augustenstraße. 

 

07.08.1909 - Alice Ramsey ist die erste Automobilistin, die in ihrem Maxwell DA die USA von Küste zu Küste durchquert und am 07.08.1909 in San Franzisco ankommt. Gestartet war sie am 09.06.1909 zusammen mit ihren Schwägerinnen Margaret Atwood und Netti Powell sowie ihrer Freundin Hermine Jahns als Reisegefährtinnen in New York. Ramsey trifft damit drei Wochen später als geplant an der Westküste ein, allerdings steht der Maxwell aufgrund verschiedener Reparaturen und Fahrtpausen an insgesamt 18 Tagen still. An den 42 Fahrttagen legen die vier Damen im Durchschnitt 146 Kilometer täglich zurück. Während der Fahrt muss insgesamt elfmal ein Reifen gewechselt werden. Alle Reifenwechsel werden von Alice Ramsey selbst vorgenommen, auch an den übrigen Reparaturarbeiten wirkt sie wann immer möglich mit. Alice Ramsey wird für ihre fahrerische Leistung gefeiert und als ein Beispiel für die neue Generation emanzipierter Autofahrerinnen hervorgehoben. Maxwell-Briscoe bewirbt angesichts Ramseys Leistung ihren Wagen mit dem Werbespruch „The car for a lady to drive“, dem weder steile Berge, dicker Matsch noch tiefer Sand etwas anhaben könne. Bereits neun Monate später wiederholt Blanche Stuart Scott Ramseys Durchquerung der Vereinigten Staaten.

 

12.08.1909 - Der Indianapolis Motor Speedway wird eröffnet. Der Unternehmer Carl Graham Fisher aus Indiana, selbst begeisterter Rennfahrer, beschäftigt sich seit 1903 mit der "Notwendigkeit einer "Versuchsstrecke von drei bis fünf Meilen". Unterstützt wird er von Frederick E. Moskovics, dem Geschäftsführer des Autobauers Marmon in Indianapolis. Die erste in den Vereinigten Staaten speziell für Autorennen gebaute Rennstrecke wird im August 1909 erstmals benutzt. Die damals mit Schotter und Teer befestigte Fahrbahn verursacht jedoch einige tödliche Unfälle sowohl bei den Fahrern als auch bei den Zuschauern. Das Rennen wird bereits nach der Hälfte der Renndistanz abgebrochen. Fisher lässt daraufhin die Rennstrecke mit 3,2 Millionen Ziegelsteinen (bricks) renovieren. Am 30. Mai 1911 kann das erste Mal die Indianapolis 500 stattfinden. Der erste Sieger ist Ray Harroun auf Marmon Wasp mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 120,060 km/h.

 

10/1909 – Die Firma SA Le Zèbre wird gegründet. Jules Salomon, der später bei Citroën den Typ A entwirft, entwickelt das erste Modell 5 CV mit einem Einzylindermotor mit 601 ccm Hubraum mit einer Bohrung von 85 mm und einem Hub von 106 mm. Der Radstand beträgt 2700 mm und die Spurweite 1000 mm. 1912 folgen zwei Vierzylindermodelle mit 785 und 942 ccm Hubraum. Die Modelle werden in relativ großen Stückzahlen bis 1917/18 produziert. Ab 1923 gibt es ein größeres Modell mit 2000 ccm Hubraum. Am 15.05.1931 wird die Firma infolge eines Konkurs aufgelöst.

 

11.10.1909 - Mit dem Internationalen Abkommen über Kraftfahrzeugverkehr (Pariser Abkommen) werden Nationalitätszeichen im Straßenverkehr festgelegt. Das Deutsche Reich erhält das "D".

 

14.10.1909 - Im emsländischen Lingen wird Bernd Rosemeyer geboren. Nach einer Ausbildung im elterlichen Betrieb macht er erste Erfahrungen als Motorradfahrer. Ab 1930 fährt er Motorradrennen für DKW und NSU. Vier Jahre später nimmt er erstmals mit den „2000 Kilometern durch Deutschland“ an einer Automobilveranstaltung teil und im darauffolgenden Jahr wird er Werksfahrer bei der Auto Union AG in Chemnitz. Er wird einer der besten deutschen Rennfahrer seiner Zeit und 1936 Europameister. Im gleichen Jahr heiratet er die damals berühmte, erfolgreiche Fliegerin Elly Beinhorn. Zusammen sind sie das Vorzeigepaar der Nazis. Rosemeyer ist 1933 der SS beigetreten und bei öffentlichen Auftritten wiederholt mit Hakenkreuzinsignien aufgetreten. Ob er auch einen aktiven Dienst in der SS geleistet hat, ist jedoch nicht belegt. Bei zahlreichen Grand Prix-Rennen steht er ganz oben auf dem Treppchen. Gleichzeitig stellt er mit Rennwagen der Auto Union mehrere Geschwindigkeitsrekorde auf. Am 25.10.1937 durchbricht er als erster Rennfahrer der Geschichte mit dem Auto Union Typ C die 400 km/h-Schallmauer auf einer öffentlichen Verkehrsstraße. Ein Jahr später stirbt er am 28.01.1938 er bei einem Weltrekordversuch auf der Reichsautobahn Frankfurt-Darmstadt. Bei einer Geschwindigkeit von rund 420 km/h wird das Fahrzeug von einer Windbö erfasst. Der Wagen stellt sich quer, überschlägt sich mehrfach. Rosemeyer wird aus dem Wagen in den Wald geschleudert und ist auf der Stelle tot.

 

08.11.1909 - Benz-Werksfahrer Victor Héméry präsentiert auf der neu eröffneten Rennstrecke von Brooklands den Benz 200 PS und stellt einen neuen Landgeschwindigkeitsrekord auf: Mit fliegendem Start erreicht er über einen Kilometer eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 202,7 km/h auf, über die 1/2 Meile lag er bei 205,7 km/h. Später erhält der Wagen einen stärkeren Motor und 1911 erreicht der "Blitzen-Benz" 228,1 km/h. Dieser Rekord wird erst 1919 geschlagen. Fünf Fahrzeuge werden gebaut. Der "Blitzen-Benz" hat einen Vierzylindermotor mit 21.504 ccm und 200 PS.

 

11.12.1909 - Der spätere Motorsportingenieur und Rennleiter John Wyer wird im britischen Kidderminster geboren. In den 1950er, 1960er und 1970er Jahren ist er einer der erfolgreichsten Teammanager im Sportwagensport. Zu Beginn seiner Karriere arbeitet er als Rennleiter bei Aston Martin und ist mitverantwortlich für den Triumph beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans im Jahr 1959, als Roy Salvadori und Carroll Shelby im Aston Martin DBR1 den Gesamtsieg einfahren. Drei Siege auf dem Nürburgring beim 1000-km-Rennen in den Jahren 1957, 1958 und 1959 folgen. 1963 wechselt er zu Ford und leitet 1964 die Rennaktivitäten beim 24-Stunden-Rennen von le Mans. Ein Jahr später gründet er sein eigenes Rennteam. 1967 geht das Team noch mit dem Mirage M1, eigentlich ein Leichtgewicht-Ford GT40, noch recht erfolglos an den Start. 1969 folgen jedoch zwei Le-Mans-Gesamtsiege mit Bianchi/Rodríguez 1968 und Ickx/Oliver 1969. Im Jahr darauf beginnt der Siegeszug des Porsche 917. Unter der Leitung von Wyer und mit großer finanzieller Unterstützung von Gulf Oil gewinnt das Team 1970 und 1971 für Porsche die Sportwagen-Weltmeisterschaft. Nach dem Ende der 5-Liter-Formel baut Wyer eigene Rennwagen, die wieder unter der Bezeichnung Mirage an den Start gebracht wurden. 1975 siegen Jacky Ickx und Derek Bell auf einem Gulf GR8 in Le Mans. Es ist der vierte Sieg von Wyer als Rennleiter oder Teamchef bei diesem Rennen. Am Ende des Jahres verkauft Wyer sein Team und trat in den Ruhestand. John Wyers Rennfahrzeuge gingen viele Jahre in der blauorangen Lackierung seines Sponsors Gulf Oil an den Start. Am 08.04.1989 verstirbt John Wyer in Scottsdale.

 

 

 

 

3.   Das zweite Jahrzehnt im 20. Jahrhundert

 

 

 

1910

 

1910 beginnt das Berliner Unternehmen Elektromobilfabrik Gebhardt & Harhon mit der Herstellung von elektrisch angetriebene Personen- und Lastkraftwagen unter der Marke Geha. Konstrukteur ist Victor Harhorn, der vorher für die Berliner Electromobil- und Akkumulatorenfabrik Fiedler & Co. KG (BEF) tätig war. Es entstehen Dreiradfahrzeuge mit Radnabenmotoren im einzelnen Vorderrad, die 2,2 oder 4,4 kW leisteten. 1911 erscheint auch ein vierrädriges Fahrzeug, dessen linkes Hinterrad von einem Elektromotor mit 4,4 kW oder 7,4 kW angetrieben wird, als Personen- und als Lastkraftwagen. Die Höchstgeschwindigkeit all dieser Wagen liegt bei 25–30 km/h, die Reichweite bei 80 km. 1917 wird das Unternehmen von den Elite-Werken in Brand-Erbisdorf übernommen, deren Tochtergesellschaft Elitewagen-AG ab 1919 einen von Harhorn konstruierten Einheits-Elektromobil-Vorspannwagen für Straßenreinigungs- und Müllabfuhrfahrzeuge aller Art unter der werbewirksamen Bezeichnung „Das elektrische Pferd“ vertreibt.

 

01.01.1910 - Die Firma „Automobiles Ettore Bugatti“ wird von Ettore Bugatti und Ernest Friederich, einem französischen Automobilrennfahrer und Mechaniker, gegründet. Bereits gegen Ende 1909 hat Ettore Bugatti eine alte Färberei in Molsheim übernommen, einer kleinen Stadt in der Nähe von Straßburg, um dort eigene Automobile zu bauen. Zunächst entwickelt die Firma im Auftrag von Le Files des Peugeot Frères 1911 den Peugeot Bébé. 1912 kommt der Bugatti Type 13 auf den Markt. Dieser ist einer Weiterentwicklung des noch bei Deutz entwickelten Typ 10. Der Pferdenarr Bugatti will einen kleinen Rassewagen bauen, bereits zu diesem Zeitpunkt zeichnet sich sein Konzept vom "pur-sang", vom "reinrassigen" Fahrzeug ab. Seine Fahrzeuge werden in den nächsten 30 Jahren auf den Rennstrecken ebenso erfolgreich sein wie bei den zahlreichen Concourse d’Eleganze. Bugattis zählen zu den schönsten, schnellsten und teuersten Fahrzeugen, damals wie heute.

 

02/1910 - Mit der ersten Novelle der Automobilverkehrsverordnung vom 3. Februar 1910 werden im ganzen Reich drei neue Tafeln in der Größe 0,50 × 0,50 Meter eingeführt: Kraftfahrzeuge 15 km, Verbot für Kraftwagen und Motorräder, Verbot für Kraftwagen, offen für Motorräder. Im Jahr 1910 wird gesetzlich geregelt, dass Kraftwagen ihre Fahrgeschwindigkeiten innerhalb von Ortschaften nicht mehr unter 15 km/h drosseln müssen. Lediglich für Fahrzeuge über 5,5 Tonnen können lokale Polizeibehörden niedrigere innerörtliche Geschwindigkeiten vorschreiben. Die Blau- und Gelbtöne sowie die Typographie der Zeichen sind nicht vereinheitlicht und weichen teils deutlich voneinander ab. Auch die Texte auf den Tafeln konnten trotz offizieller Vorgaben abweichend ausgeführt sein.

 

19.02.1910 - Am 25. Oktober 1909 fanden die ersten Gespräche zwischen Automobilhändlern aus Rheinland und Westfalen über die Gründung eines Händler-Verbandes, der schließlich als Deutscher Automobilhändlerverband (DAHV) am 19. Februar 1910 für das gesamte deutsche Wirtschaftsgebiet gegründet wird.

 

03/1910 - Der Geschäftsmann Hamilton Carhartt († 1937) gründet in Detroit die Carhartt Automobile Corporation zur Herstellung von Personenwagen der Mittelklasse. Geschäftsführer und Vizepräsident des Unternehmens wird sein Sohn Hamilton Carhartt Jr. Im August 1910 beginnt die Produktion von Automobilen, die bereits dem Modelljahr 1911 zugeordnet werden. Der Markenname lautete Carhartt. Es scheint, dass die Association of Licensed Automobile Manufacturers (A.L.A.M.) Carhartt zunächst die Erteilung einer Selden-Lizenz zusagte, diese dann aber doch verweigert. Das Unternehmen hat bereits in Maschinen und Material investiert und produzierte ohne solche Lizenz, was das Risiko birgt, von der A.L.A.M. verklagt zu werden. Das Selden-Patent ist ein eher dubioses aber in seiner Rechtswirksamkeit 1909 bestätigtes Universalpatent auf alle in den USA hergestellten oder importierten Kraftfahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Nach anfänglichem Erfolg wird auch eine Nutzfahrzeugproduktion ins Auge gefasst. Wegen wirtschaftlicher Probleme kommt es nicht mehr dazu. Um einer drohenden Insolvenz zuvorzukommen, beschließt Hamilton Carhartt Anfang 1912, aus der Automobilherstellung auszusteigen. Im März 1912 endet die Produktion. Insgesamt werden ca. 500 Carhartt-Automobile hergestellt, von denen wohl keines mehr existiert. Die Monarch Motor Car Company übernimmt das Werk. Im Angebot stehen ausschließlich Fahrzeuge mit Vierzylindermotoren von Continental. 1911 gibt es den Junior als Model J. Sein Motor leistet 25 PS. Überliefert sind Roadster und Tourenwagen. Die Modellreihe Four hat einen stärkeren Motor mit 35 PS. Zur Wahl stehen Model A als Gunboat Special, Model B als Phaeton, Model C als Runabout, Model D als Coupé, Model G als Landaulet und Model H als Limousine. 1912 wird die Motorleistung auf 30 PS gesteigert. Neben einem Fore-Door Tourist Runabout gibt es eine Limousine und ein Coupé. Die größere Modellreihe wird nun nur noch Model B genannt. Der Motor leistet hier nun 50 PS. Die Karosserieformen beschränkten sich auf Fore-Door Touring Flyabout, Limousine und Coupé.

 

17.03.1910 - Der Veranstaltungsmanager Ernie Moross erfährt von der Ankunft des Rekordfahrzeugs Benz 200 PS beim Benz-Importeur Jesse Froehlich in New York und handelt mit ihm ein Tauschgeschäft aus: Er gibt seinen Grand-Prix-Benz 150 PS in Zahlung, legt noch 6000 Dollar drauf und wird Besitzer des Benz 200 PS. Dem Geschäftsmann fällt auch gleich ein werbewirksamer Name ein: Weil das Auto schnell wie der Blitz (Englisch: Lightning) zu sein scheint, nennt er ihn „Lightning Benz“. Dieser Name wird auch auflackiert. Sein Fahrer Barney Oldfield tritt ohne spezielle Vorbereitung am 17.03.1910 am Strand von Daytona (Florida) zum Rekordversuch an und erreicht auf Anhieb eine neue Spitzenmarke von 211,97 km/h. Doch die Association Internationale des Automobile Clubs Reconnus (AIACR), das höchste Aufsichtsgremium des Automobilsports und Vorläuferorganisation der heutigen Fédération Internationale de l’Automobile (FIA) erkennt den Rekord nicht an. Entgegen der Wettbewerbsbestimmungen hätte der Benz die Distanz auch in Gegenrichtung durchfahren müssen und dann das Mittel aus beiden Läufen feststellen müssen. Im Gegensatz dazu erkennt die American Automobile Association den Rekord offiziell an und der am 25.07.1910 veröffentlichte Brief von Baron R. de Vrière (Präsident der Sportkommission) bestätigt seinen Bestand. Offiziell entstehen bis 1913 noch fünf weitere Benz 200 PS. Aus noch vorhandenen Teilen wird 1935 ein weitere Benz 200 PS gebaut.

 

01.04.1910 – Im Deutschen Reich tritt das „Gesetz über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen“ in Kraft. Zudem wird nun das in Paris beschlossene und vom Deutschen Reich ratifizierte „Internationale Abkommen über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen vom 11. Oktober 1909“ eingeführt, das unter anderem die erst 1908 erlassenen Tafeln durch eine erste internationale Regelung ersetzt. Auch diese neuen Zeichen werden zumeist von den örtlichen Automobilklubs finanziert, aufgestellt und gewartet. Durch die ebenfalls am 1. April 1910 in Kraft getretene „Verordnung über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen“ (Vorläufer der Straßenverkehrsordnung und der Straßenverkehrszulassungsordnung) werden im Deutschen Reich drei neue Tafeln eingeführt. Eine schwarz-blaue rechteckige Tafel für Geschwindigkeitsbegrenzungen und zwei weitere für Verkehrsverbote. Ebenfalls durch diese Verordnung wird für Kfz innerorts eine deutschlandweit einheitliche zulässige Höchstgeschwindigkeit im Straßenverkehr von 15 km/h eingeführt (vorher bestanden je nach Gemeinde z. T. strengere Regelungen). Für Fahrzeuge über 5,5 Tonnen gilt eine Begrenzung auf 12 km/h (inner- und außerorts). Für gummibereifte Kfz sind bis zu 16 km/h erlaubt.

 

24.06.1910 - Das Stammwerk von Alfa Romeo im Bezirk Portello von Mailand entstand bereits 1906 als weiteres Automobilwerk des französischen Unternehmers Alexandre Darracq und Sitz seiner italienischen Niederlassung Società Anonima Italiana Darracq. Alexandre Darracq behielt die besten Teile aber der Produktion in Frankreich vor, was zu großen Problemen in Italien führte. 1909 übernehmen daher die an der Niederlassung beteiligten Geschäftsleute aus der Region die Aktienmehrheit und veranlassen die Entwicklung eigener Automobile. Konstrukteur wird Giuseppe Merosi, den Geschäftsführer Ugo Stella von Bianchi abwarb. Am 24. Juni 1910 ändern die Unternehmer aus der Lombardei die Firma der Gesellschaft in Società Anonima Lombarda Fabbrica Automobili (wörtlich übersetzt „Aktiengesellschaft Lombardische Automobilfabrik“) und wählen A.L.F.A. als ihre Kurzbezeichnung. Dieses Ereignis gilt heute als der offizielle Gründungszeitpunkt. Im selben Jahr bringt das Unternehmen mit dem Modell 24 HP die erste Konstruktion von Merosi auf den Markt, am Kühlergrill den Markennamen Alfa. Mit zwei Alfa 24 HP startet A.L.F.A. im folgenden Jahr bei der Targa Florio im Mai 1911.

 

12.07.1910 - Im Alter von 32 Jahren stirbt Charles Rolls als erster Brite bei einem Flugunfall. Seinem Wright-Biplane war zwei Tage zuvor in Frankreich ein neues Heck angebaut worden, das nun im Flug abgebrochen ist. Rolls ist zu diesem Zeitpunkt ein so bekannter und geehrter Mann, dass Lord Montagu of Beaulieu seine Rede im britischen Oberhaus unterbricht, um den Tod von Rolls bekannt zu geben. Ein Monat zuvor überquerte Charles Rolls mit seinem Flugzeug als erster Mensch in einem Nonstop-Hin-und-Rückflug den Ärmelkanal. Sein Partner Henry Royce ist angeblich – auch als Konstrukteur von Flugmotoren – niemals selbst geflogen. Schon in seiner Jugend interessiert sich Rolls für Motoren und gründet 1904 mit  Henry Royce die Automobilfabrik Rolls-Royce. Rolls ist für das Geschäftliche, Royce ist für die Technik zuständig. Charles Roll ist auch ein Flugpionier und erhält als zweiter Brite vom Royal Aero Club eine Fluglizenz. Am 26.12.1908 demonstriert er die Möglichkeiten einer Ballonfahrt. Am 02.06.1910 überfliegt Rolls als Erster nonstop „hin und zurück“ den Ärmelkanal. Sechs Wochen später stirbt Charles Rolls über Bournemouth.

 

02.10.1910 – Beim Königlichen Amtsgericht zu Ratingen wird die Firma „Deutsche Lastautomobilfabrik AG“ in das Handelsregister eingetragen. Die Gründer der DAAG, drei Ingenieure, ein Bauunternehmer und ein Rechtsanwalt, sehen einen Trend zu pferdelosen Transportfahrzeugen, die damals mit Vollgummireifen, Karbidlaternen und ihrem aufklappbaren Verdeck den Kutschen noch sehr ähneln. Bereits 1913 ist die Firma mit neun unterschiedlichen Lastwagen und fünf Omnibussen am Markt vertreten, wobei eine Motorbremse, auf die die DAAG ein Reichspatent besitzt, zu den besonderen technischen Attraktionen gehörte. Die Nockenwelle wird dabei während des Bremsens verstellt, sodass der Motor als Kompressor arbeitete. Ab 1914 stellt die DAAG die gesamte Produktion in den Dienst der Rüstungsindustrie für den Ersten Weltkrieg und lieferte ihre Dreieinhalb-, Vier- und Fünftonner an das Heer. Entsprechend expandiert das Werk: 900 Arbeiter und Angestellte bedienen zu dieser Zeit 300 Maschinen auf einer Gesamtfläche von 65.000 Quadratmetern. Nach dem Ersten Weltkrieg baut die DAAG weitere Hallen. In einer Werbebroschüre von 1919 heißt es: „Eine Beschreibung der Deutschen Last-Automobil A.G. in Ratingen ist gleichbedeutend mit der Geschichte des Lastautomobils selbst.“. 1926 muss das 1924 erworbene Zweigwerk in Lintorf wieder geschlossen werden. Die Produktion der DAAG wird von 100 auf 40 Fahrzeuge monatlich gedrosselt; die Belegschaft sinkt von 1200 auf 700 Mitarbeiter. Trotz politischer und wirtschaftlicher Wirren entwickelt die DAAG weiterhin neue technische Konzepte, so Ende der 1920er Jahre den L6, einen Sechszylindermotor für Fünf- bis Sechs-Tonnen-Lastwagen. Allerdings ist der Motor zu schwer für den Rahmen, und es kommt zu zahlreichen Brüchen, Rissen und daraufhin zu Reklamationen. Mitte der 1920er Jahre ist die Aktienmehrheit auf den Stumm-Konzern übergegangen, der durch eine drastische Verringerung der Belegschaft das Werk retten will. Im Industrieklub in Düsseldorf kommt es zu geheimen Gesprächen mit dem Krupp-Konzern aus Essen, der die DAAG 1929 für eine Million Reichsmark übernimmt. Krupp stellt zunächst die Omnibus-Produktion ein und führt nur die lukrative Postbus-Produktion fort. In Folge der 1929 einsetzenden Weltwirtschaftskrise wird das Werk in Ratingen im Frühjahr 1930 vollständig geschlossen. Der Ersatzteilverkauf wird für weitere zehn Jahre von Krupp übernommen.

 

21.10.1910 – Die erste bekannte Teilnahme eines Fahrzeugs der Marke Bugatti an einem Motorsportanlass ist die Bergprüfung von Gaillon, bei der ein M. Darritchon mit einem Bugatti Typ 13 startet. Ein weiteres Fahrzeug startet beim Frankreich-Grand-Prix 1911 in Le Mans und gilt wegen seiner geringen Größe als krasser Außenseiter. Ernest Friderich beendet das Rennen nach sieben Stunden auf dem zweiten Platz, hinter dem deutlich größeren und stärkeren F.I.A.T. von Victor Héméry.

 

 

1911

 

21.01.1911 - Die erste Rallye Monte Carlo findet statt. Dabei handelte es sich noch um eine Sternfahrt. Gestartet wurde in Genf, Paris, Boulogne.sur-Mer, Berlin, Wien und Brüssel, Ziel war Monaco. Mit dieser Rallye sollte der Tourismus im Winter für Monaco angekurbelt werden. An der ersten Rallye Monte Carlo nahmen 20 Teilnehmer teil, erster Sieger war Henri Louis Rougier auf einem Turcat-Mery 25 HP. Den 2. Platz belegte - wie auch im Folgejahr - ein Bielefelder Dürkopp-Modell. 1960 gewinnt Walter Schock als erster Deutscher auf einem Mercedes-Benz 220 SE die Rallye Monte Carlo. Walter Röhrl steht in den Jahren 1980 (Fiat 131 Abarth), 1982 (Opel Ascona 400), 1983 (Lancia Rallye 037) und 1984 (Audi quattro) ganz oben auf dem Podest. Zwischen 1927 und 200 wird zusätzlich eine Damenwertung ausgetragen, bei der Isolda Holderied 1993, 1994, 1995, 1997 und 1999 gewinnt (4x auf Mitsubishi, 2x auf Toyota).

 

02/1911 – Ernst Schebera und Kaufmann Paul Günther, Inhaber der Heilbronner Fahrzeug-Fabrik, gründen in Berlin-Tempelhof die Carrosserie Schebera GmbH. Gegenstand des Unternehmens war laut Handelsregistereintrag „die Errichtung einer Karosseriefabrik, Einkauf von Materialien, Verarbeitung derselben, Herstellung von Karosserien und Verkauf derselben und alle damit zusammenhängenden Geschäfte sowie Beteiligung an gleichartigen Unternehmungen“. 1919 wandert Schebera in die USA aus und arbeitet anschließend für die Fleetwood Metal Body Co. Jacob Schapiro wird neuer Geschäftsführer und später auch Eigentümer der Carrosserie Schebera. Durch Beschluss der Generalversammlung vom 27.12.1924 erfolgt die Umfirmierung der Carosseriewerke Schebera AG in die Schebera AG Automobilwerke. Paul Günthers Heilbronner Firma, im November 1920 in Süddeutsche Karosseriewerke Schebera GmbH umbenannt, wird im März 1921 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und firmiert als Süddeutsche Carosseriewerke Schebera AG. Der Berliner Betrieb firmiert ab Mai 1922 als Schebera Automobilverkaufsgesellschaft m.b.H. für die Marken Benz & Cie. und Protos und wird zeitweise zum größten Autohaus Deutschlands. Die Niederlassung in Heilbronn stellt Kleinwagen, zunächst mit Motoren und Fahrgestellen der 1922 von der Schebera AG mitgegründeten Cyklon Maschinenfabrik, Berlin, und später der NSU-Werke her. Der Verkauf läuft schleppend; der größte Teil der Produktion, etwa 1000 Autos, wird an Schapiros Berliner Droschkenbetrieb Kandelhardt AG geliefert. 1926 muss NSU die vor dem Bankrott stehende Berliner Schebera AG Automobilwerke übernehmen. Die Süddeutsche Carosseriewerke AG in Heilbronn wird durch Beschluss der Generalversammlung vom 25.10.1930 aufgelöst. Die Karosseriefertigung geht an die Drauz-Werke.

 

06.02.1911 - Die neue "Spirit of Ecstasy" des Rolls Royce feiert ihre Premiere. Die Skulptur aus Metallguss ist die erste Kühlerfigur bei einem englischen Auto. Der Bildhauer Charles Robert Sykes hat die Figur nach dem Vorbild der griechischen Göttin "Nike von Samothrake" gestaltet. Bei der Formfindung helfen ganz irdische Vorbilder. Für die Figur steht Eleanor Velasco Thornton (1880 – 1915) Modell. Diese Rolle fällt ihr als Sekretärin und Geliebte von John Douglas-Scott-Montagu, 2. Baron Montagu of Beaulieu, in Personalunion zu. Ihr Chef hat es für eine gute Idee gehalten, mit der Figur sein neues Auto von Rolls Royce zu schmücken. Eine Idee, die so gut ankam, dass sich die immer fälschlich als "Emily" bezeichnete Figur in der Serie durchsetzt.

 

14.02.1911 – Aus der Fusion von Studebaker Brothers Manufacturing mit der Everitt-Metzger-Flanders Company entsteht die Studebaker Corporation mit einem Kapital von US$ 15,4 Mio. Ziel ist es, Studebakers zahlreiche Aktivitäten und Beteiligungen unter einem Dach zusammenzufassen. Im gleichen Jahr werden die Markennamen EMF und Flanders fallen gelassen, alle Automobile werden nun als Studebaker verkauft.

 

15.03.1911 - Der Heeresflieger Giorgio Parodi und sein Freund, der Flugzeugtechniker Carlo Guzzi, gründen mit der finanziellen Unterstützung von Giorgios Vater Emanuele Vittorio Parodi, in der italienischen Stadt Mandello del Lario die „Aktiengesellschaft Moto Guzzi“. Wegen ihrer engen Beziehungen zu Flugzeugen und im Andenken an den dritten im Bund bei der Geburt der Idee, den kurz nach dem ersten Weltkrieg abgestürzten Giovanni Ravelli, wird ein Adler mit ausgebreiteten Schwingen ihr Firmenzeichen. Ihr erster Motorrad-Prototyp, die G.P. (Guzzi Parodi) wird unter Mithilfe des örtlichen Schmieds, im Keller des Hauses Guzzi gebaut. Im Gründungsjahr werden 17 Motorräder als Modell Normale verkauft. In der nachfolgenden Zeit wird die Marke besonders über ihre Beteiligung im Rennsport bekannt. 

 

23.04.1911 - Bob Burman verbessert den Rekord von Barmey Oldfield. Mit dem Benz 200 PS, der inzwischen die klangvolle Bezeichnung "Blitzen Benz" erhalten hat, fährt er in Daytona Beach, Floria/USA eine Meile bei fliegendem Start mit einem Durchschnitt von 228,1 km/h. Dies bedeutet die absolut höchste Geschwindigkeit eines Straßenfahrzeugs und einen Weltrekord, der bis 1919 ungeschlagen bleibt.

 

30.05.1911 - Das Indianapolis 500, oftmals auch nur Indy 500 genannt, wird erstmals veranstaltet und ist somit eines der ältesten und traditionsreichsten Rundstrecken-Autorennen der Welt (das älteste Rennen, das heute nicht mehr ausgetragen wird, ist die Targa Florio, die erstmals 1906 ausgetragen wurde). Das Eröffnungsrennen gewinnt Ray Harroun auf einem Marmon Wasp. Um Gewicht zu sparen, ersetzt er den seinerzeit üblichen Beifahrer - dieser sollte den Fahrer über das Geschehen hinter ihm informieren - durch einen Rückspiegel. Mit seinem leichten stromlinienförmigeren Einsitzer kann er das Rennen für sich entscheiden. Für Harroun ist es sein letztes Rennen. Später führt er einen Vergaser ein, der ein Vorgänger moderner Einspritzsysteme ist. Zwischen 1917 und 1922 betreibt Harroun die Harroun Motors Corporation und stellt Personenkraftwagen her.

 

15.06.1911 – Der US-Amerikaner Charles Kettering meldet das US-Patent Nr. 1150523 an, den elektrischen Starter für das Automobil. Kettering hat den automatischen Starter nicht gerade erfunden, aber er hat ihn für Autos der damaligen Zeit zum Laufen gebracht. Frühe Automobile erforderten, dass eine Person den Motor von Hand ankurbelte, um ihn zu starten. Zwischenfälle führten oft zu gebrochenen Händen, Handgelenken oder sogar Schultern. Kettering findet eine Lösung, um den elektrischen Anlasser für Verbrennungsmotoren serientauglich zu machen, und er erfindet die elektrische Fahrzeugbeleuchtung. Insgesamt ist Kettering Inhaber von mehr als 300 Patenten. Er gründet die Dayton Engineering Laboratories Company (Delco), welche 190 an General Motors verkauft wird. Zwei bekannte Zitate von ihm ist: „In einer Fünftelsekunde kannst du eine Botschaft rund um die Welt schicken. Aber es kann Jahre dauern, bis sie von der Außenseite eines Menschenschädels nach innen dringt“ und „Ich interessiere mich sehr für die Zukunft, denn ich werde den Rest meines Lebens in ihr verbringen“.

 

08/1911 – Da die Herstellung von Automobilen inzwischen der Hauptgeschäftszweig sind, wird die Benz & Cie. Rheinische Gasmotorenfabrik AG erneut umbenannt. Nun lautet der Firmenname Benz & Cie, Rheinische Automobil- und Motorenfabrik AG.

 

07.09.1911 – Der St. Pauli-Elbtunnel wird in Hamburg eröffnet – in Abgrenzung zum seit 1975 bestehenden Neuen Elbtunnel heute auch Alter Elbtunnel genannt. Er unterquert die Norderelbe auf einer Länge von 426,5 Metern und verbindet mit zwei Tunnelröhren die nördliche Hafenkante bei den St. Pauli-Landungsbrücken (Nordeingang) mit der Elbinsel Steinwerder (Südeingang). Er wird als öffentlicher Verkehrsweg sowohl von Fußgängern und Radfahrern als auch eingeschränkt von Kraftfahrzeugen genutzt. Bei seiner Eröffnung gilt er als technische Sensation und steht heute unter Denkmalschutz und gilt seit 2011 als Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland.

 

03.11.1911 – An diesem Tag beginnen William C. Durant, der Begründer der General Motor Car Company, und der in der Schweiz geborene, französisch-stämmige Rennfahrer Louis-Joseph Chevrolet eine Zusammenarbeit, die Automobilgeschichte schrieb. Sie gründen die Chevrolet Motor Car Company. Diese nimmt bald darauf mit der finanziellen Unterstützung der Geldgeber William Little und Dr. Edwin R. Campbell ihre Produktion in Detroit auf. Das prägnante Markenlogo, das ein stilisiertes Schweizer Kreuz darstellt, soll der Legende nach von Louis-Joseph Chevrolet persönlich gestaltet worden sein, um das Heimatland seiner Eltern zu ehren. Das erste Modell des jungen Autoherstellers, der hochpreisige Series C Classic Six, wird von dem technischen Zeichner Etienne Planche unter Anleitung von Louis-Joseph Chevrolet entworfen, jedoch verlässt der erste Chevrolet erst im Jahr 1912 die Fabrik in Detroit. Nach unüberbrückbaren Differenzen zwischen den beiden Gründern über das Design der Autos verkauft Louis-Joseph Chevrolet seine Anteile einige Jahre später an Durant, der die Gewinne aus dem wachsenden Umsatz der Marke, bedingt durch den Erfolg des 1916 produzierten, billigeren Modells namens Series 490 schließlich in den Konzern General Motors investierte. Bereits im Jahr 1917 wird die Marke Chevrolet ein Teil von General Motors und Durant der Präsident dieses Unternehmens.

 

21.12.1911 – Der Bankräuber und Anarchist Jules Bonnet nutzt einen eine Woche zuvor gestohlenen schnellen und luxuriösen Delaunay-Belleville 12 CV, Modell 10 für den ersten Banküberfall, bei dem ein Automobil als Fluchtfahrzeug verwendet wird. Nach einer nicht leichten Jugend, in der Bonnet häufig in Konflikt mit der Justiz gerät und aufgrund seiner anarchistischen Einstellungen seine Stelle bei der Eisenbahn verloren hat, geht er mit seiner Frau nach Genf und arbeitet dort als Mechaniker. Seine Fähigkeiten als Mechaniker führen dazu, dass er bei einem großen Automobilhersteller in Lyon eine Stelle erhält. Auch hier eckt er mit seinem politischen Engagement an und wechselt erneut die Stelle. Von 1906 bis 1907 eröffnet er zwei Mechanikerwerkstätten in Lyon. 1910 geht er nach London und wird dank seiner Talente der Chauffeur von Sir Arthur Conan Doyle, dem berühmten Schriftsteller (Sherlock Holmes). Hier sammelt er Erfahrungen mit großen Wagen – die er später für seine Raubzüge favorisiert. Bonnet und seine Bande schießen bei ihren Überfällen rücksichtslos auf Angestellte, Passante und Polizisten, wobei Bonnet in der Regel als Fahrer im Fluchtfahrzeug sitzt. Am 14.05.1912 wird er mit Komplizen in einem Haus in Nogent-sur-Mame eingekesselt und von einer „kleinen Armee“ belagert. Schließlich wird das Haus gesprengt und anschließend gestürmt. Dabei wurde Bonnet tödlich verletzt.

 

 

1912

 

24.02.1912 – Im Kieler „Hotel Germania“ wird unter dem Vorsitz des Freiherrn Robert Weber von Rosenkranz der Schleswig-Holsteinische Automobil-Club e.V. (S.H.A.C.) mit Sitz in Kiel gegründet. Der neue Verein ist ein in Schleswig-Holstein regional agierender Automobilclub und Korporativ-Club des Automobilclub von Deutschland (AvD) und der erste landesweite Automobilclub in Schleswig-Holstein. Prinz Heinrich von Preußen übernimmt unmittelbar nach der Gründung das persönliche Protektorat über den Club. Die Übernahme dieses Protektorats ist eine entscheidende Weichenstellung für die Selbständigkeit des Clubs. Am 1. Februar 1913 beschließt die Mitgliederversammlung den Anschluss des S.H.A.C. an das Kartell des Kaiserlichen Automobil-Clubs (K.A.C., heute AvD). Folgende Arbeitsgruppen werden gebildet, die die Arbeit des Clubs ausführen sollen: Versicherungskommission, Straßenverkehrskommission, Chauffeur-Kontrollkommission, Rechtskommission, Sportkommission und Abzeichenkommission. Gründungszweck ist die Erhöhung der Sicherheit des Fahrens und die Mitarbeit an der Vermeidung von Unglücksfällen durch Besserung der Ordnung des Fuhrwerkverkehrs auf den Landstraßen, durch Anbringung von Warnschildern und durch Überwachung der Fahrer und Chauffeure sowie ferner die Wahrnehmung der Interessen der Schleswig-Holsteinischen Automobil-Besitzer. Eine noch heute gültige Regel der heutigen Straßenverkehrszulassungsordnung geht auf eine Forderung des S.H.A.C. von 1928 zurück, der S.H.A.C. forderte die Ausstattung von Lastkraftwagen mit „Schalltrichtern“, heute würde man Hupe sagen. Besondere Erwähnung verdienen die Verkehrsbeobachtungsfahrten, anlässlich derer Clubmitglieder des S.H.A.C. aus den Regionen jeweils Vertreter von Polizei, Staatsanwaltschaft und der Baubehörden in ihre Wagen einladen, um Missstände und Gefahrenstellen entlang der gefahrenen Strecken anzusprechen und auszuräumen – ein Verfahren, das sich auch heute sehr empfehlen würde. Im Zuge der nationalsozialistischen Gleichschaltung wird der S.H.A.C. zum 31.12.1933 zwangsaufgelöst. Die Wiedergründung des S.H.A.C. erfolgte am 05.01.1953 im Kieler Yacht-Club.

 

03/1912 – Der Zentrumspolitiker Michael Krings stellt im März 1912 eine Anfrage zur gesundheitsgefährdenden Staubbelästigung durch den Bahn- und Autoverkehr. Der damalige Direktor im Reichsamt des Inneren, Theodor Lewald antwortet auf die Frage, dass die Hauptursache die schlechten deutschen Straßenverhältnisse seien und durch Baumaßnahmen eine Verbesserung erzielt werden könne. Außerdem wolle er bei einem der nächsten internationalen Verkehrskongresse eine Diskussion anstoßen, um dieses Thema zu erörtern.

 

04/1912 – Die für die Produktion von Milchzentrifugen, Buttermaschinen und Waschmaschinen bekannte Firma Miele & Cie. KG beginnt mit der Produktion von Automobilen. Bis Februar 1914 entstehen knapp 50 Fahrzeuge der Typen Miele K 2 und Miele K 3. Beide Fahrzeuge waren technisch identisch und wurden von einem Vierzylinder-Viertakt-Reihenmotor mit 2.292 ccm Hubraum angetrieben. Dies entsprach 9 Steuer-PS. Die Motorleistung beträgt 28 PS. Die Höchstgeschwindigkeit für eine viertürige Torpedoausführung wird mit 70-80 km/h angegeben. Neben dieser Ausführung stehen beim Modell K 3 auch viersitzige Landaulets und zweisitzige Lieferwagen zur Wahl. Bei dem Modell K 2 wird auf Wunsch zusätzliche auch eine viersitzige Limousine gefertigt. Heute existiert nur noch ein Exemplar des K 3, der im Miele-Museum in Gütersloh ausgestellt ist

 

26.08.1912 – Der Motocycles Club de France organisiert den ersten Grand Prix de France für Motorräder. Der Automobile Club de France (ACF) und die britische Auto-Cycle Union (ACU), die sich zur damaligen Zeit als führenden Instanz für die Durchführung von Motorsport-Veranstaltungen sehen, betrachten dieses Rennen und die aus ihrer Sicht schlechte Organisation mit großem Argwohn und sanktionieren anschließend die teilnehmenden Piloten. Die befahrene Strecke hat eine Länge von etwa 30 km und erstreckt sich zwischen Fontainebleau, Arbonne-la-Forêt, Achères-la-Forêt und Ury. Das Rennen wird über 15 Runden ausgetragen, es siegt der Brite Oliver Godfrey auf Indian. Auch 1913 und 1914 wird das Rennen durchgeführt.

 

08.12.1913. Bei Habay-la-Neuve stirbt bei einem Jagdunfall der belgische Automobilrennfahrer und Konstrukteur von Elektroautomobilen. Seinen ersten Rekord erfährt Jenatzy aber am 17. Januar 1899 mit 66,66 km/h auf einem CGA Dogcart, was ihn zum zweiten Rekordinhaber nach dem Erstrekord von Gaston de Chasseloup-Laubat macht. Nachdem er erneut von Chasseloup-Laubat übertroffen wurde, erringt er wieder mit dem Elektroauto CGA-Dogcart seinen zweiten Rekord am 27. Januar 1899 mit 80,35 km/h. Damit ist er also auch der vierte Inhaber des Landgeschwindigkeitsrekords. Jenatzy, der aufgrund seines roten Bartes und seines verwegenen Fahrstils der „Rote Teufel“ genannt wird, beginnt Ende des 19. Jahrhunderts mit dem Bau eigener Fahrzeuge, mit denen er vor allem den Geschwindigkeitsweltrekord erreichen will. Im April 1899 hat er mit seinem selbst gebauten, zigarrenförmigen Elektroauto „La Jamais Contente“ den Rekord auf 105,88 km/h verbessert, ein Rekord, der drei Jahre Bestand haben soll. Er verliert ihn erst am 13. April 1902 an Léon Serpollet mit seinem Dampfwagen Œuf de Pâques. 1903 kommt Jenatzy zu Mercedes, er wird 14. beim abgebrochenen Rennen Paris–Madrid 1903 und verschafft mit seinem Sieg beim Gordon Bennett-Cup 1903 der deutschen Marke ihren ersten internationalen Sieg. Beim Gordon-Bennett-Rennen 1904 in Homburg wird er Zweiter, hat allerdings großes Glück, als ihn bei einem Bahnübergang ein Zug um Zentimeter verfehlt. Nach diesem Schock ist seine Fahrkunst nie mehr so gut wie vorher. Mit Mors und Mercedes versucht er sich bis 1910 bei Autorennen, Erfolge stellen sich nicht mehr ein. Am 8. Dezember 1913 stirbt Camille Jenatzy bei einem Jagdunfall durch einen Schuss von Alfred Madoux, dem Direktor des Journals „L’Etoile Belge“. Sein Talent, Tiergeräusche nachzuahmen, wird ihm zum Verhängnis.

 

14.12.1912 – Die Féderation Internationale des Clubs Motocyclistes beschließt eine internationale Klassifikation für Cyclecars im Motorsport, die in Großbritannien, Kanada, den USA, Frankreich, den Niederlanden, Belgien Italien, Österreich und Deutschland gilt. Man führt zwei Klassen ein: Die Große Klasse mit einem Maximalgewicht von 350 kg, maximalem Hubraum von 1100 ccm und eine minimale Reifenbreite von 60 mm. Die Kleine Klasse hat ein Gewicht von minimal 150 kg und maximal 300 Kg, einen Hubraum von höchstens 750 ccm und eine minimale Reifenbreite von 55 mm. Als Cyclecars bezeichnet man kleine, in der Regel billige Automobile, die hauptsächlich zwischen 1912 und Ende der 1920er Jahre gebaut werden. Die Abgrenzung zu größeren Automobilen wird durch Gewicht, Hubraum und Reifengröße festgelegt. Meist werden sie von Einzylindermotoren, V2-Maschinen und selten durch Vierzylindermotoren angetrieben. Oft waren sie luftgekühlt und ursprünglich für Motorräder bestimmt. Das Cyclecar steht zwischen Motorrad und Automobil und war mit leichten Aufbauten ausgestattet, in denen häufig zwei Passagiere hintereinander sitzen konnten. Komfort und Wetterschutz waren minimal. Es gab verschiedene Konstruktionen und Antriebsarten, wie zum Beispiel Dreiräder, Riemen- oder Kettenantrieb, gelegentlich auf ein Rad, um das Differenzial einzusparen. Das Erscheinen der Cyclecars war eine Reaktion auf die geringeren Kraftfahrzeugsteuern und Zulassungsgebühren für leichte, schwach motorisierte Automobile. Anfang der 1920er Jahre waren die Tage der Cyclecars auch in Europa gezählt. Massenhersteller wie Ford oder Citroën konnten die Verkaufspreise ihrer Autos so weit senken, dass sie ebenfalls unter denen der üblicherweise kleinen Cyclecar-Hersteller lagen. Auch in Europa wurden erschwingliche Autos wie der Citroën 5 CV, der Austin 7 oder der Morris Cowley angeboten. Der Cyclecar-Boom war vorbei. Die meisten Cyclecar-Hersteller schlossen ihre Tore. Einige Firmen überlebten, indem sie zur Motorradfertigung zurückkehrten.

 

 

1913

 

15.01.1913 – Lionel Martin und Robert Bamford gründen im Westen Londons an der Callow Street ihre gemeinsame Automobilfirma Bamford & Martin Ltd. und beginnen einen kleinen Handel mit Fahrzeugen der Marke Singer. Mit diesen Wagen nimmt Lionel Martin an verschiedenen Rennen Teil, beschließt dann jedoch, selbst bessere und renntaugliche Fahrzeuge herzustellen. Nachdem er im Mai 1914 auf einem von ihm getunten Singer h.p. das Aston-Hill-Climb Bergrennen gewinnt, entsteht der Idee für den Namen einer eigenen Fahrzeugkonstruktion: Aston-Martin. Im darauffolgenden Jahr wird das erste Automobil mit dem Markennamen Aston-Martin gebaut. Die Marke erhebt den Anspruch, Rennwagen für die Straße zu bauen, und beteiligt sich daher von Beginn an intensiv am Autorennsport. Robert Bamford verlässt das Unternehmen, da er wenig Interesse an der geplanten Serienfertigung von Automobilen hat.1925 geht die Firma in Konkurs.

 

25.01.1913 – Erstes Patent vom Osnabrücker Wilhelm Karmann beim Deutschen Patentamt unter dem Titel „Anschlag zur Bewegungsbegrenzung und Abstandssicherung des Haupt- und Hilfsspriegels an hinteren Klappverdecken für Motorwagen“.

 

01.04.1913 – Die Subventionsbestimmungen in Deutschland werden geändert und es dürfen nur noch Lkw bis zu 3,5 Tonnen Nutzlast und 35 PS gebaut werden. Eine Vereinheitlichung der Lkw-Ausstattung wird vorgeschrieben, zum Beispiel Anhängerkupplung, elektrischer Anlasser und die gleiche Antriebskette. 2008 waren die Subventionsprogramme für die Kriegsmaterialbeschaffung der Nutzfahrzeugindustrie aufgelegt worden.

 

25.04.1913 – Im Deutschen Reich müssen ab diesem Tag alle LKW Gummireifen besitzen. In der Kraftfahrzeugverkehrsordnung sind Eisenreifen nun verboten, um die infolge des höheren Gewichts von Nutzlasttransporten zunehmenden Straßenschäden einzudämmen.

 

05/1913 – Der in Ohio geborene Ingenieur Harry C. Stutz schließt seine beiden Unternehmen, die 1910 gegründete Stutz Auto Parts Company und die 1911 gegründete Ideal Motor Company zur Stutz Motor Company of America. In den folgenden Jahren beschäftigt er sich mit der Weiterentwicklung seines Roadsters „Bearcat“. 1916 wandelt Stutz seine Firma in eine Aktiengesellschaft um, um weiteres Kapital für eine neue Produktionsstätte sowie die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung zu generieren. 1919 wird die Company vom Hauptanteilseigner Alla Ryan übernommen, muss zwei Jahre später jedoch Insolvenz anmelden. Nun wird die Firma von einer Gruppe von Finanzinvestoren übernommen. Mitte der 1920er Jahre wird die Produktion von Roadstern zu Gunsten luxuriöser Limousinen eingestellt. Es werden mehrere Modelle präsentiert, die weiterhin einen sportlichen Charakter haben. Die Weltwirtschaftskrise treibt die Company an den Rand des finanziellen Ruins, außerdem verlangt die zahlungskräftige Kundschaft mehr nach komfortablen Automobilen, was Stutz nicht bietet. Die Produktionszahlen gehen immer weiter zurück und am 03.07.1937 beantragt die Stutz Motor Company die Eröffnung des Insolvenzverfahrens.

 

25.07.1913 – Die nationale Zulassungsbehörde erteilt ihre Zulassung für den Renault DT, das zweite Modell aus der Serie 40 CV. Bei diesem Fahrzeug der Oberklasse befindet sich ein wassergekühlter Sechszylindermotor mit 7.540 ccm Hubraum und 31 PS unter der großen Fronthaube. Die Höchstgeschwindigkeit wird je nach Übersetzung mit 67 bis 86 km/h angegeben. Zur Wahl stehen ein Doppelphaeton und ein Roadster. 1914 folgt der Nachfolger Renault Type ES.

 

18.08.1913 – In Carlisle, Großbritannien, startet mit der 1. Internationalen Sechstagefahrt die erste durch die Fédération Internationale des Clubs Motocyclistes (FICM) ausgeschriebene Motorradsport-Wettkampf. Der britische und der französische Verband melden jeweils eine Nationalmannschaft an. Insgesamt sind 162 Fahrer, neben drei Franzosen nur Briten, angemeldet. Gestartet wird in drei Klassen, die Fahrer müssen mindestens 60 kg wiegen, notfalls ist Ballast mitzuführen.

 

29.09.1913 - Rudolf Diesel stirbt unter ungeklärten Umständen. Zuletzt sieht man ihn lebend an Bord des Fährschiffes "Dresden" auf dem Ärmelkanal. Seine Leiche wird am 10.10.1913 im Wasser treibend gefunden.

 

07.10.1913 – Henry Ford führt zur Herstellung des Modell T zunächst im Probebetrieb die Fließbandfertigung ein.

 

08.12.1913 – Im Alter von 47 Jahren stirbt der belgische Automobilrennfahrer und Konstrukteur von Elektroautos Camille Jenatzy. Als Fahrer ist er dreimaliger Inhaber von Landgeschwindigkeitsrekorden, der bei seinem dritten Rekord, den er auch als Konstrukteur gewinnt, als erster Mensch mit einem Landfahrzeug – dem Elektroauto La Jamais Contente – über 100 km/h fährt. Seine Karriere startet er auf Mors, wechselt 1903 zu Mercedes und verschafft mit seinem Sieg beim Gordon-Bennett-Cup der deutschen Marke ihren ersten internationalen Sieg. Ein Jahr später wird er Zweiter. Dabei verfehlt ihn auf einem Bahnübergang ein Zug nur um Zentimeter. Nach diesem Schock sind seine Fahrkünste nie wieder so gut wie vorher. Zwar versucht er sich bis 1910 mit Mors und Mercedes bei Autorennen, doch bleiben diese erfolglos. Am 08.12.1913 stirbt Jenatzy bei einem Jagdunfall durch einen Schuss von Alfred Madoux, dem Direktor des Journals L’Etoile Belge. Sein Talent, Tiergeräusche nachzuahmen, wird ihm dabei zum Verhängnis.

 

 

1914

 

05.01.1914 - USA 1914 – Von der Ford Motor Company wird der Acht-Stunden-Arbeitstag (ab dem 12.01.1914) und ein Mindestlohn von fünf US-Dollar pro Tag angekündigt.

 

10.01.1914 – Alberto Garelli bezwingt mit einem selbst gebauten Motorrad den 1925 Meter hohen, tief verschneiten Pass von Mont Cenis in der Nähe von Moncenisio bei klirrender Kälte – ein Unternehmen, das zur damaligen Zeit als unmöglich galt.

 

14.01.1914 – Henry Ford lässt die Produktion des Ford Model T auf Fließbandfertigung umstellen. Dadurch kann der Preis pro Fahrzeug deutlich gesenkt werden.

 

10.04.1914 – Mit einem selbst gebauten Motorrad bezwingt Alberto Garelli den 1925 Meter hohen, tief verschneiten Pass von Mont Cenis in der Nähe von Moncenisio (Italien) bei klirrender Kälte. Zur damaligen hat man so ein Unternehmen für unmöglich gehalten.

 

28.06.1914 – Beim Attentat von Sarajewo werden der Thronfolger Österreich-Ungarns, Erzherzog Franz Ferdinand, und seine Frau Sophie Chotek, Herzogin von Hohenberg, von Gavrilo Prinzip, einem nationalistischen Serben, erschossen. Das Fahrzeug, in dem der Thronfolger und seine Frau saßen, befindet sich heute im Herresgeschichtlichen Museum in Wien. Dabei handelt es sich um einen Doppelphaeton des österreichischen Herstellers Gräf & Stift mit der Wiener Zulassungs-Nummer A III-118. Das Fahrzeug besitzt einen Vierzylinder-Motor mit 28/32 PS (Motor-Nr. 287). Das Automobil gehörte Graf Harrach, einem Freund der kaiserlichen Familie, der am 15.12.1910 vom Hersteller an Harrach ausgeliefert wurde. Das Attentat gilt als Auslöser des Ersten Weltkrieges.

 

04.07.1914 - Beim Grand Prix von Frankreich in Lyon triumphiert Mercedes dreifach. Sieger ist Christian Lautenschlager vor Louis Wagner und Otto Salzer. Alle drei fahren einen Mercedes 4,5 Liter-Vierzylinder-GP Typ mit 115 PS.

 

05.08.1914 - In Cleveland, USA, wird mit dem Simplex Traffic Signal die erste elektrische Verkehrsampel Nordamerikas errichtet. Sie hatte nur zwei Farben (rot und grün) und wird noch im gleichen Jahr patentiert. Die Ampel wird an allen vier Ecken der Straßenkreuzung East 105th Street und Euclid Avenue, einer wichtigen Ausfallstraße entlang des Eriesees in Richtung Nordost nach Buffalo, aufgestellt. Die Anfertigung der ersten Geräte geht auf Polizeihauptwachtmeister William Potts zurück, wenig später werden diese von vielen Herstellern nachgebaut. Die ersten dreifarbigen Lichtsignalanlagen kommen 1920 in Detroit und New York.

 

09/1914 – Der US-amerikanische Autobauer Cadillac präsentiert den mit einem V8-Motor ausgestatteten Type 51 als Nachfolger der auf auf dem Model Thirty basierenden Modelle. Zugleich erfolgt die Umstellung von Rechts- auf Linkslenkung. Auf einem Leiterrahmen mit einem Radstand von 310 cm bietet Cadillac neun verschiedene Aufbauten an, vom zweisitzigen Roadster über den fünf- bis siebenplätzigen Tourenwagen bis zum geschlossenen Imperial Sedan mit 7 Plätzen. Angetrieben werden alle diese Ausführungen von einem neuen 5,15 Liter großen, V8-Motor mit Wasserkühlung, paarweise gegossenen Zylindern, Aluminium-Kupfer-Motorblock und stehenden Ventilen. Die Kraftübertragung besorgt ein Dreiganggetriebe. 1916 folgt der Type 53 mit einer leicht veränderten Karosserie und weiteren Sonderaufbauten, 1917 der Type 55 mit weiteren kleinen Änderungen wie einer leicht nach hinten geneigten Windschutzscheibe und 1918/1919 wird der Typ 57 gebaut. Dieser erhält nicht nur ein komplett neues Dreiganggetriebe, sondern als erstes Automobil auch über mechanisch betriebenes Kurvenlicht. Außerdem wächst das Modellprogramm auf 17 verschiedene Varianten an. Mit dem Type 59 folgt 1920/1921 die nächste Generation. Nun werden nur noch zehn Varianten angeboten. Die letzte Version der Baureihe ist 1922/1923 der Type 61. Insgesamt entstehen von der Baureihe Type 51/61 160.033 Exemplare. Im September 1923 folgt die Baureihe V-63 (1923 bis 1925).

 

10/1914 – Der US-Amerikaner Abner Doble gründet die Abner Doble Motor Vehicle Company in Waltham in Massachusetts. Hier entsteht bis 1915 nur ein Prototyp. Unterfinanzierung wird als Grund für den Misserfolg angegeben. Abner Doble (1895–1961) hat bereits 1910 einen Dampfwagen gebaut. Ab 1910 ist er am Massachusetts Institute of Technology. Dort stellt er ab 1914 fünf Fahrzeuge her, von denen er vier verkauft. Der Markenname lautet Doble. 1916 trifft Doble auf C. L. Lewis, der mit seiner Consolidated Car Company den Abbott-Detroit herstellt. Doble gründet die General Engineering Company in Detroit in Michigan. Lewis unterstützt ihn dabei. Ein neues Fahrzeug wird auf der New York Automobile Show präsentiert und erhält großen Zuspruch. Das Unternehmen erhält 50.000 Anfragen von Personen, die Teilhaber oder Händler werden wollen. Innerhalb von drei Monaten gehen 11.000 Bestellungen ein. Kurz nach Beginn der Serienproduktion sorgt die kriegsbedingte Beschränkung von Rohstoffen, insbesondere Stahl, für enorme Probleme. 1919 verkauft Doble seine Fertigungsrecht und gründet 1920 die Doble Steam Motors Corporation in San Francisco, Kalifornien. Seine Brüder John und Warren sind ebenfalls daran beteiligt. 1922 entsteht ein Doble-Simplex genannter Prototyp auf einem Fahrgestell von der Jordan Motor Car Company. 1923 wird ein Werk in Emeryville, Kalifornien, bezogen. Die jährliche Produktionskapazität ist mit 300 Fahrzeugen angegeben. Die Verkäufe der Luxusautos laufen allerdings schleppend. Die Weltwirtschaftskrise kommt dazu. Im April 1931 folgt die Liquidation. In Kalifornien werden etwa 45 Fahrzeuge hergestellt. Im Angebot stehen ausschließlich Dampfwagen. Das Model A von 1914 hat einen Dampfmotor mit zwei Zylindern und 25 PS Leistung. Der Radstand beträgt 338 cm. Als Aufbauten sind Tourenwagen und Roadster überliefert. Nach den Modellen B (1915, Prototyp), Modell C (1916-1917), Model D (1920) kommt 1923 der Series E ins Sortiment. Dieser wird bis 1931 gebaut, vermutlich 12 Exemplare entstehen. Das letzte Modell Series F verkufte sich noch schlechter.

 

14.11.1914 - Der erste Dodge rollt in Detroit vom Band, der Dodge Old Betsy. Die Firma der Brüder John Francis und Horace Elgin Dodge baute teurere, aber auch technisch ausgereiftere Fahrzeuge als die Konkurrenz von Ford, für die Dodge vorher produzierte.1920 starben die Brüder an der Spanischen Grippe, die Firma Dodge wurde 1928 von der Chrysler Group übernommen.

 

01.12.1914 - In Bologna wird die Officine Alfieri Maserati von den fünf Brüdern Alfieri, Bindo, Carlo, Ernesto und Ettore Maserati gegründet. Als Markenzeichen wählen sie den Dreizack, der dem Neptunbrunnen von Bologna entstammt und von dem weiteren Bruder Mario Maserati entworfen wurde. Zunächst beschränkte Maserati sich ausschließlich auf den Bau von Rennwagen. 1937 wurde die Firma in das Industrieimperium von Graf Adolfo Orsi eingegliedert. 1942 (bis 1955) begann man mit dem Bau von Lastwagen (mit Elektromotor). Mit dem Maserati A6 baute Maserati 1946 das erste Serienfahrzeug. Auch weiterhin war man vor allem mit Rennwagen erfolgreich. 1957 gewann Juan Manuel Fangio mit dem Maserati 250 F seinen fünften Weltmeistertitel. In den 60'ern war der Tipo 6 "Birdcage" eines der berühmtesten Rennfahrzeuge. Heute gehört Maserati zu den exklusivsten Sportwagenherstellern und gehört - wie auch Ferrari - zum Fiat-Konzern.

 

08.12.1914 – Der US-amerikanische Elektroingenieur Miller Reese Hutchinson (1876-1944) erhält das Patent für das Klaxon – die erste elektrischmotorische Hupe. Erste Automobile wurden damit bereits im Jahr 1908 ausgestattet. Das Klaxon funktioniert zunächst jedoch nur bei eingeschaltetem Motor. Da viele Automobilisten seinerzeit bei steilen Bergabfahrten den Motor ausschalten, führen viele Fahrer noch bis Ende der 1920er Jahre weiterhin die bewährten Ballhupen mit. Später wird das Klaxon von einem Akkumulator gespeist, so dass es auch bei ausgeschaltetem Motor funktioniert. Hutchison hat zuvor bereits unter anderem mehrere Hörgeräte entwickelt, darunter das erste transportable Hörgerät, das unter dem Namen Acousticon vermarktet wird. 1908 erwirbt die Lovell-McConnell Manufacturing Company von Hutchison eine Lizenz für die Produktion des Signalgebers und vertreibt das Gerät fortan unter dem Markennamen Klaxon, abgeleitet von dem altgriechischen Wort κλάζειν klázein („schreien, bellen, brüllen“). Anlässlich einer Automobilausstellung im Madison Square Garden im Januar 1908 rühmt sich der New Yorker Bürgermeister George B. McClellan junior, sein Automobil sei dank eines eingebauten Klaxons das lauteste der ganzen Stadt. Ein meist Mark Twain zugeschriebener Ausspruch unterstellt Hutchison, er habe das Klaxon nur erfunden, um die Leute taub zu machen, damit sie sein Acousticon kaufen müssten.

 

 

1915

 

02.01.1915 - in Neuilly-sur-Seine stirbt im Alter von 65 Jahren der französische Unternehmer Armand Peugeot und gilt als Pionier und Visionär des Automobilbaus. Nachdem er zunächst mit dem Bau von Fahrrädern begonnen hatte, präsentierte Peugeot 1889 auf der Weltausstellung in Paris das erste dampfgetriebene Dreirad. Er gilt als Pionier und Visionär des Automobilbaus. 1885 gründete er bereits die Société des Automobiles Peugeot.

 

07.03.1915 - Aus den Anfang des Jahres in Konkurs gegangenen Flugmaschinenwerken von Gustav Otto gehen die Bayerischen Flugzeugwerke hervor. Der Tag gilt als das offizielle Gründungsdatum der späteren Bayerischen Motoren Werke (BMW).

 

20.08.1915 - In Friedrichshafen wird der Zahnradfabrik GmbH gegründet. Sie stellt Zahnräder und Getriebe für Luftfahrzeuge, Motorwagen und -boote her. Von Beginn ist auch die Herstellung von Fahrzeuggetrieben geplant. Gründer der Firma sind die Luftschiffbau Zeppelin GmbH und die Max Maag Zahnradfabrik. Heute ist die ZF Friedrichshafen AG der drittgrößte deutsche Automobilzulieferer mit 230 Standorten in rund 40 Ländern und knapp 140.000 Mitarbeitern.

 

19.09.1915 - In Wahren bei Leipzig wird die Dux Automobil-Werke AG gegründet; der Hersteller von kleinen bis mittleren Lastkraftwagen sowie Personenkraftwagen geht aus der Automobilbauabteilung der Polyphon Musikwerke hervor.

 

 

1916

 

29.02.1916 - Der US-amerikanische Bauingenieur Arthur Hale erhält ein Patent für das von ihm erfundene Autobahnkreuz in Kleeblattform. 1936 wurde das Schkeuditzer Kreuz bei Leipzig als erstes Autobahnkreuz Europas in Betrieb genommen und 1938 fertiggestellt.

 

07.03.1916 - Mitten in der Zeit des Ersten Weltkriegs wird mit BMW ein deutscher Automobilkonzern gegründet, der bis heute zu den erfolgreichsten der deutschen Autogeschichte zählt. Die Bayerischen Motoren Werke AG gehen 1916 aus den Rapp-Motorenwerken hervor. Jedoch erscheint erst 1928 das erste BMW-Automobil, ein auf dem britischen Austin 7 basierender Dixi. Die Dixi-Werke waren zuvor von BMW übernommen worden. In seiner Anfangszeit stellt BMW erst Flugzeuge her und beginnt in den frühen zwanziger Jahren die Produktion von Motorrädern. Erst in den späten fünfziger Jahren etabliert sich BMW als einer der führenden deutschen Automobilkonzerne.

 

08.04.1916 – Im kalifornischen Riverside verstirbt der US-amerikanische Automobilrennfahrer Robert „Bob“ Burman. „Wild Bob“ Burman zählt zu den Pionieren der Open-Wheel-Rennen in den Vereinigten Staaten. Berühmtheit erlangt er vor allem durch zahlreiche Geschwindigkeitsrekorde, 24-Stunden-Fahrten, Match Races und Demonstrationsfahrten. Burman wächst in einfachen, ländlichen Verhältnissen in Imlay City auf. Mit 17 Jahren verlässt er Imlay City und findet in Jackson, Michigan eine Anstellung in den dortigen Durant-Dort-Kutschenbauwerken von William Durant, der auch die Mehrheit an der Buick Motor Company hält. Die Anlagen in Jackson werden bald für die Herstellung von Buick-Automobilen benötigt. Burman wird anfänglich beschäftigt, um die Motoren der Fahrzeuge anzumalen, später darf er sie testen. Im Juni 1904 fährt er den ersten in Jackson fertiggestellten Buick aus der Montagehalle. Im Rahmen seiner Anstellung als Chef-Testfahrer bei der Jackson Automobile Company bekommt er 1906 die Gelegenheit, bei einigen Automobilrennen anzutreten und ist dabei recht erfolgreich. 1908 wird er von General-Motors-Gründer William Durant zusammen mit den Chevrolet-Brüdern Arthur und Louis als Fahrer für die neu aufgestellte Buick-Rennabteilung verpflichtet. Burman gewinnt für Buick am 19.08.1909 das Prest-O-Lite Trophy Race auf dem wenige Tage zuvor eröffneten Indianapolis Motor Speedway. Das Rennen gilt als Vorläufer des ab 1911 veranstalteten 500-Meilen-Rennens von Indianapolis. Am 23.04.1911 verbessert Burman auf dem Blitzen-Benz Nr. 2 in Daytona Beach mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 141,73 mph (228,09 km/h) über eine Distanz von 1,006 km den Landgeschwindigkeitsrekord. 1913 zählt Burman zu den Favoriten beim 500-Meilen-Rennens von Indianapolis. Er liegt 41 Runden lang in Führung, jedoch gerät sein Keeton in der 55. Runde in Brand. Er kann den Wagen reparieren und wird mit zehn Runden Rückstand als Elfter abgewunken. Am 08.04.1916 startet Burman auf einem Peugeot beim Corona Road Race in Corona, Kalifornien. Das Rennen findet auf dem kreisförmigen, knapp 4,5 km langen Grand Boulevard in der Stadtmitte statt. Burman liegt fast das gesamte Rennen in Führung, als in der Schlussphase bei etwa 160 km/h ein Rad seines Wagens bricht. Das unkontrollierbar gewordene Fahrzeug schleudert nach außen von der Strecke, überschlägt sich, prallt in die Zuschauermenge und kommt an einem Telefonmast zum Stehen. Burman und sein Beifahrer Erick Schrader werden beim Überschlag aus dem Wagen geschleudert. Schrader und William Henry Speer, ein Polizist, der die Strecke absichert, sind auf der Stelle tot, mehrere Zuschauer werden schwer verletzt. Burman wird nach Riverside in ein Krankenhaus gebracht, wo er kurz nach der Ankunft stirbt.

 

28.04.1916 - Der spätere italienische Ingenieur, Unternehmer, Automobil- und Hubschrauber-Konstrukteur Ferruccio Lamborghini wird in Renazzo geboren. Nach dem Zweiten Weltkrieg baut er alte Militärfahrzeuge zu Traktoren um und gründet 1949 seine Firma "Lamborghini Trattice". Später gründet er die "Lamborghini Bruciatori" und baut zusätzlich Heizungen und Klimageräte. Anfang der sechziger Jahre beschließt er, Sportwagen zu bauen. 1963 eröffnet er die Automobilfabrik "Automobili Ferruccio Lamborghini S. p. A." und liefert 1964 sein erstes Auto, einen Lamborghini 350 GT, aus. Danach folgen Legenden wie der Miura, der Countach oder der Diablo. Am 20.02.1993 stirbt Ferruccio Lamborghini im Alter von 76 Jahren.  Heute gehört die Automobilmarke Lamborghini zur Volkswagen-Tochter Audi AG.

 

04.07.1916 - Um die als Touristenattraktion gebaute Straße zum Pikes Peak bekannter zu machen, wurde 1916 der erste Pikes Peak International Hill Climb veranstaltet. Bekannt wurde es in Deutschland durch die sensationelle Fahrt von Walter Röhrl. Der 1987 mit einem Audi Sport quattro E2 Pikes Peak als erster Fahrer unter 11 Sekunden blieb.

 

 

1917

 

1/1917 - Auf der New York Auto Show im Grand Central Palace präsentiert Studebaker eine vergoldete Limousine des Typs Series 18 Town Car. Sämtliche Metallteile sind mit 11,3 Kilo 24 karätigem Gold überzogen. Das Fahrzeug kostet 25.000 US-Dollar.

 

17.04.1917 - Henry Ford gründet in Cork das Zweigwerk Henry Ford & Son und begründet damit die Automobilindustrie in Irland.

 

10/1917 – Die Automobil-Enthusiastin Charlotte Brigdwood, erhält das Patent auf den ersten elektrisch betriebenen Scheibenwischer, den sie „Electric Windshield Cleaner“ nennt. Bis dahin mussten die 1905 von Mary Anderson erfundenen manuellen Scheibenwischer über Hebel betätigt werden. Das Patent läuft jedoch 1920 aus, da Bridgwood keine Anstrengungen bei der kommerziellen Anwendung unternahm. Sie erhält nicht viel Anerkennung für ihre Entwürfe und zwei Jahre später ist Cadillac der erste Automobilhersteller, der die automatischen Scheibenwischer einführt.

 

01.10.1917 – Der italienische Automobilhersteller OM aus Brescia übernimmt die 1903 gegründete Firma Ing. Roberto Züst Fabbrica Italiana di Automobili S.A. aus Mailand, die ab 1906 eine Tochterfirma namens Brixia-Züst S.A. in Brescia und in London eine Importfirma Züst Motors Ltd., die allerdings nur zehn Fahrzeuge absetzen konnte, unterhält. Hervorgegangen ist Züst aus der Gießerei Güller und Züst, die ihren Sitz in Intra am Lago Maggiore hatte. Die ersten Automobile werden unter dem Markennamen Züst ab 1905 gebaut, sie sind an die Mercedes-Fahrzeuge der Daimler-Motoren-Gesellschaft angelehnt. Der Züst 28/45 PS besitzt einen 7,5-Liter-Motor. Ein 11,3-Liter-Motor ist im 40/50 PS verbaut. Die Lastwagen-Produktion folgt 1908. Züst bekommt daraufhin einen Großauftrag über 600 Lastwagen vom italienischen Militär. Im folgenden Jahr wird ein weiteres Personenwagenmodell mit 5,0-Liter-Motor vorgestellt. 1913 wird die Produktion in Mailand eingestellt. Weitaus erfolgreicher ist 1908 die Teilnahme eines Züst 28/45 PS am 20.000 Kilometer langen Rennen um die Welt von New York über Moskau und Berlin nach Paris, bei dem Züst den dritten Platz belegen kann. Züst hat auch weitere Renneinsätze zu dieser Zeit. Während des Ersten Weltkrieges stellt Züst Krankenwagen, Stabsfahrzeuge und Lastwagen für die Armee her. Die letzte Züst-Entwicklung ist der bis Oktober 1917 gebaute 15/25 PS mit 3-Liter-Motor.

 

 

1918

 

05/1918 - Als ihren ersten Pkw stellt die Motorradfabrik Zschopauer Motorenwerke J. S. Rasmussen den DKW P 15 PS vor. Der Kleinwagen wird mit einem auf Wasserkühlung umgestellten Zweizylinder-Zweitakt-Motorradmotor angetrieben. Der Motor hat 600 ccm Hubraum und 15 PS. Die selbsttragende Karosserie besteht aus Sperrholz mit Kunstlederbezug, es gibt ihn als zwei-, drei- und viersitziges Cabriolet oder Roadster. Bis November 1928 entstehen 3008 Fahrzeuge.

 

02.05.1918 - Der Autohersteller Chevrolet Motor Company wird von General Motors gekauft. Die Firma Chevrolet war am 03.11.1911 von Louis Chevrolet gegründet worden, um gegen das Ford T Modell anzutreten. In den 20er Jahren ist Chevrolet der wichtigste Konkurrent des Marktführers Ford, 1927 wird Chevrolet Spitzenreiter.

 

 

1919

 

1919 - Andre Citroen gründet die nach ihm benannte Automobilfirma und bringt im gleichen Jahr noch den Typ A heraus. In Großbritannien wird das erste Modell der in diesem Jahr gegründeten Firma Alvis ein großer Erfolg und in den USA werden der Meisenhelder Roadster, der Paige Roadster, der Pan Model A und der Brisco Model B präsentiert.

 

01/1919 - Die Automarke Bentley Motors Ltd. wird im Januar 1919 im Londoner Stadtteil Cricklewood von Walter Owen Bentley gegründet, der vorher mit seinem Bruder unter dem Namen Bentley & Bentley einen Handel für den französischen Automobilhersteller DFP betrieb. W. O. Bentley ist leidenschaftlicher Rennfahrer und gewinnt einige Rennen mit selbstverbesserten Autos. Neben den Rennerfolgen werden zahlreiche Bentleys mit eleganten Reisekarosserien versehen. Diese Ausführungen sind den Modellen von Daimler oder Rolls-Royce vergleichbar. Die ersten Chassis-Auslieferungen sind ursprünglich für Juni 1920 geplant, verzögern sich aber bis September 1921. Immer wieder wird die Firma von finanziellen Engpässen geplagt. 1925 verhindert Woolf Barnato den Konkurs mit einer Finanzspritze, wird Hauptaktionär und Vorstandsvorsitzender bei Bentley. Immer wieder investiert er, um der Firma das Überleben zu sichern. Doch 1931 lehnt es weitere Investitionen ab. Das hochverschuldete Unternehmen wird an das völlig unbekannte Unternehmen namens British Central Equitable Trust Limited verkauft. Diese agiert im Namen von Rolls-Royce und übergibt Bentley nur wenige Tage nach der Übernahme an Rolls-Royce. W.O. Bentley arbeitet noch bis 1935 in der Bentley-Rennsportabteilung, bis diese von Rolls-Royce geschlossen wird. Danach setzt er seine Kenntnisse erfolgreich bei Lagonda und Aston Martin ein.

 

01.01.1919 - Edsel Ford wird folgt seinem Vater Henry Ford an der Spitze der Ford Motor Company und wird Präsident der Ford Motor Company. Er vertritt die Auffassung, dass ein moderneres Automobil den seit 1908 gebaute Ford Model T ersetzen soll. Doch kann er sich nicht gegen seinen Vater durchsetzen, der immer noch großen Einfluss auf die Firmenpolitik nimmt. Erst 1928 kommt mit dem Model A ein Nachfolger auf den Markt.  1939 gründet er die Marke Mercury und verstärkt die Überseeaktivitäten der Company erheblich. Am 26.05.1943 stirbt Edsel Ford an Magenkrebs.

 

03/1919 – Henri Chapron gründet das Unternehmen Ateliers Henri Chapron, das im Herbst 1920 den Geschäftsbetrieb aufnimmt. Es ist anfänglich in dem Pariser Vorort Neuilly-sur-Seine ansässig; 1923 verlegt Chapron den Sitz ins benachbarte Levallois-Perret, wo das Unternehmen größere, von Gustave Eiffel konstruierte Hallen bezieht. In den ersten Jahren beschäftigt sich das Unternehmen damit, Militärfahrzeuge aus dem Ersten Weltkrieg mit Karosserien zu versehen, die eine zivile Nutzung ermöglichen. Ab 1923 karossiert Chapron gebrauchte und neue Chassis vom Typ Ford Model T mit standardisierten Coupé- und Torpedo-Aufbauten. Wenig später beginnt Chapron mit der Fertigung von Aufbauten für Delage. 1927 ist das Unternehmen so stark gewachsen, dass Chapron 340 Beschäftigte hat und drei Fahrzeuge pro Tag ausliefert. Infolge der Weltwirtschaftskrise sinkt die Zahl der Beschäftigten zu Beginn der 1930er Jahre um etwa die Hälfte, wächst aber in den folgenden Jahren wieder auf das bisherige Niveau. Dazu trägt auch eine geschäftliche Präsenz in Großbritannien bei, die über den Londoner Delage-Importeur sichergestellt wird. 1935 schließt Chapron einen Vertrag mit Delahaye, der die Existenz seines Unternehmens mittelfristig sichert: Delahaye bietet künftig die bei Chapron gefertigten, weitgehend standardisierten Karosserien als Werksaufbauten an. Insbesondere Chaprons Karosserien für den Delahaye 135 erweisen sich als Erfolg. Neben den Kleinserienaufbauten fertigt Chapron weiterhin auf Kundenwunsch einzelne individuelle Karosserien. Der Schwerpunkt liegt auch hier auf Chassis französischer Hersteller. Nach dem Zweiten Weltkrieg nehmen die Ateliers Henri Chapron die Tätigkeit wieder auf und fertigt Coupé- und Cabrioletkarosserien für Delage und Delahaye, der Umfang der Vorkriegsproduktion wird jedoch nicht mehr erreicht. 1953 bzw. 1957 stellen Delage und Delahaye die Automobilfertigung ein. Zusätzlich erschwert der in den 50er Jahren vollzogene Wechsel zu selbsttragenden Karosserien Chapron die Arbeit, da individuelle Aufbauten kaum noch möglich sind. Wieder mehr Aufträge gibt es mit der Markteinführung des Citroen DS, für den Chapron zwischen 1960 und 1972 im Werksauftrag eine Cabrioletversion des DS fertigt. Außerdem entstehen weitere eigenständige Karosserieversionen, durch die Chapron bis 1970 Gewinne erwirtschaften kann. Nach dem Tod Chaprons 1978 fertigt das Unternehmen kaum noch Fahrzeugkarosserien, sondern legt den Schwerpunkt auf die Reparatur von Klassikern. 1985 werden die Ateliers Henri Chapron infolge einer Insolvenz aufgelöst.

 

12.04.1919 – Der US-amerikanische Rennfahrer Ralph DePalma fährt auf dem Daytona Beach Road Course, Florida, mit einem Packard 905 einen neuen Geschwindigkeitsweltrekord mit einer Geschwindigkeit von 149,875 mph (241,2 km/h) über eine Meile.

 

05/1919 - Das erste eigenständige Modell von Bentley wird der Öffentlichkeit vorgestellt: Der Bentley 3 Litre. Allerdings besitzt er zu diesem Zeitpunkt nur eine Motorattrappe. Da die Entwicklung länger als geplant dauert, wird das erste Fahrzeug erst im September 1921 ausgeliefert. Die schnellste Variante, der 3 Litre Super Sports, erreicht die damals prestigeträchtigen 100 Meilen pro Stunde (ca. 160 km/h). 1924 gewinnt ein solches Modell die 24 Stunden von Le Mans. Bentley bietet die Fahrzeuge als Chassis an und verschiedene Karosseriebauer (Bentley empfahl Vanden Plas) fertigen die Aufbauten. Bis 1930 entstehen 1.622 Cassis.

 

06/1919 – Im Stuttgarter Daimler-Werk erscheint die erste deutsche Werkszeitung. Sie entsteht nach dem Vorschlag vom Soziologen Eugen Rosenstock-Huessy. Mit seiner Denkschrift „Über die geistige Sanierung des Daimlerwerks“ hatte er sich als Publizist angeboten. In 14 Monaten erscheinen 19 Ausgaben, bis sie am 25. August 1920 wegen eines Streiks kommunistischer Arbeitergruppen eingestellt wird.

