Überarbeitet: Rückblick Automobilhistorie

27.04.2024

Irgendwann habe ich mal angefangen, Ereignisse aus der Geschichte des Automobils aufzulisten. Ob Geburts- oder Todestage berühmter Persönlichkeiten, Erfindungen und Patente, Firmengründungen, Präsentationen oder Produktionsstarts von Modellen. Alle Ereignisse sind nachfolgend chronologisch aufgeführt und werden immer weiter ergänzt. Jeden Monat kommen neue Informationen dazu. Sollte Jemand einen Fehler entdecken, so wäre ich über eine Rückmeldung mit entsprechender Quellenangabe dankbar, um es berichtigen zu können.

 

1.   Das 19. Jahrhundert

 

 

1853

 

16.01.1853 - André Michelin wird geboren. Er und sein Bruder Edouard erfinden 1888 einen Luftreifen mit Schlauch und gründen das Unternehmen "Michelin & Cie.", das ab 1891 die ersten Luftreifen produzierte.

 

 

1868

 

12.10.1868 - August Horch wird in Winningen an der Mosel geboren. Er entstammt einer alten Winzer- und Schmiedefamilie und erlernt mit 13 Jahren in der Schmiede seines Vaters das Schmiedehandwerk. Damals ahnt niemand, dass er einer der bedeutendsten Automobilpioniere wird – obwohl er Zeit seines Lebens nie einen Führerschein besitzen wird. Über August Horch wurden viele Bücher geschrieben, hier einige Eckdaten: 1899: Gründung des Unternehmens Horch & Cie in Köln-Ehrenfeld. 1900 entsteht sein erstes Automobil. 1902 verlegt er den Betrieb nach Reichenbach im Vogtland. 1903 stellt er das erste deutsche Automobil mit einem Vierzylindermotor vor. 1904 zieht das Unternehmen erneut um, nun geht es nach Zwickau.  Dort wird es als „A. Horch & Cie. Motorwagenwerke Actiengesellschaft“ eingetragen. 1906 gewinnt ein Horch die Herkomer-Konkurrenz, ein Jahr später präsentiert August Horch den ersten Sechszylindermotor vor (im Horch 26/65 PS). 1909 verlässt August die Firma Horch Cie. nach einem Streit mit dem Aufsichtsrat. Kurze Zeit später gründet er die „August Horch Automobilwerke GmbH“, muss den Namen nach einem verlorenen Rechtsstreit ändern. Es entsteht die „Audi Automobilwerke GmbH“. „Audi“ ist die Übersetzung des Imperativs „horch“ (audi = höre! = horch!). 1910 wird der erste Audi ausgeliefert. 1915 verlässt Horch das aktive Geschäft bei Audi, nachdem die Firma eine Aktiengesellschaft wird. Er ist nun als „Öffentlich angestellter und beeidigter Kraftfahrzeug-Sachverständiger für Kraftfahrzeuge aller Art im Bereich der Industrie- und Handelskammer Berlin“ und als „Beeidigter Sachverständiger für das Kammer- und Landgericht Berlin“ aktiv. 1921 ist er Mitglied der Rennleitung für das erste AVUS-Rennen und Aufsichtsratsmitglied der „AUKA“ zur Koordinierung der Automobilausstellung 1923. 1924 wird er erster Präsident der Deutschen Verkehrswacht e.V.; 1922 verleiht ihm die TU Braunschweig die Ehrendoktorwürde. 1923 initiiert August Horch die schon lange fast weltweit einheitliche Linkssteuerung bei Automobilen. Nach der Gründung der Auto Union AG mit den Marken Audi, DKW, Horch und Wanderer im Jahr 1932 wird er ein Jahr später in den Aufsichtsrat berufen. 1939 wird August Horch Ehrenbürger der Stadt Zwickau. Am 03.02.1951 stirbt er in Münchberg, Oberfranken.

 

 

1870

 

01.06.1870 – Der Wagenschmied Christian Miesen gründet in Bonn einen Stellmacherbetrieb. Zunächst entstehen Pferdekutschen und Pritschenwagen als individuelle Einzelanfertigungen. Die Firma erarbeitet sich dank hoher Produktqualität einen guten Ruf. 1901 entsteht der erste pferdebespannte Miesen-Krankenwagen. Die zunehmende Motorisierung führt bei Miesen ab 1905 zum Bau erster Automobil-Krankenwagen und nach Ende des Ersten Weltkriegs zu seiner Spezialisierung auf diesen Bereich. Neben Sanitätskraftwagen verschiedenster Basisfahrzeugtypen verlässt 1926 die erste motorisierte Zahnklinik Europas das Werk.

 

 

1874

 

24.12.1974 – In Bielefeld wird die Maschinenfabrik August Göricke gegründet. Seit 1895 werden Fahrräder produziert. 1899 erfolgt die Umbenennung in Bielefelder Maschinen- und Fahrradwerke AG, August Göricke. Ab 1903 werden auch Motorräder hergestellt. 1921 erfolgt die Umbenennung in Görickewerke A.G. Ein Jahr nach dem Konkurs im Jahre 1929 kauft ein deutsch-niederländisches Konsortium N.V.T.E. (Naam Looze Vennootschap tot Exploitatieder Göricke Fabrieken) das Unternehmen, welches dann als GmbH firmiert. Im Oktober 1941 erfolgt eine nach der Zusammenlegung mit Maschinen- und Apparatebau Erich Nippel eine Umfirmierung in Göricke-Fahrrad- und Maschinenfabrik, Nippel & Co. Seit 1964 wird die Marke Göricke von der Pantherwerke AG (Löhne) weiterproduziert. Zwischen 1906 und 1908 stellt das Unternehmen auch dreirädrige Automobile her. Das Modell von 1906 bis 1907 wird Motor-Dreirad genannt. Es ist technisch ein Motorrad mit einem Vorspannwagen, wodurch es zum Tricar wurde. Der Sitz für den Beifahrer ist vorne zwischen den beiden Rädern. Genannt ist ein V2-Motor-Viertaktmotor von Fafnir. Er ist luftgekühlt und hat 425 ccm Hubraum. Auf dieser Basis gibt es auch Hintersteckwagen. Zwischen 1907 und 1908 folgt das Auto Göricke. Es hat ein Vorder- und zwei Hinterräder. Der gleiche Motor wie vorher, nun mit 5 PS angegeben, wistar hinter dem Vorderrad montiert und treibt über eine Kette die Hinterräder an. Oberhalb der Hinterachse ist eine Sitzbank für zwei Personen. Gelenkt wurde mit einem Lenkrad. 1950 werde Lastendreiräder mit hinterem Einzelrad und vorderem Ladekasten gefertigt. Sie haben einen Einzylinder-Zweitaktmotor mit 47 ccm Hubraum und 1,5 PS Leistung von Fichtel & Sachs.

 

 

1875

 

02.04.1875 - In Wamego, Kansas, wird Walter Percy Chrysler geboren. Er war ein amerikanischer Automobilpionier. Aber zunächst arbeitet er als Verkäufer in einem Lebensmittelgeschäft, verkauft Silberwaren und gehört zum Reinigungspersonal der Union Pacific Railway. Bei der American Locomotive Co. arbeitet er sich zum Stützpunktleiter in Pittsburgh hoch. 1910 wird er Werksleiter bei Buick, 1912 Präsident bei General Motors. 1917 geht er zur Chase Manhattan Bank und ist für die Sanierung der Willys Corporation verantwortlich. 1921 übernimmt er die Sanierung der Maxwell Motor Company. Dazu gehört auch das Duesenberg-Werk, an dem Chrysler interessiert ist. Dies wird aber vom ehemaligen GM-Chef Durant übernommen. Chrysler übernimmt den letzten Prototypen und die Maxwell-Mannschaft. Das Fahrzeug wird zur Serienreife gebracht und trägt den Namen Chrysler. 1929 wird Chrysler vom Times Magazine zum "Man of the Year 1928" gewählt. Er ist auch Bauherr des Chrysler Building in New York City. Am 18.08.1940 stirbt Walter Percy Chrysler in Kings Point, Long Island, New York.

 

03.09.1875 - Im böhmischen Maffersdorf wird als drittes Kind des Spenglers Anton Porsche der Sohn Ferdinand Porsche geboren. Der seit seiner Kindheit technisch sehr begabte Ferdinand arbeitete ab 1893 bei den Vereinigten Elektrizitätswerke-AG Béla Egger in Wien. 1896 meldete er ein Patent für seine Konstruktion des Radnabenelektromotors an. 1899 baut er den Lohner-Porsche, das erste Hybridfahrzeug der Welt. 1906 wechselt er zu Austro-Daimler in Wien. 1910 gewinnt Porsche die "Prinz-Heinrich-Fahrt" mit einem von ihm selbst entworfenen Austro-Daimler. Nach dem 1. Weltkrieg baut er den Sportwagen Sascha, der einen Klassensieg bei der Targa Florio erzielt. Bis 1922 gewinnen diese Rennwagen 51 x bei 52 Starts. 1923 wechselt er zur Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG). 1930 macht Porsche sich selbständig und eröffnet am 01.12.1931 in Stuttgart ein Konstruktionsbüro. 1933 entwickelt er für die Auto Union einen sehr erfolgreichen Grand Prix-Rennwagen mit 16-Zylinder-Mittelmotor. 1935/1935 konstruiert er in Stuttgart drei Prototypen des "Kdf-Wagens", dem späteren VW Käfer. Nach dem Krieg wird Porsche 22 Monate in Frankreich inhaftiert. Am 30.01.1951 stirbt Ferdinand Porsche in Stuttgart.

 

 

1878

 

05.02.1878 - André-Gustave Citroen wird geboren. Sein von ihm gegründetes Unternehmen gehört noch heute zu den erfolgreichsten Automobilkonzernen, seit der Übernahme durch Peugeot 1975 im Konzern PSA.  

 

 

1883

 

01.08.1883 – In Mannheim wird die Firma Benz & Cie Rheinische Gasmotorenfabrik von Carl Benz zusammen mit den Kaufleuten Max Caspar Rose und Friedrich Wilhelm Eßlinger gegründet. Das Unternehmen bietet Stationärmotoren an. 1886 erhält das Unternehmen das Patent auf das neue, dreirädrige Ligroingas-Veloziped, das als Benz Patent-Motorwagen Nummer 1 angeboten wird. Damit ist Benz & Cie. der erste Automobilhersteller Deutschlands. Während Benz & Cie. die Fahrgestelle und Motoren fertigt, liefert der Mannheimer Stellmacherbetrieb Kalkreuther fast alle Aufbauten und Karosserien. Von den Zweitaktmotoren können 1886 schon 80 Stück verkauft werden und 1891 sind es bereits 500 Motoren, die größtenteils exportiert werden.

 

 

1884

 

12.01.1884 – Unter dem Namen „Velocipedfabrik Goldschmidt & Pirzer“ wird eine der ersten Fahrradfabriken Deutschlands gegründet. 1887 änderte sich der Name des Betriebs in „Velociped-Fabrik Neumarkt Gebrüder Goldschmidt“. Im Juli 1888 kam es zu einem großen Brand der Produktionshalle. Von der Fabrikhalle standen danach nur die Umfassungsmauern, die Einrichtung war weitgehend zerstört. Obwohl unmittelbar mit den Wiederaufbauarbeiten begonnen wurde, dauerte es bis zum Frühjahr 1889, bis die Fertigung wieder im vollen Umfang lief. Als am 22. November 1896 Joseph Goldschmidt starb, übernahmen seine Witwe Bertha und sein Sohn Jacob das Unternehmen und wandelten es 1897 in eine Aktiengesellschaft um. Im Frühjahr 1899 wurde bekannt, dass Express mit der Entwicklung und dem Bau von motorisierten Fahrzeugen begonnen hatte. Zu dieser Zeit zeichnete sich am Markt bereits eine entsprechende Entwicklung ab, die mit dem Benz Patent-Motorwagen Nummer 1 schon 1866 begonnen hatte. Erste motorisierte Produkte der Express-Werke waren Dreiräder und kleine, vierräderige Motorwagen. Später kamen auch Motorfahrräder, Personen- und Lastkraftwagen dazu. Um auch Kompetenzen im Fahrzeugbau mit Elektromotoren zu bekommen, erwarben die Express-Werke die Berliner Vulkan-Automobilgesellschaft einschließlich dem Recht, alle für Vulkan lizenzierten Patente zu nutzen. Die Fertigung von motorisierten Fahrzeugen nahm bis 1905 einen Großteil der Produktionskapazität ein, wurde aber bereits 1907 wegen mangelnden wirtschaftlichen Erfolgs eingestellt. Dadurch konnte sich das Unternehmen wieder stärker dem Fahrradmarkt widmen, der sich durch die Einführung der Sicherheitsniederräder mit Luftreifen sehr dynamisch entwickelte. 1909 wurde die Produktion von motorisierten Fahrzeugen vorübergehend wieder aufgenommen. Diesmal erhielten die Fahrzeuge wahlweise einen Vierzylinder- oder Sechszylindermotor von Fafnir aus Aachen. Der Vierzylindermotor hatte einen Hubraum von 1560 cm³ mit einer Bohrung von 76 mm und einem Hub von 86 mm und leistete 15 PS. Der Sechszylindermotor hatte einen Hubraum von 3075 cm³ mit einer Bohrung von 76 mm und einem Hub von 113 mm und leistete 24 PS. 1910 wurde die Herstellung von Automobilen endgültig eingestellt.

 

1885

 

03.08.1885 - Gottlieb Daimler, einer der Pioniere des Automobils, meldet seinen Viertakt-Einzylindermotor zum Patent an. Ebenfalls im August, am 29.08.1885 erhält er das Patent DRP Nr. 36423 für seinen Reitwagen mit "Gas-.oder Petroleum-Kraftmaschine". Der Reitwagen gilt als das erste Motorrad der Welt.

 

 

1886

 

1886 – Der aus Nürnberg nach London 1884 ausgewanderte Siegfried Bettmann gründet im englischen Coventry die Triumph Cycle Company. Zunächst werden Fahrräder exportiert, die er von der William Andrews Company of Birmingham produzieren lässt, 1889 wird er vom Händler zum Produzenten. 1896 wird die deutsche Triumph-Tochter „Die Deutsche Triumph Fahrradwerke“ in Nürnberg gegründet. 1902 beginnt Triumph in Coventry Motorräder. Im Ersten Weltkrieg, währenddessen der gebürtige Deutsche Siegfried Bettmann Bürgermeister von Coventry ist, haben die robusten 550-cm³-Motorräder von Triumph, noch mit Riemenantrieb, einen großen Erfolg. Triumph liefert mit 30.000 Stück mehr Motorräder als alle anderen britischen Hersteller an das Militär. Aufgrund der guten Erfahrungen mit den Maschinen an der Westfront steigt nach 1918 auch der zivile Umsatz. 1923 verlassen pro Woche 300 Maschinen das Werk. Im April 1923 wird das erste Triumph-Automobil mit einem 1393-cm³-Motor vorgestellt – der 10/20. Ein Jahr später gelingt Triumph bei der Olympia Motor Show eine Sensation: als erster britischer Hersteller rüstet das Unternehmen sein neues Modell 13/35 an allen vier Rädern von Anfang an mit hydraulischen Bremsen von Lockheed aus. 1927 bringt Triumph eines der erfolgreichsten Triumph-Modelle auf den Markt – den „Super Seven“. Triumph tritt damit in Konkurrenz mit dem billigeren Austin 7. Ende der 1920er-Jahre absolvieren kleine „Super Seven“ und „Super Eight“ zahlreiche aufsehenerregende Langstreckenfahrten, teils in Rekordzeit, namentlich in Australien und Neuseeland, aber auch die Fahrt New York – Los Angeles – Vancouver. 1929 ragt eine Durchquerung Australiens heraus. Auf Erfolgen wie diesen basiert der große Verkaufserfolg in „down under“. Mit der Typenbezeichnung „Southern Cross“ (Kreuz des Südens) für Sportmodelle hebt Triumph die Bedeutung dieses Exportmarktes hervor. 1930 ändert das Unternehmen den Namen in Triumph Motor Company.

 

29.01.1886 - Carl Benz meldet mit der Patentschrift DRP 37435 sein "Fahrzeug mit Gasmotorenbetrieb" zum Patent an. Diese Patentschrift gilt als "Geburtsurkunde des Automobils". Damals ahnte noch niemand, wie diese Erfindung die Welt verändern würde. Am 03.07.1886 führt er die erste öffentliche Probefahrt mit seinem Benz Patent-Motorwagen Nummer 1 Fahrzeug in Mannheim durch.

  

05.04.1986 – Carl Marschütz gründet in Nürnberg die Velozipedfabrik Carl Marschütz & Co. Nachdem ein Jahr später auch sein Bruder Heinrich in die Firma eingetreten ist, wird der Firmenname in Nürnberger Velozipedfabrik Hercules umbenannt. Die Firma wächst, bereits 1896 beschäftigt Hercules rund 250 Mitarbeiter und produziert 6.500 Fahrräder. Von 1905 bis 1907 stellt Hercules auch Motorräder her, doch erst ab 1928 lohnt es sich wieder Motorräder zu bauen, da im Deutschen Reich für Motorräder unter 200 ccm Hubraum die Führerschein- und Steuerpflicht entfällt. Die Motoren stammen von Fichtel & Sachs, mit denen die Firma seit Jahren eng verbunden ist. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten müssen die Brüder Marschütz ihre Aktien weit unter Wert abgeben, die Firma wird „arisiert“. Carl Marschütz emigriert nach Kalifornien. Nach dem Zweiten Weltkrieg wird ab 1946 die Fahrrad-Produktion, ab 1949 die von Motorrädern wiederaufgenommen. Die Firma gehört nun der Dresdner Bank, ab 1956 dem Fürther Grund-Konzern. Zwei Jahre später erwibt Fichtel & Sachs die Firma, was jedoch zunächst nicht an die Öffentlichkeit gelangen darf, da auch die Konkurrenz Fichtel & Sachs-Motoren verwendet. Zwischen 1898 und 1928 baut Hercules auch Lastkraftwagen und zwischen 1932 und 1937 in geringer Stückzahl Dreirad-Zweisitzer mit einem Einbaumotor von ILO.

 

02.11.1886 - Benz Patent-Motorwagen Nummer 1 ist der Name des ersten von Carl Benz erbauten Automobils mit Verbrennungsmotor. Das Patent für sein „Fahrzeug mit Gasmotorenantrieb“ wird als DRP Nr. 37435 am 2. November 1886 erteilt.  Es gilt als der erste praxistaugliche Kraftwagen der Welt und setzt somit die Geburtsstunde des modernen Automobils. Benz macht auf einem Kurbelveloziped (Tretkurbelfahrrad) seine entscheidenden Mobilitätserfahrungen und baut dann statt einer von ihm zunächst erwogenen Straßenlokomotive für den Kollektivverkehr ein leichtes motorisiertes Veloziped für Individualverkehr. Sein Patent-Motorwagen hat deutliche Anleihen aus dem Fahrrad- und Kutschenbereich. Der Wagen bleibt ein Einzelstück, ebenso wie sein direkter Nachfolger Patent-Motorwagen Nummer 2. Er wird zunächst zum Vierradwagen umgebaut und später ausgeschlachtet. 1903 wird er rekonstruiert. Der Benz Patent Motor-Wagen Nr. 1 steht heute als Dauerleihgabe im Verkehrszentrum des Deutschen Museums in München.

 

15.11.1886 – Der Ingenieur und Erfinder Robert Bosch gründet in Stuttgart die „Werkstätte für Feinmechanik und Elektrotechnik“, die spätere Robert Bosch GmbH. Robert Bosch hält sich anfänglich mit Feinmechanik-Aufträgen über Wasser, aber eigentlich gilt sein Interesse besonders der Elektrotechnik. Die ersten rund zehn Jahre sind seiner Aussage nach „ein böses Gewürge“. Eine Stabilisierung des Geschäfts kommt ab 1895, als Stuttgart ein Elektrizitätswerk bekommt und Bosch mit Elektroinstallationen beauftragt wird. 1887 wird der erste Niederspannungs-Magnetzünder von Bosch für Gasmotoren vorgestellt. Zehn Jahre später folgt der erste Magnetzünder für Automobile. Er macht die kleine Werkstatt zum produzierenden Unternehmen und Robert Bosch zum weltweit erfolgreichen Unternehmer. Der Grundstein für die Entwicklung von Bosch als Automobilzulieferer ist damit gesetzt. Bosch eröffnet 1901 in Stuttgart seine erste Fabrik und produziert 1906 den 100.000. Magnetzünder. Im gleichen Jahr wird der Achtstundentag bei Bosch eingeführt. 1910 erfolgt die Gründung und Errichtung des Zweigwerks in Feuerbach bei Stuttgart. 1909 führt Bosch die Schmierpumpe für Motoren ein („Bosch-Öler“), 1914 beginnt die Fertigung von Generatoren und Scheinwerfern im „Lichtwerk“ in Feuerbach. Durch die einsetzende Motorisierung des Straßenverkehrs wächst das Unternehmen nach 1900 sehr schnell. Hat Bosch 1901 noch eine Belegschaft von 45, sind es 1908 bereits mehr als 1.000 Menschen. Um qualifizierten Nachwuchs für die Kraftfahrzeugelektrik-Fertigung heranzuziehen, wird August Utzinger von Robert Bosch mit dem Aufbau einer Lehrwerkstatt beauftragt, die 1913 ihre Arbeit aufnimmt. Robert Bosch ist selbst geprägt durch seine äußerst unbefriedigende Feinmechanikerlehre von 1876 bis 1879. Daraus leitet sein Biograf, der liberale Journalist und spätere erste Bundespräsident Theodor Heuss, Boschs besonderes Augenmerk auf gute Ausbildungsbedingungen ab.

 

 

1887

 

18.09.1887 - In Turin wird Giacinto Ghia geboren. Er gründet 1915, nachdem er aufgrund eines schweren Unfalls seine Tätigkeit als Testfahrer bei Diatto aufgeben muss, die Firma Carrozzeria Ghia. Er baut Karosserien für Diatto, Itala, S.C.A.T und später für Fiat, Lancia, Chrysler, Alfa Romeo oder Isotta Fraschini. Am 21.02.1944, kurz nach der Zerstörung seiner Anlagen bei einem Luftangriff, stirbt er nach kurzer Krankheit.  Die Firma wird später von Luigi Segre übernommen, der zusammen mit Wilhelm Karmann jun. den berühmte VW Karmann Ghia erschafft.

 

 

1888

 

 Frühjahr 1888 - Der Franzose Emile Roger erhält die alleinige Vertretung für Benz-Fahrzeuge und -Motoren in Frankreich. Damit startet der Automobil-Auslandsvertrieb. Bis 1893 verkauft Benz von den 69 produzierten Automobilen gut 60 % nach Frankreich, bis zur Jahrhundertwende sind es ein Drittel der Gesamtproduktion von 2300 Autos.

 

05.08.1888 - Bertha Benz fährt mit ihren beiden Kindern im Wagen ihres Mannes Carl Benz (ohne dessen Wissen), dem dreirädrigen Benz Patent-Motorwagen Nummer 3, die 106 km lange Strecke von Mannheim nach Pforzheim. Drei Tage später fährt sie auf einem anderen Weg wieder zurück. Es ist die erste Überlandfahrt eines Automobils und gleichzeitig ist sie die erste Autofahrerin der Geschichte. Ihre Fahrt trägt wesentlich dazu bei, die noch bestehenden Vorbehalte der Kunden gegenüber dem Fahrzeug zu zerstreuen, wodurch in der Folge der wirtschaftliche Erfolg der Firma ermöglicht wird.

 

07.12.1888 - Der schottische Reifenpionier John Boyd Dunlop meldet das erste Patent für den Fahrradluftreifen an. Der Sohn einer Bauernfamilie studiert Tiermedizin und schließt sein Studium mit 19 Jahren ab. Zwei Jahre später eröffnet er eine Praxis in Dublin. Bei seiner Arbeit hantiert er immer wieder mit Gegenständen aus Kautschuk. 1887 konstruiert er seinen ersten luftgekühlten Gummireifen. Angeblich erfindet er diesen, damit das Dreirad seines elfjährigen Sohnes nicht so laut und dieser bei Rennen schneller gegenüber seinen Freunden sei.  Dazu wickelt er aus dünnen Gummiplatten zusammengeklebte Schläuche um die Räder und pumpt die Hüllen mit einer Fußballpumpe auf. Von einem lokalen Fahrradbauer lässt er 50 mit diesen Reifen ausgestattete Räder anfertigen. Gemeinsam mit dem Geschäftsmann William Harvey Du Cros, Vater eines erfolgreichen Radrennfahrers, und weiteren Teilhabern gründet Dunlop 1889 in Dublin das Unternehmen Pneumatic Tyre & Booth’s Cycle Agency, zieht sich aber sechs Jahre später aus dem Unternehmen zurück, da er mit den robusten Geschäftsmethoden von Du Cros nicht einverstanden ist. Den eher kleinen Profit aus dem Reifengeschäft steckt Dunlop in einer Dubliner Textilfabrik und führt ohne Aufsehen seine Tierarztpraxis weiter. Es wird die am längsten praktizierende Tierarztpraxis in Irland.

 

 

1889

 

06.05.-31.10.1889 – Auf der Weltausstellung Paris präsentiert Carl Benz den Benz Patent-Motorwagen Nummer 3, eine Weiterentwicklung des ersten Modells. Der Einzylinder-Viertaktmotor hat zunächst 954 ccm Hubraum und 1,5 PS, wird jedoch anschließend mehrfach vergrößert bis auf 1.990 ccm und 3 PS. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 20 km/h. Berühmt wird die erste Überlandfahrt eines Patentmotorwagens mit der Ausfahrt von Benz-Ehefrau Bertha und ihren Söhnen im August 1889. Der Patent-Motorwagen Nummer 3, den das Science Museum London um 1913 für nur fünf Pfund Sterling aus Privatbesitz ersteht, ist mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit der Wagen von Bertha Benz und das älteste komplett erhaltene Automobil der Welt.

 

28.05.1889 - Die Brüder Èdouard und André Michelin gründen das Unternehmen Michelin & Compagnie. Dazu übernehmen sie eine kautschukverarbeitende Produktionsstätte in Clermand-Ferrand. Zunächst produzieren sie Industrieabdichtungen, Gummibälle für Kinder und Bremsklötze für Kutschen. 1991 lässt sich Èdouard Michelin einen auswechselbaren Luftreifen patentieren und legt damit den Grundstein für die weitere Entwicklung des Unternehmens. 1895 nimmt "l'Eclair" (der Blitz) als erstes Auto auf Luftreifen an einem Autorennen von Bordeaux nach Paris und zurück teil.  1900 erscheint der erste Michelin-Führer (Guide Michelin) in einer Auflage von 35.000 Exemplaren und wird kostenlos an Autofahrer verteilt. Der Guide Michelin ist noch ein Werkstattführer mit wichtigen Informationen rund um das Auto und die Reifen; erst später wird er zum Restaurantführer.

 

18.10.1889 – Joseph Hebmüller übernimmt nach dem Konkurs seines Arbeitgebers, dem Karosseriebauer Sauer, dessen Betrieb in Barmen bei Wuppertal. Er führt sein Unternehmen als handwerklichen Familienbetrieb mit anfangs etwa 10, in den folgenden Jahren bis zu 20 Mitarbeitern. Einer der Gesellen ist auf seiner Wanderschaft Friedrich Ebert, der spätere Reichspräsident. Seine vier Söhne werden entsprechend den betrieblichen Erfordernissen ausgebildet als Stellmacher, Wagenschmied und Sattler, einer erhält eine kaufmännische Ausbildung. Nach dem Tod ihres Vaters 1919 intensivieren die Söhne die Herstellung von Automobil-Karosserien. Die wirtschaftliche Lage entwickelt sich positiv, sodass sie in Wülfrath 1924 das Werk II und 1936 das Werk III eröffnen können. Zu ihren Kunden gehören Austro-Daimler in Wien, F.N. in Belgien und Dürkopp in Bielefeld, die die Chassis anliefern, auf denen Hebmüller hochwertige Aufbauten fertigt, entweder als Einzelstück oder in Kleinserie. Seit den 1930er-Jahren arbeitet Hebmüller auch für Großserienhersteller wie Ford und Opel., die bei Hebmüller ihre Cabriolets und offenen Sportwagen zum Teil bauen lassen. Das bekannteste Fahrzeug ist das zweisitzige Cabriolet für den VW Käfer, für das Hebmüller von Volkswagen den Auftrag über 2.000 Fahrzeuge erhält. Statt der geplanten Stückzahl werden jedoch nur 696 gefertigt, da ein Großbrand am 23.07.1949 die Produktionsanlagen zerstört. Der 1951 abgeschlossene Wiederaufbau und die damit einhergehende Modernisierung der Produktionsanlagen übersteigen die Finanzkraft des Unternehmens. Die Versicherungssumme reicht nicht aus und trotz guter Auftragslage verweigern die Banken die erforderlichen Kredite. Im Mai 1952 muss Hebmüller den Vergleich beantragen und danach den Betrieb einstellen.

 

 

1890

 

25.02.1890 – In Bremen wird die Deutsch-Amerikanische Petroleum Gesellschaft (DAPG) gegründet von den deutschen Kaufleuten Franz Ernst Schütte, Carl Schütte und Wilhelm Anton Riedemann sowie dem US-Amerikaner John D. Rockefeller von Standard Oil gegründet, um das Petroleumgeschäft der Standard Oil in Deutschland zu betreiben. Um 1937/1938 erfolgt die Umfirmierung der Marke Standard auf die Marke ESSO – die phonetisch ausgesprochenen Anfangsbuchstaben von Standard Oil. 1950 wird die DAPG in Esso AG umbenannt.

 

11/1890 - November 1890 gründet Gottlieb Daimler im Canstatter Stadtteil Seeberg mit den finanzkräftigen Partnern Max Duttenhofer und Wilhelm Lorenz die Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG). Das Gelände, ein Grundstück mit Werksgebäuden der ehemaligen Vernicklungsanstalt Zeitler & Missel hatte Daimler bereits 1887 gekauft. Ab 1893 baut man dort Schienentriebwagen für Württemberg, die Schweiz und Ungarn. 1896 wird hier der erste von einem Verbrennungsmotor angetriebene Lastkraftwagen der Welt gebaut und nach Großbritannien geliefert. Im März stirbt Gottlieb Daimler.

 

 

1891

 

26.01.1891 – Es gibt Personen, die die Automobilgeschichte maßgeblich geprägt haben. Dazu gehört Nicolaus August Otto. Der am 10. Juni 1832 in Holzhausen an der Haide im Taunus geborene Sohn einer Land- und Gastwirtsfamilie durchläuft zunächst eine Lehre als Kaufmann und verdient sich seinen Lebensunterhalt als Handlungsgehilfe in Frankfurt am Main und in Köln. 1862 beginnt er mit ersten Experimenten mit Viertaktmotoren, die aber erst ab 1876 zum Einsatz kommen. Seine erste Gaskraftmaschine baut er 1863. Ein Jahr später gründet er zusammen mit dem Ingenieur Eugen Lange die erste Motorenfabrik der Welt, die „N.A. Otto & Cie.“, die am 05.01.1872 zur Gasmotoren-Fabrik Deutz AG umgewandelt wird. 1876 gelingt es Otto, einen Viertaktgasmotor mit verdichtetet Ladung zu entwickeln, der durch Wilhelm Maybach und Gottlieb Daimler zur Serienreife gebracht wird. Dieser auf Grundlage einer Erfindung von Étienne Lenoir nach dem Viertaktprinzip entwickelte Gasverbrennungsmotor ist die Grundlage für den Bau von Verbrennungsmotoren bis zum heutigen Tag. 1867 präsentiert die Firma ihre Version eines Gasmotors der Öffentlichkeit auf der Pariser Weltausstellung und wir mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. 1884 erfindet Otto für seine Gasmotoren die elektrische Zündung, durch die es möglich wird, auch flüssige Brennstoffe alternativ zum bisher ausschließlich verwendeten Gas zu benutzen. Unabhängig voneinander haben jedoch schon vor Ottos Erfindung des Viertaktmotors Christian Reithmann 1860 und Alphonse Beau de Rochas 1862 jeweils Patente auf den Viertaktmotor erhalten. Am 30.01.1986 und auch 1889 werden die „Otto-Patente“ der Gasmotorenfabrik Deutz in Deutschland und nachfolgend in anderen Ländern für nichtig erklärt. Durch einen Geheimvertrag mit Reithmann, der Zahlung von 25.000 Mark und eine Rente auf Lebenszeit darf Otto sich weiter als deutscher Erfinder des Viertaktmotors bezeichnen. Erst 1949 wird dies durch Arnold Langen, der Biograph von Nicolaus Otto, bekannt. 1882 erhält Otto die Ehrendoktorwürde der Philosophischen Fakultät der Universität Würzburg. Der Autodidakt Nicolaus Otto absolviert nie ein Hochschulstudium. Der heutige Begriff „Otto-Motor“ ist jedoch nicht die Bezeichnung seines damaligen Motors, sondern wird 1936 zu seiner Ehrung vom VDI für alle Hubkolbenmotoren mit Fremdzündung vorgeschlagen und 1946 in einer DIN-Norm eingeführt. Am 26, Januar 1891 verstirbt Nicolaus Otto in Köln.

 

18.02.1891 – Der Brite Frederick R. Simms kann von Gottlieb Daimler die Lizenz am schnelllaufenden Verbrennungsmotor für England und das British Empire (später Commonwealth) mit Ausnahme Kanadas erwerben. Am 26. Mai 1893 gründet Simms ein Unternehmen mit dem Namen Daimler Motor Syndicate. Im Vorstand sitzt auch Gottlieb Daimler, der zusammen mit Simms im Vorstand der deutschen Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG) sitzt. Im mittelenglischen Coventry wird von Simms und Harry Lawson am 14.01.1896 die Daimler Motor Company gegründet. Über die Daimler Motor Syndicate Ltd. organisiert am 01.10.1896 der Anteilseigner Frederick R. Simms mit Otto Mayer den ersten DMG-Lastkraftwagen mit Verbrennungsmotor für den Verkauf, um ihn in London als Nutzfahrzeug für den Straßentransport einzuführen. Die Daimler Motor Syndicate kommt infolge knapper Finanzmittel 1904 in Schwierigkeiten und muss am 08.12.1904 als Daimler Motor Company (1904) Ltd. neu gegründet werden. Maßgeblicher Ingenieur ist bereits seit 1902 der Amerikaner Percy Martin. Die ab 1908 wegen ihrer Geräuscharmut bei Daimler bevorzugte Schiebersteuerung mittels sich auf- und ab bewegender Hülsen an den Zylinderwänden ist eine Erfindung des US-Amerikaners Charles Yale Knight. In den ersten Jahren stellt Daimler seine Konstruktionen auch anderen Automobilwerken zur Verfügung, so etwa dem neapolitanischen Unternehmen De Luca-Daimler. Im September 1910 gerät Daimler unter die Kontrolle der BSA. Während des Ersten Weltkriegs fertigt die Daimler Motor Company Lastwagen und Panzer sowie einige erste Flugzeugmotoren. 1926 entsteht mit dem Know-how des Konstrukteurs Lawrence Pomeroy der Daimler Double-Six – der erste europäische Serienwagen mit Zwölfzylinder-V-Motor. 1930 übernimmt Daimler die Lanchester Motor Company und brilliert im Jahr darauf mit der ersten Flüssigkeitskupplung im Automobilbau, so dass sich zusammen mit einem Vorwählgetriebe bereits eine Art Schaltautomatik ergibt. Gleichzeitig geht Daimler bei seinen großen Typen vom V12-Motor zum Achtzylinder-Reihenmotor über, den „Straight Eight“. Die Schiebersteuerung wird zugunsten eines konventionellen Ventiltriebs fallengelassen. Am anderen Ende der Modellpalette etabliert sich ab Herbst 1932 der 15 HP, der sich bis zum Krieg zum DB 18 weiterentwickelt.

 

 

1892

 

27.02.1892 - Rudolf Diesel meldet beim kaiserlichen Patentamt eine Neue rationelle Wärmekraftmaschine an, das Patent wird ihm am 23. Februar 1893 mit dem Betreff Arbeitsverfahren und Ausführungsart für Verbrennungskraftmaschinen erteil.

 

17.12.1892 – In Kingsbury, England, stirbt der US-amerikanische Maschinenbauingenieur George Brayton. Bekannt wird er durch den von ihm entwickelten atmosphärischen Verbrennungsmotor, der als einer der ersten kommerziell erfolgreichen gilt, sowie die Formulierung eines kontinuierlichen Verbrennungsmotors, der die thermodynamische Grundlage für Gasturbinen und Strahltriebwerke darstellt. Außerdem beschäftigt sich Brayton mit atmosphärischen Verbrennungsmotoren und konstruierte den nach ihm benannten Brayton ready motor. In diesem wird ein Gas-Luftgemisch in den Brennraum geleitet, wo es unter Druck auf einem erhitzten Rohrgeflecht verbrannt wird. Zündkerze und Vergaser sind nicht erforderlich. Der Brayton-Motor wird als Stationärmotor entwickelt und arbeitet ursprünglich mit Gas. Ein Arbeitsspiel geht über zwei Takte (eine Umdrehung der Kurbelwelle). Zu jedem Zylinder (hier Arbeitszylinder genannt) gibt es eine Druckluftpumpe, die Kompressionszylinder genannt wird. Anders als die Spülpumpe eines herkömmlichen Zweitaktmotors erzeugt sie den Verdichtungsdruck (Brayton-Kreisprozess, auch Joule-Prozess genannt). Dafür erhält Brayton am 04.04.1872 ebenfalls ein Patent. Eine verbesserte Version mit Öl als Treibstoff wird am 02.06.1874 patentiert. Der Wirkungsgrad erweist sich bald als schlechter als jener des Ottomotors, sodass sich der Brayton-Motor letztlich nicht durchsetzt. Er gilt aber, neben Étienne Lenoirs Gasmotor, als einer der ersten kommerziell erfolgreichen Verbrennungsmotoren und Entwicklungsschritt zur Gasturbine.

 

 

1893

 

23.02.1893 - Rudolf Diesel erhält ein Patent auf „Arbeitsverfahren und Ausführungsart für Verbrennungskraftmaschinen“ (Nr. DRP 67 207), heute bekannt als Dieselmotor. Dieses erste Patent beschreibt aber nicht das heutige Dieselprinzip, sondern Diesels Ausgangsidee.

 

03/1893 – Graf Albert De Dion lässt unter seinem Namen die De-Dion-Achse patentieren. Doch Erfinder ist er nicht. Schon in den 1880er Jahren grübelt der französische Eisenbahningenieur Charles-Armand Trépardoux darüber nach, wie man das Fahrverhalten der schweren Dampfwagen auf den holprigen Straßen jener Tage verbessern könnte. Seine Idee: Die hintere Antriebsachse soll so leicht wie möglich sein, um deren Trampeln und Nachschwingen zu reduzieren. Dazu muss das schwere Differential von der Achse entkoppelt und am Wagenboden befestigt werden. Der Antrieb erfolgt dann über die Gelenkwellen. Trépardoux ist Teilhaber der Firma De Dion, Bouton & Trépardoux, scheidet aber im Jahr 1893 nach einer harten Auseinandersetzung mit De Dion aus der Firma aus, da er den Wechsel vom Dampfwagen zum Ottomotor nicht einverstanden ist. De Dion lässt daraufhin den Namen und Fotos von Trépardoux aus allen Dokumenten der Firma entfernen.

 

28.04.1893 -  In Frankreich wird die Fahrradsteuer eingeführt, die auch Automobile und Motorräder besteuert. Diese neue Steuerquelle wird in der Folge von zahlreichen anderen Ländern übernommen.

  

01.10.1883 - Die Benz & Cie. Rheinische Gasmotorenfabrik in Mannheim wird von Carl Benz 1883 zusammen mit den Kaufleuten Max Caspar Rose und Friedrich Wilhelm Eßlinger in Mannheim gegründet. Zuvor war Benz aus der von ihm gegründeten Mannheimer Gasmotorenfabrik ausgeschieden. 1886 erhält das Unternehmen das Patent auf das neue dreirädrige Ligroingas-Veloziped, das als Benz Patent-Motorwagen Nummer 1 angeboten wird. Damit ist Benz & Cie. der erste Automobilhersteller Deutschlands. In rascher Folge entstehen weitere drei- und vierrädrige Automobile. Während Benz & Cie. die Fahrgestelle und Motoren fertigt, liefert der Mannheimer Stellmacherbetrieb Kalkreuther fast alle Aufbauten und Karosserien. Von den Zweitaktmotoren können 1886 schon 80 Stück verkauft werden und 1891 sind es bereits 500 Motoren, die größtenteils exportiert werden. 1890 scheiden die beiden Gesellschafter Rose und Eßlinger aus dem Unternehmen aus. Neue Miteigentümer werden Friedrich von Fischer und Julius Ganß, die, wie Benz, die Zukunft im Bau von Automobilen sehen. 1891 erfindet Benz die Achsschenkellenkung für seine Fahrzeuge nochmals neu. Von 1887 bis 1899 steigt die Zahl der Beschäftigten von 40 auf 430. Bis 1893 werden nur 69 Fahrzeuge hergestellt, doch bis zur Jahrhundertwende sind es schon insgesamt 1709 Stück.

 

28.11.1893 - Dass bereits die ersten Automobile zur Komfortzone werden, geht auf die kreative Entwicklung einer Amerikanerin zurück: Margaret A. Wilcox, geboren 1838 in Chicago, gilt als Erfinderin der Autoheizung. Wilcox zählt zu den ersten weiblichen Maschinenbau-Ingenieuren und erhält zahlreiche US-Patente für ihre Erfindungen. Im Herbst 1893 meldet sie ihre Erfindung einer Autoheizung zum Patent an, das am 28. November 1893 eingetragen wurde. Ihr System besteht aus einer Brennkammer unter dem Auto und einem Rohrsystem, durch das das erhitzte Wasser unter den Fahrgastraum geleitet wird. Diese für die Automobilindustrie wichtige Erfindung schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe: Sie erleichtert das Fahren bei nebligem und kühlem Wetter, indem sie einerseits die Scheiben beschlagfrei und andererseits den Innenraum des Autos auf der gewünschten Temperatur hält – was das Fahrerlebnis entsprechend angenehmer und sicherer macht.

 

 

1894

 

1894 kauft Friedrich Faerber, Chef des Wachsfigurenkabinetts, einen Benz. Es ist das erste Automobil in Hamburg.

 

04.07.1894 – Der Sattlermeister A. Schütterer und der Stellmacher L. Schneider gründen die Thüringer Motorwagenfabrik in Neustadt an der Orla und beginnen zusammen einem Techniker mit der Produktion von Automobilen. Bereits 1895 endet diese wieder. Insgesamt entstehen im Laufe von etwa 18 Monaten fünf Fahrzeuge.

 

22.07.1894 - Der erste Automobil-Wettkampf findet statt. Konzipiert war das Rennen Paris-Rouen als Zuverlässigkeitsfahrt, nicht als Wettrennen. Sämtlichen "pferdelosen" Wagen waren zugelassen, also Dampf-, Elektro- und Benzinbetriebene Fahrzeuge. Die 127 km lange Strecke führte von Paris nach Rouen. 21 Fahrzeuge gingen an den Start, von denen 17 das Ziel erreichen. Schnellster ist Graf Albert de Dion auf seinem dampfbetriebenen De Dion, Boutin & Trépardoux. Das Fahrzeug ist im Prinzip eine Zugmaschine mit angehängter Kutsche, die zur Bedienung neben dem Fahrer auch noch einen weiteren Heizer an Bord benötigt. Sie benötigten 6:48 Stunden. Als Sieger galt aber ein benzinbetriebener Peugeot, da nicht alleine die Zeit für den Sieg gewertet wurde. Auch Kriterien wie die Qualität der Konstruktion, Sparsamkeit, Bedienungsfreundlichkeit und die Betriebssicherheit einbezogen wurden. Für die Zuschauer hingegen war de Dion der gefeierte Sieger.

 

01.12.1894 - In Paris erscheint mit "La Locomotion Automobile" (Die automobile Fortbewegung) die weltweit erste Zeitschrift, die sich ausschließlich mit dem Automobilismus beschäftigt. Gegründet wird sie vom Touring-Club de France und sie scheint monatlich. Im Dezember 1909 erscheint die letzte Ausgabe.

 

11.12.1894 - In Paris wird auf dem Champs-Elysées der erste Autosalon eröffnet. Gezeigt werden zwei Fahrzeuge, doch ein Erfolg ist dies nicht, zumal es zu diesem Zeitpunkt in ganz Frankreich nicht mehr als zwei Dutzend Automobile gibt.

 

 

1895

 

1895 – Das von Herrn Mirand 1851 gegründete Unternehmen Mors in Paris beginnt mit Hilfe von Henri Brasier mit der Produktion von Automobilen. Die Firma lautet nun Société d’Électricité et d’Automobiles Mors. 1908 erfolgt die Umbenennung in Société Nouvelle d’Automobiles Mors. Viele Karosserien bezieht Mors in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg von J. Rothschild & Fils. Zwischen 1900 und 1915 entstehen auch Lastkraftwagen und Omnibusse. 1925 geht Mors an Citroën über. Zwischen 1941 und 1943 entstehen noch ein paar Elektroautos in einem kleinen Zweigbetrieb des Unternehmens.

 

16.01.1895 - Der erste Omnibus des Automobilherstellers Carl Benz begibt sich auf der Strecke Siegen-Netphen-Nutz auf seine erste Fahrt.  Am 18.03.1895 nimmt die erste Bus-Linie der Welt ihren Betrieb auf. Mit einem 5 PS starken benzinbetriebenen Omnibus von Carl Benz fährt die Netphener Omnibusgesellschaft auf der Linie Deutz - Siegen.

 

20.01.1894 – Den Ingenieuren Alois Wolfmüller und Hans Geisendorf wird das Patent DRP 78553 für das „Zweirad mit Petroleum“, auch als „Motorrad“ bezeichnet, erteilt. 1892 hat der Maschinenbau-Ingebieur und begeisterte Radsportler Heinrich Hildebarnd; gründer der Zeitschrift „Radfahr-Chronik“ den Konstrukteur Wolfmüller mit der Ausarbeitung eines Motorrades mit Benzinmotor nach Daimler. Wolfmüller, der unter anderem bei Dürkopp in Bielefeld und Carl Benz in Mannheim arbeitete, engagiert seinen Jugendfreund und Ingenieur Hans Geisenhof sowie Ludwig Rüb und Johann Strömel als Mitarbeiter. Am 10. Januar 1894 startet bereits der erste Probelauf und am 18. und 19. Januar 1894 gibt es die ersten Probefahrten in Bamberg, wo Wolfmüller und Geisenhof ihre Werkstatt haben. „Dabei lief das Motorrad zwar gleichmäßig, jedoch rückwärts“. Ende Januar 1894 übersteht das Motorrad unter dem Fahrer Geisenhof eine Dauerfahrt über „100 Runden an der Landsberger Allee“ in München. Die Zahl der in fünf verschiedenen Werkstätten gebauten Exemplare ist nicht bekannt; geschätzt wird eine Zahl zwischen 800 und 2.000 Stück.  Die Hildebrand & Wolfmüller gilt als das erste serienmäßig produzierte Motorrad der Welt; der Daimler-Reitwagen von 1885 war ein Versuchsträger für den Motor und blieb ein Einzelstück. Acht Exemplare inklusive des Prototypen von 1893 sind noch erhalten.

 

10.02.1895 - In Uerdingen wird Hans Gustav Röhr geboren. Schon mit 17 Jahren konstruiert er ein eigenes Flugzeug, das das visionäre Talent Röhrs aufzeigt. Er setzt einen aus Motorradzylindern selbst konstruierten Fünfzylinder-Sternmotor ein. Nach dem Ersten Weltkrieg wechselt er zu Priamus, einem Kölner Hersteller von Auto- und Flugzeugmotoren. 1919 realisiert er dort seinen ersten Automobil-Prototyp. Nur ein Jahr später verlässt er Priamus und baut seinen zweiten Prototypen. 1923 entwickelt Röhr einen dritten Prototyp, den er vergeblich etablierten Automobilherstellern als Lizenzmodell anbietet. Nun entschließt er sich, den Wagen unter eigenem Namen zu vermarkten. Mit Geldern der Stinnes-Unternehmerfamilie gründet er in Ober-Ramstadt die Röhr Auto AG und übernimmt die Produktionsstätten der früheren Falcon Automobilwerke. 1927 startet die Fertigung mit dem Röhr 8, einem Modell der oberen Mittelklasse mit einem Achtzylindermotor. Obwohl der verbesserte Röhr 8 R erfolgreich anläuft, gerät die Röhr Auto AG durch die Weltwirtschaftskrise in Schwierigkeiten.1931 muss er seine eigene Firma verlassen und wechselt zur Adlerwerke AG nach Frankfurt, wo er als Chefkonstrukteur den erfolgreichen Adler Trumpf entwickelt. 1935 wechselt er zur Daimler-Benz AG. Dort hat er Schwierigkeiten, weil er aufgrund seiner französischen Ehefrau, die sich offen gegen das Nazi-Regime stellt, nicht als vertrauenswürdig gilt. 1937 stirbt er überraschend an einer Lungenentzündung, die er sich kurz zuvor bei einer Cabriolet-Fahrt zugezogen hat.

 

16.05.1895 – Alexander Gütermann aus Gutach wird zu einer Geldstrafe von drei Mark verdonnert, weil er mit seinem Benz-Motor-Pferd nachmittags zwei Uhr mit einer derartigen Geschwindigkeit durch Denzlingen fährt, »dass in einer Wirtschaft die Vorhänge geflattert haben«. Bei dem corpus delicti handelt es sich um den Patent-Motorwagen Benz Victoria. Auf den ersten Blick sieht er aus wie eine Kutsche. Er soll zeitlebens das Lieblingsauto von Carl Benz (1844 - 1929), des Erfinders des Automobils, gewesen sein. Der Raser erhält das Knöllchen übrigens zu Recht, denn die zulässige Höchstgeschwindigkeit beträgt im Großherzogtum Baden damals 12 km/h außerorts und 6 km/h innerorts. Wenn aber Vorhänge flatterten, muss der wilde Herr Gütermann mit 20, womöglich sogar 30 km pro Stunde und ziemlich nahe an der Wirtschaft vorbeigedonnert sein. Gemessen hat dies mangels Blitzgeräten niemand. So bleibt dem Großh. Bad. Bezirksamt nichts Anderes übrig, als die Geschwindigkeit mit dem sehr zweifelhaften Adjektiv »derartig« zu bewerten. Den Strafzettel verwahrt das Archiv des Automobilmuseums „P.S. Speicher“ im niedersächsischen Einbeck. Auch das Gefährt ist dort seit 2014 zu besichtigen, mit dem Herr Gütermann durch das Dorf Denzlingen raste.

 

18.05.1895 - In Italien findet das erste Autorennen auf einem Rundkurs Turin-Asti-Turin statt. Die Distanz beträgt 93 km. Von fünf startenden Fahrzeugen kommen drei ins Ziel. Auf einem Daimler, einem viersitzigen "Omnibus", wird der Ingenieur Simone Federmann mit einem Schnitt von 15,5 km/h Sieger. Platz zwei und drei werden von Motorrädern belegt, ein 6-sitziger Dampfwagen-Eigenbau und ein Benz fallen aus.

 

01.08.1895 – Ernst Sachs und Karl Fichtel gründen das Unternehmen „Schweinfurter Präcisions-Kugellagerwerke Fichtel & Sachs“, das Kugellager und Fahrradnaben herstellt.

 

01.09.1895 -  Engelbert Zaschka wird in Freiburg im Breisgau geboren. Er war ein deutscher Oberingenieur, Konstrukteur und Erfinder, zählt zu den ersten deutschen Hubschrauberpionieren und ist Pionier des Faltautos. Das Platz- und Parkplatzproblem der Ballungsgebiete inspiriert ihn in Berlin, das erste Faltauto zu konstruieren. Sein Zaschka-Stadtauto-Konzept hat zum Ziel, kostengünstig und raumsparend zu sein. Nach Gebrauch kann es zusammengeklappt und in der Wohnung verstaut werden, ganz nach der Devise: Kleinwagenkäufer sind sparsame Leute, eine Garage wäre für sie ein unbezahlbarer Luxus. An einem Rohrrahmen ist ein Leichtbaugerippe befestigt, dieses wird mit Stoff oder Vinyl umkleidet. Die beiden Vorderräder sind einzeln aufgehängt, hinten befindet sich ein einzelnes Hinterrad. Eine Verbundkonstruktion, an deren Enden mechanische Aggregate befestigt sind, ersetzt das eigenständige Fahrgestell. Im Heck befindet sich ein luftgekühlter Einzylindermotor, der das Hinterrad antreibt. Das zerleg- und faltbare Faltauto kann innerhalb von fünf Minuten zerlegt oder aufgebaut werden. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 40 km/h. Eine Serienfertigung kommt jedoch nicht zustande, da einerseits der Aufwand zu hoch und andererseits zu jener Zeit fast kein Bauteil richtig ausgereift ist. Das Konzept des Faltautos wird 2009 vom spanischen Innovationszentrum Denokinn mit dem Massachusetts Institute of Technology weiterentwickelt, ein Prototyp des elektrischen Faltautos Hiriko wird 2010 präsentiert und sollte 2013 in Serie gehen.

 

08.09.1895 - "Aus diesem Stinkkasten wird nie mehr werden als ein Spielzeug für Millionäre, die nicht wissen, wie sie ihr Geld wegwerfen sollen". So urteilt Adam Opel angeblich, als er kurz vor seinem Tod ein Automobil sieht. Da kann er nicht ahnen, dass seine fünf Söhne nur drei Jahre nach seinem Tod (08.09.1895) den bislang größten Fahrradhersteller Deutschlands zu einem der größten Automobilkonzerne umwandeln. 1862 gründet Adam Opel seine eigene Nähmaschinenmanufaktur in Rüsselsheim. 1886 beginnt er mit dem Bau von Fahrrädern. Zum 150jährigen Bestehen 2012 würdigt Opel seinen Firmengründer mit dem Modell "Adam".

 

12.11.1895 - In Paris wird mit dem Automobile Club de France (ACF) der weltweit erste Verkehrsclub gegründet. Gründungsmitglieder sind Comte Albert de Dion, Baron Étienne van Zuylen va. Nyevelt und dem Journalisten Paul Meyan gegründet. Damit ist der ACF der älteste Automobilclub der Welt. Der ACF übernimmt die Organisation von Automobilsportveranstaltungen und löst bisherige Veranstalter wie die Zeitung Le Petit Journal ab. 1898 richtet der ACF erstmals den Pariser Automobilsalon aus. Einer der Auslöser zur Gründung des ACF ist die Relegation Albert de Dions an der Wettfahrt Paris-Rouen 1894. In den folgenden Jahren setzt eine rasante Entwicklung ein, in der immer stärkere Fahrzeuge die Gefahren des Motorsports stark erhöht. Der ACF setzt daher 1901 erstmals Regeln durch, die als das erste Motorsportreglement der Welt gelten dürfen. Eine zentrale Neuerung ist die Einteilung in Kategorien, die an allen vom ACF gestützten Veranstaltungen zu gelten haben. Die daraus folgende Gewichtslimitierung soll zunächst helfen, die immense Zahl von Reifendefekten infolge Überlastung zu verringern. Das Problem ist besonders am Rennen Paris-Wien 1901 aufgetreten. Im Jahr 1904 gründet der ACF zusammen mit Clubs aus 6 weiteren Nationen die Association Internationale des Automobiles Clubs Reconnus, die heutige Fédération Internationale de l’Automobile (F.I.A.). Der Automobilclub organisiert eine Vielzahl von Autorennen und veranstaltete im Jahr 1906 den ersten Grand Prix überhaupt, den Grand Prix de l'Automobile Club de France.

 

28.11.1895 - Der Times-Herald Contest gilt als das erste Autorennen in den USA. Dabei müssen die teilnehmenden Fahrzeuge mindestens drei Räder und Platz für zwei Personen haben, in jedem Auto fährt ein Schiedsrichter mit. Die Strecke beträgt 80 Kilometer. Aufgrund Schneefalls und eisiger Kälte erreichen nur zwei Fahrzeuge das Ziel, die anderen sechs Starter fallen aus. Sieger wird ein Duryea, Zweiter ein Mueller-Benz.

 

18.12.1895 - Der Buchhändler Václav Klement und der Schlosser Vàclav Laurin gründen in Mladá Boleslav (Böhmen) die Firma Laurin & Klement. Zunächst baut und repariert man Fahrräder. 1899 werden die ersten, sehr erfolgreichen Motorräder gebaut, ab 1905 Automobile. Der Typ A besitzt einen 1.100 ccm starken Zweizylindermotor mit 7 PS. 1927 wird das Werk an den Konzern Skoda verkauft, die Automobile laufen zunächst unter dem Namen "Laurin & Klement - Skoda", dann nur noch unter "Skoda". Der Bau von Fahr- und Motorrädern wird nach dem Verkauf eingestellt.

 

 

1896

 

13.02.1896 – In Aachen gründet Max Cudell das Unternehmen Cudell & Cie. zur Produktion von Motoren und Motordreirädern nach Lizenz von De Dion-Bouton. Zwischen 1899 und 1905 entstanden neben Motorwagen für den Personentransport auch leichte Nutzfahrzeuge. 1905 ging das Unternehmen in Konkurs, eine Zweigstelle in Berlin produzierte aber in kleinem Umfang noch bis 1913 Fahrzeuge und bis 1945 Motoren und Vergaser.

 

26.06.1896 - Der Fuhrunternehmer Friedrich Greiner bestellt einen Daimler-Motorwagen Typ "Victoria" mit Taxameter zum Betrieb einer "Motor-Wagen-Kutscherei" in Stuttgart. Es ist das erste motorisierte Taxiunternehmen der Welt.

 

17.08.1896 - In London wird Bridget Driscoll das erste Todesopfer in einem Verkehrsunfall, an dem ein Automobil beteiligt ist. Die 44- oder 45-jährige Bridget Driscoll besucht an diesem Tag im Londoner Hyde Park eine Veranstaltung der League of the Cross, einer katholischen Abstinenzbewegung. Dort findet zur selben Zeit auch eine Technikschau statt. Driscoll überquert mit ihrer sechzehnjährigen Tochter gerade eine Straße am Areal der Terrasse hinter dem Crystal Palace, als ein Roger-Benz der Anglo-French Motor Carriage Company eine Demonstrationsfahrt absolviert und sie dabei mit einer Geschwindigkeit von etwa 4 mph (6,4 km/h) zu Boden stößt. Sie erleidet dadurch eine schwere Kopfverletzung und stirbt wenige Minuten später. Die Geschwindigkeit des Wagens wird von Augenzeugen als „rücksichtsloses Tempo, fast wie ein galoppierendes Pferd oder Feuerwehrwagen“ beschrieben. Der Wagen wird von Arthur James Edsall gelenkt. Auf dieser Fahrt, die die Vorzüge des Automobils veranschaulichen soll, befindet sich Alice Standing auf dem Beifahrersitz. Sie behauptet später, Edsall hätte den Motor modifiziert, damit der Wagen schneller fahren kann, jedoch kann diese Behauptung von fachmännischer Seite widerlegt werden. Ein eingeleitetes Gerichtsverfahren ergibt nach sechsstündiger Verhandlung, der Tod sei durch einen Unfall eingetreten. Der Coroner Percy Morrison sagt zum Abschluss des Verfahrens, er hoffe, dass so etwas nie wieder passieren werde. Zu einer Strafverfolgung kommt es nicht.

 

01.10.1896 - Gottlieb Daimler verkauft in Cannstatt bei Stuttgart den weltweit ersten motorisierten Lastwagen mit Namen "Phönix“ an das British Motor Syndicate in London. Bei diesem Modell, einem Einzelstück, ist der 1,53 Liter große Zweizylindermotor mit einer Leistung von sechs PS unter dem Fahrersitz eingebaut. Als erster Fahrzeugbauer der Welt legt die Daimler-Motoren-Gesellschaft noch 1896 ein Modellprogramm von verschiedenen LKW, die in vier verschiedenen Leistungsstufen verfügbar sind. Die Nutzlasten reichen von 1,2 t bis 5 t. Ab 1897 werden „Phönix-Zweizylindermotoren mit Niederspannungs-Magnetzündung als Antrieb für Daimler-Motor-Lastwagen verwendet. Der Motor wird nun über der Vorderachse eingebaut. Die Modelle sind auch für „Rückwärtsfahrten eingerichtet“ und können Steigungen bis zwölf Prozent bewältigen. Nach Unterlagen von Daimler werden bis Januar 1899 „zehn Last- und dreizehn Bierwagen“ ausgeliefert. Kunden sind unter anderem die Spedition Paul von Maur in Stuttgart und das Böhmische Brauhaus in Berlin, das den Daimler Motor-Lastwagen als „Bierverschleißwagen“ einsetzt.

 

03.-10.11.1896 – Im New Yorker Madison Square Garden findet die New York Automobile Show statt. Organisatoren sind der Automobile Club of America und die Herstellervereinigung National Association of Automobile Manufacturers (N. A. A. M.).

 

04.11.1896 - Mit dem "Locomotives on Highway Act" entfällt in Großbritannien die Rote-Fahnen-Regelung ("Red-Flag-Act) und die zulässige Höchstgeschwindigkeit wird auf zwölf Meilen pro Stunde - mit örtlichen Unterschieden - erhöht. Dieser „Unabhängigkeitstag der englischen Automobilgeschichte“ wird jedes Jahr mit der London-Brighton-Fahrt gewürdigt. Der „Red Flag Act“ war ein Gesetz im Vereinigten Königreich Großbritannien und Irland, das 1865 eingeführt und 1896 wieder abgeschafft wurde. Es sollte dazu dienen, Unfälle im Straßenverkehr durch die immer weiter verbreiteten Dampfwagen zu vermeiden. Das Gesetz schrieb vor, dass ein Gefährt ohne Pferde oder ein Automobil mit einer Geschwindigkeit von maximal 4 Meilen (~ 6,4 km/h) in der Stunde fahren durfte. Innerhalb der Ortschaften betrug das Limit 2 Meilen pro Stunde. Bei jedem Automobil mussten zwei Personen zum Führen des Fahrzeugs anwesend sein, und ein Fußgänger hatte voraus zu laufen, der zur Warnung der Bevölkerung eine rote Flagge (red flag) tragen musste. Diese Regelung erzwang ein Geschwindigkeitslimit. Dennoch starben im Jahr 1875 Großbritannien 1589 Menschen in der Folge von Straßenverkehrsunfällen mit Dampfwagen und Lokomobilen. Seit Ende 1896 dürfen Autos und Kraftfahrzeuge wieder schneller als Fußgänger unterwegs sein. Die zulässige Höchstgeschwindigkeit wird – je nach Gewichtsklasse – auf 5 bis 12 Meilen pro Stunde heraufgesetzt.

 

14.11.1896 – Anlässlich des Wegfalls des „Red G*Flag Acts“ wird erstmals das London-Brighton-Autorennen, den „Emanicipatition Run“ ausgetragen. Sieger ist Léon Bollée mit seinem Léon Bollée Tricycle. Auch heute findet dieser London-Brighton-Run noch statt. Teilnehmen dürfen nur Automobile, die vor 1905 gebaut wurden. Die Teilnehmer dürfen auf der 86 km langen Distanz eine Geschwindigkeit von 20 mph (32 km/h) nicht überschreiten. 2015 nehmen rund 380 Pioniere mit ihren Fahrzeugen aus der Anfangsgeschichte des Automobils teil. Gestartet wird – nach dem traditionellen Zerreißen einer roten Flagge – um 6.54 Uhr bei Sonnenaufgang. Wer bis 16.30 Uhr das Ziel in Brighton erreicht, erhält eine Medaille. 342 Fahrzeuge schaffen es rechtzeitig, die Ziellinie beim ältesten Automobilrennen der Welt zu überfahren.

 

03.12.1896 - Der Ingenieur, Erfinder und Industrielle Heinrich Ehrhardt gründet unter Beteiligung eines Bankenkonsortiums die Fahrzeugfabrik Eisenach (FFE). Ehrhardt hat bereits 1878 die Metall- und Waffenfabrik in Zella St. Blasii (Zella-Mehlis) und 1889 die Rheinischen Metallwaren- und Maschinenfabrik AG (heute Rheinmetall) in Düsseldorf gegründet und als "Kanonenkönig" von sich reden gemacht. Das Grundkapital der neuen Gesellschaft beträgt 1.25 Millionen Goldmark und Ehrhard kann einen Anteil von 31,2 Prozent des Aktienkapitals aufbringen. Nachdem in Eisenach anfänglich Geschütze und Fahrräder der Marke Wartburg hergestellt werden, folgt bereits 1898 die Produktion des ersten Wartburg-Motorwagen. Angeboten werden zwei Varianten: mit luftgekühltem Zweizylindermotor (dieser Motor bestand eigentlich aus zwei gekoppelten Einzylindermotoren), mit wassergekühltem, stärkerem Motor. Beide Aggregate sind Viertakter. Das Auto erinnerte noch zeitgemäß stark an eine Kutsche. Heinrich Ehrhardt hat für den Zweizylinder die Lizenz von der französischen Societé Decauville Ainé erworben. Die Kundschaft der Eisenacher ist sehr exklusiv, was bei Preisen ab 3500 Goldmark kaum verwundert. Für die wassergekühlte Ausführung hat ein Käufer sogar noch 450 Goldmark mehr zu zahlen. Schon damals gibt es eine Aufpreisliste, die es in sich hatte: Schirmständer an der Seitenwand, Hupe (mit Gummiball), geflochtene Seitenverkleidungen, Azetylenlampen, Lederpolster, Regenverdeck mit Klappmechanismus. Nicht nur die Presse lobt den neuen Wagen, auch die Erfolge im Rennsport bestätigen die Eisenacher. Besonders schätzt man den "geruchlos arbeitenden Motor des gefälligen Gefährts". Mit einer Leistung von 5 PS ist das Fahrzeug auch durchaus zeitgemäß und souverän motorisiert. Die Rennversion, von 1899, verfügt über 8 PS. Ab 1902 beschäftigte man sich bereits mit der Produktion von Elektroautos und war der Zeit (wie so oft) weit voraus.

 

 

1897

 

1897 – Der Belgier Sylvain de Jong gründet in Antwerpen die Fahrradfabrik Minerva. Im Jahr 1900 beginnt er, einen drei bzw. vier PS starken Schweizer Einzylindermotor der Marke Zedel an seine Fahrräder zu montieren. Er erwirbt eine Lizenz der Schweizer Ingenieure Lüthi und Zürcher und beginnt mit dem Bau von Motorrädern. Diese errangen schnell einen Ruf, zuverlässig zu sein, und der Betrieb wuchs. Dann widmete Minerva sich dem Bau kleinerer Automobile mit Einzylindermotoren. 1902 kommt ein 6-CV-Vierzylindermodell hinzu. 1903 gründet de Jong in Berchem bei Antwerpen die NV Minerva Motors. Und beginnt im darauffolgenden Jahr mit der Fertigung von Modellen mit Zwei-, Drei –und Vierzylindermotoren. Auch diese seind sehr erfolgreich. 1907 belegen Minerva-Rennwagen die ersten drei Plätze beim Ardennenrennen für Kaiserpreis-Fahrzeuge. Ab 1908 erwirbt Minverva eine weltweite Lizenz für den Doppelschiebermotor des US-Amerikaners Charles Yale Knight. Zu den bekanntesten Kunden der mittlerweile prestigeträchtigen Marke zählen die Könige von Belgien, Schweden und Norwegen, aber auch Henry Ford. In den 1920er Jahren baut Minerva zunächst das kleinere Vierzylindermodell AG, 1924 folgt ein Sechszylindermpdell mit dem AB. 1930 folgt der Minerva AL mit einem 6,6 Liter großen Achtzylindermotor. Das letzte Modell ist der 1934 vorgestellte M4 mit einem 2-Liter-Vierzylindermotor, der sich jedoch nicht gut verkauft. 1936 fusioniert Minerva mit dem anderen belgischen Konstrukteur Imperia, der bis 1938 Minervas baut. Nach dem Zweiten Weltkrieg werden zwischen 1951 und 1956 noch rund 9.000 Land-Rover C20 in Lizenz für die belgische Armee gefertigt.  

 

29.-31.01.1897 – Das erste internationale Rennen des Jahres findet an der französischen Riviera statt. In drei Tagesetappen wird von Marseille über Fréjus und Nizza nach La Turbine gefahren. Es gibt zwei Kategorien: Automobile und Motorräder, wobei in letzterer auch Motordreiräder („Tricycles“) und sogar Voiturettes fahren. Steile Hügel und scharfe Kurven prägen die anspruchsvolle, 233 km lange Route, für die der Sieger Gaston de Chasseloup-Laubat mit seinem Trépardoux & Cie rund 7 h 45 min benötigt, also einen Schnitt von rund 30 km/h erzielte. Dies ist die einzige der großen Fernfahrten, die von einem Dampfwagen gewonnen werden kann; Chasseloup-Laubat kann zudem alle drei Tagesetappen für sich entscheiden.

 

31.01.1897 – Das erste Bergrennen der Automobilgeschichte wird im Rahmen der Wettfahrt von Marseille nach Nizza ausgetragen. Die dritte und letzte Etappe des Wettbewerbs führt über genau 17 km von Nizza hinauf in das Bergdorf La Turbie. Das Rennen soll von dem Motorsport ausübenden Reifenfabrikanten André Michelin gewonnen worden sein, andere Quellen benennen jedoch einen Rennfahrer namens Pary als Sieger des La-Turbie-Debüts.

 

14.04.1897 - In Paris stirbt der französische Automobilpionier und Rennfahrer Émilie Constans Levassor im Alter von 56 Jahren an den Folgen eines Rennunfalls. Der Ingenieur gründet 1886 zusammen mit René Panhard die Firma Panhard & Levassor. 1890 wird das erste Fahrzeug vorgestellt, noch mit einem Motor der Daimler-Motoren-Gesellschaft betrieben. Die beiden Automobilentwickler sorgen für verschiedene Neuerungen wie z.B. die Kombination eines vorn eingebauten Motors mit angetriebenen Hinterrädern. Mit den eigenen Fahrzeugen ist Émilie Lavassor erfolgreich bei verschiedenen Autorennen unterwegs. 1896 verunglückt er jedoch beim Rennen Paris-Marseille-Paris schwer. Émilie Levassor gilt als erster Todesfall im Motorsport. Die Firma Panhard & Levassor gehört heute zur PSA-Gruppe und stellt nur noch Militärfahrzeuge her. Der letzte PKW ist 1967 ein Panhard 24.

 

31.07.1897 - Im Rahmen einer Wettfahrt von Marseille nach Nizza führt die letzte Etappe über 17 Kilometer von Nizza hinauf in das Bergdorf La Turbie. Diese Etappe gilt als erstes Bergrennen der Automobilgeschichte.

 

30.09.1897 - Im Berliner Hotel Bristol wird der erste Automobilclub Deutschlands gegründet. Zu den Gründungsmitgliedern des "Mitteleuropäischen Motorwagen-Vereins" gehören u.a. Friedrich Lutzmann, Carl Benz, Gottlieb Daimler, Rudolf Diesel, Graf Zeppelin und Edmund Rumpler. Es gibt auch eine Vereinszeitschrift, das Magazin "Der Motorwagen". Der MMV organisiert Wettfahrten, Vorträge und Ausstellungen. Bei der Gründungsversammlung sind acht „Motorwagen“ der Gründungsmitglieder zu sehen: vier Benz, zwei Lutzmann, ein Kühlstein und ein Daimler. Diese Versammlung wird auch als erste Automobilausstellung in Deutschland gewertet. 1933 wird der Verein von den Nazis aufgelöst.

 

 

1898

 

1898 wird die Produktion des Klingenberg, ein Kleinwagen der Allgemeinen Automobil-Gesellschaft in Berlin, aufgenommen. Er beruht auf der Konstruktion von Georg Klingenberg, Professor an der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg. Der zwei- bis dreisitzige Wagen besitzt einen Stahlrohrrahmen und vier luftbereifte Räder. Der Einzylinder-Viertaktmotor ist zusammen mit zwei Schwungrädern, Kupplungen, einem zweistufigen Getriebe und dem Differential in einem gemeinsamen Aluminiumgehäuse am Unterboden des Fahrzeuges eingebaut. Vom gesamten Antrieb sind nur der Zündmagnet und die Wasserpumpe außerhalb des Gehäuses montiert. Eine Welle, auf die die Andrehkurbel für den Motor aufgesetzt wird, verläuft konzentrisch in der Hinterachse. Auf diese Art und Weise werden die Reibungsverluste im Antrieb minimiert. Eine ähnliche Bauweise von Motor und Getriebe in einem gemeinsamen Gehäuse findet sich erst Jahrzehnte später wieder im Motorradbau. Bedient wird der Wagen mit einem einzigen „Fahrhebel“, der am Lenkstock untergebracht war. Beim Starten ist der Hebel ganz nach hinten unten gezogen. Schiebt man ihn etwas nach vorne, lösen sich die Bremsen, die Kupplungen werden geschlossen und der Wagen fährt an. Bei weiterem Nachvorneschieben erhöht sich die Fahrgeschwindigkeit durch Erhöhung der Vorzündung. Zieht man den Hebel nach oben, wird der zweite Gang eingelegt. Zum Bremsen muss der Hebel wieder ganz zurückgezogen werden. Einen ähnlichen Fahrhebel findet man heute bei elektrischen Straßenbahnen oder Lokomotiven. Der Klingenberg-Wagen erreicht je nach Übersetzung Fahrgeschwindigkeiten bis zu 50 km/h. Ein Nachfolger wird ab 1901 bei der N.A.G. als NAG-Klingenberg gebaut.

 

01.01.1898 – Nikolaus Trutz, Eigentümer der Ersten und Ältesten Coburger Wagenfabrik N. Trutz, übernimmt das 1857 von Joseph Neuss sen. in Berlin-Halensee zur Herstellung von Kutschen gegründete Unternehmen für seinen ältesten Sohn Karl. Von Beginn an stellt Trutz den Kutschenbau ein und fertigt nun Karosserien für Automobile. Noch im gleichen Jahr werden auf Bestellung auch komplette Automobile gebaut. Neuss fertigt auch den Aufbau für den Protos 40 PS mit dem ein Werksteam an der Wettfahrt New York – Paris 1908 teilnahm. In den 1920er Jahren ist Jos. Neuss, der besonders elegante Cabriolets herstellt, die bestangesehene Karosseriebau-Marke in Deutschland. Luxusaufbauten für Fahrgestelle von Maybach, Mercedes-Benz, Horch, Audi, Hansa-Lloyd und Bugatti bietet man an. Jos. Neuss hat die deutsche Vertretung für Bugatti-Automobile. Ab 1930 gibt man sich etwas bescheidener und bietet auch Aufbauten für Mittelklassefahrzeuge von Steyr und Wanderer an. 1933 zieht sich Trutz aus Altersgründen aus dem Geschäft zurück und Erdmann & Rossi übernimmt das Unternehmen. Den Namen „Jos. Neuss“ führt man stolz noch jahrelang zusammen mit dem eigenen Namen.

 

06.02.1898 – In Linden bei Hannover wird die Hannoversche Holzbearbeitungs- und Waggonfabriken (vorm. Max Menzel und Buschbaum & Holland) AG gegründet (ab 1904 Hannoversche Waggonfabrik AG, ab 1925 in Hannoversche Waggonfabrik AG (Hawa). Gegenstand des Unternehmens war der Betrieb einer Waggonbau-, Wagenbau- und Holzbearbeitungsfabrik, Ab 1921 produziert das Unternehmen den Hawa 40 Volt Elektro-Kleinwagen sowohl in einer PKW- als auch in einer Kleintransporter-Version. Als Personenkraftwagen wird er als „Tandem“-Zweisitzer ausgeliefert, aber auch als Kastenwagen, kann sich am Markt jedoch nicht durchsetzen. Eine andere Quelle gibt an, dass neben dem Zweisitzer und dem einsitzigen Kastenwagen auch ein Coupé angeboten wird. Das Fahrzeug wiegt 320 kg und ist somit ein Cyclecar. Bei einem Radstand von 156,4 cm und einer Spurweite von 89 cm ist das Fahrzeug 242,3 cm lang und 115 cm breit. Die Höchstgeschwindigkeit ist mit 20 bis 24 km/h angegeben, und die Reichweite mit 70 km. Zwischen 1921 und 1923 werden rund 2.000 Exemplare gebaut. Ende 1931 muss die HAWA infolge der Weltwirtschaftskrise ein gerichtliches Vergleichsverfahren anmelden und am 17.02.1932 wird die Liquidation der Gesellschaft beschlossen.

 

04/1898 - Die französische Herzogin Anne d’Uzès, die im April 1898 eine Führerscheinprüfung ablegt, ist die Erste, die ein Strafmandat für zu schnelles Fahren erhielt. Anstatt der erlaubten 12 km/h fährt sie im Bois de Boulogne bei Paris 13 km/h.

 

24.05.1898 – Im Berliner Landesausstellungspark findet die zweite Motorwagen-Ausstellung in Deutschland statt. 13 Fahrzeuge werden präsentiert, darunter ein Lastkraftwagen. Im Rahmen der Veranstaltung führt der Mitteleuropäische Motorwagenverein die erste deutsche Automobilkonkurrenz: 13 Fahrzeuge, vom Motordreirad bis zum Bierlaster, nehmen an der Wettfahrt Berlin-Potsdam-Berlin teil über eine Distanz von 54 Kilometern teil – vom Landesausstellungspark in Berlin-Mitte bis zur Glienecker Brücke und zurück. Siegreich ist ein Humber-Dreirad, das die Strecke in zwei Stunden und achteinhalb Minuten zurücklegt. Neun Minuten später folgt ein Daimler-Phaeton der Allgemeinen Motorenwagen-Gesellschaft (A.M.G.), dahinter ein Clément-Dreirad und zwei Benz. Am nächsten Tag findet eine 387 Kilometer lange Fernfahrt nach Leipzig und zurück statt. Siegreich ist ein Viersitzer der A.M.G. mit einem Schnitt von 24,5 km/h. Auch ein Hille-Dreirad sowie drei außer Konkurrenz gestartete Benz kommen ins Ziel, die restlichen der neun Teilnehmer fallen aus.

 

15.06. bis 03.07.1898: In Paris findet der von Albert de Dion organisierte erste Salon de l’Automobile statt. Der französische Präsident Felix Forth betrachtet die Zukunft der „Selbstläufer“ mit großer Skepsis, besucht jedoch die Veranstaltung. Am 15. Juni 1898 wird im Tuileries-Garten gegenüber dem Louvre eine kleine Anzahl von Automobilen präsentiert. Die, um ihr Recht auf Teilnahme an der Autoschau zu beweisen, den vierzig Kilometer langen Weg von Versailles nach Paris überwinden müssen. In drei Wochen kommen mehr als 140.000 Besucher, es kamen 369 Exponate zusammen – alles, was die damaligen Automobilhersteller Europas, Peugeot, Panhard & Levassor, Daimler-Benz, zeigen konnten.

 

29.08.1898 - Frank und Charles Seiberling gründen in Akron (Ohio) die Goodyear Tire & Rubber Company, benannt nach dem Entdecker der Vulkanisation und Begründer der modernen Gummiindustrie. Kautschukreifen für Kutschen und Fahrräder sowie Gummierzeugnisse wie Löschschläuche sind die ersten hergestellten Produkte. Heute ist die Firma der drittgrößte Reifenhersteller weltweit mit 64.000 Mitarbeitern.

 

12.09.1898 – Die Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG) liefert einen Daimler Phönix an den österreichischen Konsul und Geschäftsmann Emil Jellinek aus. Das Fahrzeug ist der erste Personenwagen mit einem Vierzylindermotor. Der 2,1-Liter-Vierzylindermotor leistet 8 PS, die Höchstgeschwindigkeit beträgt 24 km/h. Vorher waren Vierzylindermotoren von Daimler nur in Lastwagen und Boote eingebaut. Der von Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach 1892 entwickelte Motor „N“ (“N“ für „neues Modell“) löst den Zweizylinder-V-Motor ab, der unter anderem den Daimler-„Stahlradwagen“ von 1889 antrieb. Nach und nach gibt es 6-, 10-, 12-, 16- bis hin zu 23-PS-Motoren mit immer größeren Hubräumen. Frühe „Phoenix“-Wagen haben ein Fahrgestell aus geraden U-Eisenprofilen. Auf längsliegenden Blattfedern liegen die Starrachsen mit einem kurzen Radstand von 1753 Millimetern. Die Achsschenkellenkung wird entweder durch eine Lenkkurbel oder ein Lenkrad bewegt. Die Fußbremse wirkt als Außenbackenbremse auf die Antriebswelle und die Handbremse über Außenbacken auf die Hinterräder. Zusätzlich gibt es eine „Bergstütze“, eine am Heck montierte kräftige Stange, die bei bergwärts stehendem Fahrzeug mit einem kräftigen Fußtritt in die zumeist relativ weiche Fahrbahn getrieben wird. Die vorne und hinten meist unterschiedlich großen Holzspeichenräder sind anfangs mit Vollgummi bereift. Seit 1899 werden aber nur noch Luftreifen verwendet. Das Gesamtgewicht des „Phönix“ beträgt rund 1400 Kilogramm. Der Daimler-Phönix“-Wagen hat einen recht hohen Schwerpunkt. Vor allem in schnellen Kurven schwanken die Wagen bedenklich. Zum damaligen Zeitpunkt ist dies nichts Ungewöhnliches. Eine Wende zeichnet sich erst ab, als bei dem Bergrennen Nizza–La Turbie im März 1900 der Werkmeister der Daimler-Motoren-Gesellschaft, Wilhelm Bauer, mit einem von Emil Jellinek gemeldeten Daimler-Phönix“-Rennwagen tödlich verunglückt. Jellinek sinnt auf Abhilfe. Ein längerer Radstand und ein niedrigerer Schwerpunkt sind die ersten Schritte auf dem Weg zum modernen Automobil und führen im Jahre 1900 über die Daimler-Motoren-Gesellschaft mit ihrem Konstrukteur Wilhelm Maybach zum Mercedes 35 PS und dessen Nachfolger Mercedes Simplex (1901).

 

17.09.1898 - Vorstellung des ersten Wartburg-Motorwagens nach Abschluss des Lizenz-Vertrages mit der französischen Fa. Decauville fünf Tage zuvor durch die Fahrzeugfabrik Eisenach. Die Firma ist zu diesem Zeitpunkt gerade zwei Jahre alt und stellt zunächst Fahrräder und Geschütze her. Die erste Auslieferung des Wartburg-Motorwagens erfolgt bereits im Dezember 1898. Ein Jahr später beteiligt die Firma sich mit Rennfahrzeugen an Wettbewerben. Rund 250 Fahrzeuge werden in Eisenach gebaut, je nach Ausführung liegt der Preis zwischen 3500 und 3950 Mark. Der Kleinwagen hat in der ersten Version eine Phaeton-Karosserie und einen luftgekühlten Viertaktmotor mit 0,8 Liter Hubraum und 3,5 PS, die zweite Version hat einen wassergekühlten Motor mit maximal 5 PS und in der Rennversion mit 8 PS. Nun gibt es ihn als Tourenwagen in Luxusausführung und als Promenadenwagen mit Verdeck, das speziell für Frauen gedacht ist. Auch damals gibt es schon aufpreispflichtige Sonderausstattungen wie Schirmständer an der Seitenwand, Hupe mit Gummiball, geflochtene Seitenverkleidungen, Azetylenlampen, Lederpolster und ein Regenverdeck mit Klappmechanismus. Um 1900 gibt es mehrere Rennerfolge wie die Fahrt Berlin-Aachen (700 km), Wien-Graz-Wien. Am 24.11.1900 wird eine 1000-Meilen-Fahrt auf der Rennbahn des Crystallpalastes in London durchgeführt. Ohne Aufenthalt fährt ein Wartburgwagen die Strecke in 48 Stunden, 24 Minuten und 4 Sekunden, um beispielhaft die vollkommene Betriebssicherheit zu zeigen. 1904 scheidet der Firmengründer Heinrich Ehrhardt mit seinem Sohn Gustav aus der Firma aus und nimmt die auf seinen Namen laufenden Lizenzen mit. Daraufhin führt die Geschäftsführung die Marke Dixi für Automobile ein.

 

03.11.1898 – Die Allgemeine Motorwagen GmbH wird in die Motorfahrzeug- und Motorenfabrik Berlin AG umfirmiert. Die Allgemeine Motorwagen GmbH ist eine Patentverwertungsgesellschaft mit Sitz in Berlin, welcher ein Motorwagen Vertrieb und Verleih angegliedert ist. Ihre Fahrzeuge werden unter der Marke AMG angeboten. Max von Duttenhofer, Aufsichtsratsvorsitzender, und Wilhelm Lorenz, Aufsichtsratsmitglied der Daimler-Motoren-Gesellschaft, schließen 1897 hinter Gottlieb Daimlers Rücken einen Pakt mit Adolf Altmann (1850–1905), Inhaber der Ad. Altmann & Comp G.m.b.H in Berlin, die seit 1879 Stationärmotoren für die Landwirtschaft herstellt. Ziel ist es, eine neue Produktionsstätte für Motorwagen zu etablieren. So wird 1897 unter Beteiligung von Rüstungsindustriellen, zu denen Heinrich Ehrhardt, Emil Rathenau und Frederick Richard Simms gehören, die Allgemeine Motorwagen G.m.b.H. gegründet. Die Verwaltung ist in der Luisenstraße 37 in Berlin angesiedelt. Die Fahrzeuge verfügen wahlweise über einen Benzin- oder einen Elektromotor. Dazu werden teilweise Patentrechte der Daimler-Motoren-Gesellschaft verwendet.  Im Rennsport ist die AMG mit ihren Daimler Fahrzeugen sehr erfolgreich. Im Sommer 1898 wird ein Verleih von Fahrzeugen eröffnet.

 

18.11.1898 – 13 Bergbauunternehmen gründen die Westdeutsche Benzol-Verkaufsvereinigung in Bochum. Geschäftszweck ist der Verkauf von Benzol. Die Vereinigung ist einer der Vorläufer der heutigen ARAL.

 

06.12.1898 - In Genf wird der Automobil Club der Schweiz gegründet. In den Anfangsjahren liegt der Fokus auf Verkehrspolitik und dem Motorsport. Er setzt sich schon damals für die Entwicklung der Mobilität, die Verbesserung des Straßennetzes, die gesetzliche Regelung des Verkehrs sowie die Vereinfachung der Zollformalitäten ein. Ab 1901 wird der Club im Motorsport aktiv. Nebst den verkehrspolitischen Aktivitäten der Gründerväter ist dies eine weitere Maßnahme, um das umstrittene Automobil in der Bevölkerung attraktiv zu machen und dadurch mehr Akzeptanz zu verschaffen. 1904 ist der ACS zudem Mitgründer der FIA, der Fédération internationale de l’automobile, der er als Gründungsmitglied heute noch angehört.

 

18.12.1898 - Der französische Automobilpionier und Konstrukteur von Elektroautomobilen, Charles Jeantaud, stellt mit seinem Modell "Jeantaud Duc" den ersten offiziellen Geschwindigkeitsrekord für ein Landfahrzeug auf. In Archères im Departement Yvelines nahe Paris erreichte er eine Geschwindigkeit von 62,15 km/h. Gefahren wird das Fahrzeug von Gaston de Chasseloup-Laubat. Zwischen 1893 und 1906 baut die Firma Jeantaud Alltagsfahrzeuge, basierend auf gängigen Kutschentypen wie Coupé, Gig, Victoria, Landaulet, Phaeton oder Cabriolet.

 

24.12.1898 - Louis Renault ist mit seinem in einem Schuppen selbst zusammengebauten Fahrzeug in Paris unterwegs - und erhält noch am gleichen Abend zwölf Aufträge zum Nachbau seines ersten Automobils, des später als Modell A bezeichneten Typs. Dieser Tag gilt als inoffizielle Geburtsstunde der Firma Renault. Zwei Monate später gründen seine Brüder Marcel und Fernand die Société Renault Frères, bei der Louis formell Angestellter ist und für die Konstruktion und den Bau der Voiturettes verantwortlich ist. Nachdem Marcel 1903 tödlich verunglückt und Fernand 1908 schwer erkrankt, übernimmt Louis das Unternehmen und leitet es bis 1944.

 

 

1899

 

1899 beginnt das Unternehmen Berliner Elektrombil- und Akkumulatoren GmbH Fiedler mit der Produktion von Automobilen unter dem Markennamen Fiedler. Das Unternehmen stellt Fahrzeuge mit Elektromotoren her. Viele Fahrzeuge werden als Lieferwagen karossiert. Das Kaufhaus Tietz (später Hertie) gehört zu den Abnehmern. Daneben gibt es auch Taxis und Perosnenwagen. Nur ein Jahr später endet die Automobilproduktion bereits wieder.

 

03.01.1899 - In einem Editorial der New York Times wird erstmalig das Wort "automobile"(dt.: Automobil) verwendet.

 

21.01.1899 - Opel übernimmt die Anhaltische Motorwagenfabrik des Dessauer Automobilpioniers und Konstrukteur Friedrich Lutzmann und wird Autohersteller. In Rüsselsheim wird der Opel Patentmotor "System Lutzmann" gebaut. Dieses Fahrzeug war vier Monate zuvor vom Dessauer Hofschlossermeister, Automobilpionier und Konstrukteur Friedrich Lutzmann im Hotel Bristol in Berlin auf der ersten IAA ausgestellt worden. Das Fahrzeug besitzt einen 1,5-Liter-Einzylindermotor im Heck, leistet 3,5 PS und sorgt für eine Beschleunigung von 20 km/h. Von diesem Fahrzeug werden in den ersten drei Jahren insgesamt 65 Exemplare hergestellt.

 

25.02.1899 - Die Société Renault Fréres wird von Louis, Fernand und Marcel Renault offiziell gegründet. Doch schon zuvor am Weihnachtsabend 1898 war Louis Renault mit seinem selbst zusammengebauten hölzernen Automobil in Paris unterwegs und erhielt am gleichen Abend 12 Aufträge für Nachbauten seines Automobils.

 

10.03.1899 - In Frankreich wird der Führerschein mit Fahrprüfung Pflicht. Der erste Führerschein der Welt wurde bereits am 01.08.1888 vom Großherzoglich Badischen Bezirksamt Mannheim für Carl Benz ausgestellt.

 

19.03.1899 - Reinhard Freiherr von Koenig-Fachsenfeld wird geboren. Er war ein deutscher Ingenieur, Erfinder und Automobil- und Motorradrennfahrer. Er ist in der 250-cm³-Klasse der erste Deutsche Motorrad-Straßenmeister, gewinnt 1925 auf der Solitude und bricht Geschwindigkeitsrekorde. Später wendet er sich der Fahrzeugaerodynamik zu und entwickelte Stromlinienkarosserien (z.B. einen Maybach SW 38). Mit einem von ihm aerodynamisch optimierten Mercedes SSKL gewinnt Manfred von Brauschitsch 1932 auf der AVUS.

 

04/1899 - In Mailand wird von Cesare Isotta und Vincenzo Fraschini die Fabbrica Automobili Isotta Fraschini gegründet. Zunächst beschränken sie sich auf die Montage und den Vertrieb von Renault-Fahrzeugen. Ab 1903 stellen sie ihre ersten eigenen Modelle mit 4,8, 5,5 oder 7,5 Liter Hubraum und Kettenantrieb vor.  1905 bauen sie den Rennwagen Tipo D mit einem 17.203 ccm großen Vierzylindermotor. 1907 wird der Sieg bei der Coppa Florio gefeiert. Von 1907 bis 1908 gehört die Firma kurzfristig dem französischen Luxusautomobilhersteller Lorraine-Dietrich. Nach dem Ersten Weltkrieg beginnt Isotta-Fraschini mit der Produktion von Luxusautomobilen. Das erste Modell ist 1919 der Tipo 8 mit einem großen Achtzylinder-Reihenmotor. Durch dieses Modell und den Nachfolger Tipo 8A (ab 1924) erwirbt sich die Firma den Ruf als Hersteller äußerst hochwertiger Fahrzeuge und konkurriert mit Firmen wie Rolls-Royce und Hispano-Suiza. Zu den Kunden gehören berühmte Schauspieler wie Greta Garbo und Rudolph Valentino, aber auch der Vatikan. Viele Fahrzeuge werden in die USA exportiert. Doch die Weltwirtschaftskrise und der Bau von Luxuswagen durch amerikanische Hersteller machen Isotta-Fraschini zu schaffen. 1936 wird überraschend die Produktion von Personenwagen eingestellt. Isotta Fraschini baut nun zusammen mit Zagato Lastkraftwagen für die italienische Armee. Da die Werksanlagen im Krieg weitestgehend unzerstört bleiben, geling es Isotta Fraschini, bereits 1946 mit dem Tipo 8C Monterosa ein komplett neu konstruiertes Automobil vorzustellen. Die luxuriöse viertürige Limousine besitzt eine moderne Karosserie im und einen 120 PS starken V8-Motor im Heck. Es entstehen jedoch nur 20 Exemplare, aufgrund des hohen Preises ist eine Serienfertigung nicht möglich. 1949 endet die Automobilproduktion endgültig. 

 

12.04.1899 - Die Zürcher Patent-Motorwagen-Fabrik Rapid übernimmt eine Lizenz von Egg & Egli (ein seit 1896 existierendes Automobilunternehmen) und beginnt mit der Produktion von Automobilen mit dem Markennamen Rapid. Dieses ist ein Dreirad mit einem wassergekühlten Einzylindermotor, der in Mittelbauweise vor dem Hinterrad montiert ist und eine Leistung von mehr als 3 PS hat. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 45 km/h. Nach 1 1/2 Jahren und etwa 100 Fahrzeugen endet die Produktion.

 

29.04.1899 - Das Fahrzeug "La Jamais Contente" erreicht als erstes Straßenfahrzeug eine Geschwindigkeit von 100 km/h. Der Rekord wird in Achères im Departement Yvelines bei Paris erzielt. Der Rekordwagen wird elektrisch betrieben, Fahrer ist der belgische Ingenieur und Rennfahrer Camille Jenatzy. Dieser siegte 1903 beim Cordon Bennett-Cup für Mercedes und sorgte damit für den ersten internationalen Sieg des deutschen Automobilherstellers.

 

08.05.1899 – In Lansing bei Detroit wird die Olds Motor Works als Nachfolger der zwei Jahre zuvor gegründeten, aber erfolglosen Olds Motor Vehicle Company gegründet. Die Vorgängerfirma hat bereits einige Automobile gebaut. Zwischen 1899 und 1900 entstehen weitere elf Prototypen, darunter auch Elektromobile. Bei einem Großbrand in den Werkshallen werden am 9. März 1901 alle vorhandenen Prototypen bis auf einen kleinen Wagen mit Einzylindermotor zerstört. Nach der Wiederherstellung des Werks wird dieses Modell produziert. Das Oldsmobile Curved Dash genannte Fahrzeug ist die erste Automobil-Baureihe der Olds Motor Works und, noch vor dem Ford Modell T, das erste in Großserie hergestellte Automobil. Der Curved Dash ist von 1901 bis 1904 das einzige Modell der Marke und auch das meistverkaufte Auto der Welt. Die Baureihe umfasst die nacheinander produzierten Modelle R, 6C, B und F. Ab 1906 gibt es auch einen Oldsmobile Straight Dash mit gerader Front. Die Reihe wird bis 1907 gefertigt und ohne direkten Nachfolger eingestellt. Im Jahr 1908 übernimmt General Motors (GM) das ursprünglich als R. E. Olds Motor Car Company von Ransom Eli Olds gegründete Unternehmen und verwendet bis 2004 die Marke Oldsmobile weiter. 

 

14.05.1899 - Ausgerichtet vom Westdeutschen Automobilclub findet das erste internationale Automobilrennen statt. Die "Fernfahrt Aachen - Coblenz" geht über 146 Kilometer und hat ein gerade aus heutiger Sicht bemerkenswertes Reglement: "Zugelassen zum Rennen sind alle Fahrzeuge, welche ihre Energie mit Ortsveränderung in sich tragen und von einem geübten Sachkundigen geleitet werden... Die Distanzfahrt nach Coblenz beginnt in Aachen, Jülicher Chaussee, Kilometerstein 6 um 9 1/2 Uhr morgens... Die Route der Distanzfahrt ist folgende: Jülich, Cöln, Bonn, Sinzig, Coblenz, insgesamt 146 Kilometer. In jedem der genannten Orte ist eine Kontrollstelle eingerichtet mit Depot für Benzin, Oel, etc. Jeder Teilnehmer erhält mit der Bestätigung seiner Meldung eine genaue Karte obiger Route... Ein Wechsel der Fahrzeuge während der Distanzfahrt ist nicht gestattet. Am Ausgangspunkt werden alle teilnehmenden Fahrzeuge plombiert und erhalten diese sowohl, als auch die Fahrer eine Nummer... An den genannten Stationen werden Kontrolleure anwesend sein, welche über die Ankunfts- und Abgangszeit der Fahrzeuge, sowie sonstige Vorkommnisse Notizen machen werden. Start und Ziel, sowie die Kontrollstationen sind durch eine Aufschrift kenntlich gemacht. Die Kontrolleure tragen eine Armbinde..." Von den 25 gemeldeten Fahrzeugen starteten nur 14. Sieger war Carl Cudell auf einem Motordreirad der Aachener Firma Cudell.

 

08.06.1899 – Der Automobilhersteller Benz & Cie. in Mannheim wird in Benz & Cie. Rheinische Gasmotoren-Fabrik AG umbenannt; die Vorstände der neuen Aktiengesellschaft werden Carl Benz und Julius Ganß. Gründer der AG sind Benz, Ganß, Fischer, Rose und Jean Ganß.

 

10.07.1899 – Im Hotel Bristol in Berlin schließen sich 50 engagierte Autofahrer zur ersten Selbsthilfeorganisation zusammen: Dem Deutsche Automobilclub (DAC). Bereits 1900 initiiert und organisiert er die erste Automobilausstellung in Deutschland und zwar in Frankfurt am Main. 1905 übernimmt Kaiser Wilhelm II. das Protektorat über den DAC. Dies ist – neben der Stärkung des politischen Einflusses und der Zunahme der Mitgliederzahlen – mit dem Privileg verbunden, sich Kaiserlicher Automobilclub KAV nennen zu dürfen. Nach dem Ende des Kaiserreiches 1918 entstand aus dem Fundament des KAV der Automobilclub von Deutschland, AvD. Nach der Machtergreifung 1933 führt der AvD den Arierparagrafen ein und entlässt seinen Syndikus Hans Grau, der seit 1925 beim AvD beschäftigt ist. Im Jahre 1935 gibt der AvD seinen satzungsgemäßen Zweck auf und ändert seinen Namen in „Deutscher Ausland-Club“, um der Gleichschaltung im Nationalsozialistischen Kraftfahrkorps (NSKK) zu entgehen. Am 06.11.1948 wird der AvD in Königstein im Taunus wiedergegründet.

 

11.07.1899 - Von neun Gründungsmitgliedern, darunter Giovanni Agnelli sen., wird die Firma Fiat gegründet, das erste Modell war noch im gleichen Jahr der 3 1/2 HP, von dem bis zum darauffolgenden Jahr 20 bzw. 24 Exemplare hergestellt wurden. Der 3 1/2 HP hatte einen Zweizylinder-Heckmotor mit 679 ccm Hubraum und 4,2 PS. Damit konnte eine Geschwindigkeit von 22 km/h erreicht werden. Heute existieren noch mindestens vier Exemplare.

 

16.-24.07.1899 – Die Tour de France für Automobile findet erstmals statt. Sie wird auf unterschiedlichen Etappen gefahren wurde. In späteren Jahren kommen Wertungsrennen auf Rundstrecken dazu. Der Vorstand des Automobile Club de France reagiert damit früh auf die neuen Herausforderungen, die durch den stark wachsenden Automobilbau entstehen und organisiert zusammen mit der Zeitung le Matin das Rennen quer durch Frankreich. Bei der Rundreise von Paris über Vichy und Nantes zurück nach Paris werden 2172 km zurückgelegt. Der Sieger René de Knyff braucht auf einem Panhard & Levassor für die Strecke fast zwei Tage. Die Veranstaltung erhält den Namen Tour de France und ist damit um vier Jahre älter als das gleichnamige Radrennen. Als die Radveranstaltung in der Zwischenkriegszeit immer populärer wird, erhielt das Autorennen den Zusatz Auto. Mit Unterbrechungen wird die Tour de France bis zum Zweiten Weltkrieg gefahren. Das erste Rennen nach dem Krieg findet 1951 statt und leitet die Goldene Ära dieses Rennens ein, die bis 1966 dauert. 1951 gibt es auch den ersten Sieg für Ferrari, als Pagnibon/Barraquet auf einem 212 Export gewinnen. In den 1950er-Jahren ist Ferrari das Maß der Dinge, denn die Italiener haben mit ihren GT-Fahrzeugen die richtigen Sportwagen für dieses Rennen. Acht Mal siegt die Scuderia zwischen 1951 und 1962 in der Gesamtwertung. Zum letzten Mal triumphiert die Scuderia 1964 mit Lucien Bianchi am Steuer eines Ferrari 250 GTO. In den 1960er-Jahren gewinnt der französische Renn- und Rallye-Fahrer Bernard Consten das Rennen fünfmal und ist damit bis heute Rekordsieger. Im selben Jahrzehnt wird das Etappenrennen auch für Sportprototypen geöffnet, sodass Rennwagen wie der Ferrari 512S, der Ford GT40 oder der Matra MS650 hunderte Kilometer auf öffentlichen Straßen fahren. Als es immer schwieriger wird, Sponsoren zu finden und die Veranstaltung in keiner Weise mehr den Sicherheitsstandards der Zeit entspricht, findet 1986 die fünfzigste und letzte Tour de France automobile statt. 1992 wird die Tour de France als Rennveranstaltung für historische Rennfahrzeuge wiederbelebt und findet seither jährlich als Tour Auto statt. Neben großen Piloten der Motorsportgeschichte wie Stirling Moss, Hans Hugenholtz, Jean Ragnotti und Érik Comas fahren wie in den 1960er-Jahren wieder die großen Prototypen auf öffentlichen Straßen.

 

24.07.1899 - In Detroit, Michigan (USA) gründet der Geschäftsmann William H. Murphy das Unternehmen Detroit Automobile Company. Konstrukteur der Firma wird Henry Ford, dessen zweiter Prototyp Murphy dazu bewegt hat, die Firma zu gründen. Ziel ist die Produktion von Personenkraftwagen. Da Henry Ford allerdings noch am Entwickeln ist, entsteht als erstes Fahrzeug ein Lieferwagen namens Detroit. dann folgen rund 20 Fahrzeuge, doch schon im Januar 1901 wird das Unternehmen wieder aufgelöst. Daraufhin gründet Henry Ford am 03.11.1901 die Henry Ford Company, die jedoch nur zwei Rennwagen baut. Die Henry Ford Company wird vom Manager Henry Martyn Leland übernommen, der die im August 1902 in Cadillac Motor Company umbenennt.

 

03.08.1899 - Alexandre Louis Chiron wird in Monte Carlo geboren. In seiner 30jährigen Rennfahrerkarriere fährt der Monegasse ab 1926 zunächst mit einem privaten Bugatti erfolgreich bei kleineren Rennen und Bergrennen. An der Organisation ersten Großen Preises von Monaco 1929 ist er maßgeblich beteiligt. In den 20er und 30er Jahren siegt er u.a. bei fast allen bedeutenden Rennen seiner Zeit, u.a. für Alfa Romeo, Mercedes-Benz. Nach dem Krieg fährt er zwischen 1950 und 1955 in der Formel 1 für Maserati, Maserati-Talbot, OSCA und Lancia Mit einem Lancia D50 bestreitet er 1955 im Alter von fast 56 Jahren seinen letzten Grand Prix und ist bis heute damit der älteste Fahrer, der je bei einem Weltmeisterschaftslauf der Formel 1 ein Rennen bestritten hat. Auch nach seinem Rücktritt vom aktiven Rennsport 1956 bleibt er diesem verbunden und organisiert bis zu seinem Tod 1979 weiterhin den Großen Preis von Monaco und die Rallye Monte Carlo. 2016 wird der Bugatti Chiron nach ihm benannt.

 

11.08.1899 - Gründung von Austro-Daimler. Die Firma Österreichische Daimler Motoren Gesellschaft wird als Tochter der deutschen Daimler-Motoren-Gesellschaft (Cannstatt) gegründet. Austro-Daimler ist das Drahtwort der Firma und wird auch außerhalb des Telegrammwesens zu deren geläufigen Kurzbezeichnung. Die „Oesterreichische Daimler-Motoren-Commanditgesellschaft Bierenz Fischer u. Co in Wiener Neustadt und Wien“ wird am 11. August 1899 mit einem gezeichneten Kapital von 200.000 Gulden als Tochtergesellschaft der deutschen Daimler-Motoren-Gesellschaft gegründet. Zusätzlich sind beteiligt: Eduard Bierenz, ein Freund Gottlieb Daimlers, sowie Eduard Fischer, Besitzer einer Eisengießerei. Eduard Fischer ist somit Mitbegründer der Daimler-Motoren-Gesellschaft, der er bis zum 1. Juni 1920 angehört. Danach übernimmt er den Posten des Direktors in der „Messing- und Metallwarenfabrik Nadelburg“ bei Lichtenwörth, wo er für Daimler u. a. auch Kühler produzieren lässt. Zwischen dem Stammwerk in Cannstatt und dem neuen Werk in Wiener Neustadt werden Facharbeiter ausgetauscht. Für diese Zeit wird die Zahl der am österreichischen Standort Beschäftigten mit 70 bis 80 angegeben. Im Jahr 1900 wird in Wiener Neustadt das erste Automobil hergestellt, ein Viersitzer mit Zwei-Zylinder-Motor. Die Produktion umfasst darüber hinaus auch Lastwagen, Omnibusse, Schiffsmotoren und Schienenfahrzeuge.

 

09/1899 – Im Berliner Exerzierhaus findet eine Internationale Motorwagen-Ausstellung statt, an der sich bereits über 100 Aussteller, darunter 13 aus Frankreich, beteiligen. Die gezeigten Motorwagen ähneln im Aufbau noch weitgehend den Pferdekutschen.

 

13.09.1899 - In New York City wird der 69jährige Henry Bliss das erste US-amerikanische Todesopfer bei einem Autounfall. Als er am Abend des 13.09.1899 an der Ecke West 74th Street und Central Park West aus einer Straßenbahn aussteigt, wird er von einem elektrisch angetriebenen Taxi erfasst, schwer verletzt und erliegt am darauffolgenden Morgen seinen Verletzungen. Der Taxifahrer wird zunächst verhaftet und wegen Mordes angeklagt. Mit der Begründung, dass keine Absicht vorlag, wird er später freigelassen.

 

11/1899 – August Wärndorfer, der bereits seit 1898 Fahrgestelle von Amédée Bollée importiert und mit eigenen Karosserien versieht, gründet mit Beteiligung der Österreichischen Länderbank das Unternehmen Leesdorfer Automobilwerke AG in Baden bei Wien-Leesdorf. Die ersten Modelle basieren weiter auf den Fahrgestellen von Amédée Bollée, möglicherweise war es eine Lizenzfertigung von Modellen von De Dietrich aus Lunéville, die ihrerseits Lizenznehmern von Amédée Bollée sind. Die Modelle 6 PS und 9 PS verfügen über Zweizylindermotoren. Die Aufbauten Petit Duc und Grand Duc sind genannt. Zunächst wird das komplizierte Kraftübertragungssystem von Bollée verwendet. Mit der Produktion eigener Fahrgestelle erfolgt der Übergang zum Kettenantrieb. Der Neupreis beträgt 10.500 Kronen für das schwächere Modell und 12.500 Kronen für das stärkere Modell. Am 16.11.1901 endet die Produktion und am 06.08.1903 wird das Unternehmen aufgelöst.

 

14.11.1899 - In Köln-Ehrenfeld wird die August Horch & Cie. gegründet. August Horch leitete zuvor den Automobilbau der Firma Carl Benz in Mannheim. Im Juli 1900 entsteht das erste Fahrzeuge das „Modell 1“. Dieser wird im Januar 1 vorgestellt. Aufgrund der nicht ausreichenden räumlichen Begebenheiten erfolgt schon im März 1901 zunächst der Umzug nach Reichenbach im Voigtland. Da die heimische Unternehmerschaft die Erweiterung von Horchs Betrieb missbilligt, erfolgt 1903 mit Unterstützung neuer Investoren der Umzug nach Zwickau. Am 10.04.1904 wird dort die August Horch & Cie. Motorwagenwerke AG ins Handelsregister eingetragen. Horch-Automobile zeichnen sich durch Qualität, Luxus und technischen Fortschritt aus. 1909 scheidet August Horch im Streit mit den Gesellschaftern bei der Firma Horch aus und gründet die Audi Automobilwerke GmbH, Zwickau. 1918 firmieren die August Horch & Cie. Motorwagenwerke AG zur Horchwerke AG Zwickau um. 1926 wird der Typ 303 (12/60) als erste deutsches Serienfahrzeug mit einem Achtzylindermotor vorgestellt, im Herbst 1931 präsentiert Horch den von Chefkonstrukteur Fritz Fiedler entwickelten Horch 670 mit einem Zwölfzylindermotor. Im Juni 1932 erfolgt der Zusammenschluss der Marken Horch, Audi, DKW und der Autosparte von Wanderer zur Auto Union. Horch steht auch weiterhin für Luxusfahrzeuge, ist aber auch verantwortlich für die erfolgreichen Auto Union Rennwagen Typ A bis D. Nach dem Zweiten Weltkrieg ist das Horch-Werk in Zwickau stark beschädigt. 1948 wird das Werk zwangsenteignet und geht in die VEB HORCH Kraftfahrtzeug- und Motorenwerke Zwickau auf. Dort wird ab 1954 der IFA H3A gebaut, ab 1954 entsteht mit dem Sachsenring P 240 wieder ein Oberklasse-Fahrzeug auf höchstem technischen und gestalterischem Niveau. 1957 verschwindet die Bezeichnung Horch nach einer erfolgreichen Klage der westdeutschen Auto Union.

 

28.11.1899 - Die Allgemeine Automobil-Gesellschaft Berlin GmbH wird gegründet. Die AAG produziert ein eigenes Modell, einen Kleinwagen mit Einzylindermotor und einer Leistung von 5 PS.  Der Wagen wird nach seinen Konstrukteur Georg Klingenberg auch "Klingenberg-Wagen" genannt. Außerdem vertreibt die AAG motorisierte Dreiräder und Elektrowagen anderer Hersteller.  Schon 1901 endet die Produktion und wird von der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft übernommen. Diese gründet anschließend die Neue Automobil-Gesellschaft (NAG).

 

 

 

2.   Aufbruch ins neue Jahrhundert

 

 

1900

 

27.01.1900 – Der Rechtsanwalt CesareIsotta und der Ingenieur Vincenzo Fraschini gründen in Mailand die Società Milanese d_Automobili, beteiligt sind auch Vincenzos Brüder Oreste und Antonio sowie Riccardo Bencetti, Paolo Meda und Ludovico Prinetti. Nun beginnt die eigene Produktion von Personenkraftwagen. Konstrukteur ist zunächst Giuseppe Stefanini. 1904 erfolgt die Umfirmierung in Fabbrica Automobili Isotta Fraschini. Mit der Einstellung des Konstrukteurs Giustino Cattaneo beginnt der Aufschwung. Er hat vorher für Società Italiana Bernardi, Fabbrica di Automobili Florentia und Züst Automobile gearbeitet. Er ist von 1905 bis 1933 für die Fahrzeugentwicklung zuständig und wird von Antonio Chiribiri assistiert. 1906 fertigt das Unternehmen 300 Fahrzeuge, dies bedeutet stückzahlmäßig den zweiten Platz unter den italienischen Automobilherstellern, aber weit hinter Fiat, die in dem Jahr 1800 Autos herstellen. Von 1906 bis 1918 werden Lastkraftwagen und Omnibusse hergestellt.

 

02/1900 - Der Amerikaner Milton Hershey ist der erste, der ein Automobil für Werbung einsetzt. Er malt seine Marke PA Hershey mit Lack auf sein Auto. Seine Firma ist die Hershey Chocolate Company und befindet sich in der nach ihrem Gründer benannten Stadt Hershey.  Die Hershey Company ist noch heute einer der größten Schokoladenhersteller weltweit.

 

08.02.1900 - In Berlin wird die Allgemeine Automobilgesellschaft Berlin GmbH eingetragen. Noch im gleichen Jahr beginnt die Produktion von Automobilen. Neben einem eigenen Automobil vertreibt die AAG auch motorisierte Dreiräder und Elektrowagen von anderen Herstellern. Doch bereits 1901 endet die Produktion. Die AAG wird von der Allgemeinen Electricitäts-Gesellschaft übernommen, die auf der Basis der AAG die Neue Automobil-Gesellschaft (NAG) gründet. Das einzige Automobilmodell der AAG wird von Georg Klingenberg konstruiert und wird auch Klingenberg-Modell genannt. Der Kleinwagen besitzt einen Einzylindermotor mit einer Leistung von 5 PS, die Höchstgeschwindigkeit ist mit 35 km/h angegeben. Auch das erste Modell der NAG basiert auf diesem Fahrzeug.

 

03/1900 - Auffahrt von sieben Motorwagen der 1896 gegründeten Fahrzeugfabrik Eisenach hoch zur Wartburg zur Demonstration der Leistungsfähigkeit der Wartburg-Motorwagen. Um schnell Automobile bauen zu können, hat Anteilseigner Heinrich Ehrhardt die Alleinlizenz zum Bau einer französischen Voiturette vom Typ Decauville Voiturette erworben. Bis ca., 1903 werden rund 250 Wartburg-Motorwagen in Eisenach produziert und verkauft. Angetrieben werden die Fahrzeuge zunächst von einem luftgekühlten Viertaktmotor mit 3,5 PS, die zweite Version hat einen wassergekühlten Motor mit 5 PS bzw. 8 PS in der Rennversion. Die Zweizylindermotoren haben 764 ccm Hubraum. Es gibt einen Tourenwagen in Luxusausführung und einen Promenadenwagen mit Verdeck, der speziell für Frauen gedacht ist.

 

06.03.1900 - Im Alter von 65 Jahren stirbt der Ingenieur, Konstrukteur und Industrielle Gottlieb Daimler in Canstatt bei Stuttgart. Nach Realschule und Ausbildung zum Büchsenmacher arbeitet er zunächst in einem elsässischen Maschinenbau-Unternehmen. 1857 beginnt er ein Studium an der Polytechnischen Universität in Stuttgart. 1965 wird ihm die Leitung der Bruderhaus-Maschinenfabrik in Reutlingen übertragen. Dort trifft er auf Wilhelm Maybach. Vier Jahre später übernimmt Daimler den Vorstand der Werkstätten der Karlsruher Maschinenbaugesellschaft, Maybach folgt ihm als technischer Zeichner. Weitere drei Jahre später wechseln beide zur Gasmotorenfabrik Deutz, wo ihm Nikolaus Otto die Leitung der Werkstätten überträgt. Hier bringt Maybach unter Daimlers Leitung einen von Otto entwickelten Viertaktmotor zur Serienreife. 1975 meldet Daimler einen verbesserten Gasmotor in den USA zum Patent an.  1882 verlässt Daimler Deutz und gründet in Canstatt eine Versuchswerkstatt. Ein Jahr später meldet er mit dem bei ihm angestellten Maybach einen gemeinsam entwickelten, revolutionär verbesserten Einzylinderviertaktmotor ab. Am 03.04.1985 erhält Daimler das Reichspatent Nr. 34926 auf seine Kraftmaschine, die als Standuhr in die Technikgeschichte eingeht. 1855 konstruieren Daimler und Maybach den Reitwagen, das erste Motorrad mit Ottomotor. Im Oktober 1886 bauen sie den Motor der Standuhr in eine Kutsche ein – der erste Daimler-Wagen (1 ½ PS). Es folgen der Einbau eines Motors in eine Straßenbahn und eine Draisine (mit Zweizylinder-V-Motor). 1889 wird ein von Maybach konstruierter Motorwagen auf der Pariser Weltausstellung präsentiert: Das „Motor-Quadicycle“, das erste von Daimler und Maybach komplett eigenständige Fahrzeug mit einer Leistung von 1,5 PS und einer Höchstgeschwindigkeit von 18 km/h. In einer neuen Fabrik entsteht das erste Luftschiff, ein Gasballon mit Motor. 1890 gründet Daimler die Daimler-Motoren-Gesellschaft, aus der Daimler 1893 nach einem Streit mit Mitgesellschafter Lorenz austritt. Ein Jahr zuvor hatte er mit Maybach den ersten Zweizylinder-Reihenmotor entwickelt. 1894/95 wird nach dem Einstieg des britischen Industriellen Simms Daimler wieder Anteilseigner und Vorsitzender des Aufsichtsrats der DMG.  1899 lässt er von Maybach einen Rennwagen bauen, der nach der Tochter des österreichischen Kaufmans und Industriellen Jellinek „Mercedes“ genannt wird. 1900 stirbt Gottlieb Daimler. 1926 wird die Daimler-Motoren-Gesellschaft mit der Firma Ben & Cie. Von Carl Benz zur Daimler-Benz AG verschmolzen.

 

08.04.1900 - In Pforzheim wird der spätere Automobilrennfahrer und Kaufmann Adolf Rosenberger geboren. In den 20er Jahren tritt er als Privatfahrer mit legendären Rennwagen wie dem Benz-Tropfenwagen und dem Mercedes-Benz SSK an und zählt mit 23 Jahren zu den erfolgreichsten Rennfahrern Europas. Er gewinnt u.a. das Stuttgarter Solitude-Rennen, den Kasseler Herkules-Bergpreis (1925-1927) und das Klausenrennen, es galt als schwierigstes Bergrennen jener Zeit. 1926 kommt es beim Großen Preis von Deutschland auf der Berliner AVUS zu einem tragischen Unfall. Bei einem Überholversuch verliert Rosenberger die Kontrolle über sein Fahrzeug und rast in das Zeitnehmerhäuschen. Rosenberger und sein Beifahrer überleben verletzt, jedoch werden zwei Studenten im Zeitnehmerhäuschen und der Schildermaler an der Rundentafel tödlich verletzt. Als Freund von Ferdinand Porsche wird Rosenberger 1930 als Mitbegründer Teilhaber und kaufmännischer Direktor der Dr. Ing. h. c. F. Porsche GmbH. Seine Erfahrungen mit dem mit einem Mittelmotor ausgestatteten Ben-Tropfenwagen fließen in die Porsche-Entwicklung des Auto-Union-Rennwagens ein. Am 30.01.1933 scheidet er – angeblich - als Geschäftsführer aufgrund einer unzureichenden Ertragslage aus, kann für seine Nachfolge Hans von Veyder-Malberg gewinnen, einen österreichischen Automobilpionier. Am 30.07.1935 tritt er seine zehnprozentigen Gesellschafteranteile der Porsche GmbH zum Nominalwert an Ferry Porsche ab. Dokumente aus seiner Hinterlassenschaft belegen jedoch eine andere Sichtweise. An seine Anwälte schrieb er nach dem Zweiten Weltkrieg: „Es wurde mir vorgehalten, dass ein Wimpel… als judenreiner Betrieb nicht gegeben würde, solange ich Geschäftsführer bin. (…) Ich unterstelle den Herren Porsche und Piech zumindest keinen persönlichen Antisemitismus. Wie jedoch bereits geschildert, haben sie sich meiner Mitgliedschaft als Jude bedient, um mich billig los zu werden.“ 1935 wird Adolf Rosenberger als Jude wegen „Rassenschande“ verhaftet und wenige Tage später in das Konzentrationslager Kislau eingewiesen. Vier Tage später wird er entlassen. Im November 1935 verlegt er seinen Hauptwohnsitz nach Paris, 1938 emigriert er in die USA, ändert seinen Namen auf Alan Arthur Robert und baut sich in Kalifornien eine neue Existenz auf. Nach dem Krieg einigt er sich mit Porsche auf eine Abfindung in Höhe von 50.000 Mark und ein Auto für die Wegnahme seiner Anteile zum Nominalwert und des Gesellschafterdarlehens in Höhe von 80.000 Reichsmark. Adolf Rosenberger bzw. Alan Arthur Robert stirbt im Jahr 1967. Seine Urne sowie die seiner Frau sind auf dem jüdischen Friedhof in New York beigesetzt.

 

14.04.1900 – Andrew L. Riker nimmt mit einem seiner Elektroautos am ersten 50-Meilen Straßenrennen teil, das in den USA abgehalten wird. Das Rennen verläuft auf der Merrick Road auf Long Island von Springfield nach Babylon, dort Wendepunkt beim Sherman House und wieder zurück nach Springfield, Ecke Merrick Road/Springfield Avenue. Von den 15 Teilnehmern erreichen neun das Ziel. Außer Rikers Elektroauto sind es alles Dampfwagen oder Benziner. Riker gewinnt das Rennen mit einer Zeit von 2 Stunden, 3 Minuten und 30 Sekunden. Der zweite Sieger S.T. Davis jr. benötigt 2 Stunden 18 Minuten und 27 Sekunden, der dritte Sieger, Alexander Fischer, benötigte 2 Stunden, 30 Minuten und 1 Sekunde.

 

21.-24.04.1900 – Der Salone dell‘automobile di Torino (Turiner Autosalon) findet erstmals statt. Veranstaltungsort ist der Palazzina delle Belle Arto in Valentino in Turin. Auf einer Ausstellungsfläche von 800 qm nehmen 25 Aussteller aus Italien, Frankreich und Deutschland teil. 2.000 Besucher schauen sich die Messe trotz des hohen Eintrittspreises von 20 Lira-Cent an. Unter den elf nationalen Ausstellern sind Carcano, Ceirano, Orio-Marchand, Prinetti Stucchi und die neue Firma Fiat.

 

23.04.1900 - Mehr als 60 pferdelose Kutschen verlassen London und holpern auf alten Kutschstraßen Richtung Bristol. Von dort aus geht es weiter nach Edinburgh und wieder zurück in die britische Hauptstadt, Der "1000 Mile Trail" ist das erste Automobilrennen Großbritanniens, mehr noch eine Demonstration des Potentials des Automobils, Nach drei Wochen Schlamm, platten Reifen und Gefahren, unterbrochen von Champagnerfrühstücken und herzhaften Diners, erreichen bemerkenswerte 46 Teilnehmer das Ziel. Charles Royce, der spätere Mitbegründer von Rolls-Royce, fährt einen Panhard, der als bestes Automobil ausgezeichnet wird.

 

25.05.1900 - In Nürnberg wird der Allgemeine Schnauferl-Club e. V. (ASC). Derzeit hat der ASC etwa 1.500 Mitglieder und beschäftigt sich mit der Pflege und Tradition rund um Oldtimer-Fahrzeuge. Der ASC ist Mitbegründer und Mitglied des Oldtimer-Weltverbandes Fédération Internationale des Véhicules Anciens (FIVA).

 

14.06.1900 - Der Gordon Bennett Cup mit dem offiziellen Titel I Coupe Internationale wird am 14. Juni 1900 auf öffentlichen Straßen zwischen Paris und Lyon in Frankreich ausgetragen. Es ist der erste Preis, der für den Motorsport auf internationaler Ebene vergeben wird. Die 568,66 km lange Strecke startet in Paris und führt nach Südwesten bis nach Châteaudun. Die Route führt anschließend in südöstlicher Richtung über Orléans, Nevers und Roanne bis zum Ziel in Lyon. Den vier Nationen, die an den Start gehen wollen, wird jeweils eine Farbe zugewiesen, mit der die Autos ihrer Vertreter lackiert werden. Diese sind blau für Frankreich, gelb für Belgien, weiß für Deutschland und rot für die USA. Gewonnen wird das Rennen von Fernand Charron gewonnen. Auf einem Panhard vertritt er Frankreich. Als einziger weiterer Fahrer kommt Léonce Girardot ins Ziel, ebenfalls auf einem Panhard. Die drei anderen Fahrer, ein Franzose, ein Belgier und ein US-Amerikaner scheiden unterwegs aus. Bis dahin bestand der Automobilrennsport aus Rennen von Stadt zu Stadt, die von verschiedenen nationalen Automobilclubs organisiert wurden. Initiiert wird der Gordon Bennett Cup vom amerikanischen Millionär James Gordon Bennett Jr. mit der Absicht, die Automobilindustrie durch Sport international zu fördern. Zu den Grundsätzen des Wettbewerbs gehört, dass jedes Land auf drei Einsendungen beschränkt ist, dass das Rennen zur Ermittlung des Pokalsiegers zwischen 550 und 650 Kilometer und das Rennen jährlich zwischen dem 15. Mai und dem 15. August stattfinden soll.

 

07/1900 - Ab Köln-Ehrenfeld entsteht der erste Wagen (Modell 1") der von August Horch und Salli Herz im Jahr zuvor gegründeten Firma A. Horch & Cie. Im Januar 1901 wird das Automobil mit einer spektakulären, jedoch nicht ganz pannenfreien Jungfernfahrt in Köln vorgestellt. Eine Expansion des Betriebes stößt in dieser Zeit auf räumliche und finanzielle Grenzen und nach dem Einstieg weiterer Geschäftspartner verlegt Horch seine Firma im März 1901 nach Reichenbach im Voigtland und schon 1903 weiter nach Zwickau.

 

27.07.1900 - Ralph Roese wird im niederbergischen Mettmann geboren.  Nach einer Ausbildung zum Kaufmann im elterlichen Schlosserbetrieb zieht er nach Düsseldorf. Schon früh gilt seine Leidenschaft dem Motorsport. In den 20er Jahren beginnt seine Karriere zunächst auf BMW-Motorrädern, später in Sportwagen der Bayerischen Motorenwerke. 1931 und 1932 wird er jeweils Deutscher Motorrad-Straßenmeister in der Klasse bis 1000 ccm. Als Werksfahrer auf BMW und Privatfahrer auf BMW und Veritas fährt er bei allen großen Rennen in Deutschland und Europa. Am 10.07.1938 erring Ralph Rose mit dem dritten Gesamtrang bei den 24 Stunden von Spa-Francorchamps auf BMW 328 seinen ersten international bedeutenden Erfolg. 1939 wird er Deutscher Rennwagenmeister in der Klasse bis 1500 ccm in einem speziell hergerichteten BMW 315/1 Sport in Leichtbauweise. Im gleichen Jahr rundet sein 7. Gesamtrang bei den 24 Stunden von Le Mans in einem BMW 328 ein erfolgreiches Jahr ab. Ein Jahr später erreicht er zusammen mit Adolf Brudes den dritten Gesamtplatz bei der Mille Miglia auf einem BMW MM Roadster. Nach dem Zweiten Weltkrieg startet er im Mai 1948 auf dem Hockenheimring und belegt mit einem 2-Liter-Veritas RS-BMW Platz 3. In diesem Jahr wird er Vizemeister in der deutschen Sportwagenmeisterschaft bis 2 Liter Hubraum. Am 8. Februar 1950 befindet er sich zusammen mit drei Rennfahrer-Kollegen auf einer Fahrt zur Produktionsstätte der Veritas-Rennfahrzeuge. In einem Baustellenbereich auf der heutigen A3 bei Neuwied verliert die Fahrer eines entgegenkommenden Pkw die Kontrolle über sein Fahrzeug und kollidiert frontal mit dem Wagen der Rennfahrer. Mitgeführte Benzinkanister fangen Feuer, alle Insassen des Wagens verbrennen. Unter großer Anteilnahme wird Adolf Ralph Rose zusammen mit seinem ebenfalls bei dem Unfall verstorbenen Freund und Sportkollegen Heinz Müller in Düsseldorf beerdigt.

 

29.07.1900 - Der Frankfurter Automobilclub von 1899 - der spätere AVD Automobilclub von Deutschland - veranstaltet auf der Galopprennbahn in Niederrad das erste Automobil Bahnrennen. Es ist hierzulande die erste Automobil-Wettfahrt auf einer Rundstrecke. Im April 2017 rollen die Bagger an, die Galopprennbahn muss der DFB-Akademie weichen. Die Sieger des Rennens sind übrigens Lemercier auf de Dietrich, Freiherr von Liebig auf Nesselsdorf und Tischbein auf de Dietrich. An diesem Rennen geht auch Anna Marie Lutzmann, die zweite Ehefrau des Direktors und Automobilpioniers Friedrich Lutzmann, als erste „Opel-Werksrennfahrerin“ an den Start.

 

03.08.1900 - Im US-amerikanischen Akron (Ohio) gründet Harvey Samuel Firestone einen Betrieb zur Produktion von luftgefüllten Reifen. Mit 12 Mann startet das Unternehmen Firestone Tire & Rubber Company. Harvey Firestone stammt aus einer Einwandererfamilie, deren Vorfahren 1753 noch unter dem Namen Feuerstein aus dem damaligen deutschen Elsass in die USA auswanderte. Zunächst werden die Reifen für Fuhrwerke und Karren gefertigt, doch schnell stellt man die Produktion auf Autoreifen um. Durch persönliche und familiäre Verbindungen zu Ford gelingt es Firestone, Originalausrüster der Ford Motor Company zu werden und somit den ebenfalls in Akron ansässigen Konkurrenten Goodyear auszustechen. 1919 wird ein Zweigunternehmen und Hamilton, Ontario (Kanada) gegründet und 1926 macht Firestone die kleine Stadt Harbel im westafrikanischen Liberia zum Zentrum der größten Kautschukplantage der Welt. Schon bald kommt Kritik auf, dass Firestone dort Kinderarbeit und andere Menschenrechtsverletzungen zulässt, was von der Firma jedoch zurückgewiesen wird. Noch heute ist die Firestone-Plantage das größte Wirtschaftsunternehmen und der größte Arbeitgeber Liberias – neben den Eisenerz-Minen. Heute hat die Bridgestone Firestone, LLC ihren Sitz in Nashville, Tennessee und beschäftigt rund 23.000 Mitarbeiter.

 

04.08.1900 – Im französischen La Varenne-Saint-Hilaire stirbt der Erfinder Étienne Lenoir. 1858 gelingt ihm der Durchbruch mit einem Stationärmotor. Er entwickelt den Einzylinder im Laufe des Jahres 1859 weiter zum ersten brauchbare Gasmotor. Die Konstruktion ist eine Kombination bereits bekannter Elemente mit eigener Erfindungsgabe und hat einige Ähnlichkeiten mit der Dampfmaschine. Anstatt den Brennstoff wie bei der Dampfmaschine außerhalb zu verbrennen und danach die Wärme in den Zylinder zu leiten, entsteht sie beim Gasmotor durch die Verbrennung im Inneren. Der Antrieb wirkt beim Lenoirschen Motor im Unterschied zum Flugkolbenmotor von Nikolaus Otto und Eugen Langen direkt auf die Kurbelwelle. Lenoirs Motor arbeitet als Zweitakter ohne Verdichtung; eine Broschüre des Musée des Arts et Métiers bezeichnet ihn als „Eintakter mit zwei Halbtakten“, wobei Einlass und Verbrennung den ersten und der Ausstoß den zweiten Halbtakt bilden. Im November 1859 meldet Lenoir den Motor zum Patent an. Zur feierlichen Unterzeichnung des Dokuments am 23. Januar 1860 mit Demonstration sind etwa 20 Personen eingeladen. Das für eine Gültigkeit von 15 Jahren ausgestellte Patent umfasst einen „Luftausdehnungsmotor durch Verbrennung von Gas“ datiert vom 24. Januar 1860, und trägt die Nummer 43624. Der Lenoir-Motor hat einige grundlegende Nachteile: Physikalisch bedingt ist der maximale Wirkungsgrad von atmosphärischen Motoren grundsätzlich niedrig; konkrete Angaben sprechen von 3 bis 5 Prozent. Ein modernes Auto mit Benzinmotor erreicht 30 Prozent. Infolgedessen verbraucht der Motor auch sehr viel Treibstoff. Da der Kolben beidseitig Explosionen ausgesetzt war, entwickeln sich sehr hohe Betriebstemperaturen. Mit den damaligen Werkstoffen und der möglichen Fertigungspräzision besteht schnell die Gefahr eines Kolbenklemmers. Dementsprechend benötigt der Motor viel Schmieröl sowie eine sehr leistungsfähige Wasserkühlung. Eine Version des Motors mit 1½ PS, der ebenfalls unabhängig von der stationären Gasversorgung funktioniert, baute Lenoir 1863 in einen dreirädrigen, Hippomobile genannten Wagen ein. Hier verwendet er einen Treibstoff auf Terpentin-Basis. Die Karosserie besteht aus einem hochliegenden quaderförmigen Aufbau. Darunter gibt es ein Holzabteil mit der Antriebstechnik. Mit diesem Fahrzeug fährt er die 18 km lange Strecke von seiner Werkstatt nach Joinville-le-Pont und zurück in etwa drei Stunden. Das ergibt einen Durchschnitt von 6 km/h inklusive Pausen. Die Information über die Fahrt stammt von Lenoir selbst, gilt aber als gesichert. Akten, die beim Automobile Club de France liegen, belegen die Fahrt sowie ein Patent von 1864. Das Fahrzeug wird kein Erfolg wegen des hohen Gewichtes und des mit nur 100/min drehenden Motors. Ein zweites Automobil entsteht 1865 und wird an den russischen Zaren Alexander II. verkauft. Keines der Fahrzeuge ist erhalten; das Hippomobile wird im Deutsch-Französischen Krieg 1870–1871 zerstört.

 

17.08.1900 – Der Schweizer Kanton Graubünden untersagt das Befahren der gut ausgebauten Straßen mit Automobilen. Grund ist die Unfallgefahr und die Belästigung, die von den „Stinkern“ und deren rücksichtslosen Lenkern ausgehen würden. Ab 1904 dürfen teilweise wieder Feuerwehr- und Krankenwagen sowie Militärlaster und öffentliche Busse fahren, jedoch nur mit einer Höchstgeschwindigkeit von 12 km/h. Zwar gibt es einige örtliche Ausnahmen für Privatfahrzeuge, diese werden in der Regel jedoch kurzfristig zurückgenommen. Erst mit der zehnten (!) Volksabstimmung über das Fahrverbot fällt nach einem Vierteljahrhundert das Fahrverbot im größten Kanton der Schweiz. Dabei können sich die Auto-Befürworter im Sommer 1925 mit 11.318 zu 10.271 Stimmen durchsetzen.

 

10.09.1900 - Die Coppa Florio wird 1900 zum ersten Mal ausgetragen – allerdings noch unter einem anderen Namen – und gilt Anfang des 20. Jahrhunderts als das schwerste europäische Straßenrennen. Im Jahr 1905 bietet Vincenzo Florio den Veranstaltern 50.000 italienische Lira und einen Pokal für das Rennen. Somit wird das Rennen zum Coppa Florio umbenannt. Den Pokal soll derjenige erhalten, der als Erster innerhalb von maximal sieben Teilnahmen vier Rennen gewinnt; dies schafft Peugeot 1925. Seit 1914 wird der Coppa Florio mit der Targa Florio zusammen ausgetragen: In der Regel muss man für den Coppa Florio die Targa Florio und anschließend eine zusätzliche Runde fahren. 1924 beispielsweise sind für den Targa Florio vier Runden bei einer Länge von 108 Kilometern pro Runde zu fahren; für die Coppa Florio fünf. Sieger des ersten Rennens in Brescia ist Alberto Franchetti auf Panhard & Levassor 12 HP.

 

31.10.1900 – In Nürnberg wird das Automobilunternehmen Nürnberger Motorfahrzeuge-Fabrik „Union“ GmbH (Maurer-Union) gegründet. In den zehn Jahren seiner Existenz produziert das Unternehmen mit bis zu 400 Mitarbeitern bis zu 400 Automobile pro Jahr. Ein interessantes Konstruktionsdetail ist das Verwenden eines stufenlosen Planscheiben-Reibradgetriebes, das auch als „Friktionsgetriebe“ bezeichnet wird. Ab 1907 werden bei Maurer-Union auch Lastkraftwagen hergestellt. Damit ist Ludwig Maurer einer der ersten Hersteller in Deutschland. Den Erfolg lange genießen kann er jedoch nicht. Nach einem Zerwürfnis mit seinen Geldgebern muss der Erfinder sein eigenes Unternehmen 1908 verlassen. Ein Jahr später übernimmt die Firma Justus Christian Braun Premier-Werke die Produktionsanlagen. 1923 wird Ludwig Maurer erneut im Automobil bau aktiv und bringt unter dem Namen Maurer einen Kleinwagen mit einem Zweizylinder-Zweitaktmotor auf den Markt. Dieser hat jedoch keinen Erfolg.

 

24.11.1900 – Ein Wartburg-Motorwagen bestreitet eine 1000-Meilen-Fahrt auf der Rennbahn des Crystallpalastes in London, um beispielhaft die vollkommene Betriebssicherheit zu zeigen. Ohne Aufenthalt legt der Wagen die Strecke in 48 Stunden, 24 Minuten und 4 Sekunden zurück.

 

27.12.1900 - Er geht als "Bergkönig", der bei den Bergrennen der Vorkriegszeit kaum zu schlagen war, in die Automobilgeschichte ein: Hans Stuck. Der deutsch-österreichische Rennfahrer startet 1925 im Rahmen des 5. Internationalen Automobil-Turniers in Baden-Baden auf einem von ihm modifizierten Dürkop sein erstes Bergrennen und gewinnt in der Tourenwagen-Klasse. Auf Austro-Daimler gilt er zwischen 1927 und 1930 als unschlagbar und kann u.a. 1930 die Europa-Bergmeisterschaft gewinnen. Dann wechselt er zu Mercedes-Benz und setzt dort seine Erfolge fort; unter anderem gewinnt er 1932 die Europa-Bergmeisterschaft für Sportwagen. 1934 geht es weiter zur Auto-Union. Im für die damalige Zeit neuartigen Mittelmotorwagen Typ A gewinnt er noch im selben Jahr den „Großen Preis von Deutschland“ und den „Großen Preis der Schweiz“. Nach dem 2. Weltkrieg fährt Stuck auf Cisitalia und in der Formel 2 auf AFM. Zwischen 1960 und 1962 fährt er auf BMW und Porsche Bergrennen und wird 1960 erneut Deutscher Bergmeister. 1962 beendet er seine Karriere. 1978 stirbt Hans Stuck in Grainau.

 

 

1901

 

1901 gründet Bruno Berger, ehemaliger Mitarbeiter der Benz & Cie., die Chemnitzer Motorwagenfabrik Bruno Berger & Co. in Chemnitz und beginnt mit der Produktion von Automobilen unter dem Markennamen Berger. Nach nur wenigen Exemplaren endet die Produktion im Jahr 1902.

 

01/1901 – In Springfield, Massachusetts, gründen George Hendee und Oscar Hedstrom den weltweit ersten Hersteller von Serienmotorrädern, die Firma Indian. Hendee besitzt bereits Ende der 1890er Jahre eine Fahrradfabrik, während Hedstrom um 1899 erste Motor-Tandem für Steherrennen in New York entwickelt. Im ersten Jahr entstehen drei Indian-Motorräder, 1902 sind es 143 Exemplare und bis Ende 1906 werden 3948 Motorräder mit Einzylinder-Motoren gebaut. 1904 wird der Gasdrehgriff und 1905 die Pendelgabel (beides Patente von Hedstrom) erstmals von Indian bei einem Motorrad eingeführt. 1907 erscheint bei Indian das erste Zweizylinder-Modell mit V-Motor. Zwischen 1913 und 1917 ist die Firma die größte Motorradfabrik der Welt und beschäftigt über 3000 Mitarbeiter, die 32.000 Motorräder pro Jahr fertigen. 1916 erfährt Indian mit der Einführung der Seitenventil-Steuerung bei den Power-Plus-Modellen eine technische Aufrüstung, die kaum ein anderer amerikanischer Hersteller zu bieten hat. 1920 erscheint die erste Scout, 1923 das bis 1953 gebaute größere Modell Chief. Diese Modelle prägen in den 20er und 30er Jahren das öffentliche Bild der USA, da sie von bis zu 70 Prozent der Motorradpolizisten gefahren werden. Mit der Übernahme der Firma Henderson/Ace wird Indian 1927 zu einem Pionier im Bau von Vierzylinder-Motorrädern. Ab 1942 wird nur noch für militärische Zwecke produziert, erst ab 1947 wird die zivile Produktion wiederaufgenommen, zunächst jedoch nur noch mit der Chief, die weiterentwickelt wird. Zwischen 1949 und 1952 bringt Indian drei neu entwickelte Motorräder mit Einzylindermotor auf den Markt. Hedstrom und Hendee verkaufen bereits 1913 bzw. 1916 ihre Anteile. In den nachfolgenden Jahren wechselt die Firmenleitung mehrfach. 1945 übernimmt eine Investmentgruppe Indian und plant mit kleinen und leichten Modellen einen neuen Kundenkreis zu gewinnen. Konstruktive Fehler und Management-Fehler sowie die Abwertung des für den wichtigen englischen Markt relevanten Pfund Sterling führen zum Niedergang der Firma und 1953 muss Indian Konkurs anmelden. Der Markenname wechselt danach mehrfach, mehrere Wiederbelebungsversuche scheitern. Erst 2013 gelingt ein Neustart mit der Indian Chief Classic, der Chief Vintage und der Chieftain.

 

19.01.1901 - Der Verein deutscher Motorfahrzeug-Industrieller (VDMI) wird gegründet. In Eisenach treffen sich dazu im Hotel Kaiserhof Gustav Vischer (Daimler-Motoren-Motorengesellschaft, Cannstatt), Eugène de Dietrich (De Dietrich et Co., Niederbronn), Ben Rachor (Adlerwerke, vormals H. Kleyer, Frankfurt am Main), Gustav Ehrhardt (Fahrzeugfabrik Eisenach), Willy Tischbein (Continental-Caoutchouc- und Gutta-Percha Compagnie, Hannover), Moritz Hille (Dresdner Gasmotorenfabrik, vorm. Moritz Hille), Wilhelm Opel (Adam Poel KG, Rüsselsheim), Karl Fichtel (Schweinfurter Präcisions-Kugellager-Werke Fichtel & Sachs) und Gustav Freund von der Automobiltechnischen Gesellschaft. Zum Ersten Vorsitzenden wird Gustav Vischer gewählt, Eugène de Dietrich wird sein Stellvertreter. Der VDMI setzt sich für die Förderung des Straßenverkehrs ein, tritt gegen belastende behördliche Maßnahmen und für Zollschutz und Kontrolle von Autoausstellungen ein. Eine Vereinbarung des VDMI ist z. B. die 1906 eingeführte Luxussteuer für Automobile, aus der sich hubraumabhängige Steuerklassen ergeben, in die Typenbezeichnung einfließen zu lassen. Aus einem Mercedes 45 PS wurde so der Mercedes 26/45 PS. Diese Steuer-PS war typisch für die Typenbezeichnungen bis Ende der 1920er-Jahre. 1923 wird der Verband in Reichsverband der Automobilindustrie (RDA) umbenannt. In der Zeit des Nationalsozialismus gehen die Aufgaben des RDA 1934 auf die neu eingerichtete Wirtschaftsgruppe Fahrzeugindustrie über. Der RDA ist nur noch für Vermögensverwaltung, Automobilausstellungen und Traditionspflege zuständig, nicht aber mehr für Interessenvertretung und Wirtschaftspolitik. Mit Kriegsende im Mai 1945 wird der Verband faktisch aufgelöst. Im September 1945 wird in der britischen Zone der Produktionsausschuss der Automobilindustrie (PADA) in Hannover-Linden gegründet und am 02.05.1946 in Verband der Automobilindustrie (VDA) umbenannt.

 

30.01.1901 – In Remagen wird Otto Wilhelm Rudolf Caracciola geboren. Seine ersten Fahrversuche unternimmt der Sohn eines Hoteliers und Weinhändlers mit Unterstützung seiner Eltern schon sehr früh mit einem Mercedes 16/45 und darf bereits im Alter von 15 Jahren mit einer Sondererlaubnis den Führerschein machen. Nach seinem Abitur arbeitet er zunächst als Volontär bei der Berlin-Anhaltischen Maschinenbau AG in Köln und wechselt von dort als Verkäufer zum Aachener Automobilbauer Fafnir. 1922 startet seine Rennfahrerkarriere, als er das Motorradrennen „Rund um Köln“ gewinnt und als Fafnir-Werksfahrer beim AVUS-Rennen in Berlin den vierten Platz belegt. Nach einem Sieg auf einem Ego-Kleinwagen in Berlin bewirbt er sich bei der Daimler-Motoren-Gesellschaft. 1923 fährt er als Werksfahrer in Baden-Baden sein erstes Rennen auf einem Mercedes-6/25/40-PS-Kompressor-Sportwagen und erzielt in diesem Jahr elf weitere Siege. 1926 gewinnt er bei widrigen Wetterbedingungen auf einem Mercedes-2-Liter-8-Zylinder-Rennwagen „Monza“ den ersten großen Preis von Deutschland auf der Berliner AVUS, im darauffolgenden Jahr das erste Automobilrennen auf dem Nürburgring. In den nachfolgenden Jahren wird er – überwiegend auf Mercedes-Benz – der erfolgreichste Rennfahrer der Vorkriegszeit. 1935, 1937 und 1938 wird er Grand-Prix-Europameister (Mercedes-Benz W 25, W 125 und W 154), gewinnt 1926, 1928, 1931, 1932, 1937 und 1939 den Großen Preis von Deutschland, insgesamt neunmal die Großen Preise von Italien (1934, 1937) Frankreich (1935), der Schweiz (1935, 1937, 1938) von Belgien (1935), Spanien (1935) und Monaco (1936). 1931 siegt er auf einem Mercedes-Benz SSKL als erster Nichtitaliener bei der legendären Mille Miglia und wird 1930, 1931 und 1932 Berg-Europameister. Nach dem Krieg versuchte er sein Comeback. 1952 wird er im Mercedes-Benz 300 SL vierter bei der Mille Miglia. Im gleichen Jahr verunglückt er schwer bei einem Sportwagenrennen in Bern, erleidet einen dreifachen Bruch des linken Unterschenkels und muss seine Rennsportkarriere endgültig beenden. Am 28,09,1959 erliegt er in Kassel im Alter von 58 Jahren einem Leberversagen und wird – seit 1949 besitzt er die Schweizer Staatsbürgerschaft – in Lugano-Castagnola beerdigt.

 

31.01.1901 – Heinrich Opel und Werkmeister Sedlacek auf einem modifizierten Opel-Patentmotorwagen das Bergrennen auf den Königstuhl bei Heidelberg gegen 17 Konkurrenten und mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 26 km/h.

 

17.02.1901 - Der französische Rennfahrer Maurice Farman gewinnt den Automobil-Preis von Pau über 335 km. Mit seinem Panhard-Levassor ist er durchschnittlich 74,95 km/h schnell.

 

25.02.1901 - Hans Christian Christiansen, der zuvor schon in seinem Unternehmen Christiansen Automobile herstellte, und A. E. Fonnesbech-Wulff gründen in Kopenhagen das Unternehmen Dansk Automobil & Cyclefabrik zur Produktion von Automobilen. Anfangs gibt es die Modelle 2 HP und 6 HP, unter anderem in der   Karosserieform Vis-à-vis. Ab 1903 stehen verschiedene Modelle mit Einzylinder- und Zweizylinder-     motor zur Verfügung. Ab 1905 gibt es das Modell 12/16 HP mit Vierzylindermotor. Die Motoren kommen von Cudell. 1903 erfolgt die Umbenennung in Dansk Automobilfabrik. Bereits 1908 endet die Produktion. Insgesamt entstehen etwa 75 Fahrzeuge.

 

09.03.1901 - In Lansing, Michigan (USA), brennt die Fabrik der Olds Motor Works nach einer Gasexplosion nieder. Dabei werden alle Prototypen bis auf einen kleinen Wagen mit Einzylindermotor zerstört. Doch die von Ransom Eli Olds 1899 gegründete Firma macht weiter und wird in Oldsmobile umbenannt.  Das seit 1901 Modell "Curved Dash" ist das erste in Großserie hergestellte Automobil, noch vor dem Ford Model T. Bis 1904 ist es das einzige Modell der Firma und auch das bis dahin meistverkaufte Auto der Welt. 1908 wird Oldsmobile von General Motors übernommen, die Marke Oldsmobile existiert bis 2004.

  

05.05.1901 - In der Nähe des Piccadilly Circus entsteht Londons erstes Parkhaus. Es erstreckt sich über sieben Etagen.

 

26.05.1901: In Wien wird die II. Internationale Automobilausstellung eröffnet. Neben einigen französischen Fabriken sind ausschließlich österreichische Erzeugnisse zu sehen. Eine bemerkenswerte Entwicklungshöhe hat das Elektromobil erreicht; haben sich doch bisher alle Typen – vom großen Lastwagen bis zur elegantesten Voiturette – dem elektrischen Antrieb leicht anpassen lassen. Die Leistungsfähigkeit ist endgültig anerkannt, nachdem ein Elektrofahrtzeug beim „Exelberg“-Rennen eine Distanz von 4,2 km bei einer durchschnittlichen Steigung von 6 % in 5 Minuten und 39 Sekunden zurückgelegt hat. 

 

29.05.1901 – Auf der 527 km langen Strecke des Rennens von Paris nach Bordeaux erweist sich Henri Fournier als der Schnellste. Er erreicht mit seinem Mors mit einer Zeit von 6 Stunden, zehn Minuten und 44 Sekunden und einem Schnitt von 85 km/h das Ziel. Beim gleichen Rennen drei Jahre zuvor betrug der Schnitt noch 38 km/h.

 

29.05.1901 – Im Rahmen des Rennens Paris – Bordeaux findet die zweite Auflage des Coupé International (Gordon-Bennet-Cup) statt, bei dem alle Komponenten der eingestezten Fahrzeuge der jeweils nationalen Mannschaften komplett im jeweiligen Teilnehmerland hergestellt worden sein müssen. Neben der aus Vertretern der Marken Panhard & Levassor (mit den Fahrern Fernand Charron und Léonce Giradot) und Mors (Levegh) soll auch der Brite mit Selwyn Edge mit seinem angeblich drei Tonnen schweren Napier starten. Doch er hat seine Dunlop-Reifen bereits auf der Anfahrt verbraucht und muss nun mit französischen Reifen starten. Im Hauptrennen Paris – Bordeaux darf er zwar starten, doch wird regelbedingt nicht mehr im Gordon-Bennet-Cup gewertet. Den Cup gewinnt Léonce Giradot, da er als Einziger der hier  startenden Fahrer ins Ziel kommt, aufgrund eines Kupplungsschadens wird er in der Wertung des Rennens nur Zehnter.

 

27.-29.06.1901 - Mit dem Rennen Paris–Berlin vom 27. bis 29. Juni 1901 führt das alljährlich vom Automobile Club de France (ACF) organisierte „große Rennen“ erstmals seit 1898 wieder ins Ausland. Es beteiligen sich 110 Autos und 10 Motorräder am Rennen auf der rund 1200 km langen Strecke, die in drei Tagesetappen (Paris–Aachen, 459 Kilometer; Aachen–Hannover, 445,2 Kilometer; Hannover–Berlin, 293,93 Kilometer) aufgeteilt ist. Dabei gibt es drei Klassen: schwere Fahrzeuge über 650 kg, leichte Autos mit einem Gewicht von 400 bis 650 kg und Voiturettes unter 400 kg. Manche Autos in der schweren Klasse sind deutlich schwerer als 650 kg, so bringt der Mors 1300 kg auf die Waage. Mit Henri Fournier ist in der Gesamtwertung erneut ein Mors-Fahrer erfolgreich, der auf einen Schnitt von über 77 km/h kommt. Ganz beachtlich schlägt sich auch Louis Renault, der mit seiner Voiturette (Gewichtsbegrenzung auf 400 kg) den achten Platz mitten unter den mächtigen Rennwagen der Konkurrenz belegt. Sieger in der Klasse der leichten Fahrzeuge wird Etienne Giraud auf Panhard und bei den Motorrädern Georges Osmont auf einer dreirädrigen De Dion-Bouton. Etwas enttäuschend ist dagegen das Abschneiden der Mercedes-Rennwagen, die erstmals bei einem großen Rennen an den Start gehen. Die lokale Polizei übernimmt vielerorts Sicherungsaufgaben, dennoch kommt es zu einem tragischen Zwischenfall, als ein Junge, der auf die Strecke gelaufen war, von einem der Wagen erfasst und getötet wird. Die stärker gewordenen Fahrzeuge überfordern zudem nun schon fast systematisch ihre Luftreifen und es kommt zu einer großen Zahl von Reifendefekten. Für den austragenden ACF sind dies Gründe, ein erstes Motorsportreglement auszuarbeiten und für 1902 in Kraft zu setzen.

 

01.08.1901 - Wilhelm Karmann übernimmt den renommierten Osnabrücker Wagenbaubetrieb von Christian Klages. Bereits 1902 liefert er die ersten Karosserien an die Dürkopp-Werke im nahen Bielefeld. Aufträge für Adler, DKW, Opel und Minerva, aber auch für Privatkunden folgen. Die Firma Karmann wird einer der führenden Kabriolett-Spezialisten in Deutschland. Nach dem Krieg folgen der Wiederaufbau und der Beginn der Zusammenarbeit mit Volkswagen. Für die Wolfsburger entwickelt und baut er ab 1949 das berühmte Käfer Cabriolet und ab 1955 das Karmann Ghia Coupé bzw. ab 1957 das Karmann Ghia Cabriolet. Aber auch mit Ford, BMW, Porsche, Audi, Mercedes-Benz oder Renault arbeitete Karmann erfolgreich zusammen. Doch 2010 endet die über 100jährige Geschichte des traditionsreichen Karosseriebauers aus der Hasestadt. Karmann geht in die Insolvenz. Nur wenig später übernimmt Volkswagen das frühere Karmann-Werk und so werden auch weiterhin Automobile in Osnabrück gebaut.

 

03.08.1901 – Wilhelmine Ehrhardt, die Ehefrau des Direktors der Fahrzeugfabrik Eisenach, schreibt Geschichte als erste Frau als Selbstfahrerin in einem Motorsportwettbewerb mit ihrer Teilnahme an der Automobil-Gebirgsfernfahrt Eisenach – Meiningen – Eisenach. Trotz unterlegener Motorleistung ihres Wartburgs verfehlt sie das Podest nur knapp.

 

11.08.1901 - Emil Jellinek erhält den ersten Mercedes 8/11 PS, der die Typenpalette der Daimler Motoren Gesellschaft (DMG) um ein drittes Modell modernster Bauart erweitert. Bereits seit 1898 vertreibt Jellinek Daimler-Automobile und meldet sie, um den Verkauf anzukurbeln, auch bei Autorennen an. Der Name „Mercedes“ stammt von seiner damals 10jährigen Tochter Mercédès. Jellinek tauft 1899 seinen Daimler-Tourenwagen auf ihren Namen und meldet unter diesem Namen seinen Wagen für das Rennen Semaine automobile in Nizza am 21.09.1899 an. Im Jahr 1900 wird „Mercedes“ zur Produktbezeichnung für eine neue, von Jellinek angeregte Fahrwerks- und Motorkonstruktion, die den Namen „Daimler-Mercedes“ trägt. Der Mercedes 8/11 PS, gebaut von August 1901 bis 1902, hat einen Viertakt-Ottomotor mit 1.760 ccm und 8 PS.

 

24.08.1901 - Das Automobilrennen Piombino–Livorno wird gestartet. Es gilt als das erste Motorsportereignis in der italienischen Region Toskana. Das Rennen führt von Piombino nach Livorno. Ursprünglich soll es über eine Distanz von 241 km von Grosseto nach Livorno führen, doch die schlechte Wetterlage, die die Strecke unbefahrbar macht, führt dazu, dass sie auf 82 km mit Startpunkt Piombino verkürzt wird. Das Rennen ist Teil eines dreitägigen Ereignisses: am Samstag, den 24. August 1901 findet der „Große Preis von Seiner Majestät des Königs“ auf der alten Via Aurelia mit Startpunkt in Piombino und Ankunft in Livorno statt; am Sonntag, dem 25. August erfolgt eine Parade im Livorneser Stadtteil Antignano und am Montag, den 26. August finden ein 500-Meter-Beschleunigungsrennen von Antignano bis San Jacopo und eine Geschicklichkeitsfahrt am Kreisverkehr von Ardenza statt. Die teilnehmenden Fahrzeuge werden in verschiedene Kategorien unterteilt: I Kategorie – große Automobile (über 1.000 kg), II Kategorie – kleinere Automobile (unter 1.000 kg), III Kategorie – sehr kleine Automobile (bis 450 Kg), IV Kategorie – Dreiräder und V Kategorie – Krafträder. Der Start erfolgt in dieser Reihenfolge: große Automobile, Dreiräder, kleinere Automobile, sehr kleine Automobile und Krafträder. Es siegt Felice Nazzaro auf Fiat 12 HP Corsa, dem ersten Fiat mit einem Vierzylinder-Motor. Er benötigt für die 82 km 1:49.54 Stunden, was einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 44,77 km/h entspricht. 

 

22.09.1901 - Dr. Richard von Stern erzielt auf seinem Mercedes 35 PS den Gesamtsieg beim dritten Semmering-Rennen und gewinnt den von Theodor Dreher gestifteten Wanderpreis des Österreichischen Automobil-Clubs. Der Mercedes 35 PS, Vorgänger des Mercedes Simplex, hat einen Hubraum von 5.913 ccm.

 

10.10.1901 - Henry Ford gründet mit weiteren Investoren 1899 die Detroit Automobile Company. Während dieser Zeit lässt Ford seine Fahrzeuge Rennen gegen die Wagen anderer Hersteller fahren, um die Überlegenheit seiner Modelle zu demonstrieren. Er selbst erringt mit seinem Ford 'Sweepstakes' am 10. Oktober 1901 einen Sieg gegen Alexander Winton, einen bekannten Konstrukteur und Rennfahrer. Dies führte dazu, dass die insolvente Detroit Automobile Company neue Investoren findet und am 30. November 1901 als Henry Ford Company reorganisiert werden kann. Henry Ford wird Chefingenieur, trennt sich jedoch 1902 im Streit mit seinem Vorgesetzten Henry M. Leland vom Unternehmen, das nun als Cadillac Motor Car Company eingetragen wird, weil Ford seine Namensrechte behalten kann.

 

18.-25.10.1901 – Im Leipziger Kristallpalast findet vom 18. bis zum 25. Oktober eine Motorwagenausstellung statt, präsentiert werden vorwiegend Fahrzeuge für den gewerblichen Betrieb. Aufsehen erregt hier ein »Verwandlungswagen« der Magdeburger Motor- und Motorfahrzeugwerke. Dieses Gefährt kann wochentags für die Warenauslieferung benutzt werden. Mit wenigen Handgriffen lässt es sich zu einem offenen Viersitzer für den sonntäglichen Familienausflug umbauen.

 

27.10.1901 - In Neuilly-sur-Seine, einem westlichen Vorort von Paris, wird Kriminalgeschichte geschrieben. Der weltweit erste Einbruch, bei dem ein Auto Verwendung findet. Passenderweise wird in eine Autowerkstatt eingebrochen. In der Nacht zwischen zwei und drei Uhr morgens hat ein Automobil an der Ecke der Avenue du Roule und der Rue de Sablonville angehalten. 20 Minuten lang hören die Nachbarn den Motorenlärm – dann verschwindet das Fahrzeug wieder. Die Diebe haben das Tor aufgebrochen und dann kräftig ausgeräumt. Zwei Kupfer-Scheinwerfer, zwei Laternen, vier Platinrohre, ein Spannungsmessgerät, 64 amerikanische Bohrer und eine große Anzahl von Zündkerzen. Gesamtwert: an die 1500 Francs.

 

01.11.1901 – Zusammen mit den Brüdern Gräf, die bereits 1896 in Wien eine Werkstatt gründeten, 1897 den ersten PKW mit Vierzylindermotor auslieferten und 1898 das erste Automobil mit Vorderradantrieb herstellten (patentiert im Jahr 1900), gründet der Investor Wilhelm Stift sen. die „öffentliche Gesellschaft Gräf & Stift“ in Wien. Ab 1905 baut das Unternehmen vor allem große Limousinen (u.a. für das Habsburger Kaiserhaus) und kleine Busse, die ab 1908 u.a. für den Touristenverkehr eingesetzt werden. Die Fahrzeuge des Unternehmens tragen als Kühlerfigur die Statue eines Löwen. In einem Doppelphaeton 28/32 PS von Gräf und Stift sitzen der österreichisch-ungarische Thronfolger Franz Ferdinand und seine Frau Herzogin von Hohenberg, als am 28.06.1914 auf sie in Sarajevo das Attentat verübt wurde, das den Ersten Weltkrieg auslöst. 1929 fusioniert Gräf & Stift mit der Automobilfabrik Perl, ebenfalls in Wien ansässig. 1938 wird das Programm von Kleinserien auf Großserien von LKW und Omnibussen umgestellt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wird die PKW-Produktion nicht wiederaufgenommen, es werden nur noch LKW hergestellt. 1971 wird das Unternehmen von der MAN AG übernommen.

 

03.11.1901 – Das Unternehmen Detroit Automobile Company wird zur Henry Ford Company reorganisiert. Die bisherige Firma war am 5. August 1899 von Henry Ford mit der Unterstützung mehrerer Financiers ins Leben gerufen worden. Bereits im Januar 1901, nach nur zwanzig gebauten Fahrzeugen und einem Verlust von 86.000 Dollar, endet das Vorhaben in einem Fiasko. Henry Ford bringt, nicht zuletzt wegen seiner Erfolge bei Autorennen, eine Neufinanzierung mit 28.000 Dollar, erbracht von fünfzehn Kapitalgebern, zustande. Am 3. November 1901 wird das Unternehmen als Henry Ford Company neu gegründet. Ford ist jedoch uneinig mit seinen Kapitalgebern über die künftige Modellausrichtung der Marke: Während diese auf einem luxuriöseren Modell mit entsprechend höherer Gewinnmarge pro Einheit bestehen, beabsichtigt Ford die Produktion eines möglichst preiswerten Wagens, den er über große Stückzahlen rentabel machen will. Darüber kommt es zum Streit und Henry Ford trennt sich bereits im März 1902 wieder von dem Unternehmen mit einer kleinen Abfindung und der Zusicherung, dass dieses seinen Namen ändern würde, damit Ford auch künftig Autos unter eigenem Namen bauen kann.

 

16.11.1901 – Der US-Amerikaner Andrew Riker stellt einen neuen Geschwindigkeitsrekord für Elektrofahrzeuge auf, als er seinen batteriebetriebenen Torpedo Racer in 63 Sekunden mit einer Geschwindigkeit von etwa 97 Meilen pro Stunde auf Coney Island über eine Meile steuert. Die Veranstaltung ist ein Rennen zwischen acht gasbetriebenen Autos, sechs Dampfautos und dem Riker Torpedo Racer. Auch der dritte Platz geht an einen Torpedo Racer.

 

24.11.1901 - Zum Abschluss der Automobil-Saison gewinnt der italienische 19jährige Fiat-Fahrer Felice Nazarro das 300-km-Rennen von Turin nach Bologna. Zuvor hat er bereits den ersten Giro automobilistico d’Italia sowie das Rennen Piombino-Livorno gewonnen. In den darauffolgenden Jahren wird er in Zusammenarbeit mit Vincenzo Lancia, der damals ebenfalls für Fiat arbeitet, einer der besten europäischen Rennfahrer. Ins Rampenlicht gerät er, als er 1906 beim Großen Preis von Frankreich nach hartem Duell mit dem Ungarn Ferenc Szisz (Renault) Zweiter wird. 1925 beendet Nazarro seine Rennfahrerkarriere und arbeitet bis zu seinem Tod 1940 in der Rennabteilung von Fiat.

 

 

1902

 

01.03.1902 - Das erste Exemplar des Mercedes 40 PS Simplex wird an Emil Jellinek nach Nizza auf den Weg gebracht. Bei der dortigen Rennwoche ist das neue Modell auf Anhieb erfolgreich: Wie der Mercedes 35 PS ein Jahr zuvor, gewinnt diesmal der 45-PS-Wagen das Bergrennen Nizza–La Turbie in einer neuen Rekordzeit. Er wird zum Urvater aller Mercedes Renn- und Sportwagen der nächsten Generationen. „Mercedes-Simplex“ ist in aller Munde und regt niemand geringeren als Kaiser Wilhelm II. zu einem Bonmot an. Auf der Automobil-Ausstellung in Berlin im März 1903 lässt er Wilhelm Maybach wissen: „Ja, wunderschön Ihr Motor! Aber, na ganz so simplex ist er ja auch wieder nicht.“

 

04.03.1902 - In Cleveland, Ohio, wird der Verkehrsclub American Automobile Association gegründet. Hauptforderung des Vereins ist der Bau besserer Straßen. Die Mitglieder sind in lokalen und regionalen Gruppen organisiert, die wiederum die eigentliche AAA bilden. Ab 1905 veröffentlicht die AAA Straßenkarten, Pannenhilfe wird ab 1915 angeboten und Hotelführer ab 1917.

 

09.04.1902 - Charles Stewart Rolls stellt in Achères bei Paris mit 101,547 km/h den ersten Geschwindigkeitsrekord für Benzin-Kraftfahrzeuge mit einem Mors auf.

 

05/1902 - »Die Massenfabrikation von Automobilen lohnt sich noch nicht und wird sich, scheint’s, noch lange nicht lohnen.« – So steht es in einem Artikel über die Deutsche Automobilausstellung im Mai in Berlin. Begründet wird die These mit den hohen Preisen für Motorwagen und dem häufigen Wechsel technischer Systeme bei den sog. Selbstfahrern (Bezeichnung für Kraftfahrzeuge). Allein im Deutschen Reich und in Frankreich haben sich in den vergangenen zwei bis drei Jahren über 100 Unternehmen für Motorfahrzeuge gegründet, deren jährliche Stückzahlen manchmal die zehn nicht überschreiten und deren Konstrukteure nach ausgereiften technischen Lösungen für ihr Modell suchen. Die Vielfältigkeit zeigt sich u. a. in der Art der Kraftübertragung, die mit Hilfe von Riemen, Ketten und auch Wellen erreicht wird, sowie bei den Antriebskräften. Hier führen Benzin und Spiritus vor Elektrizität und Dampf. Das Elektromobil ist zwar aufgrund seiner hohen Zuverlässigkeit gut angesehen, doch wirkt sich sein geringer Aktionsradius nachteilig aus. Ohne Aufladen der Batterie fährt es nicht einmal 100 km weit. Hoffnungen setzen die Hersteller hier auf eine in Chicago getestete »Akkumulationsbatterie«, mit der ein Fahrer über 300 km bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 17,5 km/h zurücklegt. Recht selten kommen Dampfmotoren zum Einsatz. In Berlin ist nur ein Lastwagen mit dieser Antriebsart vertreten. Röhrenkessel und 20-PS-Motor ähneln denen britischer Vorbilder, die sich auf den schlechten Straßen Südafrikas bewähren. Mit Anhänger können sie Lasten bis zu 140 Zentner bewegen – doppelt so schnell wie Pferdegespanne. Gemessen am gesamten Produktionsumfang nimmt das Deutsche Reich Platz drei hinter Frankreich und den USA ein, gefolgt von Großbritannien. Zu den erfolgreichsten deutschen Firmen zählen Adler, Benz, Dürkopp, Horch, Opel, Stoewer, Wartburg sowie das Daimler-Unternehmen aus Cannstatt, das sich 1902 den Namen »Mercedes« schützen lässt. Führend in Europa ist das Werk der Brüder Renault, von denen Marcel am Steuer eines Wagens Typ K 14 CV das Rennen Paris-Wien gewinnt.

 

03.05.1902 – In London starten Dr. Edward Ernest Lehwess und Ingenieur Max Cudell mit ihrem bei Cudells Firma Cudell & Cie. gefertigten Motor-Wohnmobil Passe-Partout auf eine Weltreise. Das Fahrzeug ist eine 30 PS starke und 3 Tonnen schwere Spezialanfertigung mit verstärktem Chassis und einem 500-Liter-Tank von Panhard. Zwischenzeitlich bewirken häufige Pannen und Zollschwierigkeiten eine Verzögerung der Fahrt, dadurch verspätet sich ihre Ankunft in Russland. Am Dienstag, dem 14. Oktober, geht es von Sankt Petersburg weiter. Montag, den 20. Oktober, trafen die Globetrotter in Moskau ein. Es liegt bereits Schnee. Mitte November wird die Weltreise aufgrund von fehlenden Finanzmitteln, ungünstiger Witterung und Streitigkeiten der Teilnehmer untereinander abgebrochen.

 

14.-25.05.1902 – Erstmals richtet der Verein Deutscher Motorfahrzeug-Industrieller, der Vorgängerorganisation des heutigen VDA, eine Ausstellung aus. Sie wird erstmals als Automobil-Ausstellung statt wie bisher Motorwagen-Ausstellung benannt. Gezeigt werden die Fahrzeuge in den Stadtbahnbögen des Bahnhofs Friedrichstraße.

 

31.05.1902 - Bei einem Versuch, einen neuen Geschwindigkeitsrekord aufzustellen, verunglückt ein elektrisch betriebener Baker Torpedo auf Staten Island, New York, wobei der Wagen in eine Zuschauergruppe rast und zwei Personen ums Leben kommen. Dabei bleiben die beiden Insassen unverletzt - sie sind angeschnallt. Der Baker Torpedo (auch Baker Electric Torpedo) ist ein elektrisch betriebener Geschwindigkeitsrekordwagen, der 1902 von Walter C. Baker gebaut wird. Stromlinienförmig, mit geschlossenem Cockpit und als erstes Fahrzeug mit Sicherheitsgurten, ist der zweisitzige Torpedo seiner Zeit voraus. Der „Torpedo“ mit einem Leergewicht von 1406 kg und einer Länge von 5,486 m wird von einem 14 PS Elwell-Parker-Elektromotor angetrieben, der von 40 Batterie-Zellen des Herstellers Gould versorgt wird. Mit einer Höhe von 1,27 m ist der Wagen für die damalige Zeit sehr niedrig. Er rollt auf 40 × 3 Zoll-Reifen auf Drahtspeichen mit Holzfelgen, die mit Leinwand bespannt waren. Der Fahrer sitzt in einer Art Kuppel, die kleine Sehschlitze hat, der „Elektriker“ hinter dem Fahrer. Der Torpedo wird bei einer Probefahrt über die fliegende Meile in 47,0 Sekunden gemessen. Beim Rekordversuch führt der Bruch einer Felge zum Unglück. Baker und sein Mechaniker C.E. Denzer bleiben dank der Sicherheitsgurte unverletzt. Beide werden nach dem Unglück wegen Totschlags festgenommen, jedoch umgehend wieder freigelassen. Der Rekordwagen wird nach dem Unglück nicht wiederaufgebaut. Eine verkleinerte Version des Torpedo, der Torpedo Kid, wird von 1902 bis 1903 von Walter C. Baker für verschiedene Rennen verwendet. Von diesem Modell sind zwei Exemplare bekannt.

 

02.07.1902 – Da sein Sohn Ettore noch nicht volljährig ist, unterzeichnet Carlos Bugatti den Vertrag mit dem elsässischen Motorwagenhersteller Baron Eugène de Dietrich, mit dem Ettore mit 17 Jahren technischer Leiter der Automobilproduktion von De Dietrich wird. Ettore Bugatti entwickelte dort u. a. den De Dietrich 50/60 PS, um damit an verschiedenen Autorennen, u. a. dem Rennen Paris-Madrid teilzunehmen. Jedoch endete seine Anstellung im Jahre 1904, da De Dietrich mit Bugattis Persönlichkeit und Eigensinnigkeit nicht zurechtkam.

 

26.-28.06.1902 – Das größte Automobilrennen des Jahres 1902 führt von Paris über 99 Rennkilometer nach Wien. Da in der Schweiz Motorsport verboten ist, wird die Etappe in diesem Land neutralisiert und daher ohne Zeitnahme durchfahren. Erstmals bei einem großen Rennen kommt die vom ACF erlassene Rennformel mit 1000 kg Maximalgewicht zur Anwendung, was jedoch nicht zu der beabsichtigten Verringerung der Motorleistungen führt. Jedoch erweisen sich gerade die extrem überzüchteten Wagen der „schweren“ Klasse (über 650 kg) den Anforderungen der äußerst anspruchsvollen Streckenführung – vor allem durch die schlechten Straßenverhältnisse auf den Gebirgspassagen – als kaum gewachsen. Als schließlich der weit in Führung liegende Panhard von René de Knyff bei der Überquerung des Arlberg-Passes mit gebrochenem Differential liegen bleibt, ist damit der Weg frei für einen Überraschungserfolg von Marcel Renault auf einem vergleichsweise schwach motorisierten Modell der "leichten" Klasse von lediglich etwa 30 PS. Von 110 gestarteten Teilnehmern erreichen dennoch immerhin 80 das Ziel.

 

31.07.1902 – In Bastogne in Belgien wird zum ersten Mal das Rundstreckenrennen Circuit des Ardennes abgehalten. Die 85 Kilometer lange Strecke durch die Ardennen muss sechs Mal umrundet werden. Mit Charles Jarrot siegt ein Brite auf Panhard & Levassor. Die nächsten beiden Plätze belegen der Franzose Fernand Gabriel und der US-Amerikaner William Kissam Vanderbill II, beide auf Mors.

 

05.08.1902 - Ein Mors Z ist der erste Wagen mit Verbrennungsmotor, der den Elektroautos und Dampfwagen den Landgeschwindigkeitsrekord entreißt (122,44 km/h).

 

22.08.1902 – Henry M. Leland gründet die Cadillac Automobile Company in Detroit. Die Marke Cadillac geht auf die Detroit Automobile Company zurück, die 1899 von Henry Ford als erstem Automobilhersteller der Stadt Detroit gegründet worden war. Die Detroit Automobile Company ist jedoch bereits zwei Jahre nach ihrer Gründung zahlungsunfähig. Nach einer Refinanzierung wird das Unternehmen 1901 in Henry Ford Company umbenannt. Bereits ein Jahr später trennt sich Henry Ford von dem Unternehmen und gründet wenig später die Ford Motor Company. Die Leitung der Henry Ford Company übernimmt der Manager Henry Martyn Leland, der das Unternehmen im August 1902 in Cadillac Motor Company umfirmiert. Namensgeber ist der Franzose Antoine Laumet de La Mothe, Sieur de Cadillac, benannt nach dem südwestfranzösischen Ort Cadillac an der Gironde. Er hatte 1701 die Stadt Detroit (Michigan) gegründet. Leland gilt in der Automobilliteratur als der Gründer Cadillacs. In der Folgezeit übernimmt er die Anteilsmehrheit am Unternehmen. 1909 verkauft er Cadillac für einen Preis von 4,5 Mio US-$ an den General-Motors-Konzern. Der erste Cadillac, der Cadillac Tonneau (rückwirkend auch: Model A), ist ein kompaktes Automobil, das von einem unter dem Fahrersitz liegenden Einzylindermotor angetrieben wird. Es hat ein Zweigang-Planetengetriebe und Kettenantrieb. 1905 kommt mit dem Model D ein vierzylindriges Auto hinzu, das in verschiedenen Abwandlungen bis 1909 verkauft wird. In dieser Zeit bemüht sich Henry Leland besonders um Qualitätssicherung und Standardisierung. Um die Fertigungspräzision seines Unternehmens zu beweisen, lässt Leland 1908 in Großbritannien drei Cadillacs komplett zerlegen. Die Teile werden untereinander gemischt. Danach bauen Mechaniker die Autos aus den unsortierten Teilen wieder zusammen und führen ohne Probleme eine 500 Meilen lange Probefahrt auf dem Kurs von Brooklands durch. Auf diesen Erfolg nimmt das kurz darauf entwickelte Unternehmensmotto „Standard of the world“ Bezug.

 

09/1902 - Nachdem 1901 mehrere der Mercedes-Fahrzeuge (der Name wurde nun auch für die Wagen genutzt) erfolgreich bei der Rennwoche von Nizza fuhren, wächst der Bekanntheitsgrad von Mercedes enorm; im September 1902 wird der Name „Mercedes“ für die Daimler Motoren Gesellschaft (DMG) gesetzlich geschützt.

 

07.10.1902 – Der deutsche Ingenieur Otto Schulze (O.S.) aus Straßburg meldet seinen ersten Wirbelstrom-Tachometer als Geschwindigkeitsmesser beim Kaiserlichen Patentamt in Berlin zum Patent an (DRP 146134). Durch Geldmangel und fehlendes kaufmännisches Geschick ist er nicht in der Lage, seinen Tachometer selbst herzustellen und überlässt seine Patente der Firma Edouard Seignol in Paris. Seit 1908 erfolgt der Vertrieb in Deutschland durch die O. S. Autometerwerke E. Seignol in Frankfurt/Main.

 

 

1903

 

24.03.1903 - Die deutsche Motorradfahrer-Vereinigung wird gegründet. 1911 erfolgt die Umwandlung in den Allgemeinen Deutschen Automobil-Club (ADAC).

 

11.05.1903 - Das erste (französische) Patent (Nr. 331926) auf einen Vierpunkt-Sicherheitsgurt wird auf Gustave-Désire Leveau zugelassen. Dabei wird eine Person mit Lederriemen in einem Kraftwagen befestigt wird - der Vorläufer des Sicherheitsgurtes.