 

23.08.1919 – Auf der dänischen Insel Fanø findet ein von Svend Simmelkjaer ins Leben gerufene Strandrennen („Fanö Löb“)statt. Kurz vorher muss jedoch noch eine an den Strand geschwemmte Mine geräumt werden. Fünf Jahre lang ziehen diese jährlichen Rennen einige der schnellsten Draufgänger ihrer Zeit an. Allos kommt jedoch zu einem plötzlichen Ende, als sich am Wage von Sir Malcom Campbell (bis heute der schnellste Mensch mit einem Geschwindigkeitsrekord von mehr als 240 km/h auf dem Strand im Jahr 1923) ein Rad löst, einen 15jährigen Zuschauer trifft und tödlich verletzt. Erst 2016 gibt es auf der dänischen Insel Römö wieder Strandrennen – so wie damals.

 

08.11.1919 – In Neapel wird Luigi Segre geboren. Der spätere Automobildesigner ist auch als Rennfahrer erfolgreich und gewinnt zusammen mit seinem Partner Gino Valenzano 1949 und 1959 mit einem Fiat 1100 B die legendäre Mille Miglia. Während seiner Tätigkeit für die Carozzeria Ghia entsteht 1953 der Prototyp des Karmann Ghia, der Sportwagen auf Basis des VW Käfers, der in Osnabrück zwischen 1955 und 1977 gebaut wird. Auch an der Entwicklung des Renault Dauphine ist er in dieser Zeit beteiligt. Ab 1954 übernimmt er die Geschäftsführung bei der Carozzeria Ghia. 1960 gründet Luigi Segre zusammen mit Arrigo Olivetti das Karosserieunternehmen Officini Stampaggi Industriali (O.S.I.). 1963 stirbt er nach einer Operation.

 

 

 

 

4.    Die 1920er Jahre

 

 

 

1920

 

02/1920 - Im Kreis Pirmasens sind zwei Jahre nach dem Krieg bereits wieder 64 Fahrzeuge zugelassen.

 

14.04.1920 - Ernest Walker erringt in Daytona mit einer Indian-Bahnrennmaschine den offiziellen Geschwindigkeitsrekord für Motorräder über eine Meile mit einer Geschwindigkeit von 167,670 km/h. Das Motorrad verfügt über einen 998 ccm großen Motor

 

27.04.1920 – Der Milton Duesenberg Landgeschwindigkeitsrekord wird vom Rennfahrer Thomas „Tommy“ Milton aufgestellt. Für diesen Versuch entwickelt er zusammen mit Duesenberg ein Fahrzeug mit zwei nebeneinander stehenden Rennmotoren (8-Zylinder-Reihenmotor, 4.865 ccm, 92 HP). Milton erreicht damit beim Durchfahren der Messstrecke auf dem Strand von Daytona Beach eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 155,342 mph (250,000 km/h) für den fliegenden Kilometer und 156,046 mph (251,133 km/h) für die fliegende Meile und stellt damit einen neuen Landgeschwindigkeitsrekord auf. Der Rekord wird international nicht von der AIACR in Paris anerkannt, da er nur in eine Richtung gefahren wurde. Für die AAA der USA ist es ein gültiger Versuch. Der Rekord hat in den USA offiziell bis 1926 bestand. Inoffiziell wird er bereits 1922 überboten, als der Amerikaner „Sig“ Haugahl mit dem „Wisconsin Special) auf dem Strand von Daytona Beach den fliegenden Kilometer in 13,8 (162,096 mph, 260,869 km/h) und die fliegende Meile in 19,97 Sekunden (180,270 mph, 290,117 km/h) durchfährt. Weder die internationalen noch die amerikanischen Verantwortlichen erkennen die Leistung an. Die AAA lehnt ihn ab, da nicht sie, sondern die IMCA (International Motor Contest Association) ihn gemessen hat. Für die AIACR in Paris fehlt die Rückfahrt

 

09/1920 – Der 75jährige Henry L. Leland, auch Gründer des Automobilunternehmens Cadillac (1902, 1909 an General Motors verkauft) stellt den Modell L vor, einen Luxus-PKW, der das erste Fahrzeug unter dem Markennamen Lincoln ist. Dieser hat einen V8-Motor mit 5.863 ccm Hubraum, der 81 bhp leistet und bereits im ersten Jahr mit 16 verschiedenen Karosserieversionen angeboten wird. Zwei Jahre später wird Lincoln von Ford übernommen und dort ohne große Veränderungen zehn Jahre lang produziert. 1928 wird der Motor auf 6305 ccm Hubraum aufgebohrt. Die Leistung bleibt allerdings bei 90 bhp (seit 1922) unverändert. Die bisher vernickelten Teile (wie z. B. die Stoßfänger) werden nun verchromt. In den letzten beiden Produktionsjahren gibt es kaum noch Änderungen. Nach zehn Jahren ist das Styling der Fahrzeuge doch recht überholt, sodass im Januar 1931 der Nachfolger Modell K vorgestellt wird.

 

24.10.1920 – Vor 10.000 Zuschauern wird die Opel-Rennbahn zwei Kilometer südlich von Rüsselsheim eröffnet. Anlass des Baus waren massive Beschwerden der Rüsselsheimer Bevölkerung über die Raserei und den unerträglichen Lärm der Opel-Testfahrten auf den öffentlichen Straßen der Stadt, die zudem Straßenschäden aufgrund der teils schlechten Bereifung der Autos verursachte. Daher trug die hessische Regierung 1915 den Opelwerken auf, zum Ausprobieren der Automobile eine eigene Verkehrsstrecke anzulegen, damit das Publikum nicht durch die Raserei gefährdet wird. Das war der Anstoß für den im Kriegsjahr 1917 begonnenen und 1919 vollendeten Bau der Opelbahn. Aufgrund ihrer Auslegung als asymmetrischer Ovalkurs, einer Streckenbreite von zwölf Metern und den hohen Steilwandkurven gilt die 1917 angelegte und 1919 in Betrieb genommene Teststrecke in den 1920er Jahren als die schnellste Rennstrecke Europas. Durchschnittsgeschwindigkeiten von bis zu 140 km/h sind möglich. Die Opel-Rennbahn wird für öffentliche Rad-, Motorrad- und Autorennen genutzt und lockt in Spitzenzeiten bis zu 50.000 Besucher an. Unter anderen starteten hier Jimmie Simpson, Guido Mentasti und Hermann Lang. Sie ist zugleich Teststrecke der Adam Opel AG, die dort immer wieder Neuentwicklungen erprobt, unter anderem den Raketenwagen Opel RAK1. Aufgrund der technischen Entwicklung im Automobilsport sowie den Eröffnungen der AVUS, des Nürburgrings und des Hockenheimrings werden auf der Rennbahn allerdings ab 1930 immer weniger Rennsport-Veranstaltungen ausgetragen. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wird das Gelände vorübergehend von der US-Armee genutzt. Seit 1946 wird die Nutzung der Opel-Rennbahn zwar vollends aufgegeben, aber die Anlage nicht abgerissen. Im Jahr 1949 läuft der Pachtvertrag mit der Stadt Mainz aus. Daraufhin werden an einigen Stellen Löcher in die Piste geschlagen, um dort Bäume anzupflanzen. In den 1960er Jahren wird ein Teil der Zielgeraden für den Neubau der Landesstraße L3012 abgebrochen. Die Piste ist heute zwar teilweise überwuchert, aber noch gut zu erkennen; insbesondere die Steilwandkurven sind noch fast vollständig erhalten. In Folge verschiedener Initiativen ist die Bahn seit 1987 als technisches Kulturdenkmal eingetragen. Inzwischen ist die historische Anlage als Industriekulturerbe in den Regionalpark Rhein-Main eingebunden.

 

10.12.1920 – Im Alter von nur 52 Jahren stirbt Horace Elgin Dodge an der Spanischen Grippe. Zusammen mit seinem vier Jahre älteren Bruder John Francis Dodge erfindet er das erste komplette Stahlauto in den USA. 1901 erhalten die beiden Ingenieure nach ihrer Tätigkeit für verschiedene Industrien bei Ransom Eli Olds ihren ersten Vertrag in der noch jungen Automobilindustrie. Sie helfen 1902 aber auch Henry Ford beim Aufbau seiner Fabrik und bauen 1914 in Detroit ihr erstes Auto mit dem Namen Dodge. Wie auch Horace verstirbt John Francis Dodge im Jahr 1920 an der Spanischen Grippe.

 

 

1921

 

02/1921 - Die Grade-Automobil-Werke AG wird vom Flugzeugkonstrukteur Hans Grade zur Herstellung von Kleinwagen gegründet. Die Bestimmungen des Versailler Vertrags untersagen nach dem Ersten Weltkrieg weitgehend die Flugzeugbau-Aktivitäten in Deutschland, so dass sich viele Flugzeugbauer auf benachbarte Gebiete wie den Fahrzeugbau begeben. Noch im gleichen Jahr stellt das Unternehmen auf der Berliner Automobilausstellung einen offenen Zweisitzer vor. 1922 wird die Motorpflug-Fabrik Carl Rüttgers in Berlin-Hohenschönhausen übernommen, wodurch eine erhebliche Vergrößerung der Produktionskapazitäten erreicht wird. Nach dem Ende der Hochinflation wird zunächst am 4. März 1924 die Fertigstellung des tausendsten Fahrzeugs gefeiert. Doch schon kurz vor der endgültigen Währungsreform treten im Juli 1924 finanzielle Schwierigkeiten auf, woraufhin das Unternehmen für fünf Monate unter Geschäftsaufsicht gestellt wird. Das Werk in Berlin-Hohenschönhausen wird dabei einer der Gläubiger-Banken zugesprochen und in der Folge nicht mehr von Grade betrieben. 1925 wird das Aktienkapital von (inflationsbedingten) 100 Millionen Mark auf 246.000 Reichsmark neuer Währung umgestellt.  Etwa gleichzeitig erfolgt die Umfirmierung in Grade-Automobil-AG. 1928 endet die Produktion. Die Liquidation des Unternehmens zieht sich über einige Jahre hin, bis es 1935 aus dem Handelsregister gelöscht wird. Insgesamt entstehen etwa 2000 oder 2500 Fahrzeuge. 1977 sind noch drei existierende Fahrzeuge bekannt. Zwischen 1923 und 1926 stellt die Austro-Grade Automobilfabrik aus Klosterneuburg in Österreich ebenfalls Automobile her, an diesem Unternehmen ist die Grade-Automobil-Werke AG bzw. Grade-Automobil-AG beteiligt. 

 

18.02.1921 – der Fabrikbesitzer Wallace Potter holt das erste in den USA gefertigte Rolls-Royce Automobil in Springfield ab. Er steuert das unverkleidete Fahrgestell eigenhändig (!) zur Merrimac Body Company ein paar Meilen entfernt, um es dort mit einer Karosserie versehen zu lassen. In England wäre das undenkbar gewesen.

 

01.03.1921 – Mit einer neuen Verordnung wird im Deutschen Reich die Erlaubnis zur Ausbildung von Kraftfahrzeugführern neu geregelt. Von nun an spricht man von „Fahrlehrern“ und „“Fahrschulen“. Damit wird erstmals ein bestimmtes Mindestmaß an die Anforderungen eines Fahrlehrers gestellt. Auch der Inhaber einer KFZ-Fabrik oder KFZ-Handlung kann sich als Fahrlehrer eintragen lassen. Als Vorläufer der heutigen Prüfungsrichtlinie erscheint anschließend die „Führerprüfanweisung“.

 

15.03.1921 – Der Heeresflieger Giorgio Parodi und sein Freund, der Flugzeugtechniker Carlo Guzzi, gründen mit der finanziellen Unterstützung von Giorgos Vater Emanuele Vittorio Parodi in Genua die „Moto Guzzi S.p.A.“ mit einem Werk im italienischen Städtchen Mandello del Lario. Die erste Maschine, die G.P. (Guzzi.Parodi), wird als Prototyp unter Mithilfe des Schmieds von Mandello im Keller des Hauses Guzzi gebaut. In einer abgespeckten Form werden bereits im Gründungsjahr 17 Motorräder als Modell Normale gebaut. Wegen der engen Beziehung von Parodi und Guzzi zu Flugzeugen und im Andenken an den dritten im Bund bei der Geburt der Idee, den kurz nach dem Ersten Weltkrieg abgestürzten Giovanni Ravelli, ist das Firmenzeichen ein Adler mit ausgebreiteten Schwingen. Über die Beteiligung am Rennsport wird die Marke bekannt. Höhepunkt ist der Gewinn der ersten 500-cm³-Europameisterschaft durch Guido Mentasti im Jahr 1924. Beim in Monza ausgetragenen EM-Rennen belegt man mit der C4V neben Rang eins auch die Plätze zwei und fünf.

 

06.04.1921 – Der Autohersteller Fiat in Turin sperrte alle 13.000 Arbeiter aufgrund betriebsinterner Auseinandersetzungen aus.

  

23.04.1921: Die Daimler-Motoren-Gesellschaft gibt in ihrem Werk Marienfelde die erste Probeserie von drei Vierzylinder-Fahrzeugdieselmotoren mit Drucklufteinblasung in Auftrag.

 

21.05.1921 – Mit der Fusion mit der Gothaer Waggonfabrik in der Inflationszeit verliert die Fahrzeugfabrik Eisenach A.G. ihre Selbständigkeit. Arbeitsteilung: Autos in Eisenach, Stationärmotoren, Feuerspritzen und Omnibusaufbauten in Gotha. Das Werk firmiert jetzt unter dem Namen "Fahrzeugfabrik Eisenach, Zweigniederlassung der Gothaer Waggonfabrik AG". Später lautet die Bezeichnung "Fahrzeugfabrik Eisenach (Dixiwerke)". Zur gleichen Zeit ändert sich auch das Dixi-Logo. Die Kühler-Figur wird abgelöst durch den Zentaur, einem Fabelwesen aus Mensch und Pferd. Er soll den Neubeginn nach dem Krieg besonders betonen und entspricht dem damaligen Zeitgeist.

 

06/1921 – Citroën bringt sein zweites Modell auf den Markt: Dem seit 1919 gebauten Typ A folgt der Typ B2. Dieser hat gegenüber dem Vorgänger einen leistungsstärkeren Vierzylinder-Boxermotor mit nun 20 PS bei 1.452 ccm Hubraum. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 72 km/h, der Verbrauch im Durchschnitt etwa 8 l Benzin pro 100 km. Geschaltet wird mit einem unsynchronisierten 3-Gang-Getriebe. Der Typ B2 erwirbt sich schnell einen guten Ruf für Robustheit und Wirtschaftlichkeit. Die Modellreihe wird in der historischen Citroën-Fabrik Quai de Javel im 15. Arrondissement von Paris gebaut. Gab es den Typ A nur als Torpedo und Coupé de Ville, so ist der B2 auch als geschlossene Limousine sowie als Pritschenwagen erhältlich. 1924 startet der Bau des Nachfolgemodells Citroën B10, das bereits 1925 durch den Citroën B12 ersetzt wird. Der B2 bleibt noch bis 1926 in Produktion und wurde in 89.841 Exemplaren gefertigt.

 

07/1921 – Der Geschäftsmann Émile Akar, bisher Anteilseigner von Le Zèbre, und der der bisher bei Le Zèbre als leitender Mitarbeiter tätige Joseph Lamy gründen im französischen Saint-Denis das Automobilunternehmen Amilcar. Im Oktober beginnt die Produktion von kleinen, sportlichen Automobilen unter dem Markennamen Amilcar, ein aus den Namen Lamy und Akar zusammengesetztes Kunstwort. Im Oktober 1921 werden drei Fahrzeuge auf dem Pariser Autosalon präsentiert. Der Rennfahrer André Morel, Verlaufsleiter bei dem neuen Unternehmen, forciert die Teilnahme an Autorennen und nimmer am 23.10.1921 an einer Geschwindigkeitsfahrt nahe Lyon für einen Kilometer mit fliegendem Start teil und erringt den Klassensieg. Die ersten Kundenfahrzeuge werden Ende 1921 ausgeliefert. Das erste Model Amilcar Type CC ist zu Beginn der Bauzeit ein Cyclecar. Für dieser speziellen Fahrzeugklasse gilt in Frankreich seit dem 30.07.1920 eine jährliche Kraftfahrzeugsteuer in Höhe von 100 Franc. Für die nächsthöhere Klasse Voiturette sind 280 Franc fällig. Im Oktober 1922 kommen der Viersitzer Amilcar Type C4 und die Sportausführung Amilcar Type CV dazu, es folgt schnell der Type CS. Zahlreiche Karosserien werden beim Carosserie Charles Duval gefertigt. In diesem Jahr entstehen 1.695 Fahrzeuge. 1923 erscheinen der Sportwagen Type CGS und der Type E als Mittelklassewagen. Gebaut werden 1923 mehr als 2.500 Fahrzeuge. Mitte 1924 wird ein größeres Werk erworben, das Kapital wird von 3 auf 10 Millionen Franc aufgestockt. 800 Mitarbeiter sind bei Amilcar tätig und die Produktionszahl steigt auf 3.647 Automobile. 1926 kauft Amilcar das Unternehmen Margyl und hat damit ein eigenes Karosseriewerk.  1926 wird auf dem Pariser Autosalon des Type CGSS präsentiert, zusätzlich erscheint der Sportwagen Typ C6 mit einem Sechszylindermotor. Doch 1927 bekommt das Unternehmen durch wachsende Rohstoffpreise finanzielle Probleme und schon im März erfolgt die Liquidation. Ohne die beiden Gründer entsteht 1927 das neue Unternehmen Société Anonyme Française de l’Automobile. In Paris wird der Amilcar Type L präsentiert. Ein Jahr später folgt der Type M und Ende 1928 gibt es Verhandlungen mit Durant Motors. Ziel ist der Verkauf von Amilcars in den USA mit Achtzylindermotoren. Ein Prototyp wird im Oktober 1928 vorgestellt. Diese Investitionen und die Weltwirtschaftskrise bereiten dem Unternehmen Probleme. Dennoch gehen der neue Type M2 sowie die Typen C8 und CS8 in Produktion. Pierre Delage wird als Direktor eingestellt, geht nach einem Jahr aber wieder zurück zu Delage. 1930 halten die schlechten Zweiten an, der Amilcar Type M2 verkauft sich schlecht. 1932 wird der Kleinwagen Type C (5CV) vorgestellt., der im darauffolgenden Jahr vom Typ C3 abgelöst wird. Zwei Jahre erscheint der Nachfolger C5, doch zu diesem Zeitpunkt müssen bereits viele Mitarbeiter entlassen werden. Die Produktion wird im August beendet, einige vorhanden Teile werden verschrottet, die Konstrukteure Moyet und Chinon wechseln zu Citroen. Noch im gleichen Jahr folgt die Neugründung als Société Financière Automobile, nun in Boulogne. Nur wenige Mitarbeiter werden übernommen. Das Werk ist kleiner und in Bezug auf Maschinen schlechter ausgestattet. Deshalb werden viele Teile zugekauft oder von externen Dienstleistern gefertigt. Im Oktober 1934 werden auf dem Pariser Automobilsalon einige Type M 3 und Type C 5 präsentiert, deren Produktion zwar schon eingestellt ist, aber vorhandene Fahrzeuge werden noch bis 1935 abverkauft. Außerdem wird der Prototyp des Amilcar Pégase vorgestellt, der sich von den vorherigen Modellen unterscheidet. Und im Frühjahr 1935 in Produktion geht. 1937 ist das Kapital auf eine Million gesunken. Harry Ainsworth, Direktor der Automobilabteilung von Hotchkiss et Cie, sowie sein Verkaufsleiter Jacobsen werden Direktoren. Im September 1937 hält Hotchkiss die Mehrheit der Anteile. Der Pégase wird eingestellt, denn er steht in Konkurrenz zu den eigenen Modellen. Hotchkiss, in Angst um seinen guten Ruf, hat Amilcar übernommen, um ohne Risiko ein kleineres Modell mit Frontantrieb vermarkten zu können. Im Oktober 1937 wird der Amilcar Compound auf dem Pariser Autosalon präsentiert. Die Produktion von Personenkraftwagen läuft noch bis 1939. Während des Zweiten Weltkriegs entstehen noch einige Compound als Kastenwagen und Krankenwagen. Zu der Zeit gehört Hotchkiss zur Générale Française Automobile. 1946 wird das Unternehmen aufgelöst. 

 

08/1921 – In den belgischen Ardennen soll der Circuit de Spa-Francorchamps mit einem Autorennen eröffnet werden. Doch die Premiere fällt ins Wasser: Es erscheint nur ein Teilnehmer. Doch kurze Zeit später erfolgt die Einweihung mit einem Motorradrennen. Das erste Autorennen findet erst 1922 statt. Die ursprüngliche, 14,683 km lange Strecke besteht weitgehend aus öffentlichen Landstraßen im Dreieck zwischen den Ortschaften Francorchamps, Malmedy und Stavelot. Die dreiecksförmige Strecke besteht aus langen Geraden und nur wenigen, aber meist sehr schnellen Kurven. Nicht nur die schnelle Streckenführung und die schlechte Absicherung – Laternen, Straßenschilder, Bäume und Gebäude stehen ungesichert nahe an der Strecke, Gullydeckel in der Fahrbahn sorgen für überraschende Rutschpartien -, sondern auch das unberechenbare Wetter machen die Rennstrecke lebensgefährlich. 

 

23.09.1921 - Auf der Deutschen Automobilausstellung in Berlin wird als Weltneuheit das erste aerodynamisch konstruierte Auto, der Rumpler-Tropfenwagen, präsentiert. Da nach dem Versailler Friedensvertrag Deutschland der Bau von Motorflugzeugen verboten ist, lässt der Flugzeugbauer Rumpler seine Erfahrungen in ein Automobil-Projekt einfließen. Durch seine einem fallenden Tropfen nachempfundene windschlüpfige Karosserieform unterscheidet er sich grundlegend von anderen Fahrzeugen seiner Zeit. Der Luftwiderstandswert dieser Karosserie beträgt nur 0,28. Der Fahrer sitzt mittig vorne, dahinter finden vier Passagiere Platz. Zunächst ist der Rumpler Tropfenwagen mit einem bei Siemens gebauten Sechszylinder-W-Motor ausgestattet, der als Mittelmotor eingebaut ist. Später folgt ein Vierzylinder-Reihenmotor. Das Fahrzeugkonzept mit Mittelmotor und hinterer Pendelachse erscheint auch für Rennwagen erfolgversprechend, so dass Benz & Cie. Die Lizenz erwirbt und im Benz-Tropfenwagen einsetzt. Doch wegen technischer Probleme – der Sechszylindermotor ist unzuverlässig und die Lenkung mangelhaft konstruiert – und des fehlenden Kofferraums wird das Fahrzeug kein kommerzieller Erfolg. Bis 1925 entstehen nur rund 100 Exemplare, die zumeist in Berlin als Taxi eingesetzt werden. Eine große Zahl verwendete der Regisseur Fritz Lang in seinem Film Metropolis als Requisiten. Dabei wurden alle Fahrzeuge willentlich zerstört. Heute gibt es noch zwei Exemplare – eins steht im Deutschen Museum in München, das andere im Deutschen Technikmuseum Berlin.

 

23.09.-02.10.1921 - Bedingt durch den Ersten Weltkrieg und dessen Folgen gab es bis 1920 keine Fahrzeug-Ausstellung in Deutschland; die erste Automesse nach dem Krieg findet 1921 statt. Auf dieser vom 23.09. bis 02.10.1921 durchgeführten 14. Automobil-Ausstellung werden nur deutsche Produkte gezeigt. Besonderes Aufsehen findet der aerodynamische Rumpler-Tropfenwagen sowie eine als Bosch-Horn bezeichnete Hupe mit elektro-akustischem Signalgeber, die wenige Monate später in Serie geht und das traditionelle Horn mit Blasebalg ersetzt. Als Veranstaltungsort dient bis 1939 eine während des Krieges neu geschaffene, repräsentative Ausstellungshalle am Berliner Kaiserdamm. Die Daimler Motoren Gesellschaft (DMG) präsentiert mit den Vierzylindertypen 6/20 PS und 10/35 PS die weltweit ersten Serien-Pkw mit Kompressormotor. Die Serienproduktion der inzwischen leistungsgesteigerten Modelle 6/25 PS und 10/40 PS läuft erst Ende 1922 an. Die Kompressortechnik ist ein frühes Beispiel für Effizienssteigerung von Verbrennungsmotoren. Dabei presst ein vom Motor angetriebenes Gebläse des Benzin-Luft-Gemisch unter Druck in die Zylinder, sodass diese besser gefüllt werden und dadurch die Leistung steigt. Mithilfe der Aufladung entwickeln die ersten Kompressor-Mercedes 38 PS aus nur 1,6 l Hubraum bzw. 65 PS aus 2,6 l Hubraum - gut 50 % mehr Leistung als ohne Kompressor.

 

24.-25.09.1921 – Mobilisiert durch deutsche Misserfolge wird im Jahr 1909 die „Automobil-Verkehrs- und Übungsstraße GmbH“ (ab 1913: AG) gegründet. Ziel ist es, die deutsche Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Automobilindustrie zu fördern. 1913 beginnen die Arbeiten einer nur für Autos zugelassenen Straße von Charlottenburg nach Nikolassee. Aufgrund des Ersten Weltkrieges werden die Arbeiten kurz vor der Vollendung eingestellt, um nach dem Krieg 1921 durch Hugo Stinnes vollendet zu werden. Die Eröffnung findet am Wochenende des 24. und 25.09.1921 statt. Das Hauptrennen gewinnt der Berliner Lokalmatador Christian Riecken in einem NAG, doch mit 128,8 km/h erreicht Fritz von Opel die höchste Durchschnittsgeschwindigkeit auf einer eine Runde kürzeren Strecke in einer niedrigeren Motorenklasse. In den nächsten Jahren finden sogenannte „Kleinwagenrennen“ auf der AVUS statt. Erst am 11.07.1926 wird mit dem Großen Preis von Deutschland das erste bedeutende Autorennen auf der AVUS durchgeführt. Widrige Witterungsbedingungen und der unzureichende Straßenbelag führen zu vielen Unfällen und Ausfällen. Im Training stirbt bei einem Unfall in der Südkurve ein damals noch geforderter Beifahrer, beim Rennen selbst kommen Adolf Rosenberger und sein Beifahrer am Ausgang der Nordkurve von der Strecke ab und schlagen n die Rundenzähltafel und das Zeitnehmerhaus ein. Beide überleben den Unfall verletzt, im Zeitnehmerhaus sterben jedoch zwei Studenten. Den Sieg im Regenrennen, das nur 17 von 46 gemeldeten Fahrern beenden, erringt der damals noch weitgehend unbekannte Mercedes-Verkäufer Rudolf Caracciola auf Mercedes-Benz. Aufgrund der Streckencharakteristik bietet die AVUS sich auch für Rekordversuche an. Der spektakulärste findet 1928 statt, als Fritz von Opel den raketenbetriebenen Opel RAK2 auf über 230 km/h beschleunigt. Der Rennbetrieb kommt ab der 1929 einsetzenden Weltwirtschaftskrise zum Erliegen, wird aber in den dreißiger Jahren wieder aufgenommen. Um die Rundengeschwindigkeiten zu erhöhen und um Platz für die heutige Halenseestraße zu gewinnen, wird 1937 die alte Nordkurve durch eine überhöhte, 43,6° steile und aus Ziegelsteinen gemauerte Steilkurve mit einem wesentlich geringeren Radius ersetzt. Bis 1940 dient die 8,3 Kilometer lange Strecke ausschließlich als Renn- und Teststrecke und nicht dem öffentlichen Verkehr. 1940 wird sie mit dem Anschluss an den Berliner Ring für den Verkehr freigegeben. Erst 1967 wurde die überhöhte Nordkurve abgerissen. Rennen werden nur noch an Wochenenden ausgetragen, bei dem die AVUS gesperrt wird. Nach dem Mauerfall 1989 naht das endgültige Aus als Rennstrecke, er wird am 26.04.1998 endgültig eingestellt. Als Ersatz dient der 2000 eingeweihte EuroSpeedway Lausitz.

  

10/1921 – Im französischen Saint-Denis wird das Automobilunternehmen Sociéte Nouvelle pour l’Automobile, gegründet. Im gleichen Monat beginnt die Produktion der Fahrzeuge unter dem Markennamen Amilcar. Dieses Kunstwort wird aus den Namen der Initiatoren Lamy und Akar zusammengesetzt. Drei Fahrzeuge werden auf dem Pariser Autosalon präsentiert. Der an der Gründung beteiligte Rennfahrer André Morel nimmt am 23.10.1921 an einer Geschwindigkeitsfahrt nahe Lyon teil und erringt den Klassensieg. Die ersten Kundenfahrzeuge werden Ende 1921 oder Anfang 1922 ausgeliefert. Das erste Modell, der Amilcar CC, war zu Beginn der Bauzeit ein Cyclecar. Im Januar 1922 kommen der Viersitzer Amilcar Type C 4 und die Sportausführung Amilcar Type CV. Zahlreiche der Karosserien werden vom Unternehmen Carrosserie Charles Duval, weitere bei La Phocéene und Georges Lemaitre. 1922 entstehen 1695 Fahrzeuge, im Folgejahr 2.529. Mitte 1924 wird in Lyon ein größeres Werk bezogen. Zu diesem Zeitpunkt beschäftigt die Sociéte rund 800 Beschäftigte, 1925 sind es 1.100 und 3.764 Fahrzeuge werden gebaut. 1926 löst der auf dem Pariser Autosalon präsentierte Amilcar Type CGSS den Type CGS ab, außerdem erscheint der Sportwagen Amilcar Type C 6 mit einem Sechszylindermotor. 1926 kann die Produktion auf 3.970 Fahrzeuge gesteigert werden, doch erste finanzielle Probleme kommen auf. Nachdem die Rohstoffpreise stark ansteigen, erfolgt im März 1927 die Liquidation.

 

11/1921 - Die Austin Motor Car Company stellt der Öffentlichkeit den neuen Austin 12 vor. Er ist die verkleinerte Version des Austin 20. Zunächst gibt es den 12 hp nur als Tourer, ab 1922 werden drei verschiedene Karosserievarianten angeboten: ein viersitziger Tourer, ein 2/-Sitzer und ein Coupé. In den ersten Jahren wird der Wagen nur von einem Vierzylindermotor mit 1.661 ccm Hubraum angetrieben. 1927 wird er Hubraum auf 1.861 ccm erhöht. Bei einer Leistung von 13 PS wird eine Höchstgeschwindigkeit von ca. 80 km/h erreicht. Der Austin 12 ist ein beliebtes Fahrzeug, 1927 werden 14.000 Stück verkauft. Bis 1935 steht es im Austin-Katalog, als Taxi-Modell („Heavy 12“) sogar bis 1939. Die letzten Exemplare werden für das Kriegsministerium 1940 hergestellt. Ab 1930 gibt es zusätzlich den Austin 12/6 als 99 km/h schnelle 4-türige Limousine mit einem Sechszylinder-Reihenmotor mit 1.496 ccm und 24 bhp), der bis 1936 gebaut wird. Auf dem gleichen Fahrgestellt wird ab 1932 der Austin 12/4 angeboten, der über einen Vierzylinder-Reihenmotor mit 1.535 ccm und 40 bhp verfügt und als „Light 12“ bezeichnet wird. Ihn gibt es auch als „Open Tourer“. Seine Höchstgeschwindigkeit liegt bei 94,5 km/h. Auch der Bau dieses Modells wird 1936 eingestellt. 1938 wird der Light 12 als Austin 12 mit geringfügig verändertem Radstand wieder gebaut.

 

11/1921 – Auf der Londoner Motorshow stellt Alfa Romeo sein neues Model vor: Den Alfa Romeo RL. „Der italienische Beitrag zu den elegantesten Fahrzeugen der Welt“ nennt die britische Presse den Tipo RL. Er ist seiner Zeit voraus und ist das Meisterwerk von Guiseppe Merosi. Als Antrieb dient ein Sechszylindermotor mit Monoblock und verschraubtem Zylinderkopf sowie über Stößelstangen und Kipphebel betätigten Ventilen. Mit einem Hubraum von drei Litern leitet er 56 PS, kombiniert mit einem bis dahin unerreicht präzisem Fahrverhalten.

 

05.11.1921 - Die Daimler-Motoren-Gesellschaft beantragt Gebrauchsmusterschutz für neue Varianten ihres Markenzeichens. Ein plastischer Dreizackstern im Ring wird beim Patentamt angemeldet, u.a. in der Ausführung als Kühlerfigur. Die Eintragung als Warenzeichen erfolgt am 02.08.1923.

 

23.11.1921 - John Boyd Dunlop, britischer Erfinder (* 1840), stirbt im schottischen Dreghorn. Der Sohn einer Bauernfamilie studiert Tiermedizin und schließt ihm Alter von 19 Jahren sein Studium ab. Zwei Jahre später eröffnet er eine Praxis in Dublin. Bei der Arbeit in seiner Praxis muss Dunlop häufiger mit Gegenständen aus Kautschuk hantieren. Er konstruiert einige Apparaturen, für die er Gummi verwendet. 1887, im Alter von 47 Jahren, konstruiert er seinen ersten luftgefüllten Gummireifen, zunächst umwickelt mit Stoffresten aus einem Kleid seiner Frau. Der Historie nach heißt es, Dunlop habe den Reifen erfunden, damit das Dreirad seines elfjährigen Sohnes nicht einen solchen Lärm verursache und dieser zudem bei Rennen gegen seine Freunde bessere Chancen habe. Er wickelt dem Gefährt aus dünnen Gummiplatten zusammengeklebte Schläuche um die Räder und pumpt die Hüllen mit einer Fußballpumpe auf. Am 7.12.1888 meldet Dunlop das Patent für den ersten Fahrradluftreifen an.

 

25.12.1921 – Aus Protest gegen die Erhöhung der Kraftfahrzeugsteuer und die vom Magistrat festgesetzten Beförderungstarife treten in Berlin die Kraftdroschkenfahrer während der Weihnachtsfeiertag in den Streik.

27. 12.1921 – In Berlin fahren 1921 wieder 60.876 Personenkraftwagen auf den Straßen, womit die Vorkriegszahl erreicht wird. 78 Prozent dieser Pkw haben eine Stärke von bis zu 14 PS. 1914 hatten noch 54,1 Prozent der Autos weniger als 16 PS.

 

 

1922

 

02/1922 – Ford übernimmt das angeschlagene und in der Insolvenz befindliche Unternehmen Lincoln. Erst im September 1920 hatte der Flugzeugmotorenhersteller mit dem Lincoln Modell L seinen ersten Pkw, ein Fahrzeug der Luxusklasse, vorgestellt. Angetrieben wird dieser von einem V8-Motor mit 5.863 ccm Hubraum (81 bhp), ab 1922 mit 90 bhp. Den Wagen gibt es als Tourenwagen, Limousine, Landaulet, Coupé, Cabriolet und Roadster. Am 04.02.1922 muss der -LincolnVorstand erneut tiefrote Zahlen und 3.407 total verkaufte Fahrzeuge statt der geplanten 6.000 zur Kenntnis nehmen. Darauf beschließt er gegen den erbitterten Widerstand der Lelands, ein Insolvenzverfahren einzuleiten und das Unternehmen zum Verkauf auszuschreiben. In den ersten beiden Monaten des Jahres 1922 werden nur 150 Fahrzeuge verkauft. Die gute Basis des Modell L zeigt sich nicht zuletzt darin, dass es noch bis 1930 gebaut wird. Lincoln entwickelt sich neben den großen Anbietern wie Packard, Pierce-Arrow, Peerless oder Marmon zu einem ernstzunehmenden Mitbewerber im Luxus-Segment. Lincoln hat keinen eigenen Karosseriebau und arbeitet unter Henry Ford’s Sohn Edsel mit den besten Karossiers der USA zusammen. Die US-Präsidenten nutzen oft Lincoln-Fahrzeuge.

 

02.04.1922 - Die 13. Targa Florio, ein Straßenrennen auf Sizilien, startet. Nach einem zweiten Platz im Vorjahr mit Max Sailer im Mercedes 28-95/7.3 den zweiten Gesamtrang verdreifacht Daimler das Engagement und meldet sieben Wagen. Christian Lautenschlager und Otto Salzer fahren überarbeitete Grand-Prix-Wagen-Modelle aus dem Jahr 1914. Max Sailer steuert einen Mercedes 28/95 HP/7.3 mit Roots-Kompressor. Ein zweiter 28/95 HP/7.3 – ohne Kompressor – wird Christian Werner anvertraut. Um in der Rennklasse der Touren- und Sportwagen bis 1,5-Liter-Hubraum antreten zu können, konstruieren Daimler-Ingenieure einen neuen Kompressor-Rennwagen. Der Mercedes 6-40-65/1.5 leitet sich technisch von den Personenwagen 6/25 PS und 10/40 PS ab. Mit Kompressor beträgt die Motorleistung 65 PS. Als Fahrer zweier dieser Wagen werden Paul Scheef und der Italiener Ferdinando Minoia verpflichtet. Bereits Anfang Mai, einen Monat vor dem Renntag, kommt das Daimler-Team mit dem gesamten Material und 20 Mechanikern nach Palermo, um sich mit Trainingsfahrten auf den nicht abgesperrten Straßen intensiv auf das Rennen vorzubereiten. Einen dritten 1914er Mercedes-Grand-Prix-Wagen meldet Vorjahressieger Giulio Masetti. Masetti erwirbt den Wagen von Paul Daimler und erhält ihn wenige Wochen vor dem Rennen. Im Vorfeld des Rennens gibt es Gerüchte über Behinderungen der ausländischen Teilnehmer durch nationalistische Sizilianer mittels Straßensperren und willkürlich herbeigeführten Beschädigungen der Fahrzeuge während der Tankstopps. Da die Daimler-Rennwagen – wie damals üblich – weiß lackiert sind, können sie von den Zuschauern leicht als deutsche Wagen erkannt werden. Masetti lässt seinen Mercedes vor dem Rennen auf die für italienische Wagen vorgesehene Farbe Rot umlackieren, um möglichen Attacken aus dem Weg zu gehen. Ein zweites deutsches Team kommt aus Chemnitz-Schönau. Die Wanderer-Werke melden zwei 1,3-Liter-Wanderer W8-5/15 PS/1.3 für ihren Testfahrer Jakob School und den Italiener Ferruccio Cercignani. Auf die starke ausländische Konkurrenz reagieren die beiden größten italienischen Hersteller Fiat und Alfa Romeo mit einer großen Anzahl an Fahrzeugen. Fiat bringt vier und Alfa Romeo sechs Werkswagen per Schiff aus Genua auf die größte Mittelmeer-Insel. Weitere italienische Werkswagen kommen von Diatto, Ceirano und Itala. 1922 gibt es mit 42 Teilnehmern das bis dahin größte Starterfeld am Renntag. Durch das dreiminütige Startintervall dauert es zwei Stunden und sechs Minuten, bis alle Fahrer auf der Strecke sind. Die Befürchtungen der Alfa-Romeo-Werksfahrer, der RLS/3.0 werde die komplette Distanz technisch nicht durchhalten, bewahrheitet sich schon wenige Minuten nach dem Start, als Tarabusi nach einem Achsbruch einen Unfall hat. In der ersten Runde wiederholt sich das Duell aus dem Vorjahr. Giulio Masetti gegen Max Sailer. Masetti holt sehr schnell den drei Minuten vor ihm gestarteten Christian Werner ein und liegt nach der ersten Runde mit seinem Mercedes nur mehr hinter dem Wagen von Sailer. Zur Verblüffung der Daimler-Boxenmannschaft hat er damit bereits einen Vorsprung von sechs Minuten auf Sailer. In der zweiten Runde wird aus dem Zwei- ein Dreikampf, als Jules Goux im Ballot in Führung geht. Masetti muss lange hinter Sailer herfahren, der ihm bei seinen Überholversuchen keinen Platz lässt. Als er an einer engen Streckenstelle endlich vorbeifahren kann, springt die Motorhaube auf, die bis zum Boxenstopp in der zweiten Runde im Wind flattert. Beim obligatorischen Tankstopp nach der zweiten Runde, fixieren die Mechaniker die Haube mit einem Seil. Masetti verliert fünf Minuten, weil er neben dem Tankvorgang alle vier Reifen wechseln lässt. Das Wechseln der Reifen erweist sich als rennentscheidend. Auf den letzten Kilometern geben die abgefahrenen Reifen am Ballot von Goux – er hatte auf einen Wechsel verzichtet – kontinuierlich nach. Nach einem Reifenplatzer rechts vorn rutscht der Ballot von Strecke und wird von Zuschauern wieder auf die Bahn geschoben. Ohne Vorderreifen, nur auf den Felgen fahrend, kommt Goux mit der höchstmöglichen Geschwindigkeit ins Ziel, wo er mit der Handbremse den Wagen zum Stillstand bringt. Dort wartet er an der Seite von Vincenzo Florio und den Daimler-Funktionären auf Masetti, der mit neuer Rekordzeit und dem Vorsprung von einer Minute und 47 Sekunden auf Goux als Sieger ins Ziel kommt. Der für einen erhofften Mercedes-Sieg eingekühlte Champagner wird von der Daimler-Mannschaft an die im Zielraum Anwesenden verteilt, obwohl Masetti kein Werksfahrer ist. Masetti wird nach seinem zweiten Targa-Erfolg von der italienischen Presse als „Löwe der Madonie“ bezeichnet. Am Rennen nehmen auch drei Saschas teil. Der von Ferdinand Porsche konstruierte Sportwagen wurde bestellt von Alexander „Sascha“ Graf Kolowrat-Krabowsky und vier Fahrzeuge bauen ließ. In der 1100-cm³-Klasse belegen sie den ersten und zweiten Platz mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 54 km/h über 432 km auf schlechten Straßen mit Steigungen bis zu 12,5 %. Im Gesamtklassement ergibt dies Platz 19. Der Sieger Giulio Masetti erreicht 63 km/h mit einem sehr viel größeren Motor.

 

05.05.1922 – Aufgrund des Erfolges beim Export seiner Fahrzeuge nach Deutschland gründet der italienische Autohersteller Fiat die Tochtergesellschaft Deutsche Fiat Automobil-Verkaufs-Aktiengesellschaft mit Sitz in Berlin. Mit Übernahme des Heilbronner NSU-Werks werden ab 1929 auch Fahrzeuge in Deutschland gebaut. Dorthin wird auch der Sitz von Fiat Deutschland verlegt. Die alte NSU existiert weiter; zur Abgrenzung wird das Fahrzeugwerk fortan NSU-Fiat genannt. Ab 1958 stellt die alte NSU jedoch erneut Personenwagen her und lässt Fiat die Verwendung des Namens NSU gerichtlich verbieten. Fiat vermarktet fortan die Fahrzeuge aus dem Heilbronner Werk unter den Namen Neckar und Jagst. Diese Markennamen werden jedoch bald aufgegeben und die Fahrzeuge als Fiat verkauft. 1973 wird die Produktion in Deutschland eingestellt. 

 

08.05.1922 – Der zu seiner Zeit erfolgreichste österreichische Automobilrennfahrer und Automobilkonstrukteur Otto Hieronimus stirbt in Graz bei einem Trainingsunfall. Hieronimus wird 1879 in Köln als Sohn des dortigen Benz-Vertreters geboren. In den Jahren 1896 bis 1898 arbeitet er bei Benz in Mannheim. Zur weiteren Ausbildung besucht er dann das Technikum in Hildburghausen. 1901 überstellt er einen Benz-Wagen zu Arnold Spitz, dem größten Automobilhändler in Wien, welcher ihn sofort engagiert. Hieronimus konstruiert in Wien bei Gräf & Stift den nach Arnold Spitz benannten Spitz-Wagen. Spitz sagt die Abnahme und den Verkauf der gesamten Produktion der Jahre 1902 und 1903 zu. 1908 stellt Hieronimus in Brooklands, der ersten permanenten Rennstrecke der Welt, einen Weltrekord auf. 1909 arbeitet er als Konstrukteur und Direktor bei Laurin & Klement, dem Vorgänger von Škoda. Sein wichtigster Erfolg ist 1908 der Klassensieg mit dem 16 PS starken Laurin & Klement FC bei der Rallye Moskau–St. Petersburg. 1914 gewinnt er die Alpen- und Karpatenfahrt. Bei der sizilianische Targa Florio wird er 1922 Siebenter in der Gesamtwertung und Erster in der Dreiliterklasse. Als technischer Direktor der Österreichischen Waffenfabriksgesellschaft verunglückt er am 8. Mai 1922 mit seinem 3-Liter-Steyr beim Training für das Rieß-Rennen.

 

14.06.1922 - Der Verein deutscher Motorfahrzeug-industrieller beschließt, die diesjährige Berliner Autoausstellung wegen des langen Streiks der süddeutschen Metallarbeiter abzusagen.

 

17.06.1922 - Der britische Rennfahrer Malcolm Campbell erreicht in Saltburn am Steuer des Sunbeam einen neuen Geschwindigkeitsrekord mit 216,87 km/h. Da die Zeit von Hand und nicht mit dem vorgeschriebenen elektrischen Messgerät vorgenommen wird, verweigert die internationale Motorsportbehörde in Paris die Anerkennung des Rekordes.

 

17.06.1922 - Im Rahmen des Automobil- und Motorradturniers von Bad Homburg gewinnt ein Opel-Sportwagen mit einer Karosserie der Kruckwerke den Wettbewerb um das schönste Automobil.

 

15.07.1922 – Unter dem Namen „Eifelrundfahrt“ startet das erste Eifelrennen vom Parkplatz der Burg Nideggen. Das Eifelrennen wird seit 1922 vom ADAC in der Eifel veranstaltet wird. Ausgetragen wird es bis 1926 auf einem 33,2 km langen Rundkurs auf öffentlichen Schotterstraßen, der von Nideggen aus über Wollersheim–Vlatten–Heimbach–Hasenfeld–Schmidt–Brück zurück nach Nideggen führte Mit ihren 86 Kurven bei einem zu überwindenden Höhenunterschied von 265 m ähnelt die Strecke der Targa Florio in Sizilien. 1927 wird das Rennen auf den neuen Nürburgring verlegt. Eine Einteilung nach Sport-, Touren- oder Rennwagen sowie nach Privatfahrern und Werksfahrern gibt es noch nicht. Das Fahrerlager ist eine eingezäunte Wiese an der Nideggener Burg. Die Fahrer schlafen, für die damalige Zeit exklusiv, im Turm der Burg. Beim ersten Rennen regnet es und alle fahren durch knöcheltiefen Schlamm auf dem Parcours. Bereits um 05:25 Uhr starten die Hilfsmotorräder. Sie haben außer den Motoren mit 1,5 bis 2 PS noch Pedale zum Mittreten. Sie müssen zwei Runden (66,4 km) fahren. Gesamtsieger bei den Automobilen wird nach 5 Runden (166 km) in der Klasse bis 18 PS der Düsseldorfer Werksfahrer Kurt C. Volkhart mit einem Steiger mit 2:07:00 Stunden. Zweiter in der Gesamtwertung wird sein Werkskollege Alfred Noll, der schnellste aus der Klasse bis 10 PS mit 2:18:00 Stunden. Fritz und Hans von Opel werden Klassensieger in der Klasse bis 8 PS sowie Dritte der Gesamtwertung; sie absolvieren die Strecke in 2:19:30 Stunden. Der damals 21-jährige Rudolf Caracciola nimmt mit einem Wagen teil, den sein Onkel ihm in Aachen in seiner Fafnir-Werkstatt gebaut hat. Er kommt aber – im Gegensatz zu seinen späteren großen Erfolgen auf Mercedes und Alfa Romeo – nicht ans Ziel.

 

01.08.1922 - In Brooksland (USA) findet ein Autorennen statt, das Gegenstand der ersten Sport-Rundfunkreportage wird.

 

27.08.1922 - Der erste "Große Bergpreis der Schweiz", heute auch bekannt als "Klausenrennen" wird am Klausenpass in der Schweiz durchgeführt. Veranstalter ist der Automobil Club der Schweiz. Die Strecke des seinerzeit bekanntesten und schwersten Bergrennens Europas führt vom Start im Dorf Linthal (Kanton Glarus) bis zum Zielpunkt auf der Klausenpasshöhe (Kanton Uri). Der 21,5 Kilometer lange, gefährliche Kurs geht durch 136 Kurven (davon 57 Kehren) und über 1237 Höhenmeter hinweg. Schon damals säumen zehntausende von Zuschauern die Rennstrecke. Mit über 200 km/h fahren die Fahrzeuge, laut zeitgenössischen Berichten „fauchend und brüllend“, über den Urner Boden. Insgesamt wird er zehn Mal wird er bis 1934 ausgetragen. Denn Rennwagen-Streckenrekord hält seit 1934 Rudolf Caracciola auf Mercedes-Benz W 25. Seit 1993 findet unregelmäßig das Klausenrennen-Memorial statt.

 

03.09.1922 - Der Monza Eni Circuit, eine Motorsport-Rennstrecke im Königlichen Park der italienischen Stadt Monza nordöstlich von Mailand, wird eröffnet. Seit dem Eröffnungsrennen werden auf der knapp sechs Kilometer langen Strecke Automobil- und Motorradrennen ausgetragen. Insbesondere ist Monza seit Einführung der Formel-1-Weltmeisterschaft 1950 Austragungsort des Großen Preises von Italien. Lediglich 1980 wird das Rennen nach Imola auf das Autodromo Dino Ferrari verlegt. Im September 2017 wird der Name Autodromo Nazionale di Monza für 3 Jahre in Monza Eni Circuit verändert.

 

09.09.1922 - Gregor „Fritz“ Kuhn, ein deutscher Automobilrennfahrer, verunglückt im Training zum Großen Preis von Italien auf dem erst eine Woche zuvor eröffneten Autodromo di Monza nahe Mailand. Über sein Leben ist nicht viel bekannt. Zu Beginn der 1920er-Jahre tritt er als Werksfahrer für Austro-Daimler an. Bei der Targa Florio 1922, die über vier Runden auf dem 108 km langen Medio circuito delle Madonie auf Sizilien stattfindet, belegt Kuhn den 22. Rang. Zum Großen Preis von Italien 1922 tritt das Austro-Daimler-Team mit drei der von Ferdinand Porsche konstruierten Austro-Daimler ADS II-R an. Pilotiert wurden die Wagen von Kuhn, Alfred Neubauer und Lambert Pocher. Der Kurs beinhaltete damals ein Oval, welches heute stillgelegt ist, und die Strecke, die in wenig abgeänderter Form noch heute befahren wird. Durch seine langen Geraden und das Oval gilt der Kurs als gefährlich und als sehr schnell. Am 9. September 1922 startet Kuhn im Training zum für den Folgetag geplanten Grand. Dabei wird ein Unfall durch ein gebrochenes Speichenrad an Kuhns Wagen ausgelöst. Das Fahrzeug kommt ins Schleudern und überschlägt sich mehrmals. Kuhn wird aus dem Wagen geschleudert und ist auf der Stelle tot. Sein Beifahrer Fiedler überlebte mit schweren Verletzungen. Das Austro-Daimler zieht sein Team daraufhin vom Grand Prix zurück. Nur acht der ursprünglich gemeldeten 39 Wagen gehen vor etwa 200.000 Zuschauern ins Rennen. Es siegt Pietro Bordino in einem Fiat 804 vor seinem Teamkollegen Felice Nazzaro und Pierre de Vizcaya auf Bugatti.

 

04.-15.10.1922 – Auf dem Pariser Autosalon wird der Amilcar Type E präsentiert, dem erste Pkw der Mitteklasse der französischen Marke Amilcar. Der als Tourenwagen und Roadster gebaute Type E hat einen Vierzylindermotor mit 1.487 ccm Hubraum (ab 10/1924 1.579 ccm) und 42 PS (später 46 PS) und ist das erste Modell von Amilcar mit Vierradbremse. Bis Ende 1925 werden rund 500 Fahrzeuge gebaut. Mit dem Typ C präsentiert Citroën das erste europäische Serienautomobil. In Frankreich auch als Citroën 5 HP oder 5 CV bekannt, wird der vom Ingenieur Edmond Moyet entworfene Typ C ein Erfolg und der Einstieg Citroëns in die Massenmobilität. Der kleine Citroën ist seinerzeit der Konkurrenz voraus: Er ist mit einem Differenzial und einem elektrischen Anlasser ausgestattet, sodass der Wagen als besonders geeignet für Damen beworben wird, die sensibel auf Fahrkomfort achteten. Alle 5-HP-Werbeunterlagen stellen das von einer Frau gefahrene Auto dar. Das Gewicht von 543 kg entspricht im Wesentlichen dem des Motors, des Getriebes und der Hinterachse. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 60 km/h bei einem Kraftstoffverbrauch von 5 l/100 km. Die erste Farbe, in der es geliefert wird, ist Gelb (ein helles „Grapefruit-Gelb“), was ihm den ersten Spitznamen „petit Citron“ (kleine Zitrone) einbringt. Die Spitznamen „Cul de poule“ (Hühnerpo) oder „Bootsheck-Citroën“ beziehen sich auf das spitz zulaufende Heck der Karosserie und „Trefle“ (Kleeblatt) auf die Form der dreisitzigen Version. Gebaut wird der Typ C 5 HP bis 1926, es entstehen rund 83.000 Fahrzeuge in den Karosserievarianten Roadster, Tourenwagen und Kastenwagen. Lancia stellt in Paris sein Modell Lambda vor. Es ist das erste Fahrzeug mit selbsttragender Karosserie und hat Einzelradaufhängung mit hydraulischen Stoßdämpfern vorn an Schiebehülsen. Der Lambda ist mit einem wassergekühlten Viertakt-Ottomotor ausgestattet. Als 1931 die Produktion des Lambda eingestellt wird, sind über zehntausend Exemplare hergestellt worden. Weil die ersten sechs Serien des Lambda mit selbsttragenden Karosserien versehen sind, gibt es bei ihnen – zeituntypisch – keine individuellen Aufbauten unabhängiger Karosseriebauunternehmen. Erst die Lambdas der der siebten und achten Serie haben ein separates Fahrgestell, sodass individuelle Karosserien möglich werden. Für den italienischen Markt kommen einige Sonderkarosserien von Casaro, für den britischen Markt arbeiten unter anderem Albany und Curtis in London; letzterer ist auch britischer Lancia-Importeur. Von Albany kommen einzelne kunstlederbezogene Karosserien nach dem Weymann-Prinzip. Zu den ungewöhnlichsten Entwürfen auf Lambda-Basis gehört der 1927 entstandene Airway Saloon von Albany, der den Linien eines Flugzeugs nachempfunden ist. Mehr als 1000 Firmen nehmen an der diesjährigen Pariser Automobilausstellung teil.

 

14.10.1922 – Im Nordirland findet der erste Ulster Grand Prix für Motorräder statt. Der Motorrad-Enthusiast und Politiker Thomas Moles erreicht damals durch sein Engagement, dass im Northern Ireland Assembly ein Road Races Act beschlossen wird, der die erste Veranstaltung des Rennens erst ermöglichte. Dieser Beschluss erlaubt es, die öffentlichen Straßen, aus denen der Clady Circuit besteht, für die Zeit der Rennen für den Individualverkehr komplett zu sperren. Das erste Rennen zählt 75 Teilnehmer in vier Hubraumklassen (250, 350, 600 und über 600 ccm). Bereits in den ersten Jahren starten die besten Rennfahrer Großbritanniens beim Ulster Grand Prix. In den Jahren 1935 und 1948 wird das Rennen als Großen Preis von Europa der UEM veranstaltet – die Rennsieger der verschiedenen Hubraumkategorien gewinnen damit auch jeweils den Europameister-Titel des Jahres. Von 1949 bis 1971 zählt der Grand Prix ununterbrochen zur Motorrad-Weltmeisterschaft, von 1979 bis 1990 werden bei der Veranstaltung Läufe zur Formula TT veranstaltet. Heute gehört das Rennen zusammen mit der Isle of Man TT und dem North West 200 zu den größten und wichtigsten Motorrad-Straßenrennen Großbritanniens.

 

11/1922 – Die Fertigung des Bugatti Type 30 beginnt. Er wird bis 1926 gebaut. Der Type 30 ist der erste Serienwagen von Bugatti mit einer Vierradbremse. Der sportliche Typ 30 wird überwiegend als Tourenwagen und Limousine gebaut, Roadster und Coupés sind seltener. Es entstehen jedoch auch Rennwagen. Während die längeren Tourenwagen ein Fahrgestellgewicht von rund 825 kg haben, wiegen die Rennwagen lediglich 730 kg. Mit dem Type 30 führt Bugatti Schrauben, Muttern und Bolzen nach eigenem Patent an, die nun in allen neuen Modellen Verwendung finden. Die Schrauben haben integrierte Unterlegscheiben und Gewinde mit unüblicher Steigung. Angetrieben wird der Type 30 von einem Reihen-Achtzylindermotor mit 1.991 ccm Hubraum. Während für die Tourenwagen 75 PS angegeben sind, haben die Rennwagen sowohl 86 PS als auch 100 PS. Gebaut werden ca. 600 bis 800 Fahrzeuge, von denen heute noch rund 35 erhalten geblieben sind.

 

 

1923

 

01/1923 – In Hannover wird auf dem Raschplatz die erste Tankstelle in Deutschland von der Firma OLEX eröffnet. Die Wahl fällt auf Hannover, da hier mit rund 5.000 Automobilen eine höhere Autodichte als Berlin oder Hamburg hat. Die Standortsuche gestaltet sich zunächst als schwierig, da befürchtet wird, dass es zu Expolsionen oder Gestank kommen könne. Der kleine expressionistische Rundbau mit seinen Säulen und Erkern unter einem Kuppeldach wirkt auf spätere Beobachter „wie ein Tanktempel“, der von einem Tankwart mit Schürze und Dienstmütze bedient wird. Das etwa 3,20 m hohe Gebäude besitzt zwischen Fundament und Fußboden einen Vorratstank, aus dem der Tankwart das Benzin mittels Handpumpe fördern kann. Im Rundbau sind die Technik und ein Vorrat an Schmierstoffen untergebracht. Bald darauf baut OLEX eine ähnliche Tankstelle an der Sudermanstraße in Köln. Im Zweiten Weltkrieg wird die Tankstelle zerstört. Nach dem Krieg baut die BP als Nachfolgegesellschaft der OLEX knapp 100 m entfernt an der Fernroder Straße eine neue Tankstelle neben dem Parkhaus. Diese wird bei der Neugestaltung des Raschplatzes in den 1970er Jahren abgerissen

 

03.02.1923 - Die Neufassung der Verordnung über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen vom 3. Februar 1923 verfügt innerorts ein Tempolimit von 30 km/h. (bisher 15 km/h). Ab dem 1. März 1923 ist per Reichsverordnung innerorts eine Geschwindigkeit von 30 km/h erlaubt. Allerdings kann die höhere Verwaltungsbehörde das Limit auf 40 km/h erhöhen.

 

01.03.1923 – Per Reichsverordnung ist nun innerorts eine Geschwindigkeit von 30 km/h erlaubt. Allerdings kann die höhere Verwaltungsbehörde das Limit auf 40 km/h erhöhen.

 

04/1923 – Die 1886 von Siegfried Bettmann im englischen Coventry gegründete Triumph Cycle Company, die zunächst Fahrräder und Motorräder produzierte, stellt ihr erstes Triumph Automobil vor. Der 10/20 besitzt einen 1.393 ccm großen Motor. Ein Jahr später gelingt Triumph bei der Olympia Motor Show eine Sensation: Als erster britischer Hersteller rüstet das Unternehmen sein neues Modell 13/35 an allen vier Rädern von Anfang an mit hydraulischen Bremsen von Lockheed aus.

 

15.04.1923 - Der Italiener Ugo Sivocci gewinnt auf Alfa Romeo das sizilianische Autorennen Targa Florio, das weltweit schwerste und älteste Langstreckenrennen des Automobilsports seit 1906. Auf Platz zwei fährt Alberto Ascari ins Ziel. Beide fahren den Alfa Romeo Tipo RL Bei diesem Rennen ziert erstmals ein grünes vierblättriges Kleeblatt den Wagen von Sivocci. Dieses wird fortan auf allen Rennwagen von Alfa Romeo zu finden sein und wird ein untrennbarer Teil der Markengeschichte.

 

05/1923 – Max Fritz, Ingenieur und Motorenkonstrukteur von BMW, nimmt mit einem Motorrad-Prototypen an der Fahrt „Durch Bayerns Berge“ des Automobil-Clubs München teil. Es ist eine BMW R/32, das erste von BMW konstruierte Motorrad. Mit dem genialen Motorenkonzept, einem längs eingebauten Zweizylinderboxer, wird der Grundstein für eine bemerkenswerte Erfolgsgeschichte gelegt. Der seitengesteuerte Boxermotor leistet 8,5 PS aus 495 ccm Hubraum, womit die R32 eine Höchstgeschwindigkeit von beachtlichen 95 km/h erreicht. Bis zum Produktionsende im Jahr 1926 werden 3.090 Exemplare gebaut.

 

22.05.1923 – Im Turiner Stadtteil Lingotto nimmt das neue Fiat-Werk, das zu diesem Zeitpunkt modernste Automobilwerk Europas, die Arbeit auf. Das Bauwerk ist 507 Meter lang und ist eines der ersten Bauwerke mit einem neuen revolutionären Baustoff: stahlarmierter Beton. Begonnen wurde bereits 1916. Über fünf Stockwerke windet sich das Fließband hinauf auf das Dach, wo die fertigen Fiat 501 auf einer 1,4 Kilometer langen Einfahrbahn auf Herz und Nieren geprüft werden, bevor sie über eine spektakuläre Rampenanlage nach draußen auf die Straße rollen. 1982 wird das Werk endgültig geschlossen und durch das Engagement einer Bürgerinitiative erhalten. Heute gibt es in der ehemaligen Automobilfabrik 14 Restaurants, Büros, zwei Hotels, ein Einkaufszentrum und das Kunstmuseum Scrigno mit der Gemäldesammlung von Gianni und Marella Agnelli.

 

26.-27.05.1923 - Die ersten "24 Stunden von Le Mans" werden ausgetragen. Das Langstreckenrennen bietet den Automobilherstellern die Möglichkeit, ihre Zuverlässigkeit und den Entwicklungsstand ihre Fahrzeuge unter Beweis stellen zu können. Zu Beginn es nur den Fahrern selbst erlaubt, Reparaturen mit Bordwerkzeug durchzuführen. Ziel des Rennens ist es, möglichst vielen Runden auf dem ca. 17,3 Kilometer langen, bis in die Innenstadt von Le Mans reichenden Rundkurs zu absolvieren. Das erste Rennen gewinnen die Franzosen André Lagache und René Léonard auf einem Chenard & Walcker Sport; dabei fahren sie über eine Distanz von 2.209,536 km.

 

10.06.1923 - Mit dem Eröffnungsrennen wird mit dem Schleizer Dreieck die älteste Naturrennstrecke Deutschlands in Betrieb genommen. Morgens um 8:00 Uhr findet die erste „Brennstoffprüfung“ für zehn Automobile und Motorräder. Das Durchschnittstempo des schnellsten Motorradpiloten liegt bei rund 60 km/h, erreicht von einem Hans Raebel aus Apolda mit einer 1000er Mars. Ursprünglich ist die Strecke ca. 7,6 km lang, in seiner Geschichte wird das Schleizer Dreieck mehrfach umgebaut. Sportliche Höhepunkte sind 1950 der Gesamtdeutsche Meisterschaftslauf mit 250.000 Zuschauern sowie die Internationalen Formel-3-Rennen in den 60'er Jahren.

 

01.07.1923 – Paul Daimler, das älteste von fünf Kindern von Gottlieb Daimler aus dessen erster Ehe, wechselt nach Berlin zu Argus, wo er sich einen Namen als Motorenentwickler im Fachbereich Flugzeugtriebwerke macht und auch für die Entwicklung der Horch-Triebwerke zuständig ist.

 

02.07.1923 - Beim Grand von Frankreich setzt Bugatti erstmals den Typ 32 bei einem Rennen ein. Das Fahrzeug, aufgrund seiner eigenwilligen Form auch "Tank“ („Panzer") genannt, wird hinter zwei Sunbeam Dritter.

 

31.08.1923 – Durch den ersten Weltkrieg gerät die Automobilproduktion deutlich ins Stocken. Am 31. August 1923 wird der letzte C. Benz Söhne Wagen an einen Kunden verkauft. Im Jahr 1924 werden in Ladenburg noch einmal zwei Automobile für den Eigenbedarf hergestellt. Einer der beiden Wagen steht heute im „Automuseum Dr. Carl Benz“ in Ladenburg. Nach dem Ende der Automobilproduktion werden Großmotoren für Flugzeuge und Schiffe überholt. Ein Teil des Betriebsgeländes wird an die Firma Badenia vermietet, die versucht mit dem Kleinwagen Mops ins Geschäft zu kommen. Es ist jedoch nicht überliefert, wie viel „Möpse“ je gebaut wurden. Man plant sogar einen größeren Wagen mit 6-Zylinder Motor. Doch auch dieses Projekt bleibt erfolglos.

 

08.09.1923 - Beim Grand Prix im Autodromo soll erstmalig der neue Alfa Romeo P1 eingesetzt werden. Doch beim Training am Vortag verunglückt der italienische Rennfahrer Udo Sivocci tödlich mit einem der drei P1. Alfa Romeo sagt den Start ab, was auch gleich das Ende des P1 bedeutet. Es folgen die erfolgreichen Rennwagen P2 und P3. Von Sivocci stammt das vierblättrige Kleeblatt, das viele Alfa-Rennwagen zierte.

 

15.12.1923 – Das erste dokumentierte Speedwayrennen finden laut der „Maitland Mercury Newspaper“ in Maitland in New South Wales (Australien) statt. Doch schon vorher gab es bereits in den USA und Australien einige Motorsportveranstaltungen dieser Art.

 

22.12.1923 – Mit Jörgen Skafte Rasmussen als Hauptaktionär wird die Zschopauer Motorenwerke J. S. Rasmussen AG gegründet. Mit dem Beginn des konjunkturellen Aufschwungs folgt 1925 das erste Erfolgsmodell von DKW, die DKW E 206 mit 206 ccm Hubraum, mit der DKW zu den führenden deutschen Motorradproduzenten aufsteigt. Das robuste Gebrauchsmotorrad ist ab 750 Reichsmark erhältlich und damit im Durchschnitt rund 200 RM günstiger als vergleichbare Modelle der Mitbewerber. Überdies beruht der Erfolg als „Verkaufsschlager“ auf einer Gesetzesänderung: Ab 1. April 1928 sind zwei- und dreirädrige Kraftfahrzeuge bis 200 ccm Hubraum steuer- und führerscheinfrei. DKW reagiert prompt, verringert den Hubraum geringfügig und bietet das Modell einerseits als E 200 an und liefert für bereits verkaufte E 206 Umrüstsätze. Von beiden Modellvarianten werden bis 1929 über 68.000 Stück hergestellt. Noch 1936 sind 34,6 Prozent aller im Deutschen Reich zugelassenen Motorräder von DKW.

 

 

1924

 

1924 baut die Hamburger Auto-Bau-Gesellschaft, kurz Habag, ihr erstes Automobil: Den Kleinwagen 5/18 PS mit einem Vierzylinder-Blockmotor. Nach nicht einmal einem Jahr ist Schluss - sowohl mit dem Modell 5/18 PS wie auch mit dem Automobilhersteller Habag.

 

1924 eröffnet der Petroleumimporteur DAPOLIN die erste öffentliche Kraftstoff-Zapfsäule Hamburgs. Dort wird das klopffestes Super-Benzin Duolin verkauft, das ab September 1928 als rot eingefärbtes Esso verlauft wird. 1931 wird DAPOLIN in Standard Benzin umbenannt, 1937/1938 erfolgt die Umfirmierung auf die Marke ESSO (phonetisch für Standard Oil).

 

01/1924 – Mit dem Modell B-70 stellt die Firma Chrysler im Hotel Commodore anlässlich des New Yorker Automobilsalons ihren ersten PKW der Öffentlichkeit vor. Der Wagen hat für seine Klasse einen kleinen Sechszylinder-Reihenmotor mit 3.294 ccm Hubraum und ist eines der ersten Serienautos mit hydraulisch betätigten Bremen und das erste Mittelklasse-Fahrzeug mit „hoch“ verdichtetem Motor. Bereits im ersten Produktionsjahr werden neun verschiedene Karosserien (von Fisher Body Co.) angeboten. 1926 wird der B-70 durch den G-70 ersetzt. In zwei Jahren werden rund 108.600 Typ B-70 gefertigt.

 

01/1924 – Der Almanach-Kunstverlag Berlin startet den Verkauf einer neuen Zeitschrift für Autofahrer: Den monatlich erscheinenden „Der Herrenfahrer“. Das Blatt versteht sich als offizielles Organ des Motorradclubs von Deutschland MvD und trägt den Untertitel Das Blatt vom Auto und anderen Annehmlichkeiten des Lebens. Wie viele, vor allem englische, Zeitschriften zuvor versuchte „Der Herrenfahrer“, dem in Sachen Straßenverkehr und Technik erfahrenen Motorradfahrer den Umstieg auf das Automobil schmackhaft zu machen. Der Titel der Zeitschrift spielt mit dem Begriff des Herrenfahrers als Chauffeur des eigenen Wagens. Ein Jahrzehnt zuvor sind Autos so störungsanfällig gewesen, dass diejenigen, die sich die Gefährte leisten konnten, einen Chauffeur, eben den „Herrenfahrer“, einstellten, der sie herumfuhr, die Anlasserkurbel betätigte, Reifen wechselte und sich beim häufigen Ölnachfüllen und Schmieren die Hände schmutzig machte. In den 1920er Jahren werden die Autos technisch zuverlässiger und das Zeitalter des Autobesitzers, der selbst fährt, also sein eigener Herr ist, bricht an. Diese selbstbestimmten Fahrer ist die Zielgruppe der Zeitschrift. Die erste Ausgabe umfasst knapp 70 Seiten und enthält neben zahlreichen Werbeanzeigen Artikel über Auto- und Motorradrennen, Autohersteller, Automode, die Technik des Kompressormotors sowie eine Glosse über Frauen am Steuer. Das Titelblatt ist in allen Ausgaben als vierfarbige Skizze angelegt und zeigte in der ersten einen Mann am Steuer eines offenen Wagens, beide Hände fest am Lenkrad. Bereits in dieser Ausgabe finden sich mehrere Schwarzweißfotografien, deren Anzahl im Laufe der Jahre zunimmt. Auch Rätselecken rund um das Automobil kommen hinzu. Motorräder spielen noch in den letzten Ausgaben eine Rolle. Die Anmutung und grafische Gestaltung der Hefte ist modern und stark im Jugendstil verankert. Viele Texte des redaktionellen Teils weisen weit in die Zukunft, wie etwa ein Artikel in der Ausgabe 1/1927 über den Fahrtrichtungsanzeiger, der damals noch lange keinem Standard folgt. Ab der Nummer vom Mai 1926 geht „Der Herrenfahrer“ an den Verlag Hermann Meister in Heidelberg über. Im Mai 1928 wird sein Erscheinen eingestellt. Die Gründe dafür sind unbekannt.

 

04.03.1924 – In Berlin wird das tausendste Fahrzeug des 1921 gegründeten Automobilherstellers Grade-Automobil-Werke AG gefeiert. Bis 1928 werden rund 2.000 bis 2.500 Fahrzeuge gebaut, drei existierende Fahrzeuge sind noch bekannt.

 

10.04.1924 – Der spanische Diktator Primo de Rivera verordnet, dass die Fahrzeuge im Straßenverkehr sich rechts halten sollen.

 

27.04.1924 – Als erstes deutsches Team gewinnt Christian Werner auf einem Mercedes Tipo Indy 2000 12 PS das legendäre, seit 1906 ausgetragene Straßenrennen auf Sizilien, die Targa Florio. Bis dahin gelang es nur einem britischen Team (1912, Cyril Snipe auf Scat 25/35 HP/4.7) und einem französischen Team (1919, André Boillot auf Peugeot L25/2.5), die Dominanz der Italiener zu brechen.

 

05/1924 - Als erster deutscher Hersteller setzt Opel 10 Jahre nach Henry Ford in den USA auf die Fließbandproduktion. Mit der Produktion des Opel 4/12 PS "Laubfrosch" wird Opel Massenhersteller. Der Laubfrosch ist jedoch ein Plagiat des Citroen 5 CV. Vor einem deutschen Gericht wird der Klage jedoch abgewiesen mit der Begründung, dass der Opel grün sein, während der Citroen gelb sei. Daraus soll sich der Spruch "Dasselbe in grün“ entwickelt haben; es gibt aber noch andere Erklärungen. Zunächst gibt es vom Opel 4/12 PS nur einen offenen Zweisitzer mit sogenanntem „Bootsheck“ und Segeltuchverdeck. Der 1-Liter-Motor bringt den kleinen Opel auf eine Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h. Später folgen weitere Karosserievarianten mit größeren und stärkeren Motoren. Bis Juli 1931 werden insgesamt 119.484 Wagen aller Versionen gebaut.

 

04.06.1924 - Nun zeigen alle Horch-Fahrzeuge das Signet des von Ernst Böhm - Professor an den Vereinigten Staatsschulen für Freie und Angewandte Kunst in Berlin-Charlottenburg - entworfenen gekrönten H. Es befindet sich an der Kühlerfront, den Radkappen, den Brems- und Kupplungspedalen. Bei einigen Typen ist es eingelassen in die Streuscheibe der Scheinwerfer. 1936 gewinnt Böhm einen Wettbewerb zur Gestaltung der Ehrenurkunde der Olympischen Spiele in Berlin. Da seine Ehefrau jüdischer Herkunft ist, wird er von den NS-Behörden aus dem Lehramt entlassen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wird er an die Hochschule für Bildende Kunst (heute Universität der Künste Berlin) berufen und wirkt als Professor und Dekan der Abteilung Angewandte Kunst.

 

12.07.1914 – Mit dem Rekordwagen Fiat SB4 Eldrige „Mefistofele“ stellen der Brite Ernest Eldridge und sein Copilot und Mechaniker auf der geraden Landstraße Route nationale 20 von Arpajon bei Paris einen Weltrekord von 234,980 km/h auf. Das Basisfahrzeug wird im Jahr 1908 als Fiat SB4 für Rundstreckenrennen gebaut und ist seinerzeit mit einem 18.146 ccm großen Vierzylindermotor mit etwa 175 PS ausgestattet. 1922 wird der zwischenzeitlich havarierte und nicht mehr einsatzfähige Rennwagen von Ernest Eldridge erworben und im Jahr 1923 zu einem Rekordwagen umgebaut. Hierfür verlängert Eldridge den Leiterrahmen im Bereich des Vorderwagens, um Platz für einen 21,7-Liter-Sechszylinder-Reihenmotor vom Typ Fiat A.12 zu schaffen. Dieser Motor stammt aus einem Kampfflugzeug des Ersten Weltkriegs. Seine Leistung beträgt rund 320 PS. Für die Rekordfahrt ist der Motor modifiziert worden: Aus einem mitgeführten Druckbehälter wird den beiden Vergasern reiner Sauerstoff zugeleitet. Die Aufgabe des Beifahrers besteht darin, die Kraftstoffzufuhr mit einer handbetätigten Pumpe aufrechtzuerhalten. Der von Eldridge erreichte Wert ist der letzte Landgeschwindigkeitsrekord, der auf einer öffentlichen Straße aufgestellt wird.

 

20.-21.07.1924 – Ein Jahr nach dem ersten 24-Stunden-Rennen von Le Mans, das 1923 erstmals ausgefahren wurde, greifen Funktionäre des „Königlichen Automobil Club Belgien“ die Idee eines Rennens über 24-Stunden auf und suchen einen geeigneten Austragungsort. Die treibenden Kräfte innerhalb des Clubs sind Jules de Their und Henri Langlois Van Ophem. Man entscheidet, das Rennen auf einem 14,863 km langen Kurs auf öffentlichen Straßen zwischen Francorchamps, Malmedy und Stavelot auszutragen, wo seit 1922 Rennen veranstaltet werden und der als Circuit de Spa-Francorchamps in die Motorsportgeschichte eingehen soll. 27 Fahrzeuge in vier Rennklassen sind gemeldet, wovon 26 am Nachmittag des 19. Juni das Rennen aufnehmen. Die Gesamtwertung gewinnen die beiden Franzosen Henri Springuel und Maurice Béquet auf einem 2-Liter-Bignan, vor dem Le-Mans-Sieger von 1923, André Lagache und dessen Teamkollegen André Pisart auf einem Werks-Chenard & Walcker sowie dem Belgier Raymond de Tornaco, der sich einen weiteren Bignan mit Barthélémy Bruyère teilt.

 

03.08.1924 – Beim XVIII. Großen Preis von Frankreich auf dem Circuit de Lyon startet erstmals ein Bugatti Typ 35. Der Typ 35 ist ein Schlüsselmodell für die Marke Bugatti und ein Höhepunkt fs Rennwagenbaus der 1920er Jahre. Angetrieben wird der Rennwagen von einem konventionellen Achtzylinder-Reihenmotor mit 1.991 ccm Hubraum und ca. 95 PS. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt ca. 180-190 km/h. Insgesamt gehen in Lyon fünf der neuen Typ 35 an den Start, die jedoch noch keinen Podestplatz erreiche, sondern die Plätze sieben und acht belegen. Alle nachfolgenden Fahrzeuge fallen aus oder werden abgewunken. Doch ab 1926 können Bugatti Typ 35 und seine – mit stärkeren Motoren und Kompressor versehenen – Weiterentwicklungen Bugatti Typ 35 B, 35 C, 35 T und 35 TC zahlreiche bedeutende Rennen gewinnen. Der Bugatti Typ 35 A ist im Gegensatz zu den anderen Varianten kein Renn- sondern ein Sportwagen mit Straßenzulassung. Er besitzt den 2-Liter-Motor ohne Kompressor, der 75 oder 90 PS leistet. Der 35 A besitzt keine gegossenen Aluminiumräder, sondern Drahtspeichenräder. Die genaue Stückzahl vom Typ 35 ist nicht bekannt, die verschiedene Quellen schwanken zwischen 190 bis 343 Exemplaren.

 

21.09.1924 - In Lainate wird durch König Viktor Emanull III. das erste Teilstück von Mailand nach Varese der späteren Autostrada dei Laghi für den Verkehr freigegeben. Somit ist die heutige A8 die erste fertiggestellte reine Autostraße der Welt, die gegen Maut allen Bürgern als Verkehrsweg zugänglich ist, jedoch ohne getrennte Richtungsfahrbahnen.

 

10/1924 – Auf dem Pariser Autosalon präsentiert der italienische Automobilhersteller Bianchi den Nachfolger des Modells Tipo 16, den Bianchi S 4. Allerdings ist in Paris nur ein reines Fahrgestell zusehen. Erst im Frühjahr 1925 wird ein komplettfahrzeug auf dem Autosalon von Mailand gezeigt. Der S 4 besitzt einen 1.287 ccm großen Vierzylindermotor mit 26-32 PS, womit eine Höchstgeschwindigkeit von 80-85 km/h möglich ist. Das Fahrzeug wird als Limousine, Cabriolet, Landaulet, Tourenwagen, Pick-up und Kastenwagen karossiert, bis 1927 gebaut und vom Bianchi S 5 abgelöst.

 

19.10.1924 – Der britische Automobilrennfahrer und –ingenieur Louis Zborowski verunglückt auf einem Mercedes-2-l-8-Zylinder-Rennwagen „Monza“ tödlich beim Großen Preis von Italien in Monza. Louis Zborowski wird am 20.02.1895 als Sohn des Autorennfahrers Eliott Zborowski und Margaret Laura Astor Carey geboren. Sein Vater stirbt am 01.04.1903 beim Bergrennen Nizza-La Turbie auf einem Mercedes 60 PS. Louis ist einer der Förderer der Automarke Aston Martin. Er nimmt ab 1921 an mehreren Rennen teil und erringt unter anderem beim Gran Premio de Penya Rhin 1922 und 1923 jeweils in einem Aston Martin sowie beim Großen Preis von Spanien 1923 in einem Miller 122 den zweiten Platz. 1923 nimmt er mit einem Bugatti am Indy 500 teil. Zborowski baut in seinem Anwesen Higham Park zusammen mit Clive Gallop vier Rennautos. Das erste Fahrzeug ist der „Chitty Bang Bang“ Das Auto wird von einem 23-Liter-Maybach-Motor angetrieben. Ein zweites, ebenfalls „Chitty Bang Bang“ genanntes Fahrzeug hat einen 18,8-Liter-Benz-Bz-IV-Motor. Das dritte Fahrzeug basiert auf einem Mercedes 28/95 PS, hat einen 15-Liter-Mercedes-Motor und wird als „White Mercedes“ bezeichnet. Das vierte Fahrzeug besitzt einen 27-Liter-Liberty-Motor und wurde „Higham Special“ genannt. Mit diesem Fahrzeug stellt im April 1926 J. G. Parry-Thomas in Pendine Sands einen neuen Geschwindigkeitsrekord auf. Seine Gestalt und seine Autos inspirieren den Schriftsteller Ian Fleming zum Buch und zum Film Tschitti Tschitti Bäng Bäng.

 

21.10.1924 – Berühmtheit erlangte der auf dem Potsdamer Platz in Berlin in Betrieb genommene Verkehrsturm mit manuell bedienten Lichtzeichen. Er ist bereits 1926 verkehrstechnisch veraltet. Ab 1926 werden an vielen Kreuzungen zentral aufgehängte vierseitige Ampeln mit automatisch geschaltetem Rot-Gelb-Grün-Signal installiert. Das Überqueren der Fahrbahn für Fußgänger wird an Kreuzungen mit weißen Fahrbahnmarkierungen unterstützt.

 

03.11.1924 – In Berlin wird die Verkehrswacht mit dem Ziel gegründet, die Verkehrssicherheit zu fördern und Verkehrsunfälle zu verhindern. Die Gründungsväter der „Auto-Wacht“, wie die Verkehrswacht ursprünglich heißt, legen sich die Verpflichtung auf, ihr Automobil rücksichtsvoll und vorsichtig zu steuern, um Unfälle mit Pferdekutschen und Fußgängern zu vermeiden. Der Gedanke der Rücksichtnahme und Vorsicht zieht sich wie ein roter Faden bis heute durch, auch wenn sich die Welt auf unseren Straßen völlig anders darstellt. Der Verkehrsentwicklung entsprechend ist aus der „Auto-Wacht“ längst ein Verband für alle Verkehrsteilnehmer geworden.

 

10.-18.12.1924 - Auf der ersten Verkehrsausstellung in Berlin präsentiert die Hannoversche Maschinenbau AG, kurz HANOMAG, das Modell 2/10 vor, bekannter unter dem Spottnamen "Kommissbrot". 278 cm lang, 118 cm breit, zwei Sitze, ein Frontscheinwerfer. Vorangetrieben wurde er von einem Einzylinder-Motor mit 500 cm und 10 PS, was immerhin für 60 km/h reichte. In 4 Jahren wurden fast 15.000 Fahrzeuge gebaut. "Fünf Pfund Blech und ein Pfund Lack - fertig ist der Hanomag" hieß es damals im Volksmund.

 

 

1925

 

05/1925 - Der Fiat 509, ein zwei- bis viersitziger Wagen der unteren Mittelklasse, wird vorgestellt. Sein Reihenmotor hat einen Hubraum von 990 cm³ und leistete 22 PS. Der bis zu 78 km/h schnelle Wagen wird innerhalb eines Jahres zum Volumenmodell der Marke; es gibt ihn als zwei- und viertürige Limousine, Torpedo, Cabriolet, Spider, Coupé, Commerciale (Kombi) oder Taxi. Neben dem fast baugleichen Fiat 509 A ab 1926 gibt es auch noch den Fiat 509 S mit einem 27 PS starken Motor. Dieses Modell fährt bis zu 92 km/h schnell. Innerhalb von vier Jahren werden mehr als 90.000 Stück gebaut. Ein Grund für den Erfolg ist die Möglichkeit, das Fahrzeug auf Raten zu kaufen. Damals ist dies eine Besonderheit.

 

06.06.1925 - Die Chrysler Motor Corporation wird gegründet. Walter P. Chrysler ist bereits zuvor erfolgreich in der Automobilbranche. 1919 tritt er als Vizechef von General Motors zurück und führt als geschäftsführender Vizepräsident das zuvor stark defizitäre Unternehmen Willys-Overland in die Gewinnzone zurück. 1921 wechselt er zur Maxwell Motor Company, die nach der Fusion mit Chalmers in Schwierigkeiten geraten ist. 1924 wird dort der erste Chrysler Six vorgestellt. 1925 erfolgt die Gründung der Chrysler Motor Corporation und Maxwell wird übernommen. 1928 erfolgt die Übernahme des deutlich größeren Unternehmens Dodge Brothers Inc. und Chrysler wird damit zum drittgrößten Automobilhersteller der USA. Zu diesem Zeitpunkt gehören bereits die Marken Chrysler, Dodge, Imperial, DeSoto und Plymouth zum Konzern.

 

20.-21.06.1925 – Das dritte 24-Stunden-Renn von Le Mans findet mit einer Neuerung statt: Erstmals wird der Start eingeführt, der auch heute noch als „Le-Mans-Start“ berühmt ist. Dabei müssen die Fahrer über die Fahrbahn zu ihren vor der Boxengasse aufgestellten Fahrzeugen sprinten und stehend starten. Dieser Startvorgang wird bis 1969 vorgenommen und danach durch den Indianapolis-Start ersetzt. Außerdem müssen in diesem Jahr die Haupttribünen und die Boxengasse an das Ende der Hunaudières-Geraden verlegt werden, da man sich mit den Grundstückseigentümern nicht auf eine Ablöse einigen kann. Von den 60 Meldungen für das Rennen werden 49 Starter zugelassen. Den Sieg erzielen Gérad de Courvelles und André Rossignol mit ihrem Lorraine-Dietrich B3-6 Sport. 1925 müssen auch die ersten Todesopfer in Le Mans beklagt werden. Im Training verunglückt der Franzose André Guilbert auf einem Ravel tödlich. Im Rennen selbst verliert Marius Mestivier in der Mulsanne die Kontrolle über seinen Amilcar und verstirbt nach einem schweren Unfall noch an der Unfallstelle.

 

27.06.1925 – Das Unternehmen Laurin Klement wird an den Konzern Škoda verkauft (wobei Laurin technischer Direktor bleibt). Die zu diesem Zeitpunkt gebauten Automobilmodelle werden von Škoda Auto, wie die neue Firma nun heißt, zunächst unter dem Namen „Laurin & Klement – Škoda“ und dann unter dem Namen „Škoda“ weitergebaut. Der Bau von Fahr- und Motorrädern wird dagegen eingestellt.

 

01.07.1925 - Um dem gewachsenen Interesse am Motorsport Rechnung zu tragen, soll in Deutschland eine Rennstrecke gebaut werden. Dabei greift man auf Pläne aus dem Jahr 1907 für eine Rennstrecke in der Eifel zurück. Damit soll auch eine Verbesserung der Wirtschafts- und Infrastruktur dieser Region bewirkt werden.  Am 01.07.1925 beginnen die Arbeiten zum Nürburgring und am 18.06.1927 findet mit dem Eifelrennen für Motorräder das erste Motorrad- und einen Tag später das erste Automobilrennen statt.  Rudolf Caracciola gewinnt in einem kompressoraufgeladenen Mercedes-Benz Typ S. Auf dieser Nordschleife finden bis 1976 auch Formel 1-Läufe statt. Aufgrund der Sicherheitsprobleme der auch "Grüne Hölle" genannten Nordschleife wird eine neue, 1984 eingeweihte Grand Prix-Strecke gebaut.

 

25.07.1925 – Die tschechoslowakische Regierung bestellt als eimer der ersten Kunden einen Skoda Hispano Suiza 25/100 PS. Anfang der 1920er Jahre plant Škoda im Zuge einer umfassenden Restrukturierung auch den Bau eines eigenen Oberklasse-Automobils und erwirbt deshalb 1924 vom spanisch-französischen Automobil- und Rüstungsunternehmen Société Française Hispano-Suiza eine Produktionslizenz für deren Spitzenerzeugnis H 6 B. Dieses Fahrzeug, 1919 als H 6 vorgestellt, gilt als eines der besten auf dem Markt. 1925 kommt es zu einer Fusion zwischen Škoda und dem Automobilhersteller Laurin & Klement, wodurch der Konzern das Know-how für den Automobilbau erhält. Die Fertigung des 25/100 PS beginnt noch 1925 bei Škoda in Pilsen. Der von der tschechoslowakischne Regierung bestellte Dienstwagen für Präsident Tomáš Garrigue Masaryk wird im Mai 1926 ausgeliefert. Die Produktion des aufwendig herzustellenden und sehr teuren Wagens endet 1929; der letzte wird im folgenden Jahr ausgeliefert. Die Produktion beläuft sich auf mindestens 50 und höchstens 101 Fahrzeuge. Das Fahrzeug entspricht weitgehend dem Hispano Suiza H 6 B. Der wassergekühlte Reihensechszylinder-Viertaktmotor hat einen Hubraum von 6654 cm³ und eine Leistung von 100 PS. Er beschleunigt das Fahrzeug bis auf 140 km/h. Der Leichtmetallmotor ist von einem V12-Flugzeugtriebwerk abgeleitet, von dem nur eine Zylinderbank benötigt wird. Er hat 12 im Motorblock stehende Ventile und Doppelzündung. Die Motorleistung beträgt 135 bhp bei 2600/min. Die geringere Leistung des 25/100 PS ist auf ein kleineres Verdichtungsverhältnis zurückzuführen, das der geringeren Oktanzahl des Treibstoffs geschuldet ist. Alle Aufbauten sind in Holz-Stahl-Mischkonstruktion ausgeführt und werden nach Kundenwunsch gebaut. Es ist nicht bekannt, ob und welche Versionen als Werkskarosserien offeriert wurden. Škodas hauseigene Karosserieabteilung steuert insgesamt 23 Aufbauten bei, die übrigen Fahrgestelle erhalten Aufbauten von Spezialbetrieben. Es existieren nur noch fünf Fahrzeuge, darunter ein von J. O. Jech in Prag als Berline Décapotable aufgebautes Fahrzeug (ein großes, viertüriges Vollcabriolet mit Separation).

 

26.07.1925 - In Montlhéry stirbt Antoni Ascari in seinem Alfa Romeo beim Großen Preis von Frankreich. 1919 beginnt der Sohn eines Getreidehändlers aus der Lombardei, für Fiat Rennen zu fahren. Regelmäßig tritt er bei der Targa Florio an. 1923 gewinnt er auf einem Alfa Romeo P2 seinen ersten Großen Preis in Cremona. Auch im Folgejahr gewinnt er dort und siegt auch in Monza beim Großen Preis von Italien. 1925 gewinnt er den Großen Preis von Belgien, doch nur einen Monat später stirbt er beim Großen Preis von Frankreich. Auch sein Sohn, der zu Zeiten des tödlichen Unfalls sieben Jahre alt ist, wird später ein erfolgreicher Rennfahrer und zweifacher Formel-1-Weltmeister (1952, 1953). Wie sein Vater verunglückt auch er tödlich, als er 1955, vier Tage nach einem schweren Unfall beim Großen Preis von Monaco, privat einen Ferrari-Sportwagen in Monaco testet und von der Strecke abkommt, sich überschlägt und tödliche Verletzungen erleidet.

 

08/1925 – Der US-amerikanische Automobilhersteller Cadillac präsentiert als Nachfolger des V-63 den Series 314 mit V8-Motor. Technisch stellt der 314 eine verbesserte Version seines Vorgängers dar; geändert wurden die Federn an der Hinterachse, der Kühler, die Lenkung (im Frühjahr 1926), der Ventiltrieb (Entfall der Kipphebel) und der Antrieb des Generators (über Riemen statt über Kette). Überarbeitet wurden ferner die Karosserien; sie erhalten nun längere, geschwungene vordere Kotflügel, grundsätzlich vorne angeschlagene Vordertüren, einen geänderten Kühlergrill und durchweg einteilige Windschutzscheibe. In der Standard-Reihe wurden keine offenen Modelle mehr angeboten, sondern nur noch sechs verschiedene geschlossene Zwei- und Viertürer; die Custom-Reihe umfasste ein knappes Dutzend verschiedener Varianten. Ferner stehen erstmals seit 1919 wieder Sonderaufbauten auf extralangem Radstand von 381 cm im Angebot (Leichenwagen und Ambulanz, dazu eine gepanzerte, rund 3 Tonnen schwere Limousine). Der 5.155 ccm Hubraum große V8 leistet 80 PS. Im September 1927 wird der 314 durch den Cadillac Series 341 abgelöst; bis dahin sind vom Series 314 insgesamt 50.619 Stück vom Band gelaufen.

 

15.-16.08.1925 – Knapp 20 Jahre nach Eröffnung des Holzabfuhrwegs vom Schauinslandgipfel nach Günterstal findet das erste Schauinsland-Bergrennen statt. Die 12 km lange Strecke enthält 173 Kurven. Am 15. und 16. August 1925 gingen erstmals Rennwagen und -motorräder an den Start des in der Folgezeit bekanntesten deutschen Bergrennens, welches in seinen besten Zeiten weit mehr als 20.000 Zuschauer besuchten. Das jährlich stattfindende Rennen gewann danach zunehmend an Bedeutung; so wurde es 1927 international ausgeschrieben und erhielt ab 1930 das Prädikat Bergpreis von Deutschland sowie ab 1931 die Bezeichnung Großer Bergpreis von Deutschland. Im Jahr 1938 wurde das Rennen aufgrund der politischen Spannungen abgesagt und während des Zweiten Weltkrieges nicht wieder aufgenommen.

 

18.08.1925 - Als Tochterunternehmen der amerikanischen Ford Motor Company wird in Berlin die Ford Motor Company Aktiengesellschaft in das Handelsregister eingetragen, nur einen Tag nachdem im Deutschen Reich die 1920 erlassene Einfuhrsperre für ausländische Automobile aufgehoben worden war. Durch die Montage von zugelieferten Teilen entging man den hohen Importzollen für fertige Autos. Zunächst werden Ford T-Modelle in Moabit montiert. 1930 wird der Unternehmenssitz nach Köln verlegt, wo ab 1931 die Produktion des Modell A beginnt.

 

10.10.1925 - In der Olympic-Hall in London wird die bis zum 18.10.1925 dauernde internationale Automobilausstellung eröffnet. Zu sehen sind 650 Wagen im Wert von 377.000 englischen Pfund.

 

26.11.1925 – BMW präsentiert auf der Deutschen Automobilausstellung in Berlin mit der R42 die Nachfolgerin von BMWs erstem eigenständigen Motorrad, der R32. Fahrwerk und Getriebe mit Grundmotor sind weitgehend baugleich. Der seitengesteuerte Zweizylinder-Boxermotor leistet aus seinen 494 ccm Hubraum nun 12 PS, die Höchstgeschwindigkeit beträgt wie bei der R32 95 km/h. Gebaut wird die R52 bis 1928, es entstehen über 6.500 Motorräder.

 

05.12.1925 – In der Verordnung über Kraftfahrzeugverkehr (der Vorläufer der StVZO) wird in § 4 (8) die Vorschrift eingefügt, dass „Lastkraftwagen an der linken Seite“ einen Spiegel haben müssen.

 

 

1926

 

22.02.1926 - Als erste deutsche Autobank wird in Berlin unter der Firma Ford Credit Company die Ford Bank gegründet.

 

16.03.1926 - Der Sunbeam Tiger ist ein Rennwagen, der in den 1920er Jahren von Sunbeam in Wolverhampton gebaut wurde. Es ist das letzte Auto, das sowohl als Landgeschwindigkeitsrekordhalter als auch als Rundstreckenrennwagen konkurrenzfähig ist. Das Fahrgestell und die Karosserie des Sunbeam sind konventionell für Rennwagen der damaligen Zeit. Die Neuartigkeit des Wagens liegt in seinem Motor. Der Grand-Prix-Motor von Sunbeam aus dem Jahr 1925 ist ein erfolgreicher 2-Liter-Reihen-Sechszylindermotor mit zwei obenliegenden Nockenwellen. In diesem Wagen wird ein Paar der gleichen Block- und Kopfanordnung verwendet, die mit einem einzigen 75°-Kurbelgehäuse zu einem 3976 ccm großen V12-Motor verbunden sind. Die Aufladung bringt die Leistung auf 306 PS. Henry Segrave ist so erpicht darauf, das neue Auto und den neuen Motor zu testen, dass er es im September 1925, noch unlackiert, nach Brooklands bringt. Es wird eine Geschwindigkeit von 145 mph (233 km/h) auf der halben Meile gemessen. Kleinere Arbeiten, darunter die heute noch auffällige leuchtend rote Lackierung, werden über den Winter durchgeführt. Im Frühjahr 1926 ist Segrave auf dem breiten, flachen Strand von Southport zu sehen. Am 16. März 1926 stellt er mit dem leuchtend roten Auto, das nun den Namen Ladybird trug, mit 152,33 mph (245,15 km/h) einen neuen Landgeschwindigkeitsrekord auf. Der Sunbeam ist das Auto mit dem kleinsten Hubraum und Verbrennungsmotor, das jemals einen Landgeschwindigkeitsrekord aufstellte.

 

25.03.1926 – Felice Bianchi Anderloni gründet in Mailand das Unternehmen Carrozzeria Touring. Anderloni ist ein begabter Automobildesigner. Einen Namen mach sich Touring durch die patentierte Konstruktion Superleggera (italienisch für „superleicht“) für den Karosseriebau. Ähnlich wie bei Flugzeugen ist die Grundstruktur der Karosserie ein leichtes dreidimensionales Gestänge aus Profilen unterschiedlicher Form und Stärke. Als Material werden Aluminium, Magnesium und deren Legierungen oder Stahl verwendet. Die Karosseriebleche aus Aluminium werden mit diesem Rahmen verbunden und verstärken die Gesamtkonstruktion. Diese Bauart vereinfacht den Bau von Prototypen und Kleinserien im Vergleich zu den damals üblichen Eschenholzrahmen. Außer der Gewichtsersparnis ist ein zweites Ziel die Reduzierung des Luftwiderstands; als eines der ersten Unternehmen experimentiert Touring mit Windkanälen. Beides hat sich erst viel später im allgemeinen Automobilbau durchgesetzt. "Gewicht ist der Feind, aerodynamischer Widerstand die Hürde", lautet ein Zitat Anderlonis. Allerdings haben die Wagen ihren Preis. Berühmte Fahrzeuge der Vorkriegszeit werden vor allem auf Fahrgestellen von Alfa Romeo 6C und Alfa Romeo 8C hergestellt. Auch ein BMW 328 wird von Touring für die Mille Miglia gebaut, mit dem 1940 Huschke von Hanstein und Walter Bäumer als Erste durchs Ziel fahren. Nach dem Tod von Anderloni 1948 übernimmt sein Sohn Carlo Felice Bianchi Anderloni die Geschäftsführung. Die fünfziger Jahre sind eine technische Blütezeit des Unternehmens. Das Design der Touring-Fahrzeuge ist für viele Automobilhersteller wegweisend. Anfang der 1960er Jahre erwartet man einen Großauftrag der Rootes-Gruppe und baut eine neue Fabrik in Nova Milanese. Dieser Auftrag wird storniert, was zu wirtschaftlichen Schwierigkeiten führt. Ende 1966 muss die Carrozzeria Touring die Tore für immer schließen.

 

01.04.1926 – Die im Vorjahr in Berlin gegründete Ford Motor Company Aktiengesellschaft beginnt in einer von der BEHALA Berliner Hafen- und Lagerhausgesellschaft) angemieteten Getreidehalle am Berliner Westhafen mit der Montage der aus den USA zugelieferten Komponenten des Model T. 30 Arbeiter montieren die Fahrzeuge, da komplette Importfahrzeuge höher besteuert werden. Im Juli 1929 sind es bereits 450 Arbeiter. Nachdem 1930 der Firmensitz in das neue Ford-Werk Köln-Niehl verlegt wird, endet die Montage in Berlin am 15.03.1931.

 

02.04.1926 - In Hurstville, New South Wales wird John Arthur Brabham, besser bekannt als Jack Brabham, geboren. In seiner Karriere als Rennfahrer gewinnt der Australier u.a. dreimal die Fahrerweltmeisterschaft der Formel 1 (1959 auf Cooper T51, 1960 auf Cooper T51 bzw. T53 und 1966 auf Brabham BT 19 bzw. BT 20). Zwischen 1955 bis 1970 fährt er in der Königsklasse, startet bei 126 Rennen, gewinnt davon 14 und gründete 1963 sein eigenes Rennteam. Am 19.05.2014 stirbt Jack Brabham in Gold Coast, Queensland, im Alter von 88 Jahren.

 

20.-24.04.1926 – Auf der Pariser Konferenz zur Änderung des Internationalen Abkommens über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen (vom 11.09.1909) wird das Internationale Abkommen über Kraftfahrzeugverkehr verabschiedet.

 

25.04.1926 – Bei einem Unfall bei der 17. Targa Florio verunglückt der italienische Rennfahrer Giulio Masetti im Alter von 31 Jahren mit einem privaten Delage Type 2 LVC, da sein Team Sunbeam-Talbot-Darracq wie schon im Vorjahr kein Werksteam an den Start brachte. In einer engen Doppelkurve verliert er die Gewalt über sein Fahrzeug, möglicherweise aufgrund einer Fehlfunktion der Bremsen. Das Fahrzeug rutscht von der Piste, touchiert eine Mauer und überschlägt sich. Dabei wird Masetti aus dem Cockpit geschleudert und unter der Motorhaube eingeklemmt. Erster an der Unfallstelle ist Robert Benoist, der Masetti direkt folgte. Er stoppt seinen Wagen, um Erste Hilfe zu leisten, und schafft es, den Fahrer aus dem Wrack zu befreien. Giulio Masetti ist jedoch schon tot. Aufgrund des tragischen Unglücks zieht Delage sein Team sofort zurück. Sieger des Rennens wird Bartolomeo Costantini auf Bugatti T35. Masetti siehte zuvor bei der Targa Florio 1921 (auf einem Fiat S 57/14B) und 1922 (auf einem Mercedes 115 PS Grand-Prix-Rennwagen). 1923 wurde er Gesamtvierter auf einem Alfa Romeo RL Targa Florio, 1924 Gesamtzweiter.

 

25.04.1926 – Bei der Targa Florio auf Sizilien debütiert der Maserati Tipo 26. Es ist der erste Rennwagen der 1914 gegründeten Firma und basiert auf dem Diatto Tipo 20, den Maserati für den Turiner Automobilhersteller Diatto entwickelt hat. Aufgrund von wirtschaftlichen Schwierigkeiten gibt Diatto 1925 sein Motorsportengagement vollständig auf. Maserati übernimmt das Fahrzeug kostenfrei und entwickelt es zu Ende. Als Motor dient ein 1,5 Liter großer Reihen-Achtzylinder mit 115 PS. Der Aufbau besteht aus Aluminium und wir von der Carozzeria Fantuzzi in Modena hergestellt. Der offene Rennwagen hat zwei Sitze, da es damals noch üblich ist, einen Mechaniker bei den Rennen mitzunehmen. 1927 erscheint der Tipo 26B mit einem auf 2,0 Liter vergrößerten Hubraum, dessen Leistung 130 PS beträgt. Für die Mille Miglia 1928 konstruiert Maserati zwei Fahrzeuge mit eigenständiger Karosserie. Der Maserati Tipo 26 und Tipo B ist ein frei verkäuflicher Rennwagen, der in einer Kleinserie von ca. 20Fahrzeugen gefertigt wird. Gleich beim ersten Rennen bei der Targa Florio 1926 wird Alfieri Maserati Gesamtzweiter und siegt in der 1,5-Liter-Klasse. Auch bei weiteren Rennen können sich die Maserati gut platzieren. 1928 erscheint der weiterentwickelte Maserati 8C – einem international sehr erfolgreichen Rennwagen in den nächsten Jahren.

 

27.04.1926 – Ein neuer Weltrekord für Landstreckenfahrzeuge durchfährt John G. Parry Thomas auf Higham-Thomas Special genannt Babs am Strand von Pendine in Wales den fliegenden Kilometer in 13,213 (169,297 mph, 272,458 km/h) und die fliegende Meile, es gilt die britische Meile mit 1609,344 Metern, in 21,419 Sekunden (168,074 mph, 270,490 km/h). Dieser Weltrekord wird auch international von der AIACR anerkannt. Am darauf folgenden Tag kann Perry Thomas seinen Rekord auf 13,080 (171,019 mph, 275,229 km/h) und 21,099 Sekunden (170,624 mph, 274,593 km/h) verbessern.

 

05/1926 – Dem Unternehmen Garelli gelingt es auf der Rennstrecke von Monza, bei nur einem Versuch 138 Weltrekorde aufzustellen, die zum Teil heute noch gültig sind.

 

18.05.1926 – In Gatow, Berlin gründen sieben Damen den Deutschen Damen Automobil Club e.V. (DDAC) und lassen ihn am 10.06.1926 in das Vereinsregister des Amtsgerichts Berlin-Charlottenburg eintragen. Ziel der Gründungspräsidentin Lucy Elisabeth Freifrau von Linsingen ist es, motorsportliche Veranstaltungen für Damen zu organisieren und ein gesellschaftliches und kulturelles Clubleben aufzubauen. In der Gründungsphase gelingt es ihr in Hannover, die Sportfahrerin Liliane Roehrs für die Mitgliedschaft und Gründung der Ortsgruppe Hannover zu gewinnen. Dieses stellt sich später als sehr wichtig für das Überleben in der NS-Zeit und die Neugründung im Jahr 1949 heraus. Es bilden sich schnell Gruppen in Königsberg, Dresden, Leipzig und Stettin. 1927 wird der DDAC Kartellclub beim AvD. In den Jahren ab 1928 veranstaltet der DDAC Zuverlässigkeitsfahrten. Es werden schon damals Strecken zwischen 400 und 750 km zurückgelegt. Auch Geschicklichkeits- und Geländeprüfungen werden abgelegt. Bis 1933 können die Damen sich nicht nur sportlich, sondern auch gesellschaftlich betätigen. Hilde Ullstein, Hedda Adlon, Rennfahrerin Elisabeth Junek, Lilian Harvey sind ebenso gern gesehene Gäste wie die Mitglieder z. B. Elinor Sachs von Opel, Margret Jay von Opel, Margarete von Hindenburg oder Charlotte Bahr. 1933 droht die Eingliederung in den nationalsozialistischen Einheitsclub „Der Deutsche Automobil-Club“, welcher die Abkürzung „DDAC“ übernimmt. Dieses kann nur dadurch verhindert werden, indem der „Deutsche Damen Automobil Club“ ein Traditionsclub ohne sportliche Ambitionen wird. Der DDAC zerfällt im Zweiten Weltkrieg. Liliane Roehrs kann jedoch zehn Damen aus Hannover erfolgreich zum Durchhalten motivieren. Im Januar 1946 ruft sie eine Mitgliederversammlung mit dem Ziel ein, die Tradition des alten Clubs wieder aufleben zu lassen und den Club zukunftsorientiert neu zu organisieren. Es wwirdurde die Neugründung des Clubs mit Sitz in Hannover und die Wiederannahme des traditionsreichen Namens „Deutscher Damen Automobil Club e.V.“ beschlossen. 1949 schließt sich der DDAC dem AvD als Kooperativclub an. Heute besteht der DDAC aus rund 300 Mitgliedern in 8 Landesclubs. Regelmäßig finden sich Damen im Alter von 19 bis 98 Jahren aus ganz Deutschland zu kulturellen, kulinarischen aber auch sportlichen Aktivitäten zusammen. Es werden Tischrallyes oder gefahrene Orientierungsfahrten, Museums- und Konzertbesuche, aber auch im persönlichen Bereich stattfindende gesellschaftliche Unternehmungen organisiert. Auch die Erste Hilfe und fahrerisches Können werden geübt.

 

26.05.1926 – Per Versteigerung wird die niederländische Automobilfirma Spyker aufgelöst. Bis dahin baut die 1880 als Kutschenbauer gegründete Firma rund 1.500 Fahrzeuge. Gleichzeitig hat Spyker über 100 Patente angemeldet.  Mit dem Spyker 60 HP präsentiert die Firma den ersten Sechszylinder und das erste Automobil mit Ottomotor und Allradantrieb. Spyker hat einen sehr guten Ruf und wird in Großbritannien gerne als "Rolls-Royce des Kontinents" bezeichnet. Trotz aller sportlichen Erfolge und der sehr guten Qualität der Fahrzeuge muss 1925 die Automobilproduktion eingestellt werden.

 

25.06.1926 – Der Bugatti Type 40 tritt die Nachfolge des Type 23 an. Er besitzt einen wassergekühlten Vierzylindermotor mit 1.496 ccm Hubraum und 45 PS. Die Höchstgeschwindigkeit wird mit 120 oder 125 km/h angegeben. Bugatti stellt die Fahrgestelle her, die Aufbauten stammen von namhaften Karosseriebauern. Bekannt sind Limousine, Coupé, Cabriolet, Roadster und Tourenwagen. 1930/31 erscheint der 40A, von dem nur wenige Limousinen, dafür mehr offene Fahrzeuge gebaut werden. Noch 1931 wird das Modell ohne Nachfolger in seiner Hubraumklasse eingestellt. Je nach Quelle werden 765 bis knapp 900 Fahrzeuge gebaut. Mehr als 100 Type 40 sollen heute noch existieren. Frédéric Loisau schließt einen Vertrag mit Ettore Bugatti, erhält fünf Fahrgestelle und montiert darauf offene zweisitzige Karosserien mit Kasten im Heck. Damit durchqueren er und sein Team die Sahara. Eines dieser Fahrzeuge ist erhalten geblieben und in der Cité de l’Automobile in Mülhausen ausgestellt.

 

27.06.1926 – Beim XX. Großen Preis von Frankreich siegt Julex Goux mit seinem Bugatti Typ 39 A in einem denkwürdigen Rennen, dass als einer der absoluten Tiefpunkte der Grand-Prix-Geschichte gilt. Den Zuschlag für das Rennen hatte der ACF erstmals dem Automobilclub von Marseille mit seiner Rennbahn von Miramas gegeben, einem fünf Kilometer langen Ovalkurs mit leicht überhöhten Kurven. Ursprünglich haben für den Grand Prix von 1926 mit Delage, Talbot, Bugatti und Sima-Violet vier französische Hersteller ihre Teilnahme angekündigt, wofür allerdings aufgrund der geänderten Rennformel neue Modelle konstruiert werden müssen. Bugatti ist dabei den sicheren Weg gegangen und hat mit dem Type 39 A eine nun auch mit einem Kompressor bestückte 1,5-Liter-Version des bewährten Erfolgsmodells Type 35 herausgebracht. Delage und Talbot treiben dagegen den technologischen Wettstreit mit ihren neuen Achtzylindermodellen ganz besonders auf die Spitze, was jedoch zu erheblichen Verzögerungen bei deren Entwicklung führt. Schließlich ziehen beide Firmen ihre Meldungen noch wenige Tage vor dem Rennen zurück, ebenso wie Sima-Violet, wo über die Entwicklung eines ungewöhnlichen „flachen“ 180°-Vierzylinder-Zweitaktmotors das Geld ausgegangen ist. Am Renntag erscheinen daher nur drei einsame Rennwagen des Bugatti-Teams zum Start. Das Rennen muss aber dennoch durchgeführt werden, weil die Organisatoren in den Ausschreibebedingungen einen entsprechenden Passus vergessen haben und so das Preisgeld andernfalls „kampflos“ an Bugatti hätte ausgezahlt werden müssen. Ist damit praktisch jede Spannung bereits im Keim erstickt, kommt obendrein noch dazu, dass die Autos von Bartolomeo Costantini und Pierre de Vizcaya gegenüber ihrem Teamkollegen Jules Goux erheblich im Nachteil sind, weil ihnen aufgrund eines angeblichen Logistik-Irrtums nicht das übliche Rennbenzin von BP, sondern nur schlechterer Treibstoff mit höherem Benzolanteil zur Verfügung steht. So wird das Rennen zu einer äußerst monotonen Angelegenheit. Während Goux versucht, durch einen spektakulären Fahrstil den Zuschauern wenigstens etwas Unterhaltung zu bieten, müssen Costantini und de Vizcaya aus Sorge vor Überhitzung ihrer Motoren sehr verhalten fahren und verlieren bei ihren Boxenstopps zusätzlich Zeit, weil die Motoren danach nur schlecht wieder in Gang zu bekommen sind. Als de Vizcaya etwa zur Hälfte des Rennens endgültig mit Motorschaden aufgeben muss, hat Goux bereits eine halbe Stunde Vorsprung auf Costantini herausgefahren, der nun sicherheitshalber alle paar Runden stoppt, um den Motor abkühlen zu lassen.  Nach über viereinhalb Stunden einsamer Fahrt wird Goux schließlich als Sieger abgewunken, während Costantini mit 15 Runden Rückstand bereits zu weit zurückliegt, um noch gewertet zu werden. Selten sind 150.000 Francs, die als Preisgeld an Bugatti gehen, leichter verdient worden. 

 

28.06.1926 – Die "Benz & Co. Rheinische Gasmotorenfabrik Mannheim" (seit 1899 Benz & Cie.) und die "Daimler-Motoren-Gesellschaft" fusionieren zur Daimler-Benz AG. Der Sitz der neuen Firma befindet sich in Berlin.

 

11.07.1926 – Rudolf Caracciola gewinnt den "Großen Preis von Deutschland" auf der Avus mit einem Durchschnitt von 135,2 km/h. Das Siegerfahrzeug ist der erste Achtzylinder-Mercedes und gleichzeitig der erste Wagen, den Dr. Ferdinand Porsche für die DMG konstruiert hat. Der 2-l-Achtzylinder-Kompressor-Rennwagen wird allgemein als Typ "Monza" bezeichnet, da seine Rennpremiere im Oktober 1924 beim Großen Preis von Italien in Monza stattgefunden hat. Größere Erfolge erzielt Porsches Konstruktion nur bei verschiedenen nationalen Rennen und, wie beim Avus-Rennen, in der Sportwagen-Kategorie mit viersitziger Karosserie. Bei diesem Rennen streben jedoch vier Menschen. Schon während des Trainings am 9. Juli verunglückt Carlo Cattaneo als Beifahrer und Mechaniker von Luigi Platé tödlich. Beim Rennunfall Adolf Rosenbergers kommen zwei Rennoffizielle ums Leben, als dieser bei mittlerweile einsetzendem Regen ausgangs der siebten Runde bei etwa 150 km/h in der Nordkurve von der Strecke abkommt und in die dort aufgebaute Zeitnahme schleudert. Ein Helfer und der Bediener der Anzeigetafel sterben an ihren Verletzungen, Rosenberger und sein Mechaniker kommen jedoch mit Verletzungen davon.

 

18.07.1926 – Nach dem Rennen in Marseille drei Wochen zuvor mit nur drei Bugatti am Start ist auch das Starterfeld beim als Großer Preis von Europa gewerteten IV. Gran Premio des San Sebastiàn auf dem Circuito Lasarte überschaubau. Wieder wird es unter der geltenden Internationalen Grand-Prix-Rennformel (Hubraumlimit 1,5 Liter) ausgetragen, während einer Woche später der Große Preis von Spanien als formelfreies Rennen an gleicher Stelle ausgetragen wird. Von den ursprünglich acht gemeldeten Teams für den Weltmeisterschaftslauf haben sechs Teams zurückgezogen (OM, Talbot, Guyot, Eldridge, Sima-Violet und Jean Graf La Perle), so dass nur jeweils drei Wagen von Bugatti und Delage an den Start gehen. Bugatti tritt natürlich wieder mit den erprobten und für den kurvenreichen Kurs gut geeigneten Type-39A-Reihenachtzylindern an. Auch Delage ist mit der Entwicklung des neuen Achtzylinder-Grand-Prix-Modells Delage Type 15 S 8 nun so weit vorangekommen, dass man einen Renneinsatz für möglich hält. Tatsächlich erweisen sich die bis dahin noch kaum erprobten Rennwagen auf der Strecke als deutlich schneller als die Bugatti, im Rennen soll sich jedoch schnell herausstellen, dass sie einen schwerwiegenden Konstruktionsfehler aufweisen. Der Auspuff wird auf der Fahrerseite entlanggeführt, wodurch sich nach kurzer Zeit das Cockpit so sehr aufheizt, dass die Bedingungen darin für die Fahrer unerträglich werden und sie zum Teil sogar mit Brandverletzungen behandelt werden müssen. Erster Leidtragender ist Morel, der nach der zehnten Runde mit Verbrennungen an den Füßen stoppt und kurz darauf bewusstlos zusammenbricht, so dass er in ein nahegelegenes Hospital überführt wird. An seiner Stelle übernimmt Ersatzfahrer Wagner das Steuer, der sich hinter Goux, Bourlier, Benoist und Costantini wieder einreiht. Aber schon eine Runde später kommt auch Benoist völlig erschöpft an die Box und kann das Rennen nicht weiter fortsetzen. Da Wagner bereits im Einsatz ist, wird nun diskutiert, ob nicht Rennleiter René Thomas das Auto übernehmen könne, bis sich schließlich nach einiger Zeit der zufällig anwesende französische Rennfahrer Robert Sénéchal freiwillig zur Verfügung stellt. Mit Zustimmung von Ettore Bugatti und der Rennleitung nimmt dieser das Rennen mit etwa zwei Runden Rückstand auf Bourlier wieder auf, der in der Zwischenzeit Goux einen spannenden Kampf liefert, bei dem die Führung zwischen den beiden mehrfach wechselt. Auch Wagner und Sénéchal halten die Hitze im Cockpit nicht lange aus, so dass ihre beiden Wagen längere Zeit an den Boxen stehen und die Mechaniker versuchen, möglichst viele Öffnungen in die Karosserie zu schneiden. Schließlich bleibt auch Bourlier von den Problemen nicht verschont und übergibt in der 18. Runde an den halbwegs wieder erholten Sénéchal, wodurch die beiden Bugatti von Costantini und Goux nun mit großem Abstand in Führung liegen. Goux holt für Bugatti zum zweiten Mal den Sieg und die entsprechenden Weltmeisterschaftspunkte.

 

25.07.1926 – Westlich von Reims (F) wird der Circuit de Reims-Gueux eröffnet. Der 7,826 Kilometer lange Strecke wird im Uhrzeigersinn befahren und ist zwischen 1926 und 1966 eine der wichtigsten und bekanntesten Motorsport-Strecken Frankreichs. Sie besteht aus einem Dreieckskurs auf den öffentlichen Straßen D 27, D 26 und RN 31. Von 1932 bis 1966 gibt es (mit Unterbrechungen) 16 Läufe zum Großen Preis von Frankreich (bis auf das Rennen 1949 allerdings offiziell als Grand Prix de l’Automobile Club de France bezeichnet), darunter 1950 der erste französische Lauf der neu gegründeten Automobil-Weltmeisterschaft. Unter anderem elf Formel-1-WM-Läufe zum Großen Preis des Automobile Club de France werden hier ausgetragen, weitere Formel-1- und Formel-2-Läufe, zahlreiche Sportwagenrennen und zwei Läufe zur Motorrad-Weltmeisterschaft. Von Anfang an ist der Kurs einer der drei schnellsten – und auch tödlichsten – in Europa; zusammen mit den ersten Streckenversionen von Spa-Francorchamps und Monza. Charakteristisch für die Rennen in Reims-Gueux waren ausgedehnte Windschattenduelle, gefolgt von Ausbremsmanövern vor den Haarnadelkurven. Hier waren Motorleistung und Todesmut der Fahrer gefordert. Häufig endeten diese Duelle mit schweren Unfällen. Die hohen Geschwindigkeiten in Reims-Gueux und die zunehmend von den Fahrern verlangten umfangreichen Sicherheitseinrichtungen hätten erhebliche Umbauten und Investitionen erfordert. Diese wären aber bei einer nicht permanenten Rennstrecke kaum refinanzierbar gewesen. Der Betreiber Automobile Club de Champagne kann dieses Risiko nicht alleine tragen und finanzielle Hilfen der öffentlichen Hand sind politisch nicht durchzusetzen. Ab 1970 wird die Strecke deshalb nicht mehr für Autorennen genutzt. Am 11.06.1972 finden als letzte Veranstaltung nationale Motorradrennen statt, die 3. Trophées Motocyclistes de Champagne. Danach wird der Kurs offiziell geschlossen.

 

08/1926 – Während in ganz Italien bereits seit 1924 der Rechtsverkehr vorgeschrieben ist, wird dieser in Mailand erst im August 1926 eingeführt. Grund dafür sind umfangreiche Arbeiten am Straßenbahnnetz. Bis dahin wird eine Zeitlang in der Provinz Mailand – außerhalb der Stadt – rechts und in der Stadt links gefahren.

 

10/1926 - Im Oktober 1926 errichtet der US-amerikanische Karosseriehersteller Edward G. Budd Manufacturing Co. zusammen mit den Arthur Müller Bauten und Industriewerken (kurz: Ambi) auf dem Gelände der ehemaligen Rumpler-Werke am Flugplatz Johannisthal ein modernes Karosserie- und Presswerk. Ambi hält 51 Prozent und Budd die restlichen 49 Prozent des Unternehmens. Die Firma produziert Karosserien in Ganzstahlweise, während die Karosserien bisher in Gemischtbauweise (Holzrahmen mit Blechbeplankung) hergestellt wurden. Um die Produktion von Karosserien zu sichern, kauft Ambi-Budd 26 % der Adlerwerke.  Zu den ersten Modellen gehört der Adler Standard 8. Aber auch Ford, BMW und Hanomag gehören zu den Kunden der Berliner. Neben Limousinen werden ab 1930 auch – in der alten Gemischtbauweise – Cabriolets gebaut.  Während des Zweiten Weltkriegs fertigt Ambi-Budd unter anderem für das Volkswagenwerk Wolfsburg die Aufbauten für den VW Typ 82 („Kübelwagen“), Schwimmwagen (VW Typ 166) und die Lafette der 2,8-cm-schweren Panzerbüchse 41. Nach Kriegsende 1945 liegt das Werk in der sowjetischen Besatzungszone und wird komplett demontiert. Die Presswerkzeuge für die BMW 321/326 gelangen zu Awtowelo in Eisenach, wo die Wagen als EMW 321 und 340 weiter gebaut wird. Die Werkzeuge für die Karosserie des Ford Taunus gehen in den Westen zu Ford, der Rest wird in die Sowjetunion verbracht.

 

10/1926 – In Feltham/Middlesex beginnt die neu gegründete Firma Aston Martin Motors Ltd. Ein Jahr nach dem Konkurs der Ursprungsfirma Bamford & Martin Ltd., London, unter dem Namen ihrer Produkte neue Modelle zu bauen. Ab 1927 entstehen die Typen „International“, „Le Mans“, Mark II“ und „Ulster“ und die Aston Martins sammeln Siegpunkte bei allen bekannten Automobilrennen, von der RAC Tourist Trophy über die Mille Miglia bis zu den 24-Stunden-Rennen von Le Mans und Spa-Franchorchamps.

 

29.10.-07.11.1926 - Auf der  Automobil-Ausstellung Berlin stellt die Osnabrücker Karosseriebaufirma Karmann folgende Fahrzeuge zur Schau:  Stand der Firma Aga, Berlin: 1. Viertürer-Innensteuer-Limousine, 6/20 PS, Aga, 2. Zweisitzer-Sport-Cabriolet 6/20 PS, Aga; Stand der Firma Pluto: 3. Innensteuer-Limousine 5/30 PS, Pluto, 4. Viersitzer Sport-Karosserie 5/30 PS, Pluto, 5. Zweisitzer Sport-Karosserie 5/30 PS, Pluto; Stand Adlerwerke: 6. Zweisitzer Sport-Cabriolet 6/25 PS, Adler; Stand Essex: 7. Zweisitzer Sport-Cabriolet 6/40 PS, Essex; Fiat-Pavillon: 8. Pullman-Limousine, sechssitzig, 9/35 PS, Fiat. Auf dem Handzettel mit den ausgestellten Fahrzeugen betont Wilhelm Karmann, dass seine Karosserien in diesem Jahr auf den Schönheitskonkurrenzen der Automobil-Wettbewerbe in Lübeck am 1. August und in Bad Neuenahr am 19. September 1926 jeweils den 1. Preis erhielten. Die Horch-Werke präsentieren den neuen Typ 303 und mit ihm den ersten Achtzylindermotor von Horch.

 

11.11.1926 - Sie ist die erste Frau, die in der Formel 1 startet: Maria Teresa de Filippis. Geboren in Neapel, beginnt sie im Alter von 22 Jahren, Automobilrennen zu fahren. Grund dafür ist angeblich eine Wette mit ihren Brüdern, die nicht glauben, dass ihre Schwester schnell Auto fahren kann. Das zeigt sie gleich in ihrem ersten Rennen, dem zehn Kilometer langen Straßenrennen zwischen Salerno und Cava de‘ Tirreni, das sie mit ihrem Fiat 500 bestreitet – und gewinnt. 1954 wird De Filippis Zweite der Italienischen Sportwagenmeisterschaft, im Jahr darauf wechselt sie in das Werksteam von Maserati. Die Italienerin geht 1958 beim Großen Preis von Belgien mit einem von Maserati gestellten 250 F als Privatfahrerin an den Start. Dabei wird sie Zehnte. Bei zwei weiteren Formel 1-Rennen im gleichen Jahr scheidet sie mit ihrem Maserati 250F aus. 1959 wechselt sie zum Porsche-Werksteam und fährt in der Automobil-Weltmeisterschaft. Nach dem Unfalltod ihres guten Freundes Jean Behra auf der AVUS 1959 beendet sie im August 1959 ihre Karriere. 2016 stirbt Maria Teresa de Filippis im Alter von 89 Jahren im italienischen Scanzorosciate.

 

26.11.1926 - Die erste feste Straße von der amerikanischen Ost- zur Westküste wird realisiert: Die Route 66 bzw. der US-Highway 66 von Chicago (Illinois) bis Santa Monica (Kalifornien). Ihre Bezeichnung geht auf einen Brief des Leiters für öffentliches Straßenwesen vom 23.07.1926 zurück, wonach die Nummer 66 eine der wenigen Zahlen war, die in den betroffenen Bundesstaaten noch nicht für eine Straße vergeben worden war. Erst 1938 wird die Asphaltierung der Straße vollendet, im Gründungsjahr waren es erst 800 Meilen. Heute ist die Straße nicht mehr durchgehende befahrbar und nicht mehr einheitlich als Route 66 bezeichnet. Die verbliebenen Teilstücke sind aber ein Anziehungspunkt für Touristen und Nostalgiker.

 

 

1927

 

02.01.1927 - Die Horch-Werke in Zwickau nehmen die Serienfertigung des neuen Achtzylinder-Motors auf, der zuvor auf der Automobilausstellung in Berlin für einige Furore gesorgt hat. Dieser fiel dort nicht nur durch sein technisch bemerkenswertes Konzept auf, sondern auch dadurch, dass er - und dies war in Deutschland völlig neu -zur alleinigen Grundlage für die Großserienproduktion des Jochwerkes werden sollte, die dabei bleiben wollen, nur einen einzigen Typ herzustellen. Damit behält Horch ihre Ausnahmeposition in der deutschen Automobilindustrie und baut sie weiter aus. Das erste Modell mit dem neuen Achtzylindermotor ist der Typ 303 mit 3.131 ccm Hubraum und 60 PS. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 100 km/h. Angeboten werden ein sechssitziger Tourenwagen, eine Pullman-Limousine und ein Pullman-Cabriolet.

 

10.01.1927 - Der Monumental-Stummfilm Metropolis hat Premiere. Der Film von Fritz Lang fällt bei Kritikern und Publikum durch. Für die Dreharbeiten kauft die Ufa den bankrotten Rumpler-Werken die Restbestände des legendären futuristischen Tropfenwagens als Requisiten ab. Die Fahrzeuge sind gegen Ende des Films in einer Straßenszene zu sehen und werden in einer finalen Szene zerstört. 2001 wird der Film rekonstruiert und als erster Film ins Weltdokumentenerbe der UNESCO aufgenommen.

 

15.02.1927 – In Köln-Poll eröffnet Citroen ein Produktionswerk, in dem als erstes Fahrzeug ein Typ B14 vom Band läuft. Bis zur Schließung im Jahr 1935 (aufgrund von zunehmenden Schwierigkeiten für ausländische Hersteller) entstehen hier 18.710 Fahrzeuge.

 

03/1927 – GM bringt die Marke LaSalle (Series 303) auf den Markt. Sie ist gedacht, um die Lücke zwischen der Spitzenmarke Cadillca und Buick zu füllen. Benannt ist sie nach dem französischen Entdecker Robert Cavelier de La Salle aus dem 17. Jahrhundert. Der Karosserieentwurf des LaSalle stammt aus der Hand von Harley Earl und gilt als Beispiel einer bewusst auf Wirkung statt auf pure Funktionalität hin gestalteten Autokarosserie. Earl wird nach dem Erfolg seines LaSalle bei GM fest eingestellt und 1928 zum Leiter der Art and Colour Section berufen, der ersten Designabteilung eines Automobilunternehmens. Von der Wirtschaftskrise in Folge des New Yorker Börsencrashs im Herbst 1929 werden alle Autohersteller stark in Mitleidenschaft gezogen, so auch LaSalle. Während sich aber in vielen Fällen der Absatz ab Mitte der 1930er-Jahre wieder spürbar erholt, erreicht LaSalle nach Ansicht der GM-Chefs nicht die Verkaufszahlen, die eine Weiterführung der Marke rechtfertigen. Im Sommer wird die Marke aufgegeben; an ihre Stelle tritt mit dem Cadillac Series 61 ein preiswerteres Cadillac-Einstiegsmodell.

 

26.03.1927 – Die erste Ausgabe der legendären Mille Miglia startet. Bereits im Dezember 1925 vereinbarten vier junge Männer aus dem norditalienischen Brescia, ihre Heimatstadt zu einem Zentrum des Motorsports zu machen, indem sie ein Rennen veranstalten. Das Rennen soll in Brescia starten und auch enden, durch ganz Norditalien soll es in die Hauptstadt Rom und zurück gehen. Da diese Strecke ungefähr 1.600 Kilometer und umgerechnet 1.000 Meilen lang sein würde, geben sie dem Rennen den Namen „Mille Miglia“. Am 26.03.1927 startet um acht Uhr morgens Mitorganisator Aymo Maggi in seinem imposanten 7,4-Liter Isotta-Fraschini als erster von 77 Wagen in der Via Rebuffone in Brescia. Die Premiere des Rennens gewinnen die Werksfahrer Ferdinando Minoia und Guiseppe Morandi mit ihrem OM 665 „Superba“ in einer Zeit von 21 Stunden, 4 Minuten und 48 Sekunden und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 77 km/h auf der exakt 1.018 Meilen langen Route. Bis 1957 findet das Rennen 27mal statt, davon gewinnen 24 mal italienische Fahrer auf italienischen Fahrzeugen. Nur in drei Rennen gewinnt kein Italiener das Rennen. 1931 siegen Rudolf Caracciola und Wilhelm Sebastian auf Mercedes-Benz SSKL, 1940 Fritz Huschke von Hanstein und Walter Bäumer auf BMW 328 Berlinetta Touring und 1955 Stirling Moss und Denis Jenkinson auf Mercedes-Benz 300 SLR. 1937 bis 1939 gehört die Mille Miglia zur italienischen Sportwagenmeisterschaft und zwischen 1953 bis zur letzten Ausgabe zur Sportwagen-Weltmeisterschaft. Im Jahr 1957 findet die Mille Miglia zum letzten Mal statt, da am 12. Mai ein schwerer Unfall des Spaniers Alfonso de Portago mehrere Todesopfer fordert.

 

14.04.1927 - Der erste Serien-Volvo verlässt die Werkshalle in Lundby nahe Göteborg. Der Volvo ÖV4 („ÖV“ steht für „Öppen vagn“ = offener Wagen, „4“ für 4 Zylinder) "Jakob" will aber nicht so richtig, denn noch kurz vor dem Termin fährt er bei einer Testfahrt nur rückwärts. Der ÖV4 ist ein vierzylindriger offener Wagen. Aus technischer Sicht ist ÖV4 keine Besonderheit, da es fast vollständig auf beinahe veralteter Technik basiert. Die Phaeton-Karosserie (viertürig mit Stoffverdeck) besteht aus einem mit Blech beplanktem Holzskelett (in Gemischtbauweise). Sie sitzt auf einem separaten Fahrgestell aus Stahl. Das Fahrwerk hat Starrachsen an langen Blattfedern vorn und hinten. Im Innenraum finden fünf Personen Platz. Die Bremsen werden mechanisch betätigt und wirken nur auf die Hinterräder. Erst gegen Ende der Produktionszeit werden auf Wunsch auch mechanische Allradbremsen angeboten. Der Anschaffungspreis beträgt 4800 schwedische Kronen, was verhältnismäßig teuer ist und zu eher schwacher Kaufbegeisterung führt. Im ersten Jahr werden insgesamt nur 297 Fahrzeuge verkauft. Ein weiterer Grund hierfür ist, dass sich das Fahrzeug selbst mit den per Hand einzusteckenden Seitenscheiben und dem Stoffdach nicht wasserdicht ist und sich so nur eingeschränkt für den ganzjährigen Betrieb in Schweden eignet. Weil die damals größtenteils arme Arbeiterklasse in Schweden sich noch keine Autos leisten kann, fällt bei Volvo der Beschluss, in Zukunft noch teurere, für die Oberschicht gebaute Autos zu konstruieren. So entstand der Volvo PV4. Der Volvo ÖV4 ist, da einer der 10 Prototypen am Namenstag von Jacob fertiggestellt wurde, auch unter dem Kosenamen „Jacob“ bekannt. Im Sommer folgt der PV4 (personvagn), der eine geschlossene Karosserie hat.

 

20.04.1927 - Phil Hill wird in Miami, Florida geboren. Er ist der erste US-Amerikaner, der die Formel 1 gewinnen kann. 1961 wird er auf Ferrari Weltmeister mit nur einem Punkt Vorsprung vor dem im vorletzten Rennen tödlich verunglückten deutschen Ferrari-Fahrer Wolfgang Graf Berghe von Trips. Hill gewinnt 1958, 1961 und 1962 zusammen mit Olivier Gendebien auf Ferrari das 24-Stunden-Rennen von Le Mans und jeweils dreimal das 12-Stunden-Rennen von Sebring und die 1000 km von Argentinien. 1966 siegt er beim 1000-km-Rennen auf dem Nürburgring auf einem Chaparral. Am 28.08.2008 verstirbt er an den Folgen der Parkinson-Krankheit.

 

28.04.1927 - Nach vierjähriger Bauzeit wird in San Francisco die Golden Gate Bridge fertiggestellt - etwas vor der vereinbarten Zeit und knapp unter dem budgetierten Kosten (das wünscht man sich heute auch für die Elbphilharmonie oder den Flughafen BER in Berlin). Am 28. Mai wird die Brücke für den Straßenverkehr freigegeben. Bei ihrer Eröffnung ist sie mit 2737 Metern (incl. der Zufahrtsbrücken) die längste Hängebrücke der Welt. Sie hat sechs Fahrspuren und wird täglich von rund 120.000 Fahrzeugen befahren.

 

20.-31.05.1927 – Die 19. IAA findet unter politischem Druck des seinerzeitigen Oberbürgermeisters Konrad Adenauer auf dem Messegelände in Köln statt. Es werden ausschließlich Nutzfahrzeuge gezeigt. Ziel ist es, den wirtschaftlichen Einfluss Kölns zu steigern. Es bleibt jedoch die einzige Automobilausstellung der Stadt.

 

25.05.1927 - Mit zwei Technikern und dem verheirateten Fotografen Carl-Axel Söderström, den sie zwei Tage vor der Abfahrt erst kennenlernt, und einem Begleitlastwagen mit Benzin und Ersatzteilen bricht Clärenore Stinnes am 25. Mai 1927 in einem serienmäßigen Adler Standard 6 zu einer Weltreise auf. Der Fahrzeugtyp ist in diesem Jahr erstmals serienreif hergestellt worden. Clärenore Stinnes, die mit ihrer Fahrt auch für deutsche Produkte im Ausland wirbt, finanziert die Expedition über Sponsoren wie Bosch und Aral und wird vom Außenministerium und deutschen Auslandsvertretungen unterstützt. Über den Balkan und Moskau, wo erst einer und einige Etappen später der zweite Techniker aufgeben, geht die Fahrt durch Sibirien und die Wüste Gobi nach Peking. Die Etappenziele werden durchgehend filmisch dokumentiert. Mit dem Schiff setzen sie nach Japan über und weiter über Hawaii nach Nordamerika. Sie durchqueren danach Mittelamerika und Südamerika via Buenos Aires und weiter über die Anden bis nach Valparaíso (Chile) und mit dem Schiff wieder zurück nach Vancouver. Quer durch die USA führt die Reise über Washington, D.C., wo sie von Präsident Herbert Hoover empfangen werden, nach New York. Die Überfahrt nach Europa erfolgt mit dem Schiff. Die beiden legen in Le Havre an und fahren von dort weiter bis zum Empfang auf der AVUS in Berlin. Nach 46.063 gefahrenen Kilometern erreichten sie am 24. Juni 1929 wieder die deutsche Hauptstadt. Die Weltumrundung dauerte zwei Jahre und einen Monat. Afrika und Australien werden von der Route nicht berührt. Zu Ehren Söderströms beschließt Clärenore Stinnes nach Stockholm weiterzufahren, womit sie 49.244 Kilometer erreichen und erneut gefeiert werden. Nach ihrer Rückkehr und der Scheidung Söderströms von seiner ersten Frau heiraten Stinnes und Söderström im Dezember 1930. Sie bewirtschaften als neue Lebensgrundlage einen Gutshof in Südschweden.

 

26.05.1927 - Auf dem Badberg-Viereck, dem heutigen Sachsenring, findet das erste Rennen statt.

 

06/1927 – Im britischen Cricklewood wird der später „Old Mother Gun“ genannte Bentley-Rennwagen mit dem Chassis ST 3001, gebaut. Zum ersten Mal kommt der neu entwickelte Sechszylindermotor von Bentley mit schubstangengesteuerter obenliegender Nockenwelle zum Einsatz, der im Rennsport der späten 1920er Jahre neue Maßstäbe setzt. Fast von Anfang an entwickelt sich der Wagen zur Erfolgsgeschichte für Bentley, angefangen mit dem Sieg in Le Mans 1928 – dort noch in der ursprünglichen Ausführung – wo er schon 1927 gestartet ist und 1929 Platz zwei belegt. Danach wechselt er mehrmals den Eigentümer. Genannt wird als Erster 1932 Richard Marker, der ihn modifiziert zusammen mit Margaret Allan in Brooklands und auf anderen Strecken einsetzt, bevor „Old Mother Gun“ 1936 erneut den Besitzer wechselt. 1934 wird der 4,5-Liter-Motor gegen den 6,5-Liter-Sechszylinder des Bentley Speed Six gewechselt. Der Spitzname stammt von Bentley-Boy Woolf Barnato, der analog zur Chassisnummer reimte: "S-T-Three-O-O-One - Old Mother Gun!".

 

18.06.1927 - Das offizielle Eröffnungsrennen des neuen Nürburgrings in der Eifel gewinnt Rudolf Caracciola. Es ist das 5. Eifelrennen, dass bisher (seit 1922) auf öffentlichen Straßen auf einem 33,2 km langen Rundkurs ausgetragen wurde. Auf dem neuen Nürburgring siegt Caracciola mit einem Mercedes-Benz Typ S und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 96,5 km/h. Zwei Wochen später, am 03.07.1927, findet erstmals der "Große Preis von Deutschland für Motorräder" statt. Am 28.05.1983 erzielt Stefan Bellof im Porsche 956 C den noch heute geltenden Rundenrekord mit einem Schnitt von 202 km/h und 6:11:13 Minuten. Die Nordschleife wird auch als "Grüne Hölle" bezeichnet. Diesen Begriff prägte einst der britische Rennfahrer Jacky Stewart.

 

03.07.1927 – Der französische Rennfahrer „Gérard“ de Courcelles verunglückt tödlich vor dem Grand-Prix-Rennen „Großer Preis von Frankreich“ auf dem Autodrome de Linas-Montlhéry tödlich. In den 1920er Jahren ist de Courcelles, der mit vollständigem Namen Smaragd Marie Charles Henry Jullien „Gerard“ des Courvelles heißt, als Fahrer von Cyclecars aktiv, als er 1923 von Lorraine-Dietrich verpflichtet wurde, deren 3,4-Liter-Tourenwagen, den B3-6, beim ersten 24-Stunden-Rennen von Le Mans zu fahren. Gemeinsam mit André Rossignol wurde er Achter in der Gesamtwertung und gewann die Klasse der Fahrzeuge zwischen 3 und 5 Litern. Nach einem dritten Gesamtrang 1924 folgte 1925 der Gesamtsieg. Es war der erste Sieg von Lorraine-Dietrich in Le Mans und beide Male war erneut André Rossignol sein Partner. 1926 wurde das Duo getrennt. Während Rossignol mit neuem Teampartner Robert Bloch wieder der Gesamtsieg gelang, musste sich de Courcelles mit Partner Marcel Mongin mit dem zweiten Gesamtrang zufriedengeben.

 

11.08.1927 - Die Autofahrer in Hamburg können nach dem US-amerikanischen Vorbild (wo dies bereits seit 1907 möglich war) erstmals an einer Zapfsäule tanken. Jetzt betankt man die Autos direkt durch den Füllrüssel, so dass der Tankwart nicht mehr umständlich mit den Kanistern hantieren muss.

   

01.09.1927 - Im Deutschen Reich werden einheitliche Verkehrszeichen eingeführt.

 

04.09.1927 - In Monza gewinnt der Franzose Robert Benoist auf Delage den "Großen Preis von Italien". Mit seinen insgesamt vier Grand-Prix-Siegen in diesem Jahr hat er maßgeblichen Anteil am Weltmeistertitel von Delage. Ende 1934 erklärt er seinen Rücktritt vom Rennsport und wird Rennleiter bei Bugatti für die Einsätze beim 24-Stunden-Rennen. 1937 greift er jedoch noch einmal selbst ins Lenkrad und gewinnt gemeinsam mit Jena-Pierre Wimille auf einem Bugatti T57G Tank die Gesamtwertung. Im Zweiten Weltkrieg schließt sich Benoist der Rèsistance an und beteiligt sich an Sabotage-Aktionen im Raum Paris. 1943 wird er verhaftet, ihm gelingt jedoch die Flucht und er geht nach England. 1944 kehrt er nach Frankreich zurück, um die Rèsistance zu unterstützen. Am 18.06.1944 wird er von der Gestapo verhaftet und ins KZ Buchenwald überstellt, wo er am 11.09.1944 ermordet wird.

 

10.09.1927 - Der Internationale Automobilclub beschließt, den Großen Preis von Deutschland ab 1928 in den Wettbewerb um die Automobil-Weltmeisterschaft (für Hersteller) aufzunehmen. Damit erhält das am 15.07.1928 auf dem Nürburgring stattfindende Rennen eine internationale Aufwertung.

 

10/1927 – Ettore Bugatti präsentiert den Type 44. Es ist das erste Serienmodell von Bugatti mit einem 3-Liter-Motor, nachdem es 1921 mit dem Type 28 bereits einen Prototyp gab. Der Achtzylinder-Reihenmotor ist vorn längs im Fahrzeug eingebaut. 69 mm Bohrung und 100 mm Hub ergeben 2991 ccm Hubraum. Jeder Zylinder hat zwei Einlassventile und ein Auslassventil. Die Kurbelwelle ist neunfach gelagert; die Kurbelwellenlager sind Gleitlager. Der Motor ist wassergekühlt und leistet maximal zwischen 80 und 100 PS. Das Getriebe hat vier Vorwärtsgänge. Die Hinterräder werden über eine Kardanwelle angetrieben. Das Fahrgestell ähnelt jenem der Type 38 und Type 43. Zwei verschiedene Radstände von 312 cm und 322 cm stehen zur Wahl. Die Spurweite beträgt 125 cm. Die Fahrzeuge sind zwischen 410 und 420 cm lang und zwischen 140 und 145 cm breit. Das Fahrgestell wiegt etwa 915 bis 940 kg. Die Höchstgeschwindigkeit liegt im Bereich zwischen 138 und 150 km/h. Bekannt sind Aufbauten als zwei- und viertürige Limousinen, Coupé, Cabriolet, Roadster und Tourenwagen. Einige Karosserien werden auf Kundenwunsch von externen Karosseriebauunternehmen angefertigt. 1929 kostet allein das Fahrgestell 10.200 Reichsmark im Deutschen Reich. Im November 1930 oder 1931 endet die Produktion. Nachfolger wird der 1930 präsentierte Type 49. Laut mehrerer Quellen entstehen 1095 Fahrzeuge. Davon existieren noch 117.

 

01.10.1927 - Der ADAC nimmt den ersten motorisierten Straßenhilfsdienst auf. Den Anfang bilden 34 Motorrad-Beiwagen-Maschinen.

 

06.10.1927 - Der Internationale Pariser Autosalon wird eröffnet. Erstmals seit 14 Jahren ist mit Mercedes-Benz wieder eine deutsche Automobilfirma vertreten. Citroen stellt eine Luxusvariante des Erfolgstyp B14 mit verbesserter und verschönerter Karosserie der Limousine mit verlängertem Radstand vor.

 

20.10.1927 – Ford baut den Nachfolger des Model T, den Ford Model A als Modell 1928. Doch nicht nur bei Ford in den USA, auch in Europa, Südamerika und in Lizenz in der Sowjetunion, wird der neue Wagen hergestellt. Das Modell A ist in vier Farben, nicht jedoch in schwarz lieferbar. Aus Fertigungsgründen sind die Kotflügel jedoch immer in schwarz lackiert. Den Modell A gibt es in zahlreichen Karosserievarianten, so z. B. als Tourenwagen, Roadster, Limousine, Kombi, Coupé oder Cabriolet. Aber auch andere Varianten werden produziert, außerdem werden Fahrgestelle an andere Karosseriebauer geliefert. Angetrieben wird der Wagen von einem Vierzylinder-Reihenmotor mit einem Hubraum von 3,3 Litern und einer Leistung von ca. 40 PS. Am 31.08.1931 endet die Produktion nach 4.320.446 gebauten Fahrzeugen. Auf Basis des Modell A gibt es auch einen Lkw, das Modell AA. Er hat längere Fahrgestelle, eine verstärkte Aufhängung mit Stahl- statt Speichenrädern und Doppelreifen für die schweren Ausführungen.

 

02.12.1927 - Der Verkaufsstart des legendären Ford Model A startet, den es in vier Standardfarben gibt, nicht jedoch in schwarz. Allerdings sind die Kotflügel immer schwarz. Gebaut wird er seit dem 20.10.1927, nicht nur in den USA, sondern auch in Europa (u. a. in Berlin), Südamerika und in Lizenz in der Sowjetunion. Den Ford Model A gibt es als Tourenwagen, Roadster, Limousine, Kombi, Coupé und Cabriolet, es entstehen zahlreiche verschiedene Aufbauten auch bei anderen Herstellern. Wie beim Model T gibt es auch einen LKW auf der A-Basis, den Ford Model AA. Das Model A hat einen Vierzylinder-Reihenmotor mit 3,3 Liter Hubraum und rund 40 PS. Damit ist er etwa 104 km/h schnell. Bis zum 31.08.1931 entstehen 4.320.446 Fahrzeuge aller Ausführungen.

 

 

1928

 

01.01.1928 – Die Übernahme des Automobilherstellers Presto-Werke Günther & Co. (Chemnitz) durch die Nationale Automobilgesellschaft (Berlin) wird vollzogen.

 

18.02.1928 - Ferrari. Bei diesem Namen brechen die meisten automobilinteressierten Menschen in der Regel in Begeisterung aus. Man denkt sofort an flache, rote, schnelle und sündhaft teure Sportwagen. Vater dieser Marke ist Enzo Anselmo Ferrari, der am 18.02.1928 in Modena geboren wird. Mit 16 Jahren erlernt er von seinem Vater das Handwerk des Schmieds, interessiert sich aber vielmehr für die neu aufkommende Technologie der Verbrennungsmotoren.  Schon im väterlichen Betrieb beginnt er mit der Vervollkommnung seines Wissens mit anfänglicher Durchführung von Reparaturen und später mit ersten Entwicklungen am Motor. Dann bewirbt er sich als Werksfahrer bei Fiat. Man stellt ihn nicht ein, da ihm die erforderliche Ausbildung fehlt. 1919 erwirbt er ein eigenes Fahrzeug und baut dieses auf. Durch seine Erfolge und Kenntnisse wird man auf ihn aufmerksam. Er wird Werkstestfahrer bei CMN.  Schnell wechselt er zu Alfa Romeo und ist dort 1920 bereits Chefwerksfahrer. 1929 gründet er seinen eigenen Rennstall, die Scuderia Ferrari. Er wird stellvertretender Leiter des Alfa Romeo-Teams, die Zusammenarbeit endet 1939.  Ab 1946 baut er im eigenen Unternehmen Ferrari hochleistungsfähige Straßenwagen. Sowohl im privaten Verkauf wie auch im Rennsport ist Ferrari eine der erfolgreichsten Automobilfirmen weltweit. Im Alter von 90 Jahren stirbt Enzo Ferrari am 14.08.1988 in seinem Geburtsort Modena.

 

23.02.1928 - In Stuttgart wird der spätere Konditor Hans Herrmann geboren. Er soll möglichst das Café seiner Mutter später übernehmen. Doch die Geschichte verläuft anders. Hans Herrmann übt den Konditorberuf nie aus. Nach der Lehre ersteht er - mit Unterstützung seiner Mutter - einen kleinen BMW 3/20 und fährt damit einen Arzt zu seinen Patienten. Dann meldet er ein Fuhrunternehmen an, um Personen zu befördern. 1951 kauft er einen Porsche 356 1300 und nimmt im Februar 1952 an der 1. Hessischen Winterfahrt teil. Weiter geht es mit seinem Porsche (nun mit 1500 ccm) zu einem Rundstreckenrennen auf den Nürburgring - und er gewinnt.  Porsche wird auf ihn aufmerksam und 1953 holt er mit dem Porsche-Werksteam den Klassensieg bei der legendären Mille Miglia, den er 1954 mit einem Porsche 550 Spyder wiederholt. 1954 wechselt er zum Formel 1-Team zu Mercedes-Benz. Nach einem schweren Unfall 1955 im Training zum GP von Monaco und dem Rückzug von Mercedes-Benz vom Motorsport wird er Langstreckenfahrer für Porsche und fährt von 1957 bis 1959 auf Maserati, Cooper und B.R.M.  in der Formel 1. Daneben fährt er mit einem Borgward 1500 RS bei der Berg-Europameisterschaft und wird 1957 Vizemeister. In den 60er Jahren fährt er mit einem kleinen Abarth Langstrecken - und Bergrennen.  Dann wechselt er wieder zu Porsche, gewinnt 1968 das 24-Stunden-Rennen von Daytona und muss regelmäßig bei den 1000 km Nürburgring den Gesamtsieg knapp seinen Teamkollegen überlassen. Doch 1970 krönt er seine Karriere mit dem Gesamtsieg beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans auf dem Porsche 917, bei dem er sich mit seinem Teamkollegen Richard Attwood im strömenden Regen gegen die Konkurrenz durchsetzt. Nun beendet er seine Karriere. 1991 wird Hans Herrmann Opfer einer Entführung und kommt gegen die Zahlung von Lösegeld frei. Der Fall wird nie aufgeklärt. Heute sieht man Hans Herrmann noch bei bedeutenden historischen Motorsportveranstaltungen.

 

12.03.1928 - Kurt C. Volkhart startet seine erste Versuchsfahrt mit dem Opel "Rak 1" auf der Opel-Rennbahn. Er ist damit der erste Mensch, der ein durch Pulverraketen angetriebenes Auto fährt. Später arbeitete er als freischaffender Automobilkonstrukteur. 1938 baute er einen V-2 genannten "Volkssportwagen" auf Ford Eifel-Basis.

 

01.04.1928 - Die Hubraumsteuer für Personenwagen und Motorräder wird eingeführt. Sie beträgt für 1.000 cm jährlich 132 Reichsmark. Für Neuwagen entfällt von April 1933 an die Kfz-Steuer und wird erst 1945 wieder eingeführt.

 

01.04.1928 - Im niederländischen Eindhoven gründet Hub van Doorne einen Maschinenbaubetrieb, aus dem vier Jahre später die Doorne's Aanhangwagenfabriek N. V., kurz D.A.F. Doorne, hervorgeht. Zunächst werden Anhänger und Auflieger gebaut, 1949 beginnt DAF mit dem Bau eigener LKW, 1958 kommt der erste PKW auf den Markt. 1975 wird die PKW-Sparte von Volvo übernommen, die das Modell DAF 46 noch ein Jahr als DAF verkauft. Dann endet die Zeit der DAF-Automobile. Die LKW-Sparte kommt 1987 zu Leyland, und muss 1993 Insolvenz anmelden. 19 Jahre dauert der Konkurs und wird erst 2012 beendet. Doch es geht weiter. 2013 wird ein Montagewerk in Brasilien eröffnet und 2016 wird DAF zusammen mit vier anderen europäischen LKW-Herstellern wegen verbotener Preisabsprachen zu einem Bußgeld von knapp 3 Milliarden Euro belegt.

 

19.04.1928 - Einheitliche Kfz-Kennzeichen für alle 26 Länder. Wo das allererste Schild ein Automobil kennzeichnet, ist umstritten. Eventuell ist es 1892 das Schild mit der Aufschrift "IA1" an einem Dreirad-Motorgefährt von Benz in Berlin. Oder das Schild mit der Nummer 1 an einem Wagen in Baden im Jahr 1896. Wann und wo auch immer, die anderen Staaten und Provinzen des Deutschen Reichs ahmen die Schilder bald nach - mit jeweils eigenen Mustern und Regeln. Die Kennzeichen sind also nur lokal gültig. Doch die Motorisierung schreitet immer weiter voran, eine einheitliche Kennzeichnung wird im ganzen Land unerlässlich: Kurz nach der Jahrhundertwende sind im Deutschen Reich bereits rund 10.000 Pkw zugelassen, dazu kommen etwa 16.000 Krafträder und 1.000 Lkw. Ab 1906 regelt schließlich ein Reichsgesetz die Vergabe von Nummernschildern für alle 26 Länder. Die römische Ziffer I steht zum Beispiel für das Land Preußen, die II für Bayern, die III für Württemberg. Danach folgen ein Buchstabe und eine Seriennummer. Die Schilder selbst bleiben bunt und individuell – bis zum 19. April 1928. Jetzt werden per Verordnung einheitliche Kennzeichen im ganzen Deutschen Reich eingeführt: weiß mit einem schwarzen Rand. Und darauf in schwarzer Schrift - ähnlich wie heute - eine Kombination aus Buchstaben, die die Herkunft bezeichnen, und einer Registriernummer.

 

05/1928 – Die Motorradfabrik Zschopauer Motorenwerke J. S. Rasmussen stellen als ihren ersten Pkw den Kleinwagen DKW P 15 PS vor. Der leichte Wagen mit einem auf Wasserkühlung umgestellten Motorradmotor und Hinterradantrieb wurde von Rudolf Slaby konstruiert, dem ehemaligen Inhaber der Berliner Slaby-Beringer-Automobil-Gesellschaft, die Rasmussen vier Jahre zuvor übernommen hat. Der Zweizylinder-Zweitaktmotor mit Thermosiphonkühlung wird im DKW-Stammwerk in Zschopau hergestellt; die Montage erfolgt in Rasmussens Zweigwerk Berlin-Spandau. Der vorn eingebaute Motor mit 0,6 Liter Hubraum leistet 15 PS. Der Wagen mit selbsttragender Karosserie aus Sperrholz mit Kunstlederbezug hat vorn und hinten Starrachsen mit Querblattfedern und ist als zwei-, drei- oder viersitziges Cabriolet oder Roadster verfügbar. Das Dreigang-Getriebe wird über einen Schalthebel in der Wagenmitte betätigt. Die seilzugbetätigte mechanische Fußbremse wirkt auf alle vier Räder; die Feststellbremse auf das linke Vorder- und das rechte Hinterrad. Mit dem lauten und unkomfortablen Zweitaktmotor ist der Wagen eher für Umsteiger vom Motorrad interessant und weniger als Konkurrenzmodell zu anderen Kleinwagen zu sehen. Zudem ist die Holzkarosserie nicht sehr dauerhaft und verrottet schnell, der Verbrauch an Zweitaktgemisch ist vergleichsweise hoch, ebenso der Verschleiß an Zündkerzen. Nach 3008 Wagen wird die Produktion 1929 eingestellt. Bereits im November 1928 wird der größere Nachfolger P 25 PS mit Vierzylinder-Zweitakt-V-Motor und zwei Ladepumpen vorgestellt. Die DKW 4=8 sind als V 800 / V 1000, Sonderklasse bzw. Schwebeklasse noch bis 1940 im DKW-Angebot. Auf Basis des P 15 PS kommt 1930 der DKW PS 600 Sport mit einem auf 18 PS verstärkten Motor auf den Markt. Der elegante Roadster mit Bootsheck wird 1931 ersatzlos eingestellt.

 

04.05.1928 - Wolfgang Graf Berghe von Trips wird in Köln geboren. Seine größten Erfolge erzielt er für Ferrari in der Formel 1. Als WM-Führender verunglückt er am 10.09.1961 mit seinem Ferrari 156 in Monza und stirbt zusammen mit 15 Zuschauern. Aufgrund seiner erzielten Punkte (33) wird ihm posthum die Vizeweltmeisterschaft hinter Phil Hill (34) verliehen.

 

06.05.1928 - Die diesjährige Targa Florio gewinnt der Franzose Albert Divo auf Bugatti T35. Auf dem 540 km langen Kurs fährt er eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 73,478 km/h. Diesen Erfolg wird er im darauffolgenden Jahr wiederholen.

 

17.05.1928 - In Eisenach wird das 25jährige Bestehen des Allgemeinen Deutschen Automobilclubs (ADAC) gefeiert.

 

22.05.1928 - Angesichts der Tatsache, dass 19,8% der Personenkraftwagen im Deutschen Reich von ausländischen Unternehmen geliefert werden, fordert der Reichsverband der Automobilindustrie die Bevölkerung auf, deutsche Fabrikate zu kaufen.

 

23.05.1928 - Der Opel RAK2 ist ein raketengetriebenes Fahrzeug des deutschen Automobilherstellers Opel, der in Zusammenarbeit von Fritz von Opel, Max Valier und Friedrich Wilhelm Sander entwickelt und 1928 für Versuchsfahrten auf der Berliner AVUS eingesetzt wird. „Raketenfritz“ Fritz von Opel pilotiert den Wagen und es gelingt ihm, mit dem Fahrzeug am 23. Mai 1928 mit 238 km/h einen neuen Geschwindigkeitsweltrekord aufzustellen. Das Versuchsfahrzeug wird von 24 Feststoffraketen angetrieben, die im Heck montiert sind und 120 Kilogramm Treibladung enthalten. Das Chassis bildet ein Opel-Personenwagen Modell 80, große seitliche Stabilisierungsflügel sorgen für ausreichenden Anpressdruck.

 

17.06.1928 - Das 24-Stunden-Rennen von Le Mans (seit 16.6.) gewinnen die Automobilsportler Woolf Barnato (Großbritannien) und Bernard Rubin (Australien) auf einem Bentley 4 ½ litre mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 111,219 km/h. Barnato startet auch in den nächsten beiden Jahren beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans – und gewinnt erneut. Jeweils auf einem Bentley Speed Six holt er sich 1929 den Gesamtsieg mit Tim Birkin (1929) bzw. Glen Kidston (1930).

 

07/1928 – Als Nachfolgerin der BMW R42 wird nun die R52 für die 500-ccm-Klasse gebaut, zeitgleich mit der ebenfalls neuen und weitgehend baugleichen R62 für die 750-ccm-Klasse. Auch hier führt BMW das Baukastenprinzip der Vorgängermodelle fort. Fahrwerk und Getriebe mit Grundmotor sind weitgehend baugleich; die Differenzierung für die Hubraumklassen mit 500 ccm und 750 ccm und nach Sport. Und Tourenmodellen wird durch zwei Kurbelwellen mit um 10 mm unterschiedlichen Hüben, dafür passenden Zylindern mit gleicher Bohrung und kopf- und seitengesteuerten Zylinderköpfen und Zylindern umgesetzt. Während der Hubraum bei der R52 gegenüber der R42 auf 482 ccm angewachsen ist, leistet sie weiterhin 1 PS und ist 95 km/h schnell. 1928 und 1929 werden 4.377 R52 produziert.