 

19.05.1903 – Bereits 1899 gründet David Dunbar Buick die Buick Auto-Vim and Power Company zur Herstellung von Motoren für Landwirtschaft und Boote, beschäftigt sich aber gleichzeitig mit der Entwicklung eines kompletten Automobils. Dabei konzentriert er sich zu sehr auf Tüfteleien und weniger auf den Verkaufserfolgt seiner Produkte. 1902 wird das Unternehmen in Buick Manufacturing Company umbenannt. Doch langsam ist das Kapital Buicks aufgebraucht und das Unternehmen gerät in finanzielle Schwierigkeiten. Als er ein Darlehen nicht zurückzahlen kann, springt der Industrielle Benjamin Bricoe mit einem Betrag von 5.000 US-$ ein. Das Unternehmen wird erneut umgestellt und am 19.05.1903 als Buick Motor Company eingetragen. Doch nachdem Briscoe feststellt, dass es bislang nur einen Versuchswagen und eine Fabrikationsanlage gibt, zieht er sich aus der Firma zurück, nachdem ein neuer Kapitalgeber gefunden ist. Er gründet zusammen mit Jonathan Maxwell die Maxwell-Briscoe Company, die die Maxwell-Automobile baut und als Vorläufer des Chrysler-Konzerns ist. Bei Buick steigt nun William Durant ein, einer der größten Kutschenbauer der USA. Er übernimmt die Buick Motor Company. Um für Buick juristische Probleme mit dem Selden-Patent zu vermeiden, kauft Durant mit der Pope-Robinson Company in Boston einen insolventen Fahrzeughersteller, der bereits eine solche Lizenz besitzt. Das 1895 gewährt US-Patent sichert den Inhabern ein Monopol auf die Herstellung von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren. Die insolvente Pope-Robinson Company ist im Besitz einer solchen Lizenz. Sie wird auf Buick übertragen und das Unternehmen danach aufgelöst. Mit seinen Zweizylinder-Automobilen schafft es Buick bis 1907, der zweitgrößte Automobilhersteller in den Vereinigten Staaten (hinter Ford) zu werden. In diesem Jahr erscheinen zusätzlich Buick-Vierzylindermodelle; der Ausstoß beträgt 4641 Fahrzeuge.

 

23.05.1903 - In San Francisco brechen der 31jährige abenteuerlustige Arzt Dr. Horatio Nelson Jackson und sein 21jähriger Mechaniker Sewall K. Crocker Richtung Osten auf. Ihr Ziel ist es, innerhalb von 90 Tagen mit ihrem von einem 20-PS-Zweizylindermotor angetriebenen und auf den Namen "Vermont" getauften Winston-Automobil New York City zu erreichen. Jackson hatte sich vorher in einem Club über eine Gruppe reicher Männer geärgert, die das Automobil schlechtmachten. Nach einer abenteuerlichen Fahrt mit zahlreichen Pannen und Umwegen erreichen sie am 26.07.1903 Manhattan und stoppen um 4.30 Uhr vor dem Holland House Hotel. Mehr als 9.000 Kilometer liegen zwischen den beiden Männern und der Bulldogge Bud.

 

24.05.1903 – Im Alter von 31 Jahren stirbt der französische Automobilkonstrukteur und Automobilrennfahrer Marcel Renault. Zusammen mit seinen Brüdern Louis und Fernand gründet Marcel Renault 1898 die Automobilfirma Renault in Billancourt. Zu Werbezwecken nehmen Louis und Marcel an etlichen Autorennen teil. Zu den größten Erfolgen von Marcel zählt der Sieg beim Rennen Paris-Wien 1902, bei dem er mit einem motorisch unterlegenen Fahrzeug siegt. 1903 startet Marcel beim Rennen Paris-Madrid. Das Rennen wird zum Desaster – neben sieben weiteren Menschen stirbt auch Marcel Renault bei einem Unfall. Beim gleichen Rennen verunglückt auch der britische Rennfahrer Claude Loraine-Barrow mit einem 45-PS-De-Dietrich. Während sein Mechaniker Pierre Rodez sofort tot ist, stirbt Lorraine-Barrow drei Wochen später. Das Rennen wird in Bordeaux abgebrochen und die Zeit der großen Stadt-zu-Stadt-Rennen ist vorbei.

 

24.05.1903 - als "Deutsche Motorradfahrer-Vereinigung" wird der 1913 in Allgemeiner Deutscher Automobil umbenannte ADAC in Stuttgart gegründet. Sein Ziel ist die "Wahrnehmung und Förderung des Kraftfahrwesens, des Motorsports und des Tourismus". Die Kernaufgabe ist u.a. die Pannenhilfe, doch weitete der "Verein" seine Tätigkeitsfelder immer weiter aus und ist kaum noch als "Verein", sondern eher als Großkonzern anzusehen. Da er aber weiterhin dem Vereinsrecht unterliegt, keine Steuern wie ein Wirtschaftsunternehmen zahlt, wenig Transparenz zeigt und zudem mit manipulierten Zahlen Rankings veröffentlichte, ist das Image des ADAC in den letzten Jahren deutlich gesunken.

 

24.05.1903 - Das Rennen von Paris nach Madrid stellt einen vorläufigen Höhepunkt, mit seinem desaströsen Verlauf aber auch den Endpunkt der klassischen Rennen von Stadt zu Stadt dar. Ein Rekordfeld von 179 Automobilen und 59 Motorrädern macht sich am 24. Mai 1903 umringt von Zuschauermassen auf den Weg des über vier Tagesetappen auf insgesamt 1.307 km Gesamtdistanz angelegten Rennens. Der erste Teilnehmer hat schon mehr als 200 km zurückgelegt, als der Letzte startet. Trotz der seit dem Vorjahr geltenden Gewichtsformel haben die Hersteller noch einmal einen deutlichen Leistungssprung erzielt und insbesondere die erstmals stromlinienförmig gestalteten Mors-Rennwagen sind mit 90 PS Motorleistung und Höchstgeschwindigkeiten um die 140 km/h eine Sensation. Doch bereits die erste, 552 km lange Etappe nach Bordeaux entwickelt sich zur Katastrophe. Aufgrund des von den Wagen aufgewirbelten Staubs ist die Sicht auf wenige Meter eingeschränkt und zudem drängen ständig Zuschauer auf die Strecke, so dass Unfälle beinahe unvermeidlich sind. Mindestens sieben Personen kommen dabei ums Leben, zwei Zuschauer und fünf Teilnehmer (drei Mechaniker und zwei Fahrer, der bekannte Konstrukteur Marcel Renault und der Engländer Claude Loraine-Barrow) – die Zahl der Verletzten ist noch höher. Schließlich lassen die französischen Behörden das Rennen in Bordeaux abbrechen. Sie verbieten nicht nur die Rückkehr der Fahrzeuge nach Paris aus eigener Kraft, sondern sogar, sie auch nur anzulassen. Sie werden daraufhin auf einen Zug verladen. Zum Sieger dieses in Frankreich als la course hecatombe und in Großbritannien als the race to death in die Geschichte eingegangenen Rennens wird daraufhin Fernand Gabriel auf Mors erklärt, der die Strecke nach Bordeaux mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von über 105 km/h zurückgelegt hat. Im Anschluss erlässt die französische Regierung ein endgültiges Verbot von reinen Geschwindigkeitsrennen auf nicht abgesperrten öffentlichen Straßen, was zwangsläufig das Ende dieser seit 1895 ausgetragenen Art von Rennen bedeutet. Damit scheint die Zukunft des Automobilsports insgesamt in Frage gestellt.

 

01.06.1903 – Maurice Sizaire, sein Bruder Georges Sizaire und ihre Partner Louis Naudin gründen in Paris das Unternehmen SA des Automobiles Sizaire et Naudin. Sie beginnen 1905 mit der Produktion von Automobilen unter dem Markennamen Sizaire-Naudin und präsentieren im gleichen Jahr Fahrzeuge auf dem Pariser Automobilsalon. Das Unternehmen fertigt kleine, zweisitzige Sportwagen mit einem 918, später 1.583 ccm großen Einzylindermotor von De Dion-Bouton. 1911 kommen Vierzylindermodelle von Ballot dazu. Nach dem Ersten Weltkrieg stehen die Modelle 13 CV und 17 CV mit Motoren von Ballot im Sortiment. Der Type D mit 12/15 HP hat einen Hubraum von 2.297 ccm. Ab 1921 entstehen wieder Voituretten. Die AJ mit 9 HP hat eine Zweizylinder-V-Motor mit 1.093 ccm. 1912 müssen die Sizaire-Brüder das Unternehmen verlassen Naudin stirbt 1913. Das Unternehmen wird daraufhin in Société des Nouveaux ètablissements Sizaire et Naudin umbenannt. 1921 endet die Produktion.

 

03.06.1903 – Das erste Fahrzeug von Vauxhall, ein leichter Runabout mit einem 5-PS-Einzylindermotor, wird fertiggestellt. Als Steuerung dient eine ruderpinnenähnliche Vorrichtung. 40 Exemplare werden von diesem Fahrzeug verkauft, bevor der Wagen durch die Modellserien 9, 12 und 14 HP ersetzt werden. Diese Modelle sind bereits mit der für Vauxhall charakteristischen bogenförmigen Sicke auf der Motorhaube ausgestattet.

 

16.06.1903 - Henry Ford gründet die Ford Motor Company. Dies war sein zweiter Start als Automobilhersteller. Bereits 1899 hatte er die Detroit Automobile Company gegründet, die jedoch nicht erfolgreich war und 1901 unter der Bezeichnung Henry Ford Company reorganisiert wurde. Nach Unstimmigkeiten im Management verließ er 1902 die Firma, Henry M. Leland übernimmt die Geschäfte und nennt die Firma in Cadillac um. Mit der Ford Motor Company ist Henry Ford nun erfolgreicher. Zunächst benennt er seine Fahrzeuge nach dem Alphabet und daher ist das „Model A“ sein erstes Fahrzeug, mit dessen Vertrieb am 25.07.1903 begonnen wird. In den ersten beiden Jahren werden von den Modellen A, C und AC nur rund 1700 Fahrzeuge gebaut. Nach dem anfänglich geringen Erfolg lässt er 1904 in Detroit die Piquette Avenue Plant bauen, wo ab 1908 das als „Tin Lizzy“ bekannte Ford Model T produziert wird, das schnell zum Verkaufserfolg wird. Um die vom Markt geforderten Zahlen herzustellen, zieht das Unternehmen bereits 1910 in die Highland Park Ford Plant, wo bis 1913 die neue Technik der Fließbandproduktion perfektioniert wurde. Henry Ford übernimmt das damals schon über 100 Jahre alte Konzept des Austauschbaus von Eli Whitney, der auch die erste Fertigungsstraße entworfen hat. Mit größtenteils angelernten Kräften können so die Wagen günstiger und schneller hergestellt werden. Die Montagezeit eines Autochassis verringert sich von über zwölf auf zuletzt nur noch 1,5 Stunden. Im Jahre 1918 ist die Hälfte aller Autos in den USA ein „Modell T“. 

 

22.06.1903 – Erneut wird im belgischen Bastogne beim Ardennen-Rennen der 85 km lange Rundkurs durch die Ardennen sechs Mal befahren. Neben dem Sieg für Pierre de Crawhez auf Panhard & Levassor bringt es das beste Ergebnis für die von Fernand Charron und Léonce Girardot gegründete Automarke C.G.V.. De Crawhez benötigt insgesamt 5 Stunden, 52 Minuten und 7,6 Sekunden für die insgesamt 510 km lange Strecke.

 

02.07.1903 - Nach dem Sieg von Selwyn Edge beim Gordon-Bennett-Cup des Vorjahres ist es nun am Automobilclub von Großbritannien und Irland, das Rennen von 1903 auszurichten. Da das britische Parlament aber nicht bereit ist, die generelle gesetzliche Geschwindigkeitsbeschränkung (12 mph, ≈18 km/h) im britischen Teil des Königreichs für das auf den 2. Juli 1903 angesetzte Rennen vorübergehend außer Kraft zu setzen, wird stattdessen ein einfach abzusperrender Rundkurs bei der Stadt Athy im ländlichen Teil von Irland gewählt, wo von der Lokalregierung leichter eine Ausnahmegenehmigung zu bekommen ist. Eigentlich ein bis dahin kaum beachteter Wettbewerb, noch dazu ausgetragen in einem völlig abgelegenen Teil Europas, wird das Rennen um den Coupe Internationale von 1903 jedoch nach dem katastrophalen Ende des Todesrennens von Paris nach Madrid, gefolgt vom Verbot aller Überlandrennen in Frankreich, praktisch über Nacht zum zentralen Ereignis der gesamten Motorsportwelt. Entsprechend groß ist nun auch das Interesse an der Teilnahme und zum ersten Mal wird der Gordon-Bennett-Cup seiner eigentlichen Intention auch tatsächlich gerecht. Mit vier vollzähligen Teams aus Großbritannien, Frankreich, Deutschland und den USA findet erstmals ein Rennen statt, das die Bezeichnung international auch tatsächlich verdient. Dabei werden die Wagen nun in vorgegebenen Nationalfarben lackiert. Mit Alexander Wintons Bullett ist außerdem zum ersten Mal auch ein Achtzylinder-Rennwagen bei einem bedeutenden Rennen mit dabei, der allerdings ebenso wie die beiden anderen Vertreter des amerikanischen Teams mit dem Feld nicht mithalten kann. Deutlich besser schlagen sich zunächst die Briten, müssen sich dann aber aufgrund von Unfällen und Defekten auch aus der Spitzengruppe verabschieden. Das Rennen entwickelt sich in Folge zu einem Zweikampf zwischen dem deutschen und dem französischen Team, in dem jedoch der für den Deutschen Automobilclub fahrende Belgier Camille Jenatzy auf Mercedes seinen Vorsprung kontinuierlich ausbauen kann, um am Ende nach über sechseinhalb Stunden Fahrzeit mit einem Schnitt von knapp 77 km/h und mit nur 11 Minuten Vorsprung vor Henri Farman auf Panhard & Levassor zu gewinnen. Es ist dies der erste Sieg für die deutsche Marke bei einem großen Rennen. Dabei hat das deutsche Team sogar statt der ursprünglich vorgesehenen 90-PS-Rennwagen nach einem Werksbrand im Juni 1903 im Canstatter DMG-Werk mit von Privatbesitzern zurückgekauften oder ausgeliehenen 60-PS-Modellen aus dem Vorjahr antreten müssen. Der Siegerwagen von Jenatzy stammt vom US-amerikanischen Enthusiasten Clarence Gray Dinsmore. Dieses Rennen bildet den Hintergrund zu James Joyces Kurzgeschichte After the Race, geschrieben zwischen 1905 und 1907, erschienen 1914.

 

04.07.1903 – Was Bertha Benz für Deutschland war, das war in den Kindertagen des Automobils Dorothy Levitt in Großbritannien. Die technikbesessene Motorsportlerin und Journalistin avancierte am 4. Juli 1903 durch Teilnahme an den „Southport Speed Trails“ auf einem französischen Gladiator zur ersten Rennfahrerin der Welt! Levitt war zu dieser Zeit Sekretärin bei der „Napier Motor Company“ und äußerst begierig, jede Form von Fortbewegung wenigstens einmal auszuprobieren – von Pferden über Automobile und Rennboote bis hin zu Flugzeugen. Bei Napier erkannte man nicht nur die Werbewirksamkeit des Motorsports, sondern auch die willkommene Demonstration der Tauglichkeit ihrer Fahrzeuge, wenn sogar eine Frau diese beherrschen konnte. Für weitere Renneinsätze bekam sie so regelmäßig Modelle ihres Arbeitgebers zur Verfügung gestellt. Im Jahr 1905 stellte sie den Rekord für die längste Fahrt einer Autofahrerin auf, indem sie einen De Dion-Bouton zwei Tage lang von London nach Liverpool und zurück fuhr und dafür in der Presse die Beinamen „Fastest Girl on Earth“ und „Champion Lady Motorist of the World“ erhielt. Dorothy Levitt trat zu ihren Rennen im In- und Ausland stets in eleganten Kleidern an und verzichtete dabei ungern auf ihren modernen Mantel, einen schicken Hut, gern mit Schleier. Und sie kämpfte vehement für das Frauenrecht auf Autofahren, unterstützte die Sufragetten, hielt vielerorts Vorträge, schrieb eine eigene Kolumne in der Wochenzeitung „The Graphic“ und wurde als Fahrlehrerin für Gattin und Tochter des damaligen König Edward VII. engagiert! Nach 1910 verschwand sie aus unbekannten Gründen völlig aus der Öffentlichkeit. Erst 40 Jahre alt, wurde sie am 17. Mai 1922, nach der Einnahme einer Überdosis Morphium, tot in ihrem Bett gefunden.

25.07.1903 – Die Ford Motor Company beginnt mit dem Vertrieb ihres ersten Automobils, des „Modell A“. Das erste Fahrzeug geht an den Zahnarzt Ernst Pfennig aus Chicago, Illinois. Den „Modell A“ wird als zweisitzigen Runabout oder als viersitziges Tonneau-Modell angeboten, wahlweise mit Verdeck, aber stets in der Farbe Rot. Der Zweizylinder-Boxermotor ist mittig im Fahrzeug untergebracht und leistet aus 1,65 Litern Hubraum 8 PS. Für die Entwicklung hat Henry Ford fast sein gesamtes Ausgangs-Investitionskapital in Höhe von 28.000 US-$ ausgegeben. Auf dem Bankkonto befinden sich nur noch 223,65 US-$, als das erste Modell A verkauft wird. Zwischen 1903 und 1905 werden 1.750 Fahrzeuge gebaut, dann folgt der „Modell AC“.

 

09/1903 – Louis Delaunay und Marius Barbarou gründen das Unternehmen „SA des Automobiles Delaunay-Belleville“ mit dem Zweck Luxusautomobile zu bauen. Barbarous Familie gehört ein Dampfdruckkesselunternehmen in St. Denis. Er besitzt auch Erfahrung durch seine Arbeit bei Clement & Cie., Lorraine-Dietrich und Benz und ist für Konstruktion und Gestaltung verantwortlich. Hu Beginn des 20. Jahrhunderts gehören die Fahrzeuge zu den französischen Traumwagen und vielleicht zu den prestigeträchtigsten der Welt. Sie wurden in jener Ära gefahren, in der reiche Industrielle, Bankiers und Monarchen einen Chauffeur hatten, der die tägliche Pflege des Fahrzeugs genauso übernahm wie das damals kräftezehrende Lenken über die meist nicht perfekt ausgebauten Straßen. Doch in den späten 1920er-Jahren verlieren die Delaunay-Belleville ihr Prestige und schwenken um auf den Bau von LKW und Militärfahrzeugen.

 

18.10.1903 - Mercedes-Fahrer Willy Poege siegt auf der Trabrennbahn Berlin-Westend beim ersten deutschen Autorennen auf einer geschlossenen Bahn.

 

10.11.1903 - Die US-Amerikanerin Mary Anderson erhält das Patent US 743,801 für den ersten funktionierenden Scheibenwischer der Welt. Die Vorrichtung wird von Hand betätigt und besteht einem in Lenkradnähe angebrachten Hebel, mit dem der Fahrer bei Bedarf auf der Windschutzscheibe einen gefederten Schwingarm mit einem Gummiteil in Bewegung setzen kann, der anschließend wieder in seine Ausgangsposition zurückkehrt.  Erst zwei Jahre später meldet in Deutschland der Bruder von Kaiser Wilhelm II, Heinrich von Preußen, als erster Deutscher ein ähnliches Patent an, dass er am 24.03.1908 erhielt. Erst 1926 stellt die Firma Bosch einen von einem Elektromotor angetriebenen Wischarm mit Gummilippe vor. Als sie ihr Patent erhielt, versuchte Anderson, es an eine kanadische Herstellerfirma zu verkaufen, aber die Firma lehnte ab: Das Gerät hätte keinen praktischen Nutzen. Obwohl mechanische Scheibenwischer um 1913 zur Standardausrüstung von Pkws gehörten, profitiert Mary Anderson nie von ihrer Idee.

 

20.11.1903 – In Le Cannet (F) stirbt der französische Automobilrennfahrer Gaston de Chasseloup-Laubat. 1895 erwirbt der Adelige einen Dampfwagen von Trépardoux & Cie. der Vorgängerfirma von De Dion-Bouton und bestreitet damit mehrere als Zuverlässigkeitsfahrten ausgeschriebene Rennen in der Pionierära des Automobils. Sein größter Erfolg mit einem Dampfwagen ist der Sieg des Rennens Marseille-La Turbie 1897. Chasseloup-Laubat ist der erste, der einen anerkannten Landgeschwindigkeitsrekord aufstellt: Am 18.12.1898 erreicht er mit einem Jeantaud-Elektroauto, der Jeantaud Duc, eine Geschwindigkeit von 61,15 km/h. Im Duell mit Camille Jenatzy verbessert er im Frühling 1899 diese Leistung mit seinem Fahrzeug bis auf 92,16 km/h. Nach langer Krankheit stirbt er am 20.11.1903 im Alter von 37 Jahren.

 

12/1903 - Auf dem Pariser Salon de i'Automobile wird der Spyker 60 HP als Fahrgestell ohne Karosserie vorgestellt. Es war das erste Fahrzeug mit einem Sechszylinder-Motor und Allradantrieb über Kardanwellen. Im darauffolgenden Jahr wurde das Fahrzeug mit einem Rennwagenaufbau im Londoner Crystal Palast vorgestellt. Die niederländischen Brüder Spijker waren Schmiede und Kutschenbauer, die ab 1900 eigene exklusive Fahrzeuge herstellten. Für die ausländischen Märkte wurde der Name Spijker (zu Deutsch: Nagel) in Spyker geändert. 1926 wurde die Firma aufgelöst. Neben dem Spyker 60 HP ist das bekannteste Fahrzeug die sog. "Goldene Kutsche" von 1898, mit der der niederländische König jährlich zur Parlamentseröffnung fährt.

 

05.12.1903 – In Dresden verstirbt der Sattler, Wagenbauer und König-Sächsische Hofwagenbauer Carl Heinrich Gläser. Nach dem Tod des Firmeninhabers C. F. Kästner übernimmt Gläser die Werkstatt des verstorbenen Sattlermeisters und firmiert als Innungsmitglied der Sattler mit Erweiterung als Wagenbauer. Am 01.08.1964 erhält er seinen ersten Auftrag für eine Kutsche. Der talentierte Wagenbauer für Karossen hochwertiger Pferde-Kutschwagen, Sänften, Chaisen und Pferdeschlitten macht sich in Fachkreisen und am Königlich-Sächsischen Hof in Dresden schnell einen Namen. Einer seiner Lieferanten ist der Schmied, Stellmacher und Wagenbauer Emil Heuer aus Radeberg. Heuer betreibt eine Wagenbauerei in Radeberg und hat als Wagenfabrikant im Jahr 1898 bereits in Dresden ein Geschäftslokal mit Reparaturwerkstatt. Ab 1900 wird Emil Heuer in der Dresdner Firma Heinrich Gläser zum Mitinhaber, neben seiner eigenen Firma Wagenbauerei Emil Heuer in Radeberg. Carl Heinrich Gläser ist bis zu seinem Tode ein Gegner der motorisierten Automobil-Entwicklung und hat diese gesamte Entwicklung, die gerade um 1900 verstärkt in Erscheinung tritt, als „Stinkekutschen“ abgewertet. Nach Gläsers Tod beginnt Emil Heuer, sich neben dem Bau höfischer und privater Kutschen auch der Karosserieherstellung von Automobilen zuzuwenden. Bereits 1904 baut er seine erste motorisierte Gläser-Karosserie für das noch junge Unternehmen Mercedes, 1905 einen ersten Motorwagen für den Dresdner Hof auf ein Chassis von Daimler und 1906 einen Jagd-Omnibus für den Dresdner Hof für 12 Personen. Ab dieser Zeit beginnt Heuer mit seinem Team auch neue Formen zu entwickeln und dabei auch Gesetzmäßigkeiten des Strömungswiderstandes der Luft zu erforschen. Es entstehen in den nächsten Jahrzehnten glatte und geschlossene aerodynamische Formen, die im aufkommenden Automobilsport und bei Rallyes im Motorsport mit ihren verlängerten Motorhauben, mit Windschutzscheiben und eingesetzten Türen in den Seitenteilen, neue Maßstäbe setzten und als „Torpedoform“ bekannt werden. 1909 wird von Emil Heuer als Neuheit die erste Karosseriebauform Phaeton mit Verkleidung der Vordersitze entwickelt. Der Pionier der Autokarosserieentwicklung von Gläser ist Emil Heuer, der hinter dem Markennamen „Gläser Karosserie Dresden“ fast vergessen wird.

 

 

1904

 

1904 wird die Firma A. Ruppe & Sohn in Apolda gegründet, 107 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und 1912 nach dem Ausscheiden der Familie in Apollo-Werke AG umbenannt. In den Jahren von 1904 bis 1927 stellt das Unternehmen Automobile unter den Marken Piccolo und Apollo in verschiedenen Ausführungen her. Diese Fahrzeuge sind unter anderem wegen ihres relativ niedrigen Verkaufspreises und ihrer – auch im damaligen internationalen Rennsport bewiesenen – hohen Qualität erfolgreich. Während und bis kurz nach dem Ersten Weltkrieg bauen die Werke auch kurzzeitig Lastwagen. 1927 stellt das Unternehmen, das zu diesem Zeitpunkt 400 Mitarbeiter hat, die Automobilproduktion ein, fungiert noch fünf Jahre lang als Vertretung für NSU-Automobile und meldet 1932 Konkurs an. In Gera beginnt die 1904 gegründete Friedrich Erdmann Maschinenfabrik mit dem Bau von Personen- und Lieferwagen unter dem Namen Erdmann. Ab 1906 lautet der Markennamen F.E.G. (Friedrich Erdmann, Gera). Die Wagen sind mit Einbaumotoren verschiedener Hersteller ausgestattet. Die Fafnir-Werke liefern die Motoren für die Voituretten. Die Modelle 18/20 PS und 35/40 PS haben Vierzylindermotoren von Horch. Das Automobilwerk Wilhelm Körting liefert Zweizylindermotoren für den 12/14 PS und Vierzylindermotoren für den 26/28 PS. Über ein Friktionsgetriebe, das nur zum Anfahren dient, werden die Hinterräder angetrieben. Haben die Wagen ihre Reisegeschwindigkeit erreicht, werden die Motoren direkt an den Hinterradantrieb gekuppelt. Mangels Nachfrage wird die Automobilproduktion 1908 wieder eingestellt, aber der Erdmann-Friktionsantrieb wird von der Berliner Motorwagen-Fabrik übernommen.

 

01.01.1904 - Das erste Staatsministerium für Verkehrsangelegenheiten wird in Bayern eingerichtet.

 

23.02.1904 – Nach einem Berliner Urteil stellen Strohhalme kein Verkehrshindernis dar. Gegen einen Kaufmann, dem beim Entladen einzelne Strohhalme auf die Straße gefallen waren, hatte ein Beamter der Schutzpolizei eine entsprechende Anzeige erstattet.

 

28.02.1904 – In Pau, Aquitanien, stirbt der französische Automobilrennfahrer Levegh, bürgerlich Alfred Velghe, im Alter von nur 34 Jahren. Levegh beginnt seine Karriere zunächst als Radrennfahrerm steigt dann später in den Automobilsport. Auf Mors schafft er es, die jahrelange Dominanz der Panhard & Levassor-Wagen zu durchbrechen. Seinen ersten großen Erfolg hat er 1899 beim Rennen Paris Oostende, als er zeitgleich mit Léonce Girardot ins Ziel kommt. Ein Jahr später gewinnt er bei Paris-Toulouse-Paris. Wegen seines Gesundheitszustandes muss er sich daraufhin vom Rennsport zurückziehen und stirbt 1904 an Tuberkulose. Sein Neffe, Pierre Bouillin, nennt sich nach seinem Onkel Pierre Levegh. Er wird ein Langstreckenfahrer, der besonders durch seine Verwicklung in die Katastrophe von Le Mans 1955 bekannt wird.

 

03/1904 - Die Familie Erhardt scheidet aus der Fahrzeugfabrik Eisenach A.G. aus, die von ihr 1896 gegründet wurde. Da sie die französische Lizenz für den Bau der Motorwagen besitzen, erlischt diese mit dem Ausscheiden. Fortan erfolgt die Produktion mit eigenen Neukonstruktionen unter dem neuen Markenzeichen DIXI.

 

10.04.1904 – Die August Horch & Cie. Motorwagenwerke AG wird in das Handelsregister eingetragen.

 

04.05.1904 - Wie unter Gentlemen üblich vereinbaren Frederick Henry Royce und Charles Rolls im Midland Hotel, Manchester, per Handschlag den gemeinsamen Vertrieb von Automobilen. Daraus entwickelt sich der Autohersteller Rolls-Royce Motor Cars. Der von Royce entwickelte „Royce 10 hp“ wird 1904/1905 als „Rolls-Royce 10 hp“ 17-mal gebaut. Erst am 23.12.1904 wurde ein schriftlicher Vertrag über die neue Firma fixiert.

 

04.06.1904 - In Barcelona wird die S.A. Hispano-Suiza de Automoviles gegründet. Die Aufnahme von Suiza (Schweiz) in den Namen ist eine Referenz an den Schweizer Konstrukteur Marc Birkigt, der sich 1899 in Barcelona niedergelassen und die Firma zusammen mit seinen Geldgebern gegründet hat. Zunächst gelangt die Marke mit ihren schnellen Vierzylinder-Hispanos zu Ruhm und beeindruckt mit nicht-alltäglicher Technik. Lizenzbauten erfolgen in der Schweiz und in Tschechien bei Skoda. 1911 entsteht ein Zweigwerk bei Paris. Im Ersten Weltkrieg nimmt Hispano-Suiza die Produktion von Flugzeugmotoren auf. Birkigt gelingt ein großer Wurf mit dem legendären V8-Motor, der Basis bietet für spätere Automotoren. 1919 präsentiert Hispano-Suiza den Typ H6, mit dem die Firma in die Luxusklasse aufsteigt und ebenbürtig mit Firmen wie Rolls-Royce wird. Fachjournalisten preisen das Modell als "Krönung des Fortschritts im Automobilbau". Mit dem 1931 präsentierten Modell 68 wird ein Superlativ des Automobilbaus vorgestellt. Ihn treibt ein Zwölfzylinder mit 9.424 ccm Hubraum an, später sogar 11.310 ccm. Dieser leistet 250 PS. Verschiedene französische Karosseriebauer kleiden ihn ein und Hispano-Suiza wird endgültig zur Marke des internationalen Hoch- und Geldadels. 1938 wird die Automobilproduktion in Frankreich eingestellt - die Kapazitäten sind mit dem Bau von Flugzeugmotoren und Schnellfeuerkanonen voll ausgelastet. Birkigt kehrt nach Spanien zurück und widmet sich der Entwicklung von Dieselmotoren. Nach dem Zweiten Weltkrieg lebt die Marke nicht wieder auf. Aus der Hispano-Suiza de Automoviles in Barcelona, die noch bis 1942 die kleinen Modelle baut, wird unter Franco die ENASA, die ab 1951 die Pegaso-Sportwagen und Lastkraftwagen baut. Insgesamt entstehen in Spanien etwa 2600 Fahrzeuge, doch die rund 2600 in Frankreich gebauten Fahrzeuge begründen den Ruhm der Marke.

 

05.06.1904 – Der erste von der „Heinrich Büssing, Specialfabrik für Motorlastwagen, Motoromnibusse und Motoren, Braunschweig, Elmstraße“ vorgestellte Omnibus für 12 Personen verkehrt regelmäßig mit einer Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h auf der Strecke Wendeburg-Braunschweig der Büssing-eigenen Automobil-Omnibus-Betriebs-Gesellschaft Braunschweig. Dieses fortan in Serienproduktion gebaute Modell wird noch im selben Jahr als Decksitzomnibus nach London exportiert.

 

20.06.1904 – Die Association Internationale des Automobile Clubs Reconnus (AIACR) wird gegründet. 1946 wurde die Association Internationale des Automobile Clubs Reconnus (AIACR) umbenannt und trägt seitdem ihren bis heute bestehenden Namen Fédération Internationale de l’Automobile (FIA).

 

07/1904 – Johannes „Hans“ Thum, Unternehmer, ist ein erfolgreicher Automobilrennfahrer in der Zeit der Jahrhundertwende. Anfang Juli 1899 fährt er auf dem Benz 8 PS Rennwagen, dem ersten veritablen Rennwagen der Benz & Cie., als Beifahrer von Fritz Held bei der Fernfahrt Frankfurt – Köln über eine Strecke von 193,2 km mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 22,5 km/h den Klassensieg ein und gewinnt die Große Goldene Medaille. Zweiter wird ein weiterer Benz 8 PS, pilotiert von Emil Graf. Bei einer Ausfahrt in den Odenwald verunglückt Hans Thum Anfang Juli 1904 im Alter von nur 35 Jahren tödlich.

 

01.07.1904 – In Wien wird die „Aktiengesellschaft für österreichische und ungarische Mineralölprodukte (OLEX) gegründet. Der Name OLEX entstand als Telegrammadresse aus Petrolexport. Der Schwerpunkt der Tätigkeit liegt zu Beginn im Verkauf von Petroleum für Leuchtzwecke hauptsächlich für die österreichischen und deutschen Eisenbahngesellschaften. Um in Deutschland, in dem vornehmlich US-amerikanische Gesellschaften den Markt dominieren, Marktzugang zu erhalten, wird die Gründung von sieben deutschen Tochtergesellschaften beschlossen. Als die Wiener Zentrale nach Berlin umzieht, werden die Tochtergesellschaften unter Leitung der OLEX-Petroleum-Gesellschaft in Berlin zentralisiert. Zur Sicherung der eigenen Rohölbasis verbindet sich die OLEX 1911 als Tochtergesellschaft mit der Deutschen Erdöl-Aktiengesellschaft (DEA) und ihren Ölquellen in Deutschland und Rumänien. Durch deren Raffinerien erweitert sich das Programm von Petroleum auf Benzin, Gasöl und Schmieröle. 1922 eröffnet die OLEX am Raschplatz in Hannover die erste Tankstelle in Deutschland. Das Benzin der Firma heißt in den 1920er Jahren Strax, das Öl Olexol. Das Benzin-Benzol-Gemisch Olexin kommt 1923 auf den Markt, ein Jahr vor dem BV-Aral des Benzol-Verbandes. Im Jahr 1926 drängt die Anglo-Persian Oil Company (APOC) die OLEX und ihre Konkurrentin Deutsche Petroleum-Verkaufs-Gesellschaft mbH (DPVG) zu einer Fusion und beteiligt sich an der neuen Firma mit 40 %. Ab da heißt die Gesellschaft OLEX Deutsche Petroleum-Verkaufsgesellschaft mbH. Die Anglo-Persian Oil Company erhöht im April 1929 ihre Anteile auf 75 % und 1931 auf 100 % und übernimmt damit alle Anteile der Europäischen Petroleum-Union (EPU) und der Deutschen Erdöl-Aktiengesellschaft. Bereits 1930 ist die Gesellschaft erneut umbenannt worden, diesmal in OLEX Deutsche Benzin- und Petroleum-Gesellschaft mbH. 1935 ist die OLEX in Deutschland viertgrößte Tankstellengesellschaft der Großen Fünf mit 6.098 Zapfsäulen (10,9 %) sowie einer Absatzquote von 10,4 %. Der Marktanteil bei Petroleum lag bei etwa 25 %. Anlässlich der Olympischen Sommerspiele in Berlin ließ die Olex 1936 den ersten Werbefilm in Farbe drehen. Mit der Umstellung auf die Kriegswirtschaft im September 1939 werden alle Mineralölvertriebsgesellschaften in der Arbeitsgemeinschaft Mineralölverteilung (AMV) zusammengefasst und nur noch markenloses Benzin verkauft. Die OLEX wird weiterhin als „deutsches Unternehmen“ eingestuft, steht auf der Liste der Rüstungsunternehmen und erhielt bevorzugt Materialkontingentierungen. Die Olex zeigt auf ihrer Autokarte von 1939 ihr gesamtes Verbreitungsgebiet einschließlich Österreich und dem Sudetenland. Nach dem Zweiten Weltkrieg fällt die Olex 1945 als „deutsches Eigentum“ in alliierte Hände und wird als „britisches Eigentum“ an die Anglo-Iranian Oil Company (die umbenannte Anglo-Persian Oil Company) zurückgegeben. Im September 1950 entsteht in Österreich aus ihr, der Steaua Romana und der Runo-Everth in Wien die österreichische Benzin- und Petroleum AG, die spätere BP Austria. 1948 wird der Sitz der deutschen Zentrale von Berlin nach Hamburg verlegt und die Eurotank-Raffinerie in Hamburg übernommen. 1950 fusioniert die OLEX dann mit der Eurotank und wird danach in BP Benzin- und Petroleum-Gesellschaft mbH umbenannt. Mit der farblichen Umsignalisation der NITAG in Deutschland von grün/gelb auf das blau/gelb der Olex/BP kann die deutsche BP wie ihre internationale Muttergesellschaft (AIOC, ab 1954 British Petroleum Company) die Farbkombination grün/gelb benutzen.

 

08/1904 - In Lansing, Michigan (USA) gründet Ramson Eli Olds die Reo Motor Car Company. Zuvor hatte Olds 1899 die Firma Olds Motor Works (später Oldsmobile) gegründet, diese Firma aber 1904 verlassen. Im Jahr 1907 verkauft Reo schon Güter im Wert von US-$ 4.500.00 und ist damit einer der vier reichsten Automobilhersteller der USA. Bis 1937 baut Reo Personenwagen, konzentriert sich dann aber ganz auf die Herstellung von LKWs.

 

08.08.1904 - Der spätere Rennfahrer Archille Varzi wird Galliate, Italien geboren. Er ist einer der besten Fahrer der frühen 30'er Jahre und seine Duelle mit dem meist siegreichen Tazio Nuvolari mobilisieren die Massen. Er fährt auf Alfa Romeo, Maserati und Bugatti und gewinnt mehrere Grand Prix. 1948 verunglückt er beim Training zum Grand Prix der Schweiz tödlich.

 

23.08.1904 - Auf die von ihm erfundene Schneekette für Autos erhält der US-Amerikaner Harry D. Weed vom US-Patentamt eine Patenturkunde.

 

09/1904 - Renault stellt den Typ  (b) vor, einen Rennwagen mit einem wassergekühlten Vierzylindermotor und 12.063 ccm Hubraum. Mit den 60-90 PS erreichte man eine Höchstgeschwindigkeit von rund 150 km/h. Unüblich für Rennwagen dieser Zeit wurde die Motorleistung über eine Kardanwelle an die Hinterachse geleitet. Ein Wagen startete beim ersten Vanderbilt Cup-Rennen am 08.10.1904 auf Long Island (New York), fiel aber mit gebrochener Kardanwelle aus.

 

15.10.1904 – Bei der im Sommer 1904 in Lansing von Ransom Eli Olds gegründeten R. E. Olds Co. wird der erste Reo fertiggestellt. Bereits 1897 hatte Olds die Olds Motor Vehicle Company gegründet und als erster Automobilhersteller – über ein Jahrzehnt vor Ford – Automobile am Fließband gefertigt. Nach Streitigkeiten mit seinen Geldgebern verlässt er Anfang 1904 seine eigene Firma und gründet seine neue Firma. Doch ihm wird untersagt, seinen Familiennamen zu nutzen, und er nennt den Firmennamen in Reo Motor Car Co. um.

 

11/1904 – Matteo Ceirano gründet in Turin die Firma Fabbrica Automobili Itala und stellt unter dem Markennamen Itala Automobile her. Mit seinen Fahrzeugen spezialisiert er sich auf Wagen der Mittel- und Oberklasse mit sportlichem Charakter. Bereits im Gründungsjahr nehmen Itala-Wagen an diversen Rennen teil und gewinnen erste Preise. Weltruhm erlangt die Firma, als im Jahr 1907 Prinz Scipione Borghese und sein Fahrer Ettore Guizzardi die anspruchsvolle Wettfahrt von Peking nach Paris auf einem weißen Itala 35/45 HP gewinnen. Fast alle europäischen Herrscherhäuser jener Zeit besitzen einen Itala. Im Jahr 1907 stellt Itala rund 200 Automobile her, 1909 ca. 180, 1910 ca. 350 und im Jahr 1911 rund 720 Stück. Neben Personenwagen baut Itala zwischen 1910 und 1920 auch leichte bis mittlere Lastwagen. Nach dem Ersten Weltkrieg geht es weiter aufwärts, im besten Jahr 1923 entstehen ca. 1.100 Automobile. Itala beteiligt sich weiterhin im Rennsport, gibt jedoch die Oberklasse auf. Doch nach 1923 geht es abwärts, die Produktionszahlen gehen deutlich herunter. 1929 wird Itala an den Lastwagenfabrikanten Officine Metallurgiche di Tortona verkauft. Bis 1934 werden nur noch vereinzelte Fahrzeuge gebaut, dann schließt der Betrieb und die Reste werden von Fiat gekauft.

 

07.11.1904 - Die erste deutsche Fahrschule wird von Rudolf Kempf als die „Auto-Lenkerschule“ des Kempf'schen Privat-Technikums in Aschaffenburg gegründet. Deren erster Kurs startet am 7. November 1904. Teilnehmen dürfen Männer ab 17 Jahren, die ein amtliches Sittenzeugnis vorlegen können. Am ersten Kurs nehmen 36 technisch begabte Männer – Schlosser, Mechaniker, Automobilhändler – aus verschiedenen Nationen teil. Die zu dieser Zeit noch nicht vorgeschriebene Ausbildung soll angehende Chauffeure auf ihren Beruf vorbereiten und in getrennten Kursen Fahrzeugbesitzern das Selbstfahren beibringen. Kempfs Fahrschule wird von den Automobilherstellern begrüßt und unterstützt. Sie versprechen sich von einer guten Fahrausbildung ein größeres Käuferinteresse an den Automobilen. Am 17. November 1906 wird Kempf allerdings wegen unsittlichen Benehmens die Erlaubnis zur Fahrerausbildung entzogen. Bereits mit der Verordnung, betreffend die Ausbildung von Kraftfahrzeugführern vom 3. Februar 1910 wird eine behördlich ermächtigte Person zur Ausbildung vorgeschrieben. Bis zu diesem Zeitpunkt kann jedermann eine Ausbildung durchführen, wenn er Kenntnisse vom Fahren hatte. Mit der Verordnung vom 1. März 1921 wird die Erlaubnis zur Ausbildung von der oberen Verwaltungsbehörde neu geregelt. Von nun an spricht man von Fahrlehrer und Fahrschule. Damit wird erstmals ein bestimmtes Mindestmaß an die Anforderungen eines Fahrlehrers gestellt.

 

21.12.1904 - In Paris wird der Motorradweltverband, die Fédération Internationale de Motocyclisme (FICM), gegründet. Im Juli 1906 wird der Verband in Patzau neu gegründet und 1907 vorübergehend aufgelöst. 1912 wird er, nun mit Sitz in England, wiedergegründet. Das Six Days Reliability Trial im folgenden Jahr ist die erste internationale Veranstaltung dieser neuen Organisation. 1949 erfolgt die Namensänderung in Fédération Internationale Motocycliste und es findet die erste Saison der Motorrad-Weltmeisterschaft statt. Das Hauptquartier des Verbands wird 1959 nach Genf in die Schweiz verlegt. Seit 1994 residiert die FIM im Schweizer Mies in einem Gebäude, das einem Motorrad nachempfundenen wurde. 1998 wird auf einem Kongress in Kapstadt eine erneute Namensänderung in Fédération Internationale de Motocyclisme beschlossen. Im selben Jahr wird die FIM provisorisch vom Internationalen Olympischen Komitee anerkannt und erhält 2000 den offiziellen Status als Mitglied.

 

 

1905

 

1905 werden in Brandenburg/Havel die Altmann Kraftfahrzeug-Werke zur Herstellung von Dampfautomobilen gegründet. Die Wagen von Altmann gelten als fortschrittliche und eigenständige Konstruktionen. Sie sind mit Dreizylinder-Dampfmaschinen ausgestattet, die eine Leistung von 25 PS abgeben. Nach einem tödlichen Betriebsunfall des Eigentümers muss das Unternehmen geschlossen werden, ehe es zu einer nennenswerten Produktion kommt. Wahrscheinlich wird aus dem gleichen Grund auch ein Elektroauto eingestellt, von dem nur bekannt ist, dass es in kleiner Stückzahl gebaut worden ist. Auch die 1891 als Fahrradwerk gegründeten Corona-Werke in Brandenburg/Havel nehmen 1905 – vier Jahre nach dem Start der Motorradproduktion – die Produktion von Automobilen und Lieferwagen auf. Diese endet 1914. Zwischen 1924 und 1925 werden erneut Motorräder gebaut. Die Fahrradproduktion endet 1932, die Firma wird liquidiert. Der Leipziger Unternehmer Richard Dreyhaupt beginnt im gleichen Jahr mit dem Bau von Automobilen unter dem Markennamen Dreyhaupt. Er verwendet Komponenten der Fafnir-Werke, die diese unter dem Namen Omnimobil anbieten. Für den Antrieb sorgt ein Vierzylindermotor von Fafnir mit 10 PS Leistung. Noch im gleichen Jahr endet die Produktion. In Hamburg beginnt das Unternehmen Max Eisenmann & Company mit der Produktion von Automobilen unter dem Markennamen Immermobil. Das Unternehmen stellte zwei verschiedene zweisitzige Kleinwagen her. Das kleinere Modell 8 PS war mit einem Einzylindermotor von De Dion-Bouton ausgestattet. Das größere Modell 10/12 PS wies einen Vierzylindermotor von Reyrol auf. 1907 endet die Produktion.

 

08.02.1905 – Georg Wiß gründet die „Süddeutsche Automobilfabrik G.m.b.H. (SAG)“, die sich mit ihren Lkw und Bussen, aber auch Feuerwehrfahrzeugen schnell einen Namen macht. So ist es die Süddeutsche Automobilfabrik, die als erstes deutsches Werk einen Lkw-Großauftrag von der japanischen Regierung erhält. Auch stammt jenes Expeditionsfahrzeug von der SAG in Gaggenau, mit dem ein gewisser Paul Graetz im August 1907 zu einer 630 Tage dauernden Expedition startet, deren Ziel die Durchquerung Südafrikas auf Achse ist. Viele halten das Unterfangen für unmöglich, doch der Wagen aus Gaggenau nimmt die 9.500 Kilometer lange und gnadenlose Strecke unverdrossen unter die Räder. 1905 lassen die Berliner Stadtwerke in Gaggenau den ersten Großraumomnibus für 52 Fahrgäste bauen. 1906 gehört die Kaiserliche Reichspost zu den regelmäßigen Abnehmern von Bussen der SAG. 1907 hat die SAG zwei leichte, so genannte „Waren-Lieferungswagen“ mit wahlweise 800/1.000 oder 1.500/2.000 Kilogramm Nutzlast im Angebot. Im schweren Segment lieferte die SAG ebenfalls zwei Varianten: Eine mit zwei bis drei Tonnen, eine weitere mit vier bis sechs Tonnen Nutzlast. Als „Type Grunewald“ geht die erste benzinautomobile Spritze einer deutschen Feuerwehr in die Geschichte ein. Aufgrund des Erfolges ist eine Kapitalaufstockung erforderlich, um mit der Konkurrenz mithalten zu können. Auch mangelte es der SAG im Vergleich zu den Fabriken von Benz und Daimler an den nötigen großen Stückzahlen, um bei Qualität und Innovation Schritt halten zu können. Die Rheinische Kreditbank in Mannheim vermittelt zunächst einen Interessenvertrag mit Benz & Cie., der wenig später zum Zusammenschluss mit dem großen Wettbewerber führte. Die beiden Parteien einigten sich auf folgende Arbeitsteilung: Benz verlagerte den Nutzfahrzeugbau komplett aus dem Mannheimer Stammwerk nach Gaggenau, während die Automobilfabrik Gaggenau mit ihren Markenzeichen „S.A.F.“, „S.A.G.“ und „Gaggenau“ dem Bau von Personenwagen bis zum Ende des Jahres 1908 einstellen soll, tatsächlich aber bis 1911 an der Pkw-Fertigung festhält. Mit Gesellschafterbeschluss vom 31. Dezember 1910 wird nicht nur die Fabrik auf „Benz-Werke Gaggenau G.m.b.H.“ umgetauft, sondern auch die Geschäftsleitung neu besetzt und die angestammten Markenzeichen gegen den Schriftzug „Benz“ auf der Kühlermaske getauscht. Gründer Georg Wiß scheidet aus. Wiederum zwei Jahre später vollzog sich die Fusion zwischen Mutter- und Tochtergesellschaft. Gaggenau fungierte nun als eine Zweigniederlassung von Benz & Cie.

 

06/1905 - Auf der Strecke Lichtenrade - Buckow wird die erste Automobil-Omnibuslinie in Betrieb genommen. 

 

01.06.1905 – Die erste Kraftpostlinie in Deutschland nimmt zwischen Bad Tölz und Lenggries ihren Betrieb auf. Als Kraftpost oder Landkraftpost wird der kombinierte Personen- und Posttransport durch die Deutsche Reichspost beziehungsweise die Deutsche Bundespost in Postbussen als Nachfolger der Postkutsche bezeichnet. Ab 1965 bis zur Einstellung 1985 wird offiziell die Bezeichnung Postreisedienst verwendet.

 

08.06.1905 - Die Herren Schmidt und Kellner lassen das Unternehmen Weidaer Automobilwerke Schmidt & Kellner in das Gewerberegister eintragen. Unter dem Markennamen Taifun wollen Sie Automobile produzieren. Das Angebot umfasste Kleinwagen mit einem Zweizylindermotor (Modell 8/10 PS) und Vierzylinder (Modell 10/12 PS). Ob sie tatsächlich Fahrzeuge produziert hatten, ist umstritten. 1907 geriet das Unternehmen in Konkurs.

 

05.07.1905 - Zum sechsten und letzten Mal wird der Gordon-Bennett-Cup ausgetragen. Für das Rennen wird eine hügelige, 137 km lange Strecke durch die Auvergne ausgewählt. Diese muss viermal durchfahren werden. Laut Regeln dürfen pro Nation nur drei Fahrzeuge starten. Besonders die Franzosen mit ihren vielen Herstellern sind verärgert über diese Beschränkung. Zwar siegt Léon Théry mit einem Richard-Brasier vor zwei Fiat, doch einen weiteren Gordon-Bennett-Cup gibt es nicht mehr. Er wird durch weniger limitierte internationale Rennveranstaltungen abgelöst.

 

08/1905 – Louis Delâge gründet zusammen mit Alfred Charles Ernest Sebastian Baudier das Unternehmen Delâge et Compagnie. Delâge bringt sein technisches Wissen in die Firma ein, Baudier 40.000 Franc. Dieser Betrag entspricht dem Kaufpreis von fünf bis sechs billigen Automobilen. Am 16.08.1905 wird das erste Modell Typ A der nationalen Zulassungsbehörde vorgeführt, die Genehmigung wird am 18.08.1905 erteilt. Alle Fahrzeuge erhalten den Markennahmen Delage. Wie auch das zwei Monate später präsentierte Modell B verfügt es über einen Einzylindermotor von De Dion-Bouton. Ende 1906 hat die Firma bereits 36 Mitarbeiter, während bei Renault bereits 1500 Beschäftigte Automobile bauen. Aber auch Delage wächst, Ende 1908 sind es 116 Mitarbeiter, die rund 300 Fahrzeuge gebaut haben sollen. Mitte 1914 haben 725 Mitarbeiter monatlich 130-150 Fahrzeuge verschiedener Modelle hergestellt. In den 1920er und 1930er Jahren sind teils mehr als 3.000 Beschäftigte bei Delage, doch finanzielle Probleme führen dazu, dass Delâge seine Unternehmensanteile an eine Gruppe von Lieferanten übertragt. Am 16.04.1935 beantragt Louis Delâge die freiwillige Liquidation seiner Firma. Unter dem Liquidator Bévierre werden weiter Automobile produziert. Mitte 1935 erwirbt der in Frankreich lebende Brite Walter Watney die Markenrechte an Delage und gründet die Sociéte Nouvelle des Automobiles Delage; einer der Direktoren wird Louis Delâge. Es entstehen nun Fahrzeuge mit Aufbauten von Figoni & Falaschi, Ateliers Henri Chapron und anderen Karosseriebauern. Louis Delâge erhält das Recht, pro Jahr ein Dutzend Rennwagen herzustellen. Es entsteht jedoch nur ein Fahrzeug. 1940 wird die Générale Francaise pour la Construction Automobile gegründet, zu der u.a. Delahaye und Hotchkiss gehören sowie Delage als Unterabteilung von Delahaye. Im April 1946 werden die ersten Fahrzeuge nach dem Zweiten Weltkrieg bei Delage und Delahaye gebaut. 1949 gerät Delage in finanzielle Schwierigkeiten, immer weniger Fahrzeuge werden produziert und 1954 werden die letzten Delage angeboten. Insgesamt entstehen unter der Leitung von Delahaye zwischen 1935 und 1938 etwa 2.000 Delage und nach 1945 noch etwa 330. Die Gesamtproduktion von Delage wird mit über 50.000 Fahrzeugen angenommen.

 

11.-17.08.1905 - Insgesamt 937,1 km führt die Strecke der ersten Herkomer-Konkurrenz von München über Augsburg, Tübingen, Baden-Baden, Stuttgart, Nürnberg und Regensburg zurück nach München. Sie gilt als die erste Tourenwagen-Rallye der Welt. Zur ersten Auflage meldeten sich 105 Teilnehmer. Zugelassen waren nur viersitzige Tourenwagen mit Kotflügeln, Beleuchtung, Regenschutz, Raum für Gepäck und Werkzeug und mit einem Rückwärtsgang. Es siegte Edgar Ladenburg aus München auf Mercedes. Auch die beiden nachfolgenden Wagen waren Mercedes.

 

15.08.1905 - In Hamburg wird Manfred Georg Rudolf von Brauchitsch geboren. Er entstammt einem alten schlesischen Adelsgeschlecht. Ab 1933 wird Manfred von Brauchitsch Werksfahrer bei Mercedes-Benz. Als Rennfahrer ist er sehr schnell, doch wird er einerseits durch unglückliche Umstände um Siege oder gute Platzierungen gebracht, andererseits hat er sein Pech bei Rennen auch sich selbst und seinem schonungslosen Umgang mit den Fahrzeugen zuzuschreiben. Aber er fährt auch Siege ein. So gewinnt er 1937 den Großen Preis von Monaco und 1938 den Großen Preis von Frankreich. Von 1948 bis 1950 ist er der erste Präsident des AvD. 1954 zieht er in die DDR und wird dort Sportfunktionär. Manfred von Brauchitsch stirbt 2003.

 

27.09.1905 – Per Verordnung werden in Österreich verpflichtende Kennzeichen für Kraftfahrzeuge eingeführt

 

1906

 

1906 gründet Alfred Karfunkel das Unternemen Automobil-Bauerei Clou mit Sitz in Berlin-Charlottenburg-Westend und beginnt im gleichen Jahr mit der Produktion von Automobilen unter dem Markennamen Cloumobil. Ein Modell ist ein Dreirad. Ein Elektromotor treibt das einzelne Vorderrad an. Die Höchstgeschwindigkeit ist mit 25 km/h angegeben, und die Reichweite mit 80 bis 90 km. Die offene Karosserie bietet Platz für vier Personen. Der Preis beträgt 3.500 Mark. Das andere Modell ist mit einem Benzinmotor ausgestattet. Das Fahrzeug verfügte über einen Vierzylindermotor mit Magnetzündung und ein Dreiganggetriebe. Der Preis beträgt komplett mit Karosserie 6.000 Mark. 1908 endet die Produktion.

 

15.03.1906 - Henry Royce und Charles Rolls lassen in Manchester die von ihnen gegründete Automobilfirma Rolls-Royce Limited eintragen.

 

01.04.1906 - Um gesicherte Daten über die durch das Automobil im Straßenverkehr zu erhalten, beschließt das Reichsamt des Inneren ab dem 01.04.1906 im gesamten Deutschen Reich eine statistische Erhebung über Zahl und Schwere der Automobilunfälle durchzuführen. Ende des Jahres liegt die erste Statistik vor, die für die Automobilfahrer nicht günstig ausfällt. Denn Ursache der meisten Autounfälle ist demnach zu schnelles, unvorsichtiges oder vorschriftswidriges Fahren. Daran hat sich bis heute nicht viel geändert.

 

26.04.1906 - In Dresden wird in der Sächsische Automobilclub e.V. unter dem Protektorat Seiner Majestät König August von Sachsen am 26.04.1906 mit Sitz in der Ringstraße 12 gegründet. Zum ersten Präsidenten wird der Kgl. Sächs. Geh. Kommerzienrat Karl Lingner gewählt. Im Jahr nach seiner Gründung zählt der Club 137 lebenslange bzw. ordentliche Mitglieder sowie 29 außerordentliche Mitglieder.

 

05/1906 – Die 1899 von Albert Michaelis und Fritz Ebner gegründeten Automobilwerke Michaelis & Ebner mit Firmensitz in Berlin, Kurfüstendamm 217 werden aufgelöst. Das Unternehmen errichtet 1904 am Kurfürstendamm 93–95 eine Montage- und Reparaturwerkstatt. Eine Metallgießerei befindet sich in der Koloniestraße 57. Im gleichen Jahr beginnt der Import von Locomobile-Fahrzeugen. 1905 startet die Produktion von Automobilen. Der Markenname lautet Imperator. Zunächst entstehen Dampfwagen, die allerdings erfolglos sind. Im gleichen Jahr kommen die benzinbetriebenen Modelle 10 PS mit einem Zweizylindermotor und 16 PS mit einem Vierzylindermotor auf den Markt. Sie haben selbst entwickelte Motoren und Kardanantrieb. Die Fahrzeuge sind als Personenkraftwagen, Taxi und Lieferwagen erhältlich. Im September 1905 folgt der Umzug in die Streustraße 31 in Berlin-Weißensee. Kurz danach schied Michaelis aus dem Unternehmen aus. Finanzielle Probleme führten schließlich zum Ende des Unternehmens.

 

06.05.1906 - Die erste Targa Florio startet am 6. Mai 1906 um 6 Uhr mit 10 Automobilen, die im Abstand von 10 Minuten auf den 148 km langen Rundkurs gehen. Der Sieger bewältigt die vorgegebenen drei Runden in 9 Stunden und 32 Minuten. Zwischen 1925 und 1929 dominiert Bugatti mit dem Type 35 das Rennen und gewinnt fünfmal. In den 1920er Jahren ist die Targa Florio das wichtigste Sportwagenrennen, da die 24 Stunden von Le Mans, die Mille Miglia sowie die Grand-Prix-Rennen noch nicht etabliert sind. Die Rennen auf der damals etwa 22 km langen Stuttgarter Solitude wird sogar Schwäbische Targa Florio genannt. Das Eifelrennen findet ursprünglich unter ähnlichen Bedingungen statt wie die Targa Florio.

 

03.06.1906 - In Deutschland wird die Kfz-Steuer mit dem Reichsstempelgesetz vom 3. Juni 1906 zum 1. Juli 1906 eingeführt. (Reichsgesetzblatt Nr. 33/1906, Seite 708-711). Besteuert wird zunächst der Hubraum; dazu werden mittels einer Formel die Steuer-PS ermittelt, welche nicht mit den eigentlichen Leistungs-PS verwechselt werden sollen. Gültig für das Deutsche Reich vom 3. Juni 1906 bis 31. März 1928 sind folgende Formeln:

2-Takter: 0,45 × Zylinderzahl × Zylinderbohrung² (in cm) × Kolbenhub (in m)

4-Takter: 0,30 × Zylinderzahl × Zylinderbohrung² (in cm) × Kolbenhub (in m)

also:

2-Takter: 1 Steuer-PS = 175,5 cm³ oder 1 Liter Hubraum rund 5,70 Steuer-PS

4-Takter: 1 Steuer-PS = 261,8 cm³ oder 1 Liter Hubraum rund 3,82 Steuer-PS

 

09.06.1906 - Nach dem er aufgrund unterschiedlicher Ansichten mit der Geschäftsleitung in der Modellpolitik die von ihm gegründete Firma Benz verlassen hatte, gründet Carl Benz zusammen mit seinen Söhnen Eugen und Richard in Ladenburg eine neue Firma zum Bau von Motoren und Motorwagen: Die "C. Benz & Söhne. Carl Benz scheidet aus dieser Firma 1912 wieder aus. Zu dieser Zeit sitzt er bereits im Aufsichtsrat seiner alten Firma. Seine Söhne bauen noch bis 1924 eigene Automobile; danach verlegen sie das Geschäftsfeld auf die Produktionen von Teilen für die Automobilindustrie.

 

12.06.1906 – Matteo Ceirano und Michele Ansaldi gründen in Turin die Società Piemontese Automobili (SPA). Ein Jahr später präsentiert SPA auf dem Salone dell’automobile in Turin den SPA 28/40 HP mit einem 7.785 ccm Hubraum großen Vierzylindermotor und den SPA 60/70 HP mit einem Sechszylindermotor, der über einen Hubraum von 11.677 ccm verfügt. Gestaltet hat die Fahrzeuge Ceirano, die Motoren konstruierte Ansaldi. Ab 1908 nimmt SPA auch am Rennsport teil, im gleichen Jahr belegt Ernesto Ceirano mit dem 28/40 HP den fritten Platz bei der Targa Florio auf Sizilien. Im Jahr darauf erringt Baron Francesco Ciuppa mit dem gleichen Modell den Sieg bei der Targa Florio. Während des Ersten Weltkriegs verlassen beide Gründer ihr Unternehmen. 1909 fusioniert die Firma mit der Fabbrica Ligure Automobili Genova zur Societa Ligure-Piemontese Automobili und verlegt den Firmensitz nach Genua. Ihren ersten größeren Auftrag, eine Karosserie für den auf Basis eines SPA 23S basierenden Sportwagen namens „Torpedo“ zu fertigen, erhält 1920/21 die Turiner Karosseriebaufirma Carrozzeria Bertone von SPA. Dieser Auftrag verhilft Bertone zum Einstieg in die Automobilfertigung. Am 13. Februar 1923 verlegt SPA den Firmensitz zurück nach Turin und produziert weitere Sportwagenmodelle, unter anderem einen Sechszylinder mit 24 Ventilen und obenliegender Nockenwelle. Finanzielle Schwierigkeiten führen dazu, dass Fiat 1926 die Firma übernimmt. In diesem Zeitraum produziert SPA auch Fahrzeuge für den militärischen Sektor. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wird 1947 beschlossen, die SPA-Produktion endgültig in die Fiat-Produktion zu integrieren.

 

26.-27.06.1906 - In Le Mans wird das erste Rundstreckenrennen der Automobilgeschichte ausgetragen. Mit dem Großen Preis des ACF beginnt die Geschichte der Großen Preise. Der Grand Prix von Frankreich hatte eine Länge von 103 km und musste an zwei Tagen insgesamt 12x umrundet werden. Sieger war ein ehemaliger Mechaniker von Louis Renault, der Ungar Ferenc Szisz. Er gewann mit 31 Minuten Vorsprung vor Felice Nazzaro auf Fiat, dem Albert Clément auf Clément-Bayard folgte.

 

15.07.1906 - In London wird als Sohn einer Engländerin und eines Deutschen Rudolf Uhlenhaut geboren. In München absolviert er das Studium des Maschinenbaus und kommt 1931 zu Daimler-Benz nach Stuttgart zur Versuchsabteilung unter Fritz Nallinger. 1936 übernimmt Uhlenhaut die Leitung der Rennwagenabteilung, die in diesem Jahr den Fahrzeugen der Auto Union unterlegen war. Unter seiner Leitung startet 1937 der neue W 125 durch und wird das überlegene Auto der Grand-Prix-Europameisterschaft in diesem Jahr; Rudolf Caracciola wird als Fahrer Europameister. Nach den erfolgreichen Rennen der Vorkriegszeit ist Uhlenhaut auch nach dem Zweiten Weltkrieg für die Rennwagenabteilung zuständig. Er lässt mit dem Motor des Typs 300 einen Rennsportwagen bauen, der ab 1952 als W 194 (300 SL) die bedeutendsten Rennen gewinnt und ab 1954 in Form des legendären „Flügeltürer-Coupés“ auf die Straße kommt.  Uhlenhaut selbst besitzt nie ein eigenes Auto, nutzt aber z.B. das berühmte „Uhlenhaut-Coupé“ für die Fahrt zur Arbeit. Dabei handelt es sich um eine geschlossene Version auf Basis des offenen 300 SLR, mit dem 1955 Stirling Moss und Denis Jenkinson die Mille Miglia gewannen. Das Fahrzeug ist für die Rennsaison 1956 vorgesehen, doch aufgrund der Tragödie von Le Mans 1955 zieht sich Mercedes-Benz für Jahre vom Rennsport zurück. Später ist Uhlenhaut Mitglied im Vorstandes Stuttgarter Autobauers und wird 1972 pensioniert. Am 08.05.1989 stirbt Robert Uhlenhaut in Stuttgart.

   

11/1906 - C. S. Rolls & Co. stellen den Rolls Royce 40/50 hp mit Sechszylindermotor vor. Namensgebend für die Baureihe wurde das Schild „Silver Ghost“ eines Vorführfahrzeugs. Das "beste Auto der Welt" wurde zwischen 1906 und 1928 in GB und in den USA 6.173 x gebaut und kostete 305 Pfund.

 

07.11.1906 – Henri Jeannin gründet die Argus Motoren Gesellschaft in Berlin. Das Unternehmen produziert Automobile, Lastkraftwagen sowie Stationär- und Bootsmotoren. Ab 1906 werden zwei Jahre lang LKW mit zweieinhalb sowie vier und fünf Tonnen Nutzlast gebaut. Bis 1910 werden auch Personenwagen hergestellt. Ein Vierzylindermotor hat 5.8821 ccm. Zunächst werden Einbaumotoren von Panhard & Levassor verwendet, später werden eigene Motoren mit zwei, vier und sechs Zylindern. Die Fahrzeuge werden auch im Motorsport eingesetzt. Am 15.07.1916 übernimmt Hauptanteilseigner Moritz Straus die Rolle des Geschäftsführers. Nach 1910 werden keine Fahrzeuge, jedoch Motoren für Boote, Flugzeuge und Automobile produziert. Nach dem Ersten Weltkrieg dürfen keine aufgrund des Versailler Vertrages keine Flugzeugmotoren gebaut werden. Nun beschäftigt man sich ausschließlich mit er Entwicklung und Verbesserung von Pkw-Motoren der Horchwerke Zwickau AG. Ab Ende der 1920er Jahre werden auch wieder Flugzeugmotoren gebaut. 1923 wechselt Paul Daimler zu Argus und macht sich hier bis 1928 einen Namen als Motorenentwickler im Bereich Flugzeugtriebwerke.1938 wird Moritz Straus im Zuge der Arisierung gezwungen, das Unternehmen zu verkaufen. Obwohl der Buchwert bei 11 Millionen Reichsmark beträgt, erhält die Junkers Flugzeug- und Motorenwerke für 5,2 Mio RM den Zuschlag, während BMW 2-3 Mio RM geboten hat. Straus emigriert in die USA.

 

21.11.1906 - In München kommt das erste Automobil bereits rund 20 Jahre nach seiner Erfindung ins Museum. Zur Eröffnung des Deutschen Museums, das sich auf der Museumsinsel, einer alten Kiesbank in der Isar, befindet, stiftet Carl Benz seinen ersten Patent-Motorwagen von 1886. Im Jahr 1925 wird das Dreirad für einen historischen Korso noch einmal auf die Straße geholt. Heute befinden sich die Automobile nicht mehr auf der Museumsinsel, sondern in einer Außenstelle im Verkehrszentrum in drei ebenfalls historischen, denkmalgeschützten Messehallen auf der Theresienhöhe. Auch diese Gebäude werden bereits am 16.05.1908 als Teil der Messe München eröffnet. Hier befinden sich über 4500 Exponate, darunter rund 500 Komplettfahrzeuge vom Kinderroller bis zur Dampflokomotive. Zu den Automobilen gehören neben dem Benz Patent-Motorwagen auch ein Adler Diplomat 3 GS (Bj. 1938), ein Adler Landaulet (Bj. 1911) und ein Adler Standard 6 S (1928), ein Audi Typ C Alpensieger (1914), ein Baker Electric Roadster "Victoria" (1908), ein Cadillac Series 62 Sedan (1959), ein Citroen 2CV AZU 250 Fourgounette (1955), ein Daimler-Maybach Stahlradwagen (1889, Nachbau 1962), ein Daimler Riemenwagen (1895), ein Protos "Wettbewerbswagen" (1907), ein Ford Taunus Spezial (1950), ein Goliath Pionier (1931), ein Steyr Typ 50 "Baby" (1936), ein Volkswagen Typ 2 Fensterbus und viele andere interessante Fahrzeuge.

  

29.11.1906 - Die Neckarsulmer Fahrradwerke AG präsentiert ihr erstes selbständig entwickeltes Automobil, den "Original Neckarsulmer Motorwagen": der NSU 6/10 PS. Das Fahrzeug ist kleiner, einfacher und preiswerter als die bisher in Lizenz gebauten Pipe-Wagen und erfreut sich einer großen Nachfrage. Es konnte sowohl als Zwei- wie auch als Viersitzer geordert werden. Das Fahrzeug hat einen Vierzylinder-Reihenmotor mit 1.308 ccm Hubraum und 12 PS. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 65 km/h.

 

29.11.1906 - Der aus Turin stammende Rennfahrer, Pilot und Ingenieur Vincenzo Lancia gründet am 29. November 1906 mit dem für Fiat tätigen Versuchsfahrer Claudio Fogolin das Unternehmen Lancia. In den frühen Jahren seiner Firmengeschichte ist Lancia vor allem im Rennsport aktiv und konnte in dieser Sparte viele wichtige Erfolge verzeichnen. Auch mit innovativen Ideen und technischen Neuerungen etabliert sich die Marke ab den zwanziger Jahren als eines der Prestigeunternehmen Italiens. Durch die regelmäßig zum Patent angemeldeten technischen Pionierleistungen, die Lancia im Bau von innovativen Fahrzeugen absolviert, kommen in kurzen Abständen immer wieder neue Lancia-Modelle auf den Markt, die sich stark von der Konkurrenz abheben. Wie viele andere Unternehmen der Automobilindustrie Europas muss auch Lancia in der Zeit der beiden Weltkriege auf den Bau von Nutzfahrzeugen für das Militär umsatteln. Nach 1945, als das starke Wirtschaftswachstum einsetzt, fertigt Lancia nicht wie die meisten Konkurrenz-Unternehmen vermehrt erschwingliche Kleinwagen an, sondern setzt weiterhin auf in der Herstellung teurer und nach aufwendigen Entwürfen produzierten Autos der oberen Preisklasse. Darüber hinaus ist Lancia in jenen Jahren für seine sportlich-eleganten Form-Entwürfe bekannt, die die außergewöhnlichen Lancia-Fahrzeuge zu begehrten Designobjekten machen. Nach dem tragischen Unfalltod des Lancia-Testfahrers Alberto Ascari im Jahr 1955 zieht sich Lancia für neun Jahre aus dem Rennsport zurück und verschenkt seine Formel 1-Sparte an Ferrari. Seit dem Jahr 1969 wird Lancia als die Nobelmarke des führenden Automobilkonzerns Fiat geführt.

 

01.12.1906 - Bei der freiwilligen Feuerwehr Grunewald wird die erste von einem Benzinmotor angetriebene Feuerlösch-Gasspritze Deutschlands in Dienst gestellt. Das 32/35-PS-Vierzylinder-Fahrgestell stammt von der Süddeutschen Automobilfabrik Gaggenau.

 

 

1907

 

1907 werden die Aegir Automobilwerke Voigt & Gortatowski mit Sitz in Berlin-Wilmersdorf gegründet. Zwischen 1907 und 1909 stellt das Unternehmen Automobile unter dem Markennamen Aegir her. Im gleichen Jahr wird auch die Deutsche Motorfahrzeugfabrik GmbH in Berlin gegründet und produziert unter dem Markennamen Autognom Fahrzeuge her. Diese werden auf der Berliner Automobilausstellung und dem Pariser Automobilsalon präsentiert, doch noch im gleichen Jahr endet die Produktion, die Firma wird von Motorfahrzeugfabrik Roland Brandt, deren Produktion dann 1910 oder 1911 endet.

 

28.05.1907 - Das erste Rennen auf der Isle of Man findet mit 25 Fahrern statt. Es geht über den St. John’s Short Course, der von St. John’s über Ballacraine, Kirkmichael und Peel führt. Die rund 25 km lange Strecke ist zehnmal zu umrunden. Die ersten Sieger sind Charlie Collier auf Matchless bei den Einzylindern und Rem Fowler auf Norton mit Peugeot-Motor bei den Zweizylindern. In den Jahren 1909 und 1910 wird nur eine Klasse ausgeschrieben. Diese ist sowohl für Einzylindermaschinen mit Hubräumen bis 500 ccm als auch für Zweizylinder mit bis zu 750 ccm offen.

 

06/1907 – Der Textilfabrikant und Rennfahrer Theodor Freiherr von Liebieg gründet zusammen mit Oscar von Klinger und Alfred Ginskey in Rosenthal bei Reichenberg (Österreich-Ungarn) die Reichenberger Automobil Fabrik. (RAF). Eines der ersten Modelle ist das Modell T mit einem 4,5-Liter-Vierzylindermotor und 30 PS. Es verfügt bereits über eine Vierradbremse und wird 1908 auf dem Prager Automobilsalon vorgestellt. Es folgen weitere Modelle, die sich jedoch nur in kleinen Stückzahlen verkauft werden können. Daher werden auch in Lizenz der Hansa 6/14 PS und der Hansa 10/22 PS der Vareler Hansa-Werke gefertigt. Als sich 1912 der Niedergang der Firma RAF abzeichnet, fusioniert sie noch im gleichen Jahr mit Laurin & Klement. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges entstehen noch zwei weitere Modelle. Viele Konstruktionen von Laurin & Klement basieren auf früheren RAF-Konstruktionen.

 

10.06.1907 - In Peking starten fünf von ursprünglich 40 gemeldeten Teams mit ihren Automobilen zur Fahrt nach Paris. Für die von der Zeitung Le Matin ausgelobten Rallye gab es keine Regeln, derjenige, der zuerst in Paris ankommt, erhält als Gewinn eine Magnum-Flasche Mumm-Champagner. Ohne jegliche Unterstützung durch Wegweiser oder Vorausteams führt das Rennen durch die für die Fahrer völlig unbekannten Länder, in denen es häufig keine Straßen gibt, geschweige denn Kartenmaterial oder Tankstellen. Der Treibstoff wurde in Fässern mit Kamelen zu festgelegten Stationen entlang der Strecke gebracht. Sieger des Rennens wird am 10.08.1907 der italienische Fürst Scipione Borghese, begleitet durch seinen Mechaniker und Chauffeur Ettori Guizzardi sowie den Reporter Luigi Barzini vom Corriere della Sera. Borgheses Fahrzeug ist ein Itala mit 7.433 ccm Hubraum und 45 PS. Zweiter werden Charles Goddard und Jean du Tailles auf Spyker. Die drei übrigen Fahrzeuge, ein Contal und zwei De Dion-Bouton, erreichen Paris nicht.

 

13.-14.06.1907 – Mit dem Kaiserpreis-Rennen findet die zweite große internationale Motorsportveranstaltung nach dem Gordon-Bennett-Rennen 1904 in Deutschland statt. Die Route führt auf einem 117 km langen Rundkurs durch den Taunus mit Start und Ziel am Kastell Saalburg. An der Auswahl der Strecke soll Kaiser Wilhelm II. persönlich beteiligt gewesen sein. In zwei Vorläufen entscheidet sich, wer am zweiten Tag am Hauptrennen teilnehmen darf. Darin siegt Felice Nazzaro auf Fiat, nach der Targa Florio sein zweiter Sieg in diesem Jahr bei einem bedeutenden Rennen. Aus deutscher Sicht ist der Rennverlauf dagegen erneut enttäuschend. Zwar wird Carl Jörns auf Opel 34/65 PS der Preis für das beste deutsche Fahrzeug verliehen, was dem Hause Opel gleichzeitig den Titel „Hoflieferant“ beschert, dennoch bleibt der Kaiserpreis von 1907 – im Gegensatz zum Grand Prix – ein einmaliges Ereignis, das trotz großen Teilnehmerzuspruchs und Zuschauerinteresse im darauffolgenden Jahr keine Fortsetzung mehr findet.

 

17.06.1907 – In Weybridge in Surry (GB) wird die Brooklands-Rennstrecke mit einem großen Fest, Auto- und Pferderennen, auf die man damals nicht verzichten wollte, eröffnet. Noch gibt es kaum Vorbilder für solche Veranstaltungen, und so lehnen sich die Regeln an Pferderennen an: Um die Fahrzeuge voneinander zu unterscheiden, tragen die Fahrer wie Jockeys farbige Rennjacken. Fahrtrichtung ist gegen den Uhrzeigersinn. Jeder Teilnehmer legt die vorgegebene Rundenzahl zurück und biegt nach der letzten Runde in die Zielgerade ein. Hinter der Ziellinie geht es noch ein kurzes Stück wieder über die Strecke, bevor eine Straße links Richtung Boxengasse führt. Die unternehmungslustige Gattin des Gründers, Ethel Locke-King, donnert in ihrem riesigen Itala mit der damals sagenhaften Geschwindigkeit von 90 mph (145 km/h) über die erhöhten Kurven – das öffentliche Geschwindigkeitslimit liegt bei nur 20 mph (32 km/h). Die Gottlieb Daimler Memorial Plate wird ausgelobt – ein Daimler gewinnt mit fast einer Runde Vorsprung. Beim Montague Cup am gleichen Tag fährt ein Mercedes 120 PS als Erster über die Ziellinie; eine offizielle Zeit gibt es nicht, aber man vermutete eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 82 mph (132 km/h). Die Gesamtlänge der Rennstrecke inklusive der Zielgeraden beträgt 5,2 Kilometer. Davon sind 3,2 Kilometer ebene Strecke, rund 30 Meter breit. Dazu kommen zwei Steilkurven. Die längere, Byfleet Banking, hat einen mittleren Radius von 472 Metern, ist rund sechs Meter hoch und hat eine Überhöhung von fünf Metern. Die kürze, Members Banking, hat einen mittleren Radius von 305 Metern, ist 8,50 Meter hoch mit einer Überhöhung von 10 Metern. 5000 Sitzfläche sind vorhanden, der Raum für Stehplätze wird auf 250.000 geschätzt.

 

28.06.1907 – Der britische Rennfahrer Selwyn Edge startet auf der neuen Rennstrecke von Brooklands zu einer 24-Stunden-Fahrt, um den Streckenrekord von 1754 Kilometer zu brechen, den zwei Amerikaner halten. Edge’s Fahrt voraus geht eine intensive Diskussion, ob der Mensch diese Anstrengungen und Geschwindigkeit aushalten könne und ob das Auto überhaupt solange halten werde – die Diskussion bringt vor allem der neuen Rennstrecke eine unverhoffte Werbung. Edge erreicht sein Ziel: Innerhalb von 24 Stunden legt er bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 107,87 km/h rund 2546 Kilometer zurück. Gleichzeitig setzt er Weltrekorde für sämtliche Zeitenstrecken von 1 bis 24 Stunden sowie Zeitrekorde für 50 Meilen und 1000 Meilen. Sein Fahrzeug ist ein Napier 60 PS, der zwar seiner Touringkarosserie beraubt, sonst aber wohl weitgehend serienmäßig war. 1922 verbessert er seinen 24-Stunden-Rekord auf 2.868 km und 1937 bestreitet er im Alter von 69 Jahren sein letztes Rennen. Drei Jahre später stirbt er in Eastborne.

 

12.07.1910 – Im Alter von nur 32 Jahren verstirbt der britische Unternehmer, Flugpionier, Automobilrennfahrer und – zusammen mit Frederick Henry Royce – Gründer des Automobilunternehmens Rolls Royce, Charles Stewart Rolls. Schon in seiner Jugend interessiert Rolls sich für Motoren und gründet 1904 mit Royce die Automobilfabrik Rolls-Royce. Rolls ist für das Geschäftliche, Royce ist für die Technik zuständig. Charles Roll ist auch ein Flugpionier und erhält als zweiter Brite vom Royal Aero Club eine Fluglizenz. Am 26.12.1908 demonstriert er die Möglichkeiten einer Ballonfahrt. Am 02.06.1910 überfliegt Rolls als Erster nonstop „hin und zurück“ den Ärmelkanal. Sechs Wochen später stirbt Charles Rolls bei einem Flugunfall über Bournemouth.

 

01.09.1907 – Ettore Bugatti unterschreibt einen Arbeitsvertrag bei der Gasmotoren-Fabrik Deutz AG in Köln und entwickelt nebenbei im Keller seines Hauses in Mülheim am Rhein einen sehr leichten Wagen. Am 15.12.1909 wird ihm nach der Entwicklung von nur zwei Vierzylindermodellen schon wieder, mit einer hohen Abfindung, gekündigt. Angeblich verbraucht er den Entwicklungsetat an falscher Stelle: Seine Konstruktionen sind angeblich zu kompliziert und deren Fertigung zu unwirtschaftlich.

 

17.09.1907 – Die Harley-Davidson Motor Company of Milwaukee wird gegründet. Die Aufgabenverteilung ist klar geregelt. Präsident wird Walter Davidson, Sekretär und Verkaufsmanager Arthur Davidson, William Harley wird Chefingenieur, William Davidson Vizepräsident und Produktionsleiter. Die Geschäftsanteile werden bei einem Einlagevermögen von 14.200 US-Dollar folgendermaßen aufgeteilt: Walter Davidson: 50 Anteile, Arthur Davidson: 47 Anteile, William A. Davidson: 40 Anteile und William S. Harley: 5 Anteile. Begründet wird dies vom Unternehmen damit, dass Walter Davidson eine Familie zu ernähren hat, während William Harley studiert.

 

30.09.1907 - Die Firma Anderson Carriage Company liefert das erste Fahrzeug des "Detroit Electric" aus, bis zum Jahresende werden neun weitere Fahrzeuge gebaut. Das Modell C ist ein zweitüriges Coupé, das Modell D ein viersitziger Brougham, zwei Jahre später folgt das Modell L als Roadster. Zu den bekanntesten Besitzern gehören Thomas Edison und John D. Rockefeller. Am bekanntesten ist jedoch die Besitzerin Dorette Duck - eine Comicfigur. Sie ist die Großmutter der Donald Duck Comics. Ein Detroit Electric ist auch im Automuseum Melle zu sehen.

 

01.10.1907 - Auf Grund vermehrter Fälle von Fahrerflucht beginnen in den deutschen Staaten zwischen 1870 und 1890 die ersten örtlichen Behörden, Nummernschilder für Fahrräder vorzuschreiben. Sie werden lokal ausgegeben und unterscheiden sich farblich. 1896 wird in Baden das erste Nummernschild an einem der neuen Automobile befestigt. 10 Jahre später gibt es die erste einheitliche Regelung zum Anbringen von Nummernschildern an allen Kraftfahrzeugen, die ein Jahr später am 01.10.1907 in Kraft treten und für alle 26 Länder des Deutschen Reiches gelten. Die Kennzeichen sollen der Identifizierung nach Fahrerflucht und anderen Verstößen dienen. Zu diesem Zeitpunkt sind im Deutschen Reich 10.15 Pkw, 15.954 Krafträder und 957 Lkw zugelassen. Anfang des 20. Jahrhunderts führen immer mehr europäische Länder Kraftfahrzeugkennzeichnungen ein. Doch gegen die Einführung von Kraftfahrzeugkennzeichen gibt es auch Proteste. Die Nummerierungen würden die Automobile entstellen und sie erhielten den Charakter von Mietwagen.

 

10.10.1907 - Die Berliner Stadtverordnetenversammlung beschließt die Anschaffung eines Automobils für den Magistrat.

 

21.10.1907 - Fritz Schiermeier gründet eine Automobil-Handelsfirma. Am 21. Oktober 1907 schließt er seinen ersten Händler-Vertrag mit der Firma Adam Opel AG und übernimmt die Vertretung für den Nordwestdeutschen Raum mit Sitz in Osnabrück. 2023 endet die Zusammenarbeit von Schiermeier und Opel.

 

14.11.1907 - Das Kaiserliche Patentamt erteilt den Horchwerken ein Patent für eine neu entwickelte Sechsfachkolbenpumpe zur Motorschmierung. Nun sorgen in die Verteilerdome eingebrachte sechs Kolben für gleichmäßigen Schmierstoff, die durch einen Zahnradgetriebenen Drehschieber - über Nocken bewegt - einen minimalen Kolbenhub freigeben. Diese Frischölschmierung sichert den Bedarf in den Lagern und bleibt den Horch-Wagen bis zum Auslauf der alten Konstruktionen erhalten.

 

02.12.1907 - Nach Berechnungen der "Welt am Montag" erfordert ein Automobil mit 24 PS jährlich 12.000 Mark Betriebskosten. Ein Arbeiter verdient im gleichen Zeitraum durchschnittlich etwa 900 Mark.

 

 

1908

 

12.02.1908 - In New York startet das "Greatest Auto Race", einem Autorennen über 22.000 Kilometer. Sechs Teams, darunter ein deutsches mit einem Protos-Wagen, machen sich auf den Weg zu einer spektakulären Wettfahrt. Die Strecke führt über 3000 Meter hohe Berge, Flüsse ohne Brücken müssen passiert werden, es geht über kilometerlange Schlammpisten, durch Wüsten. Banditen und Wölfe gefährden die Reisenden. Der in Berlin-Reinickendorf gebaute Protos-Wagen wird von einem Vierzylindermotor mit 4.360 ccm Hubraum angetrieben, hat 30 PS und fährt maximal 90 km/h. Er hat einen wuchtigen Aufbau mit einer zugluftdichten Plane und dient gleichzeitig als provisorische Reparaturwerkstatt. Über den drei Sitzen gibt es einen notdürftigen Schlafplatz. Angeführt wird die deutsche Crew von Oberstleutnant Hans Koeppen. Ab New York sind als Fahrer und Mechaniker Hans Knape und Ernst Maas mit an Bord, die ab Wladiwostok durch Kaspar Neuberger und Robert Fuchs ersetzt werden. Zur ihrer Ausrüstung gehören Ersatzteile, Lebensmittel, Waffen, Medikamente und Schlittenkufen. Sechs Extratanks enthalten 700 Liter Benzin und 100 Liter Öl. Der Durchschnittsverbrauch beträgt 30 Liter Benzin. Drei Fahrzeuge kommen ins Ziel, als erstes der Prototyp. Doch mit zweifelhaften Gründen wird der vier Tage später eintreffende George Schuster mit seinem Thomas-Flyer zum Sieger erklärt.

 

03/1908 - Dr. Elisabeth von Papp nimmt ihren Dienst als erste Taxi-Chauffeurin Deutschlands - "polizeilich concessioniert" - auf. Mit einem offenen Adler-Wagen ist die gebürtige Ungarin auf den Berliner Straßen unterwegs. Doch sie muss bald aufgeben aufgrund von vielen Kunden und Kollegen. Außerdem weigert sie sich, dem Transportarbeiterverband beizutreten.

 

01.03.1908 - Nach mehr als 20.000 Kilometern trifft als erster Wagen beim Autorennen New-York – Paris der Protos mit Oberleutnants Hans Koeppen in Chicago ein. Der von der Wagenfabrik Jos. Neuss für diese Fahrt aufgebaute Protos-Wettfahrtwagen steht heute im Deutschen Museum.

 

24.03.1908 - Für seinen erfundenen handbetriebenen Scheibenwischer für vordere Autoscheiben erhält der autobegeisterte Prinz Heinrich von Preußen, der Bruder Kaiser Wilhelms II., ein deutsches Patent. Seine Erfindung findet allerdings wenig Verbreitung.

 

08.05.1908 - Der italienische Rennfahrer Vincenco Trucco siegt auf Isotta-Fraschini bei der 3.Targa Florio mit einem Durchschnitt von 57.065 km/h. Der Mailänder ist ein Freund von Alfieri Maserati, mit dem er eine Zündkerze patentieren lässt.

 

26.05.1908 - In Masjid-i-Suleiman, im Süden des heutigen Iran, wird Erdöl entdeckt. Daraufhin gründet sich 1909 die Anglo-Persian Oil Company (APOC), die als erstes Unternehmen die Ölreserven im Nahen Osten anzapft und verarbeitet. Die APOC schließt Konzessionsverträge mit Persien. 1954 benennt sie sich in British Petroleum Company um, heute bekannt als BP.

 

09.06.1908 - In Berlin erfolgt der Start zur ersten Prinz-Heinrich-Fahrt für Automobile. 129 Fahrzeuge gehen an den Start der über rund 2.200 km langen Tour. Sie führt über Kiel, Hamburg Köln und Trier nach Frankfurt, wo sie am 17. Juni endet. Sieger wird Fritz Erle-Mannheim auf einem Benz-Wagen. Gestiftet wird die Tourenwagen-Konkurrenz vom automobilbegeisterten Rennfahrer Prinz Albert Wilhelm Heinrich von Preußen, dem Bruder des deutschen Kaisers Wilhelm II. Ausgerichtet wird die Fahrt vom KAC, dem Kaiserlichen Automobil-Club.  1909 und 1910 findet die Prinz-Heinrich-Fahrt erneut statt. Dabei siegen Wilhelm Opel bzw. Ferdinand Porsche.

 

07.07.1908 - Den dritten Grand Prix von Frankreich in Dieppe gewinnt der deutsche Rennfahrer Christian Lautenschlager auf einem Mercedes. Auf den Plätzen zwei und drei folgen zwei Benz-Wagen.

 

09.07.1908 - Auf die Strecke Berlin-Stettin-Kiel-Hamburg-Hannover-Köln-Trier-Frankfurt am Main gehen anlässlich der ersten Prinz-Heinrich-Fahrt 129 Wagen. Der Pokal wird vom begeisterten Rennfahrer Prinz Albert Wilhelm Heinrich von Preußen, dem Bruder vom damaligen Deutschen Kaiser, gestiftet. Teilnehmen dürfen nur viersitzige Tourenwagen mit drei Personen. Zusätzlich fährt ein Kontrolleur der Fahrtleitung in jedem Wagen mit. Auf der Strecke gibt es immer wieder Schnelligkeitsprüfungen auf abgesperrten Straßen. 1908 siegt Fritz Erle (auf Benz), 1909 Wilhelm Opel (auf Opel) und 19010 ist Ferdinand Porsche bei der letzten Prinz-Heinrich-Fahrt (auf Austro-Daimler).

 

22.07.1908 – Fredric J. Fisher und sein Bruder Charles J. Fisher gründen in Detroit die Fisher Body co., Geldgeber ist ihr Onkel Albert Fisher. Der Stellmacherbetrieb baut Karosserien für andere Automobilhersteller wie z.B. Ford und Oldsmobile. 1909 verließ Albert Fisher das Unternehmen, da er mit der Geschäftspolitik seiner Neffen nicht einverstanden ist. Mit Hilfe der Familie Mendelssohn kann man ihn auszahlen. Die beiden Brüder Mendelssohn und ihre Firma treten nun in das Unternehmen ein wie auch die anderen fünf Brüder von Frederic und Charles Fisher. 1910 wird aufgrund von Aufträgen für die neuen geschlossenen Karosserien, z.B. von Cadillac, die Fisher Closed Body Co. gegründet. Die Fisher Body Co. ist mit ihren Entwicklungen von Kurbelfenstern, nach hinten geneigten Windschutzscheiben und entspiegeltem Glas ein Vorreiter in der Karosserietechnologie. 1914 hat Fisher bereits 14 Niederlassungen in den USA und stellt in diesem Jahr rund 105.000 Karosserien her. 1916 werden beide Firmen zusammengelegt, Sitz ist nun News York City. 1919 entstehen Überlegungen, nicht nur Karosserien, sondern auch ganze Automobile zu bauen. Ford, Studebaker und GM machen Übernahmeangebote, wobei GM zum Zuge kommt und zunächst 60 % des Firmenkapitals erwirbt. 1920 werden bereits 378.978 Karosserien bei Fisher gefertigt .1924 hat Fisher 44 Werke mit 40.000 Mitarbeitern, die jährlich 500.00 Karosserien produzieren. 1926 übernimmt GM auch die restlichen 40 & von Fishers Firmenanteilen und Fisher ist nur noch eine GM-Division. Die Fisher-Brüder werden Direktoren bei GM.

 

26.07.1908 - Der Sieger des Automobilrennens „Rund um die Erde”, der deutsche Oberleutnant Hans Koeppen, trifft auf seinem Protos-Wagen in Paris ein. Jedoch werden ihm für einen von den als Rennleitung eingesetzten Franzosen genehmigten Bahntransport nachträglich 15 Tage angerechnet. Da er nur mit drei Tagen Vorsprung in Paris eintrifft, wird der US-Amerikaner George Schuster zum Sieger erklärt.

 

21.08.1908 - Der niederösterreichische Landschulrat in Wien gibt einen Erlass an die Bezirksschulräte über das "Steinewerfen gegen Automobile" heraus. Besonders die Landjugend empfinde "noch immer eine Abneigung gegen das moderne Verkehrsmittel", der es durch das Bewerfen der Autos mit Steinen und Stöcken Ausdruck verleihe.

 

06.09.1908 – Der hessische Erfinder und Unternehmer Friedrich Veith stirbt in Sandbach. Nach einem Ingenieurstudium legt Friedrich Veith 1882 das Examen ab und findet Anstellung in einer Mainzer Maschinenfabrik. 1889 geht er nach Frankfurt am Main zu der Gummiwarenfabrik Hölter & Hartmann und befasst sich dort als Betriebsingenieur mit Entwicklungs- und Organisationsaufgaben. Er strebt laufend nach der Verbesserung von Motorrad- und Fahrradbereifungen und lässt sich auf diesem Gebiet etliche Erfindungen patentieren. Mit seinem Schwiegervater Alexander Wahlig gründet er in Offenbach am 19. Dezember 1896 die Firma Veith & Co. und beginnt die Produktion von Bereifungen nach eigenen Patenten. Als Friedrich Veith ein Benz-Automobil erwirbt, wird er mit den Mängeln der damals üblichen Bereifung konfrontiert. Die Lebensdauer der üblichen Hochdruck-Wulstbereifung beläuft sich auf bestenfalls 2000 bis 3000 Kilometer. Auf Reisen ist die Mitnahme von mitunter vier, sechs oder mehr Ersatzreifen und Schläuchen empfehlenswert. Unzählige auf den Straßen herumliegende klobige Hufnägel zerstören die Bereifung immer wieder. Ein Reifenwechsel dauert rund eine Stunde, das ganze Rad muss abmontiert werden, beim Hinterrad auch die Antriebskette. Ab 1902 beginnt sich Veith mit Dampf-Automobilen zu befassen. Er entwirft Dampfwagen, die gegenüber den damals aufkommenden schweren Serpollet-Fahrzeugen von leichterer Bauart sein sollen. Im Sommer 1903 kaufte Friedrich Veith in Sandbach im Odenwald eine ehemalige Ölmühle an der Mümling mit Wasserkraftnutzung. Er verlegt seine Reifenproduktion dorthin, um genormte Qualitätsreifen herzustellen. Er ist der erste Reifenproduzent in Europa, der in Absprache mit den seinerzeit größten Automobilfabriken eine Reifen-Norm und ebenso genormte Felgen einführt. Veith stellt seine Reifen den Werken Benz und Daimler zwecks Erprobung zur Verfügung. Als der Kaiser die Ausstattung der Verkehrstruppen des Heeres mit einer Anzahl Veith-Reifen befürwortete, werden sie dort ausgiebigen Belastungs- und Bewährungsproben unterzogen. Am 13.11.1903 wird beim Amtsgericht Höchst die Firma Veith & Co. Veithwerke bei Höchst i. Odw. zu Sandbach eingetragen. Die in Sandbach hergestellten Reifen zeigen eine erstaunliche Betriebssicherheit und Lebensdauer. Seine am weitesten entwickelte Reifenbauart bezeichnet er als Radialreifen. Als sich Heeres- und Marineverwaltung entschließen, alle Fahrzeuge mit Veith-Reifen auszurüsten, beginnt ein langwieriger und äußerst unangenehmer Streit mit der Continental AG, die, auch mit unlauteren Mitteln, namentlich durch Verletzung von Veith-Patenten, versuchen, den lästigen Konkurrenten aus dem Markt zu drängen. Veith sieht sich zu einem zermürbenden gerichtlichen Patentstreit gezwungen, den er letztlich gewinnt. Am 23.11.1906 wird auf Betreiben von Friedrich Veith die Veithwerke AG mit Sitz in Sandbach gegründet, nachdem er Investoren gefunden hat, um sein Unternehmen auf eine breitere Kapitalbasis zu stellen. Es verfügt nun über ein Grundkapital von 2.000.000,00 Mark. Mit der Produktion von Reifen und Schläuchen für Fahrräder, Motorräder und Automobilen wurde bis 1939 die Anzahl der Mitarbeiter auf 1000 erhöht. Nach dem Zweiten Weltkrieg wird 1946 die Produktion durch die Veith Gummiwerke GmbH wieder aufgenommen. 1963 erwirbt der Konzern Pirelli die Mehrheitsbeteiligung an der Veith Gummiwerke GmbH mit der gleichzeitigen Umwandlung in die Veith-Pirelli GmbH.

 

08.09.1908 - In Berlin wird der erste Löschzug der Feuerwehr mit vier elektrisch angetriebenen Wagen in Betrieb genommen. Der Zug besteht aus Gasspritze, Gerätewagen, Dampfspritze und Drehleiter. Nach zweijährigen Probefahrten über 10.000 Kilometer mit einem Elektro- und einem Dampfauto entscheidet man sich für Daimlerfahrgestelle mit Radnabenantrieb System Lohner-Porsche.

 

16.09.1908 - Die Automobilfirma General Motors wird durch William C. Durant als Holdinggesellschaft gegründet und übernimmt im Anschluss daran Buick und Oldsmobile. Im darauffolgenden Jahr übernimmt GM mit Cadillac, der Cartercar Company, der Elmore Manufactoring, der Ewing Automobile Company und Oakland (später Pontiac) fünf weitere Konkurrenten. Im Jahr 1918 kommt Chevrolet zum Konzern. Auch Busse und LKW gehören zur Produktionspalette. GM expandiert auch ins Ausland und übernimmt 1928 den deutschen Hersteller Opel. Mit seinen Tochterfirmen beliefert GM im Zweiten Weltkrieg alle Kriegsparteien, genauso wie der Mitbewerber Ford. 1950 wird General Motors wegen einer Verschwörung zu einer Geldstrafe vom 5000 US-Dollar verurteilt (heutiger Wert: ca. 50.000 US-Dollar). GM hat versucht, das Netz der elektronischen Straßenbahnen aufzukaufen und zu zerstören, um den öffentlichen Nahverkehr auf GMC-Busse umzustellen. Dieses Ziel verfolgt GM bereits seit den 20er Jahren. Ende 1955 verkündet GM als erstes amerikanisches Unternehmen einen Jahresumsatz von einer Milliarde Dollar.

 

27.09.1908 - In Detroit wird das erste Ford Modell T fertiggestellt. Zwischen 1908 und 1927 entstehen 15.007.033 Exemplare. Dieser Wert wird erst im Februar 1972 durch den VW Käfer erreicht. Henry Ford legt bei der Entwicklung des Modell T Wert auf einfachste Bedienung und Reparatur. Aus diesem Grund bekommt der Wagen kein konventionelles Getriebe mit Kupplung und Wählhebel. Es gibt weder eine Kühlwasserpumpe, einen Ölfilter, eine Kraftstoffpumpe oder einen Ölmessstab. Die Konstruktion ist so simpel, dass fast alle Reparaturen ohne Spezialwerkzeuge ausgeführt werden können. Ford hat erkannt, dass alle Bauteile mit gleichbleibend hoher Qualität und nur kleinen Toleranzen gefertigt werden müssen, um eine störungsfreie Montage am Fließband zu ermöglichen. Das Modell T gibt es in zahlreichen Varianten, u.a. als Coupé, viersitziges Cabrio („Touring“) zweisitziges Cabrio („Runabout“), Limousine („Tudor“) oder Lastkraftwagen („One-Ton-Truck“). Angetrieben werden die T-Modelle von einem Reihenvierzylinder mit 2,9 Liter Hubraum. Zunächst wird der „T“ konventionell, ab dem 14.01.1914 wird auf Fließbandproduktion umgestellt. Dadurch kann der Verkaufspreis von 850 US-$ auf 370 US-$ gesenkt werden. Im gleichen Jahr wird der Wagen nur noch in der Einheitslackierung schwarz gefertigt, eine Farbe, die zuvor nicht im Programm war.

 

15.11.1908 - In Wien wird der später erfolgreiche Motorradrennfahrer und Tuner Carlo Abarth geboren. Mit fünf Jahren zieht er mit seiner Familie nach Meran, dem Geburtsort seines Vaters, und wird italienischer Staatsangehöriger, da sein Vater sich nach der Annexion Südtirols für Italien entscheidet, Zurück in Wien fährt er später Radrennen und beginnt eine Ausbildung als Motorradmechaniker. Kurz darauf fährt er auch Motorradrennen. 1928 gründet er sein erstes eigenes Team. Nach einem Unfall mit bleibenden Schäden nach einer Knieverletzung steigt er auf Seitenwagenrennen um.  Nach weiteren Unfällen stellt er seine Rennfahrerkarriere ein. Nach dem Zweiten Weltkrieg gründet er mit Armando Scagliarini die Firma "Abarth" in Bologna, verlegt diese kurz darauf nach Turin. Von der zahlungsunfähigen Firma Cisitalia übernimmt er deren Rennfahrzeuge. Abarth wird in der Folgezeit als Anbieter von Fahrzeugtuning, aber auch als Hersteller von Eigenkonstruktionen weltberühmt. 1979 stirbt Carlo Abarth und wird auf dem Grinzinger Friedhof in Wien beerdigt.

 

1908 - Der „Grieve“ wird gebaut, das erste Automobil, dass in Südamerika entworfen wurde. Gebaut wird der „Grieve“ vom peruanischen Ingenieur Juan Alberto Grieve. Das Fahrzeug ist stark genug, um die schlechten Straßen und das schwierige Terrain Perus zu überwinden. Die einzigen importierten Teile des „Grieve“ sind die Reifen von Michelin, der Bosch-Starter und der Vergaser. Das Auto hat vier Zylinder und eine Leistung von 20 PS. Der Preis beträgt 300 Pfund, die Hälfte eines europäischen Autos mit gleicher Leistung. Doch Perus Präsident Leguia ist der Auffassung "Wir brauchen die Produkte der fortgeschrittenen Länder und nicht Experimente mit peruanischen Produkten". Er verweigert finanzielle Unterstützung und so wird eine peruanische Automobilindustrie verhindert.

 

 

1909

 

1909 – In Berlin wird die Bergmann-Metallurgique Gesellschaft mbH als Tochtergesellschaft der Bergmann Elektizitätswerke gegründet. Sie besitzt die Lizenz zum Bau der belgischen Métallurgique-Wagen in Deutschland. Die geschäftliche Verbindung wurde von Herzog Ludwig von Bayern vermittelt, dessen Schwester mit dem belgischen König verheiratet ist. Der Herzog ist auch Aufsichtsratsmitglied in dem Unternehmen. Die Modelle des belgischen Lizenzgebers werden unverändert übernommen und bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges gebaut. Dann gibt man die Pkw-Fertigung auf und baut Lkw. Nach dem Krieg läuft die Pkw-Fertigung wieder an; die Lizenz ist aber von Métallurgique entzogen worden. So entstehen nur noch wenige Exemplare unter dem Namen Bergmann aus Teilen, die aus der Zeit vor dem Krieg noch vorhanden sind. 1922 wird die Fertigung eingestellt.

 

15.01.1909 - In Köln wird Jean Bugatti, der älteste Sohn des bei der Firma Deutz beschäftigten Automobilkonstrukteurs Ettore Bugatti, geboren. Ein Jahr später zieht die Familie nach Molsheim ins Elsass, wo der Vater sich mit einer eigenen Automobilfirma selbständig macht. Mit 21 Jahren beginnt Jean, im Designlabor des Unternehmens Touren- und Sportwagen zu entwerfen. Im Gegensatz zu seinem Vater, dessen Automobile funktional und streng minimalistisch sein müssen, hat er ein Gespür für Proportion, Form und fließende Konturen.  Anfang der dreißiger Jahre entwirft er die sechs Meter lange 2-Sitzer-Karosserie des Bugatti Royale "roadsters Esders". Seine Handschrift tragen auch die Typen Bugatti Royale coupé de patron, der Type 55 Roadster, der hinreißend schöne Bugatti Aérolithe und der Bugatti Type 57 SC Atlantic - heute eines der teuersten Automobile überhaupt. Jean Bugatti konstruiert aber auch Motoren und Chassis und betätigt sich gegen den ausdrücklichen Willen eines Vaters als Testfahrer. 1936 geht die Leitung der Automobilproduktion vollständig auf Jean Bugatti über. Drei Jahre später verunglückt er bei einer Testfahrt mit einem Type 57 C "Tank", der noch kurz zuvor die 24 Stunden von Le Mans gewonnen hat. Bei einer Geschwindigkeit von mehr als 200 km/h muss Jean einem Fahrradfahrer ausweichen, der plötzlich aus einem Feld kam, und prallte frontal gegen einen Baum. Nach seinem Tod führt sein Bruder Roland Bugatti die Geschäfte weiter. Vater Ettore hat sich vom Verlust seines ältesten Sohnes nicht mehr erholt.

 

24.02.1909 - Paul Kleinschnittger wird in Hoppecke (heute Brilon in NRW) geboren. Der Modellbautischler beginnt 1939 mit der Entwicklung eines Automobils und stellt aus alten Flugzeugteilen ein Fahrgestell.  Einen ersten Prototyp stellt er Ende der 1940er Jahre vor.  Dieser verfügt über eine Windschutzscheibe aus Plexiglas, Kotflügel eines Motorrades und einen 98 ccm-DKW-Motor. Allerdings fehlen z.B. Winker und er besitzt nur einen Scheinwerfer, so dass das Straßenverkehrsamt in Niebüll eine Zulassung verweigert. Mit dem Kaufmann Walter Lembcke findet Kleinschnittger einen Geldgeber, die Kleinschnittger GmbH wird in Arnsberg gegründet. 1950 beginnt die Produktion des ersten deutschen Kleinwagens, des Kleinschnittger F 125, ein offener Zweisitzer. Kurz danach steigt Lembcke wieder aus. Insgesamt sieben Jahre wird der F 125 gebaut, es entstehen rund 2.000 Fahrzeuge. Der F 125 hat einen 1 Zylinder-Zweitaktmotor mit 0,125 Liter Hubraum und zuletzt 6 PS. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei stolzen 70 km/h. Einen Rückwärtsgang besitzt das Fahrzeug nicht, zum Wenden wird das nur 150 kg leichte Fahrzeug einfach angehoben und umgedreht. Spätestens 1957 ist das Fahrzeug nicht mehr zeitgemäß. Mangels Käufer muss Kleinschnittger Konkurs anmelden. Kleinschnittger und seine Frau produzieren nun Holzbeschläge für die Lampenindustrie und Schweißelektroden für AEG. Am 3. Januar 1989 stirbt Paul Kleinschnittger in Marsberg.

 

23.03.1909 - In Bissingen/Enz wird die Luftfahrzeug-Motorenbau GmbH von Wilhelm Maybach und Ferdinand Graf von Zeppelin gegründet. Zunächst entwickelt und baut die Gesellschaft Diesel- bzw. Gasmotoren für die Luftschiffe der Zeppelin-Werke. Da nach dem 1. Weltkrieg aufgrund des Versailler Vertrages Deutschland die Produktion von Luftschiffen und Flugzeugen verboten ist, beginnen das 1918 in Maybach-Motorenbau GmbH umbenannte Unternehmen mit der Herstellung von Automobilen.  1919 entsteht der erste Versuchswagen, der erste zum Verkauf angebotene Wagen "W 3" wird 1921 auf der Berliner Automobilausstellung präsentiert. Maybach-Fahrzeuge gelten als Luxuswagen. Bis 1941 werden lediglich 2300 Maybach-Fahrzeuge hergestellt. Nach dem 2. Weltkrieg wird die Fahrzeugproduktion mangels Kapitals nicht wieder aufgenommen und das Unternehmen beschränkt sich auf den Motorenbau für Schienenfahrzeuge und Schiffsdiesel. 1960 übernimmt Daimler-Benz die Maybach-Motorenbau GmbH.

 

04/1909 - Die Daimler-Motoren-Gesellschaft beschließt den Bau von Versuchsfahrzeugen mit dem vom Amerikaner Charles J. Knight erfundenen ventillosen Schiebermotor. Sein Vorteil sind die außergewöhnliche Laufruhe und Kultiviertheit. Das erste Exemplar einer Versuchsserie von sechs Stück wird am 23. Juni 1909 fertig gestellt. Die Erprobung ist erfolgreich, und so erwirbt die Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG) im März 1910 die Lizenzen zur Produktion der Knight-Motoren für einen Zeitraum von zunächst zehn Jahren. Mitte 1910 debütiert auf dem Pariser Automobil-Salon dann das erste Serienmodell mit Knight-Motor, ein Mercedes 16/40 PS mit 4-Liter-Vierzylinderaggregat. Die Serienfertigung des Typs beginnt Anfang 1911, er bleibt bis 1924 im Fertigungsprogramm. Zwei weitere Vierzylindermodelle, der 10/30 PS und der 25/65 PS, gehen 1913 in Produktion, sie werden bis 1915 gebaut. Vom Vierliter-Typ entstehen innerhalb von 14 Jahren rund 5.500 Stück.

 

06.04.1909 - Hermann Lang wird in Stuttgart-Cannstatt geboren. Zu seiner Zeit stammen die Rennfahrer zumeist aus aristokratischen Familien, während Lang aus bescheidenen Verhältnissen kommt und sich seinen Weg nach oben hart erarbeiten muss. Zunächst macht er eine Lehre als Mechaniker. 1927 beginnt er, bei Motorradrennen zu starten, 1931 gewinnt er die deutsche Bergmeisterschaft für Seitenwagenmaschinen. Zwei Jahre später wird er Mechaniker in der Mercedes-Rennabteilung und kümmert sich in erster Linie um Luigi Fagiolis Wagen. 1935 nimmt er in Monza als Nachwuchsfahrer bei Testfahrten teil und beeindruckt Rennleiter Alfred Neubauermit seinem Start und seiner Kurventechnik. Am 16.06.1935 startet er auf dem Nürburgring zu seinem ersten Renneinsatz und belegt den fünften Platz. Er entwickelt eine Vorliebe für Hochgeschwindigkeitsstrecken und gewinnt dreimal den Gran Premio di Tripoli und 1937 das AVUS-Rennen. 1939 ist sein erfolgreichstes Jahr mit Siegen in Pau, Tripolis, Belgien und der Schweiz bei den dortigen Großen Preisen, dazu das Bergrennen am Freiburger Schauinsland und das Wiener Höhenstraßenrennen. Nach dem Zweiten Weltkrieg startet er zunächst mit einem eigenen Veritas Meteor und wechselt 1951 wieder zu Mercedes. Als 1952 die große Zeit des Mercedes 300 SL beginnt, gehört Hermann Lang zusammen mit Rudolf Caracciola, Karl Kling und Fritz Riess zur Werksmannschaft. 1952 gewinnt Lang das Eifelrennen und zusammen mit Riess die 24 Stunden von Le Mans, den Großen Preis von Bern und wird hinter Karl Kling Zweiter bei der Carrera Panamericana. Er ist maßgeblich beim Einstieg von Mercedes in die Formel 1 im Jahr 1954 beteiligt. Nachdem er an dritter Stelle liegend 1953 beim Großen Preis von Deutschland von der Strecke rutscht, beendet er seine aktive Rennfahrerkarriere. 1987 stirbt er im Alter von 78 Jahren in Bad Cannstatt.

 

08.04.1909 - Die nationale Zulassungsbehörde erteilt die Zulassung für den Renault Type AT, einem Rennwagenmodell mit einem leichten, zweisitzigen Aufbau. Angetrieben wird er von einem wassergekühlten Vierzylindermotor mit 7433 ccm Hubraum und 45 PS. Je nach Übersetzung liegt die Höchstgeschwindigkeit bei 79 bis 114 km/h. Am 26.08.1909 siegt Louis Raffalovitch mit einem Renault Type AT beim 24-Stunden-Rennen von New York.

 

01.05.1909 - In Swakopmund/Deutsch-Südwestafrika vollendet der Deutsche Paul Graetz die erste Durchquerung Afrikas im Automobil. Sein 35-PS-Spezialwagen der Süddeutschen Automobilfabrik Gaggenau GmbH ist mit einem Sonderaufbau des Berliner Karosserieherstellers Neuss versehen. Die 9 500 km lange Reise hat am 10. August 1907 in Dar-es-Salaam/Deutsch-Ostafrika begonnen.

 

01.06.1909 – Mit dem „Gesetz über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen“ vom 03.05.1909 tritt der Vorläufer des deutschen Straßenverkehrsgesetzes in Kraft, mit dem der Reichsgesetzgeber die generelle Gesetzgebungskompetenz im Verkehrsrecht erstmals ausübt. Inhalt ist vorrangig die Regelung der Haftung bei Verkehrsunfällen mit Kraftfahrzeugen, die mit Zunahme der Motorisierung immer dringlicher wird. Das Gesetz enthält aber auch schon einzelne Verhaltensvorschriften im Straßenverkehr.

 

16.06.1909 - Brooklands. Der Engländer W. E. Cook setzt den weltweit ersten gezeiteten Rekord für Motorräder. Er erreichte mit einer NLG (North London Garages) mit einem Peugeot V-Twin-Motor 122,16 km/h.

 

16.07.1909 - Nachdem er seine Firma Horch im Streit mit dem Vorstand verlassen hat, gründet August Horch in Zwickau ein neues Automobilunternehmen. Es trägt den Namen "Audi". Dieser Name ist der lateinische Imperativ Singular von "audire" (dt.: hören, zuhören) und bedeutet "Höre!" oder auch "Horch!". Am 25.04.1910 werden die Audi Automobilwerke GmbH Zwickau in das Handelsregister der Stadt Zwickau eingetragen.

 

24.07.1909 - Das Stuttgarter Karosseriewerk Reutter meldet am 24. Juli 1909 das Patent Nr. 225555 für ein „Klappverdeck mit Vordach, insbesondere für Motorfahrzeuge“. Diese „Reformkarosserie“ ist damit ein konstruktiver Vorläufer des Cabriolets. Bis zum Zweiten Weltkrieg baut Reutter im Kundenauftrag elegante und luxuriöse Karosserien auf Fahrgestelle fast aller renommierter deutscher Autobauer: Adler, Benz, BMW, Daimler/Daimler-Benz, Dixi, Horch, Maybach, NSU, Opel. Auch ausländische Autoproduzenten lassen Aufbauten für ihre Fahrzeuge bei Reutter herstellen, so u. a. Ansaldo, Austro-Daimler, Bugatti, Buick, Cadillac, Chrysler, Fiat, La Salle. Ab Ende der 1920er-Jahre produziert das Stuttgarter Karosseriewerk verschiedene Wanderer-Karosserien bis zum Wanderer W24, dem ersten Großserienauftrag für die Auto-Union AG. Die Holz-/Stahlgemischtbauweise ermöglicht größere Serien, und so kann Reutter Sonder- und Serienaufbauten für viele Automobilhersteller, allen voran Wanderer, fertigen. 1937 eröffnet man ein Zweigwerk in Stuttgart-Zuffenhausen, hauptsächlich zur Fertigung von Wanderer W24-Karosserien. Insgesamt 900 Beschäftigte bauen bis zu 33 Karosserien am Tag. Zudem entstehen hier ab 1932 auch die ersten Volkswagen Vorläufer (Porsche Typ 12 auf Zündapp-Basis und Typ 32 (NSU)), sowie die Volkswagen-Prototypen der Serie VW 303 und im Jahre 1938 der Serie VW 38. Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelt sich eine Partnerschaft mit Porsche für die Herstellung der Sportwagen-Karosserien des Typs Porsche 356. Für über 60.000 Fahrzeuge des legendären Sportwagens baut Reutter von 1950 bis 1963 Coupé- und Cabrio-Karosserien. Immer wieder stellt Reutter Prototypen und Modelle für Porsche auf 356 Basis her; ab 1961 arbeitet man gemeinsam mit dem Zuffenhausener Nachbarn am Nachfolger "T8", der 1963 als "901" auf den Markt kommt und 1964 schließlich in "911" umbenannt wird. Weitere Einzelaufträge der Nachkriegsjahre sind z. B. die Entwicklung der Prototypen BMW 501 und der Umbau des Citroën DS 19 mit einem speziellen Cabrioverdeck. Nach dem Verkauf des Karosseriewerks in Zuffenhausen an Porsche zum 1. Dezember 1963 behält die aus der 1957 in der Schweiz gegründete „Recaro AG“ hervorgegangene „Recaro GmbH & Co.“ (Reutter Carosserie) bis zum Verkauf Ende 1969 ihren Sitz im Stuttgarter Stammwerk in der Augustenstraße. 

 

07.08.1909 - Alice Ramsey ist die erste Automobilistin, die in ihrem Maxwell DA die USA von Küste zu Küste durchquert und am 07.08.1909 in San Franzisco ankommt. Gestartet war sie am 09.06.1909 zusammen mit ihren Schwägerinnen Margaret Atwood und Netti Powell sowie ihrer Freundin Hermine Jahns als Reisegefährtinnen in New York. Ramsey trifft damit drei Wochen später als geplant an der Westküste ein, allerdings steht der Maxwell aufgrund verschiedener Reparaturen und Fahrtpausen an insgesamt 18 Tagen still. An den 42 Fahrttagen legen die vier Damen im Durchschnitt 146 Kilometer täglich zurück. Während der Fahrt muss insgesamt elfmal ein Reifen gewechselt werden. Alle Reifenwechsel werden von Alice Ramsey selbst vorgenommen, auch an den übrigen Reparaturarbeiten wirkt sie wann immer möglich mit. Alice Ramsey wird für ihre fahrerische Leistung gefeiert und als ein Beispiel für die neue Generation emanzipierter Autofahrerinnen hervorgehoben. Maxwell-Briscoe bewirbt angesichts Ramseys Leistung ihren Wagen mit dem Werbespruch „The car for a lady to drive“, dem weder steile Berge, dicker Matsch noch tiefer Sand etwas anhaben könne. Bereits neun Monate später wiederholt Blanche Stuart Scott Ramseys Durchquerung der Vereinigten Staaten.

 

12.08.1909 - Der Indianapolis Motor Speedway wird eröffnet. Der Unternehmer Carl Graham Fisher aus Indiana, selbst begeisterter Rennfahrer, beschäftigt sich seit 1903 mit der "Notwendigkeit einer "Versuchsstrecke von drei bis fünf Meilen". Unterstützt wird er von Frederick E. Moskovics, dem Geschäftsführer des Autobauers Marmon in Indianapolis. Die erste in den Vereinigten Staaten speziell für Autorennen gebaute Rennstrecke wird im August 1909 erstmals benutzt. Die damals mit Schotter und Teer befestigte Fahrbahn verursacht jedoch einige tödliche Unfälle sowohl bei den Fahrern als auch bei den Zuschauern. Das Rennen wird bereits nach der Hälfte der Renndistanz abgebrochen. Fisher lässt daraufhin die Rennstrecke mit 3,2 Millionen Ziegelsteinen (bricks) renovieren. Am 30. Mai 1911 kann das erste Mal die Indianapolis 500 stattfinden. Der erste Sieger ist Ray Harroun auf Marmon Wasp mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 120,060 km/h.

 

10/1909 – Die Firma SA Le Zèbre wird gegründet. Jules Salomon, der später bei Citroën den Typ A entwirft, entwickelt das erste Modell 5 CV mit einem Einzylindermotor mit 601 ccm Hubraum mit einer Bohrung von 85 mm und einem Hub von 106 mm. Der Radstand beträgt 2700 mm und die Spurweite 1000 mm. 1912 folgen zwei Vierzylindermodelle mit 785 und 942 ccm Hubraum. Die Modelle werden in relativ großen Stückzahlen bis 1917/18 produziert. Ab 1923 gibt es ein größeres Modell mit 2000 ccm Hubraum. Am 15.05.1931 wird die Firma infolge eines Konkurs aufgelöst.

 

11.10.1909 - Mit dem Internationalen Abkommen über Kraftfahrzeugverkehr (Pariser Abkommen) werden Nationalitätszeichen im Straßenverkehr festgelegt. Das Deutsche Reich erhält das "D".

 

14.10.1909 - Im emsländischen Lingen wird Bernd Rosemeyer geboren. Nach einer Ausbildung im elterlichen Betrieb macht er erste Erfahrungen als Motorradfahrer. Ab 1930 fährt er Motorradrennen für DKW und NSU. Vier Jahre später nimmt er erstmals mit den „2000 Kilometern durch Deutschland“ an einer Automobilveranstaltung teil und im darauffolgenden Jahr wird er Werksfahrer bei der Auto Union AG in Chemnitz. Er wird einer der besten deutschen Rennfahrer seiner Zeit und 1936 Europameister. Im gleichen Jahr heiratet er die damals berühmte, erfolgreiche Fliegerin Elly Beinhorn. Zusammen sind sie das Vorzeigepaar der Nazis. Rosemeyer ist 1933 der SS beigetreten und bei öffentlichen Auftritten wiederholt mit Hakenkreuzinsignien aufgetreten. Ob er auch einen aktiven Dienst in der SS geleistet hat, ist jedoch nicht belegt. Bei zahlreichen Grand Prix-Rennen steht er ganz oben auf dem Treppchen. Gleichzeitig stellt er mit Rennwagen der Auto Union mehrere Geschwindigkeitsrekorde auf. Am 25.10.1937 durchbricht er als erster Rennfahrer der Geschichte mit dem Auto Union Typ C die 400 km/h-Schallmauer auf einer öffentlichen Verkehrsstraße. Ein Jahr später stirbt er am 28.01.1938 er bei einem Weltrekordversuch auf der Reichsautobahn Frankfurt-Darmstadt. Bei einer Geschwindigkeit von rund 420 km/h wird das Fahrzeug von einer Windbö erfasst. Der Wagen stellt sich quer, überschlägt sich mehrfach. Rosemeyer wird aus dem Wagen in den Wald geschleudert und ist auf der Stelle tot.

 

08.11.1909 - Benz-Werksfahrer Victor Héméry präsentiert auf der neu eröffneten Rennstrecke von Brooklands den Benz 200 PS und stellt einen neuen Landgeschwindigkeitsrekord auf: Mit fliegendem Start erreicht er über einen Kilometer eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 202,7 km/h auf, über die 1/2 Meile lag er bei 205,7 km/h. Später erhält der Wagen einen stärkeren Motor und 1911 erreicht der "Blitzen-Benz" 228,1 km/h. Dieser Rekord wird erst 1919 geschlagen. Fünf Fahrzeuge werden gebaut. Der "Blitzen-Benz" hat einen Vierzylindermotor mit 21.504 ccm und 200 PS.

 

11.12.1909 - Der spätere Motorsportingenieur und Rennleiter John Wyer wird im britischen Kidderminster geboren. In den 1950er, 1960er und 1970er Jahren ist er einer der erfolgreichsten Teammanager im Sportwagensport. Zu Beginn seiner Karriere arbeitet er als Rennleiter bei Aston Martin und ist mitverantwortlich für den Triumph beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans im Jahr 1959, als Roy Salvadori und Carroll Shelby im Aston Martin DBR1 den Gesamtsieg einfahren. Drei Siege auf dem Nürburgring beim 1000-km-Rennen in den Jahren 1957, 1958 und 1959 folgen. 1963 wechselt er zu Ford und leitet 1964 die Rennaktivitäten beim 24-Stunden-Rennen von le Mans. Ein Jahr später gründet er sein eigenes Rennteam. 1967 geht das Team noch mit dem Mirage M1, eigentlich ein Leichtgewicht-Ford GT40, noch recht erfolglos an den Start. 1969 folgen jedoch zwei Le-Mans-Gesamtsiege mit Bianchi/Rodríguez 1968 und Ickx/Oliver 1969. Im Jahr darauf beginnt der Siegeszug des Porsche 917. Unter der Leitung von Wyer und mit großer finanzieller Unterstützung von Gulf Oil gewinnt das Team 1970 und 1971 für Porsche die Sportwagen-Weltmeisterschaft. Nach dem Ende der 5-Liter-Formel baut Wyer eigene Rennwagen, die wieder unter der Bezeichnung Mirage an den Start gebracht wurden. 1975 siegen Jacky Ickx und Derek Bell auf einem Gulf GR8 in Le Mans. Es ist der vierte Sieg von Wyer als Rennleiter oder Teamchef bei diesem Rennen. Am Ende des Jahres verkauft Wyer sein Team und trat in den Ruhestand. John Wyers Rennfahrzeuge gingen viele Jahre in der blauorangen Lackierung seines Sponsors Gulf Oil an den Start. Am 08.04.1989 verstirbt John Wyer in Scottsdale

 

1909 - Speziell für den Mittelstand wird von Opel das Modell 4/8 PS gebaut. Der Zweisitzer ist im Vergleich zu anderen Autos dieser Zeit klein und wendig und wird von vielen Ärzten für Hausbesuche benutzt, wodurch er schnell den Spitznamen „Doktorwagen“ bekommt. Der günstige Preis von 3950 Mark macht ihn zu einem sehr erfolgreichen Modell. Der Opel Doktorwagen ist der erste PKW von Opel, der den Opel-Schriftzug auf dem Kühler trägt. Opel wirbt für den Typ 4/8 PS mit Aussagen wie „einfachster Mechanismus“, „leichteste Handhabung“ und vor allem: „ohne Chauffeur zu benutzen“. Der Opel 4/8 PS wird durch einen wassergekühlten Vierzylindermotor mit einem Hubraum von 1029 cm³ angetrieben. Die Leistung beträgt 8 PS. Das Fahrzeug erreicht damit eine Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h. Das ist für die damalige Zeit völlig ausreichend. Die schlechten Straßen und fehlende Verkehrsregeln lassen oft gar kein höheres Tempo zu.

 

1909 - In Italien wird in diesem Jahr der Lancia Beta 15/20 HP auf den Markt, in Frankreich stellt Peugeot den kleinen Familienwagen Typ 118 der Öffentlichkeit vor und in den USA gründet Joseph Lowthian Hudson die Hudson Motor Company.  Diese präsentiert den Hudson Model 20, außerdem werden in den USA der Empire Touring und der Wolfe Touring vorgestellt. Mit dem Acme Speedster, dem Alce Six Race Car (American Locomotive Automobile Company) und dem Marmon Wesp werden Rennwagen-Klassiker erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.

 

 

 

3.   Das zweite Jahrzehnt im 20. Jahrhundert

 

 

1910

 

1910 beginnt das Berliner Unternehmen Elektromobilfabrik Gebhardt & Harhon mit der Herstellung von elektrisch angetriebene Personen- und Lastkraftwagen unter der Marke Geha. Konstrukteur ist Victor Harhorn, der vorher für die Berliner Electromobil- und Akkumulatorenfabrik Fiedler & Co. KG (BEF) tätig war. Es entstehen Dreiradfahrzeuge mit Radnabenmotoren im einzelnen Vorderrad, die 2,2 oder 4,4 kW leisteten. 1911 erscheint auch ein vierrädriges Fahrzeug, dessen linkes Hinterrad von einem Elektromotor mit 4,4 kW oder 7,4 kW angetrieben wird, als Personen- und als Lastkraftwagen. Die Höchstgeschwindigkeit all dieser Wagen liegt bei 25–30 km/h, die Reichweite bei 80 km. 1917 wird das Unternehmen von den Elite-Werken in Brand-Erbisdorf übernommen, deren Tochtergesellschaft Elitewagen-AG ab 1919 einen von Harhorn konstruierten Einheits-Elektromobil-Vorspannwagen für Straßenreinigungs- und Müllabfuhrfahrzeuge aller Art unter der werbewirksamen Bezeichnung „Das elektrische Pferd“ vertreibt.

 

01.01.1910 - Die Firma „Automobiles Ettore Bugatti“ wird von Ettore Bugatti und Ernest Friederich, einem französischen Automobilrennfahrer und Mechaniker, gegründet. Bereits gegen Ende 1909 hat Ettore Bugatti eine alte Färberei in Molsheim übernommen, einer kleinen Stadt in der Nähe von Straßburg, um dort eigene Automobile zu bauen. Zunächst entwickelt die Firma im Auftrag von Le Files des Peugeot Frères 1911 den Peugeot Bébé. 1912 kommt der Bugatti Type 13 auf den Markt. Dieser ist einer Weiterentwicklung des noch bei Deutz entwickelten Typ 10. Der Pferdenarr Bugatti will einen kleinen Rassewagen bauen, bereits zu diesem Zeitpunkt zeichnet sich sein Konzept vom "pur-sang", vom "reinrassigen" Fahrzeug ab. Seine Fahrzeuge werden in den nächsten 30 Jahren auf den Rennstrecken ebenso erfolgreich sein wie bei den zahlreichen Concourse d’Eleganze. Bugattis zählen zu den schönsten, schnellsten und teuersten Fahrzeugen, damals wie heute.

 

02/1910 - Mit der ersten Novelle der Automobilverkehrsverordnung vom 3. Februar 1910 werden im ganzen Reich drei neue Tafeln in der Größe 0,50 × 0,50 Meter eingeführt: Kraftfahrzeuge 15 km, Verbot für Kraftwagen und Motorräder, Verbot für Kraftwagen, offen für Motorräder. Im Jahr 1910 wird gesetzlich geregelt, dass Kraftwagen ihre Fahrgeschwindigkeiten innerhalb von Ortschaften nicht mehr unter 15 km/h drosseln müssen. Lediglich für Fahrzeuge über 5,5 Tonnen können lokale Polizeibehörden niedrigere innerörtliche Geschwindigkeiten vorschreiben. Die Blau- und Gelbtöne sowie die Typographie der Zeichen sind nicht vereinheitlicht und weichen teils deutlich voneinander ab. Auch die Texte auf den Tafeln konnten trotz offizieller Vorgaben abweichend ausgeführt sein.

 

19.02.1910 - Am 25. Oktober 1909 fanden die ersten Gespräche zwischen Automobilhändlern aus Rheinland und Westfalen über die Gründung eines Händler-Verbandes, der schließlich als Deutscher Automobilhändlerverband (DAHV) am 19. Februar 1910 für das gesamte deutsche Wirtschaftsgebiet gegründet wird.

 

03/1910 - Der Geschäftsmann Hamilton Carhartt († 1937) gründet in Detroit die Carhartt Automobile Corporation zur Herstellung von Personenwagen der Mittelklasse. Geschäftsführer und Vizepräsident des Unternehmens wird sein Sohn Hamilton Carhartt Jr. Im August 1910 beginnt die Produktion von Automobilen, die bereits dem Modelljahr 1911 zugeordnet werden. Der Markenname lautete Carhartt. Es scheint, dass die Association of Licensed Automobile Manufacturers (A.L.A.M.) Carhartt zunächst die Erteilung einer Selden-Lizenz zusagte, diese dann aber doch verweigert. Das Unternehmen hat bereits in Maschinen und Material investiert und produzierte ohne solche Lizenz, was das Risiko birgt, von der A.L.A.M. verklagt zu werden. Das Selden-Patent ist ein eher dubioses aber in seiner Rechtswirksamkeit 1909 bestätigtes Universalpatent auf alle in den USA hergestellten oder importierten Kraftfahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Nach anfänglichem Erfolg wird auch eine Nutzfahrzeugproduktion ins Auge gefasst. Wegen wirtschaftlicher Probleme kommt es nicht mehr dazu. Um einer drohenden Insolvenz zuvorzukommen, beschließt Hamilton Carhartt Anfang 1912, aus der Automobilherstellung auszusteigen. Im März 1912 endet die Produktion. Insgesamt werden ca. 500 Carhartt-Automobile hergestellt, von denen wohl keines mehr existiert. Die Monarch Motor Car Company übernimmt das Werk. Im Angebot stehen ausschließlich Fahrzeuge mit Vierzylindermotoren von Continental. 1911 gibt es den Junior als Model J. Sein Motor leistet 25 PS. Überliefert sind Roadster und Tourenwagen. Die Modellreihe Four hat einen stärkeren Motor mit 35 PS. Zur Wahl stehen Model A als Gunboat Special, Model B als Phaeton, Model C als Runabout, Model D als Coupé, Model G als Landaulet und Model H als Limousine. 1912 wird die Motorleistung auf 30 PS gesteigert. Neben einem Fore-Door Tourist Runabout gibt es eine Limousine und ein Coupé. Die größere Modellreihe wird nun nur noch Model B genannt. Der Motor leistet hier nun 50 PS. Die Karosserieformen beschränkten sich auf Fore-Door Touring Flyabout, Limousine und Coupé.

 

17.03.1910 - Der Veranstaltungsmanager Ernie Moross erfährt von der Ankunft des Rekordfahrzeugs Benz 200 PS beim Benz-Importeur Jesse Froehlich in New York und handelt mit ihm ein Tauschgeschäft aus: Er gibt seinen Grand-Prix-Benz 150 PS in Zahlung, legt noch 6000 Dollar drauf und wird Besitzer des Benz 200 PS. Dem Geschäftsmann fällt auch gleich ein werbewirksamer Name ein: Weil das Auto schnell wie der Blitz (Englisch: Lightning) zu sein scheint, nennt er ihn „Lightning Benz“. Dieser Name wird auch auflackiert. Sein Fahrer Barney Oldfield tritt ohne spezielle Vorbereitung am 17.03.1910 am Strand von Daytona (Florida) zum Rekordversuch an und erreicht auf Anhieb eine neue Spitzenmarke von 211,97 km/h. Doch die Association Internationale des Automobile Clubs Reconnus (AIACR), das höchste Aufsichtsgremium des Automobilsports und Vorläuferorganisation der heutigen Fédération Internationale de l’Automobile (FIA) erkennt den Rekord nicht an. Entgegen der Wettbewerbs-bestimmungen hätte der Benz die Distanz auch in Gegenrichtung durchfahren müssen und dann das Mittel aus beiden Läufen feststellen müssen. Im Gegensatz dazu erkennt die American Automobile Association den Rekord offiziell an und der am 25.07.1910 veröffentlichte Brief von Baron R. de Vrière (Präsident der Sportkommission) bestätigt seinen Bestand. Offiziell entstehen bis 1913 noch fünf weitere Benz 200 PS. Aus noch vorhandenen Teilen wird 1935 ein weitere Benz 200 PS gebaut.

 

24.06.1910 - Das Stammwerk von Alfa Romeo im Bezirk Portello von Mailand entstand bereits 1906 als weiteres Automobilwerk des französischen Unternehmers Alexandre Darracq und Sitz seiner italienischen Niederlassung Società Anonima Italiana Darracq. Alexandre Darracq behielt die besten Teile aber der Produktion in Frankreich vor, was zu großen Problemen in Italien führte. 1909 übernehmen daher die an der Niederlassung beteiligten Geschäftsleute aus der Region die Aktienmehrheit und veranlassen die Entwicklung eigener Automobile. Konstrukteur wird Giuseppe Merosi, den Geschäftsführer Ugo Stella von Bianchi abwarb. Am 24. Juni 1910 ändern die Unternehmer aus der Lombardei die Firma der Gesellschaft in Società Anonima Lombarda Fabbrica Automobili (wörtlich übersetzt „Aktiengesellschaft Lombardische Automobilfabrik“) und wählen A.L.F.A. als ihre Kurzbezeichnung. Dieses Ereignis gilt heute als der offizielle Gründungszeitpunkt. Im selben Jahr bringt das Unternehmen mit dem Modell 24 HP die erste Konstruktion von Merosi auf den Markt, am Kühlergrill den Markennamen Alfa. Mit zwei Alfa 24 HP startet A.L.F.A. im folgenden Jahr bei der Targa Florio im Mai 1911.

 

12.07.1910 - Im Alter von 32 Jahren stirbt Charles Rolls als erster Brite bei einem Flugunfall. Seinem Wright-Biplane war zwei Tage zuvor in Frankreich ein neues Heck angebaut worden, das nun im Flug abgebrochen ist. Rolls ist zu diesem Zeitpunkt ein so bekannter und geehrter Mann, dass Lord Montagu of Beaulieu seine Rede im britischen Oberhaus unterbricht, um den Tod von Rolls bekannt zu geben. Ein Monat zuvor überquerte Charles Rolls mit seinem Flugzeug als erster Mensch in einem Nonstop-Hin-und-Rückflug den Ärmelkanal. Sein Partner Henry Royce ist angeblich – auch als Konstrukteur von Flugmotoren – niemals selbst geflogen.

 

02.10.1910 – Beim Königlichen Amtsgericht zu Ratingen wird die Firma „Deutsche Lastautomobilfabrik AG“ in das Handelsregister eingetragen. Die Gründer der DAAG, drei Ingenieure, ein Bauunternehmer und ein Rechtsanwalt, sehen einen Trend zu pferdelosen Transportfahrzeugen, die damals mit Vollgummireifen, Karbidlaternen und ihrem aufklappbaren Verdeck den Kutschen noch sehr ähneln. Bereits 1913 ist die Firma mit neun unterschiedlichen Lastwagen und fünf Omnibussen am Markt vertreten, wobei eine Motorbremse, auf die die DAAG ein Reichspatent besitzt, zu den besonderen technischen Attraktionen gehörte. Die Nockenwelle wird dabei während des Bremsens verstellt, sodass der Motor als Kompressor arbeitete. Ab 1914 stellt die DAAG die gesamte Produktion in den Dienst der Rüstungsindustrie für den Ersten Weltkrieg und lieferte ihre Dreieinhalb-, Vier- und Fünftonner an das Heer. Entsprechend expandiert das Werk: 900 Arbeiter und Angestellte bedienen zu dieser Zeit 300 Maschinen auf einer Gesamtfläche von 65.000 Quadratmetern. Nach dem Ersten Weltkrieg baut die DAAG weitere Hallen. In einer Werbebroschüre von 1919 heißt es: „Eine Beschreibung der Deutschen Last-Automobil A.G. in Ratingen ist gleichbedeutend mit der Geschichte des Lastautomobils selbst.“. 1926 muss das 1924 erworbene Zweigwerk in Lintorf wieder geschlossen werden. Die Produktion der DAAG wird von 100 auf 40 Fahrzeuge monatlich gedrosselt; die Belegschaft sinkt von 1200 auf 700 Mitarbeiter. Trotz politischer und wirtschaftlicher Wirren entwickelt die DAAG weiterhin neue technische Konzepte, so Ende der 1920er Jahre den L6, einen Sechszylindermotor für Fünf- bis Sechs-Tonnen-Lastwagen. Allerdings ist der Motor zu schwer für den Rahmen, und es kommt zu zahlreichen Brüchen, Rissen und daraufhin zu Reklamationen. Mitte der 1920er Jahre ist die Aktienmehrheit auf den Stumm-Konzern übergegangen, der durch eine drastische Verringerung der Belegschaft das Werk retten will. Im Industrieklub in Düsseldorf kommt es zu geheimen Gesprächen mit dem Krupp-Konzern aus Essen, der die DAAG 1929 für eine Million Reichsmark übernimmt. Krupp stellt zunächst die Omnibus-Produktion ein und führt nur die lukrative Postbus-Produktion fort. In Folge der 1929 einsetzenden Weltwirtschaftskrise wird das Werk in Ratingen im Frühjahr 1930 vollständig geschlossen. Der Ersatzteilverkauf wird für weitere zehn Jahre von Krupp übernommen.

 

 

1911

 

21.01.1911 - Die erste Rallye Monte Carlo findet statt. Dabei handelte es sich noch um eine Sternfahrt. Gestartet wurde in Genf, Paris, Boulogne.sur-Mer, Berlin, Wien und Brüssel, Ziel war Monaco. Mit dieser Rallye sollte der Tourismus im Winter für Monaco angekurbelt werden. An der ersten Rallye Monte Carlo nahmen 20 Teilnehmer teil, erster Sieger war Henri Louis Rougier auf einem Turcat-Mery 25 HP. Den 2. Platz belegte - wie auch im Folgejahr - ein Bielefelder Dürkopp-Modell. 1960 gewinnt Walter Schock als erster Deutscher auf einem Mercedes-Benz 220 SE die Rallye Monte Carlo. Walter Röhrl steht in den Jahren 1980 (Fiat 131 Abarth), 1982 (Opel Ascona 400), 1983 (Lancia Rallye 037) und 1984 (Audi quattro) ganz oben auf dem Podest. Zwischen 1927 und 200 wird zusätzlich eine Damenwertung ausgetragen, bei der Isolda Holderied 1993, 1994, 1995, 1997 und 1999 gewinnt (4x auf Mitsubishi, 2x auf Toyota).

 

02/1911 – Ernst Schebera und Kaufmann Paul Günther, Inhaber der Heilbronner Fahrzeug-Fabrik, gründen in Berlin-Tempelhof die Carrosserie Schebera GmbH. Gegenstand des Unternehmens war laut Handelsregistereintrag „die Errichtung einer Karosseriefabrik, Einkauf von Materialien, Verarbeitung derselben, Herstellung von Karosserien und Verkauf derselben und alle damit zusammenhängenden Geschäfte sowie Beteiligung an gleichartigen Unternehmungen“. 1919 wandert Schebera in die USA aus und arbeitet anschließend für die Fleetwood Metal Body Co. Jacob Schapiro wird neuer Geschäftsführer und später auch Eigentümer der Carrosserie Schebera. Durch Beschluss der Generalversammlung vom 27.12.1924 erfolgt die Umfirmierung der Carosseriewerke Schebera AG in die Schebera AG Automobilwerke. Paul Günthers Heilbronner Firma, im November 1920 in Süddeutsche Karosseriewerke Schebera GmbH umbenannt, wird im März 1921 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und firmiert als Süddeutsche Carosseriewerke Schebera AG. Der Berliner Betrieb firmiert ab Mai 1922 als Schebera Automobilverkaufsgesellschaft m.b.H. für die Marken Benz & Cie. und Protos und wird zeitweise zum größten Autohaus Deutschlands. Die Niederlassung in Heilbronn stellt Kleinwagen, zunächst mit Motoren und Fahrgestellen der 1922 von der Schebera AG mitgegründeten Cyklon Maschinenfabrik, Berlin, und später der NSU-Werke her. Der Verkauf läuft schleppend; der größte Teil der Produktion, etwa 1000 Autos, wird an Schapiros Berliner Droschkenbetrieb Kandelhardt AG geliefert. 1926 muss NSU die vor dem Bankrott stehende Berliner Schebera AG Automobilwerke übernehmen. Die Süddeutsche Carosseriewerke AG in Heilbronn wird durch Beschluss der Generalversammlung vom 25.10.1930 aufgelöst. Die Karosseriefertigung geht an die Drauz-Werke.

 

06.02.1911 - Die neue "Spirit of Ecstasy" des Rolls Royce feiert ihre Premiere. Die Skulptur aus Metallguss ist die erste Kühlerfigur bei einem englischen Auto. Der Bildhauer Charles Robert Sykes hat die Figur nach dem Vorbild der griechischen Göttin "Nike von Samothrake" gestaltet. Bei der Formfindung helfen ganz irdische Vorbilder. Für die Figur steht Eleanor Velasco Thornton (1880 – 1915) Modell. Diese Rolle fällt ihr als Sekretärin und Geliebte von John Douglas-Scott-Montagu, 2. Baron Montagu of Beaulieu, in Personalunion zu. Ihr Chef hat es für eine gute Idee gehalten, mit der Figur sein neues Auto von Rolls Royce zu schmücken. Eine Idee, die so gut ankam, dass sich die immer fälschlich als "Emily" bezeichnete Figur in der Serie durchsetzt.

 

14.02.1911 – Aus der Fusion von Studebaker Brothers Manufacturing mit der Everitt-Metzger-Flanders Company entsteht die Studebaker Corporation mit einem Kapital von US$ 15,4 Mio. Ziel ist es, Studebakers zahlreiche Aktivitäten und Beteiligungen unter einem Dach zusammenzufassen. Im gleichen Jahr werden die Markennamen EMF und Flanders fallen gelassen, alle Automobile werden nun als Studebaker verkauft.

 

15.03.1911 - Der Heeresflieger Giorgio Parodi und sein Freund, der Flugzeugtechniker Carlo Guzzi, gründen mit der finanziellen Unterstützung von Giorgios Vater Emanuele Vittorio Parodi, in der italienischen Stadt Mandello del Lario die „Aktiengesellschaft Moto Guzzi“. Wegen ihrer engen Beziehungen zu Flugzeugen und im Andenken an den dritten im Bund bei der Geburt der Idee, den kurz nach dem ersten Weltkrieg abgestürzten Giovanni Ravelli, wird ein Adler mit ausgebreiteten Schwingen ihr Firmenzeichen. Ihr erster Motorrad-Prototyp, die G.P. (Guzzi Parodi) wird unter Mithilfe des örtlichen Schmieds, im Keller des Hauses Guzzi gebaut. Im Gründungsjahr werden 17 Motorräder als Modell Normale verkauft. In der nachfolgenden Zeit wird die Marke besonders über ihre Beteiligung im Rennsport bekannt. 

 

23.04.1911 - Bob Burman verbessert den Rekord von Barmey Oldfield. Mit dem Benz 200 PS, der inzwischen die klangvolle Bezeichnung "Blitzen Benz" erhalten hat, fährt er in Daytona Beach, Floria/USA eine Meile bei fliegendem Start mit einem Durchschnitt von 228,1 km/h. Dies bedeutet die absolut höchste Geschwindigkeit eines Straßenfahrzeugs und einen Weltrekord, der bis 1919 ungeschlagen bleibt.

 

30.05.1911 - Das Indianapolis 500, oftmals auch nur Indy 500 genannt, wird erstmals veranstaltet und ist somit eines der ältesten und traditionsreichsten Rundstrecken-Autorennen der Welt (das älteste Rennen, das heute nicht mehr ausgetragen wird, ist die Targa Florio, die erstmals 1906 ausgetragen wurde). Das Eröffnungsrennen gewinnt Ray Harroun auf einem Marmon Wasp. Um Gewicht zu sparen, ersetzt er den seinerzeit üblichen Beifahrer - dieser sollte den Fahrer über das Geschehen hinter ihm informieren - durch einen Rückspiegel. Mit seinem leichten stromlinienförmigeren Einsitzer kann er das Rennen für sich entscheiden. Für Harroun ist es sein letztes Rennen. Später führt er einen Vergaser ein, der ein Vorgänger moderner Einspritzsysteme ist. Zwischen 1917 und 1922 betreibt Harroun die Harroun Motors Corporation und stellt Personenkraftwagen her.

 

15.06.1911 – Der US-Amerikaner Charles Kettering meldet das US-Patent Nr. 1150523 an, den elektrischen Starter für das Automobil. Kettering hat den automatischen Starter nicht gerade erfunden, aber er hat ihn für Autos der damaligen Zeit zum Laufen gebracht. Frühe Automobile erforderten, dass eine Person den Motor von Hand ankurbelte, um ihn zu starten. Zwischenfälle führten oft zu gebrochenen Händen, Handgelenken oder sogar Schultern. Kettering findet eine Lösung, um den elektrischen Anlasser für Verbrennungsmotoren serientauglich zu machen, und er erfindet die elektrische Fahrzeugbeleuchtung. Insgesamt ist Kettering Inhaber von mehr als 300 Patenten. Er gründet die Dayton Engineering Laboratories Company (Delco), welche 190 an General Motors verkauft wird. Zwei bekannte Zitate von ihm ist: „In einer Fünftelsekunde kannst du eine Botschaft rund um die Welt schicken. Aber es kann Jahre dauern, bis sie von der Außenseite eines Menschenschädels nach innen dringt“ und „Ich interessiere mich sehr für die Zukunft, denn ich werde den Rest meines Lebens in ihr verbringen“.

 

08/1911 – Da die Herstellung von Automobilen inzwischen der Hauptgeschäftszweig sind, wird die Benz & Cie. Rheinische Gasmotorenfabrik AG erneut umbenannt. Nun lautet der Firmenname Benz & Cie, Rheinische Automobil- und Motorenfabrik AG.

 

07.09.1911 – Der St. Pauli-Elbtunnel wird in Hamburg eröffnet – in Abgrenzung zum seit 1975 bestehenden Neuen Elbtunnel heute auch Alter Elbtunnel genannt. Er unterquert die Norderelbe auf einer Länge von 426,5 Metern und verbindet mit zwei Tunnelröhren die nördliche Hafenkante bei den St. Pauli-Landungsbrücken (Nordeingang) mit der Elbinsel Steinwerder (Südeingang). Er wird als öffentlicher Verkehrsweg sowohl von Fußgängern und Radfahrern als auch eingeschränkt von Kraftfahrzeugen genutzt. Bei seiner Eröffnung gilt er als technische Sensation und steht heute unter Denkmalschutz und gilt seit 2011 als Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland.

 

03.11.1911 – An diesem Tag beginnen William C. Durant, der Begründer der General Motor Car Company, und der in der Schweiz geborene, französisch-stämmige Rennfahrer Louis-Joseph Chevrolet eine Zusammenarbeit, die Automobilgeschichte schrieb. Sie gründen die Chevrolet Motor Car Company. Diese nimmt bald darauf mit der finanziellen Unterstützung der Geldgeber William Little und Dr. Edwin R. Campbell ihre Produktion in Detroit auf. Das prägnante Markenlogo, das ein stilisiertes Schweizer Kreuz darstellt, soll der Legende nach von Louis-Joseph Chevrolet persönlich gestaltet worden sein, um das Heimatland seiner Eltern zu ehren. Das erste Modell des jungen Autoherstellers, der hochpreisige Series C Classic Six, wird von dem technischen Zeichner Etienne Planche unter Anleitung von Louis-Joseph Chevrolet entworfen, jedoch verlässt der erste Chevrolet erst im Jahr 1912 die Fabrik in Detroit. Nach unüberbrückbaren Differenzen zwischen den beiden Gründern über das Design der Autos verkauft Louis-Joseph Chevrolet seine Anteile einige Jahre später an Durant, der die Gewinne aus dem wachsenden Umsatz der Marke, bedingt durch den Erfolg des 1916 produzierten, billigeren Modells namens Series 490 schließlich in den Konzern General Motors investierte. Bereits im Jahr 1917 wird die Marke Chevrolet ein Teil von General Motors und Durant der Präsident dieses Unternehmens.

 

21.12.1911 – Der Bankräuber und Anarchist Jules Bonnet nutzt einen eine Woche zuvor gestohlenen schnellen und luxuriösen Delaunay-Belleville 12 CV, Modell 10 für den ersten Banküberfall, bei dem ein Automobil als Fluchtfahrzeug verwendet wird. Nach einer nicht leichten Jugend, in der Bonnet häufig in Konflikt mit der Justiz gerät und aufgrund seiner anarchistischen Einstellungen seine Stelle bei der Eisenbahn verloren hat, geht er mit seiner Frau nach Genf und arbeitet dort als Mechaniker. Seine Fähigkeiten als Mechaniker führen dazu, dass er bei einem großen Automobilhersteller in Lyon eine Stelle erhält. Auch hier eckt er mit seinem politischen Engagement an und wechselt erneut die Stelle. Von 1906 bis 1907 eröffnet er zwei Mechanikerwerkstätten in Lyon. 1910 geht er nach London und wird dank seiner Talente der Chauffeur von Sir Arthur Conan Doyle, dem berühmten Schriftsteller (Sherlock Holmes). Hier sammelt er Erfahrungen mit großen Wagen – die er später für seine Raubzüge favorisiert. Bonnet und seine Bande schießen bei ihren Überfällen rücksichtslos auf Angestellte, Passante und Polizisten, wobei Bonnet in der Regel als Fahrer im Fluchtfahrzeug sitzt. Am 14.05.1912 wird er mit Komplizen in einem Haus in Nogent-sur-Mame eingekesselt und von einer „kleinen Armee“ belagert. Schließlich wird das Haus gesprengt und anschließend gestürmt. Dabei wurde Bonnet tödlich verletzt.

 

 

1912

 

24.02.1912 – Im Kieler „Hotel Germania“ wird unter dem Vorsitz des Freiherrn Robert Weber von Rosenkranz der Schleswig-Holsteinische Automobil-Club e.V. (S.H.A.C.) mit Sitz in Kiel gegründet. Der neue Verein ist ein in Schleswig-Holstein regional agierender Automobilclub und Korporativ-Club des Automobilclub von Deutschland (AvD) und der erste landesweite Automobilclub in Schleswig-Holstein. Prinz Heinrich von Preußen übernimmt unmittelbar nach der Gründung das persönliche Protektorat über den Club. Die Übernahme dieses Protektorats ist eine entscheidende Weichenstellung für die Selbständigkeit des Clubs. Am 1. Februar 1913 beschließt die Mitgliederversammlung den Anschluss des S.H.A.C. an das Kartell des Kaiserlichen Automobil-Clubs (K.A.C., heute AvD). Folgende Arbeitsgruppen werden gebildet, die die Arbeit des Clubs ausführen sollen: Versicherungskommission, Straßenverkehrskommission, Chauffeur-Kontrollkommission, Rechtskommission, Sportkommission und Abzeichenkommission. Gründungszweck ist die Erhöhung der Sicherheit des Fahrens und die Mitarbeit an der Vermeidung von Unglücksfällen durch Besserung der Ordnung des Fuhrwerkverkehrs auf den Landstraßen, durch Anbringung von Warnschildern und durch Überwachung der Fahrer und Chauffeure sowie ferner die Wahrnehmung der Interessen der Schleswig-Holsteinischen Automobil-Besitzer. Eine noch heute gültige Regel der heutigen Straßenverkehrszulassungsordnung geht auf eine Forderung des S.H.A.C. von 1928 zurück, der S.H.A.C. forderte die Ausstattung von Lastkraftwagen mit „Schalltrichtern“, heute würde man Hupe sagen. Besondere Erwähnung verdienen die Verkehrsbeobachtungsfahrten, anlässlich derer Clubmitglieder des S.H.A.C. aus den Regionen jeweils Vertreter von Polizei, Staatsanwaltschaft und der Baubehörden in ihre Wagen einladen, um Missstände und Gefahrenstellen entlang der gefahrenen Strecken anzusprechen und auszuräumen – ein Verfahren, das sich auch heute sehr empfehlen würde. Im Zuge der nationalsozialistischen Gleichschaltung wird der S.H.A.C. zum 31.12.1933 zwangsaufgelöst. Die Wiedergründung des S.H.A.C. erfolgte am 05.01.1953 im Kieler Yacht-Club.

 

04/1912 – Die für die Produktion von Milchzentrifugen, Buttermaschinen und Waschmaschinen bekannte Firma Miele & Cie. KG beginnt mit der Produktion von Automobilen. Bis Februar 1914 entstehen knapp 50 Fahrzeuge der Typen Miele K 2 und Miele K 3. Beide Fahrzeuge waren technisch identisch und wurden von einem Vierzylinder-Viertakt-Reihenmotor mit 2.292 ccm Hubraum angetrieben. Dies entsprach 9 Steuer-PS. Die Motorleistung beträgt 28 PS. Die Höchstgeschwindigkeit für eine viertürige Torpedoausführung wird mit 70-80 km/h angegeben. Neben dieser Ausführung stehen beim Modell K 3 auch viersitzige Landaulets und zweisitzige Lieferwagen zur Wahl. Bei dem Modell K 2 wird auf Wunsch zusätzliche auch eine viersitzige Limousine gefertigt. Heute existiert nur noch ein Exemplar des K 3, der im Miele-Museum in Gütersloh ausgestellt ist

 

26.08.1912 – Der Motocycles Club de France organisiert den ersten Grand Prix de France für Motorräder. Der Automobile Club de France (ACF) und die britische Auto-Cycle Union (ACU), die sich zur damaligen Zeit als führenden Instanz für die Durchführung von Motorsport-Veranstaltungen sehen, betrachten dieses Rennen und die aus ihrer Sicht schlechte Organisation mit großem Argwohn und sanktionieren anschließend die teilnehmenden Piloten. Die befahrene Strecke hat eine Länge von etwa 30 km und erstreckt sich zwischen Fontainebleau, Arbonne-la-Forêt, Achères-la-Forêt und Ury. Das Rennen wird über 15 Runden ausgetragen, es siegt der Brite Oliver Godfrey auf Indian. Auch 1913 und 1914 wird das Rennen durchgeführt.

 

14.12.1912 – Die Féderation Internationale des Clubs Motocyclistes beschließt eine internationale Klassifikation für Cyclecars im Motorsport, die in Großbritannien, Kanada, den USA, Frankreich, den Niederlanden, Belgien Italien, Österreich und Deutschland gilt. Man führt zwei Klassen ein: Die Große Klasse mit einem Maximalgewicht von 350 kg, maximalem Hubraum von 1100 ccm und eine minimale Reifenbreite von 60 mm. Die Kleine Glasse hat ein Gewicht von minimal 150 kg und maximal 300 Kg, einen Hubraum von höchstens 750 ccm und eine minimale Reifenbreite von 55 mm. Als Cyclecars bezeichnet man kleine, in der Regel billige Automobile, die hauptsächlich zwischen 1912 und Ende der 1920er Jahre gebaut werden. Die Abgrenzung zu größeren Automobilen wird durch Gewicht, Hubraum und Reifengröße festgelegt. Meist werden sie von Einzylindermotoren, V2-Maschinen und selten durch Vierzylindermotoren angetrieben. Oft waren sie luftgekühlt und ursprünglich für Motorräder bestimmt. Das Cyclecar steht zwischen Motorrad und Automobil und war mit leichten Aufbauten ausgestattet, in denen häufig zwei Passagiere hintereinander sitzen konnten. Komfort und Wetterschutz waren minimal. Es gab verschiedene Konstruktionen und Antriebsarten, wie zum Beispiel Dreiräder, Riemen- oder Kettenantrieb, gelegentlich auf ein Rad, um das Differenzial einzusparen. Das Erscheinen der Cyclecars war eine Reaktion auf die geringeren Kraftfahrzeugsteuern und Zulassungsgebühren für leichte, schwach motorisierte Automobile. Anfang der 1920er Jahre waren die Tage der Cyclecars auch in Europa gezählt. Massenhersteller wie Ford oder Citroën konnten die Verkaufspreise ihrer Autos so weit senken, dass sie ebenfalls unter denen der üblicherweise kleinen Cyclecar-Hersteller lagen. Auch in Europa wurden erschwingliche Autos wie der Citroën 5 CV, der Austin 7 oder der Morris Cowley angeboten. Der Cyclecar-Boom war vorbei. Die meisten Cyclecar-Hersteller schlossen ihre Tore. Einige Firmen überlebten, indem sie zur Motorradfertigung zurückkehrten.

 

 

1913

 

15.01.1913 – Lionel Martin und Robert Bamford gründen im Westen Londons an der Callow Street ihre gemeinsame Automobilfirma Bamford & Martin Ltd. und beginnen einen kleinen Handel mit Fahrzeugen der Marke Singer. Mit diesen Wagen nimmt Lionel Martin an verschiedenen Rennen Teil, beschließt dann jedoch, selbst bessere und renntaugliche Fahrzeuge herzustellen. Nachdem er im Mai 1914 auf einem von ihm getunten Singer h.p. das Aston-Hill-Climb Bergrennen gewinnt, entsteht der Idee für den Namen einer eigenen Fahrzeugkonstruktion: Aston-Martin. Im darauffolgenden Jahr wird das erste Automobil mit dem Markennamen Aston-Martin gebaut. Die Marke erhebt den Anspruch, Rennwagen für die Straße zu bauen, und beteiligt sich daher von Beginn an intensiv am Autorennsport. Robert Bamford verlässt das Unternehmen, da er wenig Interesse an der geplanten Serienfertigung von Automobilen hat.1925 geht die Firma in Konkurs.

 

25.01.1913 - Erstes Patent vom Osnabrücker Wilhelm Karmann beim Deutschen Patentamt unter dem Titel „Anschlag zur Bewegungsbegrenzung und Abstandssicherung des Haupt- und Hilfsspriegels an hinteren Klappverdecken für Motorwagen“.

 

01.04.1913- Die Subventionsbestimmungen in Deutschland werden geändert und es dürfen nur noch Lkw bis zu 3,5 Tonnen Nutzlast und 35 PS gebaut werden. Eine Vereinheitlichung der Lkw-Ausstattung wird vorgeschrieben, zum Beispiel Anhängerkupplung, elektrischer Anlasser und die gleiche Antriebskette. 2008 waren die Subventionsprogramme für die Kriegsmaterialbeschaffung der Nutzfahrzeugindustrie aufgelegt worden.

 

25.04.1913 – Im Deutschen Reich müssen ab diesem Tag alle LKW Gummireifen besitzen. In der Kraftfahrzeugverkehrsordnung sind Eisenreifen nun verboten, um die infolge des höheren Gewichts von Nutzlasttransporten zunehmenden Straßenschäden einzudämmen.

 

05/1913 – Der in Ohio geborene Ingenieur Harry C. Stutz schließt seine beiden Unternehmen, die 1910 gegründete Stutz Auto Parts Company und die 1911 gegründete Ideal Motor Company zur Stutz Motor Company of America. In den folgenden Jahren beschäftigt er sich mit der Weiterentwicklung seines Roadsters „Bearcat“. 1916 wandelt Stutz seine Firma in eine Aktiengesellschaft um, um weiteres Kapital für eine neue Produktionsstätte sowie die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung zu generieren. 1919 wird die Company vom Hauptanteilseigner Alla Ryan übernommen, muss zwei Jahre später jedoch Insolvenz anmelden. Nun wird die Firma von einer Gruppe von Finanzinvestoren übernommen. Mitte der 1920er Jahre wird die Produktion von Roadstern zu Gunsten luxuriöser Limousinen eingestellt. Es werden mehrere Modelle präsentiert, die weiterhin einen sportlichen Charakter haben. Die Weltwirtschaftskrise treibt die Company an den Rand des finanziellen Ruins, außerdem verlangt die zahlungskräftige Kundschaft mehr nach komfortablen Automobilen, was Stutz nicht bietet. Die Produktionszahlen gehen immer weiter zurück und am 03.07.1937 beantragt die Stutz Motor Company die Eröffnung des Insolvenzverfahrens.

 

25.07.1913 – Die nationale Zulassungsbehörde erteilt ihre Zulassung für den Renault DT, das zweite Modell aus der Serie 40 CV. Bei diesem Fahrzeug der Oberklasse befindet sich ein wassergekühlter Sechszylindermotor mit 7.540 ccm Hubraum und 31 PS unter der großen Fronthaube. Die Höchstgeschwindigkeit wird je nach Übersetzung mit 67 bis 86 km/h angegeben. Zur Wahl stehr ein Doppelphaeton und ein Roadster. 1914 folgt der Nachfolger Renault Type ES.

 

18.08.1913 – In Carlisle, Großbritannien, startet mit der 1. Internationalen Sechstagefahrt die erste durch die Fédération Internationale des Clubs Motocyclistes (FICM) ausgeschriebene Motorradsport-Wettkampf. Der britische und der französische Verband melden jeweils eine Nationalmannschaft an. Insgesamt sind 162 Fahrer, neben drei Franzosen nur Briten, angemeldet. Gestartet wird in drei Klassen, die Fahrer müssen mindestens 60 kg wiegen, notfalls ist Ballast mitzuführen.

 

29.09.1913 - Rudolf Diesel stirbt unter ungeklärten Umständen. Zuletzt sieht man ihn lebend an Bord des Fährschiffes "Dresden" auf dem Ärmelkanal. Seine Leiche wird am 10.10.1913 im Wasser treibend gefunden.

 

07.10.1913 – Henry Ford führt zur Herstellung des Modell T zunächst im Probebetrieb die Fließbandfertigung ein.

 

08.12.1913 – Im Alter von 47 Jahren stirbt der belgische Automobilrennfahrer und Konstrukteur von Elektroautos Camille Jenatzy. Als Fahrer ist er dreimaliger Inhaber von Landgeschwindigkeitsrekorden, der bei seinem dritten Rekord, den er auch als Konstrukteur gewinnt, als erster Mensch mit einem Landfahrzeug – dem Elektroauto La Jamais Contente – über 100 km/h fährt. Seine Karriere startet er auf Mors, wechselt 1903 zu Mercedes und verschafft mit seinem Sieg beim Gordon-Bennett-Cup der deutschen Marke ihren ersten internationalen Sieg. Ein Jahr später wird er Zweiter. Dabei verfehlt ihn auf einem Bahnübergang ein Zug nur um Zentimeter. Nach diesem Schock sind seine Fahrkünste nie wieder so gut wie vorher. Zwar versucht er sich bis 1910 mit Mors und Mercedes bei Autorennen, doch bleiben diese erfolglos. Am 08.12.1913 stirbt Jenatzy bei einem Jagdunfall durch einen Schuss von Alfred Madoux, dem Direktor des Journals L’Etoile Belge. Sein Talent, Tiergeräusche nachzuahmen, wird ihm dabei zum Verhängnis.

 

 

1914

 

05.01.1914 - USA 1914 – Von der Ford Motor Company wird der Acht-Stunden-Arbeitstag (ab dem 12.01.1914) und ein Mindestlohn von fünf US-Dollar pro Tag angekündigt.

 

10.01.1914 – Alberto Garelli bezwingt mit einem selbst gebauten Motorrad den 1925 Meter hohen, tief verschneiten Pass von Mont Cenis in der Nähe von Moncenisio bei klirrender Kälte – ein Unternehmen, das zur damaligen Zeit als unmöglich galt.

 

14.01.1914 – Henry Ford lässt die Produktion des Ford Model T auf Fließbandfertigung umstellen. Dadurch kann der Preis pro Fahrzeug deutlich gesenkt werden.

 

10.04.1914 – Mit einem selbst gebauten Motorrad bezwingt Alberto Garelli den 1925 Meter hohen, tief verschneiten Pass von Mont Cenis in der Nähe von Moncenisio (Italien) bei klirrender Kälte. Zur damaligen hat man so ein Unternehmen für unmöglich gehalten.

 

04.07.1914 - Beim Grand Prix von Frankreich in Lyon triumphiert Mercedes dreifach. Sieger ist Christian Lautenschlager vor Louis Wagner und Otto Salzer. Alle drei fahren einen Mercedes 4,5 Liter-Vierzylinder-GP Typ mit 115 PS.

 

05.08.1914 - In Cleveland, USA, wird mit dem Simplex Traffic Signal die erste elektrische Verkehrsampel Nordamerikas errichtet. Sie hatte nur zwei Farben (rot und grün) und wird noch im gleichen Jahr patentiert. Die Ampel wird an allen vier Ecken der Straßenkreuzung East 105th Street und Euclid Avenue, einer wichtigen Ausfallstraße entlang des Eriesees in Richtung Nordost nach Buffalo, aufgestellt. Die Anfertigung der ersten Geräte geht auf Polizeihauptwachtmeister William Potts zurück, wenig später werden diese von vielen Herstellern nachgebaut. Die ersten dreifarbigen Lichtsignalanlagen kommen 1920 in Detroit und New York.

 

09/1914 – Der US-amerikanische Autobauer Cadillac präsentiert den mit einem V8-Motor ausgestatteten Type 51 als Nachfolger der auf auf dem Model Thirty basierenden Modelle. Zugleich erfolgt die Umstellung von Rechts- auf Linkslenkung. Auf einem Leiterrahmen mit einem Radstand von 310 cm bietet Cadillac neun verschiedene Aufbauten an, vom zweisitzigen Roadster über den fünf- bis siebenplätzigen Tourenwagen bis zum geschlossenen Imperial Sedan mit 7 Plätzen. Angetrieben werden alle diese Ausführungen von einem neuen 5,15 Liter großen, V8-Motor mit Wasserkühlung, paarweise gegossenen Zylindern, Aluminium-Kupfer-Motorblock und stehenden Ventilen. Die Kraftübertragung besorgt ein Dreiganggetriebe. 1916 folgt der Type 53 mit einer leicht veränderten Karosserie und weiteren Sonderaufbauten, 1917 der Type 55 mit weiteren kleinen Änderungen wie einer leicht nach hinten geneigten Windschutzscheibe und 1918/1919 wird der Typ 57 gebaut. Dieser erhält nicht nur ein komplett neues Dreiganggetriebe, sondern als erstes Automobil auch über mechanisch betriebenes Kurvenlicht. Außerdem wächst das Modellprogramm auf 17 verschiedene Varianten an. Mit dem Type 59 folgt 1920/1921 die nächste Generation. Nun werden nur noch zehn Varianten angeboten. Die letzte Version der Baureihe ist 1922/1923 der Type 61. Insgesamt entstehen von der Baureihe Type 51/61 160.033 Exemplare. Im September 1923 folgt die Baureihe V-63 (1923 bis 1925).

 

14.11.1914 - Der erste Dodge rollt in Detroit vom Band, der Dodge Old Betsy. Die Firma der Brüder John Francis und Horace Elgin Dodge baute teurere, aber auch technisch ausgereiftere Fahrzeuge als die Konkurrenz von Ford, für die Dodge vorher produzierte.1920 starben die Brüder an der Spanischen Grippe, die Firma Dodge wurde 1928 von der Chrysler Group übernommen.

 

01.12.1914 - In Bologna wird die Officine Alfieri Maserati von den fünf Brüdern Alfieri, Bindo, Carlo, Ernesto und Ettore Maserati gegründet. Als Markenzeichen wählen sie den Dreizack, der dem Neptunbrunnen von Bologna entstammt und von dem weiteren Bruder Mario Maserati entworfen wurde. Zunächst beschränkte Maserati sich ausschließlich auf den Bau von Rennwagen. 1937 wurde die Firma in das Industrieimperium von Graf Adolfo Orsi eingegliedert. 1942 (bis 1955) begann man mit dem Bau von Lastwagen (mit Elektromotor). Mit dem Maserati A6 baute Maserati 1946 das erste Serienfahrzeug. Auch weiterhin war man vor allem mit Rennwagen erfolgreich. 1957 gewann Juan Manuel Fangio mit dem Maserati 250 F seinen fünften Weltmeistertitel. In den 60'ern war der Tipo 6 "Birdcage" eines der berühmtesten Rennfahrzeuge. Heute gehört Maserati zu den exklusivsten Sportwagenherstellern und gehört - wie auch Ferrari - zum Fiat-Konzern.

 

08.12.1914 – Der US-amerikanische Elektroingenieur Miller Reese Hutchinson (1876-1944) erhält das Patent für das Klaxon – die erste elektrischmotorische Hupe. Erste Automobile wurden damit bereits im Jahr 1908 ausgestattet. Das Klaxon funktioniert zunächst jedoch nur bei eingeschaltetem Motor. Da viele Automobilisten seinerzeit bei steilen Bergabfahrten den Motor ausschalten, führen viele Fahrer noch bis Ende der 1920er Jahre weiterhin die bewährten Ballhupen mit. Später wird das Klaxon von einem Akkumulator gespeist, so dass es auch bei ausgeschaltetem Motor funktioniert. Hutchison hat zuvor bereits unter anderem mehrere Hörgeräte entwickelt, darunter das erste transportable Hörgerät, das unter dem Namen Acousticon vermarktet wird. 1908 erwirbt die Lovell-McConnell Manufacturing Company von Hutchison eine Lizenz für die Produktion des Signalgebers und vertreibt das Gerät fortan unter dem Markennamen Klaxon, abgeleitet von dem altgriechischen Wort κλάζειν klázein („schreien, bellen, brüllen“). Anlässlich einer Automobilausstellung im Madison Square Garden im Januar 1908 rühmt sich der New Yorker Bürgermeister George B. McClellan junior, sein Automobil sei dank eines eingebauten Klaxons das lauteste der ganzen Stadt. Ein meist Mark Twain zugeschriebener Ausspruch unterstellt Hutchison, er habe das Klaxon nur erfunden, um die Leute taub zu machen, damit sie sein Acousticon kaufen müssten.

 

 

1915

 

02.01.1915 - in Neuilly-sur-Seine stirbt im Alter von 65 Jahren der französische Unternehmer Armand Peugeot und gilt als Pionier und Visionär des Automobilbaus. Nachdem er zunächst mit dem Bau von Fahrrädern begonnen hatte, präsentierte Peugeot 1889 auf der Weltausstellung in Paris das erste dampfgetriebene Dreirad. Er gilt als Pionier und Visionär des Automobilbaus. 1885 gründete er bereits die Société des Automobiles Peugeot.

 

07.03.1915 - Aus den Anfang des Jahres in Konkurs gegangenen Flugmaschinenwerken von Gustav Otto gehen die Bayerischen Flugzeugwerke hervor. Der Tag gilt als das offizielle Gründungsdatum der späteren Bayerischen Motoren Werke (BMW).

 

20.08.1915 - In Friedrichshafen wird der Zahnradfabrik GmbH gegründet. Sie stellt Zahnräder und Getriebe für Luftfahrzeuge, Motorwagen und -boote her. Von Beginn ist auch die Herstellung von Fahrzeuggetrieben geplant. Gründer der Firma sind die Luftschiffbau Zeppelin GmbH und die Max Maag Zahnradfabrik. Heute ist die ZF Friedrichshafen AG der drittgrößte deutsche Automobilzulieferer mit 230 Standorten in rund 40 Ländern und knapp 140.000 Mitarbeitern.

 

19.09.1915 - In Wahren bei Leipzig wird die Dux Automobil-Werke AG gegründet; der Hersteller von kleinen bis mittleren Lastkraftwagen sowie Personenkraftwagen geht aus der Automobilbauabteilung der Polyphon Musikwerke hervor.

 

 

1916

 

29.02.1916 - Der US-amerikanische Bauingenieur Arthur Hale erhält ein Patent für das von ihm erfundene Autobahnkreuz in Kleeblattform. 1936 wurde das Schkeuditzer Kreuz bei Leipzig als erstes Autobahnkreuz Europas in Betrieb genommen und 1938 fertiggestellt.

 

07.03.1916 - Mitten in der Zeit des Ersten Weltkriegs wird mit BMW ein deutscher Automobilkonzern gegründet, der bis heute zu den erfolgreichsten der deutschen Autogeschichte zählt. Die Bayerischen Motoren Werke AG gehen 1916 aus den Rapp-Motorenwerken hervor. Jedoch erscheint erst 1928 das erste BMW-Automobil, ein auf dem britischen Austin 7 basierender Dixi. Die Dixi-Werke waren zuvor von BMW übernommen worden. In seiner Anfangszeit stellt BMW erst Flugzeuge her und beginnt in den frühen zwanziger Jahren die Produktion von Motorrädern. Erst in den späten fünfziger Jahren etabliert sich BMW als einer der führenden deutschen Automobilkonzerne.

 

28.04.1916 - Der spätere italienische Ingenieur, Unternehmer, Automobil- und Hubschrauber-Konstrukteur Ferruccio Lamborghini wird in Renazzo geboren. Nach dem Zweiten Weltkrieg baut er alte Militärfahrzeuge zu Traktoren um und gründet 1949 seine Firma "Lamborghini Trattice". Später gründet er die "Lamborghini Bruciatori" und baut zusätzlich Heizungen und Klimageräte. Anfang der sechziger Jahre beschließt er, Sportwagen zu bauen. 1963 eröffnet er die Automobilfabrik "Automobili Ferruccio Lamborghini S. p. A." und liefert 1964 sein erstes Auto, einen Lamborghini 350 GT, aus. Danach folgen Legenden wie der Miura, der Countach oder der Diablo. Am 20.02.1993 stirbt Ferruccio Lamborghini im Alter von 76 Jahren.  Heute gehört die Automobilmarke Lamborghini zur Volkswagen-Tochter Audi AG.

 

04.07.1916 - Um die als Touristenattraktion gebaute Straße zum Pikes Peak bekannter zu machen, wurde 1916 der erste Pikes Peak International Hill Climb veranstaltet. Bekannt wurde es in Deutschland durch die sensationelle Fahrt von Walter Röhrl. Der 1987 mit einem Audi Sport quattro E2 Pikes Peak als erster Fahrer unter 11 Sekunden blieb.

 

 

1917

 

1/1917 - Auf der New York Auto Show im Grand Central Palace präsentiert Studebaker eine vergoldete Limousine des Typs Series 18 Town Car. Sämtliche Metallteile sind mit 11,3 Kilo 24 karätigem Gold überzogen. Das Fahrzeug kostet 25.000 US-Dollar.

 

17.04.1917 - Henry Ford gründet in Cork das Zweigwerk Henry Ford & Son und begründet damit die Automobilindustrie in Irland.

 

10/1917 – Die Automobil-Enthusiastin Charlotte Brigdwood, erhält das Patent auf den ersten elektrisch betriebenen Scheibenwischer, den sie „Electric Windshield Cleaner“ nennt. Bis dahin mussten die 1905 von Mary Anderson erfundenen manuellen Scheibenwischer über Hebel betätigt werden. Das Patent läuft jedoch 1920 aus, da Bridgwood keine Anstrengungen bei der kommerziellen Anwendung unternahm. Sie erhält nicht viel Anerkennung für ihre Entwürfe und zwei Jahre später ist Cadillac der erste Automobilhersteller, der die automatischen Scheibenwischer einführt.

 

01.10.1917 – Der italienische Automobilhersteller OM aus Brescia übernimmt die 1903 gegründete Firma Ing. Roberto Züst Fabbrica Italiana di Automobili S.A. aus Mailand, die ab 1906 eine Tochterfirma namens Brixia-Züst S.A. in Brescia und in London eine Importfirma Züst Motors Ltd., die allerdings nur zehn Fahrzeuge absetzen konnte, unterhält. Hervorgegangen ist Züst aus der Gießerei Güller und Züst, die ihren Sitz in Intra am Lago Maggiore hatte. Die ersten Automobile werden unter dem Markennamen Züst ab 1905 gebaut, sie sind an die Mercedes-Fahrzeuge der Daimler-Motoren-Gesellschaft angelehnt. Der Züst 28/45 PS besitzt einen 7,5-Liter-Motor. Ein 11,3-Liter-Motor ist im 40/50 PS verbaut. Die Lastwagen-Produktion folgt 1908. Züst bekommt daraufhin einen Großauftrag über 600 Lastwagen vom italienischen Militär. Im folgenden Jahr wird ein weiteres Personenwagenmodell mit 5,0-Liter-Motor vorgestellt. 1913 wird die Produktion in Mailand eingestellt. Weitaus erfolgreicher ist 1908 die Teilnahme eines Züst 28/45 PS am 20.000 Kilometer langen Rennen um die Welt von New York über Moskau und Berlin nach Paris, bei dem Züst den dritten Platz belegen kann. Züst hat auch weitere Renneinsätze zu dieser Zeit. Während des Ersten Weltkrieges stellt Züst Krankenwagen, Stabsfahrzeuge und Lastwagen für die Armee her. Die letzte Züst-Entwicklung ist der bis Oktober 1917 gebaute 15/25 PS mit 3-Liter-Motor.

 

 

1918

 

05/1918 - Als ihren ersten Pkw stellt die Motorradfabrik Zschopauer Motorenwerke J. S. Rasmussen den DKW P 15 PS vor. Der Kleinwagen wird mit einem auf Wasserkühlung umgestellten Zweizylinder-Zweitakt-Motorradmotor angetrieben. Der Motor hat 600 ccm Hubraum und 15 PS. Die selbsttragende Karosserie besteht aus Sperrholz mit Kunstlederbezug, es gibt ihn als zwei-, drei- und viersitziges Cabriolet oder Roadster. Bis November 1928 entstehen 3008 Fahrzeuge.

 

02.05.1918 - Der Autohersteller Chevrolet Motor Company wird von General Motors gekauft. Die Firma Chevrolet war am 03.11.1911 von Louis Chevrolet gegründet worden, um gegen das Ford T Modell anzutreten. In den 20er Jahren ist Chevrolet der wichtigste Konkurrent des Marktführers Ford, 1927 wird Chevrolet Spitzenreiter.

 

 

1919

 

1919 - Andre Citroen gründet die nach ihm benannte Automobilfirma und bringt im gleichen Jahr noch den Typ A heraus. In Großbritannien wird das erste Modell der in diesem Jahr gegründeten Firma Alvis ein großer Erfolg und in den USA werden der Meisenhelder Roadster, der Paige Roadster, der Pan Model A und der Brisco Model B präsentiert.

 

01/1919 - Die Automarke Bentley Motors Ltd. wird im Januar 1919 im Londoner Stadtteil Cricklewood von Walter Owen Bentley gegründet, der vorher mit seinem Bruder unter dem Namen Bentley & Bentley einen Handel für den französischen Automobilhersteller DFP betrieb. W. O. Bentley ist leidenschaftlicher Rennfahrer und gewinnt einige Rennen mit selbstverbesserten Autos. Neben den Rennerfolgen werden zahlreiche Bentleys mit eleganten Reisekarosserien versehen. Diese Ausführungen sind den Modellen von Daimler oder Rolls-Royce vergleichbar. Die ersten Chassis-Auslieferungen sind ursprünglich für Juni 1920 geplant, verzögern sich aber bis September 1921. Immer wieder wird die Firma von finanziellen Engpässen geplagt. 1925 verhindert Woolf Barnato den Konkurs mit einer Finanzspritze, wird Hauptaktionär und Vorstandsvorsitzender bei Bentley. Immer wieder investiert er, um der Firma das Überleben zu sichern. Doch 1931 lehnt es weitere Investitionen ab. Das hochverschuldete Unternehmen wird an das völlig unbekannte Unternehmen namens British Central Equitable Trust Limited verkauft. Diese agiert im Namen von Rolls-Royce und übergibt Bentley nur wenige Tage nach der Übernahme an Rolls-Royce. W.O. Bentley arbeitet noch bis 1935 in der Bentley-Rennsportabteilung, bis diese von Rolls-Royce geschlossen wird. Danach setzt er seine Kenntnisse erfolgreich bei Lagonda und Aston Martin ein.

 

01.01.1919 - Edsel Ford wird folgt seinem Vater Henry Ford an der Spitze der Ford Motor Company und wird Präsident der Ford Motor Company. Er vertritt die Auffassung, dass ein moderneres Automobil den seit 1908 gebaute Ford Model T ersetzen soll. Doch kann er sich nicht gegen seinen Vater durchsetzen, der immer noch großen Einfluss auf die Firmenpolitik nimmt. Erst 1928 kommt mit dem Model A ein Nachfolger auf den Markt.  1939 gründet er die Marke Mercury und verstärkt die Überseeaktivitäten der Company erheblich. Am 26.05.1943 stirbt Edsel Ford an Magenkrebs.

 

03/1919 – Henri Chapron gründet das Unternehmen Ateliers Henri Chapron, das im Herbst 1920 den Geschäftsbetrieb aufnimmt. Es ist anfänglich in dem Pariser Vorort Neuilly-sur-Seine ansässig; 1923 verlegt Chapron den Sitz ins benachbarte Levallois-Perret, wo das Unternehmen größere, von Gustave Eiffel konstruierte Hallen bezieht. In den ersten Jahren beschäftigt sich das Unternehmen damit, Militärfahrzeuge aus dem Ersten Weltkrieg mit Karosserien zu versehen, die eine zivile Nutzung ermöglichen. Ab 1923 karossiert Chapron gebrauchte und neue Chassis vom Typ Ford Model T mit standardisierten Coupé- und Torpedo-Aufbauten. Wenig später beginnt Chapron mit der Fertigung von Aufbauten für Delage. 1927 ist das Unternehmen so stark gewachsen, dass Chapron 340 Beschäftigte hat und drei Fahrzeuge pro Tag ausliefert. Infolge der Weltwirtschaftskrise sinkt die Zahl der Beschäftigten zu Beginn der 1930er Jahre um etwa die Hälfte, wächst aber in den folgenden Jahren wieder auf das bisherige Niveau. Dazu trägt auch eine geschäftliche Präsenz in Großbritannien bei, die über den Londoner Delage-Importeur sichergestellt wird. 1935 schließt Chapron einen Vertrag mit Delahaye, der die Existenz seines Unternehmens mittelfristig sichert: Delahaye bietet künftig die bei Chapron gefertigten, weitgehend standardisierten Karosserien als Werksaufbauten an. Insbesondere Chaprons Karosserien für den Delahaye 135 erweisen sich als Erfolg. Neben den Kleinserienaufbauten fertigt Chapron weiterhin auf Kundenwunsch einzelne individuelle Karosserien. Der Schwerpunkt liegt auch hier auf Chassis französischer Hersteller. Nach dem Zweiten Weltkrieg nehmen die Ateliers Henri Chapron die Tätigkeit wieder auf und fertigt Coupé- und Cabrioletkarosserien für Delage und Delahaye, der Umfang der Vorkriegsproduktion wird jedoch nicht mehr erreicht. 1953 bzw. 1957 stellen Delage und Delahaye die Automobilfertigung ein. Zusätzlich erschwert der in den 50er Jahren vollzogene Wechsel zu selbsttragenden Karosserien Chapron die Arbeit, da individuelle Aufbauten kaum noch möglich sind. Wieder mehr Aufträge gibt es mit der Markteinführung des Citroen DS, für den Chapron zwischen 1960 und 1972 im Werksauftrag eine Cabrioletversion des DS fertigt. Außerdem entstehen weitere eigenständige Karosserieversionen, durch die Chapron bis 1970 Gewinne erwirtschaften kann. Nach dem Tod Chaprons 1978 fertigt das Unternehmen kaum noch Fahrzeugkarosserien, sondern legt den Schwerpunkt auf die Reparatur von Klassikern. 1985 werden die Ateliers Henri Chapron infolge einer Insolvenz aufgelöst.

 

05/1919 - Das erste eigenständige Modell von Bentley wird der Öffentlichkeit vorgestellt: Der Bentley 3 Litre. Allerdings besitzt er zu diesem Zeitpunkt nur eine Motorattrappe. Da die Entwicklung länger als geplant dauert, wird das erste Fahrzeug erst im September 1921 ausgeliefert. Die schnellste Variante, der 3 Litre Super Sports, erreicht die damals prestigeträchtigen 100 Meilen pro Stunde (ca. 160 km/h). 1924 gewinnt ein solches Modell die 24 Stunden von Le Mans. Bentley bietet die Fahrzeuge als Chassis an und verschiedene Karosseriebauer (Bentley empfahl Vanden Plas) fertigen die Aufbauten. Bis 1930 entstehen 1.622 Cassis.

 

06/1919 – Im Stuttgarter Daimler-Werk erscheint die erste deutsche Werkszeitung. Sie entsteht nach dem Vorschlag vom Soziologen Eugen Rosenstock-Huessy. Mit seiner Denkschrift „Über die geistige Sanierung des Daimlerwerks“ hatte er sich als Publizist angeboten. In 14 Monaten erscheinen 19 Ausgaben, bis sie am 25. August 1920 wegen eines Streiks kommunistischer Arbeitergruppen eingestellt wird.

 

08.11.1919 – In Neapel wird Luigi Segre geboren. Der spätere Automobildesigner ist auch als Rennfahrer erfolgreich und gewinnt zusammen mit seinem Partner Gino Valenzano 1949 und 1959 mit einem Fiat 1100 B die legendäre Mille Miglia. Während seiner Tätigkeit für die Carozzeria Ghia entsteht 1953 der Prototyp des Karmann Ghia, der Sportwagen auf Basis des VW Käfers, der in Osnabrück zwischen 1955 und 1977 gebaut wird. Auch an der Entwicklung des Renault Dauphine ist er in dieser Zeit beteiligt. Ab 1954 übernimmt er die Geschäftsführung bei der Carozzeria Ghia. 1960 gründet Luigi Segre zusammen mit Arrigo Olivetti das Karosserieunternehmen Officini Stampaggi Industriali (O.S.I.). 1963 stirbt er nach einer Operation.

 

 

 

4.    Die 1920er Jahre

 

 

1920

 

02/1920 - Im Kreis Pirmasens sind zwei Jahre nach dem Krieg bereits wieder 64 Fahrzeuge zugelassen.

 

14.04.1920 - Ernest Walker erringt in Daytona mit einer Indian-Bahnrennmaschine den offiziellen Geschwindigkeitsrekord für Motorräder über eine Meile mit einer Geschwindigkeit von 167,670 km/h. Das Motorrad verfügt über einen 998 ccm großen Motor

 

10.12.1920 – Im Alter von nur 52 Jahren stirbt Horace Elgin Dodge an der Spanischen Grippe. Zusammen mit seinem vier Jahre älteren Bruder John Francis Dodge erfindet er das erste komplette Stahlauto in den USA. 1901 erhalten die beiden Ingenieure nach ihrer Tätigkeit für verschiedene Industrien bei Ransom Eli Olds ihren ersten Vertrag in der noch jungen Automobilindustrie. Sie helfen 1902 aber auch Henry Ford beim Aufbau seiner Fabrik und bauen 1914 in Detroit ihr erstes Auto mit dem Namen Dodge. Wie auch Horace verstirbt John Francis Dodge im Jahr 1920 an der Spanischen Grippe.

 

 

1921

 

02/1921 - Die Grade-Automobil-Werke AG wird vom Flugzeugkonstrukteur Hans Grade zur Herstellung von Kleinwagen gegründet. Die Bestimmungen des Versailler Vertrags untersagen nach dem Ersten Weltkrieg weitgehend die Flugzeugbau-Aktivitäten in Deutschland, so dass sich viele Flugzeugbauer auf benachbarte Gebiete wie den Fahrzeugbau begeben. Noch im gleichen Jahr stellt das Unternehmen auf der Berliner Automobilausstellung einen offenen Zweisitzer vor. 1922 wird die Motorpflug-Fabrik Carl Rüttgers in Berlin-Hohenschönhausen übernommen, wodurch eine erhebliche Vergrößerung der Produktionskapazitäten erreicht wird. Nach dem Ende der Hochinflation wird zunächst am 4. März 1924 die Fertigstellung des tausendsten Fahrzeugs gefeiert. Doch schon kurz vor der endgültigen Währungsreform treten im Juli 1924 finanzielle Schwierigkeiten auf, woraufhin das Unternehmen für fünf Monate unter Geschäftsaufsicht gestellt wird. Das Werk in Berlin-Hohenschönhausen wird dabei einer der Gläubiger-Banken zugesprochen und in der Folge nicht mehr von Grade betrieben. 1925 wird das Aktienkapital von (inflationsbedingten) 100 Millionen Mark auf 246.000 Reichsmark neuer Währung umgestellt.  Etwa gleichzeitig erfolgt die Umfirmierung in Grade-Automobil-AG. 1928 endet die Produktion. Die Liquidation des Unternehmens zieht sich über einige Jahre hin, bis es 1935 aus dem Handelsregister gelöscht wird. Insgesamt entstehen etwa 2000 oder 2500 Fahrzeuge. 1977 sind noch drei existierende Fahrzeuge bekannt. Zwischen 1923 und 1926 stellt die Austro-Grade Automobilfabrik aus Klosterneuburg in Österreich ebenfalls Automobile her, an diesem Unternehmen ist die Grade-Automobil-Werke AG bzw. Grade-Automobil-AG beteiligt. 

 

18.02.1921 – der Fabrikbesitzer Wallace Potter holt das erste in den USA gefertigte Rolls-Royce Automobil in Springfield ab. Er steuert das unverkleidete Fahrgestell eigenhändig (!) zur Merrimac Body Company ein paar Meilen entfernt, um es dort mit einer Karosserie versehen zu lassen. In England wäre das undenkbar gewesen.

 

01.03.1921 – Mit einer neuen Verordnung wird im Deutschen Reich die Erlaubnis zur Ausbildung von Kraftfahrzeugführern neu geregelt. Von nun an spricht man von „Fahrlehrern“ und „“Fahrschulen“. Damit wird erstmals ein bestimmtes Mindestmaß an die Anforderungen eines Fahrlehrers gestellt. Auch der Inhaber einer KFZ-Fabrik oder KFZ-Handlung kann sich als Fahrlehrer eintragen lassen. 

 

15.03.1921 – Der Heeresflieger Giorgio Parodi und sein Freund, der Flugzeugtechniker Carlo Guzzi, gründen mit der finanziellen Unterstützung von Giorgos Vater Emanuele Vittorio Parodi in Genua die „Moto Guzzi S.p.A.“ mit einem Werk im italienischen Städtchen Mandello del Lario. Die erste Maschine, die G.P. (Guzzi.Parodi), wird als Prototyp unter Mithilfe des Schmieds von Mandello im Keller des Hauses Guzzi gebaut. In einer abgespeckten Form werden bereits im Gründungsjahr 17 Motorräder als Modell Normale gebaut. Wegen der engen Beziehung von Parodi und Guzzi zu Flugzeugen und im Andenken an den dritten im Bund bei der Geburt der Idee, den kurz nach dem Ersten Weltkrieg abgestürzten Giovanni Ravelli, ist das Firmenzeichen ein Adler mit ausgebreiteten Schwingen. Über die Beteiligung am Rennsport wird die Marke bekannt. Höhepunkt ist der Gewinn der ersten 500-cm³-Europameisterschaft durch Guido Mentasti im Jahr 1924. Beim in Monza ausgetragenen EM-Rennen belegt man mit der C4V neben Rang eins auch die Plätze zwei und fünf.

 

06.04.1921 – Der Autohersteller Fiat in Turin sperrte alle 13.000 Arbeiter aufgrund betriebsinterner Auseinandersetzungen aus.

  

23.04.1921: Die Daimler-Motoren-Gesellschaft gibt in ihrem Werk Marienfelde die erste Probeserie von drei Vierzylinder-Fahrzeugdieselmotoren mit Drucklufteinblasung in Auftrag.

 

21.05.1921 – Mit der Fusion mit der Gothaer Waggonfabrik in der Inflationszeit verliert die Fahrzeugfabrik Eisenach A.G. ihre Selbständigkeit. Arbeitsteilung: Autos in Eisenach, Stationärmotoren, Feuerspritzen und Omnibusaufbauten in Gotha. Das Werk firmiert jetzt unter dem Namen "Fahrzeugfabrik Eisenach, Zweigniederlassung der Gothaer Waggonfabrik AG". Später lautet die Bezeichnung "Fahrzeugfabrik Eisenach (Dixiwerke)". Zur gleichen Zeit ändert sich auch das Dixi-Logo. Die Kühler-Figur wird abgelöst durch den Zentaur, einem Fabelwesen aus Mensch und Pferd. Er soll den Neubeginn nach dem Krieg besonders betonen und entspricht dem damaligen Zeitgeist.

 

06/1921 – Citroën bringt sein zweites Modell auf den Markt: Dem seit 1919 gebauten Typ A folgt der Typ B2. Dieser hat gegenüber dem Vorgänger einen leistungsstärkeren Vierzylinder-Boxermotor mit nun 20 PS bei 1.452 ccm Hubraum. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 72 km/h, der Verbrauch im Durchschnitt etwa 8 l Benzin pro 100 km. Geschaltet wird mit einem unsynchronisierten 3-Gang-Getriebe. Der Typ B2 erwirbt sich schnell einen guten Ruf für Robustheit und Wirtschaftlichkeit. Die Modellreihe wird in der historischen Citroën-Fabrik Quai de Javel im 15. Arrondissement von Paris gebaut. Gab es den Typ A nur als Torpedo und Coupé de Ville, so ist der B2 auch als geschlossene Limousine sowie als Pritschenwagen erhältlich. 1924 startet der Bau des Nachfolgemodells Citroën B10, das bereits 1925 durch den Citroën B12 ersetzt wird. Der B2 bleibt noch bis 1926 in Produktion und wurde in 89.841 Exemplaren gefertigt.

 

07/1921 – Der Geschäftsmann Émile Akar, bisher Anteilseigner von Le Zèbre, und der der bisher bei Le Zèbre als leitender Mitarbeiter tätige Joseph Lamy gründen im französischen Saint-Denis das Automobilunternehmen Amilcar. Im Oktober beginnt die Produktion von kleinen, sportlichen Automobilen unter dem Markennamen Amilcar, ein aus den Namen Lamy und Akar zusammengesetztes Kunstwort. Im Oktober 1921 werden drei Fahrzeuge auf dem Pariser Autosalon präsentiert. Der Rennfahrer André Morel, Verlaufsleiter bei dem neuen Unternehmen, forciert die Teilnahme an Autorennen und nimmer am 23.10.1921 an einer Geschwindigkeitsfahrt nahe Lyon für einen Kilometer mit fliegendem Start teil und erringt den Klassensieg. Die ersten Kundenfahrzeuge werden Ende 1921 ausgeliefert. Das erste Model Amilcar Type CC ist zu Beginn der Bauzeit ein Cyclecar. Für dieser speziellen Fahrzeugklasse gilt in Frankreich seit dem 30.07.1920 eine jährliche Kraftfahrzeugsteuer in Höhe von 100 Franc. Für die nächsthöhere Klasse Voiturette sind 280 Franc fällig. Im Oktober 1922 kommen der Viersitzer Amilcar Type C4 und die Sportausführung Amilcar Type CV dazu, es folgt schnell der Type CS. Zahlreiche Karosserien werden beim Carosserie Charles Duval gefertigt. In diesem Jahr entstehen 1.695 Fahrzeuge. 1923 erscheinen der Sportwagen Type CGS und der Type E als Mittelklassewagen. Gebaut werden 1923 mehr als 2.500 Fahrzeuge. Mitte 1924 wird ein größeres Werk erworben, das Kapital wird von 3 auf 10 Millionen Franc aufgestockt. 800 Mitarbeiter sind bei Amilcar tätig und die Produktionszahl steigt auf 3.647 Automobile. 1926 kauft Amilcar das Unternehmen Margyl und hat damit ein eigenes Karosseriewerk.  1926 wird auf dem Pariser Autosalon des Type CGSS präsentiert, zusätzlich erscheint der Sportwagen Typ C6 mit einem Sechszylindermotor. Doch 1927 bekommt das Unternehmen durch wachsende Rohstoffpreise finanzielle Probleme und schon im März erfolgt die Liquidation. Ohne die beiden Gründer entsteht 1927 das neue Unternehmen Société Anonyme Française de l’Automobile. In Paris wird der Amilcar Type L präsentiert. Ein Jahr später folgt der Type M und Ende 1928 gibt es Verhandlungen mit Durant Motors. Ziel ist der Verkauf von Amilcars in den USA mit Achtzylindermotoren. Ein Prototyp wird im Oktober 1928 vorgestellt. Diese Investitionen und die Weltwirtschaftskrise bereiten dem Unternehmen Probleme. Dennoch gehen der neue Type M2 sowie die Typen C8 und CS8 in Produktion. Pierre Delage wird als Direktor eingestellt, geht nach einem Jahr aber wieder zurück zu Delage. 1930 halten die schlechten Zweiten an, der Amilcar Type M2 verkauft sich schlecht. 1932 wird der Kleinwagen Type C (5CV) vorgestellt., der im darauffolgenden Jahr vom Typ C3 abgelöst wird. Zwei Jahre erscheint der Nachfolger C5, doch zu diesem Zeitpunkt müssen bereits viele Mitarbeiter entlassen werden. Die Produktion wird im August beendet, einige vorhanden Teile werden verschrottet, die Konstrukteure Moyet und Chinon wechseln zu Citroen. Noch im gleichen Jahr folgt die Neugründung als Société Financière Automobile, nun in Boulogne. Nur wenige Mitarbeiter werden übernommen. Das Werk ist kleiner und in Bezug auf Maschinen schlechter ausgestattet. Deshalb werden viele Teile zugekauft oder von externen Dienstleistern gefertigt. Im Oktober 1934 werden auf dem Pariser Automobilsalon einige Type M 3 und Type C 5 präsentiert, deren Produktion zwar schon eingestellt ist, aber vorhandene Fahrzeuge werden noch bis 1935 abverkauft. Außerdem wird der Prototyp des Amilcar Pégase vorgestellt, der sich von den vorherigen Modellen unterscheidet. Und im Frühjahr 1935 in Produktion geht. 1937 ist das Kapital auf eine Million gesunken. Harry Ainsworth, Direktor der Automobilabteilung von Hotchkiss et Cie, sowie sein Verkaufsleiter Jacobsen werden Direktoren. Im September 1937 hält Hotchkiss die Mehrheit der Anteile. Der Pégase wird eingestellt, denn er steht in Konkurrenz zu den eigenen Modellen. Hotchkiss, in Angst um seinen guten Ruf, hat Amilcar übernommen, um ohne Risiko ein kleineres Modell mit Frontantrieb vermarkten zu können. Im Oktober 1937 wird der Amilcar Compound auf dem Pariser Autosalon präsentiert. Die Produktion von Personenkraftwagen läuft noch bis 1939. Während des Zweiten Weltkriegs entstehen noch einige Compound als Kastenwagen und Krankenwagen. Zu der Zeit gehört Hotchkiss zur Générale Française Automobile. 1946 wird das Unternehmen aufgelöst. 

 

08/1921 – In den belgischen Ardennen soll der Circuit de Spa-Francorchamps mit einem Autorennen eröffnet werden. Doch die Premiere fällt ins Wasser: Es erscheint nur ein Teilnehmer. Doch kurze Zeit später erfolgt die Einweihung mit einem Motorradrennen. Das erste Autorennen findet erst 1922 statt. Die ursprüngliche, 14,683 km lange Strecke besteht weitgehend aus öffentlichen Landstraßen im Dreieck zwischen den Ortschaften Francorchamps, Malmedy und Stavelot. Die dreiecksförmige Strecke besteht aus langen Geraden und nur wenigen, aber meist sehr schnellen Kurven. Nicht nur die schnelle Streckenführung und die schlechte Absicherung – Laternen, Straßenschilder, Bäume und Gebäude stehen ungesichert nahe an der Strecke, Gullydeckel in der Fahrbahn sorgen für überraschende Rutschpartien -, sondern auch das unberechenbare Wetter machen die Rennstrecke lebensgefährlich. 

 

23.09.1921 - Auf der Deutschen Automobilausstellung in Berlin wird als Weltneuheit das erste aerodynamisch konstruierte Auto, der Rumpler-Tropfenwagen, präsentiert. Da nach dem Versailler Friedensvertrag Deutschland der Bau von Motorflugzeugen verboten ist, lässt der Flugzeugbauer Rumpler seine Erfahrungen in ein Automobil-Projekt einfließen. Durch seine einem fallenden Tropfen nachempfundene windschlüpfige Karosserieform unterscheidet er sich grundlegend von anderen Fahrzeugen seiner Zeit. Der Luftwiderstandswert dieser Karosserie beträgt nur 0,28. Der Fahrer sitzt mittig vorne, dahinter finden vier Passagiere Platz. Zunächst ist der Rumpler Tropfenwagen mit einem bei Siemens gebauten Sechszylinder-W-Motor ausgestattet, der als Mittelmotor eingebaut ist. Später folgt ein Vierzylinder-Reihenmotor. Das Fahrzeugkonzept mit Mittelmotor und hinterer Pendelachse erscheint auch für Rennwagen erfolgversprechend, so dass Benz & Cie. Die Lizenz erwirbt und im Benz-Tropfenwagen einsetzt. Doch wegen technischer Probleme – der Sechszylindermotor ist unzuverlässig und die Lenkung mangelhaft konstruiert – und des fehlenden Kofferraums wird das Fahrzeug kein kommerzieller Erfolg. Bis 1925 entstehen nur rund 100 Exemplare, die zumeist in Berlin als Taxi eingesetzt werden. Eine große Zahl verwendete der Regisseur Fritz Lang in seinem Film Metropolis als Requisiten. Dabei wurden alle Fahrzeuge willentlich zerstört. Heute gibt es noch zwei Exemplare – eins steht im Deutschen Museum in München, das andere im Deutschen Technikmuseum Berlin.

 

23.09.-02.10.1921 - Bedingt durch den Ersten Weltkrieg und dessen Folgen gab es bis 1920 keine Fahrzeug-Ausstellung in Deutschland; die erste Automesse nach dem Krieg findet 1921 statt. Auf dieser vom 23.09. bis 02.10.1921 durchgeführten 14. Automobil-Ausstellung werden nur deutsche Produkte gezeigt. Besonderes Aufsehen findet der aerodynamische Rumpler-Tropfenwagen sowie eine als Bosch-Horn bezeichnete Hupe mit elektro-akustischem Signalgeber, die wenige Monate später in Serie geht und das traditionelle Horn mit Blasebalg ersetzt. Als Veranstaltungsort dient bis 1939 eine während des Krieges neu geschaffene, repräsentative Ausstellungshalle am Berliner Kaiserdamm. Die Daimler Motoren Gesellschaft (DMG) präsentiert mit den Vierzylindertypen 6/20 PS und 10/35 PS die weltweit ersten Serien-Pkw mit Kompressormotor. Die Serienproduktion der inzwischen leistungsgesteigerten Modelle 6/25 PS und 10/40 PS läuft erst Ende 1922 an. Die Kompressortechnik ist ein frühes Beispiel für Effizienssteigerung von Verbrennungsmotoren. Dabei presst ein vom Motor angetriebenes Gebläse des Benzin-Luft-Gemisch unter Druck in die Zylinder, sodass diese besser gefüllt werden und dadurch die Leistung steigt. Mithilfe der Aufladung entwickeln die ersten Kompressor-Mercedes 38 PS aus nur 1,6 l Hubraum bzw. 65 PS aus 2,6 l Hubraum - gut 50 % mehr Leistung als ohne Kompressor.

 

24.-25.09.1921 – Mobilisiert durch deutsche Misserfolge wird im Jahr 1909 die „Automobil-Verkehrs- und Übungsstraße GmbH“ (ab 1913: AG) gegründet. Ziel ist es, die deutsche Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Automobilindustrie zu fördern. 1913 beginnen die Arbeiten einer nur für Autos zugelassenen Straße von Charlottenburg nach Nikolassee. Aufgrund des Ersten Weltkrieges werden die Arbeiten kurz vor der Vollendung eingestellt, um nach dem Krieg 1921 durch Hugo Stinnes vollendet zu werden. Die Eröffnung findet am Wochenende des 24. und 25.09.1921 statt. Das Hauptrennen gewinnt der Berliner Lokalmatador Christian Riecken in einem NAG, doch mit 128,8 km/h erreicht Fritz von Opel die höchste Durchschnittsgeschwindigkeit auf einer eine Runde kürzeren Strecke in einer niedrigeren Motorenklasse. In den nächsten Jahren finden sogenannte „Kleinwagenrennen“ auf der AVUS statt. Erst am 11.07.1926 wird mit dem Großen Preis von Deutschland das erste bedeutende Autorennen auf der AVUS durchgeführt. Widrige Witterungsbedingungen und der unzureichende Straßenbelag führen zu vielen Unfällen und Ausfällen. Im Training stirbt bei einem Unfall in der Südkurve ein damals noch geforderter Beifahrer, beim Rennen selbst kommen Adolf Rosenberger und sein Beifahrer am Ausgang der Nordkurve von der Strecke ab und schlagen n die Rundenzähltafel und das Zeitnehmerhaus ein. Beide überleben den Unfall verletzt, im Zeitnehmerhaus sterben jedoch zwei Studenten. Den Sieg im Regenrennen, das nur 17 von 46 gemeldeten Fahrern beenden, erringt der damals noch weitgehend unbekannte Mercedes-Verkäufer Rudolf Caracciola auf Mercedes-Benz. Aufgrund der Streckencharakteristik bietet die AVUS sich auch für Rekordversuche an. Der spektakulärste findet 1928 statt, als Fritz von Opel den raketenbetriebenen Opel RAK2 auf über 230 km/h beschleunigt. Der Rennbetrieb kommt ab der 1929 einsetzenden Weltwirtschaftskrise zum Erliegen, wird aber in den dreißiger Jahren wieder aufgenommen. Um die Rundengeschwindigkeiten zu erhöhen und um Platz für die heutige Halenseestraße zu gewinnen, wird 1937 die alte Nordkurve durch eine überhöhte, 43,6° steile und aus Ziegelsteinen gemauerte Steilkurve mit einem wesentlich geringeren Radius ersetzt. Bis 1940 dient die 8,3 Kilometer lange Strecke ausschließlich als Renn- und Teststrecke und nicht dem öffentlichen Verkehr. 1940 wird sie mit dem Anschluss an den Berliner Ring für den Verkehr freigegeben. Erst 1967 wurde die überhöhte Nordkurve abgerissen. Rennen werden nur noch an Wochenenden ausgetragen, bei dem die AVUS gesperrt wird. Nach dem Mauerfall 1989 naht das endgültige Aus als Rennstrecke, er wird am 26.04.1998 endgültig eingestellt. Als Ersatz dient der 2000 eingeweihte EuroSpeedway Lausitz.

  

10/1921 – Im französischen Saint-Denis wird das Automobilunternehmen Sociéte Nouvelle pour l’Automobile, gegründet. Im gleichen Monat beginnt die Produktion der Fahrzeuge unter dem Markennamen Amilcar. Dieses Kunstwort wird aus den Namen der Initiatoren Lamy und Akar zusammengesetzt. Drei Fahrzeuge werden auf dem Pariser Autosalon präsentiert. Der an der Gründung beteiligte Rennfahrer André Morel nimmt am 23.10.1921 an einer Geschwindigkeitsfahrt nahe Lyon teil und erringt den Klassensieg. Die ersten Kundenfahrzeuge werden Ende 1921 oder Anfang 1922 ausgeliefert. Das erste Modell, der Amilcar CC, war zu Beginn der Bauzeit ein Cyclecar. Im Januar 1922 kommen der Viersitzer Amilcar Type C 4 und die Sportausführung Amilcar Type CV. Zahlreiche der Karosserien werden vom Unternehmen Carrosserie Charles Duval, weitere bei La Phocéene und Georges Lemaitre. 1922 entstehen 1695 Fahrzeuge, im Folgejahr 2.529. Mitte 1924 wird in Lyon ein größeres Werk bezogen. Zu diesem Zeitpunkt beschäftigt die Sociéte rund 800 Beschäftigte, 1925 sind es 1.100 und 3.764 Fahrzeuge werden gebaut. 1926 löst der auf dem Pariser Autosalon präsentierte Amilcar Type CGSS den Type CGS ab, außerdem erscheint der Sportwagen Amilcar Type C 6 mit einem Sechszylindermotor. 1926 kann die Produktion auf 3.970 Fahrzeuge gesteigert werden, doch erste finanzielle Probleme kommen auf. Nachdem die Rohstoffpreise stark ansteigen, erfolgt im März 1927 die Liquidation.

 

11/1921 - Die Austin Motor Car Company stellt der Öffentlichkeit den neuen Austin 12 vor. Er ist die verkleinerte Version des Austin 20. Zunächst gibt es den 12 hp nur als Tourer, ab 1922 werden drei verschiedene Karosserievarianten angeboten: ein viersitziger Tourer, ein 2/-Sitzer und ein Coupé. In den ersten Jahren wird der Wagen nur von einem Vierzylindermotor mit 1.661 ccm Hubraum angetrieben. 1927 wird er Hubraum auf 1.861 ccm erhöht. Bei einer Leistung von 13 PS wird eine Höchstgeschwindigkeit von ca. 80 km/h erreicht. Der Austin 12 ist ein beliebtes Fahrzeug, 1927 werden 14.000 Stück verkauft. Bis 1935 steht es im Austin-Katalog, als Taxi-Modell („Heavy 12“) sogar bis 1939. Die letzten Exemplare werden für das Kriegsministerium 1940 hergestellt. Ab 1930 gibt es zusätzlich den Austin 12/6 als 99 km/h schnelle 4-türige Limousine mit einem Sechszylinder-Reihenmotor mit 1.496 ccm und 24 bhp), der bis 1936 gebaut wird. Auf dem gleichen Fahrgestellt wird ab 1932 der Austin 12/4 angeboten, der über einen Vierzylinder-Reihenmotor mit 1.535 ccm und 40 bhp verfügt und als „Light 12“ bezeichnet wird. Ihn gibt es auch als „Open Tourer“. Seine Höchstgeschwindigkeit liegt bei 94,5 km/h. Auch der Bau dieses Modells wird 1936 eingestellt. 1938 wird der Light 12 als Austin 12 mit geringfügig verändertem Radstand wieder gebaut.

 

11/1921 – Auf der Londoner Motorshow stellt Alfa Romeo sein neues Model vor: Den Alfa Romeo RL. „Der italienische Beitrag zu den elegantesten Fahrzeugen der Welt“ nennt die britische Presse den Tipo RL. Er ist seiner Zeit voraus und ist das Meisterwerk von Guiseppe Merosi. Als Antrieb dient ein Sechszylindermotor mit Monoblock und verschraubtem Zylinderkopf sowie über Stößelstangen und Kipphebel betätigten Ventilen. Mit einem Hubraum von drei Litern leitet er 56 PS, kombiniert mit einem bis dahin unerreicht präzisem Fahrverhalten.

 

05.11.1921 - Die Daimler-Motoren-Gesellschaft beantragt Gebrauchsmusterschutz für neue Varianten ihres Markenzeichens. Ein plastischer Dreizackstern im Ring wird beim Patentamt angemeldet, u.a. in der Ausführung als Kühlerfigur. Die Eintragung als Warenzeichen erfolgt am 02.08.1923.

 

23.11.1921 - John Boyd Dunlop, britischer Erfinder (* 1840), stirbt im schottischen Dreghorn. Der Sohn einer Bauernfamilie studiert Tiermedizin und schließt ihm Alter von 19 Jahren sein Studium ab. Zwei Jahre später eröffnet er eine Praxis in Dublin. Bei der Arbeit in seiner Praxis muss Dunlop häufiger mit Gegenständen aus Kautschuk hantieren. Er konstruiert einige Apparaturen, für die er Gummi verwendet. 1887, im Alter von 47 Jahren, konstruiert er seinen ersten luftgefüllten Gummireifen, zunächst umwickelt mit Stoffresten aus einem Kleid seiner Frau. Der Historie nach heißt es, Dunlop habe den Reifen erfunden, damit das Dreirad seines elfjährigen Sohnes nicht einen solchen Lärm verursache und dieser zudem bei Rennen gegen seine Freunde bessere Chancen habe. Er wickelt dem Gefährt aus dünnen Gummiplatten zusammengeklebte Schläuche um die Räder und pumpt die Hüllen mit einer Fußballpumpe auf. Am 7.12.1888 meldet Dunlop das Patent für den ersten Fahrradluftreifen an.

 

25.12.1921 – Aus Protest gegen die Erhöhung der Kraftfahrzeugsteuer und die vom Magistrat festgesetzten Beförderungstarife treten in Berlin die Kraftdroschkenfahrer während der Weihnachtsfeiertag in den Streik.

27. 12.1921 – In Berlin fahren 1921 wieder 60.876 Personenkraftwagen auf den Straßen, womit die Vorkriegszahl erreicht wird. 78 Prozent dieser Pkw haben eine Stärke von bis zu 14 PS. 1914 hatten noch 54,1 Prozent der Autos weniger als 16 PS.

 

 

1922

 

02/1922 – Ford übernimmt das angeschlagene und in der Insolvenz befindliche Unternehmen Lincoln. Erst im September 1920 hatte der Flugzeugmotorenhersteller mit dem Lincoln Modell L seinen ersten Pkw, ein Fahrzeug der Luxusklasse, vorgestellt. Angetrieben wird dieser von einem V8-Motor mit 5.863 ccm Hubraum (81 bhp/60 kw). Den Wagen gibt es als Tourenwagen, Limousine, Landaulet, Coupé, Cabriolet und Roadster. Lincoln entwickelt sich neben den großen Anbietern wie Packard, Pierce-Arrow, Peerless oder Marmon zu einem ernstzunehmenden Mitbewerber im Luxus-Segment. Lincoln hat keinen eigenen Karosseriebau und arbeitet unter Henry Ford’s Sohn Edsel mit den besten Karossiers der USA zusammen. Die US-Präsidenten nutzen oft Lincoln-Fahrzeuge.

 

02.04.1922 - Die 13. Targa Florio, ein Straßenrennen auf Sizilien, startet. Nach einem zweiten Platz im Vorjahr mit Max Sailer im Mercedes 28-95/7.3 den zweiten Gesamtrang verdreifacht Daimler das Engagement und meldet sieben Wagen. Christian Lautenschlager und Otto Salzer fahren überarbeitete Grand-Prix-Wagen-Modelle aus dem Jahr 1914. Max Sailer steuert einen Mercedes 28/95 HP/7.3 mit Roots-Kompressor. Ein zweiter 28/95 HP/7.3 – ohne Kompressor – wird Christian Werner anvertraut. Um in der Rennklasse der Touren- und Sportwagen bis 1,5-Liter-Hubraum antreten zu können, konstruieren Daimler-Ingenieure einen neuen Kompressor-Rennwagen. Der Mercedes 6-40-65/1.5 leitet sich technisch von den Personenwagen 6/25 PS und 10/40 PS ab. Mit Kompressor beträgt die Motorleistung 65 PS. Als Fahrer zweier dieser Wagen werden Paul Scheef und der Italiener Ferdinando Minoia verpflichtet. Bereits Anfang Mai, einen Monat vor dem Renntag, kommt das Daimler-Team mit dem gesamten Material und 20 Mechanikern nach Palermo, um sich mit Trainingsfahrten auf den nicht abgesperrten Straßen intensiv auf das Rennen vorzubereiten. Einen dritten 1914er Mercedes-Grand-Prix-Wagen meldet Vorjahressieger Giulio Masetti. Masetti erwirbt den Wagen von Paul Daimler und erhält ihn wenige Wochen vor dem Rennen. Im Vorfeld des Rennens gibt es Gerüchte über Behinderungen der ausländischen Teilnehmer durch nationalistische Sizilianer mittels Straßensperren und willkürlich herbeigeführten Beschädigungen der Fahrzeuge während der Tankstopps. Da die Daimler-Rennwagen – wie damals üblich – weiß lackiert sind, können sie von den Zuschauern leicht als deutsche Wagen erkannt werden. Masetti lässt seinen Mercedes vor dem Rennen auf die für italienische Wagen vorgesehene Farbe Rot umlackieren, um möglichen Attacken aus dem Weg zu gehen. Ein zweites deutsches Team kommt aus Chemnitz-Schönau. Die Wanderer-Werke melden zwei 1,3-Liter-Wanderer W8-5/15 PS/1.3 für ihren Testfahrer Jakob School und den Italiener Ferruccio Cercignani. Auf die starke ausländische Konkurrenz reagieren die beiden größten italienischen Hersteller Fiat und Alfa Romeo mit einer großen Anzahl an Fahrzeugen. Fiat bringt vier und Alfa Romeo sechs Werkswagen per Schiff aus Genua auf die größte Mittelmeer-Insel. Weitere italienische Werkswagen kommen von Diatto, Ceirano und Itala. 1922 gibt es mit 42 Teilnehmern das bis dahin größte Starterfeld am Renntag. Durch das dreiminütige Startintervall dauert es zwei Stunden und sechs Minuten, bis alle Fahrer auf der Strecke sind. Die Befürchtungen der Alfa-Romeo-Werksfahrer, der RLS/3.0 werde die komplette Distanz technisch nicht durchhalten, bewahrheitet sich schon wenige Minuten nach dem Start, als Tarabusi nach einem Achsbruch einen Unfall hat. In der ersten Runde wiederholt sich das Duell aus dem Vorjahr. Giulio Masetti gegen Max Sailer. Masetti holt sehr schnell den drei Minuten vor ihm gestarteten Christian Werner ein und liegt nach der ersten Runde mit seinem Mercedes nur mehr hinter dem Wagen von Sailer. Zur Verblüffung der Daimler-Boxenmannschaft hat er damit bereits einen Vorsprung von sechs Minuten auf Sailer. In der zweiten Runde wird aus dem Zwei- ein Dreikampf, als Jules Goux im Ballot in Führung geht. Masetti muss lange hinter Sailer herfahren, der ihm bei seinen Überholversuchen keinen Platz lässt. Als er an einer engen Streckenstelle endlich vorbeifahren kann, springt die Motorhaube auf, die bis zum Boxenstopp in der zweiten Runde im Wind flattert. Beim obligatorischen Tankstopp nach der zweiten Runde, fixieren die Mechaniker die Haube mit einem Seil. Masetti verliert fünf Minuten, weil er neben dem Tankvorgang alle vier Reifen wechseln lässt. Das Wechseln der Reifen erweist sich als rennentscheidend. Auf den letzten Kilometern geben die abgefahrenen Reifen am Ballot von Goux – er hatte auf einen Wechsel verzichtet – kontinuierlich nach. Nach einem Reifenplatzer rechts vorn rutscht der Ballot von Strecke und wird von Zuschauern wieder auf die Bahn geschoben. Ohne Vorderreifen, nur auf den Felgen fahrend, kommt Goux mit der höchstmöglichen Geschwindigkeit ins Ziel, wo er mit der Handbremse den Wagen zum Stillstand bringt. Dort wartet er an der Seite von Vincenzo Florio und den Daimler-Funktionären auf Masetti, der mit neuer Rekordzeit und dem Vorsprung von einer Minute und 47 Sekunden auf Goux als Sieger ins Ziel kommt. Der für einen erhofften Mercedes-Sieg eingekühlte Champagner wird von der Daimler-Mannschaft an die im Zielraum Anwesenden verteilt, obwohl Masetti kein Werksfahrer ist. Masetti wird nach seinem zweiten Targa-Erfolg von der italienischen Presse als „Löwe der Madonie“ bezeichnet.

 

05.05.1922 – Aufgrund des Erfolges beim Export seiner Fahrzeuge nach Deutschland gründet der italienische Autohersteller Fiat die Tochtergesellschaft Deutsche Fiat Automobil-Verkaufs-Aktiengesellschaft mit Sitz in Berlin. Mit Übernahme des Heilbronner NSU-Werks werden ab 1929 auch Fahrzeuge in Deutschland gebaut. Dorthin wird auch der Sitz von Fiat Deutschland verlegt. Die alte NSU existiert weiter; zur Abgrenzung wird das Fahrzeugwerk fortan NSU-Fiat genannt. Ab 1958 stellt die alte NSU jedoch erneut Personenwagen her und lässt Fiat die Verwendung des Namens NSU gerichtlich verbieten. Fiat vermarktet fortan die Fahrzeuge aus dem Heilbronner Werk unter den Namen Neckar und Jagst. Diese Markennamen werden jedoch bald aufgegeben und die Fahrzeuge als Fiat verkauft. 1973 wird die Produktion in Deutschland eingestellt. 

 

14.06.1922 - Der Verein deutscher Motorfahrzeug-industrieller beschließt, die diesjährige Berliner Autoausstellung wegen des langen Streiks der süddeutschen Metallarbeiter abzusagen.

 

17.06.1922 - Der britische Rennfahrer Malcolm Campbell erreicht in Saltburn am Steuer des Sunbeam einen neuen Geschwindigkeitsrekord mit 216,87 km/h. Da die Zeit von Hand und nicht mit dem vorgeschriebenen elektrischen Messgerät vorgenommen wird, verweigert die internationale Motorsportbehörde in Paris die Anerkennung des Rekordes.

 

17.06.1922 - Im Rahmen des Automobil- und Motorradturniers von Bad Homburg gewinnt ein Opel-Sportwagen mit einer Karosserie der Kruckwerke den Wettbewerb um das schönste Automobil.

 

15.07.1922 – Unter dem Namen „Eifelrundfahrt“ startet das erste Eifelrennen vom Parkplatz der Burg Nideggen. Das Eifelrennen wird seit 1922 vom ADAC in der Eifel veranstaltet wird. Ausgetragen wird es bis 1926 auf einem 33,2 km langen Rundkurs auf öffentlichen Schotterstraßen, der von Nideggen aus über Wollersheim–Vlatten–Heimbach–Hasenfeld–Schmidt–Brück zurück nach Nideggen führte Mit ihren 86 Kurven bei einem zu überwindenden Höhenunterschied von 265 m ähnelt die Strecke der Targa Florio in Sizilien. 1927 wird das Rennen auf den neuen Nürburgring verlegt. Eine Einteilung nach Sport-, Touren- oder Rennwagen sowie nach Privatfahrern und Werksfahrern gibt es noch nicht. Das Fahrerlager ist eine eingezäunte Wiese an der Nideggener Burg. Die Fahrer schlafen, für die damalige Zeit exklusiv, im Turm der Burg. Beim ersten Rennen regnet es und alle fahren durch knöcheltiefen Schlamm auf dem Parcours. Bereits um 05:25 Uhr starten die Hilfsmotorräder. Sie haben außer den Motoren mit 1,5 bis 2 PS noch Pedale zum Mittreten. Sie müssen zwei Runden (66,4 km) fahren. Gesamtsieger bei den Automobilen wird nach 5 Runden (166 km) in der Klasse bis 18 PS der Düsseldorfer Werksfahrer Kurt C. Volkhart mit einem Steiger mit 2:07:00 Stunden. Zweiter in der Gesamtwertung wird sein Werkskollege Alfred Noll, der schnellste aus der Klasse bis 10 PS mit 2:18:00 Stunden. Fritz und Hans von Opel werden Klassensieger in der Klasse bis 8 PS sowie Dritte der Gesamtwertung; sie absolvieren die Strecke in 2:19:30 Stunden. Der damals 21-jährige Rudolf Caracciola nimmt mit einem Wagen teil, den sein Onkel ihm in Aachen in seiner Fafnir-Werkstatt gebaut hat. Er kommt aber – im Gegensatz zu seinen späteren großen Erfolgen auf Mercedes und Alfa Romeo – nicht ans Ziel.

 

01.08.1922 - In Brooksland (USA) findet ein Autorennen statt, das Gegenstand der ersten Sport-Rundfunkreportage wird.

 

27.08.1922 - Der erste "Große Bergpreis der Schweiz", heute auch bekannt als "Klausenrennen" wird am Klausenpass in der Schweiz durchgeführt. Veranstalter ist der Automobil Club der Schweiz. Die Strecke des seinerzeit bekanntesten und schwersten Bergrennens Europas führt vom Start im Dorf Linthal (Kanton Glarus) bis zum Zielpunkt auf der Klausenpasshöhe (Kanton Uri). Der 21,5 Kilometer lange, gefährliche Kurs geht durch 136 Kurven (davon 57 Kehren) und über 1237 Höhenmeter hinweg. Schon damals säumen zehntausende von Zuschauern die Rennstrecke. Mit über 200 km/h fahren die Fahrzeuge, laut zeitgenössischen Berichten „fauchend und brüllend“, über den Urner Boden. Insgesamt wird er zehn Mal wird er bis 1934 ausgetragen. Denn Rennwagen-Streckenrekord hält seit 1934 Rudolf Caracciola auf Mercedes-Benz W 25. Seit 1993 findet unregelmäßig das Klausenrennen-Memorial statt.

 

03.09.1922 - Der Monza Eni Circuit, eine Motorsport-Rennstrecke im Königlichen Park der italienischen Stadt Monza nordöstlich von Mailand, wird eröffnet. Seit dem Eröffnungsrennen werden auf der knapp sechs Kilometer langen Strecke Automobil- und Motorradrennen ausgetragen. Insbesondere ist Monza seit Einführung der Formel-1-Weltmeisterschaft 1950 Austragungsort des Großen Preises von Italien. Lediglich 1980 wird das Rennen nach Imola auf das Autodromo Dino Ferrari verlegt. Im September 2017 wird der Name Autodromo Nazionale di Monza für 3 Jahre in Monza Eni Circuit verändert.

 

09.09.1922 - Gregor „Fritz“ Kuhn, ein deutscher Automobilrennfahrer, verunglückt im Training zum Großen Preis von Italien auf dem erst eine Woche zuvor eröffneten Autodromo di Monza nahe Mailand. Über sein Leben ist nicht viel bekannt. Zu Beginn der 1920er-Jahre tritt er als Werksfahrer für Austro-Daimler an. Bei der Targa Florio 1922, die über vier Runden auf dem 108 km langen Medio circuito delle Madonie auf Sizilien stattfindet, belegt Kuhn den 22. Rang. Zum Großen Preis von Italien 1922 tritt das Austro-Daimler-Team mit drei der von Ferdinand Porsche konstruierten Austro-Daimler ADS II-R an. Pilotiert wurden die Wagen von Kuhn, Alfred Neubauer und Lambert Pocher. Der Kurs beinhaltete damals ein Oval, welches heute stillgelegt ist, und die Strecke, die in wenig abgeänderter Form noch heute befahren wird. Durch seine langen Geraden und das Oval gilt der Kurs als gefährlich und als sehr schnell. Am 9. September 1922 startet Kuhn im Training zum für den Folgetag geplanten Grand. Dabei wird ein Unfall durch ein gebrochenes Speichenrad an Kuhns Wagen ausgelöst. Das Fahrzeug kommt ins Schleudern und überschlägt sich mehrmals. Kuhn wird aus dem Wagen geschleudert und ist auf der Stelle tot. Sein Beifahrer Fiedler überlebte mit schweren Verletzungen. Das Austro-Daimler zieht sein Team daraufhin vom Grand Prix zurück. Nur acht der ursprünglich gemeldeten 39 Wagen gehen vor etwa 200.000 Zuschauern ins Rennen. Es siegt Pietro Bordino in einem Fiat 804 vor seinem Teamkollegen Felice Nazzaro und Pierre de Vizcaya auf Bugatti.

 

04.-15.10.1922 – Auf dem Pariser Autosalon wird der Amilcar Type E präsentiert, dem erste Pkw der Mitteklasse der französischen Marke Amilcar- Der als Tourenwagen und Roadster gebaute Type E hat einen Vierzylindermotor mit 1.487 ccm Hubraum (ab 10/1924 1.579 ccm) und 42 PS (später 46 PS) und ist das erste Modell von Amilcar mit Vierradbremse. Bis Ende 1925 werden rund 500 Fahrzeuge gebaut. Mit dem Typ C präsentiert Citroën das erste europäische Serienautomobil. In Frankreich auch als Citroën 5 HP oder 5 CV bekannt, wird der vom Ingenieur Edmond Moyet entworfene Typ C ein Erfolg und der Einstieg Citroëns in die Massenmobilität. Der kleine Citroën ist seinerzeit der Konkurrenz voraus: Er ist mit einem Differenzial und einem elektrischen Anlasser ausgestattet, sodass der Wagen als besonders geeignet für Damen beworben wird, die sensibel auf Fahrkomfort achteten. Alle 5-HP-Werbeunterlagen stellen das von einer Frau gefahrene Auto dar. Das Gewicht von 543 kg entspricht im Wesentlichen dem des Motors, des Getriebes und der Hinterachse. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 60 km/h bei einem Kraftstoffverbrauch von 5 l/100 km. Die erste Farbe, in der es geliefert wird, ist Gelb (ein helles „Grapefruit-Gelb“), was ihm den ersten Spitznamen „petit Citron“ (kleine Zitrone) einbringt. Die Spitznamen „Cul de poule“ (Hühnerpo) oder „Bootsheck-Citroën“ beziehen sich auf das spitz zulaufende Heck der Karosserie und „Trefle“ (Kleeblatt) auf die Form der dreisitzigen Version. Gebaut wird der Typ C 5 HP bis 1926, es entstehen rund 83.000 Fahrzeuge in den Karosserievarianten Roadster, Tourenwagen und Kastenwagen. Lancia stellt in Paris sein Modell Lambda vor. Es ist das erste Fahrzeug mit selbsttragender Karosserie und hat Einzelradaufhängung mit hydraulischen Stoßdämpfern vorn an Schiebehülsen. Der Lambda ist mit einem wassergekühlten Viertakt-Ottomotor ausgestattet. Als 1931 die Produktion des Lambda eingestellt wird, sind über zehntausend Exemplare hergestellt worden. Weil die ersten sechs Serien des Lambda mit selbsttragenden Karosserien versehen sind, gibt es bei ihnen – zeituntypisch – keine individuellen Aufbauten unabhängiger Karosseriebauunternehmen. Erst die Lambdas der der siebten und achten Serie haben ein separates Fahrgestell, sodass individuelle Karosserien möglich werden. Für den italienischen Markt kommen einige Sonderkarosserien von Casaro, für den britischen Markt arbeiten unter anderem Albany und Curtis in London; letzterer ist auch britischer Lancia-Importeur. Von Albany kommen einzelne kunstlederbezogene Karosserien nach dem Weymann-Prinzip. Zu den ungewöhnlichsten Entwürfen auf Lambda-Basis gehört der 1927 entstandene Airway Saloon von Albany, der den Linien eines Flugzeugs nachempfunden ist. Mehr als 1000 Firmen nehmen an der diesjährigen Pariser Automobilausstellung teil.

 

11/1922 – Die Fertigung des Bugatti Type 30 beginnt. Er wird bis 1926 gebaut. Der Type 30 ist der erste Serienwagen von Bugatti mit einer Vierradbremse. Der sportliche Typ 30 wird überwiegend als Tourenwagen und Limousine gebaut, Roadster und Coupés sind seltener. Es entstehen jedoch auch Rennwagen. Während die längeren Tourenwagen ein Fahrgestellgewicht von rund 825 kg haben, wiegen die Rennwagen lediglich 730 kg. Mit dem Type 30 führt Bugatti Schrauben, Muttern und Bolzen nach eigenem Patent an, die nun in allen neuen Modellen Verwendung finden. Die Schrauben haben integrierte Unterlegscheiben und Gewinde mit unüblicher Steigung. Angetrieben wird der Type 30 von einem Reihen-Achtzylindermotor mit 1.991 ccm Hubraum. Während für die Tourenwagen 75 PS angegeben sind, haben die Rennwagen sowohl 86 PS als auch 100 PS. Gebaut werden ca. 600 bis 800 Fahrzeuge, von denen heute noch rund 35 erhalten geblieben sind.

 

 

1923

 

01/1923 – In Hannover wird auf dem Raschplatz die erste Tankstelle in Deutschland von der Firma OLEX eröffnet. Die Wahl fällt auf Hannover, da hier mit rund 5.000 Automobilen eine höhere Autodichte als Berlin oder Hamburg hat. Die Standortsuche gestaltet sich zunächst als schwierig, da befürchtet wird, dass es zu Expolsionen oder Gestank kommen könne. Der kleine expressionistische Rundbau mit seinen Säulen und Erkern unter einem Kuppeldach wirkt auf spätere Beobachter „wie ein Tanktempel“, der von einem Tankwart mit Schürze und Dienstmütze bedient wird. Das etwa 3,20 m hohe Gebäude besitzt zwischen Fundament und Fußboden einen Vorratstank, aus dem der Tankwart das Benzin mittels Handpumpe fördern kann. Im Rundbau sind die Technik und ein Vorrat an Schmierstoffen untergebracht. Bald darauf baut OLEX eine ähnliche Tankstelle an der Sudermanstraße in Köln. Im Zweiten Weltkrieg wird die Tankstelle zerstört. Nach dem Krieg baut die BP als Nachfolgegesellschaft der OLEX knapp 100 m entfernt an der Fernroder Straße eine neue Tankstelle neben dem Parkhaus. Diese wird bei der Neugestaltung des Raschplatzes in den 1970er Jahren abgerissen

 

03.02.1923 - Die Neufassung der Verordnung über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen vom 3. Februar 1923 verfügt innerorts ein Tempolimit von 30 km/h. (bisher 15 km/h). Ab dem 1. März 1923 ist per Reichsverordnung innerorts eine Geschwindigkeit von 30 km/h erlaubt. Allerdings kann die höhere Verwaltungsbehörde das Limit auf 40 km/h erhöhen.

 

01.03.1923 – Per Reichsverordnung ist nun innerorts eine Geschwindigkeit von 30 km/h erlaubt. Allerdings kann die höhere Verwaltungsbehörde das Limit auf 40 km/h erhöhen.

 

04/1923 – Die 1886 von Siegfried Bettmann im englischen Coventry gegründete Triumph Cycle Company, die zunächst Fahrräder und Motorräder produzierte, stellt ihr erstes Triumph Automobil vor. Der 10/20 besitzt einen 1.393 ccm großen Motor. Ein Jahr später gelingt Triumph bei der Olympia Motor Show eine Sensation: Als erster britischer Hersteller rüstet das Unternehmen sein neues Modell 13/35 an allen vier Rädern von Anfang an mit hydraulischen Bremnsen von Lockheed aus.

 

15.04.1923 - Der Italiener Ugo Sivocci gewinnt auf Alfa Romeo das sizilianische Autorennen Targa Florio, das weltweit schwerste und älteste Langstreckenrennen des Automobilsports seit 1906. Auf Platz zwei fährt Alberto Ascari ins Ziel. Beide fahren den Alfa Romeo Tipo RL Bei diesem Rennen ziert erstmals ein grünes vierblättriges Kleeblat den Wagen von Sivocci. Dieses wird fortan auf allen Rennwagen von Alfa Romeo zu finden sein und wird ein untrennbarer Teil der Markengeschichte.

 

05/1923 – Max Fritz, Ingenieur und Motorenkonstrukteur von BMW, nimmt mit einem Motorrad-Protoypen an der Fahrt „Durch Bayerns Berge“ des Automobil-Clubs München teil. Es ist eine BMW R/32, das erste von BMW konstruierte Motorrad. Mit dem genialen Motorenkonzept, einem längs eingebauten Zweizylinderboxer, wird der Grundstein für eine bemerkenswerte Erfolgsgeschichte gelegt. Der seitengesteuerte Boxermotor leistet 8,5 PS aus 495 ccm Hubraum, womit die R32 eine Höchstgeschwindigkeit von beachtlichen 95 km/h erreicht. Bis zum Produktionsende im Jahr 1926 werden 3.090 Exemplare gebaut.

 

22.05.1923 – Im Turiner Stadtteil Lingotto nimmt das neue Fiat-Werk, das zu diesem Zeitpunkt modernste Automobilwerk Europas, die Arbeit auf. Das Bauwerk ist 507 Meter lang und ist eines der ersten Bauwerke mit einem neuen revolutionären Baustoff: stahlarmierter Beton. Begonnen wurde bereits 1916. Über fünf Stockwerke windet sich das Fließband hinauf auf das Dach, wo die fertigen Fiat 501 auf einer 1,4 Kilometer langen Einfahrbahn auf Herz und Nieren geprüft werden, bevor sie über eine spektakuläre Rampenanlage nach draußen auf die Straße rollen. 1982 wird das Werk endgültig geschlossen und durch das Engagement einer Bürgerinitiative erhalten. Heute gibt es in der ehemaligen Automobilfabrik 14 Restaurants, Büros, zwei Hotels, ein Einkaufszentrum und das Kunstmuseum Scrigno mit der Gemädesammlung von Gianni und Marella Agnelli.

 

26.-27.05.1923 - Die ersten "24 Stunden von Le Mans" werden ausgetragen. Das Langstreckenrennen bietet den Automobilherstellern die Möglichkeit, ihre Zuverlässigkeit und den Entwicklungsstand ihre Fahrzeuge unter Beweis stellen zu können. Zu Beginn es nur den Fahrern selbst erlaubt, Reparaturen mit Bordwerkzeug durchzuführen. Ziel des Rennens ist es, möglichst vielen Runden auf dem ca. 17,3 Kilometer langen, bis in die Innenstadt von Le Mans reichenden Rundkurs zu absolvieren. Das erste Rennen gewinnen die Franzosen André Lagache und René Léonard auf einem Chenard & Walcker Sport; dabei fahren sie über eine Distanz von 2.209,536 km.

 

10.06.1923 - Mit dem Eröffnungsrennen wird mit dem Schleizer Dreieck die älteste Naturrennstrecke Deutschlands in Betrieb genommen. Morgens um 8:00 Uhr findet die erste „Brennstoffprüfung“ für zehn Automobile und Motorräder. Das Durchschnittstempo des schnellsten Motorradpiloten liegt bei rund 60 km/h, erreicht von einem Hans Raebel aus Apolda mit einer 1000er Mars. Ursprünglich ist die Strecke ca. 7,6 km lang, in seiner Geschichte wird das Schleizer Dreieck mehrfach umgebaut. Sportliche Höhepunkte sind 1950 der Gesamtdeutsche Meisterschaftslauf mit 250.000 Zuschauern sowie die Internationalen Formel-3-Rennen in den 60'er Jahren.

 

01.07.1923 – Paul Daimler, das älteste von fünf Kindern von Gottlieb Daimler aus dessen erster Ehe, wechselt nach Berlin zu Argus, wo er sich einen Namen als Motorenentwickler im Fachbereich Flugzeugtriebwerke macht und auch für die Entwicklung der Horch-Triebwerke zuständig ist.

 

02.07.1923 - Beim Grand von Frankreich setzt Bugatti erstmals den Typ 32 bei einem Rennen ein. Das Fahrzeug, aufgrund seiner eigenwilligen Form auch "Tank“ („Panzer") genannt, wird hinter zwei Sunbeam Dritter.

 

08.09.1923 - Beim Grand Prix im Autodromo soll erstmalig der neue Alfa Romeo P1 eingesetzt werden. Doch beim Training am Vortag verunglückt der italienische Rennfahrer Udo Sivocci tödlich mit einem der drei P1. Alfa Romeo sagt den Start ab, was auch gleich das Ende des P1 bedeutet. Es folgen die erfolgreichen Rennwagen P2 und P3. Von Sivocci stammt das vierblättrige Kleeblatt, das viele Alfa-Rennwagen zierte.

 

15.12.1923 – Das erste dokumentierte Speedwayrennen finden laut der „Maitland Mercury Newspaper“ in Maitland in New South Wales (Australien) statt. Doch schon vorher gab es bereits in den USA und Australien einige Motorsportveranstaltungen dieser Art.

 

22.12.1923 – Mit Jörgen Skafte Rasmussen als Hauptaktionär wird die Zschopauer Motorenwerke J. S. Rasmussen AG gegründet. Mit dem Beginn des konjunkturellen Aufschwungs folgt 1925 das erste Erfolgsmodell von DKW, die DKW E 206 mit 206 ccm Hubraum, mit der DKW zu den führenden deutschen Motorradproduzenten aufsteigt. Das robuste Gebrauchsmotorrad ist ab 750 Reichsmark erhältlich und damit im Durchschnitt rund 200 RM günstiger als vergleichbare Modelle der Mitbewerber. Überdies beruht der Erfolg als „Verkaufsschlager“ auf einer Gesetzesänderung: Ab 1. April 1928 sind zwei- und dreirädrige Kraftfahrzeuge bis 200 ccm Hubraum steuer- und führerscheinfrei. DKW reagiert prompt, verringert den Hubraum geringfügig und bietet das Modell einerseits als E 200 an und liefert für bereits verkaufte E 206 Umrüstsätze. Von beiden Modellvarianten werden bis 1929 über 68.000 Stück hergestellt. Noch 1936 sind 34,6 Prozent aller im Deutschen Reich zugelassenen Motorräder von DKW.

 

 

1924

 

1924 baut die Hamburger Auto-Bau-Gesellschaft, kurz Habag, ihr erstes Automobil: Den Kleinwagen 5/18 PS mit einem Vierzylinder-Blockmotor. Nach nicht einmal einem Jahr ist Schluss - sowohl mit dem Modell 5/18 PS wie auch mit dem Automobilhersteller Habag.

 

1924 eröffnet der Petroleumimporteur DAPOLIN die erste öffentliche Kraftstoff-Zapfsäule Hamburgs. Dort wird das klopffestes Super-Benzin Duolin verkauft, das ab September 1928 als rot eingefärbtes Esso verlauft wird. 1931 wird DAPOLIN in Standard Benzin umbenannt, 1937/1938 erfolgt die Umfirmierung auf die Marke ESSO (phonetisch für Standard Oil).

 

01/1924 – Mit dem Modell B-70 stellt die Firma Chrysler im Hotel Commodore anlässlich des New Yorker Automobilsalons ihren ersten PKW der Öffentlichkeit vor. Der Wagen hat für seine Klasse einen kleinen Sechszylinder-Reihenmotor mit 3.294 ccm Hubraum und ist eines der ersten Serienautos mit hydraulisch betätigten Bremen und das erste Mittelklasse-Fahrzeug mit „hoch“ verdichtetem Motor. Bereits im ersten Produktionsjahr werden neun verschiedene Karosserien (von Fisher Body Co.) angeboten. 1926 wird der B-70 durch den G-70 ersetzt. In zwei Jahren werden rund 108.600 Typ B-70 gefertigt.

 

01/1924 – Der Almanach-Kunstverlag Berlin startet den Verkauf einer neuen Zeitschrift für Autofahrer: Den monatlich erscheinenden „Der Herrenfahrer“. Das Blatt versteht sich als offizielles Organ des Motorradclubs von Deutschland MvD und trägt den Untertitel Das Blatt vom Auto und anderen Annehmlichkeiten des Lebens. Wie viele, vor allem englische, Zeitschriften zuvor versuchte „Der Herrenfahrer“, dem in Sachen Straßenverkehr und Technik erfahrenen Motorradfahrer den Umstieg auf das Automobil schmackhaft zu machen. Der Titel der Zeitschrift spielt mit dem Begriff des Herrenfahrers als Chauffeur des eigenen Wagens. Ein Jahrzehnt zuvor sind Autos so störungsanfällig gewesen, dass diejenigen, die sich die Gefährte leisten konnten, einen Chauffeur, eben den „Herrenfahrer“, einstellten, der sie herumfuhr, die Anlasserkurbel betätigte, Reifen wechselte und sich beim häufigen Ölnachfüllen und Schmieren die Hände schmutzig machte. In den 1920er Jahren werden die Autos technisch zuverlässiger und das Zeitalter des Autobesitzers, der selbst fährt, also sein eigener Herr ist, bricht an. Diese selbstbestimmten Fahrer ist die Zielgruppe der Zeitschrift. Die erste Ausgabe umfasst knapp 70 Seiten und enthält neben zahlreichen Werbeanzeigen Artikel über Auto- und Motorradrennen, Autohersteller, Automode, die Technik des Kompressormotors sowie eine Glosse über Frauen am Steuer. Das Titelblatt ist in allen Ausgaben als vierfarbige Skizze angelegt und zeigte in der ersten einen Mann am Steuer eines offenen Wagens, beide Hände fest am Lenkrad. Bereits in dieser Ausgabe finden sich mehrere Schwarzweißfotografien, deren Anzahl im Laufe der Jahre zunimmt. Auch Rätselecken rund um das Automobil kommen hinzu. Motorräder spielen noch in den letzten Ausgaben eine Rolle. Die Anmutung und grafische Gestaltung der Hefte ist modern und stark im Jugendstil verankert. Viele Texte des redaktionellen Teils weisen weit in die Zukunft, wie etwa ein Artikel in der Ausgabe 1/1927 über den Fahrtrichtungsanzeiger, der damals noch lange keinem Standard folgt. Ab der Nummer vom Mai 1926 geht „Der Herrenfahrer“ an den Verlag Hermann Meister in Heidelberg über. Im Mai 1928 wird sein Erscheinen eingestellt. Die Gründe dafür sind unbekannt.

 

04.03.1924 – In Berlin wird das tausendste Fahrzeug des 1921 gegründeten Automobilherstellers Grade-Automobil-Werke AG gefeiert. Bis 1928 werden rund 2.000 bis 2.500 Fahrzeuge gebaut, drei existierende Fahrzeuge sind noch bekannt.

 

27.04.1924 – Als erstes deutsches Team gewinnt Christian Werner auf einem Mercedes Tipo Indy 2000 12 PS das legendäre, seit 1906 ausgetragene Straßenrennen auf Sizilien, die Targa Florio. Bis dahin gelang es nur einem britischen Team (1912, Cyril Snipe auf Scat 25/35 HP/4.7) und einem französischen Team (1919, André Boillot auf Peugeot L25/2.5), die Dominanz der Italiener zu brechen.

 

05/1924 - Als erster deutscher Hersteller setzt Opel 10 Jahre nach Henry Ford in den USA auf die Fließbandproduktion. Mit der Produktion des Opel 4/12 PS "Laubfrosch" wird Opel Massenhersteller. Der Laubfrosch ist jedoch ein Plagiat des Citroen 5 CV. Vor einem deutschen Gericht wird der Klage jedoch abgewiesen mit der Begründung, dass der Opel grün sein, während der Citroen gelb sei. Daraus soll sich der Spruch "Dasselbe in grün“ entwickelt haben; es gibt aber noch andere Erklärungen. Zunächst gibt es vom Opel 4/12 PS nur einen offenen Zweisitzer mit sogenanntem „Bootsheck“ und Segeltuchverdeck. Der 1-Liter-Motor bringt den kleinen Opel auf eine Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h. Später folgen weitere Karosserievarianten mit größeren und stärkeren Motoren. Bis Juli 1931 werden insgesamt 119.484 Wagen aller Versionen gebaut.

 

04.06.1924 - Nun zeigen alle Horch-Fahrzeuge das Signet des von Ernst Böhm - Professor an den Vereinigten Staatsschulen für Freie und Angewandte Kunst in Berlin-Charlottenburg - entworfenen gekrönten H. Es befindet sich an der Kühlerfront, den Radkappen, den Brems- und Kupplungspedalen. Bei einigen Typen ist es eingelassen in die Streuscheibe der Scheinwerfer. 1936 gewinnt Böhm einen Wettbewerb zur Gestaltung der Ehrenurkunde der Olympischen Spiele in Berlin. Da seine Ehefrau jüdischer Herkunft ist, wird er von den NS-Behörden aus dem Lehramt entlassen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wird er an die Hochschule für Bildende Kunst (heute Universität der Künste Berlin) berufen und wirkt als Professor und Dekan der Abteilung Angewandte Kunst.

 

21.09.1924 - In Lainate wird durch König Viktor Emanull III. das erste Teilstück von Mailand nach Varese der späteren Autostrada dei Laghi für den Verkehr freigegeben. Somit ist die heutige A8 die erste fertiggestellte reine Autostraße der Welt, die gegen Maut allen Bürgern als Verkehrsweg zugänglich ist, jedoch ohne getrennte Richtungsfahrbahnen.

 

10/1924 – Auf dem Pariser Autosalon präsentiert der italienische Automibilhersteller Bianchi den Nachfolger des Modells Tipo 16, den Bianchi S 4. Allerdings ist in Paris nur ein reines Fahrgestell zusehen. Erst im Frühjahr 1925 wird ein komplettfahrzeug auf dem Autosalon von Mailand gezeigt. Der S 4 besitzt einen 1.287 ccm großen Vierzylindermotor mit 26-32 PS, womit eine Höchstgeschwindigkeit von 80-85 km/h möglich ist. Das Fahrzeug wird als Limousine, Cabriolet, Landaulet, Tourenwagen, Pck-up und Kastenwagen karossiert, bis 1927 gebaut und vom Bianchi S 5 abgelöst.

 

21.10.1924 – Berühmtheit erlangte der auf dem Potsdamer Platz in Berlin in Betrieb genommene Verkehrsturm mit manuell bedienten Lichtzeichen. Er ist bereits 1926 verkehrstechnisch veraltet. Ab 1926 werden an vielen Kreuzungen zentral aufgehängte vierseitige Ampeln mit automatisch geschaltetem Rot-Gelb-Grün-Signal installiert. Das Überqueren der Fahrbahn für Fußgänger wird an Kreuzungen mit weißen Fahrbahnmarkierungen unterstützt.

 

03.11.1924 – In Berlin wird die Verkehrswacht mit dem Ziel gegründet, die Verkehrssicherheit zu fördern und Verkehrsunfälle zu verhindern. Die Gründungsväter der „Auto-Wacht“, wie die Verkehrswacht ursprünglich heißt, legen sich die Verpflichtung auf, ihr Automobil rücksichtsvoll und vorsichtig zu steuern, um Unfälle mit Pferdekutschen und Fußgängern zu vermeiden. Der Gedanke der Rücksichtnahme und Vorsicht zieht sich wie ein roter Faden bis heute durch, auch wenn sich die Welt auf unseren Straßen völlig anders darstellt. Der Verkehrsentwicklung entsprechend ist aus der „Auto-Wacht“ längst ein Verband für alle Verkehrsteilnehmer geworden.

 

10.-18.12.1924 - Auf der ersten Verkehrsausstellung in Berlin präsentiert die Hannoversche Maschinenbau AG, kurz HANOMAG, das Modell 2/10 vor, bekannter unter dem Spottnamen "Kommissbrot". 278 cm lang, 118 cm breit, zwei Sitze, ein Frontscheinwerfer. Vorangetrieben wurde er von einem Einzylinder-Motor mit 500 cm und 10 PS, was immerhin für 60 km/h reichte. In 4 Jahren wurden fast 15.000 Fahrzeuge gebaut. "Fünf Pfund Blech und ein Pfund Lack - fertig ist der Hanomag" hieß es damals im Volksmund.

 

 

1925

 

05/1925 - Der Fiat 509, ein zwei- bis viersitziger Wagen der unteren Mittelklasse, wird vorgestellt. Sein Reihenmotor hat einen Hubraum von 990 cm³ und leistete 22 PS. Der bis zu 78 km/h schnelle Wagen wird innerhalb eines Jahres zum Volumenmodell der Marke; es gibt ihn als zwei- und viertürige Limousine, Torpedo, Cabriolet, Spider, Coupé, Commerciale (Kombi) oder Taxi. Neben dem fast baugleichen Fiat 509 A ab 1926 gibt es auch noch den Fiat 509 S mit einem 27 PS starken Motor. Dieses Modell fährt bis zu 92 km/h schnell. Innerhalb von vier Jahren werden mehr als 90.000 Stück gebaut. Ein Grund für den Erfolg ist die Möglichkeit, das Fahrzeug auf Raten zu kaufen. Damals ist dies eine Besonderheit.

 

06.06.1925 - Die Chrysler Motor Corporation wird gegründet. Walter P. Chrysler ist bereits zuvor erfolgreich in der Automobilbranche. 1919 tritt er als Vizechef von General Motors zurück und führt als geschäftsführender Vizepräsident das zuvor stark defizitäre Unternehmen Willys-Overland in die Gewinnzone zurück. 1921 wechselt er zur Maxwell Motor Company, die nach der Fusion mit Chalmers in Schwierigkeiten geraten ist. 1924 wird dort der erste Chrysler Six vorgestellt. 1925 erfolgt die Gründung der Chrysler Motor Corporation und Maxwell wird übernommen. 1928 erfolgt die Übernahme des deutlich größeren Unternehmens Dodge Brothers Inc. und Chrysler wird damit zum drittgrößten Automobilhersteller der USA. Zu diesem Zeitpunkt gehören bereits die Marken Chrysler, Dodge, Imperial, DeSoto und Plymouth zum Konzern.

 

20.-21.06.1925 – Das dritte 24-Stunden-Renn von Le Mans findet mit einer Neuerung statt: Erstmals wird der Start eingeführt, der auch heute noch als „Le-Mans-Start“ berühmt ist. Dabei müssen die Fahrer über die Fahrbahn zu ihren vor der Boxengasse aufgestellten Fahrzeugen sprinten und stehend starten. Dieser Startvorgang wird bis 1969 vorgenommen und danach durch den Indianapolis-Start ersetzt. Außerdem müssen in diesem Jahr die Haupttribünen und die Boxengasse an das Ende der Hunaudières-Geraden verlegt werden, da man sich mit den Grundstückseigentümern nicht auf eine Ablöse einigen kann. Von den 60 Meldungen für das Rennen werden 49 Starter zugelassen. Den Sieg erzielen Gérad de Courvelles und André Rossignol mit ihrem Lorraine-Dietrich B3-6 Sport. 1925 müssen auch die ersten Todesopfer in Le Mans beklagt werden. Im Training verunglückt der Franzose André Guilbert auf einem Ravel tödlich. Im Rennen selbst verliert Marius Mestivier in der Mulsanne die Kontrolle über seinen Amilcar und verstirbt nach einem schweren Unfall noch an der Unfallstelle.

 

27.06.1925 – Das Unternehmen Laurin Klement wird an den Konzern Škoda verkauft (wobei Laurin technischer Direktor bleibt). Die zu diesem Zeitpunkt gebauten Automobilmodelle werden von Škoda Auto, wie die neue Firma nun heißt, zunächst unter dem Namen „Laurin & Klement – Škoda“ und dann unter dem Namen „Škoda“ weitergebaut. Der Bau von Fahr- und Motorrädern wird dagegen eingestellt.

 

01.07.1925 - Um dem gewachsenen Interesse am Motorsport Rechnung zu tragen, soll in Deutschland eine Rennstrecke gebaut werden. Dabei greift man auf Pläne aus dem Jahr 1907 für eine Rennstrecke in der Eifel zurück. Damit soll auch eine Verbesserung der Wirtschafts- und Infrastruktur dieser Region bewirkt werden.  Am 01.07.1925 beginnen die Arbeiten zum Nürburgring und am 18.06.1927 findet mit dem Eifelrennen für Motorräder das erste Motorrad- und einen Tag später das erste Automobilrennen statt.  Rudolf Caracciola gewinnt in einem kompressoraufgeladenen Mercedes-Benz Typ S. Auf dieser Nordschleife finden bis 1976 auch Formel 1-Läufe statt. Aufgrund der Sicherheitsprobleme der auch "Grüne Hölle" genannten Nordschleife wird eine neue, 1984 eingeweihte Grand Prix-Strecke gebaut.

 

26.07.1925 - In Montlhéry stirbt Antoni Ascari in seinem Alfa Romeo beim Großen Preis von Frankreich. 1919 beginnt der Sohn eines Getreidehändlers aus der Lombardei, für Fiat Rennen zu fahren. Regelmäßig tritt er bei der Targa Florio an. 1923 gewinnt er auf einem Alfa Romeo P2 seinen ersten Großen Preis in Cremona. Auch im Folgejahr gewinnt er dort und siegt auch in Monza beim Großen Preis von Italien. 1925 gewinnt er den Großen Preis von Belgien, doch nur einen Monat später stirbt er beim Großen Preis von Frankreich. Auch sein Sohn, der zu Zeiten des tödlichen Unfalls sieben Jahre alt ist, wird später ein erfolgreicher Rennfahrer und zweifacher Formel-1-Weltmeister (1952, 1953). Wie sein Vater verunglückt auch er tödlich, als er 1955, vier Tage nach einem schweren Unfall beim Großen Preis von Monaco, privat einen Ferrari-Sportwagen in Monaco testet und von der Strecke abkommt, sich überschlägt und tödliche Verletzungen erleidet.

 

08/1925 – Der US-amerikanische Automobilhersteller Cadillac präsentiert als Nachfolger des V-63 den Series 314 mit V8-Motor. Technisch stellt der 314 eine verbesserte Version seines Vorgängers dar; geändert wurden die Federn an der Hinterachse, der Kühler, die Lenkung (im Frühjahr 1926), der Ventiltrieb (Entfall der Kipphebel) und der Antrieb des Generators (über Riemen statt über Kette). Überarbeitet wurden ferner die Karosserien; sie erhalten nun längere, geschwungene vordere Kotflügel, grundsätzlich vorne angeschlagene Vordertüren, einen geänderten Kühlergrill und durchweg einteilige Windschutzscheibe. In der Standard-Reihe wurden keine offenen Modelle mehr angeboten, sondern nur noch sechs verschiedene geschlossene Zwei- und Viertürer; die Custom-Reihe umfasste ein knappes Dutzend verschiedener Varianten. Ferner stehen erstmals seit 1919 wieder Sonderaufbauten auf extralangem Radstand von 381 cm im Angebot (Leichenwagen und Ambulanz, dazu eine gepanzerte, rund 3 Tonnen schwere Limousine). Der 5.155 ccm Hubraum große V8 leistet 80 PS. Im September 1927 wird der 314 durch den Cadillac Series 341 abgelöst; bis dahin sind vom Series 314 insgesamt 50.619 Stück vom Band gelaufen.

 

15.-16.08.1925 – Knapp 20 Jahre nach Eröffnung des Holzabfuhrwegs vom Schauinslandgipfel nach Günterstal findet das erste Schauinsland-Bergrennen statt. Die 12 km lange Strecke enthält 173 Kurven. Am 15. und 16. August 1925 gingen erstmals Rennwagen und -motorräder an den Start des in der Folgezeit bekanntesten deutschen Bergrennens, welches in seinen besten Zeiten weit mehr als 20.000 Zuschauer besuchten. Das jährlich stattfindende Rennen gewann danach zunehmend an Bedeutung; so wurde es 1927 international ausgeschrieben und erhielt ab 1930 das Prädikat Bergpreis von Deutschland sowie ab 1931 die Bezeichnung Großer Bergpreis von Deutschland. Im Jahr 1938 wurde das Rennen aufgrund der politischen Spannungen abgesagt und während des Zweiten Weltkrieges nicht wieder aufgenommen.

 

18.08.1925 - Als Tochterunternehmen der amerikanischen Ford Motor Company wird in Berlin die Ford Motor Company Aktiengesellschaft in das Handelsregister eingetragen, nur einen Tag nachdem im Deutschen Reich die 1920 erlassene Einfuhrsperre für ausländische Automobile aufgehoben worden war. Durch die Montage von zugelieferten Teilen entging man den hohen Importzollen für fertige Autos. Zunächst werden Ford T-Modelle in Moabit montiert. 1930 wird der Unternehmenssitz nach Köln verlegt, wo ab 1931 die Produktion des Modell A beginnt.

 

10.10.1925 - In der Olympic-Hall in London wird die bis zum 18.10.1925 dauernde internationale Automobilausstellung eröffnet. Zu sehen sind 650 Wagen im Wert von 377.000 englischen Pfund.

 

26.11.1925 – BMW präsentiert auf der Deutschen Automobilausstellung in Berlin mit der R42 die Nachfolgerin von BMWs erstem eigenständigen Motorrad, der R32. Fahrwerk und Getriebe mit Grundmotor sind weitgehend baugleich. Der seitengesteuerte Zweizylinder-Boxermotor leistet aus seinen 494 ccm Hubraum nun 12 PS, die Höchstgeschwindigkeit beträgt wie bei der R32 95 km/h. Gebaut wird die R52 bis 1928, es entstehen über 6.500 Motorräder.

 

05.12.1925 – In der Verordnung über Kraftfahrzeugverkehr (der Vorläufer der StVZO) wird in § 4 (8) die Vorschrift eingefügt, dass „Lastkraftwagen an der linken Seite“ einen Spiegel haben müssen.

 

 

1926

 

22.02.1926 - Als erste deutsche Autobank wird in Berlin unter der Firma Ford Credit Company die Ford Bank gegründet.

 

16.03.1926 - Der Sunbeam Tiger ist ein Rennwagen, der in den 1920er Jahren von Sunbeam in Wolverhampton gebaut wurde. Es ist das letzte Auto, das sowohl als Landgeschwindigkeitsrekordhalter als auch als Rundstreckenrennwagen konkurrenzfähig ist. Das Fahrgestell und die Karosserie des Sunbeam sind konventionell für Rennwagen der damaligen Zeit. Die Neuartigkeit des Wagens liegt in seinem Motor. Der Grand-Prix-Motor von Sunbeam aus dem Jahr 1925 ist ein erfolgreicher 2-Liter-Reihen-Sechszylindermotor mit zwei obenliegenden Nockenwellen. In diesem Wagen wird ein Paar der gleichen Block- und Kopfanordnung verwendet, die mit einem einzigen 75°-Kurbelgehäuse zu einem 3976 ccm großen V12-Motor verbunden sind. Die Aufladung bringt die Leistung auf 306 PS. Henry Segrave ist so erpicht darauf, das neue Auto und den neuen Motor zu testen, dass er es im September 1925, noch unlackiert, nach Brooklands bringt. Es wird eine Geschwindigkeit von 145 mph (233 km/h) auf der halben Meile gemessen. Kleinere Arbeiten, darunter die heute noch auffällige leuchtend rote Lackierung, werden über den Winter durchgeführt. Im Frühjahr 1926 ist Segrave auf dem breiten, flachen Strand von Southport zu sehen. Am 16. März 1926 stellt er mit dem leuchtend roten Auto, das nun den Namen Ladybird trug, mit 152,33 mph (245,15 km/h) einen neuen Landgeschwindigkeitsrekord auf. Der Sunbeam ist das Auto mit dem kleinsten Hubraum und Verbrennungsmotor, das jemals einen Landgeschwindigkeitsrekord aufstellte.

 

25.03.1926 – Felice Bianchi Anderloni gründet in Mailand das Unternehmen Carrozzeria Touring. Anderloni ist ein begabter Automobildesigner. Einen Namen mach sich Touring durch die patentierte Konstruktion Superleggera (italienisch für „superleicht“) für den Karosseriebau. Ähnlich wie bei Flugzeugen ist die Grundstruktur der Karosserie ein leichtes dreidimensionales Gestänge aus Profilen unterschiedlicher Form und Stärke. Als Material werden Aluminium, Magnesium und deren Legierungen oder Stahl verwendet. Die Karosseriebleche aus Aluminium werden mit diesem Rahmen verbunden und verstärken die Gesamtkonstruktion. Diese Bauart vereinfacht den Bau von Prototypen und Kleinserien im Vergleich zu den damals üblichen Eschenholzrahmen. Außer der Gewichtsersparnis ist ein zweites Ziel die Reduzierung des Luftwiderstands; als eines der ersten Unternehmen experimentiert Touring mit Windkanälen. Beides hat sich erst viel später im allgemeinen Automobilbau durchgesetzt. "Gewicht ist der Feind, aerodynamischer Widerstand die Hürde", lautet ein Zitat Anderlonis. Allerdings haben die Wagen ihren Preis. Berühmte Fahrzeuge der Vorkriegszeit werden vor allem auf Fahrgestellen von Alfa Romeo 6C und Alfa Romeo 8C hergestellt. Auch ein BMW 328 wird von Touring für die Mille Miglia gebaut, mit dem 1940 Huschke von Hanstein und Walter Bäumer als Erste durchs Ziel fahren. Nach dem Tod von Anderloni 1948 übernimmt sein Sohn Carlo Felice Bianchi Anderloni die Geschäftsführung. Die fünfziger Jahre sind eine technische Blütezeit des Unternehmens. Das Design der Touring-Fahrzeuge ist für viele Automobilhersteller wegweisend. Anfang der 1960er Jahre erwartet man einen Großauftrag der Rootes-Gruppe und baut eine neue Fabrik in Nova Milanese. Dieser Auftrag wird storniert, was zu wirtschaftlichen Schwierigkeiten führt. Ende 1966 muss die Carrozzeria Touring die Tore für immer schließen.

 

01.04.1926 – Die im Vorjahr in Berlin gegründete Ford Motor Company Aktiengesellschaft beginnt in einer von der BEHALA Berliner Hafen- und Lagerhausgesellschaft) angemieteten Getreidehalle am Berliner Westhafen mit der Montage der aus den USA zugelieferten Komponenten des Model T. 30 Arbeiter montieren die Fahrzeuge, da komplette Importfahrzeuge höher besteuert werden. Im Juli 1929 sind es bereits 450 Arbeiter. Nachdem 1930 der Firmensitz in das neue Ford-Werk Köln-Niehl verlegt wird, endet die Montage in Berlin am 15.03.1931.

 

02.04.1926 - In Hurstville, New South Wales wird John Arthur Brabham, besser bekannt als Jack Brabham, geboren. In seiner Karriere als Rennfahrer gewinnt der Australier u.a. dreimal die Fahrerweltmeisterschaft der Formel 1 (1959 auf Cooper T51, 1960 auf Cooper T51 bzw. T53 und 1966 auf Brabham BT 19 bzw. BT 20). Zwischen 1955 bis 1970 fährt er in der Königsklasse, startet bei 126 Rennen, gewinnt davon 14 und gründete 1963 sein eigenes Rennteam. Am 19.05.tirbt starb Jack Brabham in Gold Coast, Queensland, im Alter von 88 Jahren.

 

20.-24.04.1926 – Auf der Pariser Konferenz zur Änderung des Internationalen Abkommens über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen (vom 11.09.1909) wird das Internationale Abkommen über Kraftfahrzeugverkehr verabschiedet.

 

05/1926 – Dem Unternehmen Garelli gelingt es auf der Rennstrecke von Monza, bei nur einem Versuch 138 Weltrekorde aufzustellen, die zum Teil heute noch gültig sind.

 

02.05.1926 – Bei der Targa Florio auf Sizilien debütiert der Maserati Tipo 26. Es ist der erste Rennwagen der 1914 gegründetetn Firma und basiert auf dem Diatto Tipo 20, den Maserati für den Turiner Automobilhersteller Diatto entwickelt hat. Aufgrund von wirtschaftlichen Schwierigkeiten gibt Diatto 1925 sein Motorsportengagement vollständig auf. Maserati übernimmt das Fahrzeug kostenfrei und entwickelt es zu Ende. Als Motor dient ein 1,5 Liter großer Reihen-Achtzylinder mit 115 PS. Der Aufbau besteht aus Aluminium und wir von der Carozzeria Fantuzzi in Modena hergestellt. Der offene Rennwagen hat zwei Sitze, da es damals noch üblich ist, einen Mechaniker bei den Rennen mitzunehmen. 1927 erscheint der Tipo 26B mit einem auf 2,0 Liter vergrößerten Hubraum, dessen Leistung 130 PS beträgt. Für die Mille Miglia 1928 konstruiert Maserati zwei Fahrzeuge mit eigenständiger Karosserie. Der Maserati Tipo 26 und Tipo B ist ein frei verkäuflicher Rennwagen, der in einer Kleinserie von ca. 20Fahrzeugen gefertigt wird. Gleich beim ersten Rennen bei der Targa Florio 1926 wird Alfieri Maserati Gesamtzweiter und siegt in der 1,5-Liter-Klasse. Auch bei weiteren Rennen können sich die Maserati gut platzieren. 1928 erscheint der weiterentwickelte Maserati 8C – einem international sehr erfolgreichen Rennwagen in den nächsten Jahren.

 

18.05.1926 – In Gatow, Berlin gründen sieben Damen den Deutschen Damen Automobil Club e.V. (DDAC) und lassen ihn am 10.06.1926 in das Vereinsregister des Amtsgerichts Berlin-Charlottenburg eintragen. Ziel der Gründungspräsidentin Lucy Elisabeth Freifrau von Linsingen ist es, motorsportliche Veranstaltungen für Damen zu organisieren und ein gesellschaftliches und kulturelles Clubleben aufzubauen. In der Gründungsphase gelingt es ihr in Hannover, die Sportfahrerin Liliane Roehrs für die Mitgliedschaft und Gründung der Ortsgruppe Hannover zu gewinnen. Dieses stellt sich später als sehr wichtig für das Überleben in der NS-Zeit und die Neugründung im Jahr 1949 heraus. Es bilden sich schnell Gruppen in Königsberg, Dresden, Leipzig und Stettin. 1927 wird der DDAC Kartellclub beim AvD. In den Jahren ab 1928 veranstaltet der DDAC Zuverlässigkeitsfahrten. Es werden schon damals Strecken zwischen 400 und 750 km zurückgelegt. Auch Geschicklichkeits- und Geländeprüfungen werden abgelegt. Bis 1933 können die Damen sich nicht nur sportlich, sondern auch gesellschaftlich betätigen. Hilde Ullstein, Hedda Adlon, Rennfahrerin Elisabeth Junek, Lilian Harvey sind ebenso gern gesehene Gäste wie die Mitglieder z. B. Elinor Sachs von Opel, Margret Jay von Opel, Margarete von Hindenburg oder Charlotte Bahr. 1933 droht die Eingliederung in den nationalsozialistischen Einheitsclub „Der Deutsche Automobil-Club“, welcher die Abkürzung „DDAC“ übernimmt. Dieses kann nur dadurch verhindert werden, indem der „Deutsche Damen Automobil Club“ ein Traditionsclub ohne sportliche Ambitionen wird. Der DDAC zerfällt im Zweiten Weltkrieg. Liliane Roehrs kann jedoch zehn Damen aus Hannover erfolgreich zum Durchhalten motivieren. Im Januar 1946 ruft sie eine Mitgliederversammlung mit dem Ziel ein, die Tradition des alten Clubs wieder aufleben zu lassen und den Club zukunftsorientiert neu zu organisieren. Es wwirdurde die Neugründung des Clubs mit Sitz in Hannover und die Wiederannahme des traditionsreichen Namens „Deutscher Damen Automobil Club e.V.“ beschlossen. 1949 schließt sich der DDAC dem AvD als Kooperativclub an. Heute besteht der DDAC aus rund 300 Mitgliedern in 8 Landesclubs. Regelmäßig finden sich Damen im Alter von 19 bis 98 Jahren aus ganz Deutschland zu kulturellen, kulinarischen aber auch sportlichen Aktivitäten zusammen. Es werden Tischrallyes oder gefahrene Orientierungsfahrten, Museums- und Konzertbesuche, aber auch im persönlichen Bereich stattfindende gesellschaftliche Unternehmungen organisiert. Auch die Erste Hilfe und fahrerisches Können werden geübt.

 

26.05.1926 – Per Versteigerung wird die niederländische Automobilfirma Spyker aufgelöst. Bis dahin baut die 1880 als Kutschenbauer gegründete Firma rund 1.500 Fahrzeuge. Gleichzeitig hat Spyker über 100 Patente angemeldet.  Mit dem Spyker 60 HP präsentiert die Firma den ersten Sechszylinder und das erste Automobil mit Ottomotor und Allradantrieb. Spyker hat einen sehr guten Ruf und wird in Großbritannien gerne als "Rolls-Royce des Kontinents" bezeichnet. Trotz aller sportlichen Erfolge und der sehr guten Qualität der Fahrzeuge muss 1925 die Automobilproduktion eingestellt werden.

 

25.06.1926 – Der Bugatti Type 40 tritt die Nachfolge des Type 23 an. Er besitzt einen wassergekühlten Vierzylindermotor mit 1.496 ccm Hubraum und 45 PS. Die Höchstgeschwindigkeit wird mit 120 oder 125 km/h angegeben. Bugatti stellt die Fahrgestelle her, die Aufbauten stammen von namhaften Karosseriebauern. Bekannt sind Limousine, Coupé, Cabriolet, Roadster und Tourenwagen. 1930/31 erscheint der 40A, von dem nur wenige Limousinen, dafür mehr offene Fahrzeuge gebaut werden. Noch 1931 wird das Modell ohne Nachfolger in seiner Hubraumklasse eingestellt. Je nach Quelle werden 765 bis knapp 900 Fahrzeuge gebaut. Mehr als 100 Type 40 sollen heute noch existieren. Frédéric Loisau schließt einen Vertrag mit Ettore Bugatti, erhält fünf Fahrgestelle und montiert darauf offene zweisitzige Karosserien mit Kasten im Heck. Damit durchqueren er und sein Team die Sahara. Eines dieser Fahrzeuge ist erhalten geblieben und in der Cité de l’Automobile in Mülhausen ausgestellt.

 

28.06.1926 – Die "Benz & Co. Rheinische Gasmotorenfabrik Mannheim" (seit 1899 Benz & Cie.) und die "Daimler-Motoren-Gesellschaft" fusionieren zur Daimler-Benz AG. Der Sitz der neuen Firma befindet sich in Berlin.

 

11.07.1926 – Rudolf Caracciola gewinnt den "Großen Preis von Deutschland" auf der Avus mit einem Durchschnitt von 135,2 km/h. Das Siegerfahrzeug ist der erste Achtzylinder-Mercedes und gleichzeitig der erste Wagen, den Dr. Ferdinand Porsche für die DMG konstruiert hat. Der 2-l-Achtzylinder-Kompressor-Rennwagen wird allgemein als Typ "Monza" bezeichnet, da seine Rennpremiere im Oktober 1924 beim Großen Preis von Italien in Monza stattgefunden hat. Größere Erfolge erzielt Porsches Konstruktion nur bei verschiedenen nationalen Rennen und, wie beim Avus-Rennen, in der Sportwagen-Kategorie mit viersitziger Karosserie. Bei diesem Rennen streben jedoch vier Menschen. Schon während des Trainings am 9. Juli verunglückt Carlo Cattaneo als Beifahrer und Mechaniker von Luigi Platé tödlich. Beim Rennunfall Adolf Rosenbergers kommen zwei Rennoffizielle ums Leben, als dieser bei mittlerweile einsetzendem Regen ausgangs der siebten Runde bei etwa 150 km/h in der Nordkurve von der Strecke abkommt und in die dort aufgebaute Zeitnahme schleudert. Ein Helfer und der Bediener der Anzeigetafel sterben an ihren Verletzungen, Rosenberger und sein Mechaniker kommen jedoch mit Verletzungen davon.

 

08/1926 – Während in ganz Italien bereits seit 1924 der Rechtsverkehr vorgeschrieben ist, wird dieser in Mailand erst im August 1926 eingeführt. Grund dafür sind umfangreiche Arbeiten am Straßenbahnnetz. Bis dahin wird eine Zeitlang in der Provinz Mailand – außerhalb der Stadt – rechts und in der Stadt links gefahren.

 

10/1926 - Im Oktober 1926 errichtet der US-amerikanische Karosseriehersteller Edward G. Budd Manufacturing Co. zusammen mit den Arthur Müller Bauten und Industriewerken (kurz: Ambi) auf dem Gelände der ehemaligen Rumpler-Werke am Flugplatz Johannisthal ein modernes Karosserie- und Presswerk. Ambi hält 51 Prozent und Budd die restlichen 49 Prozent des Unternehmens. Die Firma produziert Karosserien in Ganzstahlweise, während die Karosserien bisher in Gemischtbauweise (Holzrahmen mit Blechbeplankung) hergestellt wurden. Um die Produktion von Karosserien zu sichern, kauft Ambi-Budd 26 % der Adlerwerke.  Zu den ersten Modellen gehört der Adler Standard 8. Aber auch Ford, BMW und Hanomag gehören zu den Kunden der Berliner. Neben Limousinen werden ab 1930 auch – in der alten Gemischtbauweise – Cabriolets gebaut.  Während des Zweiten Weltkriegs fertigt Ambi-Budd unter anderem für das Volkswagenwerk Wolfsburg die Aufbauten für den VW Typ 82 („Kübelwagen“), Schwimmwagen (VW Typ 166) und die Lafette der 2,8-cm-schweren Panzerbüchse 41. Nach Kriegsende 1945 liegt das Werk in der sowjetischen Besatzungszone und wird komplett demontiert. Die Presswerkzeuge für die BMW 321/326 gelangen zu Awtowelo in Eisenach, wo die Wagen als EMW 321 und 340 weiter gebaut wird. Die Werkzeuge für die Karosserie des Ford Taunus gehen in den Westen zu Ford, der Rest wird in die Sowjetunion verbracht.

 

10/1926 – In Feltham/Middlesex beginnt die neu gegründete Firma Aston Martin Motors Ltd. Ein Jahr nach dem Konkurs der Ursprungsfirma Bamford & Martin Ltd., London, unter dem Namen ihrer Produkte neue Modelle zu bauen. Ab 1927 entstehen die Typen „International“, „Le Mans“, Mark II“ und „Ulster“ und die Aston Martins sammeln Siegpunkte bei allen bekannten Automobilrennen, von der RAC Tourist Trophy über die Mille Miglia bis zu den 24-Stunden-Rennen von Le Mans und Spa-Franchorchamps.

 

29.10.-07.11.1926 - Auf der  Automobil-Ausstellung Berlin stellt die Osnabrücker Karosseriebaufirma Karmann folgende Fahrzeuge zur Schau:  Stand der Firma Aga, Berlin: 1. Viertürer-Innensteuer-Limousine, 6/20 PS, Aga, 2. Zweisitzer-Sport-Cabriolet 6/20 PS, Aga; Stand der Firma Pluto: 3. Innensteuer-Limousine 5/30 PS, Pluto, 4. Viersitzer Sport-Karosserie 5/30 PS, Pluto, 5. Zweisitzer Sport-Karosserie 5/30 PS, Pluto; Stand Adlerwerke: 6. Zweisitzer Sport-Cabriolet 6/25 PS, Adler; Stand Essex: 7. Zweisitzer Sport-Cabriolet 6/40 PS, Essex; Fiat-Pavillon: 8. Pullman-Limousine, sechssitzig, 9/35 PS, Fiat. Auf dem Handzettel mit den ausgestellten Fahrzeugen betont Wilhelm Karmann, dass seine Karosserien in diesem Jahr auf den Schönheitskonkurrenzen der Automobil-Wettbewerbe in Lübeck am 1. August und in Bad Neuenahr am 19. September 1926 jeweils den 1. Preis erhielten. Die Horch-Werke präsentieren den neuen Typ 303 und mit ihm den ersten Achtzylindermotor von Horch.

 

11.11.1926 - Sie ist die erste Frau, die in der Formel 1 startet: Maria Teresa de Filippis. Geboren in Neapel, beginnt sie im Alter von 22 Jahren, Automobilrennen zu fahren. Grund dafür ist angeblich eine Wette mit ihren Brüdern, die nicht glauben, dass ihre Schwester schnell Auto fahren kann. Das zeigt sie gleich in ihrem ersten Rennen, dem zehn Kilometer langen Straßenrennen zwischen Salerno und Cava de‘ Tirreni, das sie mit ihrem Fiat 500 bestreitet – und gewinnt. 1954 wird De Filippis Zweite der Italienischen Sportwagenmeisterschaft, im Jahr darauf wechselt sie in das Werksteam von Maserati. Die Italienerin geht 1958 beim Großen Preis von Belgien mit einem von Maserati gestellten 250 F als Privatfahrerin an den Start. Dabei wird sie Zehnte. Bei zwei weiteren Formel 1-Rennen im gleichen Jahr scheidet sie mit ihrem Maserati 250F aus. 1959 wechselt sie zum Porsche-Werksteam und fährt in der Automobil-Weltmeisterschaft. Nach dem Unfalltod ihres guten Freundes Jean Behra auf der AVUS 1959 beendet sie im August 1959 ihre Karriere. 2016 stirbt Maria Teresa de Filippis im Alter von 89 Jahren im italienischen Scanzorosciate.

 

26.11.1926 - Die erste feste Straße von der amerikanischen Ost- zur Westküste wird realisiert: Die Route 66 bzw. der US-Highway 66 von Chicago (Illinois) bis Santa Monica (Kalifornien). Ihre Bezeichnung geht auf einen Brief des Leiters für öffentliches Straßenwesen vom 23.07.1926 zurück, wonach die Nummer 66 eine der wenigen Zahlen war, die in den betroffenen Bundesstaaten noch nicht für eine Straße vergeben worden war. Erst 1938 wird die Asphaltierung der Straße vollendet, im Gründungsjahr waren es erst 800 Meilen. Heute ist die Straße nicht mehr durchgehende befahrbar und nicht mehr einheitlich als Route 66 bezeichnet. Die verbliebenen Teilstücke sind aber ein Anziehungspunkt für Touristen und Nostalgiker.

 

 

1927

 

02.01.1927 - Die Horch-Werke in Zwickau nehmen die Serienfertigung des neuen Achtzylinder-Motors auf, der zuvor auf der Automobilausstellung in Berlin für einige Furore gesorgt hat. Dieser fiel dort nicht nur durch sein technisch bemerkenswertes Konzept auf, sondern auch dadurch, dass er - und dies war in Deutschland völlig neu -zur alleinigen Grundlage für die Großserienproduktion des Jochwerkes werden sollte, die dabei bleiben wollen, nur einen einzigen Typ herzustellen. Damit behält Horch ihre Ausnahmeposition in der deutschen Automobilindustrie und baut sie weiter aus. Das erste Modell mit dem neuen Achtzylindermotor ist der Typ 303 mit 3.131 ccm Hubraum und 60 PS. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 100 km/h. Angeboten werden ein sechssitziger Tourenwagen, eine Pullman-Limousine und ein Pullman-Cabriolet.

 

10.01.1927 - Der Monumental-Stummfilm Metropolis hat Premiere. Der Film von Fritz Lang fällt bei Kritikern und Publikum durch. Für die Dreharbeiten kauft die Ufa den bankrotten Rumpler-Werken die Restbestände des legendären futuristischen Tropfenwagens als Requisiten ab. Die Fahrzeuge sind gegen Ende des Films in einer Straßenszene zu sehen und werden in einer finalen Szene zerstört. 2001 wird der Film rekonstruiert und als erster Film ins Weltdokumentenerbe der UNESCO aufgenommen.

 

15.02.1927 – In Köln-Poll eröffnet Citroen ein Produktionswerk, in dem als erstes Fahrzeug ein Typ B14 vom Band läuft. Bis zur Schließung im Jahr 1935 (aufgrund von zunehmenden Schwierigkeiten für ausländische Hersteller) entstehen hier 18.710 Fahrzeuge.

 

03/1927 – GM bringt die Marke LaSalle (Series 303) auf den Markt. Sie ist gedacht, um die Lücke zwischen der Spitzenmarke Cadillca und Buick zu füllen. Benannt ist sie nach dem französischen Entdecker Robert Cavelier de La Salle aus dem 17. Jahrhundert. Der Karosserieentwurf des LaSalle stammt aus der Hand von Harley Earl und gilt als Beispiel einer bewusst auf Wirkung statt auf pure Funktionalität hin gestalteten Autokarosserie. Earl wird nach dem Erfolg seines LaSalle bei GM fest eingestellt und 1928 zum Leiter der Art and Colour Section berufen, der ersten Designabteilung eines Automobilunternehmens. Von der Wirtschaftskrise in Folge des New Yorker Börsencrashs im Herbst 1929 werden alle Autohersteller stark in Mitleidenschaft gezogen, so auch LaSalle. Während sich aber in vielen Fällen der Absatz ab Mitte der 1930er-Jahre wieder spürbar erholt, erreicht LaSalle nach Ansicht der GM-Chefs nicht die Verkaufszahlen, die eine Weiterführung der Marke rechtfertigen. Im Sommer wird die Marke aufgegeben; an ihre Stelle tritt mit dem Cadillac Series 61 ein preiswerteres Cadillac-Einstiegsmodell.

 

26.03.1927 – Im Dezember 1925 vereinbaren vier junge Männer aus dem norditalienischen Brescia, ihre Heimatstadt zu einem Zentrum des Motorsports zu machen, indem sie ein Rennen veranstalten. Das Rennen soll in Brescia starten und auch enden, durch ganz Norditalien soll es in die Hauptstadt Rom und zurück gehen. Da diese Strecke ungefähr 1.600 Kilometer und umgerechnet 1.000 Meilen lang sein würde, geben sie dem Rennen den Namen „Mille Miglia“. Am 26.03.1927 startet um acht Uhr morgens Mitorganisator Aymo Maggi in seinem imposanten 7,4-Liter Isotta-Fraschini als erster von 77 Wagen in der Via Rebuffone in Brescia. Die Premiere des Rennens gewinnen die Werksfahrer Ferdinando Minoia und Guiseppe Morandi mit ihrem OM 665 „Superba“ in einer Zeit von 21 Stunden, 4 Minuten und 48 Sekunden und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 77 km/h auf der exakt 1.018 Meilen langen Route. Bis 1957 findet das Rennen 27mal statt, davon gewinnen 24 mal italienische Fahrer auf italienischen Fahrzeugen. Nur in drei Rennen gewinnt kein Italiener das Rennen. 1931 siegen Rudolf Caracciola und Wilhelm Sebastian auf Mercedes-Benz SSKL, 1940 Fritz Huschke von Hanstein und Walter Bäumer auf BMW 328 Berlinetta Touring und 1955 Stirling Moss und Denis Jenkinson auf Mercedes-Benz 300 SLR. 1937 bis 1939 gehört die Mille Miglia zur italienischen Sportwagenmeisterschaft und zwischen 1953 bis zur letzten Ausgabe zur Sportwagen-Weltmeisterschaft. Im Jahr 1957 findet die Mille Miglia zum letzten Mal statt, da am 12. Mai ein schwerer Unfall des Spaniers Alfonso de Portago mehrere Todesopfer fordert.

 

14.04.1927 - Der erste Serien-Volvo verlässt die Werkshalle in Lundby nahe Göteborg. Der Volvo ÖV4 "Jakob" will aber nicht so richtig, denn noch kurz vor dem Termin fährt er bei einer Testfahrt nur rückwärts. Der ÖV4 ist ein vierzylindriger offener Wagen (Öppen vagn). Im Sommer folgt der PV4 (personvagn), der eine geschlossene Karosserie hat.

 

20.04.1927 - Phil Hill wird in Miami, Florida geboren. Er ist der erste US-Amerikaner, der die Formel 1 gewinnen kann. 1961 wird er auf Ferrari Weltmeister mit nur einem Punkt Vorsprung vor dem im vorletzten Rennen tödlich verunglückten deutschen Ferrari-Fahrer Wolfgang Graf Berghe von Trips. Hill gewinnt 1958, 1961 und 1962 zusammen mit Olivier Gendebien auf Ferrari das 24-Stunden-Rennen von Le Mans und jeweils dreimal das 12-Stunden-Rennen von Sebring und die 1000 km von Argentinien. 1966 siegt er beim 1000-km-Rennen auf dem Nürburgring auf einem Chaparral. Am 28.08.2008 verstirbt er an den Folgen der Parkinson-Krankheit.

 

28.04.1927 - Nach vierjähriger Bauzeit wird in San Francisco die Golden Gate Bridge fertiggestellt - etwas vor der vereinbarten Zeit und knapp unter dem budgetierten Kosten (das wünscht man sich heute auch für die Elbphilharmonie oder den Flughafen BER in Berlin). Am 28. Mai wird die Brücke für den Straßenverkehr freigegeben. Bei ihrer Eröffnung ist sie mit 2737 Metern (incl. der Zufahrtsbrücken) die längste Hängebrücke der Welt. Sie hat sechs Fahrspuren und wird täglich von rund 120.000 Fahrzeugen befahren.

 

20.-31.05.1927 – Die 19. IAA findet unter politischem Druck des seinerzeitigen Oberbürgermeisters Konrad Adenauer auf dem Messegelände in Köln statt. Es werden ausschließlich Nutzfahrzeuge gezeigt. Ziel ist es, den wirtschaftlichen Einfluss Kölns zu steigern. Es bleibt jedoch die einzige Automobilausstellung der Stadt.

 

25.05.1927 - Mit zwei Technikern und dem verheirateten Fotografen Carl-Axel Söderström, den sie zwei Tage vor der Abfahrt erst kennenlernt, und einem Begleitlastwagen mit Benzin und Ersatzteilen bricht Clärenore Stinnes am 25. Mai 1927 in einem serienmäßigen Adler Standard 6 zu einer Weltreise auf. Der Fahrzeugtyp ist in diesem Jahr erstmals serienreif hergestellt worden. Clärenore Stinnes, die mit ihrer Fahrt auch für deutsche Produkte im Ausland wirbt, finanziert die Expedition über Sponsoren wie Bosch und Aral und wird vom Außenministerium und deutschen Auslandsvertretungen unterstützt. Über den Balkan und Moskau, wo erst einer und einige Etappen später der zweite Techniker aufgeben, geht die Fahrt durch Sibirien und die Wüste Gobi nach Peking. Die Etappenziele werden durchgehend filmisch dokumentiert. Mit dem Schiff setzen sie nach Japan über und weiter über Hawaii nach Nordamerika. Sie durchqueren danach Mittelamerika und Südamerika via Buenos Aires und weiter über die Anden bis nach Valparaíso (Chile) und mit dem Schiff wieder zurück nach Vancouver. Quer durch die USA führt die Reise über Washington, D.C., wo sie von Präsident Herbert Hoover empfangen werden, nach New York. Die Überfahrt nach Europa erfolgt mit dem Schiff. Die beiden legen in Le Havre an und fahren von dort weiter bis zum Empfang auf der AVUS in Berlin. Nach 46.063 gefahrenen Kilometern erreichten sie am 24. Juni 1929 wieder die deutsche Hauptstadt. Die Weltumrundung dauerte zwei Jahre und einen Monat. Afrika und Australien werden von der Route nicht berührt. Zu Ehren Söderströms beschließt Clärenore Stinnes nach Stockholm weiterzufahren, womit sie 49.244 Kilometer erreichen und erneut gefeiert werden. Nach ihrer Rückkehr und der Scheidung Söderströms von seiner ersten Frau heiraten Stinnes und Söderström im Dezember 1930. Sie bewirtschaften als neue Lebensgrundlage einen Gutshof in Südschweden.

 

26.05.1927 - Auf dem Badberg-Viereck, dem heutigen Sachsenring, findet das erste Rennen statt.

 

06/1927 – Im britischen Cricklewood wird der später „Old Mother Gun“ genannte Bentley-Rennwagen mit dem Chassis ST 3001, gebaut. Zum ersten Mal kommt der neu entwickelte Sechszylindermotor von Bentley mit schubstangengesteuerter obenliegender Nockenwelle zum Einsatz, der im Rennsport der späten 1920er Jahre neue Maßstäbe setzt. Fast von Anfang an entwickelt sich der Wagen zur Erfolgsgeschichte für Bentley, angefangen mit dem Sieg in Le Mans 1928 – dort noch in der ursprünglichen Ausführung – wo er schon 1927 gestartet ist und 1929 Platz zwei belegt. Danach wechselt er mehrmals den Eigentümer. Genannt wird als Erster 1932 Richard Marker, der ihn modifiziert zusammen mit Margaret Allan in Brooklands und auf anderen Strecken einsetzt, bevor „Old Mother Gun“ 1936 erneut den Besitzer wechselt. 1934 wird der 4,5-Liter-Motor gegen den 6,5-Liter-Sechszylinder des Bentley Speed Six gewechselt. Der Spitzname stammt von Bentley-Boy Woolf Barnato, der analog zur Chassisnummer reimte: "S-T-Three-O-O-One - Old Mother Gun!".

 

18.06.1927 - Das offizielle Eröffnungsrennen des neuen Nürburgrings in der Eifel gewinnt Rudolf Caracciola. Es ist das 5. Eifelrennen, dass bisher (seit 1922) auf öffentlichen Straßen auf einem 33,2 km langen Rundkurs ausgetragen wurde. Auf dem neuen Nürburgring siegt Caracciola mit einem Mercedes-Benz Typ S und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 96,5 km/h. Zwei Wochen später, am 03.07.1927, findet erstmals der "Große Preis von Deutschland für Motorräder" statt. Am 28.05.1983 erzielt Stefan Bellof im Porsche 956 C den noch heute geltenden Rundenrekord mit einem Schnitt von 202 km/h und 6:11:13 Minuten. Die Nordschleife wird auch als "Grüne Hölle" bezeichnet. Diesen Begriff prägte einst der britische Rennfahrer Jacky Stewart.

 

11.08.1927 - Die Autofahrer in Hamburg können nach dem US-amerikanischen Vorbild (wo dies bereits seit 1907 möglich war) erstmals an einer Zapfsäule tanken. Jetzt betankt man die Autos direkt durch den Füllrüssel, so dass der Tankwart nicht mehr umständlich mit den Kanistern hantieren muss.

   

01.09.1927 - Im Deutschen Reich werden einheitliche Verkehrszeichen eingeführt.

 

04.09.1927 - In Monza gewinnt der Franzose Robert Benoist auf Delage den "Großen Preis von Italien". Mit seinen insgesamt vier Grand-Prix-Siegen in diesem Jahr hat er maßgeblichen Anteil am Weltmeistertitel von Delage. Ende 1934 erklärt er seinen Rücktritt vom Rennsport und wird Rennleiter bei Bugatti für die Einsätze beim 24-Stunden-Rennen. 1937 greift er jedoch noch einmal selbst ins Lenkrad und gewinnt gemeinsam mit Jena-Pierre Wimille auf einem Bugatti T57G Tank die Gesamtwertung. Im Zweiten Weltkrieg schließt sich Benoist der Rèsistance an und beteiligt sich an Sabotage-Aktionen im Raum Paris. 1943 wird er verhaftet, ihm gelingt jedoch die Flucht und er geht nach England. 1944 kehrt er nach Frankreich zurück, um die Rèsistance zu unterstützen. Am 18.06.1944 wird er von der Gestapo verhaftet und ins KZ Buchenwald überstellt, wo er am 11.09.1944 ermordet wird.

 

10.09.1927 - Der Internationale Automobilclub beschließt, den Großen Preis von Deutschland ab 1928 in den Wettbewerb um die Automobil-Weltmeisterschaft (für Hersteller) aufzunehmen. Damit erhält das am 15.07.1928 auf dem Nürburgring stattfindende Rennen eine internationale Aufwertung.

 

10/1927 – Ettore Bugatti präsentiert den Type 44. Es ist das erste Serienmodell von Bugatti mit einem 3-Liter-Motor, nachdem es 1921 mit dem Type 28 bereits einen Prototyp gab. Der Achtzylinder-Reihenmotor ist vorn längs im Fahrzeug eingebaut. 69 mm Bohrung und 100 mm Hub ergeben 2991 ccm Hubraum. Jeder Zylinder hat zwei Einlassventile und ein Auslassventil. Die Kurbelwelle ist neunfach gelagert; die Kurbelwellenlager sind Gleitlager. Der Motor ist wassergekühlt und leistet maximal zwischen 80 und 100 PS. Das Getriebe hat vier Vorwärtsgänge. Die Hinterräder werden über eine Kardanwelle angetrieben. Das Fahrgestell ähnelt jenem der Type 38 und Type 43. Zwei verschiedene Radstände von 312 cm und 322 cm stehen zur Wahl. Die Spurweite beträgt 125 cm. Die Fahrzeuge sind zwischen 410 und 420 cm lang und zwischen 140 und 145 cm breit. Das Fahrgestell wiegt etwa 915 bis 940 kg. Die Höchstgeschwindigkeit liegt im Bereich zwischen 138 und 150 km/h. Bekannt sind Aufbauten als zwei- und viertürige Limousinen, Coupé, Cabriolet, Roadster und Tourenwagen. Einige Karosserien werden auf Kundenwunsch von externen Karosseriebauunternehmen angefertigt. 1929 kostet allein das Fahrgestell 10.200 Reichsmark im Deutschen Reich. Im November 1930 oder 1931 endet die Produktion. Nachfolger wird der 1930 präsentierte Type 49. Laut mehrerer Quellen entstehen 1095 Fahrzeuge. Davon existieren noch 117.

 

01.10.1927 - Der ADAC nimmt den ersten motorisierten Straßenhilfsdienst auf. Den Anfang bilden 34 Motorrad-Beiwagen-Maschinen.

 

06.10.1927 - Der Internationale Pariser Autosalon wird eröffnet. Erstmals seit 14 Jahren ist mit Mercedes-Benz wieder eine deutsche Automobilfirma vertreten. Citroen stellt eine Luxusvariante des Erfolgstyp B14 mit verbesserter und verschönerter Karosserie der Limousine mit verlängertem Radstand vor.

 

20.10.1927 – Ford baut den Nachfolger des Model T, den Ford Model A als Modell 1928. Doch nicht nur bei Ford in den USA, auch in Europa, Südamerika und in Lizenz in der Sowjetunion, wird der neue Wagen hergestellt. Das Modell A ist in vier Farben, nicht jedoch in schwarz lieferbar. Aus Fertigungsgründen sind die Kotflügel jedoch immer in schwarz lackiert. Den Modell A gibt es in zahlreichen Karosserievarianten, so z. B. als Tourenwagen, Roadster, Limousine, Kombi, Coupé oder Cabriolet. Aber auch andere Varianten werden produziert, außerdem werden Fahrgestelle an andere Karosseriebauer geliefert. Angetrieben wird der Wagen von einem Vierzylinder-Reihenmotor mit einem Hubraum von 3,3 Litern und einer Leistung von ca. 40 PS. Am 31.08.1931 endet die Produktion nach 4.320.446 gebauten Fahrzeugen. Auf Basis des Modell A gibt es auch einen Lkw, das Modell AA. Er hat längere Fahrgestelle, eine verstärkte Aufhängung mit Stahl- statt Speichenrädern und Doppelreifen für die schweren Ausführungen.

 

02.12.1927 - Der Verkaufsstart des legendären Ford Model A startet, den es in vier Standardfarben gibt, nicht jedoch in schwarz. Allerdings sind die Kotflügel immer schwarz. Gebaut wird er seit dem 20.10.1927, nicht nur in den USA, sondern auch in Europa (u. a. in Berlin), Südamerika und in Lizenz in der Sowjetunion. Den Ford Model A gibt es als Tourenwagen, Roadster, Limousine, Kombi, Coupé und Cabriolet, es entstehen zahlreiche verschiedene Aufbauten auch bei anderen Herstellern. Wie beim Model T gibt es auch einen LKW auf der A-Basis, den Ford Model AA. Das Model A hat einen Vierzylinder-Reihenmotor mit 3,3 Liter Hubraum und rund 40 PS. Damit ist er etwa 104 km/h schnell. Bis zum 31.08.1931 entstehen 4.320.446 Fahrzeuge aller Ausführungen.

 

 

1928

 

01.01.1928 – Die Übernahme des Automobilherstellers Presto-Werke Günther & Co. (Chemnitz) durch die Nationale Automobilgesellschaft (Berlin) wird vollzogen.

 

18.02.1928 - Ferrari. Bei diesem Namen brechen die meisten automobilinteressierten Menschen in der Regel in Begeisterung aus. Man denkt sofort an flache, rote, schnelle und sündhaft teure Sportwagen. Vater dieser Marke ist Enzo Anselmo Ferrari, der am 18.02.1928 in Modena geboren wird. Mit 16 Jahren erlernt er von seinem Vater das Handwerk des Schmieds, interessiert sich aber vielmehr für die neu aufkommende Technologie der Verbrennungsmotoren.  Schon im väterlichen Betrieb beginnt er mit der Vervollkommnung seines Wissens mit anfänglicher Durchführung von Reparaturen und später mit ersten Entwicklungen am Motor. Dann bewirbt er sich als Werksfahrer bei Fiat. Man stellt ihn nicht ein, da ihm die erforderliche Ausbildung fehlt. 1919 erwirbt er ein eigenes Fahrzeug und baut dieses auf. Durch seine Erfolge und Kenntnisse wird man auf ihn aufmerksam. Er wird Werkstestfahrer bei CMN.  Schnell wechselt er zu Alfa Romeo und ist dort 1920 bereits Chefwerksfahrer. 1929 gründet er seinen eigenen Rennstall, die Scuderia Ferrari. Er wird stellvertretender Leiter des Alfa Romeo-Teams, die Zusammenarbeit endet 1939.  Ab 1946 baut er im eigenen Unternehmen Ferrari hochleistungsfähige Straßenwagen. Sowohl im privaten Verkauf wie auch im Rennsport ist Ferrari eine der erfolgreichsten Automobilfirmen weltweit. Im Alter von 90 Jahren stirbt Enzo Ferrari am 14.08.1988 in seinem Geburtsort Modena.

 

23.02.1928 - In Stuttgart wird der spätere Konditor Hans Herrmann geboren. Er soll möglichst das Café seiner Mutter später übernehmen. Doch die Geschichte verläuft anders. Hans Herrmann übt den Konditorberuf nie aus. Nach der Lehre ersteht er - mit Unterstützung seiner Mutter - einen kleinen BMW 3/20 und fährt damit einen Arzt zu seinen Patienten. Dann meldet er ein Fuhrunternehmen an, um Personen zu befördern. 1951 kauft er einen Porsche 356 1300 und nimmt im Februar 1952 an der 1. Hessischen Winterfahrt teil. Weiter geht es mit seinem Porsche (nun mit 1500 ccm) zu einem Rundstreckenrennen auf den Nürburgring - und er gewinnt.  Porsche wird auf ihn aufmerksam und 1953 holt er mit dem Porsche-Werksteam den Klassensieg bei der legendären Mille Miglia, den er 1954 mit einem Porsche 550 Spyder wiederholt. 1954 wechselt er zum Formel 1-Team zu Mercedes-Benz. Nach einem schweren Unfall 1955 im Training zum GP von Monaco und dem Rückzug von Mercedes-Benz vom Motorsport wird er Langstreckenfahrer für Porsche und fährt von 1957 bis 1959 auf Maserati, Cooper und B.R.M.  in der Formel 1. Daneben fährt er mit einem Borgward 1500 RS bei der Berg-Europameisterschaft und wird 1957 Vizemeister. In den 60er Jahren fährt er mit einem kleinen Abarth Langstrecken - und Bergrennen.  Dann wechselt er wieder zu Porsche, gewinnt 1968 das 24-Stunden-Rennen von Daytona und muss regelmäßig bei den 1000 km Nürburgring den Gesamtsieg knapp seinen Teamkollegen überlassen. Doch 1970 krönt er seine Karriere mit dem Gesamtsieg beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans auf dem Porsche 917, bei dem er sich mit seinem Teamkollegen Richard Attwood im strömenden Regen gegen die Konkurrenz durchsetzt. Nun beendet er seine Karriere. 1991 wird Hans Herrmann Opfer einer Entführung und kommt gegen die Zahlung von Lösegeld frei. Der Fall wird nie aufgeklärt. Heute sieht man Hans Herrmann noch bei bedeutenden historischen Motorsportveranstaltungen.

 

12.03.1928 - Kurt C. Volkhart startet seine erste Versuchsfahrt mit dem Opel "Rak 1" auf der Opel-Rennbahn. Er ist damit der erste Mensch, der ein durch Pulverraketen angetriebenes Auto fährt. Später arbeitete er als freischaffender Automobilkonstrukteur. 1938 baute er einen V-2 genannten "Volkssportwagen" auf Ford Eifel-Basis.

 

01.04.1928 - Die Hubraumsteuer für Personenwagen und Motorräder wird eingeführt. Sie beträgt für 1.000 cm jährlich 132 Reichsmark. Für Neuwagen entfällt von April 1933 an die Kfz-Steuer und wird erst 1945 wieder eingeführt.

 

01.04.1928 - Im niederländischen Eindhoven gründet Hub van Doorne einen Maschinenbaubetrieb, aus dem vier Jahre später die Doorne's Aanhangwagenfabriek N. V., kurz D.A.F. Doorne, hervorgeht. Zunächst werden Anhänger und Auflieger gebaut, 1949 beginnt DAF mit dem Bau eigener LKW, 1958 kommt der erste PKW auf den Markt. 1975 wird die PKW-Sparte von Volvo übernommen, die das Modell DAF 46 noch ein Jahr als DAF verkauft. Dann endet die Zeit der DAF-Automobile. Die LKW-Sparte kommt 1987 zu Leyland, und muss 1993 Insolvenz anmelden. 19 Jahre dauert der Konkurs und wird erst 2012 beendet. Doch es geht weiter. 2013 wird ein Montagewerk in Brasilien eröffnet und 2016 wird DAF zusammen mit vier anderen europäischen LKW-Herstellern wegen verbotener Preisabsprachen zu einem Bußgeld von knapp 3 Milliarden Euro belegt.

 

19.04.1928 - Einheitliche Kfz-Kennzeichen für alle 26 Länder. Wo das allererste Schild ein Automobil kennzeichnet, ist umstritten. Eventuell ist es 1892 das Schild mit der Aufschrift "IA1" an einem Dreirad-Motorgefährt von Benz in Berlin. Oder das Schild mit der Nummer 1 an einem Wagen in Baden im Jahr 1896. Wann und wo auch immer, die anderen Staaten und Provinzen des Deutschen Reichs ahmen die Schilder bald nach - mit jeweils eigenen Mustern und Regeln. Die Kennzeichen sind also nur lokal gültig. Doch die Motorisierung schreitet immer weiter voran, eine einheitliche Kennzeichnung wird im ganzen Land unerlässlich: Kurz nach der Jahrhundertwende sind im Deutschen Reich bereits rund 10.000 Pkw zugelassen, dazu kommen etwa 16.000 Krafträder und 1.000 Lkw. Ab 1906 regelt schließlich ein Reichsgesetz die Vergabe von Nummernschildern für alle 26 Länder. Die römische Ziffer I steht zum Beispiel für das Land Preußen, die II für Bayern, die III für Württemberg. Danach folgen ein Buchstabe und eine Seriennummer. Die Schilder selbst bleiben bunt und individuell – bis zum 19. April 1928. Jetzt werden per Verordnung einheitliche Kennzeichen im ganzen Deutschen Reich eingeführt: weiß mit einem schwarzen Rand. Und darauf in schwarzer Schrift - ähnlich wie heute - eine Kombination aus Buchstaben, die die Herkunft bezeichnen, und einer Registriernummer.

 

05/1928 – Die Motorradfabrik Zschopauer Motorenwerke J. S. Rasmussen stellen als ihren ersten Pkw den Kleinwagen DKW P 15 PS vor. Der leichte Wagen mit einem auf Wasserkühlung umgestellten Motorradmotor und Hinterradantrieb wurde von Rudolf Slaby konstruiert, dem ehemaligen Inhaber der Berliner Slaby-Beringer-Automobil-Gesellschaft, die Rasmussen vier Jahre zuvor übernommen hat. Der Zweizylinder-Zweitaktmotor mit Thermosiphonkühlung wird im DKW-Stammwerk in Zschopau hergestellt; die Montage erfolgt in Rasmussens Zweigwerk Berlin-Spandau. Der vorn eingebaute Motor mit 0,6 Liter Hubraum leistet 15 PS. Der Wagen mit selbsttragender Karosserie aus Sperrholz mit Kunstlederbezug hat vorn und hinten Starrachsen mit Querblattfedern und ist als zwei-, drei- oder viersitziges Cabriolet oder Roadster verfügbar. Das Dreigang-Getriebe wird über einen Schalthebel in der Wagenmitte betätigt. Die seilzugbetätigte mechanische Fußbremse wirkt auf alle vier Räder; die Feststellbremse auf das linke Vorder- und das rechte Hinterrad. Mit dem lauten und unkomfortablen Zweitaktmotor ist der Wagen eher für Umsteiger vom Motorrad interessant und weniger als Konkurrenzmodell zu anderen Kleinwagen zu sehen. Zudem ist die Holzkarosserie nicht sehr dauerhaft und verrottet schnell, der Verbrauch an Zweitaktgemisch ist vergleichsweise hoch, ebenso der Verschleiß an Zündkerzen. Nach 3008 Wagen wird die Produktion 1929 eingestellt. Bereits im November 1928 wird der größere Nachfolger P 25 PS mit Vierzylinder-Zweitakt-V-Motor und zwei Ladepumpen vorgestellt. Die DKW 4=8 sind als V 800 / V 1000, Sonderklasse bzw. Schwebeklasse noch bis 1940 im DKW-Angebot. Auf Basis des P 15 PS kommt 1930 der DKW PS 600 Sport mit einem auf 18 PS verstärkten Motor auf den Markt. Der elegante Roadster mit Bootsheck wird 1931 ersatzlos eingestellt.

 

04.05.1928 - Wolfgang Graf Berghe von Trips wird in Köln geboren. Seine größten Erfolge erzielt er für Ferrari in der Formel 1. Als WM-Führender verunglückt er am 10.09.1961 mit seinem Ferrari 156 in Monza und stirbt zusammen mit 15 Zuschauern. Aufgrund seiner erzielten Punkte (33) wird ihm posthum die Vizeweltmeisterschaft hinter Phil Hill (34) verliehen.

 

06.05.1928 - Die diesjährige Targa Florio gewinnt der Franzose Albert Divo auf Bugatti T35. Auf dem 540 km langen Kurs fährt er eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 73,478 km/h. Diesen Erfolg wird er im darauffolgenden Jahr wiederholen.

 

17.05.1928 - In Eisenach wird das 25jährige Bestehen des Allgemeinen Deutschen Automobilclubs (ADAC) gefeiert.

 

22.05.1928 - Angesichts der Tatsache, dass 19,8% der Personenkraftwagen im Deutschen Reich von ausländischen Unternehmen geliefert werden, fordert der Reichsverband der Automobilindustrie die Bevölkerung auf, deutsche Fabrikate zu kaufen.

 

23.05.1928 - Der Opel RAK2 ist ein raketengetriebenes Fahrzeug des deutschen Automobilherstellers Opel, der in Zusammenarbeit von Fritz von Opel, Max Valier und Friedrich Wilhelm Sander entwickelt und 1928 für Versuchsfahrten auf der Berliner AVUS eingesetzt wird. „Raketenfritz“ Fritz von Opel pilotiert den Wagen und es gelingt ihm, mit dem Fahrzeug am 23. Mai 1928 mit 238 km/h einen neuen Geschwindigkeitsweltrekord aufzustellen. Das Versuchsfahrzeug wird von 24 Feststoffraketen angetrieben, die im Heck montiert sind und 120 Kilogramm Treibladung enthalten. Das Chassis bildet ein Opel-Personenwagen Modell 80, große seitliche Stabilisierungsflügel sorgen für ausreichenden Anpressdruck.

 

17.06.1928 - Das 24-Stunden-Rennen von Le Mans (seit 16.6.) gewinnen die Automobilsportler Woolf Barnato (Großbritannien) und Bernard Rubin (Australien) auf einem Bentley 4 ½ litre mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 111,219 km/h. Barnato startet auch in den nächsten beiden Jahren beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans – und gewinnt erneut. Jeweils auf einem Bentley Speed Six holt er sich 1929 den Gesamtsieg mit Tim Birkin (1929) bzw. Glen Kidston (1930).

 

07/1928 – Als Nachfolgerin der BMW R42 wird nun die R52 für die 500-ccm-Klasse gebaut, zeitgleich mit der ebenfalls neuen und weitgehend baugleichen R62 für die 750-ccm-Klasse. Auch hier führt BMW das Baukastenprinzip der Vorgängermodelle fort. Fahrwerk und Getriebe mit Grundmotor sind weitgehend baugleich; die Differenzierung für die Hubraumklassen mit 500 ccm und 750 ccm und nach Sport. Und Tourenmodellen wird durch zwei Kurbelwellen mit um 10 mm unterschiedlichen Hüben, dafür passenden Zylindern mit gleicher Bohrung und kopf- und seitengesteuerten Zylinderköpfen und Zylindern umgesetzt. Während der Hubraum bei der R52 gegenüber der R42 auf 482 ccm angewachsen ist, leistet sie weiterhin 1 PS und ist 95 km/h schnell. 1928 und 1929 werden 4.377 R52 produziert.

 

07.07.1928 – Mit dem Plymouth Modell Q wird das erste Fahrzeug vorgestellt, den Chrysler unter dem Namen Plymouth anbietet. Er wird nur im Modelljahr 1928 angeboten und ist ein besonders preisgünstiges Auto, mit dem Walter P. Chrysler den Preiskampf im Marktsegment des Ford Modell T aufnimmt. Das Roadster-Coupé ist als billigste Variante für nur 670 US-$ zu haben. Gleichzeitig rundet die Marke Plymouth das Angebot von Chrysler nach unten ab. Die entstandene Marktlücke zwischen Plymouth und Chrysler wird 1928 geschlossen mit dem Kauf von Dodge und der Gründung von DeSoto, deren Fahrzeuge 1929 beim Händler stehen. Vorgestellt wird der Wagen im Madison Square Garden in New York City, wobei die bekannte Fliegerin Amelia Earhart den ersten Wagen im Korso fährt. Der Wagen besitzt einen seitengesteuerten Vierzylinder-Reihenmotor mit 2791 ccm, der eine Leistung von 45 bhp abgab und als einziger Vierzylindermotor im Konzern auf einer Konstruktion der Chrysler-Vorgängerfirma Maxwell-Chalmers basiert. Über eine Einscheiben-Trockenkupplung und ein Dreiganggetriebe mit Mittelschaltung werden die Hinterräder angetrieben. Alle vier Räder werden hydraulisch gebremst. Angeboten werden die damals üblichen Aufbauten mit zwei und vier Türen. Zur Wahl stehen viertürige Tourenwagen, zwei- und viertürige Limousinen sowie zweitürige Coupés und Roadster-Coupés. Als das Modell im Februar 1929 vom Modell U abgelöst wird, sind 66.097 Exemplare entstanden.

 

15.07.1928 - Rudolf Caracciola und Christian Werner gewinnen auf einem Mercedes-Benz SS den Großen Preis von Deutschland auf dem Nürburgring. Auf Platz 2 und 3 folgen Otto Merz bzw. Christian Werner und Willy Walb, ebenfalls auf Mercedes-Benz SS.

 

28.07.1928 - Das deutsche und das österreichische Verkehrsrecht werden in entscheidenden Punkten einander angeglichen.

 

29.07.1928 - Den Großen Preis von Spanien gewinnt der französische Automobilrennfahrer Louis Chiron auf Bugatti mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 127,735 km/h. Die Karriere von Chiron erstreckt sich über einen Zeitraum von 30 Jahren, von seinen ersten Rennen im privaten Bugatti 1926 bis zu seinem letzten Formel 1 Grand Prix 1955 in Monaco im Lancia D50, den er als 56jähriger bestreitet und das Rennen auf dem 6. Platz beendet. Damit ist er der älteste Fahrer, der je ein Formel 1-Rennen bestreitet.

 

04.08.1928 - Die Marke DeSoto wird von Walter P. Chrysler gegründet. Namensgeber ist der spanische Konquistador Hernando de Soto, der im 16. Jahrhundert Expeditionen nach Mittelamerika und durch das südliche Nordamerika unternommen hatte. Die Marke gehört mit der ebenfalls 1928 von Chrysler gegründeten Marke Plymouth zur Chrysler Corporation. DeSoto ist im mittleren Marktsegment zwischen Chrysler und Plymouth positioniert. Im ersten Modelljahr produziert DeSoto 81.065 Fahrzeuge. Dies ist ein Rekord für eine neu gegründete US-amerikanische Automobilmarke, der fast 30 Jahre besteht. 1960 liefert Chrysler die letzten DeSoto an die Händler aus.

 

20.08.1928 - In Berlin beginnt die Produktion des Ford Model A für den europäischen Markt. Produziert wird in gemieteten Lagerräumen am Berliner Westhafen. 1930 wird in Köln ein eigenes Werk errichtet.

 

17.10.1928 - Unter der Geschäftsnummer 6041 stellt das Landesgewerbeamt der Daimler-Benz AG die Typenbescheinigung für das neue Modell L3/4 10/50 PS 2,6 Liter aus, das als Typ Stuttgart 260 (W 11) angeboten wird. Angetrieben wird der Stuttgart 260 von einem Sechszylindermotor mit 2.581 ccm Hubraum und 50 PS. Gebaut wird er von 1928 bis 1935. Erhältlich ist er als "Standard" und "Luxus". Es entstehen 6.757 Fahrzeuge, dazu 50 weitere mit langem Cassis.

 

11/1928 – Die Adler-Werke bringen ihr neues Modell, den Adler Favorit, heraus. Aufbau und Motor folgen dem gleichen Muster wie beim ein Jahr früher erschienenen Sechszylinder-Modell Standard 6A. Der Wagen mit Hinterradantrieb, der nach den deutschen Steuer-PS auch als Adler 8/35 PS (Modelle 8J, 2S und 2A) bezeichnet wird, hat allerdings nur einen Vierzylindermotor. Dieses erste Modell wird bis 1933 13.959mal verkauft.

 

11/1928 – Nur sechs Monate nach der Präsentation des ersten DKW-Automobils stellen die Zschopauer Motorenwerke J. S. Rasmussen deb DKW P 25 PS auf der 21. Internationalen Automobil-Ausstellung in Berlin vor, der jedoch nur in wenigen Exemplaren gefertigt wird. Angeboten wird er nur als zweitürige Limousine, die selbsttragende Karosserie besteht aus Sperrholz mit Kunstlederbezug. Der 25 PS starke Motor mit 1 Liter Hubraum treibt über ein Dreigang-Getriebe mit Schalthebel in der Wagenmitte die Hinterräder an.

 

08.-18.11.1928 - Auf der Automobilausstellung Berlin wird der Opel Regent (oder auch Opel 23/110 PS) vorgestellt. Wie damals üblich ist er zunächst nur als Fahrgestell zum Preis von 14.000 Reichsmark erhältlich. Mit diesem Preis ist der Opel Regent deutlich günstiger als die Konkurrenz wie z.B. der Horch 8 Typ 500 oder der Cadillac Series 341.  Der Regent hat einen Achtzylinder-Reihenmotor mit 5.972 ccm Hubraum und 110 PS. Es ist der erste (und einzige) von Opel selbst konstruierte Achtzylinder in einem Serienmodell und basiert laut Verkaufsprospekt auf einem Rennmotor von 1921. Nachdem zunächst nur Fahrgestelle verkauft werden, bietet Opel bald darauf auch werkseigene Karosserien an. Es gibt einen offenen siebensitzigen Tourenwagen für 18.500 R, einen Roadster für 19.000 RM und eine Pullman-Limousine für 20.000 RM: Das entspricht ungefähr dem Preis von 10 Opel 4 PS-Kleinwagen.  Mit einem Regent Coupé gewinnt Fritz von Opel 1928 den Schönheitspreis von Baden-Baden. Im März 1928 übernimmt General Motors 80% des Aktienkapitals der Adam Opel AG. Da GM befürchtet, dass der Regent eine zu große Konkurrenz für seine eigenen Spitzenmodelle von Cadillac und Buick darstellen könnte, werden alle bereits gebauten und verkauften Opel Regent zurückgeholt und verschrottet - ein einmaliger Vorgang in der Automobilgeschichte. Kein Fahrzeug hat überlebt, nur einige Bilder existieren noch. Der Name "Regent" wird später auch für die Luxusvarianten des 1931 vorgestellten Sechszylindermodells Opel 1,8 Liter verwendet. Mit dem Röhr 8 wird erstmals ein deutsches Auto mit Zahnstangenlenkung und Einzelradaufhängung der Öffentlichkeit gezeigt. Aufgrund der Weltwirtschaftskrise ist dies für die nächsten Jahre die letzte IAA. Erst 1933 findet die Automobilausstellung wieder statt.

 

14.11.1928 - Die Bayrischen Motorenwerke München AG kauft die DIXI-Fahrzeugfabrik Eisenach A.G. Damit stieg BMW erstmals in die Automobil-Produktion ein. Der BMW 3/15 PS Typ DA 2 ist das erste Automobil mit dem weiß-blauen BMW-Markenzeichen und basiert wie sein Vorgänger auf dem englischen Kleinwagen Austin Seven. Am 9. Juli 1929 ist der Wagen in den beiden Ausführungen (Limousine und Tourenwagen) bei den BMW-Händlern verfügbar. Anlässlich der Eröffnung der neuen Filiale in Berlin wird er am selben Tag als BMW 3/15 der Presse vorgestellt.

 

03.12.1928 - Die Rüsselsheimer Opelwerke werden in eine AG mit einem Stammkapital von 60 Millionen gewandelt. Zu diesem Zeitpunkt ist Opel mit 44% aller produzierten Kraftfahrzeugen größter Fahrzeughersteller im Deutschen Reich. Ein Jahr später verkaufen die Brüder Wilhelm von Opel und Friedrich Opel 80% ihrer Unternehmensanteile an den amerikanischen Automobilkonzern General Motors (GM).

 

 

1929

 

01/1929 – In Eigeninitiative baut “Bentley-Boy” Tim Birkin einen Bentley 4 1/2 Litre um. Er wird mit einem Roots-Kompressor und weiteren Modifikationen ausgestattet. Zunächst entstehen fünf dieser Bentley 4 ½ Liter Supercharged („Blower“) in Birkins Werkstatt. W.O. Bentley hält überhaupt nichts vom „Supercharged-Prinzip“.  Zu Recht, denn der „Blower“ ist in jeder Hinsicht ein Desaster. Während ein herkömmlicher 4 ½ Litre bei einer Geschwindigkeit von 100 km/h rund 16 Liter auf 100 km/h verbraucht, sind es beim „Blower“ stolze 102 Liter. Um in Le Mans zugelassen zu werden, müssen mindestens 50 Exemplare gebaut werden. Gegen den Willen von W.O. Bentley gibt Bentley-Boy Woolf Barnato, Mehrheitseigentümer und Vorstandsvorsitzender bei Bentley, den Auftrag, diese Fahrzeuge zu bauen. Aufgrund ausbleibender Rennerfolge wird der „Blower“ auch zum finanziellen Desaster. 1929 geht Barnato selbst in Le Mans an den Start, jedoch in einem von W.O. Bentley konstruierten 4 ½ Litre Speed Six. Erst beim Le Mans-Rennen 1930 werden zwei „Blower“ eingesetzt. Einer fährt sogar die schnellste Rennrunde, doch beide Fahrzeuge fallen während des Rennens aus. Insgesamt werden 55 Chassis produziert, davon fünf bei Birkin, 49 direkt bei Bentley und ein weiteres 1933 durch Rolls-Royce.

 

15.02.1929 - Er ist der einzige Rennfahrer, der die so genannte Triple Crown des Motorsports erringen konnte: Der am 15.02.1929 geborene Norman Graham Hill gewinnt in seiner Karriere sowohl den Großen Preis von Monaco in der Formel 1, die 24 Stunden von Le Mans und die Indy 500. Kein anderer Fahrer konnte diesen fiktiven Titel gewinnen. Daneben startet er zwischen 1958 und 1975 bei 176 Grand Prix in der Formel 1, wird zweifacher Weltmeister mit B.R.M. und Lotus. 1975 tritt er vom aktiven Rennsport zurück, nur kurze Zeit danach stirbt er zusammen mit fünf weiteren Mitgliedern des Embassy-Hill-Teams bei einem Flugzeugabsturz. 21 Jahre nach seinem Tod wird sein Sohn Damon Hill Formel 1-Weltmeister mit Williams-Renault und begründet die erste Rennfahrerdynastie in der Formel 1.

 

05.03.1929 - Im schwedischen Trollhättan wird Erik Carlsson geboren. Sein Name ist untrennbar mit Saab und dem Rallyesport verbunden. Zunächst hat er einige Erfolge bei nationalen Rennveranstaltungen im benachbarten Finnland. 1957 feiert er seinen ersten großen internationalen Erfolg, als er die 1000-Seen-Rallye gewinnt, der heutigen Rallye Finnland. In den nächsten 10 Jahren folgen u.a. Siege bei der Rallye Schweden (1959), der Rallye Monte Carlo (1962, 1963) und der Rallye die Fiori, dem Vorgänger der Rallye San Remo. Dreimal in Folge triumphiert er bei der RAC Rallye (1960, 1961, 1962). Seinen Spitznamen Carlsson auf dem Dach erhält er in Anlehnung an Astrid Lindgrens Romanfigur, da es durchaus vorkommt, dass er seinen Saab aufs Dach legt. Carlsson gilt er als Vater des Linksbremsens. Um die Drehzahlen der Saab-Zweitaktmotoren hochzuhalten, lässt er den rechten Fuß auf dem Gaspedal und bremst mit dem Linken. Auch seine Frau gibt Gas: 1963 heiratet Carlsson Pat Moss, die jüngere Schwester der britischen Formel 1-Rennfahrers und Mille Miglia-Siegers Stirling Moss. Am 27.05.2015 stirbt Erik Carlsson in England.

 

08.03.1929 – Mit der Eintragung im Handelsregister des Amtsgerichtes Eisenach: "Im Handelsregister B ist die Firma der Zweigniederlassung erloschen." verschwindet nicht nur die Fahrzeugfabrik Eisenach, sondern gleichzeitig das Markenzeichen Dixi, das zu einem der angesehensten im deutschen Automobilbau gehört, von der Bildfläche. BMW übernimmt nicht nur Fahrzeugproduktion und Werk mit allem "toten und lebenden Inventar", sondern auch die gesamte Dixi-Service-Organisation. Der populäre neue Dixi 3/15 wird in BMW 3/15 PS umbenannt. Der Name erklärt sich durch die Motorleistung von 15 PS. Die drei ergibt sich aus einer komplizierten Berechnung der damals üblichen Steuer-PS. Beim 3/15 gibt die Berechnung über Hubraum und Zylinderzahl den Wert 2,84 – aufgerundet eben 3.

 

17.03.1929 - Die Brüder Wilhelm von Opel und Friedrich Opel verkaufen 80 % ihrer Unternehmensanteile an den amerikanischen Automobilkonzern General Motors, zwei Jahre später gehört Opel vollständig zu GM. Die Opel-Brüder bleiben im Aufsichtsrat, Fritz von Opel leitet den Vorstand. Außerdem bleiben der Name Opel und eine eigenständige Modellpolitik erhalten.

 

22.03.1929 – BMW beginnt im thüringischen Eisenach mit dem Bau seines ersten Serienmodells. Es ist ein 3/15 PS bzw. DA 2 und ist eine Weiterentwicklung des Modells Dixi 3/15 DA, das seinerseits ein modifizierter Lizenzbau des britischen Austin Seven war. Das erste Fahrzeug wird in Berlin mit einer von Ambi-Budd gelieferten Karosserie, die dem ebenfalls in Austin-Lizenz gebauten Rosengart ähnlet, montiert.04/1929 - Der bereits auf der Londoner Motor Show 1928 vorgestellte MG M-Type wird im Morris-Werk in Cowley hergestellt. Mit diesem kleinen Wagen, dem ersten Midget (dt.: Zwerg), erschließt sich MG ein neues Marktsegment, was die Firma vermutlich nach der Weltwirtschaftskrise vor dem Untergang rettet. Der zweitürige Sportwagen hat einen Reihenvierzylindermotor mit 847 ccm Hubraum und 20 bhp. Gebaut wird der M-Type Midget bis 1932.

 

04.04.1929 - Der Ingenieur und Automobilpionier Carl Friedrich Benz stirbt in Ladenburg. Sein Benz Patent-Motorwagen Nummer 1 von 1885 gilt als erstes praxistaugliches Automobil. Carl Benz besucht zunächst das naturwissenschaftlich orientierte Karlsruher Lyzeum. Seine Mutter vergibt Kost und Logis an Studenten des Polytechnikums, den von ihrer kargen Witwenrente kann sie sich und ihren Sohn nicht ernähren. Nach der Schule besteht Carl die Aufnahmeprüfung am Polytechnikum Karlsruhe und studiert erfolgreich Maschinenbau. 1971 gründet er in Mannheim mit den Mitteln seiner späteren Ehefrau Bertha Ringer die „Eisengießerei und mechanische Werkstätte“. Ein Jahr später heiratet er Bertha Ringer. Aus der Ehe gehen fünf Kinder hervor. 1878/18979 entwickelt Benz einen verdichtungslosen Zweitaktmotor und später einen leichten Viertaktmotor. Er entwickelt den Differentialantrieb weiter und weitere Kraftfahrzeugelemente wie die Achsschenkellenkung, die Zündkerze, den Vergaser, die Kupplung oder die Gangschaltung. Diese Arbeiten sind sehr kostspielig und auf Drängens einer Hausbank wird die Firma 1882 in eine Aktiengesellschaft unter dem Namen „Gasmotorenfabrik in Mannheim A.G.“. Aufgrund von Differenzen im Aufsichtstrat über seine Visionen verlässt Carl Benz die Firma und gründet 1883 die „Benz & Cie. Rheinische Gasmotorenfabrik Mannheim“.  Am 29. Januar 1886 meldete er seinen Motorwagen zum Patent an, den „Benz Patent-Motorwagen Nummer 1“ („Tricycle“ laut Patenttext). Das Fahrzeug gilt als erstes praxistauglicher Kraftwagen. Zunächst wird sein Fahrzeug jedoch belächelt und als „Wagen ohne Pferde“ bezeichnet.  Am 01.08.1988 erhält er für seinen Motorwagen die erste Fahrerlaubnis der Welt, ausgestellt vom Großherzoglich-Badischen Bezirksamt. Nur wenige Tage später unternimmt seine Ehefrau Bertha die berühmte erste erfolgreiche Fernfahrt mit ihren Söhnen Eugen und Richard im Benz Patent-Motorwagen Nummer 3. Im Jahr 1899 wird das Unternehmen in die „Benz & Cie AG“ umgewandelt und ist 1900 die größte Automobilfabrik der Welt. Dennoch tritt Benz 1903 verärgert aus dem Unternehmen aus und gründet 1906 mit seinen Söhnen das Unternehmen „Carl-Benz Söhne“. 1914 verleiht die Technische Hochschule Karlsruhe Carl Benz den Ehrendoktortitel. Im Alter von 84 Jahren stirbt er an den Folgen einer Entzündung der Bronchien.

 

14.04.1929 – In Monaco findet das erste Automobilrennen auf Betreiben des Generalkommissars des Automobilclubs von Monaco, Anthony Noghès, statt. Zusammen mit dem Rennfahrer Louis Chiron erstellt er den Streckenverlauf, der sich bis heute kaum geändert hat. Grund für den Grand Prix ist die Ablehnung der Association Internationale de l’Automobile (AIACR) – Vorgänger der heutigen FIA –, den Automobile Club des Monaco (ACM) aufzunehmen. Als Begründung wird die nicht ausreichende Zahl von Motorsportveranstaltungen genannt.

 

14.05.1929 – der britisch-französische Rennfahrer William Grover-Williams gewinnt auf einem Bugatti Type 35B das erste Automobilrennen in den Straßen von Monaco. der 1. Große Preis von Monaco wird noch als formelloses Einladungsrennen über 100 Runden à 3,180 km ausgetragen, was einer Gesamtdistanz von 318,0 km entspricht. In diesem Jahr ist das Rennen auch noch kein Grande Épreuve und auch nicht als Lauf zur Automobilweltmeisterschaft nominiert. 16 Wagen versammeln sich zur Startaufstellung, darunter sechs Bugatti, ein Grand-Prix-Delage, Maserati, Alfa Romeo und auch Rudolf Caracciola mit seinem Mercedes-Benz SSK. Caracciola wird hinter Grover-Williams und zwei weiteren Bugatti Vierter.

 

01.09.1929 - Im Garten des Grand Hotels in Cernobbio am Comer See findet der erste Coppa d’Oro Villa d’Este statt. Dort werden herausragende Neuerscheinungen auf dem Automarkt prämiert. 80 Teilnehmer sind bei der ersten Veranstaltung zu verzeichnen. 1949 gewinnt ein von der Karosseriefirma Touring gestylter Alfa Romeo 6C2500 diesen Preis. Fortan ist dieser Wagen der bisher einzige, der den Namen Villa d’Este auch in der Typenbezeichnung trägt. Die klassische Form der Veranstaltung endet 1952. Mitte der 1980er Jahre wird sie mit dem heutigen Konzept zur Prämierung von edlen Oldtimern wiederbelebt. Besitzer gepflegter alter Autos können dort auf Einladung das Ergebnis ihrer Leidenschaft zur Schau stellen. Beim heutigen Concorso d’Eleganza Villa d’Este werden klassische Oldtimer vor allem nach dem Kriterium Schönheit prämiert. Vorausgesetzt wird ein perfekter Originalzustand mit voll funktionsfähiger Technik. Entscheidende Kriterien sind jedoch die interessante Geschichte des Wagens und besonders dessen ästhetischer Wert bzw. seine Eleganz. In Europa hat sich die Veranstaltung zu einem angesehenen Treffpunkt für Liebhaber hochwertiger klassischer Automobile entwickelt, und auch heutige Automobil-Designer suchen dort gerne Anregungen für ihre Arbeit.

 

08.09.1929 - Das erste internationale Gaisbergrennen findet am Gaisberg, dem Hausberg der Stadt Salzburg (Österreich) statt. Die Streckenlänge beträgt 11,9 km bei einem Höhenunterschied von 800 m. Es siegt Max von Arco-Zinneberg auf Mercedes-Benz SSK mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 80 km/h. In der Tourenwagenklasse ist Manfred von Brauchitsch mit einem Mercedes-Benz SS und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 72 km/h siegreich. Josef Walla siegt bei den Motorrädern mit einer Sunbeam. Am 07.09.1969 findet das letzte Gaisbergrennen vor 10.000 Zuschauern statt. Es geschieht noch einmal ein tödlicher Unfall (Toni Pelizzoni auf FIAT Abarth 2000 P), was dann auch einer der Gründe ist, weshalb der Berg nie wieder im Renntempo erstürmt wird.

 

09.09.1929 - In Berlin eröffnet die neue BMW-Filiale, gleichzeitig wird der BMW 3/15 PS der Presse vorgestellt. Es ist das erste Automobil der von BMW und eine Weiterentwicklung des Dixi 3/15 DA der Fahrzeugfabrik Eisenach. Diese wurde Ende 1928 von BMW übernommen, das Modell ist ein Lizenzbau des Austin 7 der Austin Motor Company. Auch der BMW 3/15 ist ein Lizenzbau des Austin 7. Gleichzeitig sichert sich BMW vom französischen Hersteller Rosengart das Recht, dessen zeitgemäßes Karosseriedesign zu übernehmen, wobei BMW das Vorbild zu einer kompletten Ganzstahlkarosserie weiterentwickelt. Der BMW 3/15 entsteht jedoch nicht in Bayern, sondern am 22.03.1929 in Berlin-Johannisthal. Die Fahrgestelle kommen aus Eisenach, die Blechteile werden bei Ambi-Budd in Berlin gepresst. Gleichzeitig wird das Fahrzeug in konventioneller Gemischtbauweise nach dem „System Weymann“ in Eisenach hergestellt. Den BMW 3/15 gibt es den Karosserieversionen Roadster, Tourenwagen, Limousine, Coupé, Kabriolimousine und Cabriolet. Angetrieben wird der 3/15 von einem 0,75 Liter großen wassergekühlten Vierzylindermotor mit 15 PS. Damit fährt der Wagen mehr als 75 km/h schnell, wobei bei dauerhaftem Fahren die Kurbelwelle aufgrund sich aufbauender Schwingungen brechen kann. Zwischen März 1929 bis Februar 1932 entstehen 12.318 Fahrzeuge.

 

17.09.1929 - In der britischen Hauptstadt London wird Stirling Craufurd Moss in eine motor-sportbegeisterte Familie hineingeboren. Schon sein Vater startet bei Automobilrennen in Brookland und Indianapolis, während seine Mutter in den dreißiger Jahren an Trialrennen teilnimmt.  Mit 19 Jahren startet er seine eigene Rennkarriere in einem Cooper-Formel-3-Wagen, im darauffolgenden Jahr kann er erste internationale Erfolge feiern. Zwischen 1951 und 1961 fährt er in der höchsten automobilen Motorsportklasse (Formel 1) und gilt mit vier Vizeweltmeisterschaften und 16 Grand-Prix-Siegen als der erfolgreichste Fahrer unter denen, die nie Weltmeister wurden. Daneben ist er aber auch – wie viele seiner Formel 1-Kollegen – bei Langstreckenrennen unterwegs. So gewinnt er 1955 zusammen mit Dennis Jenkinson auf Mercedes-Benz 300 SLR die legendäre Mille Miglia – in einer heute noch gültigen Rekordzeit – sowie die Targa Florio. 1960 siegt er im Maserati „Birdcage“ mit Dan Furney beim 1000-km-Rennen auf dem Nürburgring. An 23.04.1962 endet seine Karriere in Goodwood. Bei der Glover Trophy, einem nationalen Formel 1-Rennen, kommt er von der Strecke ab und prallt gegen einen Erdwall. Er erleidet Knochenbrüche und ein Hirntrauma, liegt zunächst im Koma und ist halbseitig gelähmt. Die Genesung dauert über ein Jahr. Dann kehrt er zu Testzwecken auf die Rennstrecke nach Goodwood zurück, erklärt trotz konkurrenzfähiger Rundenzeiten jedoch seinen Rücktritt. Seiner eigenen Aussage zufolge habe er nicht mehr die Selbstverständlichkeit, die Leichtigkeit des Fahrens. 1999 wird er von der britischen Königin als Knight Bachelor in den Adelsstand erhoben und erhält den Namenszusatz „Sir“. Stirling Moss gehört zu den besten Rennfahrern des Jahrhunderts, der in seiner Karriere auf unterschiedlichen Fahrzeugtypen unterwegs war. Auf fünf verschiedenen Marken (Mercedes-Benz, Maserati, Vanwall, Cooper und Lotus) gewinnt er Formel 1-Rennen sowie auch auf anderen Marken diverse Sportrennen. Bis ins hohe Alter ist Sir Stirling Moss gerngesehener Gast bei vielen bedeutenden Klassikveranstaltungen. Am 12.04.2020 verstirbt er im Alter von 90 Jahren in seinem Haus in London.

 

28.09.1929 -  In Cremona, Italien, setzt der Werksfahrer Borzacchini am Steuer des Maserati V4 mit 16-Zylindermotor den neuen Weltrekord der Klasse C über 10 Kilometer mit einer Geschwindigkeit von 246,069 km/h. Dieser Rekord hat bis 1937 Gültigkeit.

 

10/1929 - Auf den Automobilausstellungen in Paris und London zeigt Bugatti den neuen Type 46, der begeistert von der Fachpresse aufgenommen wird. Dieser wurde von Bugatti entwickelt, da sich das für Staatschefs und Könige vorgesehen Luxusmodell Typ 41 Royal als nicht verkäuflich erwies. Bei dem auch "Petit Royale" bezeichneten Typ 46 handelt es sich um ein von einem 5,3-Liter-Achtzylindermotor (140 PS) angetriebenes Chassis von ähnlicher Konzeption wie der Typ 41, jedoch mit bescheideneren Abmessungen. Der Typ 46 verkauft sich gut und wird von den renommiertesten europäischen Karosserieschneidern wie Weymann, Mulliner oder Saotchik, aber auch von Bugatti selbst eingekleidet. Insgesamt entstehen rund 200 Chassis, darunter 20 vom seit 1931 angebotenen Kompressormodell Typ 46S.

 

10/1929 - Der tschechische Automobilhersteller Aero präsentiert den Aero 10 (auch Aero 500) auf dem Prager Automobilsalon. Das Modell wird von 1929 bis 1932 gebaut. Es ist das erste Fahrzeug dieser Marke und wurde aus dem Enka entwickelt. Der Aero wird damals wegen des typischen Geräuschs des Handanlassers auch „Klingler“ (tschechisch „Cinkac“ oder „Cililink“) genannt. Sein Einzylinder-Zweitakt-Motor hat einen Hubraum von 499 cm³ und leistet 10 PS. Die Hinterachse hat kein Differentialgetriebe und die Bremse wirkt nur mechanisch auf die Hinterräder. Mit Hinterradantrieb und Dreiganggetriebe erreicht der Wagen eine Höchstgeschwindigkeit von rund 70 km/h. Der Kraftstoffverbrauch beläuft sich auf 5 l/100 km. Insgesamt werden 1360 Exemplare gebaut. Noch vor Präsentation des Fahrzeugs auf dem Prager Automobilsalon nehmen Bohumil Turek und Antonin Nahodil an der Sternfahrt Prag–Paris–Brest–Prag (3613 km) teil. Anschließend fahren sie die Strecke Prag–Hamburg–Prag (1300 km). Sie benötigen für diese Fahrt insgesamt 184 Stunden und 35 Minuten, was einem Durchschnitt von 26,6 km/h entspricht. Damit erreichen sie den Gesamtsieg. Marke und Fahrzeug werden in ganz Europa bekannt. Turek wird anschließend zum Leiter der Testabteilung. Bei der ADAC-Fahrt Berlin-Prag-Manzanares (Spanien) und zurück erreicht Turek 1930 einen Schnitt von 48,8 km/h, was dem Klassensieg in der Kleinwagenklasse entspricht. Im gleichen Jahr nimmt ein Aero-Werksteam an der Sternfahrt anlässlich des Prager Autosalons 1930 teil, darunter auch mit dem Fahrzeug, das bereits die Spanienfahrt hinter sich hat, und können dabei die Markenwertung für sich entscheiden. Bei der ADAC-Fahrt Berlin-Manzanares-Berlin 1931 kann Turek den Gesamtsieg vor dem Zweitplatzierten Hans Stuck auf Mercedes-Benz erringen.

 

10/1929 – Mit dem Modell Dilambda stellt Lancia wieder ein sehr schnelles Fahrzeug vor, dass über diverse technische Innovationen verfügt. Eine Besonderheit des Motors ist die enge 24°-V-Stellung und der Einsatz von Silentblöcken an den Verankerungsstellen. Es gibt eine Vorrichtung zum Nachfüllen des Motoröls mittels Pumpe sowie eine zentrale Schmierung des Chassis über ein kleines Pedal am Armaturenbrett. Der Kühler ist thermostatisch geregelt. Wegweisend ist die Einzelradaufhängung. Der Tank hat eine tragende Funktion. Gebaut wird der Dilambda von 1928 bis 1935 in drei Serien, die zumeist technische Änderungen mit sich bringen. Die letzte Serie ist nur noch mit langem Radstand erhältlich, während die ersten zwei in zwei weiteren Radständen produziert werden. Insgesamt entstehen 1.685 Fahrzeuge. Der Dilambda wird von zahlreichen Stars der 1930er Jahre gefahren, so etwa auch von Max Schmeling, Ernest Hemingway und Greta Garbo. Erich Maria Remarque flieht in seinem Dilambda zusammen mit Marlene Dietrich und deren Tochter aus Deutschland nach Frankreich und widmet dem Wagen sogar eine Erzählung. Bis in die Nachkriegszeit fährt Konstantin Prinz von Bayern ein Lancia Dilambda Cabriolet, welches er als Auto meines Lebens bezeichnet.

 

28.10.1929 - Der Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer unterzeichnet den Vertrag über den Bau eines Ford-Werkes auf einem 170.000 qm großen Grundstücks in Köln-Niehl. 1930 wird der Firmensitz von Ford Deutschland nach Köln verlegt und am 04.05.1931 beginnt die Produktion des Modell A mit 619 Beschäftigten. Doch nur drei Wochen später veranlasst die Weltwirtschaftskrise die Schließung des Werks. Nicht lange darauf wird die Produktion wieder aufgenommen, mehr als 6.000 Fahrzeuge laufen 1931 vom Band.

 

02.11.1969 – Die Schauspielerin und Tänzerin Lena Amsel stirbt in ihrem Bugatti bei einem Autounfall auf einer Straße zwischen Paris und Fontainebleau. Sie und der gleichfalls Bugatti fahrende Maler André Derain liefern sich auf der Straße ein Wettrennen. Dabei gerät der Bugatti von Lena Amsel ins Schleudern, überschlägt sich und fängt Feuer. Es gelingt Derain nicht, sie und ihre Freundin Florence Pitron, die ebenfalls ums Leben kommt, aus dem brennenden Wrack zu retten.

 

16.11.1929 – Bei einem Abendessen mit den Textilfabrikanten Augusto und Alfredo Caniato sowie dem Rennfahrer Mario Tadini erbittet Enzo Ferrari finanzielle Unterstützung, um in Zukunft seine Rennaktivitäten in einem eigenen Team konzentrieren zu können. Ferrari selbst ist als Rennfahrer aktiv und unterstützt italienische Fahrer als Sponsor und Gönner. Dieses Abendessen gilt als Gründungsdatum der legendären Scuderia Ferrari. Das Team setzt zunächst die Alfa Romeo 8C für eine Vielzahl von Fahrern ein, als das Alfa-Romeo-Stammwerk in Mailand in finanzielle Schwierigkeiten gerät. Ferrari übernimmt die gesamten Rennaktivitäten von Alfa Romeo und ab 1935 fahren die italienischen Spitzenfahrer für die Scuderia. Dazu gehören Tazio Nuvolari, Achille Varzi, Antonio Brivio oder Giuseppe Campari. Auch der Monegasse Luis Chiron zählt Mitte der 1930er Jahre zur Scuderia Ferrari.

 

29.12.1929 - Im Alter von 83 Jahren stirbt mit Wilhelm Maybach in diesem Jahr nach Carl Benz ein weiterer Automobilpionier. Nach dem Tod seiner Eltern wächst Maybach im Reutlinger Bruderhaus auf. Dort erhalten Waisenkinder aus armen Familien Erziehung und eine Ausbildung. Maybach wird zum technischen Zeichner und Konstrukteur ausgebildet. Im Bruderhaus lernt er auch Gottlieb Daimler kennen, dieser ist Leiter der Maschinenfabrik des Bruderhauses. Maybach wird ihm als Assistent zugeteilt. 1873 wechseln beide zur Gasmotoren-Fabrik Deutz bei Köln. Hier bringt Maybach den von Nikolaus Otto entwickelten Verbrennungsmotor zur Serienreife. 1878 heiratet Wilhelm Maybach Bertha Wilhelmine Habermaahs, mit ihr hat er zwei Söhne und eine Tochter. Als Daimler die Daimler-Motoren-Gesellschaft gründet, wird Maybach sein technischer Direktor. Um 1900 konstruiert er im Auftrag des österreichischen Kaufmanns Emil Jelinek den Mercedes-Simplex, einen Rennwagen mit einem 35 PS-Vierzylindermotor. Ausgestattet mit Maybachs Erfindungen wie Bienenwabenkühler und Zahnradgetriebe, stellt das Fahrzeug für damalige Verhältnisse das Auto der Zukunft dar. 1909 macht er sich mit seinem Sohn Karl selbständig und gründet in Bissingen/Enz die Maybach-Motorenbau GmbH. Zunächst baut er Motoren für Starrluftschiffe (Zeppeline). Da nach dem Ersten Weltkrieg Deutschland der Flugzeugbau verboten ist, beginnt Maybach mit der Herstellung von Automobilen. 1919 wird der erste Versuchswagen „W 1“ fertiggestellt, 1921 wird der erste zum Kauf angebotene Wagen „W 3“ (22/70) mit einem Sechszylindermotor auf der Berliner Automobilausstellung vorgestellt. Weitere Typen folgen. Bis zu seinem Tod lebt Wilhelm Maybach in seiner Villa in Bad Cannstatt. Er wird in unmittelbarer Nähe von Gottlieb Daimler auf dem Cannstatter Uff-Kirchhof beerdigt.

 

1929 - Der DKW Typ 4=8 des deutschen Automobilherstellers Dampf-Kraft-Wagen wird in Zwickau gebaut. In Frankfurt wird der Adler Favorit vorgestellt und Renault präsentiert mit dem Renault Monastella, einer kleinen Luxuslimousine, und dem Renault Vivastella, einem luxuriösen Oberklasse-Automobil, gleich zwei neue Fahrzeuge. Bei Peugeot ist der 201 neu im Programm und Amilcar bringt den glücklosen Amilcar 8 auf den Markt. In Großbritannien präsentiert Rover sein neues Modell 10/25, der von Sir Henry „Tim“ Birkin entworfene Bentley Blower No. 1 wird vorgestellt und in den USA werden die erfolgreichen Modelle Chrysler 1929 Plymouth Sedan, 1929 Marmon Four Door Sedan, Franklin 135 Victoria Sedan und 1929 DeSoto der Öffentlichkeit präsentiert. Die New Era Motor Car Company bringt zwei Jahre vor ihrem Konkurs mit dem 1929 Ruxton einen eleganten Familienwagen auf den Markt. Bei den Sportwagen bringt die US-Autoindustrie den Dupont Boat Tail Coupé und den Cadillac V-8 Dual-Cowl Sport Sedan hervor. BMW bringt mit dem neuen 335 einen Sechszylinder-Sportwagen auf den Markt, der dem Konkurrenten Mercedes-Benz Konkurrenz macht. Von der Auto Union kommt der zweitürige Kleinwagen DKW F8 und die Ford Motor Company stellt erstmals den legendären Ford Taunus der deutschen Öffentlichkeit vor. Renault präsentiert die großräumige Luxus-Limousine Suprastella als Nachfolger des Renault Nervastella und in Großbritannien macht Daimler mit der großräumigen Limousine DB 18 Consort auf sich aufmerksam. In den USA bringt General Motors den Oberklasse-Wagen Cadillac Series 61 auf den Markt, Studebaker den Champion und der Industrielle Powel Crolsley einen zweitürigen kompakten Wagen mit geringem Benzinverbrauch, der in großen Kaufhäusern für nur 250 US-Dollar zu haben ist. Gleichzeitig verschwindet in diesem Jahr das 1907 gegründete Unternehmen Detroit Electric vom Automobilmarkt wie auch das bereits 1898 gegründete Unternehmen Stutz Motor Company.

 

 

 

5.   Die 1930er Jahre

 

 

1930

 

09.02.1930 - Bei einem Wettrennen zwischen einem Flugzeug, einem Motorrad und einem Automobil auf dem zugefrorenen Eibsee in Bayern siegt der deutsche Flieger Ernst Udet. Automobilrennfahrer Hans Stuck geht als letzter durch das Ziel.

 

12.02.1930 - Nachdem die Leitung der Opel-Werke in Rüsselsheim Mitglieder des Betriebsrates entlassen hat, kommt es auf dem Werksgelände zu Krawallen von Belegschaftsmitgliedern. Mittels Polizei werden die Unruhen beendet.

 

13.03.1930 – Ein Wettrennen der besonderen Art findet auf der Strecke Cannes – Calais statt. Woolf Barnato, vermögender Diamantenhändler, Rennfahrer und mehrfacher Le Mans-Sieger, will seinem Freund Dale Bourne beweisen, dass das Automobil die Eisenbahn als schnellstes Verkehrsmittel abgelöst hat. Dies führt zu einem Wettrennen zwischen Barnato mit seinem Bentley 6,5-Liter „Speed Six“ mit einem normalen Sallon-Aufbau von H. J. Mulliner und dem Calais-Méditeranée-Express, dem auch unter dem Namen „Train Bleu“ bekannten Luxuszug. Am Abend des 13.03.1930 fährt der Zug in Cannes los. Gerüchten zufolge trinken Barnato und Bourne noch entspannt ihre Drinks aus, als sie die Nachrocht von der Abfahrt erfahren. Dann starten sie mit dem Bentley, vollgepackt mit Benzinkanistern. Auf der Strecke hat Barnato dafür gesorgt, dass in Lyon die Zapfsäule einer Werkstatt in der Nacht besetzt ist, um vier Uhr morgens erwartet ihn in Auxerre ein Tankwagen. Doch aufgrund des Gewichts mit den vollen Tanks ist der Wagen sehr schwer, Barnato kann nur maximal 130 km/h fahren. Zusätzlich regnet es stark und sie Sicht ist eingeschränkt. In Auxerre müssen sie den Tankwagen suchen, der Fahrer hat nicht an der verabredeten Stelle geparkt. Kurz vor Paris löst Bourne Barnato am Steuer für ein paar Stunden ab. Um 10:30 Uhr erreichen sie Boulogne und sichern sich einen vorderen Platz auf dem Frachtschiff nach Folkstone. Um 15:24 Uhr erreicht der „Train Bleu“ Calais – vier Minuten nachdem Barnato aus seinem Bentley ausgestiegen ist – direkt vor seinem Club in London. Die Franzosen empfinden die Niederlage als Schmach – Bentley wird vom Pariser Autosalon im Herbst 1930 wieder ausgeladen.

 

01.04.1930 - In Deutschland werden Autoreisezüge als Auto-Gepäck-Verkehr von der Deutschen Reichsbahn eingeführt. Dabei wird das Automobil aufgegeben und in einem separaten Zug auf herkömmlichen Flachwagen oder Rungenwagen zum Zielbahnhof befördert. In den 1940er Jahren werden Pläne für doppelstöckige, geschlossene Autotransportwagen entwickelt, die aufgrund des Zweiten Weltkrieges nicht mehr umgesetzt werden. Die Idee an sich ist jedoch bereits deutlich älter. Bereits zu Beginn des Eisenbahnzeitalters gab es Ideen, Kutschen direkt auf Bahnwagons zu verladen, um das Umsteigen am Bahnhof einzusparen; eine Idee, die sich aber nicht durchsetzte.

 

01.05.1930 - Die Einführung der Mineralölsteuer in Deutschland bewirkt höhere Benzinpreise.

 

21.-22.06.1930 – Beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans erreicht die französische Rennfahrerin Odette Siko als erste weibliche Teilnehmerin zusammen mit Maguerite Mareuse den siebten Rang in ihrem Bugatti Typ 40. Geboren 1899 in Paris macht sich Siko ab den 1920er Jahren einen Namen im Rennsport. Besonders in den 1930er Jahren ist sie alleine viermal beim 24-Stunden-Rennen von le Mans am Start und mit ihrem vierten Gesamtrang 1932 die bis 2021 bestplatzierte Frau bei diesem Rennen. Dieser vierte Rang, den sie mit Partner Louis Charavel im Alfa Romeo 6C 1750 SS einfährt, bedeutet auch den Sieg in der Rennklasse für Sportwagen bis 2 Liter Hubraum. 1933 hat sie auf dem Circuit des 24 Heures einen schweren Unfall, als sie in der Arnage-Kurve die Herrschaft über ihren Alfa Romeo verliert. Der Wagen überschlägt sich, fällt einige Bäume und kommt brennend auf dem Dach zu liegen. Zuschauer befreien Odette Siko aus dem Wrack, die mit einem Armbruch davonkommt. Nach Ihrer Genesung startet sie mehrmals bei der Rallye Monte Carlo und übernimmt 1937 die Position einer Testfahrerin bei Matford und dem französischen Schmieröl-Unternehmen Yacco. Gemeinsam mit Hellé Nice, Simone Louise des Forest und Claire Descollas erreicht sie 25 Ausdauerrekorde auf dem Autodrome de Linas-Montlhéry. Höhepunkt ist eine Distanzfahrt mit einem Matford mit einem 3,6-Liter-SA Mathis-V8-Motor über 30.000 Kilometer. Das Quartett erzielt dabei eine Durchschnittsgeschwindigkeit von mehr als 140 km/h. Ihre letzte Rennteilnahme hat sie bei der Rallye Monte Carlo 1939, die sie an der 18. Stelle der Gesamtwertung beendet.

 

10/1930 – Bugatti stellt auf dem Pariser Autosalon sein neues Modell, den Type 49, vor. Der Nachfolger des Type 44 hat wieder einen Achtzylinder-Reihenmotor mit einem Hubraum von 3.257 ccm, der zwischen 85 -110 PS leistet. Als Karosserievarianten werden eine Limousine, ein Coupé, ein Cabriolet und ein Roadster von Bugatti gefertigt, aber auch von anderen Karosseriebauunternehmen. 1933 kostet das Fahrgestell 11.000 Reichsmark. Die Produktion läuft von 1933 bis 1934, dann kommt der Type 57. Die genaue Produktionszahl ist nicht bekannt, verschiedene Quellen nennen 470, 480 oder rund 300 Fahrzeuge.

 

02.10.1930 – Henry Ford legt in Köln-Niehl den Grundstein für ein Ford-Autowerk für die deutschen Ford-Werke GmbH, eine 1925 gegründete Tochtergesellschaft der US-amerikanischen Ford Motor Company. Gleichzeitig wird auch der Unternehmenssitz von Berlin nach Köln verlegt. Am 4. Mai 1931 startet in Köln mit 619 Beschäftigten die Produktion des Model A. Nur drei Wochen später schließt das Werk aufgrund der Weltwirtschaftskrise wieder. Doch schon bald kann die Produktion wieder aufgenommen werden und bis zum Jahresende werden mehr als 6.000 Fahrzeuge gebaut.