 

07.07.1928 – Mit dem Plymouth Modell Q wird das erste Fahrzeug vorgestellt, den Chrysler unter dem Namen Plymouth anbietet. Er wird nur im Modelljahr 1928 angeboten und ist ein besonders preisgünstiges Auto, mit dem Walter P. Chrysler den Preiskampf im Marktsegment des Ford Modell T aufnimmt. Das Roadster-Coupé ist als billigste Variante für nur 670 US-$ zu haben. Gleichzeitig rundet die Marke Plymouth das Angebot von Chrysler nach unten ab. Die entstandene Marktlücke zwischen Plymouth und Chrysler wird 1928 geschlossen mit dem Kauf von Dodge und der Gründung von DeSoto, deren Fahrzeuge 1929 beim Händler stehen. Vorgestellt wird der Wagen im Madison Square Garden in New York City, wobei die bekannte Fliegerin Amelia Earhart den ersten Wagen im Korso fährt. Der Wagen besitzt einen seitengesteuerten Vierzylinder-Reihenmotor mit 2791 ccm, der eine Leistung von 45 bhp abgab und als einziger Vierzylindermotor im Konzern auf einer Konstruktion der Chrysler-Vorgängerfirma Maxwell-Chalmers basiert. Über eine Einscheiben-Trockenkupplung und ein Dreiganggetriebe mit Mittelschaltung werden die Hinterräder angetrieben. Alle vier Räder werden hydraulisch gebremst. Angeboten werden die damals üblichen Aufbauten mit zwei und vier Türen. Zur Wahl stehen viertürige Tourenwagen, zwei- und viertürige Limousinen sowie zweitürige Coupés und Roadster-Coupés. Als das Modell im Februar 1929 vom Modell U abgelöst wird, sind 66.097 Exemplare entstanden.

 

15.07.1928 - Rudolf Caracciola und Christian Werner gewinnen auf einem Mercedes-Benz SS den Großen Preis von Deutschland auf dem Nürburgring. Auf Platz 2 und 3 folgen Otto Merz bzw. Christian Werner und Willy Walb, ebenfalls auf Mercedes-Benz SS.

 

28.07.1928 - Das deutsche und das österreichische Verkehrsrecht werden in entscheidenden Punkten einander angeglichen.

 

29.07.1928 - Den Großen Preis von Spanien gewinnt der französische Automobilrennfahrer Louis Chiron auf Bugatti mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 127,735 km/h. Die Karriere von Chiron erstreckt sich über einen Zeitraum von 30 Jahren, von seinen ersten Rennen im privaten Bugatti 1926 bis zu seinem letzten Formel 1 Grand Prix 1955 in Monaco im Lancia D50, den er als 56jähriger bestreitet und das Rennen auf dem 6. Platz beendet. Damit ist er der älteste Fahrer, der je ein Formel 1-Rennen bestreitet.

 

08/1928 – Auf der XX. Internationalen Automobilausstellung in Prag stellt Skoda das neue Modell Skoda 6 R vor. Es ist ähnlich konzipiert wie das kurz zuvor als Nachfolger des Laurin & Klement Skoda 100 präsentiert Modell 4 R, um Kosten zu sparen. Angeboten wird das Fahrzeug von 1929 bis 1930. Insgesamt entstehen 322 Fahrzeuge. Es gibt weder einen Vorgänger noch einen Nachfolger mit einem Motor vergleichbarer Größe. Der Sechszylinder-Ottomotor arbeitet im Viertaktverfahren. Er leistet 50 PS aus 2916 ccm Hubraum. Die Bordspannung beträgt 12 Volt. Der Wagen hat Speichenräder von Rudge-Whitworth mit Zentralverschluss. Metallscheibenräder sind auf Wunsch lieferbar, später auch Stahlspeichenräder mit geteilten Felgen. Das Fahrzeug wird auch als Fahrgestell ohne Aufbau angeboten. Diese Möglichkeit wird von den Kunden nur selten genutzt. Ein Fahrgestell kostet 70.000 Kč. Für das Modell können über Škoda hauptsächlich große Reiseaufbauten bestellt werden. Erhältlich sind zum Beispiel ein sechssitziger Phaeton, eine sechssitzige Limousine mit Holz-Kunstleder-Aufbau nach Weymann-Lizenz von Brožík oder Aero und eine Limousine mit Ganzstahlkarosserie. Die Preise 1929 reichen von 80.000 Kč für den Phaeton über 97.500 Kč für eine Weymann-Limousine bis 99.000 Kč für die Ganzstahllimousine. 1930 fällt der Preis für die Weymann-Limousine auf 78.000 Kč. Vom 6 R bestellt das Verteidigungsministerium mehrere Dutzend Limousinen und Phaetons. Zwei Dutzend 6 R kauft das Gesundheitsministerium zum Aufbau von vier medizinischen Einheiten zur Bekämpfung von ansteckenden Krankheiten. Diese 24 Fahrgestelle werden als Kranken-, Labor- und Desinfektionsfahrzeuge aufgebaut. Die Karosserien kommen von Karosa und die Ausstattung von Novák & Jahn sowie Fr. Chvojka.

 

04.08.1928 - Die Marke DeSoto wird von Walter P. Chrysler gegründet. Namensgeber ist der spanische Konquistador Hernando de Soto, der im 16. Jahrhundert Expeditionen nach Mittelamerika und durch das südliche Nordamerika unternommen hatte. Die Marke gehört mit der ebenfalls 1928 von Chrysler gegründeten Marke Plymouth zur Chrysler Corporation. DeSoto ist im mittleren Marktsegment zwischen Chrysler und Plymouth positioniert. Im ersten Modelljahr produziert DeSoto 81.065 Fahrzeuge. Dies ist ein Rekord für eine neu gegründete US-amerikanische Automobilmarke, der fast 30 Jahre besteht. 1960 liefert Chrysler die letzten DeSoto an die Händler aus.

 

13.08.1928 – Mit Fernand Charron stirbt in Maisons-Lafitte einer der ersten bekannten Namen im Motorsport: Fernand Charron. Der 1866 in Angers geboren Charron startet zunächst bei Fahrradrennen, wechselt aber bald zum Motosport. Nach einem spektakulären Unfall bei Marseille-LaTurbie 1897, den er mit Glück unverletzt überstand, gewinnt er im folgenden Jahr auf einem leichten Panhard 6 CV das Rennen Marseille-Nizza und mit einem Panhard 8 CV das zur Grand-Prix-Wertung zählende 6-Tage-Rennen Paris–Amsterdam–Paris. Ein überwältigender Erfolg sowohl für Panhard & Levassor wie für Fernand Charron wird das Rennen Paris–Bordeaux 1899, das Charron auf einem 12 CV-Panhard bestreitet und für sich entscheidet. Charron ist auch der unbelohnte Held der Tour de France für Automobile 1899, als er nach einem Getriebedefekt 40 km im Rückwärtsgang fährt, ehe er ausscheiden muss. Seine letzten großen Erfolge feiert er beim Rennen Paris–Lyon 1900, dem Coupe Gordon Bennett. Dabei hat er mit ca. 100 km/h einen Zusammenstoß mit einem Bernhardiner-Hund, den dieser nicht überlebt. Charron selbst fährt mit einer beschädigten Hinterachse den ersten Sieg für Frankreich an diesem Anlass heraus. 1901 schließt sich Charron mit seinen Panhard-&-Levassor-Teamkollegen Léonce Girardot und Émile Voigt zusammen, um die Rennwagenfirma C.G.V. zu gründen. Der neue Wagen erweist sich jedoch als Flop. Girardot scheidet 1906 aus der Firma aus. Diese wird an britische Investoren verkauft und in Automobiles Charron Limited umbenannt. Charron bleibt bis 1907, geht dann zu Clément-Bayard und gründet 1912 die Automobilfirma Alda.

 

20.08.1928 - In Berlin beginnt die Produktion des Ford Model A für den europäischen Markt. Produziert wird in gemieteten Lagerräumen am Berliner Westhafen. 1930 wird in Köln ein eigenes Werk errichtet.

 

25.08.1928 – Mit einer Zenith-J.A.P. fährt Owen Baldwin in Arpajon (F) erstmals offiziell mit einem Motorrad über 200 km/h (200,56 km/h).

 

30.09.1928 – Der Betrieb einer Autofähre über den Bodensee von Konstanz nach Meresburg wird aufgenommen. Die Fähre „Konstanz“ hat ein offenes Fahrdeck mit vier Aufbauten an den Ecken, die die Führerstände und Aufenthaltsräume enthalten. Technisch ist die „Konstanz“ das erste europäische Fährschiff für Kraftfahrzeuge auf einem Binnensee, das ohne zu wenden hin- und herfährt, also kein eigentliches vorne und hinten hatte. Die Fähre fasst maximal 15 Autos.  Im Jahr 1929 werden bereits 48.000 Pkw und Nutzfahrzeuge sowie 360.000 Personen befördert. Am 21.10.1963 wird die „Konstanz“ das Fährschiff aus dem Fährbetrieb ausgemustert, danach anderweitig verwendet und später stillgelegt. 1930 wird mit der „Meersburg“ das zweite, 1939 das dritte und 1952 das vierte Fährschiff hinzu. Es folgen weitere Fähren. Aufgrund des wachsenden Verkehrs wird die Fährlinie ab 1967 auch nachts betrieben. Das jüngste Schiff ist die „Richmond“; sie hat eine Kapazität von 62 PKW und 700 Passagieren. Sie wird von schnelllaufenden reinen Gasmotoren mit LNG angetrieben.

 

17.10.1928 - Unter der Geschäftsnummer 6041 stellt das Landesgewerbeamt der Daimler-Benz AG die Typenbescheinigung für das neue Modell L3/4 10/50 PS 2,6 Liter aus, das als Typ Stuttgart 260 (W 11) angeboten wird. Angetrieben wird der Stuttgart 260 von einem Sechszylindermotor mit 2.581 ccm Hubraum und 50 PS. Gebaut wird er von 1928 bis 1935. Erhältlich ist er als "Standard" und "Luxus". Es entstehen 6.757 Fahrzeuge, dazu 50 weitere mit langem Cassis.

 

11/1928 – Die Adler-Werke bringen ihr neues Modell, den Adler Favorit, heraus. Aufbau und Motor folgen dem gleichen Muster wie beim ein Jahr früher erschienenen Sechszylinder-Modell Standard 6A. Der Wagen mit Hinterradantrieb, der nach den deutschen Steuer-PS auch als Adler 8/35 PS (Modelle 8J, 2S und 2A) bezeichnet wird, hat allerdings nur einen Vierzylindermotor. Dieses erste Modell wird bis 1933 13.959mal verkauft.

 

11/1928 – Nur sechs Monate nach der Präsentation des ersten DKW-Automobils stellen die Zschopauer Motorenwerke J. S. Rasmussen den DKW P 25 PS auf der 21. Internationalen Automobil-Ausstellung in Berlin vor, der jedoch nur in wenigen Exemplaren gefertigt wird. Angeboten wird er nur als zweitürige Limousine, die selbsttragende Karosserie besteht aus Sperrholz mit Kunstlederbezug. Der 25 PS starke Motor mit 1 Liter Hubraum treibt über ein Dreigang-Getriebe mit Schalthebel in der Wagenmitte die Hinterräder an.

 

08.-18.11.1928 - Auf der Automobilausstellung Berlin wird der Opel Regent (oder auch Opel 23/110 PS) vorgestellt. Wie damals üblich ist er zunächst nur als Fahrgestell zum Preis von 14.000 Reichsmark erhältlich. Mit diesem Preis ist der Opel Regent deutlich günstiger als die Konkurrenz wie z.B. der Horch 8 Typ 500 oder der Cadillac Series 341.  Der Regent hat einen Achtzylinder-Reihenmotor mit 5.972 ccm Hubraum und 110 PS. Es ist der erste (und einzige) von Opel selbst konstruierte Achtzylinder in einem Serienmodell und basiert laut Verkaufsprospekt auf einem Rennmotor von 1921. Nachdem zunächst nur Fahrgestelle verkauft werden, bietet Opel bald darauf auch werkseigene Karosserien an. Es gibt einen offenen siebensitzigen Tourenwagen für 18.500 R, einen Roadster für 19.000 RM und eine Pullman-Limousine für 20.000 RM: Das entspricht ungefähr dem Preis von 10 Opel 4 PS-Kleinwagen.  Mit einem Regent Coupé gewinnt Fritz von Opel 1928 den Schönheitspreis von Baden-Baden. Im März 1928 übernimmt General Motors 80% des Aktienkapitals der Adam Opel AG. Da GM befürchtet, dass der Regent eine zu große Konkurrenz für seine eigenen Spitzenmodelle von Cadillac und Buick darstellen könnte, werden alle bereits gebauten und verkauften Opel Regent zurückgeholt und verschrottet - ein einmaliger Vorgang in der Automobilgeschichte. Kein Fahrzeug hat überlebt, nur einige Bilder existieren noch. Der Name "Regent" wird später auch für die Luxusvarianten des 1931 vorgestellten Sechszylindermodells Opel 1,8 Liter verwendet. Mit dem Röhr 8 wird erstmals ein deutsches Auto mit Zahnstangenlenkung und Einzelradaufhängung der Öffentlichkeit gezeigt. Aufgrund der Weltwirtschaftskrise ist dies für die nächsten Jahre die letzte IAA. Erst 1933 findet die Automobilausstellung wieder statt.

 

14.11.1928 - Die Bayrischen Motorenwerke München AG kauft die DIXI-Fahrzeugfabrik Eisenach A.G. Damit stieg BMW erstmals in die Automobil-Produktion ein. Der BMW 3/15 PS Typ DA 2 ist das erste Automobil mit dem weiß-blauen BMW-Markenzeichen und basiert wie sein Vorgänger auf dem englischen Kleinwagen Austin Seven. Am 9. Juli 1929 ist der Wagen in den beiden Ausführungen (Limousine und Tourenwagen) bei den BMW-Händlern verfügbar. Anlässlich der Eröffnung der neuen Filiale in Berlin wird er am selben Tag als BMW 3/15 der Presse vorgestellt.

 

03.12.1928 - Die Rüsselsheimer Opelwerke werden in eine AG mit einem Stammkapital von 60 Millionen gewandelt. Zu diesem Zeitpunkt ist Opel mit 44% aller produzierten Kraftfahrzeugen größter Fahrzeughersteller im Deutschen Reich. Ein Jahr später verkaufen die Brüder Wilhelm von Opel und Friedrich Opel 80% ihrer Unternehmensanteile an den amerikanischen Automobilkonzern General Motors (GM).

 

 

1929

 

01/1929 – In Eigeninitiative baut “Bentley-Boy” Tim Birkin einen Bentley 4 1/2 Litre um. Er wird mit einem Roots-Kompressor und weiteren Modifikationen ausgestattet. Zunächst entstehen fünf dieser Bentley 4 ½ Liter Supercharged („Blower“) in Birkins Werkstatt. W.O. Bentley hält überhaupt nichts vom „Supercharged-Prinzip“.  Zu Recht, denn der „Blower“ ist in jeder Hinsicht ein Desaster. Während ein herkömmlicher 4 ½ Litre bei einer Geschwindigkeit von 100 km/h rund 16 Liter auf 100 km/h verbraucht, sind es beim „Blower“ stolze 102 Liter. Um in Le Mans zugelassen zu werden, müssen mindestens 50 Exemplare gebaut werden. Gegen den Willen von W.O. Bentley gibt Bentley-Boy Woolf Barnato, Mehrheitseigentümer und Vorstandsvorsitzender bei Bentley, den Auftrag, diese Fahrzeuge zu bauen. Aufgrund ausbleibender Rennerfolge wird der „Blower“ auch zum finanziellen Desaster. 1929 geht Barnato selbst in Le Mans an den Start, jedoch in einem von W.O. Bentley konstruierten 4 ½ Litre Speed Six. Erst beim Le Mans-Rennen 1930 werden zwei „Blower“ eingesetzt. Einer fährt sogar die schnellste Rennrunde, doch beide Fahrzeuge fallen während des Rennens aus. Insgesamt werden 55 Chassis produziert, davon fünf bei Birkin, 49 direkt bei Bentley und ein weiteres 1933 durch Rolls-Royce.

 

15.02.1929 - Er ist der einzige Rennfahrer, der die so genannte Triple Crown des Motorsports erringen konnte: Der am 15.02.1929 geborene Norman Graham Hill gewinnt in seiner Karriere sowohl den Großen Preis von Monaco in der Formel 1, die 24 Stunden von Le Mans und die Indy 500. Kein anderer Fahrer konnte diesen fiktiven Titel gewinnen. Daneben startet er zwischen 1958 und 1975 bei 176 Grand Prix in der Formel 1, wird zweifacher Weltmeister mit B.R.M. und Lotus. 1975 tritt er vom aktiven Rennsport zurück, nur kurze Zeit danach stirbt er zusammen mit fünf weiteren Mitgliedern des Embassy-Hill-Teams bei einem Flugzeugabsturz. 21 Jahre nach seinem Tod wird sein Sohn Damon Hill Formel 1-Weltmeister mit Williams-Renault und begründet die erste Rennfahrerdynastie in der Formel 1.

 

23.02.1929 – Mercedes Jellinek verstirbt im Alter von 39 Jahren. Am 21.03.1899 gewinnt ihr Vater Emil Jellinek mit einem 16 PS starken Daimler Rennwagen die Tourenfahrt Nizza-Magagnone-Nizza. Den Wagen hat er zuvor unter dem Preudonym „Mercedes“ angemeldet, dem Namen seiner Tochter. Im April 1900 bestellt er 36 Daimler Wagen, die „Mercedes“ genannt werden. Am 26.03.1901 wird „Mercedes“ als Warenzeichen geschützt. 2926 entsteht der Markenname „Mercedes-Benz“ durch die Fusion der Daimler-Motoren-Gesellschaft mit der Firma Benz & Cie. So geht Mercedes Jellinek in die Automobilgeschichte ein.

 

05.03.1929 - Im schwedischen Trollhättan wird Erik Carlsson geboren. Sein Name ist untrennbar mit Saab und dem Rallyesport verbunden. Zunächst hat er einige Erfolge bei nationalen Rennveranstaltungen im benachbarten Finnland. 1957 feiert er seinen ersten großen internationalen Erfolg, als er die 1000-Seen-Rallye gewinnt, der heutigen Rallye Finnland. In den nächsten 10 Jahren folgen u.a. Siege bei der Rallye Schweden (1959), der Rallye Monte Carlo (1962, 1963) und der Rallye die Fiori, dem Vorgänger der Rallye San Remo. Dreimal in Folge triumphiert er bei der RAC Rallye (1960, 1961, 1962). Seinen Spitznamen Carlsson auf dem Dach erhält er in Anlehnung an Astrid Lindgrens Romanfigur, da es durchaus vorkommt, dass er seinen Saab aufs Dach legt. Carlsson gilt er als Vater des Linksbremsens. Um die Drehzahlen der Saab-Zweitaktmotoren hochzuhalten, lässt er den rechten Fuß auf dem Gaspedal und bremst mit dem Linken. Auch seine Frau gibt Gas: 1963 heiratet Carlsson Pat Moss, die jüngere Schwester der britischen Formel 1-Rennfahrers und Mille Miglia-Siegers Stirling Moss. Am 27.05.2015 stirbt Erik Carlsson in England.

 

08.03.1929 – Mit der Eintragung im Handelsregister des Amtsgerichtes Eisenach: "Im Handelsregister B ist die Firma der Zweigniederlassung erloschen." verschwindet nicht nur die Fahrzeugfabrik Eisenach, sondern gleichzeitig das Markenzeichen Dixi, das zu einem der angesehensten im deutschen Automobilbau gehört, von der Bildfläche. BMW übernimmt nicht nur Fahrzeugproduktion und Werk mit allem "toten und lebenden Inventar", sondern auch die gesamte Dixi-Service-Organisation. Der populäre neue Dixi 3/15 wird in BMW 3/15 PS umbenannt. Der Name erklärt sich durch die Motorleistung von 15 PS. Die drei ergibt sich aus einer komplizierten Berechnung der damals üblichen Steuer-PS. Beim 3/15 gibt die Berechnung über Hubraum und Zylinderzahl den Wert 2,84 – aufgerundet eben 3.

 

17.03.1929 - Die Brüder Wilhelm von Opel und Friedrich Opel verkaufen 80 % ihrer Unternehmensanteile an den amerikanischen Automobilkonzern General Motors, zwei Jahre später gehört Opel vollständig zu GM. Die Opel-Brüder bleiben im Aufsichtsrat, Fritz von Opel leitet den Vorstand. Außerdem bleiben der Name Opel und eine eigenständige Modellpolitik erhalten.

 

22.03.1929 – BMW beginnt im thüringischen Eisenach mit dem Bau seines ersten Serienmodells. Es ist ein 3/15 PS bzw. DA 2 und ist eine Weiterentwicklung des Modells Dixi 3/15 DA, das seinerseits ein modifizierter Lizenzbau des britischen Austin Seven war. Das erste Fahrzeug wird in Berlin mit einer von Ambi-Budd gelieferten Karosserie, die dem ebenfalls in Austin-Lizenz gebauten Rosengart ähnelt, montiert.04/1929 - Der bereits auf der Londoner Motor Show 1928 vorgestellte MG M-Type wird im Morris-Werk in Cowley hergestellt. Mit diesem kleinen Wagen, dem ersten Midget (dt.: Zwerg), erschließt sich MG ein neues Marktsegment, was die Firma vermutlich nach der Weltwirtschaftskrise vor dem Untergang rettet. Der zweitürige Sportwagen hat einen Reihenvierzylindermotor mit 847 ccm Hubraum und 20 bhp. Gebaut wird der M-Type Midget bis 1932.

 

24.03.1929 – Der Motorradrennfahrer Friedrich Messerschmidt verunglückt beim Eilenriedrennen in Hannover. Der 1906 in Stuttgart geborene Messerschmidt gewinnt am 02.09.1928 auf einer der frühen kompressorgeladenen 500-ccm-BMW das Herbstrennen auf der Solitude. Im selben Jahr siegt er auch beim Karlsruher Wildparkrennen in der Gespann-Klasse. 1929 gewinnt Messerschmidt den Winterpreis des MSC Bad Canstatt. Beim Eilenriedrennen verliert er bei rutschigen Bedingungen die Kontrolle über seine Maschine, kommt zu Sturz und zieht sich dabei schwere innere Verletzungen sowie einen Schädelbruch zu, woran er noch an der Unfallstelle stirbt. Messerschmidt wird nur 22 Jahre alt. Zwei Jahre später kommt sein Bruder Alfred, der ebenfalls Motorradrennen fuhr, bei einem Rennunfall mit einem Gespann auf der Stuttgarter Solitude ebenfalls ums Leben.

 

04.04.1929 - Der Ingenieur und Automobilpionier Carl Friedrich Benz stirbt in Ladenburg. Sein Benz Patent-Motorwagen Nummer 1 von 1885 gilt als erstes praxistaugliches Automobil. Carl Benz besucht zunächst das naturwissenschaftlich orientierte Karlsruher Lyzeum. Seine Mutter vergibt Kost und Logis an Studenten des Polytechnikums, den von ihrer kargen Witwenrente kann sie sich und ihren Sohn nicht ernähren. Nach der Schule besteht Carl die Aufnahmeprüfung am Polytechnikum Karlsruhe und studiert erfolgreich Maschinenbau. 1971 gründet er in Mannheim mit den Mitteln seiner späteren Ehefrau Bertha Ringer die „Eisengießerei und mechanische Werkstätte“. Ein Jahr später heiratet er Bertha Ringer. Aus der Ehe gehen fünf Kinder hervor. 1878/18979 entwickelt Benz einen verdichtungslosen Zweitaktmotor und später einen leichten Viertaktmotor. Er entwickelt den Differentialantrieb weiter und weitere Kraftfahrzeugelemente wie die Achsschenkellenkung, die Zündkerze, den Vergaser, die Kupplung oder die Gangschaltung. Diese Arbeiten sind sehr kostspielig und auf Drängens einer Hausbank wird die Firma 1882 in eine Aktiengesellschaft unter dem Namen „Gasmotorenfabrik in Mannheim A.G.“. Aufgrund von Differenzen im Aufsichtstrat über seine Visionen verlässt Carl Benz die Firma und gründet 1883 die „Benz & Cie. Rheinische Gasmotorenfabrik Mannheim“.  Am 29. Januar 1886 meldete er seinen Motorwagen zum Patent an, den „Benz Patent-Motorwagen Nummer 1“ („Tricycle“ laut Patenttext). Das Fahrzeug gilt als erstes praxistauglicher Kraftwagen. Zunächst wird sein Fahrzeug jedoch belächelt und als „Wagen ohne Pferde“ bezeichnet.  Am 01.08.1988 erhält er für seinen Motorwagen die erste Fahrerlaubnis der Welt, ausgestellt vom Großherzoglich-Badischen Bezirksamt. Nur wenige Tage später unternimmt seine Ehefrau Bertha die berühmte erste erfolgreiche Fernfahrt mit ihren Söhnen Eugen und Richard im Benz Patent-Motorwagen Nummer 3. Im Jahr 1899 wird das Unternehmen in die „Benz & Cie AG“ umgewandelt und ist 1900 die größte Automobilfabrik der Welt. Dennoch tritt Benz 1903 verärgert aus dem Unternehmen aus und gründet 1906 mit seinen Söhnen das Unternehmen „Carl-Benz Söhne“. 1914 verleiht die Technische Hochschule Karlsruhe Carl Benz den Ehrendoktortitel. Im Alter von 84 Jahren stirbt er an den Folgen einer Entzündung der Bronchien.

 

14.04.1929 – In Monaco findet das erste Automobilrennen auf Betreiben des Generalkommissars des Automobilclubs von Monaco, Anthony Noghès, statt. Zusammen mit dem Rennfahrer Louis Chiron erstellt er den Streckenverlauf, der sich bis heute kaum geändert hat. Grund für den Grand Prix ist die Ablehnung der Association Internationale de l’Automobile (AIACR) – Vorgänger der heutigen FIA –, den Automobile Club des Monaco (ACM) aufzunehmen. Als Begründung wird die nicht ausreichende Zahl von Motorsportveranstaltungen genannt.

 

14.05.1929 – der britisch-französische Rennfahrer William Grover-Williams gewinnt auf einem Bugatti Type 35B das erste Automobilrennen in den Straßen von Monaco. der 1. Große Preis von Monaco wird noch als formelloses Einladungsrennen über 100 Runden à 3,180 km ausgetragen, was einer Gesamtdistanz von 318,0 km entspricht. In diesem Jahr ist das Rennen auch noch kein Grande Épreuve und auch nicht als Lauf zur Automobilweltmeisterschaft nominiert. 16 Wagen versammeln sich zur Startaufstellung, darunter sechs Bugatti, ein Grand-Prix-Delage, Maserati, Alfa Romeo und auch Rudolf Caracciola mit seinem Mercedes-Benz SSK. Caracciola wird hinter Grover-Williams und zwei weiteren Bugatti Vierter.

 

01.09.1929 - Im Garten des Grand Hotels in Cernobbio am Comer See findet der erste Coppa d’Oro Villa d’Este statt. Dort werden herausragende Neuerscheinungen auf dem Automarkt prämiert. 80 Teilnehmer sind bei der ersten Veranstaltung zu verzeichnen. 1949 gewinnt ein von der Karosseriefirma Touring gestylter Alfa Romeo 6C2500 diesen Preis. Fortan ist dieser Wagen der bisher einzige, der den Namen Villa d’Este auch in der Typenbezeichnung trägt. Die klassische Form der Veranstaltung endet 1952. Mitte der 1980er Jahre wird sie mit dem heutigen Konzept zur Prämierung von edlen Oldtimern wiederbelebt. Besitzer gepflegter alter Autos können dort auf Einladung das Ergebnis ihrer Leidenschaft zur Schau stellen. Beim heutigen Concorso d’Eleganza Villa d’Este werden klassische Oldtimer vor allem nach dem Kriterium Schönheit prämiert. Vorausgesetzt wird ein perfekter Originalzustand mit voll funktionsfähiger Technik. Entscheidende Kriterien sind jedoch die interessante Geschichte des Wagens und besonders dessen ästhetischer Wert bzw. seine Eleganz. In Europa hat sich die Veranstaltung zu einem angesehenen Treffpunkt für Liebhaber hochwertiger klassischer Automobile entwickelt, und auch heutige Automobil-Designer suchen dort gerne Anregungen für ihre Arbeit.

 

08.09.1929 - Das erste internationale Gaisbergrennen findet am Gaisberg, dem Hausberg der Stadt Salzburg (Österreich) statt. Die Streckenlänge beträgt 11,9 km bei einem Höhenunterschied von 800 m. Es siegt Max von Arco-Zinneberg auf Mercedes-Benz SSK mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 80 km/h. In der Tourenwagenklasse ist Manfred von Brauchitsch mit einem Mercedes-Benz SS und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 72 km/h siegreich. Josef Walla siegt bei den Motorrädern mit einer Sunbeam. Am 07.09.1969 findet das letzte Gaisbergrennen vor 10.000 Zuschauern statt. Es geschieht noch einmal ein tödlicher Unfall (Toni Pelizzoni auf FIAT Abarth 2000 P), was dann auch einer der Gründe ist, weshalb der Berg nie wieder im Renntempo erstürmt wird.

 

09.09.1929 - In Berlin eröffnet die neue BMW-Filiale, gleichzeitig wird der BMW 3/15 PS der Presse vorgestellt. Es ist das erste Automobil der von BMW und eine Weiterentwicklung des Dixi 3/15 DA der Fahrzeugfabrik Eisenach. Diese wurde Ende 1928 von BMW übernommen, das Modell ist ein Lizenzbau des Austin 7 der Austin Motor Company. Auch der BMW 3/15 ist ein Lizenzbau des Austin 7. Gleichzeitig sichert sich BMW vom französischen Hersteller Rosengart das Recht, dessen zeitgemäßes Karosseriedesign zu übernehmen, wobei BMW das Vorbild zu einer kompletten Ganzstahlkarosserie weiterentwickelt. Der BMW 3/15 entsteht jedoch nicht in Bayern, sondern am 22.03.1929 in Berlin-Johannisthal. Die Fahrgestelle kommen aus Eisenach, die Blechteile werden bei Ambi-Budd in Berlin gepresst. Gleichzeitig wird das Fahrzeug in konventioneller Gemischtbauweise nach dem „System Weymann“ in Eisenach hergestellt. Den BMW 3/15 gibt es den Karosserieversionen Roadster, Tourenwagen, Limousine, Coupé, Kabriolimousine und Cabriolet. Angetrieben wird der 3/15 von einem 0,75 Liter großen wassergekühlten Vierzylindermotor mit 15 PS. Damit fährt der Wagen mehr als 75 km/h schnell, wobei bei dauerhaftem Fahren die Kurbelwelle aufgrund sich aufbauender Schwingungen brechen kann. Zwischen März 1929 bis Februar 1932 entstehen 12.318 Fahrzeuge.

 

17.09.1929 - In der britischen Hauptstadt London wird Stirling Craufurd Moss in eine motor-sportbegeisterte Familie hineingeboren. Schon sein Vater startet bei Automobilrennen in Brookland und Indianapolis, während seine Mutter in den dreißiger Jahren an Trialrennen teilnimmt.  Mit 19 Jahren startet er seine eigene Rennkarriere in einem Cooper-Formel-3-Wagen, im darauffolgenden Jahr kann er erste internationale Erfolge feiern. Zwischen 1951 und 1961 fährt er in der höchsten automobilen Motorsportklasse (Formel 1) und gilt mit vier Vizeweltmeisterschaften und 16 Grand-Prix-Siegen als der erfolgreichste Fahrer unter denen, die nie Weltmeister wurden. Daneben ist er aber auch – wie viele seiner Formel 1-Kollegen – bei Langstreckenrennen unterwegs. So gewinnt er 1955 zusammen mit Dennis Jenkinson auf Mercedes-Benz 300 SLR die legendäre Mille Miglia – in einer heute noch gültigen Rekordzeit – sowie die Targa Florio. 1960 siegt er im Maserati „Birdcage“ mit Dan Furney beim 1000-km-Rennen auf dem Nürburgring. An 23.04.1962 endet seine Karriere in Goodwood. Bei der Glover Trophy, einem nationalen Formel 1-Rennen, kommt er von der Strecke ab und prallt gegen einen Erdwall. Er erleidet Knochenbrüche und ein Hirntrauma, liegt zunächst im Koma und ist halbseitig gelähmt. Die Genesung dauert über ein Jahr. Dann kehrt er zu Testzwecken auf die Rennstrecke nach Goodwood zurück, erklärt trotz konkurrenzfähiger Rundenzeiten jedoch seinen Rücktritt. Seiner eigenen Aussage zufolge habe er nicht mehr die Selbstverständlichkeit, die Leichtigkeit des Fahrens. 1999 wird er von der britischen Königin als Knight Bachelor in den Adelsstand erhoben und erhält den Namenszusatz „Sir“. Stirling Moss gehört zu den besten Rennfahrern des Jahrhunderts, der in seiner Karriere auf unterschiedlichen Fahrzeugtypen unterwegs war. Auf fünf verschiedenen Marken (Mercedes-Benz, Maserati, Vanwall, Cooper und Lotus) gewinnt er Formel 1-Rennen sowie auch auf anderen Marken diverse Sportrennen. Bis ins hohe Alter ist Sir Stirling Moss gerngesehener Gast bei vielen bedeutenden Klassikveranstaltungen. Am 12.04.2020 verstirbt er im Alter von 90 Jahren in seinem Haus in London.

 

28.09.1929 -  In Cremona, Italien, setzt der Werksfahrer Borzacchini am Steuer des Maserati V4 mit 16-Zylindermotor den neuen Weltrekord der Klasse C über 10 Kilometer mit einer Geschwindigkeit von 246,069 km/h. Dieser Rekord hat bis 1937 Gültigkeit.

 

10/1929 - Auf den Automobilausstellungen in Paris und London zeigt Bugatti den neuen Type 46, der begeistert von der Fachpresse aufgenommen wird. Dieser wurde von Bugatti entwickelt, da sich das für Staatschefs und Könige vorgesehen Luxusmodell Typ 41 Royal als nicht verkäuflich erwies. Bei dem auch "Petit Royale" bezeichneten Typ 46 handelt es sich um ein von einem 5,3-Liter-Achtzylindermotor (140 PS) angetriebenes Chassis von ähnlicher Konzeption wie der Typ 41, jedoch mit bescheideneren Abmessungen. Der Typ 46 verkauft sich gut und wird von den renommiertesten europäischen Karosserieschneidern wie Weymann, Mulliner oder Saotchik, aber auch von Bugatti selbst eingekleidet. Insgesamt entstehen rund 200 Chassis, darunter 20 vom seit 1931 angebotenen Kompressormodell Typ 46S.

 

10/1929 - Der tschechische Automobilhersteller Aero präsentiert den Aero 10 (auch Aero 500) auf dem Prager Automobilsalon. Das Modell wird von 1929 bis 1932 gebaut. Es ist das erste Fahrzeug dieser Marke und wurde aus dem Enka entwickelt. Der Aero wird damals wegen des typischen Geräuschs des Handanlassers auch „Klingler“ (tschechisch „Cinkac“ oder „Cililink“) genannt. Sein Einzylinder-Zweitakt-Motor hat einen Hubraum von 499 cm³ und leistet 10 PS. Die Hinterachse hat kein Differentialgetriebe und die Bremse wirkt nur mechanisch auf die Hinterräder. Mit Hinterradantrieb und Dreiganggetriebe erreicht der Wagen eine Höchstgeschwindigkeit von rund 70 km/h. Der Kraftstoffverbrauch beläuft sich auf 5 l/100 km. Insgesamt werden 1360 Exemplare gebaut. Noch vor Präsentation des Fahrzeugs auf dem Prager Automobilsalon nehmen Bohumil Turek und Antonin Nahodil an der Sternfahrt Prag–Paris–Brest–Prag (3613 km) teil. Anschließend fahren sie die Strecke Prag–Hamburg–Prag (1300 km). Sie benötigen für diese Fahrt insgesamt 184 Stunden und 35 Minuten, was einem Durchschnitt von 26,6 km/h entspricht. Damit erreichen sie den Gesamtsieg. Marke und Fahrzeug werden in ganz Europa bekannt. Turek wird anschließend zum Leiter der Testabteilung. Bei der ADAC-Fahrt Berlin-Prag-Manzanares (Spanien) und zurück erreicht Turek 1930 einen Schnitt von 48,8 km/h, was dem Klassensieg in der Kleinwagenklasse entspricht. Im gleichen Jahr nimmt ein Aero-Werksteam an der Sternfahrt anlässlich des Prager Autosalons 1930 teil, darunter auch mit dem Fahrzeug, das bereits die Spanienfahrt hinter sich hat, und können dabei die Markenwertung für sich entscheiden. Bei der ADAC-Fahrt Berlin-Manzanares-Berlin 1931 kann Turek den Gesamtsieg vor dem Zweitplatzierten Hans Stuck auf Mercedes-Benz erringen.

 

10/1929 – Mit dem Modell Dilambda stellt Lancia wieder ein sehr schnelles Fahrzeug vor, dass über diverse technische Innovationen verfügt. Eine Besonderheit des Motors ist die enge 24°-V-Stellung und der Einsatz von Silentblöcken an den Verankerungsstellen. Es gibt eine Vorrichtung zum Nachfüllen des Motoröls mittels Pumpe sowie eine zentrale Schmierung des Chassis über ein kleines Pedal am Armaturenbrett. Der Kühler ist thermostatisch geregelt. Wegweisend ist die Einzelradaufhängung. Der Tank hat eine tragende Funktion. Gebaut wird der Dilambda von 1928 bis 1935 in drei Serien, die zumeist technische Änderungen mit sich bringen. Die letzte Serie ist nur noch mit langem Radstand erhältlich, während die ersten zwei in zwei weiteren Radständen produziert werden. Insgesamt entstehen 1.685 Fahrzeuge. Der Dilambda wird von zahlreichen Stars der 1930er Jahre gefahren, so etwa auch von Max Schmeling, Ernest Hemingway und Greta Garbo. Erich Maria Remarque flieht in seinem Dilambda zusammen mit Marlene Dietrich und deren Tochter aus Deutschland nach Frankreich und widmet dem Wagen sogar eine Erzählung. Bis in die Nachkriegszeit fährt Konstantin Prinz von Bayern ein Lancia Dilambda Cabriolet, welches er als Auto meines Lebens bezeichnet.

 

28.10.1929 - Der Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer unterzeichnet den Vertrag über den Bau eines Ford-Werkes auf einem 170.000 qm großen Grundstücks in Köln-Niehl. 1930 wird der Firmensitz von Ford Deutschland nach Köln verlegt und am 04.05.1931 beginnt die Produktion des Modell A mit 619 Beschäftigten. Doch nur drei Wochen später veranlasst die Weltwirtschaftskrise die Schließung des Werks. Nicht lange darauf wird die Produktion wieder aufgenommen, mehr als 6.000 Fahrzeuge laufen 1931 vom Band.

 

02.11.1969 – Die Schauspielerin und Tänzerin Lena Amsel stirbt in ihrem Bugatti bei einem Autounfall auf einer Straße zwischen Paris und Fontainebleau. Sie und der gleichfalls Bugatti fahrende Maler André Derain liefern sich auf der Straße ein Wettrennen. Dabei gerät der Bugatti von Lena Amsel ins Schleudern, überschlägt sich und fängt Feuer. Es gelingt Derain nicht, sie und ihre Freundin Florence Pitron, die ebenfalls ums Leben kommt, aus dem brennenden Wrack zu retten.

 

16.11.1929 – Bei einem Abendessen mit den Textilfabrikanten Augusto und Alfredo Caniato sowie dem Rennfahrer Mario Tadini erbittet Enzo Ferrari finanzielle Unterstützung, um in Zukunft seine Rennaktivitäten in einem eigenen Team konzentrieren zu können. Ferrari selbst ist als Rennfahrer aktiv und unterstützt italienische Fahrer als Sponsor und Gönner. Dieses Abendessen gilt als Gründungsdatum der legendären Scuderia Ferrari. Das Team setzt zunächst die Alfa Romeo 8C für eine Vielzahl von Fahrern ein, als das Alfa-Romeo-Stammwerk in Mailand in finanzielle Schwierigkeiten gerät. Ferrari übernimmt die gesamten Rennaktivitäten von Alfa Romeo und ab 1935 fahren die italienischen Spitzenfahrer für die Scuderia. Dazu gehören Tazio Nuvolari, Achille Varzi, Antonio Brivio oder Giuseppe Campari. Auch der Monegasse Luis Chiron zählt Mitte der 1930er Jahre zur Scuderia Ferrari.

 

29.12.1929 - Im Alter von 83 Jahren stirbt mit Wilhelm Maybach in diesem Jahr nach Carl Benz ein weiterer Automobilpionier. Nach dem Tod seiner Eltern wächst Maybach im Reutlinger Bruderhaus auf. Dort erhalten Waisenkinder aus armen Familien Erziehung und eine Ausbildung. Maybach wird zum technischen Zeichner und Konstrukteur ausgebildet. Im Bruderhaus lernt er auch Gottlieb Daimler kennen, dieser ist Leiter der Maschinenfabrik des Bruderhauses. Maybach wird ihm als Assistent zugeteilt. 1873 wechseln beide zur Gasmotoren-Fabrik Deutz bei Köln. Hier bringt Maybach den von Nikolaus Otto entwickelten Verbrennungsmotor zur Serienreife. 1878 heiratet Wilhelm Maybach Bertha Wilhelmine Habermaahs, mit ihr hat er zwei Söhne und eine Tochter. Als Daimler die Daimler-Motoren-Gesellschaft gründet, wird Maybach sein technischer Direktor. Um 1900 konstruiert er im Auftrag des österreichischen Kaufmanns Emil Jelinek den Mercedes-Simplex, einen Rennwagen mit einem 35 PS-Vierzylindermotor. Ausgestattet mit Maybachs Erfindungen wie Bienenwabenkühler und Zahnradgetriebe, stellt das Fahrzeug für damalige Verhältnisse das Auto der Zukunft dar. 1909 macht er sich mit seinem Sohn Karl selbständig und gründet in Bissingen/Enz die Maybach-Motorenbau GmbH. Zunächst baut er Motoren für Starrluftschiffe (Zeppeline). Da nach dem Ersten Weltkrieg Deutschland der Flugzeugbau verboten ist, beginnt Maybach mit der Herstellung von Automobilen. 1919 wird der erste Versuchswagen „W 1“ fertiggestellt, 1921 wird der erste zum Kauf angebotene Wagen „W 3“ (22/70) mit einem Sechszylindermotor auf der Berliner Automobilausstellung vorgestellt. Weitere Typen folgen. Bis zu seinem Tod lebt Wilhelm Maybach in seiner Villa in Bad Cannstatt. Er wird in unmittelbarer Nähe von Gottlieb Daimler auf dem Cannstatter Uff-Kirchhof beerdigt.

 

1929 - Der DKW Typ 4=8 des deutschen Automobilherstellers Dampf-Kraft-Wagen wird in Zwickau gebaut. In Frankfurt wird der Adler Favorit vorgestellt und Renault präsentiert mit dem Renault Monastella, einer kleinen Luxuslimousine, und dem Renault Vivastella, einem luxuriösen Oberklasse-Automobil, gleich zwei neue Fahrzeuge. Bei Peugeot ist der 201 neu im Programm und Amilcar bringt den glücklosen Amilcar 8 auf den Markt. In Großbritannien präsentiert Rover sein neues Modell 10/25, der von Sir Henry „Tim“ Birkin entworfene Bentley Blower No. 1 wird vorgestellt und in den USA werden die erfolgreichen Modelle Chrysler 1929 Plymouth Sedan, 1929 Marmon Four Door Sedan, Franklin 135 Victoria Sedan und 1929 DeSoto der Öffentlichkeit präsentiert. Die New Era Motor Car Company bringt zwei Jahre vor ihrem Konkurs mit dem 1929 Ruxton einen eleganten Familienwagen auf den Markt. Bei den Sportwagen bringt die US-Autoindustrie den Dupont Boat Tail Coupé und den Cadillac V-8 Dual-Cowl Sport Sedan hervor. BMW bringt mit dem neuen 335 einen Sechszylinder-Sportwagen auf den Markt, der dem Konkurrenten Mercedes-Benz Konkurrenz macht. Von der Auto Union kommt der zweitürige Kleinwagen DKW F8 und die Ford Motor Company stellt erstmals den legendären Ford Taunus der deutschen Öffentlichkeit vor. Renault präsentiert die großräumige Luxus-Limousine Suprastella als Nachfolger des Renault Nervastella und in Großbritannien macht Daimler mit der großräumigen Limousine DB 18 Consort auf sich aufmerksam. In den USA bringt General Motors den Oberklasse-Wagen Cadillac Series 61 auf den Markt, Studebaker den Champion und der Industrielle Powel Crolsley einen zweitürigen kompakten Wagen mit geringem Benzinverbrauch, der in großen Kaufhäusern für nur 250 US-Dollar zu haben ist. Gleichzeitig verschwindet in diesem Jahr das 1907 gegründete Unternehmen Detroit Electric vom Automobilmarkt wie auch das bereits 1898 gegründete Unternehmen Stutz Motor Company.

 

 

 

 

5.   Die 1930er Jahre

 

 

 

1930

 

09.02.1930 - Bei einem Wettrennen zwischen einem Flugzeug, einem Motorrad und einem Automobil auf dem zugefrorenen Eibsee in Bayern siegt der deutsche Flieger Ernst Udet. Automobilrennfahrer Hans Stuck geht als letzter durch das Ziel.

 

12.02.1930 - Nachdem die Leitung der Opel-Werke in Rüsselsheim Mitglieder des Betriebsrates entlassen hat, kommt es auf dem Werksgelände zu Krawallen von Belegschaftsmitgliedern. Mittels Polizei werden die Unruhen beendet.

 

13.03.1930 – Ein Wettrennen der besonderen Art findet auf der Strecke Cannes – Calais statt. Woolf Barnato, vermögender Diamantenhändler, Rennfahrer und mehrfacher Le Mans-Sieger, will seinem Freund Dale Bourne beweisen, dass das Automobil die Eisenbahn als schnellstes Verkehrsmittel abgelöst hat. Dies führt zu einem Wettrennen zwischen Barnato mit seinem Bentley 6,5-Liter „Speed Six“ mit einem normalen Sallon-Aufbau von H. J. Mulliner und dem Calais-Méditeranée-Express, dem auch unter dem Namen „Train Bleu“ bekannten Luxuszug. Am Abend des 13.03.1930 fährt der Zug in Cannes los. Gerüchten zufolge trinken Barnato und Bourne noch entspannt ihre Drinks aus, als sie die Nachrocht von der Abfahrt erfahren. Dann starten sie mit dem Bentley, vollgepackt mit Benzinkanistern. Auf der Strecke hat Barnato dafür gesorgt, dass in Lyon die Zapfsäule einer Werkstatt in der Nacht besetzt ist, um vier Uhr morgens erwartet ihn in Auxerre ein Tankwagen. Doch aufgrund des Gewichts mit den vollen Tanks ist der Wagen sehr schwer, Barnato kann nur maximal 130 km/h fahren. Zusätzlich regnet es stark und sie Sicht ist eingeschränkt. In Auxerre müssen sie den Tankwagen suchen, der Fahrer hat nicht an der verabredeten Stelle geparkt. Kurz vor Paris löst Bourne Barnato am Steuer für ein paar Stunden ab. Um 10:30 Uhr erreichen sie Boulogne und sichern sich einen vorderen Platz auf dem Frachtschiff nach Folkstone. Um 15:24 Uhr erreicht der „Train Bleu“ Calais – vier Minuten nachdem Barnato aus seinem Bentley ausgestiegen ist – direkt vor seinem Club in London. Die Franzosen empfinden die Niederlage als Schmach – Bentley wird vom Pariser Autosalon im Herbst 1930 wieder ausgeladen.

 

01.04.1930 - In Deutschland werden Autoreisezüge als „Auto-Gepäck-Verkehr“ von der Deutschen Reichsbahn eingeführt. Dabei wird das Automobil aufgegeben und in einem separaten Zug auf herkömmlichen Flachwagen oder Rungenwagen zum Zielbahnhof befördert. In den 1940er Jahren werden Pläne für doppelstöckige, geschlossene Autotransportwagen entwickelt, die aufgrund des Zweiten Weltkrieges nicht mehr umgesetzt werden. Die Idee an sich ist jedoch bereits deutlich älter. Bereits zu Beginn des Eisenbahnzeitalters gab es Ideen, Kutschen direkt auf Bahnwagons zu verladen, um das Umsteigen am Bahnhof einzusparen; eine Idee, die sich aber nicht durchsetzte.

 

01.05.1930 - Die Einführung der Mineralölsteuer in Deutschland bewirkt höhere Benzinpreise.

 

21.-22.06.1930 – Beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans erreicht die französische Rennfahrerin Odette Siko als erste weibliche Teilnehmerin zusammen mit Maguerite Mareuse den siebten Rang in ihrem Bugatti Typ 40. Geboren 1899 in Paris macht sich Siko ab den 1920er Jahren einen Namen im Rennsport. Besonders in den 1930er Jahren ist sie alleine viermal beim 24-Stunden-Rennen von le Mans am Start und mit ihrem vierten Gesamtrang 1932 die bis 2021 bestplatzierte Frau bei diesem Rennen. Dieser vierte Rang, den sie mit Partner Louis Charavel im Alfa Romeo 6C 1750 SS einfährt, bedeutet auch den Sieg in der Rennklasse für Sportwagen bis 2 Liter Hubraum. 1933 hat sie auf dem Circuit des 24 Heures einen schweren Unfall, als sie in der Arnage-Kurve die Herrschaft über ihren Alfa Romeo verliert. Der Wagen überschlägt sich, fällt einige Bäume und kommt brennend auf dem Dach zu liegen. Zuschauer befreien Odette Siko aus dem Wrack, die mit einem Armbruch davonkommt. Nach Ihrer Genesung startet sie mehrmals bei der Rallye Monte Carlo und übernimmt 1937 die Position einer Testfahrerin bei Matford und dem französischen Schmieröl-Unternehmen Yacco. Gemeinsam mit Hellé Nice, Simone Louise des Forest und Claire Descollas erreicht sie 25 Ausdauerrekorde auf dem Autodrome de Linas-Montlhéry. Höhepunkt ist eine Distanzfahrt mit einem Matford mit einem 3,6-Liter-SA Mathis-V8-Motor über 30.000 Kilometer. Das Quartett erzielt dabei eine Durchschnittsgeschwindigkeit von mehr als 140 km/h. Ihre letzte Rennteilnahme hat sie bei der Rallye Monte Carlo 1939, die sie an der 18. Stelle der Gesamtwertung beendet.

 

10/1930 – Bugatti stellt auf dem Pariser Autosalon sein neues Modell, den Type 49, vor. Der Nachfolger des Type 44 hat wieder einen Achtzylinder-Reihenmotor mit einem Hubraum von 3.257 ccm, der zwischen 85 -110 PS leistet. Als Karosserievarianten werden eine Limousine, ein Coupé, ein Cabriolet und ein Roadster von Bugatti gefertigt, aber auch von anderen Karosseriebauunternehmen. 1933 kostet das Fahrgestell 11.000 Reichsmark. Die Produktion läuft von 1933 bis 1934, dann kommt der Type 57. Die genaue Produktionszahl ist nicht bekannt, verschiedene Quellen nennen 470, 480 oder rund 300 Fahrzeuge.

 

02.10.1930 – Henry Ford legt in Köln-Niehl den Grundstein für ein Ford-Autowerk für die deutschen Ford-Werke GmbH, eine 1925 gegründete Tochtergesellschaft der US-amerikanischen Ford Motor Company. Gleichzeitig wird auch der Unternehmenssitz von Berlin nach Köln verlegt. Am 4. Mai 1931 startet in Köln mit 619 Beschäftigten die Produktion des Model A. Nur drei Wochen später schließt das Werk aufgrund der Weltwirtschaftskrise wieder. Doch schon bald kann die Produktion wieder aufgenommen werden und bis zum Jahresende werden mehr als 6.000 Fahrzeuge gebaut.

 

18.11.1930 – Blitz heißt der neue Opel-Lkw aus Rüsselsheim. Die Adam Opel AG hat sich nach einem Preisausschreiben mit 1,5 Millionen Vorschlägen für diesen Namen entschieden. Der LKW wird mit drei verschiedenen Radständen produziert und wahlweise von einem Vier- oder Sechszylindermotor angetrieben. Die Nutzlast beträgt 1,5 bis 2 Tonnen. 1934 gibt es vier Grundversionen des Eintonnermodells und 14 Ausführungen der größeren zwei- bis zweieinhalbtonnen-LKW. In der Vorkriegszeit ist Opel der größte LKW-Produzent im Deutschen Reich. Der als „Einheitslastwagen“ ab 1937 im Opelwerk Brandenburg hergestellte Dreitonner Opel Blitz 3,6-36 (3,6 Liter Hubraum, 3,6 Meter Radstand) wird auf Anordnung des Rüstungsministers Speer als Lizenzbau von Daimler-Benz im Werk Mannheim ab Juni 1944 produziert. Nach der Zerstörung durch einen britischen Luftangriff im August 1944 wird das Brandenburger Werk zwar wieder aufgebaut, zu einer Produktion kommt es nicht mehr. Nach dem Krieg werden die Maschinen in die Sowjetunion verbracht. Bei Daimler-Benz in Mannheim wird ab Juni 1945 der LKW ohne jegliche Herstellerbezeichnung als L 701 gebaut, zunächst mit einem Fahrerhaus aus Holzhartfaserplatten. Ab 1948 produziert Opel ein Blechfahrerhaus. Die LKW werden gleichzeitig unter dem Namen Opel wie auch Mercedes-Benz verkauft. Zwischen 1950 und 1945 stellt Opel in Rüsselsheim noch 467 Fahrzeuge selbst her, während Daimler-Benz die Produktion des Blitz im Juni 1949 eingestellt hat. Ein Nachfolgemodell in dieser Größenklasse (3 t Nutzlast) gibt es bei Opel nicht, während Mercedes den L 311 als Nachfolger baut. In Rüsselsheim wird der kleiner Opel Blitz, der ehemalige 1,5-Tonner, ab 1952 mit einem modernen Fahrerhaus gebaut. Das Design lehnt sich an die damals im Trend liegenden amerikanischen Pickups an.  Die Kässbohrer Fahrzeugwerke bauen im Auftrag von Opel Blitz-„Panoramabusse“ mit einem Platzangebot für 17 Personen. Zwischen 1953 und 1956 entstehen 67 dieser Bus-Karosserien. Zahlreiche Opel-Blitz werden mit einem Aufbau für Feuerwehren hergestellt. 1960 kommt der weiterentwickelte moderne Opel Blitz auf den Markt, der für 1,9 Tonnen Nutzlast konzipiert ist. Weiterhin dient der Ottomotor des Opel Kapitän im Blitz. Ein Dieselmotor wird weiterhin nicht angeboten, wodurch Opel immer mehr Marktanteile verliert. Auch für den 1965 auf den Markt kommenden letzten Opel Blitz steht kein Dieselmotor zur Verfügung. 1975 endet der LKW-Bau endgültig bei Opel.

 

01.12.1930 – Mit einem eigenen Konstruktionsbüro macht sich der 55jährige Ferdinand Porsche in Stuttgart, Kronenstraße 24, selbstständig. Zu diesem Zeitpunkt hat er sich in der Automobilindustrie bereits einen Namen gemacht. Zunächst bei den Lohner-Werken (ab 1899), wo er im gleichen Jahr sein erstes Elektroauto baut, ein Jahr später mit dem Lohner-Porsche das weltweit erste Fahrzeug mit Allradantrieb und 1902 das erste Hybridfahrzeug der Welt. 1906 wird er Entwicklungs- und Produktionsleiter bei der Österreichischen Daimler-Motoren-Gesellschaft und befasst sich mit der Entwicklung von Personenfahrzeugen, Flugmotoren und Sportwagen. 1917 wird er zum Generaldirektor von Austro-Daimler bestellt. Ab 1923 arbeitet er in Stuttgart als Leiter des Konstruktionsbüros und Vorstandsmitglied der Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG). Dort entwirft er 1924 zunächst den Mercedes 24/100/140 PS (später Mercedes-Benz Typ 630) und ab 1926 im neuen Unternehmen Daimler-Benz die Sportwagenmodelle Mercedes-Benz Typ S, SS und SSK. Doch mit der Fusion wird seine Stellung im Unternehmen geschwächt, 1928 wird sein Arbeitsvertrag nicht verlängert. Nach einem Intermezzo als technischer Vorstand der Steyr-Werke zwischen Anfang 1929 und April 1930 gründet Ferdinand Porsche sein eigenes Konstruktionsbüro, die Dr. Ing. h. c. F. Porsche GmbH. Die Firmenanteile liegen zu 80 % bei Ferdinand Porsche, zu 10 % beim Kaufmann und Rennfahrer Adolf Rosenberger und zu 10 % bei seinem Schwiegersohn Anton Piëch. Zu den Konstruktionen der Firma gehören der NSU-Porsche Typ 32, der bereits viele Merkmale des späteren VW Käfers aufweist. Dessen Prototypen konstruiert er 1934.

 

 

1931

 

01/1931 – Als Nachfolger des Modells L stellt Ford sein neues Luxusfahrzeug, den Lincoln Modell K, vor. Dieser mit einem seitengesteuerten V8-Motor mit zunächst 6,5 Liter Hubraum wird bereits im ersten Jahr in 27 verschiedenen Karosserieformen angeboten, die gegenüber dem Vorgängermodell etwas moderner gestaltet sind. Im ersten Jahr werden von der Serie 201 insgesamt 3.540 Fahrzeuge produziert. Im letzten Baujahr des Modell K (Serie 300) 1939 sind es noch 133 Fahrzeuge. Insgesamt werden 15.697 Modell K gefertigt.

 

04/1931 – Mit dem Grundmodell des Bugatti Typ 51 wird der Nachfolger des erfolgreichen Rennwagens Bugatti Typ 35 präsentiert. Das Fahrgestellt entspricht weitgehend dem Typ 35, auch die Abmessungen des Achtzylinder-Reihenmotors sind identisch. Dennoch ist der Motor grundlegend überarbeitet worden. Ein Roots-Kompressor sorgt für mehr Leistung mit 160-190 PS. Ein optisches Unterscheidungsmerkmal sind die zwei Tankeinfüllstutzen hinter den Sitzen. Den Typ 51 gibt es als Monoposto und zweisitzigen Roadster. Der wenig später vorgestellte Typ 51 C entspricht weitgehend der Basisversion mit 1.991 ccm und 160 PS, dazu kommt der Typ 51 A mit 1.493 ccm Hubraum und 130 PS. Dieser löst den Typ 39 ab. 1935 endet die Produktion dieser Modelle ohne direkte Nachfolger. Von den rund 40 Fahrzeugen sollen noch 30 erhalten sein.2018 wird das Fahrzeug mit der Fahrgestellnummer 51132 für 3,74 Millionen Dollar versteigert.

 

05.02.1931 - In Daytona Beach (USA) stellt der britische Automobilrennfahrer Malcolm Campbell mit seinem 2500 PS starken "Bluebird" mit 395,489 km/h einen absoluten Geschwindigkeitsrekord für Automobile auf.

 

19.02.1931 - Mit der Eröffnung in den Hallen am Kaiserdamm beginnt in Berlin die Internationale Automobil-Ausstellung. Sie dauert bis zum 1. März.

 

19.02.1931 – Auf der Internationale Automobil-Ausstellung in Berlin präsentiert DKW den Typ FA 500. Das vom Audi-Konstruktionsbüro entwickelte Fahrzeug hat einen 500 ccm großen Zweitaktmotor vom DKW-Motorrad, einen Hilfsrahmen aus zwei stählernen U-Profil-Längsträgern und eine offene Ganzstahlkarosserie. Im gleichen Jahr geht der DKW F 1 (Typ FA 600) mit einem stärkeren Zweizylindermotor mit 584 ccm Hubraum und kunstlederbespannter Sperrholzkarosserie in Serie. Dieser ist als zwei- und viersitziges Cabriolet bzw. Cabrio-Limousine oder als zwei-/dreisitziger Roadster erhältlich, zusätzlich auch als Monoposto mit dem damals modischen Bootsheck. Gebaut wird der F 1 im Audiwerk in Zwickau. Die DKW-Automobile mit Hinterradantrieb hingegen werden im Werk Spandau hergestellt.

 

19.02.1931 – Edmund Rumpler präsentiert sein Lastwagenmodell mit tropfenförmiger, aerodynamischer Karosserie und Frontantrieb. Der LKW mit drei Achsen, von dem zwei Exemplare mit unterschiedlicher Motorisierung gebaut werden, ist im Auftrag des Verlegers Rudolf Ullstein für dessen Ullstein Verlag entstanden. Der erste LKW RuV 29 hat einen Maybach-Sechszylindermotor mit 90 PS. Der zweite Rumpler-LKW RuV 31 hat einen Zwölfzylinder-V-Motor mit 150 PS und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h. Beide LKW haben Antriebswellen mit zwei Kardangelenken, die die Kraft auf die großen Vorderräder übertragen. Die zwei nicht angetriebenen Hinterachsen sind in Waagebalken-Bauart ausgeführt und mit kleineren Rädern versehen. Continental hat eigens Spezialreifen entwickelt, die für Fahrzeuge über 100 km/h geeignet sind. Die Nutzlast beträgt fünf Tonnen. Der Karosseriebauer Gottfried Lindner in Ammendorf hat den LKW-Kastenwagen in Zusammenarbeit mit dem Ambi-Budd-Presswerk in Johannisthal und dem Berliner Karosseriehersteller Luchterhand & Freitag in Berlin-Tempelhof angefertigt. Beide Fahrzeuge werden im Ullstein Verlag für den Zeitungstransport von Berlin in die Ostseebäder genutzt. 1943 werden die Rumpler-LKW bei einem Luftangriff auf Berlin zerstört.

 

04/1931 – Mit dem Bugatti Typ 51 wird der Nachfolger des Typ 35 präsentiert. Die Abmessungen des Achtzylinder-Reihenmotors sind identisch, dennoch wurde der Motorblock grundlegend überarbeitet. Der Motorblock besteht aus einem Block. DOHC-Ventilsteuerung durch zwei obenliegende Nockenwellen sowie der Verzicht auf Dreiventiltechnik sind ebenfalls Neuheiten. Jeder Zylinder hat nur ein Einlassventil und ein Auslassventil. Die Kurbelwelle ist fünffach gelagert. Der Motor ist wassergekühlt. Ein Roots-Kompressor sorgt für mehr Leistung, die je nach Quelle mit 160 bis 180 PS], 180 PS oder 190 PS angegeben ist. Das Fahrgestell entspricht weitgehend dem Type 35. Der Motor ist vorne längs eingebaut. Er treibt über ein Vierganggetriebe und eine Kardanwelle die Hinterachse an. Der Radstand beträgt 240 cm und die Spurweite 120 cm. Die Fahrzeuge sind 370 cm lang und 150 cm breit. Das reine Fahrgestell wiegt 750 kg. Als Leergewicht sind 850 kg angegeben. Aufbauten sind offene Monoposto und Zweisitzer. Der 1931 erschienene Type 51 A löst den Type 39 ab. Sein Motor hat 66 mm Hub, was 1493 ccm Hubraum ergibt. Der Motor leistet 130 PS. Die übrigen Daten entsprechen dem Grundmodell. Auch der 1931 oder 1932 vorgestellte Type 51 C entspricht weitgehend der Basisausführung. Sein Motor hat 88 mm Hub, sodass sich 1991 ccm Hubraum ergeben. Er leistet 160 PS. Das Fahrgestell ist 10 kg leichter. Insgesamt wurden rund 40 Fahrzeuge gebaut, von denen 30 noch existieren sollen. 2016 wird das Fahrzeug mit der Fahrgestellnummer 51121 für 4 Millionen US-Dollar versteigert. 2018 werden 3.740.000 Dollar für das Fahrzeug mit der Nummer 51132 erzielt.

 

11.-12.04.1931 – Nach 1.635 Kilometern erreichen Rudolf Caracciola und sein Beifahrer Wilhelm Sebastian mit ihrem 7,1-Liter-Mercedes-Benz SSKL als Erste bei der 5. Auflage der Mille Miglia das Ziel in Brescia. Sie sind die ersten Nicht-Italiener, die bei diesem Langstreckenrennen gewinnen. Die Route führt von Brescia aus u. a. über Cremona, Parma, Modena, Bologna, den Raticosa- und den Futapass, Florenz, Siena nach Rom und dann über Perugia, Gubbio, Ancona, Rimini, Bologna, Ferrara, Padua, Treviso, Venedig und Verona zurück nach Brescia. Ursprünglich will Rennleiter Alfred Neubauer weitere drei SSKL mit Hans Stuck, Carlo Maria Pintacuda und Frederico Caflisch einsetzen, doch aus Kostengründen bleibt es bei einem Fahrzeug. Caracciola besteht darauf, das gesamte Rennen alleine zu fahren, Sebastian bleibt nur die Rolle des mitfahrenden Mechanikers. Der SSKL (Supersport kurz leicht) ist rund 200 kg leichter als der SSK und hat durch ein permanent zugeschaltetes Roots-Gebläse 300 PS. Damit ist der SSKL auf der Geraden rund 235 km/h schnell. Auch wenn die Mille Miglia immer populärer geworden ist, gibt es doch vereinzelt Blockaden durch aufgebrachte Bürger, die sich in ihrem Alltag eingeschränkt fühlen, so dass örtliche Sicherheitskräfte die Straßen von quer stehenden Fahrzeugen, Karren und Holzspateln frei machen muss. Die Funktionäre der Rennabteilungen der italienischen Automobilhersteller Alfa Romeo, Maserati und Officine Meccaniche nehmen die ausländische Beteiligung zwar zur Kenntnis, aber wenig ernst. Für sie ist das Rennen eine Auseinandersetzung untereinander. Die erfolgreiche Daimler-Benz AG und deren Spitzenfahrer Caracciola lösen in Italien allerdings eine Art Alarmzustand aus. Vor allem Alfa Romeo in Mailand setzt alles daran, mit dem 8C 2300 einen deutschen Sieg zu verhindern. Der Rennwagen mit dem neuen Achtzylinder-Reihenmotor gibt bei der Mille Miglia sein Renndebüt mit den Teams Tazio Nuvolari/Giovanni Battista Guidotti und Luigi Arcangeli/Pietro Bonini. Die Scuderia Alfa Romeo stellt das größte Team beim 1000-Meilen-Rennen. Dieser Menge an Werks-Alfa Romeos hat Officine Meccaniche O.M.) nichts entgegenzusetzen. Wirtschaftliche Probleme verhinderten kostspielige Neuentwicklungen. Daher müssen Giuseppe Morandi und Archimede Rosa mit einem veralteten 3-Liter-OM Tipo 665 SSMM vorliebnehmen. Maserati verzichtet trotz der letzten Erfolge auf den Einsatz eines wettbewerbsfähigen Fahrzeugs für den Gesamtsieg und unterstützt stattdessen Teams in der 1,1-Liter-Klasse mit Material und Mechanikern. Die Wiederholung des bereits legendären Zweikampfs von Tazio Nuvolari und Achille Varzi um den Gesamtsieg 1930 scheitert schon kurz nach dem Start an einem Defekt am Achtzylinder-Motor von Varzis Bugatti. Wenig später halbiert sich die Daimler-Werksmannschaft nach einer schadhaften Zylinderkopfdichtung am Mercedes-Benz SSK von Maino/Strazza. Abgesichert durch die Präsenz der zwölf Werkswagen, versucht Alfa Romeo von Beginn an Caracciola und dessen Mercedes in ein materialzerstörendes Tempo zu hetzen. Caracciola lässt sich nicht beirren und hält sich an die von Alfred Neubauer erarbeitete Renntaktik. Auf den vielen geraden Streckenteilen Richtung Bologna fährt er mit höchstmöglichem Tempo neue Rekordzeiten. In der Hauptstadt der Emilia-Romagna führt er mit acht Minuten Vorsprung auf den überraschend schnellen OM Tipo 665 SSMM von Morandi. Eine Minute dahinter platziert sich Campari im schnellsten Alfa Romeo. Aus ungeklärten Gründen leiden die Pirelli-Reifen der Alfa Romeo an starkem Verschleiß. Bis zur Ankunft in Rom muss Arcangeli neunmal einen Reifen wechseln. Auch Nuvolari hatte mehrere Reifenschäden, dennoch führt er in Rom mit einem Vorsprung von zwei Minuten auf Caracciola. Bei der Rückfahrt zur Adria behalten die Alfa Romeo trotz der Reifenprobleme ihr beherztes Tempo bei. Zwischendurch führt Borzacchini mit 18 Minuten auf die Konkurrenz. Entlang der Mittelmeerküste Richtung Norden liegt Campari vier Minuten vor dem wiedererstarkten Arcangeli an der Spitze. Innerhalb der Alfa Romeos wechselt die Führung mehrmals und die Italiener scheinen nach zwei Dritteln Renndistanz alles unter Kontrolle zu haben. Das liegt auch an einem dichten Netz an Servicestationen, wodurch die vielen Reifenwechsel möglich sind. Caracciola, der keine technischen Probleme hat, muss dagegen hauptsächlich bei öffentlichen Tankstellen Treibstoff nachfüllen. Die Entscheidung fällt auf den letzten 80 Kilometern, als heftiger Regen einsetzt und die Alfa Romeos mit ihren erneut abgefahrenen Reifen reihenweise verunfallen. Während Borzacchini und Arcangeli komplett ausfallen, können Campari und Nuvolari mit beschädigten Fahrzeugen weiterfahren. Der Gesamtsieg ist jedoch verloren. Ihn holte sich Caracciola im Mercedes mit elf Minuten Vorsprung auf Campari. Dritter wird Morandi im OM, der nur sieben Minuten hinter dem besten Alfa Romeo ins Ziel kommt. Caracciola ist der erste Nichtitaliener, der die Mille Miglia gewann. Gleiches gilt für Daimler-Benz als Hersteller. Giuseppe Campari reiht seinen beiden Gesamtsiegen 1928 und 1929 sowie dem dritten Rang 1930 mit dem zweiten Platz ein weiteres Ergebnis unter den ersten drei hinzu.

  

25.04.1931 – In Stuttgart wird die Dr. Ing. h. c. Porsche GmbH, Konstruktionen und Beratungen für Motoren- und Fahrzeugbau ins Handelsregister eingetragen.

 

04.05.1931 – Im neuen Ford-Werk in Köln-Niehl startet mit 619 Beschäftigten die Produktion des Modell A. Doch bereits drei Wochen nach Eröffnung schließt das Werk aufgrund der Weltwirtschaftskrise. Doch kurz darauf wird die Produktion wieder aufgenommen und insgesamt laufen 1931 mehr als 6.000 Fahrzeuge vom Band.

 

07/1931 - Der Opel 1,2 Liter ist der Nachfolger des Opel 4/12 PS („Laubfrosch“) und wird von Juli 1931 bis September 1935 produziert. Nachdem frühere Opel-Pkw noch die Angabe der Steuer-PS in der Modellbezeichnung führen, wird nach der Übernahme von Opel durch General Motors das in den USA gemeinsam mit GM neu entwickelte Fahrzeug nur noch nach dem Hubraum benannt. In Rüsselsheim werden 101.563 Fahrzeuge vom Typ Opel 1,2 Liter bis zum Erscheinen des Nachfolgers Opel P4 im September 1935 gebaut. Unter dem Eindruck der Weltwirtschaftskrise kommt im November 1932 mit gleicher Karosserie und kleinerem Motor der Opel 1 Liter auf den Markt, der jedoch nach knapp einem Jahr wieder aus dem Opel-Angebot verschwindet.

 

03.08.1931 - Rudolf Caracciola auf Mercedes-Benz SSKL gewinnt vor rund 200 000 Zuschauern mit einem Stundendurchschnitt von 185,77 km/h das über 294,5 km lange Berliner AVUS-Rennen vor Hans-Joachim von Morgen auf Bugatti Typ 35B. Dritter wird Von Brauchitsch auf einem Mercedes-Benz SSK. Von den 12 gestarteten Fahrern, vier auf Mercedes-Benz SSK oder SSKL, sieben Bugatti Typ 35B, Typ 35C und Typ 43 sowie ein Maserati 26M, erreichen nur sechs das Ziel, die anderen fallen mit Motor- oder Reifenschäden aus. Der Sieger erhält eine Prämie von 5000 RM.

 

31.08.1931 - Nach 4.320.446 gebauten Fahrzeugen stellt die Ford Motor Company die Produktion des Modells A ein. Modell B löst die Serie ab. Der Modell A war drei zuvor Nachfolger des legendären T-Modells. Gebaut wird er in diesen drei Jahren nicht nur in den USA, sondern auch in Europa, Südamerika und in Lizenz in der Sowjetunion. Das Modell A gibt es in vielen Versionen: als Fahrgestell (für Aufbauten von anderen Herstellern), Coupé (Standard und Deluxe), Geschäfts-Coupé, Sport-Coupé, Roadster-Coupé (Standard- und Deluxe), zwei- und viersitziges Cabriolet, Convertible Sedan, Phaeton (Standard und Deluxe), Tudor (Zweitürer, Standard und Deluxe), Fordor (Viertürer, zwei oder drei Fenster, Standard und Deluxe), Town Car, Victoria, Station-Lastwagen, Taxi, Lkw und Commercial. Die Baujahre 1928/1929 sowie 1930/1931 sehen leicht unterschiedlich aus, sind technisch aber zum größten Teil gleich. So sind die Wagen der Baujahre 1928/1929 mit 21-Zoll-Felgen ausgerüstet, die der Baujahre 1930/1931 mit 19-Zoll-Felgen. Angetrieben werden sie von einem Vierzylinder-Reihenmotor mit einem Hubraum von 3,3 Litern mit 40 PS.

 

20.09.1931 - Rudolf Caracciola wird nach seinem Sieg im Drei-Hotter-Bergrennen wie schon 1930 erneut Europa-Bergmeister für Sportwagen, diesmal auf Mercedes-Benz SSKL. Zu den 10 Rennen der Saison gehören u.a. das Bergrennen Shelsley Walsh in England, das Klausenrennen in der Schweiz oder das Schauinsland-Rennen in Deutschland. Im Jahr darauf wird er Europa-Bergmeister bei den Rennwagen, nun auf Alfa Romeo.

 

29.09.1931 - In Eisenach wird der 25.000. Kleinwagen vom Typ 3/15 fertig, der in vier Modellen (DA 1 bis DA 4) gebaut wird.

 

01.10.1931 – Im Herbst 1931 – noch vor dem Zusammenschluss von Audi, DKW, Horch und Wanderer zur Auto Union – wird auf dem Pariser Autosalon zunächst der Horch Typ 670 mit 3,45 Metern Radstand vorgestellt, der nur als zweitüriges Cabriolet erhältlich ist. Bis zum Ende der Produktion im Jahr 1934 baut das Zwickauer Werk insgesamt 53 Horch 670. Ettore Bugatti stellt den Type 55 auf dem Pariser Autosalon vor. Der Wagen gehört zu den fortschrittlichsten Autos der Welt. Mit gerade einmal 950 kg und 2,3-Liter-DOHC-Achtzylinder-Reihenmotor mit Roots-Kompressor ist der Type 55 die Straßenversion der Grand-Prix-Rennwagen Type 45 und 47. Er leistet rund 150 PS und ist weit über 180 km/h schnell. 38 meist zweisitzige Exemplare werden als Roadster oder Coupé gebaut, die meisten Karosserien von Jean Bugatti entworfen. Auf Kundenwunsch werden aber auch spezielle Karosserien von externen Karosseriebauunternehmen gefertigt. Auch auf der Rennstrecke ist der Type 55 zu finden, dort ist er jedoch nicht erfolgreich. Den ersten Renneinsatz gibt es 1932 bei der Mille Miglia; Archille Varzi und Carlo Castelbarco fallen jedoch nach einem technischen Defekt aus. Noch heute sollen 27 der 38 gebauten Fahrzeuge existieren. Auch die Daimler-Benz AG stellt ein neues Fahrzeug vor: Den Mercedes-Benz 170 (W 15), der erste in größerer Serie gebaute Personenwagen der Welt mit Einzelradaufhängung und Pendelachse. Für den Antrieb sorgt ein Reihensechszylindermotor (M 15) mit 1.692 ccm Hubraum und 32 PS. Bereits im ersten vollen Produktionsjahr 1932 werden 4.438 Exemplare des Typ 170 verkauft – 75 % der gesamten PKW-Produktion von Mercedes-Benz. Bis 1936 entstehen insgesamt 13.775 Fahrzeuge mit zehn verschiedenen Karosserievarianten und Fahrgestellen. Dann wird der W 15 vom 170 V (W 136) mit Vierzylinder-Reihenmotor abgelöst. Lancia stellt sein neues Modell Astura vor, Nachfolger des Lancia Lambda. Dem hochpreisigen Astura wird der günstigere Artena zur Seite gestellt. Der Astura ist ausgelegt, um von externen Karosseriebaufirmen aufgebaut zu werden und markiert das obere Preissegment. Motorisiert ist er mit einem V8-Motor und wird bis 1939 produziert. Kriegsbedingt dauert es bis 1950, als mit dem Lancia Aurelia erneut ein Oberklassemodell von Lancia produziert wird.

 

10/1931 - Der S.S.1 ist das erste Automobil mit eigenständigem Chassis, das die auf die Fertigung sportlich-eleganter Karosserien für Chassis von Austin, Wolseley und Standard spezialisierte Swallow Coachbuilding Co. herausbringt. Als indirekter Vorgänger kann der Standard-Swallow 16 HP angesehen werden, ein von Swallow auf dem unveränderten Chassis des Standard 16 HP „Ensign“ als sportliche Limousine karossiertes Modell, das 1935 in wenigen Exemplaren entsteht. Der S.S. 1 kommt im Oktober 1931 als zweitüriges Coupé auf den Markt, mit vinylbezogenem festem Dach und funktionslosen Sturmstangen (eigentlich ein Gestänge zum Spannen eines Verdecks) an den Seiten, was den falschen Eindruck eines Cabriolets vermittelt (Faux Cabriolet). Er hat einen Sechszylinder-Reihenmotor mit 2054 cm³ Hubraum (16 HP, tax horsepower) und 45 bhp (34 kW) oder 2552 cm³ Hubraum (20 HP) mit rund 55 bhp (41 kW). Beide Motoren liefert Standard einschließlich der fertig montierten Chassis. Über ein Vierganggetriebe mit Mittelschaltung werden die Hinterräder angetrieben. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 110 km/h. 1934 gewinnen Charles Needham und Sydney Light mit einem S.S. 1 bei der Rallye Monte Carlo den „Concours de Comfort“. Als die Herstellung des S.S. 1 im Juli 1935 eingestellt wird, sind insgesamt 4250 Stück produziert worden. Die als Jahrgang 1936 angebotenen S.S. 1 sind unverkaufte Exemplare des Modelljahrs 1935, die mit einem größeren Kühlergrill versehen sind. Nachfolger ist der S.S. Jaguar 2 ½ Litre Saloon.

 

11/1931 - Zur Kapazitätsauslastung beginnt das Daimler-Benz-Werk Sindelfingen mit der Karosseriefertigung für BMW. Bis 1937 werden insgesamt 22.197 Einheiten, darunter sämtliche Serienkarosserien für den BMW 3/20 PS, in Sindelfingen hergestellt.