 

18.11.1930 – Blitz heißt der neue Opel-Lkw aus Rüsselsheim. Die Adam Opel AG hat sich nach einem Preisausschreiben mit 1,5 Millionen Vorschlägen für diesen Namen entschieden. Der LKW wird mit drei verschiedenen Radständen produziert und wahlweise von einem Vier- oder Sechszylindermotor angetrieben. Die Nutzlast beträgt 1,5 bis 2 Tonnen. 1934 gibt es vier Grundversionen des Eintonnermodells und 14 Ausführungen der größeren zwei- bis zweieinhalbtonnen-LKW. In der Vorkriegszeit ist Opel der größte LKW-Produzent im Deutschen Reich. Der als „Einheitslastwagen“ ab 1937 im Opelwerk Brandenburg hergestellte Dreitonner Opel Blitz 3,6-36 (3,6 Liter Hubraum, 3,6 Meter Radstand) wird auf Anordnung des Rüstungsministers Speer als Lizenzbau von Daimler-Benz im Werk Mannheim ab Juni 1944 produziert. Nach der Zerstörung durch einen britischen Luftangriff im August 1944 wird das Brandenburger Werk zwar wieder aufgebaut, zu einer Produktion kommt es nicht mehr. Nach dem Krieg werden die Maschinen in die Sowjetunion verbracht. Bei Daimler-Benz in Mannheim wird ab Juni 1945 der LKW ohne jegliche Herstellerbezeichnung als L 701 gebaut, zunächst mit einem Fahrerhaus aus Holzhartfaserplatten. Ab 1948 produziert Opel ein Blechfahrerhaus. Die LKW werden gleichzeitig unter dem Namen Opel wie auch Mercedes-Benz verkauft. Zwischen 1950 und 1945 stellt Opel in Rüsselsheim noch 467 Fahrzeuge selbst her, während Daimler-Benz die Produktion des Blitz im Juni 1949 eingestellt hat. Ein Nachfolgemodell in dieser Größenklasse (3 t Nutzlast) gibt es bei Opel nicht, während Mercedes den L 311 als Nachfolger baut. In Rüsselsheim wird der kleiner Opel Blitz, der ehemalige 1,5-Tonner, ab 1952 mit einem modernen Fahrerhaus gebaut. Das Design lehnt sich an die damals im Trend liegenden amerikanischen Pickups an.  Die Kässbohrer Fahrzeugwerke bauen im Auftrag von Opel Blitz-„Panoramabusse“ mit einem Platzangebot für 17 Personen. Zwischen 1953 und 1956 entstehen 67 dieser Bus-Karosserien. Zahlreiche Opel-Blitz werden mit einem Aufbau für Feuerwehren hergestellt. 1960 kommt der weiterentwickelte moderne Opel Blitz auf den Markt, der für 1,9 Tonnen Nutzlast konzipiert ist. Weiterhin dient der Ottomotor des Opel Kapitän im Blitz. Ein Dieselmotor wird weiterhin nicht angeboten, wodurch Opel immer mehr Marktanteile verliert. Auch für den 1965 auf den Markt kommenden letzten Opel Blitz steht kein Dieselmotor zur Verfügung. 1975 endet der LKW-Bau endgültig bei Opel.

 

01.12.1930 – Mit einem eigenen Konstruktionsbüro macht sich der 55jährige Ferdinand Porsche in Stuttgart, Kronenstraße 24, selbstständig. Zu diesem Zeitpunkt hat er sich in der Automobilindustrie bereits einen Namen gemacht. Zunächst bei den Lohner-Werken (ab 1899), wo er im gleichen Jahr sein erstes Elektroauto baut, ein Jahr später mit dem Lohner-Porsche das weltweit erste Fahrzeug mit Allradantrieb und 1902 das erste Hybridfahrzeug der Welt. 1906 wird er Entwicklungs- und Produktionsleiter bei der Österreichischen Daimler-Motoren-Gesellschaft und befasst sich mit der Entwicklung von Personenfahrzeugen, Flugmotoren und Sportwagen. 1917 wird er zum Generaldirektor von Austro-Daimler bestellt. Ab 1923 arbeitet er in Stuttgart als Leiter des Konstruktionsbüros und Vorstandsmitglied der Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG). Dort entwirft er 1924 zunächst den Mercedes 24/100/140 PS (später Mercedes-Benz Typ 630) und ab 1926 im neuen Unternehmen Daimler-Benz die Sportwagenmodelle Mercedes-Benz Typ S, SS und SSK. Doch mit der Fusion wird seine Stellung im Unternehmen geschwächt, 1928 wird sein Arbeitsvertrag nicht verlängert. Nach einem Intermezzo als technischer Vorstand der Steyr-Werke zwischen Anfang 1929 und April 1930 gründet Ferdinand Porsche sein eigenes Konstruktionsbüro, die Dr. Ing. h. c. F. Porsche GmbH. Die Firmenanteile liegen zu 80 % bei Ferdinand Porsche, zu 10 % beim Kaufmann und Rennfahrer Adolf Rosenberger und zu 10 % bei seinem Schwiegersohn Anton Piëch. Zu den Konstruktionen der Firma gehören der NSU-Porsche Typ 32, der bereits viele Merkmale des späteren VW Käfers aufweist. Dessen Prototypen konstruiert er 1934.

 

 

1931

 

01/1931 – Als Nachfolger des Modells L stellt Ford sein neues Luxusfahrzeug, den Lincoln Modell K, vor. Dieser mit einem seitengesteuerten V8-Motor mit zunächst 6,5 Liter Hubraum wird bereits im ersten Jahr in 27 verschiedenen Karosserieformen angeboten, die gegenüber dem Vorgängermodell etwas moderner gestaltet sind. Im ersten Jahr werden von der Serie 201 insgesamt 3.540 Fahrzeuge produziert. Im letzten Baujahr des Modell K (Serie 300) 1939 sind es noch 133 Fahrzeuge. Insgesamt werden 15.697 Modell K gefertigt.

 

05.02.1931 - In Daytona Beach (USA) stellt der britische Automobilrennfahrer Malcolm Campbell mit seinem 2500 PS starken "Bluebird" mit 395,489 km/h einen absoluten Geschwindigkeitsrekord für Automobile auf.

 

19.02.1931 - Mit der Eröffnung in den Hallen am Kaiserdamm beginnt in Berlin die Internationale Automobil-Ausstellung. Sie dauert bis zum 1. März.

 

19.02.1931 – Auf der Internationale Automobil-Ausstellung in Berlin präsentiert DKW den Typ FA 500. Das vom Audi-Konstruktionsbüro entwickelte Fahrzeug hat einen 500 ccm großen Zweitaktmotor vom DKW-Motorrad, einen Hilfsrahmen aus zwei stählernen U-Profil-Längsträgern und eine offene Ganzstahlkarosserie. Im gleichen Jahr geht der DKW F 1 (Typ FA 600) mit einem stärkeren Zweizylindermotor mit 584 ccm Hubraum und kunstlederbespannter Sperrholzkarosserie in Serie. Dieser ist als zwei- und viersitziges Cabriolet bzw. Cabrio-Limousine oder als zwei-/dreisitziger Roadster erhältlich, zusätzlich auch als Monoposto mit dem damals modischen Bootsheck. Gebaut wird der F 1 im Audiwerk in Zwickau. Die DKW-Automobile mit Hinterradantrieb hingegen werden im Werk Spandau hergestellt.

 

11.-12.04.1931 – Nach 1.635 Kilometern erreichen Rudolf Caracciola und sein Beifahrer Wilhelm Sebastian mit ihrem 7,1-Liter-Mercedes-Benz SSKL als Erste bei der 5. Auflage der Mille Miglia das Ziel in Brescia. Sie sind die ersten Nicht-Italiener, die bei diesem Langstreckenrennen gewinnen. Die Route führt von Brescia aus u. a. über Cremona, Parma, Modena, Bologna, den Raticosa- und den Futapass, Florenz, Siena nach Rom und dann über Perugia, Gubbio, Ancona, Rimini, Bologna, Ferrara, Padua, Treviso, Venedig und Verona zurück nach Brescia. Ursprünglich will Rennleiter Alfred Neubauer weitere drei SSKL mit Hans Stuck, Carlo Maria Pintacuda und Frederico Caflisch einsetzen, doch aus Kostengründen bleibt es bei einem Fahrzeug. Caracciola besteht darauf, das gesamte Rennen alleine zu fahren, Sebastian bleibt nur die Rolle des mitfahrenden Mechanikers. Der SSKL (Supersport kurz leicht) ist rund 200 kg leichter als der SSK und hat durch ein permanent zugeschaltetes Roots-Gebläse 300 PS. Damit ist der SSKL auf der Geraden rund 235 km/h schnell. Auch wenn die Mille Miglia immer populärer geworden ist, gibt es doch vereinzelt Blockaden durch aufgebrachte Bürger, die sich in ihrem Alltag eingeschränkt fühlen, so dass örtliche Sicherheitskräfte die Straßen von quer stehenden Fahrzeugen, Karren und Holzspateln frei machen muss. Die Funktionäre der Rennabteilungen der italienischen Automobilhersteller Alfa Romeo, Maserati und Officine Meccaniche nehmen die ausländische Beteiligung zwar zur Kenntnis, aber wenig ernst. Für sie ist das Rennen eine Auseinandersetzung untereinander. Die erfolgreiche Daimler-Benz AG und deren Spitzenfahrer Caracciola lösen in Italien allerdings eine Art Alarmzustand aus. Vor allem Alfa Romeo in Mailand setzt alles daran, mit dem 8C 2300 einen deutschen Sieg zu verhindern. Der Rennwagen mit dem neuen Achtzylinder-Reihenmotor gibt bei der Mille Miglia sein Renndebüt mit den Teams Tazio Nuvolari/Giovanni Battista Guidotti und Luigi Arcangeli/Pietro Bonini. Die Scuderia Alfa Romeo stellt das größte Team beim 1000-Meilen-Rennen. Dieser Menge an Werks-Alfa Romeos hat Officine Meccaniche O.M.) nichts entgegenzusetzen. Wirtschaftliche Probleme verhinderten kostspielige Neuentwicklungen. Daher müssen Giuseppe Morandi und Archimede Rosa mit einem veralteten 3-Liter-OM Tipo 665 SSMM vorliebnehmen. Maserati verzichtet trotz der letzten Erfolge auf den Einsatz eines wettbewerbsfähigen Fahrzeugs für den Gesamtsieg und unterstützt stattdessen Teams in der 1,1-Liter-Klasse mit Material und Mechanikern. Die Wiederholung des bereits legendären Zweikampfs von Tazio Nuvolari und Achille Varzi um den Gesamtsieg 1930 scheitert schon kurz nach dem Start an einem Defekt am Achtzylinder-Motor von Varzis Bugatti. Wenig später halbiert sich die Daimler-Werksmannschaft nach einer schadhaften Zylinderkopfdichtung am Mercedes-Benz SSK von Maino/Strazza. Abgesichert durch die Präsenz der zwölf Werkswagen, versucht Alfa Romeo von Beginn an Caracciola und dessen Mercedes in ein materialzerstörendes Tempo zu hetzen. Caracciola lässt sich nicht beirren und hält sich an die von Alfred Neubauer erarbeitete Renntaktik. Auf den vielen geraden Streckenteilen Richtung Bologna fährt er mit höchstmöglichem Tempo neue Rekordzeiten. In der Hauptstadt der Emilia-Romagna führt er mit acht Minuten Vorsprung auf den überraschend schnellen OM Tipo 665 SSMM von Morandi. Eine Minute dahinter platziert sich Campari im schnellsten Alfa Romeo. Aus ungeklärten Gründen leiden die Pirelli-Reifen der Alfa Romeo an starkem Verschleiß. Bis zur Ankunft in Rom muss Arcangeli neunmal einen Reifen wechseln. Auch Nuvolari hatte mehrere Reifenschäden, dennoch führt er in Rom mit einem Vorsprung von zwei Minuten auf Caracciola. Bei der Rückfahrt zur Adria behalten die Alfa Romeo trotz der Reifenprobleme ihr beherztes Tempo bei. Zwischendurch führt Borzacchini mit 18 Minuten auf die Konkurrenz. Entlang der Mittelmeerküste Richtung Norden liegt Campari vier Minuten vor dem wiedererstarkten Arcangeli an der Spitze. Innerhalb der Alfa Romeos wechselt die Führung mehrmals und die Italiener scheinen nach zwei Dritteln Renndistanz alles unter Kontrolle zu haben. Das liegt auch an einem dichten Netz an Servicestationen, wodurch die vielen Reifenwechsel möglich sind. Caracciola, der keine technischen Probleme hat, muss dagegen hauptsächlich bei öffentlichen Tankstellen Treibstoff nachfüllen. Die Entscheidung fällt auf den letzten 80 Kilometern, als heftiger Regen einsetzt und die Alfa Romeos mit ihren erneut abgefahrenen Reifen reihenweise verunfallen. Während Borzacchini und Arcangeli komplett ausfallen, können Campari und Nuvolari mit beschädigten Fahrzeugen weiterfahren. Der Gesamtsieg ist jedoch verloren. Ihn holte sich Caracciola im Mercedes mit elf Minuten Vorsprung auf Campari. Dritter wird Morandi im OM, der nur sieben Minuten hinter dem besten Alfa Romeo ins Ziel kommt. Caracciola ist der erste Nichtitaliener, der die Mille Miglia gewann. Gleiches gilt für Daimler-Benz als Hersteller. Giuseppe Campari reiht seinen beiden Gesamtsiegen 1928 und 1929 sowie dem dritten Rang 1930 mit dem zweiten Platz ein weiteres Ergebnis unter den ersten drei hinzu.

  

25.04.1931 – In Stuttgart wird die Dr. Ing. h. c. Porsche GmbH, Konstruktionen und Beratungen für Motoren- und Fahrzeugbau ins Handelsregister eingetragen.

 

04.05.1931 – Im neuen Ford-Werk in Köln-Niehl startet mit 619 Beschäftigten die Produktion des Modell A. Doch bereits drei Wochen nach Eröffnung schließt das Werk aufgrund der Weltwirtschaftskrise. Doch kurz darauf wird die Produktion wieder aufgenommen und insgesamt laufen 1931 mehr als 6.000 Fahrzeuge vom Band.

 

07/1931 - Der Opel 1,2 Liter ist der Nachfolger des Opel 4/12 PS („Laubfrosch“) und wird von Juli 1931 bis September 1935 produziert. Nachdem frühere Opel-Pkw noch die Angabe der Steuer-PS in der Modellbezeichnung führen, wird nach der Übernahme von Opel durch General Motors das in den USA gemeinsam mit GM neu entwickelte Fahrzeug nur noch nach dem Hubraum benannt. In Rüsselsheim werden 101.563 Fahrzeuge vom Typ Opel 1,2 Liter bis zum Erscheinen des Nachfolgers Opel P4 im September 1935 gebaut. Unter dem Eindruck der Weltwirtschaftskrise kommt im November 1932 mit gleicher Karosserie und kleinerem Motor der Opel 1 Liter auf den Markt, der jedoch nach knapp einem Jahr wieder aus dem Opel-Angebot verschwindet.

 

03.08.1931 - Rudolf Caracciola auf Mercedes-Benz SSKL gewinnt vor rund 200 000 Zuschauern mit einem Stundendurchschnitt von 185,77 km/h das über 294,5 km lange Berliner AVUS-Rennen vor Hans-Joachim von Morgen auf Bugatti Typ 35B. Dritter wird Von Brauchitsch auf einem Mercedes-Benz SSK. Von den 12 gestarteten Fahrern, vier auf Mercedes-Benz SSK oder SSKL, sieben Bugatti Typ 35B, Typ 35C und Typ 43 sowie ein Maserati 26M, erreichen nur sechs das Ziel, die anderen fallen mit Motor- oder Reifenschäden aus. Der Sieger erhält eine Prämie von 5000 RM.

 

31.08.1931 - Nach 4.320.446 gebauten Fahrzeugen stellt die Ford Motor Company die Produktion des Modells A ein. Modell B löst die Serie ab. Der Modell A war drei zuvor Nachfolger des legendären T-Modells. Gebaut wird er in diesen drei Jahren nicht nur in den USA, sondern auch in Europa, Südamerika und in Lizenz in der Sowjetunion. Das Modell A gibt es in vielen Versionen: als Fahrgestell (für Aufbauten von anderen Herstellern), Coupé (Standard und Deluxe), Geschäfts-Coupé, Sport-Coupé, Roadster-Coupé (Standard- und Deluxe), zwei- und viersitziges Cabriolet, Convertible Sedan, Phaeton (Standard und Deluxe), Tudor (Zweitürer, Standard und Deluxe), Fordor (Viertürer, zwei oder drei Fenster, Standard und Deluxe), Town Car, Victoria, Station-Lastwagen, Taxi, Lkw und Commercial. Die Baujahre 1928/1929 sowie 1930/1931 sehen leicht unterschiedlich aus, sind technisch aber zum größten Teil gleich. So sind die Wagen der Baujahre 1928/1929 mit 21-Zoll-Felgen ausgerüstet, die der Baujahre 1930/1931 mit 19-Zoll-Felgen. Angetrieben werden sie von einem Vierzylinder-Reihenmotor mit einem Hubraum von 3,3 Litern mit 40 PS.

 

20.09.1931 - Rudolf Caracciola wird nach seinem Sieg im Drei-Hotter-Bergrennen wie schon 1930 erneut Europa-Bergmeister für Sportwagen, diesmal auf Mercedes-Benz SSKL. Zu den 10 Rennen der Saison gehören u.a. das Bergrennen Shelsley Walsh in England, das Klausenrennen in der Schweiz oder das Schauinsland-Rennen in Deutschland. Im Jahr darauf wird er Europa-Bergmeister bei den Rennwagen, nun auf Alfa Romeo.

 

29.09.1931 - In Eisenach wird der 25.000. Kleinwagen vom Typ 3/15 fertig, der in vier Modellen (DA 1 bis DA 4) gebaut wird.

 

01.10.1931 – Im Herbst 1931 – noch vor dem Zusammenschluss von Audi, DKW, Horch und Wanderer zur Auto Union – wird auf dem Pariser Autosalon zunächst der Horch Typ 670 mit 3,45 Metern Radstand vorgestellt, der nur als zweitüriges Cabriolet erhältlich ist. Bis zum Ende der Produktion im Jahr 1934 baut das Zwickauer Werk insgesamt 53 Horch 670. Ettore Bugatti stellt den Type 55 auf dem Pariser Autosalon vor. Der Wagen gehört zu den fortschrittlichsten Autos der Welt. Mit gerade einmal 950 kg und 2,3-Liter-DOHC-Achtzylinder-Reihenmotor mit Roots-Kompressor ist der Type 55 die Straßenversion der Grand-Prix-Rennwagen Type 45 und 47. Er leistet rund 150 PS und ist weit über 180 km/h schnell. 38 meist zweisitzige Exemplare werden als Roadster oder Coupé gebaut, die meisten Karosserien von Jean Bugatti entworfen. Auf Kundenwunsch werden aber auch spezielle Karosserien von externen Karosseriebauunternehmen gefertigt. Auch auf der Rennstrecke ist der Type 55 zu finden, dort ist er jedoch nicht erfolgreich. Den ersten Renneinsatz gibt es 1932 bei der Mille Miglia; Archille Varzi und Carlo Castelbarco fallen jedoch nach einem technischen Defekt aus. Noch heute sollen 27 der 38 gebauten Fahrzeuge existieren. Auch die Daimler-Benz AG stellt ein neues Fahrzeug vor: Den Mercedes-Benz 170 (W 15), der erste in größerer Serie gebaute Personenwagen der Welt mit Einzelradaufhängung und Pendelachse. Für den Antrieb sorgt ein Reihensechszylindermotor (M 15) mit 1.692 ccm Hubraum und 32 PS. Bereits im ersten vollen Produktionsjahr 1932 werden 4.438 Exemplare des Typ 170 verkauft – 75 % der gesamten PKW-Produktion von Mercedes-Benz. Bis 1936 entstehen insgesamt 13.775 Fahrzeuge mit zehn verschiedenen Karosserievarianten und Fahrgestellen. Dann wird der W 15 vom 170 V (W 136) mit Vierzylinder-Reihenmotor abgelöst. Lancia stellt sein neues Modell Astura vor, Nachfolger des Lancia Lambda. Dem hochpreisigen Astura wird der günstigere Artena zur Seite gestellt. Der Astura ist ausgelegt, um von externen Karosseriebaufirmen aufgebaut zu werden und markiert das obere Preissegment. Motorisiert ist er mit einem V8-Motor und wird bis 1939 produziert. Kriegsbedingt dauert es bis 1950, als mit dem Lancia Aurelia erneut ein Oberklassemodell von Lancia produziert wird.

 

10/1931 - Der S.S.1 ist das erste Automobil mit eigenständigem Chassis, das die auf die Fertigung sportlich-eleganter Karosserien für Chassis von Austin, Wolseley und Standard spezialisierte Swallow Coachbuilding Co. herausbringt. Als indirekter Vorgänger kann der Standard-Swallow 16 HP angesehen werden, ein von Swallow auf dem unveränderten Chassis des Standard 16 HP „Ensign“ als sportliche Limousine karossiertes Modell, das 1935 in wenigen Exemplaren entsteht. Der S.S. 1 kommt im Oktober 1931 als zweitüriges Coupé auf den Markt, mit vinylbezogenem festem Dach und funktionslosen Sturmstangen (eigentlich ein Gestänge zum Spannen eines Verdecks) an den Seiten, was den falschen Eindruck eines Cabriolets vermittelt (Faux Cabriolet). Er hat einen Sechszylinder-Reihenmotor mit 2054 cm³ Hubraum (16 HP, tax horsepower) und 45 bhp (34 kW) oder 2552 cm³ Hubraum (20 HP) mit rund 55 bhp (41 kW). Beide Motoren liefert Standard einschließlich der fertig montierten Chassis. Über ein Vierganggetriebe mit Mittelschaltung werden die Hinterräder angetrieben. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 110 km/h. 1934 gewinnen Charles Needham und Sydney Light mit einem S.S. 1 bei der Rallye Monte Carlo den „Concours de Comfort“. Als die Herstellung des S.S. 1 im Juli 1935 eingestellt wird, sind insgesamt 4250 Stück produziert worden. Die als Jahrgang 1936 angebotenen S.S. 1 sind unverkaufte Exemplare des Modelljahrs 1935, die mit einem größeren Kühlergrill versehen sind. Nachfolger ist der S.S. Jaguar 2 ½ Litre Saloon.

 

11/1931 - Zur Kapazitätsauslastung beginnt das Daimler-Benz-Werk Sindelfingen mit der Karosseriefertigung für BMW. Bis 1937 werden insgesamt 22.197 Einheiten, darunter sämtliche Serienkarosserien für den BMW 3/20 PS, in Sindelfingen hergestellt.

 

20.11.1931 – Der britische Automobilhersteller Rolls-Royce übernimmt den in finanziellen Schwierigkeiten geratenen Konkurrenten Bentley. 1919 gründet Walter Owen Bentley im Londoner Stadtteil Cricklewood die Bentley Motor Ltd. Gebaut werden elegante Reisekarosserien, deren Ausführungen mit denen von Daimler und Rolls-Royce vergleichbar sind. Bentley stellt die Chassis her, die Aufbauten erfolgen meist bei renommierten Karosseriebauern. Obwohl 1924 mit 462 Chassis des einzigen Modells 3 Litre die höchste Jahresproduktion verkauft wird, gerät die Firma 1925 in finanzielle Schwierigkeiten. Den Konkurs verhindert Woolf Barnato Ende des Jahres mit einer Finanzspritze, er wird Hauptaktionär und Vorstandsvorsitzender. Damit hat er im Grunde die Firma übernommen. Bereits Anfang 1930 zeigt sich, dass die Bentley-Fahrzeuge – straßentaugliche Rennmobile – nicht mehr gefragt sind. 1928 werden 400 Chassis verkauft, 1930 sind es nur noch 221. Bis Mitte Juli sind es 1931 nur noch drei Fahrgestelle vom 6 ½ Litre und 15 vom 4 ½ Litre. Den Ladenhüter 4 ½ Litre supercharged/Blower senkt Bentley deutlich im Preis und kann im ersten Halbjahr 1931 immerhin 27 Chassis verkaufen. Bestseller ist in diesem Halbjahr der 8 Litre, mit dem auf dem Segment der Luxus-Reiselimousinen Rolls-Royce Konkurrenz gemacht werden soll. 62 Chassis des 8 Litre werden veräußert. Immer wieder investiert Barnato hohe Summen in Bentley, doch die Einnahmen reichen nicht aus, so dass die Firma die fällige Hypothekenrate 1931 bei der London Life Assurance Company nicht zahlen kann. Daher kündigt London Life im Juli 1931 an, einen Käufer für Bentley zu suchen. Walter Owen Bentley und Woolf Barnato führen Übernahmegespräche mit Napier & Son. Das Unternehmen hat bereits 1926 die eigene Fahrzeugproduktion aufgegeben und stellt zu diesem Zeitpunkt u. a. Flugzeugmotoren her. Die Verhandlungspartner einigen sich auf einen Preis, dies soll in einem öffentlichen Gerichtstermin fixiert am 20.11.1931 fixiert werden. Bei diesem Termin bietet das völlig unbekannte Unternehmen British Central Equitable Trust ein höheres Angebot als Napier. Der überraschte Richter ordnet daraufhin ab, dass beide Bewerber bis 16:30 Uhr desselben Tages ein Angebot in versiegelten Umschlägen einreichen sollen. Der unbekannte Trust gibt ein deutlich höheres Angebot ab als Napier & Son und erhält daraufhin den Zuschlag. Wenige Tage später übergibt der Trust Bentley dem Konkurrenten Rolls-Royce, für den der Trust von Beginn an gehandelt hat. W. O. Bentley arbeitet noch bis 1935 in seinem ehemaligen Unternehmen. Anschließend setzt er erfolgreich seine Kenntnisse bei Lagonda und Aston Martin ein.

 

07.12.1931 – Die Gläubigerversammlung der Kraftfahrzeugfirma Gebrüder Reichstein Brennabor Werke AF in Brandenburg an der Havel setzt einen fünfköpfigen Ausschuss ein, der die Möglichkeit zur Sanierung der Firma prüfen soll. 40 Prozent der Forderungen können aus den freien Betriebswerten des Unternehmens gedeckt werden. In den Monaten vorher hat die Firma aus Basis des Typs Juwel 6 erstmals einen Prototyp mit Frontantrieb (nach Voran-Patenten) entwickelt. Doch zu einer Serienfertigung kommt es aus finanziellen Gründen nicht mehr. 1932 wird die Automobilproduktion zunächst für acht Monate unterbrochen, dann kurzzeitig mit neuen Modellen wieder aufgenommen und 1933 endgültig eingestellt. Damit endet die Automobilproduktion der Firma nach 30 Jahren. 1932 werden die Brennabor-Werke in eine Aktiengesellschaft umgewandelt.

 

 

1932

 

01/1932 - Die Horch-Werke Zwickau präsentieren den Horch 600, der als Limousine und viertüriges Pullman-Cabriolet erhältlich ist. Unter der großen Motorhaube verbirgt sich ein Zwölfzylinder-V-Motor mit 6.031 ccm Hubraum und 120 PS. Es ist das zweite Modell nach dem 1931 vorgestellten Typ 670, den es nur als Cabriolet gibt. Gebaut wird der Typ 600 nur ein Jahr, es entstehen 28 Fahrzeuge. Der Horch 12 steht in direkter Konkurrenz zum Achtzylinder-Mercedes Typ 770 ("Großer Mercedes") und zum Zwölfzylinder-Maybach Zeppelin DS 8, jedoch deutlich günstiger mit einem Neupreis von 23.500 Reichsmark gegenüber dem Mercedes (ca. 45.000 RM) und dem Maybach (ca. 35.000 RM).

 

17.01.1932 - Im Deutschen Reich beginnt das Nummerieren der wichtigsten Fernverkehrsstraßen, um die schnelle Orientierung zu erleichtern. Reichsstraße Nr. 1 wird die Verbindung Aachen-Berlin-Königsberg.

 

03/1932 – Von März bis Oktober 1932 fertigt Wanderer im Werk Siegmar bei Chemnitz den Wanderer W15 6/30 PS. Der Wanderer W 15 unterscheidet sich von seinem Vorgänger W 10/IV durch den 20 cm längeren Radstand, der bei der Limousine sechs statt vier Fenster ermöglicht. Gefertigt wird er als Limousine, gebaut von Reutter in Stuttgart, und als Cabriolet, dessen Aufbau bei Gläser in Dresden entsteht. Der W 15 hat einen Vierzylinder-Reihenmotor mit zunächst 1,6 Liter Hubraum. Dieser leistet 30 PS, was für eine Höchstgeschwindigkeit von 85 km/h ausreicht. Bereits im Oktober 1932 kommt als Nachfolger der Wanderer W 17 7/35 PS mit gleicher Karosserie und Fahrwerk heraus. Der von Ferdinand Porsche neu entwickelte 1,7-Liter-Sechszylindermotor hat eine Leistung von 35 PS. Zusätzlich erscheint der Wanderer W 20 8/40 PS mit einem stärkeren 2-Liter-Sechszylindermotor und 40 PS, ebenfalls eine Porsche-Konstruktion. Insgesamt werden rund 750 Fahrzeuge gefertigt.

 

03/1932 - Die Frankfurter Adler-Werke stellen ihre beiden, von Hans Gustav Röhr entwickelten neuen Modelle Primus und Trumpf vor. Beide Modelle werden von einem 1,5 Liter großen Reihenvierzylindermotor angetrieben, der zunächst 32 PS besitzt, was für eine Spitzengeschwindigkeit von über 90 km/h reicht. Der Adler Trumpf hat jedoch Frontantrieb, während beim Primus die Hinterräder angetrieben werden. Der Kühlergrill wird bei beiden Modellen von einem neuen Emblem geschmückt: Ein stilisierter Adler im typisch funktionalistischen Stil, entworfen von Walter Gropius, dem Bauhaus -Begründer und weltberühmten Architekten. Der Primus ist mit 3600 Reichsmark recht teuer - ein vergleichbarer Hanomag 6/32 kostet 3300 Reichsmark. Der Adler Trumpf hingegen kostet sogar 150 RM mehr als der Primus, ist dennoch das erfolgreichere Modell. Die Aufbauten werden nicht bei Adler gefertigt, sondern entstehen bei anderen Karosseriebauern. So wird der erste, intern Typ 1,5 AV genannte Triumpf als zweitürige Limousine und als zweitüriges Cabriolet bei Ambi-Budd in Berlin eingekleidet. Später kommt u.a. für den Typ 1,7 AV ein wunderschönes "vierfenstriges Spezial-Cabriolet" von Karmann, Osnabrück, hinzu. 1934 kommt die verkleinerte Ausgabe, der Adler Trumpf Junior, vom dem es ebenfalls sehr schöne Karmann-Varianten geben wird. Vom Adler Trumpf 1,5l (1932-1934) und vom Trumpf 1,7l (1933-36) werden 25.506 Fahrzeuge gebaut, vom 2 Liter (1938-40) weitere 7.470.  Das erfolgreichste Modell ist der Adler Trumpf Junior, von ihm werden von 1935 bis 1937 102.840 Exemplare gebaut.

 

01.03.1932 – BMW lässt den Lizenzvertrag mit Austin für den BMW 3/15 PS auslaufen, wenige Wochen vor Einführung des eigenen Modells 3/20 AM 1. Das AM 1 steht für „Automobilkonstruktion München Nr. 1“. Der in Eisenach gebaute Kleinwagen ist durch ein neues Fahrwerk mit 25 cm längerem Radstand und den um ein Drittel leistungsgesteigertem Motor zeitgemäß größer und komfortabler geworden. Die Karosserie wird auf Vermittlung des Daimler-Benz-Vorstandsvorsitzenden Wilhelm Kissel, der ab dem 19. März 1932 auch im Aufsichtsrat von BMW sitzt, im Werk Sindelfingen produziert und von BMW zugekauft. Diese Zusammenarbeit führt dazu, dass BMW-Automobile in den Vertretungen der Daimler-Benz AG verkauft werden. Der Preis der Limousine beträgt zu Beginn der Bauzeit 2825 RM; im Februar 1933 sind es nur noch 2650 RM. In der Preisliste vom Januar 1934 ist mit unveränderten Preisen nur noch die Limousine mit und ohne Rolldach aufgeführt. Nach 7215 Einheiten beendet BMW die Produktion im Jahr 1934. Trotz des wirtschaftlichen Erfolgs gibt es keinen Nachfolger gleicher Größe; BMW verfolgt ab 1936 nach zweijähriger Bauzeit des BMW 309 – ein BMW 303 mit dem Vierzylindermotor des BMW 3/20 – ausschließlich die Produktion der modernen und leistungsstarken Fahrzeuge mit Sechszylindermotoren weiter.

 

03.03.1932 - Alfieri Maserati stirbt im Alter von 44 Jahren in Bologna. Der italienische Automobilingenieur und -rennfahrer. 1903 beginnt er eine Ausbildung als Mechaniker beim Automobilhersteller Isotta Fraschini in Mailand. Dort arbeitet bereits sein Bruder Carlo. Als dieser zu Bianchi wechselt, folgt Alfieri ihm 1905. Bei Bianchi hat er die Möglichkeit, sich erfolgreich im Rennsport zu betätigen. Einige Jahre später kehrt er zu Isotta Fraschini zurück und arbeitet dort als Testfahrer und Serviceingenieur. Nach vier Jahren in Argentinien und Großbritannien gründet Alfieri Maserati 1914 die Werkstatt Officine Alfieri Maserati, die zunächst Kundenautomobile von Isotta Fraschini repariert und für Rennsporteinsätze vorbereitet. In seiner Firma arbeiten auch seine beiden Brüder Ettore und Ernesto, Carlo war bereits 1910 verstorben. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs kommt die Tätigkeit der Werkstatt weitestgehend zum Erliegen und Alfieri Maserati kehrt erneut zu Isotta Fraschini zurück und ist dort an der Entwicklung von Flugmotoren beteiligt. Nach Kriegsende nehmen die Maserati-Brüder ihren eigenen Werkstattbetrieb wieder auf. Mit einem im Auftrag von Isotta Fraschini gebauten Rennwagen ist Maserati sehr erfolgreich und weckt die Aufmerksamkeit des Turiner Automobilherstellers Diatto, dessen Entwicklungsingenieur er 1921 wird. Mit einem dort konstruierten Rennwagen, dem Diatto 20S, nimmt er erfolgreich an Rennen teil. Doch beim Rabassada-Bergrennen in Spanien meldet er den Wagen für die Zweiliter-Klasse und gibt einen Hubraum von 2,0 Litern an. Eine Prüfung ergibt jedoch, dass der Motor einen Hubraum von 3,0 Liter hat. Darauf wird Alfieri Maserati für fünf Jahre von der Teilnahme an Automobilrennen gesperrt, die jedoch mit Wirkung ab 1925 aufgehoben wird. 1925 gibt Diatto sein Motorsportprogramm auf. Maserati übernimmt die letzte Konstruktion kostenfrei und führt das Motorsportprogramm unter eigenem Namen fort. Ab 1926 arbeiten drei Brüder in seinem Betrieb mit. Sie konstruieren nun Rennwagen und konkurrieren recht erfolgreich mit Alfa Romeo und Bugatti.  Damit beginnt auch die Jahrzehnte währende Rivalität zwischen Alfieri Maserati und Enzo Ferrari. Dieser ist seit 1924 Werksfahrer bei Alfa Romeo und später Chef des Rennsportteams Scuderia Ferrari. 1927 erleidet Alfieri Maserati einen schweren Rennunfall bei der Coppa Messina, einem auf öffentlichen Straßen ausgetragenen Langstreckenrennen auf Sizilien. Durch einen Fahrfehler kommt er mit seinem Tipo 26B von der staubigen Strecke ab und überschlägt sich mit dem Wagen. Dabei wird bei Alfieri eine Niere so stark gequetscht, dass sie entfernt werden muss. In der Folgezeit fährt er noch einige wenige Rennen, doch erhebliche Komplikationen führen zu einer Verschlechterung seines Gesundheitszustandes. Am 03.03.1932 unterzieht er sich einer weiteren Nierenoperation, in deren Verlauf er stirbt.

 

04/1932 – Die Zschopauer Motorenwerke J. S. Rasmussen bringen den Kleinwagen DKW F2 als Nachfolger des DKW F1 auf den Markt. Der mit dem Beinamen „Meisterklasse 601“ hat einen Zweizylinder-Zweitakt-Reihenmotor mit 584 ccm und 15 PS. Damit ist eine Höchstgeschwindigkeit von 75 km/h möglich. Den F2 gibt es als zweitürige Limousine oder Cabriolimousine oder als zweitüriges Cabriolet. Die Karosserie sitzt auf einem Rahmen aus zwei stählernen U-Profil-Längsträgern und besteht aus mit Kunstleder bespanntem Sperrholz. Im März 1933 werden verbesserte Motoren eingebaut, wodurch die Leistung auf 18 PS steigt. Das neue Fahrzeug nennt sich nun „Reichsklasse“ und wird bis 1935 gebaut. Gleichzeitig ist der „Meisterklasse 701“ im Angebot, dessen 0,7-Liter-Motor 20 PS leistet.

 

04/1932 – Mit dem DKW F 7 bringt die Auto Union den Nachfolger des DKW F 5 auf den Markt. Äußerlich ist der F 7 gegenüber seinem Vorgänger kaum verändert. Das einfachere und leistungsschwächere Modell „Reichsklasse“ verfügt nun ebenfalls über die längere Karosserie der „Meisterklasse“. Im Gegensatz zum Vorgänger und dem Nachfolger F 8 sind die hinten angeschlagenen Türen bei beiden Modellen an der Vorderkante gerade geschnitten. Reichs- und Meisterklasse sind als zweitürige Limousine, Cabrio-Limousine oder Vollcabriolet erhältlich. Zum Antrieb dient der bereits in der F 2 Meisterklasse 701 verwendete und vorn quer eingebaute Zweizylinder-Zweitaktmotor. Die Motoren leisten bei der Reichsklasse mit 0,6 Litern Hubraum 18 PS und bei der Meisterklasse mit 0,7 Litern Hubraum 20 PS. Über ein Dreigang-Getriebe mit Krückstockschalthebel werden die Vorderräder angetrieben. Wie F 5 sind auf einen stabilen Stahl-Zentralkastenrahmen die DKW-typischen kunstlederbespannten Sperrholzkarosserien aufgesetzt, die im Werk Berlin-Spandau gefertigt werden. Auch die vordere Einzelradaufhängung an Querblattfedern und die hintere „Schwebeachse“ bleiben unverändert. Im Frühjahr 1938 kommt das elegante DKW F 7 Front-Luxus-Cabriolet ins Auto-Union-Programm, von dem 2.288 Wagen gebaut werden. Die Karosserien des „Front Luxus“ stammen von Baur in Stuttgart und sind mit Blechtafeln anstatt Kunstleder verkleidet. Der DKW F 7 ist der meistgebaute DKW mit Frontantrieb in der Vorkriegszeit, rund 80.000 Fahrzeuge werden gefertigt.

 

04/1932 – Ford präsentiert erstmals einen V8-Motor in einem modifizierten Modell A. Den Ford V8 gibt es insgesamt in vierzehn verschiedenen Karosserievarianten, jedoch nicht alle Varianten über die gesamte Bauzeit. Zweitürige geschlossene Varianten heißen Tudor, es gibt sie als Three- oder Five Window-Version. Diese Bezeichnung wird auch bei den Coupés genutzt, jedoch ohne den Zusatz „Tudor“. Die viertürige geschlossene Version bekommt den Namen Fordor. Mit dem Roadster und dem Cabriolet (Convertible) gibt es auch sportliche Versionen und darüber hinaus einen Kombi (Station Wagon). Zeitweilig wird ein viertüriges Cabriolet unter dem Namen Phaeton angeboten. Mit dem gleichen V8-Motor erschien zusätzlich der Lkw Ford Modell V8-51. Der V8-Motor hat einen Hubraum von 3.622 ccm und leistet 65 PS. Dieser erste Ford V8 wird auch als Modell 18 bezeichnet. Insgesamt entstehen 178.749 Exemplare. 1933 wird er vom Modell 40 abgelöst.

 

04/1932 – Die beiden Freunde Christian Bohman, gebürtiger Schwede, und Maurice Schwarz, gebürtiger Österreicher, gründen in Pasadena, Kalifornien (USA) die Firma Bohman & Schwartz. Beide waren in ihrer Heimat bereits als Lutschen- bzw. Karosseriebauer tätig gewesen. Die beiden übernehmen das im selben Jahr aufgelöste Karosseriebauunternehmen Walter M. Murphy Company, bei dem Bohman bis 1930 beschäftigt gewesen war. Bekannt wird Bohman & Schwartz mit seinen luxuriösen Aufbauten auf Duesenberg-Fahrgestellen. Zu den Kunden zählen z. B. Clark Gable, Bill Robinson und Barbara Hutton. Auch Fahrzeuge für Hollywood-Filme entstehen, wie z. B. „Gauner mit Herz“ (1938) und „Topper“. 1937 wird der größte jemals gebaute Duesenberg, das „Throne Car“, ein Fahrzeug von drei Tonnen Gewicht auf einem Fahrgestell mit 4521 mm Radstand für den Prediger Father Divine, eingekleidet. Dieses Fahrzeug steht heute im niederländischen Louwman-Museum in Den Haag. Die Firma fertigt daneben die Karosserie des Phantom Corsair, einem Konzeptfahrzeug aus 1937. 1947 wird die Firma in gegenseitigem Einvernehmen der Inhaber aufgelöst; Bohman arbeitet in kleinerem Rahmen mit seinem Sohn weiter. Zumindest bis 2004 besteht dieser Betrieb noch.

 

06.04.1932 - In Berlin wird das 100 000 Kraftfahrzeug für den Verkehr zugelassen. Allerdings geht die Zahl der Kraftfahrzeuge in Berlin seit September 1931 um 15 000 zurück.

 

17.04.1932 - Der IV. Große Preis von Monaco findet auf dem Circuit de Monaco in Monte Carlo statt. Das Rennen wird ohne vorgegebene Rennformel für die Wagen über 100 Runden à 3,180 km ausgetragen, was einer Gesamtdistanz von 318,0 km entsprach. Es ist damit in diesem Jahr noch kein Grande Épreuve und wird deshalb nicht für die Grand-Prix-Europameisterschaft gewertet. Sieger ist Tazio Nuvolari auf einem Alfa Romeo 8C-2300 Typ „Monza“. Zwar enthält die Meldeliste des Großen Preises von Monaco von 1932 mit 19 Teilnehmern aus sieben Nationen etwas weniger Einträge und bietet auch eine etwas geringere internationale Vielfalt als in den Jahren zuvor, dafür ist aber mit Alfa Romeo, Bugatti, Maserati, erstmals die europäische Spitze ausnahmslos vertreten. Unter den Fahrern sind u.a. Tazio Nuvolari, (Alfa-Romeo-Werksteam) Rudolf Caracciola (aufgrund des Widerstandes der drei italienischen Stammfahrer von Alfa Romeo trotz vertraglicher Bindung an das Werk mit einem nominell privat gemeldeten, in der deutschen Rennfarbe Weiß lackierten Alfa Romeo „Monza“), Vorjahressieger Louis Chiron, Achille Varzi (Bugatti), Luigi Fagioli, René Dreyfus (Maserati) dabei. Aufgefüllt wird das Feld von namhaften Privatfahrern wie dem Sieger von 1929, William Grover-Williams (Bugatti 51) – wieder unter dem Pseudonym „W. Williams“ –, Philippe Étancelin (Alfa Romeo „Monza“) – immerhin Sieger des französischen Grand Prix von 1930 – und weiteren damals bekannten Fahrern. Caracciola, der im Gegensatz Nuvolari das ganze Rennen über weniger aggressiv und damit sparsamer gefahren ist, hätte den mit stotterndem Motor fahrenden Nuvolari wohl am Ende noch überholen können, begnügt sich jedoch im Stil eines Gentlemans – und womöglich auch mit Rücksicht auf die eigenen Karriereinteressen – darauf, direkt am Hinterrad seines Marken-, aber offiziell noch nicht Teamkollegen die Ziellinie zu überqueren. Zum Dank dafür erhält er beim Großen Preis von Italien im Juni ein offizielles Werksauto.

 

08.05.1932 - Die 23. Auflage der Targa Florio, auch XXIII Targa Florio, auf Sizilien startet über acht Runden mit einer Gesamtdistanz von 576 Kilometern auf dem Piccolo circuito delle Madonie. Es wird auf abgesperrten, sonst öffentlichen Straßen ausgetragen.  1932 ändert der Gründer der Targa Florio, Vincenzo Florio, die Streckenführung wesentlich. Durch Verkürzung des bisherigen Streckenverlaufs entsteht die klassische Runde der Piccola Madonie. Die Strecke führt gegen den Uhrzeigersinn vom Startplatz in Cerda im Westen, vorbei am 500 Meter hoch gelegenen Caltavuturo im Süden hinab ins Tal, in dem heute eine Autobahn verläuft, über 600 Meter hoch gelegene Bergstraßen, in einer Spitzkehre durch Collesano im Osten, hinab nach Campofelice di Roccella, von wo die Wagen auf der Buonfornello-Geraden am Meer entlangfahren. Eine Runde hat 72 km, die Fahrzeuge werden einzeln im 20-Sekunden-Takt gestartet. Der für die Scuderia Ferrari fahrende Tazio Nuvolari gewinnt deutlich; er führt mit seinem Alfa Romeo 8C 2300 vom Start weg das Rennen an und siegt mit einem Vorsprung von sechs Minuten auf seinem Teamkollegen Baconin Borzacchini. Der Runde bei der Durchschnittsgeschwindigkeit mit 79.296 km/h soll 20 Jahre bestand haben. Erst Felice Bonetto übertrifft auf einer Lancia Aurelia B20 1952 diese Marke.

 

29.05.1932 – Der Hockenheimring, geplant als Teststrecke für Mercedes-Benz, aber auch als Rennstrecke, wird nach nur drei Monaten Bauzeit als etwa 12 km langer Dreieckskurs auf den unbefestigten Waldwegen im Hardtwald angelegt, eröffnet. Die Planung für den Bau geht auf eine Idee des Hilfszeitnehmers Ernst Christ und das Engagement des 1931 gegründeten Motorradfahrer-Clubs Hockenheim zurück. Beim Eröffnungsrennen für Motorräder, am 29. Mai 1932, werden bereits 60.000 Zuschauer gezählt. Es siegen der Lokalmatador Arthur Geiss auf DKW in der Klasse bis 250 cm³ und der Brite Tom Bullus auf NSU in der 500-cm³-Kategorie. In den ersten Jahren bis Frühjahr 1935 hat die 4,50 m schmale Strecke noch aus Kostengründen keine Teerdecke und wird zur Staubreduzierung zwischen den Läufen mit Wasser gebunden. Am 18.03.1938 beginnen die Bauarbeiten für die Verkürzung auf 7,725 km, die Oberfläche mit einem durchgängigen, griffigen Makadam-Belag versiegelt. Der neugebaute Kurpfalzring wird am 16. Oktober 1938 mit einem Meisterschaftslauf für Motorräder und Sportwagen wiedereröffnet. Dies wird auch zugleich die letzte Rennveranstaltung vor dem Zweiten Weltkrieg. Die neue Strecke besteht im Wesentlichen aus einer Spitzkehre in der Ortschaft Hockenheim, der Stadtkurve im Westen und einer Hochgeschwindigkeitsstrecke im Wald mit einem großen Bogen, der Ostkurve, damals noch Radbuckelkurve genannt. Start und Ziel sind auf der südlichen Waldgeraden; etwa in Höhe der heutigen Mercedes-Tribüne. Der Kurs wird bis 1963 gegen den Uhrzeigersinn befahren. Mittlerweile ist der Kurpfalzring als Teststrecke etabliert, so testet Mercedes-Benz im April 1939 ihre neuen Voiturette-Rennwagen W 165 auf der neuen befestigten Rennstrecke und bereiten hier den Sieg beim Gran Premio di Tripoli vor. Wegen des Kriegsausbruchs wird das für den 15. Oktober 1939 geplante Rennen wieder abgesagt. Am 14. September 1941 findet auf dem Kurpfalzring das vorläufig letzte Rennen, ein Radrennen, statt. Später wird durch den Übungsbetrieb einer nahegelegenen Panzereinheit der Streckenbelag endgültig zerstört.

 

22.05.1932 - Georg Christian Prinz von Lobkowicz, ein tschechoslowakischer Adliger und Automobilrennfahrer, stirbt im Alter von 25 Jahren in Berlin. 1928 bestreitet er auf Austro-Daimler sein erstes Automobilrennen bei einem Bergrennen nahe des Familiensitzes Schoss Mělnik (Tschechoslowakei), allerdings unter dem Pseudonym Hýta, da er nicht will, dass seine Familie von seinen Rennaktivitäten erfährt. 1929 erwirbt er einen Bugatti T37A, ein Jahr später einen T35C, mit dem er gleich das Bergrennen Zbraslav-Jíloviště gewinnt. 1930 gründet er zusammen mit seinem Freund Zdeně Pohl eine Renngemeinschaft. Im selben Jahr startet er europaweit bei zahlreichen Rennen. 1931 ersetzt er den T35C durch einen Bugatti Typ 51 und erreichen beim Großen Preis der Tschechoslowakei den vierten Platz hinter Louis Chron (Bugatti T51), Hans Stuck (Mercedes-Benz SSKL) und Heinrich-Joachim von Morgen (Bugatti T51). Im Frühjahr 1932 kauft er den Bugatti T54, mit dem Archille Varzi 1931 Dritter beim Gran Premio di Monza geworden war. Der schwere Rennwagen mit 4,9-Liter-Achtzylindermotor ist für den eher noch unerfahrenen Piloten jedoch deutlich schwerer zu kontrollieren als die kleineren 2-Liter-Rennwagen, die er zuvor politiert hat. Mit dem T54 meldet von Lobkowitz für das Internationale AVUS-Rennen in Berlin und geht von der letzten Startposition ins Rennen. Nach 7,7 Kilometer liegt er an vierter Stelle und befindet sich in einem Kampf mit zwei weiteren Fahrern. Bei einer Geschwindigkeit von rund 200 km/ bricht sein Bugatti aus und rutscht über den acht Meter breiten Mittelstreifen sowie die Gegengerade in einige Bäume und schließlich gegen einen Bahndamm. Schwer verletzt wird er ins Krankenhaus gebracht und verstirbt dort wenige Stunden später an seinen schweren Kopfverletzungen. Das Rennen gewinnt Manfred von Brauchitsch Mercedes vor 300 000 Zuschauern vor Rudolf Caracciola auf Alfa Romeo. von Brauchitsch auf Mercedes.

 

27.05.1932 - Heinrich-Joachim von Morgen stirbt im Alter von 30 Jahren auf dem Nürburgring beim Training zum VI. Internationalen ADAC Eifelrennen. Zunächst startet er als wohlhabender „Herrenfahrer“. Sein Debüt in der Vorkriegs-Grand-Prix-Szene gibt er 1927 als Privatfahrer auf Amilcar beim Eifelrennen auf dem Nürburgring. 1930 ersetzt er den Amilcar durch einen Bugatti T35B, mit dem er nationale und internationale Bergrennen bestreitet. Seine größten Erfolge kann er 1930 feiern. In diesem Jahr gewinnt er das Eifelrennen auf dem Nürburgring, zusammen mit Hermann zu Leinigen auf dessen T35C den Masaryk-Grand-Prix in Brünn. Beim Grand Prix de Lyon wird er Zweiter hinter dem Bugatti-Werksfahrer Louis Chiron und beim Gran Premio di Roma hinter Luigi Arcangeli (Maserati) und Guy Bouriat / Louis Chiron Dritter. 1931 belegt von Morgen hinter Mercedes-Werksfahrer Rudolf Caracciola beim Eifelrennen sowie beim AVUS-Rennen in Berlin Rang zwei. 1931 siegt er bei zahlreichen Bergrennen, alles auf Bugatti T35B). Anfang 1932 pilotiert Heinrich-Joachim von Morgen beim Großen Preis von Tunesien einen Bugatti T54, fällt damit aber aus. Danach startet er auf einem T51, den er vom italienischen Spitzenfahrer Achille Varzi erworben hat. Von Morgen verunglückt am 27. Mai 1932 unter ungeklärten Umständen auf dem Nürburgring im Training mit seinem Bugatti T51 im Streckenabschnitt Hatzenbach tödlich.

 

29.06.1932 – Gründung der Auto Union AG mit der Eintragung in das Handelsregister Chemnitz. Der erste deutsche staatliche Automobilkonzern entsteht aus der Fusion des Kleinwagen- und Motorradproduzenten J. S. Rasmussen (DKW) mit seiner Tochtergesellschaft Audiwerke AG Zwickau, der Horchwerke AG (Zwickau) und dem Automobilwerk Siegmar der Wanderer-Werke in Schönau bei Chemnitz. Firmenzeichen sind vier ineinander verschlungene Ringe, die den Zusammenschluss der vier Marken symbolisieren. Die Fahrzeuge werden weiterhin unter den Namen DKW, Horch, Audi und Wanderer produziert, einen Auto-Union-Pkw gibt es bis 1958 nicht. Lediglich die bei Horch in Zwickau gebauten Grand-Prix-Rennwagen tragen den Namen „Auto Union“. Vor dem Zweiten Weltkrieg ist der Auto-Union-Konzern zweitgrößter deutscher Automobilproduzent nach der Adam Opel AG.

 

07/1932 – Die Motorradhersteller NSU und die Deutsche Industriewerke AG aus Berlin (D-Rad) bilden eine Herstellungs- und Verkaufsgemeinschaft unter dem Namen „NSU D-Rad Vereinigte Fahrzeugwerke AG Neckarsulm, erkennbar an dem großen „D“ im unteren Teil des Logos. 1938 endet die Zusammenarbeit wieder.

 

15.07.1932 – Der deutsche Motorradrennfahrer Robert „Robby“ Jecker verunglückt während eines inoffiziellen Trainings für den am 17.07.1932 auf der Rennstrecke von Spa-Francorchamps geplanten Großen Preis von Belgien und stirbt im Alter von 29 Jahren. In den 1920er- und 1930er Jahren zählt er zu den bekanntesten Motorradrennfahrern Deutschlands. Jecker ist für den Grand Prix auf einer 500-cm³-NSU gemeldet. Am 15. Juli 1932 um 17:45 Uhr, etwa 45 Minuten vor Beginn des offiziellen Trainings, testet der Italiener Bruno Quaglieni seine 250-cm³-Moto-Guzzi. Er verließ das Fahrerlager, fuhr den Hügel nach Eau Rouge hinauf und entschied sich, zu den Boxen zurückzukehren, da er nicht die etwa 14,9 km lange Runde komplett fahren wollte. In diesem Moment passierte Robby Jecker die Eau Rouge und die Motorräder der beiden stießen frontal zusammen. Jecker erlitt Arm- und Beinbrüche sowie und innere Verletzungen und starb noch am Abend des 15. Juli um ca. 21:30 Uhr im Krankenhaus von Stavelot.

 

06.08.1932 - Nach dreijähriger Bauzeit wird durch den damaligen Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer mit der heutigen A 555 zwischen Köln und Bonn die erste öffentliche Autobahn Deutschlands – damals noch offiziell als „kreuzungsfreie Kraftfahr-Straße“ bezeichnet –  eröffnet. Die Strecke ist bereits höhenfrei und je Fahrtrichtung zweispurig, was heute als Mindestmaßstab für die Bezeichnung „Autobahn“ gilt. Baulich getrennte Richtungsfahrbahnen, ein weiteres typisches Charakteristikum von Autobahnen, besitzt sie jedoch noch nicht. Daher bekommt der Abschnitt erst 1958 nach weiterem Ausbau den offiziellen Status einer Autobahn

 

19.08.1932 – Auf der Funkausstellung in Berlin wird das „Autosuper AS 5“ präsntiert – ein Autoradion von der Größe eines Schukartons und einem Gewicht von 15 kg. Das Radio ist zu groß für das Armaturenbrett, daher wird der schwarze Kasten im Fußraum des Beifahrers montiert.

 

24.09.1932 – In Brookslands verunglückt der britische Börsenmakler und Autorennfahrer Beresford Clive Dunfee im Alter von 28 Jahren. Zusammen mit seinem Bruder Jack gehört er in den 1920er Jahren zu den Bentley Boys. Seine größten Erfolge feiert er auf der Ovalbahn von Brooklands. 1929 wird er gemeinsam mit Sammy Davis auf einem Bentley Speed Six Zweiter beim 500-Meilen-Rennen und 1930 ebenfalls Zweiter beim 2 x 12-Stunden Rennen. 1931 gewinnt er mit Cyril Paul auf einem von Woolf Barnato gemeldeten Speed Six das 500-Meilen-Rennen. 1930 geht er beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans an den Start, muss das Rennen nach einem Unfall aber vorzeitig beendet. Am 24.09.1932 fährt er gemeinsam mit seinem Bruder Jack auf dem Bentley Speed Six Old Number One das 500-Meilen-Rennen von Brooklands. An vierter Stelle liegend übernimmt er das Steuer von seinem Bruder. Wenige Minuten später versucht Dunfee den vor ihm fahrenden Alfa Romeo 8C von Earl Howe in der Steilkurve außen zu überholen. Dabei gerät des rechte Hinterrad des Bentley über die Begrenzung. Der Wagen überschlägt sich an der Straßenkante und stürzt zwischen die Bäume auf einen Weg unter der Kurve. Dunfee wird aus dem Wagen geschleudert und stirbt noch an der Unfallstelle.

 

26.09.1932 - In Berlin gibt das Reichsverkehrsministerium den Plan zum Bau der „Deutschen Alpenstraße“ bekannt. Sie verbindet die Quertäler der Alpen (Ost-West-Richtung) zwischen Bodensee und Königssee durch einem auf einer Idee des Sanitätsrats Knorz aus dem Jahr 1927 basierenden fest definierten Straßenzugs entlang der Bayerischen Alpen.

 

04.11.1932 - Eine neue Notverordnung im Deutschen Reich stellt Autodiebstahl unter hohe Strafen. Damit soll der stark gestiegenen Zahl von Autodiebstählen entgegengewirkt werden. Allein in Berlin werden täglich zehn Autos gestohlen.

 

08.11.1932 – Ferdinand Porsche gründet zusammen mit seinem Geschäftsführer Adolf Rosenberger die „Hochleistungsfahrzeugbau GmbH (HFB)“. Einziger Zweck der Gesellschaft ist die Verwertung des Rennwagenprojekts (P-Wagen, P steht für Porsche) und zwar von der Konstruktion über den Bau bis hin zur Einsatzreife und Rennbeteiligung. Damit will Porsche aufgrund der begrenzten Mittel das finanzielle Risiko für sein eigenes, 1931 gegründetes Konstruktionsbüro gering halten. Wenige Tage nach Veröffentlichung der neuen Rennformel fixiert Porsche mit den Mitarbeitern seines Stuttgarter Konstruktionsbüros die Eckpunkte für die Entwicklung des Rennwagens: Sechzehnzylinder-V-Motor mit 4,4 l Hubraum und Aufladung durch ein Roots-Gebläse (Kompressor). Aus dem Protokoll zur Arbeitsvorbereitung vom 11.03.1933 in Zwickau geht hervor, dass Karl Rabe sämtliche Einzelzeichnungen zu dem Wagen vorlegt. Den V-16-Motor soll Josef Kales konstruieren, während Rabe für das Fahrwerk verantwortlich zeichnet. 1933 übernimmt die Auto Union für 75.000 Reichsmark die P-Wagen-Konzeption. Erste Versuche werden im Winter 1933/34 auf dem Nürburgring, auf der AVUS in Berlin und dem Autodromo Nazionale Monza durchgeführt. Das Grundkonzept des Wagens bleibt bei der weiteren Entwicklung erhalten: Anfangs (1934) leistet der V16 295 PS bei 4,4 l Hubraum (Typ A), bereits 1935 werden aus 5 l Hubraum 373 PS (Typ B) und 1936 aus 6 l Hubraum 520 PS (Typ C) erzielt. Über das Fünfganggetriebe im Heck des Wagens und das zwischen Motor und Hinterachse liegende Differenzial werden die Hinterräder angetrieben. Hinter dem Fahrer liegt der wie ein umgedrehtes „U“ geformte 280-l-Tank, gefolgt von Motor, Differenzial und Hinterachse. Während der Rennen ändert sich das Fahrverhalten nur unwesentlich durch die Entleerung des Tanks, da dieser im Schwerpunkt in der Mitte des Wagens liegt. Der Auto Union Typ C ist 1936 der erfolgreichste deutsche Grand-Prix-Rennwagen. Er gewinnt drei von fünf Großen Preisen, die Hälfte der Rundstreckenrennen und alle Bergrennen mit Auto-Union-Beteiligung. Darüber hinaus werden mit dem Typ C über dreißig Weltrekorde aufgestellt.

 

08.12.1932 – Um die Automobilproduktion, die seit 1928 stark zurückgegangen ist, zu erhöhen, fordert der Reichsverband der Automobilindustrie die Reichsregierung in Berlin auf, die Kraftfahrzeug- und Mineralölsteuer um mindestens 50 Prozent zu senken.

 

 

1933

 

27.01.1933 - Die Wiener Taxifahrer blockierten wegen der hohen Benzinpreise stundenlang den Verkehr in der Stadt.

 

11.-23.02.1933 – Auf der Internationalen Automobil-Ausstellung in Berlin wird der BMW 303 vorgestellt, im April beginnt die Serienproduktion. Als erstes Automobil weist es das typische BMW Merkmal, die „Niere“ als Kühlergrill, auf und ist zudem der erste BMW mit Sechszylinder-Motor. Mercedes-Benz präsentiert den Typ 200, nachdem die Produktion dieses Wagens bereits kurz vor dem Jahreswechsel angelaufen ist. Der 200 ist äußerlich wie von der technischen Konzeption her unschwer als direkter Abkömmling des Typ 170 zu erkennen, weist aber gegenüber dem Stammmodell einige differenzierende Merkmale auf. Wie auch den 170 gibt es den Typ 200 als Sport-Roadster, offenen Tourer, Cabriolet A und C sowie als viertürige Limousine. Der Reihen-Sechszylinder M 21 hat 1.949 ccm Hubraum, 40 PS, eine Höchstgeschwindigkeit von 98 km/h und wird bis Oktober 1936 insgesamt 8.281 x gebaut. Neben dem Typ 200 werden auf der IAMA 1933 auch der sportliche Typ 380 und der Mercedes-Benz 290 präsentiert. Horch stellt den Typ 830 vor, ein Fahrzeug der Oberklasse mit Achtzylinder-V-Motor und Hinterradantrieb. Bis zur kriegsbedingten Einstellung im Frühjahr 1940 werden im Zwickauer Horch-Werk insgesamt 11.625 zivile Pkw Horch 830/930 gebaut.

 

03/1933 – BMW stellt eine neue Fahrzeuggeneration in Leichtbauweise mit Sechszylindermotor auf der Internationalen Automobilbauausstellung Berlin vor. Vier verschiedene neue Typen verkörpern vorerst das Fertigungsprogramm.

 

01.03.1933 – In Dayton findet mit 362 gemeldeten kleinen Fahrern das erste große „Soap Box Derby“ (Seifenkistenrennen) statt. Der Name Seifenkiste (englisch: soap box) stammt aus den USA und wird von dem US-amerikanischen Zeitungsphotographen Myron E. Scott von der Daily News in Dayton, Ohio, geprägt, als er Jugendliche 1933 beim Basteln von Kinderautomobilen fotografiert. Hierzu verwenden sie hölzerne Verpackungskisten, in denen Firmen Seifenmittel und Käse an den Einzelhandel lieferten, aber auch ausrangierte Kinderwagen, Blechwannen und ähnliches. Scott nennt in seinen Reportagen die kleinen Fahrzeuge „soap boxes“. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg kommt der US-amerikanische Seifenkistensport nach Deutschland. Die ersten großen Seifenkistenrennen der Nachkriegszeit finden dort im Jahre 1949 statt. Ausgangspunkt sind die Bemühungen der in Deutschland stationierten US-Truppen um eine der Jugend dienende Freizeitgestaltung. Die damals in den USA in hoher Blüte stehenden Soap Box Derbys sind Vorbild für die deutschen Seifenkistenrennen. Die ersten solcher Rennen gibt es aber bereits schon 1904 in Deutschland mit selbstgebauten „Kinderautomobilen“. Oberursel bei Frankfurt am Main gilt als die Geburtsstätte der Kinderautomobil-Rennen in Deutschland. 1904 und 1907 finden im Taunus mehrere solcher Rennen statt, die von den Großereignissen Gordon-Bennett-Cup 1904 und dem Kaiserpreis-Rennen von 1907 inspiriert sind. Die Teilnehmer, fast ausschließlich Jungen bzw. deren Väter und Verwandtschaft, versuchen die Rennwagen so naturgetreu wie möglich in Miniaturform nachzubauen. Ein beliebtes Seifenkistenrennen, bei denen auch viele sehr individuell und lustig gestaltete Seifenkisten an den Start gehen, ist das Seifenkistenrennen in Osnabrück, das immer am Himmelfahrtstag stattfindet und vom dortigen Gemeinschaftszentrum Ziegenbrink und der THW-Jugend organisiert wird.

 

03.04.1933 - Der V. Große Preis von Monaco (V Grand Prix de Monaco) findet auf dem Circuit de Monaco in Monte Carlo statt. Das Rennen wird ohne vorgegebene Rennformel für die Wagen über 100 Runden à 3,180 km ausgetragen, was einer Gesamtdistanz von 318,0 km entspricht. Obwohl es damit unter den in den Regularien der internationalen Grand-Prix-Rennen eigentlich vorgeschriebenen Mindestdistanz von 500 km liegt, wird es in diesem Jahr erstmals in den Kreis der offiziellen Grandes Épreuves aufgenommen. Sieger des Rennens, das als eines der spannendsten der Grand-Prix-Geschichte gilt, wird der Italiener Achille Varzi auf einem Bugatti Type 51. Im Training hat der deutsche Fahrer Rudolf Caracciola mit seinem Alfa Romeo 8C-2300 Typ "Monza" einen schweren Unfall, aufgrund dessen er sich über ein Jahr lang nicht mehr an Automobilrennen beteiligen kann.

 

10.04.1933 – Die Kfz-Steuer wird im Deutschen Reich aufgehoben, um eine Verbesserung der Konjunktur in der Automobilindustrie zu erreichen. So soll das Autofahren billiger werden und durch eine erhöhte Nachfrage auch die Arbeitslosigkeit eingedämmt werden. Dies hat den Nebeneffekt, die nun so gestärkte Automobilindustrie einfacher auf Kriegs- und Rüstungsproduktion umstellen zu können (vgl. Kübelwagen). Am 23. März 1935 wird die Kraftfahrzeugsteuer erneut beschlossen. Die Erhebung der Steuer wird damit begründet, dass auch der ruhende Verkehr, also abgestellte Fahrzeuge, den öffentlichen Raum beansprucht.

 

06.06.1933 - In Camden, New Jersey, wird das erste Autokino der Welt von Richard M Hollingshead eröffnet. Gezeigt wird der Film "Wife Aware". Der Film war kein großer Erfolg, doch die Autokinos werden in den 60'er und 70'er Jahren immer populärer, vor allem in den USA. In Deutschland dauert es bis 1960, als in Gravenbruch bei Frankfurt/Main das erste deutsche Autokino an den Start geht. Ab den 70'er Jahren schließen die meisten Autokinos wieder, erleben aber 2020 in Zeiten der Covid-19-Pandemie einen neuen Aufschwung.

 

10.-11.06.1933 - Die 1000 Meilen der Tschechoslowakei (tschechisch 1000 mil československých) sind ein Automobilrennen, das nach dem Vorbild der Mille Miglia in den Jahren 1933, 1934 und 1935 in der Tschechoslowakei stattfindet. Das Rennen führt in den Jahren 1933 und 1934 von Prag über Brünn nach Bratislava und zurück, was einer Gesamtstrecke von 1592,8 km oder 1000 Meilen entspricht. 1935 verläuft die Strecke von Brünn über Pohořelice und Mikulov nach Bratislava und zurück (insgesamt 1540 km). Am ersten Rennen nehmen 1933 ausschließlich Fahrzeuge aus tschechoslowakischer Produktion teil. In den Jahren 1934 und 1935 kommt eine große Anzahl an ausländischen Fahrern und Fahrzeugen dazu. Das erste Rennen am 10. und 11. Juni 1933 gewinnt Petr Mucha vom Praga-Werksteam auf Praga-Alfa-1800-Roadster. Gewinner des zweiten Rennens am 9. und 10. Juni 1934 ist Jindřich Knapp auf Walter Standard S. Das dritte Rennen am 15. und 16. Juni 1935 kann Jan Kubíček auf Bugatti T35B (Baujahr 1927 mit Ford-V8-Motor) für sich entscheiden. Ein Jahr später kann das Rennen wegen der politischen Spannungen zwischen dem Sudetenland und der Tschechoslowakei nicht ausgetragen werden. Seit 1970 findet die Veranstaltung als Oldtimerrennen wieder regelmäßig statt. Dies geschieht allerdings nur teilweise auf der alten Strecke.

 

21.-23.07.1933 - Das Langstrecken-Straßenrennen „2000 km durch Deutschland“ findet erstmals statt. 454 serienmäßige Fahrzeuge starten in Baden-Baden und gelangen dort nach 2000 Kilometern wieder zurück. Es gewinnt ein Sport-Zweisitzer von Opel mit einem 1,8 Liter-Sechszylindermotor und einer Fahrzeit von 26 Stunden und 23 Minuten. Die Durchschnittsgeschwindigkeit betrug 78 km/h.

 

08/1933 – Alle in Köln von Ford produzierten Fahrzeuge tragen nun im Markennamen den Zusatz „Deutsches Erzeugnis“. Auch die Modellnamen werden eingedeutscht. So wird aus dem Modell B der Ford Rheinland.

 

09/1933 – Der Bentley 3 ½ Liter wird der Öffentlichkeit präsentiert. Er ist das erste neue Bentley-Modell nach der Übernahme durch Rolls-Royce und hat den Motor des Rolls-Royce 20/25 hp unter der Motorhaube. Bentley selbst fertigt nur die Fahrgestelle, die Karosserieaufbauten entstehen anschließend bei namhaften Karosseriebauern wie Arnold of Manchester oder Gurney Nutting. Gebaut wird der Bentley 3 ½ Liter zwischen 1933 und 1937.

 

10.09.1933 – Beim Rennen um den Großen Preis von Monza kommt es zu zwei schweren Unfällen. Zunächst verunglücken die beiden italienischen Spitzenfahrer Giuseppe Campari (Alfa Romeo Tipo B), der Mille-Miglia-Sieger von 1928 und 1929, und Mario Umberto Borzacchini (Maserati 8CM), der Mille-Miglia-Sieger von 1932, aufgrund eines nur unzureichend beseitigten Ölflecks auf der Strecke. Beide Fahrer sterben noch am Unfallort, während zwei weitere Piloten, Nando Barbieri und Luigi Castelbarco nur leicht verletzt werden. Dennoch wird das Rennen weder unter- noch abgebrochen und im dritten Lauf verunglückt der Pole Stanislaw Czaykowski (Bugatti Typ 54) nur 50 m von der Unfallstelle im zweiten Rennen. Er schlägt mit dem Kopf auf einem Stein auf, während der Bugatti auf ihm zum Liegen kommt und Feuer fängt. Die Veranstaltung geht daraufhin als „Schwarzer Sonntag von Monza“ in die Grand-Prix-Geschichte ein. 28 Jahre später kommt es zum folgenschwersten Unfall in Monza, als 1961 Wolfgang Graf Berghe von Trips beim Großen Preis von Italien in die Zuschauer rast und 15 Menschen mit in den Tod reißt.

 

26.12.1933 - Die Nissan Motor Company wird gegründet. Die Geschichte des Unternehmens Nissan beginnt jedoch schon im Jahr 1911 mit der Gründung von Kaishinsha Motorcar Works in Tokio durch Masujirō Hashimoto, das 1914 seinen ersten Personenkraftwagen baut. Er wird „DAT“ genannt, nach den Initialen der Nachnamen der Investoren namens Kenjiro Den, Rokuro Aoyama und Aketaro Takeuchi, die es Hashimoto ermöglichen, diesen zu bauen. Pkw können damals kaum abgesetzt werden, da es weder einen Markt für solche Luxusgüter noch eine Infrastruktur für deren Betrieb gab. So wird die Firma 1918 in Kwaishinsha Motorcar Co. geändert und produziert nun wegen eines neuen Gesetzes der japanischen Regierung zur Subventionierung des Lastwagenbaus hauptsächlich Lkw für die Kaiserlich Japanische Armee. Sinkender Absatz in den 1920er-Jahren führt 1926 zur Fusion mit dem Lkw-Hersteller Jitsuyō Motors. Aus diesem Zusammenschluss geht das Unternehmen DAT Automobile Manufacturing Co., Ltd. hervor. 1930 wird der Datson 10, ein kleiner Personenkraftwagen mit 495 ccm Hubraum, auf den Markt gebracht, der stark dem Austin 7 ähnelt. Der Name Datson ist an das Englische angelehnt und soll „Sohn von DAT“ bedeuten, da DAT bislang nur luxuriöse und größere Fahrzeuge herstellte. „son“ steht im Japanischen auch für ‚Nachteil‘ oder ‚Verlust‘. 1931 zerstört ein Hurrikan das Werk, in dem der Datson 10 montiert wird. Nach Werksneuerrichtung beschließt man eine Namensumbenennung in Datsun, wobei „sun“ (dt. Sonne) aus dem Englischen stammt und eine Anspielung auf Japan als das Land der aufgehenden Sonne ist. Der folgende Datsun 11 wird zum ersten Namensträger des Unternehmens für Pkw. 1931 übernimmt das Automobilzuliefererunternehmen Tobata Casting, das bislang auch DAT beliefere, die DAT Automobile Manufacturing Co., Ltd. Parallel dazu entsteht 1928 die Unternehmens-Holding Nihon Sangyō, deren Aktien an der japanischen Börse unter dem Kürzel Nissan geführt werden. Besitzer ist Yoshisuke Aikawa, dem auch das Unternehmen Tobata Casting gehört. Im März 1933 erwirbt Tobata Casting ein großes Gelände in Yokohama, auf dem eine Automobilfabrik errichtet werden soll. Ebenfalls 1933 kommt es zur Fusion zwischen Tobata Casting und Nihon Sangyō und am 26. Dezember wird das Unternehmen unter der Firma Jidōsha Seizō Co., Ltd., was wörtlich mit „Automobil-Hersteller“ übersetzt werden kann, neu gegründet. Datsun soll zukünftig Fahrzeuge für den Massenbedarf produzieren, während man das oberpreisige Seément unter einem neuen Markennamen bedienen wollte. Im Mai 1934 wird die Fabrik in Yokohama fertiggestellt. Im April 1935 ist die Montagelinie komplett und alle Fahrzeuge konnten in Fließbandfertigung produziert werden. Das Werk gilt damals als das größte und modernste seiner Art in Japan. Der erste vollständig in einem Werk produzierte japanische Wagen wird nun hier gebaut, der Datsun 14. Nachdem die Dachgesellschaft Nihon Sangyō bei der Aktionärsversammlung im Juni 1934 Hauptanteilseigner wird, erhält das Unternehmen seinen heutigen Namen Nissan Motor Co., Ltd. Aikawa wird Unternehmenspräsident.

 

 

1934

 

01/1934 – Als Nachfolger des Opel 1,8 Liter stellt der Rüsselsheimer Automobilhersteller das neue Modell Opel 6 vor, zusammen mit dem kleineren Schwestermodell Opel 1,3 Liter. Die in den USA gemeinsam mit der Opel-Mutter General Motors entwickelten Fahrzeuge verfügen auf dem neuen Kastenrahmen mit Kreuztraverse über eine stromlinienförmige Karosserie mit von außen zugänglichem Kofferraum. Der Opel 6 hat einen wassergekühlten Sechszylinder-Reihenmotor mit 1.932 ccm Hubraum, leistet 36 PS und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h. Erhältlich ist der Wagen als zwei- oder viertürige Limousine, als zweitüriges Cabriolet und als viertüriges Landaulet. Zwischen August 1934 und Oktober 1936 bietet Opel den Typ speziell für das Taxigewerbe als sechssitzige Pullman-Limousine mit verlängertem Radstand. Die in Konkurrenz zum erfolgreichen Mercedes 200 gebaute Langversion wird 2.050mal verkauft. Bis Juni 1937 entstehen insgesamt 52.594 Opel 6.

 

17.01.1934 - Ferdinand Porsche legt sein „Exposé betreffend den Bau eines deutschen Volkswagens“ im Reichsverkehrsministerium vor. Das Auto soll vier Personen Platz bieten, 100 Kilometer pro Stunde erreichen, 30-prozentige Steigungen bewältigen, können, verschiedene Aufbauten tragen und nicht mehr als 1.000 Reichsmark kosten. Die nationalsozialistischen Machthaber sind begeistert. Zum einen lässt sich die Idee der „Volksmotorisierung“ propagandistisch ausschlachten – jedem Deutschen ein deutsches Auto – und als sozialen Sieg feiern, zum anderen ist das projektierte Auto ausgesprochen kriegstauglich. Es kann leicht mit anderen Aufbauten wie z.B. einem Kübel- oder Schwimmwagen versehen werden und ist damit für die Wehrmacht interessant. Am 22.07.1934 erhält Porsche den Auftrag, das Auto zu bauen.

 

02/1934 - Auf der Internationalen Automobil- und Motorrad-Ausstellung in Berlin präsentiert Mercedes-Benz den neuen Typ 500 K. Das beeindruckende Fahrzeug ist der Nachfolger der Typen SS/SSK. Erhältlich ist der 500 K mit drei verschiedenen Fahrgestellen. Auf dem Normal-Fahrgestell werden viertürige Limousinen, zweitürige Tourenwagen und die Cabriolets B und C angeboten, während das Cabriolet A, der Roadster 2+2, der Spezial-Roadster und der Autobahnkurier ein Fahrgestell mit zurückversetztem Motor nutzen. Auf dem kurzen Fahrgestell entstehen der Sport-Roadster und das Sport-Coupé. Alle Wagen verfügen über einen Achtzylinder-Reihenmotor mit 5.018 ccm Hubraum und zuschaltbarem Roots-Gebläse. Dieser Motor leistet 100 PS im Saugbetrieb und 160 PS mit Kompressor.

 

02/1934 – BMW stellt das neue Modell 315 vor, ein kleiner PKW als Nachfolger des 303. Als Sportmodell wird ihm der Roadster 315/1 zur Seite gestellt. Gebaut wird der BMW 315 im Werk Eisenach. Von seinem Vorgänger unterscheidet er sich durch den größeren Motor, einem Reihensechszylinder mit 1.490 ccm Hubraum und 34 PS. Den 315 gibt es als Tourenwagen, Limousine, Cabriolimousine, ein viersitziges Cabriolet und ein zweisitziges Sportcabriolet. In drei Jahren Bauzeit werden 9.765 Fahrzeuge hergestellt.

 

02/1934 – Auf der Berliner Automobil-Ausstellung werden drei Prototypen des Hansa 1100 der Hansa-Lloyd- und Goliath-Werke Borgward & Tecklenborg zusammen mit dem stärker motorisierten Hansa 1700 vorgestellt. Gebaut wird das Mittelklassefahrzeug von 1934 bis 1939 in Bremen als Limousine, Cabriolimousine, Cabriolet und Roadster. Der Vierzylinder-Reihenmotor des Hansa 1100 hat einen Hubraum von 10.88 ccm und eine Leistung von 27,5 PS, der Sechszylinder-Reihenmotor des Hansa 1700 hat einen Hubraum von 1.634 ccm und leistet 40 PS. Die Fahrzeuge sind 90 km/h bzw. 100 km/h schnell.

 

11.02.1934 - Er ist bereits siebenfacher Motorrad-Weltmeister, als er in die Formel 1 wechselt und 1964 auch dort Weltmeister wird. Dieses Meisterstück gelingt nur ihm: dem 1934 in Tatsfield, Surry geborenen britischen Rennfahrer John Surtees. Sein erstes Rennen bestreitet er als 14Jähriger im Beiwagen zusammen mit seinem Vater, einem Motorradhändler. Doch als die Renndirektoren sein Alter herausfinden, werden Vater und Sohn disqualifiziert. Mit 15 Jahren bestreitet er sein erstes Grasbahnrennen und beginnt ein Jahr später eine Ausbildung bei Vincent. Nebenbei fährt er weiter Motorradrennen. 1952 gibt er sein Debüt in der Motorrad-Weltmeisterschaft, 1956 holt er seinen ersten Weltmeistertitel, 1958 seinen zweiten. 1959 wird er Weltmeister sowohl in der 350er- wie auch in der 500er-Klasse, nachdem er alle Rennen der Saison gewonnen hat. Auch 1960 gewinnt er den Titel in beiden Klassen. Insgesamt startet er bei 48 Grand-Prix-Rennen und siegt bei 38 Rennen, holt 45 Podestplätze und sieben WM-Titel. 1960 wechselt er zu Lotus in die Formel 1. 1963 geht er zu Ferrari und wird 1964 Formel-1-Weltmeister. Er fährt neben der Formel 1 auch Sportwagenrennen und ist in der amerikanischen CanAm-Serie erfolgreich, die er 1966 mit einem Lola T70 gewinnt. 1963 und 1965 gewinnt er das 1000-km-Rennen auf dem Nürburgring. 2017 stirbt er im Alter von 83 Jahren.

 

04.03.1934 – Mit dem Tatra 77 wird auf dem Prager Automobilsalon das weltweit erste serienmäßig hergestellte stromlinienförmige Auto präsentiert. Entwickelt wird der Tatra 77 Hans Ledwinka als Chefkonstrukteur des Hauses für die Technik und Ingenieur Erich Überacker für die Stromlinienkarosserie. Die Luftwiderstandsbeiwerte cW von 0,38 für den Tatra 77 und 0,33 für den Tatra 77 A sind damals für Kraftfahrzeuge sehr gering. Charakteristisch ist die vertikale hintere Mittelflosse, die zur Verbesserung des Geradeauslaufs die Auswirkungen von Seitenwand auf den leichten Vorderwagen ausgleichen soll. Angetrieben wird der T 77 von einem luftgekühlten V8-Motor im Heck mit 2.969 ccm Hubraum und einer Leistung von 60 PS. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 145 km/h. Bis 1935 werden 101 Srück dieser Autos gebaut. Dann wird er vom Typ 77 A abgelöst. Dieser hat wieder einen V8-Motor im Heck, nun mit 3.378 ccm Hubraum und 70 PS. Insgesamt werden bis 1938 in allen Ausführungen 255 Fahrzeuge (ohne Prototypen) hergestellt, wobei wegen häufig realisierter Kundenwünsche kaum ein Auto dem anderen gleicht.

 

27.05.1934 - Nicht in der bisherigen deutschen Rennfarbe Weiß, sondern in Silber sollen beim AVUS-Rennen die Rennwagen von Mercedes-Benz und der Auto Union an den Start gehen. Die Mercedes-Benz starten jedoch aufgrund von Problemen mit der Benzinzufuhr nicht, die Auto Union werden hinter zwei Alfa Romeo Dritter. Dies ist der Beginn der Erfolgsgeschichte der neuen "Silberpfeile".

 

22.06.1934 – Ferdinand Porsche erhält vom Reichsverband der Deutschen Automobilindustrie einen Entwicklungsauftrag für den Prototyp eines sparsamen und preisgünstigen Pkw, nachdem Adolf Hitler im Jahr zuvor im Rahmen der 24. Internationalen Automobil- und Motorrad-Ausstellung (IAMA) in Berlin den Bau eines günstigen Autos für die deutsche Bevölkerung, eines Volkswagens, gefordert hatte. Zur Senkung der Produktionskosten soll insbesondere der Ersatz importierter Rohstoffe durch Erzeugnisse der deutschen Chemieindustrie beitragen; so sollen etwa die Scheiben aus Kunststoff anstelle von Flachglas bestehen, für die Polsterung ist Kunstleder vorgesehen, und die Reifen sollen aus Buna hergestellt werden.

 

09.09.1934 - Auf dem Autodroma di Milano in Monza siegt Rudolf Caracciola auf einem Mercedes-Benz W 25 vor Hans Stuck, der auf einem Auto Union Typ A unterwegs ist. Dritter wird Carlo Felice Trossi auf einem Alfa Romeo Tipo B/P3. 1934 ist das Gewicht der Monoposto-Rennwagen auf 750 kg beschränkt worden, um einerseits immer größeren und leistungsstärkeren Motoren entgegenzuwirken und andererseits den Herstellern kleinerer und leichterer Fahrzeuge entgegenzukommen. Trotz dieser Beschränkung können Mercedes-Benz und die Auto Union extrem leistungsfähige Fahrzeuge an den Start bringen. Der Mercedes-Benz W 25 hat einen Achtzylindermotor mit 3.700 ccm Hubraum und rund 400 PS, der Auto Union Typ A verfügt über einen Sechzehnzylindermotor mit 4.400 ccm Hubraum und 295 PS. Mit der Einzelradaufhängung und den Stromlinienkarosserien setzen sie neue Maßstäbe.

 

22.09.1934 - Mit einem Steyr 100 findet auf der noch unfertigen Rohtrasse die historische Erstbefahrung der Großglockner Hochalpenstraße und somit auch die erste Alpenüberquerung mit einem Automobil statt.

 

23.09.1934 - Um 10 Uhr beginnt eine Autokolonne die Auffahrt von der Mautstelle Ferleiten zur Einweihung der Großglockner-Hochalpenstraße bis zum Fuscher Törl und der Edelweißstraße auf die Edelweißspitze. Im ersten Fahrzeug sitzt der Landeshauptmann Franz Rehrl. Dahinter folgen die Wagen mit dem Bundespräsidenten Miklas, dem Bundeskanzler Schuschnigg, Ministern, Diplomaten und sonstigen Würdenträgern. Die Stichstraße zur Edelweißspitze, die Edelweißstraße, ist noch heute mit dem Originalpflaster versehen. Die Edelweißstraße wird in nur 47 Tagen errichtet: in sechs Kehren und über 177 Höhenmeter aufwärts führt sie zu einem Punkt, von dem aus man einen Rundblick auf 37 Dreitausender und – damals noch – 19 Gletscher hat.

 

10/1934 – Bei Peugeot startet die Produktion des neuen Modells 401. Dieses Modell ist der oberen Mittelklasse zugeordnet, während der 6-Zylinder-Typ 601 in der Oberklasse verkauft wird. Mit seinen zwei Radständen (ein normaler und ein langer) und seinen ab Werk elf Karosserievarianten ist der 401 das „Schweizer Taschenmesser“ von Peugeot, mit dem man ein breites Kundenspektrum anspricht. Er zielt jedoch nicht auf den „Massenkunden“ ab – diese Rolle bleibt den kleineren Modellen 201 und 301 zugewiesen. Nahezu jede der verschiedenen Karosserievarianten des Peugeot 401 kann als „Luxe-“ und „Grand Luxe“-Version bestellt werden. Letztere wartet mit kompletter Ausstattung auf, die keine Wünsche mehr offen lässt. Auf der mechanischen Seite bleibt es konservativ: Antetrieben wird der 401 von einem Vierzylinder-Reihenmotor mit 1.720 ccm Hubraum. Die darauf resultierenden 44 PS ermöglicht es dem Auto, bis zu 100 km/h zu fahren. Die wohlgabendsten Kunden können sich einen 401 Eclipse mit elektrisch angetriebenem einziehbarem Stahldach bestellen, der immerhin 80 Käufer findet. Bis zur Ablösung durch den Peugeot 402 schon nach 12 Monaten werden 13.545 Typ 401 verkauft. Grund für die kurze Bauzeit ist der 1935 präsentierte Citroen Traction Avant, gegenüber dem der 401 veraltet aussieht.

 

01.10.1934 - In Deutschland tritt in Deutschland die Straßenverkehrsordnung (StVO) in Kraft. Darin werden die Regeln für alle Verkehrsteilnehmer geregelt. Die neueste Fassung trat am 01.04.2013 in Kraft.

 

12.10.1934 – Die Steyr-Werke fusionieren mit der Austro-Daimler-Puch-Werke AG zur Steyr-Daimler-Puch AG. Die neue AG ist ein bedeutender Mischkonzern der metallverarbeitenden Industrie und einer der größten Arbeitgeber Österreichs. Zu den bekannten Automobilen der AG gehören die ab 1934 gebauten modernen Stromlinienfahrzeug-Typen Steyr 100 und 200 mit Vierzylindermotoren und der 1936 präsentierte Kleinwagen Steyr 50/55 („Steyr-Baby“). Zeitgleich werden auch Sechszylindermodelle gebaut. Luxuriöse Cabriolets auf Basis des Typ 220 entstehen in einer kleinen Serie beim renommierten Karosseriebauer Gläser in Dresden. Daneben baute die Firma auch Lastkraftwagen und von einzelnen Personenwagentypen abgeleitete Lieferwagen, Kleinlastwagen, Taxis, Rettungs- und Feuerwehrfahrzeuge. Der Pkw-Bau wird 1940 beendet, es werden nur noch Kriegsgüter produziert

 

02.11.1934 - Nachdem Henri Théodore Pigozzi für 8.050.000 Franc die stillgelegte Automobilfabrik Donnet-Zédel in Nanterre erworben hat, gründet er am 02.11.1934 die Firma Société Industrielle de Mécanique et de Carrosserie Automobile = SIMCA. Beteiligt ist auch Fiat. Die Fabrik wird eine der modernsten Automobilfabriken dieser Zeit. 1962 beteiligt sich Chrysler an Simca, 1971 gehört Simca zu 100% zu Chrysler. 1978 wird Simca von Peugeot übernommen und die Marke wird aufgegeben.

 

10.11.1934 - In Mailand wird Lucien Bianchi geboren. Der Sohn eines belgischen Alfa Romeo-Mechanikers wird in den sechziger Jahren als vielseitiger Rennfahrer bekannt. Nachdem er Anfang der 60er in der Formel 1 auf Cooper, Lotus, Lola und B.R.M. ohne größere Erfolge startet, ist er in anderen Klassen erfolgreicher, sowohl mit Tourenwagen, Sportwagen und bei Rallyes. 1968 siegt er mit einem Ford GT40 die 24 Stunden von Le Mans, sein 13. Start bei diesem Klassiker. Schon vorher hat er mit einem Ferrari Testa Rossa das 12-Stunden-Rennen von Sebring (1962) und mit einem Ferrari 250 GTO die Tour de France (1964) gewonnen. 1961 gewinnt er mit einem Citroen DS 19 die legendäre Liége-Sofia-Liége. Die Strecke seines größten Erfolges wird ihm jedoch auch zum Verhängnis. Am 30. März 1969 prall er beim Vortraining zum 24-Stunden-Rennen von Le Mans mit einem Alfa Romeo T33 gegen einen Telegraphenmast. Er ist einer der letzten Rennfahrer, die in verschiedenen Motorsportklassen erfolgreich war.

 

 

1935

 

02/1935 – Auf der 25. Internationalen Automobil- und Motorrad-Ausstellung (IAMA) in Berlin wird der Audi Front 225 vorgestellt. Der zur Auto Union gehörende Audi verfügt über einen Frontantrieb. Sein 2,3-Liter-Sechszylindermotor entspricht dem des Wanderer W245. Ebenfalls auf der IAA 1935 wird der Opel Olympia präsentiert. Wegen seiner selbsttragenden Ganzstahlkarosserie ist der Wagen leichter als der herkömmlich mit separatem Fahrgestell gebaute Opel 1,3 Liter: 835 kg statt 970 kg. Die Verringerung des Luftwiderstandes wird durch die kleinere Stirnfläche und die weniger zerklüftete Unterseite der selbsttragenden Karosserie erreicht. Die Olympia-Karosserie hat erstmals eine Sollbruchstelle im Bereich des vorderen Gabelprofils; ein Vorläufer der heutigen Knautschzonen. Der Wagen ist in mehreren Varianten erhältlich, als Cabriolimousine oder zweitürige Limousine. Es gibt ihn mit zwei verschiedenen wassergekühlten Vierzylinder-Reihenmotoren: bis 1937 mit dem Seitenventiler („stehende Ventile“) des Vorgängermodells Opel 1,3 Liter mit 24 PS, später 29,5 PS; ab Ende 1937 mit einem neu entwickelten 1,5-Liter-Motor mit OHV-Ventilsteuerung („hängende Ventile“), vierfach gelagerter Kurbelwelle und 37 PS Leistung, der auch in dem von NSU entwickelten Kettenkrad der Wehrmacht Verwendung findet. Bis 1964 ist diese Konstruktion - mit Ausnahme des Kadett-A-Vierzylinders – Basis für alle Vier- und Sechszylindermotoren von Opel. Der 1,3-Liter-Olympia erreicht eine Spitzengeschwindigkeit von 95 km/h und verbraucht neun Liter Benzin auf 100 km; der 1,5-Liter-Wagen erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 112 km/h und ist damit „autobahntauglich“. Der Tankinhalt beträgt 28 Liter.

 

02/1935 - Die Auto Union bringt den Kleinwagen DKW F5 auf den Markt. Der im Audiwerk Zwickau gebaute Wagen wird bis 1937 als Roadster, Limousine, Kabriolimousine, Cabriolet und Kastenwagen gebaut und von einem Zweizylinder-Zweitaktmotor angetrieben. Die Motoren haben 584 ccm ("Reichsklasse", Front Zweisitzer) mit 18 PS und 692 ccm ("Meisterklasse", Front Luxus Cabriolet und Front Luxus Sport) mit 20 PS. Schon 1936 endet die Produktion der Limousinen, ein Jahr später die der Sportwagen.

 

03/1935: Die britische Firma S.S. Cars Ltd. stellt das Modell S.S. 90, einen zweisitzigen Roadster vor. Er gilt als Urahn der Jaguar-Sportwagen. Der S.S. 90 hat einen seitengesteuerten Sechszylindermotor mit 2.663 ccm und ca. 70 bhp. Dies reicht für rund 140 km/h. Gebaut werden nur 24 Exemplare, danach wurde er vom S.S. 100 abgelöst.

 

05/1935 - In den USA wird die United Auto Worker (UAW) gegründet. Sie ist bis heute eine der mitgliederstärksten Gewerkschaften der USA und vertritt insbesondere Arbeitnehmer der Automobilindustrie. Sie zählt zu den ersten Gewerkschaften, in der Afroamerikaner Mitglied werden konnten, außerdem trägt sie u. a. mit der Durchsetzung von arbeitgeberfinanzierten Krankenversicherungen entscheidend zur Verbesserung der Lebenssituation von Industriearbeitern bei.

 

05/1935 - Die ersten drei Prototypen des Toyoda A1 werden fertiggestellt. Keiner dieser Wagen bleiben erhalten. Sie werden in einer buddhistischen Zeremonie geweiht und Kiichiro Toyoda fährt dann einen von ihnen zum Grab seines Vaters Toyoda Sakichi, der ihm das erste Geld zur Gründung seiner Automobilfabrik gegeben hatte. Der A1 hat einen Reihensechszylindermotor mit 3.389 cm³ Hubraum und ein Dreiganggetriebe mit Lenkradschaltung. Fahrgestell und Elektrik werden von Ford übernommen. Die beiden Starrachsen sind mit Stahlscheibenrädern und Trommelbremsen ausgestattet. Mechanisch entsprechen die Typen A1, AA, AB und G1 weitestgehend. Der A1 hat eine geschlossene Limousinenkarosserie mit vier Türen, wobei die hinteren hinten angeschlagen sind. Im Wesentlichen entspricht diese Karosserie der des Chrysler Airflow. Toyoda hat sich ein Jahr vorher ein solches Fahrzeug gekauft und es komplett zerlegen lassen. Die flache Windschutzscheibe ist ungeteilt und besitzt einen einzelnen Scheibenwischer, der auf der Fahrerseite oben montiert ist. Pro Seite gibt es drei Fenster, eines in der vorderen Tür, eines in der hinteren Tür und ein drittes in der C-Säule. Auf dem senkrecht stehenden Kofferraumdeckel ist das Reserverad montiert. Den A1 gibt es nur als rechtsgelenktes Modell.

 

15.-16.06.1935 – Beim 13. 24-Stunden-Rennen von Le Mans geht die bislang größte Zahlö an Startern auf die Strecke. Mit 37 Fahrzeugen stellt Großbritannien das Gros der Fahrzeuge. Favorit ist Alfa Romeo mit dem Typ 8C. Vier sind privat gemeldet. Vor Mitternacht sind bereits die meisten Bugatti und Duesenberg ausgefallen. Im weiteren Verlauf fallen drei der vier Alfa Romeo 8C aus, der vierte muss zu einer längeren Reparatur an die Box. Dadurch übernahm der Lagonda M 45 von Johnny Hindmarsh und Luis Fontés die Spitze. Doch Dreyfuss holt den Lagonda wieder ein und fährt an ihm vorbei. In der Annahme, dass er nun führt, wird er angehalten, langsam zu fahren, um den Alfa zu schonen. Doch er liegt noch eine ganze Runde zurück. Nachdem der Fehler bemerkt wird, kann Dreyfuss wieder massiv Boden gutmachen, muss sich am Ende jedoch um zwei Fahrzeuglängen geschlagen geben. Dabei war der siegreiche Lagonfa schon fast ausgefallen. Das gesamte Rennen über wurde er von Getriebeproblemen geplagt. Bei seinem letzten Turn stellt Luis Fontés den Wagen knapp vor den Boxen ab und geht zu Fuß zurück, um den Ausfall zu melden. Doch sein Team schickt ihn wieder zurück auf die Strecke. Er kann den Wagen starten, den ersten Gang mit Mühe einlegen und weiterfahren.

 

16.07.1935 - in Oklahoma City (USA) wird die erste Parkuhr aufgestellt. Sie erhält den Namen "Schwarze Maria".  Zwei Monate zuvor, am 13.05.1935, hat der Amerikaner Carlton Cole Magee in North Dakota ein Patent eingereicht ("coin controlled parking meter"). Er erhält es allerdings erst am 24.05.1938. Die ersten Parkuhren ("Parkographen") in Deutschland werden am 04.01.1954 in Duisburg aufgestellt.

 

03.08.1935 - Nach fünfjähriger Bauzeit wird die Großglockner-Hochalpenstraße eröffnet. Sie ist die höchste befestigte Passstraße in Osterreich mit einer Passhöhe von 2.576 m. ü. A..  Bereits am Tag nach der Eröffnung findet der Große Bergpreis von Österreich für Automobile und Motorräder statt. Bei Abwesenheit der seinerzeit dominierenden Marken Auto Union und Mercedes gewinnt der Italiener Carla Maria Pintacuda bei den Sportwagen mit einem Alfa Romeo der Scuderia Ferrari. Bei den Rennwagen gewinnt Mario Tadini auf Alfa Romeo, ebenfalls von der Scuderia Ferrari. Auch heute noch ist es ein Vergnügen, die Großglockner-Hochalpenstraße zu befahren.

 

10/1935 – Auf dem Pariser Autosalon wird der Bugatti Type 57 C „Aérolithe“ gezeigt, ein Einzelstück aus dem Jahr 1934, das auf dem Fahrgestell Nr. 57104 entstanden ist. Das Coupé mit werksseitig angebrachtem Kompressor nimmt einige der wichtigsten Design-Elemente des Atlantic vorweg und kann daher als dessen Prototyp betrachtet werden. Jens Bugatti hat die sehr niedrige Coupé-Karosserie mit weit ins Dach gezogenen Türen und stark abfallender Scheibenlinie entworfen. Die Karosserie läuft langezogen nach hinten aus. Bis auf drei schmale, über die Lüftungsgitter an der Motorhaube verlaufende Chromstreifen gibt es keinerlei Ornamente oder Zierteile am Fahrzeug., der auf die reine Linienführung reduzierte Aérolithe wirkt wie aus einem „Guss“. Auffälligstes Merkmal ist der mittig über das ganze Fahrzeug verlaufende Flansch. Sogar Front- und Heckscheibe werden so zweigeteilt und diese Halbschalenbauweise wiederholt sich an den Kotflügeln. Der Grund dafür ist technischer Natur: Jean Bugatti verwendet Elektron-Blech für die Karosserie. Dieses für ein Auto exotische Material ist eine leichte, sehr teure Magnesium-Aluminium-Legierung, die vor allem im Flugzeugbau verwendet wird und sich nicht schweißen lässt- Elektron hat eine niedrige Zündtemperatur und lässt sich zudem nicht mit Wasser löschen. Daher lässt Jean Bugatti die Karosserieteile vernieten. Der Nsme Aérolithe erscheint auf keinen Werksunterlagen; bei Bugatti wird das Fahrzeug als Coupé Special oder Coupé Aero bezeichnet. Das Originalfahrzeug existiert nicht mehr, hingegen wurde auf einem anderen Typ-57-Fahrgestell ein Nachbau mit den gleichen Materialien realisiert.

 

02.11.1935 – Der Lincoln Zephyr wird vorgestellt. Er ist eines der ersten erfolgreichen stromlinienförmigen Serienfahrzeuge nach dem Chrysler Airflow. Der Zephyr hat einen noch niedrigeren Luftwiderstandswert als der Airflow. Das radikale und damals moderne Stromliniendesign von John Tjaarda sorgt für großes Aufsehen. Tjaarda hat sich am „Briggs Dream Car“ orientiert, einem Konzeptfahrzeug mit Heckmotor, das 2 Jahre zuvor von ihm für Ford und die Weltausstellung in Chicago gestaltet worden war. Die Karosserie aus Stahl ist mit dem Bodenrahmen verschweißt und trägt mit; es gibt kein separates Chassis. Das Reserverad liegt hinten unter einer Klappe, davor ist der durch Umlegen der Rückbank zugängliche Kofferraum. Sowohl preislich, als auch von der Größe her ist er unterhalb des gleichzeitig erscheinenden Lincoln K-Serie angesiedelt. Die USA haben sich zu dieser Zeit wieder einigermaßen von der 1929 begonnenen Weltwirtschaftskrise erholt und Lincoln kann mit den Zephyr eine deutlich breitere Käuferschicht erreichen als in den Jahren zuvor. Die Limousine (Sedan) gab es ab 1936 mit 2 oder 4 Türen. Ein 3-Fenster-Coupé wurde der Modellreihe 1937 hinzugefügt. Ab 1938 war der Lincoln Zephyr mit klappbarem Stoffverdeck als 2-türiges "Convertible Coupé" und als 4-türiger "Sedan Convertible" erhältlich. Als Motor dient ein bereits 1932 entwickelter V12-Motor mit 4.380 ccm Hubraum. Da eine der Konstruktionsvorgaben war, möglichst viele Komponenten des Ford V8 auch für diesen Motor zu verwenden, ist der Zephyr der preisgünstigste V12 auf dem US-amerikanischen Markt. Als die USA in den Zweiten Weltkrieg eintrat, beendete sie die Produktion aller zivilen Fahrzeuge.  Für die Marke Lincoln ist der Zephyr der Durchbruch, welcher die Marktherrschaft im Segment der US-Luxusfahrzeuge sichert. Dieser Wettbewerbsvorsprung kann 62 Jahre lang bis zuletzt 1998 gesichert werden.

 

02.11.1935 – Beim Training zu einem Rennen in Ungarn verstirbt der deutsche Automobilrennfahrer Rudolf Steinweg (* 1888). Im Jahre 1921 beginnt Steinweg mit dem Motorsport, zieht sich aber bis 1929 wieder aus der Szene zurück. Als Privatfahrer nimmt er in einem 1,5-Liter-NSU an verschiedenen Bergrennen teil. 1930 legt sich Steinweg einen 6-Zylinder-Amilcar mit 1,1 Litern zu, mit dem er 21 Rennen in drei Jahren gewinnen kann So avanciert sich Steinweg zu einem der besten Bergrennfahrer in den Rennen für geringen Hubraum. 1933 verkauft er seinen Amilcar an Willi Briem und kauft sich einen 1927er Bugatti T35 von Karl Kappler. Mit diesem Wagen nimmt Steinweg nicht nur an den, von ihm favorisierten, Bergrennen, sondern auch an Rundstreckenrennen teil. Während des Trainings zum Rennen am Guggerberg bei Budapest verunglückt Rudolf Steinweg tödlich.

 

18.11.1935 – Nur 190 Tage nach Baubeginn rollt im neue Opelwerk Brandenburg der erste LKW vom Band. Die Produktion befindet sich in einer einzigen 24.200 qm großen zweistöckigen Halle von 178 m Länge. Im Erdgeschoss sind das Karosseriewerk und die Lackierei untergebracht. Die Montage von Fahrgestellen, Motoren und Achsen erfolgt im Obergeschoss. Sämtliche 1200 Werkzeugmaschinen haben Einzelantrieb (keine Transmissionen). Insgesamt 27 Transportbänder von zusammen fünf Kilometer Länge werden installiert. Ein eigenes Kraftwerk mit einer 4000 kW Dampfturbine liefert Energie aus stündlich 140 Zentnern Kohle. Die Gesamtkosten für die Errichtung des Werkes belaufen sich auf 14 Millionen Reichsmark, was inflationsbereinigt in heutiger Währung 70 Millionen Euro entspricht. Das Planziel ist, täglich 150 „Blitz“-Lkw herzustellen. Die Gesamtkapazität von ursprünglich 25.000 Lkw jährlich wird schon 1939 mit 27.936 Einheiten deutlich überschritten. Werkleiter ist bis Oktober 1938 Hanns Grewenig, danach Gerd Stieler von Heydekampf, dem am 1. Juli 1942 der spätere VW-Chef Heinrich Nordhoff folgt. Bei einem alliierten Luftangriff am 6. August 1944 werden die Hälfte der Werksgebäude und 20 Prozent der Maschinen zerstört. Bei Kriegsende wäre eine Wiederaufnahme der Produktion möglich. Die Anlagen werden jedoch im Auftrag der Siegermächte demontiert und zusammen mit den Rüsselsheimer Produktionseinrichtungen des Opel Kadett als Reparationsleistung in die Sowjetunion verbracht. Während im Moskauer Werk der geringfügig geänderte Opel-Pkw als Moskwitsch-400 noch bis Mitte der 1950er Jahre produziert wird, erfolgte dort keine Fertigung des „Blitz“-Lkw mehr.

 

 

1936

 

15.02.-01.03.1936 - Auf der Internationalen Automobil- und Motorradaustellung (IAMA) in Berlin stellt BMW den neuen Typ 326 vor. Der viertürige Mittelklassewagen hat den aus dem BMW 319 stammenden Sechszylindermotor, dessen Hubraum und Leistung auf 2 Liter und 50 PS leicht gesteigert wurde. Der Kastenrahmen wird bei Ambi-Budd in Berlin mit der Karosserie verschweißt, dort entstehen auch Türen, Dach, Sitze, Verglasung und alle Beschlagteile. Bei BMW in Eisenach werden Kotflügel, Motorhaube, Trittbleche, Stoßstangen und weitere Teile hergestellt. Den BMW 326 gibt es als Limousine sowie als zwei- und viertüriges Cabriolet. Bis 1941 entstehen 15.936 Fahrzeuge. Nach dem Krieg wird in Eisenach zwischen 1949 und 1955 unter der Bezeichnung EMW 340 eine modernisierte Variante des 326 gebaut. Am Stand von Mercedes-Benz debütieren die neuen Pkw-Typen 170 V (W 136) und 170 H (W 28) sowie der Typ 260 D (W 138), der erste serienmäßig produzierte Diesel-Personenwagen der Welt. Darüber hinaus findet anlässlich des Jubiläums "50 Jahre Motorisierung des Verkehrs" eine Ehrung von Karl Benz und Gottlieb Daimler statt. Auch der Hanomag Rekord Diesel Typ D 19 A mit Vierzylinder-Dieselmotor (1.910 ccm) wird vorgestellt, ist aber im Unterschied zum Mercedes-Benz nicht sofort lieferbar. Den Hanomag Diesel gibt es als 2- oder 4-sitzige Limousine und als 2-sitziges Cabriolet. Das Fahrzeug hat bereits eine Bordnetzspannung von 12 Volt. Bis 1940 entstehen 1.074 Hanimag Diesel. - Die I.G. Farben warten bei der Internationalen Automobil-Ausstellung in Berlin mit dem ersten Autoreifen aus dem Kautschukersatz Buna auf.

 

04.03.1936 - James "Jim" Clark wird in Kilmany, Schottland geboren. Zwischen 1960 und 1968 startet er bei 72 Formel 1-Rennen für Lotus und wird 1963 und 1965 Weltmeister. Dabei siegt er bei 25 Rennen und holt 33 Pole Positions. Damals werden noch nicht viele zur Weltmeisterschaft zählende Formel 1-Rennen ausgetragen. Zählt man diese hinzu, kommt Clark auf über 50 Formel 1-Siege. Dazu kommen Erfolge bei Sportwagen und Tourenwagenrennen auf dem Lotus Cortina. Am 7. April 1968 startet er mit einem Lotus 48 bei einem für ihn völlig unbedeutenden Formel 2-Rennen auf dem Hockenheimring. Vermutlich aufgrund eines schleichenden Plattfußes und Reifenschadens kommt er auf einer Geraden ins Schleudern, prallt gegen einen Baum und stirbt noch an der Unfallstelle. Zu dieser Zeit gibt es noch keine Leitplanken oder Sicherheitsstreifen.

05.03.1936 - Die Kölner Motorenfabrik Humboldt-Deutz übernimmt den Ulmer Nutzfahrzeugbauer Magirus. Auf diese Fusion geht die nach dem Zweiten Weltkrieg auf dem Markt etablierte Marke Magirus-Deutz zurück, die zeitweise der zweitgrößte Nutzfahrzeughersteller Deutschlands wird.

 

13.04.1936 - Beim Großen Preis von Monaco siegt Rudolf Caracciola auf Mercedes-Benz W25 vor den beiden Auto Union-Piloten Achille Varzi und Hans Stuck auf Auto Union C-Typ. Nach 100 Runden haben die Fahrer 318 km durch die Gassen Monacos zurückgelegt.

 

01.05.1936 - Die erste Reichs-Autobahntankstelle bei der Anschlussstelle Darmstadt wird eröffnet, die neben Waschgelegenheiten auch einen Aufenthaltsraum für 10 Personen aufweist. Später folgen Tankstellen an der freien Strecke, die auch eine Küche und einen Gastraum für 30 Personen haben. Mit der Fertigstellung von längeren, durchgehenden Streckenabschnitten kommt der Bau von Rastanlagen, die in Anlehnung an den Gasthof, das Gasthaus und die Gaststätte als Rasthof, Rasthaus oder Raststätte bezeichnet werden.

 

10.05.1936 - Beim Großen Preis von Tripolis können die Auto Union-Piloten Varzi und Stuck mit ihre Auto-Union C-Typ Revanche nehmen für den Mercedes-Sieg in Tripolis.  Nach 525 km und 40 Runden liegen sie vor Fagioli und Caracciola, beide auf Mercedes W25.

 

06/1936 - Der neue „Fiat 500" wird der staunenden Bevölkerung präsentiert. Seine Daten: 3,21 Meter lang, 569 Kubikzentimeter 4-Zylinder-Motor mit einer Leistung von 13 PS, Höchstgeschwindigkeit 85 km/h, hintere Sitzbank für 50 kg Gepäck oder 2 Kinder. Der Kühler liegt hinter dem Motorblock und deutlich höher - so wird die Wasserpumpe eingespart. Das Benzin fließt ebenfalls durch Schwerkraft aus dem Tank, der über dem Vergaser angeordnet ist. Hydraulische Stoßdämpfer und Einzelradaufhängung an der Vorderachse bieten vergleichsweise hohen Fahrkomfort. Der erste und zweite Gang werden mit Zwischengas geschaltet, der 3. und 4. Gang sind schon synchronisiert. An Zubehör wählen nur wenige der neuen Besitzer die aufpreispflichtigen Stoßstangen, fast alle aber das große Rolldach. Etwa 122.000 Exemplare der ersten Variante werden verkauft - ein Kassenschlager der automobilen Neuzeit. Daran mag auch die von Rodolfo Schaeffer entworfene schwungvolle Karosserie Anteil haben. Für den Fiat 500 bürgert sich der Name „Topolino", „Mäuschen" ein - gleichzeitig der Name für die Walt-Disney-Micky-Maus in Italien. Der Preis: Für 8900 Lire, damals rund 2770 DM bzw. 1416 Euro, kann sich auch ein Normalverdiener dieses Automobil leisten. 

 

14.06.1936 – Bei der Premiere des Zweiliter-Sportwagens BMW 328 beim Eifelrennen auf dem Nürburgring siegt Ernst Henne mit einem legendären Start-Ziel-Sieg. Als schnellster Sportwagen in der Eifel - schneller als die bis dahin sieggewohnten 3,5-Liter-Boliden aus Italien und Frankreich - mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 101,5 km/h absolviert der BMW 328 die 140-Kilometerstrecke. Nach diesem Debüterfolg setzt der BMW 328 seinen Siegeszug auf allen Rennstrecken bis 1940 fort und ist der erfolgreichste Rennsportwagen seiner Zeit. Der Wagen besitzt einen Sechszylinder-Reihenmotor mit 1,971 ccm Hubraum und leistet zunächst 80 PS. Ab Februar 1937 ist der BMW 328 zum Preis von 7.400 Reichsmark zu kaufen. Rund 460 Fahrzeuge werden gebaut. Neben dem serienmäßigen Roadster werden auch Cabriolet-Varianten von Weinberger und Gläser sowie ein Coupé mit abnehmbaren Dach von Wendler gebaut. Für Rennen bei Le Mans und der Mille Miglia entstehen bei der Carrozzeria Touring in Mailand ein Coupé mit Aluminiumkarosserie in Tourings patentierter „Supperleggera“ Bauweise. Dieses Fahrzeug hat bis zu 135 PS und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von knapp 200 km/h. Darin gewinnen Huschke von Hanstein und Walter Bäumer 1940 die legendäre Mille Miglia, während Adolf Brudes und Ralph Roese mit einem der Roadster Dritter werden. Die beiden weiteren Roadster belegen die Plätze fünf und sechs, während das Kamm-Coupé ausfällt.

 

26.07.1936 – Beim 9. Großen Preis von Deutschland auf der Nordschleife des Nürburgrings gewinnt Bernd Rosemeyer auf einem Auto Union Typ C, der damit den ersten Erfolg seiner Karriere in einem offiziellen Internationalen Grand Prix erringt. Auf Platz 2 fährt Hans Stuck, ebenfalls auf einem Auto Union Typ C, und Dritter wird der Italiener Antonio Brivio auf Alfa Romeo 12C-36. Rosemeyer gewinnt das Rennen mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 131,7 km/h und ist mit seiner schnellsten Runde von 9:56,6 Minuten der Erste, der die Nordschleife des Nürburgrings in weniger als zehn Minuten umrundet.

 

15.08.1936 - Dreifachtriumpf von Auto Union beim Coppa Pescara. Bernd Rosemeyer siegt vor v. Delius und Varzi.

 

23.08.1936 - Nur eine Woche nach Pescara gelingt der Auto Union erneut ein Dreifachtriumpf. Beim Großen Preis der Schweiz in Bern erhält Bernd Rosemeyer den Siegerkranz. Ihm folgen Varzi und Stuck, Vierter werden Fagioli und Lang auf Mercedes-Benz, Fünfter wird Hasse, ebenfalls auf Auto Union.

 

02.09.1936 – Der erste von nur vier gebauten Bugatti Typ 57 Atlantic wird ausgeliefert – ohne Kompressor. Das Fahrzeug ist einem graublauen Silber-Farbton lackiert und erhält eine Innenausstattung in blauem Leder. Kunde ist der Londoner Bankier Victor Rothschild, 3. Baron Rothschild. Er lässt 1939 einen Kompressor aus einem Typ 55 nachrüsten und legt das Fahrzeug nach einem Motorschaden bis 1941 still. Nach mehreren Handänderungen kommt es 1971 in den Besitz von Peter Williamson, der es an einer Auktion von Sotheby’s in Los Angeles für 59.000 US-Dollar ersteigert. Williamson ist ein Sammler und der Präsident des American Bugatti Club; das Auto ist danach in der Presse bekannt als Williams-Bugatti. Er wird restauriert und gewinnt 2003 den Best of Show Award am Pebble Beach Concourse d_Elegance. Nach Williams Tod verkaufen die Erben das Fahrzeug, das nun im Mullin Automotive Museum in Oxnard (Kalifornien) ausgestellt ist. Ein weiterer Atlantic existiert noch als Original, ein dritter mit einer nach einem Unfall rekonstruierten Karosserie und der vierte wurde vermutlich noch vor Kriegsausbruch abgewrackt.

 

13.09.1936 - Beim Heim-Grand Prix, dem Großen Preis von Italien in Monza, kommt Tazio Nuvolari auf seinem Alfa Romeo 8 C -35 nur auf den 2. Platz. Erneut ist Bernd Rosemeyer mit seinem Auto Union C-Typ, der sich damit den Titel des Europameisters sichert. Von Delius auf Auto Union C-Typ wird Dritter. Mercedes hat an diesem Rennen nicht mehr teilgenommen. Nach dem abermaligen Scheitern zuvor beim Schweizer Grand Prix hat sich Mercedes-Benz für den Rest der Saison ganz von der Grand-Prix-Bühne zurückgezogen, um sich auf die Entwicklung eines neuen Modells für 1937 zu konzentrieren.

 

01.-11.10.1936 - Auf dem Pariser Autosalon debütiert der wohl beeindruckendste Mercedes-Benz der Vorkriegszeit: Der 540 K. Er ist der Nachfolger des 1934 vorgestellten Mercedes-Benz 500 K und hat wie dieser einen Reihen-Achtzylinder, nun aber mit 5.401 ccm Hubraum und 115/180 PS. Dazu gibt es wunderschöne Karosserien. Die wohl schönste tragen die 540 K Spezialroadster. Außerdem gibt es den 540 K als Roadster, Cabriolet A, B und C, Coupé, Limousine 2-türig und offenen Tourer. Neben den bei Mercedes gefertigten Karosserien werden zahlreiche 540 K von namhaften Karosseriebetrieben wie Erdmann & Rossi, Saoutchik, Voll & Ruhrbeck, Hebmüller, Van den Plas oder Figoni & Falaschi eingekleidet. Vom 540 K (W 29) entstehen bis Juni 1943 406 Exemplare, vom W 129 entstehen 38. Premiere hat auch der Typ 230 (W 143), der auf dem Typ 200 (W 21) basiert und als dessen Nachfolger fungiert. Der 2,3-l-Sechszylindermotor leistet 55 PS, 15 PS mehr als die 2-l-Ausführung.

 

05.10.1936 - Der Rügendamm zwischen Stralsund und der Insel Rügen wird eröffnet. Er überquert den Strelasund mit einem Straßenbrückenzug für eine zweispurige Fahrbahn und einen Gehweg sowie parallel einen einspurigen Eisenbahnbrückenzug. Der Rügendamm besteht aus drei Teilstücken. Von Stralsung aus kommend wird erst die als Klappbrücke ausgeführte Ziegelgrabenbrücke überquert, die das Festland mit der zu Stralsund gehörenden Insel Dänholm verbindet. Auf dem Dänholm beginnt der eigentliche Rügendamm über den Strelasund, gefolgt von der Rügendammbrücke von der Insel Dänholm zur Insel Rügen.

 

11.11.1936 - Rudolf Caracciola erzielt mit einem Vollstromlinien-Rekordwagen auf der Reichsautobahn Frankfurt-Darmstadt fünf internationale Klassenrekorde und einen Weltrekord. Die Distanz von 10 Meilen bei fliegendem Start fährt er mit der Rekordgeschwindigkeit von 333,48 km/h.

 

21.11.1936 - Das Schkeuditzer Kreuz wird als erstes Autobahnkreuz in Betrieb genommen. Heute verbindet es die A 9 (Berlin-Leipzig-München) und die A14 (Wismar-Magdeburg-Dresden).

 

12/1936 - Nachdem im Februar 1935 der Olympia und September 1935 der Opel P4 vorgestellt worden waren, präsentiert der technische Berater der Opel-Verkaufsleitung Heinrich Nordhoff (ab 1948 Generaldirektor des Volkswagenwerkes) im Dezember 1936 den Kadett der Öffentlichkeit. Nach dem Olympia hat der Kadett als zweites Opel-Modell eine selbsttragende Karosserie mit zwei oder vier Türen. Die Technik wird geringfügig verändert übernommen: Der seitengesteuerte Vierzylindermotor stammt aus dem P4, während für die Einzelradaufhängung der Vorderräder eine vereinfachte Ausführung des Dubonnet-Federknies aus dem Olympia adaptiert wird; hinten findet ebenfalls eine Starrachse mit Blattfedern Verwendung. („Synchron-Federung“). Mit hydraulisch betätigten Trommelbremsen, komplett instrumentiert und serienmäßigem Fahrtrichtungsanzeiger (Winker) werden der Zweitürer und die Cabrio-Limousine zum gleichen Preis von 2100 Reichsmark (RM) angeboten. Ab Januar 1938 ist auch ein viertüriges Modell zum Preis von 2350 RM im Verkaufsprogramm.

 

20.12.1936 – Nach der Eröffnung der ersten Autobahntankstelle wird nun auch die erste Autobahnrastanlage Deutschlands eröffnet. Mit Freigabe der Teilstrecke Eisenberg-Schleiz der damaligen Reichsautobahnstrecke 16 wurde auf der Wittchensteiner Höhe bei Triptis in Thüringen die umgebaute Gaststätte „Walderholungsheim Rodaborn zusammen mit Parkplätzen zu beiden Seiten der Autobahn in als Raststätte eröffnet. Die Raststätte Rodaborn wurde nicht vom Unternehmen Reichsautobahnen selbst, sondern von einer Genossenschaft betrieben.

 

 

1937

 

01.01.1937 - Nachdem die Silberpfeile der Auto Union und von Mercedes-Benz die Grand Prix-Saison fast vollständig dominiert haben, kommt beim ersten Rennen beim Großen Preis von Südafrika in East London des neuen Jahres kein deutsches Fahrzeug unter die ersten Drei. Es gewinnt ein ERA vor zwei Riley. Bernd Rosemeyer wird mit seinem Auto Union Typ C Sechster.

 

18.01.1937 – Die Ford-Werke feiern die Produktion des 25.000.000. Fahrzeugs – ein noch nie dagewesenes Jubiläum. Aus diesem Anlass spendet Henry Ford 25 Millionen US-Dollar (entspricht heute rund 472 Millionen US-Dollar) „für wohltätige Zwecke zugunsten seiner Arbeiterschaft“.

 

02/1937 - Dem Trend zur Stromlinie folgen auch die Frankfurter Adler-Werke mit dem "Typ 10" oder auch Adler 2,5 Liter. Der mit dem Beinamen "Autobahn" versehene Wagen hat eine von Chefkonstrukteur Karl Jeschke versehene stromlinienförmige Karosserie. Es gibt ihn als zunächst als viertürige Limousine mit Schiebedach von Ambi-Budd und als zwei- bzw. viersitziges Cabriolet vom Osnabrücker Karosseriebauer Karmann. Ein Jahr später erscheint eine zweitürige Sportlimousine (Adler 2,5 Liter Sport), die bei Buhne (Berlin) und Gläser (Dresden) produziert wird. Der Adler 2,5 Liter hat einen Sechszylinder-Reihenmotor mit 2.494 ccm Hubraum und 58 PS (80 PS beim 2,5 Liter Sport). Damit war er 125 km/h bzw. 150 km/h schnell. Zwischen 1937 und 1940 entstanden 5.295 Exemplare aller Ausführungen.

 

02/1937 – Auf der 27. Internationalen Automobil- und Motorrad-Ausstellung (IAMA) in Berlin wird der Opel Super 6 zusammen mit dem neuen Opel-Spitzenmodell „Admiral“ als Nachfolger des Opel 6 vorgestellt. Gegenüber seinem mit einem 2-Liter-Sechszylindermotor motorisierten Vorgänger hat der Super 6 2,5 Liter Hubraum.  Die Bauweise mit separatem Fahrgestell macht es möglich, verschiedene Aufbauten herzustellen. Angeboten werden außer der viertürigen Limousine auch zweitürige Cabriolets und Roadster. Das „Gläser“ Super-6-Cabriolet mit einer Karosserie der Gläser-Karosserie GmbH in Dresden ist das luxuriöse Schmuckstück dieser Reihe. Nachdem in fast zwei Jahren 46.453 Wagen des „Super 6“ hergestellt werden, folgt mit dem gleichen Motor Ende 1938 der Opel Kapitän mit selbsttragender Karosserie. Während der Opel 6 mit 2-Liter-Motor ein unsynchronisiertes Vierganggetriebe hatte, wird der hubraumstärkere Super 6 mit einem Dreiganggetriebe versehen, das im II. und III. Gang synchronisiert ist. Wie der „Admiral“ (mit 3,6 Litern Hubraum) hat der Super 6 als erster Opel einen neu konstruierten 2,5-Liter-Sechszylindermotor mit OHV-Ventilsteuerung („hängende Ventile“) und stirnradgetriebener seitlicher Nockenwelle, dessen Grundkonstruktion bis 1966 (außer im ab 1962 produzierten „Kadett“) in allen Opel-Modellen verwendet wird.

 

15.02.1937 – Im Alter von 55 Jahren stirbt in Turin der italienische Automobilrennfahrer und-konstrukteur Vincenco „Censin“ Lancia. Nach dem Willen des Vaters soll er Rechtsanwalt werden, aber nach seinen schwachen schulischen Leistungen wird Lancia Buchhalter und fängt als solcher bei Fiat an. Da er aber auch an Fahrzeugen interessiert ist, verlässt er bald seinen Büroposten, um als Mechaniker sowie später Rennfahrer tätig zu werden. Für Fiat bestreitet der Italiener zahlreiche Rennen in der Frühzeit des Motorsports, dabei als erstes das Rennen Paris–Madrid 1903. Zu den besten Leistungen Lancias zählt der zweite Platz 1906 beim Vanderbilt Cup in den USA. 1906 gründet er zusammen mit Claudio Fogolin die Automobilfirma Lancia. 1908 wurde Vincenzo Lancia deswegen von Fiat als Rennfahrer entlassen, bleibt jedoch bis 1910 als Mitarbeiter auf der Gehaltsliste. Nach zaghaften Versuchen, mit seinen eigenen Fahrzeugen bei Rennen zu starten, konzentriert er sich ab 1911 vollständig auf den Bau und die Entwicklung seiner Fahrzeuge, die als schnelle und elegante Sportwagen gelten und technisch aufwändig, aber auch sehr zuverlässig sind. In der Folgezeit macht Lancia mit vielen Innovationen im Automobilbau von sich reden, erhält zahlreiche Patente und gilt als die „Marke der Ingenieure“. Unter Führung des Italieners werden außer Personenkraftwagen auch Lastkraftwagen, Omnibusse, Oberleitungsbusse und Militärfahrzeuge verschiedener Art gebaut. Vincenzo Lancia stirbt im Februar 1937. Sein Sohn Gianni Lancia übernimmt daraufhin im März 1937 die Führung des Unternehmens.

 

18.02.1937 - Das bislang größte Automobil des französischen Herstellers Renault erhält von der nationalen Zulassungsbehörde seine Zulassung: Der Renault Juvaquatre. Auffällig ist die Frontgestaltung mit den integrierten Scheinwerfern, die stark an den damaligen Opel Kadett I erinnert. Dieser Typ AEB 1 sind im Grunde noch Prototypen, die Serienausführung Typ AEB 2 erhält am 03.08.1937 ihre Zulassung. Der Juvaquatre verfügt über einen wassergekühlten Vierzylindermotor mit 1004 ccm. Bis 1955, als Break Dauphineoise bis 1946 wird das Fahrzeug gebaut. In dieser Zeit wird er als Limousine, Coupé, Kabriolimousine, Kombi und Kastenwagen gebaut. Der Juvaquatre hat weder einen direkten Vorgänger noch einen Nachfolger.

 

28.04.1937 – Nach vierjähriger Bauzeit wird die Golden Gate Bridge bei San Francisco fertiggestellt. Die Eröffnungsfeierlichkeiten beginnen am 27. Mai und dauern eine Woche. Am 28. Mai wird die Brücke für den Straßenverkehr freigegeben, nachdem die Brücke am Vortag bereits zu Fuß überquert werden konnte.

 

09.05.1937 - Auto Union und Mercedes-Benz deklassieren die Konkurrenz beim Großen Preis von Tripolis. Auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke von Mellaha siegt Hermann Land auf Mercedes-Benz, ihm folgen die beiden Auto Union-Fahrer Bernd Rosemeyer und Ernst von Delius.  Auf den Plätzen 4 bis 8 fahren ins Ziel: Hans Struck und Luigi Fagioloi (beide Auto Union), Rudolf Caracciola und Richard Seaman (beide Mercedes-Benz) sowie Rudolf Hasse (Auto Union). Auch am 30.05.1937 machen die Silberpfeile die ersten Plätze unter sich aus.

 

13.05.1935 - Der US-Amerikaner Carl C. Magee, Rechtswanwalt und Verleger, beantragt ein Patent für ein münzgesteuertes Parkmessgerät. Das Patent wurde unter Patentnummer 2,118,318 am 4. Mai 1938 eingetragen. Die erste installierte Parkuhr „Black Maria (Schwarze Maria)“ wurde in Oklahoma City installiert.

 

26.05.1937 – Auf dem Badberg-Viereck, dem heutigen Sachsenring, findet das erste Rennen statt. Die Ursprünge des Sachsenrings gehen auf das Badberg-Vierecksrennen zurück, welches erstmals am 26. Mai, dem Himmelfahrtstag des Jahres 1927 vor über 140.000 Zuschauern stattfand. Der 8,71 km lange Straßenkurs führt gegen den Uhrzeigersinn durch Hohenstein-Ernstthal nach Norden, um dann in westlicher Richtung parallel zur heutigen A4 Chemnitz–Gera zu verlaufen. Auf der heutigen Bundesstraße 180 geht es nach Süden, um dann in der Queckenberg-Kurve auf die Zielgerade einzumünden. Nach zwei Auflagen muss die Veranstaltung nach Protesten der Bürgerschaft wegen der zahlreichen Unfälle zunächst ausgesetzt werden.

 

28.05.1937 - Mit einem Stammkapital von 480.000 Reichsmark wird in Berlin die Gesellschaft zur Vorbereitung des Deutschen Volkswagens mbH, der Vorläufer der Volkswagen AG gegründet.

 

06., 13. und 20.06.1937 - Alfa Romeo kann den überragenden Silberpfeilen der Auto Union und von Mercedes-Benz die Stirn bieten. Beim Großen Preis von Rio de Janeiro gewinnt Carlo Pinatcuda, der Mille Miglia-Sieger von 1935 und 1937, auf Alfa Romeo vor Hans Stuck auf Auto Union. Dritter wird wieder ein Alfa Romeo mit dem Fahrer Antonio Brivio, dem Mille Miglia-Sieger von 1936. Eine Woche später sind die Silberpfeile jedoch wieder da. Beim Eifelrennen auf dem Nürburgring siegt Bernd Rosemeyer (Auto Union) vor den Mercedes-Benz-Fahrern Rudolf Caracciola und Rudolf von Brauchitsch. Hasse (Auto Union) belegt Platz 4, Land (Mercedes-Benz) Platz 6, Müller (Auto Union) Platz 7, Kautz (Mercedes-Benz) Platz 9 und v. Delius kommt mit seinem Auto Union auf den zehnten Platz. Wieder eine Woche später, am 20.06.1937, findet der Heim-Grand Prix der Italiener in Monza statt. Dieser zählt jedoch nicht zur Europameisterschaft.  Nun ist es wieder Alfa Romeo, das dominiert und die ersten drei Plätze belegt. Tazio Nuvolari siegt vor Giuseppe Farina (dem späteren 1. Formel 1-Weltmeister) und dem späteren Schriftsteller Hans Ruesch. Vierter wird Rudolf Hasse auf Auto Union. Dies ist das letzte Grand Prix-Rennen im Jahr 1937, bei dem kein Silberpfeil siegt. Bis auf den Vanderbilt Cup auf Long Island, New York, (3. Platz für Alfa Romeo) belegen die Silberpfeile immer mindestens die ersten drei

Plätze.

 

17.06.1937 – Nach 18 Jahren Bauzeit – nach der Weltwirtschaftskrise unterstützt durch Mittel des New Deal – wird die zweispurige, asphaltierte California State Route 1 („Highway No. 1) fertiggestellt und eröffnet. Die Straße verbindet nicht nur die wichtigsten Sehenswürdigkeiten Kaliforniens, sondern gilt auch als eine der schönsten Route entlang der Pazifikküste. Der Abschnitt zwischen den Städten Dana Point und Oxnard wird offiziell als Pacific Coast Highway ausgewiesen.

 

25.07.1937 - Auf dem Nürburgring findet der Große Preis von Deutschland statt, der Heim-Grand Prix der Silberpfeile. Wieder gewinnt Rudolf Caracciola auf Mercedes-Benz vor seinem Teamkollegen Manfred von Brauchitsch. Bernd Rosemeyer auf Auto Union wird Dritter.

 

28.08.1937 - Die im Aufbau befindliche Automobilsparte des japanischen Webmaschinenproduzenten Toyoda Automatic Loom Works, Ltd. wird als Toyota Motor Corporation zu einem eigenständigen Unternehmen. Die von Sakichi Toyoda gegründete Firma Toyotas beginnt ursprünglich mit hölzernen Webrahmen und ab 1924 mit „automatisierten Webmaschinen“. 1929 verkauft Toyoda sein Patent der automatischen Webmaschine an die britische Firma Platt Brothers und nutzt den Erlös, um eine Automobilproduktion aufzubauen. 1935 entstehen das erste Automobil, der Toyota A1 (Toyota AA bei Markteinführung 1936), und der GG Truck. Am 28.08.2017 gründen Kiichiro Toyoda und sein Cousin Toyoda Eiji die Toyota Motor Corporation. Dabei taucht die abgeänderte Form des Namens Toyota statt bisher Toyoda auf. Ab 1970 vertreibt Toyota seine Fahrzeuge auch auf dem deutschen Markt, in der Schweiz hat man damit bereits 1967 begonnen. Heute gehört Toyota zu den größten Automobilkonzernen der Welt.

 

12.09.1937 - Rudolf Caracciola gewinnt den Großen Preis von Italien auf Mercedes-Benz vor Hermann Lang (ebenfalls Mercedes-Benz) und Bernd Rosemeyer (Auto Union) und wird zum zweiten Mal Grand-Prix-Europameister.

 

25.10.1937 - Als erster Rennfahrer der Welt durchbricht der Grand-Prix-Rennfahrer Bernd Rosemeyer die Geschwindigkeitsgrenze von 400 km/h. Nach einem fliegenden Start erreichte er mit einem Auto Union Typ C-Stromlinienwagen auf der einen Kilometer langen Messstrecke auf der Reichsautobahn Frankfurt-Darmstadt eine Geschwindigkeit von exakt 406,32 km/h. Bei einem weiteren Rekordwochenende verunglückte er auf der Strecke tödlich.

  

11/1937 - Mit dem BMW 327 stellt der Münchner Autobauer eines der schönsten Fahrzeuge der Vorkriegszeit vor. Vier Jahre lang wird das elegante Fahrzeug als 2+2-sitziges Coupé und (ab 1938) Cabriolet gebaut. Die Karosserien entstehen in Berlin bei Ambi-Budd und werden anschließend zu BMW nach Eisenach geliefert. Hinter der Vorderachse sitzt ein längs eingebauter 1.971 ccm großer Sechszylinder-Reihenmotor mit 55 PS. In der Nachkriegszeit wird das im Krieg zerstörte Werk wiederaufgebaut und unter sowjetischer Verwaltung entstehen bis 1955 (ab 1952 in Dresden) mehr als 500 Fahrzeuge. Auf den britischen Markt kommen die BMW 327 als Frazer-Nash BMW 327 und entstehen auch direkt bei Frazer-Nash. Nach dem Krieg übernimmt die Bristol Aircraft Company die Konstruktion des BMW 327 und baut das Coupé zwischen 1947 und 1950.

 

11/1937 Der Opel Super 6 wird als Nachfolger des Opel 6 auf der 27. Internationalen Automobil- und Motorrad-Ausstellung in Berlin zusammen mit dem neuen Spitzenmodell Opel Admiral vorgestellt. Die Bauweise mit separatem Fahrgestell macht es möglich, verschiedene Aufbauten herzustellen. Angeboten werden außer der viertürigen Limousine auch zweitürige Cabriolets und Roadster. Das „Gläser“ Super-6-Cabriolet mit einer Karosserie der Gläser-Karosserie GmbH in Dresden ist das luxuriöse Schmuckstück dieser Reihe. Wie der Admiral (3,6 Liter Hubraum) hat der Super 6 als erster Opel einen damals neukonstruierten 2,5-Liter-Sechszylindermotor mit OHV-Ventilsteuerung („hängende Ventile“) und stirnradgetriebener seitlicher Nockenwelle, dessen Grundkonstruktion bis 1966 (außer im ab 1962 produzierten „Kadett“) in allen Opel-Modellen verwendet wird. Die Höchstgeschwindigkeit des Super 6 beträgt 117 km/h, doch von viel größerer Bedeutung ist die Dauergeschwindigkeit von 100 km/h, die den Wagen damit als „autobahnfest“ kennzeichnet. Nachdem in fast zwei Jahren 46.453 Wagen des Super 6 hergestellt werden, folgt mit dem gleichen Motor Ende 1938 der Opel Kapitän mit selbsttragender Karosserie.

 

19.11.1937 - Mit seinem Thunderbolt erreicht der Engländer Captain George Eyston auf einem Salzsee in Utah mit über 500 km/h Spitzengeschwindigkeit einen neuen Geschwindigkeitsweltrekord für Automobile.

 

1937 wird im französischen Bois-Colombes der letzte Hispano-Suiza gebaut, ein K6/Typ 70 mit einem 5,1-Liter Sechszylinder. 1904 wurde das spanische Unternehmen unter Beteiligung des Schweizer Konstrukteurs Birkigt in Barcelona gegründet. 

 

 

1938

 

01.01.1938 - Die Verordnung über das Verhalten im Straßenverkehr, kurz: Straßenverkehrs-Ordnung (StVO) tritt in Kraft. Sie löst die bisherige Reichs-Straßenverkehrs-Ordnung ab. Sie blieb bis zum 01.03.1971 in der BRD gültig. Die wesentlich umfassendere Neufassung von 1937 war zum einen den schnellen straßenverkehrstechnischen Fortschritten und dem Anwachsen des Verkehrs geschuldet, zum anderen wurden nun auch die Kompetenzverlagerungen und Strukturveränderungen innerhalb des inzwischen gefestigten nationalsozialistischen Staates deutlich.

 

28.01.1938 - In der Hubraumklasse zwischen 5.000 und 8.000 ccm fährt Rudolf Caracciola auf der Autobahn Frankfurt - Darmstadt mit einem Mercedes-Benz W 125 eine Geschwindigkeit von 432,700 km/h - in dieser Hubraumklasse ist der Rekord heute noch gültig. Eineinhalb Stunden später stirbt an gleicher Stelle Bernd Rosemeyer. Bei ca. 400 km/h drückt eine Windbö seinen Rekordwagen von der Fahrbahn. Mit ihm starb das Idol einer ganzen Generation und einer der erfolgreichsten Rennfahrer der Vorkriegszeit.

 

02/1938 – Der britische Sportwagenhersteller Riley muss Insolvenz anmelden. 1931 hat Riley den von ihm bevorzugten Karosserielieferanten Midland Motor Bodies übernommen. Seit 1935 lagert Riley einen Teil der Karosserieproduktion zu Briggs Motor Bodies aus. Dabei ordert Riley mehr Aufbauten als der Markt abnimmt, so dass es zu größerer Lagerbildung kommt. 1937 geriet diese Lagerhaltung „außer Kontrolle“, was zur Insolvenz führt. William R. Morris übernimmt Riley und gliedert die Werke 1939 in seine Nuffield Organisation ein.

 

03.04.1938 – Am zweiten Tag der Mille Miglia kommt es zu einem schweren Unfall. Um 16:30 Uhr fahren die beiden Genuesen Angelo Mignanego und sein Co-Pilot Dr. Luigi Bruzzo in ihrem Lancia Aprilia die Viale Berti Pichat in Bologna entlang. Bei knapp 100 km/h Fahrgeschwindigkeit verliert der unerfahrene Mignanego auf den dort verlegten Straßenbahnschienen die Herrschaft über den Wagen. Der Lancia kracht zuerst gegen einen Baum und danach in eine große Zuschauergruppe. Während die beiden Autoinsassen fast unverletzt bleiben, sterben beim Aufprall des Wracks zehn Personen, darunter sieben Kinder. 26 Zuschauer wurden zum Teil schwer verletzt. Ein 12 Jahre altes Mädchen starb bei einem weiteren Unfall in Stanghella. Als Konsequenz verbietet die italienische Staatsregierung alle Straßenrennen in Italien. 1939 findet daher keine Mille Miglia statt. Erst 1940 gibt es eine Wiederauflage. Allerdings findet das Rennen nun auf einem 165 Kilometer langen Dreieckskurs mit den Eckpunkten Brescia, Cremona und Mantua statt, die neunmal befahren werden muss. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg findet im Jahr 1947 wieder die Mille Miglia statt und führt erneut von Brescia nach Rom und zurück.

 

23.04.1938 – Bei Weltrekordversuchen in Gyon bei Budapest (Ungarn) verunglückt der britische Motorradrennfahrer Eric Crudgington Fernihough tödlich im Alter von 33 Jahren. In der ersten Hälfte der 1930er Jahre startet er für Excelsior bei zahlreichen internationalen Rennen. Zu seinen größten Erfolgen gehören der Sieg beim Grand Prix der U.M.F in Monthléry und krönt sich zum Europameister der 175-ccm-Klasse. Es folgen in den nächsten Jahren weitere Siege. 1936 stellte Ferinihough auf Brough Superior mit 263,64 km/h einen neuen Weltrekord über die fliegende Meile für Solo-Motorräder auf, den er ein Jahr später im ungarischen Gyon auf 273,25 km/h erhöht. Aobendrein stellt er mit 220 km/h einen neuen Rekord für Gespanne auf. Am 23.04.1938 kommt er bei einem Weltrekordversuch vermutlich wegen einer Windbö mit seiner Bough-Superior-J.A.P. von der Fahrbahn ab und stürzt schwer. Schwerverletzt wird er ins Krankenhaus nach Budapest gebracht, wo er verstirbt.

 

05/1938 - Der letzte von vier vom Bugatti-Werk gebauten Typ 57 SC Atlantic entsteht. Die anderen drei Fahrzeuge entstanden bereits im Jahr 1936. Auch dieses Fahrzeug folgt der Linienführung von Jean Bugattis Vorgaben, weicht jedoch in vielen Details ab. So hat es freistehende Kotflügel, während die anderen Atlantic in die Kotflügel eingelassene Scheinwerfer besitzen. Dieses Fahrzeug (Fahrgestell-Nr. 57591) bleibt zunächst 30 Jahre in Erstbesitz und gehört seit 20 Jahren zur exklusiven Ralph Lauren-Kollektion. 1990 wurde die Restaurierung abgeschlossen und der Atlantic erhält beim Pebble Beach Concours d'Elegance den Best of Show Award.  Mit einem geschätzten Auktionspreis von 30-40 Millionen US-Dollar gilt er als teuerster "Gebrauchtwagen der Welt."

 

08.05.1938 - In Hamburg findet das zweite Stadtparkrennen statt. Nach 1934, bei dem nur Motorräder an den Start gingen, begeistern nun auch Sportwagen die Zuschauer in der Hansestadt. Bei schmuddeligem Wetter gehen aber zunächst die Zweiräder an den Start. Ihnen folgen die Sportwagen. In der Einliter-Klasse gewinnt ein NSU-Fiat vor einem MG und einem Fiat, in der 1,5-Liter-Klasse ein MG-Midget vor einem Aston Martin und einem BMW und in der 2-Liter-Klasse liegen drei BMW vorne. Auch ein neuer Neander fährt vielversprechend mit.

 

26.05.1938 - Grundsteinlegung des Volkswagenwerkes. Der Ort am Mittellandkanal im Urstromtal der Aller wird mehr oder weniger zufällig aufgrund einer Bereisung durch den Geschäftsführer Bodo Lafferentz im ländlich geprägten, dünn besiedelten Gebiet bei der Gemeinde Fallersleben sowie dem Schloss Wolfsburg mit dem dortigen Schulenburgischen Gutshof gefunden. Er liegt annähernd in der geographischen Mitte des damaligen Deutschen Reiches und bietet zahlreiche verkehrsgünstige Anbindungen. Im Herbst 1939 stehen die Fertigungshallen im Rohbau. Doch statt der geplanten zivilen Volkswagen – für den bereits Hunderttausende einen Sparvertrag abgeschlossen haben - werden mit Ausbruchs des Zweiten Weltkrieges Kübel- und Schwimmwagen auf Basis des KdF-Wagens gebaut.

 

19.06.1938 - Den Sieg beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans holen sich die französischen Autorennfahrer Eugene Chaboud und Jean Tremoulet auf einem Delahaye.

 

03.07.1938 - Den Großen Preis von Frankreich für Automobile in Reims gewinnt der Deutsche Manfred von Brauchitsch auf Mercedes-Benz. Ihm folgen Rudolf Caracciola und Hermann Land auf den Plätzen 2 und 3, ebenfalls auf Mercedes-Benz.

 

24.07.1938 - Den Großen Preis von Deutschland für Automobile gewinnt auf dem Nürburgring der Brite Richard Seaman auf Mercedes-Benz. Auf Platz 2 fuhren Rudolf Caracciola und Hermann Land, ebenfalls auf Mercedes-Benz. Auf den Plätzen 3 und 4 folgen die Auto Union-Fahrer Hans Stück bzw. Hermann Paul Müller und Tazio Nuvolari.

 

15.08.1938 – In Magreglio am Comer See stirbt der italienische Ingenieur und Unternehmer Nicola Romeo im Alter von 64 Jahren. Nach einem Maschinenbaustudium und anschließender Tätigkeit im Ausland kehrt er 1911 nach Italien zurück und gründet die „Ing. Nicola Tomeo e Co“. Die Firma stellt Maschinen und Ausrüstung für den Bergbau her. Aus Expansionsgründen erwirbt Romeo 1915 die Anteilsmehrheit an dem fünf Jahre zuvor in Portello bei Mailand gegründeten Automobilhersteller A.L.F.A. und stellt auch dort vermehrt Rüstungsprodukte. 1918 erwirbt er die absolute Mehrheit an A.L.F.A. und benennt seine Firma in „Società Anonima Italiana Ing. Nicola Romeo“. Der Markenname A.L.F.A. wurde in „Alfa Romeo“ geändert. Nach dem Ersten Weltkrieg konzentriert sich Alfa Romeo wieder auf den Automobilbau. Mit Hilfe von Vittorio Jano, der ab 1923 für die Technik verantwortlich ist, werden neue sportliche Modelle für eine anspruchsvolle Kundschaft entwickelt. Erfolge im Motorsport helfen den damals exklusiven Ruf der Marke aufzubauen und zu festigen. 1928 scheidet Nicola Romeo aus der Firma aus.

 

09/1938 – In Bremen-Sebaldsbrück wird das neue Werk der Automobilfirma Carl F. W. Borgward eröffnet. Gefertigt werden sollen hier Automobile, aber bereits vor Beginn des Krieges wird das Werk ebenso wie das Stammwerk in Bremen-Hastedt sowie die 1943/44 ausgelagerten Produktionsstätten in Nadah (Motorenbau im Außenwerk Ottersberg) und Delmenhorst (Getriebe und Achsen) für die Herstellung von Fahrzeugen der Wehrmacht eingespannt. Als bei dem schweren Luftangriff auf Bremen vom 12. Oktober 1944 die beiden Borgward-Werke in Hastedt und Sebaldsbrück zerstört werden, sind dort weit über die Hälfte der Beschäftigten Kriegsgefangene und Zwangs- oder „Ostarbeiter“. Im März 1949 stellt Borgward auf dem Genfer Auto-Salon seine Neukonstruktion Hansa 1500 vor. Nun beginnt endlich die Automobilproduktion in Bremen-Sebaldsbrück.

 

11.09.1938 - Rudolf Caracciola gewinnt zum dritten Mal die Grand-Prix-Europameisterschaft.

 

13.10.1938 - Präsentation des letzten Eisenacher BMW-Modells Typ 335. Es ist das größte und leistungsstärkste Automobil, das BMW in der Vorkriegszeit anbietet. Aufgrund des Erfolges des BMW 326 bringt BMW mit dem Typ 335 ein größeres Modell mit einem ähnlichen Charakter auf den Markt. Das Fahrzeug hat einen Reihensechszylindermotor mit 3.485 ccm Hubraum und 90 PS. Dies reicht für eine Höchstgeschwindigkeit von rund 145 km/h. Im ersten Produktionsjahr kostet die Limousine 7.850 RM, das zweitürige Cabriolet 9.050 RM, während der BMW 326 schon für 5.500 RM zu haben ist. Zusätzlich gibt es noch ein viertüriges Cabriolet vom Typ 335. Gebaut wird der BMW 335 von 1939 bis 1941, es entstehen 415 Fahrzeuge.

 

1938 - Der "Große Mercedes", der 770 (W150) wird zwischen 1938 und 1943 88 x gebaut. Im gleichen Jahr kommt der Typ 320 bzw. 340 als Nachfolger des Mercedes-Benz Typ 290 auf den Markt. Er hat einen Sechszylinder-Reihenmotor mit 3.208 ccm und 78 PS bzw. als Typ 340 mit 3.405 ccm und 80 PS. Den 320 bzw.  gibt es bis 1942 in verschiedenen Karosserievarianten. Von Audi kommt der neue Typ 920. Er gehört zur oberen Mittelklasse, das Fahrwerk und die Karosserie entsprechen dem Wanderer W23. Angetrieben wird er von einem Sechszylinder-Reihenmotor mit 3.281 ccm und 75 PS.  In Zwickau entstehen bis 1940 insgesamt1.281 Fahrzeuge, davon 795 Cabriolets. Opel bringt das neue Modell Kapitän auf den Markt. Auch er gehört wie der Audi zur oberen Mittelklasse. Der Kapitän ist das letzte, als Nachfolger der Erfolgsmodells Super 6 vor dem Zweiten Weltkrieg konstruierte Opel. Das Modell gibt es als Limousine mit zwei oder vier Türen und als vor- und fünfsitzige Vier-Fenster-Cabriolets. Zusätzlich entstehen 248 zweisitzige Cabriolets bei Gläser in Dresden und Hebmüller in Wülfrath. Angetrieben wird der Kapitän von einem Sechszylinder-Reihenmotor mit 2.473 ccm und 55 PS. Bis zur Einstellung der Pkw-Produktion im Herbst 1940 werden 25.371 Fahrzeuge hergestellt, 1943 folgen drei weitere Einzelexemplare. In Frankreich bringt Peugeot das Modell 202 auf den Markt. Besonderes Merkmal sind seine Scheinwerfer, die hinter dem Kühlergrill angebracht sind. Der Kleinwagen hat einen 1.133 ccm großen Vierzylindermotor mit 30 PS. Es gibt den 202 als Limousine, Kombi und Cabriolet. 1940 wird die Produktion kriegsbedingt eingestellt und von 1947 bis 1949 wieder aufgenommen. Insgesamt entstehen rund 105.000 Exemplare. In Schweden erscheint die Volvo PV 800-Serie (umgangssprachlich auch Volvo Suggan, zu Deutsch "Sau"). Der PV 800 dominiert in Schweden bis in die 50er Jahre den Taximarkt. Er wird aber auch als Hilfsambulanzwagen eingesetzt und im Zweiten Weltkrieg entsteht eine Version als allradgetriebener Geländewagen namens Terrängpersonvagn m/43 (TPV) für die schwedischen Streitkräfte.

 

 

1939

 

01/1939 - Der BMW 320 wird durch den überarbeiteten BMW 321 abgelöst. Der 321 erhält den unveränderten 2,0-Liter-Reihensecgszylindermotor des Vorgängers. Die Karosserie ist um 110 mm verbreitert worden, die Vorderachse stammt nun vom BMW 326. Die bisher vorne angeschlagenen Türen sind nun hinten angeschlagen. Diese "Selbstmördertüren" solle den Einstieg für Fahrer und Passagiere erleichtern und gelten zu dieser Zeit als modern. Der Typ 321 wird bis 1941 in Eisenach gebaut. Von 1945 bis 1950 wird er unter Leitung der sowjetischen Aktiengesellschaft als 321/2 erneut gebaut.

 

02/1939 – Automobilgeschichte schreibt Karl Haeberk, ein Automobilingenieur der Hanomag. Mit einem Hanomag Rekord Vierzylinder-Dieselmotor mit 1.910 ccm Hubraum fährt er auf der Autobahn bei Dessau vier Weltrekorde. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei165 km/h. Außerdem erreicht er die höchste Geschwindigkeit bei fliegendem Start über fünf Kilometer. Das in den Nachkriegswirren verloren gegangene Fahrzeug wird in den 2010er Jahren auf Basis noch vorhandener, damaliger Serientechnik neu aufgebaut. Außer einigen wenigen Fotos sowie spanten- und Riss-Zeichnungen existieren fast keine Unterlagen.

 

02/1939 – Als Nachfolger des DKW F 7 bringt die Auto Union den F 8 auf den Markt. Wie alle „Frontwagen“ wird er im Audiwerk in Zwickau gebaut. Auch ihn gibt es als einfaches und leistungsschwächeres Modell „Reichsklasse“ und der besser ausgestatteten „Meisterklasse“. Angetrieben wird der Wagen von einem Zweizylinder-Zweitaktmotor mit 0,6 Liter Hubraum (Reichsklasse) bzw. 0,8 Liter Hubraum (Meisterklasse), die Motoren leisten 18 bzw. 20 PS. Wie beim Vorgänger F 7 sind die DKW-typischen kunstlederbezogenen Sperrholzkarosserien auf einen stabilen Stahl-Zentralkastenrahmen aufgesetzt. Das „Front Luxus Cabriolet“ hat eine Karosserie in Holz-Stahl-Mischbauweise, ebenso die Export-Modelle „Meister Super“. Reichsklasse und Meisterklasse sind als zweitürige Limousinen, Cabrio-Limousinen oder Vollcabriolets verfügbar, das „Front Luxus Cabriolet“ als zwei- oder viersitziges Vollcabriolet. Zusätzlich werden auch Lieferwagen und Pick-ups auf Basis der Reichsklasse hergestellt. 1940 wird die Produktion der Reichsklasse und des Luxus-Cabriolets eingestellt, zwei Jahre später auch die der Meisterklasse und der Lieferwagen. Insgesamt entstehen rund 50.000 Fahrzeuge.

 

09.02.1939 - Rudolf Caracciola stellt zwischen Dessau und Bitterfeld mit 398,234 km/h einen Geschwindigkeitsrekord für Fahrzeug mit 3 Liter Hubraum auf.

 

03.-12.03.1939 - Auf dem Genfer Autosalon wird das letzte vor dem Zweiten Weltkrieg konstruierte Opel-Modell vorgestellt: Der Opel Kapitän. Er ist der Nachfolger des Opel Super 6, besitzt auch dessen 2,5-Liter-Motor, hat nun aber eine selbstragende Karosserie und eine vordere Einzelradaufhängung mit doppelten Querlenkern. Dem Kapitän gibt es als Limousine mit zwei oder vier Türen sowie als Cabriolet. Bis zum Herbst 1940 werden 25.371 Stück gebaut. Der Kaufpreis für die zweitürige Limousine beträgt 3.575 RM, für die viertürige Limousine 3.975 und für das vier- bis fünfsitzige Vier-Fenster-Cabriolet 4.235 RM. Zusätzlich bauen die Karosseriebaufirmen Gläser (Dresden) und Hebmüller (Wülfrath) zweitsitzige Cabriolets.

 

30.05.1939 - Wilbur Shaw gewinnt am Steuer des Maserati „Boyle Special“ 8 CTF die „Indy 500“ mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 185,131 km/h. 1940 wiederholt er den Triumph mit dem gleichen Fahrzeug und wird jeweils einmal Zweiter und Dritter bei diesem bedeutenden Rennen.

 

30.07.1939 – Der deutsche Erfinder und Ingenieur Prosper L’Orange stirbt im Alter von 65 Jahren in Stuttgart. Der 1876 in Beirut als Sohn eines Mediziners geborene L’Orange studiert von 1896 bis 1900 an der Technischen Hochschule Charlottenburg Maschinen-Ingenieurwissenschaften. Bei Konstruktionsaufträgen zur Einführung des Dieselmotors für die Gasmotoren-Fabrik Deutz in Köln schafft er die Voraussetzungen zum Bau des ersten betriebsfähigen Kammermotors, die 1908 zum Patent DRP 238 832 führen. 1908 wechselt er zu Benz & Cie. nach Mannheim, wo er neben dem Vorkammerprinzip noch weitere elementare Erfindungen macht und weiterentwickelt: Die Trichter-Vorkammer, die Nadel-Einspritzdüse und die regelbare Einspritzpumpe. 1926 gründet er die Firma „Prosper L’Orange Ingenieur-Büro“ in Stuttgart. Die Nachfolgefirma, die L’Orange GmbH, ist heute Weltmarktführer bei Einspritztechnik für 4-Takt-Großmotoren. Zusammen mit Heinrich Buschmann gründet L’Orange 1939 die noch heute erscheinende „Motortechnische Zeitschrift“ als Informationsplattform.

 

11.08.1939 - Bei einer Testfahrt mit einem Bugatti Typ 57 C "Tank" verunglückt Jean Bugatti im Alter von nur 30 Jahren tödlich. Jean Bugatti (eigentlich Gianoberto Maria Carlo Bugatti) ist der älteste Sohn von Ettore Bugatti und wie sein Vater ein genialer Fahrzeugkonstrukteur. Er entwirft u.a. den Bugatti Typ 57, der eines der erfolgreichsten Modelle der elsässischen Marke wird. Im Alter von 23 Jahren entwirft er die traumhafte 2-Sitzer-Karosserie des Bugatti Royal roadster Esders. Auch der Bugatti Typ 57 SC Atlantic - heute das teuerste Auto der Welt - entspringt seiner Feder. 1936 übernimmt er die Automobilproduktion Bugattis. Am 11.08.1939 testet er den Bugatti Typ 57 C "Tank", der kurz zuvor die 24 Stunden von Le Mans gewann, als bei über 200 km/h plötzlich ein Fahrradfahrer aus einem Feld heraus auf die Straße kommt. Jean Bugatti weicht aus und prallt gegen einen Baum.

 

28.08.1939 - Citroën erhält vom französischen Service de mines die offizielle Straßenzulassung für ein neuartiges Fahrzeug, den 2CV Type A. Dessen Entwicklung hat kurz nach dem Einstieg von Michelin bei Citroën rund drei Jahre zuvor begonnen. Der damalige Citroënchef Boulanger hält den Wagen jetzt für marktreif und will ihn unbedingt auf dem Pariser Automobilsalon ’39 vorstellen. Um die bereits angeschafften Maschinen zu testen und auch die 2CV-Produktionsabläufe zu erproben, ist im Citroënwerk Levallois bereits eine erste Serie von 250 Exemplare gefertigt worden. Konstruktiver Minimalismus: Abgesehen von den Radhauben besteht die Karosse des 2CV A 1939 vollständig aus Aluminium. Das spart Gewicht, macht aber vor allem eine Lackierung verzichtbar. Konstruktiver Minimalismus: Abgesehen von den Radhauben besteht die Karosse des 2CV A 1939 vollständig aus Aluminium. Das spart Gewicht, macht aber vor allem eine Lackierung verzichtbar. Die Neuartigkeit des 2CV Type A liegt im Spätsommer 1939 vor allem in seiner radikal auf Funktionalität getrimmten Gesamtkonstruktion. So ist bei den ersten 2CV nur das zum Fahren unbedingt Notwendige vorgesehen: Die per Wellblech stabilisierte Aluminiumkarosse deckelt das Leergewicht auf 380 Kilo, dennoch gibt es Platz für vier Erwachsene und 50 Kilogramm Gepäck. Ein von BMW-Motorrädern inspirierter 2-Zylinder-Boxer mit Wasserkühlung entwickelt zwar nur 9 SAE-PS aus 375 ccm, kann den 2CV aber auf 60 km/h beschleunigen – bei nur 3-4 Litern Verbrauch. Die erste 2CV Serie des Jahres 1939 verfügt im Gegensatz zu den Nachkriegsmodellen über einen wassergekühlten Boxermotor, der sich allerdings in späteren Kältetests nicht bewährt. Ein paar der ersten Serienexemplare werden zu Alltagstests nach Clermont-Ferrand in die Auvergne transportiert, von wo Marcel Michelin im Oktober 1939 nach Paris meldet, man sei wohl zufrieden mit dem 2CV, ärgere sich aber über das Aufsehen, das der Wagen errege. Doch zu diesem Zeitpunkt ist an einen Anlauf der Serienfertigung im größeren Stil ohnehin nicht mehr zu denken, denn zwischenzeitlich befinden sich Frankreich und Deutschland im Kriegszustand und der Pariser Autosalon ’39 ist abgesagt, die weitere Entwicklung des 2CV wird zunächst komplett eingestellt. Als deutsche Truppen Paris besetzen, sind die Vorserienmodelle entweder gut versteckt oder abgewrackt.

 

01.09.1939 - Die Firma Maserati zieht offiziell von Bologna nach Modena. Zwei Jahre zuvor hatten die Maserati-Brüder die Firma an den aus Modena stammenden Industriellen Adolfo Orsi verkauft.

 

 

 

6.   Die 1940er – Dunkle Zeiten und Aufbruch

 

 

1940

 

12.02.1940 – Im englischen Eastborne stirbt der in Australien geboren britische Automobilrennfahrer Selwyn Francis Edge im Alter von 72 Jahren. 1899 bestreitet er mit einem De-Dion-Bouton-Tricycle sein erstes Rennen, das von Paris nach Bordeaux führt. Dabei scheidet er allerdings aus. Später wechselt er zu Napier. Der Marke bleibt er bis 1913 als Fahrer und anschließend als Händler treu. 1902 gewinnt Edge den Gordon-Bennett-Cup, dabei ist er jedoch der einzige Fahrer, der am Ziel ankommt, während alle anderen Teilnehmer ausscheiden. 1904 wird er Teamchef von Napier. Auf der neuen Brooklands-Rennstrecke stellt er 1907 mit 2.546 km einen neuen 24-Stunden-Rekord auf, den er 1922 mit 2.868 km verbessert. 1937 bestreitet er im Alter von 69 Jahren sein letztes Rennen auf der Brooklands-Rennstrecke.

 

28.04.1940 – Nachdem die Mille Miglia 1938 von einem schweren Unfall mit zahlreichen Todesopfern überschattet war und daraufhin im Folgejahr keine Mille Miglia stattfand, gehen 1940 wieder Rennfahrer mit ihren Fahrzeugen an den Start. Allerdings nicht auf der gewohnten Strecke Brescia – Rom – Brescia, sondern auf einem Dreieckskurs mit den Eckpunkten Brescia – Cremona – Mantua. Die 165 Kilometer lange Strecke muss neunmal befahren werden. Am Start sind auch die BMW-Werksfahrer Huschke von Hanstein und Walter Bäumer mit ihrem bei der Carrozzeria Touring gebauten BMW 328 Coupé. Nach einem Klassensieg zwei Jahre zuvor auf BMW 328 holen sie sich diesmal mit dem Zweiliter-Sechszylinder den Gesamtsieg vor dem Italiener Nino Farina im Alfa Romeo 6C 2500. Dies ist nach Rudolf Caracciola 1931 auf Mercedes-Benz SSKL der zweite Sieg eines Nichtitalieners bei der Mille Miglia.

 

30.05.1940 – Schon bald nach dem Beginn der Fahrzeugproduktion sammelt Maserati Erfolge im Motorsport weltweit. Der wohl bedeutendste internationale Sieg gelingt mit dem Maserati 8CTF am 30. Mai 1940 bei den schon damals legendären 500 Meilen von Indianapolis. Nicht nur, dass der italienische Sportwagenhersteller damit seinen Erfolg vom Vorjahr wiederholt und bis heute zu einer Handvoll europäischer Marken gehört, die das „Indy 500“ überhaupt gewinnen konnten: Sieger Wilbur Shaw ist der erste Pilot in der Geschichte des Rennens, der zwei Siege in Folge feiern kann. Der Erfolg in Indianapolis trägt maßgeblich dazu bei, die Bekanntheit von Maserati in den USA zu steigern. Der Maserati 8CTF basiert auf einem Konzept von Ernesto Maserati und entsteht 1938. Kennzeichnend sind seine acht Zylinder, die in zwei Monoblöcken aus je vier Zylindern einschließlich Zylinderköpfen gegossen sind. Dieses Merkmal bringt ihm auch seinen Namen ein: 8C für acht Zylinder, TF für „Testa fissa“ (fester Kopf). Das Exemplar, das 1939 und 1940 in Indianapolis gewinnt, wurde vom Chicago Boyle Racing Headquarters Team eingesetzt, das Michael Joseph „Mike“ Boyle gehört. Daher tritt der Wagen unter der Bewerbung „Boyle Special“ an. Nach den ersten beiden Siegen scheint für Shaw 1941 sogar ein Hattrick möglich. Doch ein Reifenschaden verhindert, dass er das Rennen zum dritten Mal in Folge gewinnt. Nach der Pause durch den Zweiten Weltkrieg beendet 1946 derselbe 8CTF, den Shaw gefahren war, die „Indy 500“ auf Rang drei - diesmal mit Ted Horne am Steuer. Er wiederholt den Erfolg 1947 und wird 1948 nochmals Vierter. Die Ergebnisse bestätigen die erstaunliche sportliche Langlebigkeit der Konstruktion von Ernesto Maserati. Die atemberaubenden Auftritte im Oval von Indianapolis legen den Grundstein für die Geburt eines italienischen Mythos in den USA. Das Ansehen ist so groß, dass 2014 die US-amerikanische HVA (Historical Vehicle Association) den Maserati 8CTF als erstes nichtamerikanisches Fahrzeug registriert und es einen festen Platz in den Annalen der Library of the US Congress erhält. Die Dokumentation wird unter den „Standards for Heritage Documentation“ des Innenministers aufgezeichnet und in das NHVR (National Historic Vehicle Register) sowie das HAER (Historic American Engineering Record) aufgenommen. Darüber hinaus wird das Fahrzeug, mit dem Wilbur Shaw die Siege in Indianapolis einfuhr, mit der Originallackierung restauriert und ist seither im Indianapolis Speedway Museum zu sehen. Die Rennerfolge des Maserati 8CTF beschränken sich aber nicht nur auf die amerikanischen Ovalrennstrecken. Das Fahrzeug siegt auch bei einem anderen berühmten Rennen in den USA, dem Pikes Peak Hill Climb in Colorado. Hier gewinnt Luis Unser 1946 und 1947 mit dem 8CTF. Das Bergrennen führt über eine Distanz von rund 20 Kilometern. Exakt 156 Kurven und 2.860 Höhenmeter sind auf hauptsächlich unbefestigten Straßen zu absolvieren. Zielankunft ist auf 4.300 Metern Höhe - eine Herausforderung für Pilot und Fahrzeug, bei der sich der 8CTF als äußerst wettbewerbsfähig erweist.

 

01.07.1940 - Die mit dem Reichsgesetz vom 7. November 1939 beschlossene Kfz-Haftpflichtversicherung tritt in Kraft - "um den Schutz der Verkehrsopfer wirksamer zu gestalten", wie es in seiner Einleitung heißt. Mittlerweile sind damals rund vier Millionen Autos zugelassen. Als Carl Benz 1886 zum ersten Mal mit seinem Motorwagen durch Mannheim fährt, denkt wohl kaum jemand an die Risiken des neuen Gefährts. Die Haftpflicht des Automobilisten ist noch kein Thema, geschweige denn eine entsprechende Versicherung. In den nächsten 20 Jahren setzt sich jedoch das Auto als Verkehrsmittel mehr und mehr durch. 1907 gibt es im Deutschen Kaiserreich rund 27.000 Automobile, 1913 sind es bereits 60.000 Personenwagen. Gleichzeitig steigt die Unfallgefahr. Bereits 1909 wird per Gesetz die sogenannte Gefährdungshaftung für Kraftfahrzeughalter eingeführt. Auf dieser Grundlage kann ein Autohalter auch dann in Anspruch genommen werden, wenn er mit seinem Wagen schuldlos einen Schaden verursacht hat. Der Abschluss einer Haftpflichtversicherung ist Fahrzeughaltern in Deutschland allerdings lange Zeit freigestellt - im Unterschied zu anderen Staaten. Nur deutsche Fahrlehrer (ab 1933), Personenbeförderer (ab 1934) und Fernlastwagenfahrer (ab 1935) sind zum Abschluss verpflichtet. In der Zeit des Nationalsozialismus lehnt das Reichsverkehrsministerium einen Versicherungszwang zunächst ab. Das ändert sich erst 1938 mit dem sogenannten Anschluss Österreichs, wo eine Pflichtversicherung schon 1929 eingeführt wurde.

 

18.08.1940 - Im Alter von 65 Jahren verstirbt der US-amerikanischer Automobilpionier und Gründer der Chrysler Corporation Walter Percy Chrysler.  Der Sohn eines Lokomotivingenieurs wird 1910 Werksleiter bei Buick in Flint, Michigan, und im November 1912 Präsident von Buick. 1917 scheidet er bei Buick aus, wechselt zur Chase Manhattan Bank und soll in deren Auftrag die Willys Corporation sanieren.  Der nächste Job ist 1921 die Sanierung des Automobilproduzenten Maxwell. Dabei wird das Werk an den früheren GM-Chef Durant verkauft, während dieser kein Interesse an einem bereits entwickelten Sechszylinder-Prototyp hat.  Zusammen mit dem früheren Willys-Team entwickelt Chrysler das Fahrzeug zur Serienreife. Gebaut wird es in den ehemaligen Chalmers-Hallen unter dem Namen Chrysler. 1925 wird die Chrysler Corporation gegründet. Von 1928 bis 1930 lässt er für die Chrysler Corporation einen Wolkenkratzer in New York bauen. Das Chrysler-Building ist 319 Meter hoch und kurzfristig das höchste Gebäude der Welt. Doch nur bis 1931, dann entsteht das 62 Meter höhere Empire State Building. 1935 zieht Walter Chrysler sich aus dem Geschäftsleben zurück. Er gilt als der letzte Automobilpionier, der aus eigener Kraft einen Automobilkonzern gegründet und am Leben erhalten hat.

 

 

1941

 

01/1941 – Der französische Frontantriebspionier Jean-Albert Grégoire beginnt im Auftrag der Société Aluminium Francaise mit dem Entwurf eines Kleinwagens Die Aufgabenstellung sieht ein Fahrzeug vor, das Platz für vier Personen bietet, maximal 400 kg wiegt, maximal vier Liter auf 100 km verbrauchen und eine Höchstgeschwindigkeit von 90 km/h erreichen soll. Insgesamt entstehen vier Fahrzeuge. Für den Antrieb sorgt ein luftgekühlter Zweizylinder-Boxermotor mit 594 ccm Hubraum und 15 PS. Das Getriebe hat vier Gänge, von denen die oberen drei synchronisiert sind. Die Fahrzeuge sind als zweitürige Cabriolimousinen aus Aluminium karosseriert. Pläne, diesen Prototyp an Fiat oder Simca zu verkaufen, scheitern. Panhard übernimmt das Projekt und entwickelt daraus den Panhard Dyna X. Der britische Kendall und der australische Hartnett basieren ebenfalls auf diesem Prototyp.

 

20.02.1941 - Den Namen Jeep macht der Chef-Testfahrer von Willys-Overland, Irving Red Hausmann, erstmals publik – und zwar im Februar 1941, als er „seinen“ Jeep der Presse vorstellt. Es ist überliefert, dass er bei der Pressevorstellung mit dem Jeep die Treppe des Kapitols in Washington hochfährt – begleitet von der Washington Daily News-Journalistin Katherine Hillyer. Wieder am Fuß der Treppe angekommen, fragt einer der Zuschauer, was das denn für ein Auto sei. Hausmann: „It’s a Jeep.“ Hillyer übernimmt diesen Namen für ihren Artikel – und damit ist der Name Jeep für alle Zeiten etabliert und wird sogar von den Militärs als offizielle Bezeichnung akzeptiert.

 

30.06.1941 – Im Alter von nur 32 Jahren stirbt der Motorrad- und Automobilrennfahrer Walter Bäumer bei einem privaten Autounfall in Herford. Zunächst macht Bäumer eine kaufmännische Ausbildung und kann 1928 als Motorradrennfahrer für NSU bereits 1928 insgesamt zwölf verschiedene Rennen siegreich beenden. Nach einem Unfall wendet er sich dem Automobilsport zu, wo er auf Dixi und BMW zum gefährlichsten Gegner des Eisenachers Robert „Bobby“ Kohlrausch wird. Als er auf einem BMW 3/15 PS DA 3 Wartburg Autorennen bestreitet, hat Bäumer schnell den Spitznamen „Walter von der Wartburg“ weg. Zwischen 1933 und 1937 nimmt er sehr erfolgreich an Bergrennen teil, wobei er zumeist auf Austin fährt. Zwischen 1937 und 1939 ist er Ersatzfahrer für Mercedes, kommt für die Grand Prix von Deutschland (1937 und 1938) und der Schweiz (1938) allerdings nicht zum Einsatz, während er in den GP von Donington (1938) und Belgrad (1939) das Ziel nicht erreicht. Bäumer ist Mitglied des NSKK, was damals Voraussetzung für die Teilnahme an offiziellen Rennen war. 1937 tritt er auch der NSDAP bei, möglicherweise um seine Chancen einer Teilnahme an den Grand-Prix-Rennen zu erhöhen. Die Einziehung an die Front bleibt ihm erspart, seinen Kriegsdienst leistet er als NSKK-Sturmführer in der Fahrbereitschaft ab, wohl im besetzten Frankreich. Internationale Bekanntheit erringt er 1940 durch den Gesamtsieg auf einem BMW 328 Touring-Coupé beim Großen Preis von Brescia (Gran Premio de Brescia della Mille Miglia), der wegen des schweren Unfalls im Jahre 1938 ausgetragenen Ersatzveranstaltung der Mille Miglia (über 9 Runden von jeweils ca. 165 km). Für diesen für die Machthaber der Zeit des Nationalsozialismus prestigeträchtigen Wettbewerb wird Bäumer vom NSKK dazu verpflichtet, als Kopilot zusammen mit dem SS-Rennfahrer Fritz Huschke von Hanstein ein Gespann zu bilden, – allerdings ist es Bäumer, der das Stromlinien-Coupé des Teams über die letzten drei Runden zum Sieg steuert.

  

19.07.1941 - In Mailand stirbt der italienische Flieger und Automobilrennfahrer Bartolomeo Constantini. Ab 1911 dient er im Italienisch-Türkischen Krieg und im Ersten Weltkrieg wird er bekannt als Fliegerass auf einer Société de Production des Aéroplanes Deperdussin. Von 1914 bis 1917 ist Costantini Rennfahrer für Aquila Italiana. 1923 wechselt er zu Bugatti, wo er Ernest Friederich ersetzt, und gewann 1925 und 1926 die Targa Florio auf Sizilien sowie das Circuito Lasarte und den Großen Preis von Frankreich. Nach dem Tod seines Freundes Conte Giulio Masetti (1895–1926) bei der Targa Florio 1926 zieht sich Costantini vom aktiven Rennsport zurück und betreut danach das Bugatti-Werksteam als Leiter. In dieser Funktion wird er 1935 von Jean Bugatti abgelöst und verlässt das Unternehmen 1937.

 

15.11.1941 – Der britische Motorrad- und Automobilrennfahrer Walter Leslie Handley (meist Wal Handley stirbt im Alter von 38 Jahren bei Kirkbampton, Cumberland. Er war einer der bekanntesten und erfolgreichsten Motorradrennfahrer zwischen den beiden Weltkriegen. Auf sein Konto gehen unter anderem vier Siege bei der Isle of Man TT und drei Europameistertitel.

 

 

1942

 

13.01.1942 - Der Automobilbauer Henry Ford erhält ein US-Patent auf eine Autochassis-Konstruktion, die er im Fahrgestell des Soybean Cars schon verwirklicht hat. Das Soybean Car (deutsch Sojabohnen-Auto) ist ein Fahrzeug, das der US-amerikanische Automobilhersteller Henry Ford bereits1941 der Öffentlichkeit vorstellte. 14 sojafaserverstärkte Karosserie-flächen auf dem konventionellen Rahmen führen zu einer Gewichtsreduktion von 1,4 auf 0,9 Tonnen. Über die genaue Zusammensetzung existieren keine Unterlagen mehr. Auch das Fahrzeug selbst ist nicht erhalten. In einer Ausgabe des 'Popular Mechanics' von 1941 wird eine Zusammensetzung aus Flachs, Weizen, Hanf und Holzmasse angegeben. Der am Bau beteiligte Lowell E. Overly sagt allerdings, an pflanzlichen Bestandteilen seien nur Sojabohnenfasern in einem Phenolharz mit Formaldehyd zur Imprägnierung verwendet worden. Auf nachwachsende Rohstoffe wird wegen der damaligen Knappheit an Metall zurückgegriffen. Mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wird die Autoproduktion eingestellt und damit auch das Plastikautoexperiment. Nach dem Krieg fällt das Projekt bei den Wiederaufbaumaßnahmen unter den Tisch. Die Idee lebt als bio-basierter Kunststoff bzw. in der Nutzung der Faserverbundwerkstoff weiter. Für das Fahrzeug verbreitet sich der Begriff Hemp Car (deutsch Hanfauto), nachdem 1999 in Publikationen darüber berichtet worden ist. Die Angaben sind widersprüchlich. Dem Buch Offbeat marijuana des US-Journalisten Saul Rubin gemäß soll das Modell von 1941 mit aus Hanf gewonnenem Treibstoff angetrieben worden sein und das Auto selbst aus einer Kombination von Hanf und Soja bestanden haben. Dem Magazin Hightower Lowdown des für die Legalisierung des Hanfanbaus in den USA eintretenden Aktivisten Jim Hightower zufolge war die Karosserie aus einer Zellulosemasse aus Hanf und Sisal gefertigt. Außerdem habe Ford Autos hergestellt, die mit einem aus Hanf gewonnenen Alkohol angetrieben wurden.