 

20.11.1931 – Der britische Automobilhersteller Rolls-Royce übernimmt den in finanziellen Schwierigkeiten geratenen Konkurrenten Bentley. 1919 gründet Walter Owen Bentley im Londoner Stadtteil Cricklewood die Bentley Motor Ltd. Gebaut werden elegante Reisekarosserien, deren Ausführungen mit denen von Daimler und Rolls-Royce vergleichbar sind. Bentley stellt die Chassis her, die Aufbauten erfolgen meist bei renommierten Karosseriebauern. Obwohl 1924 mit 462 Chassis des einzigen Modells 3 Litre die höchste Jahresproduktion verkauft wird, gerät die Firma 1925 in finanzielle Schwierigkeiten. Den Konkurs verhindert Woolf Barnato Ende des Jahres mit einer Finanzspritze, er wird Hauptaktionär und Vorstandsvorsitzender. Damit hat er im Grunde die Firma übernommen. Bereits Anfang 1930 zeigt sich, dass die Bentley-Fahrzeuge – straßentaugliche Rennmobile – nicht mehr gefragt sind. 1928 werden 400 Chassis verkauft, 1930 sind es nur noch 221. Bis Mitte Juli sind es 1931 nur noch drei Fahrgestelle vom 6 ½ Litre und 15 vom 4 ½ Litre. Den Ladenhüter 4 ½ Litre supercharged/Blower senkt Bentley deutlich im Preis und kann im ersten Halbjahr 1931 immerhin 27 Chassis verkaufen. Bestseller ist in diesem Halbjahr der 8 Litre, mit dem auf dem Segment der Luxus-Reiselimousinen Rolls-Royce Konkurrenz gemacht werden soll. 62 Chassis des 8 Litre werden veräußert. Immer wieder investiert Barnato hohe Summen in Bentley, doch die Einnahmen reichen nicht aus, so dass die Firma die fällige Hypothekenrate 1931 bei der London Life Assurance Company nicht zahlen kann. Daher kündigt London Life im Juli 1931 an, einen Käufer für Bentley zu suchen. Walter Owen Bentley und Woolf Barnato führen Übernahmegespräche mit Napier & Son. Das Unternehmen hat bereits 1926 die eigene Fahrzeugproduktion aufgegeben und stellt zu diesem Zeitpunkt u. a. Flugzeugmotoren her. Die Verhandlungspartner einigen sich auf einen Preis, dies soll in einem öffentlichen Gerichtstermin fixiert am 20.11.1931 fixiert werden. Bei diesem Termin bietet das völlig unbekannte Unternehmen British Central Equitable Trust ein höheres Angebot als Napier. Der überraschte Richter ordnet daraufhin ab, dass beide Bewerber bis 16:30 Uhr desselben Tages ein Angebot in versiegelten Umschlägen einreichen sollen. Der unbekannte Trust gibt ein deutlich höheres Angebot ab als Napier & Son und erhält daraufhin den Zuschlag. Wenige Tage später übergibt der Trust Bentley dem Konkurrenten Rolls-Royce, für den der Trust von Beginn an gehandelt hat. W. O. Bentley arbeitet noch bis 1935 in seinem ehemaligen Unternehmen. Anschließend setzt er erfolgreich seine Kenntnisse bei Lagonda und Aston Martin ein.

 

07.12.1931 – Die Gläubigerversammlung der Kraftfahrzeugfirma Gebrüder Reichstein Brennabor Werke AF in Brandenburg an der Havel setzt einen fünfköpfigen Ausschuss ein, der die Möglichkeit zur Sanierung der Firma prüfen soll. 40 Prozent der Forderungen können aus den freien Betriebswerten des Unternehmens gedeckt werden. In den Monaten vorher hat die Firma aus Basis des Typs Juwel 6 erstmals einen Prototyp mit Frontantrieb (nach Voran-Patenten) entwickelt. Doch zu einer Serienfertigung kommt es aus finanziellen Gründen nicht mehr. 1932 wird die Automobilproduktion zunächst für acht Monate unterbrochen, dann kurzzeitig mit neuen Modellen wieder aufgenommen und 1933 endgültig eingestellt. Damit endet die Automobilproduktion der Firma nach 30 Jahren. 1932 werden die Brennabor-Werke in eine Aktiengesellschaft umgewandelt.

 

 

1932

 

01/1932 - Die Horch-Werke Zwickau präsentieren den Horch 600, der als Limousine und viertüriges Pullman-Cabriolet erhältlich ist. Unter der großen Motorhaube verbirgt sich ein Zwölfzylinder-V-Motor mit 6.031 ccm Hubraum und 120 PS. Es ist das zweite Modell nach dem 1931 vorgestellten Typ 670, den es nur als Cabriolet gibt. Gebaut wird der Typ 600 nur ein Jahr, es entstehen 28 Fahrzeuge. Der Horch 12 steht in direkter Konkurrenz zum Achtzylinder-Mercedes Typ 770 ("Großer Mercedes") und zum Zwölfzylinder-Maybach Zeppelin DS 8, jedoch deutlich günstiger mit einem Neupreis von 23.500 Reichsmark gegenüber dem Mercedes (ca. 45.000 RM) und dem Maybach (ca. 35.000 RM).

 

17.01.1932 - Im Deutschen Reich beginnt das Nummerieren der wichtigsten Fernverkehrsstraßen, um die schnelle Orientierung zu erleichtern. Reichsstraße Nr. 1 wird die Verbindung Aachen-Berlin-Königsberg.

 

03/1932 – Von März bis Oktober 1932 fertigt Wanderer im Werk Siegmar bei Chemnitz den Wanderer W15 6/30 PS. Der Wanderer W 15 unterscheidet sich von seinem Vorgänger W 10/IV durch den 20 cm längeren Radstand, der bei der Limousine sechs statt vier Fenster ermöglicht. Gefertigt wird er als Limousine, gebaut von Reutter in Stuttgart, und als Cabriolet, dessen Aufbau bei Gläser in Dresden entsteht. Der W 15 hat einen Vierzylinder-Reihenmotor mit zunächst 1,6 Liter Hubraum. Dieser leistet 30 PS, was für eine Höchstgeschwindigkeit von 85 km/h ausreicht. Bereits im Oktober 1932 kommt als Nachfolger der Wanderer W 17 7/35 PS mit gleicher Karosserie und Fahrwerk heraus. Der von Ferdinand Porsche neu entwickelte 1,7-Liter-Sechszylindermotor hat eine Leistung von 35 PS. Zusätzlich erscheint der Wanderer W 20 8/40 PS mit einem stärkeren 2-Liter-Sechszylindermotor und 40 PS, ebenfalls eine Porsche-Konstruktion. Insgesamt werden rund 750 Fahrzeuge gefertigt.

 

03/1932 - Die Frankfurter Adler-Werke stellen ihre beiden, von Hans Gustav Röhr entwickelten neuen Modelle Primus und Trumpf vor. Beide Modelle werden von einem 1,5 Liter großen Reihenvierzylindermotor angetrieben, der zunächst 32 PS besitzt, was für eine Spitzengeschwindigkeit von über 90 km/h reicht. Der Adler Trumpf hat jedoch Frontantrieb, während beim Primus die Hinterräder angetrieben werden. Der Kühlergrill wird bei beiden Modellen von einem neuen Emblem geschmückt: Ein stilisierter Adler im typisch funktionalistischen Stil, entworfen von Walter Gropius, dem Bauhaus -Begründer und weltberühmten Architekten. Der Primus ist mit 3600 Reichsmark recht teuer - ein vergleichbarer Hanomag 6/32 kostet 3300 Reichsmark. Der Adler Trumpf hingegen kostet sogar 150 RM mehr als der Primus, ist dennoch das erfolgreichere Modell. Die Aufbauten werden nicht bei Adler gefertigt, sondern entstehen bei anderen Karosseriebauern. So wird der erste, intern Typ 1,5 AV genannte Triumpf als zweitürige Limousine und als zweitüriges Cabriolet bei Ambi-Budd in Berlin eingekleidet. Später kommt u.a. für den Typ 1,7 AV ein wunderschönes "vierfenstriges Spezial-Cabriolet" von Karmann, Osnabrück, hinzu. 1934 kommt die verkleinerte Ausgabe, der Adler Trumpf Junior, vom dem es ebenfalls sehr schöne Karmann-Varianten geben wird. Vom Adler Trumpf 1,5l (1932-1934) und vom Trumpf 1,7l (1933-36) werden 25.506 Fahrzeuge gebaut, vom 2 Liter (1938-40) weitere 7.470.  Das erfolgreichste Modell ist der Adler Trumpf Junior, von ihm werden von 1935 bis 1937 102.840 Exemplare gebaut.

 

01.03.1932 – BMW lässt den Lizenzvertrag mit Austin für den BMW 3/15 PS auslaufen, wenige Wochen vor Einführung des eigenen Modells 3/20 AM 1. Das AM 1 steht für „Automobilkonstruktion München Nr. 1“. Der in Eisenach gebaute Kleinwagen ist durch ein neues Fahrwerk mit 25 cm längerem Radstand und den um ein Drittel leistungsgesteigertem Motor zeitgemäß größer und komfortabler geworden. Die Karosserie wird auf Vermittlung des Daimler-Benz-Vorstandsvorsitzenden Wilhelm Kissel, der ab dem 19. März 1932 auch im Aufsichtsrat von BMW sitzt, im Werk Sindelfingen produziert und von BMW zugekauft. Diese Zusammenarbeit führt dazu, dass BMW-Automobile in den Vertretungen der Daimler-Benz AG verkauft werden. Der Preis der Limousine beträgt zu Beginn der Bauzeit 2825 RM; im Februar 1933 sind es nur noch 2650 RM. In der Preisliste vom Januar 1934 ist mit unveränderten Preisen nur noch die Limousine mit und ohne Rolldach aufgeführt. Nach 7215 Einheiten beendet BMW die Produktion im Jahr 1934. Trotz des wirtschaftlichen Erfolgs gibt es keinen Nachfolger gleicher Größe; BMW verfolgt ab 1936 nach zweijähriger Bauzeit des BMW 309 – ein BMW 303 mit dem Vierzylindermotor des BMW 3/20 – ausschließlich die Produktion der modernen und leistungsstarken Fahrzeuge mit Sechszylindermotoren weiter.

 

03.03.1932 - Alfieri Maserati stirbt im Alter von 44 Jahren in Bologna. Der italienische Automobilingenieur und -rennfahrer. 1903 beginnt er eine Ausbildung als Mechaniker beim Automobilhersteller Isotta Fraschini in Mailand. Dort arbeitet bereits sein Bruder Carlo. Als dieser zu Bianchi wechselt, folgt Alfieri ihm 1905. Bei Bianchi hat er die Möglichkeit, sich erfolgreich im Rennsport zu betätigen. Einige Jahre später kehrt er zu Isotta Fraschini zurück und arbeitet dort als Testfahrer und Serviceingenieur. Nach vier Jahren in Argentinien und Großbritannien gründet Alfieri Maserati 1914 die Werkstatt Officine Alfieri Maserati, die zunächst Kundenautomobile von Isotta Fraschini repariert und für Rennsporteinsätze vorbereitet. In seiner Firma arbeiten auch seine beiden Brüder Ettore und Ernesto, Carlo war bereits 1910 verstorben. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs kommt die Tätigkeit der Werkstatt weitestgehend zum Erliegen und Alfieri Maserati kehrt erneut zu Isotta Fraschini zurück und ist dort an der Entwicklung von Flugmotoren beteiligt. Nach Kriegsende nehmen die Maserati-Brüder ihren eigenen Werkstattbetrieb wieder auf. Mit einem im Auftrag von Isotta Fraschini gebauten Rennwagen ist Maserati sehr erfolgreich und weckt die Aufmerksamkeit des Turiner Automobilherstellers Diatto, dessen Entwicklungsingenieur er 1921 wird. Mit einem dort konstruierten Rennwagen, dem Diatto 20S, nimmt er erfolgreich an Rennen teil. Doch beim Rabassada-Bergrennen in Spanien meldet er den Wagen für die Zweiliter-Klasse und gibt einen Hubraum von 2,0 Litern an. Eine Prüfung ergibt jedoch, dass der Motor einen Hubraum von 3,0 Liter hat. Darauf wird Alfieri Maserati für fünf Jahre von der Teilnahme an Automobilrennen gesperrt, die jedoch mit Wirkung ab 1925 aufgehoben wird. 1925 gibt Diatto sein Motorsportprogramm auf. Maserati übernimmt die letzte Konstruktion kostenfrei und führt das Motorsportprogramm unter eigenem Namen fort. Ab 1926 arbeiten drei Brüder in seinem Betrieb mit. Sie konstruieren nun Rennwagen und konkurrieren recht erfolgreich mit Alfa Romeo und Bugatti.  Damit beginnt auch die Jahrzehnte währende Rivalität zwischen Alfieri Maserati und Enzo Ferrari. Dieser ist seit 1924 Werksfahrer bei Alfa Romeo und später Chef des Rennsportteams Scuderia Ferrari. 1927 erleidet Alfieri Maserati einen schweren Rennunfall bei der Coppa Messina, einem auf öffentlichen Straßen ausgetragenen Langstreckenrennen auf Sizilien. Durch einen Fahrfehler kommt er mit seinem Tipo 26B von der staubigen Strecke ab und überschlägt sich mit dem Wagen. Dabei wird bei Alfieri eine Niere so stark gequetscht, dass sie entfernt werden muss. In der Folgezeit fährt er noch einige wenige Rennen, doch erhebliche Komplikationen führen zu einer Verschlechterung seines Gesundheitszustandes. Am 03.03.1932 unterzieht er sich einer weiteren Nierenoperation, in deren Verlauf er stirbt.

 

04/1932 – Die Zschopauer Motorenwerke J. S. Rasmussen bringen den Kleinwagen DKW F2 als Nachfolger des DKW F1 auf den Markt. Der mit dem Beinamen „Meisterklasse 601“ hat einen Zweizylinder-Zweitakt-Reihenmotor mit 584 ccm und 15 PS. Damit ist eine Höchstgeschwindigkeit von 75 km/h möglich. Den F2 gibt es als zweitürige Limousine oder Cabriolimousine oder als zweitüriges Cabriolet. Die Karosserie sitzt auf einem Rahmen aus zwei stählernen U-Profil-Längsträgern und besteht aus mit Kunstleder bespanntem Sperrholz. Im März 1933 werden verbesserte Motoren eingebaut, wodurch die Leistung auf 18 PS steigt. Das neue Fahrzeug nennt sich nun „Reichsklasse“ und wird bis 1935 gebaut. Gleichzeitig ist der „Meisterklasse 701“ im Angebot, dessen 0,7-Liter-Motor 20 PS leistet.

 

04/1932 – Mit dem DKW F 7 bringt die Auto Union den Nachfolger des DKW F 5 auf den Markt. Äußerlich ist der F 7 gegenüber seinem Vorgänger kaum verändert. Das einfachere und leistungsschwächere Modell „Reichsklasse“ verfügt nun ebenfalls über die längere Karosserie der „Meisterklasse“. Im Gegensatz zum Vorgänger und dem Nachfolger F 8 sind die hinten angeschlagenen Türen bei beiden Modellen an der Vorderkante gerade geschnitten. Reichs- und Meisterklasse sind als zweitürige Limousine, Cabrio-Limousine oder Vollcabriolet erhältlich. Zum Antrieb dient der bereits in der F 2 Meisterklasse 701 verwendete und vorn quer eingebaute Zweizylinder-Zweitaktmotor. Die Motoren leisten bei der Reichsklasse mit 0,6 Litern Hubraum 18 PS und bei der Meisterklasse mit 0,7 Litern Hubraum 20 PS. Über ein Dreigang-Getriebe mit Krückstockschalthebel werden die Vorderräder angetrieben. Wie F 5 sind auf einen stabilen Stahl-Zentralkastenrahmen die DKW-typischen kunstlederbespannten Sperrholzkarosserien aufgesetzt, die im Werk Berlin-Spandau gefertigt werden. Auch die vordere Einzelradaufhängung an Querblattfedern und die hintere „Schwebeachse“ bleiben unverändert. Im Frühjahr 1938 kommt das elegante DKW F 7 Front-Luxus-Cabriolet ins Auto-Union-Programm, von dem 2.288 Wagen gebaut werden. Die Karosserien des „Front Luxus“ stammen von Baur in Stuttgart und sind mit Blechtafeln anstatt Kunstleder verkleidet. Der DKW F 7 ist der meistgebaute DKW mit Frontantrieb in der Vorkriegszeit, rund 80.000 Fahrzeuge werden gefertigt.

 

04/1932 – Ford präsentiert erstmals einen V8-Motor in einem modifizierten Modell A. Den Ford V8 gibt es insgesamt in vierzehn verschiedenen Karosserievarianten, jedoch nicht alle Varianten über die gesamte Bauzeit. Zweitürige geschlossene Varianten heißen Tudor, es gibt sie als Three- oder Five Window-Version. Diese Bezeichnung wird auch bei den Coupés genutzt, jedoch ohne den Zusatz „Tudor“. Die viertürige geschlossene Version bekommt den Namen Fordor. Mit dem Roadster und dem Cabriolet (Convertible) gibt es auch sportliche Versionen und darüber hinaus einen Kombi (Station Wagon). Zeitweilig wird ein viertüriges Cabriolet unter dem Namen Phaeton angeboten. Mit dem gleichen V8-Motor erschien zusätzlich der Lkw Ford Modell V8-51. Der V8-Motor hat einen Hubraum von 3.622 ccm und leistet 65 PS. Dieser erste Ford V8 wird auch als Modell 18 bezeichnet. Insgesamt entstehen 178.749 Exemplare. 1933 wird er vom Modell 40 abgelöst.

 

04/1932 – Die beiden Freunde Christian Bohman, gebürtiger Schwede, und Maurice Schwarz, gebürtiger Österreicher, gründen in Pasadena, Kalifornien (USA) die Firma Bohman & Schwartz. Beide waren in ihrer Heimat bereits als Lutschen- bzw. Karosseriebauer tätig gewesen. Die beiden übernehmen das im selben Jahr aufgelöste Karosseriebauunternehmen Walter M. Murphy Company, bei dem Bohman bis 1930 beschäftigt gewesen war. Bekannt wird Bohman & Schwartz mit seinen luxuriösen Aufbauten auf Duesenberg-Fahrgestellen. Zu den Kunden zählen z. B. Clark Gable, Bill Robinson und Barbara Hutton. Auch Fahrzeuge für Hollywood-Filme entstehen, wie z. B. „Gauner mit Herz“ (1938) und „Topper“. 1937 wird der größte jemals gebaute Duesenberg, das „Throne Car“, ein Fahrzeug von drei Tonnen Gewicht auf einem Fahrgestell mit 4521 mm Radstand für den Prediger Father Divine, eingekleidet. Dieses Fahrzeug steht heute im niederländischen Louwman-Museum in Den Haag. Die Firma fertigt daneben die Karosserie des Phantom Corsair, einem Konzeptfahrzeug aus 1937. 1947 wird die Firma in gegenseitigem Einvernehmen der Inhaber aufgelöst; Bohman arbeitet in kleinerem Rahmen mit seinem Sohn weiter. Zumindest bis 2004 besteht dieser Betrieb noch.

 

06.04.1932 - In Berlin wird das 100 000 Kraftfahrzeug für den Verkehr zugelassen. Allerdings geht die Zahl der Kraftfahrzeuge in Berlin seit September 1931 um 15 000 zurück.

 

17.04.1932 - Der IV. Große Preis von Monaco findet auf dem Circuit de Monaco in Monte Carlo statt. Das Rennen wird ohne vorgegebene Rennformel für die Wagen über 100 Runden à 3,180 km ausgetragen, was einer Gesamtdistanz von 318,0 km entsprach. Es ist damit in diesem Jahr noch kein Grande Épreuve und wird deshalb nicht für die Grand-Prix-Europameisterschaft gewertet. Sieger ist Tazio Nuvolari auf einem Alfa Romeo 8C-2300 Typ „Monza“. Zwar enthält die Meldeliste des Großen Preises von Monaco von 1932 mit 19 Teilnehmern aus sieben Nationen etwas weniger Einträge und bietet auch eine etwas geringere internationale Vielfalt als in den Jahren zuvor, dafür ist aber mit Alfa Romeo, Bugatti, Maserati, erstmals die europäische Spitze ausnahmslos vertreten. Unter den Fahrern sind u.a. Tazio Nuvolari, (Alfa-Romeo-Werksteam) Rudolf Caracciola (aufgrund des Widerstandes der drei italienischen Stammfahrer von Alfa Romeo trotz vertraglicher Bindung an das Werk mit einem nominell privat gemeldeten, in der deutschen Rennfarbe Weiß lackierten Alfa Romeo „Monza“), Vorjahressieger Louis Chiron, Achille Varzi (Bugatti), Luigi Fagioli, René Dreyfus (Maserati) dabei. Aufgefüllt wird das Feld von namhaften Privatfahrern wie dem Sieger von 1929, William Grover-Williams (Bugatti 51) – wieder unter dem Pseudonym „W. Williams“ –, Philippe Étancelin (Alfa Romeo „Monza“) – immerhin Sieger des französischen Grand Prix von 1930 – und weiteren damals bekannten Fahrern. Caracciola, der im Gegensatz Nuvolari das ganze Rennen über weniger aggressiv und damit sparsamer gefahren ist, hätte den mit stotterndem Motor fahrenden Nuvolari wohl am Ende noch überholen können, begnügt sich jedoch im Stil eines Gentlemans – und womöglich auch mit Rücksicht auf die eigenen Karriereinteressen – darauf, direkt am Hinterrad seines Marken-, aber offiziell noch nicht Teamkollegen die Ziellinie zu überqueren. Zum Dank dafür erhält er beim Großen Preis von Italien im Juni ein offizielles Werksauto.

 

08.05.1932 - Die 23. Auflage der Targa Florio, auch XXIII Targa Florio, auf Sizilien startet über acht Runden mit einer Gesamtdistanz von 576 Kilometern auf dem Piccolo circuito delle Madonie. Es wird auf abgesperrten, sonst öffentlichen Straßen ausgetragen.  1932 ändert der Gründer der Targa Florio, Vincenzo Florio, die Streckenführung wesentlich. Durch Verkürzung des bisherigen Streckenverlaufs entsteht die klassische Runde der Piccola Madonie. Die Strecke führt gegen den Uhrzeigersinn vom Startplatz in Cerda im Westen, vorbei am 500 Meter hoch gelegenen Caltavuturo im Süden hinab ins Tal, in dem heute eine Autobahn verläuft, über 600 Meter hoch gelegene Bergstraßen, in einer Spitzkehre durch Collesano im Osten, hinab nach Campofelice di Roccella, von wo die Wagen auf der Buonfornello-Geraden am Meer entlangfahren. Eine Runde hat 72 km, die Fahrzeuge werden einzeln im 20-Sekunden-Takt gestartet. Der für die Scuderia Ferrari fahrende Tazio Nuvolari gewinnt deutlich; er führt mit seinem Alfa Romeo 8C 2300 vom Start weg das Rennen an und siegt mit einem Vorsprung von sechs Minuten auf seinem Teamkollegen Baconin Borzacchini. Der Runde bei der Durchschnittsgeschwindigkeit mit 79.296 km/h soll 20 Jahre bestand haben. Erst Felice Bonetto übertrifft auf einer Lancia Aurelia B20 1952 diese Marke.

 

22.05.1932 - Georg Christian Prinz von Lobkowicz, ein tschechoslowakischer Adliger und Automobilrennfahrer, stirbt im Alter von 25 Jahren in Berlin. 1928 bestreitet er auf Austro-Daimler sein erstes Automobilrennen bei einem Bergrennen nahe des Familiensitzes Schoss Mělnik (Tschechoslowakei), allerdings unter dem Pseudonym Hýta, da er nicht will, dass seine Familie von seinen Rennaktivitäten erfährt. 1929 erwirbt er einen Bugatti T37A, ein Jahr später einen T35C, mit dem er gleich das Bergrennen Zbraslav-Jíloviště gewinnt. 1930 gründet er zusammen mit seinem Freund Zdeně Pohl eine Renngemeinschaft. Im selben Jahr startet er europaweit bei zahlreichen Rennen. 1931 ersetzt er den T35C durch einen Bugatti Typ 51 und erreichen beim Großen Preis der Tschechoslowakei den vierten Platz hinter Louis Chron (Bugatti T51), Hans Stuck (Mercedes-Benz SSKL) und Heinrich-Joachim von Morgen (Bugatti T51). Im Frühjahr 1932 kauft er den Bugatti T54, mit dem Archille Varzi 1931 Dritter beim Gran Premio di Monza geworden war. Der schwere Rennwagen mit 4,9-Liter-Achtzylindermotor ist für den eher noch unerfahrenen Piloten jedoch deutlich schwerer zu kontrollieren als die kleineren 2-Liter-Rennwagen, die er zuvor politiert hat. Mit dem T54 meldet von Lobkowitz für das Internationale AVUS-Rennen in Berlin und geht von der letzten Startposition ins Rennen. Nach 7,7 Kilometer liegt er an vierter Stelle und befindet sich in einem Kampf mit zwei weiteren Fahrern. Bei einer Geschwindigkeit von rund 200 km/ bricht sein Bugatti aus und rutscht über den acht Meter breiten Mittelstreifen sowie die Gegengerade in einige Bäume und schließlich gegen einen Bahndamm. Schwer verletzt wird er ins Krankenhaus gebracht und verstirbt dort wenige Stunden später an seinen schweren Kopfverletzungen. Das Rennen gewinnt Manfred von Brauchitsch Mercedes vor 300 000 Zuschauern vor Rudolf Caracciola auf Alfa Romeo. von Brauchitsch auf Mercedes.

 

27.05.1932 – Beim Training zum VI. Int. Eifelrennen auf dem Nürburgring verunglückt der deutsche Automobilrennfahrer Heinrich-Joachim von Morgen mit seinem Bugatti T51 und verstarb noch an der Unfallstelle. Er hinterlässt seine schwangere Ehefrau Elfriede Nieders. 1927 gibt von Morgen als Privatfahrer sein Renndebüt auf Amilcar auf dem Nürburgring beim ersten Eifelrennen. 1930 erwirbt er einen Bugatti Typ 35B, mit dem er nationale und internationale Straßen- und Bergrennen bestreitet. Seinen größten Erfolg feiert Heinrich-Joachim von Morgen 1930, als er das Eifelrennen auf dem Nürburgring und – zusammen mit Hermann zu Leiningen – den Masaryk-Grand-Prix in Brünn. Beim Grand Prix de Lyon wird er Zweiter hinter dem Bugatti-Werksfahrer Louis Chiron und beim Gran Premio di Roma hinter Luigi Arcangeli (Maserati) und Guy Bouriat/Louis Chiron Dritter. 1931 belegt von Morgen hinter Mercedes-Werksfahrer Rudolf Caracciola beim Eifelrennen sowie beim AVUS-Rennen in Berlin Rang zwei. Außerdem gewinnt er 1931 die Bergrennen auf der Eibsee-Bergstraße (Garmisch), in Lückendorf (Zittau), Baden-Baden, Sudeten (Ober Schreiberhau), sowie das Gaisbergrennen in Österreich und Ploskovice–Horní Řepčice (Litoměřice) in der Tschechoslowakei (alles auf Bugatti T35B). Anfang 1932 pilotiert Heinrich-Joachim von Morgen beim Großen Preis von Tunesien einen Bugatti T54 und fällt damit aus. Danach startet er auf einem T51, den er vom italienischen Spitzenfahrer Achille Varzi erworben hat. Mit diesem Wagen verunglückt er am 27.05.1932. Ein nachfolgender Fahrer berichtet von einem plötzlichen Überschlag, der dem etwa zwei Meter großen Piloten keinerlei Überlebenschance lässt. Zu seinen Lebzeiten wird sein Talent in einem Atemzug mit dem von Rudolf Caracciola oder Manfred von Brauchitsch genannt. Der im Januar 1933 geborene Sohn der beiden erhält den Namen Heinrich-Joachim junior. Hermann zu Leiningen und Manfred von Brauchitsch werden seine Taufpaten.

 

29.05.1932 – Der Hockenheimring, geplant als Teststrecke für Mercedes-Benz, aber auch als Rennstrecke, wird nach nur drei Monaten Bauzeit als etwa 12 km langer Dreieckskurs auf den unbefestigten Waldwegen im Hardtwald angelegt, eröffnet. Die Planung für den Bau geht auf eine Idee des Hilfszeitnehmers Ernst Christ und das Engagement des 1931 gegründeten Motorradfahrer-Clubs Hockenheim zurück. Beim Eröffnungsrennen für Motorräder, am 29. Mai 1932, werden bereits 60.000 Zuschauer gezählt. Es siegen der Lokalmatador Arthur Geiss auf DKW in der Klasse bis 250 cm³ und der Brite Tom Bullus auf NSU in der 500-cm³-Kategorie. In den ersten Jahren bis Frühjahr 1935 hat die 4,50 m schmale Strecke noch aus Kostengründen keine Teerdecke und wird zur Staubreduzierung zwischen den Läufen mit Wasser gebunden. Am 18.03.1938 beginnen die Bauarbeiten für die Verkürzung auf 7,725 km, die Oberfläche mit einem durchgängigen, griffigen Makadam-Belag versiegelt. Der neugebaute Kurpfalzring wird am 16. Oktober 1938 mit einem Meisterschaftslauf für Motorräder und Sportwagen wiedereröffnet. Dies wird auch zugleich die letzte Rennveranstaltung vor dem Zweiten Weltkrieg. Die neue Strecke besteht im Wesentlichen aus einer Spitzkehre in der Ortschaft Hockenheim, der Stadtkurve im Westen und einer Hochgeschwindigkeitsstrecke im Wald mit einem großen Bogen, der Ostkurve, damals noch Radbuckelkurve genannt. Start und Ziel sind auf der südlichen Waldgeraden; etwa in Höhe der heutigen Mercedes-Tribüne. Der Kurs wird bis 1963 gegen den Uhrzeigersinn befahren. Mittlerweile ist der Kurpfalzring als Teststrecke etabliert, so testet Mercedes-Benz im April 1939 ihre neuen Voiturette-Rennwagen W 165 auf der neuen befestigten Rennstrecke und bereiten hier den Sieg beim Gran Premio di Tripoli vor. Wegen des Kriegsausbruchs wird das für den 15. Oktober 1939 geplante Rennen wieder abgesagt. Am 14. September 1941 findet auf dem Kurpfalzring das vorläufig letzte Rennen, ein Radrennen, statt. Später wird durch den Übungsbetrieb einer nahegelegenen Panzereinheit der Streckenbelag endgültig zerstört.

 

17.06.1932 – Im Alter von 40 Jahren stirbt der deutsche Automobilrennfahrer Christian Werner in Stuttgart-Cannstatt. Nach seiner Ausbildung als Mechaniker beginnt Werner 1911 seine berufliche Laufbahn bei der Daimler-Motoren-Gesellschaft. Nach der Meisterprüfung ist er als Versuchsfahrer vor allem für die Abstimmung von Rennwagen verantwortlich. Sein erstes Rennen ist 1922 die Targa Florio auf Sizilien, die er auf Platz zwei in der 4,5-Liter-Klasse beendet. Mit dem Sieg der Rumänischen Tourenrundfahrt gewinnt er im selben Jahr seinen ersten bedeutenden Titel. 1924 fährt Werner bei seinem wohl größten Erfolg die ersten vier Runden auf dem Medio circuito delle Madonie zu je 108 km in 6:32:37 Stunden und gewinnt damit die Targa Florio. Um die Coppa Florio, die gemeinsam mit der Targa durchgeführt wurde, zu gewinnen, muss er noch eine weitere Runde absolvieren. Er kommt schließlich mit einer Endzeit von 8:17:01 Stunden ins Ziel. Auch fährt er mit 1:35 Stunden die schnellste Rennrunde. 1928 gewinnt Christian Werner zusammen mit Rudolf Caracciola auf dem Nürburgring den Großen Preis von Deutschland. Caracciola hat einen Hitzschlag erlitten, woraufhin Werner ihn trotz einer Verletzung am Arm ablöst und nach 4:54:24,0 Stunden bzw. mit einem Durchschnitt von 103,80 km/h das Rennen über 508,752 km als Sieger beendet. Mercedes-Benz zieht sich wegen der Weltwirtschaftskrise immer mehr aus dem Motorsport zurück und Werner erhält großzügige Angebote aus dem Ausland. Er bleibt dennoch bei Mercedes. 1930 fährt er beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans mit einem Mercedes-Benz SS sein letztes Rennen, in dem er zusammen mit Caracciola vorübergehend führt, aber vorzeitig aufgeben muss.

 

29.06.1932 – Gründung der Auto Union AG mit der Eintragung in das Handelsregister Chemnitz. Der erste deutsche staatliche Automobilkonzern entsteht aus der Fusion des Kleinwagen- und Motorradproduzenten J. S. Rasmussen (DKW) mit seiner Tochtergesellschaft Audiwerke AG Zwickau, der Horchwerke AG (Zwickau) und dem Automobilwerk Siegmar der Wanderer-Werke in Schönau bei Chemnitz. Firmenzeichen sind vier ineinander verschlungene Ringe, die den Zusammenschluss der vier Marken symbolisieren. Die Fahrzeuge werden weiterhin unter den Namen DKW, Horch, Audi und Wanderer produziert, einen Auto-Union-Pkw gibt es bis 1958 nicht. Lediglich die bei Horch in Zwickau gebauten Grand-Prix-Rennwagen tragen den Namen „Auto Union“. Vor dem Zweiten Weltkrieg ist der Auto-Union-Konzern zweitgrößter deutscher Automobilproduzent nach der Adam Opel AG.

 

07/1932 – Die Motorradhersteller NSU und die Deutsche Industriewerke AG aus Berlin (D-Rad) bilden eine Herstellungs- und Verkaufsgemeinschaft unter dem Namen „NSU D-Rad Vereinigte Fahrzeugwerke AG Neckarsulm, erkennbar an dem großen „D“ im unteren Teil des Logos. 1938 endet die Zusammenarbeit wieder.

 

15.07.1932 – Der deutsche Motorradrennfahrer Robert „Robby“ Jecker verunglückt während eines inoffiziellen Trainings für den am 17.07.1932 auf der Rennstrecke von Spa-Francorchamps geplanten Großen Preis von Belgien und stirbt im Alter von 29 Jahren. In den 1920er- und 1930er Jahren zählt er zu den bekanntesten Motorradrennfahrern Deutschlands. Jecker ist für den Grand Prix auf einer 500-cm³-NSU gemeldet. Am 15. Juli 1932 um 17:45 Uhr, etwa 45 Minuten vor Beginn des offiziellen Trainings, testet der Italiener Bruno Quaglieni seine 250-cm³-Moto-Guzzi. Er verließ das Fahrerlager, fuhr den Hügel nach Eau Rouge hinauf und entschied sich, zu den Boxen zurückzukehren, da er nicht die etwa 14,9 km lange Runde komplett fahren wollte. In diesem Moment passierte Robby Jecker die Eau Rouge und die Motorräder der beiden stießen frontal zusammen. Jecker erlitt Arm- und Beinbrüche sowie und innere Verletzungen und starb noch am Abend des 15. Juli um ca. 21:30 Uhr im Krankenhaus von Stavelot.

 

06.08.1932 - Nach dreijähriger Bauzeit wird durch den damaligen Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer mit der heutigen A 555 zwischen Köln und Bonn die erste öffentliche Autobahn Deutschlands – damals noch offiziell als „kreuzungsfreie Kraftfahr-Straße“ bezeichnet –  eröffnet. Die Strecke ist bereits höhenfrei und je Fahrtrichtung zweispurig, was heute als Mindestmaßstab für die Bezeichnung „Autobahn“ gilt. Baulich getrennte Richtungsfahrbahnen, ein weiteres typisches Charakteristikum von Autobahnen, besitzt sie jedoch noch nicht. Daher bekommt der Abschnitt erst 1958 nach weiterem Ausbau den offiziellen Status einer Autobahn.

 

19.08.1932 – Auf der Funkausstellung in Berlin wird das „Autosuper AS 5“ präsntiert – ein Autoradion von der Größe eines Schukartons und einem Gewicht von 15 kg. Das Radio ist zu groß für das Armaturenbrett, daher wird der schwarze Kasten im Fußraum des Beifahrers montiert.

 

24.09.1932 – In Brookslands verunglückt der britische Börsenmakler und Autorennfahrer Beresford Clive Dunfee im Alter von 28 Jahren. Zusammen mit seinem Bruder Jack gehört er in den 1920er Jahren zu den Bentley Boys. Seine größten Erfolge feiert er auf der Ovalbahn von Brooklands. 1929 wird er gemeinsam mit Sammy Davis auf einem Bentley Speed Six Zweiter beim 500-Meilen-Rennen und 1930 ebenfalls Zweiter beim 2 x 12-Stunden Rennen. 1931 gewinnt er mit Cyril Paul auf einem von Woolf Barnato gemeldeten Speed Six das 500-Meilen-Rennen. 1930 geht er beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans an den Start, muss das Rennen nach einem Unfall aber vorzeitig beendet. Am 24.09.1932 fährt er gemeinsam mit seinem Bruder Jack auf dem Bentley Speed Six Old Number One das 500-Meilen-Rennen von Brooklands. An vierter Stelle liegend übernimmt er das Steuer von seinem Bruder. Wenige Minuten später versucht Dunfee den vor ihm fahrenden Alfa Romeo 8C von Earl Howe in der Steilkurve außen zu überholen. Dabei gerät des rechte Hinterrad des Bentley über die Begrenzung. Der Wagen überschlägt sich an der Straßenkante und stürzt zwischen die Bäume auf einen Weg unter der Kurve. Dunfee wird aus dem Wagen geschleudert und stirbt noch an der Unfallstelle.

 

26.09.1932 - In Berlin gibt das Reichsverkehrsministerium den Plan zum Bau der „Deutschen Alpenstraße“ bekannt. Sie verbindet die Quertäler der Alpen (Ost-West-Richtung) zwischen Bodensee und Königssee durch einem auf einer Idee des Sanitätsrats Knorz aus dem Jahr 1927 basierenden fest definierten Straßenzugs entlang der Bayerischen Alpen.

 

04.11.1932 - Eine neue Notverordnung im Deutschen Reich stellt Autodiebstahl unter hohe Strafen. Damit soll der stark gestiegenen Zahl von Autodiebstählen entgegengewirkt werden. Allein in Berlin werden täglich zehn Autos gestohlen.

 

08.11.1932 – Ferdinand Porsche gründet zusammen mit seinem Geschäftsführer Adolf Rosenberger die „Hochleistungsfahrzeugbau GmbH (HFB)“. Einziger Zweck der Gesellschaft ist die Verwertung des Rennwagenprojekts (P-Wagen, P steht für Porsche) und zwar von der Konstruktion über den Bau bis hin zur Einsatzreife und Rennbeteiligung. Damit will Porsche aufgrund der begrenzten Mittel das finanzielle Risiko für sein eigenes, 1931 gegründetes Konstruktionsbüro gering halten. Wenige Tage nach Veröffentlichung der neuen Rennformel fixiert Porsche mit den Mitarbeitern seines Stuttgarter Konstruktionsbüros die Eckpunkte für die Entwicklung des Rennwagens: Sechzehnzylinder-V-Motor mit 4,4 l Hubraum und Aufladung durch ein Roots-Gebläse (Kompressor). Aus dem Protokoll zur Arbeitsvorbereitung vom 11.03.1933 in Zwickau geht hervor, dass Karl Rabe sämtliche Einzelzeichnungen zu dem Wagen vorlegt. Den V-16-Motor soll Josef Kales konstruieren, während Rabe für das Fahrwerk verantwortlich zeichnet. 1933 übernimmt die Auto Union für 75.000 Reichsmark die P-Wagen-Konzeption. Erste Versuche werden im Winter 1933/34 auf dem Nürburgring, auf der AVUS in Berlin und dem Autodromo Nazionale Monza durchgeführt. Das Grundkonzept des Wagens bleibt bei der weiteren Entwicklung erhalten: Anfangs (1934) leistet der V16 295 PS bei 4,4 l Hubraum (Typ A), bereits 1935 werden aus 5 l Hubraum 373 PS (Typ B) und 1936 aus 6 l Hubraum 520 PS (Typ C) erzielt. Über das Fünfganggetriebe im Heck des Wagens und das zwischen Motor und Hinterachse liegende Differenzial werden die Hinterräder angetrieben. Hinter dem Fahrer liegt der wie ein umgedrehtes „U“ geformte 280-l-Tank, gefolgt von Motor, Differenzial und Hinterachse. Während der Rennen ändert sich das Fahrverhalten nur unwesentlich durch die Entleerung des Tanks, da dieser im Schwerpunkt in der Mitte des Wagens liegt. Der Auto Union Typ C ist 1936 der erfolgreichste deutsche Grand-Prix-Rennwagen. Er gewinnt drei von fünf Großen Preisen, die Hälfte der Rundstreckenrennen und alle Bergrennen mit Auto-Union-Beteiligung. Darüber hinaus werden mit dem Typ C über dreißig Weltrekorde aufgestellt.

 

08.12.1932 – Um die Automobilproduktion, die seit 1928 stark zurückgegangen ist, zu erhöhen, fordert der Reichsverband der Automobilindustrie die Reichsregierung in Berlin auf, die Kraftfahrzeug- und Mineralölsteuer um mindestens 50 Prozent zu senken.

 

 

1933

 

27.01.1933 - Die Wiener Taxifahrer blockierten wegen der hohen Benzinpreise stundenlang den Verkehr in der Stadt.

 

11.-23.02.1933 – Auf der Internationalen Automobil-Ausstellung in Berlin wird der BMW 303 vorgestellt, im April beginnt die Serienproduktion. Als erstes Automobil weist es das typische BMW Merkmal, die „Niere“ als Kühlergrill, auf und ist zudem der erste BMW mit Sechszylinder-Motor. Mercedes-Benz präsentiert den Typ 200, nachdem die Produktion dieses Wagens bereits kurz vor dem Jahreswechsel angelaufen ist. Der 200 ist äußerlich wie von der technischen Konzeption her unschwer als direkter Abkömmling des Typ 170 zu erkennen, weist aber gegenüber dem Stammmodell einige differenzierende Merkmale auf. Wie auch den 170 gibt es den Typ 200 als Sport-Roadster, offenen Tourer, Cabriolet A und C sowie als viertürige Limousine. Der Reihen-Sechszylinder M 21 hat 1.949 ccm Hubraum, 40 PS, eine Höchstgeschwindigkeit von 98 km/h und wird bis Oktober 1936 insgesamt 8.281 x gebaut. Neben dem Typ 200 werden auf der IAMA 1933 auch der sportliche Typ 380 und der Mercedes-Benz 290 präsentiert. Horch stellt den Typ 830 vor, ein Fahrzeug der Oberklasse mit Achtzylinder-V-Motor und Hinterradantrieb. Bis zur kriegsbedingten Einstellung im Frühjahr 1940 werden im Zwickauer Horch-Werk insgesamt 11.625 zivile Pkw Horch 830/930 gebaut.

 

03/1933 – BMW stellt eine neue Fahrzeuggeneration in Leichtbauweise mit Sechszylindermotor auf der Internationalen Automobilbauausstellung Berlin vor. Vier verschiedene neue Typen verkörpern vorerst das Fertigungsprogramm.

 

01.03.1933 – In Dayton findet mit 362 gemeldeten kleinen Fahrern das erste große „Soap Box Derby“ (Seifenkistenrennen) statt. Der Name Seifenkiste (englisch: soap box) stammt aus den USA und wird von dem US-amerikanischen Zeitungsphotographen Myron E. Scott von der Daily News in Dayton, Ohio, geprägt, als er Jugendliche 1933 beim Basteln von Kinderautomobilen fotografiert. Hierzu verwenden sie hölzerne Verpackungskisten, in denen Firmen Seifenmittel und Käse an den Einzelhandel lieferten, aber auch ausrangierte Kinderwagen, Blechwannen und ähnliches. Scott nennt in seinen Reportagen die kleinen Fahrzeuge „soap boxes“. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg kommt der US-amerikanische Seifenkistensport nach Deutschland. Die ersten großen Seifenkistenrennen der Nachkriegszeit finden dort im Jahre 1949 statt. Ausgangspunkt sind die Bemühungen der in Deutschland stationierten US-Truppen um eine der Jugend dienende Freizeitgestaltung. Die damals in den USA in hoher Blüte stehenden Soap Box Derbys sind Vorbild für die deutschen Seifenkistenrennen. Die ersten solcher Rennen gibt es aber bereits schon 1904 in Deutschland mit selbstgebauten „Kinderautomobilen“. Oberursel bei Frankfurt am Main gilt als die Geburtsstätte der Kinderautomobil-Rennen in Deutschland. 1904 und 1907 finden im Taunus mehrere solcher Rennen statt, die von den Großereignissen Gordon-Bennett-Cup 1904 und dem Kaiserpreis-Rennen von 1907 inspiriert sind. Die Teilnehmer, fast ausschließlich Jungen bzw. deren Väter und Verwandtschaft, versuchen die Rennwagen so naturgetreu wie möglich in Miniaturform nachzubauen. Ein beliebtes Seifenkistenrennen, bei denen auch viele sehr individuell und lustig gestaltete Seifenkisten an den Start gehen, ist das Seifenkistenrennen in Osnabrück, das immer am Himmelfahrtstag stattfindet und vom dortigen Gemeinschaftszentrum Ziegenbrink und der THW-Jugend organisiert wird.

 

03.04.1933 - Der V. Große Preis von Monaco (V Grand Prix de Monaco) findet auf dem Circuit de Monaco in Monte Carlo statt. Das Rennen wird ohne vorgegebene Rennformel für die Wagen über 100 Runden à 3,180 km ausgetragen, was einer Gesamtdistanz von 318,0 km entspricht. Obwohl es damit unter den in den Regularien der internationalen Grand-Prix-Rennen eigentlich vorgeschriebenen Mindestdistanz von 500 km liegt, wird es in diesem Jahr erstmals in den Kreis der offiziellen Grandes Épreuves aufgenommen. Sieger des Rennens, das als eines der spannendsten der Grand-Prix-Geschichte gilt, wird der Italiener Achille Varzi auf einem Bugatti Type 51. Im Training hat der deutsche Fahrer Rudolf Caracciola mit seinem Alfa Romeo 8C-2300 Typ "Monza" einen schweren Unfall, aufgrund dessen er sich über ein Jahr lang nicht mehr an Automobilrennen beteiligen kann.

 

10.04.1933 – Die Kfz-Steuer wird im Deutschen Reich aufgehoben, um eine Verbesserung der Konjunktur in der Automobilindustrie zu erreichen. So soll das Autofahren billiger werden und durch eine erhöhte Nachfrage auch die Arbeitslosigkeit eingedämmt werden. Dies hat den Nebeneffekt, die nun so gestärkte Automobilindustrie einfacher auf Kriegs- und Rüstungsproduktion umstellen zu können (vgl. Kübelwagen). Am 23. März 1935 wird die Kraftfahrzeugsteuer erneut beschlossen. Die Erhebung der Steuer wird damit begründet, dass auch der ruhende Verkehr, also abgestellte Fahrzeuge, den öffentlichen Raum beansprucht.

 

18.05.1933 – Der deutsche Autorennfahrer Otto Merz stirbt bei einem Trainingsunfall für das Rennen auf der AVUS. Der 1889 geborene Merz ist Kraftfahrzeugmechaniker, als er 1906 zur Daimler-Motoren-Gesellschaft kommt. Dort arbeitet er bald als Rennmechaniker. Ab 1923 fährt er auch Rennen für Mercedes. Bereits im nächsten Jahr stellen sich erste Erfolge ein und 1925 bzw. 1926 gewinnt er u.a. das Solitude-Rennen sowie – zusammen mit Walter Gärtner – den Großen Preis von Europa für Tourenwagen in Spanien. Am 17.07.1927 gewinnt Merz auf einem Mercedes-Benz S den 2. Großen Preis von Deutschland für Sportwagen bzw. den ersten Großen Preis auf dem Nürburgring. Gefahren werden 18 Runden bzw. 508,752 km auf einer Kombination von Nord- und Südschleife. Otto Merz mit Beifahrer Eugen Salzer siegt in 4:59:35,6 Stunden bzw. mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 101,82 km/h vor seinem Teamgefährten Christian Werner. 1928 gewinnt die Mannschaft Caracciola/Werner den Großen Preis von Deutschland auf dem Nürburgring. Otto Merz, der trotz extremer Hitze als einziger ohne Ablösung fährt, wird nach einem Reifenschaden in 4:56.02,0 Stunden bzw. mit 103,10 km/h Zweiter. In den nächsten Jahren nimmt Merz nur noch an wenigen Rennen teil, unter anderem an der RAC Tourist Trophy und an Langstreckenrennen. Nach dem Großen Preis von Deutschland 1931, bei dem er mit einem Mercedes-Benz SSKL Fünfter geworden ist, zieht er sich für zwei Jahre vom Rennsport zurück. 1933 meldet Merz mit einem stromlinienverkleideten SSKL für das Rennen auf der AVUS in Berlin. Während des Trainings wird sein Wagen wahrscheinlich von einer Seitenbö erfasst; Merz verunglückt tödlich.

 

06.06.1933 - In Camden, New Jersey, wird das erste Autokino der Welt von Richard M Hollingshead eröffnet. Gezeigt wird der Film "Wife Aware". Der Film war kein großer Erfolg, doch die Autokinos werden in den 60'er und 70'er Jahren immer populärer, vor allem in den USA. In Deutschland dauert es bis 1960, als in Gravenbruch bei Frankfurt/Main das erste deutsche Autokino an den Start geht. Ab den 70'er Jahren schließen die meisten Autokinos wieder, erleben aber 2020 in Zeiten der Covid-19-Pandemie einen neuen Aufschwung.

 

10.-11.06.1933 - Die 1000 Meilen der Tschechoslowakei (tschechisch 1000 mil československých) sind ein Automobilrennen, das nach dem Vorbild der Mille Miglia in den Jahren 1933, 1934 und 1935 in der Tschechoslowakei stattfindet. Das Rennen führt in den Jahren 1933 und 1934 von Prag über Brünn nach Bratislava und zurück, was einer Gesamtstrecke von 1592,8 km oder 1000 Meilen entspricht. 1935 verläuft die Strecke von Brünn über Pohořelice und Mikulov nach Bratislava und zurück (insgesamt 1540 km). Am ersten Rennen nehmen 1933 ausschließlich Fahrzeuge aus tschechoslowakischer Produktion teil. In den Jahren 1934 und 1935 kommt eine große Anzahl an ausländischen Fahrern und Fahrzeugen dazu. Das erste Rennen am 10. und 11. Juni 1933 gewinnt Petr Mucha vom Praga-Werksteam auf Praga-Alfa-1800-Roadster. Gewinner des zweiten Rennens am 9. und 10. Juni 1934 ist Jindřich Knapp auf Walter Standard S. Das dritte Rennen am 15. und 16. Juni 1935 kann Jan Kubíček auf Bugatti T35B (Baujahr 1927 mit Ford-V8-Motor) für sich entscheiden. Ein Jahr später kann das Rennen wegen der politischen Spannungen zwischen dem Sudetenland und der Tschechoslowakei nicht ausgetragen werden. Seit 1970 findet die Veranstaltung als Oldtimerrennen wieder regelmäßig statt. Dies geschieht allerdings nur teilweise auf der alten Strecke.

 

22.06.1933 – „Tim“ Birkin, einer der erfolgreichsten Motorsportler der späten 1920er und frühen 1930er Jahre, stirbt in London im Alter von 36 Jahren. Birkin, der mit vollständigem Namen Sir Henry Ralph Stanley „Tim“ Birken, 3. Baronet of Ruddington Grange in the County of Nottingham heißt, wächst in England auf und infiziert sich im Ersten Weltkrieg im Nahen Osten mit Malaria, von der er sich lebenslang nicht mehr vollständig erholen wird. Nach seiner Entlassung aus dem Militärdienst übt er eine Bürotätigkeit aus, deren Eintönigkeit er ab 1921 durch die Teilnahme an Autorennen in Brooklands ausgleicht. Mit der Zeit lassen sich sein Hobby und sein Beruf nicht mehr vereinbaren, sodass er sich bald vollständig dem Motorsport widmet. Ab 1927 fährt er für den britischen Rennstall Bentley und wird, zusammen mit seinem Bruder Archie, einer der legendären Bentley Boys. Im gleichen Jahr wird er Fünfter im 24-Stunden-Rennen von Le Mans. 1929 gewinnt er dieses Rennen in einem Bentley. Nachdem Bentley von Rolls-Royce übernommen wird, fährt Birkin für Bugatti, Alfa Romeo (mit einem weiteren Sieg in Le Mans 1931) und Maserati. Sein letztes Rennen fährt er am 7. Mai 1933 beim Gran Premio di Tripoli. Während eines Tankstopps verbrennt er sich einen Arm am Auspuff seines Maserati schwer. Er fährt das Rennen dennoch zu Ende und gelangt hinter Achille Varzi und Tazio Nuvolari als Dritter ins Ziel. Seine Brandwunde lässt er wohl nicht ausreichend behandeln, sodass sie sich schwer entzündet und er am 22. Juni 1933 in einem Krankenhaus in London an Blutvergiftung stirbt. Einige Quellen halten es jedoch auch für möglich, dass ein erneuter Malaria-Anfall infolge der körperlichen Schwächung durch die Brandwunde die eigentliche Todesursache ist.

 

22.06.1933 – In Dearborn bei Detroit wird das 1929 Henry Ford‘ langjährigem Freunde gewidmete „Edison Institute“ der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das heute unter dem Namen „The Henry Ford“ bekannte Museum umfasst auf einer knapp 50.000 qm großen Fläche zahlreiche Elemente von historischen Küchen über antike Maschinen, Gegenständen der Popkultur, eine große Automobilsammlung (u.a. mit einem Bugatti Royal), Eisenbahnen, Thomas Edison’s Laboratorium, das Fahrradgeschäft der Gebrüder Wright, eine Geigensammlung  (darunter eine Stradivari) bis hin zum Außengelände „Greenfield Village“ mit vielen Gebäuden aus der US-amerikanischen Geschichte. Das Old Car Festival findet seit 1955 am ersten Wochenende nach dem Labor Day statt. Das Festival erobert die Straßen und das Gelände von Greenfield Village mit den Sehenswürdigkeiten, Klängen und Gerüchen von Hunderten von authentischen Fahrzeugen aus den 1890er bis 1932. An dieser Veranstaltung nehmen 500 bis 700 Autos teil. Zu den besonderen Veranstaltungen gehören die Fahrzeugbewertung, der Pass in Review, die Gaslight-Tour und Autorennen auf dem Walnut Grove-Feld. Die Gäste können an einer selbstgeführten Tour durch die Ausstellung teilnehmen und mit den Besitzern der wertvollen Fahrzeuge sprechen. Die Besucher können zusehen, wie ein Model T in nur wenigen Minuten zusammengebaut wird, an Präsentationen teilnehmen und Experten Informationen über die Oldtimer hören.

 

21.-23.07.1933 - Das Langstrecken-Straßenrennen „2000 km durch Deutschland“ findet erstmals statt. 454 serienmäßige Fahrzeuge starten in Baden-Baden und gelangen dort nach 2000 Kilometern wieder zurück. Es gewinnt ein Sport-Zweisitzer von Opel mit einem 1,8 Liter-Sechszylindermotor und einer Fahrzeit von 26 Stunden und 23 Minuten. Die Durchschnittsgeschwindigkeit betrug 78 km/h.

 

08/1933 – Alle in Köln von Ford produzierten Fahrzeuge tragen nun im Markennamen den Zusatz „Deutsches Erzeugnis“. Auch die Modellnamen werden eingedeutscht. So wird aus dem Modell B der Ford Rheinland.

 

09/1933 – Der Bentley 3 ½ Liter wird der Öffentlichkeit präsentiert. Er ist das erste neue Bentley-Modell nach der Übernahme durch Rolls-Royce und hat den Motor des Rolls-Royce 20/25 hp unter der Motorhaube. Bentley selbst fertigt nur die Fahrgestelle, die Karosserieaufbauten entstehen anschließend bei namhaften Karosseriebauern wie Arnold of Manchester oder Gurney Nutting. Gebaut wird der Bentley 3 ½ Liter zwischen 1933 und 1937.

 

10.09.1933 – Beim Rennen um den Großen Preis von Monza kommt es zu zwei schweren Unfällen. Zunächst verunglücken die beiden italienischen Spitzenfahrer Giuseppe Campari (Alfa Romeo Tipo B), der Mille-Miglia-Sieger von 1928 und 1929, und Mario Umberto Borzacchini (Maserati 8CM), der Mille-Miglia-Sieger von 1932, aufgrund eines nur unzureichend beseitigten Ölflecks auf der Strecke. Beide Fahrer sterben noch am Unfallort, während zwei weitere Piloten, Nando Barbieri und Luigi Castelbarco nur leicht verletzt werden. Dennoch wird das Rennen weder unter- noch abgebrochen und im dritten Lauf verunglückt der Pole Stanislaw Czaykowski (Bugatti Typ 54) nur 50 m von der Unfallstelle im zweiten Rennen. Er schlägt mit dem Kopf auf einem Stein auf, während der Bugatti auf ihm zum Liegen kommt und Feuer fängt. Die Veranstaltung geht daraufhin als „Schwarzer Sonntag von Monza“ in die Grand-Prix-Geschichte ein. 28 Jahre später kommt es zum folgenschwersten Unfall in Monza, als 1961 Wolfgang Graf Berghe von Trips beim Großen Preis von Italien in die Zuschauer rast und 15 Menschen mit in den Tod reißt.

 

26.12.1933 - Die Nissan Motor Company wird gegründet. Die Geschichte des Unternehmens Nissan beginnt jedoch schon im Jahr 1911 mit der Gründung von Kaishinsha Motorcar Works in Tokio durch Masujirō Hashimoto, das 1914 seinen ersten Personenkraftwagen baut. Er wird „DAT“ genannt, nach den Initialen der Nachnamen der Investoren namens Kenjiro Den, Rokuro Aoyama und Aketaro Takeuchi, die es Hashimoto ermöglichen, diesen zu bauen. Pkw können damals kaum abgesetzt werden, da es weder einen Markt für solche Luxusgüter noch eine Infrastruktur für deren Betrieb gab. So wird die Firma 1918 in Kwaishinsha Motorcar Co. geändert und produziert nun wegen eines neuen Gesetzes der japanischen Regierung zur Subventionierung des Lastwagenbaus hauptsächlich Lkw für die Kaiserlich Japanische Armee. Sinkender Absatz in den 1920er-Jahren führt 1926 zur Fusion mit dem Lkw-Hersteller Jitsuyō Motors. Aus diesem Zusammenschluss geht das Unternehmen DAT Automobile Manufacturing Co., Ltd. hervor. 1930 wird der Datson 10, ein kleiner Personenkraftwagen mit 495 ccm Hubraum, auf den Markt gebracht, der stark dem Austin 7 ähnelt. Der Name Datson ist an das Englische angelehnt und soll „Sohn von DAT“ bedeuten, da DAT bislang nur luxuriöse und größere Fahrzeuge herstellte. „son“ steht im Japanischen auch für ‚Nachteil‘ oder ‚Verlust‘. 1931 zerstört ein Hurrikan das Werk, in dem der Datson 10 montiert wird. Nach Werksneuerrichtung beschließt man eine Namensumbenennung in Datsun, wobei „sun“ (dt. Sonne) aus dem Englischen stammt und eine Anspielung auf Japan als das Land der aufgehenden Sonne ist. Der folgende Datsun 11 wird zum ersten Namensträger des Unternehmens für Pkw. 1931 übernimmt das Automobilzuliefererunternehmen Tobata Casting, das bislang auch DAT beliefere, die DAT Automobile Manufacturing Co., Ltd. Parallel dazu entsteht 1928 die Unternehmens-Holding Nihon Sangyō, deren Aktien an der japanischen Börse unter dem Kürzel Nissan geführt werden. Besitzer ist Yoshisuke Aikawa, dem auch das Unternehmen Tobata Casting gehört. Im März 1933 erwirbt Tobata Casting ein großes Gelände in Yokohama, auf dem eine Automobilfabrik errichtet werden soll. Ebenfalls 1933 kommt es zur Fusion zwischen Tobata Casting und Nihon Sangyō und am 26. Dezember wird das Unternehmen unter der Firma Jidōsha Seizō Co., Ltd., was wörtlich mit „Automobil-Hersteller“ übersetzt werden kann, neu gegründet. Datsun soll zukünftig Fahrzeuge für den Massenbedarf produzieren, während man das oberpreisige Seément unter einem neuen Markennamen bedienen wollte. Im Mai 1934 wird die Fabrik in Yokohama fertiggestellt. Im April 1935 ist die Montagelinie komplett und alle Fahrzeuge konnten in Fließbandfertigung produziert werden. Das Werk gilt damals als das größte und modernste seiner Art in Japan. Der erste vollständig in einem Werk produzierte japanische Wagen wird nun hier gebaut, der Datsun 14. Nachdem die Dachgesellschaft Nihon Sangyō bei der Aktionärsversammlung im Juni 1934 Hauptanteilseigner wird, erhält das Unternehmen seinen heutigen Namen Nissan Motor Co., Ltd. Aikawa wird Unternehmenspräsident.

 

 

1934

 

01/1934 – Als Nachfolger des Opel 1,8 Liter stellt der Rüsselsheimer Automobilhersteller das neue Modell Opel 6 vor, zusammen mit dem kleineren Schwestermodell Opel 1,3 Liter. Die in den USA gemeinsam mit der Opel-Mutter General Motors entwickelten Fahrzeuge verfügen auf dem neuen Kastenrahmen mit Kreuztraverse über eine stromlinienförmige Karosserie mit von außen zugänglichem Kofferraum. Der Opel 6 hat einen wassergekühlten Sechszylinder-Reihenmotor mit 1.932 ccm Hubraum, leistet 36 PS und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h. Erhältlich ist der Wagen als zwei- oder viertürige Limousine, als zweitüriges Cabriolet und als viertüriges Landaulet. Zwischen August 1934 und Oktober 1936 bietet Opel den Typ speziell für das Taxigewerbe als sechssitzige Pullman-Limousine mit verlängertem Radstand. Die in Konkurrenz zum erfolgreichen Mercedes 200 gebaute Langversion wird 2.050mal verkauft. Bis Juni 1937 entstehen insgesamt 52.594 Opel 6.

 

17.01.1934 - Ferdinand Porsche legt sein „Exposé betreffend den Bau eines deutschen Volkswagens“ im Reichsverkehrsministerium vor. Das Auto soll vier Personen Platz bieten, 100 Kilometer pro Stunde erreichen, 30-prozentige Steigungen bewältigen, können, verschiedene Aufbauten tragen und nicht mehr als 1.000 Reichsmark kosten. Die nationalsozialistischen Machthaber sind begeistert. Zum einen lässt sich die Idee der „Volksmotorisierung“ propagandistisch ausschlachten – jedem Deutschen ein deutsches Auto – und als sozialen Sieg feiern, zum anderen ist das projektierte Auto ausgesprochen kriegstauglich. Es kann leicht mit anderen Aufbauten wie z.B. einem Kübel- oder Schwimmwagen versehen werden und ist damit für die Wehrmacht interessant. Am 22.07.1934 erhält Porsche den Auftrag, das Auto zu bauen.

 

02/1934 - Auf der Internationalen Automobil- und Motorrad-Ausstellung in Berlin präsentiert Mercedes-Benz den neuen Typ 500 K. Das beeindruckende Fahrzeug ist der Nachfolger der Typen SS/SSK. Erhältlich ist der 500 K mit drei verschiedenen Fahrgestellen. Auf dem Normal-Fahrgestell werden viertürige Limousinen, zweitürige Tourenwagen und die Cabriolets B und C angeboten, während das Cabriolet A, der Roadster 2+2, der Spezial-Roadster und der Autobahnkurier ein Fahrgestell mit zurückversetztem Motor nutzen. Auf dem kurzen Fahrgestell entstehen der Sport-Roadster und das Sport-Coupé. Alle Wagen verfügen über einen Achtzylinder-Reihenmotor mit 5.018 ccm Hubraum und zuschaltbarem Roots-Gebläse. Dieser Motor leistet 100 PS im Saugbetrieb und 160 PS mit Kompressor.

 

02/1934 – BMW stellt das neue Modell 315 vor, ein kleiner PKW als Nachfolger des 303. Als Sportmodell wird ihm der Roadster 315/1 zur Seite gestellt. Gebaut wird der BMW 315 im Werk Eisenach. Von seinem Vorgänger unterscheidet er sich durch den größeren Motor, einem Reihensechszylinder mit 1.490 ccm Hubraum und 34 PS. Den 315 gibt es als Tourenwagen, Limousine, Cabriolimousine, ein viersitziges Cabriolet und ein zweisitziges Sportcabriolet. In drei Jahren Bauzeit werden 9.765 Fahrzeuge hergestellt.

 

02/1934 – Auf der Berliner Automobil-Ausstellung werden drei Prototypen des Hansa 1100 der Hansa-Lloyd- und Goliath-Werke Borgward & Tecklenborg zusammen mit dem stärker motorisierten Hansa 1700 vorgestellt. Gebaut wird das Mittelklassefahrzeug von 1934 bis 1939 in Bremen als Limousine, Cabriolimousine, Cabriolet und Roadster. Der Vierzylinder-Reihenmotor des Hansa 1100 hat einen Hubraum von 10.88 ccm und eine Leistung von 27,5 PS, der Sechszylinder-Reihenmotor des Hansa 1700 hat einen Hubraum von 1.634 ccm und leistet 40 PS. Die Fahrzeuge sind 90 km/h bzw. 100 km/h schnell.

 

11.02.1934 - Er ist bereits siebenfacher Motorrad-Weltmeister, als er in die Formel 1 wechselt und 1964 auch dort Weltmeister wird. Dieses Meisterstück gelingt nur ihm: dem 1934 in Tatsfield, Surry geborenen britischen Rennfahrer John Surtees. Sein erstes Rennen bestreitet er als 14Jähriger im Beiwagen zusammen mit seinem Vater, einem Motorradhändler. Doch als die Renndirektoren sein Alter herausfinden, werden Vater und Sohn disqualifiziert. Mit 15 Jahren bestreitet er sein erstes Grasbahnrennen und beginnt ein Jahr später eine Ausbildung bei Vincent. Nebenbei fährt er weiter Motorradrennen. 1952 gibt er sein Debüt in der Motorrad-Weltmeisterschaft, 1956 holt er seinen ersten Weltmeistertitel, 1958 seinen zweiten. 1959 wird er Weltmeister sowohl in der 350er- wie auch in der 500er-Klasse, nachdem er alle Rennen der Saison gewonnen hat. Auch 1960 gewinnt er den Titel in beiden Klassen. Insgesamt startet er bei 48 Grand-Prix-Rennen und siegt bei 38 Rennen, holt 45 Podestplätze und sieben WM-Titel. 1960 wechselt er zu Lotus in die Formel 1. 1963 geht er zu Ferrari und wird 1964 Formel-1-Weltmeister. Er fährt neben der Formel 1 auch Sportwagenrennen und ist in der amerikanischen CanAm-Serie erfolgreich, die er 1966 mit einem Lola T70 gewinnt. 1963 und 1965 gewinnt er das 1000-km-Rennen auf dem Nürburgring. 2017 stirbt er im Alter von 83 Jahren.

 

03/1934 Die Frankfurter Adler-Werke führen den Adler Diplomat als direkten Nachfolger für das Modell Standard 6 und gleichzeitig auch den Adler Standard 8 ab.

 

04.03.1934 – Mit dem Tatra 77 wird auf dem Prager Automobilsalon das weltweit erste serienmäßig hergestellte stromlinienförmige Auto präsentiert. Entwickelt wird der Tatra 77 Hans Ledwinka als Chefkonstrukteur des Hauses für die Technik und Ingenieur Erich Überacker für die Stromlinienkarosserie. Die Luftwiderstandsbeiwerte cW von 0,38 für den Tatra 77 und 0,33 für den Tatra 77 A sind damals für Kraftfahrzeuge sehr gering. Charakteristisch ist die vertikale hintere Mittelflosse, die zur Verbesserung des Geradeauslaufs die Auswirkungen von Seitenwand auf den leichten Vorderwagen ausgleichen soll. Angetrieben wird der T 77 von einem luftgekühlten V8-Motor im Heck mit 2.969 ccm Hubraum und einer Leistung von 60 PS. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 145 km/h. Bis 1935 werden 101 Stück dieser Autos gebaut. Dann wird er vom Typ 77 A abgelöst. Dieser hat wieder einen V8-Motor im Heck, nun mit 3.378 ccm Hubraum und 70 PS. Insgesamt werden bis 1938 in allen Ausführungen 255 Fahrzeuge (ohne Prototypen) hergestellt, wobei wegen häufig realisierter Kundenwünsche kaum ein Auto dem anderen gleicht.

 

07.-08.04.1934 – Einen Dreikampf liefern sich bei der Mille Miglia Archille Varzi, Tazio Nuvolari und Mario Tadini. Alle drei starten mit einem Alfa Romeo 8C 2300 Monza Spider Brianza 2.6. Varzi und Tadini gehen für die Scuderia Ferrari an den Start, Nuvolari als Werksfahrer für das Team von Alfa Romeo. Zur Halbzeit führt Tadini, wird aber auf der Rückfahrt in den Norden durch einen Getriebeschaden gestoppt. Im Ziel hat Varzi acht Minuten Vorsprung auf Nuvolari, während der Drittplatzierte Louis Chiron, der ebenfalls für die Scuderia Ferrari mit einem Alfa Romeo 8C 2300 Monza Spider Brianza 2.6 unterwegs ist, mehr als eine Stunde zurücklegt. Drei Fahrer unter den ersten zehn im Ziel fahren keinen Alfa Romeo 8C 2300 – Piero Taruffi (Maserati 4CS 1100) auf Platz 4, N. Pertile (Alfa Romeo 6C 1750 Spider Brianza, Platz 9) und Marioa Nardilli (Lancia Astura, Platz 10). Das einzige nicht-italienische Fahrzeug ist ein MG Magnette K3 mit dem Briten Theodor Fork auf Platz 21 von insgesamt 29 Rennwagen, die das Ziel erreichen.

 

27.05.1934 - Nicht in der bisherigen deutschen Rennfarbe Weiß, sondern in Silber sollen beim AVUS-Rennen die Rennwagen von Mercedes-Benz und der Auto Union an den Start gehen. Die Mercedes-Benz starten jedoch aufgrund von Problemen mit der Benzinzufuhr nicht, die Auto Union werden hinter zwei Alfa Romeo Dritter. Dies ist der Beginn der Erfolgsgeschichte der neuen "Silberpfeile".

 

28.05.1934 – Die erste Reichs-Straßenverkehrsordnung hebt alle Bestimmungen über Geschwindigkeitsbegrenzungen auf. Fünf Jahre später werden diese wiedereingeführt.

 

22.06.1934 – Ferdinand Porsche erhält vom Reichsverband der Deutschen Automobilindustrie einen Entwicklungsauftrag für den Prototyp eines sparsamen und preisgünstigen Pkw, nachdem Adolf Hitler im Jahr zuvor im Rahmen der 24. Internationalen Automobil- und Motorrad-Ausstellung (IAMA) in Berlin den Bau eines günstigen Autos für die deutsche Bevölkerung, eines Volkswagens, gefordert hatte. Zur Senkung der Produktionskosten soll insbesondere der Ersatz importierter Rohstoffe durch Erzeugnisse der deutschen Chemieindustrie beitragen; so sollen etwa die Scheiben aus Kunststoff anstelle von Flachglas bestehen, für die Polsterung ist Kunstleder vorgesehen, und die Reifen sollen aus Buna hergestellt werden.

 

15.08.1934 – Enzo Ferrari sagte über ihn einst: „Er hätte einer der größten Rennfahrer der Geschichte werden können, wäre er nicht durch eine kleine Unachtsamkeit ums Leben gekommen.“ Im Alter von nur 24 Jahren stirbt bei der Coppa Acerba an der italienischen Adria-Koste der französische Rennfahrer Guillaume Laurant „Guy“ Moll. Guy Moll wird anlässlich einer lokalen Rennveranstaltung durch seinen damals bereits international bekannten und erfolgreichen Landsmann Marcel Lehoux entdeckt und gefördert. Mit knapp 21 Jahren erscheint er wie ein Komet im Motorsport der 1930er Jahre. Schon 1933 fällt er durch seine unerschrockene Fahrweise und seine bemerkenswerten Erfolge (unter anderem liegt er bei den 24 Stunden von Le Mans 1933 auf einem Alfa Romeo 8C 2300 lange in Führung, ehe er durch eine defekte Lichtmaschine ausfällt) dem damaligen Alfa-Romeo-Teamchef Enzo Ferrari auf, der den jungen Algerier 1934 prompt in seine Scuderia holt. Moll sitzt nun im Alfa Romeo P3 und wird Teamkollege von Tazio Nuvolari, Achille Varzi und Louis Chiron. Bereits bei seinem Debüt für das Team im Großen Preis von Monaco 1934 kann er gleich den ersten Sieg in einem Grande Épreuve feiern, und die Fachpresse jubelt bereits über einen neuen Star im Motorsport. Es folgt ein Sieg beim AVUS-Rennen in Berlin. Bei nassen, windigen Bedingungen führt Moll die Coppa Acerbo 1934 vor dem Mercedes-Benz-Werksfahrer Manfred von Brauchitsch an, als es beim Überrunden von Ernst Henne (ebenfalls auf Mercedes) zu einer folgenschweren Kollision kommt. Moll touchiert das Fahrzeug von Henne und rast in die Streckenbegrenzung. Er stirbt noch an der Unfallstelle.

 

09.09.1934 - Auf dem Autodroma di Milano in Monza siegt Rudolf Caracciola auf einem Mercedes-Benz W 25 vor Hans Stuck, der auf einem Auto Union Typ A unterwegs ist. Dritter wird Carlo Felice Trossi auf einem Alfa Romeo Tipo B/P3. 1934 ist das Gewicht der Monoposto-Rennwagen auf 750 kg beschränkt worden, um einerseits immer größeren und leistungsstärkeren Motoren entgegenzuwirken und andererseits den Herstellern kleinerer und leichterer Fahrzeuge entgegenzukommen. Trotz dieser Beschränkung können Mercedes-Benz und die Auto Union extrem leistungsfähige Fahrzeuge an den Start bringen. Der Mercedes-Benz W 25 hat einen Achtzylindermotor mit 3.700 ccm Hubraum und rund 400 PS, der Auto Union Typ A verfügt über einen Sechzehnzylindermotor mit 4.400 ccm Hubraum und 295 PS. Mit der Einzelradaufhängung und den Stromlinienkarosserien setzen sie neue Maßstäbe.

 

22.09.1934 - Mit einem Steyr 100 findet auf der noch unfertigen Rohtrasse die historische Erstbefahrung der Großglockner Hochalpenstraße und somit auch die erste Alpenüberquerung mit einem Automobil statt.

 

23.09.1934 - Um 10 Uhr beginnt eine Autokolonne die Auffahrt von der Mautstelle Ferleiten zur Einweihung der Großglockner-Hochalpenstraße bis zum Fuscher Törl und der Edelweißstraße auf die Edelweißspitze. Im ersten Fahrzeug sitzt der Landeshauptmann Franz Rehrl. Dahinter folgen die Wagen mit dem Bundespräsidenten Miklas, dem Bundeskanzler Schuschnigg, Ministern, Diplomaten und sonstigen Würdenträgern. Die Stichstraße zur Edelweißspitze, die Edelweißstraße, ist noch heute mit dem Originalpflaster versehen. Die Edelweißstraße wird in nur 47 Tagen errichtet: in sechs Kehren und über 177 Höhenmeter aufwärts führt sie zu einem Punkt, von dem aus man einen Rundblick auf 37 Dreitausender und – damals noch – 19 Gletscher hat.

 

10/1934 – Bei Peugeot startet die Produktion des neuen Modells 401. Dieses Modell ist der oberen Mittelklasse zugeordnet, während der 6-Zylinder-Typ 601 in der Oberklasse verkauft wird. Mit seinen zwei Radständen (ein normaler und ein langer) und seinen ab Werk elf Karosserievarianten ist der 401 das „Schweizer Taschenmesser“ von Peugeot, mit dem man ein breites Kundenspektrum anspricht. Er zielt jedoch nicht auf den „Massenkunden“ ab – diese Rolle bleibt den kleineren Modellen 201 und 301 zugewiesen. Nahezu jede der verschiedenen Karosserievarianten des Peugeot 401 kann als „Luxe-“ und „Grand Luxe“-Version bestellt werden. Letztere wartet mit kompletter Ausstattung auf, die keine Wünsche mehr offen lässt. Auf der mechanischen Seite bleibt es konservativ: Antetrieben wird der 401 von einem Vierzylinder-Reihenmotor mit 1.720 ccm Hubraum. Die darauf resultierenden 44 PS ermöglicht es dem Auto, bis zu 100 km/h zu fahren. Die wohlhabendsten Kunden können sich einen 401 Eclipse mit elektrisch angetriebenem einziehbarem Stahldach bestellen, der immerhin 80 Käufer findet. Bis zur Ablösung durch den Peugeot 402 schon nach 12 Monaten werden 13.545 Typ 401 verkauft. Grund für die kurze Bauzeit ist der 1935 präsentierte Citroen Traction Avant, gegenüber dem der 401 veraltet aussieht.

 

01.10.1934 - In Deutschland tritt in Deutschland die Straßenverkehrsordnung (StVO) in Kraft. Darin werden die Regeln für alle Verkehrsteilnehmer geregelt. Die neueste Fassung trat am 01.04.2013 in Kraft.

 

12.10.1934 – Die Steyr-Werke fusionieren mit der Austro-Daimler-Puch-Werke AG zur Steyr-Daimler-Puch AG. Die neue AG ist ein bedeutender Mischkonzern der metallverarbeitenden Industrie und einer der größten Arbeitgeber Österreichs. Zu den bekannten Automobilen der AG gehören die ab 1934 gebauten modernen Stromlinienfahrzeug-Typen Steyr 100 und 200 mit Vierzylindermotoren und der 1936 präsentierte Kleinwagen Steyr 50/55 („Steyr-Baby“). Zeitgleich werden auch Sechszylindermodelle gebaut. Luxuriöse Cabriolets auf Basis des Typ 220 entstehen in einer kleinen Serie beim renommierten Karosseriebauer Gläser in Dresden. Daneben baute die Firma auch Lastkraftwagen und von einzelnen Personenwagentypen abgeleitete Lieferwagen, Kleinlastwagen, Taxis, Rettungs- und Feuerwehrfahrzeuge. Der Pkw-Bau wird 1940 beendet, es werden nur noch Kriegsgüter produziert

 

02.11.1934 - Nachdem Henri Théodore Pigozzi für 8.050.000 Franc die stillgelegte Automobilfabrik Donnet-Zédel in Nanterre erworben hat, gründet er am 02.11.1934 die Firma Société Industrielle de Mécanique et de Carrosserie Automobile = SIMCA. Beteiligt ist auch Fiat. Die Fabrik wird eine der modernsten Automobilfabriken dieser Zeit. 1962 beteiligt sich Chrysler an Simca, 1971 gehört Simca zu 100% zu Chrysler. 1978 wird Simca von Peugeot übernommen und die Marke wird aufgegeben.

 

10.11.1934 - In Mailand wird Lucien Bianchi geboren. Der Sohn eines belgischen Alfa Romeo-Mechanikers wird in den sechziger Jahren als vielseitiger Rennfahrer bekannt. Nachdem er Anfang der 60er in der Formel 1 auf Cooper, Lotus, Lola und B.R.M. ohne größere Erfolge startet, ist er in anderen Klassen erfolgreicher, sowohl mit Tourenwagen, Sportwagen und bei Rallyes. 1968 siegt er mit einem Ford GT40 die 24 Stunden von Le Mans, sein 13. Start bei diesem Klassiker. Schon vorher hat er mit einem Ferrari Testa Rossa das 12-Stunden-Rennen von Sebring (1962) und mit einem Ferrari 250 GTO die Tour de France (1964) gewonnen. 1961 gewinnt er mit einem Citroen DS 19 die legendäre Liége-Sofia-Liége. Die Strecke seines größten Erfolges wird ihm jedoch auch zum Verhängnis. Am 30. März 1969 prall er beim Vortraining zum 24-Stunden-Rennen von Le Mans mit einem Alfa Romeo T33 gegen einen Telegraphenmast. Er ist einer der letzten Rennfahrer, die in verschiedenen Motorsportklassen erfolgreich war.

 

 

1935

 

02/1935 – Auf der 25. Internationalen Automobil- und Motorrad-Ausstellung (IAMA) in Berlin wird der Audi Front 225 vorgestellt. Der zur Auto Union gehörende Audi verfügt über einen Frontantrieb. Sein 2,3-Liter-Sechszylindermotor entspricht dem des Wanderer W245. Ebenfalls auf der IAA 1935 wird der Opel Olympia präsentiert. Wegen seiner selbsttragenden Ganzstahlkarosserie ist der Wagen leichter als der herkömmlich mit separatem Fahrgestell gebaute Opel 1,3 Liter: 835 kg statt 970 kg. Die Verringerung des Luftwiderstandes wird durch die kleinere Stirnfläche und die weniger zerklüftete Unterseite der selbsttragenden Karosserie erreicht. Die Olympia-Karosserie hat erstmals eine Sollbruchstelle im Bereich des vorderen Gabelprofils; ein Vorläufer der heutigen Knautschzonen. Der Wagen ist in mehreren Varianten erhältlich, als Cabriolimousine oder zweitürige Limousine. Es gibt ihn mit zwei verschiedenen wassergekühlten Vierzylinder-Reihenmotoren: bis 1937 mit dem Seitenventiler („stehende Ventile“) des Vorgängermodells Opel 1,3 Liter mit 24 PS, später 29,5 PS; ab Ende 1937 mit einem neu entwickelten 1,5-Liter-Motor mit OHV-Ventilsteuerung („hängende Ventile“), vierfach gelagerter Kurbelwelle und 37 PS Leistung, der auch in dem von NSU entwickelten Kettenkrad der Wehrmacht Verwendung findet. Bis 1964 ist diese Konstruktion - mit Ausnahme des Kadett-A-Vierzylinders – Basis für alle Vier- und Sechszylindermotoren von Opel. Der 1,3-Liter-Olympia erreicht eine Spitzengeschwindigkeit von 95 km/h und verbraucht neun Liter Benzin auf 100 km; der 1,5-Liter-Wagen erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 112 km/h und ist damit „autobahntauglich“. Der Tankinhalt beträgt 28 Liter.

 

02/1935 - Die Auto Union bringt den Kleinwagen DKW F5 auf den Markt. Der im Audiwerk Zwickau gebaute Wagen wird bis 1937 als Roadster, Limousine, Kabriolimousine, Cabriolet und Kastenwagen gebaut und von einem Zweizylinder-Zweitaktmotor angetrieben. Die Motoren haben 584 ccm ("Reichsklasse", Front Zweisitzer) mit 18 PS und 692 ccm ("Meisterklasse", Front Luxus Cabriolet und Front Luxus Sport) mit 20 PS. Schon 1936 endet die Produktion der Limousinen, ein Jahr später die der Sportwagen.

 

03/1935: Die britische Firma S.S. Cars Ltd. stellt das Modell S.S. 90, einen zweisitzigen Roadster vor. Er gilt als Urahn der Jaguar-Sportwagen. Der S.S. 90 hat einen seitengesteuerten Sechszylindermotor mit 2.663 ccm und ca. 70 bhp. Dies reicht für rund 140 km/h. Gebaut werden nur 24 Exemplare, danach wurde er vom S.S. 100 abgelöst.

 

05/1935 - In den USA wird die United Auto Worker (UAW) gegründet. Sie ist bis heute eine der mitgliederstärksten Gewerkschaften der USA und vertritt insbesondere Arbeitnehmer der Automobilindustrie. Sie zählt zu den ersten Gewerkschaften, in der Afroamerikaner Mitglied werden konnten, außerdem trägt sie u. a. mit der Durchsetzung von arbeitgeberfinanzierten Krankenversicherungen entscheidend zur Verbesserung der Lebenssituation von Industriearbeitern bei.

 

05/1935 - Die ersten drei Prototypen des Toyoda A1 werden fertiggestellt. Keiner dieser Wagen bleiben erhalten. Sie werden in einer buddhistischen Zeremonie geweiht und Kiichiro Toyoda fährt dann einen von ihnen zum Grab seines Vaters Toyoda Sakichi, der ihm das erste Geld zur Gründung seiner Automobilfabrik gegeben hatte. Der A1 hat einen Reihensechszylindermotor mit 3.389 cm³ Hubraum und ein Dreiganggetriebe mit Lenkradschaltung. Fahrgestell und Elektrik werden von Ford übernommen. Die beiden Starrachsen sind mit Stahlscheibenrädern und Trommelbremsen ausgestattet. Mechanisch entsprechen die Typen A1, AA, AB und G1 weitestgehend. Der A1 hat eine geschlossene Limousinen-Karosserie mit vier Türen, wobei die hinteren hinten angeschlagen sind. Im Wesentlichen entspricht diese Karosserie der des Chrysler Airflow. Toyoda hat sich ein Jahr vorher ein solches Fahrzeug gekauft und es komplett zerlegen lassen. Die flache Windschutzscheibe ist ungeteilt und besitzt einen einzelnen Scheibenwischer, der auf der Fahrerseite oben montiert ist. Pro Seite gibt es drei Fenster, eines in der vorderen Tür, eines in der hinteren Tür und ein drittes in der C-Säule. Auf dem senkrecht stehenden Kofferraumdeckel ist das Reserverad montiert. Den A1 gibt es nur als rechtsgelenktes Modell.

 

15.-16.06.1935 – Beim 13. 24-Stunden-Rennen von Le Mans geht die bislang größte Zahl an Startern auf die Strecke. Mit 37 Fahrzeugen stellt Großbritannien das Gros der Fahrzeuge. Favorit ist Alfa Romeo mit dem Typ 8C. Vier sind privat gemeldet. Vor Mitternacht sind bereits die meisten Bugatti und Duesenberg ausgefallen. Im weiteren Verlauf fallen drei der vier Alfa Romeo 8C aus, der vierte muss zu einer längeren Reparatur an die Box. Dadurch übernahm der Lagonda M 45 von Johnny Hindmarsh und Luis Fontés die Spitze. Doch Dreyfuss holt den Lagonda wieder ein und fährt an ihm vorbei. In der Annahme, dass er nun führt, wird er angehalten, langsam zu fahren, um den Alfa zu schonen. Doch er liegt noch eine ganze Runde zurück. Nachdem der Fehler bemerkt wird, kann Dreyfuss wieder massiv Boden gutmachen, muss sich am Ende jedoch um zwei Fahrzeuglängen geschlagen geben. Dabei war der siegreiche Lagonda schon fast ausgefallen. Das gesamte Rennen über wurde er von Getriebeproblemen geplagt. Bei seinem letzten Turn stellt Luis Fontés den Wagen knapp vor den Boxen ab und geht zu Fuß zurück, um den Ausfall zu melden. Doch sein Team schickt ihn wieder zurück auf die Strecke. Er kann den Wagen starten, den ersten Gang mit Mühe einlegen und weiterfahren.

 

16.07.1935 - in Oklahoma City (USA) wird die erste Parkuhr aufgestellt. Sie erhält den Namen "Schwarze Maria".  Zwei Monate zuvor, am 13.05.1935, hat der Amerikaner Carlton Cole Magee in North Dakota ein Patent eingereicht ("coin controlled parking meter"). Er erhält es allerdings erst am 24.05.1938. Die ersten Parkuhren ("Parkographen") in Deutschland werden am 04.01.1954 in Duisburg aufgestellt.

 

03.08.1935 - Nach fünfjähriger Bauzeit wird die Großglockner-Hochalpenstraße eröffnet. Sie ist die höchste befestigte Passstraße in Osterreich mit einer Passhöhe von 2.576 m. ü. A..  Bereits am Tag nach der Eröffnung findet der Große Bergpreis von Österreich für Automobile und Motorräder statt. Bei Abwesenheit der seinerzeit dominierenden Marken Auto Union und Mercedes gewinnt der Italiener Carla Maria Pintacuda bei den Sportwagen mit einem Alfa Romeo der Scuderia Ferrari. Bei den Rennwagen gewinnt Mario Tadini auf Alfa Romeo, ebenfalls von der Scuderia Ferrari. Auch heute noch ist es ein Vergnügen, die Großglockner-Hochalpenstraße zu befahren.

 

10/1935 – Auf dem Pariser Autosalon wird der Bugatti Type 57 C „Aérolithe“ gezeigt, ein Einzelstück aus dem Jahr 1934, das auf dem Fahrgestell Nr. 57104 entstanden ist. Das Coupé mit werksseitig angebrachtem Kompressor nimmt einige der wichtigsten Design-Elemente des Atlantic vorweg und kann daher als dessen Prototyp betrachtet werden. Jens Bugatti hat die sehr niedrige Coupé-Karosserie mit weit ins Dach gezogenen Türen und stark abfallender Scheibenlinie entworfen. Die Karosserie läuft langezogen nach hinten aus. Bis auf drei schmale, über die Lüftungsgitter an der Motorhaube verlaufende Chromstreifen gibt es keinerlei Ornamente oder Zierteile am Fahrzeug., der auf die reine Linienführung reduzierte Aérolithe wirkt wie aus einem „Guss“. Auffälligstes Merkmal ist der mittig über das ganze Fahrzeug verlaufende Flansch. Sogar Front- und Heckscheibe werden so zweigeteilt und diese Halbschalenbauweise wiederholt sich an den Kotflügeln. Der Grund dafür ist technischer Natur: Jean Bugatti verwendet Elektron-Blech für die Karosserie. Dieses für ein Auto exotische Material ist eine leichte, sehr teure Magnesium-Aluminium-Legierung, die vor allem im Flugzeugbau verwendet wird und sich nicht schweißen lässt- Elektron hat eine niedrige Zündtemperatur und lässt sich zudem nicht mit Wasser löschen. Daher lässt Jean Bugatti die Karosserieteile vernieten. Der Name Aérolithe erscheint auf keinen Werksunterlagen; bei Bugatti wird das Fahrzeug als Coupé Special oder Coupé Aero bezeichnet. Das Originalfahrzeug existiert nicht mehr, hingegen wurde auf einem anderen Typ-57-Fahrgestell ein Nachbau mit den gleichen Materialien realisiert.

 

07.10.1935 – Der englische Rennfahrer John Rhodes Cobb stellt in Brooklands mit einem von Reid Railton (1895–1977) entworfenen und von Thomson & Taylor gebauten Napier-Railton einen Rundenrekord von 143,44 mph (230,84 km/h) auf. Nachdem er gegen seinen Kollegen und Konkurrenten Malcolm Campbell auch auf der Großen Salzwüste gewonnen hat, ist er Inhaber aller Automobilweltrekorde von einer bis zu 24 Stunden.

 

02.11.1935 – Der Lincoln Zephyr wird vorgestellt. Er ist eines der ersten erfolgreichen stromlinienförmigen Serienfahrzeuge nach dem Chrysler Airflow. Der Zephyr hat einen noch niedrigeren Luftwiderstandswert als der Airflow. Das radikale und damals moderne Stromliniendesign von John Tjaarda sorgt für großes Aufsehen. Tjaarda hat sich am „Briggs Dream Car“ orientiert, einem Konzeptfahrzeug mit Heckmotor, das 2 Jahre zuvor von ihm für Ford und die Weltausstellung in Chicago gestaltet worden war. Die Karosserie aus Stahl ist mit dem Bodenrahmen verschweißt und trägt mit; es gibt kein separates Chassis. Das Reserverad liegt hinten unter einer Klappe, davor ist der durch Umlegen der Rückbank zugängliche Kofferraum. Sowohl preislich, als auch von der Größe her ist er unterhalb des gleichzeitig erscheinenden Lincoln K-Serie angesiedelt. Die USA haben sich zu dieser Zeit wieder einigermaßen von der 1929 begonnenen Weltwirtschaftskrise erholt und Lincoln kann mit den Zephyr eine deutlich breitere Käuferschicht erreichen als in den Jahren zuvor. Die Limousine (Sedan) gab es ab 1936 mit 2 oder 4 Türen. Ein 3-Fenster-Coupé wurde der Modellreihe 1937 hinzugefügt. Ab 1938 war der Lincoln Zephyr mit klappbarem Stoffverdeck als 2-türiges "Convertible Coupé" und als 4-türiger "Sedan Convertible" erhältlich. Als Motor dient ein bereits 1932 entwickelter V12-Motor mit 4.380 ccm Hubraum. Da eine der Konstruktionsvorgaben war, möglichst viele Komponenten des Ford V8 auch für diesen Motor zu verwenden, ist der Zephyr der preisgünstigste V12 auf dem US-amerikanischen Markt. Als die USA in den Zweiten Weltkrieg eintrat, beendete sie die Produktion aller zivilen Fahrzeuge.  Für die Marke Lincoln ist der Zephyr der Durchbruch, welcher die Marktherrschaft im Segment der US-Luxusfahrzeuge sichert. Dieser Wettbewerbsvorsprung kann 62 Jahre lang bis zuletzt 1998 gesichert werden.

 

02.11.1935 – Beim Training zu einem Rennen in Ungarn verstirbt der deutsche Automobilrennfahrer Rudolf Steinweg (* 1888). Im Jahre 1921 beginnt Steinweg mit dem Motorsport, zieht sich aber bis 1929 wieder aus der Szene zurück. Als Privatfahrer nimmt er in einem 1,5-Liter-NSU an verschiedenen Bergrennen teil. 1930 legt sich Steinweg einen 6-Zylinder-Amilcar mit 1,1 Litern zu, mit dem er 21 Rennen in drei Jahren gewinnen kann So avanciert sich Steinweg zu einem der besten Bergrennfahrer in den Rennen für geringen Hubraum. 1933 verkauft er seinen Amilcar an Willi Briem und kauft sich einen 1927er Bugatti T35 von Karl Kappler. Mit diesem Wagen nimmt Steinweg nicht nur an den, von ihm favorisierten, Bergrennen, sondern auch an Rundstreckenrennen teil. Während des Trainings zum Rennen am Guggerberg bei Budapest verunglückt Rudolf Steinweg tödlich.

 

18.11.1935 – Nur 190 Tage nach Baubeginn rollt im neue Opelwerk Brandenburg der erste LKW vom Band. Die Produktion befindet sich in einer einzigen 24.200 qm großen zweistöckigen Halle von 178 m Länge. Im Erdgeschoss sind das Karosseriewerk und die Lackiererei untergebracht. Die Montage von Fahrgestellen, Motoren und Achsen erfolgt im Obergeschoss. Sämtliche 1200 Werkzeugmaschinen haben Einzelantrieb (keine Transmissionen). Insgesamt 27 Transportbänder von zusammen fünf Kilometer Länge werden installiert. Ein eigenes Kraftwerk mit einer 4000 kW Dampfturbine liefert Energie aus stündlich 140 Zentnern Kohle. Die Gesamtkosten für die Errichtung des Werkes belaufen sich auf 14 Millionen Reichsmark, was inflationsbereinigt in heutiger Währung 70 Millionen Euro entspricht. Das Planziel ist, täglich 150 „Blitz“-Lkw herzustellen. Die Gesamtkapazität von ursprünglich 25.000 Lkw jährlich wird schon 1939 mit 27.936 Einheiten deutlich überschritten. Werkleiter ist bis Oktober 1938 Hanns Grewenig, danach Gerd Stieler von Heydekampf, dem am 1. Juli 1942 der spätere VW-Chef Heinrich Nordhoff folgt. Bei einem alliierten Luftangriff am 6. August 1944 werden die Hälfte der Werksgebäude und 20 Prozent der Maschinen zerstört. Bei Kriegsende wäre eine Wiederaufnahme der Produktion möglich. Die Anlagen werden jedoch im Auftrag der Siegermächte demontiert und zusammen mit den Rüsselsheimer Produktionseinrichtungen des Opel Kadett als Reparationsleistung in die Sowjetunion verbracht. Während im Moskauer Werk der geringfügig geänderte Opel-Pkw als Moskwitsch-400 noch bis Mitte der 1950er Jahre produziert wird, erfolgte dort keine Fertigung des „Blitz“-Lkw mehr.

 

 

1936

 

1936 – In Osnabrück wird die erste Ampel aufgestellt. Die Zeigerampel befindet sich zentral am Neumarkt und arbeitet nach dem Prinzip Heuer. Die Heuer-Ampel ist eine Ampelanlage, die von den 1930er bis in die 1960er Jahre in Deutschland, den Niederlanden und Österreich (Wien) verwendet wird. Es sind würfelförmige Gebilde, die mit Drahtseilen über einer Kreuzung hängen. Sie sind hauptsächlich für einfache Verhältnisse, z.B., wenn sich zwei Straßen im rechten Winkel kreuzen, geeignet. Der Name geht auf den Erfinder Josef Heuer und das Unternehmen Heuer-Hammer, ein Bearbeitungswerk in Iserlohn-Grüne, zurück.

 

04.02.1936 – Bei Testfahrten auf der knapp sieben Kilometer langen Hochgeschwindigkeitsbahn in Monza verunglückt der junge Rennfahrer Karl Rudolf Heydel tödlich. Heydel tritt 1930 in die zur Auto Union gehörenden Zwickauer Horch-Werke ein und arbeitet dort in der Versuchsabteilung als Testfahrer. 1934 wechselt er als Volontär in die Auto-Union-Rennabteilung, wo er Protegé des Werksfahrers und „Bergkönigs“ Hans Stuck ist. Im November 1935 wird Heydel bei den jährlich auf der Nordschleife des Nürburgrings stattfindenden Sichtungslehrgängen der Auto-Union-Rennabteilung von Rennleiter Karl Otto Feuereissen zusammen mit Ernst von Delius und Rudolf Hasse ausgewählt, das Unternehmen 1936 neben den etatmäßigen Werksfahrern Bernd Rosemeyer und Hans Stuck in der Grand-Prix-Europameisterschaft zu vertreten. Heydel erreicht bei diesem Lehrgang die schnellste Rundenzeit aller angetretenen Fahrer. Im Februar 1936 stehen für die drei neuen Piloten Testfahrten auf der knapp sieben Kilometer langen Hochgeschwindigkeitsbahn im italienischen Monza auf dem Programm. Am Morgen des 4. Februar fährt Stuck einen Typ C warm. Heydel übernimmt den Wagen und startet seine erste Fahrt. In seiner dritten Runde verliert der unerfahrene Pilot auf der Anfahrt der Curva del Vialone, eingangs der heutigen Variante Ascari, die Kontrolle über seinen Wagen und prallt in die Streckenbegrenzung. Möglicherweise ist er dabei von der Sonne geblendet worden. Durch den Aufprall tritt Kraftstoff aus, der sich sofort entzündet und das Fahrzeug in Flammen setzt. Heydel ist auf der Stelle tot. In einer zeitgenössischen Pressemeldung wird angegeben, dass Heydel trotz Stucks ausdrücklicher Anweisung zu „langsamem, vorsichtigem Fahren […] zu draufgängerisch […] mit zu großer Geschwindigkeit“ in die Kurve eingebogen sei.

 

15.02.-01.03.1936 - Auf der Internationalen Automobil- und Motorradaustellung (IAMA) in Berlin stellt BMW den neuen Typ 326 vor. Der viertürige Mittelklassewagen hat den aus dem BMW 319 stammenden Sechszylindermotor, dessen Hubraum und Leistung auf 2 Liter und 50 PS leicht gesteigert wurde. Der Kastenrahmen wird bei Ambi-Budd in Berlin mit der Karosserie verschweißt, dort entstehen auch Türen, Dach, Sitze, Verglasung und alle Beschlagteile. Bei BMW in Eisenach werden Kotflügel, Motorhaube, Trittbleche, Stoßstangen und weitere Teile hergestellt. Den BMW 326 gibt es als Limousine sowie als zwei- und viertüriges Cabriolet. Bis 1941 entstehen 15.936 Fahrzeuge. Nach dem Krieg wird in Eisenach zwischen 1949 und 1955 unter der Bezeichnung EMW 340 eine modernisierte Variante des 326 gebaut. Am Stand von Mercedes-Benz debütieren die neuen Pkw-Typen 170 V (W 136) und 170 H (W 28) sowie der Typ 260 D (W 138), der erste serienmäßig produzierte Diesel-Personenwagen der Welt. Darüber hinaus findet anlässlich des Jubiläums "50 Jahre Motorisierung des Verkehrs" eine Ehrung von Karl Benz und Gottlieb Daimler statt. Auch der Hanomag Rekord Diesel Typ D 19 A mit Vierzylinder-Dieselmotor (1.910 ccm) wird vorgestellt, ist aber im Unterschied zum Mercedes-Benz nicht sofort lieferbar. Den Hanomag Diesel gibt es als 2- oder 4-sitzige Limousine und als 2-sitziges Cabriolet. Das Fahrzeug hat bereits eine Bordnetzspannung von 12 Volt. Bis 1940 entstehen 1.074 Hanomag Diesel. Die Steyr-Daimler-Puch A. G. aus Österreich stellt den Steyr 50 vor. Die zweitürige, von Karl Jenschke entworfene Limousine gilt als österreichischer „Volkswagen“ und wird liebevoll „Steyr-Baby“ genannt. Von 1936 bis 1940 baut Steyr-Daimler-Puch einschließlich des Nachfolgers Steyr 55 genau 13.000 Fahrzeuge. Die I.G. Farben warten bei der Internationalen Automobil-Ausstellung in Berlin mit dem ersten Autoreifen aus dem Kautschukersatz Buna auf.

 

04.03.1936 - James "Jim" Clark wird in Kilmany, Schottland geboren. Zwischen 1960 und 1968 startet er bei 72 Formel 1-Rennen für Lotus und wird 1963 und 1965 Weltmeister. Dabei siegt er bei 25 Rennen und holt 33 Pole Positions. Damals werden noch nicht viele zur Weltmeisterschaft zählende Formel 1-Rennen ausgetragen. Zählt man diese hinzu, kommt Clark auf über 50 Formel 1-Siege. Dazu kommen Erfolge bei Sportwagen und Tourenwagenrennen auf dem Lotus Cortina. Am 7. April 1968 startet er mit einem Lotus 48 bei einem für ihn völlig unbedeutenden Formel 2-Rennen auf dem Hockenheimring. Vermutlich aufgrund eines schleichenden Plattfußes und Reifenschadens kommt er auf einer Geraden ins Schleudern, prallt gegen einen Baum und stirbt noch an der Unfallstelle. Zu dieser Zeit gibt es noch keine Leitplanken oder Sicherheitsstreifen.

05.03.1936 - Die Kölner Motorenfabrik Humboldt-Deutz übernimmt den Ulmer Nutzfahrzeugbauer Magirus. Auf diese Fusion geht die nach dem Zweiten Weltkrieg auf dem Markt etablierte Marke Magirus-Deutz zurück, die zeitweise der zweitgrößte Nutzfahrzeughersteller Deutschlands wird.

 

13.04.1936 - Beim Großen Preis von Monaco siegt Rudolf Caracciola auf Mercedes-Benz W25 vor den beiden Auto Union-Piloten Achille Varzi und Hans Stuck auf Auto Union C-Typ. Nach 100 Runden haben die Fahrer 318 km durch die Gassen Monacos zurückgelegt.

 

01.05.1936 - Die erste Reichs-Autobahntankstelle bei der Anschlussstelle Darmstadt wird eröffnet, die neben Waschgelegenheiten auch einen Aufenthaltsraum für 10 Personen aufweist. Später folgen Tankstellen an der freien Strecke, die auch eine Küche und einen Gastraum für 30 Personen haben. Mit der Fertigstellung von längeren, durchgehenden Streckenabschnitten kommt der Bau von Rastanlagen, die in Anlehnung an den Gasthof, das Gasthaus und die Gaststätte als Rasthof, Rasthaus oder Raststätte bezeichnet werden.

 

10.05.1936 - Beim Großen Preis von Tripolis können die Auto Union-Piloten Varzi und Stuck mit ihre Auto-Union C-Typ Revanche nehmen für den Mercedes-Sieg in Tripolis.  Nach 525 km und 40 Runden liegen sie vor Fagioli und Caracciola, beide auf Mercedes W25.

 

06/1936 - Der neue „Fiat 500" wird der staunenden Bevölkerung präsentiert. Seine Daten: 3,21 Meter lang, 569 Kubikzentimeter 4-Zylinder-Motor mit einer Leistung von 13 PS, Höchstgeschwindigkeit 85 km/h, hintere Sitzbank für 50 kg Gepäck oder 2 Kinder. Der Kühler liegt hinter dem Motorblock und deutlich höher - so wird die Wasserpumpe eingespart. Das Benzin fließt ebenfalls durch Schwerkraft aus dem Tank, der über dem Vergaser angeordnet ist. Hydraulische Stoßdämpfer und Einzelradaufhängung an der Vorderachse bieten vergleichsweise hohen Fahrkomfort. Der erste und zweite Gang werden mit Zwischengas geschaltet, der 3. und 4. Gang sind schon synchronisiert. An Zubehör wählen nur wenige der neuen Besitzer die aufpreispflichtigen Stoßstangen, fast alle aber das große Rolldach. Etwa 122.000 Exemplare der ersten Variante werden verkauft - ein Kassenschlager der automobilen Neuzeit. Daran mag auch die von Rodolfo Schaeffer entworfene schwungvolle Karosserie Anteil haben. Für den Fiat 500 bürgert sich der Name „Topolino", „Mäuschen" ein - gleichzeitig der Name für die Walt-Disney-Micky-Maus in Italien. Der Preis: Für 8900 Lire, damals rund 2770 DM bzw. 1416 Euro, kann sich auch ein Normalverdiener dieses Automobil leisten. 

 

14.06.1936 – Bei der Premiere des Zweiliter-Sportwagens BMW 328 beim Eifelrennen auf dem Nürburgring siegt Ernst Henne mit einem legendären Start-Ziel-Sieg. Als schnellster Sportwagen in der Eifel - schneller als die bis dahin sieggewohnten 3,5-Liter-Boliden aus Italien und Frankreich - mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 101,5 km/h absolviert der BMW 328 die 140-Kilometerstrecke. Nach diesem Debüterfolg setzt der BMW 328 seinen Siegeszug auf allen Rennstrecken bis 1940 fort und ist der erfolgreichste Rennsportwagen seiner Zeit. Der Wagen besitzt einen Sechszylinder-Reihenmotor mit 1,971 ccm Hubraum und leistet zunächst 80 PS. Ab Februar 1937 ist der BMW 328 zum Preis von 7.400 Reichsmark zu kaufen. Rund 460 Fahrzeuge werden gebaut. Neben dem serienmäßigen Roadster werden auch Cabriolet-Varianten von Weinberger und Gläser sowie ein Coupé mit abnehmbaren Dach von Wendler gebaut. Für Rennen bei Le Mans und der Mille Miglia entstehen bei der Carrozzeria Touring in Mailand ein Coupé mit Aluminiumkarosserie in Tourings patentierter „Supperleggera“-Bauweise. Dieses Fahrzeug hat bis zu 135 PS und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von knapp 200 km/h. Darin gewinnen Huschke von Hanstein und Walter Bäumer 1940 die legendäre Mille Miglia, während Adolf Brudes und Ralph Roese mit einem der Roadster Dritter werden. Die beiden weiteren Roadster belegen die Plätze fünf und sechs, während das Kamm-Coupé ausfällt.

 

19.06.1936 – Bei den Trainingsfahrten auf dem Nürburgring verunglückt der 35jährige deutsche Motorrad-Rennfahrer Toni Babl schwer. Toni Babl ist Anfang der 1930er-Jahre mit seinen 600-ccm-Seitenwagenmaschinen als Bergspezialist bekannt und gewinnt zwischen 1927 und 1935 unter anderem die Bergrennen von Ratisbona, am Kesselberg, am Gaisberg und viermal den Freiburger Bergrekord am Schauinsland. 1935 siegt Babl beim Feldbergrennen im Taunus auf Douglas-Eigenbau vor Hans Kahrmann/Heinrich Eder auf DKW. 1932 wird er auf einem 600er Victoria-Gespann Deutscher Bergmeister in der Klasse bis 600 ccm. 1935 gewinnt der Bayer auf Douglas die nationale Bergmeisterschaft sowohl bei den 600ern als auch in der 1000er-Klasse. Im Jahr 1936 wird Toni Babl Werksfahrer beim Zschopauer Hersteller DKW, für den er zusammen mit „Schmiermaxe“ Julius Beer beim Hannoveraner Eilenriederennen auf Anhieb den zweiten Platz belegt. Kurze Zeit später gewinnen die beiden das 600-ccm-Gespannrennen um den Großen Preis der Schweiz in Bremgarten. Danach folgen weitere Siege beim Solitude-Rennen bei Stuttgart und dem Kölner Stadtwaldrennen. Bei den Trainingsfahrten zum Internationalen Eifelrennen auf der Nordschleife, verunglückten Toni Babl/Julius Beer mit ihrem DKW-Gespann schwer. Die beiden werden mit ihrer Maschine aus einer Rechtskurve getragen, stürzen über eine Böschung und überschlagen sich mehrmals. Babl wird ins Krankenhaus nach Adenau gebracht, wo eine Gehirnerschütterung sowie Gesichtsverletzungen diagnostiziert werden. Sein Zustand verschlechtert sich zusehends und der Bayer verliert das Bewusstsein, so dass er ins Universitätsklinikum nach Bonn verbracht wird, wo er nicht wieder erwacht und wenige Tage nach dem Unfall verstirbt.

 

26.07.1936 – Beim 9. Großen Preis von Deutschland auf der Nordschleife des Nürburgrings gewinnt Bernd Rosemeyer auf einem Auto Union Typ C, der damit den ersten Erfolg seiner Karriere in einem offiziellen Internationalen Grand Prix erringt. Auf Platz 2 fährt Hans Stuck, ebenfalls auf einem Auto Union Typ C, und Dritter wird der Italiener Antonio Brivio auf Alfa Romeo 12C-36. Rosemeyer gewinnt das Rennen mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 131,7 km/h und ist mit seiner schnellsten Runde von 9:56,6 Minuten der Erste, der die Nordschleife des Nürburgrings in weniger als zehn Minuten umrundet.

 

15.08.1936 - Dreifachtriumpf von Auto Union beim Coppa Pescara. Bernd Rosemeyer siegt vor v. Delius und Varzi.

 

23.08.1936 - Nur eine Woche nach Pescara gelingt der Auto Union erneut ein Dreifachtriumpf. Beim Großen Preis der Schweiz in Bern erhält Bernd Rosemeyer den Siegerkranz. Ihm folgen Varzi und Stuck, Vierter werden Fagioli und Lang auf Mercedes-Benz, Fünfter wird Hasse, ebenfalls auf Auto Union.

 

30.08.1936 – Mit Albert Schneider fordert das Seitenwagenrennen in Deutschland ein weiteres Opfer. Der 36jährige Düsseldorfer verunglückt beim Training zum ADAC-Bergrekord am Schauinsland bei Freiburg im Breisgau tödlich. Er verliert in der Gießhübel-Kurve die Kontrolle über sein NSU-Gespann und prallt in die Steinmauer am Streckenrand. Dabei zieht er sich schwere Kopfverletzungen zu, denen er noch am selben Tag erliegt. Sein Beifahrer Wilhelm Colle kommt mit einem gebrochenen Bein davon. Albert Schneider gewinnt 1931 und 1932 auf einem 350-ccm-Velocette-Gespann jeweils das Eifelrennen auf dem Nürburgring sowie das Avusrennen auf der Berliner AVUS in der 350er-Kategorie und sichert sich damit in beiden Jahren den deutschen Meistertitel. 1933 siegt er unter anderem beim Eilenriederennen in Hannover und am Schottenring. Ab 1934 tritt Albert Schneider auf NSU an und ist unter anderem beim Hockenheimer Motorradrennen auf dem Hockenheimer Dreieck siegreich. Die gehäuften schweren Seitenwagenunfälle der Jahre 1936 und 1937 – neben Albert Schneider verunglücken beispielsweise auch Toni Babl, Josef Lohner, Hans Schneider und Karl Braun tödlich – veranlassen das Nationalsozialistische Kraftfahrkorps als oberste Motorsportbehörde Deutschlands, für 1938 alle Gespannrennen in Deutschland zu verbieten. Auf einigen Rennstrecken wie der Solitude, dem Schleizer Dreieck und am Feldberg wird der Rennbetrieb sogar ganz eingestellt. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg werden Seitenwagenrennen wieder erlaubt.

 

02.09.1936 – Der erste von nur vier gebauten Bugatti Typ 57 Atlantic (Fahrgestell-Nr. 57374) wird ausgeliefert – ohne Kompressor. Das Fahrzeug ist einem graublauen Silber-Farbton lackiert und erhält eine Innenausstattung in blauem Leder. Kunde ist der Londoner Bankier Victor Rothschild, 3. Baron Rothschild. Er lässt 1939 einen Kompressor aus einem Typ 55 nachrüsten und legt das Fahrzeug nach einem Motorschaden bis 1941 still. Nach mehreren Handänderungen kommt es 1971 in den Besitz von Peter Williamson, der es an einer Auktion von Sotheby’s in Los Angeles für 59.000 US-Dollar ersteigert. Williamson ist ein Sammler und der Präsident des American Bugatti Club; das Auto ist danach in der Presse bekannt als Williams-Bugatti. Er wird restauriert und gewinnt 2003 den Best of Show Award am Pebble Beach Concourse d'Elegance. Nach Williams Tod verkaufen die Erben das Fahrzeug, das nun im Mullin Automotive Museum in Oxnard (Kalifornien) ausgestellt ist. Ein weiterer Atlantic existiert noch als Original, ein dritter mit einer nach einem Unfall rekonstruierten Karosserie und der vierte wurde vermutlich noch vor Kriegsausbruch abgewrackt.

 

10/1936 – Der dritte von insgesamt vier Bugatti Typ 57 SC Atlantic (Fahrgestell-Nr. 57473) wird an einen Jaques Holzschuh aus Paris ausgeliefert. Dies ist der einzige der Atlantic, der keine tropfenförmigen Positionslampen auf dem Kotflügel trägt. Bei seiner Auslieferung besitzt das grau lackierte Fahrzeug freistehende, hoch angesetzte Scheinwerfer. Die Holzschuhs gewinnen 1937 mit diesem Auto den Ehrenpreis am Concours d’Elegance in Juan-les-Pins. Kurz darauf läßt der Besitzer einige Modifikationen anbringen, darunter Entlüftungsschlitze in den Türen. Diese Arbeiten wurden möglicherweise bei Figoni ausgeführt. Der nächste Besitzer wird René Chatard, ein früher Bugatti-Sammler. 1955 kommt es zu einem folgenschweren Unfall an einem Bahnübergang, Chatard und seine Begleiterin kommen ums Leben, der völlig demolierte Atlantic kommt auf einen Autoabbruch, wo er bis 1965 verbleibt. Dann kauft ihn der Sammler Paul-Andre Berson und beginnt eine anspruchsvolle Restaurierung. Auf dem originalen Chassis wird das Fahrzeug teilweise nachgebildet; der Motor kann nicht mehr verwendet werden. Der Wagen gehört danach Nicolas Seydoux, der ihn 2004 verkaufte. Der nächste Besitzer veranlasst eine weitere Restaurierung. Wegen der vielen neu angefertigten Teile kann der fertiggestellte Atlantic 2010 bei der wohl renommiertesten Veranstaltung für klassische Fahrzeuge, dem Pebble Beach Concours d’Elegance nur gezeigt, aber nicht bewertet werden.

 

13.09.1936 - Beim Heim-Grand Prix, dem Großen Preis von Italien in Monza, kommt Tazio Nuvolari auf seinem Alfa Romeo 8 C -35 nur auf den 2. Platz. Erneut ist Bernd Rosemeyer mit seinem Auto Union C-Typ, der sich damit den Titel des Europameisters sichert. Von Delius auf Auto Union C-Typ wird Dritter. Mercedes hat an diesem Rennen nicht mehr teilgenommen. Nach dem abermaligen Scheitern zuvor beim Schweizer Grand Prix hat sich Mercedes-Benz für den Rest der Saison ganz von der Grand-Prix-Bühne zurückgezogen, um sich auf die Entwicklung eines neuen Modells für 1937 zu konzentrieren.

 

01.-11.10.1936 - Auf dem Pariser Autosalon debütiert der wohl beeindruckendste Mercedes-Benz der Vorkriegszeit: Der 540 K. Er ist der Nachfolger des 1934 vorgestellten Mercedes-Benz 500 K und hat wie dieser einen Reihen-Achtzylinder, nun aber mit 5.401 ccm Hubraum und 115/180 PS. Dazu gibt es wunderschöne Karosserien. Die wohl schönste tragen die 540 K Spezialroadster. Außerdem gibt es den 540 K als Roadster, Cabriolet A, B und C, Coupé, Limousine 2-türig und offenen Tourer. Neben den bei Mercedes gefertigten Karosserien werden zahlreiche 540 K von namhaften Karosseriebetrieben wie Erdmann & Rossi, Saoutchik, Voll & Ruhrbeck, Hebmüller, Van den Plas oder Figoni & Falaschi eingekleidet. Vom 540 K (W 29) entstehen bis Juni 1943 406 Exemplare, vom W 129 entstehen 38. Premiere hat auch der Typ 230 (W 143), der auf dem Typ 200 (W 21) basiert und als dessen Nachfolger fungiert. Der 2,3-l-Sechszylindermotor leistet 55 PS, 15 PS mehr als die 2-l-Ausführung.

 

05.10.1936 - Der Rügendamm zwischen Stralsund und der Insel Rügen wird eröffnet. Er überquert den Strelasund mit einem Straßenbrückenzug für eine zweispurige Fahrbahn und einen Gehweg sowie parallel einen einspurigen Eisenbahnbrückenzug. Der Rügendamm besteht aus drei Teilstücken. Von Stralsund aus kommend wird erst die als Klappbrücke ausgeführte Ziegelgrabenbrücke überquert, die das Festland mit der zu Stralsund gehörenden Insel Dänholm verbindet. Auf dem Dänholm beginnt der eigentliche Rügendamm über den Strelasund, gefolgt von der Rügendammbrücke von der Insel Dänholm zur Insel Rügen.

 

11.11.1936 - Rudolf Caracciola erzielt mit einem Vollstromlinien-Rekordwagen auf der Reichsautobahn Frankfurt-Darmstadt fünf internationale Klassenrekorde und einen Weltrekord. Die Distanz von 10 Meilen bei fliegendem Start fährt er mit der Rekordgeschwindigkeit von 333,48 km/h.

 

21.11.1936 - Das Schkeuditzer Kreuz wird als erstes Autobahnkreuz in Betrieb genommen. Heute verbindet es die A 9 (Berlin-Leipzig-München) und die A14 (Wismar-Magdeburg-Dresden).

 

12/1936 - Nachdem im Februar 1935 der Olympia und September 1935 der Opel P4 vorgestellt worden waren, präsentiert der technische Berater der Opel-Verkaufsleitung Heinrich Nordhoff (ab 1948 Generaldirektor des Volkswagenwerkes) im Dezember 1936 den Kadett der Öffentlichkeit. Nach dem Olympia hat der Kadett als zweites Opel-Modell eine selbsttragende Karosserie mit zwei oder vier Türen. Die Technik wird geringfügig verändert übernommen: Der seitengesteuerte Vierzylindermotor stammt aus dem P4, während für die Einzelradaufhängung der Vorderräder eine vereinfachte Ausführung des Dubonnet-Federknies aus dem Olympia adaptiert wird; hinten findet ebenfalls eine Starrachse mit Blattfedern Verwendung. („Synchron-Federung“). Mit hydraulisch betätigten Trommelbremsen, komplett instrumentiert und serienmäßigem Fahrtrichtungsanzeiger (Winker) werden der Zweitürer und die Cabrio-Limousine zum gleichen Preis von 2100 Reichsmark (RM) angeboten. Ab Januar 1938 ist auch ein viertüriges Modell zum Preis von 2350 RM im Verkaufsprogramm.

 

20.12.1936 – Nach der Eröffnung der ersten Autobahntankstelle wird nun auch die erste Autobahnrastanlage Deutschlands eröffnet. Mit Freigabe der Teilstrecke Eisenberg-Schleiz der damaligen Reichsautobahnstrecke 16 wurde auf der Wittchensteiner Höhe bei Triptis in Thüringen die umgebaute Gaststätte „Walderholungsheim Rodaborn zusammen mit Parkplätzen zu beiden Seiten der Autobahn in als Raststätte eröffnet. Die Raststätte Rodaborn wurde nicht vom Unternehmen Reichsautobahnen selbst, sondern von einer Genossenschaft betrieben.

 

 

1937

 

1937 wird im französischen Bois-Colombes der letzte Hispano-Suiza gebaut, ein K6/Typ 70 mit einem 5,1-Liter Sechszylinder. 1904 wurde das spanische Unternehmen unter Beteiligung des Schweizer Konstrukteurs Birkigt in Barcelona gegründet. 

 

01.01.1937 - Nachdem die Silberpfeile der Auto Union und von Mercedes-Benz die Grand Prix-Saison fast vollständig dominiert haben, kommt beim ersten Rennen beim Großen Preis von Südafrika in East London des neuen Jahres kein deutsches Fahrzeug unter die ersten Drei. Es gewinnt ein ERA vor zwei Riley. Bernd Rosemeyer wird mit seinem Auto Union Typ C Sechster.

 

18.01.1937 – Die Ford-Werke feiern die Produktion des 25.000.000. Fahrzeugs – ein noch nie dagewesenes Jubiläum. Aus diesem Anlass spendet Henry Ford 25 Millionen US-Dollar (entspricht heute rund 472 Millionen US-Dollar) „für wohltätige Zwecke zugunsten seiner Arbeiterschaft“.

 

02/1937 - Dem Trend zur Stromlinie folgen auch die Frankfurter Adler-Werke mit dem "Typ 10" oder auch Adler 2,5 Liter. Der mit dem Beinamen "Autobahn" versehene Wagen hat eine von Chefkonstrukteur Karl Jeschke versehene stromlinienförmige Karosserie. Es gibt ihn als zunächst als viertürige Limousine mit Schiebedach von Ambi-Budd und als zwei- bzw. viersitziges Cabriolet vom Osnabrücker Karosseriebauer Karmann. Ein Jahr später erscheint eine zweitürige Sportlimousine (Adler 2,5 Liter Sport), die bei Buhne (Berlin) und Gläser (Dresden) produziert wird. Der Adler 2,5 Liter hat einen Sechszylinder-Reihenmotor mit 2.494 ccm Hubraum und 58 PS (80 PS beim 2,5 Liter Sport). Damit war er 125 km/h bzw. 150 km/h schnell. Zwischen 1937 und 1940 entstanden 5.295 Exemplare aller Ausführungen.

 

02/1937 – Auf der 27. Internationalen Automobil- und Motorrad-Ausstellung (IAMA) in Berlin wird der Opel Super 6 zusammen mit dem neuen Opel-Spitzenmodell „Admiral“ als Nachfolger des Opel 6 vorgestellt. Gegenüber seinem mit einem 2-Liter-Sechszylindermotor motorisierten Vorgänger hat der Super 6 2,5 Liter Hubraum.  Die Bauweise mit separatem Fahrgestell macht es möglich, verschiedene Aufbauten herzustellen. Angeboten werden außer der viertürigen Limousine auch zweitürige Cabriolets und Roadster. Das „Gläser“ Super-6-Cabriolet mit einer Karosserie der Gläser-Karosserie GmbH in Dresden ist das luxuriöse Schmuckstück dieser Reihe. Nachdem in fast zwei Jahren 46.453 Wagen des „Super 6“ hergestellt werden, folgt mit dem gleichen Motor Ende 1938 der Opel Kapitän mit selbsttragender Karosserie. Während der Opel 6 mit 2-Liter-Motor ein unsynchronisiertes Vierganggetriebe hatte, wird der hubraumstärkere Super 6 mit einem Dreiganggetriebe versehen, das im II. und III. Gang synchronisiert ist. Wie der „Admiral“ (mit 3,6 Litern Hubraum) hat der Super 6 als erster Opel einen neu konstruierten 2,5-Liter-Sechszylindermotor mit OHV-Ventilsteuerung („hängende Ventile“) und stirnradgetriebener seitlicher Nockenwelle, dessen Grundkonstruktion bis 1966 (außer im ab 1962 produzierten „Kadett“) in allen Opel-Modellen verwendet wird.

 

15.02.1937 – Im Alter von 55 Jahren stirbt in Turin der italienische Automobilrennfahrer und-konstrukteur Vincenco „Censin“ Lancia. Nach dem Willen des Vaters soll er Rechtsanwalt werden, aber nach seinen schwachen schulischen Leistungen wird Lancia Buchhalter und fängt als solcher bei Fiat an. Da er aber auch an Fahrzeugen interessiert ist, verlässt er bald seinen Büroposten, um als Mechaniker sowie später Rennfahrer tätig zu werden. Für Fiat bestreitet der Italiener zahlreiche Rennen in der Frühzeit des Motorsports, dabei als erstes das Rennen Paris–Madrid 1903. Zu den besten Leistungen Lancias zählt der zweite Platz 1906 beim Vanderbilt Cup in den USA. 1906 gründet er zusammen mit Claudio Fogolin die Automobilfirma Lancia. 1908 wurde Vincenzo Lancia deswegen von Fiat als Rennfahrer entlassen, bleibt jedoch bis 1910 als Mitarbeiter auf der Gehaltsliste. Nach zaghaften Versuchen, mit seinen eigenen Fahrzeugen bei Rennen zu starten, konzentriert er sich ab 1911 vollständig auf den Bau und die Entwicklung seiner Fahrzeuge, die als schnelle und elegante Sportwagen gelten und technisch aufwändig, aber auch sehr zuverlässig sind. In der Folgezeit macht Lancia mit vielen Innovationen im Automobilbau von sich reden, erhält zahlreiche Patente und gilt als die „Marke der Ingenieure“. Unter Führung des Italieners werden außer Personenkraftwagen auch Lastkraftwagen, Omnibusse, Oberleitungsbusse und Militärfahrzeuge verschiedener Art gebaut. Vincenzo Lancia stirbt im Februar 1937. Sein Sohn Gianni Lancia übernimmt daraufhin im März 1937 die Führung des Unternehmens.

 

18.02.1937 - Das bislang größte Automobil des französischen Herstellers Renault erhält von der nationalen Zulassungsbehörde seine Zulassung: Der Renault Juvaquatre. Auffällig ist die Frontgestaltung mit den integrierten Scheinwerfern, die stark an den damaligen Opel Kadett I erinnert. Dieser Typ AEB 1 sind im Grunde noch Prototypen, die Serienausführung Typ AEB 2 erhält am 03.08.1937 ihre Zulassung. Der Juvaquatre verfügt über einen wassergekühlten Vierzylindermotor mit 1004 ccm. Bis 1955, als Break Dauphineoise bis 1946 wird das Fahrzeug gebaut. In dieser Zeit wird er als Limousine, Coupé, Kabriolimousine, Kombi und Kastenwagen gebaut. Der Juvaquatre hat weder einen direkten Vorgänger noch einen Nachfolger.

 

28.04.1937 – Nach vierjähriger Bauzeit wird die Golden Gate Bridge bei San Francisco fertiggestellt. Die Eröffnungsfeierlichkeiten beginnen am 27. Mai und dauern eine Woche. Am 28. Mai wird die Brücke für den Straßenverkehr freigegeben, nachdem die Brücke am Vortag bereits zu Fuß überquert werden konnte. Bei ihrer Eröffnung ist die Golden Gate Bridge die längste Hängebrücke der Welt.

 

09.05.1937 - Auto Union und Mercedes-Benz deklassieren die Konkurrenz beim Großen Preis von Tripolis. Auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke von Mellaha siegt Hermann Land auf Mercedes-Benz, ihm folgen die beiden Auto Union-Fahrer Bernd Rosemeyer und Ernst von Delius.  Auf den Plätzen 4 bis 8 fahren ins Ziel: Hans Struck und Luigi Fagioloi (beide Auto Union), Rudolf Caracciola und Richard Seaman (beide Mercedes-Benz) sowie Rudolf Hasse (Auto Union). Auch am 30.05.1937 machen die Silberpfeile die ersten Plätze unter sich aus.

 

13.05.1935 - Der US-Amerikaner Carl C. Magee, Rechtswanwalt und Verleger, beantragt ein Patent für ein münzgesteuertes Parkmessgerät. Das Patent wurde unter Patentnummer 2,118,318 am 4. Mai 1938 eingetragen. Die erste installierte Parkuhr „Black Maria (Schwarze Maria)“ wurde in Oklahoma City installiert.

 

26.05.1937 – Auf dem Badberg-Viereck, dem heutigen Sachsenring, findet das erste Rennen statt. Die Ursprünge des Sachsenrings gehen auf das Badberg-Vierecksrennen zurück, welches erstmals am 26. Mai, dem Himmelfahrtstag des Jahres 1927 vor über 140.000 Zuschauern stattfand. Der 8,71 km lange Straßenkurs führt gegen den Uhrzeigersinn durch Hohenstein-Ernstthal nach Norden, um dann in westlicher Richtung parallel zur heutigen A4 Chemnitz–Gera zu verlaufen. Auf der heutigen Bundesstraße 180 geht es nach Süden, um dann in der Queckenberg-Kurve auf die Zielgerade einzumünden. Nach zwei Auflagen muss die Veranstaltung nach Protesten der Bürgerschaft wegen der zahlreichen Unfälle zunächst ausgesetzt werden.

 

28.05.1937 - Mit einem Stammkapital von 480.000 Reichsmark wird in Berlin die Gesellschaft zur Vorbereitung des Deutschen Volkswagens mbH, der Vorläufer der Volkswagen AG gegründet.

 

06., 13. und 20.06.1937 - Alfa Romeo kann den überragenden Silberpfeilen der Auto Union und von Mercedes-Benz die Stirn bieten. Beim Großen Preis von Rio de Janeiro gewinnt Carlo Pinatcuda, der Mille Miglia-Sieger von 1935 und 1937, auf Alfa Romeo vor Hans Stuck auf Auto Union. Dritter wird wieder ein Alfa Romeo mit dem Fahrer Antonio Brivio, dem Mille Miglia-Sieger von 1936. Eine Woche später sind die Silberpfeile jedoch wieder da. Beim Eifelrennen auf dem Nürburgring siegt Bernd Rosemeyer (Auto Union) vor den Mercedes-Benz-Fahrern Rudolf Caracciola und Rudolf von Brauchitsch. Hasse (Auto Union) belegt Platz 4, Land (Mercedes-Benz) Platz 6, Müller (Auto Union) Platz 7, Kautz (Mercedes-Benz) Platz 9 und v. Delius kommt mit seinem Auto Union auf den zehnten Platz. Wieder eine Woche später, am 20.06.1937, findet der Heim-Grand Prix der Italiener in Monza statt. Dieser zählt jedoch nicht zur Europameisterschaft.  Nun ist es wieder Alfa Romeo, das dominiert und die ersten drei Plätze belegt. Tazio Nuvolari siegt vor Giuseppe Farina (dem späteren 1. Formel 1-Weltmeister) und dem späteren Schriftsteller Hans Ruesch. Vierter wird Rudolf Hasse auf Auto Union. Dies ist das letzte Grand Prix-Rennen im Jahr 1937, bei dem kein Silberpfeil siegt. Bis auf den Vanderbilt Cup auf Long Island, New York, (3. Platz für Alfa Romeo) belegen die Silberpfeile immer mindestens die ersten drei

Plätze.

 

17.06.1937 – Nach 18 Jahren Bauzeit – nach der Weltwirtschaftskrise unterstützt durch Mittel des New Deal – wird die zweispurige, asphaltierte California State Route 1 („Highway No. 1) fertiggestellt und eröffnet. Die Straße verbindet nicht nur die wichtigsten Sehenswürdigkeiten Kaliforniens, sondern gilt auch als eine der schönsten Route entlang der Pazifikküste. Der Abschnitt zwischen den Städten Dana Point und Oxnard wird offiziell als Pacific Coast Highway ausgewiesen.

 

19.-20.06.1937 – Beim 13. 24-Stunden-Rennen von Le Mans holen sich Petar Graf Orssich und Rudolph Sauerwein mit einer Adler Super Trumpf Rennlimousine (1,7 Liter) den Klassensieg in der Rennklasse 1501-2000 ccm. Und werden Sechste in der Gesamtwertung. Auf Platz 9 kommen Otto Löhr und Paul von Guilleaume, ebenfalls mit einer Adler Super Trumpf Rennlimousine. Der Gesamtsieg geht an Jean-Pierre Wimille/Robert Benoist im Bugatti Type 57G Tank vor zwei Delahaye 135CS.

 

25.07.1937 - Auf dem Nürburgring findet der Große Preis von Deutschland statt, der Heim-Grand Prix der Silberpfeile. Wieder gewinnt Rudolf Caracciola auf Mercedes-Benz vor seinem Teamkollegen Manfred von Brauchitsch. Bernd Rosemeyer auf Auto Union wird Dritter.

 

26.07.1937 – Mit Ernst von Delius stirbt ein weiterer deutscher Rennfahrer der 1930er Jahre. Sein erstes Rennen fährt Ernst von Delius im August 1931 im Alter von 19 Jahren auf der AVUS in Berlin als Privatfahrer in einer Konkurrenz der Sportwagen, bei der er als krasser Neuling Platz sechs erreichte. In den folgenden Jahren erzielt er eine Reihe von Erfolgen in kleinen und größeren Wettbewerben jener Zeit und gilt als große Hoffnung des Motorsports. Unter anderem gewinnt er beim Eifelrennen auf der Nürburgring-Nordschleife 1935 auf einem BMW 319/1 die Klasse der Sportwagen bis 2 Liter Hubraum vor Paul von Guilleaume auf Adler. Von Delius fährt die fünf Runden über 114,05 km in 1:07:29 Stunden beziehungsweise mit einem Durchschnitt von 101,40 km/h und kommt 5:44,4 Minuten vor dem Zweitplatzierten seiner Klasse ins Ziel. Auf Anraten von Ferdinand Porsche nimmt ihn die Auto Union als Nachwuchsfahrer für die Grand-Prix-Europameisterschaft 1935 auf. Als Teamkamerad von Bernd Rosemeyer und Hans Stuck steht von Delius bald unter den besten Fahrern der Welt. Er gewinnt im Januar 1937 den Grosvenor Grand Prix in Kapstadt. Eine Kollision mit Richard Seaman beim Großen Preis von Deutschland 1937 auf dem Nürburgring bereitet der hoffnungsvollen Karriere am 25. Juli 1937 ein jähes Ende. Während Seaman mit leichteren Verletzungen davonkommt, erliegt Ernst von Delius am darauffolgenden Tag in Bonn seinen schweren Verletzungen.

 

10.08.1937- In Koblenz stirbt der 42jährige Konstrukteur und Automobilhersteller Hans Gustav Röhr an den Folgen einer Lungenentzündung, die er sich nach einer Cabrioletfahrt zugezogen hat. Im Alter von nur 17 Jahren konstruiert er bei den Rheinischen Aerowerken sein eigenes Flugzeug. Dort erwirbt er sich auch Grundkenntnisse in der Konstruktion von Motoren, die ihrer Zeit voraus waren: Röhr setzt einen aus Motorradzylindern selbst konstruierten Fünfzylinder-Sternmotor mit 600 PS ein. Der Vertrag von Versailles verbietet Deutschland zunächst jeglichen Bau von Flugzeugen. Daher konzentrierte sich Röhr bei Priamus auf den Automobilbau. Sein erster Prototyp, den er 1919 bei den Priamus-Werken gemeinsam mit Joseph Dauben verwirklicht, zeigte bereit deutliche Merkmale späterer Konstruktionen: eine fortschrittliche Fahrwerkskonzeption und die aus dem Flugzeugbau gewonnenen Leichtbaueigenschaften. Der Prototyp, der als preiswertes Modell für die Massen gedacht ist, bietet eine Straßenlage, die die Qualität damaliger Luxusautomobile weit übertrifft. 1921 verlässt Röhr die finanziell angeschlagenen Priamus-Werke und geht nach Berlin. Dort baut er einen zweiten Prototyp, der mit einer hydraulischen Vierradbremse ausgestattet ist. Das ist zwar revolutionär im Straßenwagenbau, die Bremse macht aber Probleme und Röhr erkennt, dass die Motorisierung den wachsenden Anforderungen des Markts nicht genügt. Ende 1923 baut er einen dritten Prototyp, einen Wagen mit Sechszylindermotor, Vollschwingenachsen und einem sehr niedrigen Schwerpunkt. Er versucht, dieses Fahrzeug an die etablierte Automobilindustrie als Lizenzmodell zu verkaufen. Trotz großer Begeisterung ist vielen Unternehmern das Wagnis zu groß. So entschließt sich Röhr, die notwendigen Finanzmittel selbst zu beschaffen und den Wagen unter eigenem Namen zu vermarkten. 1926 wird mit Geldern unter anderem der Unternehmerfamilie Stinnes und des Frankfurter Bankhauses Otto Hirsch & Co. die Röhr Auto AG in Ober-Ramstadt bei Darmstadt gegründet. Hierfür übernimmt man die Produktionsstätten der früheren Falcon Automobilwerke. Die Fertigung startet 1927 mit dem Röhr 8, einem Modell der oberen Mittelklasse mit Achtzylindermotor, 40 PS, Plattformrahmen und, dank Vollschwingenachsen, hervorragenden Fahreigenschaften. Trotzdem findet der erste echte Röhr nur knapp 100 Käufer. Schuld ist wohl der Motor, der weder besonders kraftvoll, noch sehr standfest ist. Als Röhr 1928 an der Internationalen Automobilausstellung in Berlin teilnimmt, hat er den etwas unzuverlässigen Motor verbessert, er bekam mehr Hubraum und ein Leistungssteigerung auf 50 PS. Das neue Fahrzeugmodell heißt nun Röhr 8 Typ R und wird zum ersten kommerziellen Erfolg des neuen Automobilproduzenten. Von 1928 bis 1930 verkaufen sich rund 1000 Fahrzeuge. Doch Röhr wird vom Strudel der Weltwirtschaftsskrise erfasst, das Unternehmen verliert seinen Hauptaktionär und findet keine neuen Geldgeber. Anfang 1931 stoppt die Produktion vorerst. Die Röhr Auto AG wird mit Einverständnis der Gläubiger vom Schweizer Holdinggesellschafter Joos Andreas Heintz übernommen. Unter dem Namen Neue Röhrwerke AG wird im April 1931 die Produktion wieder aufgenommen, der gerade 36-jährige Hans Gustav Röhr muss sein Unternehmen jedoch verlassen. In den folgenden Jahren wechselt Röhr zunächst als Chefkonstrukteur zu Adler, wo er für den neuen Adler Trumpf verantwortlich zeichnet. Es folgen weitere Modelle wie der überarbeitete Adler Favorit und der Adler Standard 6 und auch das erfolgreichste Adler-Modell, der Trumpf Junior. 1935 überwirft sich Röhr mit Adler, wechselt zur Daimler-Benz AG und wird technischer Direktor. Aufgrund seiner sich gegen die Nazis positionierenden französischen Ehefrau erhält er jedoch keinen Einblick in militärische Projekte. Zusammen mit weiteren ehemaligen Mitarbeitern entwickelte er neue Modelle mit Frontantrieb und technischen Errungenschaften wie einzeln aufgehängte Räder und selbsttragende Karosserien. Doch der Vorstand lehnt die Produktion ab. Damit ist ihm sein weitere Weg bei Daimler-Benz verbaut, wozu auch seine mangelnde Anpassungsbereitschaft beiträgt. Unmittelbar nach seinen überraschenden Tod 1937 werden seine Unterlagen und Pläne von seinen Gegnern bei Daimler-Benz vernichtet.

 

28.08.1937 - Die im Aufbau befindliche Automobilsparte des japanischen Webmaschinen-produzenten Toyoda Automatic Loom Works, Ltd. wird als Toyota Motor Corporation zu einem eigenständigen Unternehmen. Die von Sakichi Toyoda gegründete Firma Toyotas beginnt ursprünglich mit hölzernen Webrahmen und ab 1924 mit „automatisierten Webmaschinen“. 1929 verkauft Toyoda sein Patent der automatischen Webmaschine an die britische Firma Platt Brothers und nutzt den Erlös, um eine Automobilproduktion aufzubauen. 1935 entstehen das erste Automobil, der Toyota A1 (Toyota AA bei Markteinführung 1936), und der GG Truck. Am 28.08.2017 gründen Kiichiro Toyoda und sein Cousin Toyoda Eiji die Toyota Motor Corporation. Dabei taucht die abgeänderte Form des Namens Toyota statt bisher Toyoda auf. Ab 1970 vertreibt Toyota seine Fahrzeuge auch auf dem deutschen Markt, in der Schweiz hat man damit bereits 1967 begonnen. Heute gehört Toyota zu den größten Automobilkonzernen der Welt.

 

12.09.1937 - Rudolf Caracciola gewinnt den Großen Preis von Italien auf Mercedes-Benz vor Hermann Lang (ebenfalls Mercedes-Benz) und Bernd Rosemeyer (Auto Union) und wird zum zweiten Mal Grand-Prix-Europameister.

 

21.10.1937 – Der italienische Rennfahrer Piero Taruffi fährt mit einer Gilera Rondine in Brescia einen neuen Geschwindigkeitsweltrekord ein. Mit der mit einem 492 ccm großen Gilera-Vierzylinder mit Kompressor erreicht er eine Geschwindigkeit von 274,181 km/h. Es ist der einzige Rekord für den italienischen Hersteller.

 

25.10.1937 - Als erster Rennfahrer der Welt durchbricht der Grand-Prix-Rennfahrer Bernd Rosemeyer die Geschwindigkeitsgrenze von 400 km/h. Nach einem fliegenden Start erreichte er mit einem Auto Union Typ C-Stromlinienwagen auf der einen Kilometer langen Messstrecke auf der Reichsautobahn Frankfurt-Darmstadt eine Geschwindigkeit von exakt 406,32 km/h. Bei einem weiteren Rekord-Wochenende verunglückte er auf der Strecke tödlich.

  

11/1937 - Mit dem BMW 327 stellt der Münchner Autobauer eines der schönsten Fahrzeuge der Vorkriegszeit vor. Vier Jahre lang wird das elegante Fahrzeug als 2+2-sitziges Coupé und (ab 1938) Cabriolet gebaut. Die Karosserien entstehen in Berlin bei Ambi-Budd und werden anschließend zu BMW nach Eisenach geliefert. Hinter der Vorderachse sitzt ein längs eingebauter 1.971 ccm großer Sechszylinder-Reihenmotor mit 55 PS. In der Nachkriegszeit wird das im Krieg zerstörte Werk wiederaufgebaut und unter sowjetischer Verwaltung entstehen bis 1955 (ab 1952 in Dresden) mehr als 500 Fahrzeuge. Auf den britischen Markt kommen die BMW 327 als Frazer-Nash BMW 327 und entstehen auch direkt bei Frazer-Nash. Nach dem Krieg übernimmt die Bristol Aircraft Company die Konstruktion des BMW 327 und baut das Coupé zwischen 1947 und 1950.

 

11/1937 Der Opel Super 6 wird als Nachfolger des Opel 6 auf der 27. Internationalen Automobil- und Motorrad-Ausstellung in Berlin zusammen mit dem neuen Spitzenmodell Opel Admiral vorgestellt. Die Bauweise mit separatem Fahrgestell macht es möglich, verschiedene Aufbauten herzustellen. Angeboten werden außer der viertürigen Limousine auch zweitürige Cabriolets und Roadster. Das „Gläser“ Super-6-Cabriolet mit einer Karosserie der Gläser-Karosserie GmbH in Dresden ist das luxuriöse Schmuckstück dieser Reihe. Wie der Admiral (3,6 Liter Hubraum) hat der Super 6 als erster Opel einen damals neukonstruierten 2,5-Liter-Sechszylindermotor mit OHV-Ventilsteuerung („hängende Ventile“) und stirnradgetriebener seitlicher Nockenwelle, dessen Grundkonstruktion bis 1966 (außer im ab 1962 produzierten „Kadett“) in allen Opel-Modellen verwendet wird. Die Höchstgeschwindigkeit des Super 6 beträgt 117 km/h, doch von viel größerer Bedeutung ist die Dauergeschwindigkeit von 100 km/h, die den Wagen damit als „autobahnfest“ kennzeichnet. Nachdem in fast zwei Jahren 46.453 Wagen des Super 6 hergestellt werden, folgt mit dem gleichen Motor Ende 1938 der Opel Kapitän mit selbsttragender Karosserie.

 

19.11.1937 - Mit seinem Thunderbolt erreicht der Engländer Captain George Eyston auf einem Salzsee in Utah mit über 500 km/h Spitzengeschwindigkeit einen neuen Geschwindigkeitsweltrekord für Automobile.

 

28.11.1937 – Nur fünf Wochen nach dem von Piero Taruffi mit einer Gilera Rondine aufgestellten Geschwindigkeitsweltrekord stellt Ernst Jakob Henne mit einer vollverkleideten 500-ccm-Kompressor-BMW einen neuen Rekord auf. Er erreicht auf der Autobahn Frankfurt-Darmstadt eine Geschwindigkeit von 279,503 km/h. Dieser Rekord wird 14 Jahre Bestand haben – bedingt durch den Zweiten Weltkrieg.

 

 

1938

 

1938 - Der "Große Mercedes", der 770 (W150) wird zwischen 1938 und 1943 88 x gebaut. Im gleichen Jahr kommt der Typ 320 bzw. 340 als Nachfolger des Mercedes-Benz Typ 290 auf den Markt. Er hat einen Sechszylinder-Reihenmotor mit 3.208 ccm und 78 PS bzw. als Typ 340 mit 3.405 ccm und 80 PS. Den 320 bzw.  gibt es bis 1942 in verschiedenen Karosserievarianten. Von Audi kommt der neue Typ 920. Er gehört zur oberen Mittelklasse, das Fahrwerk und die Karosserie entsprechen dem Wanderer W23. Angetrieben wird er von einem Sechszylinder-Reihenmotor mit 3.281 ccm und 75 PS.  In Zwickau entstehen bis 1940 insgesamt1.281 Fahrzeuge, davon 795 Cabriolets. Opel bringt das neue Modell Kapitän auf den Markt. Auch er gehört wie der Audi zur oberen Mittelklasse. Der Kapitän ist das letzte, als Nachfolger der Erfolgsmodells Super 6 vor dem Zweiten Weltkrieg konstruierte Opel. Das Modell gibt es als Limousine mit zwei oder vier Türen und als vor- und fünfsitzige Vier-Fenster-Cabriolets. Zusätzlich entstehen 248 zweisitzige Cabriolets bei Gläser in Dresden und Hebmüller in Wülfrath. Angetrieben wird der Kapitän von einem Sechszylinder-Reihenmotor mit 2.473 ccm und 55 PS. Bis zur Einstellung der Pkw-Produktion im Herbst 1940 werden 25.371 Fahrzeuge hergestellt, 1943 folgen drei weitere Einzelexemplare. In Frankreich bringt Peugeot das Modell 202 auf den Markt. Besonderes Merkmal sind seine Scheinwerfer, die hinter dem Kühlergrill angebracht sind. Der Kleinwagen hat einen 1.133 ccm großen Vierzylindermotor mit 30 PS. Es gibt den 202 als Limousine, Kombi und Cabriolet. 1940 wird die Produktion kriegsbedingt eingestellt und von 1947 bis 1949 wieder aufgenommen. Insgesamt entstehen rund 105.000 Exemplare. In Schweden erscheint die Volvo PV 800-Serie (umgangssprachlich auch Volvo Suggan, zu Deutsch "Sau"). Der PV 800 dominiert in Schweden bis in die 50er Jahre den Taximarkt. Er wird aber auch als Hilfsambulanzwagen eingesetzt und im Zweiten Weltkrieg entsteht eine Version als allradgetriebener Geländewagen namens Terrängpersonvagn m/43 (TPV) für die schwedischen Streitkräfte.

 

01.01.1938 - Die Verordnung über das Verhalten im Straßenverkehr, kurz: Straßenverkehrs-Ordnung (StVO) tritt in Kraft. Sie löst die bisherige Reichs-Straßenverkehrs-Ordnung ab. Sie blieb bis zum 01.03.1971 in der BRD gültig. Die wesentlich umfassendere Neufassung von 1937 war zum einen den schnellen straßenverkehrstechnischen Fortschritten und dem Anwachsen des Verkehrs geschuldet, zum anderen wurden nun auch die Kompetenzverlagerungen und Strukturveränderungen innerhalb des inzwischen gefestigten nationalsozialistischen Staates deutlich.

 

28.01.1938 - In der Hubraumklasse zwischen 5.000 und 8.000 ccm fährt Rudolf Caracciola auf der Autobahn Frankfurt - Darmstadt mit einem Mercedes-Benz W 125 eine Geschwindigkeit von 432,700 km/h - in dieser Hubraumklasse ist der Rekord heute noch gültig. Eineinhalb Stunden später stirbt an gleicher Stelle Bernd Rosemeyer. Bei ca. 400 km/h drückt eine Windbö seinen Rekordwagen von der Fahrbahn. Mit ihm stirbt das Idol einer ganzen Generation und einer der erfolgreichsten Rennfahrer der Vorkriegszeit.

 

02/1938 – Der britische Sportwagenhersteller Riley muss Insolvenz anmelden. 1931 hat Riley den von ihm bevorzugten Karosserielieferanten Midland Motor Bodies übernommen. Seit 1935 lagert Riley einen Teil der Karosserieproduktion zu Briggs Motor Bodies aus. Dabei ordert Riley mehr Aufbauten als der Markt abnimmt, so dass es zu größerer Lagerbildung kommt. 1937 geriet diese Lagerhaltung „außer Kontrolle“, was zur Insolvenz führt. William R. Morris übernimmt Riley und gliedert die Werke 1939 in seine Nuffield Organisation ein.

 

03.04.1938 – Am zweiten Tag der Mille Miglia kommt es zu einem schweren Unfall. Um 16:30 Uhr fahren die beiden Genuesen Angelo Mignanego und sein Co-Pilot Dr. Luigi Bruzzo in ihrem Lancia Aprilia die Viale Berti Pichat in Bologna entlang. Bei knapp 100 km/h Fahrgeschwindigkeit verliert der unerfahrene Mignanego auf den dort verlegten Straßenbahnschienen die Herrschaft über den Wagen. Der Lancia kracht zuerst gegen einen Baum und danach in eine große Zuschauergruppe. Während die beiden Autoinsassen fast unverletzt bleiben, sterben beim Aufprall des Wracks zehn Personen, darunter sieben Kinder. 26 Zuschauer wurden zum Teil schwer verletzt. Ein 12 Jahre altes Mädchen starb bei einem weiteren Unfall in Stanghella. Als Konsequenz verbietet die italienische Staatsregierung alle Straßenrennen in Italien. 1939 findet daher keine Mille Miglia statt. Erst 1940 gibt es eine Wiederauflage. Allerdings findet das Rennen nun auf einem 165 Kilometer langen Dreieckskurs mit den Eckpunkten Brescia, Cremona und Mantua statt, die neunmal befahren werden muss. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg findet im Jahr 1947 wieder die Mille Miglia statt und führt erneut von Brescia nach Rom und zurück.

 

23.04.1938 – Bei Weltrekordversuchen in Gyon bei Budapest (Ungarn) verunglückt der britische Motorradrennfahrer Eric Crudgington Fernihough tödlich im Alter von 33 Jahren. In der ersten Hälfte der 1930er Jahre startet er für Excelsior bei zahlreichen internationalen Rennen. Zu seinen größten Erfolgen gehören der Sieg beim Grand Prix der U.M.F in Monthléry und krönt sich zum Europameister der 175-ccm-Klasse. Es folgen in den nächsten Jahren weitere Siege. 1936 stellte Ferinihough auf Brough Superior mit 263,64 km/h einen neuen Weltrekord über die fliegende Meile für Solo-Motorräder auf, den er ein Jahr später im ungarischen Gyon auf 273,25 km/h erhöht. Obendrein stellt er mit 220 km/h einen neuen Rekord für Gespanne auf. Am 23.04.1938 kommt er bei einem Weltrekordversuch vermutlich wegen einer Windbö mit seiner Bough-Superior-J.A.P. von der Fahrbahn ab und stürzt schwer. Schwerverletzt wird er ins Krankenhaus nach Budapest gebracht, wo er verstirbt.

 

05/1938 - Der letzte von vier vom Bugatti-Werk gebauten Typ 57 SC Atlantic entsteht. Die anderen drei Fahrzeuge entstanden bereits im Jahr 1936. Auch dieses Fahrzeug folgt der Linienführung von Jean Bugattis Vorgaben, weicht jedoch in vielen Details ab. So hat es freistehende Kotflügel, während die anderen Atlantic in die Kotflügel eingelassene Scheinwerfer besitzen. Dieses Fahrzeug (Fahrgestell-Nr. 57591) bleibt zunächst 30 Jahre in Erstbesitz und gehört seit 20 Jahren zur exklusiven Ralph Lauren-Kollektion. 1990 wurde die Restaurierung abgeschlossen und der Atlantic erhält beim Pebble Beach Concours d'Elegance den Best of Show Award.  Mit einem geschätzten Auktionspreis von 30-40 Millionen US-Dollar gilt er als teuerster "Gebrauchtwagen der Welt."

 

08.05.1938 - In Hamburg findet das zweite Stadtparkrennen statt. Nach 1934, bei dem nur Motorräder an den Start gingen, begeistern nun auch Sportwagen die Zuschauer in der Hansestadt. Bei schmuddeligem Wetter gehen aber zunächst die Zweiräder an den Start. Ihnen folgen die Sportwagen. In der Einliter-Klasse gewinnt ein NSU-Fiat vor einem MG und einem Fiat, in der 1,5-Liter-Klasse ein MG-Midget vor einem Aston Martin und einem BMW und in der 2-Liter-Klasse liegen drei BMW vorne. Auch ein neuer Neander fährt vielversprechend mit.

 

26.05.1938 - Grundsteinlegung des Volkswagenwerkes. Der Ort am Mittellandkanal im Urstromtal der Aller wird mehr oder weniger zufällig aufgrund einer Bereisung durch den Geschäftsführer Bodo Lafferentz im ländlich geprägten, dünn besiedelten Gebiet bei der Gemeinde Fallersleben sowie dem Schloss Wolfsburg mit dem dortigen Schulenburgischen Gutshof gefunden. Er liegt annähernd in der geographischen Mitte des damaligen Deutschen Reiches und bietet zahlreiche verkehrsgünstige Anbindungen. Im Herbst 1939 stehen die Fertigungshallen im Rohbau. Doch statt der geplanten zivilen Volkswagen – für den bereits Hunderttausende einen Sparvertrag abgeschlossen haben - werden mit Ausbruchs des Zweiten Weltkrieges Kübel- und Schwimmwagen auf Basis des KdF-Wagens gebaut.

 

17.-18.06.1938 - Den Sieg beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans holen sich die französischen Autorennfahrer Eugene Chaboud und Jean Tremoulet auf einem Delahaye 135CS. Auch der deutsche Automobilhersteller geht mit zwei Rennwagen auf Basis des Adler Trumpf an den Start. Die mit einer Stromlinienkarosserie versehenen Adler Super Trumpf Rennlimousine (1,7 Liter) und Adler Trumpf Rennlimousine (1,5 Liter) erreichen in der Gesamtwertung die Plätze sechs (wie im Vorjahr) und sieben (1937: Platz 9). Mit der Adler Trumpf Rennlimousine werden Otto Löhr und Paul von Guillaume Klassensieger in der Klasse 1101-1500 ccm.

 

03.07.1938 - Den Großen Preis von Frankreich für Automobile in Reims gewinnt der Deutsche Manfred von Brauchitsch auf Mercedes-Benz. Ihm folgen Rudolf Caracciola und Hermann Land auf den Plätzen 2 und 3, ebenfalls auf Mercedes-Benz.

 

24.07.1938 - Den Großen Preis von Deutschland für Automobile gewinnt auf dem Nürburgring der Brite Richard Seaman auf Mercedes-Benz. Auf Platz 2 fuhren Rudolf Caracciola und Hermann Land, ebenfalls auf Mercedes-Benz. Auf den Plätzen 3 und 4 folgen die Auto Union-Fahrer Hans Stück bzw. Hermann Paul Müller und Tazio Nuvolari.

 

02.08.1938 – Mit Fritz Held stirbt in Baiersbronn einer der Pioniere des Automobils und des Motorsports in Deutschland. In der Zeit der Jahrhundertwende startet der eng mit der Familie Benz verbundene Held erfolgreich bei Automobilwettfahrten. Anfang Juli 1899 fährt er auf dem Benz 8 PS Rennwagen, dem ersten veritablen Rennwagen der Benz & Cie., zusammen mit Beifahrer Hans Thum bei der Fernfahrt Frankfurt–Köln über eine Strecke von 193,2 km mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 22,5 km/h den Klassensieg ein und gewinnt die Große Goldene Medaille. Zweiter wird ein weiterer 8 PS, pilotiert von Emil Graf. Mit einer auf 12 PS leistungsgesteigerten Version des von Carl Benz erfundenen „Contra-Motors“ erreicht Held drei Wochen später hinter dem Sieger Eugène de Dietrich (De Dietrich) Rang zwei bei der Fahrt Innsbruck–München. Im September 1899 gewinnt er zusammen mit Carl Benz’ Sohn Richard auf dem 12 PS die Wettfahrt Berlin–Leipzig. Am 13. Mai 1900 siegt Held zusammen seinem Beifahrer, dem 25-jährigen Benz-Chefmechaniker Mathias Bender auf einem Benz 16 PS Rennwagen beim Rennen Mannheim-Pforzheim-Mannheim. Die Veranstaltung wird zu Ehren der ersten erfolgreichen Fernfahrt mit einem Automobil, die Bertha Benz 1888 mit dem Benz Patent-Motorwagen Nummer 3 auf der Route gelungen war, absolviert. Fitz Held ist in Mannheim Inhaber der Firma Fritz Held, Automobile, Mannheim und fungiert auch als Vertreter der Marke Benz.

 

15.08.1938 – In Magreglio am Comer See stirbt der italienische Ingenieur und Unternehmer Nicola Romeo im Alter von 64 Jahren. Nach einem Maschinenbaustudium und anschließender Tätigkeit im Ausland kehrt er 1911 nach Italien zurück und gründet die „Ing. Nicola Tomeo e Co“. Die Firma stellt Maschinen und Ausrüstung für den Bergbau her. Aus Expansionsgründen erwirbt Romeo 1915 die Anteilsmehrheit an dem fünf Jahre zuvor in Portello bei Mailand gegründeten Automobilhersteller A.L.F.A. und stellt auch dort vermehrt Rüstungsprodukte. 1918 erwirbt er die absolute Mehrheit an A.L.F.A. und benennt seine Firma in „Società Anonima Italiana Ing. Nicola Romeo“. Der Markenname A.L.F.A. wurde in „Alfa Romeo“ geändert. Nach dem Ersten Weltkrieg konzentriert sich Alfa Romeo wieder auf den Automobilbau. Mit Hilfe von Vittorio Jano, der ab 1923 für die Technik verantwortlich ist, werden neue sportliche Modelle für eine anspruchsvolle Kundschaft entwickelt. Erfolge im Motorsport helfen den damals exklusiven Ruf der Marke aufzubauen und zu festigen. 1928 scheidet Nicola Romeo aus der Firma aus.

 

30.08.1938 – Im Alter von 63 Jahren stirbt in Wien der deutsche Radsportler, Ingenieur, Automobilrennfahrer und Unternehmer Friedrich „Fritz“ Opel. Friedrich Opel ist einer der Söhne von Adam Opel und übernimmt zusammen mit seinen Brüdern nach dem Tod des Vaters 1895 die Firma Opel, die seinerzeit u.a. Nähmaschinen und Fahrräder herstellt. 1898 bringen Friedrich und sein Bruder Wilhelm das Unternehmen in die Automobilindustrie mit dem Kauf der Fabrik von Friedrich Lutzmann in Dessau. Friedrich Opel ist ein erfolgreicher Radsportler und gewinnt alleine ca. 180 Preise auf dem Opel-Rad. Einer seiner größten Triumphe ist der Sieg bei der 620 Kilometer langen Fernfahrt Basel–Cleve 1894. Auch ist er ein begeisterter Förderer des Automobilsports und Automobilrennfahrer. Fritz Opel startet für die eigene Marke u. a. beim Kaiserpreis-Rennen 1907, der Targa Florio im selben Jahr, beim Grand Prix von Frankreich 1908 und beim Grand Prix von Belgien 1912. Er ist bestattet im Opel-Mausoleum in Rüsselsheim am Main. Da Friedrich auch Fritz genannt wurde, wird er oft mit seinem Neffen, dem Automobilrennfahrer Fritz von Opel, verwechselt.