 

18.07.1942 – Beim einer verunglückten Landung mit seinem Aufklärungsflugzeug stirbt der britische Automobilrennfahrer und Pilot Alfred Fane. Der in Indien als Vater eines Offiziers geborene Fane beginnt seine Rennfahrerkarriere in Brooklands. Sein erstes Rennfahrzeug ist ein 1,1-Liter-Salmson, mit dem er beim March Mountain Speed Handicap Zweiter wird. 1932 ersetzt er diesen durch einen Frazer Nash mit einem Anzani-Motor und einer extra angefertigten Karosserie von Corsica. Er meldet den Wagen zum Großen Preis von Deutschland für die Voiturette-Klasse, fällt jedoch in der zehnten Rennrunde aus. In den folgenden Jahren ist er mit dem Wagen bei Bergrennen erfolgreich und kann einige Klassensiege feiern. 1934 erwirbt er Anteile an Frazer Nash und geht 1935 mit einem Frazer Nash Shelsley beim 24-Stunden-Rennen von le Mans an den Start. Ab 1935 startet Fane mit BMW 328-Rennwagen; Frazer Nash war zuvor britischer Generalimporteur für BMW geworden. Er gewinnt damit die Sportwagenklasse beim Eifelrennen 1937 und startet beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans. Bei der Mille Miglia 1938 erreicht er den achten Gesamtplatz und siegt in der Rennklasse für Sportwagen bis zwei Liter Hubraum. Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs meldet sich Albert Fane freiwillig zur Royal Air Force (RAF) und macht eine Ausbildung zum Jagdflieger. Mit einer Supermarine Spitfire fliegt er Aufklärungseinsätze über dem Nordatlantik. Nachdem er am 18.07.1942 Fotos von U-Booten im Flensburger Hafen gemacht hat, verfehlt er bei der Rückkehr bei schlechtem Wetter den Flughafen und muss auf einem Feld bei Duxford notlanden. Bei der Bruchlandung wird er aus dem Flugzeug geschleudert und stirbt im Alter von 30 Jahren.

 

12.08.1942 – Im Alter von 36 Jahren stirbt der deutsche Motorrad- und Automobilrennfahrer Rudolf Richard Hasse an der Asiatischen Ruhr an der Ostfront. Wie viele andere Rennfahrer auch beginnt der in Mittweida geborene Rudolf Hasse mit Motorradrennen. 1929 wechselt Hasse auf vier Räder und ist ein ausgezeichneter Langstreckenfahrer, der lange Distanzen ohne Pause zurücklegen kann. Seine Markenzeichen sind die weiße Kappe und die großen Schutzbrillen, hinter denen er seine eigenen Augengläser unterbringen muss. 1936 stößt er zu Auto Union, für die er 1937 mit dem Sieg beim Großen Preis von Belgien seinen größten Erfolg feiern kann. Während des Zweiten Weltkrieges ist er zunächst in der Truppenbetreuung – vorwiegend im Osten – tätig: Er hält Filmvorträge über die Autorennen der 1930er Jahre. Danach ist er als Absolvent des Technikums Mittweida als technischer Sonderführer im Offiziersrang bei den Panzertruppen im Krieg gegen die Sowjetunion eingesetzt. Er stirbt in einem Lazarett in Makejewka bei Stalino.

 

20.11.1942 - 20. November: Der bereits im Oktober fertiggestellte Alaska Highway wird offiziell eröffnet. Der Bau der Straße wurde nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor von den USA unter militärischen Aspekten forciert. Die Straße verbindet das in der kanadischen Provinz British Columbia gelegene Dawson Creek mit Delta Junction im US-Bundesstaat Alaska.

 

30.11.1942 - Hans Friedrich Lewy stirbt im Konzentrationslager Auschwitz im Alter von 46 Jahren. Der aus Dresden stammende Zigarettenfabrikant ist zwischen 1925 und 1932 als Privatfahrer erfolgreicher Starter bei Straßen- und Bergrennen in Deutschland und der benachbarten Tschechoslowakei. Lewy, der mit Monokel antritt, gelingen insgesamt 28 Siege – ausschließlich auf Rennwagen des französischen Herstellers Bugatti. Zu seinen Wagen zählen unter anderem ein T13, ein T37 und ein T37A. Mit dem T37A gewinnt Hans Lewy im Jahr 1931 das AVUS-Rennen in der Klasse bis 1500 cm³. Er benötigt für die 196,56 km 1:18.26,0 h, was einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 150,38 km/h entspricht. Neben Lewy erreicht von den elf angetretenen Piloten nur der Franzose Louis Decaroli (Salmson) das Ziel. Im Jahr 1932 erwirbt Hans Lewy einen Bugatti T51 mit 2261-cm³-Achtzylindermotor mit zwei obenliegenden Nockenwellen. Zusammen mit dem Freiburger Paul Pietsch und Hans Simons aus Berlin gründet er in diesem Jahr die private Renngemeinschaft PiLeSi. Am 22. Mai 1932 ist Lewy mit seinem T51 in den tödlichen Unfall von Georg Christian von Lobkowitz im Rahmen des Internationalen AVUS-Rennens in Berlin verwickelt, bei dem er selbst unverletzt bleibt. Beim als Grande Épreuve zur Grand-Prix-Europameisterschaft 1932 zählenden Großen Preis von Deutschland 1932 auf der Nordschleife des Nürburgrings meldet Lewy diesen Wagen für die Gruppe I (ohne Hubraumbeschränkung). Er muss bereits am Ende der ersten Runde mit Magenkrämpfen die Box ansteuern, Pietsch übernimmt den Wagen und verunglückt in der letzten der sechs Umläufe schwer, blieb aber unverletzt. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahr 1933 sieht sich Lewy, der Jude war, zunehmend Repressalien ausgesetzt. Soweit bekannt, verlässt er Deutschland im Jahr 1935 und lebt später in Frankreich. Am 25. September 1942 wird Hans Lewy ins Sammellager Drancy und am 3. November 1942 ins KZ Auschwitz deportiert, wo er am 30. November 1942 stirbt.

 

 

1943

 

05.01.1943 – Max Frankenburger, Mitbegründer der Nürnberger Victoria-Werke, wird im KZ Theresienstadt im Alter von 82 Jahren ermordet. Der am 27.08.1860 geborene Frankenburger läßt zusammen mit Max Ottenstein am 01.07.1887 die Velicipedfabrik Frankenburger & Ottenstein ins Gewerberegister von Gleishammer bei Nürnberg eintragen. Die Firma produziert Hochräder und Sicherheitsniederräder und entwickelt sich sehr gut. Ab 1900, nun unter dem Namen „Victoria Werke AG“, wird mit dem Bau von Motorrädern begonnen. Frankenburger wechselt bereits zuvor in den Aufsichtsrat und verlässt wenig später das Unternehmen. Im Januar 1901 zieht er nach München und wird Privatgelehrter. Sein Forschungsschwerpunkt ist die Goldschmiedekunst. 1918 erhält er den Titel eines königlich bayerischen Hofrats. Nach der Machergreifung der Nazis wird er als Jude verfolgt und am 24.06.1942 in das KZ Theresienstadt deportiert. Dort wird Max Frankenburger Anfang Januar 1943 ermordet.

 

26.05.1943 – Im Alter von nur 49 stirbt Edsel Ford, Präsident der Ford Motor Company und Sohn des Firmengründers Henry Ford, in Grosse Pointe Shores, Michigan, an Magenkrebs. Edsel Ford ist das einziges Kind von Henry Ford und von Beginn an soll ihn seine Erziehung darauf vorbereiten, das Familienunternehmen zu leiten. 1915 wird er Sekretär seines Vaters und zeigt großes Interesse an Designfragen. Bereits 1919 wird er Präsident der Ford Motor Company. Im Gegensatz zu seinem Vater vertritt er die Auffassung, dass ein modernes Automobil den seit 1908 gebauten Modell T (die so. „Thin Lizzy“) ersetzen soll, kann sich jedoch noch nicht durchsetzen.  Erst nachdem der Absatz gesunken und der Marktanteil von Ford zurückgegangen ist, wird schließlich 1928 der neue Modell A eingeführt. Während der Entwicklungsphase sorgt Henry Ford für die mechanische Qualität und für die Zuverlässigkeit, seinem Sohn überlässt er das Karosseriedesign. Dieses vollendet Edsel Ford mit der Hilfe des ungarischen Designers József Galamb. Er überzeugt seinen Vater auch davon, Hydraulikbremsen und herkömmliche Getriebe statt Umlaufrädergetriebe zu verwenden. Das neue Modell ist ein kommerzieller Erfolg und wird von 1927 bis 1931 über vier Millionen Mal verkauft. Als Präsident der Ford Motor Company ist Edsel Ford bei wichtigen Entscheidungen oftmals nicht mit seinem Vater einig. Dennoch gelingt es ihm, einige dauerhafte Änderungen durchzusetzen. Er gründet 1939 die Marke Mercury und verstärkt die Überseeaktivitäten der Ford Motor Company erheblich.

 

 

1944

 

21.03.1944 – In Paris stirbt der belgische Auto- und Motorbootrennfahrer sowie Flugpionier und Unternehmer Pierre Baron de Caters. Der aus einer vermögenden adeligen Familie entstammende de Carters kauft sich 1899 sein erstes Automobil, einen De Dion-Bouton und beginnt, an Autorennen wie der Ardennen-Fahrt oder derder Fahrt Paris-Nizza teilzunehmen. Sein Vermögen erlaubt ihm, sich die besten Automobile zuzulegen. Als Vorsitzender des Automobilclubs von Antwerpen und als Mannschaftsleiter von Mercedes startet er 1903 in Irland zum ersten Mal beim Gordon-Bennett-Cup. 1904 hält er kurz den Landgeschwindigkeitsrekord, als er mit einem Mercedes-Simplex eine Geschwindigkeit von 156 Kilometer pro Stunde über einen Kilometer auf einem Strand nahe Ostende erreicht. Im selben Jahr wird er Dritter des Gordon-Bennett-Cups. 1906 startet er bei der ersten Targa Florio auf Sizilien. 1907 gewinnt er das Ardennen-Rennen und beendet seine Laufbahn als Autorennfahrer. Pierre de Caters interessiert sich auch für Motorboote. Im April 1906 stellt er drei Weltrekorde auf, über zehn und über 50 Kilometer sowie einen Schnelligkeitsrekord mit 50,5 Kilometer pro Stunde. Im August 1906 gewinnt er die Oostendse Week van de Gemotoriseerde Watersport. Nach den ersten Flügen der Brüder Wright und Henri Farmans weckt der Flugsport das Interesse von Baron de Caters. Er reist 1908 nach Paris, um sich bei Voisin fünf Voisin Maschinen zu bestellen. Seine ersten Flüge absolviert er auf dem Landgut seines Schlosses in ’s-Gravenwezel. Den belgischen Kriegsminister überzeugt er, in Sint-Job-in-’t-Goor ein Flugfeld anzulegen. Einige Monate später fliegt er mit der Voisin de Caters Nr. 2 mehrere hundert Meter weit in der Höhe von rund fünf Metern. Das gilt als der erste Flug eines belgischen Piloten. In der folgenden Zeit nimmt er an Flugwettbewerben und -ausstellungen teil. Er fliegt in mehrere Länder und ist dort der erste Pilot, der dort mit einem Flugzeug reist. Im Februar 1910 gründete Pierre de Caters das erste Flugzeugunternehmen Belgiens, Aviator; er lässt die Flugzeuge in seinem Auftrag von einer anderen Firma bauen.

 

30.04.1944 – Der deutsche Automobilrennfahrer Franz Hörner stirbt in Mannheim im Alter von 61 Jahren. Hörner beginnt 1906 eine Ausbildung bei Benz & Cie. Zu seinen Ausbildern gehören die Werksfahrer Victor Hemery und Fritz Erle, mit deren Hilfe er sich zu einem erfolgreichen Fahrer entwickelt. Bei der Eröffnung der AVUS-Rennstrecke in Berlin am 24./25.09.1921 gewinnt Franz Hörner mit seinem Beifahrer Paul Gass auf einem Benz 10/30 PS das Rennen der Klasse X B (Wagen mit bis zu 10 Steuer-PS und hängenden Ventilen). Über die Distanz von 157,4 km erreicht er die Durchschnittsgeschwindigkeit von 79,1 km/h. Beim erstmals ausgetragenen Großen Preis von Europa, der im Rahmen des Großen Preises von Italien am 09.09.1923 auf dem Autodromo di Milano in Monza ausgetragen wird, belegt Hörner mit dem erstmals eingesetzten Benz-Tropfenwagen hinter seinem Teamkollegen Ferdinando Minola den 5. Platz.

 

27.06.1944 – In Mumbai (Indien)wird das Unternehmen Premier Automobiles Limited gegründet. Seine Blütezeit erlebt es von 1950 bis zu Beginn der 1990er Jahre, als Indien durch Zollschranken von Importen und ausländischen Investitionen abgeschottet ist. Hergestellt werden zunächst Automobile nach ausländischen Lizenzen. So werden ab 1949 Fahrzeuge der Chrysler Corporation (ein Plymouth und ein Dodge-LKW) unter den Markennamen Dodge, Plymouth, DeSoto und Fargo gebaut. In den 1950er Jahren fertigt Premier für den indischen Markt Lizenzbauten der Fiat-Modelle 1100 (Millecento) als Premier Padmini und 124 als Premier 118. Der Fiat Millecento erscheint 1953 und wird in verschiedenen Modellvarianten bis 1969 gebaut. In Indien fertigt man bis in die 1990er Jahre das Modell 1100 D, dessen erste Version in Europa am Beginn der 1960er Jahre hergestellt wird. Der Premier 100 Delight entspricht dem 4 m langen viertürigen Fiat 1100 D mit dem 40 PS starken 1200-cm³-Motor. Angeboten wird auch das sogenannte Drive-Away-Chassis. Dieser Version fehlt die Karosserie ab der B-Säule, so dass Kombi-, Ambulanz- und Pick-up-Aufbauten möglich waren. Der später hinzugekommene Premier 118 NE erhält seine Bezeichnung nach dem 1180 cm³-Motor, der dem Nissan Cherry entlehnt ist. Die Karosserie und die übrige Technik entstammen einer Version des Fiat 124 aus den 1960er Jahren, der in Indien bis zur Einfuhr moderner PKW in den 1990er Jahren als Luxusauto angesehen wird. Verwendet wird die Karosserie des Seat 124D, einer spanischen Lizenzversion des Fiat. Nach der Liberalisierung des indischen Marktes in den 1990er Jahren verbindet sich Premier mit Peugeot und fertigt den Peugeot 309 in Lizenz. Anfangs ist die Nachfrage hoch. Probleme mit der Belegschaft und dem schlechten Service durch die Händler, die sich aus der Zusammenarbeit mit dem alten Partner Fiat bei der Produktion des Fiat Uno ergeben, führen allerdings 2001 zum Rückzug der Franzosen. Vom Peugeot 309 werden in Indien lediglich wenige tausend Exemplare verkauft. 2009 erfolgt der Wiedereinstieg in den PKW-Markt mit dem RiO, einem kleinen SUV, der einen Lizenzbau des chinesischen Zotye Nomad darstellt, der wiederum auf der ersten Generation des Daihatsu Terios basiert. Im Dezember 2018 meldet Premier Insolvenz an. Die Produktion des RiO ist mittlerweile eingestellt, und das Land, auf dem sich die Firma befindet, wird 2019 verkauft.

 

19.08.1944 – Bei einer Schießerei zwischen der Resistance und Wehrmachts- und ggf. der Gestapo stirbt der chilenische Rennfahrer und Widerstandskämpfer Juan Ernesto Zanelli de Vescovi. Der 1906 in Iquique (Chile) in eine wohlhabende Unternehmerfamilie geborene Zanelli absolviert in den 1920er Jahren eine Ausbildung in der Schweiz. 1926 wird er Vizekonsul in Nizza und kommt dort mit dem Automobilsport in Kontakt. 1927 beginnt er, Autorennen zu fahren, zunächst mit einem nicht konkurrenzfähigen Fiat der Voiturette-Klasse. Er lernt Ettore Bugatti kennen und dieser überlässt ihm 1928 einen gebrauchten, reparaturbedürftigen Rennwagen. 1929 und 1930 gewinnt Zanelli den Bugatti-Grand-Prix, ein Markenrennen. Danach fährt er für den spanischen Automobilhersteller Nacional Pescara und bestreitet erfolgreich mehrere Läufe der Europa-Bergmeisterschaft. 1933 geht er bei einigen Großen Preisen an den Start und gewinnt auf einem privat eingesetzten Alfa Romeo 8C 2900 den Gran Premio de Penya Rhin auf dem Circuit de Montjuic in Barcelona. Damit ist der erste chilenische Grand-Prix-Sieger. Danach bestreitet er mit weniger Erfolg zahlreiche Grand-Prix-Rennen und Bergläufe. Während des Zweiten Weltkriegs schließt er sich der Resistance an, in der er regional eine aktive Rolle einnimmt.

 

11.09.1944 - Im Konzentrationslager Buchenwald wird der französische Rennfahrer und Widerstandskämpfer Robert Benoist ermordet. 1895 in Auffargis geboren, beginnt er 1920 seine Karriere im internationalen Motorsport. Auf Delage gewinnt er 1925 mit Albert Divo den Großen Preis von Frankreich, 1927 feiert er vier Grand-Prix-Siege auf Delage; er siegt bei den Großen Preisen von Italien, Großbritannien, Spanien und Frankreich. 1927 gewinnt er auf Alfa Romeo 6C 1750SS das 24-Stunden-Rennen von Spa-Francorchamps. Ab 1934 ist bei Bugatti Rennleiter für die Einsätze beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans und setzt sich 1937 selbst ans Lenkrad - und holt den Gesamtsieg. Im Zweiten Weltkrieg baut er mit seinem Freund und Rennfahrerkollegen als Mitglied der Résistance eine Widerstandszelle auf. 1943 werden beide verhaftet. Benoist kann zunächst fliehen, wird im Juni 1944 erneut verhaftet und am 11.09.1944 im KZ Buchenwald ermordet.

 

 

1945

 

01.01.1945 – In Wuppertal-Barmen gründet der gelernte Karosseriebauer Gerhard Drews sein eigenes Unternehmen, nachdem er zuvor in der Fahrzeugfabrik Espenlaub in Düsseldorf gearbeitet hat. Das wichtigste und bekannteste Fahrzeug von Drews Karosseriebau ist das Drews-VW Sportcabriolet. Der offene Zweisitzer auf Käfer-Basis wird selbst vermarktet, kann aber auch über VW-Händler bestellt werden. Im Gegensatz zu den Cabriolets von Hebmüller und Karmann gehört der Drews jedoch nicht zum offiziellen Lieferprogramm des Volkswagenwerks.  Der erste Prototyp entsteht bereits 1947, noch vor dem Porsche 356 Nr. 1 Roadster. Die erste Präsentation findet auf der 1. Westdeutschen Motorschau 1949 in Rheydt statt. Von 1948 bis 1955 baut Drews das Cabriolet in Kleinserie auf Bestellung. Die genaue Zahl der gefertigten Fahrzeuge ist nicht bekannt, je nach Quelle sind es mehr als 100 Stück insgesamt oder alleine von 1949 bis 1950 „immerhin 150 Fahrzeuge“. Mit dem Erscheinen des Karmann Ghia verliert das vergleichsweise teure Drews-Modell an Attraktivität. Daneben baut Drews verschiedene, selbst gestaltete Sonderkarosserien in Einzelfertigung, teils Personenwagen, teils Rennsportwagen und Monoposto. 2001 wird die Firma aufgelöst.

 

16.01.1945 - Nachdem Frankreich im Zweiten Weltkrieg von deutschen Truppen besetzt ist, kommt Louis Renault wegen angeblicher Kollaboration in Haft. Dort stirbt er 1944 unter bis heute ungeklärter Ursachen. Offiziell werden die Renault-Werke am 16. Januar 1945 von der vorläufigen Regierung verstaatlicht und Pierre Lefaucheux als Generaldirektor eingesetzt. Der Unternehmensname ist nunmehr Régie Nationale des Usines Renault (Staatliche Verwaltung der Renault-Werke).

 

12.02.1945 – Domenico Agusta gründet die Motorradfirma „MV Augusta“ im italienischen Samarate. Schon die Firma seines 1927 verstorbenen Vaters, der renommierte italienische Flugzeughersteller Agusta hatte bereits vor dem Zweiten Weltkrieg mit der Herstellung von Motorrädern begonnen. Das erste Motorrad wird unter dem Namen MV Agusta 98cc vorgestellt; der ursprünglich vorgesehene Name Vespa 98 ist markenrechtlich bereits von Piaggio und deren Vespa-Motorroller belegt. Nach einer Blütezeit im Motorsport in den 1960er und 1970er Jahren muss die Produktion 1980 wegen finanzieller Probleme eingestellt werden. Schon in den 1960er Jahren wird das rennsportliche Engagement von MV Agusta durch die Produktion von Hubschraubern, dem Haupterzeugnis von Agusta, finanziell gestützt. Die Serienmaschinen von MV Agusta werden in wesentlich geringeren Stückzahlen als etwa bei Moto Guzzi und Gilera gefertigt. Dennoch ist die Modellpalette umfangreich, sie umfasst im Jahr 1967 13 verschiedene Modelle der 50er, 125er, 150er, 250er und 600er Klasse, wobei das Topmodell der Typ 600 mit Vierzylinder-Viertaktmotor ist.  1977 wird die Produktion von Motorrädern eingestellt, bis zum endgültigen Aus 1980 werden nur noch Ersatzteile zur Gewährleistung von Garantieansprüchen für bereits verkaufte Maschinen hergestellt. 1992 wird der Markenname MV Agusta von der Castiglioni-Gruppe (Cagiva) gekauft, die bereits Herstellern wie Aermacchi oder Ducati zur Sanierung verholfen hatte

 

03/1945 – Die 1922 von William Lyons gegründete britische Automobilfirma Swallow Sidecar wird umbenannt. Die Fahrzeuge trugen bisher u.a. Namen wie SS 1 und SS 90. Da dieses Markenzeichen auch in England starke Assoziationen an die Schutzstaffel (SS) der deutschen Nationalsozialisten weckt, avancierte der Name in „Jaguar“ zum neuen Firmen- und Markennamen.

 

18.03.1945 - In Montrouge bei Paris wird am 16.01.1903 William Grover-Williams geboren. Der Sohn eines britischen Pferdezüchters und einer Französin fährt zunächst unter dem Nehmen W. Williams - seine Familie darf von seinen Rennaktivitäten nichts wissen - ab den frühen 1920er-Jahren Motorradrennen. Dann steigt er auf Bugatti um. 1928 gewinnt er den Großen Preis von Frankreich, 1929 wiederholt er den Triumph. 1929 gewinnt er auch den Großen Preis von Monaco, 1931 den Großen Preis von Belgien und 1931, 1932 und 1933 den Grand Prix de La Baule. Im Zweiten Weltkrieg wird er aufgrund seiner Sprachkenntnisse in die Special Operations Executive (SOE) berufen und arbeitet mit seinem ehemaligen Rennfahrerkollegen Robert Benoist am Aufbau einer Pariser Spionagezelle. 1943 wird er verhaftet und nach Berlin gebracht. Von dort aus kommt er ins KZ Sachsenhausen, wo er am 18.03.1945 von den Nazis ermordet wird. In Monaco wird ihm zu Ehren später eine Statue errichtet.

 

05/1945 - In Wolfsburg beginnt man offiziell mit der Produktion des Volkswagen Typ, dem Brezelkäfer. 1945 werden 1.785 Fahrzeuge gebaut. Als am 10. März 1953 der "Ovali" mit der ungeteilten, ovalen Heckscheibe erscheint, sind insgesamt 402.921 Brezelkäfer gebaut worden.

 

14.06.1945 - Nachdem die Alliierten das Volkswagenwerk übernommen haben, gibt die britische Militärregierung den Befehl, die ersten Volkswagen zu montieren. Das Auftragsvolumen beträgt 20.000 Stück. Niemand ahnt damals, dass daraus mehr als 20.000.000 Fahrzeuge werden sollen.

 

04.07.1945 – Beschlagnahme des gesamten Eisenacher BMW-Firmenvermögens aufgrund Alliierter Beschlüsse durch die Sowjetische Militäradministration.

 

09.08.1945 - Henry John Kaiser, Hoch- und Tiefbaufachmann und Industrieller, und Joseph W. Frazer, Direktor des Automobilherstellers Graham-Paige in Nevada, gründen die Kaiser-Frazer Corporation. Im Folgejahr beginnt die Automobilproduktion zuerst in einem Werk von Kaiser Industries im Westen der USA. Zunächst entstehen nur Prototypen eines Automodells mit Frontantrieb. Zu einer Serienfertigung kommt es aber nicht. 1946 erscheinen die Modelle Kaiser K 100 Special und Kaiser K 101 Custom, flache, große, 4-türige Limousinen mit einem 6-Zylinder-Motor und Heckantrieb. Parallel vermarktet Frazer als Direktor des Automobilherstellers Graham-Paige (!) sein nahezu baugleiches Modell als Frazer-Graham-Paige ca. 6.400 Fahrzeuge) bzw. Frazer Sedan (ca. 30.000 Fahrzeuge), die besser ausgestattet sind als die Kaiser-Modelle. 1949 verlässt Frazer die Firma Kaiser. In den Jahren 1947 und 1948 wurden über 200.000 Fahrzeuge der Marken Kaiser und Frazer hergestellt. Trotz Probleme im Wettbewerb mit den "Großen Drei" (GM, Ford, Chrysler) kauft Kaiser 1953 Willys-Overland. 1955 beschließt Kaiser-Willys, die Automobilproduktion aufzugeben.

 

13.10.1945 – Die Sowjetische Militäradministration in Deutschland ordnet mit SMAD-Befehl Nr. 93 an, dass die Demontage des ehemaligen BMW-Werkes in Eisenach zur „Sicherstellung der Herausbringung der neuen Personenkraftwagen und Motorräder in der Fahrzeug- und Maschinenfabrik Thüringen gestoppt wird.

 

24.10.1945 – Der tschechische Automobilhersteller Skoda wird verstaatlicht und schrittweise in die beginnende Planwirtschaft eingebunden. Der Betrieb wird nach 1945 aus dem Konzern Skoda Pilsen unter Beibehaltung des Firmennamens ausgegliedert und als Nationalunternehmen weitergeführt.

 

01.11.1945 – Beginn der Nachkriegs-PKW- und Motorradproduktion im ehemaligen BMW-Werk Eisenach zur Reparationsleistung an die Sowjetunion. Gefordert werden jeweils 3.000 PKW des Typs „326“ und Motorräder des Typs „R 35“.

 

 

1946

 

2/1946 - In Untertürkheim wird Ende Februar der erste Motor für den Typ 170 V nach dem Krieg bei Mercedes-Benz fertiggestellt.

 

04/1946 - In Wolfsburg verlässt im April 1946 der 1.000 Volkswagen die Produktionsstätte, der seit dem Ende des Krieges gebaut wird. Er ist im Grunde der Kraft-durch-Freude-Wagen (KdF-Wagen), den Ferdinand Porsche in den dreißiger Jahren konstruiert hat und der von Hitler in Auftrag gegeben worden ist, damit jeder Deutsche ein bezahlbares Fahrzeug sein Eigen nennen kann. Sein robuster 985-qcm-Boxermotor bringt eine Leistung von 23,5 PS und er erreich eine Höchstgeschwindigkeit von 102 km/h. Der Volkswagen ist zwar zum meistgebauten deutschen Personenkraftwagen geworden, aber zunächst ist gar nicht daran zu denken, die Produktion auf ein einträgliches Maß zu steigern. Und auch von den seit Kriegsende hergestellten Autos werden erst einmal mehr als die Hälfte an die Besatzungsmächte geliefert. Das VW-Werk ist durch alliierte Bombardements zu großen Teilen zerstört und wird nun von der britischen Militärregierung verwaltet. Sie nimmt auf den Fertigungsprozess kaum Einfluss, sondern versteht sich wohl mehr als Treuhänder. 

 

5/1946 – Bei Mercedes-Benz wird die Produktion nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgenommen. Der Typ 170 V (W 136 I) wird zunächst in geringer Stückzahl als Lieferwagen, Krankenwagen und Polizei-Streifenwagen, ab Juli 1947 auch wieder als Viertürer-Limousine gebaut. Diese entspricht, von wenigen Einzelheiten abgesehen, dem Vorkriegsmodell. Diese erste Serie läuft bis Mai

 

04.06.1946 - Michelin erfindet den ersten Reifen mit Radialkarkasse, den er patentieren lässt und der seitdem von allen Herstellern übernommen wird. Das erste mit diesem Reifen ausgestattete Auto ist der berühmte Citroën Traction Avant.

 

03.09.1946 – In Turin findet die Coppa Brezzi statt, das erste Nachkriegsrennen Italiens, statt. Am Start sind neben zahlreichen Vorkriegsrennwagen, darunter ein Maserati 6CM und mehrere Stanguellini, aber auch sieben neue Cisitalia D46 – das erste Fahrzeug des jungen Unternehmens Cisitalia und zugleich der erste neu entwickelte italienische Rennwagen nach dem Zweiten Weltkrieg. Die ersten drei Plätze gehen an Cisitalia, auf Platz 1 Unternehmensinhaber Piero Dusio, dahinter folgen Franco Cortese und Louis Chiron.

 

10/1946 – Auf dem Pariser Salon de #Automobile präsentiert Renault offiziell das neue Modell 4CV. Dieser wurde bereits seit 1942 im besetzten Frankreich heimlich entwickelt, da unter dem Druck der deutschen Besatzungsmacht das Vichy-Regime die Entwicklung und Produktion ziviler Kraftwagen verboten hat. Nach erfolgreichen Vorarbeiten, geleitet von Fernand Picard und Charles-Edmond Serre, können bereits im November 1945 die Tests der Prototypen beginnen. Der 4CV besitzt einen Heckantrieb und einen neu entwickelten wassergekühlten Vierzylinder-Reinhenmotor mit zunächst 760, später 747 ccm Hubraum mit 21 PS. Die Bezeichnung 4CV steht wie beim Citroen 2CV für die französische Steuerklasse CV. Zur Produktion für die ab 1947 im Renault-Werk Billancourt gebauten ersten Serienfahrzeuge verwendet Renault die noch im Werk vorhandenen Restposten an Tarnfarbe des früheren Deutschen Afrikakorps. Wegen der Form und dieser sandbeigen Farbe erhält das Auto in Frankreich den Spitznamen „Motte de Beurre“ (Butterklumpen). Der deutsche Soitzname „Cremeschnittchen“ stammt ursprünglich aus dem Saarland, wo bis 1959 eine Zollunion mit Frankreich besteht und der 4CV etwa drei Viertel aller Zulassungen ausmacht. Bis zur Produktionseinstellung 1961 werden 1.105.547 Renault 4CV gebaut.

 

05.12.1946 – In München wir der Allgemeine Deutsche Automobil Club (ADAC) wiedergegründet und ab 1948 auch in den übrigen westlichen Besatzungszonen zugelassen. Der 1903 zunächst als Motorradfahrer-Vereinigung und 1911 in den heutigen Namen umbenannte gegründete Verein wurde während der Zeit des Nationalsozialismus in den Verein „Der Deutsche Automobil-Club e.V.“ (DDAC) überführt, der neben dem NSKK bestand.

 

14.10.1946 - In Wolfsburg läuft der 10.000ste nach Kriegsende gefertigte Käfer vom Band. Damals kann sich niemand vorstellen, dass es in den nächsten Jahrzehnten weit über 20 Millionen Exemplare sein werden. 1946 gibt es den Käfer nur als Standartlimousine Typ 11, vormals Typ 60, das Cabrio kommt erst drei Jahre später auf den Markt.  Erst im Sommer 2003 endet die Produktion

 

 

1947

 

02/1947 - Aston Martin geht es durch die Produktion von Rüstungsgütern während des Zweiten Weltkriegs finanziell nicht schlecht, aber auch nicht so gut, um ein komplett neues Serienmodell für die Nachkriegszeit zu entwickeln. Daher bietet Hauptanteilseigner Sir Arthur Sutherland Aston Martin per Zeitungsannonce zum Verkauf an. Im Februar 1947 schlägt die Stunde des David Brown.  Der britische Unternehmer hat bisher unter anderem mit dem Verkauf von Traktoren gutes Geld verdient und schon lange einen Hang zu sportlichen Automobilen. Er kauft für 20.000 Pfund Martin Motors Ltd. und übernimmt kurz darauf auch Lagonda. Das in Staines nahe London ansässige Unternehmen Lagonda kann einen Sechszylinder-DOHC-Motor bieten, den der damals schon legendäre Walter Owen Bentley konstruiert hatte.

 

07.03.1947 - In Regensburg wird Walter Röhrl geboren. Er wird später einer der bekanntesten Rallye-Fahrer weltweit. In seiner Karriere siegt er 14-mal bei 75 Rallyestarts, kommt 31-mal auf das Podium. 1974 wird er auf Opel Ascona zusammen mit seinem Co-Piloten Jochen Berger Rallye-Europameister. 1978 wechselte er und fuhr mit Christian Geistdörfer einen Fiat 131 Abarth. 1980 holten sie zusammen den ersten Titel als Fahrerweltmeister. nach mehreren Wechseln fuhr Röhrl 1982 wieder für Opel - und holte auf Anhieb mit einem dem Audi quattro von Michele Mouton unterlegenen Opel Ascona B400. Nach Streitigkeiten wechselten Röhrl und Geistdörfer1983 zu Lancia und wurde mit einem Lancia Rally 037 Vizeweltmeister. Zwischen 1984 und 19887 waren sie dann für Audi mit dem Audi 200 quattro unterwegs. 1987 stellte Röhrl mit einem 600 PS starken Audi Sport quattro S1 beim Pikes Peak International Hill Climp einen neuen Rekord für die knapp 20 km lange Bergstrecke auf. Der Husarenritt geht in die Geschichtsbücher des Rallyesports ein.

 

18.05.1947 - Der allegorische Name Noris für Nürnberg ist Pate für den Namen des Norisring. Am 18. Mai findet das erste Motorradrennen auf dem Stadtkurs statt, der außerhalb von Rennen vom normalen Straßenverkehr genutzt wird. Bis 1957 finden vorwiegend Motorradrennen statt, was daran liegt, dass Nürnberg früher Sitz zahlreicher Motorradhersteller wie z.B. Ardie, Hecker, Mars, Triumph, Victoria, Hercules oder Zündapp ist.

 

10.06.1947 - Mit dem Saab 92001 („Ursaab“) stellt die neugegründete Sparte des Flugzeugherstellers Saab ihren ersten PKW-Prototyp vor. Der Ursaab hat Frontantrieb und einen quer eingebauten Parallel-Twin-Zweitaktmotor aus der DKW Meisterklasse – die gesamte technische Konzeption ähnelt den vor dem Zweiten Weltkrieg in Schweden sehr erfolgreichen Frontwagen von DKW. Der Motor hat einen Hubraum von 692 ccm und leistet 20 PS. Die Höchstgeschwindigkeit liegt dank der guten Aerodynamik bei mehr als 110 km/h, rund 20 km/h über der eines identisch motorisierten DKW. Mit seiner selbsttragenden Karosserie und Einzelradaufhängung rundum hat der Ursaab sehr moderne Konstruktionsmerkmale. Auch verfügt er als erster Pkw über einen Seitenaufprallschutz, der erforderlich ist, da in Schweden jeder sechste Autounfall durch einen seitlich in oder auf einen Pkw springenden Elch verursacht wird. Die ersten Saab werden kopfüber aufgehängt und aus mehreren Metern auf den Boden fallen gelassen, um die Stabilität der Fahrgastzelle zu testen und zu verbessern. Überlegungen zur Entwicklung eines Kompaktwagens bestehen bei Saab unter der Bezeichnung Projekt 92 seit 1944. Da der schwedische Flugzeugbauer Svenska Aeroplan Aktiebolaget (SAAB) mit erheblichen Produktionsrückgängen durch das Kriegsende rechnet, werden verschiedene Konzepte entwickelt, um das Werk weiterhin auszulasten – zur Debatte stehen neben dem Motorrad- oder Fahrzeugbau auch die Fertigung von Fertighäusern, Einbauküchen oder Schiffen mit Leichtmetallrumpf. Die Entwicklung findet ab 1945 unter der technischen Leitung des Ingenieurs Gunnar Ljungström statt, der Karosserieentwurf stammt vom Industriedesigner Sixten Sason. Von den 16 Entwicklern haben nur zwei – Ljungström und der auch als Testfahrer fungierende Rolf Mellde – einen Führerschein. Das Fahrzeug soll leicht und aerodynamisch sein sowie Platz für vier Personen bieten. Sven Otterbeck, der stellvertretende Generaldirektor, formuliert die Ansprüche so: „Denkt daran, dass Europa durch den Krieg verarmt ist – das Auto muss anspruchslos und billig sein…“. Umfangreiche Strömungsversuche werden mit einem Holzmodell (Maßstab 1:10) im firmeneigenen Windkanal durchgeführt, sodass der „Ursaab“ einen für die damalige Zeit außergewöhnlich guten cw-Wert von 0,32 erreicht. Die Stromlinienform soll vor allem der Verbrauchssenkung dienen: „Wenn die Form dieses Autos dazu beiträgt, 100 Liter Kraftstoff pro Jahr einzusparen, ist schon allein damit sein froschartiges Aussehen gerechtfertigt“ (Gunnar Ljungström). Zwei weiterentwickelte, seriennähere Prototypen, 92002 und 92003, entstehen im Mai beziehungsweise Juni 1947. 92002 wird neben dem Ursaab, der zu diesem Zeitpunkt rund 50.000 km auf Testfahrten zurückgelegt hat, am 15. Juni 1947 am Stammsitz Linköping der schwedischen Presse vorgestellt. Zwischen der Vorstellung der Prototypen und dem Beginn der Serienproduktion mit dem Saab 92 liegen noch einmal rund zwei Jahre. Der „Ursaab“ befindet sich heute im Saab-Museum (Saab Bilmuseum) in Trollhättan.

 

21.08.1947 – Seine Automobile gehören zu den schnellsten Rennwagen der 1920er und 1930er Jahren, zu den schönsten und teuersten Automobilen vor dem Zweiten Weltkrieg. In Paris verstirbt im Alter von 65 Jahren der legendäre französische Automobilfabrikant und Konstrukteur italienischer Herkunft Ettore Bugatti. Während seiner Lehre in der Fahrrad- und Dreiradfabrik Prinetti & Stucchi baut er 1899 sein erstes motorisiertes Dreirad mit zwei De Dion-Bouton-Einzylindermotoren (Typ 1). 1900 stellt er im Unternehmen Bugatti & Gulinelli, mit finanzieller Unterstützung von Freunden seines Vaters wie dem Grafen Gulinelli bereits sein erstes vierrädriges Automobil (Typ 2) her. Mit diesem gewinnt er im gleichen Jahr den Grand Prix in Mailand.1902 wechselt er zu De Dietrich ins elsässische Niederbronn und wird dort Technischer Leiter der Automobilproduktion. Jedoch endet seine Anstellung 1904, da De Dietrich mit Bugattis Persönlichkeit und Eigensinnigkeit nicht zurechtkommt. Bugattis neuer Arbeitgeber wird das Unternehmen von Émile Mathis, dem Straßburger De-Dietrich-Vertreter. Man will gemeinsam Autos produzieren. Bei der Elsässische Maschinenbau-Gesellschaft Grafenstaden (EMBG) soll der Hermes-Simplex nach einem Patent Bugattis gefertigt werden. Im März 1906 löst Mathis den Lizenzvertrag jedoch vorzeitig auf: Auch er kommt auf Dauer nicht mit Bugatti zurecht. 1907 wird ein Jahr des Wandels im Leben von Ettore Bugatti. Er heiratet Barbara Maria Giuseppina Mascherpa, mit der er insgesamt vier Kinder, zwei Söhne und zwei Töchter, hat. Am 01.091907 unterschreibt er bei der Gasmotoren-Fabrik Deutz AG in Köln und entwickelt nebenbei im Keller seines Hauses in Mülheim am Rhein einen sehr leichten Wagen. Am 15.12.1909 wird ihm nach der Entwicklung von nur zwei Vierzylindermodellen schon wieder, mit einer hohen Abfindung, gekündigt. Angeblich verbraucht er den Entwicklungsetat an falscher Stelle: Seine Konstruktionen sind angeblich zu kompliziert und deren Fertigung zu unwirtschaftlich. Ettore gründet am 01.01.1910 gemeinsam mit seinem Partner Ernest Friederich seine eigene Automobilfabrik „Automobiles Ettore Bugatti“. Im Auftrag von Les Fils des Peugeot Frères entwickelte er 1911 den Peugeot Bébé. Im Jahre 1912 kommt der Bugatti Type 13, jenes Auto das in seinem Keller in Mülheim am Rhein entstand, auf den Markt. Die Produktion steigt die nachfolgenden Jahre kontinuierlich an. Der Type 13 wurde der erste richtige Erfolg von Bugatti. In den nachfolgenden zwei Jahrzehnten wird Bugatti zu einem der bedeutendsten Produzenten von Rennwagen und Luxusautomobilen. Ettore Bugatti ist Pferdeliebhaber und züchtet selber Vollblüter (franz.: pur sang, wie er auch manche seiner Autos nennt). Die Türen seiner Werkshallen ersetzt er in den 1930er Jahren durch Schlossplatten, welche Pferde mit ihrer Nase durch Drücken öffnen können. Gerne reitet er morgens aus, manchmal von einem Esel begleitet, und besucht anschließend auf seinem Pferd sitzend die Arbeiter in den Werkshallen. Er hat eine schillernde, launenhafte Persönlichkeit und ist ebenso ein eitler Lebemann wie Gourmet. Rennfahrer, die ihm gegenüber nicht genug demütig und höflich sind, verschmäht er genauso wie manierenlose Kunden. Nicht jeder, der sich einen Bugatti leisten kann, bekommt auch einen. Zu Ettores Lebzeiten wurden mehr als 7900 Fahrzeuge gebaut, von denen rund 2000 heute noch existieren. Bugattis Automobile beeindrucken nicht nur durch ihre schlichte und pragmatische technische Konstruktion, sondern vor allem durch ihren ästhetischen Anspruch.

 

16.09.1947 - John Cobb stellt einen Landgeschwindigkeitsrekord für Automobile mit 634,386 km/h auf dem Bonneville-Salzsee in Utah/USA auf.

 

28.09.1947 - Ein Unfall bei einem Automobilrennen in Modena (Italien) sterben fünf Menschen, 17 werden schwer verletzt. Der Fahrer Franco Cortese kommt von der Straße ab und rast in die Zuschauermenge. Cortese war der Rennfahrer, der am häufigsten bei der Milli Miglia gestartet war, 1940 fährt er mit Conte Giovanni Lurani auf einem BMW 328 (Kamm-Limousine). 1947 ist er der erste Fahrer, der einen Sieg auf einem Ferrari feiern kann (Grand Prix von Rom). Auf einem Frazer Nash gewinnt er 1951 die Targa Florio.

 

14.12.1947 - In der Ebony Bar in Daytona Beach treffen sich mehrere Veranstalter von Autorennen im Osten und mittleren Westen der USA und gründen die NASCAR-Rennserie. Entstanden ist die Idee von Bill France senior schon vor dem Zweiten Weltkrieg zur Zeit der Prohibition. Damals fuhren Alkohol-Schmuggler mit frisierten Autos durch die USA, um selbst hergestellten Alkohol zu transportieren. An den Wochenenden fuhren sie mit den gleichen Fahrzeugen Rennen. In den 50er Jahren wurden seriennahe Fahrzeuge der großen amerikanischen Hersteller mit sog. Stockblock-Motoren auf den überwiegend Rund- und Ovalkursen eingesetzt. Seit den 60er Jahren werden streng reglementiert V8-Motoren mit 5,7 Liter Hubraum eingesetzt. Heute sind die Fahrzeuge weitestgehend standardisiert und haben nur noch einige wenige oberflächliche Merkmale mit den Serienfahrzeugen gemeinsam.

 

 

1948

 

01.01.1948 - Heinrich Nordhoff wird zum Generaldirektor des Volkswagenwerks ernannt. Der 1899 geborene Nordhoff studiert an der Technischen Hochschule Berlin Maschinenbau. Nach einer ersten Station beim BMW-Flugmotorenbau wechselt er 1929 zu General Motors. 1942 wird er Vorstandsmitglied bei der Adam Opel AG, ab Juli 1942 Leiter des Opel-LKW-Werks in Brandenburg an der Havel. Im Herbst 1947 wird er im Auftrag der britischen Besatzungsmacht technischer Leiter des Volkswagenwerks, im November 1947 wird er auf Vorschlag von Sir Ivan Hirst, kommissarischer Leiter der Volkswagenwerk GmbH, Generaldirektor. Nordhoff baut das Werk in den kommenden zwanzig Jahren zur umsatzstärksten Automobilfabrik Europas aus. In seine Ära werden die VW-Werke im brasilianischen Sao Bernardo do Campo, im mexikanischen Puebla und im südafrikanischen Uitenhage errichtet. Auch die enge Zusammenarbeit mit dem Osnabrücker Karosseriebauer Karmann beginnt 1948. 

 

03/1948 - Bei einem Gespräch mit Henry Ford und dem neuen Chef des Wolfsburger Volkswagenwerkes, Heinz Nordhoff, versucht der von der britischen Militärregierung für das VW-Werk zuständige Oberst C. R. Radclyff, Ford zur Übernahme des VW-Werks zu bewegen. Doch Henry Ford, früher durchaus den Nazis zugeneigt, will das "Nazi-Projekt" nicht. "Es sei keinen roten Heller wert."

 

11.03.1948 - Lamborghini wird gegründet. Nach dem Zweiten Weltkrieg kauft Ferruccio Lamborghini alte Militärfahrzeuge auf und baut sie zu traktorähnlichen Fahrzeugen um, die dringend benötigt werden. Bereits 1954 bietet er als erster Traktorenhersteller Direkteinspritzung und Luftkühlung an. Lamborghini ist sehr umtriebig und gründet bald darauf die eine weitere Firma und stellt Heizungen und Klimaanlagen her. 1963 eröffnet er eine Autofabrik in Sant‘ Agata, und präsentiert mit der neuen Firma Automobili Ferruccio Lamborghini S.p.A. den Prototyp des Sportwagens 350 GTV. 1964 beginnt die Auslieferung des Lamborghini 350 GT. Seit 1998 gehört die Automobilmarke zur Audi AG und somit zum Volkswagen Konzern, während die Traktormarke bereits 1971 zu Same Deutz-Fashr verkauft wurde.

 

04/1948 - Vorstellung des Prototyps der ersten Eisenacher Nachkriegsneuentwicklung - des BMW 340 - auf der Basis von Baugruppen des Eisenacher Vorkriegsbaumusters BMW 326. Die Scheinwerfer sind nun in die Kotflügel integriert, der BMW-Grill in der typischen Nierenform wird durch mehrere verchromte Querstreben ersetzt. Es gibt eine neue Motorhaube, die komplett nach vorne aufklappt und der Kofferraum im Heck ist von außen durch eine Klappe zu erreichen. Nach einem Rechtsstreit im Jahr 1950 dürfen nur noch EMW-Embleme montiert werden. Diese ähneln stark dem weiß/blauen Emblem von BMW, tragen jetzt die Farben Weiß/rot. Das BMW-Werk Eisenach wird nach der Enteignung im September 1945 durch Verfügung des Landtagspräsidenten Thüringens in die Sowjetische Aktiengesellschaft Awtowelo eingegliedert. 1953 erhält das Werk den Namen VEB Automobilwerk Eisenach, nachdem es im Jahr zuvor als volkseigener Betrieb dem Industrieverband Fahrzeugbau angegliedert wurde. Mit der Einstellung der Pkw-Modelle 340/2 und 327/3 endet EMW 1955 als Markenzeichen. In Eisenach wird anschließend der Wartburg 311 gefertigt. Zurück zum BMW/EMW 340: Er wird vom Reihensechszylinder des Vorkriegsmodells BMW 326 angetrieben, hat 1.971 ccm Hubraum und 55 (später 57) PS. Es gibt zunächst nur einen Aufbau als Limousine. Zwischen 1950 und 1951 wird er als 340/3 zusätzlich als Kastenwagen gefertigt. Außerdem entsteht 1949 mit dem 340/1 der Prototyp eines Roadsters, von diesem gibt es 1950 mit dem 340-S eine Sportvariante mit 90 PS. Dieser Prototyp startet bei drei Rennveranstaltungen in Dessau, auf dem Sachsenring und beim Leipziger Stadtparkrennen. Bei den Dreharbeiten zu einem Film wird er 1956 zu Schrott gefahren.

 

30.04.1948 – Auf der Amsterdam Motor Show feiert der Land-Rover seine Premiere. Maurice Wilks, Bruder des geschäftsführenden Direktors von Rover, Spencer Bernau Wilks, nutzt auf seinem Landsitz einen alten Willys Jeep, eine Hinterlassenschaft der US-Streitkräfte. Er ist von der Nützlichkeit des Jeeps überzeugt, jedoch nicht von dessen Qualitäten. So hat er die Idee, bei Rover einen Geländewagen für die Landwirtschaft zu bauen und damit das Unternehmen, dessen Luxusfahrzeuge nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr gefragt sind, aus der Krise zu holen. In nur wenigen Wochen wird der Prototyp im Frühjahr auf Basis eines Willys Jeep aufgebaut. Die Bezeichnung „Land-Rover“ als Rover für die Landwirtschaft steht von Beginn an fest. Noch im gleichen Jahr gibt der Vorstand grünes Licht für eine Kleinserie. Hierfür wird ein eigenes Chassis konstruiert, die Bleche werden aus Duralumin gefertigt. Es ist zwar dreimal so teuer wie Stahl, aber wesentlich verfügbarer nach dem Krieg. Angetrieben wird der Land Rover der bis 1958 gebauten Series I von einem 1,6-Liter-Ottomotor, dann von einem 2-Liter-Motor. Dazuz kommt noch ein Diesel. Er hat fünf Nebenantriebe (Zapfwellen), mit denen interne und externe Geräte wie Kompressoren, Generatoren oder Holzspalter angetrieben werden können. Bis zu Präsentation in Amsterdam ist sich der Vorstand keineswegs sicher, ob der Land Rover eine Käuferschaft finden oder eine teure Fehlinvestition sein wird – 60 Jahre später und einer Produktion von zwei Millionen Fahrzeugen verlässt 2016 der letzte Land Rover Defender die Produktionsanlagen von Solihull.

 

05/1948 -  In Wolfsburg läuft der 25.000. Volkswagen vom Band.

 

02.05.1948 - Clemente Bionetti gewinnt auf einem Ferrari 166S Coupé Allemano die Mille Miglia. Bereits 10 Jahre zuvor hat er das berühmte Langstreckenrennen auf einem Alfa Romeo (C 2900B gewonnen.

 

22.05.1948 - Der vor dem Zweiten Weltkrieg einst drittgrößte deutsche Automobilhersteller Adler präsentiert auf der Exportmesse Hannover zwei Prototypen eines Nachfolgers des Vorkriegsmodells Adler Trumpf Junior. Die Karosserien wurden bei Karmann in Osnabrück und Wendler in Reutlingen gefertigt. Doch der aus der Internierung zurückkehrende Generaldirektor von Adler, Ernst Hagemeier, stoppt den Automobilbau. Er will, dass Adler sich den Bau von Fahrrädern, Motorrädern, Büro- und Werkzeugmaschinen konzentriert. 1957 kauft Max Grundig eine Beteiligung an den Adlerwerken und beendet die Motorradproduktion. Mit dem Zusammenschluss von Grundig, Adler und Trumph werden nur noch Büromaschinen hergestellt.

 

06/1948 - Die ersten Citroen H laufen vom Band. Der Kleintransporter mit seiner Wellblechoptik wird bis Dezember 1981 gebaut und ist der erfolgreichste Transporter Frankreichs - das Gegenstück zum deutschen VW Bulli.  Den Typ H gibt es in verschiedenen Varianten, der bekannteste ist der Typ HY. Der Typ H wird zwischen 1948 und 1981 gebaut, u.a. auch in Belgien und den Niederlanden.

 

15.06.1948 - Der am 08.06.1948 mit einer Einzelgenehmigung versehene Porsche 356 Nr. 1 Roadster wird zum Straßenverkehr angemeldet. Er ist das erste unter dem Namen Porsche angemeldete Fahrzeug, ein Prototyp mit Mittelmotor und einem Gitterrahmen aus Stahlrohr. Die ersten Arbeiten zu diesem Wagen beginnen am 17.07.1947 im Porsche-Werk Gmünd. Finanziert wird das Projekt aus einem Vertrag mit dem damaligen VW-Chef Heinz Nordhoff, der Ferdinand Porsche eine Lizenzgebühr von 5 DM je gebautem VW Käfer sichert. Der Porsche 356 Nr. 1 Roadster hat einen gebläsegekühlten Vierzylinder-Boxermotor mit 1.131 ccm Hubraum und 35 PS, der wie die Vorder- und Hinterachse vom VW Käfer stammt. Der Käfer hat jedoch nur 25 PS. Der nur 585 kg schwere Roadster erreicht eine Geschwindigkeit von bis zu 140 km/h.

 

01.07.1948 - Auf regennasser Fahrbahn verunglückt beim Training auf dem Bremgartenkurs bei Bern auf regennasser Fahrbahn einer der besten Rennfahrer der Welt: Archille Varzi. Es ist der zweite Unfall in seiner langen Kariere. In dieser kann er 28 Grand Prix-Siege für sich verbuchen. Dabei fährt er auf Alfa Romeo, Auto Union, Bugatti und Maserati. 1930 gewann er u.a. die Targa Florio und den Großen Preis von Monza. Weitere Erfolge waren die Siege beim Großen Preis von Frankreich (1931) sowie bei den Großen Preisen von Monaco und Tripolis 1933. Ein Jahr später, 1934, holte er den ersten Platz bei der legendären Mille Miglia. 1935 siegte Varzi beim Großen Preis von Tunesien, 1936 erneut beim Großen Preis von Tripolis.

 

07.07.1948 – Dieser Tag gilt als „Geburtstag“ des Porsche 356, dem ersten Serienmodell der jungen Firma Porsche. Die Typbezeichnung 356 für den Wagen ist die laufende Nummer dieser Porsche-Konstruktion. Der Motor hat die Konstruktionsnummer 369. Am 07.07.1948 erscheint der erste Testbericht über ein Porsche-Coupé. Im April 1965 endet die Produktion der Baureihe 356. In 17 Jahren Bauzeit entstehen 76.302 Wagen.

 

07.08.1948 - Die Rennstrecke in Zandvoort/NL wird eröffnet. Zwischen 1952 und 1985 gastiert die Formel 1 auf der ursprünglich knapp 4,2 Kilometer langen Strecke. Sie windet sich durch die Dünenlandschaft im Norden von Zandvoort. Der Streckencharakter besteht hauptsächlich aus schnellen Kurven und einer Haarnadelkurve nach Start und Ziel.

 

18.09.1948 – Stirling Moss siegt beim ersten Rennen auf dem britischen Goodwood Circuit auf einem Motorrad der 500-cm³-Klasse. Anschließend steigt er auf Cooper um und wird einer der erfolgreichsten Rennfahrer der 50er Jahre. In Goodwood hat er jedoch auch einen seiner schwersten Unfälle. 1962 kommt er, an vierte Stelle liegend, von der Strecke ab und prallt gegen einen Erdwall. Er erleidet Knochenbrüche und ein Hirntrauma, liegt im Koma und ist zunächst halbseitig gelähmt. Nachdem er ein Jahr zur Genesung benötigt, beendet er seine Karriere. Bis 1966 dient der Rundkurs des Goodwood Circuit als Austragungsort zahlreicher Rennen. Aufgrund der immer höheren Geschwindigkeiten genügt die Strecke nicht mehr den Sicherheitsstandards und der Rennbetrieb wird nach dem letzten Rennen am 02.07.1966 eingestellt.

 

20.09.1948 – Die Nachkriegsversion des Morris Minor – die ursprünglich „Mosquito“ hatte heißen sollen – wird auf der Earls Court Motor Show. Sie ist das Werk eines Teams um Sir Alec Issigonis, der später auch den Mini konstruiert. Sir Alec ist zwar für den Mini berühmt geworden, aber eher stolz auf seine Teilnahme im Konstruktionsteam des Minor. Er war der Meinung, der Minor sei ein Fahrzeug, das viele Vorzüge und Annehmlichkeiten eines guten Autos mit einem günstigen Preis für die Arbeiter verbinde, während der Mini eine spartanische Art von Komfort biete, bei dem alles auf das absolute Minimum reduziert sei. Der Morris Minor wird im Vergleich mit Fahrzeugen der Wettbewerber in den späten 1940er Jahren und während der gesamten 1950er Jahre als geräumiges Auto mit guter Kurvenstabilität und gutem Handling geschätzt. Der ursprüngliche Minor MM ist als zwei- und viertürige Limousine und viersitzige Cabriolimousine verfügbar. Da das Geld fehlt und die Entwicklung eines neuen Motors zu teuer ist, wird der seitengesteuerte Vierzylinderreihenmotor des Vorgängers Morris Eight eingesetzt. Er hat einen Hubraum von 918 cm³, eine Leistung von 29 PS. Die kleine Maschine lässt den Minor eine Spitzengeschwindigkeit von 103 km/h erreichen und benötigte 5,9 l/100 km. Issigonis missbilligt den Einsatz dieser Vorkriegskonstruktion. Der Export in die USA beginnt 1949, wobei die Scheinwerfer ab Oktober 1950 von ihrem bisherigen tiefen Platz im Kühlergrill auf die Kotflügel versetzt werden, um den US-Sicherheitsvorschriften zu entsprechen. Ab 1951 wird dies für alle Morris Minor Standard. Bei Produktionsende der ersten Serie sind etwas über 250.000 Autos verkauft worden, 30 % davon sind Cabriolimousinen.

 

10/1948 - In Rüsselsheim wird der Opel Kapitän wieder gebaut, in leicht überarbeiteter Form und auch nur als viertürige Limousine mit Portaltüren. Erkennbarer Unterschied zum Vorkriegsmodell sind die nun runden Scheinwerfer, Stoßstangen mit stärker ausgebildeten Hörnern und Radkappen. Er hat einen 2,5-Liter-Reihenmotor mit 55 PS, Dreiganggetriebe und eine Höchstgeschwindigkeit von 126 km/h. Bis April 1950 werden 12.936 Exemplare gebaut.

 

10/1948 - Da der Mark VII nicht rechtzeitig fertig geworden ist, präsentiert Jaguar auf der "London Motor Show“ eine Verlegenheitslösung: den XK 120. Eigentlich geht es nur darum, den neuen Motor (6 Zylinder, 3.442 ccm, 162 PS) zu präsentieren und dafür wird kurzfristig ein schnittiger Roadster karossiert. Doch der gefällt dem Publikum außerordentlich gut und anstatt einer geplanten Kleinserie von 240 Exemplaren werden bis 1954 7.373 XK 120 gebaut.  Mit dem Fahrzeug gibt es auch Rennversionen. Diese Jaguar C-Type und D-Type sind sehr erfolgreich und heute heiß begehrt. 1954 folgt der XK 140.

 

07.10.1948 - Die Entwicklung beginnt Mitte der 1930er-Jahre, doch kriegsbedingt stellt Citroën den neuen 2CV aber erst jetzt in Paris der Öffentlichkeit vor. Von der Fachpresse wird der Wagen anfangs belächelt, so schreibt die satirische Wochenzeitung Le Cannard enchainé: „Eine Konservendose, Modell freies Campen für vier Sardinen“. Doch der 2CV wird in den folgenden Jahrzehnten zu einem der bekanntesten Automodelle in Frankreich. Zwischen Sommer 1949 und Mitte 1990 werden 3.868.631 viertürige Limousinen und 1.246.335 Lieferwagen („Kastenente“) hergestellt. Dazu kommen zwischen 1960 bis 1968 (und 1971) noch 694 Exemplare der Sahara-Ausführung „4x4“ mit zwei Motoren und Allradantrieb gebaut. („Bimoteur“) Das minimalistische, aber sehr zweckmäßige Automobil hat Frontantrieb und einen luftgekühlten Zweizylinder-Viertakt-Boxermotor unter der Haube. Anfangs beträgt der Hubraum 375 ccm und hat 9 PS Leistung. Im Laufe der Jahre steigen Hubraum auf 602 ccm und 29 PS.

 

10.-13.10.1948 - Die britische Militärregierung der Stadt Köln legt die Produktion der Ford-Werke still, weil diese das zugeteilte Kohlen-Kontingent erheblich überzogen hatte.

 

06.11.1948 – In Königstein im Taunus wird der Automobilclub von Deutschland wiedergegründet. Der 1899 gegründete Club hatte 1935 seinen Zweck aufgegeben und sich in „Deutscher Ausland-Club“ umbenannt, um der Gleichschaltung im Nationalsozialistischen Kraftfarkorps (NSKK) zu entgegen.

 

11/1948 - In Köln-Niehl startet die Produktion des Ford Taunus. Er ist der bereits seit 1938 gebauten Taunus G93A, der als Mittelklassewagen die Lücke zwischen dem kleinen Ford Eifel und dem großen Ford V8 schließen soll. Der Prototyp des bereits ab 1946 im Detail verbesserten G93A wird im Mai 1948 als neuer G73A auf der Hannoveraner Exportmesse vorgestellt. Die ersten Karosserien entstehen jedoch nicht in den Kölner Ford-Werken, sondern werden ab September 1948 aus Platzmangel im Wolfsburger Volkswagenwerk und beim Karosseriebauer Karmann in Osnabrück hergestellt. Zuvor müssen die Karosserieformen aus dem bisherigen Ambi-Budd-Werk in Ostberlin in Verhandlungen mit der Sowjetischen Militäradministration ausgelöst werden. Erst im November 1948 kommt die Gesamtproduktion nach Köln zurück. Zunächst gibt es den Taunus nur als zweitürigen Limousine mit hinten angeschlagenen Türen, zunächst ist er nur in „nachtschattengrau“ zu erhalten. Wegen seines rund abfallenden markanten Hecks wird der G73A auch "Buckeltaunus" genannt. Ab 1949 entstehen weitere Karosserieformen bei renommierten Karosseriebauern wie Karmann in Osnabrück oder Drauz in Heilbronn. Diese erhalten von Ford die Fahrgestelle mit dem vorderen Aufbau bis zu den A-Säulen. Die Fahrzeuge werden nun zu zwei- und viersitzigen Cabriolets mit zwei Türen oder – für die Polizei – vier Türen, zu dreitürigen Kombis und zu viertürigen Taxis. Im Mai 1950 gibt es den Taunus Spezial mit Vierganggetriebe und Lenkradschaltung, einem breiten, verchromten Kühlergrill, Stoßfängern mit Hörnern, ein größeres Rückfenster und Blinkern statt Winkern. Knapp ein Jahr später kommt der Taunus de Luxe mit durchgehender Windschutzscheibe und zahlreichen Extras. Angetrieben wird der Ford Taunus G73A von einem 1.172 ccm großen Motor mit 34 PS, was zu einer Höchstgeschwindigkeit von 97,5 km/h führt. Gebaut wird der Taunus G73A bis 1952 und dann vom „Weltkugeltaunus“ (Taunus 12M -G13-) abgelöst. Insgesamt entstehen 76.590 Exemplare des G73A.

 

 

1949

 

1949 – Die Produktion des bis 1955 gebauten Rolls-Royce Silver Dawn startet im britischen Crewe. Das Modell ist der erste Rolls-Royce mit Werkskarosserie, bis dahin wurden die Karosserien von anderen Karosseriebauern hergestellt. Das Fahrgestellt ist ein modifiziertes Silver-Wraith-Chassis. Zunächst wird er ausschließlich für den Export als Linkslenker gebaut, zusammen mit dem baugleichen Bentley R-Type ist er ab Oktober 1953 auch in Großbritannien verfügbar. Angetrieben wird das Fahrzeug von einem Reihensechszylinder mit zunächst 4.257 ccm, später dann mit 4.566 ccm. Zusätzlich zum Komplettfahrzeug mit Werkskarosserie bot Rolls-Royce auch nur das Chassis an und die Aufbauten entstanden bei anderen Stellmachern (Coachbuilder) wie Harold Radford.  Insgesamt entstanden in sechs Jahren 760 Exemplare.

 

1949 - In Deutschland verlassen 104.000 Automobile die Fabriken – das Dreifache der Vorjahresproduktion.

 

1949 - Auf dem Genfer Autosalon präsentiert Borgward die viersitzige Limousine Hansa 1500, die erste deutsche Neukonstruktion seit Ende des Zweiten Weltkrieges. Ebenfalls in Genf wird der Prototyp des Sportwagens Porsche 356 gezeigt, ein zweisitziger Roadster mit einem Aluminium-Chassis. Ebenfalls einen Zweisitzer bringt Gutbrod mit dem Moto-Standard, ein Cabrio mit Frontantrieb und einer Ponton-Karosserie. Karmann aus Osnabrück zeigt das viersitzes Cabriolet auf VW Käfer-Basis, Hebmüller aus Wülfrath das zweisitzige Cabriolet auf Käfer-Basis. Mercedes-Benz bringt mit dem Typ 170 V und dem auffallend leisen Typ 170 D auf den Markt. In Italien wird der Siegeszug der Vespa gestartet

 

08.01.1949 - In den Niederlanden wird ein VW Käfer verschifft. Ziel sind die USA. Damit beginnt der Käfer seinen nicht geglaubten Erfolg in die Vereinigten Staaten. Doch er ist zunächst kein Erfolg. Erst 1955 baut Volkswagen ein eigenes Verkaufsnetz auf. Der Durchbruch gelingt jedoch erst 1960 – mit einer einzigartigen Anzeigenkampagne, die Jahrzehnte später zur besten des 20. Jahrhunderts gewählt werden würde. Die bis dahin recht unbekannte Agentur Doyle Dane Bernbach (DDB) löst mit ihrer Kampagne einen regelrechten Run auf das kleine Auto aus Deutschland aus. Gleichzeitig verändert sie die Auffassung von Werbung fundamental. Zum ersten Mal nimmt sich mit Volkswagen USA ein großer Konzern in seinen Anzeigenmotiven konsequent auf die Schippe, spielt mit eigenen Vorurteilen, eigenen Schwächen und Klischees.

 

20.03.1949 – Auf Sizilien findet die 33. Targa Florio, statt. Gleichzeitig ist das Rennen der neunte Giro di Sicilia. Die Entscheidung der Organisatoren, das Rennen auf einen Termin im März zu verlegen, erwies sich im Nachhinein als falsch. Das Wetter war schlecht. Es regnete beinahe den ganzen Tag, die Straßen waren rutschig und in den Bergregionen was es kalt und nebelig. Die ersten Fahrzeuge, die ab Mitternacht auf die Strecke gingen, waren Tourenwagen. Als der letzte Sportwagen den Start-und-Ziel-Bereich in der Viale del Foro Italico in Palermo verlassen hatte, war es vier Uhr morgens. Zu Beginn des Rennens führten die Lancia-Aprilia-Tourenwagen, angeführt von Alfredo Fondi und Giannino Marzotto. In Trapani übernahmen die Sportwagen das Kommando. An der Spitze fuhr Dorino Serafini im Frazer Nash, dahinter lagen die neuen Ferrari 166 MM von Bruno Sterzi, Roberto Vallone und Clemente Biondetti. Bereits ausgeschieden waren Franco Cortese und Giovanni Bracco, deren Fahrzeuge vom Start weg Probleme mit der Technik hatten. Die Rennentscheidung fiel in der Nähe von Enna, wo Serafini nach einem Unfall ausschied und Biondetti im strömenden Regen die Führung übernahm. Bis zum Rennende konnte Biondetti Franco Rol in dessen privat gemeldetem Alfa Romeo 6C 2500 Competizione nicht abschütteln. Nach einer Fahrzeit von über 13 Stunden hatte er im Ziel nur einen Vorsprung von knapp drei Minuten auf Rol. Die große Überraschung war der dritte Gesamtrang von Giovanni Rocco im Prete-Eigenbau.

 

31.03.1949 - In Bologna wird das Unternehmen Abarth & C. gegründet. Carlo Abarth, ein in Italien lebender österreichischer Motorradrennfahrer und Unternehmer, baut mit seiner Firma Sportwagen mit kleinem Hubraum, zunächst überwiegend Einzelstücke und kleine Serien mit speziellen Karosserien unterschiedlichster Designer und Karosseriebauer. Dazu zählen Allemano, Bertone, Boano, Ghia, Pininfarina, Vignale oder Zagato. Bekannt wird die Firma Abarth aber auch als Tuner, vor allem für Fiat, Simca und Alfa Romeo. Im Rennstall Abarth fahren u.a. Derek Bell, Hans, Herrmann, Jochen Nerpasch oder Walter Röhrl. 1971 ist mit der selbständigen Firma Abarth Schluss. Carlo Abarth verkauft das Unternehmen und die Markenrechte an den Fiat-Konzern.

 

06.04.1949 - Volkswagen bestellt bei der Firma Karosseriewerke Josef Hebmüller und Söhne in Wülfrath 675 Aufbauten für das zweisitzige Cabriolet vom Typ 14, das durch seine elegante Form besticht. Die Erprobungsergebnisse an den am 21. März und 1. Juni 1949 gelieferten Versuchsfahrzeugen machen unter anderem eine konstruktive Verstärkung des Aufbaus erforderlich. Auch wird die Fertigungsqualität bemängelt. Ein durch eine Lackstaubverpuffung verursachter Brand unterbricht die Produktion am 23. Juli 1949 – bis dahin liefert Hebmüller 53 Cabriolets und 236 Polizei-Streifenwagen von Volkswagen Typ 18 aus. Zwar nimmt Hebmüller die Produktion wieder auf, jedoch entspricht Volkswagen dem Wunsch auf Erhöhung der Liefermenge nicht. Auch wegen der geringen Stückzahl von insgesamt 680 gebauten Fahrzeugen gehört das Hebmüller Cabriolet zu den begehrten Sammlerstücken.

 

16.04.1949 - Der erste VW-Käfer wird nach Österreich importiert. Und er läuft und läuft und läuft. Damit laufen auch die Geschäfte der Firma Porsche gut an. Auch dank dem erfolgreichen Aufbau einer schlagkräftigen Vertriebsorganisation und dem damit verbundenen zuverlässigen Kundendienst. Von Salzburg aus baut Louise Piech neben dem Fahrzeugimport eine eigene Einzelhandelskette auf: Die Porsche Inter Auto GmbH & Co KG, die sich bis heute zu 100 % im Besitz der Familien Porsche und Piech befindet.

 

05/1949 - Der Mercedes-Benz 170, ein bereits vor dem Krieg produziertes Fahrzeug, kommt nun auch als Diesel auf den Markt. Er hat einen Vierzylindermotor mit 1.767 ccm Hubraum und 40 PS.

 

19.06.1949 - Das erste offizielle Rennen des heutigen NASCAR Sprint Cup findet auf dem 1949 eröffneten Charlotte Speedway in Charlotte, North Carolina, USA, statt. Der Charlotte Speedway ist ein dreiviertel Meilen langes Oval und das erste Rennen geht über eine Distanz von 150 Meilen. Nach insgesamt 12 NASCAR-Rennen wird der Charlotte Speedway am 17.10.1956 wieder geschlossen.

 

07/1949 – Die Mitarbeiterzeitschrift Opel Post wird – nach Ende der Papier-Rationierung - erstmals publiziert und gehört damit zu den ältesten Zeitschriften zur internen Kommunikation. Der Name ist nur als Provisorium gedacht, bei einem Preisausschreiben mit einer Prämie von 50 D-Mark wird ein neuer Titel gesucht. Doch die große Mehrheit der Leser entscheidet sich für den ursprünglichen Namen. Die Opel Post erscheint wöchentlich und existiert noch heute, nun als zweispachiges (Deutsch, englisch) Web-Magazin.

 

01.07.1949 - Dem Standart-Käfer wird nun ein Exportmodell an die Seite gestellt. Es hat eine verbesserte Ausstattung wie z.B. eine Zeituhr, Chromleisten, Bedienungsknöpfe am Armaturenbrett aus elfenbeinfarbigem Kunststoff und kostet 5.450 DM. Am gleichen Tag wird auch das von der Firma Karmann (Osnabrück) karossierte vierzitzige VW-Cabriolet vorgestellt.

 

22.07.1949 - Die Serienfertigung des Volkswagen Typ 15, eines viersitzigen Cabriolets auf Basis des Export-Modells der Volkswagen Limousine, beginnt bei der Wilhelm Karmann Fahrzeugfabrik in Osnabrück. Nach einer Vorführung des Fahrzeugs am 13. April 1949 und seiner Erprobung spricht sich Nordhoff am 18. April 1949 dafür aus, „recht bald mit der Produktion dieses Cabriolets in Gang“ zu kommen. Der am 3./5. August 1949 geschlossene Vertrag sieht die Lieferung von zunächst 1 000 Einheiten vor. Durch hohe Alltagstauglichkeit ausgezeichnet und durch unsichtbar angebrachte Versteifungen an den Karosserieseiten in seinem Schwingungsverhalten neutralisiert, findet das Fahrzeug eine wachsende Kundengruppe. Zunächst für 7 500 DM angeboten, summiert sich die Fertigung bis Jahresende auf 440 Fahrzeuge. 1950 steigt die Produktion auf 2 669 Fahrzeuge an. Bis zur Produktionseinstellung am 10. Januar 1980 laufen in Osnabrück 330 281 Käfer Cabriolets vom Band.

 

23.07.1949 - Ein Großbrand im Hebmüller-Werk in Wülfrath zerstört die gesamten Produktionsanlagen. Zwar kann der Wiederaufbau 1951 abgeschlossen werden, aber die wirtschaftliche Situation führt dazu, dass Hebmüller 1952 den Betrieb einstellen muss. Hebmüller baut vor dem Krieg hochwertige Aufbauten als Einzelstücke oder Kleinserien, u.a. für Austro-Daimler, F.N. und Dürkopp. Aber auch Ford und Opel lassen ihre Cabriolets und offenen Sportwagen zum Teil von Hebmüller bauen. Nach dem Krieg bekommt Hebmüller von Volkswagen den Auftrag für den Bau von 2000 zweisitzigen Cabriolets, die ab 1949 hergestellt werden. Doch aufgrund des Brandes entstehen nur 626 Fahrzeuge. Außerdem baut Hebmüller ein offenes viersitziges Polizei-Einsatzfahrzeug auf VW Typ 1-Basis.

 

09/1949 – Um nach dem Krieg mehr Rohstoffzuteilungen zu erhalten, gründet Carl F.W. Borgward drei Einzelfirmen: Die Carl F.W. Borgward G.m.b.H. Automobil- und Motorenwerke, die Goliath-Werk G.m.b.H. und die Llyod Maschinenfabrik G.m.b.H.

 

03.09.1949 - In Ingolstadt wird die Automobilfirma Audi neugegründet. Nachdem im August 1948 die Auto Union AG im Handelsregister Chemnitz gelöscht worden ist, existiert das Unternehmen nicht mehr. In Ingolstadt war bisher das Auto-Union-Zentrallager Süd untergebracht. Viele Mitarbeiter aus den früheren Werken der Auto Union in Zwickau, Zschopau und Chemnitz setzen sich nach Ingolstadt ab und initiieren den Neuaufbau. Da im Krieg die Wehrmacht die DKW-Wagen aufgrund ihrer Zweitaktmotoren, der selbsttragenden Karosserien aus Sperrholz und des Frontantriebs kaum requiriert hatte, sind in Westdeutschland zu diesem Zeitpunkt noch rund 65.000 DKW-Wagen der Typen Reichs- und Meisterklasse in Betrieb - ein großer Vorteil gegenüber den Mitbewerbern.

 

06.09.1949 - Durch die Verordnung 202 überträgt die britische Militärregierung dem Land Niedersachsen die Kontrolle über die Volkswagenwerk GmbH mit der Maßgabe, diese im Auftrag und unter der Anweisung der Bundesregierung zu übernehmen. Die Frage der Eigentümerschaft bleibt bis zur Privatisierung des Unternehmens ungeklärt.

 

19.09.1949 - Der Zebrastreifen taucht in internationalen Vereinbarungen erstmals in einem in Genf unterzeichneten Protokoll über Verkehrszeichen auf. Bereits 1948 lässt die britische Regierung an Londoner Verkehrskreuzungen Straßenmarkierungen in Form von zwei parallelen punktierten Linien anbringen und veröffentlicht Schulungsfilme zum sicheren Überqueren stark befahrener Straßen.

 

26.09.1949 – Ford lässt die von Earle S. MacPherson entwickelte MacPherson-Federbeinvorderachse patentieren. Zuvor hat der US-amerikanische Ingenieur und Erfinder für Chalmers, Liberty und Hupmobile gearbeitet, bevor er 1934 zu General Motors wechselt. Nach dem Zweiten Weltkrieg leitet er das Chevrolet Light Car Project. Inspiriert von Flugzeugfahrwerken kommt ihm die Idee, Stoßdämpfer und Achsschenkel zu vereinen, oben in einem Domlager im Radhaus und unten an einen einfachen Stablenker und einem Ende des Stabilisators zu führen. So schafft er eine platzsparende und günstige Aufhängung. Sein Chevrolet Cadet mit vier Federbeinen wird nach dem Bau einiger Prototypen gestoppt. MacPherson wechselt daraufhin 1947 von GM zu Ford. Seine Idee wird von Ford am 26. September 1949 patentiert. 1950 erscheint der britische Ford Consul als erstes Modell mit MacPherson-Vorderachse. Der bei Ford in Frankreich mit dieser Achse entwickelte Nachfolger des Ford Vedette kommt 1955 nach Besitzerwechsel als Simca Vedette auf den Markt. Der erste deutsche Wagen mit MacPherson-Aufhängung ist 1957 der Ford P2 („Barocktaunus“), nach dem nicht in Serie gegangenen Volkswagen EA 48 mit Frontantrieb, dessen Entwicklung 1956 abgebrochen worden war.

 

13.10.1949 – Die ersten Exemplare des im Frühjahr in Genf vorgestellten Borgward Hansa 1500, der ersten deutschen Pkw-Nachkriegskonstruktion, rollen in Bremen-Sebaldsbrück vom Band. Das Mittelklassefahrzeug wird als zwei- und viertürige Limousine, dreitürigen Kombi, fünfsitziges, zweitüriges Cabriolet und zweisitziges Sportcabriolet gebaut. Die Cabriolets entstehen bis Mai 1952 im Karosseriewerk Hebmüller in Wülfrath. Unter der Motorhaube werkelt ein Vierzylinder-Reihenmotor mit 1.498 ccm und einer Leistung von 48 PS, ab Ende 1950 52 PS. Im Sportcabriolet sind es 66 PS und 1953 ist der Hansa 1500 mit dem 80-PS-Motor aus dem Borgward-Rennsportwagen lieferbar.

 

13.10.1949 – Der italienischer Motorradhersteller Moto Laverda S.p.A. wird von Francesco Laverda, dem Enkel des Landmaschinenherstellers Pietro Laverda, gegründet. Das erste Modell ist die Laverda 75. In den 1980er Jahren folgt eine Absatz- und Finanzkrise, die bei Laverda vor allem auf eine nicht marktgerechte Produktdiversifikation zurückzuführen ist. Am 31.03.1987 muss Moto Laverda Insolvenz anmelden. Sechs Jahre später wird die Marke als International Moto Laverda neu gegründet, doch bereits 1998 ist auch diese Firma insolvent und geht zunächst an einen Investor, 2000 dann an Aprilia und wird Ende 2004 von der Piaggio-Gruppe übernommen.

 

12.11.1949 - Nach 51-wöchiger Entwicklungszeit wird der neue VW Transporter (Typ 2) den Journalisten vorgestellt. Die Serienfertigung beginnt am 8. März 1950 im Volkswagenwerk Wolfsburg. Später wird in Hannover ein eigenes VW Transporter-Werk gebaut. Den VW Typ 2 gibt es in verschiedenen Karosserievarianten wie Kastenwagen, Kombi, Kleinbus, Pritschenwagen und Doppelkabine, die Luxusvariante „Samba“-Bus oder als Campingmodell (z.B. von Westfalia). 1955 werden für die Deutsche Bundesbahn 30 Eisenbahn-Draisinen (Klv 20) mit VW-Transporter-Karosserien gebaut. Von der ersten Generation (Typ 2 T1) werden zwischen 1950 und 1967 insgesamt rund 1,8 Millionen Einheiten gebaut.

 

 

 

 7.   Die 1950er – Aufbruch in ein neues Zeitalter

 

 

1950

 

01/1950 – Im Werk Calw der Gutbrod Motorenbau GmbH beginnt die Produktion des Gutbrod Atlas, einem Kleintransporter, der als Pritschenwagen, Kastenwagen und mit verschiedenen Sonderaufbauten gebaut wird. Eine Vorserie war bereits Ende 1949 produziert worden. Angetrieben wird der Atlas 800 von einem Zweizylindermotor mit zunächst 586 ccm Hubraum und 16 PS. 1953 wird dies gesteigert auf 662 ccm und 19 PS, außerdem ist ab Februar 1953 ein Dreizylinder mit 987 ccm Hubraum und 28 PS erhältlich. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 70 km/h. Insgesamt entstehen bis Mitte 1954 10.906 Gutbrod Atlas, dann wird aus wirtschaftlichen Gründen der Automobilbau eingestellt.

 

18.01.1950: Im kanadischen Saint-Jean-sur-Richelieu wird Joseph Gilles Henri Villeneuve geboren. Mit 15 Jahren bekommt Gilles Villeneuve von seinem Vater einen MGA geschenkt, den er ohne Führerschein fährt. 1967 nimmt er an ersten Beschleunigungsrennen teil, später an Schneemobilrennen, bei denen er im Winter 1974/1975 Weltmeister wird. In den Sommermonaten besucht er eine professionelle Rennfahrerschule. Anschließend kauft er sich einen gebrauchten Formel B-Wagen, mit dem er 1971 in den Motorsport einsteigt. Über die Formel Ford Provincial Series Quebeck (Gesamtsieger 1973), die Atlantic Championship (Gegenstück zur Formel 2) und der IMSA GT Championship kommt er 1976 zu seinem ersten Einsatz in der Formel 2. Dort bestreitet er für Ron Dennis' Project Four Racing in einem March 762-Heat ein Rennen im französischen Pau. 1977 holt er in seiner vierten Saison in der Atlantic Championship seinen dritten Titel und im gleichen Jahr debütiert er beim Großen Preis von Großbritannien bei McLaren im dritten Werkscockpit. Es bleibt zunächst bei diesem einen Rennen. Für die letzten beiden Rennen wird er dann als dritter Fahrer von der Scuderia Ferrari unter Vertrag genommen. Dieser gilt auch für die Saison 1978. Beim letzten Rennen der Saison in Kanada holt er sich seinen ersten Sieg. Im Jahr darauf wird Villeneuve Vizeweltmeister hinter seinem Teamkollegen Jody Scheckter. Das Jahr 1980 wird für Ferrari ein Misserfolg, die Saison 1981 verläuft nur unwesentlich besser. Zu Beginn der Saison 1982 kommt es zum Streit mit seinem Teamkollegen Pironi, der ihn - angeblich gegen eine Stallorder des Teams - beim Grand Prix von San Marino in der letzten Runde den Sieg überholt und den Sieg nimmt. Zwei Wochen später verunglückt Gilles Villeneuve im Qualifying zum fünften Saisonlauf im belgischen Zolder tödlich. Pironi hatte eine bessere Zeit vorgelegt und Villeneuve will diese in den letzten Minuten noch unterbieten - trotz gebrauchter Qualifikationsreifen und gegen eine Anweisung des Teams, wieder an die Box zu kommen. Bei einem Überholvorgang kommt es bei einer Geschwindigkeit von ca. 270 km/h zur Kollision mit dem RAM-Fahrer Jochen Mass. Villeneuves Ferrari überschlägt sich, der Rumpf zerbricht in zwei Teile und Villeneuve wird, noch an der Sitzrückwand angeschnallt, herausgeschleudert. Er wird sehr schnell von Ärzten behandelt, auf der Ladefläche des Streckensicherungsfahrzeugs zum Helikopter und dann ins Krankenhaus gebracht. Hier können erst die schweren Verletzungen des bewusstlosen und äußerlich unverletzten Villeneuve festgestellt werden. Daraufhin werden die lebenserhaltenden Systeme abgeschaltet und sein Tod bekanntgegeben. In der gleichen Saison verunglückt auch Riccardo Paletti beim Grand Prix von Kanada tödlich. Gilles Villeneuve ist der 28.  Fahrer, der im Rahmen eines Formel 1-Rennens (Training oder Rennen) ums Leben kommt. Noch zu Beginn des Rennens wird die Rennstrecke nach Gille Villeneuve benannt. 17 Jahre später, im Jahr 1997, wird sein Sohn Jacques Villeneuve Formel 1-Weltmeister.

 

17.02.1950 - Im Weißen Haus in Washington nimmt US-Präsident Harry S. Truman seinen neuen Dienstwagen, einen Ford Lincoln, in Empfang. Das Fahrzeug, das als das teuerste Auto der Welt gilt, verfügt über eine Sprechanlage zwischen Vorder- und Rücksitzen, vergoldete Türgriffe und -schwellen, einen Schirmständer sowie besondere Trittbretter für begleitende Geheimpolizisten.

 

04.03.1950 - Anlässlich der Produktion des 100.000. Volkswagen nach dem Krieg wird für die Beschäftigten der Volkswagenwerk GmbH eine jährliche Sonderzahlung von bis zu 120 DM eingeführt. Die Erfolgsprämie wird 1954 auf 4 Prozent des Bruttojahresverdienstes erhöht.

 

08.03.1950 - In Wolfsburg beginnt die Serienproduktion des VW Typ 2 T1, des Transporters, mit 10 Wagen pro Tag. Der Preis liegt zu Beginn bei 5.850 DM, knapp 150 DM über dem Preis eines vollausgestatteten Käfers. Es gibt ihn als Kleinbus, Kasten- und Pritschenwagen. Ab 1956 erfolgt die Produktion im neuen Transporterwerk Hannover. Insgesamt werden rund 1,8 Millionen T1 hergestellt. 1967 wird der T1 durch den T2 abgelöst.  Heute sind die gesuchtesten Modelle der ab 1950 von der Firma Westfalia gebaute Bus mit der Campingbox und der im April 1951 vorgestellte "Samba-Bus".

 

09.03.1950 – Das Fuldamobil, ein Kleinstwagen der Elektromaschinenbau Fulda GmbH, wird ein eingeführt. Dieses eiförmige Fahrzeug auf drei, später vier Rädern, besteht anfangs aus einer mit Kunstleder überzogenen Sperrholzkarosserie. Ab 1952 wird eine mit Aluminium verkleidete eckige Karosserie gebaut, die ein Jahr später deutlich abgerundeter wird und dem Wagen im Volksmund die Bezeichnung „Cellokasten“ einbringt. Das Fuldamobil ist eines der ersten Fahrzeuge mit einem negativen Lenkrollradius. Die Fuldamobile verfügen über verschiedene Ottomotoren mit einer Leistung zwischen 6,5 und 10,2 PS. Von 1951 bis 1969 werden rund 2.900 Fahrzeuge gebaut, wobei die in Wilhelmshaven als Fuldamobil NWF 200 produzierten Lizenzbauten nicht enthalten sind. Daneben wurde das Fuldamobil in Lizenz auch in den Niederlanden („Bambino“, 1955-57), in Schweden („Fram-King“, 1956-62, 411 Exemplare), Großbritannien (1959-61), Griechenland („Alta“, „Attica“), Argentinien („Bambi“), Chile („Nobel Chile“) gebaut.

 

14.03.1950: Der Rover JET 1 absolviert seine ersten Fahrten. Es handelt sich um das weltweit erste Rennauto mit Gasturbinenantrieb. Bei ihm wurde das Fahrgestellt eines Rover P4 mit einer Roadster-Karosserie versehen, im Heck wird eine neue Gasturbine eingebaut. Die Turbinenstufe erreicht 26.000/min und gibt eine Leistung von max. 100 bhp (74 kW) ab. die Höchstgeschwindigkeit wird 1950 mit 136 km/h erreicht. Eine Weiterentwicklung dieses Fahrzeugs mit veränderter Front erhält 1952 die leistungsfähigere T8-Turbine mit 230 bhp (169 kW). Damit fährt der Prototyp 243,5 km/h und den Weltrekord für turbinenbetrieben Fahrzeug ein.

 

16.03.1950 – In Genf wird der Autosalon eröffnet. Fiat präsentiert seine erste Neukonstruktion nach dem Zweiten Weltkrieg, den Fiat 1400 als viertürige Limousine und zweitüriges Cabriolet. Er hat eine selbsttragende Karosserie und einen Vierzylinder-Reihenmotor mit 1395 ccm Hubraum und einer Leistung von 44 PS. Über ein bis auf den ersten Gang synchronisiertes Vierganggetriebe mit Lenkradschaltung und eine geteilte Kardanwelle wird die starre Hinterachse angetrieben, die an viertelelliptischen Blattfederstreben geführt wird und Schraubenfedern, Teleskopstoßdämpfer und einen Stabilisator hat. Die Vorderräder sind einzeln an Doppelquerlenkern aufgehängt. Auch vorn gibt es Schraubenfedern, Teleskopstoßdämpfer und Stabilisator, dazu eine Rollenlenkung. An allen Rädern wirken hydraulisch betätigte Trommelbremsen. Die Handbremse, eine seilzugbetätigte Außenbandbremse, sitzt am Ende der Kardanwelle vor dem Differential. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 120 km/h.

 

06.04.1950 – Der erste serienmäßig hergestellte Porsche 356 verlässt das Werk in Stuttgart. Auffällige Merkmale sind die geteilte Frontscheibe und die fest verglasten hinteren Fenster. Spätere Fahrzeuge bekommen hinten Ausstellfenster. Ein Porsche-Wappen trägt dieses Fahrzeug noich nicht, da dieses erst 1952/1953 gestaltet wird. Das Fahrzeug besitzt ein weißes Dreispeichenlenkrad aus Bakelit von Petri mit Hupring. Links neben dem Lenkrad ist das Zündschloss, damals noch in Verbindung mit einem Startknopf. Der Benzinstand kann nur mit einem Holzstab mit Kerben, der senkrecht in den Benzintank zu halten ist, kontrolliert werden, da es keine Kraftstoffvorratsanzeige gibt. Wie die anderen frühen Modelle besitzt das Fahrzeug ein unsynchronisiertes Getriebe des VW Käfer, erst im Herbst 1952 erfolgt der Wechsel auf ein von Porsche neu entwickeltes, vollsynchronisiertes Getriebe.

 

16.04.1950 – Im britischen Brands Hatch wird die bisherige Grasbahnrennstrecke, nun aber mit einem Asphaltbelag versehene und leicht geänderte Kurs eröffnet. Zunächst finden auf dem Brands Hatch Circuit Formel-3-Rennen statt, 1964 auch – im Wechsel mit Silverstone – auch Formel-1-Rennen. Heute finden zwar noch zahlreiche wichtige Motorsportereignisse in Brands Hatch statt, allerdings keine Rennen der Königsklasse mehr.

 

28.04.1950 - Der VW Käfer ist jetzt mit einem großen Falt-Schiebedach zu erhalten.

 

05/1950 – Bei der Automobilschau in Reutlingen wird der Dyna-Veritas des deutschen Automobilherstellers Veritas vorgestellt. Das Fahrzeug entsteht unter Verwendung der Technik des Panhard Dyna X. Übernommen wird der komplette Antriebsstrang mit dem vorderen (Leichtmetall-)Hilfsrahmen und Teile der Hinterachse. Im März 1950 liefert Panhard die ersten Fahrgestelle an das Unternehmen "Veritas – Badische Automobilwerke Rastatt" in Muggensturm. Der Kastenrahmen ist selbsttragend. Ausgestattet ist der luxuriöse Wagen auf Kundenwunsch mit Liegesitzen, Radio und Zigarettenanzünder. Für den Antrieb sorgt der originale luftgekühlte Zweizylinder-Boxermotor mit 744 ccm Hubraum mit 32 PS Leistung, der vorne längs im Fahrzeug eingebaut ist und die Vorderräder antreibt. Die Höchstgeschwindigkeit ist mit 120 km/h angegeben. In den belgischen Sprintversionen wird der 850 ccm-Motor mit 41 PS verbaut. Baur fertigt die Karosserien des Cabriolets. Einige Fahrzeuge sind auch als Coupé karossiert. Außerdem entstehen ab 1950 weitere Karosserievarianten im Prototypenstatus. Der Neupreis beträgt anfangs 8300 DM, der sich ab 1952 auf 9300 DM erhöht. Vergleichbare Cabriolets sind billiger. So kostet das DKW F 89 Meisterklasse Cabriolet nur 7730 DM. Volkswagen senkt den Preis seines VW Käfer Cabriolets im Herbst 1952 auf 6950 DM. Von den max. 180 produzierten Dyna-Veritas-Cabriolets sind heute 10 Fahrzeuge erhalten. Zudem sind 3 Coupés bekannt.

 

09.05.1950 - In Barcelona wird die Sociedad Espanola de Automobiles de Turismo S.A. (SEAT) durch die Institution Nacional de Industria gegründet. Gleichzeitig wird der Grundstein für das erste SEAT-Werk in Barcelona gelegt, das am 05.06.1953 eröffnet wird. Überwiegend verkauft das Staatsunternehmen seine Fahrzeuge, ausschließlich in Lizenz von Fiat, auf dem durch hohe Importzölle geschützten heimischen Markt. Lizenzvereinbarungen mit Fiat sorgen für Exportbeschränkungen. Erst zu Beginn der 70er Jahre beginnt ein nennenswerter Export, überwiegend in die Benelux-Staaten und nach Finnland. Anfang der 80er löst man sich vom Lizenzgeber Fiat und schließt 1982 ein Produktions- und Wirtschaftsabkommen mit Volkswagen. Der VW-Konzern hat schnell eine 75%-Beteiligung an SEAT.

 

21.05.1950 – Beim 1. Großen Preis von Monaco gewinnt Juan Manuel Fangio auf Alfa Romeo 158 vor Alberto Ascari auf Ferrari 125 F1 und Louis Chiron auf Maserati 4CLT/48. Sofort nach dem Start geht der von der Pole-Position gestartete Argentinier Fangio in Führung, gefolgt von Farina, Luigi Fagioli und Froilán González. Noch in der ersten Rennrunde kommt es nach dem Tunnel zu einer Massenkarambolage, in die insgesamt zehn Fahrzeuge verwickelt sind. Durch überschwappende Wellen ist die Fahrbahn plötzlich nass geworden, sodass sich Farina dreht und viele der nachfolgenden Fahrer nicht mehr ausweichen können. Alle Beteiligten kommen mit leichten Verletzungen davon, müssen jedoch das Rennen aufgeben. Somit verbleiben noch acht Fahrzeuge im Rennen, das von Fangio souverän angeführt wird. Bereits nach einem Viertel der Distanz hat er seinen Vorsprung auf die verbliebenen Piloten auf über eine Runde ausgebaut. Dahinter kommt es lange Zeit zu einem spannenden Kampf zwischen den Ferrari-Teamkollegen Luigi Villoresi und Alberto Ascari um den zweiten Platz, Villoresi fällt jedoch durch einen technischen Defekt vorzeitig aus. Chiron, der bei der Ausarbeitung der Strecke und dem ersten Rennen in Monaco 1929 beteiligt war, fährt auf Platz 3.

 

07/1950 – Die Serienproduktion der im November 1949 in einer Vorserie vorgestellten Kabriolimousine Superior 600 beginnt im Gutbrod-Werk Calw. Den Kleinwagen gibt es als Kabriolimousine und als Kombi, angetrieben wird er von einem wassergekühlten Zweizylinder-Zweitaktmotor mit 593 ccm Hubraum und 20-22 PS, als 700 Luxus (ab 1952) mit 663 ccm und 26 PS. Unter Leitung von Hans Scherenberg entwickelt Gutbrod zur gleichen Zeit wie Goliath eine mechanische Benzindirekteinspritzung. Beide Hersteller zeigen ihre Modelle mit Einspritzung 1951 auf der IAA in Frankfurt und gelten als weltweit erste Anbieter serienmäßig hergestellter Fahrzeuge mit Benzindirekteinspritzung. Zur Popularität des Superior trägt der Motorsport bei. Unter anderem starten zwei dieser kleinen Seriensportwagen beim ADAC-1000-km-Rennen 1953 auf dem Nürburgring in einem Feld von 51 meist wesentlich leistungsstärkeren Fahrzeugen. Beide Gutbrod halten durch und belegen zwar als Letzte mit 37 von 44 Runden und 843,6 gefahrenen Kilometern die Plätze 26 und 27, beweisen damit aber ihre Zuverlässigkeit. Das Standardmodell des Superior 600 wird bis April 1954 angeboten, während ein auf der Frankfurter Frühjahrsmesse 1950 ebenfalls vorgestelltes Cabriolet kein Interesse findet. Wenig erfolgreich ist auch ein „Superior-Sport“, ein knapp 8000 DM teurer Roadster mit Wendler-Karosserie, von dem 1951/52 zwölf Stück gebaut werden. Von einer für 1954 angekündigten viersitzigen Limousine entstehen nur noch zwei Prototypen. Im April 1954 muss die Fertigung der Gutbrod-Pkws wegen finanzieller Schwierigkeiten eingestellt werden. Das Werk Calw wird zusammen mit dem Werk in Plochingen an Bauknecht verkauft. In knapp vier Jahren entstehen 6.860 Kabriolimousinen und 866 Kombis.

 

24.08.1950 - Die 1951er-Modelle des Packard 200 und 250 werden als preisgünstigste Packard-Modellreihe vorgestellt und ersetzen die Standard-Modelle die 1950 auslaufen. Der 200 ist der erste der neu von John Reinhart gestalteten Modellreihen. Sie ersetzen die schwülstigen Packards der 22. und 23. Serie, die 1948 bis 1950 hergestellt wurden. Reinharts "High Pocket"-Design ist förmlicher als das der Vorgänger und wird von Packard bis Ende 1956 vertrieben, als die eigentliche Packard-Produktion eingestellt wurde.

 

26.08.1950 – In Lansing, Michigan, stirbt der US-amerikanische Automobilpionier Ransom Eli Olds, im Alter von 86 Jahren. 1897 gründet er die Olds Motor Vehicle Co. und die Olds Gasoline Engine Works, die zwei Jahre später zur Olds Motor Works fusionieren. Das von ihm gebaute Oldsmobile „Curved Dash“ ist das erste in Großserie gebaute und von einem Benzinmotor angetriebene Fahrzeug, das 1902 in den USA Marktführer wird. Dabei entwickelt Olds die erste Form der Fließfertigung, indem er die Fahrzeugkarosserie auf Holzgestelle mit Rädern setzt, die von einer Arbeitsstation zur nächsten gezogen wird. Doch schon 1904 verlässt Olds das von ihm gegründete Unternehmen und gründet erneut eine Automobilfirma, die Reo Motor Car Company. Während Olds Motor Works 1908 von General Motors übernommen wird, unter dem Namen Oldsmobile firmiert und 2004 komplett eingestellt wird, baut REO nur bis 1937 Pkw und bis 1954 Lkw. Dann wird REO mehrfach veräußert und 1975 endgültig eingestellt.

 

03.09.1950 –  Mit seinem Sieg beim Großen Preis von Italien auf Alfa Romeo auf dem Autodromo Nazionale Monza wird Giuseppe „Nino“ Farina erster Formel-1-Weltmeister der Geschichte vor seinem Teamkollegen Juan Manuel Fangio. Farina stammt aus einer Familie, die bereits früh mit Automobilen zu tun hat. Sein Vater Giovanni Farina betreibt seit 1906 das Karosseriebauunternehmen Stabilimenti Farina, sein Onkel Battista „Pinin“ Farina den Betrieb Pininfarina. Nino selbst ist gelernter Wirtschaftswissenschaftler und führt zusammen mit seinem Bruder Attilio von 1946 bis 1953 das Familienunternehmen Stabilimenti Farina. Seine Rennfahrerkarriere beginnt Nino Farina 1933 mit einem Alfa Romeo, drei Jahre später ist er Mitglied des Werksteams. Doch gegen die Dominanz von Mercedes-Benz und Auto Union haben die Italiener keine Chance in der Grand-Prix-Klasse.  Lediglich in der kleineren Voiturette-Klasse erzielt er mehrere Siege. Nach dem Zweiten Weltkrieg bestreitet er mit einem privaten Maserati Rennen und gewinnt 1948 den Grand Prix von Monaco. 1950 schließt er sich dem Alfa-Romeo-Team an, zu dem auch Luigi Fagioli und Juan Manuel Fangio gehören. In der neuen Formel 1 gewinnt Farina drei Rennen und wird Weltmeister. 1952 wechselt er zu Ferrari und feiert 1953 im Alter von 47 Jahren seinen letzten Grand-Prix-Sieg beim Großen Preis von Deutschland. Drei Jahre später beendet er seine Rennfahrerkarriere und versucht sich als Autohändler, Fahrlehrer und Karosseriedesigner bei seinem Onkel Pinin Farina. Am 30.06.1966 verunglückt Nino Farina bei Chambéry tödlich, als er von der Straße abkommt und gegen einen Telegrafenmast prallt. In seiner Formel 1-Karriere startet er bei 33 Rennen, holt fünf Siege und 19 Podestplätze.

  

10/1950 - Als Nachfolger des Alfa Romeo 6C wird auf dem Automobilsalon in Paris der Alfa Romeo 1900 präsentiert. Gezeigt wird die von Orazio Satta Pulika konstruierte Stufenhecklimousine Berlina, die Basis für diverse Coupés und andere Varianten ist. Der 1900 ist das erste neu entwickelte Modell des italienischen Automobilherstellers nach dem Zweiten Weltkrieg. Er hat einen Vierzylindermotor mit einem Hubraum von zunächst 1.884 ccm und leistet in der einfachsten Version 80 PS. Die viertürige Berlina ist beliebt bei gutverdienenden Familienvätern. In der Werbung heißt es: "Die Limousine, die Rennen gewinnt", was nicht übertrieben war, denn die Höchstgeschwindigkeit des Viertürers erreicht für damals beachtliche 170 km/h, als 1900 ti Super sogar 190 km/h. Von der Berlina werden 17.390 Fahrzeuge gebaut. Auf einer verkürzten Bodengruppe werden aber auch elegante Zweitürer-Coupés und einige Cabriolets im Auftrag von Alfa Romeo bei Touring hergestellt. Aber auch Pininfarina, Zagato und Ghia stellen zweitürige Coupés und Cabriolets her. Diese mit dem Kürzel 1900C (C für corto = kurzer Radstand) und dem Zusatz "Sprint" oder "S" bezeichneten Fahrzeuge liegen 1954 preislich leicht über dem  eines Mercedes-Benz 300 SL Flügeltürer. 1958 tritt der Alfa Romeo die Nachfolge der 1900er-Reihe an.

 

10/1950 – Noch vor dem Zweiten Weltkrieg wurde von der Auto Union der DKW F 9 entworfen, dessen Markteinführung für 1940 vorgesehen war. Mit dem Kriegsbeginn wurden die Pläne vorerst zurückgestellt. Der F 9 wird dann 1948 auf der Leipziger Frühjahrsmesse offiziell vorgestellt. Ab 1949 wird im VEB Kraftfahrzeugwerk Audi Zwickau zunächst das Vorkriegsmodell IFA F 8 hergestellt, ab Oktober 1950 geht auch der F 9 in Zwickau in Produktion. Die Karosserien werden im Zwickauer Horch-Werk produziert, der Motor kommt vom Motorenwerk Chemnitz, montiert werden die Wagen im ehemaligen Audi-Werk der Auto Union. Die Stückzahlen halten sich zunächst in Grenzen, insgesamt werden 1.920 F-9-Fahrzeuge in Zwickau hergestellt. 1952 kommt ein Cabriolet vom VEB Karosseriewerk Dresden (vormals Gläser-Karosserie) hinzu, im selben Jahr wird die Motorleistung von 28 auf 30 PS erhöht. Es werden Versuchswagen mit Kunststoffkarosserie hergestellt. Entwicklungsarbeiten in diese Richtung werden später jedoch nicht mehr weiter verfolgt. Im Sommer 1953 wird die Produktion in Zwickau zugunsten des neuentwickelten AWZ P 70 – einem F 8 mit Kunststoffkarosserie in Pontonform – beendet und nach Eisenach verlegt.

 

10/1950 – Die erste Ausgabe der Zeitschrift Gute Fahrt des Delius Klasing Verlages erscheint. Sie beschäftigt sich hauptsächlich mit Fahrzeugen der Marke Volkswagen. Heute zählen auch die zum VW-Konzern Audi, Porsche, Skoda und Seat gehörenden Marken zum festen Themenspektrum des Magazins. Das Repertoire entspricht dem klassischer Automobil-Zeitschriften. Im Vordergrund stehen Technik, Trends und Fahrberichte. Aber auch Verkehrspolitik, Reportagen und Reiseberichte sind enthalten.

 

05.11.1950 – Am 18. Loch auf dem Gelände des Pebble-Beach-Golf-Links-Golfplatzes bei Moneterey (Kalifornien) findet der erste Pebble Beach Concous d’Elegance statt. Er findet in Ergänzung zum damaligen Pebble Beach Straßenrennen statt und entwickelt sich schnell zu einem der nobelsten Oldtimer-Schönheitsveranstaltungen weltweit. Die aus allen Teilen der Welt stammenden ausgestellten Fahrzeuge gehören zu den teuersten und seltensten Klassikern überhaupt. Eine Jury bewertet die Fahrzeuge nach den Kriterien Originalität, Funktionsfähigkeit und Eleganz. Der Eintrittspreis ist ebenfalls sehr exklusiv. 2022 gibt es je nach Kategorie Eintrittskarten zwischen $425 und $4.000.

 

25.11.1950 – Christian Riecken ist einer der wenigen Ingenieure, die auch als Rennfahrer erfolgreich sind. Der im Jahr 1880 geborene Riecken beginnt seine Laufbahn als mitfahrender Mechaniker bei der Daimler-Motoren-Gesellschaft und gewinnt u.a. an der Seite von Christian Lautenschlager den Großen Preis von Frankreich 1908. Später wird er als Konstrukteur für die belgischen Automobilhersteller Métallurgique und Minerva. Mit Minerva erzielt er 1911 mit Rang zwei bei der RAC Tourist Trophy seinen ersten größeren Erfolg als Rennfahrer. 1914 wechselt er zur NAG nach Berlin und wird dort Chefkonstrukteur. Nach dem Ersten Weltkrieg ist Riecken u.a. für die Konstruktion des NAG-C4-Sportwagen. Anfang der 20er Jahre nimmt er seine Rennfahrerkarriere wieder auf und wird 1921 bei der Eröffnungsveranstaltung der Berliner AVUS Sieger des Hauptrennens auf einem NAG C4b, der von einem Vierzylindermotor mit 2.536 ccm und 30 PS angetrieben wird. Diesen Sieg wiederholt er im darauffolgenden Jahr mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 135 km/h. 1924 gewinnt Christian Riecken zusammen mit Hans Berthold auf einem NAG C4b das 4-Stunden-Rennen Gran Premio della Notte in Monza. Innerhalb des Rennes legt das Duo mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von rund 110 km/h ca. 2600 km zurück – eine Distanz, die zuvor kein Kraftfahrzeug in 23 Stunden bewältigt hat. Der Wagen erhält daraufhin den Zusatz „Monza“. 1926 feiert Riecken seine größten Erfolge im NAG C4b. Beim ersten Großen Preis von Deutschland auf der AVUS wird er trotz Reigenproblemen Zweiter hinter Rudolf Caracciola (auf Mercedes) und Sieger in der Klasse von 2000 bis 3000 ccm. Beim Rennen Rund um die Solitude in Stuttgart wird er Gesamtvierter und Klassensieger. Kurz nach diesem Ende verlässt Christian Riecken 1926 die NAG, die 1930 nach wirtschaftlichen Schwierigkeiten mit Büssing fusioniert. Am 25.11.1950 verstirbt er im Alter von 69 Jahren.

 

13.12.1950 – Nachdem die 1924 in Berlin gegründete Verkehrswacht während der Zeit des Nationalsozialismus verboten war, wird sie nun als Bundesverkehrswacht e. V. neu gegründet und in das Vereinsregister des Amtsgerichts Bonn eingetragen. Heute hat die Deutsche Verkehrswacht rund 600 örtliche Verbände und 16 Landesverkehrswachten.

 

 

1951

 

06.01.1951 – Der Volkswagen Typ erhält am Vorderwagen seitliche Belüftungsklappen. Die auch „Rheumaklappen“ genannten Klappen fallen im Oktober 1952 zugunsten der seitlichen Drehfenster in den Türen wieder weg.

 

30.01.1951 – Unzählige Automobilkonstruktionen sind mit seinem Namen verbunden: Ferdinand Porsche. 1900 das weltweit erste Fahrzeug mit Allrad-Antrieb, der Lohner-Porsche. Nach dem ersten Weltkrieg der Sportwagen Sascha, der bis 1922 bei 52 Starts 51.mal gewann, unter anderem bei der Targa Florio. 1924 der Mercedes-Benz Typ 630 (24/100/140 PS), ab 1926 die Mercedes-Benz-Typen S, SS und SSK. 1933 Entwicklung des Grand-Prix-Rennwagen für die Auto Union mit einem 16-Zylinder-Mittelmotor. Die vermutlich wirtschaftlich bedeutendste Entwicklung aus der Hand von Ferdinand Porsche war der KdF-Wagen, der spätere VW Käfer. Seine wichtigsten Entwicklungen waren der Radnabenmotor (1897), das Lohner-Porsche-Elektromobil (1899), die Drehstabfederung (Patent 1931), die Mittelmotorbauweise in Rennwagen (1933) und die Getriebesynchronisierung (Porsche-Synchronisierung, Patent 1953). Geboren wird Ferdinand Porsche am 03.09.1875 im böhmischen Maffersdorf als drittes Kind des Spenglers Anton Porsche. Er zeigt schon früh sein außergewöhnliches technisches Talent und installiert in der väterlichen Spenglerei eine elektrische Beleuchtungsanlage. Nach einer Lehre im Betrieb seines Vaters besucht er in Abendkursen die Reichenberger Staatsgewerbeschule. 1893 tritt er in die Vereinigte Elektrizitäts-AG Béla Egger in Wien ein und steigt in vier Jahren vom Mechaniker zum Leiter der Prüfabteilung auf. 1899 wechselt er zu den Lohner-Werken, entwickelt das Porsche-Lohner-Elektroauto und das erste Automobil mit Allradantrieb. 1906 wird er Entwicklungs- und Produktionsleiter von Paul Daimler bei der Österreichischen Daimler-Motoren-Gesellschaft (Austro-Daimler) in Wien. 1917 wird er Generaldirektor von Austro-Daimler. Ab 1923 arbeitet er in Stuttgart als Leiter des Konstruktionsbüros und Vorstandsmitglied der Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG). Von Anfang 1929 bis April 1930 ist er technischer Vorstand der Steyr-Werke. Am 25.04.1931 gründet er mit dem Kaufmann und Rennfahrer Adolf Rosenberger und seinem Schwiegersohn Anton Piech die „Dr. Ing. h. c. F. Porsche GmbH, Konstruktionen und Beratung für Motoren und Fahrzeuge“ in Stuttgart, aus der später die heutige, zum Volkswagenkonzern gehörende Porsche AG hervorgeht. Am 30. Januar 1951 stirbt Ferdinand Porsche im Alter von 75 Jahren.

 

20.02.1951 – Die ersten Notrufsäulen an Autobahnen werden an der Autobahnstrecke Frankfurt – Siegburg aufgestellt, damals noch auf dem nicht-beleitplankten Mittelstreifen.

 

08.03.1951 – In Genf öffnet der 21. internationale Automobilsalon seine Pforten und offeriert den interessierten Zuschauern einen Einblick in die aktuelle Automobiltechnik. Spezial- und Serienkarosserien können Seite an Seite verglichen werden, die Fahrzeuge und nicht der Standbau und Marketing-Effekte stehen im Vordergrund. Die meisten Besucher dürfen allerdings den Salon nicht mit einem Kaufvertrag, sondern mit Futter für Träume verlassen haben. Zu den Fahrzeugen, die in Genf präsentiert werden, gehört der Jaguar XK 120 FHC (Fixed Head Coupé), ein gegenüber dem 1948 vorgestellten XK 120 komfortabler und mit festem Stahldach ausgestattetes Modell. Sein 180 PS starker Reihen-Sechszylinder mit 3.500 ccm Hubraum ist zur damaligen Zeit beeindruckende 210 km/h schnell. Bis 1954 werden rund 2.700 Fahrzeuge gebaut. Die Carrosseria Worblaufen stellt ein viertüriges Luxus-Cabriolet Typ 2050 der Marke Hotchkiss aus und Kreidler seine neue „K 50“.

 

08.03.1951 – In Wolfsburg beginnt die Serienfertigung des Volkswagen Typ 2 T1. Den später auch „Bulli“ genannte Transporter gibt es zu Beginn ab 5.850 DM. Insgesamt laufen in Wolfsburg und im später errichteten VW-Transporterwerk in Hannover 1,8 Millionen T1 in verschiedenen Varianten vom Band. 1967 wird er vom Nachfolgemodell T2 abgelöst.

 

07.04.1951 – Mit einem Brief an die Fachpresse zur IAA 1951 kündigt BMW die Wiederaufnahme der Pkw-Produktion an und veröffentlicht am 30.04.1951 einen Verkaufsprospekt für den BMW 501, das erste BMW-Modell aus München. Alle bisherigen Modelle stammten aus Eisenach.

 

12.04.1951 – Mit einem Victoria-Rennmotorrad fährt Georg Dotterwelch auf der Autobahn München-Ingolstadt 74 km/h, in der Gegenrichtung 84 km/h, wobei er mit dem Mittelwert von 79 km/h einen Weltrekord in der Klasse bis 50 ccm Hubraum erzielt wird. Dotterwelch selbst war am Tuning des Zweigang-Motors mit 38 ccm Hubraum beteiligt, der in seiner ursprünglichen Version als Anbaumotor an ein Fahrrad konzipiert ist und erfolgreich bei den Moped-Modellen Vicky verwendet wird. Überstromkanäle, Kolben, Vergaser und Verdichtung werden so verändert, dass der 2,15 PS starke Motor mehr als doppelt so viel leistet wie in der Serie, wo der Motor eine Leistung von 0,8 PS besitzt. Vor seinen Rekordversuchen probiert Dotterwelch verschiedene Kleidungen und Sitzpositionen – sein Lederanzug ist zu schwer, sitzend scheidet von vornherein aus. So fährt er lang liegend in einem Igelit-Anzug den Rekord.

 

13.04.1951 – Der VW Käfer erhält für das Modelljahr 1952 seine seitlichen "Rheumaklappen" zur besseren Belüftung. Diese entfallen aber schon im darauffolgenden Jahr wieder, da die Belüftung des Innenraums dann durch die seitlichen Dreiecksfenster erfolgt.

 

19.04.1951 – In Frankfurt am Main wird die 34. IAA eröffnet, die erste IAA seit 1939, damals noch in Berlin. Obwohl sich die meisten Bundesbürger kurz nach Ende des Krieges noch gar kein Auto leisten können, besuchen rund 570.000 Interessierte die Automobilmesse. Ausgestellt werden außer neuen großen Modellen wie dem BMW 501 die in der Zeit des gerade beginnenden Wirtschaftswunders beliebten Kleinwagen wie der Lloyd 300 sowie die für den Wiederaufbau benötigten Muldenkipper und schweren Lastkraftwagen, darunter der MAN MK 26 als erster deutscher LKW mit Diesel-Abgasturbolader.  Als völlig neue Nutzfahrzeugklasse werden Kleinlaster wie der DKW-Schnellaster und der Tempo Matador ausgestellt. Auffallend sind die erstmals vorgestellten Rundhaubenlastwagen von Magirus-Deutz mit einer neuartigen, bisher bei Nutzfahrzeugen unüblichen flüssigen Karosseriegestaltung. In seiner Eröffnungsrede zur 34. IAA bezeichnet Bundespräsident Theodor Heuß – im scharfen Gegensatz zur Euphorie der 1930er-Jahre – das Automobil als „eine banale Angelegenheit“. Gleichzeitig kritisiert er die veraltete Technik deutscher Produkte. Präsentiert werden das erste Nachkriegsmodell von BMW, der 501, der Opel Kapitän mit neuer Karosserie, mehr Chrom und mehr PS, von Ford der neue "Taunus de Luxe" und Borgward zeigt seinen Prototypen des "Hansa 1800" mit "Strompontonform".

 

19.04.1951 – Auf der 34. IAA in Frankfurt präsentiert Hanomag den bei Karmann gebauten "Partner", mit dem Hanomag auch in der Nachkriegszeit wieder in die Automobilproduktion einsteigen will. Der Wagen hatte eine moderne, jedoch nach Ansicht von Wilhelm Karmann jun. nicht gerade elegante Ponton-Karosserie mit drei Sitzen nebeneinander, dahinter zwei Klappsitze für kleinere Kinder. Angetrieben wird der Wagen von einem Dreizylinder-Zweitaktmotor mit 700 ccm Hubraum und 28 PS. Damit sollte der Wagen über 100 km/h schnell sein. Doch der "Partner" floppt bei Journalisten und Publikum und alle elf Prototypen sollen laut Hanomag verschrottet werden. Ein Exemplar überlebt jedoch und steht heute in der Automobilsammlung Volkswagen Osnabrück (ehemals Karmann-Sammlung).

 

19.04.1951 – Neben dem Prototypen des „Hansa 1800“ zeigt die Borgward-Marke Goliath mit dem Goliath Sportcoupé als erster Autohersteller ein Fahrzeug mit Benzin-Direkteinspritzung – ein weiterer technischer Meilenstein der Bremer. Der neue Zweitakter verbrauchte nur 5,9 Liter auf 100 Kilometer und leistet 29 PS. Gefertigt werden zwei Coupés vom Delmenhorster Karosseriebauer Rudy, später folgen sehr ähnliche Zweitürer mit schnittiger Karosserie von Rometsch aus Berlin. Für das formschöne Coupé bohrt Borgward später den Zweitakter auf 845 ccm und erreicht mit 36 PS eine Leistung, die 1951 fast an den 1100er-Boxer von Porsche heranreicht. Diese Leistungssteigerung erhalten aber nur die Rometsch-Coupés. Insgesamt werden 27 Goliath Sportcoupés gebaut.

 

11.05.1951 - Das Bundesverkehrsministerium teilt mit, dass es im Bundesgebiet derzeit 2,281 Millionen Kraftfahrzeuge gibt. Davon sind 643.749 Personenwagen, 393.874 Lastkraftwagen und 1,044 Millionen Krafträder.

 

06/1951 - Im Daimler-Benz-Werk Gaggenau, dass die Produktion des Unimog von der Maschinenfabrik Gebr. Boehringer in Göppingen übernommen hat, läuft unter der Baureihenbezeichnung 2010 das erste bei Daimler-Benz gebaute Exemplar des Universal-Motor-Geräts vom Band. Abgelöst wird dieses, ab 1949 zunächst als Boehringer Unimog 70200 gebaute Ur-Modell 1953 vom Unimog 401, weitere Ausführungen entstehen.

 

17.06.1951 – Den Großen Preis von Belgien machen die italienischen Rennfahrer Giuseppe Farina (Alfa Romeo 159), Alberto Ascari und Luigi Villoresi (bei auf Ferrari 375) unter sich aus. Insgesamt sind nur 13 Fahrer gemeldet, von denen neun ins Ziel kommen. Letzter wird Juan Manuel Fangio (Alfa Romeo 159), der als Führender nach einem missglückten Boxenstopp nur noch hinterherfahren kann.

 

08/1951 – Walter Glöckler setzt den Glöckler-Porsche 1500 (Nr. 3) erstmals beim Schauinslandrennen ein und gewinnt die Veranstaltung. Im Laufe des Jahres kann er noch einige Geschwindigkeitsrekorde auf europäischen Kursen aufstellen. Ende 1951 übernimmt der amerikanische Auto-Importeur Max Hoffman den Glöckler-Porsche.

 

04.08.1951 – Als Nachfolgebehörde für die 1910 gegründete „Sammelstelle für Nachrichten über Führer von Kraftfahrzeugen“, der 1934 gegründeten „Sammelstelle für Nachrichten über Kraftfahrzeuge“ und der 1937 eingerichteten „Reichsstelle für Typprüfung von Kraftfahrzeugen und Kraftfahrzeugteilen“ wird das Kraftfahrt-Bundesamt mit Sitz in Bielefeld gegründet. 1952 zieht die Behörde nach Flensburg um.

 

31.08.1951 – Im südafrikanischen Uitenhage wird der erste Volkswagen Käfer bei der South Africa Motor Assemblers und Distributors (SAMAD) montiert. Bereits in den späten 1940er Jahren werden Studebaker und Austin A40 sowie Fahrzeuge der Auto Union produziert. 1956 erwirbt Volkswagen eine Sperrminorität an SAMAD, 1966 wird SAMAD in Volkswagen of South Africa Limited umbenannt. 1957 werden hier auch Karmann Ghia gefertigt, ab 1963 alle Varianten des Typ 3 (TL ab 1965). 1965 endet die Produktion von Studebaker-Modellen mit der Auflösung des Mutterunernehmens. Von 1976 bis 1978 läuft hier u.a. mit dem SP 1600 der weltweit leistungsstärkste serienmäßige Käfer mit 58 PS aus einem 1,6-Liter-Motor mit Doppelvergaser vom Band.

 

06.-16.09.1951 – Auf der IAA in Berlin stellt Rometsch das Coupé aus, das in der Presse unter anderem als „Leckerbissen für die Autofreunde“ gelobt wird. Das Käuferinteresse an dem Wagen, der ausschließlich über die Goliath-Händler vertrieben wird und mit 9.700 DM nur 500 DM weniger kostet als der Porsche, ist allerdings gering. Doch der verhältnismäßig hohe Preis dürfte nicht der alleinige Grund für die Zurückhaltung sein. Möglicherweise erscheinen auch der 36-PS-Zweitaktmotor gegenüber dem Porsche-Viertakter mit 40 PS wenig attraktiv. Nur 25 Fahrzeuge statt geplanter 50 werden bis 1953 gebaut. Der Beeskow kostet doppelt viel wie der VW Käfer, auf dessen Technik er gebaut wird. Die vorne und hinten in den Linien herabgezogene Pontonkarosserie handelt ihm den Spitznamen „Banane“ ein. Ein dritter Sitz wird hinter dem Fahrersitz um 90 Grad gedreht eingebaut, der zugehörige Fußraum hinter dem Beifahrersitz vorgesehen. Wie es heißt, kauft der Schauspieler Viktor de Kowa den ersten Beeskow vom Genfer Autosalon weg. Da der Preis nicht feststeht, soll Friedrich Rometsch einen Blick auf den Messestand von Porsche geworfen haben, wo der Porsche 356 für 10.000 DM angeboten wurde, worauf er Viktor de Kowa den Preis von 9.800 DM nennt. Das entspricht 25.588 EUR nach heutiger Kaufkraft. Auch Gregory Peck und Audrey Hepburn legen sich Beeskows zu. Konstrukteur Johannes Beeskow wird in den späten 1950er-Jahren Leiter der technischen Entwicklung bei Karmann in Osnabrück. Designelemente des Beeskow finden sich bei anderen Autos wieder, zum Beispiel die sogenannten „Radpfeifen“ in den Kotflügeln am Mercedes-Benz 300 SL.

 

10/1951 – Die Auto Union stellt dem seit 1950 mit der Karosserie des für 1940 geplanten DKW F 9 als Limousine und Cabriolet gebauten DKW F 89 „Meisterklasse“ eine weitere Karosserievariante mit dem F 89 U „Universal“ zur Seite. Dieser besitzt zunächst einen Aufbau in Holz-Gemischtbauweise, der im im März 1953 durch eine Ganzstahlkarosserie ersetzt wird.

 

04.-14.10.1951 -  Auf dem Automobil-Salon in Paris debütiert der Typ 300 S (W188), eine sportliche zweitürige Variante des Typs 300, die als Coupé, Cabriolet A und Roadster angeboten wird. Die Markteinführung erfolgt im Mai 1952. Der Zweitürer wird vom Sechszylindermotor der W 186-Limousine angetrieben, dessen Hubraum 2.996 ccm beträgt und 150 PS leistet. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt bis zu 175 km/h. Ab 1955 leistet er im 300 Sc 175 PS (max. 180 km/h). Vom 300 S und Sc werden 314 Coupés, 252 Cabriolet A und 194 Roadster gefertigt, einige werden von namhaften Karosseriebauern wie z.B. Pininfarina eingekleidet. Über den gesamten Produktionszeitraum ist der W188 das teuerste Fahrzeug im Mercedes-Programm, lediglich 760 Fahrzeuge werden zum April 1958 gebaut. Zusammen mit der 300er Limousine ist es der letzte Pkw von Daimler-Benz, der noch auf einem Rahmen (Fahrgestell) aufbaut.

 

04.-14.10.1951 – Ebenfalls in Paris vorgestellt wird der Pegaso Z-102. Pegaso gehört zum spanischen Staatskonzern ENASA und baut unter dem Markennamen PEGASO vorwiegend Nutzfahrzeuge. Entworfen wird der Sportwagen Z-102 vom ehemaligen Alfa-Romeo-Motorenkonstrukteur Wilfredo Ricart. Anfangs hat er einen 2,5-Liter-V8-Motor, später einen 2,8-Liter- oder 3,2-Liter-V8-Motor. Die Leistung reicht von 175 bis 360 PS). Auf Wunsch kann der größere Motor auch mit einer Motoraufladung versehen werden, was die Leistung weiter steigert. Die schnellsten Z-102 erreichen eine Geschwindigkeit von bis zu 250 km/h, schneller als ein damaliger Ferrari. Kaum ein Wagen ähnelt einem anderen, da die Werkskarosserien als wenig gelungen gelten und sich alle namhaften Karosseriebauer förmlich darum reißen, die Sportwagen von Pegaso zu gestalten, überwiegend als Coupé, aber auch einige wenige als Cabriolet. Der Z-102 gilt nach dem Urteil zeitgenössischer Experten und Tester als fortschrittlicher Wagen. Dennoch wird er bis 1958 nur knapp 100 Mal gebaut (je nach Quelle 86-100). Dies liegt daran, dass trotz aller fortschrittlichen Technik die Fahrzeuge die Fahrzeuge schwer zu fahren sind und nach der Devise „Geld spielt keine Rolle“ konstruiert werden, was zu finanziellen Schwierigkeiten für das gesamte Unternehmen führt.

 

06.10.1951 - Der deutsche Ingenieur und Erfinder Walter Linderer meldet seine "Einrichtung zum Schutze vor in Fahrzeugen befindlichen Personen gegen Verletzungen bei Zusammenstößen" zum Patent an. Dieser Airbag erhält die Patent-Nr. 896312 DE und wird 1953 erteilt. Das System ist jedoch noch wenig praktikabel und wird stetig weiterentwickelt.

 

28.10.1951 -  Der Argentinier Juan Manuel Fangio gewinnt auf dem Circuit de Pedralbes im abschließenden Rennen der Saison den Großen Preis von Spanien und wird auf der Alfetta mit Alfa Romeo zugleich Weltmeister in der Formel 1. Es ist sein erster Weltmeistertitel in der Formel 1, vier weitere folgen in den Jahren 1954 (auf Maserati), 1955 (Mercedes), 1956 (Ferrari) und 1957 (Maserati).

 

10.11.1951 - Der bundesdeutsche “Ring der Mitfahrerzentralen” erhebt beim hessischen Verwaltungsgericht in Wiesbaden Klage gegen die Schließung der Kasseler Mitfahrerzentrale durch das hessische Ministerium für Arbeit, Landwirtschaft und Wirtschaft. Das Vorgehen gegen die Mitfahrerzentrale wird mit einem Erlass des Reichsverkehrsministeriums von 1936 begründet, der “ungesetzliche Personenbeförderung” verbietet.

 

01.12.1951 - Die sogenannte Hauptuntersuchung (HU) durch den TÜV wird für alle Fahrzeughalter zur Pflicht. Die neue Regelung ist für die damals nur 56 Prüfer in Deutschland eine Herausforderung: Auf freien Flächen vor Ort müssen sie die rund 700.000 zugelassenen Pkw untersuchen. Feste TÜV-Stationen gibt es noch nicht. Weil damals wirksame Kontrollmechanismen und Personal fehlen, ignorieren allerdings immer mehr Autofahrer die Einladungen zu ihren TÜV-Terminen. Daher wird zum 01.01.1961 eine Prüfplakette eingeführt, die auf dem hinteren Kennzeichen aufgebracht wird. Sie zeigt Monat und Jahr der nächsten HU an und erleichtert durch wechselnde Farben die Überwachung. Bei abgelaufener TÜV-Plakette drohen nun Bußgelder, und um den passenden Prüftermin muss sich jeder Fahrzeughalter nun selbst kümmern.

 

08.12.1951 – Bundeskanzler Konrad Adenauer erhält seine neue Dienstlimousine, einen Mercedes-Benz 300. Wenige Tage nach seinem IAA-Besuch trifft eine Order des Bundeskanzleramts in Stuttgart ein, und vier Wochen nach Produktionsbeginn wird einer der ersten neuen Oberklassewagen nach Bonn ausgeliefert. Fortan begleitet der 300 den Kanzler im Alltag ebenso wie zu Auslandsbesuchen, wo er neben den prunkvollen amerikanischen und russischen Staatskarossen bescheiden, aber selbstbewusst wirkt. Adenauer und sein Mercedes werden ein Stück DNA der noch jungen Republik. Neben dem Repräsentieren geht es dem "Alten" ums Rasen. "Jeben Se Jas", weist er Fahrer Willy Klockner so oft an, dass der Spruch im Politbetrieb zum geflügelten Wort wird. Auch zum Schnellfahren ist der 300 einsame Spitze, dem Konkurrenten BMW 501 geht bei 135 km/h die Luft aus. Es ist also nicht die Sache mit dem Hut, der Adenauer beim Besteigen des BMW angeblich vom Kopf fiel und ihn zum Mercedes greifen lässt.

 

 

1952

 

02.01.1952 - Bei der Firma Ford in Köln wird mit dem Taunus 12M (M = Meisterstück) die erste deutsche Ford-Neukonstruktion nach dem Zweiten Weltkrieg produziert. Das Fahrzeug der unteren Mittelklasse orientiert sich am Studebaker Champion und wird von der Kölner Konstruktionsabteilung an die deutschen Verhältnisse angepasst. Statt des Propellers am Studebaker wird eine kleine Weltkugel anstelle einer Kühlerfigur gewählt, was zum Kosenamen „Weltkugeltaunus“ führt. Der 12M wird als Limousine, Kombi und ab Dezember 1952 von der Karl Deutsch GmbH als zwei- oder viersitziges Cabriolet gebaut.  Der Kombi wurde u.a. vom Osnabrücker Karosseriebauer Karmann gefertigt und im März 1953 eingeführt. Gebaut wird der „Weltkugeltaunus“ bis 1959.

 

03/1952 – Auf dem Genfer Auto-Salon überrascht Fiat mit dem Modell 8V („otto vu“), einem zweisitzigen Sportwagen, der auch als Rennfahrzeug konzipiert ist. Unter der Haube werkelt ein Achtzylinder-V-Motor mit 2,0 Liter Hubraum. Insgesamt entstehen nur 114 Einheiten, wobei einige als Fahrgestell zu namhaften Karosseriebauern wie Ghia, Pininfarina, Vignale oder Zagato gehen, die wunderschöne Karosserien entwerfen. Überwiegend entstehen Coupés, die lediglich den Frontmotor, Hinterradantrieb und zwei Sitzplätze gemeinsam haben. Auch Siata präsentiert seine neue Baureihe 208 auf dem Genfer Automobilsalon 1952. Da Siata bei der Entwicklung des Fiat 8V mitgewirkt hat, können sie ebenfalls ein V8-Modell vorstellen. Hauptsächliche Gemeinsamkeit mit dem 8V bildet der Motor. Er wird mit Leistungsstufen von 105 bis 122 PS und Verdichtungen von 7,5 bis 8,5 : 1 angeboten. Die Produktion des 208 endete spätestens mit der Einstellung des Fiat 8V.

 

10.05.1952 – Der deutsche Automobil- und Motorradrennfahrer Paul Greifzu stirbt im Alter von 50 Jahren in Dessau. Nach der Lehre als Werkzeugmacher und Mechaniker arbeitet Greifzu ab 1920 in der Kraftfahrzeugreparaturwerkstatt seines Vaters. 1921 nimmt er an einer Langstreckenfahrt auf einem Automobil Dixi von Meiningen nach Suhl teil. 1925 gewinnt er mit der Saalfelder Bergprüfungsfahrt sein erstes Rennen. 1938 entscheidet Greifzu den Großen Preis von Deutschland für Sportwagen für sich. Während des Zweiten Weltkriegs setzte Greifzu sich für die menschenwürdige Behandlung und Unterbringung von Zwangsarbeitern ein, daher gilt er auch als „Oskar Schindler von Suhl“. 1950 siegte er beim Sternbergrennen von Zella-Mehlis nach Oberhof. Am 19.08.1950 überlebt Paul Greifzu einen schweren Unfall beim Rennen auf dem Nürburgring. 1951 ist das Jahr der großen Erfolge, die er mit einem BMW-Eigenbau erzielte. So erzielt er den 4. Platz im Lauf der Formel 2 beim Eifelrennen auf dem Nürburgring hinter Paul Pietsch, Fritz Riess und Willi Heeks, wird Sieger beim Eröffnungsrennen der Autobahnspinne Dresden, Sieger beim mit 29 Wagen besetzten internationalen Formel-2-Rennen auf der AVUS in Berlin, Sieger beim Rennen auf der Halle-Saale-Schleife und Sieger auf dem Sachsenring vor Hans Stuck. Das folgende Jahr beendet die Karriere von Greifzu auf tragische Weise. Am 10. Mai 1952 kommt er bei einem Trainingsunfall auf der Dessauer Rennstrecke für das 3. Dessauer Wagen- und Motorradrennen ums Leben. Als Ursache wird ein Materialfehler vermutet. Ein Gegengewicht der Kurbelwelle reißt aus und der Motor blockiert. Greifzu wird aus dem Wagen geschleudert und stirbt an der Unfallstelle.

 

16.05.1952 - Im Werk I des Osnabrücker Karosseriebauers Karmann wird das 10.000. Käfer-Cabrio an Volkswagen übergeben. Die Festrede hält noch der Firmengründer Wilhelm Karmann sen. persönlich. Nur zwölf Tage später verstirbt er im Alter von 81 Jahren.

 

05.06.1952 - Ausgliederung des Werkes aus der sowjetischen Aktiengesellschaft Awtowelo. Nunmehr Volkseigener Betrieb mit der neuen Werksbezeichnung VEB IFA Automobilfabrik EMW Eisenach (Eisenacher Motorenwerk). Das frühere Eisenacher BMW-Werk wurde am 13.08.1946 von der Sowjetischen Militäradministration als "Automobil-Fabrik der sowjetischen Aktiengesellschaft AWTOWELO Werk BMW Eisenach" übernommen.

 

14.-15.06.1952 - Das 20. 24-Stunden-Rennen von Le Mans findet dem Circuit des 24 Heures statt. Nach 22 Jahren Abwesenheit kehrte Mercedes-Benz dabei nach 22 Jahren Abwesenheit zum 24-Stunden-Rennen zurück. Das letzte Mal war 1931 ein Mercedes-Benz-Rennwagen in Le Mans am Start gewesen, als Henri Stoffel und Boris Iwanowski auf einem Mercedes-Benz SSK den zweiten Gesamtrang belegten. Mercedes-Benz-Rennleiter Alfred Neubauer verpflichtet mit Hermann Land, Fritz Riess, Theo Helfrich, Helmut Niedermayr, Karl Kling und Hans Klenk ausschließlich deutsche Rennfahrer, was dem Unmut der Franzosen sieben Jahr nach Kriegsende erst recht Vorschub leistet. Porsche vertraut wieder auf die 356-Coupés. Zu Auguste Veuillet und Edmond Mouche kommen der spätere Porsche-Rennleiter Huschke von Hanstein und Petermax Müller ins Team. Die Veranstaltung 1952 ist auch für Ferrari ein historisches Rennen. Die roten Fahrzeuge aus Maranello sind zwar seit der Wiederaufnahme des Rennens 1949 an der Sarthe am Start, in diesem Jahr kommen jedoch erstmals die Wagen des Werksteams zum Einsatz. Für Alberto Ascari und Luigi Villoresi wird die 250 Sport Experimental Berlinetta vorbereitet. Wenige Wochen vor Le Mans hat Giovanni Bracco mit diesem Coupé, nach einer dramatischen Aufholjagd, die Mille Miglia mit vier Minuten Vorsprung auf Kling im 300 SL gewonnen. Den zweiten Werkswagen, einen 225S Berlinetta, fuhren der Franzose Pierre Boncompagni und der US-Amerikaner Tom Cole. Als Levegh mit seinem Talbot T26GS in der Mulsanne ausrollt, bricht auf den Tribünen Entsetzen aus. Die größtenteils französischen Zuschauer haben fest mit einem Sieg Leveghs gerechnet, der zum Zeitpunkt des Ausfalls unglaubliche sieben Runden Vorsprung auf die beiden verbliebenen Mercedes-Benz hat. Dass Levegh vor Müdigkeit eingeschlafen ist, stellt sich jedoch rasch als Gerücht aus. Als nach 24 Stunden die Werks-Mercedes als Sieger abgewinkt werden, herrscht auf den Haupttribünen Totenstille. Selten davor und danach gibt es für den Sieger so wenig Akklamation durch das Publikum. Der Sieg von Hermann Lang und Fritz Riess ist bis heute nicht nur der einzige Gesamtsieg von Mercedes in Le Mans, sondern markiert auch den ersten Erfolg für einen geschlossenen Sportwagen bei diesem Rennen.

 

20.06.1952 - Luigi Christiano Fagioli stirbt beim Training zu seinem Sportwagenrennen in Monaco am Steuer seines Lancia Aurelia B20. Infolge eines Defektes prallt er ausgangs des Tunnels gegen die Straßenbegrenzung und wird schwer verletzt. Drei Wochen später stirbt an seinen Verletzungen. 1925 beginnt Fagioli seine Automobilrennfahrerkarriere, nachdem er zuvor bereits bei Motorradrennen aktiv war.1927 nimmt er erstmals an der Mille Miglia teil, ohne jedoch das Ziel zu erreichen. Auf einem Maserati 1500 gelangen im anschließend mehrere Siege bei Bergrennen 1928 erreichte der den siebten Platz bei der Targa Florio auf einem Maserati Tipo 26 und ist 1930 als Maserati-Werksfahrer bei zahlreichen Rennen sehr erfolgreich. 1931 liefert sich Luigi Fagioli beim Großen Preis von Monaco einen heftigen Zweikampf mit Louis Chiron auf Bugatti Type 51, dem er sich nur um drei Sekunden geschlagen geben muss. Beim Großen Preis von Tunesien bleibt er ebenfalls Zweiter, erneut geschlagen von einem von Archille Varzi gesteuerten Bugatti T51. Beim Großen Preis von Frankreich in Montlhéry fährt er die schnellste Runde, bevor er den Großen Preis von Italien in Monza auf seinem Maserati vor Größen wie Baconin Borzacchini, Achille Varzi und Tazio Nuvolari gewinnt. Als Tazio Nuvolari Enzo Ferraris Scuderia Ferrari verlässt, um einen eigenen Rennstall mit Maserati-Fahrzeugen zu gründen, nimmt Ferrari Luigi Fagioli unter Vertrag. Bei seinem ersten Rennen für das neue Team, dem Großen Preis von Nizza, wird er Vierter. Er gewinnt mit dem Alfa Romeo einige Rennen, darunter den Großen Preis von Italien, bei dem Tazio Nuvolari Zweiter wird und die Fahrer Baconin Borzacchini, Giuseppe Campari und Stanisław Czaykowski tödlich verunglücken. Obwohl sowohl Tazio Nuvolari als auch Carlo Felice Trossi genauso viele Rennen wie Luigi Fagioli gewinnen, wird er am Ende der Saison zum italienischen Meister erklärt. 1933 verpflichtet ihn Alfred Neubauer für Mercedes-Benz und Fagioli ist auch für die Stuttgarter sehr erfolgreich. So gewinnt er die Großen Preise von Spanien, Italien und Monaco. 1936 trennt er sich von Mercedes-Benz nach Problemen mit Neubauer und Caracciola wegen fehlender Gleichbehandlung und Stallorder. Er wechselt zur Saison 1937 zum überlegenen Auto-Union-Team, kann aber wegen großer Rückenprobleme kaum fahren. Ende des Jahres zieht er sich wegen seines Rückenproblems vom Rennsport zurück. 1947 kehrt er in verbessertem Gesundheitszustand jedoch wieder zurück und fährt auf Cisitalia und Maserati. 1949 fährt er wieder, nun für Alfa Romeo, im Grand-Prix-Sport und nimmt an der Formel-1-Weltmeisterschaft teil. 1951 hört er bei Alfa Romeo auf und konzentriert sich auf Sportwagenrennen. Bei der Mille Miglia 1951 wird er Klassensieger mit seinem OSCA, 1952 für Lancia mit einem Aurelia B20 Dritter.

 

29.06.1952 - Felice Bonetto gewinnt mit einem Vorsprung von drei Minuten auf seinen Teamkollegen Luigi Valenzano die 36. Targa Florio. Zehn Minuten dahinter kommt Enrico Anselmi als Dritter ins Ziel. Alle drei Rennfahrer sind mit einem der neuen Lancia Aurelia B20 Competizione gestartet. Eine weitere Neuentwicklung ist der Fiat 8V. Einen dieser zweisitzigen Sportwagen fährt Ovidio Capelli. Mit Fahrzeugen von Ferrari starten unter anderem Giovanni Bracco und der US-Amerikaner Tom Cole, der einen Ferrari 225S fährt. Hubraumstärkster Wagen im Feld ist der Talbot T26GS von Pierre Levegh. Zwei wesentliche Protagonisten des Rennens sind der inzwischen 44 Jahre alte Giovanni Bracco in seinem Ferrari 340 America und der 29-jährige Giulio Cabianca im Osca MT4 1350. Bracco fährt eine schnelle erste Runde und liegt nach 72 Kilometern bereits 52 Sekunden vor der Konkurrenz, ehe er mit einem Motorschaden ausfällt. Danach ist es Cabianca, der sich vom übrigen Starterfeld absetzen kann. Nach vier Runden liegt er bereits drei Minuten vor dem Werks-Lancia von Bonetto. Den schon sicher geglaubten Sieg verliert er in der siebten Runde, als auf der langen Geraden nach Campofelice an seinem Osca die Antriebswelle reißt. Das Rennen geht mit einem Dreifachsieg der Werks-Lancia zu Ende.

 

7/1952 - Der neue Ford 12 M geht in Serie. Der Zweitürer hat noch den 1,2 Liter-Motor des Vorgängers, nun aber mit 38 PS und eine gefällige Ponton-Karosserie. Zusätzlich wird es einen Kombi- bzw. Kastenwagen geben, der ab April 1953 bei Karmann in Osnabrück gebaut wird.

 

28.08.1952 – Der Ingenieur und Konstrukteur Béla Barěny erhält das Patent über die von ihm definierte „Knautschzone“ zur Verbesserung des Insassenschutzes. In der im August 1959 präsentierten Oberklasse-Baureihe W 111, der „Heckflosse“, geht diese Innovation erstmals in Serie. Barěny gilt als Begründer der passiven Sicherheit im Automobilbau.

 

09.-16.09.1952 - Die Tour de France für Automobile 1952 wird als Etappenrennen für Automobile ausgetragen. 1952 wurde die Tour Auto zum zweiten Mal nach dem Zweiten Weltkrieg veranstaltet und wie im Vorjahr in Nizza gestartet. Die erste Etappe führt über 2.352 km von Nizza nach La Baule in der Bretagne. Über Reims geht es zurück nach Nizza. Die 108 Teilnehmer, von denen 58 das Ziel erreichen, müssen insgesamt 5.533 km zurücklegen und sieben Wertungsprüfungen bewältigen. Der Sieg geht an das Ehepaar Gignoux auf einem kleinen Deutsch-Bonnet. Die Damenwertung sichert sich das Trio Pochon/Trott/Boucher, das auf einem Renault 4 CV 1063 Siebzehnte der Gesamtwertung wird.

 

28.09.1952 – In Osnabrück stirbt mit Wilhelm Karmann eine der bekanntesten Persönlichkeiten der Hasestadt. Der am 14.02.1972 geborene Wilhelm Karmann, Sohn des Holzkohlehändlers und Wagenbauers August Karmann aus Krefeld, absolviert im elterlichen Betrieb eine Ausbildung zum Stellmacher. Fasziniert von den Möglichkeiten seiner Zeit besucht er nach den sonntäglichen Kirchgängen einen Kursus für technisches Zeichnen und träumt vom Bau von Motorwagen. Er verlässt den elterlichen Betrieb und schließlich führt ihn nach mehreren Stationen sein Weg nach Osnabrück, wo er zum 01.08.1901 den renommierten Wagenbetrieb des verstorbenen Christian Klages übernimmt. Mit zehn Mitarbeitern baut er zunächst wie üblich Kutschen, doch schon 1902 liefert er seinen ersten Karosseriebauten an die Dürkopp-Werke in Bielefeld. Später folgen Aufträge von Privatkunden und den Automobilfabrikanten Adler, DKW, Opel und Minerva. 1913 meldet Wilhelm Karmann das erste Patent an: Eine Mechanik für Klappverdecke. Die Firma Karmann entwickelt sich zu einem der führenden Cabriolet-Spezialisten. 1924 reist Karmann mit einer Delegation in die USA, u.a. zur damals größten Fahrzeugfabrik der Welt, der Fisher Body Company. Dort studiert er insbesondere die Fließband-Fahrzeugfertigung und die Halbstahlbauweise von Karosserien. Beides setzt er anschließend in seiner eigenen Fabrik um. Er erkennt auch die Bedeutung der Entwicklung und Herstellung von Presswerkzeugen. Nach dem Zweiten Weltkrieg startet er mit seinem Sohn Wilhelm Karmann jun. Erneut mit dem Automobilbau. 1949 erhält er vom Volkswagenwerk den Auftrag zum Bau von 2.000 viersitzigen Käfer Cabriolets. Am 16.05.1952 hält er die Festrede anlässlich des 10.000 VW Käfer Cabriolets, dass in Osnabrück vom Band läuft. Vier Monate später verstirbt der bedeutende Unternehmer. Sein Sohn Wilhelm Karmann jun. Übernimmt die Wilhelm Karmann GmbH. Drei Jahre später erscheint das Automobil, dass den Namen des Unternehmers in die ganze Welt trägt: Der Volkswagen Karmann Ghia.

 

10/1952 - Mit dem Borgward Hansa 2400, der ab Oktober 1952 gebaut wird, platziert der Bremer Autobauer einen Konkurrenten zum Mercedes 220 und zum Opel Kapitän. Doch das Modell kann sich nicht durchsetzen. Die Form findet wenig Anklang, vor allem aber leidet der Wagen unter technischen Mängeln, wie dem unzureichenden Bremsen und dem störungsanfälligen Strömungsgetriebe. Bis zum Sommer werden 1.032 Fahrzeuge gebaut.

 

10/1952 – Nachdem er auf mehreren Geschäftsreisen in den USA festgestellt hat, dass dort eine große Nachfrage nach mittelpreisigen europäischen Sportwagen besteht, entwickelt Donald Healey einen zweisitzigen Roadster, den Healey 100. Als Antrieb verwendet er den Motor des glücklosen Austin A90 Atlantic. Der Healey 100 wird im Oktober 1952 auf der Londoner Motor Show vorgestellt. Da Healy mit dem Design des Kühlergrills nicht zufrieden ist, platziert er den Wagen auf der Show so, dass ein Pfeiler die direkte Sicht auf die Front des Wagens versperrt. Dennoch gingen sofort eine große Zahl von Vorbestellungen ein. Bei einem Rundgang über die Motor Show ist Leonard Cord, Chaiman der British Motor Corporation (BMC) so beeindruckt, dass er er mit Donald Healey noch auf der Messe einen Kooperationsvertrag abschließt. In der Folge wird der zweisitzige Roadster ab Ende 1952 als Austin-Healey 100 gebaut und verkauft. Der Wagen hat einen 90 PS starken Vierzylindermotor mit 2,7 Liter Hubraum. 1956 wird der Austin-Healey 100 vom 100/6 abgelöst, der einen Sechszylindermotor mit zunächst 101 PS und 2,6 Liter Hubraum besitzt und nun ein 2+2-Sitzer ist. Vom Austin-Healey werden 14.622 Exemplare gebaut, vom 100/6 bis 1959 weitere 15.444.

 

01.10.1952 - Der VW Käfer erhält in den Türen jeweils ein Drehfenster. Außerdem erhält der Käfer ein Synchrongetriebe (II. bis IV. Gang synchronisiert), 15 Zoll Räder und eine neue Instrumententafel.

 

16.10.1952 – Mit Sitz in Berlin wird der Verband der Motorjournalisten e.V. (VdM) gegründet. Er ist eine Berufsorganisation für Motor- und Mobilitätsjournalisten. Er vertritt seine Mitglieder im Sinne des Kodex des Deutschen Presserates und bezieht Stellung zu berufsständischen Themen des Motor- und Mobilitätsjournalismus und zu aktuellen Themen aus Automobilwirtschaft, der Verkehrssicherheit und Verkehrspolitik. Ziel des Verbands ist, die Arbeitsbedingungen für Motorjournalisten zu verbessern sowie die Kommunikation zwischen Automobilindustrie, Wissenschaft und Forschung einerseits und den Journalisten andererseits zu fördern. Weitere Aufgaben und Ziele sind die fachliche Weiterbildung der Verbandsmitglieder und die Förderung des journalistischen Nachwuchses. Der Verband wacht über die ehrenhafte Berufsausübung seiner Mitglieder, arbeitet mit gleichartigen Vereinigungen des In- und Auslandes zusammen und fördert die berufsständische Fürsorgeeinrichtung, die allen in Not geratenen Motor- und Verkehrsjournalisten zur Verfügung steht.

 

30.10.1952 – Mit der Nummer (DE-)854157 wird die Patentschrift von Bela Bareny ausgegeben.  Seine Visionen, Konstruktionen und Erfindungen sorgen dafür, dass Fahrzeuge der Marke Mercedes-Benz zu den sichersten ihrer Zeit wurden. Erstes Projekt ist ein neuartiger Plattformrahmen für das Mercedes-Benz-170V-Cabriolet (Baureihe W 136), der Insassen bei einem Seitenaufprall besser schützt als bei früheren Konstruktionen. Seine Patentschrift gilt heute als die Basis der passiven Sicherheit im Fahrzeugbau. Die Serieneinführung dieses Konzepts erfolgt 1953 bei der „Ponton“-Baureihe W 120. 1948 erfindet er ein Prinzip für versenkte Scheibenwischer, die in abgeschaltetem Zustand von der Karosserie verdeckt sind und dadurch ein geringeres Verletzungsrisiko für Fußgänger bedeuten. Verwirklicht wird diese Idee in der von 1979 bis 1991 gebauten S-Klasse W 126. Die Sicherheitslenksäule geht auf eine Barényi-Idee aus dem Jahr 1947 zurück.

 

11/1952 – Die ersten der bereits zur IAA 1951 angekündigten BMW 501 – das erste BMW-Nachkriegsmodell – wird an die Händler ausgeliefert. Er ist das erste Modell von BMW aus München, alle bisherigen Modelle stammten aus Eisenach. Das Fahrzeug der Oberklasse wird als Limousine, Coupé und Cabriolet gebaut, angetrieben von einem Sechszylinder-Reihenmotor mit zunächst 1.971 ccm Hubraum und 65 PS. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 135 km/h.

 

 

1953

 

01/1953 - Die erste Corvette wird auf der „Motorama“ im New Yorker Hotel Waldorf Astoria der Öffentlichkeit vorgestellt. Das Publikum reagiert begeistert und ein halbes Jahr danach beginnt die Serienproduktion. Als zweites Serienauto nach dem in kleiner Stückzahl gebauten Woodill Wildfire hat die Corvette C1 eine Karosserie aus Fiberglas. Außer der Gewichtsersparnis sprechen die größere Gestaltungsfreiheit der Designer und die schneller zu fertigenden Produktionswerkzeuge für dieses Material – anders wäre der zügige Serienstart nicht zu realisieren gewesen. An der ersten Corvette wird sichtbar, was man aus den Originalteilen anderer Chevrolet-Modelle alles machen kann. So will man den Preis niedrig halten, da man das Auto nicht von Grund auf neu konstruieren muss. Ursprünglich werden drei Karosserievarianten als Prototypen gebaut: Der Roadster wird die Corvette, der Fastback geht nicht in Serie und aus dem Sportsback (Kombi) wird der Chevrolet Nomad.

 

14.01.1953 - Die Idee der Schülerlotsen wird in Deutschland übernommen. Geboren wurde diese Idee zuvor in den USA, die Einführung in der Bundesrepublik geht auf eine Initiative mehrerer Partner zurück, darunter auch der Deutschen Verkehrswacht (DVW). Im Nachbarland Österreich werden Schülerlotsen erstmals am 13.11.1964 vor einer Schule im Salzburger Stadtteil Leihen mit der Bezeichnung „Nothelfer“ eingesetzt. Schülerlotsen sind Schüler. Sie dürfen den Verkehr nicht aufhalten, sondern geben den Fahrzeuglenkern durch ein deutliches Zeichen zu erkennen, dass Kinder am Schutzweg die Fahrbahn überqueren wollen. In Großbritannien werden Schülerlotsen als „Lollopop-Man/Lady“ bezeichnet, in den USA heißen sie „Hall monitors“ oder „Safety patrolers“.

 

23.01.1953 – In der Nachfolge des „Gesetzes über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen“ aus dem Jahr 1909 tritt das Straßenverkehrsgesetz (StVG) der Bundesrepublik Deutschland in Kraft. Die Straßenverkehrs-Ordnung von 1937 bleibt weiterhin gültig. Dabei werden Geschwindigkeitsbeschränkungen aufgehoben - für Motorräder, PKW und sogar LKW. Die Aufhebung gilt für alle Straßen innerorts und außerorts. Die Straßenverkehrsordnung fordert nun lediglich, dass der Fahrzeugführer jederzeit in der Lage sein muss, seinen Verpflichtungen im Verkehr Genüge zu leisten und dass Fahrzeug notfalls rechtszeitig anhalten zu können. Einzelne Kommunen halten jedoch an den bisherigen Bestimmungen fest oder bestimmen sie neu. So bleibt es in Hannover, Kassel, Frankfurt und Koblenz bei 40 km/h, in Bremerhaveb sind 50 km/h erlaubt, in der Münchener Innenstadt 25 km/h. Am 01.09.1957 werden die Beschränkungen innerorts (50 km/h für alle Kraftfahrzeuge) jedoch wieder eingeführt.

 

03/1953 – Opel stellt den Olympia Rekord vor. Neu am Nachfolger des Opel Olympia ist die neue, aus den USA übernommene Pontonform das teilsynchronisierte Getriebe und ein verbessertes Fahrwerk. Innen und außen am Fahrzeug sind viele Teile verchromt. Nach dem Vorbild des US-amerikanischen Opel-Mutterkonzerns General Motors werden zu jedem neuen Modelljahr Retuschen an der Karosserie vorgenommen. Am Gebrauchtmarkt führt dies zu einem höheren Wertverlust für das jeweils „alte“ Modell des Vorjahres. Erst später lässt Opel wieder wie andere europäische Anbieter seine Modelle länger unverändert. Den Olympia Rekord gibt es als Limousine, Kombi, Cabriolimousine und Kastenwagen. Motorisiert ist er mit einem Vierzylinder-Reihenmotor mit 1.488 ccm Hubraum mit einer Leistung von 40 PS (ab 1956 mit 45 PS). Gebaut wird der Olympia Rekord 1957 und wird dann im August vom Opel Rekord P1.

 

03/1953 – Auf der 36. Deutschen Automobilausstellung stellt Ford den Transporter FK 1000 vor, mit dem die Kölner ihr Nutzfahrzeugprogramm aus der FK-Serie nach unten hin ab. Dieser soll als Kastenwagen, Kleinbus oder Pritschenwagen dem T1-Transporter von Volkswagen Konkurrenz machen. Im Gegensatz zum VW sitzt der 1,2-Liter-Vierzylndermotor mit einer Leistung von 38 PS vorne und treibt die Hinterräder an. Die Karosserien werden bei Drauz in Heilbronn gefertigt, teilweise lackiert und per Binnenschiff zum Kölner Ford-Werk befördert, wo sie fertig montiert werden. Obwohl der Ford FK 000 einen leistungsstärkeren Motor, deutlich schneller ist und einen größeren, ungeteilten Laderaum besitzt, dessen breite hintere Tür gut geeignet ist für Ladung an der Rampe, kann er an den Erfolg des VW T1 Transporters nicht heranreichen. Verantwortlich dafür ist das einfache Fahrwerk mit blattgefederten Starrachsen, was einen relativ schlechten Fahrkomfort bedeutet, zusätzlich stört der vorne zwischen den Sitzen eingebaute Motor als Lärmquelle.

 

03/1953 – Auf dem Genfer Automobilsalon rollt der Triumph TR2 ins Rampenlicht. Der kernige Roadster begründet eine Serie, die dreißig Jahre später mit dem Triumph TR8 endet. Angetrieben wird er von einem Zweiliter-Standard-Vanguard-Motor, der 90 PS leistet und den Zweisitzer auf 170 km/h beschleunigt. Vor allem auf dem US-Markt ist der ab August 1953 produzierte TR2 erfolgreich. Bis zu seiner Ablösung im Oktober 1955 durch den TR3 entstehen beachtliche 8.628 Roadster.

 

05.03.1953 – Anlauf der Produktion des IFA F 9 mit 900 ccm Dreizylinder-Zweitaktmotor im VEB Automobilwerk Eisenach. Die Limousine hat fortan eine modernere Windschutzscheibe sowie eine veränderte Heckscheibe: Die Frontscheibe besteht nicht mehr aus zwei planen, winklig zueinander angeordneten Teilen mit Mittelsteg, sondern ist nun größer, einteilig und gewölbt. Eine große einteilige Panoramaheckscheibe ersetzt das bisher zweigeteilte kleine Rückfenster. Wegen der deutlich vergrößerten Scheiben wird damals auch von einer Vollsichtkarosserie bzw. einer Vollsichtlimousine gesprochen. Im Laufe des Jahres 1954 hält die durchgehende Frontscheibe auch bei allen anderen Karosserievarianten Einzug. Ergänzt wird das Fertigungsprogramm durch einen Kombiwagen mit wahlweise Stahl-Holz- oder Ganzstahlaufbau, dessen Stückzahl allerdings recht gering bleibt.

 

10.03.1953 - Aus dem "Brezel" wird ein "Ovali". Der VW Typ 1 "Käfer" mit der Fahrgestell-Nr. 1-0454951 erhält eine neue Heckscheibe in Ovalform, bei der der bisherige Mittelsteg entfällt. Das neue durchgehende Fenster ist leicht gewölbt und um 23 % größer. Der "Ovali" wird bis August 1957 gebaut.

 

19.-29.03.1953 – Zur 36. IAA in Frankfurt am Main erscheinen 750.000 Besucher. Sie interessieren sich vor allem für bezahlbare Fahrzeuge wie den neuen Messerschmitt Kabinenroller und einen mit Stahlteilen statt wie bisher Holz aufgewerteten Lloyd 400. Bei größeren Fahrzeugen wie dem erstmals gezeigten Opel Olympia Rekord und der ebenfalls neuen DKW-Sonderklasse geht der Trend zu immer größeren Fensterflächen. Eine weitgehend neue Karosseriebauform bieten die erstmals präsentierten Kombiwagen. Im Bereich der Nutzfahrzeuge wird der neuentwickelte Ford FK 1000 als Konkurrent zum VW Transporter vorgestellt. 568 Unternehmen stellen aus, davon 43 aus dem Ausland, die die Fahrzeugproduktion von zehn Nationen vertreten. DKW stellt den DKW Sonderklasse (F 91) vor, der weitgehend dem für 1940 geplanten DKW F 9 entspricht. Während sein bis 1954 gebauter Vorgänger, der DKW 89 Meisterklasse, noch vom Zweizylindermotor des DKW F 8 angetrieben wird, hat der F 91 einen Dreizylindermotor. Borgward zeigt drei Coupés des Borgward Hansa 1500 Sportcoupés. Sie besitzen eine handgetriebene Leichtmetallkarosserie und einen 1,5-Liter-Vierzylindermotor mit einer Leistung von 80 PS.  Der Wagen soll in Serie hergestellt und für 18.000 DM verkauft werden. Doch die potenziellen Käufer bevorzugen den um 4.000 DM günstigeren Porsche 356, obwohl der Borgward stärker und schneller ist. Es bleibt daher bei den Prototypen

 

23.03.1953 - In Brasilien wird die "Volkswagen do Brasil S.A." mit Sitz in Sao Bernardo do Campo bei Sao Paulo gegründet. Gleichzeitig wird die Montage des VW Käfer 1200 und des VW T1 gestartet.

 

23.03.1953 – Neue Busse und LKW müssen nun mit Fahrtenschreibern ausgestattet sein, alle älteren Busse und LKW müssen diese bis zum 23.12.1953 nachgerüstet haben. Der Fahrtenschreiber dient vor allem zur Beweis-Entlastung des Fahrpersonals im Zusammenhang mit der Lenk- und Ruhezeit.

 

22.04.1953 - Auf dem "XXXV. Salone dell'automobile di Torino" wird der Stammvater der Lancia Appia vorgestellt. Die kleine Limousine wurde von Vittorio Jano als Nachfolger des Lancia Ardea entwickelt. Technisch scheint sich der Appia eng an seinen Vorgänger anzulehnen, doch fast alles ist neu konstruiert. Auch der Appia hat keine B-Säule, beide Türen öffnen sich gegenläufig. Der wie eine geschrumpfte Aurelia aussehende Appia ist in drei Karosserieformen erhältlich: Als bei Lancia gefertigte Limousine, als bei Zagato in zwei Versionen gefertigtes Coupé und als Cabriolet, das von der Carozzeria Vignale produziert wurde. Bei der 1. Serie der Appia Limousine werden weite Teile der Karosserie und Anbauteile aus Aluminium gefertigt, was zum einen teuer zu produzieren, zum anderen nicht besonders alltagstauglich ist, so dass Lancia in den weiteren Serien auf die großflächige Anwendung von Aluminium verzichtet. Angetrieben wird der Appia von in der 1. Serie von einem Vierzylinder-V-Motor mit 1.089 ccm Hubraum und 38 PS, die weiteren Serien haben bis zu 60 PS (Appia Sport). Der Lancia Appia ist teurer als der Fiat 1100 und langsamer als die Alfa Romeo Giulietta. Vom Appia der 1. Serie entstehen bis 1956 20.005 Fahrzeuge, von allen drei Serien bis 1963 98.006 Exemplare.

 

13.-14.06.1953 – Beim 21. 24-Stunden-Rennen von le Mans gibt der Porsche 550 sein Renndebüt. Porsche setzt dort zwei Rennwagen mit der Coupé-Karosserie ein, da diese einen besseren Luftwiderstandsbeiwert als die Spyder mit der kleinen Einmann-Windschutzscheibe haben. Diese, noch mit dem Stoßstangenmotor ausgestatteten Fahrzeuge, werden von Richard von Frankenberg und Paul Frère auf den 15. Rang und von Helmut Glöckler und Hans Herrmann auf den 16. Rang gefahren. Damit belegen sie die Plätze eins und zwei in der Klasse bis 1500 ccm. Auch bei der Carrera Panamericana, dem letzten Weltmeisterschaftsrennen 1953, gewinnt ein 550 den Klassensieg in der S1.6-Wertung. Ein Jahr später werden die 550er-Rennwagen mit dem Fuhrmann-Motor ausgestattet und können in den meisten Rennen den S1.5-Klassensieg erringen. Auch Borgward gibt bei diesem Rennen mit dem Hansa 1500 Rennsport sein Le-Mans-Debüt. Die beiden Borgward fallen jedoch nach 29 bzw. 228 Runden aus. Sieger in diesem Rennen wird das Team Jaguar Cars Ltd. mit einem Jaguar C-Type, auch auf dem zweiten Platz landet ein C-Type, gefolgt von einem Cunningham C5-R des Teams Briggs Cunningham.

 

30.06.1953 – Sechs Monate nach der Präsentation beginnt im Chevrolet-Werk in Flint, Michigan, die Produktion eines für amerikanische Verhältnisse kleinen, zweisitzigen Roadsters: Die ersten Corvette laufen vom Band. Zunächst noch mit einem Sechszylinder-Motor wird der Roadster in niedriger Stückzahl gebaut. Der Grund für die geringe Stückzahl von nur rund 300 Stück ist unter anderem die problematische Fertigung der Karosserie aus glasfaserverstärktem Kunststoff. Der 150 PS starke Sportwagen ist nicht schnell genug und dennoch teurer als die prestigeträchtigeren Modelle von Jaguar und Cadillac. So kann Chevrolet im ersten Jahr nicht einmal die Hälfte der Produktion verkaufen. Es fehlt ein hubraumstarker V8-Motor mit genügend Leistung. Noch dramatischer wird die Lage im folgenden Jahr 1954. Statt der geplanten 10.000 Einheiten rollen nur 3.640 Corvette vom Band, von denen 1.100 Einheiten nicht einmal einen Käufer finden. Das Aus für die Corvette droht 1955: Knapp 700 Corvette verlassen die neuen Produktionsanlagen in St. Louis und dies vielleicht auch nur noch, um Flagge zu zeigen, als Ford seinen ersten zweisitzigen Sportwagen, den Thunderbird, erfolgreich ins Rennen schickt. Innerhalb von zehn Tagen kann Ford 3.500 Einheiten absetzen, überwiegend mit dem 212 PS starken V8. Die Rettung für die Corvette bringt ein neuer Chefingenieur: Zora Arkus-Duntov, ein früherer Rennfahrer, demonstriert den GM-Verantwortlichen, was der Corvette fehlt, und legt damit die Basis für einen erfolgreichen Neustart. Die Premierenfeier der überarbeiteten Corvette wird 1956 erneut im New Yorker Hotel Waldorf Astoria ausgerichtet. Im Jahr 1958 steigen die Corvette-Verkaufszahlen auf über 9.000 Einheiten – genug, um erstmals schwarze Zahlen zu erwirtschaften. Um zu beweisen, dass die Corvette auch auf der Rennstrecke ein konkurrenzfähiges Auto ist, nahm Briggs Cunningham 1960 mit mehreren Modellen beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans teil. Das beste Ergebnis ist ein achter Platz. Die Corvette C1 ist heute noch unter Fans sehr beliebt. Diese Modelle sind sehr begehrte Corvette-Klassiker und dementsprechend relativ teuer. Bis August 1962 werden insgesamt 69.015 Corvettes produziert. Da die C1 noch nicht als Coupé lieferbar ist, wurden ausschließlich Roadster (Cabrios) gefertigt. Danach wird die Produktion eingestellt und 1963 wurde schließlich die neue Corvette C2 vorgestellt.

 

23.07.1953 - Der 500.000ste Volkswagen läuft vom Band. Die Belegschaft erhält eine Prämie von insgesamt 2,5 Millionen Mark.

 

08/1953 - Produktionsbeginn des Triumph TR2. Mit dem TR2 beginnt eine Serie, die erst 1981 mit dem TR7 endet. Der TR2 hat einen Vierzylindermotor mit 2 Liter Hubraum und 90 PS.  Das reicht für eine Höchstgeschwindigkeit von ca. 170 km/h. Gebaut werden bis Oktober 1955 8.628 Roadster. Das "TR stand für "Triumph eXperimental".

 

11.08.1953 - Der "fliegende Mantuaner" Tazio Nuvolari stirbt. Der von Ferdinand Porsche einst als "größten Fahrer der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft" bezeichnete Novulari gewinnt in seiner Rennfahrer-Zeit zahlreiche Grand Prix auf Bugatti, Alfa Romeo, Maserati und Auto Union und 1930 auch die Mille Miglia auf Alfa Romeo als erster mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von über 100 km/h.

 

30.08.1953 - Der Lancia D24 gibt sein Renndebüt beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring. Juan Manuel Fangio teilt sich das Chassis 0002 mit Felice Bonetto, das Chassis 0001 fahren Robert Manzon und Piero Taruffi. Beide Wagen fallen nach technischen Defekten aus. Beim Fangio/Bonetto-Wagen streikt nach einem Boxenstopp die Benzinpumpe; eine defekte Batterie stoppt das zweite Fahrzeug. Bei der Carrera Panamericana gibt es einen Doppelsieg durch die Teams Fangio/Bronzoni und Taruffi/Maggio. Über diesem Erfolg kann sich bei Lancia aber niemand besonders freuen, da Felice Bonetto bei diesem Rennen in einem D24 tödlich verunglückt. Das Chassis 0002 wird dabei zerstört. 1954 wird ein erfolgreiches Jahr für den D24. Nach einem Dreifachausfall beim 12-Stunden-Rennen von Sebring siegen Piero Taruffi und Copilot Carlo Luoni beim Giro di Sicilia, Alberto Ascari bei der Mille Miglia und Piero Taruffi bei der Targa Florio. Es folgen weitere Erfolge von Eugenio Castellotti bei nationalen italienischen Sportwagenrennen und die Ränge zwei und drei bei der Tourist Trophy. Nach Ablauf der Saison beendet Lancia das Sportwagen-Engagement und konzentriert sich ganz auf den Monoposto-D50 und die Formel-1-Weltmeisterschaft. Einer der Wagen wird 1955 an Juan Perón verkauft. 1980 kehrt dieses Fahrzeug nach Italien zurück und gehört einem italienischen Adeligen. Der zweite noch erhaltene Wagen steht heute im Lancia-Museum. Abgesehen von den Rallyeversionen der Fulvia, des Stratos, des Delta und dem reinrassigen Rallyewagen Rally 037, ist der D24 der erfolgreichste Sportwagen der Lancia-Motorsportgeschichte.

 

31.08.1953 – Beim ersten 1000-km-Rennen auf dem Nürburgring gewinnen Alberto Ascari und Giuseppa Farina mit ihrem Ferrari 375 MM Vignale für die Scuderia Ferrari. Auf Platz 2 fahren Ian Stewart und Roy Salvadori auf einem Jaguar C-Type (Team Ecurie Ecosse) vor Karl-Günther Bechem und Theo Helfrich, die für das Team der Borgward GmbH mit einem Borgward Hansa 1500 RS Dritte werden. Letzte werden zwei Gutbrod Superior mit 700-ccm-Zweitaktmotor und der damals für Ottomotoren neuartigen Benzindirekteinspritzung. Neben weiteren Fahrzeugen fallen auch Hans Hermann und Hermann Lang, jeweils auf Maserati A6GCS, und Juan Manuel Fangio und Piero Taruffi, beide auf Lancia D24, während des Rennens aus. Knapp 10.000 Zuschauer sehen das erste 1000-km-Rennen auf dem Nürburgring.

 

09/1953 - "Ein allzu konservatives Beharren auf einmal gefundenen Lösungen und auf der sogenannten Tradition eines Unternehmens könnte über kurz oder lang die Unverkäuflichkeit der Produkte nach sich ziehen." Mit diesen deutlichen Worten stellt Daimler-Benz-Vorstandsvorsitzender Dr. Fritz Könecke der Fachpresse den neuen Typ 180 vor, der den bewährten 170 Sb ablöst. Mit diesem Modell der gehobenen Mittelklasse beginnt eine neue Ära bei Daimler-Benz, denn erstmals wird ein Fahrzeug mit Ponton-Karosserie beim Stuttgarter Unternehmen gebaut. Ponton-Karosserie bedeutet einen Aufbau mit voll integrierten Kotflügeln und rechteckigem Grundriss. Diese Bauweise wird erstmals 1946 in den USA von Kaiser-Frazer praktiziert und 1949 von Borgward mit dem 1949 herausgekommenen Hansa 1500 übernommen. Gebaut wird der mit einem Reihen-Vierzylindermotor (1,767 ccm, 52 PS) ausgestattete Typ 180 (W 120 I) von Juli 1953 bis 1957. Es entstehen 52.186 Fahrzeuge.

 

13.09.1953 – Der Italiener Alberto Ascari wird erster Doppelweltmeister der Formel-1-Geschichte. Beide Erfolge erzielt er auf Ferrari. Ausgetragen wir die Formel-1-Weltmeisterschaft seit 1950. In den beiden ersten Jahren werden Giuseppe Farina und Juan Manuel Fangio, beide auf Alfa Romeo, Weltmeister. Nachdem Ferrari seinen Teamkollegen und Freund Villoresi entlassen will, kommt es zum Bruch mit Enzo Ferrari. Ascari verlässt den Rennstall und wechselt zu Lancia. Mit einem Lancia D24 gewinnt Ascari die berühmte Mille Miglia, ein Jahr später verunglückt Ascari tödlich bei einer privaten Testfahrt mit einem Ferrari-Sportwagen in Monza.

 

10/1953 – Ferrari stellt auf dem Pariser Autosalon den neuen 375 America, der den bisherigen 342 America ersetzt. Er hat einen V12-Motor mit 4.523 ccm Hubraum und leistet mit drei Weber-40DCF-Doppelvergasern 300 PS. Bis 1955 entstehen neun Coupés mit Pinin-Farina-Karosserie, ein Ghia-Coupé mit Dreifarbenlack sowie zwei Coupés und ein Cabriolet von Vignale nach Entwürfen von Giovanni Michelotti.

 

10/1953 – In der Austin-Fabrik im britischen Longbridge wird die Fertigung des Nash Metropolitan aufgenommen. Dieser ist ein Kleinwagen, der von 1954 bis 1962 in den USA angeboten wird, nach dem Zusammenschluss von Nash mit Hudson zur American Motors Corporation (1954) auch als Hudson Metropolitan, und später als selbständige Marke während der Rambler-Jahre und als Austin Metropolitan in Großbritannien und anderen Märkten. Gebaut wird der als Coupé und Cabriolet erhältliche Kleinwagen bis April 1961. Zunächst hat der Metropolitan, der kleiner ist als ein VW Käfer, einen Vierzylinder-Reihenmotor mit 1200 ccm Hubraum, Insgesamt werden in den USA rund 95.000 Fahrzeuge verkauft. Nur der VW Käfer verkaufte sich als Importfahrzeug besser. Dazu kommen zwischen 1957 und 1962 weitere 9.400 verkaufte Austin Metropolitan außerhalb des Vermarktungsgebietes von AMC.

 

01.10.1953 – In Wolfsburg beginnt die Entwicklung des Kleinwagenprojekts VW EA 48, dem ersten von Grund auf neu konstruierten Fahrzeug von Volkswagen. Der frontangetriebene, viersitzige Kleinwagen mit Pontonkarosserie soll unterhalb des VW Käfers angesiedelt werden, obwohl bei Volkswagen der Heckantrieb des von Ferdinand Porsche entwickelten Käfers aufgrund seines Markterfolges als einzig richtiges Konzept gilt. Es werden mehrere Motorvarianten geprüft, u.a. auch an einen Dieselmotor gedacht. Dieser wird jedoch von VW-Chef Heinrich Nordhoff abgelehnt. Im Dezember 1954 sind zwei Prototypen fertig, ausgestattet mit einem Zweizylinder-Boxermotor (594 ccm Hubraum, ca. 18 PS, ca. 95 km/h Höchstgeschwindigkeit). 1955 wendet sich Bundeswirtschaftsminister Ludwig Ehrhardt – möglichweise auf Initiative von Borgward-Chef Carl. F. W. Borgward – an Nordhoff und rät vom Projekt ab, da dieses angeblich Arbeitsplätze gefährde. Dennoch wurde einer der Prototypen bis 1956 getestet. Am 16.02.1956 wurde das Projekt endgültig abgebrochen, der nicht getestete Prototyp verschrottet.

 

09.10.1953 - In Wolfsburg läuft der 100.000. Transporter (VW Bulli) vom Band. Gleichzeitig wird die Errichtung eines eigenen Transporter-Werkes in Hannover-Stöcken offiziell bekanntgegeben.

 

18.-25.10.1953 – In Frankfurt am Main findet die zweite Auflage der Internationalen Fahrrad- und Motorrad-Ausstellung statt, veranstaltet vom Verband der Fahrrad- und Motorrad-Industrie (VFM). NSU stellt die NSU Quickly vor, wie die zeitgleich vorgestellte HEINKEL Perle eine von vielen Vertreterinnen der neue Fahrzeuggattung „Moped“ (= „Motor und Pedal“). Die Bezeichnung wird sich statt des offiziellen Begriffs „Fahrrad mit Hilfsmotor“ einbürgern. Trotz nominal nur 1,4 PS (später 1,7 PS) geht die Quickly flott zur Sache und ist mit einem Verbrauch von zwei Liter Benzin auf 100 km recht sparsam. Bis 1966 wird die NSU Quickly in großen Stückzahlen gebaut und trägt zur Massenmotorisierung im Zuge des Wirtschaftswunders bei.

 

16.11.1953 - Wilhelm Karmann führt den Entwurf für ein Sportcoupé auf Käfer-Basis VW-Chef Heinrich Nordhoff vor. Beide beschließen noch am gleichen Tag die Serienproduktion des bei der Turiner Carrozzeria Ghia entworfenen Karmann Ghia. Mit dem sportlichen Coupé wird der Name Karmann weltberühmt. Zwischen 1955 und 1974 entstehen 362.585 Coupés und zwischen 1957 und 1974 80.881 Cabriolets vom Volkswagen Typ 14 Karmann Ghia. Der Karmann Ghia wird seinerzeit auch als „Hausfrauen-Porsche“ tituliert.