 

09/1938 – In Bremen-Sebaldsbrück wird das neue Werk der Automobilfirma Carl F. W. Borgward eröffnet. Gefertigt werden sollen hier Automobile, aber bereits vor Beginn des Krieges wird das Werk ebenso wie das Stammwerk in Bremen-Hastedt sowie die 1943/44 ausgelagerten Produktionsstätten in Nadah (Motorenbau im Außenwerk Ottersberg) und Delmenhorst (Getriebe und Achsen) für die Herstellung von Fahrzeugen der Wehrmacht eingespannt. Als bei dem schweren Luftangriff auf Bremen vom 12. Oktober 1944 die beiden Borgward-Werke in Hastedt und Sebaldsbrück zerstört werden, sind dort weit über die Hälfte der Beschäftigten Kriegsgefangene und Zwangs- oder „Ostarbeiter“. Im März 1949 stellt Borgward auf dem Genfer Auto-Salon seine Neukonstruktion Hansa 1500 vor. Nun beginnt endlich die Automobilproduktion in Bremen-Sebaldsbrück.

 

11.09.1938 –  Rudolf Caracciola gewinnt zum dritten Mal die Grand-Prix-Europameisterschaft.

 

02.10.1938 – Im französischen Satory stirbt André Lagache, der erste Gewinner des 24-Stunden-Rennens von Le Mans. Lagache arbeitet als Ingenieur bei Chenard & Walcker, gründet (und ist teilweise Namensgeber) die Firma F.A.R. und wird von der Geschäftsleitung des französischen Automobilherstellers ausgewählt, gemeinsam mit René Léonard deren Chenard & Walcker Sport beim ersten 24-Stunden-Rennen in Le Mans 1923 zu pilotieren. Nach 128 Runden und 2209 zurückgelegten Kilometern distanzieren die beiden ihre Landsleute und Teamkollegen Raoul Bachmann und Christian Dauvergne um vier Runden. Lagache ist auch 1924 und 1925 für Chenard & Walcker in Le Mans am Start. Beide Male, wieder ist Rene Léonard sein Teamkollege, scheidet er nach technischen Defekten vorzeitig aus, 1924 nach 26 gefahrenen Runden und 1925 nach 90 Runden.1925 gewinnt der Franzose ein weiteres Langstreckenrennen. Erneut mit Léonard als zweitem Fahrer bleibt er bei den 24 Stunden von Spa-Francorchamps erfolgreich. In seiner in Gennevilliers gegründeten Firma Lagache et Glaszmann, die Anhänger und Zugmaschinen herstellt und 1920 in der Trains Cehnard & Walcker FAR aufgeht, die eine Sattelkupplung entwickelt hat. Bei einer Vorführung der Produkte der Firma verunglückt André Lagache tödlich.

 

13.10.1938 – Präsentation des letzten Eisenacher BMW-Modells Typ 335. Es ist das größte und leistungsstärkste Automobil, das BMW in der Vorkriegszeit anbietet. Aufgrund des Erfolges des BMW 326 bringt BMW mit dem Typ 335 ein größeres Modell mit einem ähnlichen Charakter auf den Markt. Das Fahrzeug hat einen Reihensechszylindermotor mit 3.485 ccm Hubraum und 90 PS. Dies reicht für eine Höchstgeschwindigkeit von rund 145 km/h. Im ersten Produktionsjahr kostet die Limousine 7.850 RM, das zweitürige Cabriolet 9.050 RM, während der BMW 326 schon für 5.500 RM zu haben ist. Zusätzlich gibt es noch ein viertüriges Cabriolet vom Typ 335. Gebaut wird der BMW 335 von 1939 bis 1941, es entstehen 415 Fahrzeuge.

 

 

1939

 

01/1939 - Der BMW 320 wird durch den überarbeiteten BMW 321 abgelöst. Der 321 erhält den unveränderten 2,0-Liter-Reihensecgszylindermotor des Vorgängers. Die Karosserie ist um 110 mm verbreitert worden, die Vorderachse stammt nun vom BMW 326. Die bisher vorne angeschlagenen Türen sind nun hinten angeschlagen. Diese "Selbstmördertüren" solle den Einstieg für Fahrer und Passagiere erleichtern und gelten zu dieser Zeit als modern. Der Typ 321 wird bis 1941 in Eisenach gebaut. Von 1945 bis 1950 wird er unter Leitung der sowjetischen Aktiengesellschaft als 321/2 erneut gebaut.

 

02/1939 – Automobilgeschichte schreibt Karl Haeberk, ein Automobilingenieur der Hanomag. Mit einem Hanomag Rekord Vierzylinder-Dieselmotor mit 1.910 ccm Hubraum fährt er auf der Autobahn bei Dessau vier Weltrekorde. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei165 km/h. Außerdem erreicht er die höchste Geschwindigkeit bei fliegendem Start über fünf Kilometer. Das in den Nachkriegswirren verloren gegangene Fahrzeug wird in den 2010er Jahren auf Basis noch vorhandener, damaliger Serientechnik neu aufgebaut. Außer einigen wenigen Fotos sowie spanten- und Riss-Zeichnungen existieren fast keine Unterlagen.

 

02/1939 – Als Nachfolger des DKW F 7 bringt die Auto Union den F 8 auf den Markt. Wie alle „Frontwagen“ wird er im Audiwerk in Zwickau gebaut. Auch ihn gibt es als einfaches und leistungsschwächeres Modell „Reichsklasse“ und der besser ausgestatteten „Meisterklasse“. Angetrieben wird der Wagen von einem Zweizylinder-Zweitaktmotor mit 0,6 Liter Hubraum (Reichsklasse) bzw. 0,8 Liter Hubraum (Meisterklasse), die Motoren leisten 18 bzw. 20 PS. Wie beim Vorgänger F 7 sind die DKW-typischen kunstlederbezogenen Sperrholzkarosserien auf einen stabilen Stahl-Zentralkastenrahmen aufgesetzt. Das „Front Luxus Cabriolet“ hat eine Karosserie in Holz-Stahl-Mischbauweise, ebenso die Export-Modelle „Meister Super“. Reichsklasse und Meisterklasse sind als zweitürige Limousinen, Cabrio-Limousinen oder Vollcabriolets verfügbar, das „Front Luxus Cabriolet“ als zwei- oder viersitziges Vollcabriolet. Zusätzlich werden auch Lieferwagen und Pick-ups auf Basis der Reichsklasse hergestellt. 1940 wird die Produktion der Reichsklasse und des Luxus-Cabriolets eingestellt, zwei Jahre später auch die der Meisterklasse und der Lieferwagen. Insgesamt entstehen rund 50.000 Fahrzeuge.

 

08.02.1939 – Mit einem Hanomag-Rennwagen stellt Karl Hänerle gleich vier Rekorde auf, unter anderem fährt er über fünf Kilometer bei „fliegendem Start, eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 156. Ein grandioser Erfolg für das Fahrzeug, das mit einem 1,9-Liter-Dieselmotor ausgerüstet ist. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 165 km/h fährt er den Weltrekord für einen Dieselmotor ein. Konstruiert hatte den Motor des Rekordrennwagens ein bemerkenswerter Mann: Lazar Schargorodsky. Er wird um 1882 in Odessa geboren, am Schwarzen Meer, als Spross einer wohlhabenden jüdischen Kaufmannsfamilie. Auch die aerodynamische Aluminiumkarosserie wurde von einem jüdischen Ingenieur entworfen: dem in der Schweiz lebenden Paul Jaray, der als „Vater der Stromlinienform“ in die Automobilgeschichte eingehen soll.

 

09.02.1939 - Rudolf Caracciola stellt zwischen Dessau und Bitterfeld mit 398,234 km/h einen Geschwindigkeitsrekord für Fahrzeug mit 3 Liter Hubraum auf.

 

03.-12.03.1939 - Auf dem Genfer Autosalon wird das letzte vor dem Zweiten Weltkrieg konstruierte Opel-Modell vorgestellt: Der Opel Kapitän. Er ist der Nachfolger des Opel Super 6, besitzt auch dessen 2,5-Liter-Motor, hat nun aber eine selbsttragende Karosserie und eine vordere Einzelradaufhängung mit doppelten Querlenkern. Dem Kapitän gibt es als Limousine mit zwei oder vier Türen sowie als Cabriolet. Bis zum Herbst 1940 werden 25.371 Stück gebaut. Der Kaufpreis für die zweitürige Limousine beträgt 3.575 RM, für die viertürige Limousine 3.975 und für das vier- bis fünfsitzige Vier-Fenster-Cabriolet 4.235 RM. Zusätzlich bauen die Karosseriebaufirmen Gläser (Dresden) und Hebmüller (Wülfrath) zweitsitzige Cabriolets.

 

26.03.1939 – Nachdem es bei der Mille Miglia 1938 zu einem tragischen Unfall kam, bei dem in der Innenstadt von Bologna Zehn Menschen starben, darunter sieben Kinder, verbietet die italienische Regierung mit Beginn des Jahres alle Straßenrennen. Die italienische Regierung organisiert jedoch eine Veranstaltung unter dem Namen „1939 Mille Miglia“ bzw. „Litoranea Libica 1939“ in der Kolonie Italienisch-Libyen. Gefahren wird auf großen Teilen der 1937 erbauten Via Balbia. Der Start erfolgt in Tobruk und führt über 1500 Kilometer entlang der libyschen Küste ins Ziel nach Tripolis. Das Interesse an diesem Rennen ist gering, selbst Alfa Romeo muss aus Rom gedrängt werden um drei Wagen zu melden. Auch die Einsatzwagen werden in Rom bestimmt. Die Alfa Romeo 6C 2500 SS sind eine ungewöhnliche Wahl für ein Rennen in der Hitze am Rande der libyschen Wüste. Benito Mussolini meldet selbst einen 6C 2500 SS für seinen rennfahrenden Chauffeur Ercole Boratto und erklärt vollmundig, Boratto werde die Werksfahrer von Alfa Romeo schlagen, wenn sie mit demselben Rennwagenmodell ins Rennen gingen. Dementsprechend läuft das Rennen ab. Boratto hat mit Consalvo Sanesi einen professionellen Co-Piloten, lässt ihn aber selten ans Steuer, weil er den Zorn seines Chefs fürchtet. Der Zieleinlauf wird zur Farce. Der überlegen führende Clemente Biondetti wird knapp vor Tripolis – wo neben Mussolini und Italo Balbo die Honoratioren der Kolonialverwaltung auf den Sieger warten – angewiesen anzuhalten und dem hinter ihm fahrenden Boratto (bei der Litoranea Libica gab es im Unterschied zur Mille Miglia einen Massenstart) vorbeizulassen. Biondetti hält wie ihm geheißen und lässt seinen Beifahrer Luigi Monzani knapp hinter Boratto ins Ziel fahren. Der Rückstand nach einer Fahrzeit von mehr als 11 Stunden beträgt 21 Sekunden. Sechs Minuten dahinter kommt Willi Briem im Werks-BMW 328 als Gesamtdritter ins Ziel. Von den Veranstaltern der Mille Miglia wird das kuriose Rennen nie als echte Mille angesehen und erhält keine Nummerierung.

 

05/1939 – Fünf Jahre nach Abschaffung aller Geschwindigkeitsbegrenzungen im Deutschen Reich werden aufgrund der hohen Unfallzahlen wieder Begrenzungen eingeführt (PKW innerorts 60 km/h, außerorts 100 km/h, LKW 40 bzw. 70 km/h). Nach Kriegsbeginn senkt man die Geschwindigkeiten im Oktober 1939 auf 40 km/h innerorts, außerorts 80 km/h für PKW, 60 km/h für LKW. Die Beschränkung galt auch auf den neuen Reichsautobahnen. 1953 werden die Begrenzungen erneut aufgehoben und 1957 – nach erneut stark ansteigenden Unfallzahlen – erneut eingeführt.

 

30.05.1939 - Wilbur Shaw gewinnt am Steuer des Maserati „Boyle Special“ 8 CTF die „Indy 500“ mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 185,131 km/h. 1940 wiederholt er den Triumph mit dem gleichen Fahrzeug und wird jeweils einmal Zweiter und Dritter bei diesem bedeutenden Rennen.

 

17.-18.06.1939 – Beim 16. und letzten 24-Stunden-Rennen von Le Mans vor dem Zweiten Weltkrieg siegen Jean-Pierre Wimille und Pierre Veyron mit einem Bugatti Typ 57C Tank vor Gérad/Monneret im delage Type D 6-3Litres und den beiden neuen Lagonda V12 mit Dobson/Brackenbury bzw. Selsdon/Waleran. Auf Platz fünf kommen Max zu Schaumburg-Lippe/Hans Wencher auf einem BMW 328 Touring Coupé. Noch 1938 musste Bugatti die Teilnahme aufgrund technischer Probleme absagen und 1939 startet Jean-Pierre Wimille, der Le-Mans-Sieger von 1937, offiziell unter seinem Namen, wird aber von Bugatti und dessen Logistik vollständig unterstützt.  Die beiden 4.5-Liter-Sportwagen von Lagonda kommen in dieser Form erstmals nach Le Mans. Bei Lagonda – geführt von Alan Good – hat Walter Owen Bentley nach dem Verkauf von Bentley an Rolls-Royce ein neues Betätigungsfeld gefunden. Der britische Automobilpionier kann nach einem halben Dutzend Siegen in Le Mans auf einen großen Erfahrungsschatz zurückgreifen. Zum Leidwesen von Bentley werden die beiden V12-Rennwagen aber so spät fertig, dass sie erst im Training erstmals getestet werden konnten. Dennoch erreichen sie die Plätze drei und vier der Gesamtwertung.

 

25.06.1939 – Richard Seaman, der wohl beste britische Automobilrennfahrer der Zwischenkriegszeit, stirbt beim Großen Preis auf der Rennstrecke von Spa-Francorchamps, als er mit seinem Mercedes-Benz W 154 in Führung liegend bei strömenden Regen von der Fahrbahn abkommt und gegen einen Baum prallt. Das Auto fängt Feuer, Seaman ist bewusstlos. Als er aus dem brennenden Wrack gezogen wird, ist es zu spät. Am Abend erliegt er seinen schweren Verletzungen. Schon in seiner Kindheit ist der 1913 als Sohn wohlhabender Eltern geborene Seaman von Autos begeistert. 1934 bricht er seine Ausbildung ab, um Rennfahrer zu werden. Mit seinem neu erworbenen MG geht er aufs europäische Festland, um die ersten Rennen zu bestreiten. Seaman gewinnt auf Anhieb das Voiturette-Rennen in Bremgarten. Mit einem ERA siegt er bei weiteren kleinen Rennen. Als Copilot von Hans Ruesch belegt er 1936 beim Großen Preis von Donington den ersten Platz. Schließlich wird Mercedes-Rennleiter Alfred Neubauer auf ihn aufmerksam und lädt ihn zu Testfahrten auf den Nürburgring ein. Richard Seaman unterzeichnet einen Vertrag mit Mercedes für 1937, gegen den Willen seiner Mutter, die ihren Sohn nicht für ein Team der Nationalsozialisten fahren sehen will. Die Saison 1937 ist für Seaman solide, aber nicht überragend, seine beste Saison ist 1938, in der er den Großen Preis von Deutschland gewinnt und in der Schweiz in Bremgarten Zweiter hinter seinem Teamkollegen Rudolf Caracciola wird. Im Dezember 1938 heiratet er Erica Popp, Tochter des BMW-Direktors Franz Josef Popp. Seine Mutter bleibt der Trauung demonstrativ fern. Die Saison 1939 beginnt unglücklich. In Pau darf Seaman nicht starten, beim Eifelrennen scheidet er aus. Der Große Preis von Belgien scheint die Wende zu bringen. Doch der Unfall beendet alle Träume. Der wohl beste britische Fahrer der Zwischenkriegszeit bleibt Mercedes’ einziger Todesfall während der Silberpfeil-Ära 1934 bis 1939.

 

30.07.1939 – Der deutsche Erfinder und Ingenieur Prosper L’Orange stirbt im Alter von 65 Jahren in Stuttgart. Der 1876 in Beirut als Sohn eines Mediziners geborene L’Orange studiert von 1896 bis 1900 an der Technischen Hochschule Charlottenburg Maschinen-Ingenieurwissenschaften. Bei Konstruktionsaufträgen zur Einführung des Dieselmotors für die Gasmotoren-Fabrik Deutz in Köln schafft er die Voraussetzungen zum Bau des ersten betriebsfähigen Kammermotors, die 1908 zum Patent DRP 238 832 führen. 1908 wechselt er zu Benz & Cie. nach Mannheim, wo er neben dem Vorkammerprinzip noch weitere elementare Erfindungen macht und weiterentwickelt: Die Trichter-Vorkammer, die Nadel-Einspritzdüse und die regelbare Einspritzpumpe. 1926 gründet er die Firma „Prosper L’Orange Ingenieur-Büro“ in Stuttgart. Die Nachfolgefirma, die L’Orange GmbH, ist heute Weltmarktführer bei Einspritztechnik für 4-Takt-Großmotoren. Zusammen mit Heinrich Buschmann gründet L’Orange 1939 die noch heute erscheinende „Motortechnische Zeitschrift“ als Informationsplattform.

 

11.08.1939 - Bei einer Testfahrt mit einem Bugatti Typ 57 C "Tank" verunglückt Jean Bugatti im Alter von nur 30 Jahren tödlich. Jean Bugatti (eigentlich Gianoberto Maria Carlo Bugatti) ist der älteste Sohn von Ettore Bugatti und wie sein Vater ein genialer Fahrzeugkonstrukteur. Er entwirft u.a. den Bugatti Typ 57, der eines der erfolgreichsten Modelle der elsässischen Marke wird. Im Alter von 23 Jahren entwirft er die traumhafte 2-Sitzer-Karosserie des Bugatti Royal roadster Esders. Auch der Bugatti Typ 57 SC Atlantic - heute das teuerste Auto der Welt - entspringt seiner Feder. 1936 übernimmt er die Automobilproduktion Bugattis. Am 11.08.1939 testet er den Bugatti Typ 57 C "Tank", der kurz zuvor die 24 Stunden von Le Mans gewann, als bei über 200 km/h plötzlich ein Fahrradfahrer aus einem Feld heraus auf die Straße kommt. Jean Bugatti weicht aus und prallt gegen einen Baum.

 

28.08.1939 - Citroën erhält vom französischen Service de mines die offizielle Straßenzulassung für ein neuartiges Fahrzeug, den 2CV Type A. Dessen Entwicklung hat kurz nach dem Einstieg von Michelin bei Citroën rund drei Jahre zuvor begonnen. Der damalige Citroënchef Boulanger hält den Wagen jetzt für marktreif und will ihn unbedingt auf dem Pariser Automobilsalon ’39 vorstellen. Um die bereits angeschafften Maschinen zu testen und auch die 2CV-Produktionsabläufe zu erproben, ist im Citroënwerk Levallois bereits eine erste Serie von 250 Exemplare gefertigt worden. Konstruktiver Minimalismus: Abgesehen von den Radhauben besteht die Karosse des 2CV A 1939 vollständig aus Aluminium. Das spart Gewicht, macht aber vor allem eine Lackierung verzichtbar. Konstruktiver Minimalismus: Abgesehen von den Radhauben besteht die Karosse des 2CV A 1939 vollständig aus Aluminium. Das spart Gewicht, macht aber vor allem eine Lackierung verzichtbar. Die Neuartigkeit des 2CV Type A liegt im Spätsommer 1939 vor allem in seiner radikal auf Funktionalität getrimmten Gesamtkonstruktion. So ist bei den ersten 2CV nur das zum Fahren unbedingt Notwendige vorgesehen: Die per Wellblech stabilisierte Aluminiumkarosse deckelt das Leergewicht auf 380 Kilo, dennoch gibt es Platz für vier Erwachsene und 50 Kilogramm Gepäck. Ein von BMW-Motorrädern inspirierter 2-Zylinder-Boxer mit Wasserkühlung entwickelt zwar nur 9 SAE-PS aus 375 ccm, kann den 2CV aber auf 60 km/h beschleunigen – bei nur 3-4 Litern Verbrauch. Die erste 2CV Serie des Jahres 1939 verfügt im Gegensatz zu den Nachkriegsmodellen über einen wassergekühlten Boxermotor, der sich allerdings in späteren Kältetests nicht bewährt. Ein paar der ersten Serienexemplare werden zu Alltagstests nach Clermont-Ferrand in die Auvergne transportiert, von wo Marcel Michelin im Oktober 1939 nach Paris meldet, man sei wohl zufrieden mit dem 2CV, ärgere sich aber über das Aufsehen, das der Wagen errege. Doch zu diesem Zeitpunkt ist an einen Anlauf der Serienfertigung im größeren Stil ohnehin nicht mehr zu denken, denn zwischenzeitlich befinden sich Frankreich und Deutschland im Kriegszustand und der Pariser Autosalon ’39 ist abgesagt, die weitere Entwicklung des 2CV wird zunächst komplett eingestellt. Als deutsche Truppen Paris besetzen, sind die Vorserienmodelle entweder gut versteckt oder abgewrackt.

 

01.09.1939 - Die Firma Maserati zieht offiziell von Bologna nach Modena. Zwei Jahre zuvor hatten die Maserati-Brüder die Firma an den aus Modena stammenden Industriellen Adolfo Orsi verkauft.

 

03.08.1939 – Zwei Tage nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs findet der – einzige – Große Preis von Belgrad statt. Am selben Tag erklären die Regierungen von Frankreich und Großbritannien dem Deutschen Reich den Krieg. Nach den Trainingsläufen am 1. September, als die Nachricht Belgrad erreicht, dass der Krieg ausgebrochen ist, wollen die meisten Teams abreisen. Dem Veranstalter gelingt es aber, einige zum Bleiben zu bewegen, sodass zwei Tage später ein Rennen stattfinden kann. Fünf Fahrzeuge sind am Start 3 x Mercedes-Benz, 1x Bugatti, 1x Auto Union, davon kommen vier Wagen ins Ziel und nur drei werden gewertet. Die 2,790 km lange Strecke führt durch den Kalemegdan Park mitten in Belgrad. Im Training ist der Deutsche Manfred von Brauchitsch die schnellste Zeit gefahren, der am Renntag auch von der Pole-Position aus ins Rennen geht und als Zweiter das Ziel erreicht. Der Sieg geht an Tazio Nuvolari auf Auto Union, der damit der letzte Sieger einer internationalen europäischen Motorsportveranstaltung bis 1946 ist.

 

 

 

 

6.   Die 1940er – Dunkle Zeiten und Aufbruch

 

 

 

1940

 

12.02.1940 – Im englischen Eastborne stirbt der in Australien geboren britische Automobilrennfahrer Selwyn Francis Edge im Alter von 72 Jahren. 1899 bestreitet er mit einem De-Dion-Bouton-Tricycle sein erstes Rennen, das von Paris nach Bordeaux führt. Dabei scheidet er allerdings aus. Später wechselt er zu Napier. Der Marke bleibt er bis 1913 als Fahrer und anschließend als Händler treu. 1902 gewinnt Edge den Gordon-Bennett-Cup, dabei ist er jedoch der einzige Fahrer, der am Ziel ankommt, während alle anderen Teilnehmer ausscheiden. 1904 wird er Teamchef von Napier. Auf der neuen Brooklands-Rennstrecke stellt er 1907 mit 2.546 km einen neuen 24-Stunden-Rekord auf, den er 1922 mit 2.868 km verbessert. 1937 bestreitet er im Alter von 69 Jahren sein letztes Rennen auf der Brooklands-Rennstrecke.

 

21.03.1940 – In Turin stirbt der italienische Automobilrennfahrer Felice Nazzaro. Mit 15 Jahren kommt er zu den Fiat-Automobilwerken, wo er zunächst als Mechaniker arbeitet. Sein technisches Geschick und sein Gespür für Automobile führen dazu, dass er bald bei Autorennen für Fiat startet. Im Jahr 1901 gewinnt er den ersten Giro automobilistico d’Italia sowie das Rennen Piombino–Livorno in Italien. In Zusammenarbeit mit Vincenzo Lancia, der damals ebenfalls für Fiat arbeitet, wird er ab 1905 zu einem der besten europäischen Rennfahrer. Ins Rampenlicht gerät er, als er beim Großen Preis von Frankreich 1906 nach hartem Duell mit dem Ungarn Ferenc Szisz auf Renault Zweiter wird.  Nazzaro dominiert die Grand-Prix-Saison 1907 mit Siegen beim Grand Prix von Frankreich, beim Kaiserpreis-Rennen in Deutschland und bei der Targa Florio. Technische Defekte verhindern weitere Erfolge im Jahr 1908 wie z. B. bei der Prinz-Heinrich-Fahrt. In den darauffolgenden Jahren versucht er, ebenso wie sein Mentor Lancia, sich selbstständig zu machen. Er gründet die Automobilfirma Automobili Nazzaro und fährt zu Werbezwecken seine eigenen Fahrzeuge auch bei zahlreichen Rennen. Erfolge sind ihm dabei außer dem Gewinn der Targa Florio 1913 kaum beschieden. 1916 beendet er die Tätigkeit von Automobili Nazzaro und kehrt zu Fiat zurück. Für diese Marke fährt er auch wieder Rennen und gewinnt den Grand Prix von Frankreich 1922 – 15 Jahre nach seinem ersten großen Erfolg. Der neuerliche Erfolg wird allerdings durch den Unfalltod seines Neffen Biagio getrübt. Nach mehreren Ausfällen bei nachfolgenden Rennen beendet er 1925 seine Motorsportkarriere. Felice Nazzaro arbeitet bis zu seinem Tod 1940 in der Rennabteilung von Fiat.

 

28.04.1940 – Nachdem die Mille Miglia 1938 von einem schweren Unfall mit zahlreichen Todesopfern überschattet war und daraufhin im Folgejahr keine Mille Miglia stattfand, gehen 1940 wieder Rennfahrer mit ihren Fahrzeugen an den Start. Allerdings nicht auf der gewohnten Strecke Brescia – Rom – Brescia, sondern auf einem Dreieckskurs mit den Eckpunkten Brescia – Cremona – Mantua. Die 165 Kilometer lange Strecke muss neunmal befahren werden. Am Start sind auch die BMW-Werksfahrer Huschke von Hanstein und Walter Bäumer mit ihrem bei der Carrozzeria Touring gebauten BMW 328 Coupé. Nach einem Klassensieg zwei Jahre zuvor auf BMW 328 holen sie sich diesmal mit dem Zweiliter-Sechszylinder den Gesamtsieg vor dem Italiener Nino Farina im Alfa Romeo 6C 2500. Dies ist nach Rudolf Caracciola 1931 auf Mercedes-Benz SSKL der zweite Sieg eines Nichtitalieners bei der Mille Miglia.

 

30.05.1940 – Schon bald nach dem Beginn der Fahrzeugproduktion sammelt Maserati Erfolge im Motorsport weltweit. Der wohl bedeutendste internationale Sieg gelingt mit dem Maserati 8CTF am 30. Mai 1940 bei den schon damals legendären 500 Meilen von Indianapolis. Nicht nur, dass der italienische Sportwagenhersteller damit seinen Erfolg vom Vorjahr wiederholt und bis heute zu einer Handvoll europäischer Marken gehört, die das „Indy 500“ überhaupt gewinnen konnten: Sieger Wilbur Shaw ist der erste Pilot in der Geschichte des Rennens, der zwei Siege in Folge feiern kann. Der Erfolg in Indianapolis trägt maßgeblich dazu bei, die Bekanntheit von Maserati in den USA zu steigern. Der Maserati 8CTF basiert auf einem Konzept von Ernesto Maserati und entsteht 1938. Kennzeichnend sind seine acht Zylinder, die in zwei Monoblöcken aus je vier Zylindern einschließlich Zylinderköpfen gegossen sind. Dieses Merkmal bringt ihm auch seinen Namen ein: 8C für acht Zylinder, TF für „Testa fissa“ (fester Kopf). Das Exemplar, das 1939 und 1940 in Indianapolis gewinnt, wurde vom Chicago Boyle Racing Headquarters Team eingesetzt, das Michael Joseph „Mike“ Boyle gehört. Daher tritt der Wagen unter der Bewerbung „Boyle Special“ an. Nach den ersten beiden Siegen scheint für Shaw 1941 sogar ein Hattrick möglich. Doch ein Reifenschaden verhindert, dass er das Rennen zum dritten Mal in Folge gewinnt. Nach der Pause durch den Zweiten Weltkrieg beendet 1946 derselbe 8CTF, den Shaw gefahren war, die „Indy 500“ auf Rang drei - diesmal mit Ted Horne am Steuer. Er wiederholt den Erfolg 1947 und wird 1948 nochmals Vierter. Die Ergebnisse bestätigen die erstaunliche sportliche Langlebigkeit der Konstruktion von Ernesto Maserati. Die atemberaubenden Auftritte im Oval von Indianapolis legen den Grundstein für die Geburt eines italienischen Mythos in den USA. Das Ansehen ist so groß, dass 2014 die US-amerikanische HVA (Historical Vehicle Association) den Maserati 8CTF als erstes nichtamerikanisches Fahrzeug registriert und es einen festen Platz in den Annalen der Library of the US Congress erhält. Die Dokumentation wird unter den „Standards for Heritage Documentation“ des Innenministers aufgezeichnet und in das NHVR (National Historic Vehicle Register) sowie das HAER (Historic American Engineering Record) aufgenommen. Darüber hinaus wird das Fahrzeug, mit dem Wilbur Shaw die Siege in Indianapolis einfuhr, mit der Originallackierung restauriert und ist seither im Indianapolis Speedway Museum zu sehen. Die Rennerfolge des Maserati 8CTF beschränken sich aber nicht nur auf die amerikanischen Ovalrennstrecken. Das Fahrzeug siegt auch bei einem anderen berühmten Rennen in den USA, dem Pikes Peak Hill Climb in Colorado. Hier gewinnt Luis Unser 1946 und 1947 mit dem 8CTF. Das Bergrennen führt über eine Distanz von rund 20 Kilometern. Exakt 156 Kurven und 2.860 Höhenmeter sind auf hauptsächlich unbefestigten Straßen zu absolvieren. Zielankunft ist auf 4.300 Metern Höhe - eine Herausforderung für Pilot und Fahrzeug, bei der sich der 8CTF als äußerst wettbewerbsfähig erweist.

 

28.06.1940 – Mit Ferdinando „Nando“ Minoia stirbt in Mailand der erste Gewinner der Mille Miglia. Im Jahr 1907 kann Minoia den ersten großen Erfolg in seiner Karriere aufweisen, als er in einem Isotta Fraschini die Coppa Florio gewinnt. Er legt die 486 Kilometer des Kurses um Brescia in 4 Stunden und 39 Minuten zurück und gewinnt so ein Preisgeld von 50.000 Lira. Anschließend bleibt Minoia jedoch zunächst erfolglos, obwohl er an verschiedenen Rennen teilnimmt. Nachdem er 1925 den 25. Platz im 24-Stunden-Rennen von Le Mans belegt hat, erreicht er 1926 in dem gleichen Rennen den vierten Platz. Sein Rennauto ist der Officine Meccaniche. In demselben Jahr fährt er beim Großen Preis von Deutschland in einem OM 665 Superba mit 161,2 km/h die schnellste Rennrunde. 1923 erlangt Minoia einige Bekanntheit, weil er als erster Fahrer einen Rennwagen mit Mittelmotor, den Benz-Tropfenwagen, pilotiert. Im Jahr 1927 gewinnt er zusammen mit Giuseppe Morandi die erste Mille Miglia in einer Rennzeit von 21 Stunden, 4 Minuten und 48 Sekunden. 1931 lobt der internationale Dachverband des Automobils, die AIACR (Association Internationale des Automobile Clubs Reconnus), den Preis des European Champion aus. Dieser geht an den Gesamtsieger aus den Großen Preisen von Italien, Frankreich und Belgien. Der damalige Titel des European Champions ist in etwa gleichzusetzen mit dem heutigen Weltmeistertitel der Formel 1. Minoia gewinnt diesen Titel 1931 als erster Rennfahrer überhaupt, ohne einen einzigen Grand Prix gewonnen zu haben. Er setzt sich dabei mit seinem Alfa Romeo nur knapp gegen seinen Alfa-Teamkollegen Giuseppe Campari durch.

 

01.07.1940 - Die mit dem Reichsgesetz vom 7. November 1939 beschlossene Kfz-Haftpflichtversicherung tritt in Kraft - "um den Schutz der Verkehrsopfer wirksamer zu gestalten", wie es in seiner Einleitung heißt. Mittlerweile sind damals rund vier Millionen Autos zugelassen. Als Carl Benz 1886 zum ersten Mal mit seinem Motorwagen durch Mannheim fährt, denkt wohl kaum jemand an die Risiken des neuen Gefährts. Die Haftpflicht des Automobilisten ist noch kein Thema, geschweige denn eine entsprechende Versicherung. In den nächsten 20 Jahren setzt sich jedoch das Auto als Verkehrsmittel mehr und mehr durch. 1907 gibt es im Deutschen Kaiserreich rund 27.000 Automobile, 1913 sind es bereits 60.000 Personenwagen. Gleichzeitig steigt die Unfallgefahr. Bereits 1909 wird per Gesetz die sogenannte Gefährdungshaftung für Kraftfahrzeughalter eingeführt. Auf dieser Grundlage kann ein Autohalter auch dann in Anspruch genommen werden, wenn er mit seinem Wagen schuldlos einen Schaden verursacht hat. Der Abschluss einer Haftpflichtversicherung ist Fahrzeughaltern in Deutschland allerdings lange Zeit freigestellt - im Unterschied zu anderen Staaten. Nur deutsche Fahrlehrer (ab 1933), Personenbeförderer (ab 1934) und Fernlastwagenfahrer (ab 1935) sind zum Abschluss verpflichtet. In der Zeit des Nationalsozialismus lehnt das Reichsverkehrsministerium einen Versicherungszwang zunächst ab. Das ändert sich erst 1938 mit dem sogenannten Anschluss Österreichs, wo eine Pflichtversicherung schon 1929 eingeführt wurde.

 

18.08.1940 - Im Alter von 65 Jahren verstirbt der US-amerikanischer Automobilpionier und Gründer der Chrysler Corporation Walter Percy Chrysler.  Der Sohn eines Lokomotivingenieurs wird 1910 Werksleiter bei Buick in Flint, Michigan, und im November 1912 Präsident von Buick. 1917 scheidet er bei Buick aus, wechselt zur Chase Manhattan Bank und soll in deren Auftrag die Willys Corporation sanieren.  Der nächste Job ist 1921 die Sanierung des Automobilproduzenten Maxwell. Dabei wird das Werk an den früheren GM-Chef Durant verkauft, während dieser kein Interesse an einem bereits entwickelten Sechszylinder-Prototyp hat.  Zusammen mit dem früheren Willys-Team entwickelt Chrysler das Fahrzeug zur Serienreife. Gebaut wird es in den ehemaligen Chalmers-Hallen unter dem Namen Chrysler. 1925 wird die Chrysler Corporation gegründet. Von 1928 bis 1930 lässt er für die Chrysler Corporation einen Wolkenkratzer in New York bauen. Das Chrysler-Building ist 319 Meter hoch und kurzfristig das höchste Gebäude der Welt. Doch nur bis 1931, dann entsteht das 62 Meter höhere Empire State Building. 1935 zieht Walter Chrysler sich aus dem Geschäftsleben zurück. Er gilt als der letzte Automobilpionier, der aus eigener Kraft einen Automobilkonzern gegründet und am Leben erhalten hat.

 

12.10.1940 – bei einem Flugzeugabsturz stirbt der frühere englische Autorennfahrer und Flieger Luis Fontés. Fontés studiert nach seiner Grundschulausbildung am Loughborough Engineering College. Zu Beginn der 1930er-Jahre beginnt er mit dem Motorsport und macht eine Ausbildung zum Flieger. Seinen ersten Erfolg auf der Rennstrecke hat der bis dahin völlig unbekannte Fontés bei der JCC International Trophy in Brooklands 1935, die er überraschend auf einem Alfa Romeo gewinnt. Fontés fährt in Folge so starke Rennen, dass er von Lagonda eingeladen wird, an der Seite von Johnny Hindmarsh das 24-Stunden-Rennen von Le Mans zu bestreiten. Nach einem turbulenten Rennen – Fontés hat den Lagonda M45R nach einem vermeintlichen Defekt bereits abgestellt – siegt das britische Duo überraschend bei diesem Langstreckenrennen. Bis Ende des Jahres verlegt Fontés seine Aktivitäten fast gänzlich zum Flugsport und fährt nur mehr sporadisch Rennen. Er nimmt regelmäßig an Flugwettkämpfen teil und bricht einige Flugrekorde. Am 06.10.1935 kommt seine Karriere zu einem dramatischen Ende. Bei einem privaten nächtlichen Straßenrennen kollidieren Fontés und der britische Motorradrennfahrer Reginald Mordike. Während Fontés – der Schuld am Unfall hat und dabei auch noch betrunken ist – unverletzt bleibt, findet Mordike den Tod. Fontés wird verhaftet und nach einem Verfahren zu drei Jahren Haft verurteilt. Sowohl seine Fahrer- als auch seine Fluglizenz werden eingezogen. Nach seiner Entlassung 1938 nimmt er den Flugsport wieder auf. Als der Zweite Weltkrieg ausbricht, wird er Flieger bei einer Transporteinheit der Royal Air Force. Er stirbt am 12. Oktober 1940, als seine Vickers Wellington nach einem Motorschaden auf ein Feld in der Nähe von Llysworney stürzt.

 

 

1941

 

01/1941 – Der französische Frontantriebspionier Jean-Albert Grégoire beginnt im Auftrag der Société Aluminium Francaise mit dem Entwurf eines Kleinwagens Die Aufgabenstellung sieht ein Fahrzeug vor, das Platz für vier Personen bietet, maximal 400 kg wiegt, maximal vier Liter auf 100 km verbrauchen und eine Höchstgeschwindigkeit von 90 km/h erreichen soll. Insgesamt entstehen vier Fahrzeuge. Für den Antrieb sorgt ein luftgekühlter Zweizylinder-Boxermotor mit 594 ccm Hubraum und 15 PS. Das Getriebe hat vier Gänge, von denen die oberen drei synchronisiert sind. Die Fahrzeuge sind als zweitürige Cabriolimousinen aus Aluminium karosseriert. Pläne, diesen Prototyp an Fiat oder Simca zu verkaufen, scheitern. Panhard übernimmt das Projekt und entwickelt daraus den Panhard Dyna X. Der britische Kendall und der australische Hartnett basieren ebenfalls auf diesem Prototyp.

 

13.01.1941 – Der Automobilbauer Henry Ford erhält ein US-Patent auf eine Autochassis-Konstruktion, die er im Fahrgestell des „Soybean Cars“ schon verwirklicht hat. Das „Soybean Car“ (deutsch „Sojabohnen-Auto“) ist ein Fahrzeug, das Ford 1941 der Öffentlichkeit vorstellt und bei dem zur Gewichtsreduktion zahlreiche Karosseriekomponenten aus pflanzlichen Werkstoffen bestehen. 14 sojafaserverstärkte Karosserieflächen auf dem konventionellen Rahmen führen zu einer Gewichtsreduktion von 1,4 auf 0,9 Tonnen. Über die genaue Zusammensetzung existieren keine Unterlagen mehr. Auch das Fahrzeug selbst ist nicht erhalten. In einer Ausgabe des 'Popular Mechanics' von 1941 wird eine Zusammensetzung aus Flachs, Weizen, Hanf und Holzmasse angegeben. Der am Bau beteiligte Lowell E. Overly sagt allerdings später, an pflanzlichen Bestandteilen seien nur Sojabohnenfasern in einem Phenolharz mit Formaldehyd zur Imprägnierung verwendet worden. Auf nachwachsende Rohstoffe wird wegen der damaligen Knappheit an Metall zurückgegriffen. Mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wird die Autoproduktion eingestellt und damit auch das Plastikautoexperiment. Nach dem Krieg fällt das Projekt bei den Wiederaufbaumaßnahmen unter den Tisch. Die Idee lebt als bio-basierter Kunststoff bzw. in der Nutzung der Faserverbundwerkstoff weiter.

 

20.02.1941 - Den Namen Jeep macht der Chef-Testfahrer von Willys-Overland, Irving Red Hausmann, erstmals publik – und zwar im Februar 1941, als er „seinen“ Jeep der Presse vorstellt. Es ist überliefert, dass er bei der Pressevorstellung mit dem Jeep die Treppe des Kapitols in Washington hochfährt – begleitet von der Washington Daily News-Journalistin Katherine Hillyer. Wieder am Fuß der Treppe angekommen, fragt einer der Zuschauer, was das denn für ein Auto sei. Hausmann: „It’s a Jeep.“ Hillyer übernimmt diesen Namen für ihren Artikel – und damit ist der Name Jeep für alle Zeiten etabliert und wird sogar von den Militärs als offizielle Bezeichnung akzeptiert.

 

30.06.1941 – Im Alter von nur 32 Jahren stirbt der Motorrad- und Automobilrennfahrer Walter Bäumer bei einem privaten Autounfall in Herford. Zunächst macht Bäumer eine kaufmännische Ausbildung und kann 1928 als Motorradrennfahrer für NSU bereits 1928 insgesamt zwölf verschiedene Rennen siegreich beenden. Nach einem Unfall wendet er sich dem Automobilsport zu, wo er auf Dixi und BMW zum gefährlichsten Gegner des Eisenachers Robert „Bobby“ Kohlrausch wird. Als er auf einem BMW 3/15 PS DA 3 Wartburg Autorennen bestreitet, hat Bäumer schnell den Spitznamen „Walter von der Wartburg“ weg. Zwischen 1933 und 1937 nimmt er sehr erfolgreich an Bergrennen teil, wobei er zumeist auf Austin fährt. Zwischen 1937 und 1939 ist er Ersatzfahrer für Mercedes, kommt für die Grand Prix von Deutschland (1937 und 1938) und der Schweiz (1938) allerdings nicht zum Einsatz, während er in den GP von Donington (1938) und Belgrad (1939) das Ziel nicht erreicht. Bäumer ist Mitglied des NSKK, was damals Voraussetzung für die Teilnahme an offiziellen Rennen war. 1937 tritt er auch der NSDAP bei, möglicherweise um seine Chancen einer Teilnahme an den Grand-Prix-Rennen zu erhöhen. Die Einziehung an die Front bleibt ihm erspart, seinen Kriegsdienst leistet er als NSKK-Sturmführer in der Fahrbereitschaft ab, wohl im besetzten Frankreich. Internationale Bekanntheit erringt er 1940 durch den Gesamtsieg auf einem BMW 328 Touring-Coupé beim Großen Preis von Brescia (Gran Premio de Brescia della Mille Miglia), der wegen des schweren Unfalls im Jahre 1938 ausgetragenen Ersatzveranstaltung der Mille Miglia (über 9 Runden von jeweils ca. 165 km). Für diesen für die Machthaber der Zeit des Nationalsozialismus prestigeträchtigen Wettbewerb wird Bäumer vom NSKK dazu verpflichtet, als Kopilot zusammen mit dem SS-Rennfahrer Fritz Huschke von Hanstein ein Gespann zu bilden, – allerdings ist es Bäumer, der das Stromlinien-Coupé des Teams über die letzten drei Runden zum Sieg steuert.

  

19.07.1941 - In Mailand stirbt der italienische Flieger und Automobilrennfahrer Bartolomeo Constantini. Ab 1911 dient er im Italienisch-Türkischen Krieg und im Ersten Weltkrieg wird er bekannt als Fliegerass auf einer Société de Production des Aéroplanes Deperdussin. Von 1914 bis 1917 ist Costantini Rennfahrer für Aquila Italiana. 1923 wechselt er zu Bugatti, wo er Ernest Friederich ersetzt, und gewann 1925 und 1926 die Targa Florio auf Sizilien sowie das Circuito Lasarte und den Großen Preis von Frankreich. Nach dem Tod seines Freundes Conte Giulio Masetti (1895–1926) bei der Targa Florio 1926 zieht sich Costantini vom aktiven Rennsport zurück und betreut danach das Bugatti-Werksteam als Leiter. In dieser Funktion wird er 1935 von Jean Bugatti abgelöst und verlässt das Unternehmen 1937.

 

15.11.1941 – Der britische Motorrad- und Automobilrennfahrer Walter Leslie Handley (meist Wal Handley stirbt im Alter von 38 Jahren bei Kirkbampton, Cumberland. Er war einer der bekanntesten und erfolgreichsten Motorradrennfahrer zwischen den beiden Weltkriegen. Auf sein Konto gehen unter anderem vier Siege bei der Isle of Man TT und drei Europameistertitel.

 

 

1942

 

 

18.07.1942 – Beim einer verunglückten Landung mit seinem Aufklärungsflugzeug stirbt der britische Automobilrennfahrer und Pilot Alfred Fane. Der in Indien als Vater eines Offiziers geborene Fane beginnt seine Rennfahrerkarriere in Brooklands. Sein erstes Rennfahrzeug ist ein 1,1-Liter-Salmson, mit dem er beim March Mountain Speed Handicap Zweiter wird. 1932 ersetzt er diesen durch einen Frazer Nash mit einem Anzani-Motor und einer extra angefertigten Karosserie von Corsica. Er meldet den Wagen zum Großen Preis von Deutschland für die Voiturette-Klasse, fällt jedoch in der zehnten Rennrunde aus. In den folgenden Jahren ist er mit dem Wagen bei Bergrennen erfolgreich und kann einige Klassensiege feiern. 1934 erwirbt er Anteile an Frazer Nash und geht 1935 mit einem Frazer Nash Shelsley beim 24-Stunden-Rennen von le Mans an den Start. Ab 1935 startet Fane mit BMW 328-Rennwagen; Frazer Nash war zuvor britischer Generalimporteur für BMW geworden. Er gewinnt damit die Sportwagenklasse beim Eifelrennen 1937 und startet beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans. Bei der Mille Miglia 1938 erreicht er den achten Gesamtplatz und siegt in der Rennklasse für Sportwagen bis zwei Liter Hubraum. Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs meldet sich Albert Fane freiwillig zur Royal Air Force (RAF) und macht eine Ausbildung zum Jagdflieger. Mit einer Supermarine Spitfire fliegt er Aufklärungseinsätze über dem Nordatlantik. Nachdem er am 18.07.1942 Fotos von U-Booten im Flensburger Hafen gemacht hat, verfehlt er bei der Rückkehr bei schlechtem Wetter den Flughafen und muss auf einem Feld bei Duxford notlanden. Bei der Bruchlandung wird er aus dem Flugzeug geschleudert und stirbt im Alter von 30 Jahren.

 

12.08.1942 – Im Alter von 36 Jahren stirbt der deutsche Motorrad- und Automobilrennfahrer Rudolf Richard Hasse an der Asiatischen Ruhr an der Ostfront. Wie viele andere Rennfahrer auch beginnt der in Mittweida geborene Rudolf Hasse mit Motorradrennen. 1929 wechselt Hasse auf vier Räder und ist ein ausgezeichneter Langstreckenfahrer, der lange Distanzen ohne Pause zurücklegen kann. Seine Markenzeichen sind die weiße Kappe und die großen Schutzbrillen, hinter denen er seine eigenen Augengläser unterbringen muss. 1936 stößt er zu Auto Union, für die er 1937 mit dem Sieg beim Großen Preis von Belgien seinen größten Erfolg feiern kann. Während des Zweiten Weltkrieges ist er zunächst in der Truppenbetreuung – vorwiegend im Osten – tätig: Er hält Filmvorträge über die Autorennen der 1930er Jahre. Danach ist er als Absolvent des Technikums Mittweida als technischer Sonderführer im Offiziersrang bei den Panzertruppen im Krieg gegen die Sowjetunion eingesetzt. Er stirbt in einem Lazarett in Makejewka bei Stalino.

 

20.11.1942 - 20. November: Der bereits im Oktober fertiggestellte Alaska Highway wird offiziell eröffnet. Der Bau der Straße wurde nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor von den USA unter militärischen Aspekten forciert. Die Straße verbindet das in der kanadischen Provinz British Columbia gelegene Dawson Creek mit Delta Junction im US-Bundesstaat Alaska.

 

30.11.1942 - Hans Friedrich Lewy stirbt im Konzentrationslager Auschwitz im Alter von 46 Jahren. Der aus Dresden stammende Zigarettenfabrikant ist zwischen 1925 und 1932 als Privatfahrer erfolgreicher Starter bei Straßen- und Bergrennen in Deutschland und der benachbarten Tschechoslowakei. Lewy, der mit Monokel antritt, gelingen insgesamt 28 Siege – ausschließlich auf Rennwagen des französischen Herstellers Bugatti. Zu seinen Wagen zählen unter anderem ein T13, ein T37 und ein T37A. Mit dem T37A gewinnt Hans Lewy im Jahr 1931 das AVUS-Rennen in der Klasse bis 1500 cm³. Er benötigt für die 196,56 km 1:18.26,0 h, was einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 150,38 km/h entspricht. Neben Lewy erreicht von den elf angetretenen Piloten nur der Franzose Louis Decaroli (Salmson) das Ziel. Im Jahr 1932 erwirbt Hans Lewy einen Bugatti T51 mit 2261-cm³-Achtzylindermotor mit zwei obenliegenden Nockenwellen. Zusammen mit dem Freiburger Paul Pietsch und Hans Simons aus Berlin gründet er in diesem Jahr die private Renngemeinschaft PiLeSi. Am 22. Mai 1932 ist Lewy mit seinem T51 in den tödlichen Unfall von Georg Christian von Lobkowitz im Rahmen des Internationalen AVUS-Rennens in Berlin verwickelt, bei dem er selbst unverletzt bleibt. Beim als Grande Épreuve zur Grand-Prix-Europameisterschaft 1932 zählenden Großen Preis von Deutschland 1932 auf der Nordschleife des Nürburgrings meldet Lewy diesen Wagen für die Gruppe I (ohne Hubraumbeschränkung). Er muss bereits am Ende der ersten Runde mit Magenkrämpfen die Box ansteuern, Pietsch übernimmt den Wagen und verunglückt in der letzten der sechs Umläufe schwer, blieb aber unverletzt. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahr 1933 sieht sich Lewy, der Jude war, zunehmend Repressalien ausgesetzt. Soweit bekannt, verlässt er Deutschland im Jahr 1935 und lebt später in Frankreich. Am 25. September 1942 wird Hans Lewy ins Sammellager Drancy und am 3. November 1942 ins KZ Auschwitz deportiert, wo er am 30. November 1942 stirbt.

 

 

1943

 

05.01.1943 – Max Frankenburger, Mitbegründer der Nürnberger Victoria-Werke, wird im KZ Theresienstadt im Alter von 82 Jahren ermordet. Der am 27.08.1860 geborene Frankenburger läßt zusammen mit Max Ottenstein am 01.07.1887 die Velicipedfabrik Frankenburger & Ottenstein ins Gewerberegister von Gleishammer bei Nürnberg eintragen. Die Firma produziert Hochräder und Sicherheitsniederräder und entwickelt sich sehr gut. Ab 1900, nun unter dem Namen „Victoria Werke AG“, wird mit dem Bau von Motorrädern begonnen. Frankenburger wechselt bereits zuvor in den Aufsichtsrat und verlässt wenig später das Unternehmen. Im Januar 1901 zieht er nach München und wird Privatgelehrter. Sein Forschungsschwerpunkt ist die Goldschmiedekunst. 1918 erhält er den Titel eines königlich bayerischen Hofrats. Nach der Machergreifung der Nazis wird er als Jude verfolgt und am 24.06.1942 in das KZ Theresienstadt deportiert. Dort wird Max Frankenburger Anfang Januar 1943 ermordet.

 

26.05.1943 – Im Alter von nur 49 stirbt Edsel Ford, Präsident der Ford Motor Company und Sohn des Firmengründers Henry Ford, in Grosse Pointe Shores, Michigan, an Magenkrebs. Edsel Ford ist das einziges Kind von Henry Ford und von Beginn an soll ihn seine Erziehung darauf vorbereiten, das Familienunternehmen zu leiten. 1915 wird er Sekretär seines Vaters und zeigt großes Interesse an Designfragen. Bereits 1919 wird er Präsident der Ford Motor Company. Im Gegensatz zu seinem Vater vertritt er die Auffassung, dass ein modernes Automobil den seit 1908 gebauten Modell T (die so. „Thin Lizzy“) ersetzen soll, kann sich jedoch noch nicht durchsetzen.  Erst nachdem der Absatz gesunken und der Marktanteil von Ford zurückgegangen ist, wird schließlich 1928 der neue Modell A eingeführt. Während der Entwicklungsphase sorgt Henry Ford für die mechanische Qualität und für die Zuverlässigkeit, seinem Sohn überlässt er das Karosseriedesign. Dieses vollendet Edsel Ford mit der Hilfe des ungarischen Designers József Galamb. Er überzeugt seinen Vater auch davon, Hydraulikbremsen und herkömmliche Getriebe statt Umlaufrädergetriebe zu verwenden. Das neue Modell ist ein kommerzieller Erfolg und wird von 1927 bis 1931 über vier Millionen Mal verkauft. Als Präsident der Ford Motor Company ist Edsel Ford bei wichtigen Entscheidungen oftmals nicht mit seinem Vater einig. Dennoch gelingt es ihm, einige dauerhafte Änderungen durchzusetzen. Er gründet 1939 die Marke Mercury und verstärkt die Überseeaktivitäten der Ford Motor Company erheblich.

 

 

1944

 

07.01.1944 – Nach einer Schlosserlehre kommt der 1874 geborene Otto Salzer am 1896 zu Daimler in Untertürkheim und arbeitet dort in der Wagenabnahme. Am 01.01.1900 wird er Meister des Renn- und Personenwagenbaus und ist damit für den Zusammenbau der Rennwagen und Prototypen sowie deren Einfahren und Testen zuständig. Wie damals üblich fährt Salzer die Wagen auch bei den Rennen selbst ein. Als Fahrer hat er bereits 1898 eine Zuverlässigkeit in Turin gewonnen. Ab 1903 ist Otto Salzer als „Fuhrmeister“ bzw. Rennleiter und für die meisten Angelegenheiten der Rennabteilung der DMG verantwortlich. Er bestreitet auch weiterhin selbst Wettbewerbe. 1907 tritt er unter anderem mit seinen Teamkollegen Camille Jenatzy und Victor Hémery für die DMG beim Großen Preis von Frankreich 1907 an und scheidet in der letzten Runde aus. Er wird mit diesem Rennen der erste deutsche Fahrer in einem Grand Prix. Beim Großen Preis von Frankreich 1914 in Lyon belegt Salzer hinter seinen Teamkollegen Lautenschlager und Louis Wagner den dritten Platz und ist damit am Dreifacherfolg beteiligt. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges greift Salzer ab 1921 wieder ins Renngeschehen ein und ist besonders bei Bergrennen in Deutschland, Österreich und der Tschechoslowakei erfolgreich. So gewinnt er unter anderem 1921, 1922 und 1924 das Bergrennen Zbraslav–Jíloviště, 1923 den Solitude Bergpreis in Stuttgart und 1924 das Ecce Homo. Nach mehr als 25 Jahren als Rennfahrer will sich Salzer 1924 vom aktiven Rennsport zurückziehen. Ferdinand Porsche, der seit 1923 Chefkonstrukteur bei der DMG ist, baut ihm zum Abschied einen speziellen Rennwagen, der als die „Großmutter“ in die Firmengeschichte einging. Das Fahrzeug hat einen 4,5-Liter-Kompressormotor aus dem 1914er Grand-Prix-Wagen und das gleiche Fahrgestell wie der damalige 2-Liter-Rennwagen. Otto Salzer bricht damit noch einmal den Rekord beim Semmering-Bergrennen. Der Rennwagen wird bis 1929 von Rudolf Caracciola und Adolf Rosenberger mit großen Erfolgen bei Bergrennen gefahren. Bis zu seiner Pensionierung nach rund 40 Jahren bei der Daimler-Motoren-Gesellschaft bzw. Daimler-Benz arbeitet Salzer als Meister. Im Laufe der Jahre fährt er alle bei Daimler-Benz gebauten Sport- und Rennwagen und trägt zu ihrer Weiterentwicklung bei. Otto Salzer stirbt am 7. Januar 1944 im Alter von 69 Jahren in Obertürkheim.

 

21.02.1944 – Mit Ferenc Szisz stirbt im Alter von 70 Jahren der Sieger des ersten Grand Prix nach modernen Maßstäben, des Grand Prix von Frankreich 1906. Szisz (sprich Sis, seine Familie stammte von Siebenbürger Sachsen ab und hieß ursprünglich „Süß“) arbeitet zunächst als Schmid und Kupferschmelzer, beginnt sich aber sehr früh für Automobile zu interessieren. Auf der Suche nach Gleichgesinnten für seine Leidenschaft reist schließlich nach Paris hängenzubleiben, wo er 1900 in der Firma der Brüder Renault als Leiter der Testabteilung arbeitete. Nebenbei interessiert er sich für den Rennsport, der von den Firmengründern Louis und Marcel Renault auch zu Werbezwecken für die eigene Marke betrieben wird. Er wird mitfahrender Mechaniker bei Louis (zur Zeit der Stadt-zu-Stadt-Rennen hatte jedes Fahrzeug einen solchen, der kleinere Reparaturen vor Ort erledigte) und bestreitet mit ihm die Rennen Paris–Wien 1902 und Paris–Madrid 1903. Da Marcel Renault bei diesem Rennen tödlich verunglückt, zieht sich Louis vom Rennsport zurück. Erst 1905 baut Renault erneut einen Rennwagen, und Ferenc Szisz avanciert zum Rennfahrer. Er nimmt am Ausscheidungsrennen für das Gordon-Bennett-Rennen 1905 und am Vanderbilt Cup im gleichen Jahr teil. 1906 schreibt der ACF, der französische Automobilclub den ersten sogenannten „Grand Prix“ aus, den Grand Prix von Frankreich, und Renault meldet drei Fahrzeuge, darunter auch Sziszs Wagen. Das Rennen wird in zwei Tagen auf einer Rundstrecke von 103 km Länge bei Le Mans ausgetragen, die zwölfmal umrundet werden muss. Sziszs härtester Konkurrent ist der Italiener Felice Nazzaro auf Fiat. Dessen Fahrzeug hat zwar mehr PS, benötigt aber viel mehr Zeit zum Reifenwechsel, bei den damaligen Straßenverhältnissen ein häufiges Unterfangen. Am Ende triumphiert Szisz dank seines besonnenen Fahrstils. Beim Grand Prix von Frankreich 1907 trafen Szisz und Nazzaro erneut aufeinander und diesmal siegt der Italiener vor dem Ungarn. Ferenc Szisz startete erneut beim Großen Preis von Frankreich 1908, scheidet aber wegen eines Reifenschadens aus. Ende 1908 verlässt er die Firma Renault, vermutlich, weil sie sich vom Rennsport zurückgezogen hat und gründet eine Werkstätte in Neuilly. Nach sechsjähriger Rennpause startet er wieder beim Grand Prix von Frankreich 1914 im Alda-Team des bekannten Rennfahrers Fernand Charron. Der Wagen ist unzuverlässig und Szisz scheidet aus. Im Ersten Weltkrieg kämpft Ferenc Szisz als Freiwilliger bei der französischen Armee und erhält die französische Staatsbürgerschaft. Nachher arbeitet er beim Flugzeughersteller Breguet, bis er 1930 in den Ruhestand tritt. Sein Tod bleibt lange unbemerkt und in den 1950er-Jahren sorgt ein Mann für Aufsehen, der behauptet, der nach Ungarn zurückgekehrte Ferenc Szisz zu sein. Er gibt Interviews über „seine“ Rennkarriere und viele halten ihn für echt. Dieser Mann stirbt 1970 in Ungarn, weswegen in manchen Werken 1970 als Todesjahr von Szisz angegeben wird, der somit immerhin 97 Jahre alt geworden wäre. Mittlerweile aufgetauchte Dokumente belegen jedoch, dass Szisz 1944 in Frankreich starb und der Mann ein geschickter Betrüger war, dessen Identität – möglicherweise war er ein Verwandter – nie aufgedeckt werden kann.

 

21.02.1944 – In Turin verstirbt der italienische Autorennfahrer und Karosseriebauer Giacinto Ghia. Mit 13 Jahren beginnt er bei einem Kutschenbauer zu arbeiten, später bei Rapid und als Testfahrer bei Diatto. 1915 bricht er sich bei einem Unfall beide Beine und muss die Tätigkeit aufgeben. Im gleichen Jahr gründet er mit seinem Partner Gariglio die Carrozzeria Ghia & Gariglio und baut Karosserien für Diatto, Itala und S.C.A.T. Später fertigt Ghia für Fiat, Lancia, Chrysler, Alfa Romeo und Isotta Fraschini. Während des Krieges produziert Ghia Rüstungsgüter und Fahrräder. 1944 werden die Anlagen bei einem Luftangriff fast vollständig zerstört. Ghia erkrankt und stirbt kurz darauf. Nach seinem Tod übernehmen Felice Mario Boano und Giorgio Alberti die Anteilsmehrheit.

 

21.03.1944 – In Paris stirbt der belgische Auto- und Motorbootrennfahrer sowie Flugpionier und Unternehmer Pierre Baron de Caters. Der aus einer vermögenden adeligen Familie entstammende de Carters kauft sich 1899 sein erstes Automobil, einen De Dion-Bouton und beginnt, an Autorennen wie der Ardennen-Fahrt oder der Fahrt Paris-Nizza teilzunehmen. Sein Vermögen erlaubt ihm, sich die besten Automobile zuzulegen. Als Vorsitzender des Automobilclubs von Antwerpen und als Mannschaftsleiter von Mercedes startet er 1903 in Irland zum ersten Mal beim Gordon-Bennett-Cup. 1904 hält er kurz den Landgeschwindigkeitsrekord, als er mit einem Mercedes-Simplex eine Geschwindigkeit von 156 Kilometer pro Stunde über einen Kilometer auf einem Strand nahe Ostende erreicht. Im selben Jahr wird er Dritter des Gordon-Bennett-Cups. 1906 startet er bei der ersten Targa Florio auf Sizilien. 1907 gewinnt er das Ardennen-Rennen und beendet seine Laufbahn als Autorennfahrer. Pierre de Caters interessiert sich auch für Motorboote. Im April 1906 stellt er drei Weltrekorde auf, über zehn und über 50 Kilometer sowie einen Schnelligkeitsrekord mit 50,5 Kilometer pro Stunde. Im August 1906 gewinnt er die Oostendse Week van de Gemotoriseerde Watersport. Nach den ersten Flügen der Brüder Wright und Henri Farmans weckt der Flugsport das Interesse von Baron de Caters. Er reist 1908 nach Paris, um sich bei Voisin fünf Voisin Maschinen zu bestellen. Seine ersten Flüge absolviert er auf dem Landgut seines Schlosses in ’s-Gravenwezel. Den belgischen Kriegsminister überzeugt er, in Sint-Job-in-’t-Goor ein Flugfeld anzulegen. Einige Monate später fliegt er mit der Voisin de Caters Nr. 2 mehrere hundert Meter weit in der Höhe von rund fünf Metern. Das gilt als der erste Flug eines belgischen Piloten. In der folgenden Zeit nimmt er an Flugwettbewerben und -ausstellungen teil. Er fliegt in mehrere Länder und ist dort der erste Pilot, der dort mit einem Flugzeug reist. Im Februar 1910 gründete Pierre de Caters das erste Flugzeugunternehmen Belgiens, Aviator; er lässt die Flugzeuge in seinem Auftrag von einer anderen Firma bauen.

 

21.04.1944 – Mit Frederick Richard Simms stirbt im Alter von 81 Jahren in London ein bedeutender britischer Automobilpionier und Industrieller. 1889 lernt der 26jährige Simms als Deutscher mit englischem Pass auf der Technikausstellung in Bremen Gottlieb Daimler kennen und freundet sich mit ihm an. Ab 1891 importiert er Motoren von Daimler und gründet 1893, gemeinsam mit Harry Lawson (1852–1925), die Daimler Motor Syndicate Ltd., was als Beginn der britischen Automobilindustrie gilt. 1894 ermöglicht Simms Gottlieb Daimler die Rückkehr zur Daimler-Motoren-Gesellschaft, die der wegen finanzieller Probleme verlassen hatte. Den Erwerb einer Lizenz für Daimlers Erfindung für Großbritannien und die Kolonien, womit er die DMG vor dem Ruin rettet, knüpft er an die Wiederaufnahme Daimlers in das Unternehmen. 1895 gehen diese Rechte an das Daimler Motor Syndicate, was mit einer "beträchtlichen" Provision für Simms verbunden ist. Ein Brief von Simms vom 8. Februar 1891 gilt als erster schriftlicher Beleg für das Wort "Motorcar". Angeblich hat Simms den Begriff "Petrol" für Benzin geprägt. Im Februar 1896 gründen Simms und Lawson den "Motor-Car-Club" als ersten Verein zur Förderung von Motorfahrzeugen und für politische Lobbyarbeit. Von Mai bis August 1896 findet eine vom Vereinsgeschäftsführer Moore organisierte Ausstellung für Motorfahrzeug im Imperial Institute in London statt. Sie ist eine der ersten ihrer Art in Großbritannien und bringt den Prince of Wales, den späteren König Eduard VII. in Kontakt mit dem Automobil. Der Verein hat weitere, einflussreiche Mitglieder und Unterstützer. Nicht zuletzt dank der Lobbytätigkeit des Vereins hebt das Parlament Ende 1896 den Red Flag Act von 1865 auf. Simms ist 1897 einer der Initiatoren des „Automobile Club of Great Britain & Ireland“ (A.C.S.G.B. & I.), der 1907 mit Erlaubnis König Edward VII. in "Royal Automobile Club" umbenannt wird, regt 1901 die Gründung eines Branchenverbands der britischen Fahrzeug- und Motorenindustrie an und ist 1902 an deren Gründung als Society of Motor Manufacturers & Traders (SMMT) beteiligt. Diese Organisation besteht bis heute als Interessenvertretung der britischen Fahrzeug- und Motorenindustrie. Um die Jahrhundertwende hat Robert Bosch einen Marktschlager gefunden: die Magnetzündung für Kraftfahrzeuge. Simms greift dem Stuttgarter Fabrikanten finanziell unter die Arme. Für die frühe Unternehmensgeschichte von Bosch ist die erste Auslandsvertretung von 1898 in London von großer Bedeutung. Simms trägt wesentlich dazu bei, dass die Bosch-Magnetzündung sich im Ausland durchsetzt. 

 

30.04.1944 – Der deutsche Automobilrennfahrer Franz Hörner stirbt in Mannheim im Alter von 61 Jahren. Hörner beginnt 1906 eine Ausbildung bei Benz & Cie. Zu seinen Ausbildern gehören die Werksfahrer Victor Hemery und Fritz Erle, mit deren Hilfe er sich zu einem erfolgreichen Fahrer entwickelt. Bei der Eröffnung der AVUS-Rennstrecke in Berlin am 24./25.09.1921 gewinnt Franz Hörner mit seinem Beifahrer Paul Gass auf einem Benz 10/30 PS das Rennen der Klasse X B (Wagen mit bis zu 10 Steuer-PS und hängenden Ventilen). Über die Distanz von 157,4 km erreicht er die Durchschnittsgeschwindigkeit von 79,1 km/h. Beim erstmals ausgetragenen Großen Preis von Europa, der im Rahmen des Großen Preises von Italien am 09.09.1923 auf dem Autodromo di Milano in Monza ausgetragen wird, belegt Hörner mit dem erstmals eingesetzten Benz-Tropfenwagen hinter seinem Teamkollegen Ferdinando Minola den 5. Platz.

 

05.05.1944 – Die deutsche Pionierin des Automobils, Bertha Benz, stirbt zwei Tage nach ihrem 95. Geburtstag in Ladenburg, dem Sitz des Unternehmens C. Benz Söhne. Durch ihren unternehmerischen, technischen und finanziellen Einsatz schuf sie die Voraussetzungen für die Erfindung des Benz-Patent-Motorwagens durch ihren Mann Carl Benz. Mit der ersten, 106 km langen Fernfahrt von Mannheim nach Pforzheim (und drei Tage später zurück) zusammen mit ihren 15 und 13 Jahre alten Söhnen Eugen und Richard in einem Automobil (aber ohne Wissen ihres Mannes) beweist sie im August 1888 die Eignung des neuen Verkehrsmittels. Bertha Benz gilt damit als die erste Autofahrerin und als erster Mensch überhaupt, der sich über kürzere Versuchs- und Probefahrten hinauswagte.

 

 

27.06.1944 – In Mumbai (Indien)wird das Unternehmen Premier Automobiles Limited gegründet. Seine Blütezeit erlebt es von 1950 bis zu Beginn der 1990er Jahre, als Indien durch Zollschranken von Importen und ausländischen Investitionen abgeschottet ist. Hergestellt werden zunächst Automobile nach ausländischen Lizenzen. So werden ab 1949 Fahrzeuge der Chrysler Corporation (ein Plymouth und ein Dodge-LKW) unter den Markennamen Dodge, Plymouth, DeSoto und Fargo gebaut. In den 1950er Jahren fertigt Premier für den indischen Markt Lizenzbauten der Fiat-Modelle 1100 (Millecento) als Premier Padmini und 124 als Premier 118. Der Fiat Millecento erscheint 1953 und wird in verschiedenen Modellvarianten bis 1969 gebaut. In Indien fertigt man bis in die 1990er Jahre das Modell 1100 D, dessen erste Version in Europa am Beginn der 1960er Jahre hergestellt wird. Der Premier 100 Delight entspricht dem 4 m langen viertürigen Fiat 1100 D mit dem 40 PS starken 1200-cm³-Motor. Angeboten wird auch das sogenannte Drive-Away-Chassis. Dieser Version fehlt die Karosserie ab der B-Säule, so dass Kombi-, Ambulanz- und Pick-up-Aufbauten möglich waren. Der später hinzugekommene Premier 118 NE erhält seine Bezeichnung nach dem 1180 cm³-Motor, der dem Nissan Cherry entlehnt ist. Die Karosserie und die übrige Technik entstammen einer Version des Fiat 124 aus den 1960er Jahren, der in Indien bis zur Einfuhr moderner PKW in den 1990er Jahren als Luxusauto angesehen wird. Verwendet wird die Karosserie des Seat 124D, einer spanischen Lizenzversion des Fiat. Nach der Liberalisierung des indischen Marktes in den 1990er Jahren verbindet sich Premier mit Peugeot und fertigt den Peugeot 309 in Lizenz. Anfangs ist die Nachfrage hoch. Probleme mit der Belegschaft und dem schlechten Service durch die Händler, die sich aus der Zusammenarbeit mit dem alten Partner Fiat bei der Produktion des Fiat Uno ergeben, führen allerdings 2001 zum Rückzug der Franzosen. Vom Peugeot 309 werden in Indien lediglich wenige tausend Exemplare verkauft. 2009 erfolgt der Wiedereinstieg in den PKW-Markt mit dem RiO, einem kleinen SUV, der einen Lizenzbau des chinesischen Zotye Nomad darstellt, der wiederum auf der ersten Generation des Daihatsu Terios basiert. Im Dezember 2018 meldet Premier Insolvenz an. Die Produktion des RiO ist mittlerweile eingestellt, und das Land, auf dem sich die Firma befindet, wird 2019 verkauft.

 

19.08.1944 – Bei einer Schießerei zwischen der Resistance und Wehrmachts- und ggf. der Gestapo stirbt der chilenische Rennfahrer und Widerstandskämpfer Juan Ernesto Zanelli de Vescovi. Der 1906 in Iquique (Chile) in eine wohlhabende Unternehmerfamilie geborene Zanelli absolviert in den 1920er Jahren eine Ausbildung in der Schweiz. 1926 wird er Vizekonsul in Nizza und kommt dort mit dem Automobilsport in Kontakt. 1927 beginnt er, Autorennen zu fahren, zunächst mit einem nicht konkurrenzfähigen Fiat der Voiturette-Klasse. Er lernt Ettore Bugatti kennen und dieser überlässt ihm 1928 einen gebrauchten, reparaturbedürftigen Rennwagen. 1929 und 1930 gewinnt Zanelli den Bugatti-Grand-Prix, ein Markenrennen. Danach fährt er für den spanischen Automobilhersteller Nacional Pescara und bestreitet erfolgreich mehrere Läufe der Europa-Bergmeisterschaft. 1933 geht er bei einigen Großen Preisen an den Start und gewinnt auf einem privat eingesetzten Alfa Romeo 8C 2900 den Gran Premio de Penya Rhin auf dem Circuit de Montjuic in Barcelona. Damit ist der erste chilenische Grand-Prix-Sieger. Danach bestreitet er mit weniger Erfolg zahlreiche Grand-Prix-Rennen und Bergläufe. Während des Zweiten Weltkriegs schließt er sich der Resistance an, in der er regional eine aktive Rolle einnimmt.

 

01.09.1944 – In der „Königlichen Tennishalle“ in Stockholm wird der Volvo PV 444 vorgestellt. Dieses Modell soll nun auch ein Volvo-Automobil sein, dass auch für die breite Bevölkerung erschwinglich ist. Um das Konstruktionsprinzip zu ergründen, kaufte man zuvor einen 1939er Hanomag 1,3 Liter, der in etwa so groß war, wie der PV werden sollte. Das neue Auto soll eine selbsttragende Karosserie haben, mit deren Konstruktion sich Volvo bis dahin aber noch nie beschäftigt hatte. Volvos Konstruktionsprinzipien orientierten sich bis dato an den damaligen amerikanischen: Brauchbare Größe, einfache Konstruktion, lange Haltbarkeit. Um vor allem Letztere zu garantieren, schlägt man beim Entwurf der Karosserie einfach ein paar Prozent drauf – in der Hoffnung, dass es schon halten werde. Die Karosserie wird nie berechnet, erweist sich aber als außerordentlich stabil. „PV“ steht bereits bei früheren Modellen für „personvagn“, das schwedische Wort für Personenwagen. „444“, so das damalige Kundenmagazin „Ratten“ (Das Lenkrad), steht für 4 Zylinder, 40 PS und 4 Sitze. Der Einführungspreis liegt bei 4.800 schwedischen Kronen (SEK), einer Summe, die die Herstellungskosten kaum decken kann. So wird das Modell zu einem durchschlagenden Erfolg, 1944 unterschreiben 2.300 Menschen einen Kaufvertrag, und Volvo steht zu dem genannten Preis, obwohl er deutlichen Verlust bedeutet. Im März 1947 beträgt der reguläre Verkaufspreis des PV444 dann 6.050 SEK. Aufgrund von Materialknappheit direkt nach dem Krieg kommt die Produktion nur sehr langsam in Gang. Die eigentliche Fertigung beginnt erst 1947 mit bescheidenen 1.920 Autos. Im Jahr darauf baut man 2.176 Stück. Volvo hatte geplant, insgesamt 8.000 Autos zu bauen, erhöht die Zahl aber auf 12.000, nachdem die Nachfrage bei der offiziellen Vorstellung im Jahr 1944 so überwältigend ist. Bis der erste PV im Frühjahr 1947 die staatliche Zulassung erhalten hat, liegen bereits über 10.000 feste Bestellungen vor. Insgesamt werden bis zum Produktionsende 1965 von beiden Modellen (PV444 und PV544) 440.000 Stück gebaut, 55-mal so viele wie ursprünglich geplant.

 

11.09.1944 - Im Konzentrationslager Buchenwald wird der französische Rennfahrer und Widerstandskämpfer Robert Benoist ermordet. 1895 in Auffargis geboren, beginnt er 1920 seine Karriere im internationalen Motorsport. Auf Delage gewinnt er 1925 mit Albert Divo den Großen Preis von Frankreich, 1927 feiert er vier Grand-Prix-Siege auf Delage; er siegt bei den Großen Preisen von Italien, Großbritannien, Spanien und Frankreich. 1927 gewinnt er auf Alfa Romeo 6C 1750SS das 24-Stunden-Rennen von Spa-Francorchamps. Ab 1934 ist bei Bugatti Rennleiter für die Einsätze beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans und setzt sich 1937 selbst ans Lenkrad - und holt den Gesamtsieg. Im Zweiten Weltkrieg baut er mit seinem Freund und Rennfahrerkollegen William Giver-Williams als Mitglied der Résistance eine Widerstandszelle auf. 1943 werden beide verhaftet. Benoist kann zunächst fliehen, wird im Juni 1944 erneut verhaftet und am 11.09.1944 im KZ Buchenwald ermordet.

 

24.10.1944 – Unter ungeklärten Umständen stirbt Louis Renault. Schon von klein auf fasziniert sich Louis Renault für Technik und mechanische Konstruktionen. Mit 22 Jahren gründen er und seine Brüder Marcel und Fernand am 28.02.1899 die Société Renault Frères. Zwei Monate zuvor bereits erhielt Louis Aufträge über zwölf Personenwagen. Formal ist Louis Angestellter seiner Brüder und für Konstruktion und Bau der Wagen verantwortlich. Nachdem Marcel 1903 tödlich verunglückt und Fernand 1908 schwer krank geworden ist (er stirbt 1909), übernimmt Louis das Unternehmen und leitet es bis 1944. Louis Renault ist auch als Rennfahrer aktiv. Nachdem beim abgebrochenen Rennen Paris-Madrid 1903 sein Bruder Marcel stirbt, beendet Louis seine Rennfahrerkarriere. Das Unternehmen bleibt trotzdem erfolgreich. Renault leitet nicht nur das Unternehmen, sondern ist auch weiterhin als Techniker tätig. Einige seiner patentierten Erfindungen werden als revolutionär bezeichnet. Als Beispiele seien der Antrieb der Hinterräder über eine Kardanwelle (sein erstes Patent im Automobilbau), die einzuschraubende Zündkerze und ein Turbokompressor (Aufladegebläse) genannt, ebenso der Sicherheitsgurt, der erste V8-Motor für ein Flugzeug und die Trommelbremse. Diese Patente tragen auch zur finanziellen Unabhängigkeit des Unternehmens bei. 1929 baut er nach Henry Fords Vorbild ein neues Werk mit Fließband (das Fließband ist zu dieser Zeit mit 1500 Metern das längste außerhalb der USA) und moderner Montagetechnik. Folgen der Weltwirtschaftskrise (sie beginnt 1929 und greift später auf die Realwirtschaft über) treffen auch sein Unternehmen hart. Eine ausreichende Kapitaldecke, ein breit gefächertes Typenprogramm, weitgehende Unabhängigkeit von Lieferanten (hohe Fertigungstiefe; Renault fertigte vieles in seinen Werken selbst, sogar Gullydeckel, Kantinenbesteck, Zündkerzen), eine effiziente Fertigung und die Entlassung einiger Mitarbeiter sichern den Fortbestand des Unternehmens. Im Juni 1940 besetzen deutsche Truppen Paris. Renault bietet am 31.07.1940, zum Missfallen der Vichy-Regierung, deutschen Heeresdienststellen in Paris die Reparatur von erbeuteten französischen Panzern in seinen Werkstätten an. Die Kollaboration ist ein für Renault profitables Geschäft.  Renault hat bereits 1939 Hitler in Berlin getroffen und mit ihm öffentlichkeitswirksam die Hände geschüttelt. Renault kollaboriert enger mit den Deutschen als Citroën und Peugeot. Nach der Befreiung von Paris (Kommandant Dietrich von Choltitz ignorierte einige Befehle und kapitulierte am 25.08.1944 praktisch kampflos) stellt sich Renault am 23.09.1944 (auf Anraten seines Freundes Ribet, dem Präsidenten der Anwaltskammer) den Behörden. Er wird im Gefängnis im Pariser Vorort Fresnes inhaftiert. Am 09.10.1944 wird er in ein psychiatrisches Krankenhaus eingeliefert und kurz darauf in die Klinik Saint-Jean-de-Dieu verlegt. Dort stirbt er am 24.10.1944. Die Todesursache bleibt unklar: Während offizielle Stellungnahmen von einer Harnvergiftung sprechen, deuten einige Umstände auf tödliche Misshandlungen in der Gefängniszelle hin

 

 

1945

 

01.01.1945 – In Wuppertal-Barmen gründet der gelernte Karosseriebauer Gerhard Drews sein eigenes Unternehmen, nachdem er zuvor in der Fahrzeugfabrik Espenlaub in Düsseldorf gearbeitet hat. Das wichtigste und bekannteste Fahrzeug von Drews Karosseriebau ist das Drews-VW Sportcabriolet. Der offene Zweisitzer auf Käfer-Basis wird selbst vermarktet, kann aber auch über VW-Händler bestellt werden. Im Gegensatz zu den Cabriolets von Hebmüller und Karmann gehört der Drews jedoch nicht zum offiziellen Lieferprogramm des Volkswagenwerks.  Der erste Prototyp entsteht bereits 1947, noch vor dem Porsche 356 Nr. 1 Roadster. Die erste Präsentation findet auf der 1. Westdeutschen Motorschau 1949 in Rheydt statt. Von 1948 bis 1955 baut Drews das Cabriolet in Kleinserie auf Bestellung. Die genaue Zahl der gefertigten Fahrzeuge ist nicht bekannt, je nach Quelle sind es mehr als 100 Stück insgesamt oder alleine von 1949 bis 1950 „immerhin 150 Fahrzeuge“. Mit dem Erscheinen des Karmann Ghia verliert das vergleichsweise teure Drews-Modell an Attraktivität. Daneben baut Drews verschiedene, selbst gestaltete Sonderkarosserien in Einzelfertigung, teils Personenwagen, teils Rennsportwagen und Monoposto. 2001 wird die Firma aufgelöst.