 

21.12.1953 - Der VW Käfer wird schneller. Eine satte Steigerung der PS-Zahl um 20 Prozent bedeuten nun 30 PS statt der bisherigen 25 PS. Erreicht wird die Leistungssteigerung durch das Vergrößern des Hubraums von 1131 ccm auf 1192 ccm und eine Erhöhung der Verdichtung von 5,8 auf 6,1 (im August 1954 auf 6,6) Zudem kommen größere (von 28 auf 30 mm) und strömungsgünstigere Ansaug- und Auspuffkanäle zum Einsatz.

 

29.12.1953 – Chrysler übernimmt die Briggs Manufactoring Company. Das 1909 von Walter Owen Briggs gegründete Unternehmen mit Sitz in Detroit fertigt zunächst Polsterstoffe für Abbott, Chalmers Motor Car Company, Everitt-Metzger-Flanders Company, Ford und Paige Detroit Motor Car Company. Ab 1922 entstehen geschlossene Karosserien für Automobile der Marke Essex. 1925 entstehen bereits 500.000 Karosserien. Ford wird einer der größten Kunden des Unternehmens, das stetig wächst. John Tjaarda ist ab 1932 beschäftigt. Er entwirft das Briggs Dream Car. 1933 sind mehr als 10.000 Mitarbeiter beschäftigt. Ihr Gehalt beträgt nur ein Bruchteil dessen, was Ford-Arbeiter verdienen. Als sie streiken, bekommen Ford, Hudson Motor Car Co. und Chrysler keine Karosserien mehr. Zum Ende der 1930er Jahre sinkt die Zahl der Karosserien für Ford, während mehr für Chrysler gefertigt wird. Während des Zweiten Weltkriegs werden Produkte aus Stahl und Aluminium im Gesamtwert von mehr als 1 Milliarde Dollar an die United States Army geliefert. Die höchste Mitarbeiterzahl beträgt zu dieser Zeit 31.000 Personen.  Walter O. Briggs stirbt am 17. Januar 1952. Sein Sohn übernimmt im selben Jahr den Vorsitz; sein Schwiegersohn W. Dean Robinson bleibt Präsident. Knapp zwei Jahre später wird das Unternehmen von Chrysler übernommen.

 

 

1954

 

04.01.1954 – Die Stadt Duisburg installiert als erste Stadt in Deutschland 20 sogenannte Parkographen in der Straße „Am Buchenbaum“. Hergestellt werden die Geräte von der Firma „Roberto Ehrismann“ aus Lugano. In Deutschland beginnen noch 1952 die Firmen „Telefonbau und Normalzeit“ in Frankfurt am Main, die „Kienzle Apparate GmbH“ in Villingen und die „Deutsche Parkometer GmbH“ in Hannover mit der Produktion von Parkuhren. 1954 darf in Duisburg noch für einen Groschen eine Stunde geparkt werden. 1954 gibt es in der Bundesrepublik Deutschland noch keine rechtliche Regelung, Autofahrer zum Bezahlen von Parkgebühren zu zwingen. Es ist umstritten, ob Parkuhren mit dem deutschen Verkehrsrecht vereinbar sind. Erst am 1. Mai 1956 wird die Straßenverkehrsordnung geändert und Parkuhren somit rechtlich legitimiert.

 

23.01.1954 – Auf einem Lancia Aurelia GT gewinnt der französische Rennfahrer Louis Chiron (1899-1979) mit seinem italienischen Co-Piloten Ciro Basadonna die Rallye Monte Carlo.

 

28.01.1954 – In der Bundeshauptstadt Bonn beschließt die erste westdeutsche Verkehrssicherheitskonferenz einen „Feldzug gegen den Verkehrstod“. Im Jahr 1953 waren bei 450.000 Verkehrsunfällen rund 10.000 Menschen ums Leben gekommen.

 

29.01.1954 – Zum ersten Mal wird ein Reparaturfahrzeug des Allgemeinen Deutschen Automobil Clubs (ADAC) für die Pannen-Soforthilfe auf der Strecke München-Koblenz eingesetzt.

 

06.02.1954 - Der Mercedes 300 SL wird auf der International Motor Sports Show in New York vorgestellt. In der Bauweise mit den von 1954 bis 1957 gebauten "Flügeltüren" wird er 1999 von den Lesern der Oldtimer-Zeitschrift Motor Klassik zum "Sportwagen des Jahrhunderts" gewählt.

 

13.03.1954 – Auf dem Autosalon Genf zeigt die Carroserie Beutler seine Interpretation eines Sportwagens auf Basis des VW 1200. Für happige 16.000 Schweizer Franken gibt es ein hübsches Coupé und ein ebenso schönes Cabriolet mit rundlich harmonischer Linienführung. Rund 10 Jahre bleibt das Coupé im Programm der Schweizer. 1957 gibt es zusätzlich den sogenannten VW-Porsche, ein 2+2-sitziges Coupé auf Käfer-Chassis, aber mit dem Motor des Porsche 356 1600 sowie Bremsen und Instrumenten gleicher Herkunft. Dieses Modell gibt es für 22.000 Schweizer Franken. Trotz des recht langen Produktionszeitraumes entstehen nur einige Dutzend Fahrzeuge.

 

04/1954 – Nach 59.475 Limousinen, 6.415 Kombis, 5.010 bei Karmann in Osnabrück gefertigten Cabrios und weiteren bei Hebmüller in kleinen Stückzahlen gebauten zweisitzigen Cabriolets und Coupés endet die Produktion des DKW F 89 Meisterklasse. Nachfolger ist der DKW F 91 Sonderklasse.

 

04/1954 – Nach vier Jahren Bauzeit muss die Produktion des Gutbrod-Pkw Superior wegen finanzieller Schwierigkeiten eingestellt werden. Das Werk Calw wird zusammen mit dem Werk Plochingen an Bauknecht verkauft. Insgesamt entstehen 6.860 Cabrio-Limousinen und 866 Kombis.

 

04/1954 – Auf dem Turiner Autosalon wird die Alfa Romeo Giulietta erstmals öffentlich vorgestellt. Entgegen der ursprünglichen Planung ist das zweitürige Coupé Giulietta Sprint das erste Modell der Baureihe. Das Design des Sprint stammt von Mario Felice Bioanco von der Carrozzeria Ghia in Zusammenarbeit mit Franco Scaglione, Chefdesigner bei Guiseppe Bertone, dessen Karosseriebauunternehmen Bertone das Fahrzeug dann auch herstellt. Ein Jahr später erst folgt die viertürige Limousine mit der Bezeichnung Giulietta Berlina, deren Karosserie eine Eigenentwicklung von Alfa Romeo ist. In der zweiten Jahreshälfte folgt der offene, zweitürige Giulietta Spider. Mit rund 177.000 Fahrzeugen ist die Giulietta-Baureihe ein großer Erfolg, Alfa Romeo wird dadurch erstmals ein Großserienhersteller. Nach drei Baureihen wird die Giulietta schrittweise ab Juni 1962 durch die Giulia abgelöst.

 

01.-02-05.1954: Mit ihrem Porsche 550 Spyder holen Hans Herrmann und sein Co-Pilot Herbert Linge den Klassensieg für das Porsche-Werksteam und belegen in der Gesamtwertung einen hervorragenden 6. Platz. Sieger des Rennens wird Alberto Ascari, der mit seinem Lancia D24 für die Scuderia Ferrari an den Start gegangen ist. Bei diesem Rennen macht Hans Herrmann durch eine spektakuläre Aktion auf sich aufmerksam: Als direkt vor ihm die Bahnschranken für den herannahenden Schnellzug nach Rom im letzten Moment geschlossen werden, kann Herrmann nicht mehr bremsen. Er und sein Beifahrer Herbert Linge ducken sich in das Cockpit des flachen Porsche 550 Spyder, und der Wagen fährt unter den Schranken gerade noch vor dem Zug hindurch. 

 

10.06.1954 – In Bremen-Sebaldsbrück beginnt die Produktion des neuen „Hansa 1500“. Bekannter wird das Fahrzeug später durch die Umbenennung in „Isabella“, eine spontane Eingebung von Carl. F. W. Borgward. Es wird das erfolgreichste Modell der Borgward-Gruppe und bis 1962 gebaut. Die Isabella ist eine Neukonstruktion, die mit dem Vorgängermodell Hansa 1500/1800 technisch wenig und äußerlich keine Gemeinsamkeiten hat. Im Herbst 1955 werden der zweitürigen Limousine ein dreitüriger Kombi und ein Cabriolet zur Seite gestellt. Das Cabriolet gestaltet Johannes Beeskow, der bereits ein Coupé auf Basis des Hansa 1500 entworfen hat. Gebaut wird es bei der Karl Deutsch GmbH in Köln. 1956 entsteht das elegante Isabella Coupé, das ebenfalls von Karl Deutsch in ein Cabriolet umgewandelt wird. Bis zum Produktionsende 1962 werden 202.862 Borgward Isabella gebaut.

 

12.06.1954 – Am Brandshof in Hamburg wird eine neue Tankstelle eröffnet. Im Gegensatz zu den damals schonfertigen System- und Baukastentankstellen wie sie von den externen Architekten Wilhelm Mastiaux und Ulrich Rummel entworfen und gebaut. Im Juli 1954 eröffnet die Deutsche Benzol-Vertrieb-GmbH die Großtankstelle mit den damals drei hochmodernen Zapfinseln und insgesamt sieben Säulen. Doch keine zehn Jahre später wird der neue Großmarkt gebaut und der Billhorner Röhrendamm wird nun eine Sackgasse und auf der Tankstelle bleibt die Zeit stehen. 1883 wird aufgrund des Neubaus der S-Bahn-Hochbrücke nach Harburg der Tankbetrieb eingestellt. Aus Angst vor einem Tankbruch in Folge der zum Fundamentbau notwendigen Grundwasserabsenkung werden die Tanks ausgebaut und die Tankstelle geschlossen. Es folgt eine Restnutzung durch Kfz-Werkstätten und Fähnchenhändler und ein schleichender Verfall. Doch zwischen August 2010 und September 2011 wird die alte Tankstelle restauriert und rekonstruiert unter Rücksicht auf den Bestand. Heute ist sie ein beliebtes Fotomotiv und Treffpunkt Hamburger Oldtimerfahrer.

 

04.07.1954: Mercedes-Benz kehrt auf die Rennstrecke zurück. Nach den großen Erfolgen in der Vorkriegszeit startet Juan Manuel Fangio auf einem Mercedes-Benz W 196 R in Reims beim Großen Preis von Frankreich. Insgesamt werden neun Rennen gefahren, Mercedes-Benz startet erst ab dem vierten Rennen, da der Wagen vorher nicht fertig war. Insgesamt gewinnt Mercedes-Benz vier Rennen. Fangio startet die ersten drei Rennen auf Maserati und wird 1954 Formel 1-Weltmeister. Karl Kling und Hans Hermann (beide ebenfalls auf Mercedes-Benz) belegen die Plätze 5 und 7.

 

09/1954 - Auf Anraten des Porsche-Importeurs für die USA, Max Hoffman, realisiert Porsche eine Billig-Variante des Porsche 356 Cabriolets mit Notverdeck, seitlichen Steckscheiben, aufgesetzter niedriger Windschutzscheibe und deutlich weniger Ausstattung. Damit soll den britischen Sportwagen von MG, Triumph und Austin-Healey Konkurrenz gemacht werden. Der Porsche 356 Speedster ist geboren. Damaliger Preis: 12.200 Mark. Heute gehört der "Billig-356" zu den teuersten Porsche überhaupt). Gebaut werden zwischen 1954 und 1958 insgesamt 4.221 Speedster.

 

05.09.1954 – Als Alternative zu europäischen Sportwagen wie dem Jaguar XK 120 oder dem Nash-Healey bringt Ford (USA) den Thunderbird auf den Markt und beginnt mit der Fertigung. Berühmt wird das Hardtop des 57er-Modells mit seinen seitlichen runden Bullaugen-Fenstern. Angetrieben wurde der Thunderbird anfangs von einem neu konstruierten V8-Motor der Konzernschwester Mercury mit 4,8 Liter Hubraum, der mit Holley-Doppel-Registervergaser 193 brutto SAE-HP leistet. Die Kraftübertragung übernimmt serienmäßig ein manuelles Dreiganggetriebe; gegen Mehrpreis sind ein Viergang-Overdrive-Getriebe (Mehrpreis 110 USD) und eine Ford-O-Matic-Automatik (Mehrpreis 178 USD) erhältlich. Bei letzterer leistet der Motor sogar 198 SAE-HP. Ab Werk wird der Thunderbird mit einem Fiberglas-Hardtop ausgeliefert. Ein Stoffverdeck kann gegen einen Aufpreis von USD 290 geordert werden. Radio, Heizung, elektrische Fensterheber und Sitze sowie Servolenkung und Bremskraftverstärker sind Extras. 

 

09.10.1954 – Der 100.000. VW-Transporter läuft in Wolfsburg vom Band. Der Plan zur Eröffnung eines eigenen Transporterwerkes in Hannover-Stöcken wird offiziell bekanntgegeben.

 

24.10.1954 - Juan Manuel Fangio wird nach 1951 (mit Alfa Romeo) zum zweiten Mal Formel 1-Weltmeister, nun mit dem in die Formel 1 zurückgekehrten Mercedes-Werksteam.  Zu Saisonbeginn war er von Mercedes verpflichtet worden. Da der neue Rennwagen erst zum GP von Frankreich fertig ist, startet Fangio in den beiden ersten Rennen für Maserati. 1955 folgen mit Mercedes, 1956 mit Ferrari-Lancia und 1957 mit Maserati drei weitere Weltmeistertitel für den Ausnahmerennfahrer.

 

 

1955

 

01/1955 - Die Serienfertigung des wunderschönen Borgward Isabella Coupés beginnt. Bis zum Borgward-Konkurs im Jahr 1961 entstehen knapp 10.000 eines der schönsten deutschen Autos der Nachkriegszeit.

 

16.01.1955 - Mit seinem Sieg beim Großen Preis von Argentinien legt Juan Manuel Fangio den Grundstock für seinen dritten Formel 1-Titel und den zweiten mit Mercedes-Benz.

 

24.02.1955 - Alain Prost wird in Saint-Chamond geboren. Er ist einer der erfolgreichsten Formel 1-Rennfahrer und wird in seiner Karriere viermal Weltmeister, viermal Vizeweltmeister und gewinnt 51 Grand Prix-Rennen.

 

27.02.1955 - Auf der Leipziger Frühjahrsmesse wird der Wartburg 311 präsentiert. Optisch kann er mit den vergleichbaren West-Fahrzeugen mithalten, ein Manko ist jedoch sein Dreizylinder-Zweitakt-Motor. Die Motoren des bis 1965 gebauten Wartburg 311 haben 0,9 bis 1,0 Liter (Wartburg 1000) Hubraum und 37 bis 50 PS. Den Wartburg 311 gibt es in verschiedenen Varianten: Standartlimousine (311/0, 130.411 Exemplare), Luxuslimousine (311/1, 55.660), Kabriolett (311/2, 2.670), Coupé (311/3, 5.487), Polizeieinsatzwagen/Kübelwagen (311/4, 791), Campinglimousine mit Faltdach (311/5, 8.362), Limousine mit Rechtslenkung (311/6, 737), Schnelltransportwagen/Pickup (311/7, 4.938), Faltdachlimousine (311/8, 14.749), Kombi (311/9, 23.568) und Sportwagen (313/1, 469 Exemplare, davon sogar 8 in die USA). Nachfolger ist der Wartburg 312, von dem bis 1967 insgesamt 35.868 Fahrzeuge hergestellt werden.

 

03/1955 – Auf dem Genfer Autosalon wird der erste überarbeitete Mercedes-Benz 190 SL gezeigt. Zwei Monate später beginnt im Werk Sindelfingen die Serienfertigung.  Bis 1963 werden insgesamt 25.881 Exemplare des kleinen SL gebaut. Er besitzt zahlreiche Stilelemente des großen 300 SL Roadsters. Während dieser einen Sechszylindermotor unter der Haube hat, sind dies beim 190 SL zwei Zylinder weniger. Der Hubraum hat 1.897 ccm, was für 105 PS und 173 km/h ausreicht. Von den rund 25.000 Exemplaren gehen nur ein Fünftel in die deutsche Auslieferung, ca. 20.000 Fahrzeuge gehen in den Export, die Hälfte davon in die USA. Bekannt wird das Modell auch als "Nitribitt-SL". Rosemarie Nitribitt war eine Frankfurter Prostituierte, der enge Kontakte zu namhaften Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft nachgesagt wurde. Sie wird 1957 ermordet. R. Nitribitt besaß einen schwarzen 190 SL mit roten Ledersitzen. Angeblich soll der Verkauf des 190 SL aufgrund des "anrüchigen" Images anschließend spürbar zurückgegangen sein.

 

03/1955 – Ebenfalls in Genf wird der Fiat 1100 TV Trasformaible präsentiert, ein zweitüriges Cabriolet auf der technischen Basis des zwei Jahre zuvor erschienenen Fiat 1100-103 TV. Der Wagen wird von Fabio Luigi Rapi für Fiats internes Karosseriewerk Fiat Carrozzerie Speciali entwickelt und von diesem Werk später auch gebaut. Das im Gegensatz zum normalen 1100 sehr verspielte Design ist stark von amerikanischen Modellen jener Zeit inspiriert, bis hin zu einer leichten Heckflosse. Eines der auffälligsten Merkmale sind über den vorderen Kotflügeln schwebende Blinker-Satelliten. Der direkt dem Fiat 1100 entstammende Vierzylinder-Reihenmotor mit 1089 ccm hat eine Leistung von 50 PS. Bereits 1956 wird das Modell überarbeitet, die Modellbezeichnung nunmehr um ein „E“ ergänzt. Analog zur Limousine leistet der Motor jetzt 53 PS. Außerdem werden die zu empfindlichen Blinker jetzt direkt auf dem Kotflügel aufliegend installiert. Ein weiteres Jahr später wird der 1100 TV Trasformabile durch den Fiat 1200 Trasformabile abgelöst, der weiter auf der nur wenig veränderten Karosserie basiert. Die Stückzahlen des 1100 TV Trasformabile bleiben vor allem auf Grund des Preises begrenzt; selbst der große Fiat 1900 ist günstiger.

 

03/1955 - Die Serienproduktion des Glas Goggomobil beginnt. Der im Herbst 1954 vorgestellte Kleinwagen wird zunächst nur als Limousine gebaut. Angetrieben wird er durch einen Zweitakt-Zweizylinder-Motor mit 247 ccm Hubraum und 13,6 PS. Anfang 1957 kam ein Coupé dazu, beide Fahrzeuge sind neben dem 250er-Motor auch mit einem 14,8 PS starken 300ccm-Motor erhältlich.

 

01.03.1955 – In Hannover-Stöcken wird mit dem Bau des VW-Transporterwerkes begonnen. Bisher erfolgte die Produktion im VW-Werk Wolfsburg.

 

05.03.1955 - BMW stellt die Isetta vor. Die Fachpresse zeigt sich von dem neuen Modell beeindruckt. Doch ist die Isetta keine Eigenproduktion. In der Nachkriegszeit baut BMW nur Motorräder und den Oberklassewagen 502/503. Nun droht der Konkurs. Da keine Zeit für die Planung und Entwicklung eines Kleinwagens bleibt, greift BMW auf den Lizenzbau der italienischen Iso-Isetta zurück, die 1954 von Iso Rivolta vorgestellt wurde. Mit der BMW Isetta bekommt BMW wieder wirtschaftlich auf die Beine. Die Isetta ist ein voller Erfolg. Da für Fahrzeuge bis 250 ccm damals noch der alte Führerschein IV galt, nutzten viele Moped- und Motorradfahrer den Umstieg in der Zeit des Wirtschaftswunders. Bis 1962 werden 161.728 Exemplare gebaut. Die Isetta ist ein Kleinstwagen, mehr ein Rollermobil.  Wie bei einem Kühlschrank öffnet man die Fronttür. Das Lenkrad schwenkt mit zur Seite und so können zwei Personen bequem einsteigen. Die Isetta hat einen Einzylindermotor aus dem BMW-Motorradprogramm mit zunächst 250 ccm und 12 PS.

 

04/1955 - Mit dem Modell 403 machte Peugeot den Schritt zum international erfolgreichen Großserienhersteller. Er überschreitet als erstes Peugeot-Modell die Millionengrenze. Das Design des Prototyps und des Serienmodells stammt vom italienischen Designunternehmen Pininfarina. Es gibt den 403 als Limousine, Kombi, Cabriolet, Pickup und Kastenwagen. Das Cabriolet wird besonders durch die Krimiserie "Columbo" bekannt, in der Hauptdarsteller Peter Falk ein Cabrio fährt. 1967 wird der Peugeot 403 durch das Modell 404 abgelöst.

 

01.05.1955 - Mit der Rekordzeit von 10 Stunden, 7 Minuten und 48 Sekunden siegen Stirling Moss und Denis Jenkinson auf einem Mercedes-Benz 300 SLR bei der Mille Miglia 1955. Es ist das dritte nichtitalienische Fahrzeug, dass in die Siegerlisten eingetragen wird (1931 siegte Rudolf Caracciola mit einem Mercedes 720 SSKL und 1940 Huschke von Hanstein im BMW 328 Berlinetta Touring). Zweiter wird Juan Manuel Fangio, ebenfalls im Mercedes-Benz 300 SLR. Erst auf dem dritten Platz überquert ein Ferrari 118 LM Spider Scaglietti die Ziellinie. Auf den Plätzen 5, 7 und 10 folgen weitere 300 SL.

 

22.05.1955 – Im Alter von fast 56 Jahren bestreitet der monegassische Rennfahrer Louis Chiron seinen letzten Grand Prix beim Großen Preis von Monaco. Mit seinem Lancia D50 beendet er das Rennen auf dem 6. Platz. In der Vorkriegszeit gewinnt Chiron zahlreiche Grand-Prix-Rennen auf Bugatti und Alfa Romeo und ist maßgeblich an der Organisation des ersten Grand Prix von Monaco beteiligt. Nach dem Zweiten Weltkrieg bestreitet er wieder Rennen mit Talbot und Maserati. Sein letzter großer Sieg ist der Grand Prix von Frankreich 1949. In der neuen Formel 1 fährt er für Maserati, Talbot, OSCA und Lancia. 1956 tritt Louis Chiron vom aktiven Rennsport zurück. Sieger wird Maurice Trintignant (Ferrari) vor Eugenio Castellotti (Lancia) und Jean Behra/Cesare Perdisa (Maserati). Der in Führung liegende Ascari verschätzt sich in einer Schikane, touchiert die Streckenbegrenzung und fliegt mit seinem Lancia D50 ins Hafenbecken. Er kann sich aus dem sinkenden Wagen befreien, schwimmt an Land und wird von einem Matrosen des Reeders Onassis aus dem kalten Wasser gerettet. Der Weltmeister von 1952 und 1953 bricht sich bei diesem Unfall das Nasenbein und zieht sich einige Prellungen zu; vier Tage später stirbt er bei einem Unfall in einem Sportwagen.

 

26.05.1955 - In Monza stirbt der zweifache Formel-1-Weltmeister Alberto Ascari im Alter von 37 Jahren. Der Italiener ist einer der erfolgreichsten Rennfahrer der frühen fünfziger Jahre. Er gewinnt 13 Grand-Prix-Rennen und wird 1952 und 1953 auf Ferrari Weltmeister. Anschließend wechselt er zu Lancia. Mit einem Lancia gewinnt er die Mille Miglia. Ascari stirbt bei einer privaten Testfahrt mit einem Ferrari-Sportwagen in Monza. Wie auch Alberto Ascari starb 30 Jahre zuvor sein Vater Antonio Ascari, ein ebenfalls sehr erfolgreicher Rennfahrer, bei einem Rennunfall.

 

29.05.1955 – Beim Eifelrennen auf dem Nürburgring holen sich die DDR-Rennfahrer Edgar Barth und Paul Thiel mit ihrem 1,5-Liter-AWE-Rennsportwagen den Doppelsieg in der Sportwagenklasse bis 1,5 Liter, Dritter wird Wolfgang Seidel auf Porsche 550. Der 1500RS hat einen neuen Sechszylinder-Motor mit zwei obenliegenden Nockenwellen, Doppelzündung und drei Weber-Doppelvergasern. Der Motor leistet bis zu 140 PS. Andere Quellen nennen 167 PS bei 7500/min. Er ist der erfolgreichste Rennwagen der DDR, der bei internationalen Rennen Erfolge einfuhr. 1956 gewannen Barth/Rosenhammer mit einem Werks-1500RS die Klasse bis 2 Liter bei den 1000 Kilometer von Paris in Montlhéry. Nach der Saison 1956 wird die Entwicklung von Rennsportfahrzeugen im Automobilwerk Eisenach eingestellt und das Rennkollektiv im April 1957 aufgelöst. Edgar Barth wechselt daraufhin 1957 in die Bundesrepublik zu Porsche.

 

11.06.1955 - Beim 24-Stunden-Renne von Le Mans kommt es zur Katastrophe. Aufgrund eines nicht vorhersehbaren Fahrmanövers des Jaguar-Fahrers Mike Hawthorn muss Lance Macklin mit seinem Austin-Healey 100 ausweichen. Dadurch kommt es zur Berührung mit dem Mercedes-Benz 300 SL des Franzosen Levegh. Der Mercedes hebt ab und wird auf einen Erdwall geschleudert, der zum Schutz der Zuschauer dient. Der Wagen überschlägt sich, Wrackteile werden in die Zuschauer geschleudert. Der Treibstoff gerät in Brand, die Magnesium-Legierung der Karosserie fängt an zu brennen. Durch Löschversuche mit Wasser wird der Brand noch heftiger. Levegh und über 80 Zuschauer sterben. Trotz der Katastrophe wird das Rennen fortgesetzt, Mercedes nimmt jedoch seine beiden verbliebenden Teams trotz Führung aus dem Rennen. Mike Hawthorn gewinnt das Rennen. 

  

14.07.1955 - Das von der Karosseriefirma Karmann in Zusammenarbeit mit Luigi Segre entwickelte Karmann Ghia Coupé wird in Georgsmarienhütte im Kasino Hotel ausgewählten VW-Händlern und Journalisten vorgestellt. Niemand kannte das Fahrzeug, das präsentiert wird, es ist vorher absolut nichts nach außen gedrungen. Die Überraschung ist gelungen, die Begeisterung groß. Mit seinem italienischen Design formschön gelungen, lädt der VW-Zweisitzer dank seines 30 PS-Motors, der hydraulischen Bremsanlage und des an der Vorderachse angebrachten Stabilisators zu einer sportlichen Fahrweise ein. Der auf technischer Basis des Export-Modells stehende Wagen verfügt im Gegensatz zur Volkswagen Limousine bereits über Blinker statt Winker. Zu einem Preis von 7.500 DM findet der Typ 14 im Startjahr im Inland 664 Abnehmer. Bis zum 31.07.1974 werden 362.585 Coupés und 80.881 Cabriolets (ab dem 01.11.1957) gebaut.

 

08/1955 – Wenige Wochen nach der Präsentation beginnt die Serienfertigung des Karmann Ghia Coupés in Osnabrück. Daneben wird das Käfer Cabriolet und auch noch das DKW Cabriolet gebaut.

 

05.08.1955 - Der einmillionste Volkswagen Typ 1 ("Käfer") rollt vom Band. Er hat eine goldfarbene Lackierung und auf den Chromteilen geschliffene Glasperlen (ursprünglich Farbe mit Goldstaub und geschliffene Steine aus Südamerika). Anlässlich des Jubiläums werden VW-Generaldirektor Prof. Dr. Nordhoff die Ehrenbürgerrechte der Stadt Wolfsburg verliehen.

 

29.08.1955 - Der Messerschmitt KR 200 "Super" startet zu einer Rekordfahrt über 24 Stunden auf dem Hockenheimring.  Die Leistung des 200 ccm-Motors wurde auf 13 PS angehoben. Die fünf Fahrer stellen 21 Rekorde über unterschiedliche Strecken und Zeiten, sie brechen u.a. die Weltrekorde in der 350 ccm-Klasse über 1.000 Meilen, über 2.000 Kilometer und mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 103 km/h über 24 Stunden.

 

09/1955 - Auf der IAA in Frankfurt wird am Stand des Osnabrücker Autobauers Karmann der Karmann Ghia vorgestellt. Ein eidechsengrünes Coupé mit tiefgrün abgesetztem Dach und ein schwarzes Coupé zogen die Besucher und Kaufinteressierten an, der Karmann-Stand war immer dicht umlagert. Auch Bundespräsident Theodor Heuss und Wirtschaftsminister Ludwig Ehrhard lassen es sich nicht nehmen, Wilhelm Karmann auf dessen Stand ihre Aufwartung zu machen.

 

09/1955 - Auf der Internationalen Automobil-Ausstellung stellt Daimler-Benz seinen neuen Dreihunderter vor. Der 300c unterscheidet sich nicht nur alleine durch seine größere Heckscheibe vom 300/300b, sondern auch durch die neue Eingelenk-Pendelachse. Auch kann man den 300er nun mit Getriebeautomatik kaufen. Für 1.500 Mark Aufpreis bekommt man eine Anlage mit hydraulischem Drehmomentwandler und Dreigang-Planetengetriebe, Lizenz Borg-Warner. Es gibt den 300c als Limousine und als Cabriolet D, wobei von dieser Version bis Juni 1956 nur 51 Exemplare gebaut werden. Von der Limousine entstehen 1.432 Stück. Der 300c besitzt einen Reihen-Sechszylindermotor mit 2.996 ccm Hubraum und 125 PS. Auch BMW stellt ein beeindruckendes neues Fahrzeug vor: Den BMW 507. Der zweisitziges, von Albrecht Graf von Goertz entworfene Roadster liegt preislich im Bereich des Mitbewerbers Mercedes-Benz 300 SL Roadster. Während von diesem insgesamt 3.258 Coupés und Roadster entstehen, fertigt BMW zwischen 1956 und 1959 lediglich 252 Exemplare des 507.Angetrieben wird der BMW von einem V8-Motor mit 3.168 ccm Hubraum und 150 PS oder mit geänderter Verdichtung 165 PS. Der 507 kostet rund 26.500 DM – das durchschnittliche Bruttojahreseinkommen eines Arbeitnehmers liegt 1957 bei 5.043 DM. Zu den Käufern gehören u.a. Alain Delon, John Surtees, Ursula Andres und Elvis Presley.

 

09/1955 – Der mit einem 600 ccm-Viertaktmotor versehene Lloyd LP 600 mit 600-cm³-Viertaktmotor kommt heraus; es wird das erfolgreichste Jahr in der Unternehmensgeschichte: Über 58.000 Fahrzeuge werden gebaut. Damit liegt der zur Borgwardgruppe gehörende Lloyd nach VW und Opel auf Platz drei der deutschen Zulassungsstatistik und stellt mit fast 70 Prozent deutlich den höchsten Anteil aller Pkw der Borgward-Gruppe. In der Ausführung mit synchronisiertem Getriebe, Kurbelfenstern und von außen zu öffnendem Kofferraum heißt der deutlich verbesserte Lloyd 600 ab 1957 „Alexander“. Eine TS-Version mit neuem Kühlergrill wird 1958 zusätzlich ins Programm genommen; diese hat 25 PS und ist über 110 km/h schnell. Aus Gründen der Versicherungseinstufung wird die Leistung später auf 23 PS gedrosselt, sodass die Höchstgeschwindigkeit nur noch 107 km/h beträgt. Vom 600er laufen insgesamt 176.524 Stück vom Band, die letzten beiden Fahrzeuge werden 1963 aus Restbeständen gefertigt.

 

09/1955 - Als Nachfolger des Triumph TR2 wird der TR 3 vorgestellt. Der kernige Roadster verfügt zunächst über einen Vierzylindermotor mit zunächst 2 Liter Hubraum und 95 PS, ein Jahr später sind es 100 PS. Als Neuheit besitzt der TR3 an den Vorderrädern Scheibenbremsen. Nach 13.377 Exemplaren erhält der TR3 ein leichtes Facelift (u.a. breiterer Kühlergrill) und wird als TR3A weitere 58.236 x bis 1962 verkauft. Zusätzlich entstehen für die USA weitere 3.331 TR3B parallel zum TR3A-Nachfolger TR4.

  

30.09.1955 - In seinem neuen Porsche 550 Spyder verunglückt der 24jährige amerikanische Theater- und Filmschauspieler James Dean, nachdem ein abbiegender Ford-Fahrer ihm die Vorfahrt genommen hat. Dean verstirbt noch an der Unfallstelle. James Dean spielte in zahlreichen Fernsehserien und drehte drei Filme, die ihn legendär machten: "Jenseits von Eden", "...denn sie wissen nicht, was sie tun" und "Giganten". Für seine Rollen in Jenseits von Eden und Giganten erhielt er postum zwei Oscarnominierungen als Bester Hauptdarsteller.

 

08.10.1955 – Vorstellung des neuen Citroen DS 19 auf dem Pariser Autosalon. Er löst den 23 Jahre lang gebauten und dabei äußerlich kaum veränderten Traction Avant ab und sorgt bei Fachpresse und Besuchern für Aufsehen. Der DS, auch "die Göttin" genannt, überrascht mit vielen Neuheiten. Am Abend des ersten Präsentationstages gehen über 12.000 Bestellungen ein. Als technisch vereinfachte und ausstattungsbereinigte Version kommt im Frühjahr 1957 die ID-Modellreihe hinzu. Die ID, DS, Pallas und Break genannten D-Modelle vereinen in bislang einzigartiger Weise avantgardistisches Design mit einer Fülle von technischen Innovationen und stellten eine Sensation dar. So wird bei den D-Modellen zum ersten Mal bei einem Serienfahrzeug ein zentrales hydraulisches System für Federung (Hydropneumatik), Bremsen, Schaltung sowie Lenkunterstützung (Servolenkung) eingesetzt. Die avantgardistische Karosserieform ermöglicht dank guter Aerodynamik eindrucksvolle Leistungs- und Verbrauchswerte. Entgegen anfänglicher Bedenken erweist sich die aufwändige Hydraulik als dauerhaft funktionssicher und die gewagte Formgebung als zweckmäßig. In ihrer 20-jährigen Produktionszeit werden die D-Modelle in ihren wesentlichen Grundzügen unverändert produziert. Bis heute ist ihr Status als Technik- und Designikone unbestritten. In der Zeit vom 4. Oktober 1955 bis zum 24. April 1975 werden insgesamt 1.456.115 Fahrzeuge der D-Reihe gebaut.

 

18.10.1955 – Start des EMW / Wartburg 311 mit dem Bau einer Vorserie von 156 Fahrzeugen. Die offizielle Serienfertigung startet drei Monate später.

 

19.10.1955 – Bei der 39. Targa Florio, einem zur Sportwagen-Weltmeisterschaft gehörenden Langstreckenrennen der Saison 1955, holt sich das Mercedes-Team mit Stirling Moss und Peter Collins auf einem Mercedes-Benz 300 SLR nicht nur den Sieg – es wird ein Doppelsieg, den auf Platz 2 fahren Juan Manuel Fangio und Karl Kling, ebenfalls im 300 SLR. Das bedeutet den Gesamtsieg der Sportwagenweltmeisterschaft 1955. Nach 1924 ist es das zweite Mal, dass ein deutsches Team bei diesem legendären Straßenrennen auf Sizilien gewinnt.

 

12/1955 – Der neu gegründete japanische Automobilhersteller Idemitsu Sangjo aus Fukuoka präsentiert sein erstes und einziges Modell unter dem Markennamen Idemitsu. Das als Kei-Car für den japanischen Markt entwickelte und Bambi (oder auch Bamby oder Banbi) genannte Fahrzeug hat 170 cm Radstand und ist 280 cm lang. Es hat einen konventionellen Antrieb mit Frontmotor und Hinterradantrieb. Der V2-Motor hatte 356 ccm Hubraum und leistet 12 PS. Das Getriebe hat drei Gänge. Die geschlossene Karosserie als Coupé bietet Platz für zwei Personen. Der auffallend eckige Aufbau wird als einfallslos bezeichnet. Der Markterfolg bleibt gering. Insgesamt entstehen etwa zwölf Fahrzeuge. 1956 folgt der Bankrott.

 

31.12.1955 – General Motors verkündigt als erstes amerikanisches Unternehmen einen jährlichen Umsatz von über einer Milliarde US-Dollar.

 

 

1956

 

02.01.1956 – Offizieller Produktionsbeginn des Wartburg 311, nachdem bereits seit dem 18. Oktober 1955 eine Voraus-Serie gefertigt wurde. Der mit einer formschönen Pontonkarosserie versehene Wagen mit seiner zweckmäßigen Konzeption und Variantenvielfalt findet auch internationale Anerkennung. Es gibt ihn als Limousine, Kombi, Coupé, Cabriolet, Kübelwagen und Pick-up. Als Motor dient ein Dreizylinder-Zweitakt-Vergasermotor mit 900 ccm und 37 PS (ab 1961: 40 PS). Insgesamt entstehen 247.368 Fahrzeuge des Wartburg 311, der 1965 vom Wartburg 312 abgelöst wird.

 

08.03.1956 - In Hannover-Stöcken läuft der erste Volkswagen-Transporter vom Band. Schon am nächsten Tag werden die ersten dort gefertigten Wagen an die Händlerschaft ausgeliefert.

16.03.1956 - Der 10.000. Porsche 356 entsteht. Gleichzeitig feiert die Firma Porsche ihr 25jähriges Firmen-Jubiläum.

 

09.04.1956 – Mit Änderung der StVZO wird in § 56 Abs. 1 bestimmt, dass Kraftfahrzeuge „Innen- und Außenspiegel“ haben müssen, „die so beschaffen sind, dass der Führer des Fahrzeugs nach rückwärts alle für ihn wesentlichen Verkehrsvorgänge beobachten kann. […] Bei Krafträdern genügt ein Rückspiegel.“ Diese Vorschrift tritt am 1. November 1956 in Kraft.

 

05/1956 - Mercedes-Benz stellt den Typ 190 vor. Das Fahrwerk stammt vom seit 1953 gebauten Typ 180, der Motor ist eine entschärfte Variante des eleganten 190 SL Roadsters. Vierzylinder, 1.897 ccm und 75 PS treiben die viertürige Limousine mit der Ponton-Karosserie voran.  Der 190 entwickelt sich zu einem Verkaufsschlager.  Bis August 1959 werden 61.345 Fahrzeuge hergestellt. Mit einem kleinen Facelift und einem etwas leistungsfähigeren Motor ging es dann mit dem Typ 190b weiter. Der Hersteller Maico aus Pfäffingen stellt den Maico MC 400/4 vor, die erste viersitzige Limousine der Marke. Der Kleinstwagen wird von einem im Heck untergebrachten wassergekühlten Zweizylinder-Zweitaktmotor von Heinkel angetrieben. Der Motor hat einen Hubraum von 396 ccm und leistet 15 PS. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 95 km/h. Bis Oktober 1956 entstehen nur einige Fahrzeuge, erst mit dem stärker motorisierten, ansonsten weitgehend identischen Maico MC 500/4 (452 ccm, 18 PS) werden bis 1958 größere Stückzahlen gebaut. Doch brechende Lenkhebel führen zu kostenintensiven Reklamationen und ruinieren das Image des Kleinwagens. 1958 wird die Produktion eingestellt und Maico beendet den Bau von Personenwagen.

 

01.05.1956 - In der Bundesrepublik Deutschland gilt seit dem 1. Mai 1956 an Sonn- und Feiertagen in der Zeit von 0 bis 22 Uhr ein Fahrverbot für Lastkraftwagen über 7,5 Tonnen zulässiger Gesamtmasse sowie für alle Lkw ungeachtet ihrer zulässigen Gesamtmasse, die einen Anhänger mit sich führen. Soweit ein Tag nicht im gesamten Bundesgebiet gesetzlicher Feiertag ist, gilt das Verbot nur in den Bundesländern, in denen der Tag gesetzlicher Feiertag ist

 

03.06.1956 – In Dresden wird das Verkehrsmuseum Dresden eröffnet. Mit der Gründung des Freistaates Sachsen im Jahre 1990 erhielt das Verkehrsmuseum den Status eines Landesmuseums. 2006 wurde das Verkehrsmuseum eine gGmbH und befindet sich nun in Trägerschaft der Stadt Dresden. Im Verkehrsmuseum im Johanneum werden folgende Bereiche als ständige Ausstellungen gezeigt: 1. Schiene, 2. Straßenverkehr, 3. Luftfahrt und 4. Schifffahrt. Daneben gibt es Sonderausstellungen, einen Bobbycar-Verkehrsgarten, Experimentier- und Kinderbereiche sowie eine Modelleisenbahnanlage der Spur 0 mit einer Fläche von 325 Quadratmetern. Aufgrund der engen Verhältnisse im Johanneum zeigt das Museum nicht alle Ausstellungsstücke; einige Exponate wurden als Leihgaben an andere Museen weitergegeben, z. B. stehen zahlreiche Lokomotiven im ehemaligen Bahnbetriebswerk Dresden-Altstadt der Deutschen Reichsbahn und werden durch das Eisenbahnmuseum Bw Dresden-Altstadt betreut. Der Bereich Straßenverkehr umfasst Fahrräder, Motorräder, PKW und LKW. Insgesamt werden in diesem Bereich knapp 30 Fahrzeuge ausgestellt.

 

16.06.1956 – Im brasilianischen Sao Bernado do Compo wird der Grundstein zum neuen Volkswagenwerk in Brasilien gelegt. Bereits seit dem 12.03.1953 werden der VW Käfer und der Bus durch die Companhia Distribuidora Geral Brasmotor (heute bekannt als Multibras) in einer Fabrik im Vorort Ipiranga in São Paulo montiert.

 

26.07.1956 – Auf dem Weg nach New York City kollidiert das italienische Passagierschiff Andrea Doria vor der Küste von Nantucket mit schwedischen Passagierschiff Stockholm. 1.660 Menschen werden gerettet, bevor die Andrea Doria am nächsten Tag sinkt. 46 Menschen finden den Tod. Ebenfalls an Bord ist der Chrysler Norseman, eine Designerstudie von Chrysler-Designer Virgil Exner. Dieser Prototyp war von der Carrozzeria Ghia gebaut worden. Außerdem gehen mit dem Schiff 50 Neuwagen des nur 240 x gebauten Lancia Aurelia B24 Spiders unter.

  

04.08.1956 – Im alten Fahrerlager des Nürburgrings wird von ehemaligen Bugatti-Rennfahrern der Bugatti Club Deutschland gegründet. Heute hat der Club rund 70 Mitglieder, die in jedem Jahr ein Bugatti-Treffen in Deutschland durchführen.

 

28.09.1956 – Einweihung des brasilianischen Mercedes-Werkes São Bernardo do Campo. Heute stellt die Fertigungsanlage die größte Nutzfahrzeugherstellung von Mercedes-Benz außerhalb Deutschlands. Nahe Sao Paulo gelegen, produziert das Werk Trucks, Busfahrgestelle und LKW-Führerhäuser wie auch Hauptkomponenten wie Motoren, Getriebe und Achsen.

 

10/1956 – Bei der Mondial de l’Automobile in Paris stellt der französische Automobilhersteller Facel S.A. den Facel Vega Excellence vor, um Bewertungen durch die Fachpresse zu erzielen. Gebaut wird die luxuriöse Oberklasse-Limousine jedoch erst ab 1958 und läuft bis zum Ende des Unternehmens im Jahr 1964. Gebaut wird der Excellence auf dem verlängerten Chassis des Facel Vega FV. Die ersten Fahrzeuge erhalten einen Chrysler-V8-Motor, den bis 1957 hergestellten Hemi-Motoren, ab 1959 mit dem Chrysler-RB-Wedge-Big-Block-Motor. Der 1956 ausgestellte Excellence hat einen V8-Motor mit 5.424 ccm Hubraum. Die erste Produktionsserie erhält einen 4,8-Liter-Motor mit 250 PS, die zweite einen 4,9-Liter-Motor mit 260 PS. Im Mai 1958 wird ein Motor mit 6.423 ccm, Hubraum und einer Leistung von 367 PS eingebaut. Zur Serienausstattung gehören Ledersitze, rundum getönte Scheiben und elektrische Fensterheber. Als Sonderausstattung ist ein Autotelefon erhältlich, das mit Hilfe der französischen Post- und Telefongesellschaft PTT installiert wird. Von der ersten Serie EX1 entstehen zwischen 1958 und 1961 137 Fahrzeuge, von der überarbeiteten und mit einem Facelift versehene EX2 zwischen Juli 1961 und 1964 werden nur noch acht Fahrzeuge gebaut. Der Preis des Basismodells ohne Sonderausstattung lag 1958 beim Vierfachen des Neupreises eines Citroen DS.

 

11/1956 - Da die Sportwagenweltmeisterschaft ab 1957 nach neuen Regeln ausgetragen wird (Hubraumobergrenze 3 Liter), stell Ferrari im November 1956 den auf diese Rennklasse zugeschnittenen 250 Testa Rossa, eine Weiterentwicklung des vierzylindrigen Ferrari 500TR, mit Dreiliter-V12 vor. Die Form der leichten Aluminiumkarosserie gestaltet Pinin Farina, gebaut wird sie beim Karossier Scaglietti. Typisch für die frühen Testa Rossa sind die „Pontonform“ der vorderen Kotflügel, die hinter den Vorderrädern vom Karosseriekörper abgesetzt sind. Der Dreiliter-V12 mit einer obenliegenden Nockenwelle je Zylinderbank aus dem Ferrari 250 leistet hier, 9,8 : 1 verdichtet, mit sechs Weber 38DCN-Vergasern und Einfachzündung 300 PS bei 7200/min. Die Kraft wird über ein Vierganggetriebe an die Hinterräder übertragen. Bis Juli 1958 werden vom 250 Testa Rossa insgesamt 19 Kundenversionen gebaut.

 

11/1956 - Mit dem BMW 507 baut der bayrische Automobilhersteller das eleganteste Fahrzeug seiner Firmengeschichte. Bis März 1959 entstehen nur 250 dieser herrlichen Cabriolets. Es kostet anfangs 26.500 DM und wird von einem V8-Motor mit 3.168 ccm und 180 PS vorangetrieben. Einer der berühmtesten Besitzer ist Elvis Presley. Dieses Fahrzeug gilt lange als verschollen, tauchte in äußerst mäßigem Zustand vor einigen Jahren wieder auf und wird von BMW komplett restauriert. Am 21.08.2016 wird das Fahrzeug beim Concours d’Elegance von Pebble Peach präsentiert.

 

11/1956 - Das Rallyefahrerteam Walter Schock/Rolf Moll erringt die Europameisterschaft der Tourenwagen auf Mercedes-Benz 220 a und 300 SL.

 

19.11.1956 – Der Volkswagen Typ 1 "Käfer" erhält serienmäßig auf der linken Fahrzeugseite einen Außenspiegel.

 

12/1956 - Die "Karmann-Post" erscheint zum ersten Mal. Die eigene Hauszeitung ist nicht nur für die Mitarbeiter gedacht, sondern auch die Auftraggeber erhalten dadurch Einblick hinter die Kulissen und können so die Leistungsfähigkeit der Osnabrücker kennenlernen.

 

12/1956 – Zwei Deutsche und zwei Schweizer fahren abwechselnd einen DKW Monza um das Motodrom von Monza – 72 Stunden lang ohne Anhalten der Uhr und ohne Unterbrechung, wenn auch mit Tankstopps und Fahrerwechsel. Bei einem Durchschnitt von 140 km/h stellt das Fahrerteam fünf internationale Rekorde auf. Das zweisitzige Sportcoupé "Monza" basiert auf dem unveränderten Fahrgestell des Großen DKW 3=6 bzw. des Auto Union 1000. Gebaut werden 1956 etwa 10 Einzel-Exemplare bei Dannenhauer & Stauss in Stuttgart und 1957/1958 eine kleine Serie von ca. 100 Wagen durch die DKW-Vertretung Fritz Wenk (Heidelberg). Wenk muss 1958 seine Produktion einstellen, nachdem die Auto Union 1957 den Auto Union 1000 Spezial vorstellt und es ablehnt, zusätzliche Chassis für den Monza zu liefern.

 

1956 – In diesem Jahr kommt der erste von Dante Giacosa konstruierte Fiat 600 Multipla auf den Markt, ein viertüriger Sechssitzer, dessen Front verlängert und vergrößert wurde. Er ist einer der ersten PKW in Frontlenkerbauweise. Neben der Ausführung als Sechssitzer gibt es einen kleinen Campingbus, mit dem vier bis fünf Personen befördert werden können, sowie eine spezielle Taxivariante.

 

 

1957

 

01/1957 – Cadillac präsentiert mit dem Eldorado Brougham sein neues Spitzenmodell. Mit einem Preis von 13.074 US-Dollar liegt der Preis 10.000 US-Dollar niedriger als die Herstellungskosten, um das Fahrzeug für den Käufer überhaupt erschwinglich zu machen. Dieser Betrag entspricht dem Preis von sieben VW Käfern. Mit der Vorstellung des Modells führt Cadillac Doppelscheinwerfer ein. Um für diese eine Zulassung in den USA zu bekommen, müssen die Zulassungsgesetze geändert werden. Bis zu diesem Zeitraum sind nur Einfachscheinwerfer zulässig. Gegenüber den regulären Cadillac-Limousinen des Modelljahrs 1957 zeichnet sich der Eldorado Brougham durch sein komplett umgestaltetes Dach aus poliertem Edelstahl, die hinten angeschlagenen Fondtüren (im Deutschen so genannte Selbstmördertüren) und andere Heckflossen aus; die Flossen des Eldorado Brougham nehmen in der Regel die Ausführungen der nächstjährigen regulären Cadillac-Modelle vorweg. Ferner sind die Ausstattung umfangreicher, denn unzählige elektrische Motoren machen sowohl das Ein- und Aussteigen, das Öffnen des Kofferraums und der Motorhaube, als auch die Sitzverstellung so angenehm wie möglich. Für die Beifahrerin befindet sich ein Parfumvaporisateur und ein kleiner Taschentuchspender im Handschuhfach. Für den Innenraum gibt es 125 verschiedene Farbkombinationen, um den Käufern ein individuelles Design seines Brougham bieten zu können.

 

13.01.1957 - Beim Grand Prix von Argentinien in Buenos Aires gibt Wolfgang Graf Berghe von Trips sein Debüt in der Formel 1.

 

02/1957 - Im franko-belgischen Comic-Magazin Tintin erschient die erste Geschichte des fiktiven Rennfahrers Michel Vaillant. Dieser tritt im familieneigenen Renn-Team als Fahrer an und wird in den Geschichten mehrfach Formel 1-Weltmeister. Als Konkurrenten treten in den Comics auch reale Rennfahrer auf. Noch heute gibt es die Comics mit Michel Vaillant und über die Jahrzehnte wurde in den Comics die Entwicklung des Motorsports dokumentiert. In Deutschland erscheinen die ersten Michel Vaillant-Abenteuer 1965 im Magazin Mickeyvision bzw. MV COMIX. Die größten Auflagen erreichten die Comics von Michel Vaillant in den 70'er Jahren, heute ist die Auflage bescheidener.

 

12.02.1957 – Mehrere Exemplare des Jaguar XK-SS verbrennen, als Teile der Werkshalle in Flammen aufgehen. Die XK-SS waren unverkaufte Jaguar D-Type, die man mit Verdeck, Stoßstangen und Gepäckbrücke versah und an amerikanische Kunden verkaufte. Beim XK-SS ist der Sechszylindermotor des D-Type mit 3.442 ccm Hubraum eingebaut, erreicht aber u.a. wegen der vergleichsweise hohen Windschutzscheibe nur rund 250 km/h statt der knapp 300 km/h des D-Type. Außerdem haben sie ein Wetterverdeck und eine Gepäckbrücke. Bis zum Brand entstehen 17 dieser umgebauten Fahrzeuge. Dabei werden 270 fertige und nahezu fertige Fahrzeuge zerstört, unter anderem auch alle noch nicht umgebauten D-Type-Modelle.

 

03/1957 - Einer der Stars auf dem Genfer Autosalon ist der Maserati 3500 GT. Er wird als Nachfolger des A6 G54 vorgestellt. Der GT ist als von der Carrozzeria Touring (Mailand) als geschlossene Variante und von Vignale als Spider zu erhalten. Der 3500 GT, 3500 GTI bzw. der Spider Vignale haben einen Reihensechszylinder mit 3.485 ccm. Die Leistung betrug 220-230 PS (3500 GT), bzw. 235 PS (3500 GTI). Damit kann der Wagen auf bis zu 245 km/h (Spider: 230 km/h) beschleunigt werden. Insgesamt werden zwischen 1957 und 1966 (Spider: 1959-1964) 1.972 Exemplare mit Werkskarosserie von Touring und 245 von Vignale hergestellt. Dazu gibt es noch zahlreiche Sonderaufbauten von Allemano (vier Coupés, 1958 und 1959), Bertone (2+2-sitziges Coupé), Boneschi (zwei merkwürdige Coupés), Pietro Frua (vier Coupés und ein Spider), Moretti (ein Fließheckcoupé) und Pininfarina (ein Spider). Einige dieser Sonderaufbauten waren stilistische Vorläufer anderer Fahrzeuge, die später erschienen. Zu den bekanntesten Käufern gehören damals Prinz Rainier III. von Monaco, Tony Curtis, Stewart Granger, Rock Hudson, Dean Martin und Anthony Quinn. Auch der Matra 530 wird in Genf vorgestellt. Lancia präsentiert die serienreife Flaminia. Die Form dieser Limousine (Berlina genannt) ist modern und schlicht. Das Auto prägt die Fahrzeuggestaltung der kommenden Jahre wie kaum ein anderes: Nicht nur die Pininfarina-Designs für Peugeot (404) und die British Motor Corporation orientieren sich an der sogenannten Trapezform der Flaminia, sondern auch US-amerikanische (Pontiac), japanische (Prince) und deutsche Hersteller (DKW, Borgward, Sachsenring).

 

12.05.1957 – Bei der Mille Miglia kommt es zu einem folgenschweren Unfall. Nach einem Reifenschaden bei hoher Geschwindigkeit gerät der Ferrari des Spaniers Alfonso de Portago ins Schleudern und tötet zehn Zuschauer, darunter fünf Kinder. Auch Portago und sein Beifahrer Edmund kommen ums Leben. Gegen das Team und den Reifenhersteller Englebert wird in einem drei Jahre dauernden Prozess mit dem Vorwurf ermittelt, auf einen Reifenwechsel kurz vor dem Ziel verzichtet zu haben. Der Unfall ist ausschlaggebend dafür, dass die Mille Miglia als Langstreckenrennen nicht mehr stattfindet. Bei diesem letzten Rennen der Mille Miglia erreichen Paul-Ernst Strähle und Herbert Linge mit ihrem Porsche 356A Carrera den Klassensieg (GT 1.6) und den 20 Platz in der Gesamtwertung. Drei Jahre zuvor war Paul-Ernst Strähle erstmals bei der Mille Miglia mit einem VW Käfer 1300 gestartet, fuhr auf Platz 43 und ließ u.a. Dutzende Porsche und Alfa Romeo hinter sich. Der letzte Gesamtsieger der Mille Miglia ist Piero Taruffi auf Ferrari 315 Sport vor Wolfgang Graf Berghe von Trips, ebenfalls auf Ferrari 315 Sport. Komplettiert wird der Dreifach-Sieg der Scuderia Ferrari von Olivier Gendebien und Jacques Washer auf Ferrari 250 GT LWB. Erst 1977 gibt es eine Neuauflage der Mille Miglia als „Mille Miglia Storica“, bei der nur historische Fahrzeuge teilnehmen dürfen, deren Typen damals bereits an der Ralye teilgenommen hatten. Bei der „Storica“ geht es nicht mehr um Höchstgeschwindigkeiten, sondern es wird auf Gleichmäßigkeit und Zuverlässigkeit gefahren.

 

15.06.1957 – In Tulsa/Oklahoma wird ein 1957er Plymouth Belvedere, nachdem er sorgfältig konserviert wurde, als eine Art Zeitkapsel in einer ausgemauerten Grube vor dem Gerichtsgebäude versenkt, die dann verschlossen wurde. Damit soll der Nachwelt ein Eindruck der damaligen Zeit hinterlassen werden. Als die Grube genau 50 Jahre später geöffnet wird, findet man den Wagen verrottet vor: Im Laufe der Jahre war Wasser eingedrungen.

 

07/1957 - Er wird ein Dauerbrenner: Gebaut von 1957 bis 1975, als Limousine und Kombi ("Giardiniera") kommen 3.702.078 Exemplare auf die Straße: Der Fiat Nouva 500. Der kleine Italiener ist klein, nicht gerade leistungsstark (abgesehen von den heißen Abarth-Ausführungen), war aber trotzdem Transportfahrzeug für italienische Großfamilien mitsamt Gepäck für die Ausfahrt ans Meer. Der kleine Zweizylindermotor im Heck hat zunächst 479 ccm und 13,5 PS, dies wird bis 1975 auf 594 ccm und 18 PS gesteigert.  In den 60er Jahren entstehen auf Basis des Nuova 500 das NSU Fiat Neckar Weinsberg 500 Coupé und der Vignale Gamine in geringen Stückzahlen. Der Vignale Gamine ist in Deutschland über das Versandhaus Otto zu bestellen.

 

01.07.1957 – Nachdem vier Jahre zuvor in der Bundesrepublik Deutschland sämtliche Geschwindigkeitsbeschränkungen aufgehoben worden waren - für Motorräder, PKW und sogar LKW -, wird nach einem dramatischen Anstieg der Unfallzahlen innerorts (neuer Begriff: "Geschlossene Ortschaft") ein Limit von 50 km/h eingeführt. Das 100 km/h-Limit auf Landstraßen folgt 1972.

 

08/1957 - Nach 4 1/2 Jahren erhält der VW Käfer (nicht nur) eine neue Heckscheibe. Das bisherige Ovalfenster weicht einer deutlich größeren Heckscheibe. Damit ist der neue "Rechteck"-Käfer erhältlich.

 

08/1957 – Der Schweizer Karosseriebauer Ghia-Aigle stellt ein von Giovanni Michelotti gezeichnetes Coupé auf Basis des VW Käfer vor. Das Coupé bleibt jedoch ein Einzelstück, den die Karosserie überzeugt nicht. Knubbelig, mit stilisierten kleinen Heckflossen, Panorama-Frontscheibe und einem Dachaufbau, der nach vorne zu kippen scheint, dazu ein voluminöser Kühlergrill und protzige Speichen-Radkappen – der Entwurf ist keine Sternstunde des als freier Designer für den in Aigle ansässigen Betrieb tätigen Michelotti. Positiv fällt jedoch der Motor. Angetrieben von einem MAG-Kompressor leistet er 50 PS. Das reicht für eine Spitze von 150 km/h. Üppig auch der Preis: 15.000 Schweizer Franken. Dafür gibt es 1957 auch einen echten Porsche.

 

13.08.1957 - In der Stadthalle Wiesbaden stellt Edward W. Zdunek, Vorstandsvorsitzender der Adam Opel AG, den schicken neuen Opel Olympia Rekord P1 vor. Das elegante Fahrzeug wird zu Beginn nur zweitürig angeboten, hat deutliche Anleihen an die amerikanischen Schwestermodelle von GM und vermittelt mit der neu konstruierten Doppelquerlenker-Vorderachse mit negativem Radsturz und unterschiedlich langen Querlenkern sowie einem neuen, vollsynchronisierten Dreiganggetriebe mit Lenkradschaltung ein völlig neues Fahrgefühl. Der P1 hat einen Vierzylinder-Reihenmotor mit 1.196, 1.488 und zum Schluss 1.680 ccm Hubraum, die Leistung reichte von 40 bis 55 PS. In der Bauzeit von 1957 bis 19620 entstehen 509.110 Limousinen (394.692), Kombis (109.282) und Lieferwagen (15.136) Dazu kommen noch 67.952 Opel 1200, die bis Dezember 1962 gebaut werden.

 

27.08.1957 - In der kleinen Gemeinde Feldafing am Starnberger See präsentiert BMW geladenen Pressevertretern den BMW 600. Das viersitzige Fahrzeug auf Basis der zwei Jahre zuvor vorgestellten Isetta hat ebenfalls eine Fronttür, einen längeren Radstand, vier Sitze und auf der rechten Seite eine zusätzliche Tür für die Fahrgäste in der hinteren Sitzreihe. Der Zweizylinder-Boxermotor im Heck hat 585 ccm Hubraum und 19,5 PS. Das reicht sogar für eine Geschwindigkeit von 103 km/h. Gebaut wird der BMW 600 nur zwei Jahre, von Dezember 1957 bis November 1959, dann wird er vom BMW 700 abgelöst.

  

09/1957 – Piaggio stellt auf dem Pariser Autosalon den Vespa 400 vor. Während des Zweiten Weltkriegs hat Piaggio Rüstungsgüter, aber auch Flugzeuge produziert. Als mit dem Kriegsende die Nachfrage nach Flugzeugen einbricht, sieht das 1884 gegründete Unternehmen wie viele europäische Konkurrenten in der Produktion von zivilen Kraftfahrzeugen ein zukunftsträchtiges Betätigungsfeld. Ab 1946 stellt Piaggio zunächst den Motorroller Vespa her, später auch den dreirädrigen Kleintransporter Ape. Nachdem sich Mitte der 1950er-Jahre Fahrzeuge wie die Isetta oder das deutsche Goggomobil als erfolgreich erweist, wendet sich Piaggio ebenfalls vierrädrigen Kleinstwagen zu. Die Entwicklung von Piaggios erstem vierrädrigen Personenwagen beginnt 1955. Ein Jahr später werden die ersten Prototypen getestet; im September 1957 stellt Piaggio das mit Blick auf seinen Hubraum Vespa 400 genannte Auto schließlich auf dem Pariser Autosalon öffentlich vor. Der Vespa 400 wird werksseitig als Cabriolet vermarktet, im Grunde ist es aber eine Cabriolimousine. Die Türrahmen und die seitlichen Dachteile stehen fest; allerdings lässt sich das Stoffdach – ähnlich wie beim Citroën 2CV – nach hinten abrollen. Die Karosserie ist im Pontonstil gehalten. Angetrieben wird der Vespa 400 von einem luftgekühlten Zweizylinder-Zweitaktmotor mit 394 ccm Hubraum und einer Leistung von 14 PS. 1961 gibt es eine Exportversion mit 20 PS. Zur gleichen Zeit zeichnet sich der Produktionsbeginn des Fiat Nuova 500 ab, der in der gleichen Klasse wie Piaggios Auto antritt. Im Hinblick auf den neuen 500 rechnet sich Piaggio für seinen 400 nur Außenseiterchancen auf dem italienischen Markt aus. Stattdessen konzentriert sich das Unternehmen von Beginn an auf Frankreich und Belgien als Hauptabsatzmarkt. Deshalb entscheidet es sich früh dazu, den 400 ausschließlich im französischen Vespa-Werk Ateliers de Construction des Motocycles et Automobiles in Fourchambault in Burgund zu produzieren. Zwischen 1957 und 1961 stellt Piaggio 30.076 Vespa 400 her. Die Fahrzeuge werden überwiegend in Frankreich verkauft, einige Autos finden auch Abnehmer in Italien und Deutschland. 1700 Autos werden in die USA exportiert.

 

01.09.1957 - In der Bundesrepublik Deutschland tritt eine Verordnung in Kraft, mit der die Geschwindigkeit innerhalb geschlossener Ortschaften für alle Kraftfahrzeuge auf 50 km/h beschränkt wird. Vier Jahre zuvor waren sämtliche Höchstgeschwindigkeiten in der Bundesrepublik Deutschland aufgehoben worden, auch innerhalb geschlossener Ortschaften. Stark steigende Unfallzahlen sind Grund für die erneute Einführung der Beschränkung.

 

02.09.1957 – Im italienischen Castelfusano bei Rom eröffnet das erste Autokino Europas. Das erste deutsche Autokino in Deutschland öffnet 1960 in Gravenbruch nahe Frankfurt am Main.

 

03.09.1957 - Die rund 700 Teilnehmer am 32. Kongress des internationalen Vereins für öffentliches Verkehrswesen in Hamburg warnen einmütig vor einer Überlastung der Innenstädte durch Privatfahrzeuge. Als Lösung schlagen sie Park- oder Fahrverbote für die Stadtkerne vor - ein Thema, das auch heute sehr aktuell ist.

 

03.09.1957 - Die NSU-Motorradwerke stellen ihre Neuentwicklung vor - den "Prinz". Das Modell soll nach Werksangaben diejenige Käuferschicht ansprechen, "die sich einen Volkswagen noch nicht leisten kann, sich aber nicht mehr mit einem Zweiradfahrzeug begnügen will".

 

04.09.1957 - Ford stellt seine neue Marke Edsel vor, die sich jedoch zu einem Flop entwickelt und bereits 1960 wieder eingestellt wird.

 

19.09.1957 – In Osnabrück wird das zweisitzige Karmann Ghia-Cabriolet (Typ 141) der Öffentlichkeit vorgestellt. Es kostet zunächst 8.250 DM. Zwei Jahre zuvor hat Volkswagen das Karmann Ghia Coupé auf den Markt gebracht, das von Karmann und Luigi Segre entwickelt worden war. Der Erfolg des Coupés spricht für eine offene Variante, die vom Osnabrücker Cabrio-Spezialisten perfekt umgesetzt wird. Auch das Cabriolet kommt bei der internationalen Fachpresse und beim Publikum gleichermaßen gut an. In den nächsten 19 Jahren werden 81.053 Karmann Ghia Cabriolets gebaut, davon 176 Exemplare im brasilianischen Werk Karmann Ghia do Brasil. Vom Coupé wurden 362.585 Exemplare gebaut, davon ca. 23.500 in Brasilien).

 

01.11.1957 – Beginn der Fertigung des auf der IAA 1957 vorgestellten Karmann Ghia Cabriolets, das zusammen mit dem bereits seit 1955 gebauten Coupés bis 1974 gebaut wird.

 

09.11.1957- Im kalifornischen Monterey County wird der „Laguna Secca Raceway“ eröffnet. Die 3.601 m lange Strecke hat elf Kurven und eine Höhendifferenz von 55 m. Das erste Rennen am Eröffnungstag gewinnt der US-amerikanische Rennfahrer Pete Lovely auf einem Ferrari.

 

11.11.1957 – Die erste Schwacke-Liste wird veröffentlicht. Sie gibt den zustandsneutralen Restwert von gebrauchten Kraftfahrzeugen anhand des Fahrzeugtyps, des Baujahres, der Ausstattung und des Kilometerstandes auf dem deutschen Markt an. Sie wird nach dem ursprünglichen Herausgeber Hanns W. Schwacke benannt.

 

 28.12.1957 – Der 2.000.000. Volkswagen läuft vom Band.

 

1957 erscheint der Auto Union Spezial (AU 1000 SP), ein zweisitziger Sportwagen auf Basis des Auto Union 1000 S. Der wie eine Miniaturausgabe des amerikanischen Ford Thunderbird aussehende Dreizylinder-Zweitakter wird als Coupé (5004 Exemplare) und Roadster (1640) bis 1965 bei Baur in Stuttgart gebaut und kostet zu Beginn 10.950 DM.

 

 

1958

 

02.01.1958 - Beim Kraftfahrtbundesamt in Flensburg wird die 1957 gesetzlich verankerte sog. "Verkehrssünderkartei" in Gebrauch genommen. Offiziell heißt es Verkehrszentralregister, ab dem 01.05.2014 Fahreignungsregister (FAER). Am 31.12.2012 sind im Verkehrszentralregister 9,045 Millionen Personen erfasst, davon sind 7,002 Millionen männlich.

 

02/1958 - Auf der Amsterdamer Automobilausstellung wird der DAF 600 vorgestellt. Der Kleinwagen des niederländischen Fahrzeugherstellers ist der erste Pkw der Marke. Er hat einen Zweizylinder-Viertakt-Boxermotor mit 590 ccm Hubraum und einer Leistung von 20 P, womit er auf eine Geschwindigkeit von 90 km/h kommt. Ausgerüstet ist er auch mit einer Fliehkraftkupplung und einer stufenlosen, mit Keilriemen betriebenen Automatik "Variomatic". Zur Rückwärtsfahrt hat der DAF 600 ein eigenes Wendegetriebe, wodurch er rückwärts genauso schnell wie vorwärts fährt. Gebaut wird der DAF 600 von 1959 bis 1963.

 

02.02.1958 - Juan Manuel Fangio feiert seinen letzten Sieg auf der Rennstrecke beim Gran Premio Ciudat de Buenos Aires auf einem Maserati 250F. Insgesamt gewinnt er in seiner Karriere 70 Rennen, davon 24 Grand Prix, wird 5 x Formel 1-Weltmeister. Er feierte seine Erfolge u.a. auf Alfa Romeo 6C 3000, Tipo 158, Ferrari 801, Lancia D 24, Maserati 4 CL, 250 F, 300 S, Mercedes-Benz W 196 Monoposto, 300 S und 300 SLR. Er gilt als der größte Rennfahrer aller Zeiten.

 

03/1958 - Die Produktion des bereits im September 1957 vorgestellten NSU Prinz beginnt. Er verfügt über eine selbsttragende Karosserie mit im Heck eingebauten Zweizylinder-Reihenmotor mit 583 ccm Hubraum und 20 PS.

 

03/1958 - Ein ganz besonderer Citroen 2CV wird den Fachjournalisten vorgestellt: Der 2CV 4x4 Sahara oder auch 2CV bimoteur. Bei diesem Fahrzeug wird jede Fahrzeugachse durch einen eigenen Motor angetrieben. Die zusätzliche Motor-Getriebe-Einheit ist umgekehrt montiert und treibt die Hinterräder an. Beide Motoren - und damit auch die Achsen - können unabhängig voneinander, aber auch einzeln betrieben werden und leisten zunächst 12 PS, später 16 PS. Am Armaturenbrett befindet sich jeweils ein Zündschloss mit Starterhebel, Kontrollleuchte und Choke. Beide Motoren haben jeweils einen getrennten 15-Liter-Benzintank. Diese sind unter den Vordersitzen angebracht und werden über Löcher in den Türen betankt. Zur Geländegängigkeit ist der Rahmen an einigen Punkten verstärkt und im Frontbereich befindet sich ein Unterfahrschutz. Aus dem Citroen Ami 6 kommen die stärkeren Radlager. Der "Sahara" kostet doppelt so viel wie die Standart-"Ente" und wir bis 1968 lediglich 693 x gebaut.

 

01.05.1958 – Um die angestrebten Produktionszahlen des neuen Volksautomobils Trabant erreichen zu können, werden die VEB Sachsenring Kraftfahrzeug- und Motorenwerk Zwickau und die VEB Automobilwerk Zwickau (AWZ) zum VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau zusammengefasst. Die LKW-Produktion wird an das Kraftfahrzeugwerk „Ernst Grube“ Werdau abgegeben.

 

15.05.1958 - Nach 3 1/2jähriger Bauzeit wird in Basel ein sog. Autosilo, ein Parkhaus mit kleiner Grundfläche, fertiggestellt.

 

18.05.1958 - Mit Maria Teresa de Filippis startet erstmals eine Frau in der Formel 1. Mit einem Maserati 250 F will sie in Monaco an den Start gehen, scheitert jedoch in der Qualifikation. Zwei Monate später fährt die Italienerin in Spa beim Großen Preis von Belgien auf den 10. Platz. 1959 holt Porsche sie in sein Werksteam, doch kurz darauf beendet de Filippis im August 1959 nach dem Unfalltod ihres guten Freundes Jean Behra ihre Karriere. Am 09.01.2016 stirbt sie im Alter von 89 Jahren.

 

01.06.1958 - Stirling Moss (Großbritannien) und Jack Brabham (Australien) auf Aston-Martin gewinnen das 1000-km-Rennen auf dem Nürburgring in der Eifel vor dem britischen Gespann Mike Hawthorn und Peter Collins auf Ferrari.

 

14.06.1958 - Der ersten Wagen des neuen Opel Kapitän P 2,5 wird von den Rüsselsheimer Opel-Werken ausgeliefert. Das Styling der mit reichlich Chromzierrat versehenen Karosserie mit seinen Heckflossen und den Panoramascheiben orientiert sich sehr stark an den aktuellen amerikanischen GM-Modellen. Doch kommt dieses Design bei den deutschen Kunden nicht wie erhofft an. Aufgrund des hinten stark geneigten Dachs, der Panoramascheiben und der etwas schmalen Türen ist das Einsteigen für erwachsene Personen in den Fond recht unbequem. Dazu ist die Sicht der Insassen im Fondbereich seitlich eingeschränkt, auch bewirkt das heruntergezogene Dach eine schlechte Sicht nach hinten, zusätzlich sorgt es für eingeschränkte Kopffreiheit. Nach nur einem Jahr Bauzeit und 34.842 gebauten Exemplaren wird der P 2,5 bereits durch einen Nachfolger abgelöst. Heute wird das Modell wegen seiner schlüssellochförmigen Heckleuchten auch als „Schlüssellochkapitän“ bezeichnet.

 

22.6.1958 - Olivier Gendebien (Belgien) und Phil Hill (USA) gewinnen auf Ferrari das 24-Stunden-Rennen von Le Mans

 

07/1958 – In Ingolstadt wird der Grundstein zu einem neuen DKW-Werk gelegt. Hier wird auch das neue Modell DKW Junior/Junior de Luxe gebaut.

 

10.07.1958 - Im VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau beginnt die Serienfertigung des Trabant P50, einem von einem luftgekühlten Zweizylinder-Zweitaktmotor angetriebenen Kleinwagen der DDR. Das zunächst nur als Stufenhecklimousine gebaute Fahrzeug hat ein selbstragendes Stahlskelett mit Duroplastbeplankung. Der Motor hat 499 ccm Hubraum und leistet 18 PS. Ab 1960 gibt es auch den Kombinationswagen mit 20 PS. 1962 wird der P50 vom P60  (Trabant 600) abgelöst,  der bis 1964 gebaut wird und dessen Motor nun 599 ccm Hubraum und 23 PS hat. Die Karosserie bleibt jedoch unverändert.

 

08/1958 - Als Nachfolger des Modells "Speedster" kommt der 356 Convertible D in das Programm des Porsche 356. Er soll "unter Beibehaltung des betont sportlichen Charakters eines Roadsters wesentliche Verbesserungen an Komfort gegenüber dem bisherigen Speedsters bringen". Die neue offene 356-Variante ist mit 60 oder 75 PS erhältlich.

 

26.08.1958 - Das "große" Goggomobil-Modell "T 700" (mit 30 PS) läuft im niederbayerischen Dingolfing bei Glas vom Band und wird dem seit dem 12.06.1958 gebauten "großen" Goggomobil "T 600" (mit 20 PS) zur Seite gestellt. Bis Anfang Oktober soll die Produktion auf 100 Stück pro Tag gesteigert werden. Um sich vom Kleinstwagen Goggomobil zu lösen, erhalten die Fahrzeuge ab November 1959 die Namen Isar T 600 bzw. Isar T 700. Gleichzeitig kommen auch die dreitürigen Kombiversionen der beiden Modelle auf den Markt. Gebaut werden die "großen" Goggomobile bzw. Isar bis August 1965. Insgesamt entstehen rund 88.000 Fahrzeuge.

 

29.08.1958 - Der Autohersteller Volvo meldet den "Dreipunkt-Sicherheitsgurt" in Schweden zum Patent an. Bereits ein Jahr später werden in Skandinavien zwei Volvo-Modelle mit einem solchen Sicherheitssystem auf den Markt gebracht. Rasch ziehen andere Autofirmen nach, da Volvo die Erfindung allen zugänglich macht.  Die Lösung kommt vom schwedischen Ingenieur Nils Bohlin. Er verbindet Beckengurt und Schultergurt miteinander. Seine Konstruktion wird der Prototyp des heutigen Sicherheitsgurts. Die offizielle Bezeichnung der Konstruktion lautet "Dreipunkt-Sicherheitsgurt". Der Fahrer wird durch ihn an drei Stellen fixiert: rechts und links der Hüfte und oberhalb der Schulter. "So einfach und doch die beste Lebensversicherung, die du haben kannst, wenn du dich in dein Auto setzt", sagt Bohlin.

 

09/1958 - Für den Opel Olympia Rekord ist als Sonderausstattung die automatisch betätigte Kupplung "Olymat" lieferbar. Entwickelt wurde die elektro-pneumatisch betätigte Kupplung unter der Bezeichnung Saxomat von der Firma Fichtel & Sachs. Der Saxomat kann sich jedoch nicht richtig auf dem Markt durchsetzen. Dies wird auf die Unzuverlässigkeit des Systems und die schwierige Einstellbarkeit zurückgeführt, die auch dazu führte, dass viele Fahrzeuge auf ein normales Schaltgetriebe zurückgerüstet wurden. Des Öfteren wurden Anfahrkomfort und unpräzises Rangieren bemängelt. Auch erwies sich diese Technik mitunter als anfällig.

 

09/1958 – Mit dem Sportprinz stellt der deutsche Automobilhersteller ein schickes kleines Coupé vor. Entworfen hat die Karosserie der italienische Designer Bertone, bei dem auch die ersten Coupés gefertigt werden. Das Fahrwerk stammt vom Prinz II ab Herbst 1960 vom Prinz III und ab 1964 vom Prinz 4. Auch der von 20 auf 30 PS gesteigerte Motor stammt zunächst vom Prinz II. Gebaut werden bis zum Produktionsende 1967 20.831 Exemplare, davon 2.715 direkt bei Bertone. Während der Preis beim Verkaufsstart 6.560 DM beträgt, sind es im April 1965 nur noch 5.135 DM.

 

21.09.1958 – Bei der Tour die France automobile verunglückt der britische Rennfahrer Peter Whitehead tödlich. Mit seinem Halbbruder Graham Whitehead, der als verlässlicher Kopilot bei Langstreckenrennen gilt, fährt er auf einem Jaguar. Am 21. September 1958 steuert Graham nach Einbruch der Dunkelheit den Boliden, als in Lasalle bei Nimes der Wagen ein morsches Brückengeländer durchschlägt und in eine Schlucht stürzt. Während Graham den Unfall überlebt, kommt für Peter jede Hilfe zu spät.

 

10/1958 – Auf dem Pariser Autosalon wird der neue Aston Martin präsentiert. Der D4 ist der erste Aston Martin, der in Newport Pagnelli gefertigt wird. Bei seiner Präsentation ist das Auto nicht ausgereift. Zahlreiche Defekte vor allem im Bereich der Antriebstechnik machen in den folgenden Jahren eine kontinuierliche Weiterentwicklung erforderlich, deren Ergebnisse schrittweise in die Serienfertigung übernommen werden. Den DB4 gibt es als Fließheckcoupé („Saloon“) und als Cabriolet („Convertible“) mit Stufenheck. Angetrieben wird er DB4 von einem Sechszylinder-Reihenmotor mit 3,7 Liter Hubraum und 239 bis 302 PS. Die letzte Version 1963 ist weitestgehend baugleich mit der ersten Serie des Nachfolgers DB5.Daneben fertigt Aston Martin auch einige Sonderserien, die sich durch höhere Motorleistung, teilweise auch durch einen kürzeren Radstand auszeichnen. Das begehrteste Modell ist der DB4 GT Zagato.

 

19.10.1958 – Beim Grand Prix von Marokko in Casablanca, dem letzten Formel-1-Rennen der Saison 1958, verunglückt der britische Rennfahrer Stuart Lewis-Evans mit seinem Vanwall. In Runde 42 hat sein Wagen einen kapitablen Motorschaden, Lewis-Evans bleibt neben der trecke im Sand stecken und der Wagen geht in Flammen auf. Mit schweren Verbrennungen kiegt der Engländer aus seinem Wagen, hat jedoch einen Schock erlitten, so dass er vor den Feuerwehrleuten, die ihm helfen wollen, davonrennt. Seine Brandverletzungen sind anfangs nicht lebensgefährlich. Erst durch die unsachgemäße Hilfe der marokkanischen Helfer (nicht sterile Decken und Verbandsmaterial) verschlimmern sich die Verletzungen. Lewis-Evans fliegt erst am nächsten Tag in derselben Maschine wie Weltmeister Mike Hawthorn nach England und wird dann erst in ein Hospital gebracht, wo er allerdings weitere fünf Tage später seinen schweren Brandverletzungen erliegt. Mit seinem Team holt er erstmals die Konstrukteurs-WM für Vanwall, sein Teamkollege Stirling Moss siegt in Casablanca – doch der Tod Lewis-Evans lässt keine Freude aufkommen und Vanwall zieht sich aus der Formel 1 zurück. In der Gesamtwertung der Saison wird Lewis-Evans am Ende der Saison als Neunter geführt. Neben ihm sterben in der Saison 1958 auch die Rennfahrer Peter Collins (Ferrari) auf dem Nürburgring und Luigi Musso (Ferrari) in Reims während eines Rennens.

 

19.10.1958 - In Adelsried an der heutigen A8 wird die erste Autobahnkirche eingeweiht. Sie soll am Rand der Autobahn einen „Hafen vertrauter Stille“ schaffen. Gestiftet wird sie durch den Augsburger Papierfabrikanten Georg Haindl. Der Name der Kirche „Maria, Schutz der Reisenden“ bezieht sich auf die Flucht der hl. Familie nach Ägypten. Heute gibt es rund 40 Autobahnkirchen, die je nach Spender evangelisch oder katholisch und keiner übergeordneten kirchlichen Institution unterstellt sind. Die nächste Autobahnkirche im Raum Osnabrück ist die 1970 gebaute ökumenische Autobahnkapelle am Rasthaus Dammer Berge.

 

1958 - Nach nur einem Jahr Bauzeit verschwindet der Zündapp Janus wieder vom Markt. Seine Konstruktion, bei der Fahrer und Passagiere Rücken an Rücken sitzen und die Passagiere auf der Rücksitzbank nach hinten schauen und über eine separate Tür auch nach hinten aussteigen, hat sich nicht durchgesetzt. Insgesamt entstehen 6.902 Exemplare.

 

1958 - Die ersten deutschlandweit verwendbaren Autotelefone kommen auf den Markt. Die Geräte kosteten circa 50 % des Wagens. Die Gespräche mit den Autotelefonen wurden handvermittelt.

 

1958 - In diesem Jahr sind fast 11.900 Verkehrstote auf deutschen Straßen zu beklagen. Gegenüber dem Vorjahr ist dies ein Rückgang von rund 800 Toten. Dies ist vermutlich eine Folge des im Vorjahr eingeführten Tempolimits von 50 km/h in geschlossenen Ortschaften.

 

 

1959

 

22.01.1959 - Im Alter von 29 Jahren stirbt der britische Le Mans-Sieger von 1955 und Formel 1-Weltmeister von 1958, Mike Hawthorn. Hawthorn verursacht 1955 bei seinem Sieg in Le Mans einen Unfall, bei dem 84 Menschen sterben. Er selbst bleibt mit seinem Jaguar D-Type im Rennen und gewinnt dieses sogar. Er startet bei 45 Rennen in der Formel 1 und holt drei Siege, 1958 wird er Weltmeister. Daneben startet er bei Langstreckenrennen in Le Mans oder Sebring. Am Abend des 22.01.1959 fährt er auf einer Umgehungslandstraße bei Guildford bei starkem Regen auf einen Mercedes 300 SL auf. Beim Überholen erkennt er den Fahrer, den schottischen Rennstallbesitzer Rob Walker, mit dem er befreundet ist, und fordert ihn zu einem Wettrennen heraus. Walker macht mit, kann jedoch nicht mithalten. Angesichts eines entgegenkommenden LKWs will Hawthorn ausweichen, verliert in einer langgezogenen Linkskurve bei Aquaplaning und starkem Seitenwind die Gewalt über sein Fahrzeug und prallt gegen eine Eiche. Er verstirbt an seinen schweren Kopfverletzungen. Aufgrund seiner einst zur Schau getragenen Gefühlskälte, vor allem nach dem Unfall in Le Mans, gilt er bei Rennsport-Journalisten als der unbeliebteste Weltmeister.

 

15.02.1959 - Im Regierungsbezirk Düsseldorf wird am 15. Februar 1959 erstmals in Deutschland ein mobiles Radargerät zur Geschwindigkeitskontrolle eingesetzt (Telefunken VRG 2). Später kommen zur mobilen Ausstattung die Laserpistole, das Laserfernglas, das Lichtschrankenmessgerät oder die Videokamera im Polizeiauto dazu.

 

16.03.1959 – Erstmals in Österreich wird Kurzzeitparken in Teilen des 1. Bezirks in Wien eingeführt. Gleichzeitig wird damit verordnet, dass Lenker von Kraftwagen eine Parkscheibe hinter die Windschutzscheibe zu legen haben. Als erste deutsche Stadt führt Kassel auf Initiative des damaligen Polizeipräsidenten und späteren Kasseler Bürgermeisters Heinz Hilfe die Parkscheibe im Jahr 1961 ein.

 

01.04.1959 - Mit dem Gesetz vom 1. April 1959 werden auch scharfkantige Lichtschirme an Scheinwerfern und Flügelmuttern an Zentralverschlüssen aus dem Verkehr gezogen. So darf der stilisierte Düsenjäger des Oldsmobils nicht mehr weiterfliegen, und auch das Markenzeichen von Jaguar, die Wildkatze Leaper, setzt zum vorerst letzten Sprung an. Ursprünglich ist der Kühlerschmuck als reine Zierde gedacht. Die Fahrzeughersteller empfinden dies allerdings als Schnickschnack und überlassen den Zulieferern und Teilehändlern das Geschäft. Erst als die Figuren immer bizarrere Formen annahmen, entschließen sich die Autobauer dazu, eigene auf den Markt zu bringen und so den Platz an der Front des Wagens für sich selbst einzunehmen. In der Blütezeit der Kühlerfiguren - in den 20er und 30er Jahren des letzten Jahrhunderts - thront vorne so manche skurrile Figur, von der Schnecke über die Ente bis hin zur Streichholzschachtel.

 

05/1959 - Bei der BRDC International Trophy erscheint ein schneller Aston Martin DB 4 in der Öffentlichkeit. Mit einem Prototyp des DB4 GT gewinnt Stirling Moss ein Rahmenrennen. Ein halbes Jahr später wird der Wagen auf der London Motor Show öffentlich präsentiert. Mit einem überarbeiteten Triebwerk und einer Leistung von offiziell 302 bhp (tatsächlich aber nur ca. 270 bhp) erreicht der GT mit der längsten Übersetzung eine Höchstgeschwindigkeit von 246 km/h. Im Gegensatz zum Serien-DB4 hat der GT ein verkürztes Fahrgestell und ist ein reiner Zweisitzer. Insgesamt entstehen 75 Fahrzeuge. Knapp 60 Jahre später wird 2017 die Produktion wieder aufgenommen und weitere 25 Exemplare entstehen für Sammler. Auf Basis des DB4 GT entsteht als separates Modell der DB 4 GT Zagato.  Die eigenständige, wunderschöne Karosserie entwirft Ercole Spada. Der DB4 GT Zagato verfügt über 314 PS. Es entstehen 19 Exemplare. 2015 erzielt eines dieser 19 Fahrzeuge einen Verkaufspreis von 14,3 Millionen Pfund (ca. 15,7 Mio. Euro).

 

29.06.1959 - Als Nachfolger des Panhard Dyna Z kommt das Modell PL 17 auf den Markt. Der Wagen ist eine Weiterentwicklung seines Vorgängers, weist aber eine noch stromlinienförmigere Karosserie auf. Das „PL“ steht für „Panhard & Levassor“ (so hieß die Firma bis 1945) und soll eine ähnliche Eleganz wie das „DS“ von Citroën ausstrahlen. Die „17“ stellt die Summe aus 5 CV (französische Steuer-PS), 6 Sitzplätzen und 6 l / 100 km (Benzinverbrauch) dar. Gebaut wird der PL 17 bis 1965.

 

24.06.1959 - Auf der Rennstrecke in Monza wird der Presse die offizielle Produktionsversion der Alfa Romeo Giulietta Sprint Speciale vorgestellt.  Der Tipo 750 SS entsteht zunächst in 101 Einheiten, um das Auto gemäß den FIA-Bestimmungen zu homologieren. Einige Fahrzeuge entstehen komplett aus Aluminium, die meisten jedoch erhalten eine Stahlkarosserie und nur die Türen, die Motorhaube und der Kofferraumdeckel sind aus Aluminium. Der Luftwiderstandsbeiwert beträgt 0,28. Das zweitürige Sportcoupé erhält den Alfa Romeo Twin Cam-Motor mit 1.290 ccm Hubraum.  1963 erhält sie den 1.570 ccm großen Motor der Alfa Romeo Giulia SS mit 112 PS. Bis 1966 entstehen 1.366 Giulietta Sprint Speciale und 1.400 Giulia Sprint Speciale.

 

07/1959 – Für 2500.000 £ erwirbt der britische Automobilhersteller Rolls-Royce die renommierte Karosseriebaufirma H. J. Mulliner, die seit 1900 teuerste Chassis von Firmen wie Rolls-Royce und Bentley oder seltener auch für Daimler, Humber oder Lagonda karossierte. Rolls-Royce benötigt weitere Kapazitäten für den Bau der Standardkarosserien der erfolgreichen Modelle Silver Cloud bzw. S-Type. Nachdem Rolls-Royce bereits 1939 Mulliners Konkurrenten Park Ward übernommen hatte, gehören nun beide Karosseriebauunternehmen zum Konzern. 1961 werden sie zu Mulliner Park Ward verschmolzen. Nachdem Volkswagen und BMW die Marken Rolls-Royce unter sich aufgeteilt haben, wird Mulliner Park Ward wieder getrennt. Volkswagen übernimmt H. J. Mulliner, während Park Ward an BMW geht.

 

07/1959 – Nur ein Jahr nach seiner Präsentation wird der Opel Kapitän P 2,5, auch genannt „Schlüssellochkapitän“ aufgrund der Form seiner Heckleuchten, schon wieder abgelöst. Vom Sommer 1959 an wird der neue Kapitän, der P 2,6, gebaut. Die neue Karosserie hat eine flachere, gestreckte Linienführung mit einer noch größeren Panoramascheibe vorn. Das beim Vorgängertyp kritisierte hinten stark heruntergezogene Dach ist geändert, sodass man hinten wieder besser einsteigen kann. Mit dem auf 2605 cm³ vergrößerten Hubraum steigt die Motorleistung auf 90 PS und die Höchstgeschwindigkeit auf 150 km/h. Der Kapitän P 2,6 wird das erfolgreichste Modell der Baureihe. Nach dem bis Mitte 1960 verwendeten Overdrive bietet Opel bei diesem Modell ab Sommer 1960 erstmals als Extra ein automatisches 3-Gang-„Hydramatic“-Getriebe und ab 1962 eine Servolenkung an. Außerdem gibt es wieder eine höherwertige Ausstattungsvariante („L“-Version). Opel nimmt auch davon Abstand, nach amerikanischem Vorbild nahezu jedes Jahr ein abgeändertes Fahrzeug zu präsentieren. Vom Opel Kapitän P 2,6 gibt es auch eine zweitürige Coupé-artige Variante in sehr geringen Stückzahlen, die bei Autenrieth in Darmstadt gebaut wird. Zwei davon sind noch bekannt, eine ist fahrbereit. Von Juli 1959 bis Dezember 1963 werden insgesamt 145.616 Kapitän P 2,6 gebaut. Die letzten Neuzulassungen sind im Februar 1964 verzeichnet. Der P 2,6 ist der letzte Kapitän, der in der Sechszylinder-Klasse noch vor Daimler-Benz in der Zulassungsstatistik liegt.

 

01.07.1959 - Zu diesem Stichtag beträgt der Fahrzeugbestand in der Bundesrepublik Deutschland 1.989.400 einspurige Krafträder, 3.337.600 Pkw und Krankenwagen, 603.600 Lkw, 784.100 Zugmaschinen, Autobusse: 30.100. Inclusive Westberlin ereignen sich 327.594 Unfälle mit Personenschaden. Dabei müssen 13.819 Personen ihr Leben lassen, 419.835 Verletzte gibt es zu beklagen. Das Straßennetz in der BRD erstreckt sich über 132.900 km. Davon entfallen auf Autobahnen 2.408 km und auf Bundesstraßen 2.423 km.

 

08/1959 - Die Serienproduktion des bereits 1957 auf der IAA vorgestellten DKW Junior beginnt. Der Wagen kommt mit einem Dreizylinder-Reihenmotor mit 750 ccm Hubraum und 34 PS auf die Straße. Mit der Karosserie des Junior verlässt die Auto Union die rundlichen Formen der auf einer Vorkriegskonstruktion beruhenden DKW-Personenwagen. Die ausschließlich zweitürige Karosserie in Trapezform mit leicht angedeuteten Heckflossen und einer nahezu waagerechten Linie der vorn leicht über die Scheinwerfer hinausgezogenen Seitenteile bietet verhältnismäßig viel Innenraum und nicht zuletzt dank schmaler Dachpfosten eine sehr gute Übersicht. Hinzu kommt ein großer Kofferraum, in dem das Reserverad rechts stehend und nicht wie bei den älteren Modellen unter dem Gepäck untergebracht ist. Gebaut wird der Junior bis 1962 und wird dann vom überarbeiteten Modell Junior de Luxe abgelöst, der zwischen 1961 und 1963 gebaut wird. Von beiden Modellen entstehen rund 240.000 Fahrzeuge.

 

01.08.1959 – Auf der Berliner AVUS verunglückt der französische Rennfahrer Jean Behra tödlich. Mit seinem Behra-Porsche will er am Großen Preis von Deutschland teilnehmen. Viele Fahrer haben Sicherheitsbedenken gegenüber dieser Hochgeschwindigkeitsstrecke, die nur aus zwei 4 km langen Geraden, einer Haarnadelkurve im Süden und der aus Backsteinen gemauerten Steilkurve im Norden besteht. Bei einem Sportwagenrennen am Samstag vor dem Grand Prix startet Behra mit seinem Wagen. Er kommt in der regennassen Nordkurve ins Schleudern und kollidiert am oberen Rand der Kurve mit dem Betonfundament einer Flak-Stellung aus dem Krieg. Behra wird mit dem Kopf gegen einen Flaggenmast geschleudert und ist auf der Stelle tot. Ihm zu Ehren erhält 1961 eine Rennstrecke in der Nähe der französischen Stadt Nevers den Namen „Circuit Jean Behra“. Sie wird 1989 in „Circuit de Nevers Magny-Cours“ umbenannt.

 

01.08.1959 - Erstmals kann an bundesdeutschen Tankstellen mit Tankschecks bargeldlos bezahlt werden.

 

02.08.1959 – Das diesjährige Formel-1-Rennen auf der Berliner AVUS findet statt und nicht wie bisher auf dem Nürburgring. Die Gründe sind politischer Natur: Man will in der geteilten, aber noch nicht von der Berliner Mauer durchtrennten Stadt zur Zeit des Kalten Krieges ein Zeichen setzen. Besucher aus Ost-Berlin können ihre Eintrittskarten mit Mark der DDR bezahlen. Das F1-Rennen gewinnt Tony Brooks auf Ferrari. Hans Herrmann überschlug sich mit seinem B.R.M. in der Südkurve, kommt aber mit wenigen Blessuren davon. Durch den tödlichen Unfall von Jean Behra am Vortag beim Sportwagenrennen wird drei Jahre lang kein Rennen mehr auf der AVUS ausgetragen; die Zeit der großen Rennen in Berlin ist vorbei. Danach finden nur noch Rennen mit schwächer motorisierten Fahrzeugen statt. Die überhöhte Nordkurve wurde 1967 abgetragen.

 

18.08.1959 - Die ersten Austin Mini kommen auf den Markt. Der Mini wird von Sommer 1959 bis Herbst 2000 von der British Motor Corporation (BMC), dem Zusammenschluss der Austin Motor Company mit der Morris Motor Company, bzw. den durch weitere Zusammenschlüsse entstandenen Nachfolgefirmen British Leyland und Rover sowie von Lizenzpartnern (wie zum Beispiel Innocenti (Italien), Authi (Spanien) und IMA (Portugal)) gebaut. Sein Frontantrieb und der quer eingebaute Vierzylindermotor in Verbindung mit der neuartigen Kompaktkarosserie machen ihn zu einem Meilenstein in der Entwicklungsgeschichte des Automobils. Bis zum Jahr 2000 werden in verschiedenen Karosserievarianten 5.387.862 Minis gebaut. Der Mini ist auch im Rallyesport erfolgreich. Er gewinnt von 1964 bis 1967 viermal in Folge die Rallye Monte Carlo.

 

21.08.1959 - Der 3.000.000. Volkswagen läuft in Wolfsburg vom Band. Am gleichen Tag wird der 500.000. Transporter in Hannover-Stöcken fertiggestellt.

 

09/1959 - Auf der IAA Frankfurt wird der Porsche 356 B präsentiert. Die Weiterentwicklung des 356 A wird zwischen 1959 und 1963 als Coupé, Cabriolet und Roadster produziert, zusätzlich produziert Karmann in Osnabrück das „Hardtop-Coupé“ mit fest verschweißtem Dach, dass sich vom normalen Coupé durch eine abgesetzte Dachlinie, schmale B-Säulen und ein größeres Heckfenster unterscheidet. Neben den „normalen“ Modellen gibt es auch Sportversionen wie das 356 1600 GS Carrera GT-Coupé mit 115 PS (bis 1961), das zwanzigmal gebaute 356 Carrera GTL-Abarth-Coupé mit 115 PS bzw. in zwei Versionen mit 128 und 135 PS (knapp über 230 km/h), ab 1962 den 356 2000 GS Carrera 2 als Cabrio und Coupé mit 130 PS bzw. 155 PS. Zum 24-Stunden-Rennen von Le Mans 1962 erscheint der2000 GS-GT, ein Prototyp mit 2-Liter-Motor und einer speziellen Karosserie für Höchstgeschwindigkeitsfahrten. Auch Borgward präsentiert ein neues Modell: Den P 100. Das Fahrzeug ist im Bereich der oberen Mittelklasse angesiedelt und wird als Großer Borgward bis 1962 in Bremen-Vegesack produziert. Dort entstehen 2.591 Fahrzeuge. Der P 100 ist das erste deutsche Automobil mit Luftfederung. Angetrieben wird er von einem Sechszylinder-Viertakt-Reihenmotor mit 2.240 ccm Hubraum, der 100 PS leistet. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 160 km/h. Die Produktion läuft zunächst nur langsam an. Bis Ende des Jahres werden lediglich 6 Fahrzeuge hergestellt, im ersten Halbjahr 1960 sind es 35 Fahrzeuge. Bis Ende 1960 verlassen insgesamt 869 P 100 die Produktionsbänder. Die Zahlen bleiben nach den im Januar 1961 bekanntgewordenen Liquiditätsproblemen weiterhin niedrig. 1961 werden nur 1.680 Große Borgward hergestellt. Im September 1961 wird das Anschlusskonkursverfahren eröffnet. 1962 sind es noch 38 Fahrzeuge, dann ist Schluss mit dem P 100 – und mit Borgward. Die Produktionsanlagen werden 1963 nach Mexiko verkauft, das dort geplante Projekt der Impulsora Mexicana Automotriz S. A. scheitert an Finanzierungsproblemen. Ein zweiter Anlauf der Firmengruppe FANASA ist erfolgreicher: Zwischen 1966 und 1970 entstehen 2.267 Fahrzeuge unter der Bezeichnung 230, ohne Heckflossen und hinterer Panoramascheibe, bzw. 230 GL Pullman mit verlängerter Karosserie, Heckflossen und Panoramascheibe. 1970 war erneut Schluss, wieder aufgrund finanzieller Probleme.

 

09/1959 – Im Pariser Musée Jacquemart-André stellt der französische Automobilhersteller Facel S.A. das Modell Facel Vega Facellia vor. Der sportliche Pkw ist als Konkurrenz zu Porsche, Triumph und Alfa Romeo konzipiert. Da die Geschäfte mit den großen Modellen sehr gut laufen, plant Firmenchef Jean Daninos, die Modellpalette nach unten mit einem preiswerteren Einsteigermodell abzurunden. Den Facellia gibt es als zweisitziges Cabriolet und als vier- und 2+2-sitziges Coupé. Im Gegensatz zu den großen Modellen wurde dieses Fahrzeug nicht von einem Achtzylindermotor angetrieben, sondern von einem 1.646 ccm großen Vierzylinderaggregat mit 115 PS. Ab der Mondial de l’Automobile in Paris im Oktober 1959 gehen bereits 1.000 Bestellungen ein, im Sommer 1960 werdern die ersten Fahrzeuge ausgeliefert. Der Facellia leidet jedoch unter Qualitätsproblemen, verursacht hohe Kosten durch nachträglich getauschte Motoren und ruiniert so den Ruf der Marke, die 1964 den Betrieb einstellen muss. Insgesamt werden 1.258 Facellia gebaut.

 

10/1959 - Der Chevrolet Corvair wird von GM als zweitüriges Coupé und viertürige Limousine auf den Markt eingeführt. Das Mittelklassefahrzeug gibt es in den Variationen Limousine, Kombi, Coupé und Cabriolet. Geplant ist er in erster Linie als Alternative zum VW Käfer, einem zunehmend in den USA erfolgreichen Importwagen. Einzigartig für ein amerikanisches Fahrzeug ist sein luftgekühlter Boxermotor im Heck, wie der Konkurrent VW Käfer, jedoch mit sechs Zylindern und 2 Liter Hubraum. Das Time-Magazin setzt Ed Cole und den Corvair auf die Titelseite und das Magazin Motor Trend kürt den Corvair zum „„Auto des Jahres“ 1960“. Obwohl das Fahrzeug mit 200.000 bis 300.000 Stück jährlich durchaus erfolgreich war, gab es aufgrund der Fahreigenschaften Probleme. 1965 kommt der Corvair in die Schlagzeilen, als der vor allem durch seine Verkehrssicherheitskampagne bekannte Verbraucheranwalt Ralph Nader dem Wagen im Buch „Unsafe at Any Speed“ ein „gefährliches Fahrverhalten“ vorwirft. Nach Erscheinen des Buches bricht der Absatz ein, obwohl deutliche Verbesserungen eingeführt werden. 1969 wird der Corvair ohne Nachfolger eingestellt. Knapp 1,7 Millionen Fahrzeuge entstehen.

 

10/1959 - Auf der London Motor Show wird der AC Greyhound präsentiert. Das zweitürige, viersitzige Coupé soll die bisherigen Modelle, den offenen Zweisitzer Ace und den geschlossenen Zweisitzer Aceca, ergänzen. Den AC Greyhound gibt es mit drei Motorvarianten: Einem eigenen Zweiliter-Reihensechszylinder mit 75 php (76 PS), einem Zweiliter-Sechszylinder von Bristol mit 105 bhp (106,5 PS) bzw. 125 bhp (127 PS) oder einem Bristol-Motor mit 2,6 Liter Hubraum und 170 bhp (172 PS). Zwischen 1959 und 1963 entstehen 83 Exemplare (inclusive eines Prototyps). Der Wagen verkaufte sich u.a. schlecht, da er zu teuer war. Er kostet mehr als 50% als der Jaguar XK 150 mit 190 bhp).

 

18.11.1959 - Die im brasilianischen São Bernardo do Campo errichtete Automobilfabrik von Volkswagen wird offiziell eröffnet. Aus dem Montagewerk hat sich inzwischen eine selbstständige Produktionsstätte entwickelt – mit Presswerk, Karosseriebau, Lackiererei, Motorenbau, Montage und galvanischer Abteilung. Im September 1957 war bereits die Transporter Fertigung angelaufen. Nach Inbetriebnahme der Halle für die mechanische Fertigung im Jahr 1960 steigt der brasilianische Materialanteil bei der Limousinen-Produktion auf 90 Prozent. Im Folgejahr setzt sich die Volkswagen do Brasil mit 47 320 verkauften Fahrzeugen und einem Absatzplus von rund 67 Prozent gegenüber dem Vorjahr an die Spitze der brasilianischen Automobilindustrie. Der Marktanteil wächst auf 41 Prozent, die Belegschaft auf über 8.000 Beschäftigte an, die arbeitstäglich fast 220 Fahrzeuge fertigen.

 

09.12.1959 – Nach zwei Geschäftsjahren mit hohen Verlusten kommt es zu einer dramatischen Hauptversammlung bei BMW. Vorstand und Aufsichtsrat, beide von der Deutschen Bank eingesetzt, legen ein Angebot vor, nach dem BMW an die Daimler-Benz AG (Großaktionär ebenfalls Deutsche Bank) verkauft, womit die Kleinaktionäre enteignet würden. Das Schicksal von BMW scheint besiegelt, da die Deutsche Bank dank des Depotstimmrechts etwa die Hälfte des Aktienkapitals vertritt. Aber es kommt anders: Eine Ablehnungsfront, gebildet aus Belegschaft und Betriebsräten, BMW-Händlern und Kleinaktionären, wehren das Übernahme-Angebot ab, indem sie mit Hilfe des Darmstädter Aktionärs und Kohlenhändlers Erich Nold (1928–1995) sowie des Frankfurter Rechtsanwalts Friedrich Mathern die Bilanz anfechten lassen, wofür 10 Prozent der Stimmen genügen. Die Bilanz ist in der Tat fehlerhaft, da in ihr die Entwicklungskosten für das neue Modell 700 innerhalb eines Jahres abgeschrieben worden sind. BMW bleibt somit selbständig.

 

1959 – Volvo stattet weltweit erstmalig seine Modelle P120 und PV544 serienmäßig mit einem 3-Punkt-Sicherheitsgurt aus. BMW stellt nach vier Jahren die Produktion des wunderschönen Sportcabriolets 507 ein, dieser wurde nur 251 Mal gebaut und verkauft. Im August verlassen in Birmingham die ersten Mini das Werk und auch die deutschen Fahrzeuge zeigen an ihren Fahrzeugen nun dezent Heckflossen. 1959 setzt Volkswagen in Deutschland 230.000 Fahrzeuge des VW 1200 ab.

 

 

 

8.   Die Swinging Sixtees

 

 

1960

 

09.02.1960 - Die freien Tankstellen in der Bundesrepublik geben die Gründung einer eigenen Einkaufsgesellschaft für Benzin bekannt. Sie wollen damit die Unabhängigkeit von den großen Treibstoffkonzernen erreichen und deren Preise um bis zu fünf Pfennig pro Liter unterbieten.

 

22.02.1960 - Die ersten Kraftfahrzeug-Importe aus der Sowjetunion treffen in München ein. Die Mittelklassewagen vom Typ “Moskwitsch” mit einem Hubraum von 1,5 l und 45 PS werden von einem bundesdeutschen Händler zum Preis von 4950 DM verkauft.

 

29.03.1960 – In Gravenbruch in der Nähe von Frankfurt/Main wird im Kino der Film „Der König und ich“ mit Yul Brunner gezeigt. Die Vorführung findet jedoch nicht in einem herkömmlichen Kino gezeigt, sondern im ersten Autokino in Deutschland. Für damalige Verhältnisse ist das Gelände sehr groß und bietet reichlich Komfort für die Besucher. Damit diese eine bessere Sicht auf die Leinwand haben, ist der Boden in Wellen angelegt, damit das Auto mit der Vorderachse leicht erhöht zum Stehen kommt. Der Filmton wird durch separate Lautsprecher übertragen, die ins Fahrzeuginnere gehängt werden. Aufgrund des Erfolges gibt es im Bundesgebiet schnell weitere Nachahmer. Das Autokino Gravenbruch ist auch heute noch in Betrieb, natürlich mit einer modernen Technik.

 

05/1960 – Mit dem Beginn der Produktion des neuen Peugeot 404 startet eine lange Ära. Der von Pininfarina gezeichnete Mittelklassewagen ist der Nachfolger des ebenfalls von Pininfarina gezeichneten 403. Gebaut wird er als Limousine, Kombi (in den Ausführungen Break, Commerciale und Familiale mit bis zu sieben Sitzen auf drei Sitzbänken), Coupé, Cabriolet und Pick-up. Mit diversen Sonderaufbauten wird er u.a. auch als Taxi, Polizei-, Feuerwehrfahrzeug, Kranken- oder Abschleppwagen eingesetzt. Gebaut wird der Peugeot 404 in Europa bis 1975, wobei die eleganten Cabriolets und Coupés nur bis 1968, die Kombiversionen bis 1971 entstehen. In Argentinien wird die 404 Limousine noch bis 1982 produziert, in Kenia bis 1988. Neben 1,5- und 1,6-Liter-Ottomotoren gibt es den 404 auch mit einem 2-Liter-Dieselmotor. Der Peugeot 404 ist während seiner Produktionszeit im Bereich der Diesel-PKW die einzige nennenswerte Alternative zu den Dieselmodellen von Mercedes-Benz.

 

28.05.1960 – In Japan erscheint der erste PKW von Mazda auf dem Markt: ein kleines Coupé namens Mazda R360. Im Oktober 1960 wird durch Tsuneji Matsuda (Adoptivsohn des Firmengründers und Präsident von Mazda von 1951 bis 1970) ein Lizenzvertrag mit dem deutschen Unternehmen NSU zur Nutzung und Weiterentwicklung von Wankelmotoren geschlossen. Dieser wird im Juli 1961 von der japanischen Regierung genehmigt. Ab 1967 wird der Mazda 110 S Cosmo mit Zweischeiben-Wankelmotor produziert.

 

08/1960 – Mit dem neuen Opel Rekord P2 bringt der Rüsselsheimer Automobilhersteller ein neues Mittelklassefahrzeug auf den Markt. Der Nachfolger des Opel Olympia Rekord (der mit Erscheinen des P2 nachträglich als Opel Rekord P1 bezeichnet wird) ist als zwei- oder viertürige Stufenhecklimousine, zweitüriges Coupé, dreitüriger Kombi Caravan oder als dreitüriger Lieferwagen (ohne hintere Seitenfenster) erhältlich. Die Coupés werden zunächst bei Autenrieth in Darmstadt hergestellt, dort baut man Limousinen zu Coupés um. Ab 1961 werden sie direkt bei Opel im Stammwerk Rüsselsheim produziert. Auf Wunsch ist auch ein von Autenrieth oder Deutsch (Köln) gebautes Cabriolet erhältlich. Dieses wird nur 20 x gebaut, acht sollen noch existieren. Angetrieben wird der P2 wie schon der P1 von einem Reihen-Vierzylindermotor aus dem Opel Olympia von 1937. Es gibt ihn mit 1,5 Liter Hubraum und 50 PS oder mit 1,7 Liter und 55 PS, der 1700 L hat 60 PS. Bis zum Produktionsende im Februar 1963 laufen insgesamt 556.691 Opel P2 vom Band. Ihm folgt der Opel Rekord A.

 

01.08.1960 - Der VW Käfer hat jetzt 34 PS. Damit soll er den neuen und leistungsstärkeren Konkurrenten NSU Prinz, BMW 700, DKW Junior und Lloyd Arabella Paroli bieten. Außerdem wurde der Kofferraum vergrößert und es gibt jetzt Blinker, eine Scheibenwaschanlage, asymmetrisches Licht und ein Vollsynchrongetriebe.

 

22.08.1960 – Die „Volkswagenwerk GmbH“ wird Aktiengesellschaft. 40% des Kapitals verbleiben bei Bund und Land Niedersachsen, 60% sollen als Volksaktie veräußert werden.

 

10/1960 - Auf dem Pariser Autosalon präsentiert Ferrari den 250 GT 2+2. Bereits im Mai 1960 dienten die ersten Fahrzeuge beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Doch erst nach der offiziellen Präsentation in Paris beginnt die Serienfertigung des ersten serienmäßigen Viersitzers aus dem Hause Ferrari. Die 250 GT 2+2 werden bei Pininfarina in Grugliasco aufgebaut, Ferrari fertigt lediglich die Motoren. Pininfarina stellt in drei Jahren 954 Fahrzeuge her, womit dieses Modell der bis dahin erfolgreichste Ferrari ist. Er hat einen 12-Zylinder-V-Motor mit 2.953 ccm Hubraum und 240 PS. Damit ist eine Höchstgeschwindigkeit von 210-240 km/h möglich.

 

10/1960 – Auf der Londoner Earls Court Motorshow wird der Aston Martin DB4 GT Zagato vorgestellt. Der Aston Martin DB4 GT Zagato ist ein exklusiver Sportwagen mit britischer Technik und italienischer Karosserie. Das Auto entsteht 1960 und 1961 in Zusammenarbeit von Aston Martin und dem Mailänder Karosseriewerk Zagato. Das von Ercole Spada gestaltete Fahrzeug gilt als eines der schönsten jemals gebauten Autos. Im Laufe der Jahre entstanden 19 Originalfahrzeuge und acht Werksrepliken. Der Aston Martin DB4 GT Zagato basiert in technischer Hinsicht auf dem Aston Martin DB4 GT, der seinerseits eine sportlichere, verkürzte Ausführung des serienmäßigen Coupés DB4 war. Der anfänglich für Motorsporteinsätze vorgesehene DB4 GT von 1959 hatte sich im Vergleich zu den Fahrzeugen von Ferrari als zu schwer erwiesen, sodass das Werk nach einer Möglichkeit sucht, eine leichtere Version des Sportwagens zu bauen. Tony Crook, seinerzeit größter Bristol-Händler und britischer Vertreter von Zagato, vermittelt im Herbst 1959 den Kontakt zwischen Aston Martin und der Mailänder Carrozzeria, die für die Fertigung sehr leichter Automobilkarosserien bekannt war. Zagato verwendet das technisch unveränderte Fahrgestell des DB4 GT. Als Antrieb dient der aus dem DB4 bekannte Sechszylinder-Reihenmotor mit 3,7 Liter Hubraum. Die Verdichtung wird auf 9,7:1 erhöht. Drei Doppelvergaser von Weber bereiten das Gemisch auf. Dadurch erhöht sich die Motorleistung gegenüber dem DB4 GT „spürbar“. Nach Werksangaben leistet der Motor 314 hp (234 kW) 12 hp mehr als der DB4 GT. Beobachter halten das allerdings für eine „Fantasieangabe“ (fantasy figure): Nach allgemeiner Auffassung werden 270 PS nicht überschritten. Der Wagen beschleunigt von 0 auf 100 km/h in 6,2 Sekunden und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 246 km/h. Die Karosserie des DB4 GT Zagato ist stark gerundet und auf geringes Gewicht ausgelegt. Zagato verwendet für die Außenhaut Aluminium, das von Hand über einem Holzmodell in Form getrieben wird. Die Fenster bestehen aus Acrylglas; zudem verzichtet man auf Zierteile und Komfortausstattung. Die Karosserie wird von einem Gerippe aus 8 mm dicken Stahlrohren getragen. Die Fahrzeuge haben – anders als der Werks-DB4 GT – regelmäßig zurückgesetzte Scheinwerfer, die mit Acrylglas abgedeckt sind. Ein einzelnes Fahrzeug trägt allerdings den Vorderwagen des Serienmodells. Der Absatz erfüllt die Erwartungen Aston Martins jedoch nicht. Der sehr teure GT Zagato läßt sich nur zögernd verkaufen. Die letzten Fahrzeuge werden 1962 mit Nachlass vom Werk veräußert.

 

11/1960 - Vorstellung der neuen Lancia-Modellreihe Flavia auf der Turiner Automobilausstellung. Der Flavia ist in der oberen Mittelklasse angesiedelt und der erste italienische Sportwagen mit Vorderradantrieb und mit Scheibenbremsen an allen vier Rädern. Angetrieben wird er von einem Leichtbau-Boxermotor (Vierzylinder) mit zunächst 1500 ccm und 78 PS. Im letzten Baujahr 1970 stehen vier Motorvarianten zur Verfügung: 1490 ccm/80 PS, 1816 ccm/92 PS, 1991 ccm/115 PS und 1991/125 PS. Den Lancia Flavia kann der Kunde als Limousine, als von Pininfarina gebautes Coupé (ab 1962) und als von Michelotti entworfenes und von Vignale gebautes Cabriolet ordern. Zwischen 1962 und 1967 wird auch eine zweite Coupé-Variante angeboten. Der Lancia Flavia Sport entsteht bei Zagato und ist vor allem für Renneinsätze gedacht. Zusätzlich zum Kofferraumdeckel verfügt der Sport über eine von innen per Knopfdruck einige Zentimeter zu öffnende Heckscheibe. Die Außenhaut der Karosserie besteht komplett aus Aluminium.

 

31.12.1960 - Produktionsbeginn bei Karmann Ghia do Brasil in Sao Bernado do Campo. Insgesamt entstehen im südamerikanischen Karmann-Werk bis 1972 fast 23.500 Coupés und 176 Cabriolets in einer leicht veränderten Typ 14-Version mit anderen Stoßstangen, Heckleuchten und ab 1970 mit zusätzlichen Ausstellfenstern, wie es sie bei den in Osnabrück gefertigten Fahrzeugen nicht gab. Neben dem Karmann Ghia werden in Sao Bernado do Compo zwischen 1970 und 1976 auch 18.119 Exemplare des Karmann Ghia TC 145 gebaut. Diese sind aber nur für den südamerikanischen Markt gedacht.

 

 

1961

 

01/1961 - In Stuttgart wird der 40.000 Porsche, ein 356 B, gebaut. Im Jahr zuvor hat der 356 B seinen Vorgänger 356 A abgelöst. Optisch unterscheidet er sich vom Vorgängermodell u.a. durch den um zehn Zentimeter höher positionierten vorderen Stoßfänger mit vergrößerten Felgenhörnern sowie durch die ebenfalls höher gesetzten Scheinwerfer. Die Hupengitter neben den weiter herausragenden vorderen Blinkern sind flacher und haben zwei verchromte Lamellen. Zudem ist der Fronthaubengriff nach unten breiter.

 

02.01.1961 - Das erste Porsche 356 B Hardtop-Coupé läuft bei Karmann vom Band. In Osnabrück werden die vollausgestatteten Fahrzeuge gebaut, es fehlen jedoch Fahrwerk und Motor. Beides wird noch in Stuttgart ergänzt. Die Version mit 65 PS kostet 13.000 DM, der Super 75 rund 14.000 DM und der 1600er Super 90 15.300 DM - dafür bekommt man mehrere Volkswagen Käfer. Nur knapp 2.000 Hardtop-Coupés verlassen in zwei Jahren Bauzeit das Osnabrücker Werk, danach wird nur noch normale Coupé-Karosserien für die Stuttgarter gebaut.

 

01.02.1961 - Das Land Bremen bewilligt zur Sicherung von 20 000 Arbeitsplätzen bei den in Finanzschwierigkeiten geratenen Borgward-Autowerken einen 50-Millionen-DM-Kredit als Grundkapital für die neue Borgward Werke AG die am 10.02.1961 gegründet wird.

 

27.02.1961 - Verkehrsunfälle sind nach einer Mitteilung des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden die häufigste Todesursache für Kinder. Das sieht heute zum Glück anders aus.

 

15.03.1961 - Auf dem Genfer Auto-Salon wird der Jaguar E-Type, ein Abkömmling des Rennwagens D-Type, präsentiert. Der Sportwagen wird als Coupé und Roadster gebaut, verfügt zunächst über einen Sechszylinder-Motor mit 3.781 ccm und 269 PS. Dies reicht für damals sensationelle 241 km/h. 1964 bekommt er einen 4,2-Liter-Motor, ebenfalls mit 269 PS. Die Serie III, die ab 1971 gebaut wird, erhält einen neuentwickelten V12-Motor mit 5.343 ccm und 276 PS. Der E-Type mit seiner endlos langen Motorhaube gehört zu den begehrtesten britischen Sportwagen der 60er und 70er Jahre. Insgesamt werden 15.508 Exemplare gebaut. 1963 bringt Jaguar den 12 x gebauten "Lightweight" heraus, eine speziell für den Rennsport konstruierte leichtere Version des E-Type. Sowohl von der Technik wie auch äußerlich weicht sie von der Serie ab. Insgesamt werden 65.899 E-Type gebaut., davon 18.355 Coupé FHC, 31.245 Roadster OTS und 16.299 Coupé 2+2.

 

15.03.1961 – Auf Initiative des damaligen Polizeipräsidenten und späteren Kasseler Bürgermeisters Heinz Hille führt Kassel als erste deutsche Großstadt das Parken mit Parkscheiben in der Innenstadt ein. Ein erstes parkscheibenartiges System wurde bereits 1957 in Paris eingeführt, um das Dauerparken einzuschränken. Erdacht wurde es von dem Ingenieur Robert Thiebault und dem Polizeipräfekten Roger Genebrier. Am 31.05.1979 beschließt die Konferenz der Verkehrsminister der europäischen Gemeinschaft die Einführung einer einheitlichen Parkscheibenregelung.

 

10.04.1961 – Die Mercedes-Benz-Modelle 220 SE und 220 SE Coupé werden auf Wunsch mit Automatikgetriebe angeboten. Das Viergang-Planetengetriebe mit hydraulischer Kupplung ist als Eigenentwicklung speziell auf die Personenwagen von Mercedes-Benz abgestimmt.

 

24.04.1961 – In Paris wird ein Citroen mit einem sehr eigenwilligen Design vorgestellt: Der Ami 6. Besonders die stark nach innen geneigte Heckscheibe ist umstritten, sie stammt von Flaminio Bertoni. Der Ami 6 soll die Lücke zwischen dem Kleinwagen 2CV und der genialen Oberklasse-Limousine DS füllen. Vorgabe waren seinerzeit ein großer Kofferraum, komfortabler Platz für vier Passagiere und maximal 4 Meter Länge - ohne dass ein Kombi herauskommt. Trotz der anfänglichen Kritik am Design wird der Ami 6 ein Erfolg und ist 1966 das meistverkaufte Auto Frankreichs. Bis Frühjahr 1969 werden über eine Million Ami 6 gebaut. Wie der 2CV wird der Ami 6 von einem Zweizylinder-Boxermotor angetrieben, der Hubraum ist jedoch auf 602 ccm vergrößert, leistet 19,5 PS und beschleunigt den für den kleinen Motor doch recht schweren Wagen auf bemerkenswerte 105 km/h. Im September 1963 erhält der Ami 6 einen stärkeren Motor mit 24,5 PS und im November 1964 folgt die Kombivariante mit dem traditionellen Namen „Break“. Anfang 1968 leistet der Motor 32 PS. Im März 1969 wird der Ami 6 vom Ami 8 abgelöst.

 

28.04.1961 – In Wolfsburg beginnt die Produktion der Stufenhecklimousine VW 1500 (Typ 3), der im Herbst auf der IAA präsentiert werden wird. Acht Monate später, am 15.12.1961, folgt der Produktionsbeginn der als Variant bezeichneten Kombiversion.

 

30.04.1961 – In der Nähe der französischen Stadt Nevers wird eine neue Rennstrecke eröffnet. Zu Ehren des 1959 auf der AVUS tödlich verunglückten Rennfahrer Jean Behre wird sie „Circuit Jehn Behra“ genannt. Sie ist im Wesentlichen ein Dreieckskurs mit Start und Ziel auf der heute so nicht mehr vorhandenen abfallenden Geraden zwischen den Kurven Chateau d’eau (dem höchsten Punkt der Strecke) und Lycée. Bestandteil dieser ersten Anlage waren auch Teile der Streckenführung der aktuellen Start- und Zielgeraden, der Grande Courbe und der Geraden vor der Imola-Schikane bzw. Chateau d’eau. Am 28. Mai 1961 wurde die Strecke mit dem 1. Grand Prix de Magny-Cours offiziell eingeweiht. Am 11.11.1987 finden die letzten Rennen auf dem „Circuit Jean Behra“ statt. Knapp zwei Jahre später wird eine neue Rennstrecke unter dem Namen „Circuit de Nevers Magny-Cours“ eröffnet.

 

03.05.1961 – Auf der Festung Bohus stellt Volvo der Presse seinen Sportwagen P 1800 vor. Drei Fahrzeuge werden vorgeführt. Die Form wird von Pelle Petterson, damals Mitarbeiter bei Pietro Frua, entworfen. Die Fahrzeuge werden zunächst bei Jensen Motors in West Bromwich GB) montiert. Aufgrund von Qualitätsproblemen bei Monate und Lackierung beendet Volvo die Zusammenarbeit und verlegt die Produktion in das Volvo-Stammwerk Lundby bei Göteborg. Der Modellbezeichnung P 1800 S wird das „S“ für Schweden zugefügt. Unter der Motorhaube des Coupés werkelt ein Vierzylinder-Reihenmotor mit 1,8 Liter Hubraum und einer Leistung von 90 PS. 1968 erhält der P 1800 S einen neuen 2,0-Liter-Motor mit 105 PS. Gebaut werden 39.407 Sportwagen bis zum Frühjahr 1972. Bekannt wird der Wagen auch durch die Fernsehserie „Simon Templar“ mit dem späteren James-Bond-Darsteller Roger Moore, die von 1962 bis 1969 gedreht wird. Eines der Vorführfahrzeuge, einst einen Tag zuvor zugelassen, wird 1976 von seinem Besitzer in einer Scheune eingelagert. 45 Jahre später wird er im September 2021 für 125.000 schwedische Kronen (12.500 Euro) versteigert.

 

14.05.1961 - Sieger beim „Großen Preis von Monaco“ wird der britische Rennfahrer Stirling Moss mit einem Lotus-Climax vor den drei Ferrari-Fahrern Richie Ginther, Phil Hill und Wolfgang Graf Berghe von Trips. Für Moss ist es der dritte und letzte Sieg in Monaco, ein Rekord, der erst 1968 von Graham Hill überboten wird.

 

28.05.1961 - Fast acht Stunden lang fahren 64 der besten Sportwagenfahrer bei Schnee, Regen und eisigem Wind über den Nürburgring. Das 1000-km-Rennen geht mit einer Überraschung zu Ende: Die Außenseiter Masten Gregory und Lloyd „Lucky“ Casner (beide USA) auf Maserati tragen den Sieg davon.

 

28.05.1961 – Mit dem 1. Grand Prix de Magny-Cours wird der Circuit Jean Behra offiziell eingeweiht; einem internationalen Lauf der Formel Junior, die zwischen 1960 und 1963 die Formel 2 ersetzt. Sieger des 50-km-Rennens mit rund 10.000 zahlenden Zuschauern wird der auch in der Formel 1 fahrende Südafrikaner Anthony Maggs auf einem Cooper T56-BMC mit 1,5-Liter-Saugmotor. Am 11. Juni findet das erste Motorradrennen vor rund 5000 Zuschauern statt. 1963 eröffnet Jean Bernigaud an der Strecke eine Rennfahrerschule, die später als Winfield Racing Schools bekannt wird und weitere Niederlassungen an anderen Strecken hat. In Magny-Cours lassen sich unter anderem die späteren französischen Formel-1-Fahrer François Cevert, Patrick Depailler, Jean-Pierre Jarier und Jacques Laffite ausbilden. Ab 1964 gastiert als größtes Motorsportereignis des Kurses nicht die wieder eingeführte Formel 2, sondern nur noch die Formel 3 einmal jährlich in Magny-Cours – allerdings mit internationaler Beteiligung. Die Rundenzeiten liegen dabei deutlich unter einer Minute; Patrick Depailler fährt auf der nun neun Meter breiten Fahrbahn mit einem Alpine A330-Renault/Mignotet beim Formel-3-Rennen 1969 mit 49,6 Sekunden den ewigen Rundenrekord für das erste Strecken-Layout.

 

31.05.1961 - In der Zeit zwischen sechs und 22 Uhr soll es Beschränkungen auf der Autobahnstrecke Köln-Bonn in Bezug auf die Höchstgeschwindigkeit geben. Erlaubt sind künftig nur noch 100 km/h. Nach Untersuchungen des Düsseldorfer Verkehrsministeriums haben sich auf der 1932 gebauten Autobahnstrecke doppelt so viele tödliche Unfälle wie auf den übrigen Autobahnabschnitten im Bezirk Köln ereignet.

 

11.06.1961 - Das Team Olivier Gendebien (Belgien) und Phil Hill (USA) auf Ferrari 250 TRI/61 gewinnen das 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Dabei erreichen sie eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 186,5 km/h. Ihnen folgen der Belgier Willy Mairesse und der Brite Mike Parkes, die ebenfalls mit einem Ferrari 250 TRI/61 unterwegs sind. Auf Platz drei liegt ein weiterer Ferrari, ein 250 GT Berlinetta SWB, pilotiert von Pierre Noblet (Belgien) und Jean Guichet (Frankreich). Beste Deutsche sind Edgar Barth und Hans Hermann auf einem Porsche 718/4 RS Coupé.

 

15.06.1961 - In Köln ist von den Ford-Werken AG die Ausschüttung einer ungewöhnlich hohen Dividende von 50 Prozent geplant. Der Betrag erklärt sich aus der Tatsache, dass der Ford-Konzern steuerliche Vorteile so weit wie möglich ausgenutzt hat. Im Besitz freier Aktionäre sind nur 1 Prozent des Aktienkapitals der deutschen Ford-Werke.

 

07/1961 - Mit Ende der letzten Schicht vor den Werksferien läuft der letzte Renault 4CV vom Band, es ist der 1.105.547. 4CV. Entwickelt wird er ab 1942 heimlich im besetzten Frankreich, da unter dem Druck der deutschen Besatzungsmacht das Vichy-Regime die Entwicklung und Produktion ziviler Kraftwagen verboten hat. So können bereits im November 1945 die Tests mit den Prototypen beginnen. Offiziell wird der Renault 4CV auf der Mondial de l'Automobile in Paris. Die Bezeichnung 4CV steht, wie beim Citroen 2CV, für die französische Steuerklasse "CV". Zur Produktion der ersten Serienfahrzeuge verwendet Renault die noch im Werk vorhandenen Restposten an Tarnfarbe des früheren Deutschen Afrikakorps. Wegen der Form und dieser sandbeigen Farbe erhält das Auto in Frankreich den Spitznamen "Motte de Beurre" ("Butterklumpen") und in Deutschland "Cremeschnittchen". Der Renault 4CV wird in Frankreich das Gegenstück zum Volkswagen Typ 1 in Deutschland. Der Renault verfügt über einen wassergekühlten Vierzylinder-Reihenmotor mit 760 bzw. 747 ccm Hubraum und 21 PS. Die französische Gendarmerie in den Großstädten bekommt zum Eingreifen für Überfallkommandos eine dunkelblau-weiß lackierte Sonderausführung mit 33-PS-Motor und wesentlich größerer Heckscheibe.

 

01.07.1961 - In die VW-Stadt Wolfsburg kommen zur ersten Hauptversammlung der Volkswagen-AG rund 7.000 Kleinaktionäre.

 

06.08.1961 - Auf dem Nürburgring in der Eifel gewinnt der britische Rennfahrer Stirling Moss auf Lotus 18/21 vor 250.000 Zuschauern den „Großen Preis von Europa“. Den zweiten Platz holt sich der bundesdeutsche Rennfahrer Wolfgang Graf Berghe von Trips auf Ferrari 156. Dritter wird der Brite Phil Hill, ebenfalls auf einem Ferrari 156. In der Fahrerwertung liegt nach diesem Rennen Wolfgang Graf Berghe von Trips vor Phil Hill und Stirling Moss. Nur einen Monat später stirbt von Trips beim Rennen in Monza.

 

09/1961 – Auf Basis des Auto Union 1000 wird seit 1958 ein zweisitziges Coupé gebaut – der Auto Union 1000 Sp („Sp“ für Spezial), der bei Baur in Stuttgart entsteht. Ab September 1961 kommt ein offener Roadster hinzu, der ebenfalls bei Baur gefertigt wird. Bis April 1965 entstehen 5.004 Coupés und 1.604 Roadster. Bei ihrer Markteinführung kosten beide Modelle 11.950 DM, zuletzt Anfang 1965 nur 9.400 DM.

 

01.09.1961 - Beginn der Serienproduktion des Karmann Ghia Typ 34 in Osnabrück. Gleichzeitig wird auch die Typ 3 1500er Limousine ins Produktionsprogramm aufgenommen und in Wolfsburg gebaut. Der „Große Karmann Ghia“, wie der Typ 34 auch genannt wird, basiert auf dem VW Typ 3 (VW 1500/1600) und ist offiziell ein viersitziger geschlossener Personenwagen mit Heckantrieb. Er ist nicht der Nachfolger des „kleinen“ Karmann Ghia (Typ 14), der auf dem VW Käfer basiert, sondern wird zwischen 1961 und 1968 parallel in Osnabrück gebaut. Der Typ 34 ist kein echter Sportwagen, sondern „A Ladies‘ Sportscar“, wie VW betont. Er ist vor allem als Zweitwagen der „Dame des Hauses“ vermögender Schichten und als Gefährt von Akademikerinnen zu finden. Auf den Rücksitzen ist lediglich Platz für kleine Kinder, denn mehr als Notsitze sind es nicht. Im Gegensatz zum Karmann Ghia Typ 14 gibt es den Typ 34 nur als Limousine. Zwar werden bei Karmann auch Prototypen eines Cabriolets (12 Exemplare) und einer Fließheckvariante gebaut, die Serienfertigung bleibt jedoch aus – ebenso wie das Cabriolet des VW Typ 3 1500. Der Karmann Ghia Typ 34 ist kein wirtschaftlicher Erfolg. In sieben Jahren Bauzeit entstehen lediglich 42.505 Fahrzeuge. Einen Nachfolger gibt es nicht.

 

07.09.1961 – Volkswagen liefert die ersten des auf der 40.IAA in Frankfurt am Main vorgestellten neuen Modells VW 1500 (Typ 3) an die VW-Händler aus. Den Typ 3 gibt es als Limousine mit Stufen und als Kombi (Variant). Technisch unterscheidet er sich wenig vom Konzept des VW Typ 1 (Käfer), besitzt jedoch eine Pontonkarosserie mit besserem Platzangebot und einen „Flachmotor“ (Boxermotor) mit mehr Hubraum und geänderter Luftkühlung. Mit dem flachen Motor entstand auch im Heck Platz für einen Kofferraum. Der VW 1500 hat 45 PS bei 1.493 ccm Hubraum. Ab August 1953 kommt der 1500 S hinzu, der bei gleichem Hubraum 54 PS leistet. Im August 1965 kommt eine weitere Modellvariante hinzu: Der 1600 TL (TL = Touren-Limousine), die jedoch wenig Anklang findet. Gleichzeitig hat der Typ 3 nun 1.584 ccm Hubraum bei gleichgebliebener Leistung von 54 PS. 1961 entsteht beim Osnabrücker Karosseriebauer, der bereits das Käfer Cabriolet, das Karmann Ghia Coupé und Cabriolet (Typ 14) und den „großen Karmann Ghia (Typ 34) baut, ein VW 1500 Cabrio. Dieses geht leider nicht in Serie, zwei Prototypen sind erhalten und stehen in den VW-Automobilsammlungen in Osnabrück und Wolfsburg. Bis 1973 werden vom Typ 3 insgesamt 2.583.015 Exemplare gebaut, darunter 1.202.483 als Variant.

 

10.09.1961 - Als Führender der WM-Wertung, der zum Gewinn der Weltmeisterschaft nur noch einen einzigen Sieg benötigt, verunglückt Wolfgang Berghe von Trips beim Großen Preis von Italien in Monza nach einer Kollision mit Jim Clark in der zweiten Runde bei der Anfahrt zur Parabolica-Kurve tödlich. Bei diesem auch als „schwarze Stunde der Formel 1“ bezeichneten Unfall schleudert der Ferrari des Berghe von Trips auf den seitlichen Erdwall der Geraden vor der Kurve und prallt gegen die Drahtabzäunung vor den Zuschauern, wobei 15 Personen getötet und 60 weitere verletzt werden. Berghe von Trips wird dabei aus dem Rennwagen geschleudert und ist durch einen Genickbruch sofort tot.  Phil Hill gewinnt das Rennen und wird später Weltmeister mit 34 Punkten vor Berghe von Trips mit 33 Punkten. Dritter wird Stirling Moss mit 21 Punkten.

 

11.09.1961 - Über den Bremer Automobilhersteller Borgward wird das Konkursverfahren eröffnet, nachdem im Juli beantragte Vergleichsverfahren scheiterten.

 

21.09.- 01.10.1961 - In Frankfurt am Main findet die IAA statt. Zahlreiche Automobilhersteller präsentieren neue Modelle. So stellt Mercedes-Benz die neuen Pkw-Typen 190 und 190 D (intern 190 c und 190 Dc, W 110), das neue 220 SE Cabriolet (W 111) sowie der Typ 300 SE (W 112) vor. Die Modelle 190 und 190 D sind nicht nur als Limousine, sondern auch als Fahrgestelle für Kombiwagen und Krankenwagen erhältlich. Der 300 SE ist serienmäßig mit Automatikgetriebe, Luftfederung und Scheibenbremsen an Vorder- und Hinterrädern ausgerüstet. Auf der IAA debütieren auch die Großmotoren-Baureihen MB 833 und MB 838. Der Münchner Autobauer BMW präsentiert den Prototyp des BMW 1500. Renault stellt den R4 vor. Anschließend lässt Renault 200 weiße R4 am Pariser Eiffelturm vorbeifahren - eine bemerkenswerte Marketingmaßnahme. Der R4 gilt als preiswert, praktisch und vielseitig, im Spritverbrauch sparsam und mechanisch robust. Er ist gleichermaßen beliebt bei Studenten, jungen Familien wie auch bei der Gendarmerie. Aber es gibt auch einen Kritikpunkt: Rost. Es heißt, der R4 rostet schon im Laden, bevor er auf die Straße kommt. Bis zur Produktionseinstellung 1992 laufen 8.135.424 Fahrzeuge der verschiedenen Modelle vom Band. Schon 1988 werden die letzten R4 in Deutschland verkauft - der R4 erfüllt die verschärften Abgasnormen nicht. Die Der Auto Union präsentiert den 1000 Sp (Sp für Spezial und nicht wie vielfach angenommen wird, für das Wort „Sport“), ein zweisitziges Sportcoupé beziehungsweise ein zweisitziger Roadster. Gefertigt wird der 1000 Sp von 1958 bis 1965 bei Baur in Stuttgart und erreicht eine Stückzahl von 5004 Coupés. Von September 1961 bis April 1965 fertigt man zudem 1640 offene Roadster. Gegenüber dem Auto Union 1000 S ist die Motorleistung hauptsächlich durch höhere Verdichtung (8:1) auf 55 PS gesteigert worden, aber auch durch geringfügige Unterschiede im Motorblock und eine unterschiedliche Vergaseranlage. Das bringt den „Schmalspur-Thunderbird“, wie der 1000 Sp in der Presse gelegentlich genannt wird, auf eine Höchstgeschwindigkeit, die mit 140 km/h das schwächer motorisierte 1000-S-Coupé geringfügig übertrifft. Ab den Modellen 62 erhalten sowohl das Coupé als auch der Roadster abgerundete Heckflossen. Coupé und Roadster kosten bei Markteinführung 11.950 Mark, später wird der Preis auf 10.950 Mark gesenkt und zuletzt, Anfang 1965, auf 9.400 Mark. Die Hans Glas GmbH präsentiert den Glas S 1004 und erregt damit Aufsehen. Der kantige Wagen - als Coupé und Cabrio vorgestellt -  bietet eine Menge fürs Geld und überrascht mit seinem aufwändig konstruierten Motor. Dabei handelt es sich um einen 1000 ccm großen Vierzylinder, was seinerzeit in der 1-Liter-Klasse als nicht selbstverständlich gilt.

 

18.10.1961 - Nach einer Prozessdauer von zwölf Jahren kommt im Prozess der Volkswagen-Sparer ein Vergleich zustande. Ursprünglich sollten diese durch Sparen Anrechtsscheine auf einen KdF-Wagen erwerben. Nach dem Krieg verlieren diese jedoch ihren Wert von damals über 280 Millionen Reichsmark. Betroffen waren ca. 340.000 Personen. 1948 wird der Verein „Hilfsverein ehemaliger Volkswagensparer“ gegründet, um die Ansprüche gegen Volkswagen mit juristischen Mitteln durchzusetzen. Da das Volkswagenwerk jedoch nie in den Besitz der Gelder gelangt war, die auf einem Sperrkonto der Bank der Deutschen Arbeit verbucht waren, endet der Prozess 1961 unter Ausschluss eines Rechtsanspruchs mit dem Angebot der Volkswagenwerk AG, den „KdF-Sparern“ einen Rabatt von 600 DM beim Kauf eines Fahrzeugs zu gewähren, was damals knapp dem Wert des Neupreises entspricht. Wer sich keinen neuen Wagen kaufen will oder kann, erhält bis zu 100 Euro ausbezahlt. Bis Ende 1970 werden die Ansprüche von insgesamt 120.573 Antragstellern abgewickelt. Knapp die Hälfte davon nimmt den Rabatt beim Neuwagenkauf in Anspruch.

 

26.10.-05.11.1961 - Das Team Walter Schock/Manfred Schiek gewinnt auf Mercedes-Benz 220 SE den Großen Straßenpreis von Argentinien für Tourenwagen, ein strapaziöses Rennen über mehr als 4.500km.

 

21.11.1961 - Die französischen Automobilwerke Renault und die italienische Alfa-Romeo-Gesellschaft gründen eine gemeinsame französisch-italienische Automobilfirma, die Sviluppo Automobilistico Meridionale (SAM). Sie soll in Süditalien die neuen Renault-Kleinwagen R 4 produzieren.

 

04.12.1961 - Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs sind in Wolfsburg fünf Millionen Volkswagen produziert worden. Generaldirektor Heinz Nordhoff bezeichnet das Ereignis in einer Ansprache als einen der größten industriellen Erfolge, die es jemals gegeben hatte.

 

 

1962

 

01/1962 – In Maranello präsentiert Ferrari den 250 GTO. Der 250 GTO ist die Weiterentwicklung der 250 GT-Serie zu einem Wettbewerbsfahrzeug in der Gran-Turismo-Kategorie. Es entsteht ein Rennwagen mit Straßenzulassung, mit dem die Fahrer oft zu ihren Rennen auf eigener Achse anreisen. Die Basis für den 250 GTO bildet das Modell Ferrari 250 GT Berlinetta SWB. SWB bedeutet short wheelbase (kurzer Radstand). GTO ist die Abkürzung für Gran Turismo Omologato, worunter ein Homologationsmodell zu verstehen ist. Die 250 in der Typbezeichnung steht für den Hubraum in Kubikzentimeter pro Zylinder. Angetrieben werden die Sportwagen von einem Zwölfzylinder-V-Motor mit 2.953 ccm und 297 PS, was für rund 280 km/h Höchstgeschwindigkeit ausreicht. Die Erfolge des 250 GTO sind beeindruckend, es gibt Siege bei den 12 Stunden von Sebring, der Targa-Florio, den 1000 km von Spa-Franchorchamps und in Le Mans. Zwischen 1962 und 1964 entstehen insgesamt 35 Exemplare, die heute noch alle erhalten sind und zu den wertvollsten Automobilen zählen.

 

09.01.1962 – In Wolfsburg startet die Serienfertigung des neuen VW 1500 Variant, der dritten Karosserievariante des VW 1500 nach Stufenheck und Fließheck.

 

02/1962 - Die Deutsche Bundespost beauftragt VW mit der Entwicklung eines Fahrzeugs für die Postauslieferung. Kein auf dem Markt befindliches Fahrzeug erscheint der Post als geeignet. Vorgaben: Laderaum zwei Kubikmeter und vom Führerhaus erreichbar, 400 kg Nutzlast, Schiebetüren. VW baut ein Fahrzeug, dass viele Komponenten anderer Modelle enthält. Achsen, Motor und Getriebe kommen vom Käfer, Chassis vom Karmann Ghia, Scheinwerfer vom Typ 3. Auch der Transporter spendete Teile wie die Motorklappe und eine verkürzte Heckklappe des T1.

 

04/1962 – Seinen ersten Einsatz hatte das CD-Dyna-Coupé (oder auch Panhard & Levassor CD Le Mans, Panhard CD oder CD-Panhard Dyna Coupé) bei den Le-Mans-Testtagen im April 1962. Der CD Dyna, ist ein Sportwagen-Prototyp, der bei Panhard & Levassor für das 24-Stunden-Rennen von Le Mans gebaut wird. Ende 1961 wird bekannt, dass sich der französische Automobilkonstrukteur Charles Deutsch von seinem langjährigen Partner René Bonnet getrennt hatte. Bei Panhard zeigt man großes Interesse an Deutsch, der vor allem als Aerodynamiker bekannt ist. Deutsch willigt ein, für Panhard einen neuen Prototyp, diesmal ein Coupé, für das 24-Stunden-Rennen von Le Mans 1962 zu konstruieren. Deutsch hat bereits an einem Sportwagenprojekt mit Panhard-Motor gearbeitet, die Kontaktaufnahme kam daher zum richtigen Zeitpunkt. Im Januar 1962 beginnt die Arbeit an fünf Rohrrahmen für die Chassis, die die Bezeichnung 101 bis 105 erhielten. Nach dem Entwurf von Deutsch produziert Chappe et Gessalin die fünf aerodynamischen Karosserien. Angetrieben werden die Wagen von einem 702-ccm-2-Zylinder-Motor. Das Chassis 105 erhält für die Tour de France für Automobile einen leistungsstärkeren 954-ccm-Motor. Seinen ersten Einsatz hat das Coupé bei den Le-Mans-Testtagen im April 1962 mit Pierre Lelong und Bernard Boyer am Steuer. Gemeldet sind die Fahrzeuge in der Klasse für Experimentalfahrzeuge bis 850-ccm. Die guten Testergebnisse sorgen bei Panhard für eine Erweiterung des Einsatzprogramms. So kommt die französische Mannschaft im Mai 1962 mit zwei Fahrzeugen zum 1000-km-Rennen auf dem Nürburgring. Bernhard Boyer und André Guilhaudin erreichen den 24. Rang in der Gesamtwertung, während Alain Bertaut und Jean-Pierre Hanrioud ausfallen. In Le Mans sind drei der Coupés am Start und das Fahrzeug mit der Startnummer 53, gefahren von Bertaut und Guildaudin, sorgt mit dem 16. Gesamtrang für den erhofften Klassensieg. Die Wagen von Boyer/Verrier und Lelong/Hanrioud fallen durch Motorschaden bzw. Unfall aus. Ende des Jahres fährt man noch die Tour de France und das 1000-km-Rennen von Paris, dann endet die kurze Rennkarriere der Dyna-Coupés.

 

04/1962 – Der erste Turbolader in einem PKW mit Ottomotor: Der neue Oldsmobile F-85 Jetfire-Coupé ist das Serienfahrzeug mit einem solchen aufgeladenen Motor. Der F-85 ist ein „Kompaktwagen“, der nach Preis und Größe deutlich unter dem bisherigen Einstiegsmodell Dynamic 88 rangiert. Alle Modelle dieses Typs sind mit einem V8-Motor ausgestattet, vom Jetfire mit dem Abgasturbolader werden bis 1963 knapp 10.000 Stück gebaut. 1964 erscheint der F-85 komplett überarbeitet, der Jetfire mit seinem Turbomotor wird nicht mehr produziert.

 

03.04.1962 – In Zuffenhausen rollt der 50.000. Porsche vom Band. Es ist ein 356 B.

 

23.04.1962 – Bei einem Formel-1-Rennen ohne Weltmeisterschaftsstatus (Glover Trophy) kommt der britische Rennfahrer Stirling Moss, an vierter Stelle liegend, aus nie geklärten Umständen von der Strecke ab und prallt gegen einen Erdwall. Kurz zuvor erreicht er trotz Getriebeproblemen noch die schnellste Rennrunde. Moss erleidet Knochenbrüche und ein Hirntrauma, liegt im Koma und ist zunächst halbseitig gelähmt. Über ein Jahr braucht er zur Genesung. Im Mai 1963 kehrt er zu Testzwecken nach Goodwood zurück. Obwohl er konkurrenzfähige Rundenzeiten erzielt, erklärt er seinen Rücktritt. Laut eigener Aussage hat er nicht mehr die Selbstverständlichkeit, die Leichtigkeit des Fahrens.

 

05/1962 - Die MG-Division von BMC bringt den MGB als Nachfolger des MGA heraus. Zunächst gibt es den MGB ausschließlich als Roadster, der von einem Vierzylinder-Reihenmotor mit 1.798 ccm Hubraum und 95 PS. Bei seinem Erscheinen gilt der MGB als relativ modern. Er besitzt eine selbsttragende Karosserie, die Fahrzeuggewicht und Fertigungsaufwand senkt und dem Wagen größere Stabilität gibt. Der MGB ist eines der ersten Fahrzeuge, die eine definierte Knautschzone haben. Die Fahrleistungen sind zu ihrer Zeit durchaus ansehnlich, er beschleunigt von 0 auf 100 km/h in nur etwas mehr als 11 Sekunden. 1965 folgt der MGB GT, ein Coupé als Zweisitzer mit zwei Notsitzen, schon fast ein Shooting Brake. Zwischen 1973 und 1976 wird auch ein MBG GT V8 mit einem 3,5-Liter-V8-Motor angeboten, den Rover aus einem ehemaligen Buick-Motor entwickelt hat. Bis Dezember 1980 entstehen vom MGB Roadster 399.070 Fahrzeuge. Dazu kommen 125.282 MGB GT und vom MGB GT V8 weitere 2.591 Werksexemplare. Zwischen 01/1967 und 09/1969 entsteht der MGC, der vom MGB abgeleitet ist und einen Sechszylinder-Reihenmotor mit 2.912 ccm Hubraum mit einer Leistung von 147 PS unter der Motorhaube trägt. Von ihm werden 9.002 Roadster gebaut.

 

05/1962 - Der im September 1961 auf der IAA Frankfurt vorgestellte Glas S 1004 geht in Serie, zunächst das Coupé, ein halbes Jahr später das Cabrio. Die Fahrt im S 1004 gestaltet sich dank des kurzhubigen und drehfreudigen wie drehzahlfesten Vierzylindermotors sehr sportlich. Tester bescheinigen dem Auto eine hervorragende Straßenlage. Komfort ist jedoch nicht zu erwarten: Das recht harte Fahrwerk sorgt zusammen mit dem kurzen Radstand für raue Sitten, dazu schränkt das sportlich-flache Dach die Kopffreiheit ein. Im Januar 1963 folgt die Limousine. Dazu gibt es einen neuen Motor mit 1,2 Liter Hubraum und 53 PS, wodurch die Bezeichnung auf 1204 wechselt. Es folgen die 1304-Modelle mit 1290 ccm Hubraum und 60 (1304, S, CL), 75 (TS) und ab 9/1965 mit 85 PS. Gebaut werden der Glas 1004 bis 1967, der 1204 bis 1965 und der 1304 CL bis 1968. Doch zu diesem Zeitpunkt war die Hans Glas GmbH bereits kein eigenständiges Unternehmen mehr: Ende 1966 hatte BMW das Unternehmen übernommen.

 

06.05.1962 – Die 46. Targa Florio und somit den fünften Wertungslauf der Sportwagen-Weltmeisterschaft in diesem Jahr dominieren die Ferrari-Fahrer. Auf den ersten fünf Plätzen kommen vier Ferrari ins Ziel. Gewonnen wird das Rennen vom Trio Willy Mairesse, Ricardo Rodríguez und Olivier Gendebien, die einen Werks-Ferrari Dino 246SP fahren. Für Gendebien ist es der bereits dritte Gesamtsieg bei der Targa. An der zweiten Stelle kommt ein weiterer Werks-Ferrari ins Ziel. Der Dino 196SP wird von Lorenzo Bandini und Giancarlo Baghetti gefahren. Bester Nicht-Ferrari ist der drittplatzierte Porsche 718 GTR von Nino Vaccarella und Joakim Bonnier.

 

06/1962 – Der Autobauer Opel bringt ein neues Modell mit einem aus der Vorkriegszeit bekannten Namen auf den Markt: Den Kadett, mit dem die Rüsselsheimer dem VW Käfer Konkurrenz machen wollen. Der neue Kadett A wird im neuen Opel-Werk in Bochum gebaut. Unter der Motorhaube befindet sich ein Vierzylinder-Reihenmotor mit 993 ccm und einer Leistung von 40 PS. Der 96 kg schwere Motor ist der erste nach dem Krieg bei Opel völlig neu entworfene Motor, Zunächst gibt es das neue Modell nur als Stufenhecklimousine, die gegenüber dem Käfer den Insassen deutlich mehr Platz in seiner modernen selbsttragenden Karosserie bietet. Die Sicht ist deutlich besser, er hat einen größeren Kofferraum und ist kürzer und leichter. Gebaut wird er nur als Zweitürer. Später zeigt sich eine enorme Rostanfälligkeit, wodurch der Kadett A trotz großer Stückzahlen schnell wieder aus dem deutschen Straßenbild verschwindet. Insgesamt entstehen vom Opel Kadett A in nur drei Jahren Bauzeit 649.512 Exemplare aller Karosserieformen. Zwischen Februar 1964 und Herbst 1965 wird der Kadett A auch in die USA exportiert, wo er über rund 500 Buick-Händler verkauft wird.

 

2.05.1962 – Beim Großen Preis der Niederlande auf dem Circuit Park Zandvoort, dem ersten Formel-1-Rennen der Saison 1962, geht der revolutionäre Lotus 25 an den Start. Er ist das erste Formel-1-Auto mit einem Monocoque und gilt als ein Meilenstein der Rennsportgeschichte, der die Formel 1 revolutioniert. Lotus-Gründer Colin Chapman übernahm das Konzept des Monocoques nach allgemeiner Ansicht von Marcos; Beobachter sehen eine deutliche konstruktive Ähnlichkeit des Marcos- und der Lotus-Monocoques. Der 25 ist zunächst dem Lotus-Werksteam vorbehalten. 1963 gewinnt der Werksfahrer Jim Clark mit ihm die Fahrer- und Lotus zugleich die Konstrukteursweltmeisterschaft. Der 25 wird im Laufe der Jahre mit unterschiedlichen Motor-Getriebe-Kombinationen eingesetzt. Das Lotus-Werksteam verwendet von 1962 bis 1965 Coventry-Climax-FWMV-Motoren mit acht Zylindern. Der Hubraum liegt bei 1497 ccm. Hieraus entwickelt der Motor 190 PS bei 10.000/min. Zur Kraftübertragung verwendet Lotus ein längs liegendes Fünfganggetriebe von ZF, das an der Hinterachse positioniert ist, und eine Zweischeiben-Sintermetall-Kupplung. Die Höchstgeschwindigkeit dieser Version liegt bei ca. 250 km/h. Neben dem Werksteam setzt auch der private Rennstall Reg Parnell Racing ab 1964 zeitweise einen Lotus 25 ein. Das Team fährt mit einem Achtzylindermotor von B.R.M und einem Fünfganggetriebe von Hewland. Parnell setzt den Wagen nahezu durchgängig bis Frühjahr 1967 ein. Bei anderen Privatteams erscheint der Lotus 25 nur vereinzelt.

 

03.06.1962 – Mit dem Großen Preis von Monaco 1962 findet das zweite Rennen der Automobil-Weltmeisterschaft 1962. Unmittelbar nach dem Start kommt es in der Kurve Gasometer Hairpin zu einem schweren Unfall, in dem die Fahrer Ginther, Trintignant, Irland, Taylor und Gurney involviert sind. An Ginthers Wagen löst sich in Folge des Unfalls ein Rad, welches einen Streckenposten trifft und ihn dabei tödlich verletzt. Dies ist somit der erste tödliche Unfall der Automobilweltmeisterschaft 1962. Die Entscheidung um den Sieg und die Podestplätze fällt im letzten Renndrittel. Phil Hill überholt Brabham in Runde 76. Eine Runde später scheidet Brabham aus, da er aufgrund eines Fahrfehlers verunfallt und sich die Aufhängung seines Wagens beschädigt. Nachdem Mairesse in Runde 90 einen Motorschaden erleidet, passiert dies zwei Runden später auch beim Führenden Graham Hill. Für alle drei Fahrer ist das Rennen beendet, sie haben aber die nötige Renndistanz gefahren, um gewertet zu werden. Da nur fünf Fahrzeuge das Ziel erreichen, bekommt Graham trotz Ausfalls noch einen Punkt für den sechsten Platz. McLaren übernimmt die Führung, wird aber in den letzten Runden von Phil Hill attackiert, der bis auf eine Sekunde herankommt. McLaren sichert sich knapp den zweiten Sieg in der Automobilweltmeisterschaft, nachdem er zuvor das Saisonfinale ein Jahr zuvor gewonnen hat, den Großen Preis der USA 1961. Für McLaren bleibt dies der einzige Sieg beim Großen Preis von Monaco. Cooper ist zum dritten und letzten Mal erfolgreich. Anschließend gewinnt Cooper viele Jahre lang keine Rennen mehr. Erst beim Großen Preis von Mexiko 1966 siegt Cooper erneut. Phil Hill wird Zweiter vor seinem Teamkollegen Bandini, der zum ersten Mal in seiner Karriere einen Podestplatz erreicht. Auf Rang vier wird Surtees klassifiziert, dies ist die erste Punkteplatzierung für den Konstrukteur Lola. Auf Rang fünf erreicht Bonnier mit sieben Runden Rückstand das Ziel. Die schnellste Rennrunde wird von Clark gefahren. In der Fahrerwertung behält Graham Hill den ersten Rang, da Phil Hill zwar ebenfalls 10 Punkte hat, aber im Gegensatz zu Graham Hill noch kein Rennen gewonnen hat. McLaren verbessert sich auf Rang drei und hat nur einen Punkt Rückstand auf die beiden Hills. Neuer Vierter der Fahrerwertung ist Taylor vor Bandini. Cooper übernimmt die Führung in der Konstrukteurswertung mit elf Punkten vor B.R.M. und Ferrari, die jeweils zehn Punkte haben.

 

27.06.1962 – Vor der Villa Rivolta bei Mailand präsentiert Renzo Rivolta sein jüngstes und zugleich größtes Werk der Öffentlichkeit: Den Iso Rivolta 300. Er entsteht aus der Zusammenarbeit von Renzo Rivolta mit dem Konstrukteur Giotto Bizzarrini, dem Designer Giorgetto Giugiaro und dem Karosseriehersteller Bertone. Der elegante Gran Turismo trägt einen 5,4-Liter-V8-Motor von Chevrolet unter der Haube und entspricht dem Motor der Corvette. Bis 1970 baut Bertone 792 Coupés.

 

27.06.1962 – In Stuttgart stirbt der Ingenieur, Automobilrennfahrer und Rennleiter Willy Walb im Alter von 72 Jahren. Walb beginnt seine Karriere im Jahr 1914 als Ingenieur in der Flugmotoren-Abteilung bei der Benz & Cie. In den frühen 1920er-Jahren wechselt er in die Versuchsabteilung des Rennteams. Für dieses tritt er auch bei Rennen an und gewinnt beispielsweise auf Benz 6/18 PS im Oktober 1921 die Gesamtwertung der Klasse I beim Baden-Badener Automobilturnier. Außerdem ist er an der Entwicklung des Benz-Tropfenwagens beteiligt, den er auch einige Male pilotiert. Im Sommer 1926 fusionieren die Benz & Cie. und die Daimler-Motoren-Gesellschaft zur Daimler-Benz-AG. Am 12. 09.1926 des Jahres gewinnt Willy Walb auf dem neu vorgestellten Modell K die Klasse der Sportwagen mit mehr als 5 Liter Hubraum bei Rund um die Solitude in Stuttgart. Bei diesem Rennen praktiziert Mercedes-Rennleiter Alfred Neubauer erstmals ein Zeichensystem, das mit Hilfe von Flaggen und Informationstafeln eine detaillierte Kommunikation zwischen Box und Fahrern sowie einen präzise geplanten Ablauf der Boxenstopps zulässt. Beim Großen Preis von Deutschland 1927 für Sportwagen auf dem Nürburgring, der über eine Renndistanz von 509,4 km führt, wird Walb hinter seinen Teamkollegen Otto Merz und Christian Werner auf Mercedes-Benz Typ S Dritter und komplettierte somit den Dreifachsieg. Beim Deutschland-Grand-Prix des folgenden Jahres wurde dieser Dreifacherfolg wiederholt. Danach arbeitet Willy Walb eine Zeit lang als Assistent von Mercedes-Rennleiter Alfred Neubauer. Zur Saison 1934 startet die in Chemnitz ansässige Auto Union mit einem Werksteam ihr Engagement im internationalen Grand-Prix-Sport und Walb wird als Rennleiter verpflichtet. Das Team setzte den unter Mitwirkung von Ferdinand Porsche entstandenen Typ A mit seinem Sechzehnzylinder-V-Motor mit 4,4 l Hubraum und Aufladung durch ein Roots-Gebläse ein. Der Wagen ist in neuartiger Mittelmotor-Bauweise konstruiert. Hans Stuck gewinnt auf dem Nürburgring mit dem Großen Preis von Deutschland das erste bedeutende Rennen für die Auto Union. 1935 verpflichtet die Auto Union Karl Otto Feuereissen als neuen Leiter seiner Rennabteilung. Zwar sichert man Walb zu, dass er die technische Leitung der Abteilung behalten und als Gutachter des Vorstands alle Rennen besuchen soll, macht diese Zusagen aber im Dezember 1935 rückgängig. Willy Walb wird ins Werk Chemnitz-Siegmar versetzt, wo er die Entwicklung des Wanderer W 25 K vollenden soll. Außerdem wird ihm die Auszahlung vertraglich zugesicherter Prämien und eines angemessenen Gehaltsausgleiches verweigert. Walb erleidet einen Nervenzusammenbruch und fühlt sich als Sündenbock für das schlechte Abscheiden in der Saison 1935, weist eine Schuld daran aber vehement von sich. Nach Ende der Rennsaison 1935 hat er nie wieder etwas mit der Auto-Union-Rennabteilung zu tun. Im Februar 1936 wechselt Willy Walb in die Behördenabteilung der Auto Union nach Berlin und arbeitet dort als Leiter des technischen Außendienstes. Er betreut prominente Fahrer in den Ministerien, sowie in den Partei- und Wehrmachtsstellen. Walb bleibt Angestellter der Auto Union bis zu deren Auflösung kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Er stirbt 1962 im Alter von 72 Jahren in Stuttgart.

 

27.06.1962 - Die im Vergleich zur Vorgängerin Giulietta deutlich geräumigere Limousine kommt auf den Markt. Sie heißt nicht mehr Giulietta Berlina, sondern nur Giulia. Ergänzt wird der Name ausstattungsabhängig um weitere Zusätze.  Anders als beim GT „Bertone“, der Berlina und dem Spider ist die Form der Giulia Limousine hausintern bei Alfa Romeo gestaltet. Der etwas hohen und kantigen Form sieht man nicht an, dass sie im Windkanal getestet worden war. Sie hat einen für damalige Verhältnisse geringen Widerstandsbeiwert (cw) von 0,34. Konstrukteur Orazio Satta Puliga legt auf die strömungsgünstige Karosserieform der Giulia Limousine großen Wert. Auch hat die Giulia als eines der ersten Serienfahrzeuge eine stabile Sicherheitsfahrgastzelle. Der kleine Motor (Giulia 1300) leistete 78 PS und ermöglichte eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h. Die Spitzenversion (TI Super) leistet 112 PS und fährt maximal 190 km/h. Zitat aus der Zeitschrift auto motor und sport: "Überlegenheit, die man nur mit Maßen ausnutzen darf, wenn man nicht die übrigen Verkehrsteilnehmer ängstigen will." Die gewichtsreduzierte (nur 910 kg) Giulia TI Super wird zwischen 1963 und 1964 in 501 Exemplaren produziert und ausschließlich an Privatrennfahrer abgegeben.

 

08.07.1962 - Porsche gelingt mit dem Modell 804 im Großen Preis des Automobilclubs von Frankreich in Rouen-les-Essarts der erste Formel-1-Sieg in der Unternehmensgeschichte. Bis zum Großen Preis von Frankreich in Rouen pausiert der 804, um nach Gurneys Wünschen verbessert zu werden. Wesentliche Verbesserung ist eine Änderung der Hinterradaufhängung, um den Wagen tiefer zu legen. Im Training fährt Gurney auf Platz sechs, Bonnier auf Platz neun. Während des Rennens kommt es Porsche zustatten, dass Ferrari wegen eines Metallarbeiterstreiks nicht angetreten sind, Jim Clark auf Lotus in Runde 33 ausscheidet und Graham Hill, B.R.M., durch einen Defekt zurückfällt. Gurney gewinnt das Rennen mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 163,98 km/h und einer Runde Vorsprung vor Tony Maggs auf Cooper. Bonnier fällt in der 42. von 54 Runden mit einem Schaden an der Benzinpumpe aus.

 

08/1962 – Der erste BMW 1500, das erste Modell der „Neuen Klasse“ von BMW, läuft vom Band. Bis Dezember 1964 werden 23.807 Fahrzeuge produziert. Angetrieben von einem Vierzylinder-Viertakt-Reihenmotor mit 1.499 ccm Hubraum und einer Leistung von 80 PS erreicht das Fahrzeug eine Höchstgeschwindigkeit von 150 km/h. 1963 kommt der BMW 1800 mit einem auf 1,8 Liter vergrößerten Motor mit 90 PS hinzu, auch in der sportlichen Variante BMW 1800 TI (Turismo Internazionale) mit einer auf 110 PS gesteigerten Motorleistung. Der 1800er Motor baut auf den Qualitäten des 1500er Aggregats auf, die durch bessere Verwirbelung des Kraftstoff-Luft-Gemisches weiter gesteigert werden. Im März 1964 wird der BMW 1500 durch den BMW 1600 abgelöst. Mit der sog. „Neuen Klasse“ kann der bayerische Automobilhersteller seine Krise überwinden.

 

05.08.1962 – Der Große Preis von Deutschland 1962 findet auf dem Nürburgring statt und ist das sechste Rennen der Automobil-Weltmeisterschaft 1962. Graham Hill siegt auf B.R.M. vor John Surtees auf Lola-Climax und Dan Gurney auf Porsche.

 

09/1962 – Der seit Juni gebauten Limousine des neuen Kadett A stellt Opel nun ein schickes Coupé zur Seite. Das mit 5.775 DM teure Coupé – rund 700 DM Mehrpreis gegenüber der Limousine – soll Opel dazu verhelfen, sich vom biederen „Hosenträger-Image“ der 50er Jahre zu befreien. 53.468 Coupés verlassen bis 1965 das Bochumer Werk.

 

09/1962 – Die Serienproduktion der Chevrolet Corvette C2 beginnt. Die neue Corvette wurde zuvor unter dem Namen „Sting Ray“ vorgestellt. Im Gegensatz zu C1 gibt es nun neben dem Cabrio auch ein Coupé. Neu sind auch die Drehscheinwerfer, die in späteren Ausführungen als Klappscheinwerfer regelmäßig wiederkehren und erst 2005 mit der C6 verschwinden. Zunächst hat die C2 noch den Achtzylinder-V-Motor unter der Motorhaube. Der sogenannte „Small Block“-Motor hat 5,3 Liter Hubraum und eine Leistung zwischen 250 und 360 brutto SAE-HP. Erst Mitte 1965 kommt der legendäre „Big Block“ mit 6,5 Liter Hubraum.

 

15.-23.09.1962 -  An der Tour de France für Automobile 1962 nehmen 116 Teilnehmer teil, von denen 46 das Ziel erreichen. Zum ersten Mal seit der Wiedereinführung des Rennens 1951 wird die Tour Auto nicht in Nizza gestartet, sondern in Rouen. Etappenziele der fünf Teilstücke der insgesamt 5.979 km langen Fahrt sind Tours, Toulouse, Nizza, das belgische Spa und Reims, wo die Tour endet. Ziel. 14 Wertungsprüfungen sind zu absolvieren, darunter Berg- und Rundstreckenrennen. Ferrari hat einen neuen Gran-Turismo-Rennwagen entwickelt, den Ferrari 250 GTO, der auch bei der Tour zum bestimmenden Rennfahrzeug in der GT-Klasse werden soll. Aber der schnellste GTO, mit Jo Schlesser am Steuer und dem ehemaligen Skirennläufer Henri Oreiller als Beifahrer, verliert 54 Minuten bei einem Ausrutscher bei der Sonderprüfung in Le Mans. Das Duo muss sich mit dem zweiten Rang in der Gesamtwertung zufriedengeben. Die beiden GTO’s von Carlo-Maria Abate und Edgar Berney fielen mit technischen Defekten aus und Lucien Bianchi verlieren seine Siegeschance nach einem Unfall mit einem Milchlastwagen. Somit feiert André Simon einen Überraschungssieg auf seinem Ferrari 250 GT. Es ist der siebte Gesamtsieg in Folge für einen Ferrari 250GT.In der Tourenwagenklasse führt Bernard Consten eine Phalanx von vier Jaguar Mark II an und feiert seinen dritten Gesamtsieg in Folge.

 

01.11.1962 – Der brasilianische Automobilrennfahrer Ricardo Rodríguez verunglückt bei einem Training zum Großen Preis von Mexiko in Mexiko-Stadt tödlich in seinem Lotus. In der Peraltada Kurve prallt er in die Streckenbegrenzung und stirbt beim Aufprall. Sein erstes Formel-1-Rennen bestreitet er im Alter von nur 19 Jahren für die Scuderia Ferrari beim Großen Preis von Italien auf einem Ferrari 1956. Er qualifiziert sich auf Anhieb auf dem zweiten Startplatz und hält fast 55 Jahre lang den Rekord als jüngster Fahrer, der in der Formel-1-Weltmeisterschaft aus der ersten Startreihe ein Rennen bestreitet. Insgesamt geht er bei fünf Formel-1-Rennen an den Start, sein bestes Resultat ist der vierte Platz beim Großen Preis von Belgien 1962.

 

12/1962 – Mazda startet das Cosmo-Projekt und stellt den ersten Zweischeibenmotorprotoyp im Juli 1963 fertig. Der erste fahrbare Prototyp des Cosmo Sport wird im August 1963 fertiggestellt. Dieser wird im Oktober 1963 auf der Tokyo Motorshow, unter dem Titel "Projekt L402A", vorgestellt. Der Prototypmotor L8A hat ein Kammervolumen von 2 x 398 ccm. Beim L8A setzt man noch kombinierte Seiten- und Umfangseinlässe ein. Der L8A wird zum L10A weiterentwickelt und das Kammervolumen auf 2 x 491 ccm vergrößert. Die Umfangseinlässe entfallen und werden durch zwei zusätzliche Seiteneinlässe in dem Vorder- und Endteil des Motors ersetzt. Dies verbessert das Drehmoment und die Fahrbarkeit bei niedrigen Drehzahlen. Der L10A hat eine Motorleistung von 110 PS. Im April 1966 stellt Mazda 80 Vorserien-Cosmo Sport her, davon liefert man 60 Stück an Händler in Japan zur Felderprobung aus. Von der ersten Serienversion L10A (30 Mai 1967 bis Juli 1968) werden 343 Stück hergestellt. Die zweite Serienversion L10B (13 Juli 1968 bis September 1972) wird 1176mal gebaut. Der L10B verfügt über das gleiche Kammervolumen wie der L10A, durch geänderte Steuerzeiten hat man die Leistung des Motors auf 128 PS gesteigert. Insgesamt werden 1519 Serienfahrzeuge (ca. 1599 mit Vorserienfahrzeugen mitgerechnet) des Typs Cosmo Sport hergestellt. Der Cosmo Sport wird nur in Japan verkauft. Der Mazda 110 S Cosmo Sport wird von 1967 bis 1972 gebaut. Er ist der erste Serienwagen mit einem Zweischeiben Wankelmotor mit 110 PS, ab 1968 mit 128 PS aus 1,0 Ltr Kammervolumen. Der Wagen wird 1519mal gebaut, ausschließlich als Rechtslenker.

 

 

1963

 

25.01.1963 - In Deutschland startet mit dem Film "James Bond - 007 jagt Dr. No" eine einzigartige Filmreihe. In der Hauptrolle: Jean Connery als James Bond, sein Dienstfahrzeug: ein Sunbeam Alpine Series II. Bond benutzt den Roadster auch bei einer Verfolgungsjagd, bei der mit quietschenden Reifen (!) durch die Kurven einer gebirgigen Schotterpiste fährt, während er von mehreren Killern in einem LaSalle-Leichenwagen verfolgt wird. Im Gegensatz zu seinen Einsatzwagen in späteren 007-Filmen muss der britische Agent beim Sunbeam noch auf Zusatzausstattungen verzichten. Unter der Motorhaube steckt ein regulärer 1,6 Liter großer Vierzylindermotor mit 80 PS.

 

26.01.1963 - Eric Carlsson gewinnt auf Saab 96 seine zweite Rallye Monte Carlo. Schon im Jahr zuvor ließ er die Konkurrenz hinter sich.

 

02.02.1963 – Von einem Versorgungschiff rollt ein knallroter VW Käfer an Land. Eisiges Land, denn dieser Käfer ist das erste Serienfahrzeug, dass auf dem 6. Kontinent fährt. Bestimmt ist er für die Forschungsstation der Australian National Antarctic Research Expedition (ANARE). In Zukunft ist er nicht nur Frost, Schneestürmen und Windgeschwindigkeiten bis zu 100 km/h ausgesetzt, sondern muss auch mit Gletscherspalten, Eis, extremen Steigungen und Schneeverwehungen klarkommen. Mit Schneeketten versehen ist „Red Terror“ dem jedoch gewachsen. Das ganze Jahr über ist er meist eingeschneit, springt aber sofort an, wenn er eingesetzt wird. Blessuren bekommt er, wenn der Fahrer Schneeverwehungen oder kleine Gletscherspalten nicht rechtzeitig erkennt. Der vordere Rahmen bricht mehrmals und muss geschweißt werden, die Stoßdämpfer müssen ebenfalls häufig gewechselt werden. Nach 1.500 Kilometern Fahrleistung kehrt „Red Terror“ zurück, wird im gleichen Jahr noch bei der BP Rallye eingesetzt und gewinnt diese. Danach verliert sich die Spur des Wagens. Heute steht eine Replik in Wolfsburg. Für Volkswagen war dies natürlich eine perfekte Werbegelegenheit.

 

28.02.1963 – In Turin stirbt im Alter von 43 Jahren der italienische Automobildesigner und Ingenieur Luigi „Gigi“ Segre. Während seiner Tätigkeit für Ford und Siata studiert Segre unter der Anleitung von Giorgio Ambrosini Fahrzeugdesign. Als Rennfahrer holte er den Klassensieg er mit seinem Partner Gino Valenzano 1949 und 1959 in einem Fiat 1100 B bei der Mille Miglia. 1951 wird er Geschäftsführer bei der Carrozzeria Ghia. Für Wilhelm Karmann entwirft sein damaliges Konstruktionsbüro „Carrozzeria Ghia“ 1953 auf Basis des VW Käfers das den VW Karmann-Ghia Typ 14, der ab 1955 als Coupé und ab 1957 als Cabriolet auf den Markt kommt. Auf Anforderung von Pierre Lefaucheux, dem Vorsitzenden von Renault, wird die Carrozzeria Ghia gebeten, Segre bei der Entwicklung des Renault Dauphine mitwirken zu lassen, um den Lufteinlass an den Hintertüren umzusetzen. Als 1954 Mario Boano aus der Firma ausscheidet, übernimmt Segre das Unternehmen. 1960 gründet er zusammen mit Arrigo Olivetti das Karosseriebauunternehmen Officine Stampaggi Industriali (O.S.I.). am 28.02.1963 stirbt Luigi Segre nach einer Blinddarmoperation. Seine Frau Luisa de Berto verkauft 1965 Großteile von Ghia an Ramfis Trujillo.

 

03/1963 – Der Opel Kadett A Caravan 1000 komplettiert die bisher aus Limousine und Coupé bestehende Modellpalette des Kadett. Er ist heute die seltenste noch existierende Variante, da er zumeist exportiert oder als Handwerkerfahrzeug im Alltag verschlissen wurde. Mit dem luxuriös ausgestatteten Kadett A Caravan 1000 „Privat“ verliert der Kombi seinen Ruf als schmuddeliges Handwerkerauto und wird zur praktischen Familienlimousine mit großem Laderaum. Zu Beginn kostet der Caravan 5.445 DM.

 

03/1963 – Als Nachfolger des Rekord P2 stellt der Rüsselsheimer Automobilproduzent Opel den neuen Rekord A vor. Mit ihm führt Opel die Kennzeichnung von Folgemodellen aller hergestellten Fahrzeugtypen durch Buschstaben in der Reihenfolge des Alphabets (A, B, C,…) ein. Gegenüber seinem Vorgänger hat das Modell eine völlig neue, moderne Karosserie. Sie ist glatt, großflächig und nüchtern, gleichzeitig aber elegant im Stil des Chevrolet II von 1962 und wurde im GM-Design-Center in Warren (Michigan) entworfen. Die Gestaltung des Coupés entstand jedoch unter Beteiligung des Rüsselsheimer Formgestalter. Den Rekord A gibt es als zwei- und viertürige Stufenhecklimousine, als dreitürigen Kombi („CarAVan“), als Coupé sowie als Lieferwagen (CarAVan ohne hintere Seitenfenster). Die Kombis und Lieferwagen sind nur dreitürig lieferbar. Auf Wunsch gibt es auch eine Cabrio-Version auf Basis des Coupés, die von den Karosseriebauern Deutsch in Köln und Autenrieth in Darmstadt umgebaut werden. Von März 1963 bis Juli 1965 entstehen insgesamt 887.304 Rekord A. Mit gut 200 000 Stück hat der Kombi, meist zu gewerblichen Zwecken genutzt, einen für damalige Verhältnisse hohen Anteil an der Gesamtproduktion. Die Reihen-Vierzylindermotoren – wahlweise mit 1,5 Liter oder 1,7 Liter Hubraum und Leistungen von 55, 60 oder 67 PS –  basieren auf dem Opel-Olympia-Motor von 1937. Diese Vorkriegskonstruktion erhält im Rekord A ihre letzte und höchste Leistungsstufe. Sie hat zwar den Ruf guter Haltbarkeit, ist aber technisch nicht mehr auf dem Stand der Zeit und in ihrem Entwicklungspotential erschöpft. Der Nachfolger Rekord B (ab 1965) erhält neu konstruierte CIH-Motoren. Der ab Juni 1964 lieferbare Rekord L-6 mit dem 100 PS starken 2,6-Liter-Reihen-Sechszylinder (basierend auf der Vorkriegskonstruktion des Opel Super 6 von 1937) gilt als Vorläufer des Opel Commodore. Dieser ist nur als Limousine und Coupé erhältlich. Der L-6 ist zusammen mit dem Kapitän/Admiral/Diplomat A das erste Opel-Pkw-Modell mit einer 12-Volt-Anlage.