 

16.01.1945 – Offiziell werden die Renault-Werke von der vorläufigen Regierung verstaatlicht und Pierre Lefaucheux als Generaldirektor eingesetzt. Der Unternehmensname ist nunmehr Régie Nationale des Usines Renault (Staatliche Verwaltung der Renault-Werke).

 

12.02.1945 – Domenico Agusta gründet die Motorradfirma „MV Augusta“ im italienischen Samarate. Schon die Firma seines 1927 verstorbenen Vaters, der renommierte italienische Flugzeughersteller Agusta hatte bereits vor dem Zweiten Weltkrieg mit der Herstellung von Motorrädern begonnen. Das erste Motorrad wird unter dem Namen MV Agusta 98cc vorgestellt; der ursprünglich vorgesehene Name Vespa 98 ist markenrechtlich bereits von Piaggio und deren Vespa-Motorroller belegt. Nach einer Blütezeit im Motorsport in den 1960er und 1970er Jahren muss die Produktion 1980 wegen finanzieller Probleme eingestellt werden. Schon in den 1960er Jahren wird das rennsportliche Engagement von MV Agusta durch die Produktion von Hubschraubern, dem Haupterzeugnis von Agusta, finanziell gestützt. Die Serienmaschinen von MV Agusta werden in wesentlich geringeren Stückzahlen als etwa bei Moto Guzzi und Gilera gefertigt. Dennoch ist die Modellpalette umfangreich, sie umfasst im Jahr 1967 13 verschiedene Modelle der 50er, 125er, 150er, 250er und 600er Klasse, wobei das Topmodell der Typ 600 mit Vierzylinder-Viertaktmotor ist.  1977 wird die Produktion von Motorrädern eingestellt, bis zum endgültigen Aus 1980 werden nur noch Ersatzteile zur Gewährleistung von Garantieansprüchen für bereits verkaufte Maschinen hergestellt. 1992 wird der Markenname MV Agusta von der Castiglioni-Gruppe (Cagiva) gekauft, die bereits Herstellern wie Aermacchi oder Ducati zur Sanierung verholfen hatte

 

03/1945 – Die 1922 von William Lyons gegründete britische Automobilfirma Swallow Sidecar wird umbenannt. Die Fahrzeuge trugen bisher u.a. Namen wie SS 1 und SS 90. Da dieses Markenzeichen auch in England starke Assoziationen an die Schutzstaffel (SS) der deutschen Nationalsozialisten weckt, avancierte der Name in „Jaguar“ zum neuen Firmen- und Markennamen.

 

03.03.1945 – Im Konzentrationslager Buchenwald wird der französische Rennfahrer René Biolay ermordet. In den 1930er Jahren fährt Biolay Monopostorennen und startet zweimal beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Nach einem vierten Rang 1938 erreicht er 1939 den sechsten Gesamtrang jeweils mit einem Delahaye 135 CS, jeweils mit Louis Villeneuve. Seine beste Platzierung bei einem Sportwagenrennen ist der zweite Platz beim 12-Stunden-Rennen von Paris 1938. Den Grand Prix de Pau 1939 beendet er als Siebter. René Biolay ist im Zweiten Weltkrieg Mitglied der Résistance. Nach seiner Verhaftung wird er im März 1945 im KZ Buchenwald hingerichtet.

 

18.03.1945 - In Montrouge bei Paris wird am 16.01.1903 William Grover-Williams geboren. Der Sohn eines britischen Pferdezüchters und einer Französin fährt zunächst unter dem Namen W. Williams - seine Familie darf von seinen Rennaktivitäten nichts wissen - ab den frühen 1920er-Jahren Motorradrennen. Dann steigt er auf Bugatti um. 1928 gewinnt er den Großen Preis von Frankreich, 1929 wiederholt er den Triumph. 1929 gewinnt er auch den Großen Preis von Monaco, 1931 den Großen Preis von Belgien und 1931, 1932 und 1933 den Grand Prix de La Baule. Im Zweiten Weltkrieg wird er aufgrund seiner Sprachkenntnisse in die Special Operations Executive (SOE) berufen und arbeitet mit seinem ehemaligen Rennfahrerkollegen Robert Benoist am Aufbau einer Pariser Spionagezelle. 1943 wird er verhaftet und nach Berlin gebracht. Von dort aus kommt er ins KZ Sachsenhausen, wo er am 18.03.1945 von den Nazis ermordet wird. In Monaco wird ihm zu Ehren später eine Statue errichtet.

 

20.03.1945 – Im Konzentrationslager Bergen-Belsen stirbt der frühere französische Rennfahrer Louis Gas. In den 1930er Jahren ist Gas im Rallyesport erfolgreich. Zusammen mit seinem Co-Piloten Jean Trévoux gewinnt er mit einem Hotchkiss Am 80S 1934 die Rallye Monte Carlo und 1935 die Alpenfahrt. Seine einzige Teilnahme am 24-Stunden-Rennen von Le Mans mit einem Bentley Blower C, ebenfalls mit Jean Trévoux, endet mit einem Ausfall. Im Zweiten Weltkrieg wird Louis Gas nach Deutschland deportiert und stirbt im Konzentrationslager im Alter von 50 Jahren.

 

05/1945 - In Wolfsburg beginnt man offiziell mit der Produktion des Volkswagen Typ, dem Brezelkäfer. 1945 werden 1.785 Fahrzeuge gebaut. Als am 10. März 1953 der "Ovali" mit der ungeteilten, ovalen Heckscheibe erscheint, sind insgesamt 402.921 Brezelkäfer gebaut worden.

 

14.06.1945 - Nachdem die Alliierten das Volkswagenwerk übernommen haben, gibt die britische Militärregierung den Befehl, die ersten Volkswagen zu montieren. Das Auftragsvolumen beträgt 20.000 Stück. Niemand ahnt damals, dass daraus mehr als 20.000.000 Fahrzeuge werden sollen.

 

04.07.1945 – Beschlagnahme des gesamten Eisenacher BMW-Firmenvermögens aufgrund Alliierter Beschlüsse durch die Sowjetische Militäradministration.

 

09.08.1945 - Henry John Kaiser, Hoch- und Tiefbaufachmann und Industrieller, und Joseph W. Frazer, Direktor des Automobilherstellers Graham-Paige in Nevada, gründen die Kaiser-Frazer Corporation. Im Folgejahr beginnt die Automobilproduktion zuerst in einem Werk von Kaiser Industries im Westen der USA. Zunächst entstehen nur Prototypen eines Automodells mit Frontantrieb. Zu einer Serienfertigung kommt es aber nicht. 1946 erscheinen die Modelle Kaiser K 100 Special und Kaiser K 101 Custom, flache, große, 4-türige Limousinen mit einem 6-Zylinder-Motor und Heckantrieb. Parallel vermarktet Frazer als Direktor des Automobilherstellers Graham-Paige (!) sein nahezu baugleiches Modell als Frazer-Graham-Paige ca. 6.400 Fahrzeuge) bzw. Frazer Sedan (ca. 30.000 Fahrzeuge), die besser ausgestattet sind als die Kaiser-Modelle. 1949 verlässt Frazer die Firma Kaiser. In den Jahren 1947 und 1948 wurden über 200.000 Fahrzeuge der Marken Kaiser und Frazer hergestellt. Trotz Probleme im Wettbewerb mit den "Großen Drei" (GM, Ford, Chrysler) kauft Kaiser 1953 Willys-Overland. 1955 beschließt Kaiser-Willys, die Automobilproduktion aufzugeben.

 

13.10.1945 – Die Sowjetische Militäradministration in Deutschland ordnet mit SMAD-Befehl Nr. 93 an, dass die Demontage des ehemaligen BMW-Werkes in Eisenach zur „Sicherstellung der Herausbringung der neuen Personenkraftwagen und Motorräder in der Fahrzeug- und Maschinenfabrik Thüringen gestoppt wird.

 

24.10.1945 – Der tschechische Automobilhersteller Skoda wird verstaatlicht und schrittweise in die beginnende Planwirtschaft eingebunden. Der Betrieb wird nach 1945 aus dem Konzern Skoda Pilsen unter Beibehaltung des Firmennamens ausgegliedert und als Nationalunternehmen weitergeführt.

 

01.11.1945 – Beginn der Nachkriegs-PKW- und Motorradproduktion im ehemaligen BMW-Werk Eisenach zur Reparationsleistung an die Sowjetunion. Gefordert werden jeweils 3.000 PKW des Typs „326“ und Motorräder des Typs „R 35“.

 

 

1946

 

2/1946 - In Untertürkheim wird Ende Februar der erste Motor für den Typ 170 V nach dem Krieg bei Mercedes-Benz fertiggestellt.

 

04/1946 - In Wolfsburg verlässt im April 1946 der 1.000 Volkswagen die Produktionsstätte, der seit dem Ende des Krieges gebaut wird. Er ist im Grunde der Kraft-durch-Freude-Wagen (KdF-Wagen), den Ferdinand Porsche in den dreißiger Jahren konstruiert hat und der von Hitler in Auftrag gegeben worden ist, damit jeder Deutsche ein bezahlbares Fahrzeug sein Eigen nennen kann. Sein robuster 985-qcm-Boxermotor bringt eine Leistung von 23,5 PS und er erreich eine Höchstgeschwindigkeit von 102 km/h. Der Volkswagen ist zwar zum meistgebauten deutschen Personenkraftwagen geworden, aber zunächst ist gar nicht daran zu denken, die Produktion auf ein einträgliches Maß zu steigern. Und auch von den seit Kriegsende hergestellten Autos werden erst einmal mehr als die Hälfte an die Besatzungsmächte geliefert. Das VW-Werk ist durch alliierte Bombardements zu großen Teilen zerstört und wird nun von der britischen Militärregierung verwaltet. Sie nimmt auf den Fertigungsprozess kaum Einfluss, sondern versteht sich wohl mehr als Treuhänder. 

 

5/1946 – Bei Mercedes-Benz wird die Produktion nach dem Zweiten Weltkrieg wiederaufgenommen. Der Typ 170 V (W 136 I) wird zunächst in geringer Stückzahl als Lieferwagen, Krankenwagen und Polizei-Streifenwagen, ab Juli 1947 auch wieder als Viertürer-Limousine gebaut. Diese entspricht, von wenigen Einzelheiten abgesehen, dem Vorkriegsmodell. Diese erste Serie läuft bis Mai

 

04.06.1946 - Michelin erfindet den ersten Reifen mit Radialkarkasse, den er patentieren lässt und der seitdem von allen Herstellern übernommen wird. Das erste mit diesem Reifen ausgestattete Auto ist der berühmte Citroën Traction Avant.

 

09.06.1946 – Mit dem 20 Kilometer langen Teilstück zwischen Orgeval und Saint-Cloud wird in Frankreich die erste Autobahn eröffnet. Geplant war dies bereits 1940, doch konnte dies aufgrund des Zweiten Weltkrieges nicht geschehen. Die offizielle Bezeichnung „Autoroute“ wird erst 1955 eingeführt. Heute ist der Abschnitt Teil der Autoroute 13, auch als „Autoroute de Normandie“ bekannt.

 

15.07.1946 – Nach Kriegsende erfolgt der Neuanfang: Das Unternehmen H. Starke & Sohn, das seit 1929 an der Kleinen Gildewart 31 in Osnabrück eine Reparaturwerkstatt für Motor- und Fahrräder sowie landwirtschaftliche Maschinen betrieb, zeiht in einen Neubau am Blumenhaller Weg in Osnabrück – bis heute der Firmensitz der H. Starke & Sohn GmbH. Zwischen 1933 und 1944 zieht das Unternehmen mehrfach um: 1933 werden an der Großen Gildewart vornehmlich Fahrzeuge der Marke Goliath repariert, ab 1935 an der Heinrichstraße auch Hansa, Lloyd und Borgward. 1937 zieht der Betrieb in die Schloßstraße um, 1944 kriegsbedingt nach Natrup-Hagen in den Ziegeleiweg. In den fünfziger und sechziger Jahren gelingt die Übernahme der Volkswagen-  und der Audi-Vertretung für die Region und Mitte der 1960er Jahre wird zudem eine Porsche-Werkstatt eröffnet.

 

03.09.1946 – In Turin findet die Coppa Brezzi statt, das erste Nachkriegsrennen Italiens, statt. Am Start sind neben zahlreichen Vorkriegsrennwagen, darunter ein Maserati 6CM und mehrere Stanguellini, aber auch sieben neue Cisitalia D46 – das erste Fahrzeug des jungen Unternehmens Cisitalia und zugleich der erste neu entwickelte italienische Rennwagen nach dem Zweiten Weltkrieg. Die ersten drei Plätze gehen an Cisitalia, auf Platz 1 Unternehmensinhaber Piero Dusio, dahinter folgen Franco Cortese und Louis Chiron.

 

13.09.1946 – Das Unternehmen Rapid aus der Schweiz präsentiert den Rapid, einen Kleinstwagen, der auf dem Entwurf des von Josef Ganz entwickelten Standard Superior basiert. Die Fahrzeuge verfügen über einen Einzylindermotor im Heck, der über ein Dreiganggetriebe die Hinterachse ohne Differenzial antreibt, über einen Zentralrohrrahmen und eine offene, zweisitzige Karosserie. Die ersten Fahrzeuge haben einen Zweitaktmotor mit 200 ccm oder 300 ccm Hubraum. Anfang 1947 erfolgt eine Modellpflege: Die Frontpartie wird umgestaltet, und für den Antrieb sorgt nun ein Gegenkolbenmotor von MAG mit 350 ccm Hubraum und 8 PS. Die Höchstgeschwindigkeit ist mit 70 km/h angegeben, das Gewicht mit 400 kg und der Kraftstoffverbrauch mit 5 bis 6 Liter auf 100 km. Der Verkaufspreis in der Schweiz beträgt 3600 Schweizer Franken.  Ende 1947 endet die Produktion nach nur 36 Fahrzeugen. Ein Fahrzeug gehört zur Sammlung des Verkehrshauses der Schweiz in Luzern. Ein weiteres steht in der Louwman Collection in Den Haag.

 

10/1946 – Auf dem Pariser Salon de l‘Automobile präsentiert Renault offiziell das neue Modell 4CV. Dieser wurde bereits seit 1942 im besetzten Frankreich heimlich entwickelt, da unter dem Druck der deutschen Besatzungsmacht das Vichy-Regime die Entwicklung und Produktion ziviler Kraftwagen verboten hat. Nach erfolgreichen Vorarbeiten, geleitet von Fernand Picard und Charles-Edmond Serre, können bereits im November 1945 die Tests der Prototypen beginnen. Der 4CV besitzt einen Heckantrieb und einen neu entwickelten wassergekühlten Vierzylinder-Reihenmotor mit zunächst 760, später 747 ccm Hubraum mit 21 PS. Die Bezeichnung 4CV steht wie beim Citroen 2CV für die französische Steuerklasse CV. Zur Produktion für die ab 1947 im Renault-Werk Billancourt gebauten ersten Serienfahrzeuge verwendet Renault die noch im Werk vorhandenen Restposten an Tarnfarbe des früheren Deutschen Afrikakorps. Wegen der Form und dieser sandbeigen Farbe erhält das Auto in Frankreich den Spitznamen „Motte de Beurre“ (Butterklumpen). Der deutsche Spitzname „Cremeschnittchen“ stammt ursprünglich aus dem Saarland, wo bis 1959 eine Zollunion mit Frankreich besteht und der 4CV etwa drei Viertel aller Zulassungen ausmacht. Bis zur Produktionseinstellung 1961 werden 1.105.547 Renault 4CV gebaut.

 

05.12.1946 – In München wir der Allgemeine Deutsche Automobil Club (ADAC) wiedergegründet und ab 1948 auch in den übrigen westlichen Besatzungszonen zugelassen. Der 1903 zunächst als Motorradfahrer-Vereinigung und 1911 in den heutigen Namen umbenannte gegründete Verein wurde während der Zeit des Nationalsozialismus in den Verein „Der Deutsche Automobil-Club e.V.“ (DDAC) überführt, der neben dem NSKK bestand.

 

14.10.1946 - In Wolfsburg läuft der 10.000ste nach Kriegsende gefertigte Käfer vom Band. Damals kann sich niemand vorstellen, dass es in den nächsten Jahrzehnten weit über 20 Millionen Exemplare sein werden. 1946 gibt es den Käfer nur als Standartlimousine Typ 11, vormals Typ 60, das Cabrio kommt erst drei Jahre später auf den Markt.  Erst im Sommer 2003 endet die Produktion.

 

 

1947

 

02/1947 - Aston Martin geht es durch die Produktion von Rüstungsgütern während des Zweiten Weltkriegs finanziell nicht schlecht, aber auch nicht so gut, um ein komplett neues Serienmodell für die Nachkriegszeit zu entwickeln. Daher bietet Hauptanteilseigner Sir Arthur Sutherland Aston Martin per Zeitungsannonce zum Verkauf an. Im Februar 1947 schlägt die Stunde des David Brown.  Der britische Unternehmer hat bisher unter anderem mit dem Verkauf von Traktoren gutes Geld verdient und schon lange einen Hang zu sportlichen Automobilen. Er kauft für 20.000 Pfund Martin Motors Ltd. und übernimmt kurz darauf auch Lagonda. Das in Staines nahe London ansässige Unternehmen Lagonda kann einen Sechszylinder-DOHC-Motor bieten, den der damals schon legendäre Walter Owen Bentley konstruiert hatte.

 

07.03.1947 - In Regensburg wird Walter Röhrl geboren. Er wird später einer der bekanntesten Rallye-Fahrer weltweit. In seiner Karriere siegt er 14-mal bei 75 Rallyestarts, kommt 31-mal auf das Podium. 1974 wird er auf Opel Ascona zusammen mit seinem Co-Piloten Jochen Berger Rallye-Europameister. 1978 wechselte er und fuhr mit Christian Geistdörfer einen Fiat 131 Abarth. 1980 holten sie zusammen den ersten Titel als Fahrerweltmeister. nach mehreren Wechseln fuhr Röhrl 1982 wieder für Opel - und holte auf Anhieb mit einem dem Audi quattro von Michele Mouton unterlegenen Opel Ascona B400. Nach Streitigkeiten wechselten Röhrl und Geistdörfer1983 zu Lancia und wurde mit einem Lancia Rally 037 Vizeweltmeister. Zwischen 1984 und 19887 waren sie dann für Audi mit dem Audi 200 quattro unterwegs. 1987 stellte Röhrl mit einem 600 PS starken Audi Sport quattro S1 beim Pikes Peak International Hill Climp einen neuen Rekord für die knapp 20 km lange Bergstrecke auf. Der Husarenritt geht in die Geschichtsbücher des Rallyesports ein.

 

18.05.1947 - Der allegorische Name Noris für Nürnberg ist Pate für den Namen des Norisring. Am 18. Mai findet das erste Motorradrennen auf dem Stadtkurs statt, der außerhalb von Rennen vom normalen Straßenverkehr genutzt wird. Bis 1957 finden vorwiegend Motorradrennen statt, was daran liegt, dass Nürnberg früher Sitz zahlreicher Motorradhersteller wie z.B. Ardie, Hecker, Mars, Triumph, Victoria, Hercules oder Zündapp ist.

 

10.06.1947 - Mit dem Saab 92001 („Ursaab“) stellt die neugegründete Sparte des Flugzeugherstellers Saab ihren ersten PKW-Prototyp vor. Der Ursaab hat Frontantrieb und einen quer eingebauten Parallel-Twin-Zweitaktmotor aus der DKW Meisterklasse – die gesamte technische Konzeption ähnelt den vor dem Zweiten Weltkrieg in Schweden sehr erfolgreichen Frontwagen von DKW. Der Motor hat einen Hubraum von 692 ccm und leistet 20 PS. Die Höchstgeschwindigkeit liegt dank der guten Aerodynamik bei mehr als 110 km/h, rund 20 km/h über der eines identisch motorisierten DKW. Mit seiner selbsttragenden Karosserie und Einzelradaufhängung rundum hat der Ursaab sehr moderne Konstruktionsmerkmale. Auch verfügt er als erster Pkw über einen Seitenaufprallschutz, der erforderlich ist, da in Schweden jeder sechste Autounfall durch einen seitlich in oder auf einen Pkw springenden Elch verursacht wird. Die ersten Saab werden kopfüber aufgehängt und aus mehreren Metern auf den Boden fallen gelassen, um die Stabilität der Fahrgastzelle zu testen und zu verbessern. Überlegungen zur Entwicklung eines Kompaktwagens bestehen bei Saab unter der Bezeichnung Projekt 92 seit 1944. Da der schwedische Flugzeugbauer Svenska Aeroplan Aktiebolaget (SAAB) mit erheblichen Produktionsrückgängen durch das Kriegsende rechnet, werden verschiedene Konzepte entwickelt, um das Werk weiterhin auszulasten – zur Debatte stehen neben dem Motorrad- oder Fahrzeugbau auch die Fertigung von Fertighäusern, Einbauküchen oder Schiffen mit Leichtmetallrumpf. Die Entwicklung findet ab 1945 unter der technischen Leitung des Ingenieurs Gunnar Ljungström statt, der Karosserieentwurf stammt vom Industriedesigner Sixten Sason. Von den 16 Entwicklern haben nur zwei – Ljungström und der auch als Testfahrer fungierende Rolf Mellde – einen Führerschein. Das Fahrzeug soll leicht und aerodynamisch sein sowie Platz für vier Personen bieten. Sven Otterbeck, der stellvertretende Generaldirektor, formuliert die Ansprüche so: „Denkt daran, dass Europa durch den Krieg verarmt ist – das Auto muss anspruchslos und billig sein…“. Umfangreiche Strömungsversuche werden mit einem Holzmodell (Maßstab 1:10) im firmeneigenen Windkanal durchgeführt, sodass der „Ursaab“ einen für die damalige Zeit außergewöhnlich guten cw-Wert von 0,32 erreicht. Die Stromlinienform soll vor allem der Verbrauchssenkung dienen: „Wenn die Form dieses Autos dazu beiträgt, 100 Liter Kraftstoff pro Jahr einzusparen, ist schon allein damit sein froschartiges Aussehen gerechtfertigt“ (Gunnar Ljungström). Zwei weiterentwickelte, seriennähere Prototypen, 92002 und 92003, entstehen im Mai beziehungsweise Juni 1947. 92002 wird neben dem Ursaab, der zu diesem Zeitpunkt rund 50.000 km auf Testfahrten zurückgelegt hat, am 15. Juni 1947 am Stammsitz Linköping der schwedischen Presse vorgestellt. Zwischen der Vorstellung der Prototypen und dem Beginn der Serienproduktion mit dem Saab 92 liegen noch einmal rund zwei Jahre. Der „Ursaab“ befindet sich heute im Saab-Museum (Saab Bilmuseum) in Trollhättan.

 

22.-23.06.1947 – Zwei Jahre nach Kriegsende findet die 14. Mille Miglia in Italien statt. Wie schon in den Jahren 1927 bis 1937 führt die Route von Brescia nach Rom und zurück. Nach einem schweren Unfall 1938 fand die Mille Miglia 1939 in der italienischen Kolonie Libyen statt (wird jedoch nicht zur echten Mille Miglia gezählt) und 1940 fand die Mille Miglia auf einem neuen Rundkurs um Brescia als Straßenrennen statt. 1947 kehrt die Mille Miglia wieder zu ihrem Ursprung als Rennen für italienische Teams, Fahrzeuge und Fahrer zurück. Es siegt der von Alfa Romeo unterstützte Privatfahrer Emilio Romano mit seinem Beifahrer Clemente Biondetti auf einem Alfa Romeo 8C 2900B Berlinetta Touring vor Tazio Nuvolari/Francesco Carena (Cisitalia 202 SM Spider Nuvolari und Inico Bernabei/Tullio Pacini (Cisitalia 202 SMM).

 

12.08.1947 – Nachdem die zerstörten Produktionsanlagen wiederaufgebaut und die Beschränkungen (Motorhubraum, Fertigungsstückzahlen) durch die Besatzer aufgehoben sind, kann Zündapp die Produktion der bewährten, seit 1935 gebauten DB 200 wiederaufnehmen. Sie besitzt einen luftgekühlten Einzylinder-Zweitaktmotor mit 198 ccm Hubraum und 7 PS. Damit ist sie bis zu 85 km/h schnell. Gebaut wird die Zündapp DB 200 bis 1951.

 

21.08.1947 – Seine Automobile gehören zu den schnellsten Rennwagen der 1920er und 1930er Jahren, zu den schönsten und teuersten Automobilen vor dem Zweiten Weltkrieg. In Paris verstirbt im Alter von 65 Jahren der legendäre französische Automobilfabrikant und Konstrukteur italienischer Herkunft Ettore Bugatti. Während seiner Lehre in der Fahrrad- und Dreiradfabrik Prinetti & Stucchi baut er 1899 sein erstes motorisiertes Dreirad mit zwei De Dion-Bouton-Einzylindermotoren (Typ 1). 1900 stellt er im Unternehmen Bugatti & Gulinelli, mit finanzieller Unterstützung von Freunden seines Vaters wie dem Grafen Gulinelli bereits sein erstes vierrädriges Automobil (Typ 2) her. Mit diesem gewinnt er im gleichen Jahr den Grand Prix in Mailand.1902 wechselt er zu De Dietrich ins elsässische Niederbronn und wird dort Technischer Leiter der Automobilproduktion. Jedoch endet seine Anstellung 1904, da De Dietrich mit Bugattis Persönlichkeit und Eigensinnigkeit nicht zurechtkommt. Bugattis neuer Arbeitgeber wird das Unternehmen von Émile Mathis, dem Straßburger De-Dietrich-Vertreter. Man will gemeinsam Autos produzieren. Bei der Elsässische Maschinenbau-Gesellschaft Grafenstaden (EMBG) soll der Hermes-Simplex nach einem Patent Bugattis gefertigt werden. Im März 1906 löst Mathis den Lizenzvertrag jedoch vorzeitig auf: Auch er kommt auf Dauer nicht mit Bugatti zurecht. 1907 wird ein Jahr des Wandels im Leben von Ettore Bugatti. Er heiratet Barbara Maria Giuseppina Mascherpa, mit der er insgesamt vier Kinder, zwei Söhne und zwei Töchter, hat. Am 01.091907 unterschreibt er bei der Gasmotoren-Fabrik Deutz AG in Köln und entwickelt nebenbei im Keller seines Hauses in Mülheim am Rhein einen sehr leichten Wagen. Am 15.12.1909 wird ihm nach der Entwicklung von nur zwei Vierzylindermodellen schon wieder, mit einer hohen Abfindung, gekündigt. Angeblich verbraucht er den Entwicklungsetat an falscher Stelle: Seine Konstruktionen sind angeblich zu kompliziert und deren Fertigung zu unwirtschaftlich. Ettore gründet am 01.01.1910 gemeinsam mit seinem Partner Ernest Friederich seine eigene Automobilfabrik „Automobiles Ettore Bugatti“. Im Auftrag von Les Fils des Peugeot Frères entwickelte er 1911 den Peugeot Bébé. Im Jahre 1912 kommt der Bugatti Type 13, jenes Auto das in seinem Keller in Mülheim am Rhein entstand, auf den Markt. Die Produktion steigt die nachfolgenden Jahre kontinuierlich an. Der Type 13 wurde der erste richtige Erfolg von Bugatti. In den nachfolgenden zwei Jahrzehnten wird Bugatti zu einem der bedeutendsten Produzenten von Rennwagen und Luxusautomobilen. Ettore Bugatti ist Pferdeliebhaber und züchtet selber Vollblüter (franz.: pur sang, wie er auch manche seiner Autos nennt). Die Türen seiner Werkshallen ersetzt er in den 1930er Jahren durch Schlossplatten, welche Pferde mit ihrer Nase durch Drücken öffnen können. Gerne reitet er morgens aus, manchmal von einem Esel begleitet, und besucht anschließend auf seinem Pferd sitzend die Arbeiter in den Werkshallen. Er hat eine schillernde, launenhafte Persönlichkeit und ist ebenso ein eitler Lebemann wie Gourmet. Rennfahrer, die ihm gegenüber nicht genug demütig und höflich sind, verschmäht er genauso wie manierenlose Kunden. Nicht jeder, der sich einen Bugatti leisten kann, bekommt auch einen. Zu Ettores Lebzeiten wurden mehr als 7900 Fahrzeuge gebaut, von denen rund 2000 heute noch existieren. Bugattis Automobile beeindrucken nicht nur durch ihre schlichte und pragmatische technische Konstruktion, sondern vor allem durch ihren ästhetischen Anspruch.

 

16.09.1947 - John Cobb stellt einen Landgeschwindigkeitsrekord für Automobile mit 634,386 km/h auf dem Bonneville-Salzsee in Utah/USA auf.

 

28.09.1947 - Ein Unfall bei einem Automobilrennen in Modena (Italien) sterben fünf Menschen, 17 werden schwer verletzt. Der Fahrer Franco Cortese kommt von der Straße ab und rast in die Zuschauermenge. Cortese war der Rennfahrer, der am häufigsten bei der Milli Miglia gestartet war, 1940 fährt er mit Conte Giovanni Lurani auf einem BMW 328 (Kamm-Limousine). 1947 ist er der erste Fahrer, der einen Sieg auf einem Ferrari feiern kann (Grand Prix von Rom). Auf einem Frazer Nash gewinnt er 1951 die Targa Florio.

 

14.12.1947 - In der Ebony Bar in Daytona Beach treffen sich mehrere Veranstalter von Autorennen im Osten und mittleren Westen der USA und gründen die NASCAR-Rennserie. Entstanden ist die Idee von Bill France senior schon vor dem Zweiten Weltkrieg zur Zeit der Prohibition. Damals fuhren Alkohol-Schmuggler mit frisierten Autos durch die USA, um selbst hergestellten Alkohol zu transportieren. An den Wochenenden fuhren sie mit den gleichen Fahrzeugen Rennen. In den 50er Jahren wurden seriennahe Fahrzeuge der großen amerikanischen Hersteller mit sog. Stockblock-Motoren auf den überwiegend Rund- und Ovalkursen eingesetzt. Seit den 60er Jahren werden streng reglementiert V8-Motoren mit 5,7 Liter Hubraum eingesetzt. Heute sind die Fahrzeuge weitestgehend standardisiert und haben nur noch einige wenige oberflächliche Merkmale mit den Serienfahrzeugen gemeinsam.

 

 

1948

 

01.01.1948 - Heinrich Nordhoff wird zum Generaldirektor des Volkswagenwerks ernannt. Der 1899 geborene Nordhoff studiert an der Technischen Hochschule Berlin Maschinenbau. Nach einer ersten Station beim BMW-Flugmotorenbau wechselt er 1929 zu General Motors. 1942 wird er Vorstandsmitglied bei der Adam Opel AG, ab Juli 1942 Leiter des Opel-LKW-Werks in Brandenburg an der Havel. Im Herbst 1947 wird er im Auftrag der britischen Besatzungsmacht technischer Leiter des Volkswagenwerks, im November 1947 wird er auf Vorschlag von Sir Ivan Hirst, kommissarischer Leiter der Volkswagenwerk GmbH, Generaldirektor. Nordhoff baut das Werk in den kommenden zwanzig Jahren zur umsatzstärksten Automobilfabrik Europas aus. In seine Ära werden die VW-Werke im brasilianischen Sao Bernardo do Campo, im mexikanischen Puebla und im südafrikanischen Uitenhage errichtet. Auch die enge Zusammenarbeit mit dem Osnabrücker Karosseriebauer Karmann beginnt 1948. 

 

03/1948 - Bei einem Gespräch mit Henry Ford und dem neuen Chef des Wolfsburger Volkswagenwerkes, Heinz Nordhoff, versucht der von der britischen Militärregierung für das VW-Werk zuständige Oberst C. R. Radclyff, Ford zur Übernahme des VW-Werks zu bewegen. Doch Henry Ford, früher durchaus den Nazis zugeneigt, will das "Nazi-Projekt" nicht. "Es sei keinen roten Heller wert."

 

11.03.1948 - Lamborghini wird gegründet. Nach dem Zweiten Weltkrieg kauft Ferruccio Lamborghini alte Militärfahrzeuge auf und baut sie zu traktorähnlichen Fahrzeugen um, die dringend benötigt werden. Bereits 1954 bietet er als erster Traktorenhersteller Direkteinspritzung und Luftkühlung an. Lamborghini ist sehr umtriebig und gründet bald darauf die eine weitere Firma und stellt Heizungen und Klimaanlagen her. 1963 eröffnet er eine Autofabrik in Sant‘ Agata, und präsentiert mit der neuen Firma Automobili Ferruccio Lamborghini S.p.A. den Prototyp des Sportwagens 350 GTV. 1964 beginnt die Auslieferung des Lamborghini 350 GT. Seit 1998 gehört die Automobilmarke zur Audi AG und somit zum Volkswagen Konzern, während die Traktormarke bereits 1971 zu Same Deutz-Fashr verkauft wurde.

 

04/1948 - Vorstellung des Prototyps der ersten Eisenacher Nachkriegsneuentwicklung - des BMW 340 - auf der Basis von Baugruppen des Eisenacher Vorkriegsbaumusters BMW 326. Die Scheinwerfer sind nun in die Kotflügel integriert, der BMW-Grill in der typischen Nierenform wird durch mehrere verchromte Querstreben ersetzt. Es gibt eine neue Motorhaube, die komplett nach vorne aufklappt und der Kofferraum im Heck ist von außen durch eine Klappe zu erreichen. Nach einem Rechtsstreit im Jahr 1950 dürfen nur noch EMW-Embleme montiert werden. Diese ähneln stark dem weiß/blauen Emblem von BMW, tragen jetzt die Farben Weiß/rot. Das BMW-Werk Eisenach wird nach der Enteignung im September 1945 durch Verfügung des Landtagspräsidenten Thüringens in die Sowjetische Aktiengesellschaft Awtowelo eingegliedert. 1953 erhält das Werk den Namen VEB Automobilwerk Eisenach, nachdem es im Jahr zuvor als volkseigener Betrieb dem Industrieverband Fahrzeugbau angegliedert wurde. Mit der Einstellung der Pkw-Modelle 340/2 und 327/3 endet EMW 1955 als Markenzeichen. In Eisenach wird anschließend der Wartburg 311 gefertigt. Zurück zum BMW/EMW 340: Er wird vom Reihensechszylinder des Vorkriegsmodells BMW 326 angetrieben, hat 1.971 ccm Hubraum und 55 (später 57) PS. Es gibt zunächst nur einen Aufbau als Limousine. Zwischen 1950 und 1951 wird er als 340/3 zusätzlich als Kastenwagen gefertigt. Außerdem entsteht 1949 mit dem 340/1 der Prototyp eines Roadsters, von diesem gibt es 1950 mit dem 340-S eine Sportvariante mit 90 PS. Dieser Prototyp startet bei drei Rennveranstaltungen in Dessau, auf dem Sachsenring und beim Leipziger Stadtparkrennen. Bei den Dreharbeiten zu einem Film wird er 1956 zu Schrott gefahren.

 

30.04.1948 – Auf der Amsterdam Motor Show feiert der Land-Rover seine Premiere. Maurice Wilks, Bruder des geschäftsführenden Direktors von Rover, Spencer Bernau Wilks, nutzt auf seinem Landsitz einen alten Willys Jeep, eine Hinterlassenschaft der US-Streitkräfte. Er ist von der Nützlichkeit des Jeeps überzeugt, jedoch nicht von dessen Qualitäten. So hat er die Idee, bei Rover einen Geländewagen für die Landwirtschaft zu bauen und damit das Unternehmen, dessen Luxusfahrzeuge nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr gefragt sind, aus der Krise zu holen. In nur wenigen Wochen wird der Prototyp im Frühjahr auf Basis eines Willys Jeep aufgebaut. Die Bezeichnung „Land-Rover“ als Rover für die Landwirtschaft steht von Beginn an fest. Noch im gleichen Jahr gibt der Vorstand grünes Licht für eine Kleinserie. Hierfür wird ein eigenes Chassis konstruiert, die Bleche werden aus Duralumin gefertigt. Es ist zwar dreimal so teuer wie Stahl, aber wesentlich verfügbarer nach dem Krieg. Angetrieben wird der Land Rover der bis 1958 gebauten Series I von einem 1,6-Liter-Ottomotor, dann von einem 2-Liter-Motor. Dazu kommt noch ein Diesel. Er hat fünf Nebenantriebe (Zapfwellen), mit denen interne und externe Geräte wie Kompressoren, Generatoren oder Holzspalter angetrieben werden können. Bis zu Präsentation in Amsterdam ist sich der Vorstand keineswegs sicher, ob der Land Rover eine Käuferschaft finden oder eine teure Fehlinvestition sein wird – 60 Jahre später und einer Produktion von zwei Millionen Fahrzeugen verlässt 2016 der letzte Land Rover Defender die Produktionsanlagen von Solihull.

 

05/1948 -  In Wolfsburg läuft der 25.000. Volkswagen vom Band. 02.05.1948 - Clemente Bionetti gewinnt auf einem Ferrari 166S Coupé Allemano die Mille Miglia. Bereits 10 Jahre zuvor hat er das berühmte Langstreckenrennen auf einem Alfa Romeo (C 2900B gewonnen. Die Mille Miglia 1948 geht als Tazio Nuvolaris letztes großes Rennen in die Motorsportgeschichte ein. Was sich auf dem Weg von Brescia nach Rom und wieder zurück ereignet, hat fast mehr mit einer italienischen Oper als mit einem Autorennen zu tun. Auch in der Gegenwart lässt sich die Zahl der Zuschauer entlang der 1800 km langen Strecke nicht genau beziffern. In historischen Dokumenten ist von mehreren Millionen Menschen zu lesen. Da das Rennen von einigen italienischen Radioanstalten live übertragen wird, strömen im Laufe des Tages immer mehr Menschen an die Strecke, um an der dramatischen Fahrt von Nuvolari teilhaben zu können. Der Ferrari 166 Spyder Corsa, mit dem Nuvolari unterwegs ist, wurde als Formel-2-Rennwagen konzipiert und ist mehr Monoposto als Sportwagen. Nuvolari hat keine Kenntnis vom Wagen und keinen Meter auf der Strecke trainiert; er verlässt sich ausschließlich auf seinen Instinkt und seine Erfahrung. Auf dem Weg nach Rom hat er einen ersten Unfall. Der dabei beschädigte linke Kotflügel und die Motorhaube werden kurzerhand weggeworfen. Bei der Wende in Rom hat er den unglaublichen Vorsprung von einer Stunde auf den Rest des Feldes. Der kleine Ferrari ist der dauerhaften ungestümen Fahrweise seines Piloten aber nicht gewachsen. Bei der Überquerung des Apennin bricht der Fahrersitz aus der Halterung. Nuvolari ersetzt ihn kurzerhand durch einen Sack Orangen, den er bei einem Marktstand auftreibt. Vor dem Stopp in Modena zerstört er einen vorn liegenden Stoßdämpfer, aber da er noch immer mit 29 Minuten Vorsprung auf Biondetti in Führung liegt, kann ihn auch Enzo Ferrari nicht zur Aufgabe bewegen. Erst als knapp vor Parma alle Bremsen am Wagen defekt gehen und der Ferrari nicht mehr auf der Strecke zu halten ist, gibt er zum Leidwesen der vielen Millionen Hörer an den Radios auf. Kurioserweise ist der erste Zuschauer, der ihn auf dem komplett ruinierten Auto sitzend antrifft, ein Priester, den Nuvolari, körperlich am Ende, um ein Bett bittet. Zu Enzo Ferrari soll Nuvolari nach dem Rennen gesagt haben: „Enzo, in unserem Alter sind solche Tage rar. Wir müssen sie auskosten, so gut wir können.“

 

22.05.1948 - Der vor dem Zweiten Weltkrieg einst drittgrößte deutsche Automobilhersteller Adler präsentiert auf der Exportmesse Hannover zwei Prototypen eines Nachfolgers des Vorkriegsmodells Adler Trumpf Junior. Die Karosserien wurden bei Karmann in Osnabrück und Wendler in Reutlingen gefertigt. Doch der aus der Internierung zurückkehrende Generaldirektor von Adler, Ernst Hagemeier, stoppt den Automobilbau. Er will, dass Adler sich den Bau von Fahrrädern, Motorrädern, Büro- und Werkzeugmaschinen konzentriert. 1957 kauft Max Grundig eine Beteiligung an den Adlerwerken und beendet die Motorradproduktion. Mit dem Zusammenschluss von Grundig, Adler und Trumph werden nur noch Büromaschinen hergestellt.

 

06/1948 – Die Produktion des Citroen Typ H beginnt – gebaut wird er mit seiner unverwechselbaren Wellblechkarosserie fast unverändert 33 Jahre lang bis Dezember 1981, zeitweise auch in Belgien und den Niederlanden. Die späteren Modellbezeichnungen HX, HY, HW und HZ bezeichneen die Varianten mit verschiedenen Nutzlasten. Die verschiedenen Verlängerungen von Radstand und Überhang hinten, die nicht von Citroën selbst, sondern von Karosseriebauunternehmen gebaut werden, haben die Bezeichnungen „Modification A“ (40 cm Überhang) bis „Modification F“ (120 cm Radstandverlängerung und 60 cm Überhang). Dacherhöhungen gibt es mit zehn Zentimetern (für Krankenwagen), 20 cm und 40 cm und jeweils mit (avec Capot) oder ohne (sans Capot) Erhöhung des Dachs über dem Fahrerhaus. Ab Werk gibt es nur den Lieferwagen mit 4,28 m Länge und als Fahrgestellt mit Fahrerhaus. Große Verbreitung finden Varianten des Typ H im öffentlichen Dienst, z.B. bei der Polizei, Feuerwehr, Post und als Krankenwagen. Das Angebot der Karosseriebauer richtet sich vor allem an mittelständische Betriebe, mit Planenwagen (auch als Doppelkabine), Autotransportern, Niederflurhubwagen, Verkaufswagen, Kleinbussen, Kühlwagen, Wohnmobilen, Tiertransportern, Bestattungswagen, rollenden Laboren und vielem mehr. Es gibt auch Varianten mit der hyperpneumatischen Federung der DS an der Hinterachse; die meisten davon waren Krankenwagen des niederländischen Karosseriebauers Akkemanns. Insgesamt entstehen 483.308 Exemplare in Frankreich, 5.343 in Belgien und ca. 10.000 Typ H in den Niederlanden.

 

15.06.1948 - Der am 08.06.1948 mit einer Einzelgenehmigung versehene Porsche 356 Nr. 1 Roadster wird zum Straßenverkehr angemeldet. Er ist das erste unter dem Namen Porsche angemeldete Fahrzeug, ein Prototyp mit Mittelmotor und einem Gitterrahmen aus Stahlrohr. Die ersten Arbeiten zu diesem Wagen beginnen am 17.07.1947 im Porsche-Werk Gmünd. Finanziert wird das Projekt aus einem Vertrag mit dem damaligen VW-Chef Heinz Nordhoff, der Ferdinand Porsche eine Lizenzgebühr von 5 DM je gebautem VW Käfer sichert. Der Porsche 356 Nr. 1 Roadster hat einen gebläsegekühlten Vierzylinder-Boxermotor mit 1.131 ccm Hubraum und 35 PS, der wie die Vorder- und Hinterachse vom VW Käfer stammt. Der Käfer hat jedoch nur 25 PS. Der nur 585 kg schwere Roadster erreicht eine Geschwindigkeit von bis zu 140 km/h.

 

01.07.1948 - Auf regennasser Fahrbahn verunglückt beim Training auf dem Bremgartenkurs bei Bern auf regennasser Fahrbahn einer der besten Rennfahrer der Welt: Archille Varzi. Es ist der zweite Unfall in seiner langen Kariere. In dieser kann er 28 Grand Prix-Siege für sich verbuchen. Dabei fährt er auf Alfa Romeo, Auto Union, Bugatti und Maserati. 1930 gewann er u.a. die Targa Florio und den Großen Preis von Monza. Weitere Erfolge waren die Siege beim Großen Preis von Frankreich (1931) sowie bei den Großen Preisen von Monaco und Tripolis 1933. Ein Jahr später, 1934, holte er den ersten Platz bei der legendären Mille Miglia. 1935 siegte Varzi beim Großen Preis von Tunesien, 1936 erneut beim Großen Preis von Tripolis.

 

07.07.1948 – Dieser Tag gilt als „Geburtstag“ des Porsche 356, dem ersten Serienmodell der jungen Firma Porsche. Die Typbezeichnung 356 für den Wagen ist die laufende Nummer dieser Porsche-Konstruktion. Der Motor hat die Konstruktionsnummer 369. Am 07.07.1948 erscheint der erste Testbericht über ein Porsche-Coupé. Im April 1965 endet die Produktion der Baureihe 356. In 17 Jahren Bauzeit entstehen 76.302 Wagen.

 

07.08.1948 - Die Rennstrecke in Zandvoort/NL wird eröffnet. Zwischen 1952 und 1985 gastiert die Formel 1 auf der ursprünglich knapp 4,2 Kilometer langen Strecke. Sie windet sich durch die Dünenlandschaft im Norden von Zandvoort. Der Streckencharakter besteht hauptsächlich aus schnellen Kurven und einer Haarnadelkurve nach Start und Ziel.

 

18.09.1948 – Stirling Moss siegt beim ersten Rennen auf dem britischen Goodwood Circuit auf einem Motorrad der 500-cm³-Klasse. Anschließend steigt er auf Cooper um und wird einer der erfolgreichsten Rennfahrer der 50er Jahre. In Goodwood hat er jedoch auch einen seiner schwersten Unfälle. 1962 kommt er, an vierte Stelle liegend, von der Strecke ab und prallt gegen einen Erdwall. Er erleidet Knochenbrüche und ein Hirntrauma, liegt im Koma und ist zunächst halbseitig gelähmt. Nachdem er ein Jahr zur Genesung benötigt, beendet er seine Karriere. Bis 1966 dient der Rundkurs des Goodwood Circuit als Austragungsort zahlreicher Rennen. Aufgrund der immer höheren Geschwindigkeiten genügt die Strecke nicht mehr den Sicherheitsstandards und der Rennbetrieb wird nach dem letzten Rennen am 02.07.1966 eingestellt.

 

20.09.1948 – Die Nachkriegsversion des Morris Minor – die ursprünglich „Mosquito“ hatte heißen sollen – wird auf der Earls Court Motor Show. Sie ist das Werk eines Teams um Sir Alec Issigonis, der später auch den Mini konstruiert. Sir Alec ist zwar für den Mini berühmt geworden, aber eher stolz auf seine Teilnahme im Konstruktionsteam des Minor. Er war der Meinung, der Minor sei ein Fahrzeug, das viele Vorzüge und Annehmlichkeiten eines guten Autos mit einem günstigen Preis für die Arbeiter verbinde, während der Mini eine spartanische Art von Komfort biete, bei dem alles auf das absolute Minimum reduziert sei. Der Morris Minor wird im Vergleich mit Fahrzeugen der Wettbewerber in den späten 1940er Jahren und während der gesamten 1950er Jahre als geräumiges Auto mit guter Kurvenstabilität und gutem Handling geschätzt. Der ursprüngliche Minor MM ist als zwei- und viertürige Limousine und viersitzige Cabriolimousine verfügbar. Da das Geld fehlt und die Entwicklung eines neuen Motors zu teuer ist, wird der seitengesteuerte Vierzylinderreihenmotor des Vorgängers Morris Eight eingesetzt. Er hat einen Hubraum von 918 cm³, eine Leistung von 29 PS. Die kleine Maschine lässt den Minor eine Spitzengeschwindigkeit von 103 km/h erreichen und benötigte 5,9 l/100 km. Issigonis missbilligt den Einsatz dieser Vorkriegskonstruktion. Der Export in die USA beginnt 1949, wobei die Scheinwerfer ab Oktober 1950 von ihrem bisherigen tiefen Platz im Kühlergrill auf die Kotflügel versetzt werden, um den US-Sicherheitsvorschriften zu entsprechen. Ab 1951 wird dies für alle Morris Minor Standard. Bei Produktionsende der ersten Serie sind etwas über 250.000 Autos verkauft worden, 30 % davon sind Cabriolimousinen.

 

10/1948 - In Rüsselsheim wird der Opel Kapitän wieder gebaut, in leicht überarbeiteter Form und auch nur als viertürige Limousine mit Portaltüren. Erkennbarer Unterschied zum Vorkriegsmodell sind die nun runden Scheinwerfer, Stoßstangen mit stärker ausgebildeten Hörnern und Radkappen. Er hat einen 2,5-Liter-Reihenmotor mit 55 PS, Dreiganggetriebe und eine Höchstgeschwindigkeit von 126 km/h. Bis April 1950 werden 12.936 Exemplare gebaut.

 

10/1948 - Da der Mark VII nicht rechtzeitig fertig geworden ist, präsentiert Jaguar auf der "London Motor Show“ eine Verlegenheitslösung: den XK 120. Eigentlich geht es nur darum, den neuen Motor (6 Zylinder, 3.442 ccm, 162 PS) zu präsentieren und dafür wird kurzfristig ein schnittiger Roadster karossiert. Doch der gefällt dem Publikum außerordentlich gut und anstatt einer geplanten Kleinserie von 240 Exemplaren werden bis 1954 7.373 XK 120 gebaut.  Mit dem Fahrzeug gibt es auch Rennversionen. Diese Jaguar C-Type und D-Type sind sehr erfolgreich und heute heiß begehrt. 1954 folgt der XK 140.

 

07.10.1948 - Die Entwicklung beginnt Mitte der 1930er-Jahre, doch kriegsbedingt stellt Citroën den neuen 2CV aber erst jetzt in Paris der Öffentlichkeit vor. Von der Fachpresse wird der Wagen anfangs belächelt, so schreibt die satirische Wochenzeitung Le Cannard enchainé: „Eine Konservendose, Modell freies Campen für vier Sardinen“. Doch der 2CV wird in den folgenden Jahrzehnten zu einem der bekanntesten Automodelle in Frankreich. Zwischen Sommer 1949 und Mitte 1990 werden 3.868.631 viertürige Limousinen und 1.246.335 Lieferwagen („Kastenente“) hergestellt. Dazu kommen zwischen 1960 bis 1968 (und 1971) noch 694 Exemplare der Sahara-Ausführung „4x4“ mit zwei Motoren und Allradantrieb gebaut. („Bimoteur“) Das minimalistische, aber sehr zweckmäßige Automobil hat Frontantrieb und einen luftgekühlten Zweizylinder-Viertakt-Boxermotor unter der Haube. Anfangs beträgt der Hubraum 375 ccm und hat 9 PS Leistung. Im Laufe der Jahre steigen Hubraum auf 602 ccm und 29 PS.

 

10.-13.10.1948 - Die britische Militärregierung der Stadt Köln legt die Produktion der Ford-Werke still, weil diese das zugeteilte Kohlen-Kontingent erheblich überzogen hatte.

 

06.11.1948 – In Königstein im Taunus wird der Automobilclub von Deutschland wiedergegründet. Der 1899 gegründete Club hatte 1935 seinen Zweck aufgegeben und sich in „Deutscher Ausland-Club“ umbenannt, um der Gleichschaltung im Nationalsozialistischen Kraftfahrkorps (NSKK) zu entgegen.

 

11/1948 - In Köln-Niehl startet die Produktion des Ford Taunus. Er ist der bereits seit 1938 gebauten Taunus G93A, der als Mittelklassewagen die Lücke zwischen dem kleinen Ford Eifel und dem großen Ford V8 schließen soll. Der Prototyp des bereits ab 1946 im Detail verbesserten G93A wird im Mai 1948 als neuer G73A auf der Hannoveraner Exportmesse vorgestellt. Die ersten Karosserien entstehen jedoch nicht in den Kölner Ford-Werken, sondern werden ab September 1948 aus Platzmangel im Wolfsburger Volkswagenwerk und beim Karosseriebauer Karmann in Osnabrück hergestellt. Zuvor müssen die Karosserieformen aus dem bisherigen Ambi-Budd-Werk in Ostberlin in Verhandlungen mit der Sowjetischen Militäradministration ausgelöst werden. Erst im November 1948 kommt die Gesamtproduktion nach Köln zurück. Zunächst gibt es den Taunus nur als zweitürigen Limousine mit hinten angeschlagenen Türen, zunächst ist er nur in „nachtschattengrau“ zu erhalten. Wegen seines rund abfallenden markanten Hecks wird der G73A auch "Buckeltaunus" genannt. Ab 1949 entstehen weitere Karosserieformen bei renommierten Karosseriebauern wie Karmann in Osnabrück oder Drauz in Heilbronn. Diese erhalten von Ford die Fahrgestelle mit dem vorderen Aufbau bis zu den A-Säulen. Die Fahrzeuge werden nun zu zwei- und viersitzigen Cabriolets mit zwei Türen oder – für die Polizei – vier Türen, zu dreitürigen Kombis und zu viertürigen Taxis. Im Mai 1950 gibt es den Taunus Spezial mit Vierganggetriebe und Lenkradschaltung, einem breiten, verchromten Kühlergrill, Stoßfängern mit Hörnern, ein größeres Rückfenster und Blinkern statt Winkern. Knapp ein Jahr später kommt der Taunus de Luxe mit durchgehender Windschutzscheibe und zahlreichen Extras. Angetrieben wird der Ford Taunus G73A von einem 1.172 ccm großen Motor mit 34 PS, was zu einer Höchstgeschwindigkeit von 97,5 km/h führt. Gebaut wird der Taunus G73A bis 1952 und dann vom „Weltkugeltaunus“ (Taunus 12M -G13-) abgelöst. Insgesamt entstehen 76.590 Exemplare des G73A.

 

 

1949

 

1949 – Die Produktion des bis 1955 gebauten Rolls-Royce Silver Dawn startet im britischen Crewe. Das Modell ist der erste Rolls-Royce mit Werkskarosserie, bis dahin wurden die Karosserien von anderen Karosseriebauern hergestellt. Das Fahrgestellt ist ein modifiziertes Silver-Wraith-Chassis. Zunächst wird er ausschließlich für den Export als Linkslenker gebaut, zusammen mit dem baugleichen Bentley R-Type ist er ab Oktober 1953 auch in Großbritannien verfügbar. Angetrieben wird das Fahrzeug von einem Reihensechszylinder mit zunächst 4.257 ccm, später dann mit 4.566 ccm. Zusätzlich zum Komplettfahrzeug mit Werkskarosserie bot Rolls-Royce auch nur das Chassis an und die Aufbauten entstanden bei anderen Stellmachern (Coachbuilder) wie Harold Radford.  Insgesamt entstanden in sechs Jahren 760 Exemplare.

 

1949 - In Deutschland verlassen 104.000 Automobile die Fabriken – das Dreifache der Vorjahresproduktion.

 

1949 - Auf dem Genfer Autosalon präsentiert Borgward die viersitzige Limousine Hansa 1500, die erste deutsche Neukonstruktion seit Ende des Zweiten Weltkrieges. Ebenfalls in Genf wird der Prototyp des Sportwagens Porsche 356 gezeigt, ein zweisitziger Roadster mit einem Aluminium-Chassis. Ebenfalls einen Zweisitzer bringt Gutbrod mit dem Moto-Standard, ein Cabrio mit Frontantrieb und einer Ponton-Karosserie. Karmann aus Osnabrück zeigt das viersitzes Cabriolet auf VW Käfer-Basis, Hebmüller aus Wülfrath das zweisitzige Cabriolet auf Käfer-Basis. Mercedes-Benz bringt mit dem Typ 170 V und dem auffallend leisen Typ 170 D auf den Markt. In Italien wird der Siegeszug der Vespa gestartet

 

08.01.1949 - In den Niederlanden wird ein VW Käfer verschifft. Ziel sind die USA. Damit beginnt der Käfer seinen nicht geglaubten Erfolg in die Vereinigten Staaten. Doch er ist zunächst kein Erfolg. Erst 1955 baut Volkswagen ein eigenes Verkaufsnetz auf. Der Durchbruch gelingt jedoch erst 1960 – mit einer einzigartigen Anzeigenkampagne, die Jahrzehnte später zur besten des 20. Jahrhunderts gewählt werden würde. Die bis dahin recht unbekannte Agentur Doyle Dane Bernbach (DDB) löst mit ihrer Kampagne einen regelrechten Run auf das kleine Auto aus Deutschland aus. Gleichzeitig verändert sie die Auffassung von Werbung fundamental. Zum ersten Mal nimmt sich mit Volkswagen USA ein großer Konzern in seinen Anzeigenmotiven konsequent auf die Schippe, spielt mit eigenen Vorurteilen, eigenen Schwächen und Klischees.

 

28.01.1949 – Beim Training für den Palermo-Grand-Prix in Buenos Aires (Argentinien) verunglückt der französische Rennfahrer Jean-Pierre Wimille und stirbt an seinen schweren Kopfverletzungen. Wimille gerät mit seinem Simca-Gordini bei seiner ersten schnellen Runde ins Schleudern und prallt gegen einen Baum.  Ein paar Kinder waren der Strecke zu nahegekommen. Ein berittener Polizist will sie zurücktreiben. Dabei scheut das Pferd und wirft Sand auf die Piste, wodurch Wimilles Reifen die Haftung verlieren. 1930 beginnt der Franzose mit dem Automobilsport. Sein erstes Rennauto ist ein Bugatti Type 51, mit dem er 1932 beim Grand Prix d’Oran in Algerien seinen ersten Erfolg feiert. Weitere Erfolge bleiben ihm durch die Unzuverlässigkeit der Autos verwehrt, sodass er 1933 privat einen Alfa Romeo erwirbt. Erfolge bei Bergrennen und Podiumsplätze bei Grands Prix verhelfen ihm von 1934 bis 1937 zu einem Platz im Bugatti-Werksteam. Mit dem allradgetriebenen Typ 53 fährt er Bestzeit beim Bergrennen Nizza-La Turbie 1932. Die große Zeit von Bugatti ist in der zweiten Hälfte der 1930er-Jahre allerdings vorbei und die deutschen Silberpfeile dominieren das Geschehen, sodass sich keine großen Erfolge bei Grand-Prix-Rennen. Erfolgreicher ist Wimille im Sportwagenbereich, wo er 1937 und 1938 die 24-Stunden-Rennen von Le Mans gewinnt. Einem kurzen Intermezzo 1938 bei Alfa Romeo folgt 1939 die Rückkehr zu Bugatti. Im Krieg ist Wimille als patriotischer Franzose in der Résistance aktiv. Mit seinen Rennfahrerkollegen William Grover-Williams und Robert Benoist gründet er eine Widerstandsgruppe, hat aber mehr Glück als seine Freunde, die beide im Konzentrationslager ermordet werden. 1945 kehrt Jean-Pierre Wimille auf die Rennstrecken zurück und gewinnt gleich das erste Rennen nach dem Krieg, den Coupe des Prisonniers 1945. 1946 geht er zu Alfa Romeo.

 

20.03.1949 – Auf Sizilien findet die 33. Targa Florio, statt. Gleichzeitig ist das Rennen der neunte Giro di Sicilia. Die Entscheidung der Organisatoren, das Rennen auf einen Termin im März zu verlegen, erwies sich im Nachhinein als falsch. Das Wetter war schlecht. Es regnete beinahe den ganzen Tag, die Straßen waren rutschig und in den Bergregionen was es kalt und nebelig. Die ersten Fahrzeuge, die ab Mitternacht auf die Strecke gingen, waren Tourenwagen. Als der letzte Sportwagen den Start-und-Ziel-Bereich in der Viale del Foro Italico in Palermo verlassen hatte, war es vier Uhr morgens. Zu Beginn des Rennens führten die Lancia-Aprilia-Tourenwagen, angeführt von Alfredo Fondi und Giannino Marzotto. In Trapani übernahmen die Sportwagen das Kommando. An der Spitze fuhr Dorino Serafini im Frazer Nash, dahinter lagen die neuen Ferrari 166 MM von Bruno Sterzi, Roberto Vallone und Clemente Biondetti. Bereits ausgeschieden waren Franco Cortese und Giovanni Bracco, deren Fahrzeuge vom Start weg Probleme mit der Technik hatten. Die Rennentscheidung fiel in der Nähe von Enna, wo Serafini nach einem Unfall ausschied und Biondetti im strömenden Regen die Führung übernahm. Bis zum Rennende konnte Biondetti Franco Rol in dessen privat gemeldetem Alfa Romeo 6C 2500 Competizione nicht abschütteln. Nach einer Fahrzeit von über 13 Stunden hatte er im Ziel nur einen Vorsprung von knapp drei Minuten auf Rol. Die große Überraschung war der dritte Gesamtrang von Giovanni Rocco im Prete-Eigenbau.

 

31.03.1949 - In Bologna wird das Unternehmen Abarth & C. gegründet. Carlo Abarth, ein in Italien lebender österreichischer Motorradrennfahrer und Unternehmer, baut mit seiner Firma Sportwagen mit kleinem Hubraum, zunächst überwiegend Einzelstücke und kleine Serien mit speziellen Karosserien unterschiedlichster Designer und Karosseriebauer. Dazu zählen Allemano, Bertone, Boano, Ghia, Pininfarina, Vignale oder Zagato. Bekannt wird die Firma Abarth aber auch als Tuner, vor allem für Fiat, Simca und Alfa Romeo. Im Rennstall Abarth fahren u.a. Derek Bell, Hans, Herrmann, Jochen Nerpasch oder Walter Röhrl. 1971 ist mit der selbständigen Firma Abarth Schluss. Carlo Abarth verkauft das Unternehmen und die Markenrechte an den Fiat-Konzern.

 

06.04.1949 - Volkswagen bestellt bei der Firma Karosseriewerke Josef Hebmüller und Söhne in Wülfrath 675 Aufbauten für das zweisitzige Cabriolet vom Typ 14, das durch seine elegante Form besticht. Die Erprobungsergebnisse an den am 21. März und 1. Juni 1949 gelieferten Versuchsfahrzeugen machen unter anderem eine konstruktive Verstärkung des Aufbaus erforderlich. Auch wird die Fertigungsqualität bemängelt. Ein durch eine Lackstaubverpuffung verursachter Brand unterbricht die Produktion am 23. Juli 1949 – bis dahin liefert Hebmüller 53 Cabriolets und 236 Polizei-Streifenwagen von Volkswagen Typ 18 aus. Zwar nimmt Hebmüller die Produktion wieder auf, jedoch entspricht Volkswagen dem Wunsch auf Erhöhung der Liefermenge nicht. Auch wegen der geringen Stückzahl von insgesamt 680 gebauten Fahrzeugen gehört das Hebmüller Cabriolet zu den begehrten Sammlerstücken.

 

16.04.1949 - Der erste VW-Käfer wird nach Österreich importiert. Und er läuft und läuft und läuft. Damit laufen auch die Geschäfte der Firma Porsche gut an. Auch dank dem erfolgreichen Aufbau einer schlagkräftigen Vertriebsorganisation und dem damit verbundenen zuverlässigen Kundendienst. Von Salzburg aus baut Louise Piech neben dem Fahrzeugimport eine eigene Einzelhandelskette auf: Die Porsche Inter Auto GmbH & Co KG, die sich bis heute zu 100 % im Besitz der Familien Porsche und Piech befindet.

 

05/1949 - Der Mercedes-Benz 170, ein bereits vor dem Krieg produziertes Fahrzeug, kommt nun auch als Diesel auf den Markt. Er hat einen Vierzylindermotor mit 1.767 ccm Hubraum und 40 PS.

 

19.06.1949 - Das erste offizielle Rennen des heutigen NASCAR Sprint Cup findet auf dem 1949 eröffneten Charlotte Speedway in Charlotte, North Carolina, USA, statt. Der Charlotte Speedway ist ein dreiviertel Meilen langes Oval und das erste Rennen geht über eine Distanz von 150 Meilen. Nach insgesamt 12 NASCAR-Rennen wird der Charlotte Speedway am 17.10.1956 wieder geschlossen.

 

07/1949 – Die Mitarbeiterzeitschrift Opel Post wird – nach Ende der Papier-Rationierung - erstmals publiziert und gehört damit zu den ältesten Zeitschriften zur internen Kommunikation. Der Name ist nur als Provisorium gedacht, bei einem Preisausschreiben mit einer Prämie von 50 D-Mark wird ein neuer Titel gesucht. Doch die große Mehrheit der Leser entscheidet sich für den ursprünglichen Namen. Die Opel Post erscheint wöchentlich und existiert noch heute, nun als zweisprachiges (Deutsch, englisch) Web-Magazin.

 

01.07.1949 - Dem Standart-Käfer wird nun ein Exportmodell an die Seite gestellt. Es hat eine verbesserte Ausstattung wie z.B. eine Zeituhr, Chromleisten, Bedienungsknöpfe am Armaturenbrett aus elfenbeinfarbigem Kunststoff und kostet 5.450 DM. Am gleichen Tag wird auch das von der Firma Karmann (Osnabrück) karossierte viersitzige VW-Cabriolet vorgestellt.

 

22.07.1949 - Die Serienfertigung des Volkswagen Typ 15, eines viersitzigen Cabriolets auf Basis des Export-Modells der Volkswagen Limousine, beginnt bei der Wilhelm Karmann Fahrzeugfabrik in Osnabrück. Nach einer Vorführung des Fahrzeugs am 13. April 1949 und seiner Erprobung spricht sich Nordhoff am 18. April 1949 dafür aus, „recht bald mit der Produktion dieses Cabriolets in Gang“ zu kommen. Der am 3./5. August 1949 geschlossene Vertrag sieht die Lieferung von zunächst 1 000 Einheiten vor. Durch hohe Alltagstauglichkeit ausgezeichnet und durch unsichtbar angebrachte Versteifungen an den Karosserieseiten in seinem Schwingungsverhalten neutralisiert, findet das Fahrzeug eine wachsende Kundengruppe. Zunächst für 7 500 DM angeboten, summiert sich die Fertigung bis Jahresende auf 440 Fahrzeuge. 1950 steigt die Produktion auf 2 669 Fahrzeuge an. Bis zur Produktionseinstellung am 10. Januar 1980 laufen in Osnabrück 330 281 Käfer Cabriolets vom Band.

 

23.07.1949 - Ein Großbrand im Hebmüller-Werk in Wülfrath zerstört die gesamten Produktionsanlagen. Zwar kann der Wiederaufbau 1951 abgeschlossen werden, aber die wirtschaftliche Situation führt dazu, dass Hebmüller 1952 den Betrieb einstellen muss. Hebmüller baut vor dem Krieg hochwertige Aufbauten als Einzelstücke oder Kleinserien, u.a. für Austro-Daimler, F.N. und Dürkopp. Aber auch Ford und Opel lassen ihre Cabriolets und offenen Sportwagen zum Teil von Hebmüller bauen. Nach dem Krieg bekommt Hebmüller von Volkswagen den Auftrag für den Bau von 2000 zweisitzigen Cabriolets, die ab 1949 hergestellt werden. Doch aufgrund des Brandes entstehen nur 626 Fahrzeuge. Außerdem baut Hebmüller ein offenes viersitziges Polizei-Einsatzfahrzeug auf VW Typ 1-Basis.

 

09/1949 – Um nach dem Krieg mehr Rohstoffzuteilungen zu erhalten, gründet Carl F.W. Borgward drei Einzelfirmen: Die Carl F.W. Borgward G.m.b.H. Automobil- und Motorenwerke, die Goliath-Werk G.m.b.H. und die Llyod Maschinenfabrik G.m.b.H.

 

03.09.1949 - In Ingolstadt wird die Automobilfirma Audi neugegründet. Nachdem im August 1948 die Auto Union AG im Handelsregister Chemnitz gelöscht worden ist, existiert das Unternehmen nicht mehr. In Ingolstadt war bisher das Auto-Union-Zentrallager Süd untergebracht. Viele Mitarbeiter aus den früheren Werken der Auto Union in Zwickau, Zschopau und Chemnitz setzen sich nach Ingolstadt ab und initiieren den Neuaufbau. Da im Krieg die Wehrmacht die DKW-Wagen aufgrund ihrer Zweitaktmotoren, der selbsttragenden Karosserien aus Sperrholz und des Frontantriebs kaum requiriert hatte, sind in Westdeutschland zu diesem Zeitpunkt noch rund 65.000 DKW-Wagen der Typen Reichs- und Meisterklasse in Betrieb - ein großer Vorteil gegenüber den Mitbewerbern.

 

06.09.1949 - Durch die Verordnung 202 überträgt die britische Militärregierung dem Land Niedersachsen die Kontrolle über die Volkswagenwerk GmbH mit der Maßgabe, diese im Auftrag und unter der Anweisung der Bundesregierung zu übernehmen. Die Frage der Eigentümerschaft bleibt bis zur Privatisierung des Unternehmens ungeklärt.

 

19.09.1949 - Der Zebrastreifen taucht in internationalen Vereinbarungen erstmals in einem in Genf unterzeichneten Protokoll über Verkehrszeichen auf. Bereits 1948 lässt die britische Regierung an Londoner Verkehrskreuzungen Straßenmarkierungen in Form von zwei parallelen punktierten Linien anbringen und veröffentlicht Schulungsfilme zum sicheren Überqueren stark befahrener Straßen.  In Deutschland werden die ersten Zebrastreifen 1952 markiert. Erst 1964 erhalten Fußgänger Vorrang an Zebrastreifen. In der Folge werden die ersten Zebrastreifen wieder beseitigt, um den Verkehrsfluss der Autos aufrechtzuerhalten.

 

26.09.1949 – Ford lässt die von Earle S. MacPherson entwickelte MacPherson-Federbeinvorderachse patentieren. Zuvor hat der US-amerikanische Ingenieur und Erfinder für Chalmers, Liberty und Hupmobile gearbeitet, bevor er 1934 zu General Motors wechselt. Nach dem Zweiten Weltkrieg leitet er das Chevrolet Light Car Project. Inspiriert von Flugzeugfahrwerken kommt ihm die Idee, Stoßdämpfer und Achsschenkel zu vereinen, oben in einem Domlager im Radhaus und unten an einen einfachen Stablenker und einem Ende des Stabilisators zu führen. So schafft er eine platzsparende und günstige Aufhängung. Sein Chevrolet Cadet mit vier Federbeinen wird nach dem Bau einiger Prototypen gestoppt. MacPherson wechselt daraufhin 1947 von GM zu Ford. Seine Idee wird von Ford am 26. September 1949 patentiert. 1950 erscheint der britische Ford Consul als erstes Modell mit MacPherson-Vorderachse. Der bei Ford in Frankreich mit dieser Achse entwickelte Nachfolger des Ford Vedette kommt 1955 nach Besitzerwechsel als Simca Vedette auf den Markt. Der erste deutsche Wagen mit MacPherson-Aufhängung ist 1957 der Ford P2 („Barocktaunus“), nach dem nicht in Serie gegangenen Volkswagen EA 48 mit Frontantrieb, dessen Entwicklung 1956 abgebrochen worden war.

 

13.10.1949 – Die ersten Exemplare des im Frühjahr in Genf vorgestellten Borgward Hansa 1500, der ersten deutschen Pkw-Nachkriegskonstruktion, rollen in Bremen-Sebaldsbrück vom Band. Das Mittelklassefahrzeug wird als zwei- und viertürige Limousine, dreitürigen Kombi, fünfsitziges, zweitüriges Cabriolet und zweisitziges Sportcabriolet gebaut. Die Cabriolets entstehen bis Mai 1952 im Karosseriewerk Hebmüller in Wülfrath. Unter der Motorhaube werkelt ein Vierzylinder-Reihenmotor mit 1.498 ccm und einer Leistung von 48 PS, ab Ende 1950 52 PS. Im Sportcabriolet sind es 66 PS und 1953 ist der Hansa 1500 mit dem 80-PS-Motor aus dem Borgward-Rennsportwagen lieferbar.

 

13.10.1949 – Der italienischer Motorradhersteller Moto Laverda S.p.A. wird von Francesco Laverda, dem Enkel des Landmaschinenherstellers Pietro Laverda, gegründet. Das erste Modell ist die Laverda 75. In den 1980er Jahren folgt eine Absatz- und Finanzkrise, die bei Laverda vor allem auf eine nicht marktgerechte Produktdiversifikation zurückzuführen ist. Am 31.03.1987 muss Moto Laverda Insolvenz anmelden. Sechs Jahre später wird die Marke als International Moto Laverda neu gegründet, doch bereits 1998 ist auch diese Firma insolvent und geht zunächst an einen Investor, 2000 dann an Aprilia und wird Ende 2004 von der Piaggio-Gruppe übernommen.

 

12.11.1949 - Nach 51-wöchiger Entwicklungszeit wird der neue VW Transporter (Typ 2) den Journalisten vorgestellt. Die Serienfertigung beginnt am 8. März 1950 im Volkswagenwerk Wolfsburg. Später wird in Hannover ein eigenes VW Transporter-Werk gebaut. Den VW Typ 2 gibt es in verschiedenen Karosserievarianten wie Kastenwagen, Kombi, Kleinbus, Pritschenwagen und Doppelkabine, die Luxusvariante „Samba“-Bus oder als Campingmodell (z.B. von Westfalia). 1955 werden für die Deutsche Bundesbahn 30 Eisenbahn-Draisinen (Klv 20) mit VW-Transporter-Karosserien gebaut. Von der ersten Generation (Typ 2 T1) werden zwischen 1950 und 1967 insgesamt rund 1,8 Millionen Einheiten gebaut.

 

 

 

 

7.   Die 1950er – Aufbruch in ein neues Zeitalter

 

 

 

1950

 

01/1950 – Im Werk Calw der Gutbrod Motorenbau GmbH beginnt die Produktion des Gutbrod Atlas, einem Kleintransporter, der als Pritschenwagen, Kastenwagen und mit verschiedenen Sonderaufbauten gebaut wird. Eine Vorserie war bereits Ende 1949 produziert worden. Angetrieben wird der Atlas 800 von einem Zweizylindermotor mit zunächst 586 ccm Hubraum und 16 PS. 1953 wird dies gesteigert auf 662 ccm und 19 PS, außerdem ist ab Februar 1953 ein Dreizylinder mit 987 ccm Hubraum und 28 PS erhältlich. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 70 km/h. Insgesamt entstehen bis Mitte 1954 10.906 Gutbrod Atlas, dann wird aus wirtschaftlichen Gründen der Automobilbau eingestellt.

 

18.01.1950: Im kanadischen Saint-Jean-sur-Richelieu wird Joseph Gilles Henri Villeneuve geboren. Mit 15 Jahren bekommt Gilles Villeneuve von seinem Vater einen MGA geschenkt, den er ohne Führerschein fährt. 1967 nimmt er an ersten Beschleunigungsrennen teil, später an Schneemobilrennen, bei denen er im Winter 1974/1975 Weltmeister wird. In den Sommermonaten besucht er eine professionelle Rennfahrerschule. Anschließend kauft er sich einen gebrauchten Formel B-Wagen, mit dem er 1971 in den Motorsport einsteigt. Über die Formel Ford Provincial Series Quebeck (Gesamtsieger 1973), die Atlantic Championship (Gegenstück zur Formel 2) und der IMSA GT Championship kommt er 1976 zu seinem ersten Einsatz in der Formel 2. Dort bestreitet er für Ron Dennis' Project Four Racing in einem March 762-Heat ein Rennen im französischen Pau. 1977 holt er in seiner vierten Saison in der Atlantic Championship seinen dritten Titel und im gleichen Jahr debütiert er beim Großen Preis von Großbritannien bei McLaren im dritten Werkscockpit. Es bleibt zunächst bei diesem einen Rennen. Für die letzten beiden Rennen wird er dann als dritter Fahrer von der Scuderia Ferrari unter Vertrag genommen. Dieser gilt auch für die Saison 1978. Beim letzten Rennen der Saison in Kanada holt er sich seinen ersten Sieg. Im Jahr darauf wird Villeneuve Vizeweltmeister hinter seinem Teamkollegen Jody Scheckter. Das Jahr 1980 wird für Ferrari ein Misserfolg, die Saison 1981 verläuft nur unwesentlich besser. Zu Beginn der Saison 1982 kommt es zum Streit mit seinem Teamkollegen Pironi, der ihn - angeblich gegen eine Stallorder des Teams - beim Grand Prix von San Marino in der letzten Runde den Sieg überholt und den Sieg nimmt. Zwei Wochen später verunglückt Gilles Villeneuve im Qualifying zum fünften Saisonlauf im belgischen Zolder tödlich. Pironi hatte eine bessere Zeit vorgelegt und Villeneuve will diese in den letzten Minuten noch unterbieten - trotz gebrauchter Qualifikationsreifen und gegen eine Anweisung des Teams, wieder an die Box zu kommen. Bei einem Überholvorgang kommt es bei einer Geschwindigkeit von ca. 270 km/h zur Kollision mit dem RAM-Fahrer Jochen Mass. Villeneuves Ferrari überschlägt sich, der Rumpf zerbricht in zwei Teile und Villeneuve wird, noch an der Sitzrückwand angeschnallt, herausgeschleudert. Er wird sehr schnell von Ärzten behandelt, auf der Ladefläche des Streckensicherungsfahrzeugs zum Helikopter und dann ins Krankenhaus gebracht. Hier können erst die schweren Verletzungen des bewusstlosen und äußerlich unverletzten Villeneuve festgestellt werden. Daraufhin werden die lebenserhaltenden Systeme abgeschaltet und sein Tod bekanntgegeben. In der gleichen Saison verunglückt auch Riccardo Paletti beim Grand Prix von Kanada tödlich. Gilles Villeneuve ist der 28.  Fahrer, der im Rahmen eines Formel 1-Rennens (Training oder Rennen) ums Leben kommt. Noch zu Beginn des Rennens wird die Rennstrecke nach Gille Villeneuve benannt. 17 Jahre später, im Jahr 1997, wird sein Sohn Jacques Villeneuve Formel 1-Weltmeister.

 

17.02.1950 - Im Weißen Haus in Washington nimmt US-Präsident Harry S. Truman seinen neuen Dienstwagen, einen Ford Lincoln, in Empfang. Das Fahrzeug, das als das teuerste Auto der Welt gilt, verfügt über eine Sprechanlage zwischen Vorder- und Rücksitzen, vergoldete Türgriffe und -schwellen, einen Schirmständer sowie besondere Trittbretter für begleitende Geheimpolizisten.

 

04.03.1950 - Anlässlich der Produktion des 100.000. Volkswagen nach dem Krieg wird für die Beschäftigten der Volkswagenwerk GmbH eine jährliche Sonderzahlung von bis zu 120 DM eingeführt. Die Erfolgsprämie wird 1954 auf 4 Prozent des Bruttojahresverdienstes erhöht.

 

08.03.1950 - In Wolfsburg beginnt die Serienproduktion des VW Typ 2 T1, des Transporters, mit 10 Wagen pro Tag. Der Preis liegt zu Beginn bei 5.850 DM, knapp 150 DM über dem Preis eines vollausgestatteten Käfers. Es gibt ihn als Kleinbus, Kasten- und Pritschenwagen. Ab 1956 erfolgt die Produktion im neuen Transporterwerk Hannover. Insgesamt werden rund 1,8 Millionen T1 hergestellt. 1967 wird der T1 durch den T2 abgelöst.  Heute sind die gesuchtesten Modelle der ab 1950 von der Firma Westfalia gebaute Bus mit der Campingbox und der im April 1951 vorgestellte "Samba-Bus".

 

09.03.1950 – Das Fuldamobil, ein Kleinstwagen der Elektromaschinenbau Fulda GmbH, wird ein eingeführt. Dieses eiförmige Fahrzeug auf drei, später vier Rädern, besteht anfangs aus einer mit Kunstleder überzogenen Sperrholzkarosserie. Ab 1952 wird eine mit Aluminium verkleidete eckige Karosserie gebaut, die ein Jahr später deutlich abgerundeter wird und dem Wagen im Volksmund die Bezeichnung „Cellokasten“ einbringt. Das Fuldamobil ist eines der ersten Fahrzeuge mit einem negativen Lenkrollradius. Die Fuldamob