 

30.04.1963 – Nach drei Jahren Bauzeit wird die Fehmarnsundbrücke, die das Festland mit der Insel Fehmarn verbindet, offiziell eingeweiht. Sie ist eine Kombination von Auto- und Eisenbahn- und Fußgänger-/Radfahrerbrücke. Die Gesamtlänge beträgt 963 Meter, die Breite 21 Meter. Die Brücke besteht aus drei Teil mit einem Netzwerkbogen im Mittelteil. Seit 1999 steht sie aufgrund ihrer technikgeschichtlichen, wissenschaftlichen, künstlerischen und kulturlandsschaftsprägenden Bedeutung unter Denkmalschutz. Aufgrund des strengen Winters 1962/1963 darf sie bereits erstmals am 16.01.1963 genutzt werden, da der Fährverkehr zum Erliegen gekommen war. Um während dieser Zeit die Versorgung der Insel und die Baustelle der Vogelfluglinie sicherzustellen, wird die Nutzung der Brücke mit Sondergenehmigung und auf eigene Gefahr gestattet.

 

24.06.1963 – In einer Gartenanlage in der Nähe von Montlhéry wird der Panhard 24 offiziell der Presse vorgestellt. Inmitten der außergewöhnlichen Umgebung mit Rosen und antik wirkenden Statuen wird auf einer Plattform in einem Teich ein Fahrzeug in den auffallenden Farben hellgrau (Dach) und Quetsche („Zwetschge“), einem dunkelvioletten Farbton, präsentiert. Die Form des für Panhard revolutionären Typ 24 stammt vom Haus-Designer Louis Bionier, der seit 1921 bei Panhard & Levassor viele Projekte federführend begleitet hat. Als Motor hat der Panhard 24 einen luftgekühlten Zweizylinder-Boxer mit 848 ccm Hubraum und 50 PS (24 C) bzw. 60 PS (24 CT). Das Aus für den Panhard 24, aber auch für Panhard selbst kommt 1967. Am 20.07.1967 rollt nach 28.945 Einheiten der letzten Panhard 24 vom Band. Bereits 1965 hat Citroen die absolute Mehrheit an Panhard übernommen und benötigt nun Fertigungskapazitäten für die „Kastenente“ Citroen Fourgounnette. Mit dem Verkauf an Citroen hatte die Familie Panhard gehofft, den Namen als Automobilproduzenten zu sichern, sah sich nun leider getäuscht.

 

01.07.1963 - In der Bundesrepublik Deutschland wird gesetzlich vorgeschrieben, dass bis zu diesem Datum alle Kfz über vier Meter Länge und 1,6 Meter Breite mit Blinkleuchten an Vorder- und Rückseite zu versehen sind. Parallel können die Winker zusätzlich weiter in Betrieb bleiben. Ab 1963 wird die Warnblinkanlage in Kraftfahrzeugen zugelassen, um beim Liegenbleiben bzw. bei einer Panne ein Warnsignal geben zu können, als sogenanntes „Doppelblinken“. Ab dem 01.01.1973 müssen auch ältere Fahrzeuge über eine Warnblinkanlage verfügen. Die Einführung von Fahrtrichtungsanzeigern ist seinerzeit nicht unumstritten. Bezogen auf die verpflichtende Einführung derselben bei Motorrädern schreibt der Journalist Carl Hertweck 1960: „Überflüssig und gefährlich (…) Der gute Fahrer fährt so, daß jeder Hintermann und jeder Gegenkommer schon aus seiner Fahrweise sehen muß, was er will.“

 

01.07.1963 - Im Bundesgebiet sind 10,5 Millionen motorisierte Fahrzeuge registriert, davon 6,85 Millionen Personenkraftwagen. 1,47 Millionen Mopeds und 1,18 Millionen Motorroller und Krafträder. Auf acht Bundesbürger kommt ein Pkw.

10.07.1963 - Unter dem Namen Unternehmen Mistral 300.000 legte auf der ehemaligen Rennstrecke von Miramas (Südfrankreich) ein serienmäßiger Ford 12M P4 unter amtlicher Überwachung durch den internationalen Automobil-Dachverband (Fédération Internationale de l’Automobile, FIA) in 117 Tagen 300.000 Kilometer zurück. Er bricht damit 108 Weltrekorde und internationale Bestleistungen. Als dieses Ziel erreicht ist, bricht man die Fahrt aber nicht ab. Das zweite Ziel sind 356.430 Kilometer, was der kleinsten Entfernung Erde–Mond entsprechen soll. Bei Kilometerstand 358.273,8 wird schließlich die Fahrt endgültig abgebrochen – aber nur aus dem Grund, weil die Fahrer Weihnachten zu Hause verbringen wollen. Eine Streckenrunde ist ca. 5 km lang. Insgesamt werden in 142 Tagen bei Tag und Nacht 71.443 Runden gedreht. Der mit einem 1,2-l-Vierzylinder-V-Motor (40 PS) ausgestattete Wagen verbessert die 1933 von einem Spezialfahrzeug (Citroën Rosalie) für die Gesamtdistanz erzielte Durchschnittsgeschwindigkeit von 93 km/h auf 106,48 km/h. Die Regeln für solch eine Rekordfahrt verlangen, dass das Fahrzeug sämtliches während der langen Fahrt benötigtes Werkzeug und für die Instandsetzung gebrauchten Teile an Bord haben muss. Um dafür Platz zu schaffen, wird die hintere Sitzbank ausgebaut. Lediglich Kraftstoff, Öl und Reifen dürfen in einem Depot bereitgehalten werden. Vor Beginn der Rekordfahrt wird der Ballast im Gesamtgewicht einer Wagenbesetzung Stück für Stück geprüft und markiert. Die Mannschaft besteht aus sechs Fahrern, sechs erfahrenen Mechanikern, vier Fahrleitern und dem „Chef d’Équipe“, Jean Pelletier, dem damaligen Leiter der technischen Abteilung der BP in Frankreich. Fünf Fahrer lösen sich alle drei Stunden im schnellen Wechsel ab, der sechste steht als Reserve zur Verfügung. Daneben löst sich genauso im Turnus ein Stab von amtlichen Beobachtern und Zeitnehmern der FIA ab.

 

15.07.1963 – Nach der Übernahme der Traktorensparte durch Renault im Juni 1963 wird der letzte Traktor von Porsche produziert.  Der Porsche-Traktor entsteht nach dem Zweiten Weltkrieg aus der Weiterentwicklung des Volkstraktors, vom dem zuvor nur Versuchsfahrzeuge gebaut worden waren. 1950 beginnt die Produktion in Zusammenarbeit mit dem Uhinger Unternehmen Allgaier Werke GmbH, ab 1956 in Kooperation mit dem Mannesmann-Konzern mit einem Montagewerk in Friedrichshafen. 1962 wird die Fertigung der Traktorsparte von MAN mit der von Porsche zusammengelegt. 1963 verkauft man die Traktoren-Sparte von Porsche an Renault. Insgesamt werden rund 120.000 Porsche-Traktoren gebaut. Die Produktion der Traktoren, von denen 1961 16.000 Stück verkauft werden, endet am 15.07.1963. Die Mercedes-Benz Motorenbau GmbH, eine Tochtergesellschaft der Daimler-Benz AG, übernimmt im Juli 1963 Werksanlagen und Belegschaft der Porsche-Diesel-Motorenbau GmbH. Aus Untertürkheim wird im August die Fertigung der Großmotoren-Baureihen MB 833, MB 837 und MB 838 nach Friedrichshafen-Manzell verlagert.

 

28.07.1963 - Carl F. W. Borgward stirbt in Bremen. Zwei Jahre zuvor ging sein Automobilkonzern in die Insolvenz.  Zum Borgward-Konzern gehörten die Automobilmarken Borgward, Hansa, Goliath und Lloyd. Der am 10.11.1890 geborene Borgward stammt aus einfachen Verhältnissen. Nach seiner Lehre als Schlosser studiert er Maschinebau. Mit seinen Lastkarren ist er in der Vorkriegszeit sehr erfolgreich, nach dem Krieg bringt er Traumwagen wie das Borgward Isabella Coupé auf den Markt, mit den Lloyd-Modellen aber auch Kleinwagen, die zur Motorisierung der Bevölkerung in Westdeutschland in der Nachkriegszeit sorgen. Anfang der 1960er Jahre bekommen die Unternehmen erhebliche finanzielle Probleme. Er muss die Leitung des Unternehmens an das Land Bremen abgeben. Diese beauftragt den Münchner Wirtschaftsprüfer und BMW-Aufsichtsratsvorsitzenden Johannes Semler mit der Sanierung des Borgwards-Konzern, doch dieser hat keinen Erfolgt – ob beabsichtigt oder nicht – und so geht das Unternehmen Ende 1961 in Konkurs.

 

08/1963 – Mit dem DKW F 102 stellt die Auto Union das letzte Modell unter dem Namen DKW und zugleich den letzten neuentwickelten westdeutschen Serien-Pkw mit Zweitaktmotor. Ab März 1964 ist der F 102 zunächst als zweitürige, ab Januar 1965 auch viertürige Limousine erhältlich. Gebaut wird er bis 1966. Es entstehen bis März 1966 insgesamt 52.753 Fahrzeuge gebaut – verkauft werden aber nur rund 25.000 Exemplare. Erst mit einem Reihen-Vierzylinder-Viertaktmotor (unter Daimler-Benz-Regie) wird das Modell als Audi F 103 erfolgreich. Damit ist der Markenname DKW nicht mehr auf dem Markt vertreten.

 

08/1963 – VW erweitert die Angebotspalette und nimmt zusätzlich zum VW 1500 den 1500 S ins Programm. Wofür das „S“ steht, wird nicht erläutert, aber auf jeden Fall für eine sportlichere Variante, den mit 54 PS hat er neun PS mehr Leistung.

 

05.08.1963 - Beim Exportmodell des VW 1200 (Käfer) wird das bisherige große Faltschiebedach durch ein Stahlkurbeldach ersetzt. Bei der Standartversion erfolgt der Wechsel erst vier Jahre später ab dem 01.08.1967.

 

09/1963 – Mit der Rover P6-Serie (genannt 2000, 2200 oder 3500, je nach Hubraum) geht das sechste und letzte der von Rover entworfenen P-Nachkriegsmodelle in Produktion. Die viertürigen Limousinen werden bis März 1977 in Solihull hergestellt. Der erste P hat einen neuen Vierzylinder-Reihenmotor mit 1.978 ccm Hubraum und einer Leistung von 106 PS, später überarbeitet mit 125 PS im Rover 2000 TC. Nach seiner Einführung gewinnt der Rover 2000 einige Industriepreise für seine Sicherheitsausstattung. Der Rover 2000 wird 1964 zum ersten „„Auto des Jahres““ gewählt. Nach etwa 100.000 produzierten Rover 2000 wird der Rover 3500 im April 1968 vorgestellt und bis Frühjahr 1977 gebaut. Er besitzt einen V8-Motor mit 3.528 ccm Hubraum. Der ehemalige Buick-Small-Block leistet 150 PS, mit Abgasentgiftung im Mk II ca. 140 PS. Neben der Limousine gibt es auch ein Kombimodell des Rover P6. Es werden ca. 160 – 170 Exemplare hergestellt. Der Umbau wird zunächst jedoch nicht von Rover autorisiert. Beim Berner Carrosserier Graber entsteht 1965 ein viersitziges Cabriolet, doch eine erwogene Serienfertigung erfolgt nicht. 1967 und 1968 entstehen bei Graber einige Coupés.

 

08.09.1963 – Jim Clark wird zum ersten Mal Formel-1-Weltmeister. Der für Lotus fahrende Brite kann diesen Erfolg zwei Jahre später wiederholen. Insgesamt startet er bei 72 Formel-1-Rennen und holt 25 Siege. Neben der Formel 1 fährt er auch Formel-2-Rennen. Bei einem zur Formel-2-Europameisterschaft-Rennen auf dem Hockenheimring verunglückt er mit seinem Lotus 48 tödlich.

 

12.09.1963 – Auf der IAA in Frankfurt wird der neue Porsche 901 vorgestellt. Nach Intervention von Peugeot kommt er 1964 als Porsche 911 auf den Markt. Der 911 ist der Nachfolger des Porsche 356, wird jedoch nun von einem Sechszylinder-Boxermotor angetrieben, der wie beim Vorgänger im Heck platziert ist. Das Design wurde von Ferdinand Alexander Porsche, dem Sohn von Ferry Porsche, entwickelt. Der Motor des Ur-911 hat zunächst 1.991 ccm Hubraum und leistet 130 PS. Im Gegensatz zum Porsche 356 gibt es das Modell 911 nur als Coupé, ab 1967 folgt eine offene Version, bei dem das Dachmittelteil herausgenommen werden kann. Ein richtiges Cabriolet kommt erst 1982 auf den Markt. Mercedes-Benz stellt den 600'er vor. Größe, Sicherheit und Luxus in bisher nicht gekanntem Ausmaß für 49.000 D-Mark. Weitere Präsentationen kommen unter anderem von NSU mit dem Prinz 1000, BMW mit dem 1800, Glas mit dem 1300 GT, Rover mit dem BRM und Opel mit seinem neuen Rekord.

 

12.09.1963 – Auf der IAA werden vom Automobilhersteller Glas das 1300 GT Coupé und das Cabriolet vorgestellt. Entworfen wird das schicke Sportcoupé und das Cabrio bei Frua in Moncallieri. Die Rohkarossen werden bei Maggiora hergestellt und anschließend in Dingolfing bei Glas ausgestattet. Der Motor hat 1.290 ccm Hubraum und 75 PS, ab September 1965 sind es 85 PS, was für eine Geschwindigkeit von bis zu 175 km/h reicht. Ab September 1965 gibt es beide Modelle auch als Glas 1700 GT mit einem 1,7-Liter Motor und 100 PS (185 km/h). Als die Hans Glas GmbH 1967 von BMW übernommen wird, wird der Glas 1700 GT mit BMW-Technik ausgerüstet. Nun treibt der 105 PS starke Motor des BMW 1600 TI die als BMW 1700 GT verkauften Modelle an. 1968 wird die Produktion eingestellt.

 

12.09.1963 – Mitten auf dem Markusplatz in Venedig stellt Sunbeam den von der Carrozzeria Touring (Mailand) gebauten Sunbeam Venezia vor. Mit diesem Auto wollen die Briten in den italienischen Markt einsteigen. Die Karosserien werden nach dem berühmten Superleggera-Touring-Prinzip gebaut: ein Rahmen aus dünnen Stahlrohren, der die aus Aluminium gefertigten Karosserieteile trägt. Die Mechanik stammt vom Humber Spectre, der Vierzylinder-Motor mit 1.592 ccm leistet 88 PS. Doch das viersitzige Coupé wird jedoch kein Erfolg. Offiziell werden 145 Sunbeam Venezia gebaut, weitere 50 Fahrzeuge werden von der Carrozzeria auf Hillman Super Minx-Chassis gebaut. Für die Leistung ist der Preis zu hoch; dafür erhält man seinerzeit auch einen Jaguar. 1964 wird die Produktion eingestellt. Die finanziellen Ereignisse der Rootes-Gruppe, zu der Sunbeam gehört, erweisen sich als entscheidend für Touring, dass nun ohne Aufträge dasteht und hohe Investitionen zurückzahlen muss. Dies führt 1966 zur Schließung der Carrozzeria Touring.

 

10/1963 – Ein Jahr nach der Limousine bringt Opel ein schickes Kadett Coupé auf die Straße. Damit will Opel auch dem seinen Fahrzeugen anhaftenden biederen "Hosenträger-Image" entgegenwirken.

 

10/1963 – Der Traktorenhersteller Lamborghini präsentiert sein erstes Automobil – das zweitürige Coupé 350 GTV, der vom selbständigen Designer Franco Scaglione, bis 1959 Chefdesigner bei Bertone, entworfen wurde. Das Unikat ist der erste Sportwagen der Automibili Lamborghini S.p.A. und in technischer und stilistischer Hinsicht der Vorläufer des in kleiner Serie produzierten Lamborghini 350 GT. Bei seiner Präsentation ist das Auto jedoch nicht fahrbereit: Unter der Fronthaube befindet sich anstelle eines Motors lediglich eine Kiste Bauschutt. Erst 25 Jahre später wird es in einen fahrbereiten Zustand versetzt.

 

11/1963 - Maserati stellt auf dem Turiner Autosalon sein neues Modell Mistral vor, einen Sportwagen der Oberklasse. Das Auto heißt anfänglich Maserati 3500 GT 2posti und ist als Coupé sowie als Cabriolet lieferbar. Die Bezeichnung Mistral wird erst ab 1966 offiziell verwendet. Die Anregung hierzu geht auf den französischen Maserati-Importeur Colonel John Simone zurück. Die Bezeichnung verweist auf den gleichnamigen Wind, der im unteren Rhônetal bemerkbar ist. Sie begründet die bis in die 1990er-Jahre bestehende Tradition, Maserati-Fahrzeuge nach Winden zu benennen. Die Serienproduktion des Mistral beginnt im Frühjahr 1964. Sie dauert bis 1970 an. In dieser Zeit entstehen 828 Coupés und 123 Cabriolets. Der Produktionsprozess ist kompliziert. Bei Maserati entstehen der Motor und das Fahrgestell, die Blechteile der Karosserie hingegen werden in Turin von der Carrozzeria Maggiora gepresst. Per Lastwagen werden die Chassis von Maserati zu Maggiora transportiert, wo die Karosserie mit dem Fahrgestell verschweißt wird. Danach werden die Fahrzeuge nach Modena zur Officine Padane gebracht, wo die Lackierarbeiten erfolgen und die Scheiben, die Elektrik und die Innenausstattung eingebaut werden. Schließlich kommen die Autos zurück zu Maserati. Hier wird in einem letzten Arbeitsschritt der Motor, die Aufhängungen, das Getriebe und die Bremsen installiert. Der werksintern als Tipo AM 109 bezeichnete Wagen wird unter der Leitung von Giulio Alfieri entwickelt. Ziel ist es, eine Antwort auf den Jaguar E-Type zu konstruieren. Das Auto weist ein eigenständiges Chassis auf, das keine Beziehung zu dem Fahrgestell des Maserati 3500 GT hat. Als Antrieb dient zunächst der 3,5 Liter große Reihensechszylinder, der auch im Vorgängermodell eingesetzt wird. Er leistet 235 PS. 1964 wird er durch eine 3,7 Liter große Version ersetzt, die eine um 10 PS höhere Leistung bietet. Dieses Triebwerk bleibt bis 1969 im Programm. Ab 1966 ist wahlweise auch eine 4,0 Liter große und 255 PS starke Ausführung des Sechszylindermotors erhältlich. Der Mistral ist der letzte Maserati mit dem klassischen Reihensechszylinder des Hauses; alle späteren Modelle besitzen sechs- oder achtzylindrige V-Motoren. Er zunächst eine Karosserie ganz aus Aluminium, seit 1967 aus gepresstem Stahlblech mit Türen und Motorhaube aus Aluminium. Die Karosserie des Fahrzeugs wird von Pietro Frua gestaltet. Frua greift bei späteren Aufträgen wiederholt auf den Mistral-Entwurf zurück: Sowohl der britische AC 428 als auch der Schweizer Monteverdi High Speed 375S gelten als Kopien des Maserati Mistral. Anfänglich ist der Mistral nur als zweisitziges Coupé mit großer Heckklappe erhältlich. In dieser Konzeption spiegelt sich die Vorgabe wider, das Auto in der Nische des Jaguar E-Type zu positionieren. Später werden im Wagenfond knappe Notsitze installiert. Ab 1965 wird dem Coupé ein zweisitziges Cabriolet mit der Bezeichnung Spyder zur Seite gestellt, für das wahlweise ein Hardtop lieferbar ist.

 

11/1963 – Der österreichische Bundeskanzler Alfons Gorbach eröffnet das erste Teilstück der neuen Brenner-Autobahn, die von Österreich nach Italien führen wird und die lange Fahrt über die Brennerstraße vermeiden soll. Das Teilstück führt von Innsbruck nach Schönberg mit der Europabrücke. Acht Jahre später ist die vollständige Brenner-Autobahn fertig.

 

03.11.1963 – Mit zwei stromlinienverkleideten 50 ccm Maschinen stellt der italienische Motorradhersteller Garelli auf der Rennstrecke von Monza acht Langstreckenweltrekorde für Motorräder in den Klassen 50, 70, 100, und 125 ccm auf. Darunter auch den 24-Stunden-Weltrekord mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 108,834 km/h.

 

01.12.1963 – Der im Jahr 1906 vom Sattlermeister Wilhelm Reutter gegründete Betrieb „Stuttgarter Karosseriewerk Reutter & Co. GmbH“ wird von seinem Nachbarn Porsche übernommen. Das Stuttgarter Karosseriewerk meldet zahlreiche Patente an, u. a. am 24. Juli 1909 das Patent Nr. 225555 für ein „Klappverdeck mit Vordach, insbesondere für Motorfahrzeuge“. Diese „Reformkarosserie“ ist damit ein konstruktiver Vorläufer des Cabriolets. Bis zum Zweiten Weltkrieg baut Reutter im Kundenauftrag elegante und luxuriöse Karosserien auf Fahrgestelle fast aller renommierter deutscher Autobauer: Adler, Benz, BMW, Daimler/Daimler-Benz, Dixi, Horch, Maybach, NSU, Opel. Auch ausländische Autoproduzenten lassen Aufbauten für ihre Fahrzeuge bei Reutter herstellen, so u. a. Ansaldo, Austro-Daimler, Bugatti, Buick, Cadillac, Chrysler, Fiat, La Salle. Ab Ende der 1920er-Jahre produzierte das Stuttgarter Karosseriewerk verschiedene Wanderer-Karosserien bis zum Wanderer W 24, dem ersten Großserienauftrag für die Auto-Union AG. Die Holz-/Stahlgemischtbauweise ermöglichte größere Serien, und so kann Reutter Sonder- und Serienaufbauten für viele Automobilhersteller, allen voran Wanderer, fertigen. 1937 eröffnet man ein Zweigwerk in Stuttgart-Zuffenhausen, hauptsächlich zur Fertigung von Wanderer W24-Karosserien. Insgesamt 900 Beschäftigte bauen bis zu 33 Karosserien am Tag. Zudem entstehen hier ab 1932 auch die ersten Volkswagen-Vorläufer (Porsche Typ 12 auf Zündapp-Basis und Typ 32 (NSU)), sowie die Volkswagen-Prototypen der Serie VW 303 und im Jahre 1938 der Serie VW 38. Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelt sich eine Partnerschaft mit Porsche für die Herstellung der Sportwagen-Karosserien des Typs Porsche 356. Für über 60.000 Fahrzeuge des legendären Sportwagens baut Reutter von 1950 bis 1963 Coupé- und Cabrio-Karosserien. Immer wieder konstruiert Reutter Prototypen und Modelle für Porsche auf 356 Basis; ab 1961 arbeitet man gemeinsam mit dem Zuffenhausener Nachbarn am Nachfolger "T8", der 1963 als "901" auf den Markt kommt und 1964 schließlich in "911" umbenannt wird. Weitere Einzelaufträge der Nachkriegsjahre sind z. B. die Entwicklung der Prototypen BMW 501 und der Umbau des Citroën DS 19 mit einem speziellen Cabrioverdeck. Nach dem Verkauf des Karosseriewerks in Zuffenhausen an Porsche behält die aus der 1957 in der Schweiz gegründeten „Recaro AG“ hervorgegangene „Recaro GmbH & Co.“ (Reutter Carosserie) bis zum Verkauf Ende 1969 ihren Sitz im Stuttgarter Stammwerk in der Augustenstraße. Dort werden neben kompletten Autositzen, Sitzschienen, Liegesitzbeschläge und Nackenstützen gebaut. Es entsteht der RECARO-Sportsitz, der zum weltweit beachteten Qualitätsbegriff wurde.

 

 

1964

 

1964 – Erstmals findet die Wahl zum „Auto des Jahres“ statt, bei der der Rover 2000 gewählt wird. Zweitplatzierter ist der Mercedes 600, Drittplatzierter der Hillman Imp.

 

23.01.1964 – Ein kleines Fahrzeug namens Mini Cooper S holt sich mit seinem Piloten Patrick „Paddy“ Barron Hopkirk und Henry Liddon als Navigator den Gesamtsieg der Rallye Monte Carlo. Dies ist der erste von vier Gesamtsiegen des Mini (1964-1967), wobei der Sieg 1966 wegen falscher Glühlampen in den Scheinwerfern höchst umstritten zugunsten der französischen Citroen ID aberkannt und der Mini disqualifiziert wurde.

 

02/1964 – Serienstart der Simson Schwalbe, einem zweisitzigen Kleinkraftrad der DDR. Die Schwalbe (KR 51) ist das erste Modell der damals neuen „Vogelserie“ von Simson. Insgesamt gibt es drei Baureihen mit zusammen neun Modellen, 1986 wird die Schwalbe nach mehr als einer Million Exemplare durch den neu konstruierten Kleinroller SR 50 abgelöst. Die KR 51 hat einen 49,6 ccm großen Motor mit 3,4 PS. Bei der KR 51/1 (1968-80) wächst die Leistung auf 3,6 PS und bei der KR 51/2 (1980-86) sind es 49,9 ccm Hubraum und 3,7 PS. Die Höchstgeschwindigkeit aller drei Baureihen beträgt 60 km/h. Im Jahr 2015 sind in Gesamtdeutschland rund 150.000 Schwalben zugelassen.

 

03/1964 – Beim 12-Stunden-Rennen von Sebring hat der Porsche 904 seinen ersten Einsatz. Da der Nachfolger des Porsche 718 auch eine Zulassung als GT-Wagen für den öffentlichen Straßenverkehr erhalten kann, wird er unter der Bezeichnung Carrera GTS vermarktet. Die Bezeichnung 904 kann nicht geführt werden, da Peugeot die Namensrechte an dreistelligen Zahlen mit einer Null in der Mitte besitzt. Wie schon den Porsche 911 so wird auch der 904 von Ferdinand Alexander Porsche entworfen. Er ist das letzte Modell, das den von Ernst Fuhrmann konstruierten Vierzylinder-Boxermotor enthält und zu den sogenannten Straßenrennwagen gehört. Unter der Haube werkelt ein 2-Liter-Motor mit einer Leistung von 155 PS (Straßenversion) bzw. 180 PS. Der ab November 1963 produzierte neue Rennwagen soll in der GT-Klasse der Sportwagen-Weltmeisterschaft starten. Um die dazu notwendige Homologation zu erhalten, müssen laut FIA-Reglement mindestens 100 Fahrzeuge des 904 produziert werden. Die Nachfrage der Privatfahrer ist jedoch so hoch, dass nach den 100 geplanten Fahrzeugen weitere 16 montiert werden. Denn Porsche hat bereits bei der Entwicklung großes Augenmerk darauf gelegt, den Wagen kostengünstig zu produzieren, und verkauft ihn zu dem auch für damalige Verhältnisse günstigen Preis von 29.700 DM. Restliche Teile für vier weitere Wagen dienten als Ersatzteillager. Der Wagen wird 1964 bis 1966 vom Werksteam in der Sportwagen-Weltmeisterschaft und 1965 als speziell aufgebauter 904 Bergspyder in der Europa-Bergmeisterschaft eingesetzt. Daneben fahren viele Privatteams den Rennwagen ebenfalls in den beiden internationalen Rennserien und in nationalen Meisterschaften wie der Deutschen Automobil-Rundstrecken-Meisterschaft in der 2-Liter-GT-Klasse. Der 904 gewinnt in der Markenweltmeisterschaft 1964 und 1965 die 2-Liter-GT-Wertung und 1964 außerdem die Prototypenklasse.

 

01.03.1964 – Zum VI. Parteitag der SED wird im Klub der Jugend und Sportler in Ostberlin der Trabant 601 erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Er ist die letzte Entwicklungsstufe des P-50-Grundmusters. Zweizylinder-Zweitaktmotor, 600 ccm Hubraum und einer selbsttragenden Karosserie mit Stahlblechgerippe, das mit Duroplastschalen beplankt ist. Den 601 gibt es als Limousine, ab der zweite Jahreshälfte 1965 als Kombi („Universal“), 1966 als Kübelwagen für die Armee (Typ P 601 A) und die Forstwirtschaft (Typ P 601 F). Gebaut werden vom P 601 mit nur minimalen Detailänderungen von Juni 1964 bis 1990 rund 2.8 Millionen Fahrzeuge. 1990 kommt mit dem Trabant 1.1 eine letzte Variante mit einem VW-Vierzylindermotor vom Polo auf den Markt. Bis 1991 entstehen noch 38.256 Exemplare.

 

09.03.1964 - Die ersten Ford-Mustangs verlassen in Dearborn, Michigan, die Montagebänder. Bei den ersten Exemplaren handelt es sich um weiße Cabriolets mit rotem Interieur. In Deutschland wird er als Ford T5 angeboten, da die Bezeichnung "Mustang" durch Krupp und Kreidler markenrechtlich geschützt ist. Die erste Mustang-Reihe wird bis 1973 gebaut. Berühmtheit erlangt auch die Verfolgungsjagd im Film Bullit (1968), bei dem Steve McQueen in einem Mustang I Coupé in San Francisco und Umgebung zwei Mobster in einem Dodge Charger verfolgt. Seit 2014 ist die Serie VI des Ford Mustang auf dem Markt.

 

16.03.1984 - Filmstart des Stephen-King-Klassikers "Christine". Schüler Arnie Cunningham (Keith Gordon) verliebt sich in "Christine", nicht die lokale Schulschönheit, sondern ein Auto, ein 1958er Plymouth Fury, das seine besten Tage schon hinter sich hat. Mit der Arbeit an dem reparaturbedürftigen Fahrzeug kompensiert Arnie seinen Außenseiterstatus, den er in der Schule innehat. Arnie wird besessen davon, das Auto wieder flott zu machen und in seinen Urzustand zu bringen. Doch dabei verändert sich nicht nur der Wagen, sondern auch er selbst. Zunächst scheint alles nur positive Auswirkungen zu haben. Denn Arnie lässt sich nicht mehr alles gefallen. Sein neues Selbstbewusstsein trägt aber auch negative Züge, weil er nicht mehr so verständnisvoll wie früher ist. Darunter leidet sein Freund Dennis (John Stockwell). Als ein paar Rowdys unter Führung Buddy Reppertons (William Ostrander) den Fehler begehen, sich an "Christine" zu vergreifen, hat das grausame Folgen. Im Roman spielt ein Plymouth Fury, Modell 1958, die „Hauptrolle“. Für die Verfilmung soll darauf Wert gelegt werden, nur originalgetreue 1958er Fury aufzukaufen. Weil aber nur noch wenige gut erhaltene Plymouth-Fury-Modelle zu finden sind, werden auch Fahrzeugmodelle vom Typ Plymouth Savoy und Plymouth Belvedere verwendet, die jedoch fast die gleiche Karosserie haben. Für die Dreharbeiten werden insgesamt 24 58-er Plymouth auf sämtlichen Schrottplätzen und von verschiedenen Fahrzeughaltern in den USA aufgekauft und restauriert sowie als Ersatzteillager verwendet, damit alle Fahrzeuge gleich aussehen. Während der Dreharbeiten werden die meisten von ihnen bis auf zwei Exemplare zerstört. Insgesamt werden für die Autos und die Restaurierung der Fahrzeuge ca. 1,5 Millionen Dollar aufgewendet. Die beiden übrig gebliebenen sowie gut erhaltenen Wagen werden für Promotionszwecke eingesetzt und später an Sammler weiterverkauft. Für die Regenerationsszenen des Plymouth hat man Karosserieteile von innen mit Zugdrähten versehen. Im Film laufen die entsprechenden Szenen dann rückwärts, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Das Buch erwähnt, dass es den Fury nicht in Rot gab, und dass Christine eine Sonderanfertigung mit rotem Lack war. In der Tat wird 1958 der Fury ausschließlich in der Farbe "Buckskin Beige" angeboten. Der Film gibt diese Tatsache wieder, indem in der Montagehalle alle Autos beige sind – außer der knallroten Christine. Dies ist auch eine schöne Einführung, in der ohne ein Wort zu sagen bereits gezeigt wird, dass Christine etwas Besonderes ist.

 

19.03.1964 – Durch den Tunnel unter dem Alpenpass Großer St. Bernhard fließt nach sechs Jahren Bauzeit der erste Straßenverkehr. Der 5.798 Meter lange Tunnel besteht aus einer Fahrbahn mit Gegenverkehr. Bei Tunnelmeter 2.938, vom Schweizer Nordportal aus gemessen, befindet sich die Staatsgrenze zwischen der Schweiz und Italien.

 

02.04.1964 – Der Skoda Octavia wird durch den Skoda 1000 MB sowie den Skoda 1100 MB (als stärkere Variante) abgelöst. Das PKW-Modell der unteren Mittelklasse erhält im Gegensatz zu seinem Vorgänger einen Heckmotor mit 998 ccm bzw. 1107 Hubraum mit 42 bis 52 PS. Gebaut wird das Modell im eigens neu gebauten Werk in Mladá Boleslav. Den Skoda 1000 MB/1100 MB gibt es nur als Limousine und Coupé, eine Kombiversion wird nicht gebaut, daher werden die bisherigen Skoda-Kombis mit Frontmotor (Skoda 1202, Skoda Octavia Combi) parallel weitergebaut. 1969 wird der Skoda 1000 MB/1100 MB durch die Skoda-100-Serie ersetzt.

 

11.07.1964 – 14 Jahre nach seiner Eröffnung findet auf dem Brands Hatch Circuit das erste Formale-1- Rennen statt. Der Große Preis von Großbritannien findet nun im Wechsel mit Silverstone statt. Erster Sieger ist Jim Clark auf Lotus-Climax vor Graham Hill auf B.R.M. und John Surtees auf Ferrari.

 

12.08.1964 - Jørgen Skafte Rasmussen stirbt im Alter von 86 Jahren.  Zu Beginn des letzten Jahrhunderts gründet er zahlreiche Firmen, zunächst in Chemnitz, dann in Zschopau. Ab 1922 werden in Zschopau DKW-Motorräder gebaut, 1925 beginnt die Entwicklung einer Droschke und eines Lieferwagens mit Elektroantrieb. 1928 ist DKW der größte Motorradhersteller der Welt. Im gleichen Jahr kauft Rasmussen die Audiwerke. 1932 wird die Auto Union AG mit Sitz in Zschopau gegründet, zu der Audi, DKW, Horch und Wanderer gehören. Nach Unstimmigkeiten scheidet Rasmussen 1934 aus der Auto Union AG aus.

 

23.10.1964 – Daimler-Benz und das Volkswagenwerk geben die Absicht zur Zusammenarbeit bekannt. Sie erstreckt sich zunächst auf die Auto Union GmbH Ingolstadt, die sie gemeinsam betreiben wollen. Die 80 Millionen DM Stammkapital der Auto Union, Im Besitz von Daimler-Benz, werden um weitere 80 Millionen DM erhöht. VW übernimmt insgesamt 50,4 Prozent des Auto Union-Stammkapitals

 

10.11.1964 – Nach 82 gebauten Porsche 901 wird das neue Porsche-Modell in 911 umbenannt. Vermutlich wird diese Änderung vorsorglich vorgenommen, um eine mögliche Auseinandersetzung mit Peugeot zu vermeiden. Die Franzosen nutzen dreistellige Zahlenfolgen mit einer Null in der Mitte. Ob dies so gekommen wäre, ist fraglich. Auch andere Hersteller haben eine solche Zahlenfolge verwendet, wie z.B. beim BMW 502 oder 507, Bristol 408, Ferrari 308 oder beim Dino 206. Auch die als Porsche 902 geplante Vierzylinderversion wird in 912 umbenannt.

 

01.12.1964 - Nach neunmonatiger Bauzeit wird das Volkswagenwerk in Emden eingeweiht und der erste dort gebaute Käfer läuft vom Band. Dort verlässt am 19.01.1978 auch die letzte in Deutschland produzierte Käfer-Limousine die Produktionsstätte.

 

 

1965

 

1965 – Zum „„Auto des Jahres““ wird der Austin 1800 gewählt. Zweitplatzierter ist der Autobianchi Primula, Drittplatzierter der Ford Mustang.

 

01/1965 – Im neu erbauten Werk in Sandouville bei Le Havre beginnt Renault mit der Serienfertigung des R16, einer fünftürigen Schräghecklimousine der Mittelklasse. Den Auftrag für ein neues familientaugliches Fahrzeug hatte der damalige Renault-Chef Pierre Dreyfus vier Jahre zuvor in Auftrag gegeben. Der Motor des R16, ein Ottomotor, ist der erste von Renault, dessen Block aus einer Aluminiumlegierung gefertigt wird. Zunächst ist der R16 mit einem 1,5-Liter-Motor mit 55 PS motorisiert, 1968 wird das Angebot mit dem Modell TS ergänzt, dessen 1,6-Liter-Motor 83 PS leistet. Ab Herbst 1973 wird der R16 in einer TX-Variante mit 93 PS aus 1.647 ccm Hubraum angeboten. Bis Januar 1980 entstehen rund 1.850.000 Exemplare, dann wir der R16 vom R20 abgelöst.

 

05.01.1965 - Das Volkswagenwerk erwirbt von Daimler-Benz die Auto Union GmbH. Sieben Jahre zuvor, im April 1958, hatte bereits die Daimler-Benz AG 88 des Stammkapitals der Auto Union GmbH übernommen. Schon 1962 bekundet Volkswagen-Chef Heinrich Nordhoff Interesse an einer Übernahme der Auto Union GmbH. Dies ist dann 1965 soweit und VW übernimmt zunächst 50,3 % der Anteile, zum Jahresende ist die Auto Union GmbH komplett im Besitz der Wolfsburger. Das Düsseldorfer Werk behält jedoch Daimler-Benz, in dem bereits 1961 die Fertigung des L 319 begonnen hat. Der ursprünglich bei Daimler-Benz konstruierte und in Ingolstadt zu Ende entwickelte 1,7-Liter-„Mitteldruck-Motor“ wird 1965 in einer überarbeiteten Version des DKW F 102 auf den Markt gebracht. Aus dem DKW F 102, dem letzten Pkw aus westdeutscher Fertigung mit Zweitaktmotor und gleichzeitig letztem DKW-PKW, wird dann der neue Audi F103 mit Viertakt-Mitteldruckmotor. Da der Name DKW immer mit Zweitaktmotoren verbunden war, beschließt man, ihn nicht mehr zu verwenden und stattdessen die alte Marke Audi wieder zu benutzen. Die vier Ringe werden als Firmenzeichen beibehalten. Dieser erste Pkw nach 1945 mit der Bezeichnung Audi wird intern F103 genannt und als später das Modell mit unterschiedlichen Motoren angeboten wird, bekommt dieser als Kennzeichnung der Motorleistung in PS den Namen Audi 72. Damit endete die Ära des Pkw-Zweitaktmotors in Großserienfertigung in Westdeutschland – lediglich der Geländewagen DKW Munga mit Zweitaktmotor wird noch bis Ende 1968 weiter produziert. Im selben Jahr kommt mit dem ersten Audi 100 die letzte Neukonstruktion der Auto Union auf den Markt.

 

14.01.1965 - Der dritte James Bond Film "Goldfinger" kommt in die bundesdeutschen Kinos. Erneut ist Sean Connery in der Rolle des Secret Service-Agenten 007 zu sehen, sein Gegenspieler in der Rolle des Auric Goldfinger ist Gert Fröbe. Es gibt aber noch einen dritten Star: Es ist der "Dienstwagen" von 007, ein Aston Martin DB5. Das Filmfahrzeug ist der Original-Prototyp des DB5 mit der Fahrgestellnummer 1486. Im Gegensatz zu den Serienfahrzeugen verfügt dieser Wagen im Film über spezielle Ausstattungsgegenstände wie z.B. zwei Browning-MGs hinter den vorderen Blinkern, ausfahrbare Klingen in den Zentralverschlüssen, Radaranlage mit Verfolgungsschirm, Funktelefon, eine ausfahrbare schusssichere Rückwand, einen Schleudersitz auf der Beifahrerseite, Wechselnummernschilder, Ölspray aus den Rücklichteinheiten, Rauch aus den Endrohren und schusssicher Verglasung. In den mehr als 20 Filmen dieser Baureihe fährt James Bond diverse Fahrzeuge, aber der DB5 gilt als das Bond-Fahrzeug schlechthin. Der DB5 hatte auch noch Einsätze bzw. Kurzauftritte in "Feuerball (1965)",  "Goldeneye" (1995), "Skyfall" (2012) und "Spectre (2015). Auric Goldfinger lässt sich im Film übrigens in seinem 1937er Rolls-Royce Phantom III chauffieren.

 

02/1965 - In Osnabrück beginnt beim Karosseriebauer Karmann die Produktion des luxuriösen Opel Diplomat V8 Coupés. Das Coupé verfügt über einen imposanten V8-Zylindermotor mit 5,4 Liter Hubraum. Bis Juli 1967 werden 347 Exemplare gebaut. Der Preis liegt damals mit 25.500 DM (später 26.000 DM) über dem vergleichbarer Sportmodelle wie dem Mercedes 280 SL oder dem Porsche 911. Heute sind die Coupés von Karmann extrem selten und begehrte Sammlerstücke.

 

09.03.1965 - "Fridolin" wird vorgestellt. Sein offizieller Name ist "Typ 147", das Fahrzeug ist ein vorrangig für die Post entwickeltes Gemeinschaftsprodukt. Karmann fertigt das Typ 14-Chassis für den kleinen Transporter auf Käfer-Basis, die Blechteile des Hecks kommen vom VW-Transporterwerk Hannover und zusammengebaut wird er bei Westfalia in Wiedenbrück. Der Typ 147 verfügt über zwei seitliche Schiebetüren der Laderaum kann zwei Kubikmeter und 400 kg Nutzlast aufnehmen. 1974 wird die Produktion von "Fridolin" nach 6.139 Fahrzeugen eingestellt. Heute sollen weltweit noch rund 200 Fahrzeuge existieren.

 

13.03.1965 –  Im Alter von 63 Jahren stirbt in Turin der italienische Automobilkonstrukteur Vittorio Jano. Im Alter von 18 Jahren beginnt er seine Karriere als technischer Zeichner beim kleinen Automobilhersteller Società Torinese Automobili Rapid, zwei Jahre später wechselt er zu damals bereits namhaften Hersteller Fiat. Auf Vermittlung von Enzo Ferrari wechselt er 1923 zu Alfa Romeo. Dort entwickelt er in wenigen Monaten den Alfa Romeo P2, der ab 1924 zahlreiche Rennen gewinnt. Es folgen die Konstruktionen Alfa Romeo P3, der 6C 1500 und der 8C, die u.a. mit Tazio Nuvolari ebenfalls sehr erfolgreiche Rennwagen sind. Zu seinen Konstruktionen gehört auch der Ende der dreißiger Jahre konstruierte und nach dem Zweiten Weltkrieg in der Automobil-Weltmeisterschaft erfolgreiche Alfetta-Tipo-158-Rennwagen. Die von Jano entwickelten Rennwagen prägen nachhaltig das sportliche Image der Marke Alfa Romeo. Für die Straße entwickelt er Fahrzeuge mit Vier-, Sechs- und Achtzylinder-Reihenmotoren. Gemeinsame Merkmale dieser Motoren waren zwei obenliegende Nockenwellen, halbkugelförmige Brennräume sowie die Verwendung von Aluminiumgussverbindungen. Auch viele Jahrzehnte später sind dies typische Konstruktionsmerkmale eines sportlichen Alfa Romeo Motors. 1937 gibt es eine Auseinandersetzung mit dem Unternehmensleiter Ugo Gobbato, woraufhin Vittorio Jano das Unternehmen verlässt. Anschließend arbeitet er als technischer Leiter für Lancia. Die von ihm konstruierten Rennwagen Lancia D24 und Lancia D50 werden Anfang der 1950er Jahre erstmals eingesetzt. Nachdem sein Spitzenfahrer Alberto Ascari bei Probefahrten mit einem Ferrari-Sportwagen tödlich verunglückt und da sein Unternehmen vor massiven finanziellen Schwierigkeiten steht, entschließt sich Gianni Lancia, sich aus dem Rennsport zurückzuziehen und gibt die Formel-1-Rennabteilung an Ferrari ab. Jano, der ebenfalls wechselte, wird beratender Ingenieur bei Ferrari. Er entwickelt dort die „Dino“-V6- und V8-Maschinen, die die technische Grundlage für die spätere Erfolgsserie von Ferrari werden. Wie Enzo Ferrari verliert Jano im Jahr 1965 seinen Sohn. Im selben Jahr wird er ernsthaft krank und begeht Selbstmord.

 

30.03.1965 –  In Stuttgart wird der Deutsche-Automobil-Veteranen-Club e.V, (DAVC) gegründet. Er ist einer der größten markenunabhängigen Kraftfahrzeug-Veteranen-Clubs und aktuell in 15 Landesgruppen organisiert.

 

04/1965 – Nach 17 Jahren endet die Produktion des Porsche 356. Insgesamt werden 76.302 Varianten des 356 gebaut. Von 1948 bis 1955 gibt es das "Urmodell" mit zweigeteilter Windschutzscheibe bzw. ab 1962 mit einteiliger Knickscheibe. Der 356 A wird von 1955 bis 1959 gebaut und vom 356 B abgelöst (1959-1963). Das letzte Modell, der 356 C, wird von 1963 bis 1965 produziert. Der erste Porsche 356 hat noch 1.086 ccm und 40 PS. Das Spitzenmodell, der Porsche 356 2000 GS Carrera 2 verfügt über einen 1.966 ccm großen und 130 PS starken Vierzylinder-Boxermotor. Die ersten Porsche 356 entstehen mit Aluminium-Karosserie in Gmünd/Kärnten. 1950 zieht Porsche nach Stuttgart-Zuffenhausen um, wo zunächst im Karosseriewerk Reutter die Produktion von Stahlkarosserien aufgenommen wird. Das Design des 3546 stammt vom Porsche-Mitarbeiter Erwin Kommenda, der auch schon die Karosserie des Käfers gestaltet hat. Den 356 gibt es als Coupé, als Cabriolet, als America Roadster und als Speedster, wobei nur die Cabrio- und Coupé-Version durchgehend gebaut werden. Besonders für frühe 356 und die Speedster- und America Roadster-Versionen werden heute sehr hohe Preise gezahlt. 1965 wird der Porsche 356 vom 911 abgelöst, der noch heute gebaut wird. Während der 911er nun einen Sechszylinder-Boxermotor hat, wird parallel bei Karmann Osnabrück der optisch ähnliche Porsche 912 mit dem bisherigen Vierzylinder-Boxermotor des Porsche 356 C einige Jahre gebaut.

 

01.04.1965 - Der Porsche 912 ersetzt den Porsche 356 C mit dem Vierzylindermotor mit 1,6 Liter Hubraum und 90 PS. Der beim Osnabrücker Karosseriebauer Karmann hergestellte 912 soll die günstigere Alternative zum mit einem Sechszylindermotor angetriebenen 911 sein. Nicht nur die Leistung, auch die Ausstattung ist gegenüber dem 911 einfacher. Der 912 wird bis zum Sommer 1969 als Coupé und Targa gebaut. 1976 wird - nach Einstellung des Porsche 914 - der Porsche 912 E für den US-Markt gebaut, da das Modell 924 dort noch nicht angeboten wird. Der 2-Liter-Motor stammt jedoch nicht von Porsche, sondern ist der Typ 4-Motor von Volkswagen.

 

23.04.1965 - In Paris wird der Peugeot 204 vorgestellt, das erste Auto des Herstellers Peugeot mit Frontmotor. Er ist in der unteren Mittelklasse angesiedelt und hier der erste Peugeot seit 1949; damals wurde die Produktion des Peugeot 202 eingestellt. Der als Limousine, Kombi, Coupé, Cabriolet und Kastenwagen gefertigte Wagen ist der erste Peugeot mit Frontantrieb und Scheibenbremsen an der Vorderachse. Der quer eingebaute Motor hat 1.130 ccm Hubraum und zunächst 53 PS, später auch 58 PS.  Zusätzlich wird ab 1968 auch eine Dieselvariante mit 1.255 ccm Hubraum und einer Leistung von 40 PS angeboten. Gebaut wird der Peugeot 204 bis Sommer 1976. Im Herbst 1969 kommt eine überarbeitete Version mit einem 1.300 ccm großen Motor als Peugeot 304. Die Produktion des 204 läuft jedoch bis Sommer 1976 als Limousine und Break mit nur wenigen Veränderungen weiter, während Coupé und Cabrio ab Frühjahr 1970 nur noch als 304 erhältlich sind.

 

13.06.1965 – Auf der Rossfeldhöhenringstraße wird das Vergrennen Rossberg, auch Internationaler Alpenbergpreis Rossfeld, ausgetragen. Das Rennen ist der elfte Wertungslauf zur Sportwagen-Weltmeisterschaft des Jahres. Die Streckenlänge beträgt 5,890 km. In zwölf Rennklassen werdenKlassensieger ausgefahren. Die Gesamtwertung gewinnt Gerhard Mitter, der den Porsche 904/8 Bergspyder fährt. Für die Strecke benötig er bei seinem ersten Lauf 3:07,590 Minuten; es ist die schnellste Zeit des Tages und entspricht einem Schnitt von 115,145 km/h. In der Addition der Läufe erreicht er eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 113,656 km/h.

 

16.07.1965 - DER ACE Auto Club Europa e.V. (ACE) wird von Gewerkschaften im DGB aus GUV/Fakulta heraus am Rande der Internationalen Verkehrsausstellung n München gegründet. 1969 wird er mit rund 300.000 Mitgliedern der zweitgrößte Automobilclub in Deutschland.

 

08/1965 – Bei Volkswagen löst der Karmann Ghia 1600 L den bisherigen 1500 S ab. Bei unveränderten 54 PS hat der Motor nun 1,6 Liter Hubraum. Damit kann der Karmann Ghia wieder mit Normalbenzin gefahren werden. Gleichzeitig kommt eine verbesserte Bremsanlage zum Einsatz, VW spendiert ein leicht überarbeitetes Armaturenbrett mit größerem Tacho und übernimmt das aktuelle VW-Lenkrad, dass sich jetzt wieder mit dem kurz vorher ausrangierten „halben“ Hupring schmückt.

 

08/1965 - Mercedes-Benz präsentiert ihre neuen Oberklasse-Fahrzeuge. Die Typen 250 S, 250 SE und 300 SE (W 109) sind die Nachfolger der Heckflossen-Modelle W 111 und W 112.  Die Karosserie wurde von Paul Bracq entworfen. Gebaut werden die W 108/W 109-Modelle bis zum November 1972.

 

08/1965 – Auch vom Rekord A stellt Opel im August 1968 einen Nachfolger vor – den Rekord B. Im Wesentlichen besitzt er die Karosserie des Rekord A und ist als zwei- und viertürige Limousine, als Kombi („CarAVan“) und als Coupé erhältlich. Die Bauzeit dieses Modells ist kurz (08/1965 – 07/1966), ausgeliefert wird er nur acht Monate lang. Eine wichtige technische Neuerung sind die komplett neu entwickelten CIH-Vierzylindermotoren mit 60, 75 und 90 PS. Der bisherige Motor gilt zwar als anspruchslos und zuverlässig, seine Entwicklungsmöglichkeiten sind jedoch ausgereizt. Diese Motorengeneration ist, technisch weiterentwickelt, bis in die 1990er Jahre im Opel-Programm. Parallel wird im Rekord B weiterhin (und letztmalig) der bisherige 2,6-Liter-OHV-Reihensechszylinder angeboten, der noch auf dem Aggregat des Opel Super 6 von 1937 basiert. Der neue CIH-Sechszylinder der KAD A-Reihe kommt im Rekord B nicht mehr zum Einsatz. In seiner kurzen Bauzeit entstehen rund 296.000 Fahrzeuge.

 

09/1965 - Der Opel Kadett B wird als Nachfolger des Kadett A vorgestellt. Er gilt als eines der erfolgreichsten Opel-Modelle und wird bis Juli 1973 gebaut. Auf Basis des Kadett B (Fahrwerk, Getriebe, Motor) baut Opel auch den Sportwagen GT. Den Kadett B gibt es sowohl als zwei- oder viertürige Stufenhecklimousine, zwei-/viertürige Schräghecklimousine, drei-/fünftürigen Kombi und als zweitüriges Coupé. Die Vierzylindermotoren haben zwischen 1,1 und 1,9 Liter Hubraum. Anfang der 70'er Jahre verwendet Opel den Werbespruch "Opel Kadett. Das Auto". Diese Werbung kopierte der Mitbewerber Volkswagen dreißig Jahre später mit "Volkswagen. Das Auto".

 

09/1965 – Die Hans Glas GmbH stellt den Glas V8 vor. Seine schnittige Form, ebenfalls von Frua gezeichnet, bringt ihm den Spitznamen „Glaserati“ ein. Im August 1966 werden die mit einem 2.580 ccm großen V8-Zylindermotor (150 PS) ausgestatteten ersten Serienfahrzeuge ausgeliefert. Später wird ein 3,0-Liter mit Motor mit 160 PS und ein 3,2-Liter-Motor mit 175 PS entwickelt; beide kommen jedoch aufgrund der finanziellen Schieflage nicht zur Serienfertigung. Es wird allerdings nur eine Kleinserie produziert. Der Produktionsaufwand ist zu hoch und die gesamte Kostenstruktur des Unternehmens hat sich ungünstig entwickelt. Damit kann sich Glas auf dem Automobilmarkt nicht behaupten und am 10.11.1966 erfolgte die Übernahme der Hans Glas GmbH durch BMW. Nach der Übernahme wird das Fahrzeug mit einem 3,0-Liter-Motor ausgestattet und als BMW 3000 V8 – neben dem BMW 2600 V8 – bis 1968 gebaut.

 

09/1965 - Als zweites Modell wird neben dem Porsche 911 Coupé das einem Cabriolet ähnliche Modell "Targa" vorgestellt. Es besitzt einen integrierten Schutzbügel, ein abnehmbares Dachoberteil sowie wahlweise eine feste oder ausknöpfbare Heckscheibe. Produktionsbeginn ist im Dezember 1965.

 

01.09.1965 – Serienanlauf des Wartburg 312. Dieser ist jedoch nur als Zwischentyp beim Übergang zum neuen Baumuster Wartburg 353 gedacht und wird lediglich bis 1967 hergestellt. Trotz der beibehaltenen relativ schweren Rahmenbauweise hat der Typ 312 ein Fahrwerk, das auch verglichen mit damaligen westlichen Pkw als fortschrittlich zu bezeichnen ist. Die Vielfalt produzierter Karosserien wird wie beim Typ 311 weitgehend beibehalten. Allerdings verändern sich die Anteile an der Gesamtfertigung erheblich. Dominiert bisher die Standardlimousine, wird der Anteil von Luxuslimousine und Camping nun erheblich größer. Außerdem sind im Programm Kombi, Pick-up, Limousine mit Stahlschiebedach und das 312-300 Hardtopcoupé (HT). Insgesamt werden vom Baumuster 312 35.868 Fahrzeuge hergestellt. Der Neupreis der Standard-Limousine beträgt 1965 15 970 Ost-Mark. Ein Coupé zählt nicht mehr zum Sortiment. Stattdessen wird im Karosseriewerk Dresden nun neben der Camping-Limousine ein Cabriolet hergestellt, das offiziell als Hardtopcoupé bezeichnet wird. Der Wagen soll die Lücke auffüllen, die der bis 1964 produzierte Škoda Felicia hinterlassen hat. Der 2+2-sitzige Roadster wird serienmäßig mit Hardtop und gegen Aufpreis zusätzlich mit einem Faltverdeck geliefert. Front- und Heckpartie der Karosserie werden überarbeitet. Hardtop und Frontschürze sind die ersten in der DDR aus GFK hergestellten Karosserieteile, produziert von der Sächsischen Glasfaserindustrie Wagner & Co KG in Sebnitz. Die Motorhaube wird aus Duroplast gefertigt. Die Sitze und Innenverkleidung sind mit Kunstleder bespannt. Der später als Hardtopcoupé (HT) 312-300 bezeichnete Typ wird anfangs noch mit dem alten 311er-Fahrwerk gebaut, weshalb man hier streng genommen von einem anderen Typ 311-300 HT sprechen müsste. 

 

03.09.1965 – Mit der Rheinbrücke Emmerich wird die längste Hängebrücke Deutschlands eingeweiht. Sie besitzt mit 500 m die größte Stützweite einer Brücke in Deutschland. Die Bautzeit beträgt rund drei Jahre. Im Januar 2019 beginnt eine Sanierung der Brücke, die vier Jahre dauerm und Kosten in Höhe von 28 Millionen Euro beanspruchen soll. In der Liste der längsten Hängebrücken weltweit steht sie 2024 an 84. Stelle.

 

09.09.1965 – Mit dem Audi F103 beendet die Auto Union den Bau von Mittelklasse-PKW mit einem Zweitaktmotor. Diesen trug noch der Vorgänger DKW F 102 unter der Haube. Der F 103 ist eine Weiterentwicklung dieses Fahrzeugs und unterscheidet sich vor allem durch seinen neu entwickelten Vierzylinder-Viertaktmotor. Bei der Präsentation des F103 lautet die Verkaufsbezeichnung nur Auto Union „Audi“, da es anfangs das einzige Modell der neuen Marke ist. Im gleichen Atemzug verschwindet die Marke „DKW“ vom PKW-Markt. Der Audi wird als Stufenhecklimousine mit zwei oder vier Türen angeboten. Mit Ausnahme des Modells Super 90 ist der Adi F103 auch als dreitüriger Kombi verfügbar. Im Sommer 1972 beendet das seit 1969 als Audi NSU Auto Union AG firmierende Unternehmen die Produktion des F103. Nachfolger ist der neu entwickelte Audi 80.

 

15.09.1965 - Der 10.000.000ste Volkswagen seit Kriegsende, ein Typ 1 („Käfer“) läuft in Wolfsburg vom Band.

 

10/1965 - Der MGB bekommt ein festes Dach. Die von Pininfarina entworfene Karosserie des MGB GT hat eine große Heckklappe und ist als 2+2-Sitzer ausgelegt, wobei die kleine Rücksitzbank für Erwachsene nur für kurze Strecken geeignet ist. Im Gegensatz zum Roadster hat der MGB GT mehr Platz für Gepäck, eine höhere Dachlinie mit einer geänderten, höheren Windschutzscheibe. Der GT beschleunigt aufgrund seines höheren Gewichts etwas langsamer als der Roadster. Zwischen 1965 und 1980 entstanden 125.282 MGB GT.

 

11/1965 - In Turin wird der Lamborghini Miura präsentiert. Er verfügt über einen quer eingebauten V12-Zylinder-Mittelmotor mit 3,9 Liter Hubraum und 350 bis 385 PS.  Gebaut werden bis 1975 ca. 800 Miura, Miura S und Miura SV.  Der Wagen hat eine Höhe von nur 105 cm. Benannt wird der Miura nach dem Kampfstierzüchter Eduardo Miura.  1975 wird er vom Lamborghini Countach abgelöst.

 

22.11.1965 – Die ersten von 13.151 Rohkarossen des BMW 2000 Coupes verlassen (bis Juli 1970) das Osnabrücker Karmann-Werk. Zusätzlich werden zwischen 8/1968 und 02/1970 549 Komplettfahrzeuge in Osnabrück gebaut.

 

12/1965 – Im Forschungs- und Entwicklungszentrum des VW-Werks Wolfsburg wird der modernste Windkanal Europas in Betrieb genommen.

 

 

1966

 

1966 - Zum „Auto des Jahres“ wird der Renault 16 gewählt. 1961 erteilt Pierre Dreyfus, der damalige Leiter von Renault, den Auftrag zur Entwicklung eines neuen, familientauglichen Fahrzeugs. Gaston Juchet entwirft daraufhin den R16 als Schräghecklimousine. Ab dem 2. Dezember 1964 werden die Vorserienfahrzeuge gefertigt, im Januar 1965 beginnt die Serienproduktion in einem neu gebauten Werk in Sandouville bei Le Havre. Weitere Standorte für die Montage des Renault 16 sind das französische Flins sowie das australische Melbourne. Auf dem zweiten Platz landet der Rolls-Royce Silver Shadow, gefolgt vom Oldsmobile Toronado.

 

04.02.1966 - Die erste Ausstrahlung der Fernsehsendung zur Verkehrssicherheit "Der 7. Sinn" wird ausgestrahlt. Bis 2005 werden Tipps zum richtigen Verhalten im Straßenverkehr gezeigt, u.a. durch gestellte Unfälle in Alltagssituationen oder mittels Informationen zu physikalischen Grundsätzen (z.B. Bremsweg), psychologischen Hintergründen (z.B. Aggression") oder technischen Details von Automobilen (z.B. Servolenkung).

 

12.04.1966 - Das Bundesverkehrsministerium gibt bekannt, dass bei dem unerwartet starken Reiseverkehr zu Ostern 153 Personen ums Leben gekommen und rund 5000 verletzt worden seien.

 

5/1966 – Toyota präsentiert als zusätzliches Modell zwischen dem Toyota 800 (dem Vorläufer des Toyota Starlet) und dem Toyota Corona den Corolla zunächst als zweitürige Limousine. Im August 1967 folgten die viertürige Limousine und der dreitürige Kombi, im August 1968 ein Fließheck-Coupé unter der Bezeichnung Corolla Sprinter. Ab Anfang 1969 kamen mit dem Corolla SL leistungsstärkere Varianten der Zweitürer ins Angebot.

 

5/1966 – In Suzuka findet das erste Langstreckenrennen über 1.000 Kilometer statt. Die beiden ersten Plätze belegt jeweils ein Toyota 2000GT.

 

18.-19.06.1966 - Ford gewinnt mit dem GT 40 das legendäre 34. 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Am Start sind acht 7-Liter-GT 40 Mk II und fünf 5-Liter-GT 40. Während die 7-Liter-Wagen für die unlimitierte Prototypenklasse starten sollen, sind die 5-Liter-GT 40 in der Sportwagenklasse gemeldet. Der größte Konkurrent ist Ferrari, die 11 Sportwagen gemeldet haben, darunter zwei 330P3. Porsche bringt sechs 906 Carrera und einen der neuen 911 nach Le Mans. Nach 24 Stunden ist der Triumph für Ford perfekt. Die ersten drei Plätze belegen die drei GT 40, die nicht ausgefallen sind, dahinter kommen vier Porsche 906, erst dann folgt ein Ferrari 275.

 

25.06.1966 - Die Daimler-Benz AG und die Volkswagenwerk AG gründen die "Deutsche Automobilgesellschaft" in Hannover als gemeinsam betriebene Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft. Laut VW-Geschäftsbericht aus dem Jahr 1967 „beträgt das Kapital beträgt fünf Millionen Euro, die Geschäftsanteile werden von beiden Gesellschaften zu gleichen Teilen und mit gleichen Rechten und Pflichten übernommen. Aufgabe der Gesellschaft ist die Förderung und Verstärkung der Zusammenarbeit der beiden Unternehmen auf allen gemeinsam interessierenden Gebieten. Durch das Zusammenwirken der technischen und wirtschaftlichen Kräfte erstreben beide Partner unter anderem eine Intensivierung von Forschung und Entwicklung auf vielerlei Teilgebieten und eine differenzierte Betreuung von Auslandsmärkten. Aus dieser Aufgabenstellung geht hervor, daß eine nach außen, auf Gewinnerzielung gerichtete Tätigkeit der Gesellschaft zunächst nicht im Vordergrund steht“.

 

01.07.1966 – Serienanlauf des Wartburg 353. Er verbindet in seiner Konzeption als überholt angesehene Merkmale wie den wassergekühlten Dreizylinder-Zweitaktmotor (992 ccm Hubraum, 45 PS; ab 1969: 50 PS) und Rahmenbauweise (Kastenprofilrahmen) mit fortschrittlicher Technik wie dem an Doppelquerlenkern vorn/Schräglenkern mit Querstabilisator hinten geführten, schraubengefederten und wartungsfreien Fahrwerk mit Tripode-Doppelgelenkwellen und Bremskraftregler. Das neue Fahrwerk ist im Wesentlichen bereits 1965 in Gestalt des Übergangsmodells Wartburg 312 eingeführt worden. Zeitgemäß ist die gänzlich neu entworfene, sachlich gestaltete Karosserie mit einem Kofferraum von über 500 Litern, die, wie auch schon die des Wartburg 311, der Eisenacher Konstrukteur Hans Fleischer gezeichnet hat, unterstützt von den Formgestaltern Clauss Dietel und Lutz Rudolph. Das Grunddesign des 353 basiert auf der Studie eines Vollheck-Pkw von Dietel aus dem Jahr 1962, aus der Fleischer das Design der 353-Limousine ableitet. Dietel wirkt zudem an der Farbgestaltung des Innenraums und der Formgestaltung einiger Innenraumbauteile mit. Ob Clauss Dietel oder Hans Fleischer den maßgeblicheren Anteil am Design des 353 hatten, ist unter Fachleuten und Zeitzeugen strittig. Die Fachpresse bedauert, dass die besonders durch den Frontantrieb gegebene Chance, einen zukunftsweisenden Pkw in Vollheck-Bauweise zu realisieren, vertan wurde. Das nunmehr verwendete Bandtachometer, das zu dieser Zeit gerade wieder aus der Mode gerät und zudem keine Vorteile bringt, wird stellvertretend herangezogen, um Kritik an zu großen Zeiträumen zwischen Entwicklungsbeginn und Einführung in die Produktion zu äußern. Modernisiert wird im Vergleich zum Wartburg 312 auch die Fahrzeugelektrik, unter anderem erfolgte eine Umstellung auf 12 Volt.  Ein neues, vollsynchronisiertes Getriebe mit erhöhter Lebensdauer erhalten seit Juli 1966 alle Fahrzeuge. Den Wartburg 353 gibt es als viertürige Limousine, viertürigen Kombi („Tourist“) und als zweitürigen Pick-up („Trans“). Ein Coupé oder Cabriolet wird nicht gebaut.

 

02.07.1966 – Auf dem Goodwood Circuit findet das letzte Rennen statt. Aufgrund der immer höheren Geschwindigkeiten entspricht der Rundkurs nicht mehr den geltenden Sicherheitsstandards.

 

08/1966 – Der Opel Rekord C ist ein in der oberen Mittelklasse positioniertes Fahrzeug der Adam Opel AG aus der Modellreihe Opel Rekord. Er ersetzt ab August 1966 das nur knapp ein Jahr lang gebaute „Zwischenmodell“ Rekord B und wartet mit einer völlig neuen Karosserie auf. Der Rekord C ist als zwei- oder viertürige Limousine erhältlich sowie als drei- oder fünftüriger Kombi Caravan, als dreitüriger Lieferwagen (Caravan ohne hintere Seitenfenster) und ab Januar 1967 auch als Coupé. Das Coupé hat keine B-Säule und gilt bei vielen Fans als das eleganteste Rekord-Modell. Ebenfalls gab es ab 1967 für 4.000 DM Aufpreis einen heute sehr seltenen Cabrio-Umbau auf Basis der zweitürigen Rekord- oder Commodore-Limousine von dem Karosseriebauunternehmen Karl Deutsch in Köln. Auch Karmann in Osnabrück entwickelt eine Cabrioversion des Commodore, die aber nicht in Serie geht. Sie basiert auf der zweitürigen Limousine, hat aber vier Seitenfenster (statt zwei wie das Deutsch-Cabrio) und entsteht in vier Exemplaren, die heute noch existieren.

 

22.08.1966 - Mit Erwin Komenda (geboren am 6. April 1904 in Jauern am Semmering, Österreich) stirbt am 22. August 1966 ein großer österreichischer Automobildesigner. Komenda besucht von 1916 bis 1920 eine Höhere Technische Lehranstalt für Eisenverarbeitung in Steyr. Anschließend arbeitet er als Automobilkonstrukteur in der "Wiener Karosseriefabrik". 1926 wechselt er als Konstrukteur zu den Steyr-Werken und begegnet dort erstmals Ferdinand Porsche. Drei Jahre später wird er Chefkonstrukteur der Versuchs- und Entwicklungsabteilung der Daimler-Benz AG in Sindelfingen. In dieser Zeit entstanden dort Autos wie z.B. der Typ Mannheim 370 K. Schon zwei Jahre später nimmt er das Angebot an, Leiter der Karosserieaufbauabteilung des neu gegründeten Konstruktionsbüros von Porsche zu werden. Dort entwickelt er u.a. die Karosserie des VW Käfers, des P-Auto-Union-Rennwagen und des Cisitalia-Rennwagen. 1946 beginnt Komenda mit Arbeiten zur Karosserie des ersten Porsche Sportwagen, des 356. Außerdem ist er maßgeblich verantwortlich für die Karosserien diverser Folgetypen und des Porsche 550 Spyder. Seine letzten Modelle, an dem er beteiligt ist, ist die Entwicklung des Porsche 901, des späteren 911, sowie des 904 Rennwagens. Bis zu seinem zu frühen Tod am 22.08.1966 ist er bei Porsche aktiv.

 

09/1966 - die erste Baureihe des Ford Taunus 12M/15M P6 läuft von den Bändern. Es ist die sechste neue Pkw-Konstruktion der Ford-Werke Köln seit dem zweiten Weltkrieg. Vom Vorgänger hat der P6 die Grundkonstruktion mit dem V4-Motor und Frontantrieb. Bis August 1970 werden in drei Bauserien rund 670.000 Autos (385.000 12M und 285.000 15M) gebaut in den Ford-Werken Köln und Genk (Belgien) gebaut. Bei sämtlichen P-Modellen gibt es einen Cabrio-Umbau, nur nicht vom P6. Den P6 gab es als Limousine, Coupé und Kombi. Auf den P6 folgt der "Knudsen-Taunus" mit Reihenmotor und Hinterradantrieb.

 

10/1966 - Auf der Earls Court Motor Show wird der bei Vignale gefertigte Prototyp des Jensen Interceptor präsentiert. Der Sportwagen wird zwischen 1966 und 1976 gebaut, es gibt ihn als Saloon, Coupé und Cabriolet. Als Antrieb dient ein 8-Zylinder-Motor von Chrysler, zunächst mit 6,3 Liter Hubraum, später mit 7,2 Liter. In elf Jahren Bauzeit entstehen bis 1976 in drei Baureihen rund 7.200 Fahrzeuge, davon ca. 500 Cabriolets. Diese wird nur 1974 bis 1976 gebaut, während das Coupé erst im Oktober 1975, also kurz vor der Insolvenz des Unternehmens, auf der Earls Court Motorshow präsentiert wird. Je nach Quelle sollen 47 oder 54 Coupés gebaut worden sein, von denen die meisten Fahrzeuge noch heute existieren.

 

10.11.1966 – BMW übernimmt die Hans Glas GmbH in Dingolfing. Als letzter Glas rollt am 25.06.1969 ein Goggomobil vom Dingolfinger Band. Hervorgegangen ist die Firma aus der 1883 in Plisting gegründeten Landmaschinenfabrik Glas. In den 1940er Jahren orientiert man sich neu und entwirft – vom großen Erfolg der italienischen Vespa inspiriert – einen eigenen Motorroller. Dieser geht im Juli 1951 in Serie und wird bis 1956 gebaut. 1952 startet Glas die Entwicklung eines Kleinwagens, der 1955 unter der Marke Goggomobil angeboten wird. Dieser ist seinen Konkurrenten, dem Messerschmitt Kabinenroller, der BMW Isetta, dem Lloyd und der Heinkel Kabine überlegen und kann sich auf dem Markt etablieren. 1958 erfolgt das etwas größere Modell Isar, 1961 folgt der Glas 1004 mit einem neuen Vierzylindermotor. 1963 stellt Glas auf der Frankfurter IAA das von Frua entworfene Glas 1300 GT und die Limousine 1500 vor. Beide Modelle werden nach der Übernahme noch bis 1968 als BMW verkauft. 1964 folgt der Glas 1700, ein neu entwickelter sportliche Mittelklassewagen und im September stellt Glas den Glas V auf der IAA vor. Dieser ist ebenfalls von Frua gezeichnet, aber nur als Kleinserie produziert. Die Kosten sind enorm, die Firma gerät in finanzielle Schieflage und wir für 9,1 Millionen DM von BMW übernommen. Auch der Glas 2600 V wird als Glas/BMW 3000 V8 noch in geringer Stückzahl bis Mai 1968 in Dingolfing gebaut.

 

25.11.1966 – Der 12millionste Volkswagen läuft vom Band. 9 Millionen VW Käfer, 1,2 Millionen 1500er und 1600er und 1,8 Millionen Transporter wurden bisher gebaut.

 

 

1967

 

1967 – Zum „Auto des Jahres“ wird der Fiat 124 gewählt. Zweitplatzierter ist der BMW 1600, Drittplatzierter der Jensen FF.

 

1967 endet die Produktion des erfolgreichen Alfa Romeo Giulia TZ 2. Der von 1964 an in nur zwölf Exemplaren gebaute straßentaugliche Rennwagen gehört heute zu den gesuchtesten Alfa Romeo der Nachkriegszeit.

 

27.01.1967 - Fünf Monate nach dem Schwestermodell Chevrolet Camaro wird der Pontiac Firebird als Coupé und Convertible vorgestellt. Beide sollen in der "Muscle-Car-Ära" dem Ford Mustang Konkurrenz machen. Der Einstiegspreis liegt bei 2.666 Dollar - dafür bekommt man die Sechszylinderversion. Es gibt aber auch leistungsstärkere V8 mit 250 und 285 PS. Bereits im ersten Produktionsjahr werden 82.560 Fahrzeuge abgesetzt. Mit der vierten Generation endet 2002 die Ära des Firebird. Acht Jahre später wird die traditionsreiche Marke Pontiac eingestellt.

 

07/1967 - In Sindelfingen verlassen die ersten Vorserienwagen des neuen von Paul Bracq gezeichneten Modells von Mercedes-Benz das Werk. Damals ahnt noch niemand, dass die neue Mittelklasse-Baureihe W114 (mit Sechszylindermotoren) bzw. W115 (alle anderen Motorvarianten) bis zu ihrem Produktionsende mit knapp zwei Millionen Fahrzeugen fast die gleiche Stückzahl erreichen wie alle anderen Mercedes-Modelle der Nachkriegszeit zusammen. Ab Werk gibt es nur viertürige Limousinen, Coupés und Langmodelle, andere Karosseriebauer wie Miesen, Binz, IMA und Santos werden für Sonderaufbauten beliefert. Sie stellen Krankenwagen (Miesen und Benz) und Kombis und Lieferwagen her. Außerdem entstehen bei weiteren Herstellern Leichenwagen und Pick-ups. Zwischen 1967 und 1976 entstehen 1.919.056 Fahrzeuge, davon 67.048 Coupés und 9.900 Langversionen. Bekannt sind die "Strich/8" für ihre hohe Zuverlässigkeit. Im Mercedes-Museum steht der von Mercedes-Benz bestätigte Rekordhalter, ein 240D, der zwischen 1976 und 2004 mit drei Austauschmotoren 4,6 Kilometer auf dem Tacho.

 

20.07.1967 - Nach 28.945 Fahrzeugen endet die Produktion des Panhard 24. Mit diesem Fahrzeug endet auch die Automobilgeschichte des 1886 gegründeten Automobilherstellers Panhard & Levassor. Nur zwei Jahre zuvor hat die Inhaberfamilie die Firma an Citroen verkauft in der Hoffnung, damit den Markennamen zu retten und finanzielle Mittel in die Entwicklung eines neuen Motors stecken zu können. Das letzte Fahrzeug, ein Panhard 24 BT geht nicht in ein Museum, sondern an einen Verkaufsberater der Firma Pernod. Damit endet die 73jährige Geschichte des ältesten Automobilherstellers Frankreichs.

 

08/1967 - Der neue VW Transporter (T2) erscheint. Auffälligstes Merkmal der zweiten Generation des „Bulli“: die ungeteilte, gewölbte Frontscheibe und das fehlende „V“ der Frontpartie. Das Fahrzeug ist gegenüber dem T1 um zwanzig Zentimeter länger geworden. Bis auf die Kurbellenkerachse der Vorderräder sind alle Fahrwerkbauteile neu. Wie auch schon der T1 wird der T2 von einem im Heck untergebrachten Vierzylinder-Boxermotor angetrieben (Hinterradantrieb). 1975 wird von der Entwicklungsabteilung ein Prototyp mit einem zuschaltbaren Frontantrieb entwickelt. Damit gelingt Entwicklungschef Gustav Mayer die Durchquerung der Sahara, jedoch bleibt es bei dem Prototypen. Wie auch beim T1 gibt es zahlreiche Karosserievarianten: Kastenwagen, Kombi (Kastenwagen mit Fenstern), ab 1973 auch mit Hochdach, Pritschenwagen, Großraum-Holzpritsche, Doppelkabine und Kleinbus mit sieben Sitzen. Dazu gibt es den T2 als Camperbus von Westfalia und den besser ausgestatteten „Clipper“, der in der Tradition des früheren T1 Samba-Busses stehen soll. Doch nach Einsprüchen der Fluggesellschaft PanAm wird der Name „Clipper“ wieder aufgegeben. In den 1970er Jahren baut VW einen Elektrotransporter als Reaktion auf die erste Ölkrise. Bis 1979 werden 2.533.188 T2 in Deutschland gebaut. In dieser Zeit wächst der Hubraum von 1.584 ccm auf bis zu 1.970 ccm und von 47 auf 70 PS. Der T2 wird auch in Brasilien und Mexiko gebaut, aber deutlich länger als in Deutschland. Erst 1995 endet die Produktion in Mexiko. In Brasilien rollt er bis 2005 mit dem luftgekühlten Boxermotor vom Band, dann wird er von einem Wasserboxer abgelöst.  2013 ist mit dem T2 auch in Brasilien Schluss.

   

08/1967 - Der Ford P7 (= Projekt 7, d. h. die siebte neue Pkw-Konstruktion der Ford-Werke Köln seit Ende des Zweiten Weltkriegs), kommt mit V4- bzw. V6-Motoren und Hinterradantrieb als Ford 17M, 20M und 26M auf den Markt. Den P7 bzw. P7a gibt es als zwei- und viertürige Limousinen, als drei- und fünftürige Kombiversionen „Turnier“ und als Hardtop-Coupé. Vom 17M ist auch ein Kastenwagen ohne hintere Fenster erhältlich. Zusätzlich fertigt die Firma Deutsch eine Cabrio-Version vom 17M. Bereits 1968 wird die Karosserieform geglättet, da die ursprüngliche Fassung nicht beim Publikum ankommt. Die interne Bezeichnung lautet P7b oder P7II. Flaggschiff der Baureihe ist der Ford 26M, der im November 1969 auf der IAA vorgestellt wird. Von August 1967 bis Dezember 1971 werden in den Ford-Werken in Köln und Genk (Belgien) insgesamt 567.842 Fahrzeuge produziert. Die Modelle 20M und 26M werden im Frühjahr 1972 vom Ford Granada abgelöst, während der Ford 17M zunächst durch den Ford Consul ersetzt wird. Mit dem P7 endet bei Ford Köln die interne Bezeichnung „Projekt“ bei den Pkw.

 

01.08.1967 - Der VW Käfer bekommt nun senkrecht stehende Scheinwerfer. Damit erhält der Käfer ein moderneres Gesicht.

 

03.09.1967 - Um 6.00 Uhr wechselt in Schweden der Straßenverkehr von der linken auf die rechte Seite über.

 

07.09.1967 - Ein Viertel der US-amerikanischen Automobilarbeiter streikt für höhere Sozialleistungen und ein garantiertes Jahreseinkommen.

 

14.09.1967 – Der Film „Man lebt nur zweimal“ aus der James-Bond-007-Filmreihe kommt in die bundesdeutschen Kinos. Wieder ist es Sean Connery, der den legendären Agenten des britischen Geheimdienstes MI6 darstellt. Sein Gegner: Ernst Stavro Blofeld. Der Dienstwagen: kein Aston Martin DB5, sondern eine Toyota 2000 GT Roadster. Fahren durfte den schicken Roadster jedoch nicht 007, sondern seine Kollegin Aki vom japanischen Geheimdienst. Den Toyota 2000 GT gibt es tatsächlich nur als Coupé – der Roadster entstand speziell für den Film in zwei Exemplaren. Eingesetzt werden soll ursprünglich ein Coupé, doch Sean Connery ist zu groß, um bequem in das Auto zu passen, und das Filmen der Innenaufnahmen gestaltet sich als schwierig. Infolgedessen entwickelt Toyota zwei 2000 GT Roadster, um sicherzustellen, dass die Filmcrew alle Aufnahmen machen kann. In zwei Wochen werden die erforderlichen Modifikationen durchgeführt. Der vordere Teil des Wagens bleibt bis zur Windschutzscheibe, wie er ist, der hintere Teil (bis auf Licht und Stoßfänger) müssen komplett neu aufgebaut werden. Die ursprüngliche Karosserie des Wagens wird steif genug gebaut, um mit ein wenig Unterstützung durch das Chassis auch bei abgeschnittenem Dach nutzbar und in Form zu bleiben. Aber das Auto ist kein richtiges Cabriolet. Alles, was im Film zu sehen ist, was zu dieser Schlussfolgerung führen würde, ist erfunden. Es gibt kein Faltdach oder ein Hardtop. Die Filmautos haben auch keine Seitenfenster, und die Drahträder werden nur bei den Prototypen verwendet, die mit Dunlop SP41-Reifen ausgestattet sind. Abgesehen davon, und natürlich von den für Bond-Fahrzeuge typischen Spielereien, ist alles Serienstandard. Als die Autos endlich einsatzbereit sind, gibt es ein weiteres Problem: Aikiko Wakabayashi, die Aki spielt, kann kein Auto fahren! Doch dieses Mal wird eine schnelle Lösung gefunden: Das Fahren übernehmen die Toyota-Testfahrer Hiroshi Fushida und Tomohiko Tsutsumi. Die Wagen werden von Juli bis Oktober 1966 an 14 verschiedenen Orten in Japan eingesetzt. Mehrere Blöcke werden für ein frühmorgendliches Shooting in Tokios berühmter "Ginza"-Straße geschlossen, aber diese Szenen landen auf dem Boden des Schneideraums, sehr zur Enttäuschung der Toyota-Chefs. Sie sind auch unglücklich über die Tatsache, dass das Auto im fertigen Film eine Gesamtpräsenz von nur 6 Minuten in drei verschiedenen Szenen hat. Der Rest des Innenraums sieht auch nicht so aus, wie er soll, die Szenen werden offensichtlich in einem ganz anderen Auto gedreht. Die Fahrzeuge werden später verkauft. Einer der beiden Prototypen hat überlebt, wurde 1977 auf Hawaii entdeckt und von Toyota erworben, restauriert und steht heute als wertvollstes Fahrzeug im Toyota-Museum. Vom Toyota 2000 GT werden zwischen 1967 und 1970 nur 351 Coupés gebaut, so dass er heute eine gesuchte Rarität ist.

 

14.09.1967 - Auf der 43. Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt wird der NSU Ro 80 vorgestellt. Ungewöhnlich ist nicht nur die strömungsgünstige Karosserie, die auf den Erscheinungszeitpunkt bezogen noch nicht selbstverständliche Merkmale der passiven Sicherheit aufweist, sondern auch der Antrieb. Er besitzt einen Wankelmotor (Zweischeiben-Kreiskolbenmotor) mit einer Leistung von 115 PS. Das „Ro“ im Namen steht für „Rotationskolben“, im Gegensatz zum „K“ wie „Kolben“ – gemeint sind Hubkolben – beim VW K70. Die „80“ geht auf den ursprünglichen, NSU-internen Entwicklungsauftrag zurück, ein Fahrzeug des Typs „80“ mit den Zielvorgaben 80 PS, 800 kg Gewicht und einem Kaufpreis von 8.000 DM zu konstruieren. Bis Juli 1977 werden nur 37.406 Exemplare des 1968 als „„Auto des Jahres““ ausgezeichneten Fahrzeugs gebaut. Immer wieder gibt es Probleme mit dem Motor. Ein nicht unerheblicher Anteil an Motorschäden geht auf den Drehmomentwandler zurück, den man gegen das Schieberuckeln (verursacht durch den Umfangseinlass) einbaut und der zum Teil für den Mehrverbrauch des Ro 80 verantwortlich ist.

 

01.-12.11.1967 – Auf dem Turiner Autosalon wird mit dem Tipo 33 Stradale eine für den Straßenverkehr zugelassene Version des im gleichen Jahr vorgestellten Rennsportwagens Alfa Romeo Tipo 33 vorgestellt. Das 230 PS starke Fahrzeug wurde von Franco Scaglione entworfen und wird bei Marazzi (Mailand) gebaut. Der 700 kg schwere Wagen beschleunigt in 5,5 sec auf 100 km/h. Der Produktionsumfang ist unklar. Es wird davon ausgegangen, dass 18 Chassis für das Stradale-Projekt bereitgestellt wurden. 12 von ihnen erhielten die Scaglione-Karosserie, von denen acht heute noch bekannt sind. Ob vier weitere Fahrzeuge von Marazzi eingekleidet wurden, ist zweifelhaft.

 

17.11.1967 – Im britischen Halewood startet mit dem Modell Escort das erste von den britischen Ford-Werken eigenständig entwickelte Fahrzeug. Der Escort ersetzt auf dem britischen Markt den technisch ähnlichen Ford Anglia, in Deutschland rundet er das Programm ab. Anfang Januar 1968 wird der Escort mit seinem charakteristischen Kühlergrill (auch „Hundeknochen“ genannt) in Marokko der Presse vorgestellt. Wenige Tage später findet die offizielle Präsentation anlässlich des Brüsseler Autosalons statt. Die Verkaufszahlen übertreffen die optimistischen Erwartungen des Herstellers bereits nach zwei Monaten um 30 %. Weniger als fünf Monate nach der Vorstellung läuft am 4. Juni 1968 bereits der 100.000. Escort in Halewood vom Band. In Deutschland verlässt der erste Wagen am 16. Januar 1970 in Saarlouis das Werk. Die 1968 und 1969 in Deutschland verkauften Wagen werden im britischen Werk produziert. Die Technik übernimmt Ford in wesentlichen Teilen vom Vorgängermodell Anglia. Der Escort ist insbesondere in Großbritannien sehr populär, bleibt in Deutschland aber hinter den erwarteten Stückzahlen zurück. Der Käfer des Marktführers Volkswagen ist zwar technisch veraltet, aber besser verarbeitet, und zudem gibt es mit dem Opel Kadett B und französischen und italienischen Importwagen etablierte und in manchen Bereichen überlegene Alternativen. Mitte 1973 kommt in Westdeutschland der RS2000 als Topmodell hinzu. Erkennbar ist er an der auffälligen zweifarbigen Lackierung und den verbreiterten Radläufen vorn. Mit 100 PS erreicht der leichte Escort viele Erfolge im Motorsport. Weit erfolgreicher im internationalen Autosport sind allerdings der britische Escort TwinCam und sein Nachfolger, der RS1600 mit Cosworth BDA-16V-Motor. Mit diesem Motor kann der RS1600 1973 die Rallyecross-Europameisterschaft, den Finnland-Lauf der Rallye-Weltmeisterschaft und einige Läufe zur Deutschen Rennsport-Meisterschaft gewinnen.

 

28.12.1967 - In der "Verkehrssünderkartei" des Kraftfahrtbundesamtes in Flensburg sind rund 2,7 Millionen Verkehrsteilnehmer eingetragen.

 

 

1968

 

1968 – Zum „Auto des Jahres“ wird der NSU Ro 80 gewählt. Zweitplatzierter ist der Fiat 125, Drittplatzierter der Simca 1100.

 

1968 – In Marxzell bei Karlsruhe eröffnet der Sammler Bernhard Reichert in einem ehemaligen Sägewerk ein privates Fahrzeugmuseum. Bereits seit 1958 sammelt er Autos, Lokomotiven, Straenbahnen und Zweiräder auf seinem Privatgelände in Karlsruhe. Die Ausstellung mit Innen- und Außengelände ist dem Thema Mobilität im weitesten Sinne gewidmet. So gehören rund 200 Automobile, von den Anfängen des Automobilbaus bis zur Gegenwart, über 350 Motorräder und Mopeds, über 170 Fahrräder, über 20 Feuerwehrautos, ein Feuerwehrhubschrauber, über 100 Traktoren, Straßenbahnen, Lokomotiven, Kutschen, aber auch Motoren, landwirtschaftliche Maschinen sowie diverse technische Geräte zur Sammlung. Zur Sammlung gehört auch ein ausgestopftes zweiköpfiges Kalb und ein Dienstwagen von Günther Klotz, ein Mercedes-Benz 220, Baujahr 1962. Das älteste Auto der Sammlung ist ein Millot aus dem Jahr 1898. Im historisch eingerichteten Kinoraum werden Kurzfilme aus den Anfängen des Automobils gezeigt. Ein kleines Wasserkraftwerk erzeugt in den Kellerräumen größtenteils den Strom für die Beleuchtung und den Betrieb des Museums. Die Exponate werden im Gebäude des ehemaligen Sägewerks, dessen Kellerräumen und in einer angebauten Halle ausgestellt. Im Juni 2013 wird die Ausstellungsfläche um den ersten Stock dieser Halle auf insgesamt über 3600 Quadratmeter erweitert.

 

01/1968 – Im Januar werden die Mercedes-Benz-Baureihen W114 und W155 vorgestellt – im Allgemeinen besser bekannt als /8 („Strich-Acht“). Es wird die erfolgreichste Baureihe. Von ihr werden mit knapp zwei Millionen Exemplaren mehr Fahrzeuge hergestellt als Mercedes-Benz in der Vorkriegszeit insgesamt gebaut hat. Gebaut wird der /8 acht Jahre lang und avanciert 1974 mit 140.127 Einheiten zum meistverkauften Pkw in Deutschland. Damit ist der /8 das einzige Modell, dass den VW Käfer bzw. VW Golf jemals vom ersten Platz der Neuzulassungen in Deutschland verdrängen kann – wobei zu erwähnen ist, dass der VW Golf erst im Mai 1974 auf den Markt kommt. Der /8 ist hinsichtlich Karosserieform und Innenraum schlichter und sachlicher gestaltet als man es von vorherigen Mercedes-Benz-Modellen gewohnt ist. Es gibt ihn mit zahlreichen Zusatzausstattungen. Dazu gehören z. B. elektrische Fensterheber, Klimaanlage, Stahlschiebedach, Halogen-Scheinwerfer, Scheinwerferwaschanlage, Leichtmetallräder und Metalliclack für die großen Sechszylinder, Kopfstützen, Becker Autoradio, Zentralverriegelung, Mittelarmlehne,… Diese Zusatzausstattungen lassen sich die Stuttgarter teuer bezahlen. So kostet 1972 ein 280 E mit Vollausstattung mehr als 40.000 DM, während das Basisfahrzeug mit Zweilitermotor gerade einmal 13.000 DM kostet. Den 8 gibt es als Limousine und Coupé, als Benziner oder Diesel, mit Vier- und Fünfzylindermotoren (W115) oder mit Sechszylindermotoren (W114 und Coupé). Dazu gibt es noch die seltene, bei Hotels, Mietwagen- und Taxibetrieben beliebte Langversion. Sie rollen gemeinsam mit den Limousinen in Sindelfingen vom Band, sind also keine nachträglich verlängerte /8-Varianten. Außerdem bauen Karosseriebauer wie z.B. Binz, Miesen, Pollmann oder Welsch Fahrzeuge zu Kombis. Leichen- und Krankenwagen um.

 

01/1968 – Ebenfalls im Januar wird im nordafrikanischen Marokko der Ford Escort der Presse vorgestellt, wenige Tage vor der offiziellen Präsentation auf dem Brüsseler Autosalon. Die nachfolgenden Verkaufszahlen übertreffen alle Erwartungen des Herstellers. Weniger als fünf Monate nach der Vorstellung läuft am 4. Juni 1968 bereits der 100.000. Escort vom Band. Ab dem 16.01.1970 wird der Escort auch in Saarlouis gebaut. Die Technik des Escort orientiert sich am Vorgängermodell Anglia. Den Escort gibt es neben der Limousine auch in der Kombivariante „Turnier“, die bis 1980 gebaut wird. In Deutschland bleibt der als „Käfer-Killer“ konzipierte Escort jedoch hinter seinen Erwartungen zurück. 1973 kommt in Deutschland das Topmodell Escort RS2000 hinzu, erkennbar an der zweifarbigen Lackierung und den vorne verbreiterten Radläufen. Mit 100 PS ist der leichte Escort ausreichend motorisiert und erreicht zahlreiche Erfolge im Motorsport. Weit erfolgreicher im internationalen Renn- und Rallyegeschehen ist der britische Escort TwinCam und sein Nachfolger, der RS1600 mit einem Cosworth BDA-16V-Motor. Dieser kann neben der Rallyecross-Europameisterschaft 1973 im gleichen Jahr auch den Finnland-Lauf der Rallye-Weltmeisterschaft sowie einige Läufe zur Deutschen Rennsport-Meisterschaft gewinnen.

 

26.01.1968 - Die Rallye Monte Carlo, die am 19. Januar begonnen hat, ist mit einem Doppelsieg für Porsche zu Ende gegangen. Den ersten Platz haben Vic Elford und David Stone (Großbritannien) vor Paul Toivonen und Martti Tiukkanen (Finnland) belegt, beide Teams auf Porsche 911 T. Während der Rallye sind bei zwei Unfällen der Italiener Luciano Lombardini und ein Privatfahrer ums Leben gekommen. Weitere sechs Personen werden verletzt. 

 

13.02.1968 - Unter dem Namen Studi Italiani Realizzazione Prototipi S.p.A. wird die Firma ItalDesign gegründet. Mitbegründer Giorgio Giugiaro entwirft u. a. die Maserati Borak, Merak und Quattroporte III, den Audi 80, den BMW M1, den DeLorean DMC-12, den Saab 9000 und den Seat Ibiza. Für VW entwirft er den Scirocco I und den Golf I. Am 25.05.2010 übernimmt die Volkswagen AG über die Audi-Tochter Lamborghini 90,1% der Firmenanteile, 2015 übernimmt Audi den Rest.

 

03/1968 - Eines der stärksten Mercedes-Benz-Fahrzeuge kommt auf die Straße: Der 300 SEL 6.3 mit dem V8-Motor und dem Automatikgetriebe des Mercedes-Benz 600.  Die 250 PS sorgen für eine Höchstgeschwindigkeit von 220 km/h und eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 6,5 Sekunden. Damit war er schneller als der Ferrari GTC oder der Porsche 911 S.  Seine Vorstellung auf dem Genfer Auto-Salon ist eine Sensation, zumal es vorher keine Andeutungen gegeben hat. Obwohl der Preis mit anfangs 39.160 DM sehr hoch ist, stößt er auf reges Interesse und so werden 6.526 Einheiten produziert. Berühmtestes Fahrzeug dieser Reihe ist die "Rote Sau", ein im Tourenwagensport eingesetztes und mit einem auf 6,8 Liter Hubraum aufgebohrten V8-Motor - das erste Modell des Tuners AMG.

 

03/1968 - Auf der Genfer Automobilausstellung präsentiert Porsche eines der faszinierendsten Modelle der Firmengeschichte: Den 917. Mit der Präsentation eines solchen Prototyps überrascht Porsche sowohl die Fachwelt wie auch den großen Konkurrenten Ferrari. Zwei Monate später stehen die 25 vom Reglement geforderten Exemplare in Zuffenhausen bereit. Der Porsche 917 hat einen neuen, luftgekühlten V-Zwölfzylindermotor mit 4,5 Liter Hubraum und leistete anfangs 520 PS.  Beim 1000-km-Rennen am Österreichring bei Zeltweg feiert Porsche mit Jo Siffert und Kurt Ahrens den ersten Gesamtsieg mit einem 917 Kurzheck-Coupé. Ab 1970 erzielt der Porsche 917 zahlreiche Siege bei der Sportwagen-Weltmeisterschaft und der Interserie. Der Porsche 917 ist neben dem Ferrari 512 auch einer der Stars in dem 1971 gedrehten Film "Le Mans" mit Steve McQueen. 1995 endet die Bauzeit mit dem Porsche 917/30 (5.374 ccm Hubraum, 1100 PS, 385 km/h).

 

01.03.1968 - Der erste VW-Porsche 914-Prototyp wird vorgestellt. Der Sportwagen entsteht aus einer Kooperation zwischen Volkswagen und Porsche. Einer Absprache zwischen VW-Chef Heinrich Nordhoff und Ferry Porsche nach ist geplant, sich die Entwicklungskosten zu teilen und anschließend das Fahrzeug als Volkswagen und als Porsche getrennt zu verkaufen. Doch kurz nach der Präsentation stirbt Nordhoff und sein Nachfolger Kurt Lutz erkennt die mündliche Vereinbarung nicht an. Dadurch ist das Preis- und Vermarktungskonzept schon vor Beginn der Serienfertigung gescheitert. Diese Fertigung erfolgt beim Karosseriebauer Karmann. Zwischen Herbst 1969 und Anfang 1976 laufen knapp 120.000 Einheiten in Osnabrück vom Band. Die Vierzylinderversionen des Mittelmotorcoupés für VW entstehen komplett in der Hasestadt, für die Sechszylinderversionen werden nur die Karosserien gebaut, die weitere Montage erfolgt bei Porsche in Stuttgart.

 

19.03.1968 – Bei Westfalia, Wiedenbrück, wird der 30.000. VW-Campingwagen hergestellt. Wie schon beim T1 baut Westfalia auch den T2 zum begehrten Camper um.

 

07.04.1968 - Auf dem Hockenheimring verunglückt Jim Clark, der bisher erfolgreichste Grand-Prix-Autorennfahrer der Formel, I tödlich. Der 1936 in Schottland geborene Rennfahrer siegt 25 Mal in 72 Formel I-Rennen und wird in den Jahren 1963 und 1965 Weltmeister auf Lotus. Aber auch auf anderen Strecken ist er unterwegs. So gewinnt er 1965 auch die Indianapolis 500. Am 07.04.1968 startet er in einem unbedeutenden Formel 2-Rennen auf dem Hockenheimring. Auf nasser Fahrbahn kommt er aufgrund eines schleichenden Plattfußes von der Fahrbahn ab. Da es noch keine Leitplanken gibt, gerät er in ein Waldstück, wo er seitlich einschlägt. Die Untersuchung ergibt, dass er noch versucht hat, auf dem Waldboden einzulenken, doch es fehlt letztendlich der Platz zwischen den engstehenden Bäumen.  Bei 72 GP-Starts erzielt Clark 25 Siege, 33 Trainingsbestzeiten und 28 schnellste Runden. Dazu schafft er in 13 Rennen das Hattrick mit Pole, Sieg und schnellster Rennrunde im gleichen Rennen. Nur Fangio hat eine bessere Start-Pole-Quote und neben Ascari eine bessere Start-Sieg-Quote. Clarks Hattrick-Quote ist bis heute unerreicht. Michael Schumacher hat zwar die Gesamtzahl übertroffen, doch benötigt er dafür die dreifache Anzahl an Starts

 

12.04.1968 - Heinrich Nordhoff stirbt in Wolfsburg. Der 1899 in Hildesheim geborene Nordhoff studiert von 1920 bis 1927 an der Technischen Hochschule Berlin Maschinenbau. Nach einer ersten Station bei BMW (Flugmotorenbau) wechselt er 1929 zu GM. Er stellt Opel-Kundendiensthandbücher zusammen, arbeitet aber zum besseren Verständnis der Materie auch am Fließband. In den USA studiert der die Produktions- und Vertriebsmethoden bei GM. Im April 1942 wird Nordhoff Vorstandsmitglied der Adam Opel AG, drei Monate später Leiter des Opel-LKW-Werks in Brandenburg an der Havel. Nach dem Krieg arbeitet er zunächst als Geschäftsführer der Opel Generalvertretung Ernst Dello & Co. in Hamburg. Am 07.11.1947 bestellt ihn die britische Kontrollkommission zum neuen Generaldirektor des Wolfsburger Volkswagenwerkes. In den folgenden zwei Jahrzehnten baut er die Volkswagen GmbH zur umsatzstärksten Automobilfabrik Europas auf. Bis zu seinem Tod 1968 hält er am Konzept des Heckmotors fest. Am 12.04.1968 stirbt er an den Folgen eines Herzinfarkts.

 

18.04.1968 - Drei der acht bundesdeutschen Autohersteller haben aufgrund der steigenden Nachfrage nach Personenwagen Sonderschichten eingelegt.

 

01.05.1968 - In der Bundesrepublik Deutschland schreibt der § 53 a der Straßenverkehrsordnung Warndreiecke als Standartausrüstung für Neuwagen vor. Das Warndreieck dient zur Absicherung von Unfallstellen und bei Pannen. Die Funktion dieser Warndreiecke scheint für so manchen Autofahrer mit einer Panne noch heute ein Rätsel darzustellen.

 

05.05.1968 - Der Brite Vic Elford gewinnt auf Porsche 907 die Targa Florio. Das älteste europäische Autorennen wird auf öffentlichen Straßen auf einem Rundkurs in der Nähe von Palermo (Sizilien, Italien) ausgetragen.

 

09.05.1968 - Seit der Wiederaufnahme der Produktion nach dem Zweiten Weltkrieg im Jahr 1946 läuft im Werk Sindelfingen (Baden-Württemberg) der zweimillionste Mercedes-Benz-Personenwagen vom Band.

 

14.05.1968 - Erstmals werden auf dem deutschen Markt Scheibenwischer mit Intervall-Schaltern angeboten, die das Ein- und Ausschalten der Scheibenwischer automatisch regulieren sollen.

 

26.05.1968 - Auf Islands Straßen ist nun der Rechtsverkehr Standard. Mit dieser Änderung, der Abkehr vom Linksverkehr, gilt dies nur noch in Großbritannien und in Irland.

 

19.06.1968 - In Hamburg beginnen die Bauarbeiten für den zweiten Elbtunnel. Der geplante Tunnel soll mit 3,3 km die längste Unterwasserstraße Europas werden und den alten Elbtunnel aus dem Jahr 1911 ersetzen. Nach sieben Jahren Bauzeit wird der neue Elbtunnel von Bundeskanzler Helmut Schmidt feierlich bei einem Volksfest eröffnet, an dem rund 600.000 Menschen teilnehmen. Zunächst hat der Elbtunnel drei Röhren, 2002 wird die vierte Tunnelröhre eingeweiht.

 

01.07.1968 - In der Bundesrepublik müssen alle Taxis und Mietwagen mit einer kugelsicheren Trennscheibe zwischen Vorder- und Rücksitzen ausgerüstet werden.

 

08/1968 - Opel bringt den GT auf die Straße. Dieses sportlich anmutende Fahrzeug mit der charakteristischen "Coke-Bottle-Karosserie" löst schon bei seiner Präsentation Begeisterung aus. Zunächst zeigt Opel im Jahr 1965 einen Prototyp unter der Bezeichnung "Opel GT Experimental" als Imageträger, eine tatsächliche Serienfertigung ist zunächst nicht geplant. Doch die Begeisterung lässt Opel bzw. GM umdenken. Da jedoch bei Opel keine Produktionskapazitäten frei sind, wird die Karosserie von Chausson in Gennevilliers (Frankreich) gefertigt, die Lackierung und Innenausstattung werden bei Brissonneau & Lotz in Creil (Frankreich) erledigt. Die fertigen Karosserien kommen anschließend ins Opel-Werk Bochum. Die Technik kommt aus der Großserie: Bodengruppe, Fahrwerk und der 1,1-Liter-Motor werden vom Kadett B übernommen, der 1,9-Liter-Motor vom Opel Rekord C. Der Opel GT 1100 ist jedoch nicht der Renner mit seinen geraden einmal 60 PS starken Motor und wird bereits 1970 eingestellt. Die Hälfte der GT-Produktion geht in die USA, wo sich der kleine Sportwagen schnell eine Fan-Gemeinde erarbeitet. 1973 wird die Produktion aus verschiedenen Gründen eingestellt: Brissonneau & Lotz werden von einer Renault-nahen Firma übernommen und der Vertrag mit Opel wird wegen der Konkurrenz zur Renault Alpine gekündigt. Auch treten in den USA neue Sicherheitsgesetze in Kraft. Insgesamt werden 103.463 Exemplare des Opel GT gebaut. Berühmt geworden ist auch die Werbekampagne mit dem Slogan: "Nur Fliegen ist schöner". Am 17.05.1971 erreicht ein mit einem Elektromotor ausgestatteter Opel GT eine Geschwindigkeit von 188 km/h, jedoch muss die Rekordfahrt aufgrund eines leeren Akkus nach 44 km abgebrochen werden.

 

08/1968 - Produktionsbeginn des Volkswagen Typ 411 im Werk Wolfsburg. Der 411 ist Volkswagens erste viertürige Mittelklasselimousine. Seine Karosserie ist, wie beim Typ 2, selbsttragend und verfügt über eine McPherson-Federbeinvorderachse. Der 411 bekommt einen neukonstruierten Motor, Typ 4 genannt. Ihn gibt es mit 1,7 l-Vergasermotor mit 68 PS und mit Einspritzanlage und 80 PS. Das Fahrzeug wird im Hinblick auf Größe und Komfort gebaut, zunächst nur als zwei- und viertürige Schräghecklimousine, ab 1970 auch als dreitürige Kombiversion. 1972 löst der Typ 412 den 411 ab. Dieser ist optisch und technisch noch einmal verfeinert und man kann ihn mit 1,8-Liter-Motor mit 75, 80 oder 85 PS ordern. Im Mai 1974 endet die Produktion des Typ 4. Von den insgesamt 367.728 Exemplaren sollen nur noch etwa 400 Stück existieren.

 

06.08.1968 – Im italienischen Biella stirbt im Alter von 60 Jahren der frühere Rennfahrer Giovanni Bracco. 1947 bestreitet er erstmals die Mille Miglia und wird mit einem Fiat 1100 S Berlinetta Neunter der Gesamtwertung. Bei einem Rennmeeting im gleichen Jahr kommt es bei einem Rennmeeting in Modena zur Katastrophe, als Bracco die Kontrolle über seinen Delage verliert und in die Zuschauer rast. Fünf Menschen sterben. Bracco zieht sich daraufhin vom Rennsport zurück. 1950 beginnt er, wieder regelmäßig Autorennen zu fahren und wird bei der Mille Miglia Vierter auf einem Ferrari 166MM. Im darauffolgenden Jahr wird er Zweiter auf einer Lancia Aurelia. 1952 ist es dann soweit:  Mit einem Ferrari 250 S siegt er nach hartem Fight mit Karl Kling (Mercedes-Benz 300 SL). Augenzeugen zufolge hatte der trinkfreudige Bracco eine Flasche Cognac in einer Spezialhalterung im Auto und rauchte während der Fahrt vier Schachteln Chesterfield. In die Carrera Panamericana geht er als Favorit. Nach der ersten Etappe führte aber der Franzose Jean Behra auf einem Gordini vor Bracco und Karl Kling. Auf der zweiten Etappe hatte Behra einen Unfall und Bracco übernahm die Führung. Vor dem Start zur dritten Etappe kommt es zu einem Akt großer Sportlichkeit. Bracco läßt über den Journalisten Günther Molter einer verblüfften Mercedes-Mannschaft ausrichten, dass es keinen Sinn mehr habe schnell zu fahren, da sein Wagen unter großen technischen Problemen leide und er bald ausfallen würde. Tatsächlich geht wenige Kilometer nach Beginn der letzten Etappe die Kraftübertragung des Ferrari defekt und der Sieg geht an Mercedes. Die Karrierevon Giovanni Bracca endet nach einem schweren Unfall bei der Targa Florio 1954. Er fährt zwar noch einige Rennen mit privat eingesetzten Ferraris, kann sich aber vom Unfall nie wieder richtig erholen.

 

09/1968 – In Rheine startet die Fertigung des BMW 2800 CS. Schneller als 200 km/h laufen die Coupés, in 10 Sekunden geht es von 0 auf 100 km/h. Bis April 1971 werden 9.399 Einheiten gebaut, dann rüstet BMW auf 3 Liter Hubraum mit 180 PS (CS) und 200 PS (CSi) auf, weitere 16.000 Einheiten entstehen. 1973 wird der Hubraum auf 3.153 ccm und 206 PS erhöht und bis Ende 1975 laufen noch einmal 6.000 Fahrzeuge bei Karmann/Rheine vom Band.

 

01.09.1968 – Als erste Großstadt in der Bundesrepublik Deutschland richtet Wiesbaden (Hessen) in der Innenstadt gesonderte Busspuren ein. Damit soll der öffentliche Nahverkehr stärker von Verkehrsstockungen entlastet werden. Nach anfänglicher Skepsis und juristischen Problemen stößt das Projekt auf Interesse im In- und Ausland. 1970 beginnt auch Berlin, Busfahrstreifen einzurichten. Zu dieser Zeit entbehren die Busfahrstreifen einer Rechtsgrundlage in der StVO, dies ändert sich erst mit der Novellierung der StVO am 01.03.1971.

 

09/1968 – Der Sportwagenhersteller beginnt mit dem Bau des Morgan Plus 8. Als Ergänzung des seit 1935 erfolgreichen Morgan 4/4 ist dieser mit einem Achtzylinder-V-Motor von Rover ausgestattet. Der Morgan Plus 8 hat einen Leiterrahmen aus Stahl, auf dem ein aus 94 Teilen bestehendes Holzgerüst aus Eschenholz aufgebaut ist, das die handgetriebenen Bleche der Karosserie trägt. Wie der 4/4 ist der Plus 8 ein echter Roadster und besitzt nur einen primitiven Wetterschutz, eine verhältnismäßig kleine Windschutzscheibe, tief ausgeschnittene, vor angeschlagene Türen und aufsteckbare Seitenscheiben. Der Motor hat bis 1972 einen Hubraum von 3.532 ccm mit einer Leistung von 160 PS. Spätere Fahrzeuge haben einen 4.555 ccm großen Motor mit 220 PS bzw 3.946 ccm/190 PS. Bis zur Produktionseinstellung 2004 werden rund 6.000 Fahrzeuge gebaut.

 

26.09.1968 - Der Jaguar XJ wird vorgestellt. Er ist der Nachfolger aller bis dahin gebauten Limousinen vom 240 (Mark 2) bis hin zum Mark X und das und das letzte Modell, das vom Firmengründer Sir William Lyons maßgeblich gestaltet wird. Die Motorenpalette der XJ-6-Reihe umfasst die berühmten XK-Reihensechszylinder mit 4,2 Liter (186 PS) oder 2,8 Liter (149 PS) Hubraum und ab 1972 im XJ 12 den technisch aufwändigen V12-Motor. Mit 5,3 Liter Hubraum und 269 PS. Das Design dieser Modellreihe wird von der Series I weitgehend kontinuierlich weiterentwickelt, ohne dabei die charakteristischsten Merkmale, wie zum Beispiel die doppelten Rundscheinwerfer an der Front zu verlieren. Hauptsächlich wird der XJ als viertürige Stufenhecklimousine mit fünf oder vier Sitzplätzen angeboten, nur von 1973 bis 1977 wird auch ein zweitüriges, XJ C genanntes Coupé angeboten. Neben den meist erhältlichen Ausstattungen wie Classic, Sport oder Executive sind die nochmals luxuriöseren Daimler-, Sovereign- und Vanden Plas-Modelle schon seit 1969 bzw. 1972 lieferbar. Diese Modelle gibt es meist in Verbindung mit den größeren Motoren und dem längeren Radstand. Auch das Interieur unterscheidet sich in der Regel von den einfachen Modellen. Daneben ist der X das einzige Modell des Herstellers Jaguar, das in einer sondergeschützten Version angeboten wird. Von der gebauten Serie I werden 98.343 Fahrzeuge gebaut, bis 1973 wegen neuer amerikanischer Vorschriften, die eine höher angebrachte vordere Stoßstange obligatorisch machen, die Serie II eingeführt wird.

 

10.10.1968 - Um den Verkehr zu beruhigen, werden erstmals auf bundesdeutschen Autobahnen Richtgeschwindigkeiten empfohlen worden. Auf einer Versuchsstrecke zwischen Wiesbaden und Frankfurt am Main werden entsprechende Schilder aufgestellt.

 

11/1968 - Er soll für Ford das europäische "Pony-Car" werden und den Erfolg des Ford Mustang in den USA nun auch auf dem alten Kontinent wiederholen: Der Ford Capri. Gebaut wird er in Deutschland, Belgien und in England. Zwei Monate nach Produktionsbeginn wird der Capri offiziell auf dem Brüsseler Autosalon präsentiert.  Das Fahrwerk kommt vom englischen Ford Cortina, die Motoren zum Teil vom deutschen Ford Taunus. Den Capri gibt es von Beginn an in unterschiedlichen Motorisierungen. In England erhält er einen 1,3- oder 1,6-Liter-Reihenvierzylinder der Kent-Familie, in Deutschland werden eigene Motoren mit 1,3/1,5/1,7 Litern eingepflanzt. 1969 wird aufgerüstet: In Deutschland kommen der 108 PS starke 2300 GT (2,3 Liter Doppelvergaser) und der 125 PS starke 2600 GT (2,6 Liter Doppelvergaser), während in Großbritannien der 3000 GT mit einem V6 mit 138 PS angeboten wird. Die erste Serie wird von 1968 bis 1973 gebaut und von der Serie II abgelöst (1974-1977). Die letzte Baureihe des Capri wird zwischen 1978 und 1986 produziert. Erfolgreich ist der Capri im Motorsport. Besonders der RS 2600 gilt als "Kultauto". Die Rennversionen des Capri erzielten zahlreiche Erfolge, darunter 1971 die Deutsche Rundstreckenmeisterschaft und 1972 die Tourenwagen-Europameisterschaft.  Zu den Piloten, die zahlreiche nationale und internationale Rennen gewannen, gehören Jean Todt, Dieter Glemser, Hans-Joachim Stuck oder Jochen Mass

 

03.11.1968 - In Mexiko-Stadt gewinnt der Brite Graham Hill das Autorennen um den Großen Preis von Mexiko. Damit wird er auch Formel-I-Weltmeister.

 

14.11.1968 - In der Nähe von Osnabrück (Niedersachsen) übergibt Bundesverkehrsminister Georg Leber das letzte Teilstück der Autobahn „Hansalinie“, der Bundesautobahn A1, dem Verkehr.

 

20.11.1968 - Die Reifenindustrie bietet erstmals für die Winterperiode 1968/69 mit Spikes versehene Gürtelreifen an. Diese sind für Geschwindigkeit bis 180 km/h zugelassen. Der sogenannte M-&-S-Reifen hat 100 über die ganze Lauffläche verteilte Spikes, die die Fahrtüchtigkeit des Wagens bei Schnee und Eis erheblich verbessern. Der Nachteil ist jedoch, dass sie bei trockener Fahrbahn eine weit geringere Haftung als reine Gummireifen haben und zusätzlich die Straßen deutlich stärker beanspruchen. In manchen Ländern sind sie heute generell verboten (u.a. In Deutschland), in anderen teilweise zu bestimmten Zeiten (z.B. Österreich, die Schweiz, Norwegen oder Finnland).

 

22.11.1968 – Beim Deutschen Patentamt geht die Patentanmeldung DE 180 426 mit der Bezeichnung „Masse und aus ihr hergestellte Fasern oder Fäden“ ein. Was dort konkret beschrieben wird, ist eine Superfaser, die noch heute zum Beispiel im Automobilbau, der Raumfahrt und auch in schusssicheren Westen eingesetzt wird. „Mutter der Erfindung“ ist die Chemikerin Stephanie Kwolek (31. Juli 1923 – 18. Juni 2014). Um sich ein Medizinstudium zu finanzieren, nimmt sie eine Forschungsstelle im Textilfaserlabor von DuPont in Buffalo, New York, an. Anfang der 60er-Jahre arbeitet sie dort in der Versuchsstation des Unternehmens an einer Faser zur Verstärkung von Radialreifen. Die Arbeit besteht darin, Stränge von Molekülen auf Kohlenstoffbasis zu manipulieren, um größere Moleküle (Polymere) herzustellen. 1964 hat Kwolek eines Tages Schwierigkeiten, ein festes Polymer in flüssige Form umzuwandeln. Anstelle der von ihr erwarteten klaren, sirupartigen Mischung ist die Flüssigkeit dünn und undurchsichtig. Sie überredet einen anderen Wissenschaftler, die Flüssigkeit in der Labordüse zu „spinnen“, einer Maschine, mit der flüssige Lösungsmittel entfernt und Fasern zurückgelassen werden. Und so entdeckt sie durch einen „glücklichen Zufall“, wie sie es selbst später ausdrückte, ein Material, das sich als fünfmal so stark wie Stahl bei gleichem Gewicht und Feuerbeständigkeit erweist. Kevlar-Fasern kombinieren Flamm- und Temperaturbeständigkeit, Festigkeit, Steifigkeit und weitere Eigenschaften, die dazu beitragen können, noch bessere Filter, Riemen, Dichtungen und andere Bauteile für die Automobilindustrie herzustellen – wie etwa Reifen. Beim Einsatz in Abdecklagen oder im Zwischenbau gewährleisten Kevlar-Fasern die für hochleistungsfähige Reifen ausschlaggebende außerordentlich hohe Dimensionsstabilität, auch bei hohen Temperaturen und Geschwindigkeiten. Weitere Vorteile sind die Verringerung der Fahrgeräusche sowie ein reduziertes Rotationsgewicht, was zu einer Reduzierung der Motorbelastung führt. Es sind Erfindungen von Frauen wie Stephanie Kwolek, die einen Grundstein für die Entwicklung der Automobilindustrie gelegt haben.

 

12/1968 - Bis zum Juli 1970 stellt der Osnabrücker Karosseriebauer Karmann 281 AMC Javellin, ein amerikanisches Sportcoupé, im Werk Rheine her. Dazu werden entsprechende CKD-Bausätze aus den USA geliefert. Die Osnabrücker Version gibt es nur mit dem 5,6 Liter starken Achtzylindermotor. Insgesamt wird der Javellin, der in der Klasse der sog. Pony-Cars dem Ford Mustang und dem Chevrolet Camaro Konkurrenz machen soll, in zwei Modellreihen von 1967-1970 und 1970-1974 gebaut.

 

06.12.1968 - Bundesverkehrsminister Georg Leber vertritt in einer Antwort auf eine schriftliche Abgeordnetenanfrage die Auffassung, dass Autos nicht so grell bemalt sein dürfen, dass sie Verkehrsteilnehmer in ihrer Aufmerksamkeit behindern. Gegen sogenannte Hippie-Autos ist Einschreiten seitens der Polizei gestattet.

 

09.12.1968 – VW do Brasil bringt den viertürigen „Brasilia“ zur Abrundung des Programms auf den Markt. Dieser bleibt jedoch den Südamerikanern vornehalten. Alle anderen Kunden außerhalb des südamerikanischen Kontinents müssen weiterhin mit zweitürigen Volkswagen auskommen.

 

09.12.1968 – Am Südrand der Lüneburger Heide entsteht unweit des Dorfes Ehra-Lessien ein umfangreiches Versuchsgelände der Volkswagen AG. 1962 beginnen erste Planungen für ein neues, größeres Testgelände, da die auf dem Wolfsburger Werksgelände vorhandenen Einfahr- und Prüfstrecken nicht mehr den durch die steigende Produktionszahl und Modellvielfalt gestiegenen Anforderungen genügen und auf öffentlichen Straßen die Testfahrzeuge aus Sicherheitsgründen nicht im Grenzbereich gefahren werden können. 1965 wird die Entscheidung für den heutigen Standort bei Ehra-Lessien getroffen, andere Alternativstandorte werden wegen fehlender Abgeschiedenheit oder zu großer Entfernung zum Wolfsburger Werk verworfen. Die Kaufverhandlungen zum Erwerb der für das Testgelände erforderlichen Grundstücke ziehen sich bis 1968 hin, da der Grund und Boden rund 70 verschiedenen Eigentümern gehören. Im Februar 1967 beginnen jedoch schon die Bauarbeiten für den ersten Bauabschnitt, und im September 1967 werden bereits die ersten Fahrversuche durchgeführt. Im Herbst 1968 wird die Schnellbahn nach einjähriger Bauzeit fertiggestellt. Der Rennfahrer Huschke von Hanstein stellt 1973 mit einem Porsche 914/4 und einem Porsche Carrera RS Geschwindigkeitsrekorde in den jeweiligen Hubraumklassen auf.  Ein weiterer Rekord wird 1985 mit einem VW Polo G40 erzielt, über 204 km/h. Mit dem Bugatti Veyron 16.4 werden 2005 und 2010 Geschwindigkeitsrekorde für Serienfahrzeuge auf der Schnellfahrbahn aufgestellt, 2010 mit 431 km/h. 2013 gelingt eine weitere Rekordfahrt mit einem Bugatti Veyron Grand Sport Vitesse als schnellstem Roadster mit Straßenzulassung.

 

22.12.1968 - Die Brenner-Autobahn zwischen Innsbruck und dem Brennersee, kurz vor der italienische-österreichischen Grenze, kann nun auf 36 km durchgehend befahren werden. Mit der offiziellen Freigabe für den Verkehr entsteht für die Autofahrer künftig eine Fahrzeit-Ersparnis von mehr als einer Stunde.

 

 

1969

 

1969 – Zum „Auto des Jahres“ wird der Peugeot 504 gewählt. Zweitplatzierter ist der BMW 2500/2800, Drittplatzierter der Alfa Romeo 1750/2000.

 

1969 – In diesem Jahr erscheinen der Porsche 914 und der Ford Capri auf dem Markt. Das Design des Ford Capri ist an den Ford Mustang aus den USA angelehnt, das sportliche und auch für die Familie geeignete Fahrzeug wird zum Kassenschlager. Auch Audi präsentiert mit dem Audi 100 ein schnittiges Coupé, während BMW das schicke 2800 CS-Coupé vorstellt. 1969 melden über 1.000.000 stolze Autobesitzer ihre fabrikneuen Fahrzeuge bei einer deutschen Zulassungsstelle an, ein Viertel davon sind Volkswagen. Im gleichen Jahr steigt Fiat mit 50% bei Ferrari ein. In den USA verpasst Dodge entgegen dem Trend einen Downgrade mit einem Reihensechszylinder mit 2,8 Liter Hubraum und scheitert damit erwartungsgemäß.

 

03.01.1969 - Der erfolgreichste Formel 1-Rennfahrer aller Zeiten wird in Hürth geboren: Michael Schumacher. Seine Karriere startet mit vier Jahren, als ihm sein Vater ein umgebautes Kettcar mit 5-PS-Mofamotor schenkt. Über den Kart-Sport, die Formel König, die Formel Ford, die Formel 3, das Mercedes-Junior-Team, DTM und die Formel 3000 schließlich im Jahr 1991 in die Formel 1. Nach einem Rennen für das Team Jordan wechselt er zu Benetton. 1992 gewinnt er beim „Großen Preis von Belgien“ sein erstes Formel 1-Rennen. 1994 wird er zum ersten Mal Weltmeister, im darauffolgenden Jahr kann er seinen Titel verteidigen. 1996 wechselt Michael Schumacher zu Ferrari. Dort folgen die Weltmeistertitel 2000, 2001, 2002, 2003 und 2004. 2006 beendet er seine Karriere als aktiver Fahrer und wird Berater und Testfahrer bei Ferrari. 2010 die Überraschung: Schumacher wechselt zu Mercedes. Dort bleibe er drei Jahre, kann jedoch an seine Erfolge nicht mehr anknüpfen und beendet erneut seine aktive Karriere. 2013 verunglückt Michael Schumacher beim Skifahren im französischen Méribel und prallt mit dem Kopf gegen einen Felsen. Dabei erleidet er ein Schädel-Hirn-Trauma. Er liegt lange Zeit im Koma. Über den heutigen Gesundheitszustand ist nichts bekannt.

 

03.01.1969 - Er enthält die wohl längste Verfolgungsjagd der Filmgeschichte: Der Thriller "Bullit" mit Steve McQueen in der Hauptrolle, der einige Monate nach den USA nun auch in die bundesdeutschen Kinos kommt. Als Leutnant Frank Bullit verfolgt er knapp 10 Minuten lang in seinem 1968er Ford Mustang Fastback zwei Mafia-Gangster in ihrem Dodge Charger R/T (1968er Modell). Verwendet werden jeweils zwei Mustangs und zwei Charger. Die Mustangs mussten vorher stark getunt werden, um mit den Charger mithalten zu können. Aufmerksamen Filmfans fallen natürlich ein paar Absonderlichkeiten auf. So verliert der Charger mehr Radkappen als am Fahrzeug vorhanden sein können. Derselbe grüne Käfer wird insgesamt viermal an der gleichen Stelle überholt. Während der Verfolgungsjagd schaltet Bullit das Getriebe insgesamt 16mal einen Gang höher, niemals aber einen Gang zurück. Der Mustang besitzt nur vier Gänge. Steve McQueen fährt den Mustang überwiegend selbst, einige fahrerische oder gefährliche Stellen werden vom Stuntman und Motorradrennfahrer Bud Ekins gedoubelt. In der Kategorie "Bester Schnitt" erhält Frank P. Keller 1969 einen Oscar.

 

10.02.1969 - Der seit 1964 in der DDR von den VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau gefertigte Trabant P601 hat jetzt 26 PS Motorleistung und muss von nun an mit 88-Oktan-Benzin betrieben werden

 

03/1969 - Mit Kapitän, Admiral und Diplomat B lanciert Opel seine letzte echte Oberklasse. Der Kapitän läuft 1970 aus, der Admiral 1976. Ein Jahr länger hält sich der Diplomat im Modellprogramm der Rüsselsheimer. Die Gesamtstückzahl der Fahrzeuge beträgt 61.569. Der seit März 1969 bei den Händlern erhältliche Diplomat B ist wie seine Schwestermodelle nur als Limousine erhältlich. Zur Wahl steht ein Sechszylindermotor mit 2.784 ccm und ein V8-Motor mit 5.354 ccm Hubraum.

 

03/1969 – Die Citroen Ami-6-Limousine wird durch die des Ami 8 abgelöst. Die Kombivariante des Ami 8 folgt im August 1969. Sein Zweizylinder-Boxermotor mit 0,6 Liter Hubraum und 32 PS entspricht weitgehend der letzten Version des Ami 6. Ebenso ist auch die Fliehkraftkupplung für den Ami 8 lieferbar, mit der man das Kupplungspedal nur beim Schalten zu betätigen braucht. Die skurrile Karosserie des Ami 6 wird für den Ami 8 geglättet, vereinfacht und verfeinert, gleichzeitig wird die Rundumsicht verbessert. Statt eines Stufenhecks mit entgegen der Fahrtrichtung geneigter Heckscheibe erhält der Ami 8 ein Schrägheck. Die Kombiversion wird als Ami 8 Break bezeichnet. Bis zur Produktionseinstellung werden ca. 800.000 Fahrzeuge gebaut. Von Ende 1969 bis Frühjahr 1971 entstehen auf Basis des Ami 8 knapp 300 Prototypen mit dem Namen Citroën M35. Dieses Coupé hat eine hydropneumatische Federung und einen Wankelmotor. Mit diesem Fahrzeug will Citroën den Wankelmotor von Kunden erproben lassen.

 

13.-23.03.1969 - Auf dem 39. Salon de l'Automobile Genève gibt es wieder eine Reihe von Präsentationen neuer Automobile. Dazu gehören u.a. der Dino 246 von Ferrari, der Opel GT, der Triumph Herald, der der Porsche 917, das Peugeot 504 Cabriolet, der Ferrari 365 GTB/4 Daytona oder der Maserati Indy. Der Dino 246 ist der Nachfolger des Dino 206 GT. Er wird zwischen 1969 und 1974 gebaut und hat einen Sechszylinder V-Motor von Fiat.  Berühmtheit hat der Dino 246 auch durch die Fernsehserie "Die 2" erlangt, in der Tony Curtis in der Rolle des Danny Wilde einen roten 246er Dino fährt. Der auf dem Genfer Salon vorgestellte Porsche 917 soll den ersten Gesamtsieg in der Sportwagenweltmeisterschaft einfahren. In kurzer Zeit wird der Wagen entwickelt und die erforderlichen 25 Fahrzeuge stehen Ende April 1969 auf dem Werkshoff in Zuffenhausen. Der Porsche hat zunächst einen Zwölfzylindermotor mit 4.494 ccm mit 520 PS Hubraum, in der Spitze beim 917/30 mit 5.374 ccm und 1100 PS. 1970 erreicht ein Porsche 917erstmals den Gesamtsieg beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans. 1971 sind die Sportwagen Porsche 917 und Ferrari zusammen mit den Schauspielern Steve McQueen und Siegfried Rauch Hauptdarsteller im legendären Film Le Mans.

 

04/1969 - Die 1967 vorgestellte neue Baureihe W114 wird um das Coupé ergänzt. Die fehlende B-Säule und das niedrige Dach sorgen für ein neues Erscheinungsbild des Mercedes /8. Bis zur Einstellung des Modells im Jahr 1976 werden rund 36.000 Coupés gefertigt.

 

04/1969 - Der erste Prototyp des Melkus RS 1000 entsteht. Er hat nur einen Dreizylinder-Zweitaktmotor, die Basis ist der Wartburg 353. Aber der bis 1973 gefertigte Sportwagen des Dresdners Heinz Melkus ist exklusiver als ein Lamborghini Miura und optisch nicht weniger rasant. Zunächst hat der RS 1000 eine Leistung von 70 PS bei 992 ccm Hubraum, ab 1972 sind es 70 PS bei 1.119 ccm. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 180 km/h. Insgesamt entstehen 101 Exemplare, der Neupreis liegt bei 30.000 Ostmark. Ein Fahrzeug wird als Rennversion gebaut mit einem 90 PS starken 1119 ccm großen Motor. Die Höchstgeschwindigkeit dieses Einzelstücks liegt bei 200 km/h.

 

05/1969 – In Salzgitter beginnt der Bau des sechsten Volkswagenwerkes in Deutschland.

 

14.-.15.06.1969 – Beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans holen der deutsche Rennfahrer Hans Herrmann und der Franzose Gérard Larrousse auf einem Porsche 908L den Klassensieg bei den Prototypen 2501-3000 ccm und werden in der Gesamtwertung Zweiter hinter den beiden Franzosen Alain Serpaggi und Christian Ethuin auf Alpine A210. Für Hans Hermann ist es der vierte Klassensieg nach 1958 (mit Jean Behra auf Porsche 718 RSK Spyder), 1962 (mit Edgar Barth auf Porsche 356B Abarth) und 1967 (mit Joseph Siffert auf Porsche 907/6L). Ein Jahr später wird er zusammen mit Richard Attwodd Gesamtsieger auf Porsche 917K.

 

25.06.1969 - Knapp 2 1/2 Jahre nach der Übernahme durch BMW läuft in Dingolfing der letzte Glas vom Band, ein Goggomobil. Angetrieben wird der „Goggo“ von einem im Heck untergebrachten gebläsegekühlten Zweizylinder-Zweitaktmotor mit 247 ccm und 13,6 PS, zum Schluss mit 395 ccm und 18,5 PS. Zwischen 1955 und 1959 werden vom Kleinstwagen aus Dingolfing 284.491 Fahrzeuge gebaut, davon 214.313 als Limousine, 66.511 als Coupé und 3.667 als Transporter.

 

30.06.1969 - Die Fertigung des großen Karmann Ghia Typ 34 wird eingestellt. Vom „großen“ Karmann Ghia werden zwischen 1961 und 1969 lediglich 42.505 Coupes hergestellt. Im Gegensatz zum seit 1955 gebauten Karmann Ghia Typ 14 gibt es kein Serien-Cabriolet, es entstehen nur wenige, vermutlich 12 Prototypen und Nullserienfahrzeuge.

 

19.07.1969 - Im Alter von 94 Jahren stirbt in Rüsselsheim der frühere Rennfahrer Carl Jörns. Jörns beginnt seine Kariere mit Radrennen, u.a. gegen die Gebrüder Opel. Sein erstes Radrennen gewinnt er im Jahr 1893. Im Jahr 1902 wird der technikbegeisterte Jörns als Fahrlehrer und Einfahrer bei Opel beschäftigt. Ein Jahr später startet er für Opel bei seinem ersten Automobilrennen auf der Frankfurter Pferderennbahn. Ein Jahr später feiert er seinen Sieg. Nachdem er 1907 beim Kaiserpreis-Rennen im Taunus mit einem Opel 34/65 PS nach hartem Kampf mit dem späteren Sieger Nazzaro einen hervorragenden dritten Platz erzielt, erhält Opel den Titel "kaiserlicher Hoflieferant für Automobile". 1925 feiert er zwei Siege beim Rennen "Rund um die Solitude" . Nach seinem Sieg beim Herkulesrennen 1926 beendet er seine Karriere. Jörns fuhr ausschließlich für Opel.

 

08/1969 - Die Serienfertigung des als Konkurrenzmodell zum VW Käfer gedachten BMW 700 beginnt. Der Wagen gilt als "Retter" der BMW AG. Dieser hat bisher nur Kleinstwagen wie die Isetta oder für die meisten Kunden unerschwingliche Repräsentationswagen wie den V8 im Angebot, jedoch nichts dazwischen als gewinnbringendes Großserienmodell.

 

01.08.1969 - Die Produktion des "Volksporsche" genannten Porsche 914 läuft in Osnabrück an.

 

26.08.1969 - Die Auto Union GmbH wird mit der NSU Motorenwerke AG zur Audi NSU Auto Union AG verschmolzen, an der die Volkswagenwerk AG zunächst 59,5 Prozent der Anteile hält. Die Fusion der süddeutschen Tochterunternehmen leitet eine Markenvereinheitlichung unter der Bezeichnung Audi ein, die 1977 mit dem Produktionsende des NSU Ro 80 abgeschlossen wird. Die Audi NSU Auto Union AG wird zum 1. Januar 1985 in Audi AG umbenannt, der Firmensitz von Neckarsulm nach Ingolstadt verlegt.

 

09/1969 - Ein Jahr nach Produktionsstart des Audi 100 C1 wird das schicke Coupé S vorgestellt, dessen Fertigung im Juli des darauffolgenden Jahres beginnt. Das Coupé S hat einen 1.871 ccm großen Vierzylinder-Reihenmotor mit 112 bzw. 115 PS. Gebaut wird es bis 1976.

 

07.09.1969 - In Salzburg findet das letzte Gaisbergrennen statt. Nach 70 Jahren erstürmen zum letzten den Salzburger Hausberg. Einer der Gründe ist der tödliche Unfall des Rennfahrers Toni Pelizzoni auf einem Fiat Abarth 2000 P. Schon in den Jahren zuvor hat es tödliche Unfälle gegeben. Die ersten Gaisbergrennen finden bereits von 1929 bis 1933 statt. 1937 und ab 1948 nach dem Krieg gibt es vereinzelte Rennen, die Serie der neuen Gaisbergrennen für Sport- und GT-Wagen (ab 1966 auch für Motorräder) beginnt 1957

 

10.09.1969 - Der im Auftrag der Bundeswehr entwickelte VW 181 wird auf der Internationalen Automobil-Ausstellung in Frankfurt am Main als „Vielzweckfahrzeug“ vorgestellt, das mit seiner bewährten Heckmotorbauweise, der Motorleistung von 44 PS und seiner robusten Konstruktion eine erstaunliche Geländegängigkeit aufweist. Der Verkaufsprospekt spricht von einem „Wagen für Männer, die durchkommen müssen“. Den offenen Viersitzer kennzeichnen seine nach vorn umlegbare Windschutzscheibe, das klappbare PVC-Allwetterverdeck und Aufsteckfenster für die vier Türen. Der Listenpreis ab Werk ist mit 8 500 DM angegeben. Volkswagen zeigt auf der Internationalen Automobil-Ausstellung in Frankfurt am Main den neuen VW-Porsche 914, der als Gemeinschaftsprojekt der Volkswagenwerk AG und der Dr.-Ing. h.c. F. Porsche KG entsteht. Seine Gesamtkonzeption, so heißt es im Verkaufsprospekt, sei durch die 30-jährige Rennsporterfahrung des Hauses Porsche entscheidend beeinflusst worden. Daher verfüge der „echte Sportwagen“ über einen Mittelmotor und damit über einen extrem tiefen Schwerpunkt und eine ideale Gewichtsverteilung. Der zweisitzige VW Porsche 914 wird anfänglich in zwei Versionen angeboten: als 914 und als 914/6. Der 914 wird von einem 80 PS starken 1,7-Liter-Vierzylinder-Motor mit elektronischer Benzineinspritzung angetrieben, der 914/6 hat einen luftgekühlten 2-Liter-Sechszylinder-Motor mit 110 PS. Der Einstiegspreis beträgt 11 954,70 DM. Den Vertrieb übernimmt die am 11. März 1969 gemeinsam gegründete VW-Porsche Vertriebsgesellschaft mbH.

 

11.09.1969 – "Herbie - ein toller Käfer" feiert seine Premiere im Kino. Der Walt Disney-Film zeigt das moderne Märchen eines ein Eigenleben führenden VW Käfers, der einem zweitklassigen Rennfahrer zu großen Siegern gegen die übermächtige Konkurrenz und zu seiner großen Liebe verhilft. Bis 1980 folgen drei weitere "Herbie"-Filme, 1996 und 2005 gibt es moderne Fortsetzungen.

 

03.10.1969 – Nach weniger als zwei Jahren Bauzeit wird nördlich von Osnabrück die Autobahnraststätte Dammer Berge eröffnet. Die Besonderheit dieser Raststätte ist das Restaurant. Das insgesamt 103 Meter lange und 18 Meter breite Brückenrestaurant überspannt mit drei Feldern die Fahrbahn der A 1, die hier in einem sieben Meter tiefen Einschnitt liegt. Die Stützweiten betragen bei der mittleren Öffnung über der Autobahn 39 Meter und in den beiden Randfeldern jeweils 19,5 Meter. Getragen wird das Gebäude von einem schmalen Spannbetonhohlkasten, der auch als Rohrkeller genutzt wird. Der Hohlkasten weist oben eine beidseitig auskragende vorgespannte Stahlbetonplatte auf, auf der das eigentliche eingeschossige Gebäude, eine Stahlkonstruktion, angeordnet ist. Zwei auf der Westseite angeordnete, 38 Meter hohe Stahlpylonstiele dienen der Queraussteifung der Stahlkonstruktion und zur Be- und Entlüftung des Gebäudes. Aus Schallschutzgründen sowie für einen Wartungsumgang ist die vollständig geschlossene, raumhohe Aluminium-Fensterfassade um einen Meter eingerückt. Das von beiden Seiten erreichbare Restaurant sorgt mitunter für Verwirrung: So denken Autofahrer, ihr Pkw sei gestohlen worden, wenn sie verzweifelt auf der falschen Seite der Brücke nach ihrem Wagen suchen. Solche Geschichten werden über die Autobahnraststätte Dammer Berge ebenso immer wieder erzählt wie die der Staffelübergabe mancher Lkw-Fahrer: Statt nur die Ladung zu wechseln, tun sie das offenbar gleich mit dem ganzen Lkw: Ein schneller Schlüsseltausch im Brückenrestaurant, und dann fährt jeder mit dem Lkw des anderen weiter.

 

11.10.1969 – In der ARD startet eine neue Serie aus den USA, die sich um den Kriminalinspektor Columbo (Peter Falk) dreht. Columbo ist ein scheinbar begriffsstutziger, tatsächlich aber scharfsinniger und hartnäckiger Ermittler der Mordkommission des Los Angeles Police Departments. Markenzeichen: immer der gleiche zerknitterte Trenchcoat und billige Zigarren. Als Fahrzeug dient dem unaufmerksamen und schlechten Autofahrer Columbo ein nahezu schrottreifes, aber seltenes Peugeot 403 Cabriolet, Baujahr 1959, mit Vollausstattung, Version Grande Luxe Cabriolet mit der Fahrgestellnummer 2400822. Nach Ende der ersten Drehperiode 1978 verkaufen die Universal Studios das Auto. Seit 1984 ist es im Besitz eines Ehepaares aus Florida. Für die Drehperiode zwischen 1989 und 2003 verleiht das Ehepaar dann seinerseits den Wagen wieder an Universal, da Peter Falk auf dem Original besteht.

 

24.10.1969 – Einer der meistverkauften Sportwagen wird auf der Tokyo Motor Show präsentiert: Der Datsun 240Z. Das zweisitzige Coupé ist für den Export mit einem 2,4-Liter-Reihensechszylinder ausgestattet, im Heimatland Japan gibt es ihn nur mit einem 2-Liter-Motor, da bei mehr Hubraum Luxussteuer anfällt. Insgesamt werden 156.073 Datsun 240Z gebaut, in Deutschland wird er nur 303 x verkauft.

 

13.12.1969 – Im bayerischen Dingolfing stirbt der Unternehmer Hans Glas im Alter von 79 Jahren. Nach einer Ausbildung zum Maschinenbauer in der von seinem Vater geführten Landmaschinenfabrik Isaria ist er bei dem kanadischen Landmaschinenunternehmen Massey-Harris tätig, zunächst im Verkauf in Berlin, dann von 1910 bis 1924 in Toronto. Danach kehrt er wieder in das Unternehmen seines Vaters zurück. Als Chef des Familienunternehmens (inzwischen Hans Glas GmbH), das er inzwischen gemeinsam mit seinen Kindern Andreas und Hertha führt, gibt er 1952, als neben Landmaschinen bereits auch Motorroller hergestellt werden, den Anstoß zur Entwicklung des Goggomobils. Drei Jahre nach dem Verkauf seines Unternehmens an BMW stirbt er 1969 an den Folgen einer Grippe.

 

19.12.1969 – In den bundesdeutschen Kinos läuft der neue „007“ an. In „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ ist erst- und letztmals der Australier George Lazenby als britischer Geheimagent unterwegs und heiratet sogar – Contessa Teresa „Tracy“ di Vincenco, gespielt von Ex-Emma Piel (Mit Schirm, Scharm und Melone“) Diana Rigg. Dienstwagen von James Bond ist wieder ein Aston Martin, jedoch nicht der legendäre DB5, sondern ein Aston Martin DBS. Allerdings kommt der DBS nur in vier Szenen zu sehen. Tracy ist mit einem roten Mercury Cougar unterwegs. Am gleichen Tag startet in den bundesdeutschen Kinos auch das US-amerikanische Road Movie „Easy Rider“ mit Peter Fonda und Dennis Hopper in den Hauptrollen – und deren umgebaute Harley-Davidson-Motorräder. Der Film beschreibt das Lebensgefühl der Biker in den späten 1960er Jahren. Drei betriebsbereite Motorräder werden noch vor Ende der Dreharbeiten gestohlen und gelten als verschollen. Die vierte ist für die Schlussszene zerlegt worden und wird später von Dan Haggerty, der die Motorräder während der Filmarbeiten betreut hat, später restauriert unn im National Motorcycle Museum in Iowa ausgestellt.

 

 

 

9.   Die 1970er – Safety first

 

 

1970

 

1970 – Zum „Auto des Jahres“ wird der Fiat 128 gewählt. Zweitplatzierter ist der Autobianchi A112, Drittplatzierter der Renault 12.

 

16.01.1970: Im Werk Saarlouis rollt der erste Ford Escort vom Band. Der von den britischen Ford-Werken entwickelte erste Escort mit seinem charakteristischen Kühlergrill (auch „Hundeknochen“ genannt) wird seit dem 17. November 1967 im britischen Halewood produziert.  Anfang Januar 1968 wird der neue Ford in Marokko der Presse vorgestellt, wenige Tage später findet die offizielle Präsentation anlässlich des Brüsseler Autosalons statt. Die Verkaufszahlen übertreffen die optimistischen Erwartungen des Herstellers bereits nach zwei Monaten um 30 %. Weniger als fünf Monate nach der Vorstellung läuft am 4. Juni 1968 der 100.000 Escort in Halewood vom Band. In Deutschland verlässt der erste Wagen am 16. Januar 1970 in Saarlouis das Werk. Die vorher in Deutschland verkauften Wagen werden im britischen Werk produziert. Die Technik orientiert sich am Vorgängermodell Ford Anglia. Der Escort ist insbesondere in Großbritannien sehr populär, bleibt in Deutschland aber hinter den erwarteten Stückzahlen zurück. Der Marktführer VW Käfer ist zwar technisch veraltet, aber qualitativ deutlich überlegen, und zudem gibt es mit dem Opel Kadett B einen weiteren bestens etablierten und in manchen Bereichen überlegenen Konkurrenten. Mitte 1973 kommt in Westdeutschland der RS2000 als Topmodell hinzu. Erkennbar ist er an der auffälligen zweifarbigen Lackierung und den verbreiterten Radläufen vorn. Mit 100 PS ist der leichte Escort mehr als ausreichend motorisiert, daraus resultieren viele Erfolge im Motorsport. Weit erfolgreicher im internationalen Autosport-Geschehen sind allerdings der britische Escort TwinCam und sein Nachfolger, der RS1600 mit Cosworth BDA-16V-Motor. Mit dieser Motorisierung kann der RS1600 neben der Rallyecross-Europameisterschaft 1973 im selben Jahr auch den Finnland-Lauf der Rallye-Weltmeisterschaft und einige Läufe zur Deutschen Rennsport-Meisterschaft gewinnen.

 

03/1970 – Auf der Messe Genf wird der Mercedes-Benz C111 vorgestellt. Die C 111-Serie besteht aus Prototypen und Experimentalfahrzeugen in den 1960er und 1970er Jahren. Mercedes-Benz experimentiert dabei mit neuartigen Motoren und Kunststoffkarosserien.  Die C 111-Plattform wird als Versuchsträger für Versuche mit Wankel- und Dieselmotoren und Turboladern verwendet. Zusätzlich stattet die Firma den Sportwagen experimentell mit Flügeltüren, Klappscheinwerfern und mit einem luxuriösen Interieur aus Leder sowie einer Klimaanlage aus. Der erste C 111 wird 1969 fertiggestellt. Er hat eine Karosserie aus glasfaserverstärktem Kunststoff und einen Dreischeiben-Wankelmotor mit Benzineinspritzung als Mittelmotor. Monatelang werden heimliche Fotos von Erlkönigen in den einschlägigen Fachzeitschriften wie auto motor und sport publiziert und Mutmaßungen über die heimliche Entwicklung eines Mercedes-Supersportwagens und dessen Leistungsdaten angestellt. Die Karosserie des ersten C 111 gleicht eher einer Notlösung und weniger einem Designmodell, wie man es von der damals noch allgemein als perfektionistisch veranlagt geltenden schwäbischen Autoschmiede erwartete. Dennoch führt dies zu Spekulationen ungeahnten Ausmaßes: Bereits kurz nach der Veröffentlichung von Fotos, die einen Mittelmotorwagen mit den legendären, an den 300 SL erinnernden Flügeltüren zeigen, treffen in Untertürkheim die ersten Bestellungen ein, denen sogar unterschriebene Blankoschecks beigelegt werden. Aber die mangelnde Qualität der Verarbeitung – die Kunststoffkarosserie wurde von einer externen Waggonfabrik gefertigt – und die mangelnde Standfestigkeit des Dreischeibenmotors stehen von Anfang an einer Serienfertigung im Wege.

 

20.03.1970 – Im Marstall des Schloss Langenburg wird das Deutsche Museum Schloss Langenburg eröffnet. Es ist damit eines der erstenOldtimermuseen in Deutschland. Grundkonzept des 1969 vom automobilbegeisterten Fürst Kraft zu Hohenlohe-Langenburg und dem Motorsportjournalisten und Rennfahrer Richard zu Frankenberg ist es, entwicklungsgeschichtlich wichtige und interessante Fahrzeuge nebst Zubehör zu sammeln und auszustellen. Dem technisch interessieren Bürger soll so die Geschichte des Automobils nahegebracht werden. Rund 38 Fahrzeuge sind ausgestellt.

 

05/1970 - In Großbritannien beginnt die Produktion der Krimi-Serie "The Persuaders!". In Deutschland wird sie unter dem Namen "Die Zwei" ausgestrahlt. Hauptdarsteller sind Roger Moore alias Lord Brett Sinclair und Tony Curtis alias Danny Wilde. Die Serie floppt in den USA, erreicht jedoch in Deutschland aufgrund der hervorragenden, vom Original erheblich abweichenden Übersetzung Kultstatus. Erst als die deutsche Übersetzung ins englische zurückübersetzt wird, hat sie auch in den USA Erfolg. Neben den beiden Protagonisten gibt es noch zwei weitere Hauptdarsteller: Die beiden Fahrzeuge der Helden. Seine Lordschaft Brett Sinclair fährt einen "bahamagelben" Aston Martin DBS mit dem Kennzeichen "BS 1" und Danny Wilde steuert einen roten Ferrari Dino 246 mit dem Original-Kennzeichen 221 400 MO der Provinz Modena. Da die erste Staffel in den USA zunächst keinen Erfolg hat, wird die Serie nicht weitergedreht.

 

13.-14.06.1970 – Bei den 24 Stunden von Le Mans wird ein harter Zweikampf zwischen Ferrari und Porsche erwartet. Im vergangenen Jahr standen Jacky Ickx und Jackie Oliver auf dem Siegerpodest, die das Rennen vor Hans Herrmann und Gérard Larrousse und ihrem Porsche 908 Coupé gewonnen hatten. In diesem Jahr will Porsche es wissen. Zu Saisonbeginn schließt man eine Vereinbarung mit John Wyer und macht dessen britischen Rennstall zu einem Werksteam. In Le Mans geht das Team mit drei Fahrzeugen an den Start, zwei Porsche 917 und einem Porsche 908. Auch Louise Piäch, Tochter von Ferdinand Porsche, bringt über ihre Salzburger Porsche Holding zwei Porsche 917 mit den Fahrern Vic Elford, Kurt Ahrens, Hans Herrmann und Richard Attwood an den Start. Ferrari setzt mit seinem Werksteam und vier neuen Ferrari 512S dagegen, auch andere Teams setzen den 512S im Rennen ein. Dazu kommen das Matra Team mit den 3-Liter-V12-Zylinder-Spyder und Autodelta mit vier Alfa Romeo Tipo 33. Bereits in der zweiten Rennstunde kommt es für Ferrari zum Desaster, als an der Box gleich drei der vier Werksfahrzeuge ineinander fahren und der vierte mit Derek Bell zwar noch stark abbremsen kann, dabei aber den Motor überdreht und ebenfalls ausscheidet. Außerdem hat nachts der an zweiter Stelle liegende Jacky Icks mit seinem Ferrari einen Unfall, bei dem ein Streckenposten getötet wird. Zum Schluss kommen 16 Fahrzeuge ins Ziel, von denen sieben gewertet werden. Porsche fährt einen Dreifachsieg ein. Hans Herrmann und Richard Attwood gewinnen mit ihrem Porsche 917K (Porsche KG Salzburg), dahinter landen Gérad Larrousse und Willi Kauhsen (Martini International Racing) mit ihrem Porsche 917L und auf Platz 3 fahren Rudi Lins und Helmut Marko (ebenfalls Martini International Racing). Erst auf den Plätzen vier und fünf kommen zwei Ferrari 512 S, auf Platz sechs landet ein Porsche 914/6 GT und auf Platz sieben ein Porsche 911 S. Die Porsche vom John Wyer-Team fallen aus. Am Rennen nimmt auch ein mit drei Kameras bestückter Porsche 908 teil, gefahren von Herbert Linge und Jonathan Williams. Ihre Aufnahmen finden Verwendung im Film „Le Mans“ mit Steve McQueen und Siegfried Rauch, der im Herbst 1971 in die Kinos kommt.

 

17.06.1970 – „Ein Geländewagen ist robust, stark, nicht formschön und völlig frei von jeglichem Komfort“ - so die Beschreibung für Geländewagen bis zum Januar 1970. Dann wird der britische Range Rover vorgestellt. Er sieht gut aus, besitzt Luxus und Komfort und eine volle Straßentauglichkeit. Mit seinem permanenten Allradantrieb und dem 3,5-Liter-V8-Motor kommt man gut durchs Gelände und ist gleichzeitig ideales Transportmittel für den Theater-Besuch. Gebaut wird der Begründer der SUV-Klasse zunächst nur als Dreitürer, erst ab 1980 wird von Monteverdi und ab 1981 direkt von Range Rover eine Fünftürer-Version produziert. Im Gegensatz zu den heutigen Prestige-SUV ist der Range Rover auch tatsächlich geländegängig. 1979 gewinnt ein Range Rover die erste Rallye Paris-Dakar. Bis 1995 wird die erste Generation gebaut. Nach Übernahmen von BMW (1994) und Ford (2000) gehört Jaguar Land Rover seit 2008 zu Tata Motors.

 

07/1970 - In Houthalen in der Provinz Limburg wird das erste Automobilmuseum in Belgien eröffnet: Das Provinciaal Automuseum van Houthalen. Grundlage ist die Sammlung von Ghislain Mahy, der zum damaligen Zeitpunkt rund 950 Fahrzeuge besitzt. 1983 wird das Museum aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen und von der Familie unter der Geschäftsleitung von Ivan Mahy (dem Sohn Ghislain Mahys) wiedereröffnet und in die Gewinnzone gebracht. 1986 zieht das "Musee Communal de l'Automobile Mahymobiles" nach Brüssel um und zeigt bis heute rund 200 Fahrzeuge. 2000 eröffnet zusätzlich in einer früheren Textilfabrik ein Museum in Leute-en-Hainot und zeigt dort mehr als 300 weitere Fahrzeuge.

 

01.07.1970 - Ab diesem Datum müssen alle Pkw, Kombiwagen, land- und forstwirtschaftliche Fahrzeuge Arbeitsmaschinen und sonstige Kraftfahrzeuge ein Warndreieck mit sich führen. Bei neu zugelassene Fahrzeuge gilt diese Regelung bereits seit dem 01.07.1969.

 

08.07.1970 – Der 1.00.000. Volkswagen des brasilianischen VW-Werks läuft vom Band, die Tagesleistung liegt bei 970 VW. In Brasilien beträgt der Marktanteil bei den Pkw 61,2 Prozent und bei den Transportern 49 %.

 

10.07.1970 - Nachdem Shell in Hamburg-Altona und Aral im Ruhrgebiet im Jahr 1969 zunächst Testbetriebe in Pilotanlagen durchführten, eröffnet die BP nun in Hamburg-Hausbruch die erste reine Selbstbedienungstankstelle Deutschlands mit neuzeitlichen Zapfanlagen. Ende 1970 verfügt Shell über 30 solcher Stationen, bis Ende 1973 sind es bei BP ca. 10 % ihrer 4.150 Tankstellen. Die Kunden erhalten den Kraftstoff hier seinerzeit mit einem Preisvorteil von 2–3 Pfennig pro Liter gegenüber den herkömmlichen Tankstellen.

 

08/1970 - Den bis dahin technischen Höhepunkt der Käferentwicklung in Deutschland markiert das im August 1970 erschienene Modell 1302. Ein längerer Vorderwagen mit MacPherson-Federbeinen, im Kofferraumboden verborgen liegendes Reserverad, Schräglenkerhinterachse, die es bis dahin ausschließlich in den Automatik-Käfern gab, und ein 50-PS-Motor im S-Modell sind die Merkmale des 1302.

 

08/1970 - Produktionsbeginn des Karmann Ghia TC (Typ 145) bei Karmann-Ghia do Brasil. Vom diesem Fließheck-Coupé mit dem großen 1600er-Boxermotor mit 54 PS und einem Fahrwerk vom Typ 3 entstehen in den nächsten fünf Jahren 18.119 Fahrzeuge - jedoch nur für den südamerikanischen Markt.

 

09/1970 - Präsentation des VW K 70. Ursprünglich soll das noch von NSU entwickelte Fahrzeug bereits im März 1969 auf dem Genfer Autosalon präsentiert werden, doch stoppt VW dies nach der Übernahme von NSU durch Audi. Da die Ingolstädter ein vergleichbares Fahrzeug mit dem Audi 100 im Programm haben, nimmt VW sich des K 70 an. Der K 70 wird, geringfügig geändert, im Volkswagenwerk Salzgitter gebaut, jedoch nur als Limousine. Die Kombi-Variante, von der einige Prototypen gebaut werden, entfällt, um dem VW 411 Variant keine Konkurrenz zu machen. Der K 70 ist das erste wassergekühlte und viertürige Fahrzeug bei VW, Das Konzept des wassergekühlten Frontmotors mit Frontantrieb wird sich erst einige Jahre später bei VW mit dem Passat und dem Golf durchsetzen. Die Verkaufszahlen sind jedoch bescheiden, denn die VW-Marketingabteilung hat Probleme, gleichzeitig den modernen K 70 objektiv zu bewerben, ohne den im Grunde veralteten luftgekühlten Modellen zu schaden. So gerät der K 70 völlig zu Unrecht ins Hintertreffen. Bis zur Produktionseinstellung 1975 entstehen lediglich 210.000 Fahrzeuge.

 

09/1970 - Opel bringt ein kleines, aber schickes Coupé auf den Markt. Gebaut wird es auf der Plattform des Opel Ascona, der zwei Monate später vorgestellt wird: Den Manta. Der Manta ist die Reaktion auf das Ford-Coupé Capri, der europäischen Version der amerikanischen "Pony-Cars". Er ähnelt dem Coke-Bottle-Design der Corvette Stingray ("Stachelrochen") und der Opel wurde folgerichtig mit dem Namen des Mantarochens belegt. Zielgruppe sind junge sportliche Männer. Das Grundmodell ist jedoch mit seinem 1,2-Liter-Motor und den 60 PS des Kadett B untermotorisiert, während der Manta GT/E mit 1,9-Liter-Motor und 90 PS mehr Fahrspaß bereitet. Bis 1975 wird der Manta A gebaut, es entstehen 498.553 Exemplare. Nach den Werksferien 1975 folgt der deutlich veränderte Manta B, wieder auf Basis des parallel vorgestellten Ascona B. Der Manta B wird bis 1988 gebaut. Dann endet die Manta-Ära und es folgt der Opel Calibra auf Basis des Vectra A.

 

05.09.1970: Der Österreicher Jochen Rindt verunglückt beim Training zum Großen Preis von Italien in Monza tödlich. Sein großer Punktevorsprung zu diesem Zeitpunkt reicht jedoch aus, um als einziger Formel 1-Pilot postum Weltmeister zu werden. Rindt wird 1942 in Mainz geboren und wächst, nachdem seine Eltern beim Luftangriff der Operation Gomorrha auf Hamburg ums Leben kamen, als Waise bei seinen Großeltern in Graz auf. Auf Betreiben seines Großvaters behält er später die deutsche Staatsangehörigkeit.  1961 beginnt er seine Rennsportkarriere mit einem privaten Simca und auch auf einem wenig konkurrenzfähigen Formel-Junior-Cooper. Wegen seiner guten Leistungen wird Ford Österreich auf ihn aufmerksam und unterstützt ihn 1964 mit einem Formel-2-Brabham-Cosworth. 1965 erhält er einen Platz im Formel-1-Team von Cooper, als Teamkollege von Bruce McLaren. Mit dem unterlegenen Wagen holt er den vierten Platz beim Großen Preis von Deutschland. Nebenbei fährt er in der Formel 2 mit einem privaten Brabham-Team. Er gewinnt in Reims und wird Dritter in Pau und Vallelunga. In Österreich ist er bereits in Star, da er mit einer österreichischen Rennlizenz fährt und daher trotz seiner deutschen Staatsangehörigkeit als Österreicher geführt wird. 1964 wird Jochen Rindt zusammen mit Jo Bonnier auf einem Porsche Dritter beim 1000-km-Rennen auf der Nordschleife, ein Jahr später gewinnt er einem Ferrari 250LM von NART zusammen mit Masten Gregory das 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Ende des Jahres verlässt McLaren das Cooper-Team, Rindt wird die Nummer 1 bei Cooper, bis John Surtees kommt. 1967 kann Rindt nur zwei vierte Plätze holen, er etabliert sich aber in der Formel 2 und holt mit seinem Winkelmann-Brabham neun Siege. Seinen Rif als furchtloser Pilot wird er gerecht, als er in Indianapolis verunglückt, aus seinem brennenden Wagen steigt und sein Puls bei der nachfolgenden medizinischen Untersuchung völlig ruhig ist. 1968 wechselt er wieder in die Formel 1 zu Jack Brabham, doch das Fahrzeug ist nicht konkurrenzfähig gegen den überlegenden Ford Cosworth. Am Ende der Saison wechselt er zum Team Lotus von Colin Chapman, dem Titelverteidiger in der Konstrukteurswertung als auch der Fahrerwertung mit Weltmeister Graham Hill. 1969 verunglückt er beim Grand Prix in Barcelona. Trotz nur leichter Verletzungen hat er anschließend Seh- und Gleichgewichtsprobleme.  Doch bald ist er wieder genesen und liefert sich Zweikämpfe mit Jacky Stewart. In Watkins Glen holt er seinen ersten Sieg in der Formel 1. Mit dem weiter entwickelten Lotus 72 gewinnt Rindt 1970 die Rennen in Frankreich und Deutschland. Dann kommt der Große Preis von Italien in Monza. Im Abschlusstraining überholt Rindt Denis Hulme, als er im Bremsbereich vor der Parabolica-Kurve herunterschaltet und in diesem Moment – vermutlich – die rechts Bremswelle an seinem Lotus bricht. Der Wagen prallt in die Leitplanken, dreht sich mehrere Male, touchiert dabei mehrfach die Begrenzung und bleibt einige Meter neben der Leitplanke stehen. Der Lotus ist auseinandergebrochen, Rindts Beine ragen heraus. Noch im Rettungswagen verstirbt er; Ursache ist eine zerrissene Luftröhre und ein eingedrückter Brustkorb. Aus Angst, bei einem der damals häufigen Feuerunfälle nicht aus dem Rennwagen herauszukommen, hatte er den Sicherheitsgurt nicht korrekt angelegt und war beim heftigen Aufprall durch die Gurte gerutscht. Zum Zeitpunkt seines Todes hatte er bei fünf Siegen 45 Punkte. Keiner der Fahrer schaffte es, ihn in den verbliebenen Rennen noch einzuholen. Den Weltmeisterpokal nahm nach dem letzten Rennen seine Witwe Nina entgegen.

 

01.10.1970 - Mercedes Benz ist der Titel eines A-cappella-Songs, der am 1. Oktober 1970 von Janis Joplin für das Album Pearl aufgenommen wird. Der Text der ersten Zeile (Oh Lord, won't you buy me / a Mercedes Benz) stammt von Michael McClure. Das übrige Lied komponiert und textet Joplin gemeinsam mit Bob Neuwirth. Es ist das letzte Lied, das Joplin vor ihrem Tod (am 4. Oktober 1970) aufnimmt. Das Lied greift, so Chris Neal, in ironischer Weise den Glauben auf, man könne durch den Kauf hochwertiger Konsumartikel wie eines Autos der Marke Mercedes-Benz sein Heil finden.

 

11.10.1970 - Das 1000-km-Rennen von Zeltweg des Jahres 1970 ist das letzte Rennen, das im Rahmen der Sportwagen-Weltmeisterschaft 1970 ausgefahren wird. Bereits vor dieser Veranstaltung war die Entscheidung in der Gesamtwertung gefallen; Porsche sichert sich den Titel eines Markenweltmeisters. Vor allem die Porsche 917 des Teams von John Wyer sind in diesem Jahr kaum zu schlagen. Leo Kinnunen und Pedro Rodríguez gewinnen vier, Joseph Siffert und Brian Redman zwei Saisonrennen. Am Nürburgring, beim dortigen 1000-km-Rennen, siegt ein Porsche 908, gefahren von Vic Elford und Kurt Ahrens. Nur einmal bleibt Porsche nicht siegreich. Beim 12-Stunden-Rennen von Sebring siegt der Werks-Ferrari 512S von Ignazio Giunti, Nino Vaccarella und Mario Andretti. Am Österreichring ist neben dem Team von John Wyer auch die österreichische Porsche Holding mit einem Porsche 917 am Start; gefahren wird das Fahrzeug von Helmut Marko und Kurt Ahrens. Die Werksmannschaft meldet zwei Porsche 908. Ferrari bringt nur einen Werkswagen an die Strecke, der von Jacky Ickx und Ignazio Giunti gefahren wird. Überraschend stark sind die Werks-Alfa Romeo Tipo 33, die von Autodelta eingesetzt werden. Andrea de Adamich und Henri Pescarolo erreichen am Ende den zweiten Rang in der Gesamtwertung. Nach dem Ausfall von Pedro Rodríguez nach nur vier Runden durch Ventilschaden, wird dem Rennen früh die Spannung genommen. Als der zwischenzeitlich führende Jacky Ickx nach 53 Runden mit einem Schaden an der Elektrik ausrollt, gibt es für den zweiten Wyer-Porsche keinen ernsthaften Gegner mehr. Joseph Siffert und Brian Redman siegen mit deutlichem Vorsprung auf besagten Alfa Romeo und den Porsche 908 von Gérard Larrousse und Rudi Lins.

 

28.10.1970 - Auf dem Bonneville Salt Flats (Utah, USA) kann das erste Auto die 1000 km/h-Marke knacken. Mit dem Raketenauto Blue Flame fährt der US-amerikanische Rennfahrer Gary Gabelich 1001,67 km/h. Dieser Rekord wird erst 1983 gebrochen. Gabelich selbst fährt danach wieder Boots- und Drag-Rennen und verliert 1972 bei einem Rennunfall seine rechte Hand, die jedoch wieder angenäht werden kann. Im Januar 1984 stirbt er im Alter von 44 Jahren bei einem Motorradunfall.

 

30.10.1970 - Auf der 17. Tokyo Motor Show wird der Toyota Celica präsentiert. Ein Jahr später kommt der Celica (oder die Celica?) in Deutschland auf den Markt. Die gängigste Variante ist hierzulande das mit einem 1600-ccm-Motor und Doppelvergaser ausgerüstete Coupé TA22 (Modellbezeichnung „ST“) mit 86 PS. Das serienmäßige 5-Gang-Getriebe gehört 1971 nicht zum üblichen automobilen Standard. Daneben ist auch das Modell "LT" mit Einzelvergaser erhältlich, das mit 5-Gang-Getriebe 79 PS und mit einer 3-Stufen-Automatik 75 PS mobilisiert. Im Jahre 1972 wird die Baureihe durch das Modell GT ergänzt, das einen 1600-ccm-Motor mit Doppelvergaser und zwei obenliegenden Nockenwellen hat und 107 PS leistet.

 

11/1970 - Der Verkauf des auf der Weltausstellung Expo 67 in Montreal als Designstudie von Marcello Gandini erstmals vorgestellte Alfa Romeo Montreal startet. Der erstmals bei Alfa Romeo in einem Serienfahrzeug verwendete Achtzylindermotor mit obenliegenden Nockenwellen stammt aus dem im Rennsport eingesetzten Alfa Romeo Tipo 33 ab, allerdings wird die Alltagstauglichkeit verbessert und der Motor auf 2,6 Liter Hubraum vergrößert. Der Frontmotor leistet damit 200 PS. Die Bodengruppe sowie die komfortable Fahrwerksauslegung stammt vom Giulia GT. Im Gegensatz zu anderen Fahrzeugen des italienischen Herstellers wird beim Montreal eine deutlich bessere Rostvorsorge getroffen, so dass auch heute noch zahlreiche der knapp 4.000 gebauten Fahrzeuge existieren. Gebaut wurde der Alfa Romeo Montreal von 1970 bis 1977.

  

02.11.1970 – Im Alter von 67 Jahren stirbt im französischen Èze Pierre Veyron. Mit 29 Jahren wird er von Jean Bugatti 1932 als Testfahrer und Entwicklungsingenieur bei Bugatti eingestellt. Als Werksfahrer startet er für Bugatti bei zahlreichen Rennen und gewinnt u.a. 1933 und 1934 das Berliner AVUS-Rennen mit einem Typ 51 A. 1939 siegt er im Wechsel mit Jean-Pierre Wimille beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Als Entwickler arbeitet Pierre Veyron vor allem am Typ 57, dessen Verkauf ab 1933 das wirtschaftliche Rückgrat von Bugatti bildet. Im Zweiten Weltkrieg kämpft Veyron wie viele Bugatti-Mitarbeiter auf Seiten der Resistance gegen die deutschen Besatzer. Für seine Verdienste während der Besatzungszeit erhält Veyron das Kreuz der französischen Ehrenlegion. Nach dem Krieg fährt er noch einige Rennen, widmet sich aber in erster Linie seiner Familie und seinem Unternehmen. Der Volkswagenkonzern, zu dem die Marke Bugatti heute gehört, ehrte den Rennfahrer mit dem Supersportwagen Bugatti Veyron 16.4.

 

 

1971

 

1971 – Zum „Auto des Jahres“ wird der Citroen GS gewählt. Zweitplatzierter ist der VW K 70, Drittplatzierter der Citroen SM.

 

01.01.1971 – Seit 1. Januar 1971 ist das Mitführen des Verbandskastens im Auto verpflichtend und gehört auch zum Prüfumfang der Hauptuntersuchung nach § 29 Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO).

 

17.02.1971 - Ein Test des Allgemeinen Deutschen Automobil-Clubs (ADAC) in München ergibt, dass bei 54% aller Personenwagen der Anteil von Kohlenmonoxyd in den Auspuffgasen über der gesetzlich zugelassenen Höchstmenge liegt.

 

24.03.1971 - Auf der deutschen Industriemesse in Sao Paulo präsentiert Volkswagen den SP1 und den SP2. Das zwischen 1972 und 1976 gebaute Sportcoupé wird in Brasilien für den dortigen Markt gebaut und ab Juli 1971 an die dortigen Händler ausgeliefert. Der Serien-SP2 basiert auf der Plattform des brasilianischen VW 1600 Variant, besitzt aber einen auf 1700 ccm vergrößerten Vierzylinder-Boxermotor mit 65 PS, während der SP1 den 1,6-Liter-Motor mit 54 PS unter der Haube hat – natürlich im Heck. Aufgrund seiner schwachen Leistung wird die Bezeichnung „SP“ schnell zu „Sem Poténca“ – „ohne Leistung“ umgedeutet. Insgesamt entstehen 10.193 Exemplare, von denen zwar ca. 670 in den Export gehen, offiziell jedoch nicht nach Europa.

 

29.03.1971 – Im Alter von 70 Jahren stirbt der aus Amorbach stammende Hermann zu Leiningen. Geboren wird er als Sohn von Eich Eduard Carl Fürst zu Leiningen (1866–1939) und Prinzessin Feodore Viktoria Alberta zu Hohenlohe-Langenburg (1866–1932). Im Jahr 1927 startet er als wohlhabender Herrenfahrer auf Bugatti und bestreitet größtenteils Bergrennen. Dann wechselt auf einen Amilcar und 1928/29 auf Mercedes-Benz SSK. 1930 wird von Leiningen von Heinrich-Joachim von Morgen als zweiter Fahrer engagiert und gewinnt mit ihm auf einem Bugatti Typ 35 B den erstmals ausgetragenen Großen Preis der Tschechoslowakei. Zur Saison 1934 wird er als Werksfahrer von der Auto Union für deren neu gestartetes Grand-Prix-Engagement in der 750-kg-Formel der AIACR verpflichtet. Von acht Rennen beendet er drei. Größter Erfolg ist der zweite Platz beim Großen Preis von Italien im Autodromo di Monza. Bei diesem Rennen fällt Hermann zu Leiningen mit seinem Auto Union Typ A nach wenigen Runden aufgrund technischer Probleme aus. Sein Teamkollege Hans Stuck, der damals der Nummer-1-Fahrer der Auto Union ist, muss nach 59 Runden in Führung liegend die Box ansteuern muss, um sich behandeln zu lassen. Ein heiß gelaufener Kühler hatte seine Füße verbrannt. Zu Leiningen übernimmt den Wagen, was zur damaligen Zeit erlaubt und durchaus üblich ist. Er steuert den etwa 295 PS starken Typ A über die noch folgenden 56 Runden und hat nach 500 Kilometern und fünfdreiviertel Stunden Renndauer im Ziel 1:38,2 Minuten Rückstand auf Rudolf Caracciola/Luigi Fagioli (Mercedes-Benz W 25). Beim folgenden Großen Preis von Spanien auf dem Circuito Lasarte bei San Sebastián muss zu Leiningen seinerseits seinen Wagen dem ausgefallenen Stuck zur Verfügung stellen, der von Rang zehn noch auf Platz vier vorfährt. Eine Woche später wird zu Leiningen im Alleingang hinter Stuck, Fagioli und Tazio Nuvolari Vierter beim Großen Preis der Tschechoslowakei. 1935 tritt Hermann zu Leiningen auf der AVUS, beim Eifelrennen und im französischen Montlhéry an. Sein bestes Resultat ist dabei Rang neun auf dem Nürburgring zusammen mit Achille Varzi. Danach trennen sich seine Wege mit der Auto Union, zu Leiningen bestreitet den Großen Preis der Schweiz auf einem Werks-ERA in der Voiturette-Klasse und beendete danach seine aktive Rennfahrerlaufbahn.  Nach dem Zweiten Weltkrieg bestreitet Hermann zu Leiningen zu Beginn der 1950er-Jahre einige Rallyes.

 

01.04.1971 – Der regionale Verkehrsfunk wird in Deutschland Anfang der 1970er Jahre geschaffen. Vorreiter ist der Bayerische Rundfunk mit dem ab 1. April 1971 als Servicewelle gestarteten Programm Bayern 3. 1974 wird die ARI-Kennung in Deutschland eingeführt, die erstmals ein automatisches Umschalten von Kassette auf den Verkehrsfunk bzw. ein Erhöhen der Lautstärke ermöglicht. Seit 1988 wird diese Funktion auch im RDS realisiert, das veraltete ARI wird von allen ARD-Hörfunkketten nach über 10 Jahren Übergangszeit am 28.02.2005 abgeschaltet. Ältere, nicht RDS-fähige Autoradios können daher keine automatische Umschaltung auf Verkehrsfunksendungen mehr durchführen.

 

04.04.1971 – Auf Alfa Romeo T33 gewinnen der Italiener Andrea De Adamich und sein französischer Beifahrer Henri Pescorolo das Langstreckenrennen über 1000 km in Brands Hatch (England). Wie früher üblich, fährt De Adamich neben Langstreckenrennen zwischen 1968 und 1973 in der Formel für Ferrari, McLaren, March, Surtees und Brabham. Bei 31 Starts holt er sechs Punkte. In der von 1968 bis 1975 ausgetragenen Markenweltmeisterschaft für Sport-Prototypen, Sportwagen und GT-Wagen gewinnt er 1971 neben dem Rennen in Brands Hatch auch in Watkins Glen und wir mit 111 Punkten Zweiter der Gesamtwertung hinter Pedro Rodriguez. Seine Formel-1-Karriere muss er 1973 nach einem Unfall beim Großen Preis von Großbritannien beenden, als er bei der durch einen Dreher von Jody Scheckter ausgelösten Massenkollision Knochenbrüche an beiden Beinen erleidet.

 

05.04.1971 – Der Verkehr auf der nun vollständig durchgängigen und mautpflichtigen Brenner-Autobahn zwischen Österreich und Italien wird aufgenommen. Die Brenner-Autobahn ist 34,439 km lang. Bereits 1963 erfolgte die Freigabe des ersten Teilstücks. Damit verkürzt sich die Fahrzeit deutlich gegenüber der bisherigen Brennerstraße über den Brennerpass. Diese ist mit 36,6 km Länge nur unwesentlich länger, durch die vielen Ortsdurchfahrten, Kurven und Steigungen ist die Fahrtzeit deutlich länger.

 

08.04.1971 – Über Ostern kommt es auf den bundesdeutschen Straßen zu chaotischen Verkehrsverhältnissen gekommen. Bei Unfällen kommen rund 150 Menschen um und mehr als 3.000 Menschen werden verletzt.

 

14.04.1971 - Mit dem 350 SL präsentiert Mercedes-Benz der internationalen Presse in Hockenheim das erste Modell der neuen Sportwagen-Baureihe 107 und den ersten SL mit einem Achtzylindermotor. Mit seinen waagerecht angeordneten Scheinwerfern, den großformatigen Blinkleuchten und den großflächigen gerippten Rückleuchten ist er stilprägend für künftige Pkw von Mercedes-Benz. Neue Maßstäbe in der Fahrzeugsicherheit setzt das integrale Sicherheitskonzept mit zahlreichen innovativen Details, darunter auf Wunsch lieferbaren Dreipunkt-Automatikgurten, die erstmals direkt am Sitz verankert sind.

 

25.04.1971 – Ebenfalls auf Porsche siegen der Mexikaner Pedro Rodriguez und sein britischer Beifahrer Jackie Oliver beim 1000-km-Langstreckenrennen in Monza. Pedro Rodriguez gewinnt bereits im Alter von 12 Jahren sein erstes Motorradrennen. Zusammen mit seinem zwei Jahre jüngeren Bruder Ricardo fährt er Langstreckenrennen, gemeinsam mit ihm siegt er in den frühen 1960er Jahren u.a. bei den 24 Stunden von Daytona Beach. Doch am 1. November 1962 verunglückt sein Bruder im Training zum Großen Preis von Mexiko tödlich in seinem Lotus. Pedro Rodriguez beginnt nach einer Pause 1963 wieder mit dem Motorsport. Er gewinnt erneut die 24 Stunden von Daytona und fährt in der Formel 1 für Cooper, B.R.M. und Ferrari. Bei 55 Starts in der Formel 1 siegt er 1970 in Spa-Francorchamps und 1971 in Oulton Park und holt insgesamt 71 WM-Punkte. 1968 sieht er an der Seite von Lucien Bianchis auf einem Ford GT40 bei den 24 Stunden von Le Mans, gewinnt zweimal das 24-Stunden-Rennen- von Daytona (1970, 1971) auf einem Porsche 917K in John Wyers Rennteam und kann 1970 auf Porsche 917 die Sportwagen-Weltmeisterschaft für sich entscheiden. Am 11.07.1971 stirbt er im Alter von nur 31 Jahren auf dem Norisring beim Rennen zur Europäischen Interserie bei einem Unfall in einem Ferrari 512M.

 

03.05.1971 - Zum zweiten Mal im laufenden Jahr erhöhen die Mineralölgesellschaften ihre Benzinpreise um einen Pfennig je Liter. Normalbenzin kostet nun zwischen 58 und 64 Pfennig, der Preis für Super liegt 6 bis 7 Pfennig höher.

 

07.05.1971 - In Paris wird das Stammwerk des Automobilkonzerns Renault von rund 8.000 Arbeitern besetzt. Damit protestieren sie gegen die Aussperrung von Renault-Arbeitern, die um höhere Löhne kämpfen.

 

07.05.1991 - Die Mercedes-Benz AG entscheidet sich für Papenburg im Emsland als Standort einer neuer Prüfstrecke.

 

09.05.1971 - Das 1000-km-Langstreckenrennen von Spa-Francorchamps in Belgien gewinnen der Mexikaner Pedro Rodriguez und sein britischer Beifahrer Jackie Oliver.

 

16.05.1971 - Der Italiener Nico Vaccarella und sein niederländischer Beifahrer Toine Hezemans gewinnen auf Alfa Romeo T33/3 das Langstreckenrennen Targa Florio auf Sizilien. Für den Lehrer und Schulleiter Varccarella ist dies nach 1965 (auf Ferrari 275P2) der zweite Sieg bei der Targa Florio, ein dritter folgt 1975, ebenfalls auf Alfa Romeo. 1964 siegt er bereits mit einem Ferrari 275P bei den 24 Stunden von le Mans und beim 1000-km-Rennen auf dem Nürburgring.

 

18.05.1971 - Auf dem Hockenheim-Ring (Baden-Württemberg) erreicht Dr. Georg von Opel mit einem elektrogetriebenen Opel GT die Rekord-Geschwindigkeit von 240 km/h. Insgesamt stellt er sechs neue Weltrekorde auf. Im Fond des Wagens sind 360-Volt-Batterien in vier Trögen untergebracht. Den Kilometer mit fliegendem Start legt von Opel mit 188 km/h zurück, die 10-Meilen-Distanz mit 127,16 km/h.

 

23.05.1971 – Den Großen Preis von Monaco gewinnt der Brite Jackie Stewart auf Tyrell vor Ronnie Peterson im March-Ford und Jacky Ickx im Ferrari.

 

30.05.1971 - Auf Porsche 908-3 gewinnen der Brite Vic Elford und sein französischer Beifahrer Gerard Larousse das 1000-km-Langstreckenrennen auf dem Nürburgring. Bereits 1968 (mit Joseph Siffert) und 1970 (mit Kurt Ahrens) siegte Elford in der Eifel.

 

13.06.1971 - Beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans (Frankreich) holen der Österreicher Helmut Marko und sein niederländischer Beifahrer Gijs Van Lennep vom deutschen Martini Racing Team auf Porsche 917K den Gesamtsieg. Auch die für das Team John Wyer Automotive Engineering Ltd. fahrenden Richard Attwood (GB) und Herbert Müller (CH) sind mit einem Porsche 917K unterwegs und sorgen für einen Porsche-Doppelsieg.

 

20.06.1971 -  In Zandvoort siegt der Formel-1-Rennfahrer Jacky Ickx (Belgien) auf Ferrari beim Großen Preis von Holland. Ihm folgen Pedro Rodriguez (Mexiko) auf B.R.M und der der Schweizer Clay Regazzoni, der ebenfalls mit einem Ferrari unterwegs ist.

 

27.06.1971 – Für das Team John Wyers Automotive gewinnen der Mexikaner Pedro Rodriguez und sein britischer Beifahrer Dick Altwood auf einem Porsche 917K das 1000-km-Langstreckenrennen im österreichischen Zeltweg. Die beiden nachfolgenden Plätze belegen zwei Alfa Romeo T33/3 des italienischen Teams Autodelta SpA..

 

23.07.1971 - Die Gebühren der Technischen Überwachungsvereine (TÜV) für Kontrollen nach Paragraph 29 der Straßenverkehrs-Zulassungsordnung werden erhöht. 17,66 DM kostet nun die Pflichtuntersuchung für PKW anstatt 12,66 DM zuvor.

 

24.07.1971 - Beim 24-Stunden-Rennen im belgischen Spa-Fracorchamps erringen Hans Heyer und Clemens Schickentanz auf 300 SEL 6.8 AMG einen Klassensieg und den zweiten Platz in der Gesamtwertung. Ihr Renntourenwagen, wegen seiner roten Lackierung und seiner Martialischen Erscheinung liebevoll "rote Sau" genannt, ist bei der Firma AMG entstanden, die Hans Werner Aufrecht und Erhard Melcher 1967 gegründet haben.

 

08/1971 – Der Volvo P1800 ES, ein Kombi-Coupé auf der technischen Basis des 1800 E, wird vorgestellt. Trotz des hohen Preises wird das auch als „Schneewittchensarg“ bezeichnete Fahrzeug in den USA ein Verkaufserfolg, während in Europa die Nachfrage begrenzt bleibt. Da in den USA für das Jahr 1974 neue Sicherheitsvorschriften in Kraft treten, die unter anderem große Stoßstangen in einer bestimmten Höhe vorschrieben, beschließt man bei Volvo, die Produktion des 1800 ES zum Herbst 1973 einzustellen. Die zur Erfüllung der Vorschriften notwendigen Änderungen wären zu umfangreich. Nach Veröffentlichung dieses Beschlusses steigert sich – vor allem in den USA – die Nachfrage nach dem 1800 ES, so dass die gesamte restliche Produktion innerhalb weniger Wochen ausverkauft ist. Gebaut werden 8.077 P1800 ES. Unter der Motorhaube des Sportcoupés werkelt ein 1.986 ccm großer Vierzylinder-Reihenmotor mit 115 oder 124 PS.

 

08/1971 – Als 150.000. Unimog läuft in Gaggenau ein U 52 der Baureihe 421 vom Band und wird am 27.09.1971 von Vorstandsmitglied Dr. Hanns Martin Schleyer als Spende für das Jugend- und Kinderdorf Wahlwies übergeben. Gebaut wird der Unimog 421 zwischen 1966 und 1989, es entstehen 18.995 Fahrzeuge.

 

01.08.1971 - Der Brite Jackie Stewart gewinnt den 33. Großen Preis von Deutschland auf dem Nürburgring mit großem Vorsprung vor dem Franzosen François Cevert. Beide sind für das Team Tyrrell mit einem Tyrrell-Ford Cosworth unterwegs. Dritter wird der Schweizer Clay Regazzoni Ferrari 312B2.

 

15.08.1971 - Nach dem Großen Preis von Österreich in Zeltweg, dem achten Rennen der Formel-1-Saison 1971, steht der Brite Jackie Stewart als Automobil-Weltmeister der Formel 1 fest, obwohl er im Rennen ausfällt. Das Rennen selbst gewinnt der Schweizer Joe Siffert auf BRM P160, der für das Yardley Team B.R.M. startet.

 

06.09.1971 – Im Rüsselsheimer Opel-Werk wird gefeiert: Der Rekord C, der soeben vom Band lief, ist das zehnmillionste Fahrzeug der Marke mit dem Blitz, seit sie im Jahr 1899 mit dem Automobilbau begonnen hat.

 

07.09.1971 - Im Daimler-Benz-Werk Sindelfingen wird der einmillionste Diesel-Pkw seit Beginn der Nachkriegsproduktion im Jahr 1949 fertiggestellt.

 

19.09.1971 - Auf Tyrell gewinnt der Brite Jackie Stewart den Großen Preis von Kanada. Auf dem Kurs von Mosport fährt er mit 39 Sekunden Vorsprung vor dem Schweden Ronnie Peterson (March) und dem US-Amerikaner Mark Donohue (McLaren) ins Ziel.

 

24.09.1971 - Zum neuen Vorstandsvorsitzenden bestimmt der Aufsichtsrat der Volkswagen AG Rudolf Leiding. Dieser tritt die Nachfolge von Kurt Lotz an, der aus dem Vorstand ausscheidet. Der gelernte Kfz-Mechaniker Leidungbeginnt bereits 1945 seine Karriere als Kfz-Sachverständiger im Volkswagenwerk Wolfsburg und ist dort für die Reparaturen von Armee-Fahrzeugen verantwortlich. 1958 wird er Werksleiter des Volkswagenwerks Kassel und 1965 wechselt er zur Auto Union GmbH in Ingolstadt und wird dort Vorsitzender der Geschäftsführung. Bereits 1968 verlässt er die Auto Union GmbH wieder und übernimmt den Vorsitz von Volkswagen do Brasil. Dort lässt er u.a. den VW SP2 entwickeln. Am 01.04.1971 wird Leiding bei der Audi NSU Auto Union AG Vorstandsvorsitzender. Unter seiner Führung werden erfolglose Modelle wie der Typ 4 und der VW 1600 abgesetzt und das Modellprogramm mit den Modellen Passat (1973), Scirocco (1974), Golf (1974), Polo (1974) und den beiden Audi-Modellen Audi 80 (1972) und Audi 50 (1974) ausgebaut. Damit bringt Leiding Volkswagen auf den Weg zu einem modernen Automobilkonzern. 1975 scheidet Leiding aus dem Unternehmen aus. 

 

04.10.1971 - Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat startet unter dem Motto „Hallo Partner! Danke schön!“ eine großangelegte Sicherheitskampagne. Angesichts steigender Unfallzahlen und vieler Verkehrstoter soll der „Hallo-Partner“-Slogan mit positiven Leitbildern die Rücksichtnahme und die Hilfsbereitschaft im Straßenverkehr fördern und einen „Klimawechsel im Verkehr“ – so das Motto der Kampagne – herbeiführen. Die Aktion läuft von 1971 bis 1974.

 

09.10.1971 - Der Film "Le Mans" wird uraufgeführt. Der Film über das 24-Stunden-Rennen von Le Mans 1970 gilt als einer der bekanntesten Rennsportfilme und ist ein Dokument des Motorsports jener Epoche. In den Hauptrollen sind der US-Schauspieler Steve McQueen und der deutsche Schauspieler Siegfried Rauch zu sehen. Die eigentlichen Hauptdarsteller sind aber der Porsche 917 und der Ferrari 512S.

 

18.10.1971 - In der größten Automobilfabrik Spaniens, dem SEAT-Werk, findet eine Schießerei zwischen der Polizei und der Belegschaft statt, die sich in dem Werk verschanzt hat. Die Ursache der Auseinandersetzung ist die Entlassung von 20 Arbeitern nach einem früheren Streik. Die gesamte Belegschaft ist nach den Entlassungen in den Ausstand getreten.

 

23.10.1971 - Daimler-Benz meldet seine Entwicklung des Airbag als Aufprallschutzvorrichtung für den Insassen eines Kraftfahrzeugs für ein deutsches Patent an.

 

24.10.1971 - Einer der besten Formel-1-Rennfahrer seiner Zeit, der Schweizer Jo Siffert, kommt bei einem Nachsaisonrennen in Brands Hatch, GB in einem Feuerunfall ums Leben. 1957 startet er mit einer alten Gilera Pillers recht erfolgreich bei einigen Schweizer Motorradrennen in der 125-cm³-Klasse, 1958 pilotiert er eine 350-cm³-A.J.S., 1959 wird er Schweizer Motorradmeister in der Klasse bis 350 cm³. Ebenfalls 1959 nahm Siffert als Beifahrer seines Landsmanns Edgar Strub am Großen Preis von Frankreich für Motorräder in Clermont-Ferrand auf BMW in der Gespann-Klasse teil und erreicht den dritten Platz. Eine Woche zuvor haben die beiden bereits den Grand Prix von Finnland, der in diesem Jahr noch nicht zur WM zählt, und das Eiläintarhanajo gewonnen. Im Jahr 1960 wechselt Siffert vom Motorrad- zum Automobilrennsport. Er kauft sich einen gebrauchten Stanguellini-Rennwagen, mit dem er bei Bergrennen und Slaloms an den Start geht. Die Saison verläuft so erfolgreich, dass Siffert sein eigenes Rennteam gründet und für das nächste Jahr einen Lotus Formel Junior kauft. Auf Anhieb wird er 1961 punktgleich mit dem Südafrikaner Tony Maggs Formel-Junior-Europameister. Neben seinen Einsätzen im Formelsport bestreitet Siffert in den 1960er Jahren zahlreiche Sportwagen- und Langstreckenrennen. 1961 beendet er sein erstes 1000-km-Rennen auf dem Nürburgring mit einem geliehenen Ferrari 500 auf dem dritten Platz. Mit diesen Erfolgen macht er sich einen Namen in der Motorsportszene, und die Siegprämien helfen ihm bei der Finanzierung seines Rennteams. 1965 startet Siffert mit einem Maserati erstmals beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans, scheidet aber wegen eines technischen Defekts aus. Schon im folgenden Jahr wird er mit einem vom Werk eingesetzten Porsche 906 Sieger der 2-Liter-Klasse und Vierter im Gesamtklassement. Von 1967 bis 1969 geht er zusätzlich zu den Formelsport-Meisterschaften für das Porsche-Werksteam bei der Sportwagen-Weltmeisterschaft an den Start. Mit seinen Teamkollegen Hans Herrmann und Brian Redman erzielt Siffert zahlreiche Siege und Podiumsplätze bei den Klassikern der Langstreckenrennen. So gewinnt er 1968 auf Porsche 907 das 24-Stunden-Rennen von Daytona (mit Hans Herrmann, Vic Elford, Rolf Stommelen, Jochen Neerpasch), das 12-Stunden-Rennen von Sebring und das 1000-km-Rennen auf dem Nürburgring (mit Vic Elford). 1969 folgen Siege bei den 1000-km-Rennen auf dem Nürburgring, von Monza und Spa-Francorchamps sowie der vierte Gesamtrang in der CanAm-Serie auf einem neuen Porsche 917 PA Spyder. 1970 und 1971 dominiert Porsche. Siffert gewinnt mit Brian Redman auf einem vom Gulf Team eingesetzten leichten Porsche 908 die legendäre Targa Florio und mit dem leistungsstärkeren Porsche 917 die 1000-km-Rennen von Spa und Zeltweg. 1962 erhält Siffert vom neu gegründeten Schweizer Ecurie Filipinetti Team die Möglichkeit, in die Formel 1 einzusteigen. Beim Großen Preis von Belgien kann er sich mit einem Lotus-Climax für seinen ersten Formel-1-Grand-Prix qualifizieren und das Rennen als Zehnter beenden. Die Saison 1963 beginnt nicht vielversprechend. Nachdem er häufig wegen technischer Pannen Rennen nicht bestreiten kann, kommt es nach dem Großen Preis von Monaco zum Zerwürfnis mit dem Team. Er muss sich sowohl aus seinem Vertrag freikaufen als auch den Lotus 24 übernehmen. Mit diesem Rennwagen bestreitet er, wieder als Fahrer seines eigenen Siffert Racing Team, die folgenden Formel-1-Rennen und einige Bergrennen. Für die Saison 1964 kauft er sich bei Brabham einen Formel-1-Wagen mit B.R.M.-Motor. Trotz einiger Erfolge kann er gegen Saisonende die Teilnahme an den Überseerennen in den USA und in Mexiko nicht finanzieren. Um dennoch starten zu können, lässt Siffert sich als dritter Fahrer für das Rob Walker Racing Team verpflichten und lackiert seinen Wagen in die Teamfarbe Blau um. Den Großen Preis der USA kann er hinter Graham Hill und John Surtees mit einem Podiumsplatz beenden. Zusätzlich nimmt Siffert für sein Team ab 1964 auch an Formel-2-Rennen teil. 1967 wird er Werksfahrer für das BMW-F2-Team. Ab 1965 startet er regulär für das Rob-Walker-Racing-Team. Sifferts erster großer Erfolg in der Formel 1 ist der Sieg im Großen Preis von Großbritannien 1968 in Brands Hatch vor Chris Amon und Jacky Ickx auf Lotus-49-Cosworth. Am Ende der Saison wird er in der Meisterschaft Siebter. 1970 wechselt er für ein Jahr zu March. Da Siffert dort aber keinen konkurrenzfähigen Wagen hat und keine Erfolge einfahren kann, wechselt er für die Saison 1971 zu B.R.M. Seine letzte Formel-1-Saison soll auch seine erfolgreichste werden. Er gewinnt mit dem Zwölfzylinder-BRM-P160 den Großen Preis von Österreich und wird beim Großen Preis der USA hinter François Cevert Zweiter. In der Weltmeisterschaft belegt er den fünften Platz. Am 24. Oktober 1971 startet Siffert bei einem Formel-1-Rennen ohne Weltmeisterschaftsstatus, dem World Championship Victory Race (zu Ehren des schon feststehenden WM-Siegers) in Brands Hatch, seinem 41. Autorennen in diesem Jahr. Siffert hat in der Startphase eine zunächst harmlos erscheinende Kollision mit Ronnie Peterson. Er setzt das Rennen fort, bis in der 15. Runde bei hoher Geschwindigkeit, entweder als Folge des Unfalls oder durch einen Materialdefekt, eine Radaufhängung bricht. Der B.R.M trifft einen Erdwall, überschlägt sich und beginnt zu brennen. Der bewusstlos und mit gebrochenen Beinen eingeklemmte Siffert stirbt an Sauerstoffmangel und Rauchgasvergiftung. Bei seiner Beerdigung säumen rund 50.000 Menschen die Straßen Freiburgs. Dies ist eine der größten Trauerfeiern, die es je in der Schweiz gab. Postum wird Jo Siffert 1971 zum Schweizer Sportler des Jahres gewählt. Im Juni 1984 wird zu seinem Andenken der Jo-Siffert-Brunnen («Fontaine Jo Siffert») eingeweiht, ein Geschenk seines Freundes Jean Tinguely an die Stadt Freiburg.

 

25.10.1971 - Das letzte Teilstück der Autobahn A-45, der Sauerlandlinie, wird zwischen Lüdenscheid und Freudenberg fertiggestellt. Die A-45 ist die erste neu gebaute Autobahnstrecke nach dem Zweiten Weltkrieg, die nicht auf Reichsautobahn-Planungen der NS-Zeit zurückgeht. Die Gesamtlänge der A-45 beträgt 257 km/h, beginnt in Castrop-Rauxel, führt durch die Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Hessen sowie Bayern und endet in Mainhausen.

 

22.11.1971 - Die Bundesministerien für Wirtschaft, Finanzen und Verkehr haben sich in Bonn auf neue Kraftfahrzeugsteuersätze geeinigt. Diese sollen ab 1972 gültig sein. Für Pkw gibt es dann vier Steuerklassen. Für ihre Einstufung ist die Motorleistung ausschlaggebend. Diese werden nun nicht mehr in PS, sondern in Kilowatt gemessen.

 

07.12.1971 – Die Volkswagenwerke in Wolfsburg sind durch den anhaltenden Arbeitskampf in der Metallindustrie zur vorläufigen Produktionseinstellung gezwungen. Ein Schlichtungsversuch von Bundeskanzler Willy Brandt, der vermittelnd in die Gespräche der Tarifpartner eingreift, scheitert.

14.12.1971 – "James Bond 007 - Diamantenfieber" kommt in die deutschen Kinos. Nachdem im Vorgängerfilm "Im Geheimdienst Ihrer Majestät" George Lazenby die Rolle des "007" gespielt hatte, kehrt nun Sean Connery in die Rolle des britischen Geheimagenten zurück. Diesmal verhindert er die Erpressung der Nuklearmächte. Ein mit zahlreichen Gadgets ausgestattetes "Bond-Car" gibt es nicht, 007 fährt in „Diamantenfieber“ Ford Mustang Mach 1, Triumph Stag, Aston Martin DBS und ein Mondfahrzeug.

17.12.1971 – Zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR wird das Transitabkommen unterzeichnet. Es ist das Abkommen zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik über den Transitverkehr von zivilen Personen und Gütern zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Berlin (West). Grundlage ist das von den Alliierten geschlossen Viermächteabkommen vom 03.09.1971. Am 03.06.1972 treten beide Abkommen in Kraft.

26.12.1971 – Als erstes Land der Welt macht Australien das Anlegen von Sicherheitsgurten in Autos für Autofahrer und Mitfahrer zu einer gesetzlichen Pflicht. Ausgenommen sind schwangere Frauen, von Haus zu Haus fahrende Milchmänner und Taxifahrer.

31.12.1971 – „Dudu“ kommt in die deutschen Kinos. Der Schotte James Butler nimmt mit seinem Wunderkäfer Dudu an der East African Rallye teil. Dabei müssen die beiden sich gegen andere Teilnehmer behaupten, die auch vor unfairen Mitteln nicht zurückschrecken, um die Rallye zu gewinnen. Die Kritik ist deutlich, der Film ist ein handwerklich schludriger Aufguss des Disney-Klassikers "Ein toller Käfer". Schludrig auch deshalb, weil der VW Käfer Dudu während des Films in völlig unterschiedlichen Varianten gezeigt wird. Mal ist er ein 60er-Jahre-Käfer mit großer Heckscheibe, in einer anderen Szene ein Ovalkäfer aus den 50ern. Bis 1978 folgen vier weitere "Dudu"-Filme, die nach ähnlichem Muster gestrickt sind.

 

 

1972

 

1972 – „Auto des Jahres“ ist der Fiat 127, gefolgt vom Renault 15/17 auf Platz 2 und dem Mercedes-Benz 350 SL.

 

19.01.1972 – Opel stellt den Rekord D vor. Der vom Designer Chuck Jordan gezeichnete Opel Rekord D wurde im Januar 1972 offiziell als Nachfolger des Opel Rekord C vorgestellt. Anfangs hieß er „Rekord II“, um nicht als Dieselmodell missgedeutet zu werden. Die selbsttragende Ganzstahlkarosserie bot Platz für fünf Personen. Es gab sie in fünf verschiedenen Varianten: als zwei- und viertürige Limousine, als drei- und fünftürigen CarAVan und als Coupé. Es waren auch dreitürige Caravans ohne hintere Fenster unter der Bezeichnung Lieferwagen erhältlich. Der Rekord D wurde von Dezember 1971 bis Juli 1977 in 1.128.196 Exemplaren produziert. Sein Nachfolger wurde der Opel Rekord E1.

 

17.02.1972 – Im Wolfsburger Volkswagenwerk rollt in Wolfsburg ein 1302 S in Marathonblaumetallic als 15.007.034. Fahrzeug vom Band und löst damit die Tin Lizzy – Fords Modell T – als meistgebautes Auto ab. Der Ford hielt stolze 45 Jahre seinen Rekord. Das Volkswagenwerk legt zum Jubiläum die Sonderserie „Weltmeister“ auf.

 

03/1972 – Renault führt das neue Modell R5 ein. Der R5 ist zunächst als Ergänzung zum  Renault 4 und als modernere und billiger zu produzierende Alternative zum Renault 6 gedacht, jedoch entwickelt sich der Kleinwagen schnell zum Verkaufserfolg. Zunächst gibt es ihn nur als Dreitürer mit Schrägheck, im September 1979 folgt eine fünftürige Alternative. Für den Renault 5 gibt es verschiedene Motorvarianten von 0,8 bis 1,4 Liter, zuletzt auch mit Turboaufladung im R5 Alpine Turbo mit 107 PS. Die Basisversion hat einen Vierzylindermotor mit 782 ccm Hubraum und 34 PS.

 

03/1972 – Opel führt den Commodore B auf Basis des Rekord B auf dem Genfer Autosalon ein. Vom Commodore B gibt es als Karosserievarianten eine viertürige Limousine und ein zweitüriges Coupé. Dazu entstehen einige Prototypen mit dem 2.8-Einspritzmotor als fünftüriger Kombi (beispielsweise für den Deutschen Ski-Verband), sowie ein dreitüriger Lieferwagen mit dem GS/E Motor. Trotz Sechszylindermotor gelten sie offiziell aber als Rekord-Modelle. Zwischen Januar 1972 und Juli 1977 werden 140.827 Fahrzeuge produziert, davon 42.279 Coupés.

 

04/1972 – Im Alfa-Romeo-Werk in Pomigliano d’Arco beginnt die Serienfertigung des im November 1971 vorgestellten Alfasud, das erste von Alfa Romeo in Serie produzierte Modell mit Frontantrieb. Das in der Kompaktklasse angesiedelte Modell hat einen längs eingebauten Boxer-Ottomotor mit vier Zylindern. Zunächst gibt es ihn mit 1,2 Liter Hubraum und 63 PS. Später folgen der 1,5-Liter-Motor (Limousine) und der 1,7-Liter-Motor (Sprint). Zunächst ist nur die Schräghecklimousine mit vier Türen und kleiner Kofferraumklappe erhältlich, ab Oktober 1973 folgen ein Zweitürer, ab Februar 1975 ein dreitüriger Kombi und im September 1975 das dreitürige Coupé Alfasud Sprint. Im Juni 19283 wird die Produktion der Limousine nach 906.824 Einheiten eingestellt (zusätzlich 5.899 des Kombis Giardinetta), das Coupé wird als Sprint noch bis Dezember 1989 gebaut, von ihm entstehen 121.434 Fahrzeuge.

 

05/1972 – Der Fiat 132, Nachfolger des Fiat 125, wird vorgestellt. Zu Beginn gibt es drei Modellvarianten: 132 1600 N, 132 1600 S und 132 1800 S. Autozeitschriften zeigen sich über Marcello Gandinis Entwurf enttäuscht: Man kritisiert die „japanische Linienführung“, die mehr an den von 1966 bis 1972 gebauten Mazda 1500 als an einen Fiat erinnere. Auch sei die Lenkung zu "teigig" und das Fahrwerk zu schwammig, so die Autotester. Auch der Verkauf bleibt hinter Fiats Erwartungen zurück. Daher wird das Fahrzeug überarbeitet und ab 1974 gibt es die Modelle 132 1600 GL/GLS und 132 1800 GLS. Obwohl die Linienführung mit den vergrößerten Fenstern nun etwas besser gefällt und das Fahrwerk unter anderem durch einen Vorderachsstabilisator verbessert wird, ist der Verkaufserfolg weiter bescheiden. Im April 1981 wird der Fiat 132 nach einer Modellpflege in Fiat Argenta umbenannt. Da der Seat 132 in Spanien nicht sehr erfolgreich ist, gibt es für ihn keinen Nachfolger. Der Fiat 132 wird in Korea von Kia ab 1979 in Lizenz gebaut. Ebenso wird er in Sambia bei den Livingstone Motor Assemblers montiert.

 

21.05.1972 – Die 56. Targa Florio ist der siebte Wertungslauf der Sportwagen-Weltmeisterschaft dieses Jahres. Nach den Vorfällen bei der Targa Florio 1971 steigt die Kritik an der sizilianischen Rennveranstaltung. Die Zuschauer, die zu Hunderttausenden an der Strecke stehen, werden immer undisziplinierter. Begeisterte Menschen versuchen in Serpentinen-Kurven die Wagen anzufassen. Menschenmassen, Felsen, Bäume und Abgründe säumen die Rennstrecke. Verlorene Hufnägel von Pferden sind ein Problem, Hühner sind nicht selten auf der Fahrbahn und zwei unwissende Einheimische fahren 1971 trotz Absperrungen während des Trainings mit ihren Fahrzeugen auf die Strecke. Nur durch Glück können schwere Unfälle verhindert werden. Im Rennen hat Brian Redman im Porsche 908/03 einen schweren Feuerunfall, bei dem er sich Verbrennungen zweiten und dritten Grades zuzieht. Der Unfall des Triestiners Fulvio Tandoi endet fatal. Er prallt mit seinem Alpine A110 gegen einen Baum und stirbt noch an der Unfallstelle. In den Medien wird Stimmung gegen das Rennen gemacht. In der FISA, die für die Ausrichtung der Rennen der Sportwagen-Weltmeisterschaft verantwortlich ist, machen vor allem die in der Grand Prix Drivers’ Association organisierten Formel-1-Fahrer Stimmung gegen das Rennen. Trotz aller Widerstände findet 1972 die Targa erneut als Weltmeisterschaftslauf statt. Nach 16 Teilnahmen in ununterbrochener Folge ist Porsche zum ersten Mal seit 1959 bei der Targa nicht mit Werkswagen vertreten. Bisher hat Ferrari mit dem Rennwagenmodell 312PB die Weltmeisterschaftsläufe dieses Jahres dominiert. Alle Wertungsläufe bis zur Targa werden von den Werkswagen und Werksfahrern der Scuderia gewonnen. Nach Sizilien bringt die Scuderia nur ein Fahrzeug, das von Arturo Merzario und Sandro Munari gefahren wird. Munari, der für Lancia in der Rallye-Weltmeisterschaft an den Start geht, wird nach einer Anfrage von Enzo Ferrari für das eine Rennen verpflichtet. Nach einigen Testrunden mit dem Prototyp in Fiorano lernt Munari an vier Trainingstagen mit einem Ferrari Dino 246 die Rennstrecke kennen. Mit Munari kommt für dieses eine Rennen auch Cesare Fiorio zur Scuderia; er ersetzt Peter Schetty als Rennleiter. Auf Anregung von Fiorio kommt bei Ferrari erstmals Funk zwischen Box und Fahrer zum Einsatz. Der Fahrer kann zwar nicht sprechen, aber Anweisungen über Radiosignal aus der Box empfangen. Nachdem Carlo Chiti diese Technologie auch bei Alfa Romeo zum Einsatz bringt, ist die Targa Florio 1972 das erste Rennen der Motorsportgeschichte, bei dem diese Technologie zum Einsatz kommt. Im Unterschied zu Ferrari meldet Alfa Romeo vier Fahrzeuge. Die Alfa Romeo T33/TT/3 werden von Nanni Galli, Andrea de Adamich, Toine Hezemans, Nino Vaccarella, Rolf Stommelen, Gijs van Lennep, Helmut Marko und Vic Elford gefahren. Marko und Elford sind in den letzten Jahren für Porsche am Start gewesen. Elford hat das Rennen 1968 gemeinsam mit Umberto Maglioli auf einem Werks-Porsche 907 gewonnen. Fiorio legt vor dem Start fest, dass Merzario die ersten drei Runden fahren soll, um sich dann jede zweite Runde mit Munari am Steuer abzuwechseln. Merzario übernimmt die Führung und baut diese bis zur dritten Runde auf einen 40-Sekunden-Vorsprung auf Vaccarella aus. Als Munari den Wagen übernimmt, sind zwei Alfa Romeo schon ausgefallen. In der vieren Runde kollidiert Munari mit einer Lancia Fulvia und verliert dabei viel Zeit. Dadurch kann Marko in Führung gehen. Es folgt ein Rennen-langer Zweikampf zwischen dem Ferrari und dem Alfa Romeo von Galli und Marko, der beinahe durch ein Boxenproblem bei der Scuderia zugunsten von Alfa Romeo entschieden wird. Nach einem Boxenstopp lässt sich der heiße 12-Zylinder-Ferrari-Motor einmal zwei Minuten nicht starten, allerdings gibt es auch bei den Alfa-Stopps Verzögerungen, sodass Merzario und Munari einen Vorsprung von 16 Sekunden ins Ziel retten können.

 

11.06.1972 - Karl Joakim „Jocke“ Jonas Bonnier, auch Jo Bonnier oder kurz JoBo genannt, stirbt in Le Mans beim 24-Stunden-Rennen im Alter von 42 Jahren. Der in Stockholm geborene schwedische Sportwagen- und Formel-1-Rennfahrer hatte als Mitbegründer der Fahrergewerkschaft (GPDA) entscheidenden Einfluss auf die Fahrsicherheit des Grand-Prix-Sports.

 

11.-12.06.1972 – Die 24-Stunden-Rennen von Le Mans finden statt. Nach der Absage von Ferrari sind die Matras die großen Favoriten auf den Gesamtsieg. Porsche hat keine Werkswagen ins Rennen geschickt, dennoch sind sechs Porsche 908, ein Porsche 907 und Porsche 910 – alle gemeldet von privaten Teams – am Start. Alfa Romeo ist erneut mit drei Tipo 33 vertreten. Nach dem Start übernimmt ein Lola T280 mit Jo Bonnier am Steuer die Führung. Der Schwede teilt sich das Cockpit mit dem Niederländer Gijs van Lennep und dem Franzosen Gérard Larrousse. Nach einer Rennstunde gehen jedoch die Werks-Matra in Führung. Obwohl der Wagen von Jean-Pierre Beltoise und Chris Amon schon in der ersten Runde ausfällt, haben die französischen Prototypen eine komfortable Drei-Wagen-Führung. Um 8 Uhr am Sonntagmorgen unterläuft dem erfahrenen schwedischen Rennfahrer Jo Bonnier ein verhängnisvoller Irrtum, als er den Ferrari Daytona des Schweizer Privatfahrers Florian Vetsch beim Anbremsen auf die Indianapolis-Kurve überholen will. Um Bonnier vorbeizulassen, bremst Vetsch hart. Bonnier versteht dies möglicherweise falsch, sodass er nach zweimaligem Spurwechsel mit dem Ferrari bei ca. 250 km/h kollidiert. Sein Lola wird acht Meter in die Höhe katapultiert, schleudert den Fahrer aus dem Cockpit in die Pinienbäume und explodiert beim Bodenkontakt. Bonnier stirbt noch am Unfallort. Der hinter ihm fahrende Vic Elford nimmt an, Bonnier habe die Fehlentscheidung aus Übermüdung getroffen. Das Rennen wird trotz des tödlichen Unfalls fortgesetzt. Nach dem Ausfall des Jean-Pierre Jabouille/David Hobbs-Matra MS660 und einem langen Boxenstopp des zweiten MS670 ist der Weg zum Sieg frei für Henri Pescarolo und Graham Hill. Für Pescarolo ist es der erste Sieg in Le Mans. Graham Hill kann seinen beiden Formel-1-Weltmeistertiteln und dem Sieg beim 500-Meilen-Rennen von Indianapolis auch den Triumph in Le Mans hinzufügen. Dritter wird Reinhold Joest, der mit seinen beiden Partnern einen Porsche 908 fuhr, der ursprünglich Joseph Siffert gehört hatte.

 

08/1972 - Die höchste Entwicklungsstufe des Volkswagen Typ 1 „Käfer“ erscheint: Der VW 1303. Herausragende Merkmale: große Panorama-Windschutzscheibe, große Rückleuchten (spöttisch auch "Elefantenfüße" genannt). Den 1303 gibt es in der Basisversion mit 44 PS, außerdem kann man den 1303 S mit 50, den 1303 L mit 44 PS und Komfortpaket, den 1303 LS mit 50 PS und Komfortpaket und natürlich passend das bei Karmann gebaute 1303 LS Cabriolet erwerben. Ein Jahr später kommt noch die Sparversion 1303 A mit 34 PS hinzu. 1974 verschwinden die Blinker auf den Kotflügeln, sie sind nun in die Stoßstangen integriert. Im Juli 1975 wird die Produktion wieder eingestellt. Nun wird ausschließlich der 1200er Käfer weitergebaut - nur das 1303 Cabrio wird in Osnabrück bis 1980 produziert. Der heute begehrteste 1303 dürfte der nur 3.500 x gebaute "gelb-schwarze-Renner" auf Basis des 1303 S sein. Er hat den 1,6 Liter Boxermotor mit 50 PS und fällt durch seine Lackierung auf. Zusätzlich gibt es ein griffiges Lederlenkrad, Sportsitze, sportlich gestylte Stahlfelgen und breite 175/70 HR-15-Reifen. Rund 50 Original-Renner sollen noch existieren, dazu viele nachträgliche Umbauten.

 

08/1972 – Auf einem Symposium „Elektrischer Straßenverkehr“ wird der Prototyp des Volkswagen-Elektromobils als Pritschenwagen vorgestellt, entwickelt in Zusammenarbeit mit der Firma Varta und den Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerken (RWE).

 

09/1972 – Sechs Monate nach seiner Einführung kommt der Opel Rekord II (D) auch mit einem Diesel-Motor heraus. Erkennbar sind diese Fahrzeuge an einem Buckel auf der Motorhaube. Der Vierzylinder-Reihenmotor hat einen Hubraum von 2.068 ccm und leistet 60 PS.

 

09/1972 – BMW bringt den 5er (E12) auf den Markt. Der E12 ist das Nachfolgemodell der „Neuen Klasse“. Mit diesem Modell leiten die Münchner eine Neuordnung der Modellbenennung ein. Die erste 5er-Reihe wird nur als Stufenhecklimousine angeboten. Die Plattform übernimmt BMW im Wesentlichen von der Neuen Klasse: Frontmotor und Hinterradantrieb, einzeln aufgehängte Räder und hydraulisch betätigte Bremsen (vorne Scheibenbremsen, hinten Trommelbremsen). Das Design stammt von Paul Bracq. Den E12 gibt es mit Vier- und mit Sechszylindermotoren mit 1.766 ccm bis 3.453 ccm und 90 bis 218 PS. Außerdem veredelt Alpina die Motoren zu einer Leistung von bis zu 330 PS.

 

09/1972 – Mercedes-Benz bringt mit dem W116 ein Fahrzeug heraus, mit dem erstmals der Begriff „S-Klasse “ins Leben gerufen wird. Die Bezeichnung W 116 steht für Limousinen, die Langversion „SEL“ wird als V 116 bezeichnet. Die zwischen 9/1972 und 9/1980 gebaute Baureihe wird nur als Limousine gefertigt. Die Motorisierung besteht aus Sechs- und Achtzylinder-Ottomotoren und einem Fünfzylinder-Dieselmotor. Mit der Baureihe werden einige Neuheiten eingeführt. So ist der 96-Liter-Tank kollisionsgeschützt über der Hinterachse angeordnet, es gibt ein Vierspeichenlenkrad und 1978 ist der W/V 116 das erste Auto weltweit, das mit einem elektronisch analog gesteuerten Antiblockiersystem lieferbar ist.

 

09/1972 – Produktionsbeginn des Citroen BX. Dieser wird bis Herbst 1994 im bretonischen Rennes gebaut und ist mit über 2,3 Millionen hergestellten Exemplaren ein wirtschaftlicher Erfolg. Einzigartig sind die Bedienungselemente: ein Walzentacho, von der Fachpresse häufig „Badezimmerwaage“ genannt, und Bedienungssatelliten. Eine typische Citroën-Lösung stellt der Drehzahlmesser in Form einer Vakuum-Fluoreszenzanzeige als grüne Leuchtkette dar, der allerdings nur in den Modellen BX 16 TRS und BX 19 TRD (ab Januar 1984) zu finden ist.

 

15.-24.09.1972 - Die Tour de France für Automobile 1972 wird als Etappenrennen für Automobile in Frankreich, Belgien und Spanien ausgetragen. Das Rennen startete in diesem Jahr in Biarritz und führt über acht Teilstücke und die Etappenorte Barcelona, Albi, Vichy, Le Mans, Le Touquet, Flaine und Bandol nach Nizza. 97 Teams haben 4950 km zurückzulegen, 36 erreichen das Ziel in Südfrankreich. Die 18 Wertungsprüfungen umfassen Rundstreckenrennen auf den Rennpisten von Nogaro, Barcelona, Albi, Clermont-Ferrand, Magny-Cours, Le Mans, Rouen, Nivelles, Dijon und Le Castellet. Favoriten des Rennens sind die beiden Ferrari Daytona von Jean-Claude Andruet und Vic Elford. Außenseiterchancen haben Gérard Larrousse auf einem Ford Capri 2600RS und Jean-Luc Thérier auf einer Alpine A110. Von diesen vier Piloten bleibt am Ende des Rennens nur Andruet über, der das Rennen gewinnt. Die Damenwertung geht wie im Jahr zuvor an Marie-Claude Charmasson, die mit neuer Copilotin Christine Giganot auf einer Chevrolet Corvette Fünfte der Gesamtwertung wird.

 

10/1972 – Der von Giovanni Michelotti entworfene DAF 66, Nachfolger des DAF 55, kommt auf den Markt. Neben der Limousine ist der niederländische Kleinwagen auch als Kombi und als Coupé erhältlich. Der von einem Vierzylindermotor von Renault mit einem Hubraum von 1100 ccm bzw. 1300 ccm angetriebene DAF 66 erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 135 km/h. Eine Besonderheit der Fahrzeuge mit DAF-Variomatic ist, dass sie rückwärts genauso schnell fahren können wie vorwärts. In den Niederlanden werden mit diesem Wagen spezielle Rückwärtsautorennen veranstaltet. Der DAF 66 ist das letzte bei DAF erschienene Pkw-Modell, da 1975 die Volvo Personvagnar die Pkw-Sparte übernimmt. Zwischen Oktober 1975 und Dezember 1979 wird das Fahrzeug als Volvo 66 weitergebaut.

 

10/1972 – Auf dem Mondial de l’Automobile in Paris stellt Porsche den 911 Carrera RS 2.7 vor. Geplant ist eine Kleinserie von ursprünglich 500 Fahrzeugen, um die Homologation für den Rennsport zu erlangen. Der Wagen unterscheidet sich äußerlich von den anderen 911ern durch seine vorne und hinten ausgestellten Kotflügel, die charakteristisch für alle späteren Carrera-Modelle sind. Der spezielle Frontspoiler hat für den Ölkühler in der Mitte eine Öffnung. Das Heck ziert erstmals ein Spoiler, der wegen seiner Form Entenbürzel genannt wird. Der mit einer mechanischen Doppelreihen-Einspritzpumpe versehene Boxermotor hat 2,7 Liter Hubraum und leistet bei 6300/min 210 PS. Der Wagen ist serienmäßig mit den sogenannten Fuchsfelgen in 15 Zoll versehen und Porsche verwendet bei dem Modell unterschiedliche Reifendimensionen an Vorder- und Hinterachse: Vorn: 185/70 VR 15; Hinten 215/60 VR 15. Wie beim 911 S ist der nun aus Kunststoff gefertigte Tank 85 Liter groß. Zur Gewichtsverringerung hat der Carrera RS unter anderem eine vordere Haube aus Dünnblech und einen Motordeckel aus glasfaserverstärktem Kunststoff. Im Modell RS-Sport wird durch den Verzicht auf Teppichboden (stattdessen nur Gummimatten), Dämmmaterial, Rücksitze, Beifahrer-Sonnenblende, Türarmlehnen, Ablagekästen, Uhr, Ersatzrad und die zweite Batterie ein Leergewicht von 975 kg erreicht. Auch Details wie Tieftonhorn, das Fehlen ausstellbarer hinterer Seitenscheiben, sowie Zierleisten aus PVC statt Gummi und ein Porsche-Wappen als einfacher Aufkleber tragen dazu bei. Für den Fahrer ist ein Recaro-Schalensitz eingebaut. Nach dem unerwarteten Verkaufserfolg wird die erste Auflage um mehr als 1000 Fahrzeuge erweitert, sodass 1590 Wagen (1308 RS-Touring, 217 RS-Sport, 55 RSR 2.8 Gruppe 4 und 10 Prototypen) das Werk verlassen. Die Wagen werden sehr erfolgreich im Rennsport eingesetzt und sind heute noch bei historischen Rennveranstaltungen beliebt. Die charakteristische Abrisskante („Heckspoiler“) auf der Motorraumabdeckung bringt dem Carrera RS 2.7 den Spitznamen Entenbürzel ein. Für jene, die 1972/73 keinen der „Urmodell“-Carrera RS 2.7 erwerben können, wird bis Mitte 1975 das G-Modell mit dem gleichen 210-PS-Motor als 911 Carrera angeboten. Auch diese 911er gibt es nur in geringer Stückzahl (Coupé: 1534 Targa: 610).

 

10/1972 – Auf dem Pariser Autosalon wird der Maserati Merak vorgestellt. Der 2+2-sitzige Sportwagen ist Maseratis Versuch, ein kostengünstigeres Fahrzeug unterhalb der großen Achtzylindermodelle zu etablieren. Die Rohkarosserie und das Fahrwerk werden vom 1971 vorgestellten Mittelmotorsportwagen Bora übernommen, woraufhin der Merak in der italienischen Presse auch die Bezeichnung „La Borina“ (kleiner Bora) erhält. Für die Technik nutzt Maserati hingegen vielfach Teile des französischen Herstellers Citroën, zu dem Maserati seit 1967 gehört. Das schließt auch einen für Citroën entwickelten Sechszylindermotor mit ein. Der 2.965 ccm große Sechszylinder-V-Motor leistet anfangs 190 PS und damit eine Höchstgeschwindigkeit von 235 km/h. Wenig später nach der Präsentation beginnt die Serienfertigung. Zu dieser Zeit konkurriert der Merak mit Lamborghinis Urraco, dem Dino 308 GT 4 und seinem Nachfolger 308 GTB. Mit der Übernahme Maseratis durch Alejandro de Tomaso 1975 erscheinen weitere Motorvarianten für den Merak. Zudem wird der Wagen schrittweise mit dem Ziel überarbeitet, die Citroën-Komponenten durch eigene Teile zu ersetzen. Die Karosserie ist ein Entwurf von Giorgio Giugiaro. Verantwortlicher Konstrukteur des Maserati Merak ist Giulio Alfieri, der seit 1953 alle Straßensportwagen Maseratis konstruiert hat und auch an der Entwicklung des Citroën-SM-Motors beteiligt ist. Alfieri leitet allerdings nur die Konstruktion des Basismodells. Die ab 1975 erscheinenden Motorvarianten und technischen Überarbeitungen verantwortet er nicht mehr, da ihn Alejandro de Tomaso unmittelbar nach der Übernahme Maseratis entlässt. Der Merak bleibt bis 1983 im Maserati-Programm, länger als jedes andere Modell der Citroën-Ära. Von allen Versionen entstehen insgesamt ca. 1.830 Fahrzeuge Exemplare.

 

01.10.1972 – Bis Anfang der 1970er Jahre existieren außerhalb geschlossener Ortschaften für sämtliche Verkehrsteilnehmer zugängliche Straßen, auf denen mit beliebiger Geschwindigkeit gefahren werden darf. Aufgrund der jedoch bis 1970 stetig steigenden Zahl an Verkehrstoten wird mit Wirkung vom 01.10.1972 und als Großversuch bis zum 31.12.1975 befristet auf allen Straßen (ausgenommen Autobahnen, nicht richtungsgetrennte Straßen außerorts ohne in beide Fahrtrichtungen durchgehende Überholfahrstreifen und besonders gekennzeichnete Straßen außerhalb geschlossener Ortschaften) die Sicherheitsgeschwindigkeit Tempo 100 eingeführt. Die Einführung der generell zulässigen Höchstgeschwindigkeit außerhalb geschlossener Ortschaften folgt dann ab 1976.

 

23.10.1972 – Der britische Motorradrennfahrer Dave Simmonds erliegt zwei Tage vor seinem 33. Geburtstag seinen schweren Verbrennungen, die er sich bei der Explosion einer Gasflasche im Wohnwagen des Fahrers Jack Findlay zugezogen hatte. Der 1939 in London geborene Simmonds debütiert 1966 auf Honda in der Motorrad-Weltmeisterschaft. Ab 1967 startet er für den japanischen Hersteller Kawasaki in den Hubraumklassen von 125 bis 500 cm³. Seine mit Abstand beste Saison hat er 1969 in der 125-cm³-Klasse. In diesem Jahr gewinnt Simmonds acht der elf ausgetragenen Rennen und wird zweimal Zweiter. Damit sichert er sich mit großem Abstand vor dem deutschen Suzuki-Piloten Dieter Braun den WM-Titel. Gleichzeitig stellt dieser Fahrer-WM-Titel auch den ersten für Kawasaki in der Geschichte der Motorrad-WM dar. 1971 kann Simmonds beim Großen Preis von Spanien seinen einzigen 500-cm³-Sieg feiern, am Saisonende belegt er den vierten Gesamtrang in dieser Klasse.

 

 

1973

 

1973 – Zum „Auto des Jahres“ wird der Audi 80 B1 gewählt. Zweitplatzierter ist der Renault 5, Drittplatzierter der Alfa Romeo Alfetta.

 

01.01.1973 – Mit Beginn des Jahres 1973 müssen alle Kraftfahrzeuge, auch ältere Fahrzeuge, mit einer Warnblinkanlage ausgestattet sein.

 

03/1973 – Obwohl das Fahrzeug bereits im Frühjahr 1972 auf den deutschen Markt gebracht wurde, wird stellt Audi erst im März 1973 den Audi 80 (B1) als Nachfolger des Audi F 103 auf dem Genfer Autosalon vor. Dieser wird als zwei- oder viertürige Limousine und Kombi mit einem längs eingebauten Vierzylinder-Ottomotor und Frontantrieb bis zum Spätsommer 1978 gebaut. Insgesamt entstehen 1.103.766 Fahrzeuge dieses Modells. Der Audi 80 liefert auch die Basis für den ab Mai 1973 angebotenen VW Passat, der nur mit Schrägheck und als Kombi gebaut wird.

 

10.03.1973 – Das erste „Internationale Historische Rennen“ findet auf dem Nürburgring statt, gemeinsam durchgeführt vom Automobilclub von Deutschland (AvD), dem Club Historischer Renn- und Sportfahrzeuge Nürburgring (CHRSN) und dem Hesse Motor Sport Club Wiesbaden (HMSC). Einige Jahre später wird die Veranstaltung, die heute noch durchgeführt wird, in „AvD-Oldtimer-Grand-Prix“ umbenannt. Bei den Rennen nehmen rund 500 historische Rennwagen statt, die zwischen Ende der 1920er bis Anfang der 1980er Jahre gebaut wurden.

 

05/1973 – Ende Mai wird von Volkswagen das neue Modell „Passat“ als Nachfolger des VW 1600 vorgestellt. Zunächst kommt dieser als Fließheck-Limousine (Typ 32) ab Juli auf den Markt, im Januar 1974 folgt der Variant (Typ 33). Abgeleitet ist der Passat vom bereits erfolgreichen Audi 80. Der Passat ist 1973 mit einem Vierzylinder-Reihenmotor mit 1.297 ccm Hubraum (55 PS), 1.471 ccm Hubraum (75 bzw. 85 PS) erhältlich. Von 1973 bis 1975 wird das Modell im Volkswagenwerk Salzgitter gebaut, von 1974 bis 1977 im VW-Werk Wolfsburg und seit 1977 im VW-Werk Emden sowie seit 1992 im VW-Werk Zwickau. Produziert wird die erste (Passat B1 Typ 32) von mittlerweile acht Baureihen bis 1980.

 

18.05.1973 – Der bayerische Automobilhersteller BMW eröffnet sein Automobilmuseum in München. Die Optik entspricht einer silbergrauen Schüssel. 2004 wird das BMW-Museum im Zusammenhand mit dem Bau der BMW Welt umgebaut und 2008 neu eröffnet. Dargestellt wird die technische Entwicklung von BMW von der Vergangenheit über die Gegenwart bis in die Zukunft. Zu sehen sind neben Motoren und Turbinen, Flugzeuge, Motorräder und Fahrzeuge in den verschiedensten Versionen.

 

09.06.1973 - Matra präsentiert anlässlich der "24 Stunden von Le Mans" das Mittelmotor-Sportcoupé Bagheera.

 

17.06.1973 – Auf dem 1968 eröffneten Scandinavian Raceway in Anerstorp findet der erste Große Preis von Schweden der Formel 1 statt. Bis 1978 wird er dort sechsmal stattfinden. Das erste Rennen gewinnt Denis Hulme für McLaren, in den Jahren danach siegen Jody Scheckter (Tyrrell) Niki Lauda (Ferrari), erneut Jody Scheckter (Tyrrell), Jacques Laffite (Ligier) und erneut Niki Lauda (Brabham). Pläne für einen weiteren Grand Prix 1979 werden nach dem Tod von Ronnie Peterson und Gunnar Nilsson 1978 und dem daraus resultierenden Nachlassen des Sponsoreninteresses verworfen. Der Scandinavian Raceway ist bis heute die letzte skandinavische Rennstrecke, auf der Rennen im Rahmen der Formel 1 ausgetragen wurden.

 

07/1973 - Volkswagen stellt die Produktion des Typ 3 ein. In den ersten Jahren leidet das Modell unter erheblichen Schwächen, erreicht dann aber als VW 1600 eine anerkannt hohe Ausreifung. Jahrelang liegt der VW 1600 nach VW Käfer und Opel Kadett an der dritten Stelle der Zulassungsstatistik. Insgesamt werden vom Typ 3 von 1961 bis 1973 2.583.015 Fahrzeuge gebaut, wobei 1.202.483 auf den Variant entfallen.

 

10.08.1973 – Der Automobilclub von Deutschland (AvD), der Club Historischer Renn- und Sportfahrzeuge Nürburgring (CHRSN) und der Hesse Motor Sport Club Wiesbaden (HMSC) führen gemeinsam das erste Internationale Historische Rennen auf dem Nürburgring durch. Wenige Jahre später wird die Veranstaltung, die heute noch durchgeführt wird, in „AvD-Oldtimer-Grand-Prix“ umbenannt. Mit der 50. Auflage des Oldtimer-Grand-Prix im Jahr 2023 entfällt der Zusatz „AvD“ und die Veranstaltung heißt „Oldtimer-Grand-Prix“.

 

24.-30.08.1973 – Im Kölner Ford-Werk kommt es zu einem wilden Streik, bei dem vor allem türkische Beschäftige gegen die fristlose Entlassung von 300 Kollegen, gegen hohe Bandgeschwindigkeiten und für höhere Löhne kämpfen.

 

09/1973 - Der seit 1970 gebaute Citroen GS kommt mit einem Zweischeiben-Wankelmotor ("Birotor") auf den Markt. Der Motor verfügt über 105 PS und stammt Comotor, einem Gemeinschafts-unternehmen von Citroen und NSU.  Insgesamt wurden 847 GS Birotor eingesetzt. Im Oktober 1975 endete die Produktion und Citroen versuchte alle verkauften Fahrzeuge zurückzukaufen, um keine Ersatzteilversorgung gewährleisten zu müssen. Daher haben nur sehr wenige Fahrzeuge überlebt.

 

04.09.1973 – Die 16 weltbesten Speedway-Fahrer fahren im ostfriesischen Motodrom Halbemond um den Titel des Speedway-Weltmeisters. An dem nur an einem Tag ausgetragenen Weltfinale kann sich der Kieler Egon Müller durchsetzen und wird erster und bislang einziger deutscher Speedway-Weltmeister.

 

23.09.1973 – Erstmals in der Geschichte der Formel 1 wird während des Rennens ein Safety-Car eingesetzt. Nachdem in der 33. Runde des Großen Preises von Kanada François Cevert (Elf Team Tyrell) und Jody Scheckter (Yardley Team McLaren) im Kampf um den dritten Platz kollidiert waren, wird Eppie Wietzes mit einem Porsche 914 auf die Strecke geschickt. Dieser erste Einsatz verläuft recht chaotisch, da sich Wietzes nicht vor den Führenden setzt, sondern vor den Achtplatzierten Howden Ganley. Die vor ihm liegenden Fahrzeuge haben somit die Möglichkeit, nahezu eine ganze Runde aufzuholen, beziehungsweise sich einen entsprechenden Vorsprung herauszufahren. Als Resultat liegt Jackie Oliver im Anschluss an die vier Runden dauernde Safety-Car-Phase vor Peter Revson und Jean-Pierre Beltoise in Führung. Da Revson das konkurrenzfähigste Auto der drei Kontrahenten zur Verfügung hat, übernimmt er innerhalb kurzer Zeit die Führung, während Fittipaldi stetig auf das Spitzentrio aufholt und schließlich in den letzten Runden bis auf Rang zwei nach vorn kommt. Die Rennleitung ist mit dem Durcheinander überfordert. Die Rundenzähltabellen müssen mehrere Stunden ausgewertet werden, sodass das offizielle Rennergebnis erst am Abend bekannt gegeben werden kann. Peter Revson gewinnt zum zweiten und letzten Mal einen Grand Prix, nachdem er erstmals beim Großen Preis von Großbritannien in dieser Saison siegreich gewesen ist. Jackie Oliver erreicht die letzte von zwei Podiumsplatzierungen während seiner Formel-1-Karriere. In der Saison 1993 wird das Safety-Car offiziell eingeführt.

 

13.10.1973: "I'm no longer a racing driver" - mit diesen Worten erklärt Sir Jackie Stewart im Carlton Tower-Hotel in London seinen Abschied als aktiver Rennfahrer. Drei Weltmeistertitel in der Formel 1 bei 99 Starts und 27 Siegen machen ihn zu einem der ganz Großen des Rennsports. Aber auch sein Engagement für mehr Sicherheit führt zu vielen Verbesserungen für ihn und seine Kollegen.

 

13.11.1973 – Im Alter von 51 Jahren stirbt der frühere Automobilrennfahrer Richard von Frankenberg. In den 1950er Jahren ist er vor allem auf Porsche bei Langstreckenrennen erfolgreich. Von Frankenberg stammt aus einem alten schlesischen Adelsgeschlecht und ist der Sohn des Schriftstellers Alex-Victor von Frankenberg und Ludwigsdorff und von Irene von Brauchitch. 1933 erhält sein Vater als „jüdischer Mischling“ Berufsverbot und soll im Frühjahr 1945 liquidiert werden. Doch mit Hilfe des Tübinger Universitätsprofessors Eduard Kern gelingt es im, zu fliehen. Mit 16 Jahren beteiligt sich Richard von Frankenberg erfolgreich an Motorrad-Zuverlässigkeitsfahrten und wird mit 17 Jahren jüngster Motorradsport-Lizenzfahrer. Nach dem Abitur 1939 studiert er Maschinenbau und wird 1942 zur Wehrmacht eingezogen. 1944 gelingt es ihm, zu den britischen Truppen zu desertieren und wird in England aufgrund seiner antinazistischen Einstellung beim deutschsprachigen Dienst der BBC eingesetzt. In der Nachkriegszeit beginnt er seine motorsportliche Karriere auf einer 500-ccm-BMW. Ab 1951 fährt er für Porsche erfolgreich im Rallye-Sport und bei Rundstreckenrennen. Von 1953 bis 1930 gehört er zur Porsche-Werksmannschaft.1951 fährt auf mit einem Porsche 356 bei Weltrekordfahrten in Monthlèry (F), Klassensiege bei der Mille Miglia 1954 und 1955 folgen. Mit Porsche erringt er in Le Mans 1953, 1955 und 1956 Klassensiege und gewinnt 1955 die Index-Wertung. Im gleichen Jahr wird er im Porsche 550 Spyder Deutscher Rennsportwagen-Meister. Berühmt wird von Frankenberg, als er im Jahr 1956 mit seinem Porsche Spyder mit 180 km/h aus der Steilwandkurve der Berliner AVUS katapultiert wird und überlebt. Schon während seiner aktiven Karriere ist er als Journalist und Buchautor tätig. 1952 gründet er die Porsche-Kundenzeitschrift „Christophorus“, deren Chefredakteur er bis zum seinem Tod ist. Unter Pseudonymen schreibt u.a. die erste deutschsprachige Biographie über Hitler (1952). 1970 gründet er mit Kraft Fürst zu Hohenlohe das „Deutsche Automuseum Schloss Langenburg“. 1973 stirbt Richard von Frankenberg bei einem Verkehrsunfall auf der Autobahn bei Stuttgart.

 

25.11.1973 - Erster von vier Sonntagen mit Fahrverboten aufgrund der Ölkrise. Als Reaktion auf die Ölkrise wird in der Bundesrepublik Deutschland an vier Sonntagen ein allgemeines Sonntagsfahrverbot auch für den Pkw-Verkehr eingeführt. Autofrei sind der 25. November sowie der 2., 9. und 16. Dezember 1973. Ausnahmen gibt es für die Versorgung und die öffentliche Personenbeförderung. Lkw mit frischen Lebensmitteln sind ebenfalls vom Fahrverbot ausgenommen und dürfen die Autobahnen benutzen. Außerdem bleibt wieder der „Berlinverkehr“ vom Fahrverbot verschont. Neben Deutschland beteiligen sich damals noch fünf weitere europäische Staaten an dem Verbot. Offizielles Ziel der Aktion ist das Einsparen von Öl, das durch eine Reduzierung der Förderung durch die OPEC knapp geworden ist. Ein weiterer Grund für die Maßnahme ist, der Bevölkerung den Ernst der Situation nahe zu bringen. Die Auswirkungen des Verbotes sind eher symbolischer Natur, denn die Menge des eingesparten Brennstoffs ist nur gering. Allerdings findet damals ein erstes Umdenken in Energie- und Umweltaspekten seinen Anfang. Der „Berlinverkehr“ ist außerdem bis zum 3. Oktober 1990 (Wiedervereinigung) als Straßentransporte zwischen der Bundesrepublik Deutschland und West-Berlin vom Sonn- und Feiertagsverbot ausgenommen.

 

22.12.1973 – In Royal Oak, Michigan, USA verstirbt Virgil Max „Ex“ Exner sen. im Alter von 64 Jahren. Exner studiert Kunst an der University of Notre Dame in Indiana, muss seine Studien jedoch 1928 wegen Geldmangels aufgeben. Er nimmt eine Stelle als Hilfskraft in einem Studio für Werbegrafik an. Seine erste Designarbeit führt er für General Motors aus, wohin er vom GM-Stylingzar Harley Earl geholt worden war. 1938 verlässt er die Firma und arbeitet im Designstudio von Raymond Loewy, wo man vor und während des Zweiten Weltkrieges Entwürfe für Autos und Militärfahrzeuge fertigt. Er zeichnet nebenbei die Entwürfe für die Studebaker-Modelle von 1947 an. Als Loewy 1944 von dieser nicht genehmigten Nebentätigkeit erfährt, kommt es zur Entlassung. Als Inhaber des Designbüros nimmt Loewy zudem die offizielle Urheberschaft dieser Fahrzeuge in Anspruch, insbesondere auch für das ebenfalls 1947 angekündigte Starlight Coupé. Loewy ist auf dem Designpatent als alleiniger Erfinder angegeben. In der Folge arbeitet Exner für Studebaker. 1949 wechselt er zu Chryslers Advanced Styling Group und kooperierte mit den Besitzern der Carrozzeria Ghia in Turin. Dieser Zusammenarbeit entspringen zahlreiche bekannte Entwürfe. Er ist verantwortlich für die Einführung der „Heckflossen“ bei Chrysler. 1956 erleidet er während der Arbeiten für die Modelle von 1961 einen Herzinfarkt. Am 25.07.1957 wird Exner Vizepräsident für Styling bei Chrysler. 1962 wird er für einen Einbruch der Verkaufszahlen, für den er nicht verantwortlich ist, gefeuert. Anschließend berät er noch viele Automobilhersteller und Entwarf weiterhin Fahrzeuge.

 

25.12.1973 – Im französischen Ozenay verstirbt im Alter von 93 Jahren der französische Flugzeug- und Automobilpionier Gabriel Voisin. Mit 25 Jahren gründet er zusammen mit Louis Blériot eine Unternehmung zur Herstellung von Flugzeugen. Doch beide zerstreiten und trennen sich und 1906 gründet Voisin die Aéroplanes G. Voisin, mit seinem Bruder Charles als Pilot. Nach dem Ersten Weltkrieg, in dem er einer der erfolgreichsten Flugzeughersteller war, wendet Gabriel Voisin vom Flugzeugbau an und dem Automobilbau zu. 1919 beginnt die Serienfertigung von Automobilen, die bis 1939 anhält. 1923 übernimmt Gnome et Rhone das Unternehmen, Voisin bleibt als Direktor und Konstrukteur in der Firma.

 

 

1974

 

1974 – Zum „Auto des Jahres“ wird der Mercedes-Benz 450 SE gewählt. Zweitplatzierter ist der Fiat X1/9, Drittplatzierter der Honda Civic.

 

1/1974 – Ende Januar stellt Ford den Capri II vor. Mittels einer großen Heckklappe macht Ford das beliebte Modell zu einem Kombi-Coupé. Die Karosserieform wird rundlicher, was einige Vorteile mit sich bringt, aber den Capri längst nicht mehr so markant aussehen lässt. Beim Capri 1300 hat man den Taunus-OHC- durch den Escort-OHV-Motor ersetzt, wobei der eine wie der andere für ein Auto dieser Prägung zu wenig Kraftreserven besitzen dürfte.

 

01.01.1974 - In der Bundesrepublik Deutschland werden Dreipunkt-Sicherheitsgurte für die Vordersitze für neuzugelassene Pkw zur Pflicht. Auch die Nachrüstung für Pkw mit Erstzulassung nach dem 01.04.1970 wird rückwirkend vorgeschrieben. Doch viele Autofahrer wollen sich nicht anschnallen, da sie Angst haben, bei einem Unfall nicht aus dem Fahrzeug herauszukommen.

 

02/1974 - Bei Karmann in Osnabrück entsteht der Nachfolger des legendären Karmann Ghia: Der VW Scirocco. Die erste Generation des auf Basis des Golf I gebauten Coupés wird bis März 1981 gebaut; es entstehen 504.153 Fahrzeuge.

 

28.04.1974 – Der österreichische Rennfahrer Niki Lauda fährt beim Großen Preis von Spanien auf dem Circuito Permanente del Jarama seinen ersten Sieg ein. Regen sorgt am Renntag für schlechte Sichtverhältnisse durch die starke Gischtentwicklung. Lange führt der Lotus-Fahrer Ronnie Peterson, der jedoch aufgrund eines technischen Defektes das Rennen aufgeben muss. Sechs Runden vor dem geplanten Ende wird das Rennen nach Ablauf von zwei Stunden abgebrochen. Lauda siegt vor seinem Teamkollegen Clay Regazzoni. Vierter wird der Deutsche Hans-Joachim Stuck mit einem March-Ford.

 

05/1974 – Der neue Kompakt-VW, der Golf, wird der Presse vorgestellt. Nach Passat und Scirocco ist der Golf das dritte Modell der neuen Produktionsgeneration. Es gibt ihn als Zwei- und Viertürer, beide mit Heckklappe. Ein 50-PS- und ein 70-PS-Motor (Normalbenzin) stehen zur Auswahl.

 

07/1974 – Nach sechsjähriger Bauzeit wird der VW 412 eingestellt.

 

01.07.1974 - Um 11.19 Uhr läuft in Wolfsburg der letzte VW Käfer vom Band. Insgesamt wurden seit 1945 in WOB 11.916.519 Käfer gebaut. Jetzt wird der Käfer nur noch Hannover, Emden und Brüssel gebaut. Den Platz auf den Bändern nehmen Golf und später der Audi 50 ein.

 

06.07.1974 – In Auburn, Indiana, USA wird das Auburn Cord Duesenberg Automobile Museum eröffnet. Die weltweit bedeutendste Sammlung von Automobilen der Marken Auburn, Cord und Duesenberg befindet sich einem Gebäude im Art-déco-Stil, dass von 1929 bis 1930 als Bestandteil der Konzernzentrale der Cord Corporation erbaut wurde. Ausgestellt werden rund 125 Fahrzeuge. Laut eines Duesenberg-Buchs von 2005 sammelt das Museum sechs Sparten von Automobilen: Auburn, Cord und Duesenberg aus der Ära von Errett Lobban Cord, absolute Klassiker, frühe Auburn, Autos aus Auburn, Autos aus Indiana und Fahrzeuge von besonderem Interesse. Jede dieser Sammlungen ist in einer eigenen Galerie. Die erste umfasst Fahrzeuge der Baujahre von 1924 bis 1937, die dritte Auburn von 1904 bis 1924 und die vierte unter anderem einen Zimmerman von 1910.

 

23.09.1974 - Die Köhlbrandbrücke, eine beeindruckende Schrägseilbrücke über die Elbe, wird eröffnet. Sie verbindet die Hamburger Elbinsel Wilhelmsburg mit der Bundesautobahn 7. Mit einer Länge von 3618 Metern ist sie die zweilängste Straßenbrücke Deutschlands und überspannt den Köhlbrand, einen Seitenarm der Elbe. Die Brücke wird zu einem Wahrzeichen Hamburgs. 2012 wird bekanntgegeben, dass die Köhlbrandbrücke abgerissen und bis 2030 durch einen Neubau ersetzt werden soll.

 

04.10.1974 – Im VW-Werk Emden läuft der 18millionste Käfer vom Band. Das am meisten und am längsten gebaute Fahrzeug in der Automobilgeschichte wird weltweit mit einer Tagesproduktion von 2600 Wagen hergestellt.

 

19.12.1974 – Zeitgleich läuft der Film „Der Mann mit dem goldenen Colt“ in den britischen-US-amerikanischen und bundesdeutschen Kinos an. Es ist der neunte Film der „James-Bond“-Filmreihe. Auch wenn der Film nicht zu den populärsten der Reihe gehört, ist doch eine Szene in Erinnerung geblieben: Der legendäre Looping-Stunt über den Fluss in einem AMC Hornet X, bei dem der Wagen eine Drehung um die Längsachse hinlegt. Dieser Stunt wurde von acht Kameras in einem einzigen Take gedreht und ist der erste Stunt, der vorab mit einem Computer kalkuliert wurde.

 

 

1975

 

1975 – Zum „Auto des Jahres“ wird der Citroen CX gewählt. Zweitplatzierter ist der VW Golf I, Drittplatzierter der Audi 50.

 

02/1975 - Nach knapp fünf Jahren endet die Produktion des VW K70. Er wird insgesamt 211.127 x gebaut. Der K70 kommt durch die Übernahme von NSU zu Volkswagen und ist damit dort das erste wassergekühlte Modell mit Frontmotor. Der K70 hat einen 4-Zylinder-Viertakt-Reihenmotor mit 1.605 bzw. 1.807 ccm und 90, 75 und 100 PS.

 

02/1975 – Mit dem Modell „Pacer“ bringt der US-amerikanische Automobilhersteller AMC einen dreitürigen Kompaktwagen heraus. Sein Name bedeutet in Deutsch „Schrittmacher“ und soll auf die technischen Innovationen und Besonderheiten des Fahrzeugs hinweisen. Wegen seines eigenwilligen Aussehens und seiner großen Glasflächen zählt der Pacer mit zu den skurrilsten Automobilen und wird auch als rollendes Aquarium, Football auf Rädern sowie als großer Frosch bezeichnet. Auch die unterschiedliche Größe der Türen hat daran ihren Anteil. Dennoch verkauft sich der Pacer gut; im ersten Jahr 1975 werden mit 145.528 Einheiten mehr als doppelt si viele Fahrzeuge wie prognostiziert verkauft. Inzwischen besitzt er Kultstatus und ist ein Sammelobjekt. Am 03.12.19.79 endet die Produktion. Der mit 22 MPG (Miles per Gallon) angegebene Verbrauch, etwa 10,7 l/100 km, war in der Zeit der zweiten Ölkrise für Käufer kleinerer Fahrzeuge nicht mehr attraktiv, zudem wirkten sich die massiv angestiegenen Preise negativ auf den Verkauf aus.

 

03/1975 - Als Sparversion des Audi 50 wird der Volkswagen Polo eingeführt. Der Kleinwagen ist ein spartanisch ausgestattetes Auto, das sogar noch unterhalb des Käfers angesiedelt ist. Die zweitürige kompakte Limousine mit großer Heckklappe hat einen wassergekühlten Quermotor mit 0,9 Liter Hubraum und 40 PS Leistung. Der Polo entspricht dem Audi 50 in Technik.

 

19.03.1975 – In Bad Rothenfelde im Landkreis wird ein Automuseum in einem unter Denkmalschutz stehenden Fachwerkbau eröffnet. 43 Automobile und diverse Motorräder werden ausgestellt, darunter Adler Favorit, Glas 1300 GT, NSU Wankel Spider, Zündapp Janus, Polymobil (1904), BMW 507, Mercedes-Benz 190 SL, Mercedes-Benz Mannheim Sport (1931) oder Goliath Pionier. Daneben werden rund 30 Schreibmaschinen, Kameras, als Bauerngeräte, Uhren 50 Bügeleisen, 60 Radios und 150 Fingerhüte gezeigt. Irgendwann nach 1992 wird das Museum geschlossen, über den Verbleich der Fahrzeuge ist nichts bekannt. Eine Grewe & Schulte-Derne von 1954 wird nach Auflösung des Museums von der Vehikelsammlung Eppelheim übernommen und 2019 auf dem Cpncours d’Elegance in Schwetzingen präsentiert

 

27.04.1975 – Beim Großen Preis von Spanien fährt die Italienerin Lella Lombardi als erste Frau in die Punkteränge beim einem Formel-1-Rennen. Nach Maria Teresa de Filippis in den 1950er Jahren ist Maria Grazia „Lella“ Lombardi die zweite Italienerin, die Formel-1-Rennen fährt. Zwischen 1982 und 1984 fährt Lombardi im Alfa Romeo GTV6 2.5 in der Tourenwagen-Europameisterschaft, meistens in werksunterstützten Teams. Zusammen unter anderem mit Giancarlo Naddeo, Giorgio Francia, Rinaldo Drovandi oder auch ihrer italienischen Landsfrau Anna Cambiaghi trägt sie dazu bei, dass Alfa Romeo mehrere Markentitel in der Europameisterschaft gewann. Dabei kommt die Tochter eines Metzgers aus dem Piemont erst über Umwege zum Rennsport. Als sie nach einer schweren Verletzung beim Handball mit dem Krankenwagen abtransportiert wird, hat sie dessen Geschwindigkeit so fasziniert, dass ihr der Gedanke kommt, statt Hallensport doch Autorennen auszuprobieren. Lella Lombardi fährt von 1974 bis 1976 zwölf WM-Rennen, siebenmal kommt sie ins Ziel. Ihr Formel-1-Debüt feiert sie 1974 in Brands Hatch für das Team Allied Polymer Group, ohne sich jedoch für das Rennen qualifizieren zu können. Erst 1975 startete sie erstmals bei einem Formel-1-Rennen, dem Großen Preis von Südafrika, für das Team March. Am 27. April 1975 belegt die damals 34-Jährige beim Großen Preis von Spanien in Barcelona Platz sechs und bekommt dafür einen halben WM-Punkt. Einen halben Punkt deshalb, weil das Rennen auf dem engen Stadtkurs am Montjuic nach einem folgenschweren Unfall, bei dem fünf Zuschauer sterben, des bei Halbzeit führenden Kölners Rolf Stommelen vorzeitig beendet wird. Außer ihrem halben WM-Punkt hält Lella Lombardi übrigens den Rekord für die höchste Startnummer in der Formel-1-Geschichte. Die „208“ auf ihrem Auto 1974 in Brands Hatch ist ein Hinweis auf ihren Sponsor Radio Luxemburg, der damals auf 208 mHz sendete. Diesen Rekord der zurückhaltenden und doch ehrgeizigen Italienerin, die wenige Tage vor ihrem 51. Geburtstag im März 1992 an Brustkrebs stirbt, wird Bestand haben, denn mittlerweile sind Startnummern in der Formel 1 nur noch bis zur „99“ erlaubt.

 

28.05.1975 – In der ARD wird die erste Folge der neuen Fernsehserie „PS“ ausgestrahlt. Die Serie erzählt Geschichten über das fiktive Autohaus Neubert und dessen Kunden. Dargestellt werden u. a. Intrigen am Arbeitsplatz, Ärger mit einem dauerdefekten Wagen, Folgen eines verschwiegenen Schadens an einem Gebrauchtwagen, Ärger mit der Autoversicherung und Existenzängste. Das Autohaus Neubert vertritt vier verschiedene Autohersteller: die fiktive Marke Atlantis, BMW, Citroën und Fiat, repariert teilweise aber auch andere Fabrikate wie den Kleintransporter in der dritten Staffel. Um keinen der existierenden Autohersteller in ein schlechtes Licht zu rücken – man befürchtet Klagen auf Schadensersatz –, wird für die erste Staffel von den Produzenten die Automarke Atlantis mit dem Modell Amalfi frei erfunden. Die offizielle Typenbezeichnung des verwendeten Pkw lautet Atlantis Amalfi CS 1800. Technische Basis des Amalfi CS 1800 ist ein Fiat 132 der ersten, von 1972 bis 1974 gebauten Serie, die sich von der zweiten, 1974 eingeführten Serie unter anderem durch kleinere Fensterflächen an den Seiten unterscheidet. Die Antriebstechnik bleibt unverändert, die Struktur des Aufbaus und die Verglasung ebenfalls. Die Karosserie erhält aber weitgehende Modifikationen, um eine möglichst umfassende Verfremdung zu erreichen. Dem Fiat 132 werden die Frontmaske und das Kühlergitter aus schwarzem Kunststoff des VW Passat B1 angepasst. Die auch für den damaligen Audi 80 verwendete Maske ist für verschiedene Scheinwerferausführungen vorgesehen: Einfache und doppelte Rundscheinwerfer bei Audi und VW sowie Breitbandscheinwerfer nur bei Passat L. Die untere Aussparung für Rundscheinwerfer bei Audi und VW wird dort bei den Varianten mit Doppel- und Breitbandscheinwerfern durch eine Zierleiste verdeckt. Da diese Leiste beim Amalfi nicht verwendet wird, bleibt die Rundscheinwerferaussparung im Frontblech als „Tränensack“ sichtbar. Die verchromten, V-förmig angeordneten Zierstäbe auf dem Kühlergitter stammen, umgekehrt angebracht, vom Neckar 850 Adria. Die seitlichen Lüftungsgitter, die an beiden Seiten der C-Säule montiert sind und die Originalteile des 132 an gleicher Stelle ersetzen, kommen vom Fiat 126. Der Kofferraum und die Heckpartie werden neu gestaltet. Die Kofferraumlinie fällt beim Amalfi CS 1800 zum Heck hin stärker ab als beim Fiat 132. Die Rückleuchten, der Tankdeckel und das Heckblech des Amalfi CS 1800 stammen vom Mercedes-Benz Strich /8. Der Tankeinfüllstutzen wird von der Seite ins Heckblech verlagert; dafür ist die Konstruktion eines neuen Tanks erforderlich. Zierteile werden von verschiedenen deutschen Serienfahrzeugen entnommen: die Rückspiegel vom VW K 70, die vordere Stoßstange vom VW Passat, die hintere Stoßstange vom BMW 02 und die seitlichen Stoßleisten vom BMW 5er (E12). Der Innenraum wird ebenfalls verfremdet. Anstelle des Bezugs aus Holzimitat erhält der Armaturenträger einen Anstrich mit schwarzem Kräusellack. Fiats Kippschalter werden durch große BOSCH-Zugschalter ersetzt. Die Mittelkonsole schließlich kommt wiederum vom modellgepflegten BMW 02 ab 1971. Außerdem wird die Kopfstützenform geändert und diese mit VW-Korbflechtmuster-Kunstleder bezogen. Nach Ende der Serie wird der „Amalfi“ verkauft und wird Jahre spätzer bei einem Schrotthändler verschrottet. Heute existeriert ein Nachbau, den ein Fan gebaut hat.

 

8/1975 – Die Produktion des Manta B begann nach den Werksferien im August 1975. Wie sein Vorgänger ist auch er wieder die Coupé-Variante des gleichzeitig vorgestellten Opel Ascona B und war mit ihm technisch weitgehend gleich. Beide Modelle basieren auf der Bodengruppe ihrer Vorgänger, der GM-H-Plattform, die für diese Generation von Fahrzeugen überarbeitet wird. Der Manta B hat einen längeren Radstand und eine gestrecktere Form, große Rechteck-Scheinwerfer und einen in die Karosserie integrierten Überrollbügel. Zunächst gibt es die Ausführungen Manta, Manta L, Manta Berlinetta, Manta SR und Manta GT/E. Die Werbekampagne zum Verkaufsstart erweist sich als peinlicher Flop. Opel hat Anzeigen mit Texten wie „Ich träumte, ich hätte im neuen Opel Manta dem Champion den Grandprix abgejagt“ oder „Ich träumte, ich wäre im neuen Opel Manta mit Caroline durch Monaco gefahren“ schalten lassen. Als daraufhin zahlreiche potentielle Kunden an Opel schreiben, dass sie sich wegen dieser Werbung den Manta nicht kaufen würden, weil sie fürchten, sich mit diesem Auto lächerlich zu machen, wird diese Werbung eingestellt. Als im August 1988 der letzte Manta B vom Band läuft, ist seine Technik mit der aus dem Kadett B von 1967 stammenden Starrachse (Zentralgelenkachse) und den seit 1965 produzierten CIH-Motoren überholt, obwohl er in den letzten Baujahren schon mit ungeregeltem Katalysator und 5-Gang-Getriebe ausgerüstet wird. Für Opel ist der Manta ein Erfolg: Von beiden Modellreihen werden zusammen 1.056.436 Wagen gebaut.

 

09/1975 - Der Opel Ascona B und der Manta B kommen auf den Markt. Es gibt ihn als zwei- und viertürige Limousine. Eine Kombiversion wie beim Ascona A gibt es nicht. Sechs Jahre lang wird der Ascona B gebaut, seine Vierzylinder-Reihenmotoren verfügten über 1,2 bis 1,9 Liter Hubraum und 60 bis 90 PS. 1979 gibt es eine besondere Sportausführung: den Ascona 400. Damit gewinnt 1982 Walter Röhrl die Rallye-Weltmeisterschaft.

 

09/1975 - der Triumph TR7 kommt auf den Mark als Nachfolger des TR6. Vorgestellt wird er in den USA. Aufgrund der dortigen neuen Sicherheitsbestimmungen auf dem Hauptabsatzmarkt wird die Karosserie völlig überarbeitet und unterscheidet sich durch ihre selbsttragende Bauweise deutlich von vom Vorgängermodell Triumph TR6. Dieser Traditionsbruch ist bei den Kunden umstritten, zumal der TR7 zunächst wegen des in den USA diskutierten Cabrioletverbotes als Coupé angeboten wird. Erst ab 1979 wird auch eine Cabrio-Version angeboten. Trotz seiner kontrovers diskutierten Keilform verkauft sich der TR7 bis zur Produktionseinstellung im Oktober 1981 über 112.000 Mal, davon sind etwa 28.000 Cabrios. Dies ist für Triumph die bisher größte Anzahl an produzierten Exemplaren bei einer Modellreihe. Die europäische Version des TR7 wird durch den auf 2 Liter aufgebohrten Vierzylinder-Reihenmotor aus dem Triumph Dolomite mit SU-Doppelvergasern angetrieben. Er leistet 106 PS, die anfangs über ein Viergang-Schaltgetriebe und ab 1977 über ein Fünfgang-Schaltgetriebe übertragen werden. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 177 km/h. Aufgrund der Abgasbestimmungen in den USA besitzen die dort verkauften Modelle einen auf 90 PS gedrosselten Motor mit Stromberg-Doppelvergasern. Die Vorderräder des TR7 werden mittels Scheibenbremsen, die Hinterräder mittels Trommelbremsen gebremst. Optional ist der TR7 in den USA auch mit einem BorgWarner-Automatikgetriebe erhältlich. Ursprünglich beabsichtigt Triumph, auf Basis der TR7-Plattform verschiedene Modell- und Motorvarianten (u. a. ein viersitziges Coupé und eine Kombiversion, eine Motorvariante mit dem 127 PS Dolomite Sprint Motor) anzubieten. Diese Pläne werden jedoch auf Grund der Arbeitskämpfe in der britischen Automobilindustrie von Ende 1977 bis Anfang 1978 verschoben und danach aus wirtschaftlichen Gründen bis zur Produktionseinstellung nicht mehr umgesetzt. Lediglich die 8-Zylinder-Modellvariante, der TR8, kam auf den US-Markt. Etwa 60 Vorserien-Coupés mit dem 127 PS starken Dolomite Sprint-Motor kommen 1977 und 1978 über britische Händler zu den Kunden. Aufgrund der Streiksituation 1977/1978 sowie aus Rationalisierungsgründen wird der TR7 in den drei verschiedenen Fabriken in Speke, Canley und Solihull gebaut. Ein Jahr nach Einstellung der Produktion bemühen sich die Konkursverwalter der De Lorean Motor Company darum, die Rechte am TR7 und die Produktionsanlagen von British Leyland zu übernehmen. Der TR7 soll, optisch geringfügig verändert, in den Werkshallen in Dunmurry hergestellt und als De Lorean verkauft werden, um so zur Auslastung von De Loreans Werk beizutragen. Das Leyland-Management ist nach Maßgabe britischer Presseberichte zu diesem Schritt bereit; das Projekt scheitert allerdings im Herbst 1982, als John Z. De Lorean verhaftet wird. Im Jahr 2000 verkauft BMW auf Druck seiner Aktionäre die Rover Group für einen symbolischen Preis. Land Rover geht an Ford, Mini bleibt bei BMW, ebenso die nicht genutzten Marken Austin, Morris, Wolseley, Standard, Riley und Triumph. Somit obliegt es BMW, ob irgendwann noch ein "Triumph" gebaut wird.

 

10.09.1975 – Volkswagen präsentiert auf der IAA den ersten Golf GTI. Er ist mit dem 110 PS starken Motor des Audi 80 GTE ausgestattet, hat innenbelüftete Scheibenbremsen vorn und einen zusätzlichen Ölkühler. Die Vorderachse erhält einen Stabilisator und an der Hinterachse wird ein lastabhängiger Bremskraftregler montiert. Unter Berücksichtigung seiner Leistung erhält der GTI von Anfang an einen Bremskraftverstärker. Das Sportlenkrad ist mit drei gelochten Speichen versehen – der tiefe Pralltopf mit der Hupenbetätigung wird bald als „Spucknapf“ bezeichnet. Der Schaltknauf ist als Golfball gestaltet. Kotflügel-Verbreiterungen aus Kunststoff, ein größerer Frontspoiler, Reifen der Größe 175/70 HR 13, ein rot-gerahmter Kühlergrill und die mit schwarzer Klebefolie eingefasste Heckscheibe sind weitere Kennzeichen des damals stärksten Golf-Modells. Der Golf GTI bietet einen leistungsstarken Motor in einem für die breite Masse der Autofahrer erschwinglichen kompakten und alltagstauglichen Auto. Ausgestattet mit der mechanischen Einspritzanlage K-Jetronic von Bosch, einem 1,6 Liter-Motor und 110 PS Leistung bei einem Leergewicht von 810 kg kann der Golf GTI gut mit den Fahrleistungen der Konkurrenzmodelle Ford Escort RS und Opel Kadett GT/E mithalten. Die Höchstgeschwindigkeit wird mit 182 km/h, die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h mit 9,2 Sekunden angegeben. Entgegen der Meinung vieler VW-Marketingleute wird der erste GTI zu einem Verkaufsschlager und ebnet den Weg für spätere sogenannte „Hot Hatches“ – sportliche Kompaktwagen mit relativ großer Leistung. Die Produktion startete 1976 mit einem Vierzylindermotor mit 1,6 Litern Hubraum und 110 PS Leistung, der 1982 durch einen mit 1,8 l und 112 PS ersetzt wird. Der Grundpreis der ersten Version 1976 beträgt 13.850 DM; das Modell mit 1,8-l-Motor kostet 1983 zuletzt 20.465 DM. Zum Ende der Golf-I-Produktion kommt im Mai 1983 das Sondermodell „Pirelli“ auf den Markt. Für 22.800 DM ist es in den Farben Marsrot, Lhasagrün Metallic, Alpinweiß und Heliosblau erhältlich. Grüne Colorverglasung, Pirelli Leichtmetallräder mit 185/60/HR14 Pirelli-P6-Reifen und in Wagenfarbe lackierte Kotflügelverbreiterungen, Stoßfänger und Außenspiegel sind enthalten. Der „Pirelli-Golf“ trägt den VW-Ausstattungscode W65. Um mit dem GTI die potentielle Kundschaft für den 'normalen' Golf nicht zu verschrecken, heißt es in einer an die weibliche Kundschaft gerichteten Pressemeldung: „Auch zum Einkaufen in Schrittgeschwindigkeit ruckfrei zu fahren“.

 

10.09.1975 - Auf der Frankfurter IAA wird als Nachfolger des E-Type der Jaguar XJ-S vorgestellt. Angetrieben wird er noch von dem V12 Motor aus der letzten E-Type-Serie mit 5,3 Liter Hubraum und 287 PS. Das Coupé ist zwar windschlüpfiger, aber auch schwerer als der E-Type. 1983 wird zusätzlich der XJ-SC angeboten, ein Cabriolet mit Targa-Dach und faltbarer Heckscheibe - und zunächst nur mit dem neuen Sechszylinder. 1988 kommt dann das vollwertige XJ-S Convertible, bei dessen Entwicklung auch der Osnabrücker Cabrio-Spezialist Karmann beteiligt ist. Bis 1996 werden 119.268 Exemplare gebaut. Damit ist der anfangs eher umstrittene XJ-S das erfolgreichste Jaguar-Sportmodell.

 

11/1975 - Die erfolgreichste Baureihe von Mercedes-Benz läuft an: Der W 123 oder auch /8 genannt. Bis Januar 1986 werden insgesamt 2.696.915 Fahrzeuge gebaut. Das Oberklassefahrzeug setzt Maßstäbe in der Fahrzeugsicherheit und ist Wegbereiter des Kombis in dieser Klasse sowie des Turbodiesels in Mercedes-Benz-Personenwagen. Den W123 gibt es als Limousine, Kombi und Coupé. Besonders bei Taxifahrern ist der W123 sehr populär.

 

 

1976

 

1976 – Zum „Auto des Jahres“ wird der Simca 1307/1308 gewählt. Zweitplatzierter ist der BMW 3er (E21), Drittplatzierter der Renault 30.

 

1976 - Zum „Auto des Jahres“ wird der Simca 1307 gewählt. Der Simca 1307 wird von Mitte 1975 bis Frühjahr 1984 vom Automobilhersteller Chrysler-Simca als Nachfolger des Simca 1300-1501 gebaut. In Großbritannien ist er unter dem Namen Chrysler Alpine bekannt. Er wird später zum Simca 1308, 1309, Talbot-Simca 1510 bzw. Talbot Solara weiterentwickelt

 

01.01.1976 - Aufgrund der vollen Straßen und der erhöhten Unfallzahlen (jährlich 15.000 Verkehrstote), gilt ab dem 1. Januar in Deutschland die Anschnallpflicht. Und diese hat schon im Vorjahr zu heftigsten Diskussionen unter den Autofahrern geführt!

 

02/1976 - Nach vier Jahren Produktionszeit läuft bei Karmann-Ghia do Brasil der letzte von 10.205 sportlichen VW SP2 vom Band. Dieses rassige Coupé wird nur für den südamerikanischen Markt gefertigt, hätte aber sicher auch auf europäischen Straßen für Aufsehen gesorgt. Der SP2 basiert auf der Plattform des brasilianischen VW 1600 Variant, besitzt jedoch einen auf 1.700 ccm vergrößerten Vierzylinder-Boxermotor.

 

02.05.1976 - Beim Großen Preis von Spanien kommt ein ungewöhnlicher Rennwagen zum Einsatz: Der Tyrrell P34. Er hatte sechs Reifen, hinten zwei wie gewohnt und vorne vier an zwei Achsen. Dabei können alle vier Vorderräder gelenkt werden aufgrund einer komplexen Radaufhängung. Beim Spanien-GP zeigen sich die von Jody Scheckter und Patrick Depallier gefahrenen Wagen als sehr konkurrenzfähig. Im gleichen Jahr belegen beide Fahrer die Plätze 1 und 2 beim GP von Schweden. Doch Reifen- und Gewichtsprobleme verhindern eine längere Karriere. Immerhin kann der Tyrrell P34 bei 30 Rennen eine Pole-Position und einen Sieg verbuchen.

 

11.05.1976 – Im 1974 errichteten spanischen Ford-Werk in Amussafes in der Provinz Valencia startet die Bau eines neuen Kleinwagen-Modells von Ford: Der Ford Fiesta. Außer Opel haben zu dieser Zeit alle wichtigen Mitbewerber einen Kleinwagen im Programm. Der Fiesta wird als fünfsitzige Limousine mit drei Türen und Schrägheck oder als Kleinlieferwagen gebaut. Die verschiedenen Varianten sind mit einem 1,0-, 1,1-, 1,3- und 1,6-Liter-Ottomotor erhältlich.

 

12.-16.06.1976 -  Nach einer 64 Stunden dauernden Rekordfahrt auf der Versuchsbahn in Nardo, Italien, erzielt der C 111-II drei Weltrekorde und 16 Klassenrekorde. Der 190 PS starke Fünfzylinder-Dieselmotor OM 617 A mit Abgasturbolader basiert auf dem Großserien-Aggregat der Pkw-Typen 240 D 3.0 und 300 D.

 

03.07.1976 - Ein originalgetreuer Nachbau des Benz Patent-Motorwagens fährt 90 Jahre nach dem Original wieder durch Mannheims Straßen. Auszubildende des Werks Mannheim haben die Replika in ca. 8 200 Arbeitsstunden angefertigt.

 

01.08.1976 – Auf dem Nürburgring startet der „Große Preis von Deutschland“. Einer der Favoriten ist der Österreicher Niki Lauda, der mit seinem Ferrari 312T2 zu diesem Zeitpunkt vier der acht Rennen gewonnen hatte und stets unter den ersten drei im Ziel war. In der zweiten Runde kommt der Ferrari im Abschnitt „Bergwerk“ plötzlich ins Schleudern, prall gegen eine Felswand und schleudert die Fahrbahn entlang. Die knapp 200 Liter Benzin gehen sofort in Flammen auf. Weitere Rennwagen stoßen gegen Laudas Wagen. Die Fahrer ziehen Lauda aus dem brennenden Fahrzeug. Er hat besonders im Gesicht und am Kopf schwere Brandverletzungen erlitten und ist bei Bewusstsein. Lauda hat beim Rennen einen nach dem Reglement nicht zugelassenen und mit einem dicken Schaumstoffteil versehenen speziell modifizierten AGV-Helm getragen. Durch die Hitze hat sich das Polster aufgelöst und Lauda den Helm verloren, so dass sein Kopf den Flammen extrem ausgesetzt ist. Schwer verletzt kommt er ins Krankenhaus. Dort erweisen sich die Lungenverätzungen durch das Einatmen des giftigen Rauchs und des Löschschaums als viel kritischer als die Hautverbrennungen. Im Krankenhaus fällt Lauda ins Koma. Doch Lauda erholt sich schneller als erwartet und nur 42 Tage nach diesem schweren Unfall, nach zwei verpassten Rennen, sitzt er beim „Großen Preis von Italien“ erneut am Steuer eines von drei Ferraris. In der nächsten Zeit folgen jedoch noch zahlreiche Operationen und Transplantationen. In der Saison 1977 ist Niki Lauda wieder ganz vorne dabei und holt mit seinem Ferrari seinen zweiten Weltmeistertitel. 1979 tritt er von der Formel 1 zurück, um 1982 erneut einzusteigen. Zwei Jahre später holt er mit McLaren seine dritte Weltmeisterschaft. Sein letztes Formel 1-Rennen bestreitet er am 3. November 1985 beim „Großen Preis von Australien. In Führung liegend scheidet er jedoch nach einem leichten Unfall aus.

 

09/1976 - Im September 1976 erscheint der Golf Diesel, ein damals für Deutschland neues Konzept, den als schwerfällig, laut und unkultiviert geltenden Dieselmotor in einem Kompaktwagen unterzubringen. Bis zur Vorstellung des Dieselmotors für den Golf sind Dieselmotoren außer bei Peugeot in Kompaktwagen unüblich. Der Golf Diesel (mit einer Leistung von 50 PS ist mit einem DIN-Verbrauch von 6,5 Liter/100 km einer der sparsamsten Kompaktwagen der 1970er-Jahre. Der Dieselmotor wird aus einem bekannten Otto-Rumpfmotor (EA827) von Audi abgeleitet. Gegenüber diesem werden die Kühlung sowie einige Komponenten wie Kurbelwelle, Pleuel, Kolben, Kolbenbolzen, Zylinderkopf und Zahnriemen, die beim Dieselmotor einer höheren Belastung standhalten müssen, verstärkt. Der Zylinderkopf wird mit Wirbelkammern versehen. An der Stelle des beim Diesel nicht erforderlichen Zündverteilers wird eine Vakuumpumpe für den Bremskraftverstärker platziert. Die Verteiler-Einspritzpumpe (VESP) wird über den vorhandenen Zahnriementrieb der Nockenwelle betrieben. Damit ist der Dieselmotor nicht größer als der 1,5-l-Ottomotor. Der Dieselmotor hat zunächst einen Hubraum von 1,5 Liter mit einer Leistung von 50 PS, dann 1,6 Liter mit 54 PS. Das Laufverhalten (Geräusche, Vibrationen) insbesondere der beiden ersten Dieselmotor-Generationen können aber noch nicht befriedigen. Der Turbolader des ersten 70-PS-Dieselmotors bringt dann über die Dämpfung im Auspufftrakt mehr Geräuschkomfort.

 

07.09.1976 – Der 1.000.000 Opel Rekord II (D) läuft vom Band. Gebaut werden insgesamt 1.128.196 Exemplare zwischen Dezember 1971 und Juli 1977.

 

27.10.1976 - Im Wolfsburger VW-Werk läuft der 1.000.000ste Golf vom Band. In bisher sieben Generationen werden mehr als 30 Millionen Exemplare vom Käfer-Nachfolger gebaut.

 

18.12.1976 – Im italienischen Arese wird das Museo storico Alfa Romeo eröffnet. Das Museum der Alfa Romeo Automobiles S.p.A in Arese zeigt eben der Markengeschichte des Automobilbaus auch die Produkte und Projekte aus der Luftfahrtgeschichte des Unternehmens. Es wurde von Luigi Fusi errichtet. Im Februar 2011 schloss es für eine Renovierung und Neuausrichtung. Ende Juni 2015 wurde das Museum unter dem neuen Namen „La macchina del tempo – Museo Storico Alfa Romeo“ wieder eröffnet. Kurz vorher wird hier die neue Alfa-Romeo-Giulia-Limousine vorgestellt. Das Museum befindet sich auf dem ehemaligen Fabrikgelände des Fahrzeugbaus von Alfa Romeo, das 2003 stillgelegt wurde; bis 2005 werden dort noch Motoren gebaut. Die Ausstellungsfläche von 4800 m² ist über sechs Ebenen und vier Themenbereiche aufgeteilt.

 

 

1977

 

1977 – Zum „Auto des Jahres“ wird der Rover 3500 gewählt. Zweitplatzierter ist der Audi 100 C2, Drittplatzierter der Ford Fiesta 76.

 

02/1977 - Der japanische Automobilhersteller Mazda präsentiert den 323. Er kommt zunächst als Drei- und Fünftürer auf den Markt, im September 1977 folgt der Kombi mit drei bzw. fünf Türen. Bis zum Herbst 2003 entstehen sechs Generationen.

 

02/1977 - Der vor zwei Jahren auf den Markt gekommene VW Polo bekommt einen Kofferraum. Das neue, von Audi entwickelte Fahrzeug kommt als VW Derby auf die Straße. Bis Anfang 1985 ist die Stufenheckvariante des Polos im VW-Programm. Der Derby I wird zwischen 1977 und 1981 gebaut, der Derby II von 1981 bis 1985.

 

03/1977 - Auf dem Genfer Autosalon wird "der große neue Sportwagen von Porsche" vorgestellt, der Porsche 928. Er soll das bisherige Modell 911 ablösen. Der 928 verfügt nicht nur über einen Achtzylinder-V-Motor mit einem Hubraum von 4.474 ccm, der 240 PS leistet. Auch seine Form hat nichts mit dem 911 gemeinsam. Die Form ist damals sehr modern und zeitlos, so dass sie bis zum Produktionsende 1995 nicht verändert wird. In der letzten Variante, des von 1992 bis 1995 gebaute 928 GTS, gibt es einen 5.397 ccm großen Motor mit 350 PS. Ablösen kann der 928  den 911 jedoch nicht. Dieser wird auch heute noch gebaut.

 

03/1977 – Der letzte NSU rollt vom Band. Fortan werden bei der „Audi NSU Auto Union AG“ nur noch Audi Automobile produziert

 

07/1977 – Die Produktion des Opel Rekord D und des Commodore B läuft nach sechs Jahren Bauzeit aus. Insgesamt rollen vom Commodore 98.548 Limousinen und 42.279 Coupés vom Band. Vom Rekord B werden insgesamt 1.128.196 Einheiten produziert.

 

07.07.1977 - In London feiert der neue 007 James Bond Weltpremiere. Hauptdarsteller in „007 - Der Spion, der mich liebte" ist zum dritten Mal der Brite Roger Moore, der Anfang der Siebziger als "Sir Brett Sinclair" in "Die Zwei" an der Seite von Tony Curtis, einem Dino 246 und einem Aston Martin DBS glänzte. In "Der Spion, der mich liebte" spielt neben Curd Jürgens auch ein vierrädriger Star mit: Ein Lotus Esprit 51. Wie es sich für ein Bondahrzeug gehört, hat der weiße Lotus einige Extras: Minenwerfer, Zementsprüher, Fronttorpedos und einen Boden-Luft-Raketenwerfer. Außerdem kann er sich in Sekundenschnelle in ein U-Boot "verwandeln".  Vier Jahre später hat ein Lotus Esprit HC Turbo einen kurzen Auftritt. Er zerstört sich selbst, als ein Gangster ihn aufbrechen will. So muss 007 die Flucht mit einem Citroen 2CV antreten.

 

08/1977 – Der erste Opel Rekord E rollt vom Band. Der Opel Rekord E ist ein Pkw der oberen Mittelklasse der Adam Opel AG, der als Nachfolger des Opel Rekord D eingeführt wurde. Wie seine Vorgängermodelle ist der Typ auch als „Caravan“ erhältlich. Bis zur Modellpflege im Oktober 1982 bezeichnet man das Modell als E1, danach wird es E2 genannt. Die so genannte V-Plattform des Opel Rekord E wird auch in den Modellen Opel Commodore C, Senator A und Monza A verwendet. Das Fahrzeug mit Vierzylinder-Reihenmotor, hinterer Starrachse und Hinterradantrieb ist der letzte Vertreter der seit Frühjahr 1953 angebotenen Modellreihe Opel Rekord. Nach rund 1,4 Millionen gebauten Fahrzeugen wird der Rekord E im August 1986 durch den Opel Omega abgelöst.

 

03.09.1977 - Das schweizerische Bundesgericht in Lausanne hebt die Gurtpflicht für Autofahrer wegen unzureichender gesetzlicher Grundlagen auf.

 

28.09.1977 - Die britischen Rennfahrer Andrew Cowan, Colin Malkin und Michael Brad gewinnen auf Mercedes die erstmals ausgetragene Rallye London-Sidney. Mit 31.107 km ist sie das längste je gefahrene Autorennen der Welt.

 

20.10.1977 – Bei einem Großbrand werden ca. 75 % des zentralen Ford-Ersatzteillagers in Köln-Merkenich zerstört, dabei entsteht ein Schaden von 370 Millionen Mark. Dabei handelt es sich um den größten Einzelschaden in der Geschichte der deutschen Feuerversicherung. Mit Hilfe der übrigen europäischen Ford-Ersatzteilzentren und des erhalten gebliebenen Rechenzentrums können die Teilelieferungen bereits zwei Tage nach dem Brand wieder aufgenommen werden. Jedoch sind viele Teile für ältere Pkw-Modellreihen seitdem nicht mehr lieferbar.

 

01.12.1977 - Die DDR-Regierung bestellt bei der Volkswagen AG 10.000 VW Golf. Die Fahrzeuge sollen in der DDR in den freien Verkauf gelangen. Bereits sechs Wochen später liefert VW die ersten 200 „Gölfe“ – ohne Medien, denn die Lieferung passt ideologisch nicht ins System. Im Gegenzug erhält VW Pressen und Werkzeuge sowie ein Planetarium. Während der Listenpreis des Trabbi 7.850 Ostmark beträgt, muss der DDR-Bürger zwischen 27.000 und 36.000 Ostmark hinblättern. Bei einem Weiterverkauf als Gebrauchtwagen kann er aber noch Gewinn machen.

 

 

1978

 

1978 – Zum „Auto des Jahres“ wird der Porsche 928 gewählt. Zweitplatzierter ist der BMW 7er (E23), Drittplatzierter der Ford Granada.

 

19.01.1978 - Die letzte in Europa gebaute VW Käfer-Limousine verlässt das Montageband im Werk Emden.  Sie hat die Fahrgestellnummer 1.182.034.030 und trägt die Farbe Dakotabeige. Nun werden die für den deutschen Markt bestimmten Käfer bei Volkswagen de Mexiko im Werk Puebla gefertigt. Nur das 1303 Cabrio wird weiterhin in Deutschland bei Karmann in Osnabrück gebaut.

 

09.02.1978 - Hans Stuck, erfolgreicher deutsch-österreichischer Rennfahrer, stirbt im Alter von 77 Jahren. In den dreißiger Jahren ist er sehr erfolgreich für Mercedes-Benz und Auto Union. Aufgrund seiner Erfolge bei Bergrennen wird er auch als „Bergkönig“ bezeichnet. Nach dem Krieg fährt er Rennen auf AFM und Cisitalia, kann jedoch an die früheren Erfolge nicht mehr anknüpfen.

 

04/1978 – Nach 1.650.000 Fahrzeugen wird die Produktion des Simca 1000 eingestellt. Das letzte Modell ist der Simca 1000 Rallye 3. Gebaut wird der französische Kleinwagen von 1961 bis 1978. Angetrieben wird er von einem zunächst 944 ccm großen Motor mit 32 PS. 1962 wird ein von Giorgio Giugiaro gezeichnetes Simca-1000-Coupé Bertone vorgestellt.

 

04/1978 – Fiat führt den Ritmo als Nachfolger des Fiat 128 ein. Seine Karosserieform mit den weit hochgezogenen grauen Stoßfängerverkleidungen gilt als gewöhnungsbedürftig. Vorn tragen sie Schlitze, um den Kühlergrill zu ersetzen und reichen bis zwischen die Scheinwerfer. Im Herbst 1982 gibt es unter anderem einen konventionell gestalteten Bug mit Kühlergrill und Doppelscheinwerfern. Der Fiat Ritmo wird in zwei Karosserievarianten angeboten: als Schrägheck mit drei oder fünf Türen und als Cabrio mit Stoffdach und Überrollbügel, von Bertone hergestellt.

 

10.04.1978 – Die Volkswagen AG eröffnet in den USA als erster ausländischer Automobilproduzent in Westmoreland County (Pennsylvania) ein Montagewerk, welches das Modell Rabbit aus zugelieferten Teilen herstellt. Der Rabbit ist die amerikanische Variante des VW Golf.

 

05/1978 - Der Saab 900 wird vorgestellt. Er basiert auf dem Saab 99-Kombi, hat diesem gegenüber eine neue Frontpartie, ein neues Cockpit und mehr Verbesserungen bei der aktiven und passiven Sicherheit. Ab Sommer 1978 wird der 900 als Fließhecklimousine mit drei oder fünf Türen verkauft, erst zwei Jahre später kommt die Stufenhecklimousine ("Sedan") hinzu. 1986 wird der Saab 900 um ein schickes Cabrio ergänzt. Der Saab 900 wird bis 1994 gebaut. In dieser Zeit entstehen 908.810 Exemplare. 1993 erscheint der Saab 900 II - nach der Übernahme durch General Motors nun auf Basis des Opel Vectra A. Von diesem Modell entstehen bis 1998 mehr als 270.000 Fahrzeuge, dann wird der Saab 900 durch den Saab 9-3 abgelöst.

 

10.6.1978 - Die französischen Automobilrennfahrer Didier Pironi und Pierre Jaussaud gewinnen auf Renault-Alpine das 24-Stunden-Rennen von Le Mans.

 

17.06.1978 – Beim Großen Preis von Schweden startet das Rennteam Brabham mit einem völlig neu konstruierten Rennwagen: Dem Branham BT46B. Die Dominanz der von Lotus entwickelten „Bodeneffektautos“ (Lotus 78) der Formel-1-Saison 1978 ist so überwältigend, dass die Konkurrenz gezwungen ist zu handeln. Die ersten von Brabham in die Saison gestarteten Wagen, der BT45C und der BT46A, sind kaum in der Lage dem Lotus zu folgen. So entwickelt Gordon Murray, Chefdesigner bei Brabham, den BT46B. Da der vom Team verwendete Alfa-Romeo-Zwölfzylinder-V-Motor mit einem Bankwinkel von 180 Grad für ein Ground-Effect-Car zu breit ist, muss ein völlig neues, revolutionäres Konzept entwickelt werden. Murray kopiert Teile des Chaparral 2J, eines als „Sucker Car“ bekannten Sportwagens aus der US-amerikanischen Sportwagen-Szene. Die beim 2J am Heck montierten Ventilatoren saugen die Luft vom Unterboden und blasen sie nach hinten hinaus. Dieses Verfahren sorgt für einen niedrigen Druck unter dem Fahrzeug, das vom äußeren Luftdruck gegen den Boden gepresst wird, wobei höhere Motordrehzahl einen höheren Ansaugeffekt zur Folge hat. Im Gegensatz zum 2J hat der Brabham jedoch nur einen Propeller am Heck. Wie auch beim Ground-Effect-Car von Lotus sorgen seitlich angebrachte Schürzen für einen abgedichteten Unterboden. Um den Wagen regelkonform einzuschreiben, ist das Gebläse offiziell ein Teil der Motorkühlung. Der Wagen wird so für den Großen Preis von Schweden 1978 zugelassen. Bereits beim Training auf dem Scandinavian Raceway erkennt die Konkurrenz, was das Konzept des sogenannten „Fan-Cars“ bewirkt. Die Fahrer, die dem BT46B folgen, beschweren sich über aufgewirbelten Schmutz und Kies, die der Propeller auswirft. Trotz dieser Klagen dürfen die Brabham-Piloten Niki Lauda und John Watson mit dem BT46B starten. Am Ende des Qualifyings ist nur Lotus-Pilot Mario Andretti schneller als Lauda und Watson. Das Rennen gewinnt Lauda mit einem Vorsprung von knapp 34 Sekunden vor Arrows-Pilot Riccardo Patrese; Watson scheidet nach einem Dreher aus. Nach dem Rennen wird der Widerstand der anderen Teams so groß, dass Brabham-Teamchef und FOCA-Vorstand Bernie Ecclestone gezwungen sind, den BT46B zurückzuziehen. Wenig später wird der Wagen offiziell für illegal erklärt, da der Propeller eine „bewegliche aerodynamische Einheit“ darstellt. Am Ergebnis in Schweden ändert sich nichts. Somit ist der erste Einsatz des BT46B auch der letzte in einem offiziellen Formel-1-Rennen. Die weitere Entwicklung eines Propeller-Autos von Lotus auf der Basis des Lotus 79 wird nach dem Urteil eingestellt.

 

10.7.1978 - Ein von Daimler-Benz und Bosch gemeinsam entwickeltes neues Bremssystem für Autos, das Anti-Blockier-System (ABS), geht in Produktion. Die technische Neuerung verhindert das Ausbrechen der Fahrzeuge bei Vollbremsung.

 

10.08.1978 - Die Chrysler Corp. verkauft in London ihre europäischen Produktionsanlagen an Peugeot-Citroen. Damit wird diese Gruppe zum damals größten Automobilkonzern Europas. Zwei Jahre zuvor hat Peugeot den Mitbewerber Citroen übernommen.

 

09/1978 – Der Audi 80 B2 wird der Öffentlichkeit vorgestellt. Es gibt ihn als zwei- und viertürige Stufenhecklimousine. Die Form wird zunächst vom Designer Klaus Luthe gezeichnet, nach seinem Wechsel zu BMW überarbeitet Giorgio Giugiaro das Erscheinungsbild noch einmal deutlich. nach dem 1980 vorgestellten Audi quattro ist das Highlight der Modellreihe ist der 1982 erschienene Audi 80 quattro 5E mit 136 PS, der zweite Audi mit permanentem Allradantrieb. 1986 wird die Produktion zugunsten des Nachfolgemodells eingestellt.

 

11.09.1978 – Beim Großen Preis von Italien in Monza stribt der schwedische Rennfahrer Ronnie Peterson. Schon vor dem tödlichen Unfall steht das Rennen unter keinem guten Stern für Peterson. Im Training hat sein Lotus 79 einen Motorschaden, so dass er die Qualifikation mit einem Lotus 78 bestreiten muss. Beim Warm-up am Sonntagvormittag verliert er mit seinem Lotus 79 – nun mit einem neuen Motor versehen – die Kontrolle über sein Fahrzeug und schlägt hart in die Streckenbegrenzung ein. Der Wagen ist so stark beschädigt, dass Peterson mit dem Lotus 78 starten muss. Bei einer Berührung durch den selbst Riccardo Patrese (Arrows) ausweichenden Hunt (McLaren) bricht Petersons Lotus bei einer Geschwindigkeit von ca. 200 km/h aus und schlägt frontal in die Leitplanken. Der Tank platzt auf und der Kraftstoff entzündet sich. In dieser Situation kollidiert der Surtees von Vittoro Brambilla mit dem Lotus. Weitere Fahrzeuge sind in die Massenkarambolage involviert. Peterson ist während des Unfalls bei Bewusstsein. Es gelingt ihm, sein Gurtschloss zu öffnen. Doch durch die erlittenen Beinfrakturen sowie die Deformation des Cockpits im Fußbereich kann er sich nicht aus dem Wrack befreien. Dieherbeieilenden Streckenmarschalls beginnen augenblicklich mit Löscharbeiten. Hunt eilt zu dem Verunglückten und befreit ihn unterstützt von Regazzoni und Depailler binnen weniger Sekunden aus dem brennenden Wrack. Sid Watkins – seit dem Großen Preis von Frankreich von Ecclestone als Arzt für die Weltmeisterschaftsläufe verpflichtet – wird von Carabinieri daran gehindert, sich des auf dem Asphalt liegenden Verunglückten anzunehmen. Dies gelingt ihm erst mit der Hilfe von Lauda. Zehn Minuten nach dem Unfall trifft ein Krankenwagen am Unfallort ein und 40 Minuten später wird Peterson mit einem Hubschrauber in die Niguarda Klinik gebracht. Einer ersten Diagnose zufolge hat sich Peterson beide Beine gebrochen sowie oberflächliche Verbrennungen der linken Hand, des Armes und der Schulter erlitten. Lebensgefahr besteht nach Aussagen der Ärzte nicht. Da die Blutversorgung des rechten Beins eine Zeit lang kritisch bleibt, wird eine Amputation in Betracht gezogen, jedoch auf ausdrücklichen Wunsch Petersons verworfen. Nach Prognose der Ärzte soll Peterson in fünf oder sechs Monaten wieder Rennen fahren können. Um 23:00 Uhr entschließt sich das Ärzteteam zum Eingriff. Peterson wird sechs Stunden lang operiert. Am 11. September 1978 um 04:00 Uhr morgens verschlechtert sich sein Gesundheitszustand rapide. Bei dem chirurgischen Eingriff tritt eine Fettembolie auf, deren Folgen nicht beherrscht werden kann, sodass Peterson fünf Stunden später stirbt.

 

10/1978 - Auf dem Pariser Autosalon wird ein Supersportwagen aus Deutschland präsentiert: Der BMW M1. keilförmig, 114 cm hoch und 262 km/h schnell. Die vorhergehende Studie "turbo" stammt von BMW-Chefdesigner Paul Bracq.  Die Karosserie ist auf einem Gitterrohrrahmen aufgebaut, viele Teile aus dem BMW-Programm finden Verwendung. Ungewöhnlich sind die Klappscheinwerfer. Der M1 wird in der Serienversion von einem Sechszylinder-Reihenmotor mit 3,5 Liter Hubraum mit 277 PS angetrieben. Zusätzlich gibt es die Rennversion mit 470 PS bzw. 850 PS (mit Turboaufladung). Damit ist eine Höchstgeschwindigkeit von 310 km/h möglich. Gebaut wird der M1 bis 1981. Auch ein Fahrzeug aus Osnabrücker Produktion wird präsentiert: Der VW Corrado. Er soll den Scirocco II ablösen, gerät aber zu teuer als direkter Nachfolger. Daher werden beide Fahrzeuge parallel bei Karmann in Osnabrück gebaut.  Die Motoren reichen von 1.781 ccm und 107 PS bis zum 2.9 VR6 mit 2.861 ccm und 190 PS. In den acht Jahren Bauzeit laufen 97.521 Fahrzeuge vom Band.

 

11/1978 – Der Iltis, ein Allzweckfahrzeug mit Allradantrieb, wird in Ingolstadt bei Audi produziert. Gebaut wird er als Nachfolger des DKW Munga für die Bundeswehr. Die Karosserie wird aus der des DKW Munga weiter entwickelt. Der Iltis ist ein Geländewagen mit Kastenrahmen und Phaeton-Karosserie (offen mit Klappverdeck und vier Türen). Die Windschutzscheibe lässt sich nach vorn umklappen. Angetrieben wird der Iltis entweder von einem wassergekühlten Vierzylinder-Reihenmotor mit 1,7 Liter Hubraum und 75 PS oder in den Baujahren 1987 bis 1988 von einem Turbodiesel mit 1,6 Liter Hubraum und 70 PS. Gebaut werden bei VW/Audi 9.547 Fahrzeuge, von Bombardier weitere ca. 4.500 Stück. Nicht nur die Bundeswehr, auch an weitere Nato-Partner wird der Iltis geliefert. Der Iltis wird nicht nur für Armee-Zwecke, sondern auch für den zivilen Markt produziert, erreicht jedoch wegen des hohen Preises nie eine größere Käuferschaft. Grund für den hohen Preis sind Preisbindungsklauseln mit Vergütungsanspruch der Bundeswehr bei einem Vertrieb auf dem zivilen Markt. Daher werden nur 404 zivile Fahrzeuge verkauft. Der Iltis wird auch bei Rallyes eingesetzt. So erzielen 1980 alle vier bei der zweiten Rallye Oasis (der heutigen Rallye Dakar) gestarteten Iltis Spitzenplatzierungen mit den Plätzen 1, 2, 4 und 9. Bei diesen Fahrzeugen handelt es sich weitestgehend um Serienfahrzeuge.

 

 

1979

 

1979 – Zum „Auto des Jahres“ wird der Simca Horizon gewählt. Zweitplatzierter ist der Fiat Ritmo, Drittplatzierter der Audi 80 B2.

 

1979 – Die Verbrauchsangaben der Automobilhersteller werden normiert, damit die Käufer leichter vergleichen können. Die Hersteller müssen nun gemäß einer DIN-Norm Angaben zum Verbrauch bei 90 km/h und 120 km/h machen, jeweils bei konstanter Geschwindigkeit und einem Durchschnittsverbrauch im Stadtverkehr.

 

1979 – Der Peugeot 505 erblickt als viertürige Limousine und als Kombi erstmals das Licht der Straße, bei BMW gibt es die großen Sechszylindermodelle mit sparsameren Einspritzmotoren und bei Mercedes-Benz feiert die neue S-Klasse Weltpremiere auf der IAA. Bei Opel gibt es 1979 den Kadett D als kompakten Vierzylinder-Diesel mit quer eingebautem Motor und Frontantrieb. Den Kadett D gibt es mit Schrägheck (drei- und fünftürig), als Caravan (drei- und fünftürig) und als Lieferwagen mit drei Türen. „Auto des Jahres“ wird 1979 der Simca Horizon. Insgesamt werden in Deutschland in diesem Jahr rund 2,6 Millionen Neufahrzeuge zugelassen, davon sind 30% Volkswagen.

 

14.02.1979 - Beim Karossier Karmann in Osnabrück läuft die Serienfertigung des neuen Golf Cabriolet von Volkswagen an, dass das seit 1949 gebaute Käfer Cabrio ablösen wird. Das neue Cabrio besitzt einen feststehenden Überrollbügel und ein gut gefüttertes, wasserdichtes Verdeck. Beides setzt neue Maßstäbe bei der Fahrzeugsicherheit und beim Komfort. Besonders von den Freunden des Käfer Cabriolets wird das Fahrzeug nicht positiv aufgenommen und aufgrund des Überrollbügels spöttisch als „Erdbeerkörbchen“ bezeichnet. Beim offenen Golf kann der Kunde zwischen zwei Motoren wählen, dem 1,5-Liter-Motor mit 70 PS und dem 1,6-Liter-GTI-Motor mit 110 PS. Der offene Golf startet mit Preisen ab 17.235 DM und avanciert zum meistverkauften Cabriolet in Europa. Vom Golf I Cabrio entstehen bis August 1993 insgesamt 389.000 Fahrzeuge.

 

25.05.1979 – Im Alter von 79 Jahren stirbt der italienische Mechaniker, Tuner und Rennwagen-Konstruktuer Amédée Gordini. Der am 23.06.1899 geborene Gordini absolvierte in seiner Jugend eine Ausbildung zum Automechaniker. Mit 14 Jahren arbeitete er bei dem Motorenhersteller Isotta Fraschini, wo er unter anderem mit Alfieri Maserati zusammenarbeitete. Mit 19 Jahren entwickelte und baute er bereits aus Isotta-Fraschini-Teilen sein erstes Auto. 1925 spezialisierte sich Gordini, inzwischen nach Frankreich ausgewandert, in seiner Werkstatt in Suresnes auf Wartung und Tuning von Fiat-Automobilen. In dieser Zeit erwarb er seinen Spitznamen "Der Hexer", da er mit seinen Fähigkeiten den unterschiedlichsten Triebwerken ungeahnte Mehrleistungen verlieh. Ab Mitte der 1930er-Jahre kam es zur Kooperation mit der neu gegründeten Firma Simca, die ab 1934 Fiat-Modelle für den französischen Markt in Lizenz baute und vertrieb. Mit finanzieller Unterstützung durch Simca und basierend auf Simca-Technik baute Gordini eine Reihe von Sportwagen für Wettbewerbseinsätze, deren sportliche Erfolge für Werbezwecke genutzt werden konnten. Dementsprechend wurden diese Fahrzeuge als Simca-Gordini bezeichnet. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann Gordini mit der Konstruktion kompletter Rennwagen, in dessen Folge er von 1952 bis 1956 an der Formel-1-Weltmeisterschaft teilnahm. Anschließend erhielt er von Renault den Auftrag, auf Basis der Dauphine ein Rallye-Auto zu entwickeln. 1969 gliederte Renault die Firma Gordini in das Unternehmen ein. In dieser Zeit entstanden der Renault 8 Gordini und der Renault 12 Gordini. Außerdem war Amédée Gordini in leitender Position für die Motorsport-Aktivitäten von Renault tätig. 1975 wandelte Renault die „Usine Amédée Gordini“ in Viry-Châtillon offiziell in die Renault-Sport-Abteilung um.

 

31.05.1979 – Die Konferenz der Verkehrsminister der europäischen Gemeinschaft beschließt die Einführung einer einheitlichen Parkscheibenregelung. Diese soll nur noch eine Zeitangabe enthalten. Die Beschaffenheit der entsprechenden Parkscheibe wird in Deutschland im Verkehrsblatt 1981 S. 447 beschrieben. Das Design wird anschließend in anderen Ländern übernommen. Auch die Regelungen zur "Blauen Zone" werden in Frankreich ab 1998 und der Schweiz ab 2000 ersetzt – deren alte Parkscheiben dürfen noch bis 2003 in der Schweiz und 2007 in Frankreich benutzt werden.

 

09.-10.06.1979 – Der US-Schauspieler und zweifache „Oscar“-Gewinner Paul Newman fährt beim 24.-Stunden-Rennen von Le Mans zusammen mit Rolf Stommelen und Dick Babour auf einem Porsche 935/77A für das US-amerikanische Team Dick Barbour Racing. Mit acht Stunden Rückstand wird das Team Zweiter hinter dem Team Porsche Kremer Racing mit Klaus Ludwig, Don und Bill Whittington und vor dem zweiten Team von Porsche Kremer Racing. 10 Jahre zuvor hatte Newman im Film „Indianapolis“ die Rolle eines Rennfahrers gespielt.

 

08/1979 - Der Opel Kadett D ist ein Fahrzeugmodell der Kompaktklasse der Adam Opel AG und wird von August 1979 bis Juli 1984 gebaut. Er ist Nachfolger des Kadett C und dessen GM-T Plattform von 1973. Mit diesem Modell auf der GM-T Plattform von 1979 wird ein Antriebskonzept mit quer eingebautem Motor und Frontantrieb eingeführt. Der Kadett D ist für Opel aus wirtschaftlicher Sicht eines der wichtigsten Modelle dieser Zeit und kommt dem in dieser Klasse sehr erfolgreichen VW Golf in den Verkaufszahlen näher.

 

03.09.1979 - In Wolfsburg beginnt die Produktion des Jetta, einer Stufenhecklimousine der Mittelklasse, die die Angebotslücke zwischen dem Passat als Schräghecklimousine und dem Kompaktwagen Golf schließt. Technisch an den Golf angelehnt und anfangs mit Motoren von 60 PS, 70 PS oder 110 PS Leistung lieferbar, punktet die Mittelklasselimousine mit ihrem 630 Liter fassenden Gepäckraum. Für eine sportive Note sorgt der 1,6-Liter-Motor mit einer Leistung von 110 PS, die den Wagen auf eine Höchstgeschwindigkeit von 178 Stundenkilometern bringt. Mit einem Preis ab 11 395 DM findet der Jetta 1980 schon 144 758 Abnehmer.

 

31.10.1979 - der letzte VW Typ 2 T2-Transporter verlässt im VW-Werk Hannover das Band. Zwischen seiner Einführung im Jahr 1967 und 1979 entstehen allein in Deutschland rund 2,5 Millionen Exemplare. Es gibt ihn als Kleinbus, Kasten- und Pritschenwagen, als Doka, mit Sonderaufbauten und vielen individuellen Ausführungen. Wie sein Vorgänger hat er einen luftgekühlten Vierzylinder-Boxermotor, zunächst mit 1584 ccm und 47 PS, später hat er bis zu 1.970 ccm und 70 PS. Bis zum Jahr 1995 wird der T2 noch in Mexiko hergestellt, bis 2013 noch in Brasilien.  

 

11/1979 – Der zuvor auf der Internationalen Automobil-Ausstellung Frankfurt vorgestellte Lancia Delta kommt in die Verkaufsräume der Lancia-Händler. Die erste Baureihe des Delta ist sehr erfolgreich und wurde von der internationalen Presse zum “Auto des Jahres“ 1980 gewählt. In Schweden und Dänemark wurde der Delta als Saab Lancia 600 verkauft. Der Delta I basiert technisch auf dem Fiat Ritmo, von dem Bodengruppe und Motoren entlehnt werden. Die hintere Einzelradaufhängung des Delta wird allerdings wie beim Beta und Gamma als Camuffo-Hinterachse konstruiert und auch in anderen Konzernmodellen eingebaut. Die von Giorgetto Giugiaro entworfene Karosserie, deren Form eine Weiterentwicklung des Show Cars Maserati Medici II war, ist aufwändig konstruiert. So bestehen etwa die Stoßfänger vorne und hinten aus glasfaserverstärktem Polyester statt einfachem thermoplastischen Kunststoff, der beim Ritmo zum Einsatz kommt. Die Serienausstattung des Delta ist mit Heckscheibenwischer, von innen einstellbaren Außenspiegeln, dreistufigen Scheibenwischern und einem verstellbaren Lenkrad für seine Zeit sehr umfangreich. Die Motorenpalette wird schrittweise ausgebaut. Anfänglich sind lediglich zwei Motorisierungen verfügbar: je ein Vierzylindermotor 1301 ccm mit 75 PS und 1498 ccm mit 86 PS. Im Herbst 1983 debütiert als nochmals stärkeres der Delta HF Turbo mit dem 1,6-l-Motor auf Fiat-Basis, der mit einem Garret-T3-Turbolader ausgerüstet ist und in der Vergaserversion 131 PS leistet. Im Herbst 1986 kommt dann der Delta HF 4WD mit permanentem Allradantrieb, Ferguson-Viskokupplung und Torsen-Ausgleichsgetriebe auf den Markt. Diese Version wird von einem 1995 ccm großen Vierzylindermotor aus dem Lancia Thema angetrieben, der 165 PS leistet. Weiterentwicklungen dieser Variante sind der Delta HF Integrale (1987), der Delta HF Integrale 16v (1989) und der Delta HF Integrale Evoluzione (1991). Diese hoch motorisierten Varianten des Delta werden jeweils nur in geringen Stückzahlen produziert. Die Motorsporterfolge der abgeleiteten Wettbewerbsmodelle wie Delta S4 und Evoluzione, mit denen Lancia unter anderem sechsmal in Folge die Rallye-Weltmeisterschaft gewinnt (1987 bis 1992), wirken aber anhaltend verkaufsfördernd für die einfacher motorisierten Serienversionen, die sich bis in die frühen 1990er-Jahre hinein gut absetzen lassen. Auf der Basis des Lancia Delta 831 entstehen einige Sondermodelle, darunter der Lancia Hyena mit einer von Zagato entworfenen Karosserie.

 

 

 

10.   Die 1980er – Ein erstes Umweltbewusstsein

 

 

1980

 

1980 – Zum „Auto des Jahres“ wird der Lancia Delta gewählt. Zweitplatzierter ist der Opel Kadett D, Drittplatzierter der Peugeot 505.

 

10.01.1980 - Das 331.847ste Käfer Cabriolet rollt vom Band - Weltrekord, das Fahrzeug hat die Fahrgestell-Nr. 152 044 140. Es ist damit der meistgebaute offene Personenwagen, gleichzeitig aber auch das letzte Käfer Cabriolet, das gebaut wird. Nun räumt es endgültig seinen Platz dem Golf Cabriolet, das bereits seit 1979 auf dem "Nachbarband" gebaut wird.

 

19.01.1980 - Im britischen Frome wird Jenson Button geboren. Mit acht Jahren beginnt er seine Karriere zunächst im Kart. 1991 gewinnt er alle 34 Rennen der British Cadet Kart Championship. Nach weiteren sehr erfolgreichen Jahren bei nationalen und internationalen Kartrennen mit diversen Titeln wechselt er 1998 in die britische Formel Ford, die er auf Anhieb gewinnt. 1999 tritt er in der britischen Formel 3-Meisterschaft an und wird zum Schluss Gesamtdritter. Nur ein Jahr später wechselt er zum Formel 1-Team Williams. 2001 und 2002 fährt er für Benetton und 2003 geht es weiter zum BAR-Team. Dieses wird 2006 in Honda umbenannt. 2009 übernimmt Ross Brawn das Team. Die Saison ist für das Bran-Team sehr erfolgreich: Mit elf Punkten Vorsprung wird Jenson Button Formel 1-Weltmeister vor Sebastian Vettel. Zur Saison 2010 wechselt Button zu McLaren. 2016 gibt er das Ende seiner Karriere bekannt, vertritt 2017 jedoch noch einmal beim Großen Preis von Monaco Fernando Alonso. Insgesamt tritt Jenson Button bei 306 Grand Prix-Rennen an, fährt 15 Siege ein, holt 50 Podestplätze und wird 2009 Weltmeister.

 

19.02.1980: Mit einer Länge von 176 Kilometern kommt es auf der Strecke Paris und Lyon zum bislang längsten Stau der Automobilgeschichte.

 

03/1980 – Die Produktion der ersten Serie des Kleinwagens Fiat Panda beginnt. Das von Designer Giorgio Giugiaro gestaltete und als „Haushaltsgerät auf Rädern“ charakterisierte Auto fällt durch seine kantige, glattflächige Form auf. Wegen der einfach herzustellenden Karosserie und der spartanischen Innenausstattung, zum Beispiel erinnern die Sitze aus bespannten Stahlrohrrahmen (erste Baureihe und spätere Basismodelle) an Campingmöbel, kann der Panda zu geringen Kosten produziert und preisgünstig angeboten werden. Bekannt wird er auch durch den Werbeslogan „Fiat Panda - die tolle Kiste“.

 

30.03.1980 – Beim Großen Preis der USA West auf dem Long Beach Grand Prix Circuit verunglückt der Schweizer Clay Regazzoni schwer. Sein Ensign-Rennwagen prallt mit ca. 280 km/h am Ende einer langen Geraden fast ungebremst in einen vier Tonnen schweren Betonklotz. „Bis heute“, meinte Clay Regazzoni, der seitdem nach schweren Wirbelverletzungen querschnittsgelähmt war, später, „konnte mir noch kein Arzt erklären, warum ich das überlebt habe. Regazzoni bestreitet ins einer Formel-1-Karriere insgesamt 132 Grand Prix, erringt dabei 5 Pole-Positions, 5 Siege und 212 WM-Punkte und fuhr 15 schnellste Runden. Sein grösster Erfolg ist die Vizeweltmeisterschaft 1974. Wegen seines unbeugsamen Durchstehvermögens wird er bald „Der Unzerstörbare“ genannt. Trotz seiner Lähmung bleibt er dem Motorsport treu und fährt mit auf Handgasvorrichtungen umgerüstetetn Fahrzeuge weiter Rennen, so z.B. mehrfach bei der Rallye Paris-Dakar, aber auch anderen Rennen. Am 15.12.2003 stirbt er bei einem Verkehrsunfall in der Nähe von Parma.

 

16.06.1980 – In Chicago feiert ein Kinofilm Premiere, der heute besonders in Europa Kultstatus hat: Blues Brothers. Der Film ist eine Mischung zwischen Roadmovie, Komödie und Musikfilm. Im Mittelpunkt stehen die Brüder Jake Blues (John Belushi) – frisch aus dem Staatsgefängnis entlassen – und Elwood Blues (Dan Aykroyd).  Als sie erfahren, dass das Waisenhaus, in dem sie aufwuchsen, aufgrund von Steuerschulden geschlossen werden soll, versuchen sie, das Geld aufzutreiben. Dies soll gelingen, in dem sie ihre alte Band zusammenzubringen, um mit einem Konzert die benötigten 5000 Dollar einzuspielen. Mit ihrem 1974 Dodge Monaco, einem ehemaligen Polizeifahrzeug, machen sie sich auf den Weg. In verschiedenen Rollen begegnen ihnen dabei geniale und mittlerweile weitestgehend verstorbene Musiker wie die Blues- und Soullegenden Aretha Franklin, John Lee Hooker, Ray Charles oder James Brown. Gejagt werden sie von der Polizei, üblen Nazis, einer Countryband und einer von Carry Fischer gespielten Ex-Freundin von Jake Blues. Die Verfolgungsjagten in einem Einkaufszentrum oder in Chicago sind legendär, ebenso der hervorragende Soundtrack. Das Lexikon des internationalen Films: „Ungewöhnliche Mischung aus Musik- und Actionfilm, die durch überdrehte Ausgelassenheit, eine unbändige Zerstörungswut, zündende Musiknummern und urige Hauptdarsteller gekennzeichnet ist.“ Der Film „Blues Brothers“ ist mein absoluter Lieblingsfilm, den ich mir immer wieder ansehen kann, dicht gefolgt von „Das Leben des Brian“. Aber der Film hat mit Autos nichts zu tun…

 

22.08.1980 – Mit seinem Namen sind die größten Erfolge der Renngeschichte von Mercedes-Benz verbunden: Alfred Neubauer. Im Alter von 99 Jahren verstirbt Neubauer 1980 in Stuttgart. Nach Ende des Ersten Weltkriegs geht er zum österreichischen Automobilhersteller Austro-Daimler, wo ihn Ferdinand Porsche 1920 zum Leiter der Einfahr-Abteilung ernennt. Ab 1922 fährt, jedoch recht erfolglos, selbst Rennen. 1923 wechselt er zusammen mit Porsche zur Daimler-Motoren-Gesellschaft. Dort erfindet er mangels eigenem Talents den Posten des Rennleiters. Die mittlerweile zu Daimler-Benz fusionierte Firma macht mit den Mercedes-SS- und SSK-Rennwagen auf den internationalen Rennstrecken Furore, dann kommt die Ära der legendären Silberpfeile. Zusammen mit den Wagen der Auto Union dominieren die Stuttgarter Rennwagen. Nach dem Zweiten Weltkrieg beginnt eine neue Ära und wieder dominiert Mercedes-Benz unter Alfred Neubauer auf den Rennstrecken der neuen Formel 1 und bei Langstreckenrennen wie der Mille Miglia. Doch nach der Katastrophe von Le Mans 1955, bei der ein Mercedes-Benz 300 SL unverschuldet in die Zuschauer geschleudert wird und 84 Menschen sterben, zieht Mercedes-Benz seine Fahrzeuge zurück. Alfred Neubauer geht in Rente, sein Nachfolger wird der frühere Rennfahrer Karl Kling.

 

25.09.1980 – Die deutsche Road-Movie-Komödie „Theo gegen den Rest der Welt“ kommt in die bundesdeutschen Kinos. Marius Müller-Westernhagen spielt darin den Lastwagenfahrer Theo Gromberg aus Herne, der mit einem italienischen Freund Enno eine kleine Spedition betreibt. Ihr einziges Fahrzeug ist ein Volvo-Sattelschlepper. Auf dem Rückweg von einer Tour muss Theo völlig übermüdet eine kurze Pinkelpause einlegen. Diesen Moment nutzt ein Dieb, um den Volvo zu stehlen. Er springt in den Fiat 500 der Schweizer Kunststudentin Ines. Nachdem dieser überhetzt die Räder streckt, holt ihn Enzo mit einem geliehenen Peugeot 404 Kombi ab. Gemeinsam begeben sich die drei weiter auf die Suche nach dem gestohlenen LKW, der – wie Theo beichtet – auf der Rückfahrt illegale Ware geladen hat. Über Lüttich verfolgen sie die Spur über Mailand bis Marseille, orientieren können sich mittels einer kleinen Europakarte in Theos Taschenkalender. Warum Theo einen Finger verliert und ob sie den Volvo wiederbekommen – einfach mal den schrägen Film ansehen, der besonders vom Wortwitz Marius Müller-Westernhagens lebt. Dieser bekam für seine Rolle in Theo den Ernst-Lubitsch-Preis und den Jupiter als bester Darsteller. „Theo gegen den Rest der Welt“ der größte deutsche Filmerfolg der Jahre 1980/1981 mit mehr als drei Millionen Zuschauer.

 

01.10.1980 - in Mainz erscheint die "Markt für klassische Automobile und Motorräder", 1993 umbenannt in "Oldtimer Markt". Sie ist die größte Fachzeitschrift für klassische Fahrzeuge in Europa.

 

06.10.1980 – Der italienische Automobildesigner Giovanni Michelotti stirbt im Alter von 58 Jahren. Seine Karriere beginnt er im Alter von 15 Jahren beim Karosseriebauer Stablimenti Farina und arbeitet sich von einer Hilfskraft zum führenden Gestalter hoch. 1946 macht er sich als freischaffender Designer in Turin selbständig. Von Michelotti stammen u.a. der bei Vignale karossierte Maserati 3500 GT Vignale Spider, für Triumph den TR4, den Vitesse, den Herald sowie weitere Modelle, für DAF das Daffodil und den 55. Auch eine Mitgestaltung beim BMW 700 ist verbürgt. Der von ihm ausgehende Einfluss auf die allgemeine Karosseriegestaltung wird teilweise unterschätzt, da aufgrund seiner Arbeitsweise kaum ein ursprünglich von ihm gezeichnetes Automodell einen direkten Hinweis auf den tatsächlichen Gestalter trägt. Michelotti ist für eine große Anzahl von Entwürfen verantwortlich, er entwirft insgesamt über 1200 Karosserien. Zu seinen bekanntesten Entwürfen zählen der VW 1200 Ghia Aigle, Fiat 1200 Allemano, Lancia Aprilia Vignale Coupé, Maserati 3500 oder Maserati 5000 GT Allemano, Alfa-Romeo 2000 Vignale, Nardi 750 ND, Italia 2000, Abarth 2400, Alpine A106 und der Reliant Scimitar SS 1, sein wohl letzter Entwurf.

  

 

1981

 

1981 – Zum „Auto des Jahres“ wird der Ford Escort 81 gewählt. Zweitplatzierter ist der Fiat Panda, Drittplatzierter der Austin Metro.

 

02/1981 – Die öffentliche Premiere eines Airbags in einem Serienmodell erfolgt auf der Amsterdamer International Motor Show mit der Mercedes-Benz S-Klasse W126. Die Kombination aus Fahrer-Airbag und Beifahrer-Gurtstraffer ist zunächst ausschließlich gegen Aufpreis erhältlich. Kurze Zeit später erfolgt auch der Einsatz im Mercedes-Benz W123. In den USA bieten verschiedene Hersteller bereits seit 1974 gegen Aufpreis ein Airbagsystem an.

 

03/1981 – Präsentation des neuen VW Scirocco auf dem Genfer Automobilsalon. Gebaut wird er bei Karmann in Osnabrück auf der Plattform des VW Golf I. Im Gegensatz zum Vorgängermodell Scirocco I konnte sich der Design-Vorschlag von Giugiaro diesmal nicht durchsetzen, das Fahrzeug wird auf einem hausinternen Entwurf von Volkswagen gebaut. Das Serienfahrzeug wird Anfang März 1981 auf dem Genfer Auto-Salon vorgestellt und ab dem 16. März 1981 stehen an der Côte d’Azur Fahrzeuge der Presse zu Testfahrten zur Verfügung. Die VAG-Händler erhalten die Wagen ab Mitte Mai 1981. Im Juni 1981 werben fünf Anzeigenkampagnen für das neue Modell mit dem Slogan: „Der neue Scirocco. Aufregend vernünftig“. Insgesamt laufen bis zum 07.09.1992 in Osnabrück 291.497 Exemplare des Scirocco II vom Band. Die Rückleuchten des VW Scirocco II werden auch vom britischen Automobilhersteller Aston Martin für das ab 1990 gebaute Modell Virage verwendet.

 

03/1981 – Mercedes-Benz stellt auf dem Genfer Auto-Salon im Jahr 1981 einen Gurtstrammer für den Beifahrer in der S-Klasse vor und führt ihn damit erstmals in den Serienautomobilbau ein. Der Gurtstrammer ist in der Aufrollvorrichtung des Gurtes in der B-Säule angebracht und arbeitet mit einem Treibsatz, der auf einen Kolben wirkt. Dadurch wird ein Flüssigkeitsstrahl auf die Schaufeln eines kleinen Turbinenrades geleitet, welches das Rad der Aufrollachse in Drehbewegung versetzt. Innerhalb von 12 Millisekunden wird so der Gurt gestrafft.

 

03/1981 - Die Serienproduktion des DMC-12 startet in Dunmurry bei Belfast im britischen Nordirland. Das neue DMC-Werk wird fast komplett durch Zuwendungen der britischen Regierung finanziert, die eine weitere Stärkung der IRA verhindern will, indem sie die hohe Arbeitslosigkeit in Nordirland senkt. Vor dem Serienanlauf waren zwei Wagen hergestellt worden, mit denen Testfahrten über insgesamt nur 60.000 Meilen für das Bestehen der US-Abgasprüfung durchgeführt wurden. Dieser Aufwand war jedoch zu gering, um alle möglichen Mängel aufzuspüren und Fehler vor Beginn der Serienfertigung zu beheben. Dass DeLorean gleichwohl die Produktion aufnimmt, liegt am wachsenden Druck seiner Investoren und Händler, die nach sechs Jahren des Wartens nun endlich Geld verdienen wollen. Das Design der Karosserie stammt von Giorgetto Giugiaro (ItalDesign), der z.B. auch die VW-Modelle Golf und Scirocco I, Audi 80 oder De Tomaso Mangusta kreiert hatte. Die weitere Entwicklung zur Marktreife soll zunächst bei Porsche erfolgen, doch Porsche lehnt ab, da das Projekt in der vorgegebenen Zeit nicht seriös entwickelt werden könne. Bei Lotus war De Lorean erfolgreicher. Doch die Briten gaben nach zwei Jahren auf und kündigten 179 die Vereinbarung mit De Lorean. Doch 1981 kann die Produktion starten. Die Serienfahrzeuge leiden unter schwankender Produktqualität. Um für einen geplanten Börsengang als erfolgreicher Geschäftsmann dazustehen, lässt De Lorean die Produktion verdoppeln, obwohl bei weitem nicht entsprechende Kaufaufträge vorliegen Dies führt zum Kollaps des Projekts. Mehrere hundert DMC-12 stehen in Belfast auf Halde. Die britische Regierung unter der neuen Premierministern Thatcher weigert sich, weiteres Geld in die Firma zu investieren und so versucht De Lorean, über einen Kokainhandel zusätzliches Geld zu generieren. Er wird in den USA verhaftet, die DMC geht in Insolvenz. Zwar wird DeLorean in den USA freigesprochen, doch in Großbritannien erwartet ihn ein Verfahren wegen Veruntreuung. Er hatte zusammen mit Colin Chapman 17,5 Millionen Dollar Investorengelder unterschlagen. Berühmt wurde der DMC-12 in der erfolgreichen Film-Trilogie „Zurück in die Zukunft“ als Zeitmaschine.

 

06.05.1981 - In Sinsheim/Baden-Württemberg wird das Auto & Technik Museum eröffnet, Initiator und Gründer ist der Unternehmer Eberhard Layher (verst. 30.12.2012). Heutet bietet das Museum mehr als 3.000 Exponate auf einer Fläche von über 30.000 m² Hallenfläche. Zu diesen Exponaten gehören auch mehrere Luftfahrzeuge wie z.B. eine Douglas DC-3, eine ausrangierte Iljuschin II-14 und eine Concorde. Zu den 300 Oldtimern gehört eine Mercedes- und Maybach-Ausstellung, eine American-Dream-Cars-Sammlung (aus den 50ern). Berühmt ist auch der experimentelle Rennwagen "Brutus", ein American LaFrance-Chassis von 1907 mit einem 12-Zylinder BMW-Flugzeugmotor mit knapp 47 Litern Hubraum. Außerdem gibt es noch rund 200 Motorräder, 27 Lokomotiven, 60 Flugzeuge, 150 Traktoren, LKW und vieles mehr zu sehen.

 

15.05.1981 – In Puebla/Mexiko läuft der 20millionste Volkswagen Käfer vom Band. Aus Anlass dieses einmaligen Jubiläums bringt VW das Sondermodell „Silver Bug“ auf den Markt. Dieses hat einen 1,2-Liter-Boxermotor und 34 PS und ist eine glänzende Erscheinung: Silbermetallic-Lackierung, schwarze Dekorstreifen und am Heck der Hinweis auf die 20millionste Ausgabe. Der Innenraum ist mit großkariertem Schottenstoff in schwarzweißem Design als Sitzbezug und sportlicher Tür- und Seitenverkleidung ausgestattet. Zur zusätzlichen Käfer-Ausstattung zählen auch ein Radio mit UKW/MW-Bereichen sowie eine beheizbare Heckscheibe und Gürtelreifen. Das Sondermodell kostet 9.380,00 DM.

 

06.-07.06.1981 – In der Bergmannstadt Ibbenbüren findet das 1. Int. Motorrad-Veterantreffen statt. Teilnahmeberechtigt sind Motorräder bis zum Jahr 1939. Heute ist die Veranstaltung, die immer am Pfingstwochenende stattfindet, mit rund 400 historischen Motorrädern die größte Veranstaltung ihrer Art europaweit, wenn nicht sogar weltweit. Zum Programm gehören heute stets zwei Ausfahrten durch die Region und Gleichmäßigkeitsläufe im Stadion Ost.

 

10.06.1981 - In Stuttgart rollt der letzte Mercedes-Benz 600 vom Band direkt ins Museum. Das im September 1963 auf der IAA in Frankfurt am Main präsentierte Fahrzeug diente vor allem als Staats- und Repräsentationsfahrzeug. Insgesamt werden in der 17jährigen Bauzeit 2.677 Fahrzeuge gebaut, davon 429 als Pullman-Variante oder Sechstürer und 59 als Landaulet; sie haben ein festes Dach vorne über dem Chauffeur und ein Cabriolet-Faltdach hinten über den Passagieren. Es gibt zwei Landaulet-Versionen, eine mit langem und eine mit kurzem hinteren Verdeck. Im Pullman sind im Fond zwei vis-á-vis angeordnete Sitzreihen oder Klappsitze mit oder entgegen der Fahrtrichtung vorhanden. Eine der bekanntesten Sonderanfertigungen ist das für Papst Paul VI. gebaute Landaulet, das heute im Mercedes-Benz-Museum ausgestellt ist. Angetrieben wird die Luxuslimousine von einem V8-Motor mit 6,3 Liter Hubraum, Saugrohreinspritzung und Achtstempel-Einspritzpumpe. Der 250 PS starke Motor wiegt alleine 400 kg und ermöglicht eine Spitzengeschwindigkeit von 205 km/h, die Beschleunigung dieses großen Mercedes auf 100 km/h ist in 10 Sekunden möglich. Damit ist er seinerzeit eines der schnellsten Serienfahrzeuge und wird auch als „Größter Sportwagen aller Zeiten“ betitelt. Zur Ausstattung des Mercedes-Benz 600 gehören eine elektrisch regulierbare Heizungs- und Lüftungsanlage, Klimaanlage, ein umfassendes hydraulisches Servosystem mit hydraulisch verstellbaren Sitzen, hydraulisch verstellbarer Sitzbank hinten, hydraulischen Fensterhebern und ebenfalls hydraulisch betriebenen Schiebedächern. Im Vergleich zu Elektroantrieben ist die Hydraulik nahezu geräuschlos, aber bei ausgeschaltetem Motor recht kraftlos. Im August 1964 beträgt der Listenpreis für einen 600er Mercedes-Benz 56.500 DM, gegen Ende seiner Bauzeit muss für den 600 lang, sieben/acht Sitze, sechs Türen 175.392 DM bezahlt werden. Der damals teuerste S-Klasse-Mercedes, der 450 SEL 6.9, ist schon für 78.960 DM zu haben. Dennoch ist der 600er aufgrund zahlreicher Kundensonderwünsche und der durchgängigen Handarbeit über die gesamte Fertigung immer ein Verlustgeschäft. Neben vielen Regierungen orderten auch finanzkräftige Prominente einen Mercedes-Benz 600, so z.B. John Lennon, Elvis Presley, Herbert von Karajan, Aristoteles Onassis, Max Grundig, David Bowie und Elisabeth Tylor, aber auch der sowjetische Generalsekretär Leonid Breschnew, der nordkoreanische Diktator Kim Il-sung und der kolumbianische Drogenbaron Pablo Escobar.

 

23.06.1981 - in Osnabrück wird der 1,5millionste Volkswagen gefeiert, den Karmann für die Wolfsburger seit 1949 gebaut hat. Es ist ein schneeweißer Scirocco GTi, der direkt in die hauseigene Fahrzeugsammlung "wandert".

 

07.08.1981 - Die Fahrt in einem gelben Citroen 2CV gehört zu den spektakulärsten Verfolgungsjagden der bisherigen 25 James-Bond-Filme. Quer durch Olivenhaine geht es für den britischen Geheimagenten "007", die Ente kippt um, wird von Passanten wieder aufgestellt. Schon alleine diese Szene rechtfertigt es, sich "James Bond 007 - In tödlicher Mission" mal wieder anzusehen. Nach dem Film legt Citroen eine Sonderserie des 2CV in Gelb auf, die an der Seite, der Motorhaube und dem Heck aufgeklebte "Einschusslöcher" und auf den Seiten den "007"-Schriftzug aufweist. Dieses Aufkleberset kann man noch bis in die 1990er Jahre bei Citroen beziehen. Einen Kurzauftritt hat das eigentliche Dienstfahrzeug des britischen Geheimagenten, ein Lotus Esprit Turbo. Dieser explodiert jedoch beim Versuch eines Gangsters, die Scheibe einzuschlagen. Dabei weist doch ein dreieckiger Aufkleber auf eine "Diebstahlsicherung" hin…

 

09.08.1981 – der US-amerikanische Autoimporteur Max Hoffman stirbt. Geboren wird Maximilian Hoffmann in Wien. 1934 gründet er zusammen mit einem Partner den Autohandel Hoffmann & Huppert und importiert u.a. Volvo-Fahrzeuge nach Österreich. Nach dem Anschluss Österreichs an Nazi-Deutschland muss er 1938 nach Frankreich fliehen, da Hoffmann Sohn einer katholischen Mutter und eines jüdischen Vaters ist. 1941 gelingt es ihm, in die USA emigrieren. Nach Kriegsende beginnt er, mit seiner in New York neugegründeten „Hoffman Motor Company“ europäische Automobile in die USA zu importieren. In seinem Programm sind Rolls-Royce, Bentley, Austin, Cooper, Rover, Lea-Francis, Healey und Morgan. 1950 wird Hoffman wird er Volkswagen-Importeur für die Ostküste, gibt dies jedoch 1953 wieder auf. Erfolgreich wird die Zusammenarbeit mit Porsche. Durch seinen Einfluss wird der 356 Speedster auf den Markt gebracht. 1952 beginnt auch seine Zusammenarbeit mit Daimler-Benz. Er überzeugte den Vorstand, die Mercedes-Modelle 300 SL und 190 SL zu bauen. 1957 trennte sich Daimler-Benz von Hoffman nach einer Neustrukturierung gegen eine Abfindungszahlung. Außerdem importiert Hoffman in den 1950er Jahren Fahrzeuge von Fiat und Alfa Romeo. Die Entwicklung des Alfa Romeo Giulietta Spider ist wesentlich von ihm beeinflusst. Er verpflichtet sich, die ersten 500 Fahrzeuge abzunehmen. Das Modell erscheint deshalb zunächst in den USA und erst danach auf dem italienischen Markt. Mitte der 1950er Jahre beginnt seine Zusammenarbeit mit BMW. Er entwickelt die Grundzüge für den von Albrecht Graf von Goertz entworfenen BMW 507. Mitte der 1960er Jahre kündigt Hoffman die meisten seiner Händlerverträge und wird exklusiver Vertreter für BMW. Die Fahrzeuge der sogenannten „Neuen Klasse“ verkauft er erfolgreich in den USA. 1975 lässt er sich ausbezahlen und BMW übernimmt den Verkauf in den USA über eigene Vertriebswege. 2004 wird Hoffman in die Automotive Hall of Fame aufgenommen.

 

10.08.1981 - Die Benzinpreise werden von der Aral AG um drei und die Dieselpreise um zwei Pfennig pro Liter erhöht. Die anderen Mineralölgesellschaften schließen sich innerhalb von wenigen Tagen dieser achten Preiserhöhung seit Jahresbeginn an.

 

17.09.1981 - In Frankfurt/Main findet bis zum 27.09.1981 die 49. Internationale Automobilausstellung statt. 1500 Aussteller aus 27 Ländern stellen ihre neuesten Modelle vor. Mitsubishi präsentiert das erste Serienauto mit Gasantrieb. Der L 300 besitzt zwei 50-Liter-Tanks, einer für Autogas, einer für Normalbenzin - die Umschaltung zwischen beiden Betriebsarten ist auch während der Fahrt möglich. Bei Opel wird der neue Ascona C vorgestellt - mit Frontantrieb. Bei Mercedes-Benz steht der Luxus im Vordergrund. Dafür sorgen die beiden neuen Coupés 380 SEC und 500 SEC. Porsche stellt den 944 vor, VW die sehr konservativ gezeichneten Stufenheckmodelle Derby und Santana, und bei Renault dürfen sich die Fans über den R5 Alpine Turbo freuen.  

 

01.10.1981 - Mit Tricks aller Art versuchen die Teilnehmer des illegalen Cannonball-Trans-America-Rennens, die Konkurrenten auszuschalten. Der Film "Auf dem Highway ist die Hölle los" ist ein starbesetzter Actionfilm um ein verrücktes Rennen, das in einer Folge lose miteinander verbundenen Episoden erzählt wird und Gelegenheit zu einigen qualitativ unterschiedlichen Selbstparodien und Filmzitaten bietet. Zu den Darstellern gehören Burt Reynolds, Roger Moore, Farrah Fawcett, Dean Martin, Dom deLuise, Sammy Davis Jr. und Jackie Chan. Farah Fawcett erhält für ihre schauspielerische Leistung eine Nominierung für die Goldene Himbeere als schlechteste Nebendarstellerin. Die Kritiken bescheinigen dem Film viel Klamauk, Unterhaltsamkeit und Anspruchslosigkeit.

 

17.10.1981 - Der 29-jährige Brasilianer Nelson Piquet wird beim Grand Prix in Las Vegas auf Brabham Fünfter und damit Automobil Weltmeister 1981 vor dem Argentinier Carlos Reutemann im Williams. Sieger des Rennens ist Alan Jones, dem Weltmeister von 1980.

 

11/1981 - in Wolfsburg rollt der 40.000.000. Volkswagen vom Band, davon 20.000.000 Käfer und bereits 5.000.000 Golf.

 

08.11.1981 - Im Werk Berlin-Marienfelde erfolgt die Grundsteinlegung des neuen Forschungszentrums für die 1977 gegründete Daimler-Benz Forschungsgruppe Berlin. 25 Millionen DM investiert der Stuttgarter Konzern in den Bau eines Fahrsimulators, um das Verhalten von Fahrer und Fahrzeug im Straßenverkehr künftig noch intensiver erforschen zu können.

 

12.11.1981 - Der österreichische Rennfahrer Niki Lauda gibt seine Rückkehr zur Formel 1 bekannt. Zwischen 1971 und 1985 bestreitet er 171 Formel-1-Rennen, bei denen er 25 siegt, 54 Podestplätze einfährt und dreimal Weltmeister wird (1975 und 1977 auf Ferrari, 1984 auf McLaren). Von 1971 bis 1972 fährt er für March, 1973 für B.R.M., 1974 bis 1977 für Ferrari, 1978 und 1979 für Brabham und 1982 bis 1985 für Mc Laren. Seinen ersten Formel-1-Sieg holt er am 28.04.1974 beim Großen Preis von Spanien, seinen letzten 1985 beim Großen Preis der Niederlande.

 

 

1982

 

1982 – Der Renault 9 wird zum „Auto des Jahres“ gewählt. Dahinter folgen auf Platz 2 der Opel Ascona C und auf Platz 3 der VW Polo II.

 

1982 eröffnet Helmut Pfeihofer in Gmünd (Österreich) das Porsche Automuseum Gmünd. Ausgestellt sind unter anderem ein Pkw Steyr 30 (Typ 45, Bj. 1932 – eine Konstruktion Ferdinand Porsches für die Steyr-Werke AG, vorgestellt 1930, Baujahre 1932–1933), ein VW Typ 82 Kübelwagen, ein Porsche 597 Jagdwagen, rekonstruierte Holzmodelle der Typen Porsche 356 und Spyder, wie sie ab 1948 für das Formen der Karosseriebleche verwendet wurden, mehrere Modelle der Porsche 356 und der Porsche 911-Reihe, ein Porsche 962 Coupé sowie verschiedene Rallye- (z. B. 910/S Bergspyder) und Formel-Rennwagen (z. B. Formel Super V) aus der Porsche-Produktion. In einem Archivraum werden auf Schautafeln Informationen zur Firmen- und Fahrzeuggeschichte präsentiert sowie ein dokumentarischer Videofilm vorgeführt. Etliche der Exponate werden vom Museumsgründer Helmut Pfeifhofer auf Ausfahrten regelmäßig bewegt.

 

14.01.1982 – In Heßdorf bei Erlangen stirbt der frühere Motorradrennfahrer Walfried Winkler. Während seiner gesamten Karriere startet er für DKW und kann mit deren Zweitakt-Rennmotorrädern die Viertakt-Konkurrenz oftmals deklassieren. 1934 wird er Europameister in der Klasse bis 250 cm³, gewinnt vier Deutsche Straßenmeisterschaften, die Internationale Sechstagefahrt, wird zweimal Deutscher Zementbahn- und einmal Deutscher Bergmeister. 1938 nimmt er an der Nachwuchsfahrerprüfung der Auto-Union-Rennabteilung auf dem Nürburgring teil, wird aber wegen seiner hageren Statur nicht für fähig gehalten, eine ganze Renndistanz in einem der schweren Grand-Prix-Wagen zu absolvieren. Winkler stellt zahlreiche Weltrekorde auf, vor allem mit der 175-cm³-DKW. Insgesamt gelingen ihm in seiner Karriere mehr als 200 Rennsiege. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg und mehrjähriger Internierung im Speziallager Nr. 1 Mühlberg bestreitet Winkler auf einer ehemaligen 250er Werksmaschine noch zahlreiche Rennen in Ost- und Westdeutschland. Im Herbst 1950 verlässt er seine sächsische Heimat und geht nach Westdeutschland, wo er in Nürnberg bei Victoria arbeitet und 1952 die Leitung der Geländesportabteilung übernimmt. 1957, nachdem die Geländesportabteilung bei Victoria aufgelöst wird, wechselt Winkler zu Porsche und arbeitet dort in der Versuchsabteilung, in der er auch an der Entwicklung des ersten Porsche 911 mitwirkt. Trotz seines inzwischen fortgeschrittenen Alters nimmt er noch an einigen Rennveranstaltungen teil und bestreitet 1958 zusammen mit Herbert Linge auf Porsche 550 Spyder das 1000-Kilometer-Rennen auf dem Nürburgring. In den folgenden Jahren startet Winkler mehrmals bei der über 1000 Kilometer führenden Tour d’Europe. 1969 geht er in den Ruhestand, bleibt aber dem Rennsport bis zu seinem Tod im Jahr 1982 verbunden.

 

16.-22.01.1982 - Die 50. Rallye Monte Carlo ist der 1. Lauf zur Rallye-Weltmeisterschaft 1982. Sie findet vom 16. bis zum 22. Januar in der Region von Monaco statt. Es gewinnen Walter Röhrl und Christian Geistdörfer mit ihrem Opel Ascona 400 vor Hannu Mikkola und Arne Hertz auf Audi quattro.

 

28.01.1982 – In Zschopau verstirbt der frühere Motorradrennfahrer Johannes „Hans“ Sprung im Alter von 61 Jahren. Sprung startet im Juni 1922 beim ersten auf der Berliner AVUS ausgetragenen Motorradrennen auf einem in Zschopau konstruierten Lomos-Roller mit DKW-Motor. Im folgenden Jahr siegt er mit einem DKW-Kleinstmotorrad bei dem zur Sachsenfahrt zählenden Bergrennen zum Forsthaus Lückendorf und ist auch bei der ADAC-Reichsfahrt erfolgreich. Im Jahr 1924 gewinnt er im Rahmen der Reichsfahrt die Etappe auf die Hohe Sonne bei Eisenach. In die folgende Saison startet Sprung mit zweiten Plätzen hinter seinem DKW-Kollegen Hermann Weber bei der Winterfahrt und beim Prager Bergrennen. Auf der AVUS besiegt er erstmals Weber, danach gewinnt er die Bahnrennen auf der Opelbahn und in Chemnitz und wird mit dem Sieg in Elberfeld Deutscher Kraftrad-Bahnmeister 1925 der 175-cm³-Klasse. Außerdem gewinnt er 1925 die Deutsche Straßenmeisterschaft in der 175er-Kategorie. Im Jahr 1927 siegt Hans Sprung mit seiner DKW bei den 175er-Läufen beim Eilenriederennen in Hannover, bei den erstmals ausgetragenen Motorradrennen auf dem Badberg-Viereck (dem heutigen Sachsenring und der Nürburgring-Nordschleife – dem Eifelrennen – sowie auf dem Marienberger Dreieck und krönt sich damit erneut zum Deutschen 175-cm³-Straßenmeister. Außerdem siege er zusammen mit Arthur Müller beim 24-Stunden-Rennen auf der Opelbahn bei Rüsselsheim. 1928 siegt Sprung erneut in Marienberg, diesmal in der 250er-Klasse, und gewinnt den Großen Preis der Tschechoslowakei sowie in Königsbrück. Im folgenden Jahr erringt er Siege bei den Bergrennen nahe Prag und in Lückendorf, 1934 nimmt er noch einmal mit Erfolg an der 2000-Kilometer-Deutschlandfahrt teil. In den 1950er-Jahren fördert und betreut Hans Sprung den MZ-Rennfahrer Hans Fischer.

 

05.02.1982 – Mit Arthur Geiss verstirbt im Alter von 78 Jahren einer der besten deutschen Motorradrennfahrer vor dem Zweiten Weltkrieg. Der „Pforzheimer Jockey“, wie er aufgrund seines geringen Körpergewichts und seiner markanten Körperhaltung auf dem Motorrad genannt wird, löst in den 20er und 30er Jahren mit seinen großen Erfolgen in seiner Heimatstadt eine regelrechte Motorsport-Euphorie aus, die zum Bau des Hockenheimrings führt. Arthur Geiss wird zunächst Mechaniker, da sein Vater in Hockenheim eine Reparaturwerkstatt und Fahrschule betreibt. Auch sein Bruder Wilhelm ist in diesem Berufsfeld tätig, hat sich aber in seiner Pforzheimer Werkstatt auf Motorräder spezialisiert. Seine ersten Rennerfolge sammelt Geiss bei kleineren Veranstaltungen rund um Pforzheim, er fährt dabei Maschinen verschiedener Fabrikate, darunter NSU, A.J.S. und Garelli. Sein erster Sieg gelingt ihm 1923 beim Karlsruher Wildparkrennen auf einer 175-cm³-DKW. Zwei Jahre später wechselte er endgültig zu den Zschopauer DKW-Werken, die ihn 1927 in den Kreis der Werksfahrer aufnehmen. 1935 zieht Arthur Geiss in das nahe „Rennfahrerdörfchen“ Adelsberg bei Chemnitz um, wo auch seine Kollegen und Freunde Walfried Winkler und Ewald Kluge wohnen. In den folgenden Jahren startet Arthur Geiss regelmäßig bei den in ganz Europa ausgetragenen Motorrad-Grand-Prix-Rennen sowie bei vielen Veranstaltungen in Deutschland und erzielt dabei eine unvergleichliche Siegesserie. Geiss gewinnt 1928 die Deutsche Meisterschaft in der 175-cm³-Klasse. 1930, 1931, 1933 und 1935 folgen vier Titel in der 250-cm³-Klasse. 1935 ist er außerdem beim Großen Preis der F.I.C.M., der in diesem Jahr im Rahmen des Ulster Grand Prix auf dem Clady Circuit in Nordirland ausgetragen wird, siegreich und sichert sich so den 250er-EM-Titel. Bereits kurz nach dem Start hat er sich in Führung gesetzt, diese in der dritten Runde wieder verloren und wenige Umläufe später mit zwei Rekordrunden zurückerkämpft. Nach einem Tankstopp und einem Zündkerzenwechsel liegt Geiss zwischenzeitlich wieder auf Rang zwei. Nachdem der führende Engländer Bob Foster auf New Imperial ebenfalls nachtanken muss, setzt sich der Deutsche erneut an die Spitze und überquert die Ziellinie schließlich mit 25 Sekunden Vorsprung auf Foster. Arthur Geiss wird damit der erste Nicht-Brite, der mit einer nicht-britischen Maschine den seit 1922 ausgetragenen Ulster Grand Prix gewinnen kann. In Ungarn stellt Arthur Geiss 1933 mit 161,46 km/h einen Geschwindigkeitsweltrekord in der 250-cm³-Klasse auf. 1935 gewinnt er, zusammen mit seinen langjährigen DKW-Stallgefährten Ewald Kluge und Walfried Winkler, in Oberstdorf im Allgäu die Silbervase bei der 17. Internationalen Sechstagefahrt. Geiss' Karriere, in der er über 150 Rennen bestreitet und elf Grand Prix gewinnen kann, findet im Herbst 1936 ein jähes Ende. Nach einem Unfall bei einer Fahrt zu einer Siegerehrung, der einen 15-monatigen Krankenhausaufenthalt nach sich zieht, ist sein linker Arm nicht mehr voll einsetzbar. In den Folgejahren wird Arthur Geiss als Betreuer der Nachwuchsfahrer eingesetzt.

 

25.02.1982 – Nach nur acht Jahren Bauzeit läuft bereits der 5.000.000ste VW Golf vom Band.

 

08.05.1982 – Im belgischen Löwen stirbt der kanadische Automobilrennfahrer Gilles Villeneuve. Nachdem er erfolgreich in verschiedenen Rennserien startet ist, debütiert Villeneuve 1977 in der Formel 1. Für den Großen Preis von Großbritannien erhält er das dritte Werkscockpit bei McLaren. 36 Fahrer sind gemeldet, eine Vorqualifikation ist erforderlich und der Kanadier setzt sich durch. Er startet als Neunter, muss dann aber auf dem siebten Platz mit einem überhitzten Motor in die Box. Dennoch beendet er als Elfter das Rennen. Es bleibt jedoch das einzige Rennen für McLaren. Für die letzten beiden Rennen wird er von der Scuderia Ferrari verpflichtet. Auch in der kommenden Saison fährt er für Ferrari zusammen mit Carlos Reutemann. Bis 1982 startet Villeneuve bei 67 Formel-1-Grands-Prix, bei 66 von ihnen für die Scuderia Ferrari. In der Formel-1-Saison 1979 wird er Vizeweltmeister. Beim Abschlusstraining zum Großen Preises von Belgien auf der Rennstrecke in Zolder, dem fünften Saisonlauf 1982, kollidiert Villeneuve mit dem langsam fahrenden Jochen Mass, wobei sich Villeneuve lebensbedrohliche Verletzungen zuzieht und wenige Stunden später stirbt. Gilles Villeneuves Sohn Jacques wird 1997 Formel-1-Weltmeister.

 

19.-20.06.1982 – In Le Mans findet das 50. 24-Stunden statt. Wieder einmal hat der Automobile Club de l’Ouest das Reglement des 24-Stunden-Rennens geändert. Ziel ist es, die hohe Durchschnittsgeschwindigkeit weiter zu senken, ohne in die Technik der Fahrzeuge massiv einzugreifen. Im Jahr zuvor siegte der Werks-Porsche 936, gefahren von Jacky Ickx und Derek Bell, mit einem Schnitt über 200 km/h. 28 der 55 zum Start zugelassenen Wagen sind Gruppe-C-Prototypen. Porsche bringt drei völlig neu konzipierte Prototypen nach Le Mans. Durch Änderungen am Reglement ist schon 1981 klar gewesen, dass die offenen Porsche 936 1982 in der Sportwagen-Weltmeisterschaft nicht mehr zum Einsatz kommen können. Bei Porsche wird mit dem 956 ein völlig neues Rennwagenkonzept verwirklicht. Da die bisher verwendeten Rohrrahmen nicht mehr zeitgemäß sind, konstruiert man erstmals ein Alu-Fahrgestell in Schalenbauweise. Der Motor wird vom Porsche-Interscope-Triebwerk abgeleitet und leistet 620 PS. Gefahren werden die drei Boliden von den Mannschaften Jacky Ickx/Derek Bell, Jochen Mass/Vern Schuppan und Hurley Haywood/Al Holbert. Ein Porsche 936 wird von Reinhold Joest so umgebaut, dass er dem Gruppe-C-Reglement entspricht. Gefahren wird dieser Wagen von Bob Wollek und den belgischen Martin-Brüdern. Ford kommt erstmals seit den 1960er-Jahren wieder werkseitig nach Le Mans. Aufgebaut werden die beiden C100 bei Zakspeed in Niederzissen. Gemeldet von Ford Deutschland fahren Manfred Winkelhock, Klaus Niedzwiedz, Klaus Ludwig und Marc Surer die beiden Boliden. Aus Frankreich sind sechs Rondeau am Start, drei davon Werkswagen von Jean Rondeau selbst. Die Werksmannschaft setzt die M382 ein und alle Rondeaus haben Cosworth-V8-Motoren als Triebwerke. Nach einigen Jahren der Abwesenheit kommt auch Gand Touring Cars wieder nach Le Mans. Den neu konzipierten Mirage M12 fahren Mario Andretti und dessen Sohn Mike. Bereits für die Gruppe C gebaut sind die WM P82 von Welter Racing, während der Werks-Lancia LC1 von Piercarlo Ghinzani, Riccardo Patrese und Hans Heyer noch der Gruppe 6 entspricht. Das Fahrzeug mit dem stärksten Motor ist der Chevrolet Camaro von Billy Hagan und Gene Felton mit einem 5,7-Liter-Chevrolet-Aggregat. Der Werks-Mazda RX-7 hat einen 1.3-Liter-Wankelmotor. Mario und Mike Andretti qualifizieren den Mirage M12 an der neunten Stelle, dennoch kann das Team nicht am Rennen teilnehmen. 20 Minuten vor dem Start, der Mirage steht längst an seinem Startplatz, eröffnen technische Delegierte des ACO einer völlig verblüfften Teamführung, dass der Wagen illegal sei und nicht starten könne. Was bei allen technischen Abnahmen nicht beanstandet wurde, ist plötzlich ein Problem. Der Getriebeölkühler ist hinter dem Getriebe angebracht. Die Offiziellen bestehen plötzlich darauf, dass dieser sich über dem Getriebe zu befinden habe. Was folgt, war eine Farce und geht als eine der unrühmlichsten Aktionen des ACO in die Geschichte dieses Rennen ein. Die Techniker von Grand Touring Cars sind nämlich kurzfristig in der Lage, den Umbau vorzunehmen. Während die Mechaniker an den Boxen arbeiten, disqualifiziert der ACO den Wagen jedoch und lässt die erste Reserve nachrücken. Als das Rennen gestartet wird, steht der Mirage vollkommen regelkonform in der Box und darf nicht starten. Teamchef Harley Cluxton lässt den Wagen daraufhin vor den Bereich der Rennleitung schieben und dort über Stunden in der Boxengasse stehen. Sein Protest wird abgewiesen. Es ist der letzte Auftritt eines Mirage-Rennwagens in Le Mans. Vom Start weg dominieren die drei Werks-Porsche das Rennen. Nur die Rondeaus und die Ford C100 können in der Anfangsphase mithalten, der Gesamtsieg von Porsche ist über die 24 Stunden jedoch nie in Gefahr und das Rennen endet mit einem Dreifachsieg der Werksmannschaft. Ungemach gibt es nur bei den Fahrern. In den frühen Abendstunden verliert Hurley Haywood die Fahrertür, als er bei vollem Tempo kontrolliert, ob diese auch geschlossen sei. Dabei springt die Tür auf und wird vom Fahrtwind weggerissen. Zu diesem Zeitpunkt liegt der Wagen mit der Nummer 3 an der Spitze, fällt nach einer längeren Reparatur aber auf den siebten Rang zurück. In der Nacht erleidet Haywood dann einen Kreislaufkollaps und wird von den Porsche-Ärzten aus dem Rennen genommen. Für ihn kommt Ersatzfahrer Jürgen Barth ins Auto.

 

10.07.1982 - Nach einem jahrelangen Kampf wird im elsässischen Mülhausen die sensationelle Oldtimer-Sammlung der Gebrüder Schlumpf mit dem Musée national de l'Automobile der Öffentlichkeit zugängig gemacht. Kern der Sammlung sind 400 Oldtimer, darunter alleine 87 Bugatti. Auch ein Mercedes "Silberpfeil" Typ W 154 II (1939) gehört zur Sammlung.

 

08/1982 – Der Audi 100 C3 kommt auf den Markt. Der Wagen mit den bündig eingebauten, hochgezogenen Fenstern und einem cw-Wert von 0,30 gilt in den frühen 1980er-Jahren als strömungsgünstigstes Serienfahrzeug dieser Zeit und erhält viele Auszeichnungen. Die innovative Designsprache und technische Details stellen einen prägenden Impuls für das Automobildesign der 80er Jahre dar. Wegen des Leichtbaus und des niedrigen Luftwiderstandes verbraucht der Wagen weniger Kraftstoff als vergleichbare Fahrzeuge der Zeit. Im August 1983 folgen der „Avant“-Kombi mit Schrägheck und der Audi 200 mit Karosserie und Fahrwerk des Audi 100, aber stärkerem Motor und besserer Ausstattung. Gegenüber dem Vorgänger entfernt man sich vom Schrägheck-Konzept des ersten Avant-Modells von 1977 zugunsten einer eher typischen Kombivariante. Wie von Audi Anfang der 80er Jahre angekündigt, werden nach und nach alle Fahrzeuge mit Allradantrieb angeboten: Ab November 1984 sind die „quattro“-Versionen erhältlich. Der permanente Allradantrieb ist mit einem Mitteldifferentialgetriebe versehen. In einem bekannten Werbespot der damaligen Zeit fährt ein solcher Wagen eine schneebedeckte Skisprungschanze hinauf. Später wird der Spot mit dem Audi A6 wiederholt. Die Autos fahren bei den Dreharbeiten der Werbefilme aus eigener Kraft die Schanze hinauf, werden dabei nur mit einem Drahtseil gesichert. Bereits Mitte der 1980er Jahre experimentiert man außerdem mit Aluminiumkarosserien, mit denen Audi-100-Prototypen ausgerüstet werden. Der Schritt in die Serie wird jedoch erst mit dem späteren Audi A8 und dessen sogenannter „Space-Frame“-Karosserie vollzogen.

 

26.09.1982 – Die erste Folge der neuen Actionserie "Knight Rider" wird in den USA gezeigt. Sie dreht sich um den Ex-Polizisten Michael Knight (David Hasselhoff), dessen Leben nach einem schweren Unfall von einem geheimnisvollen Millionär gerettet wird. Ausgestattet mit einer neuen Identität und einem sprechenden Hightech-Superauto namens „K.I.T.T.“ bekämpft Knight von nun an das Böse und wird immer dann auf den Plan gerufen, wo der normale Polizeiapparat nichts ausrichten kann. Dabei kommt es in der Regel zu spektakulären Verfolgungsjagden und witzigen Interaktionen zwischen Knight und seinem eigensinnigen Auto. Die Erstausstrahlung in Deutschland erfolgt am 28.08.1985 auf RTLplus. Zwischen 1982 und 1986 werden vier Staffeln mit insgesamt 90 Folgen gedreht. Die Basis von K.I.T.T. ist ein Pontiac Firebird Trans Am, Modelljahr 1982, der für die Dreharbeiten grundlegend modifiziert wird. Optisch am auffallendsten sind das rot leuchtende Scanner-Lauflicht in der neugestalteten Frontschürze und das raumschiffähnliche Science-Fiction-Cockpit mit zahlreichen Anzeigen und Tasten. Der Filmproduzent und Schöpfer vieler Serien der 1980er-Jahre, Glen A. Larson, kann aus seinem eigenen reichhaltigen Ideen-Fundus schöpfen. Die Leuchtanzeige an der Motorhaube von K.I.T.T. wird erstmals in dem Film Kampfstern Galactica bei den Zylonen verwendet, viele Modelle für die Trickaufnahmen kommen erstmals bei „Ein Colt für alle Fälle“ zum Einsatz. Der Customizer Michael Scheffe modifiziert den Pontiac bis zur bekannten Serienform. In der letzten Staffel wird George Barris für eine weitere Überarbeitung des Äußeren beauftragt. Hervorzuheben ist, dass es nur drei Fahrzeuge gibt, die über das in der Serie zu sehende Cockpit verfügen. Diese Wagen werden für Nahaufnahmen mit David Hasselhoff und Studioaufnahmen verwendet. Die Fahrzeuge werden close-up cars genannt. Viele andere in der Serie verwendete Fahrzeuge sind mit leeren Instrumententrägern bestückt. Außerdem gibt es einen umgebauten Sandbuggy mit K.I.T.T.-Karosserie aus weichem Kunststoff. Dieses Fahrzeug wird nur für Rampenstunts verwendet. Es ist in verschiedenen Sprungszenen zu erkennen, weil der Unterboden aus einer einzigen Aluminiumplatte besteht. Für den Dreh der Szenen, in denen K.I.T.T. im „Super Pursuit Mode“ fährt, werden besonders umgebaute Fahrzeuge verwendet. Daher ist die Verwandlung nach dem Zuschalten des Modus auch stets nur in Detailaufnahmen zu sehen. David Hasselhoff bringt im Jahr 1987 im Rahmen seiner Tournee zwei Repliken der Filmfahrzeuge mit nach Europa, wovon eines an das Siegfried-Marcus-Automobilmuseum in Stockerau übergeben wird. Dieses Fahrzeug ist inzwischen in Privatbesitz. Das zweite Fahrzeug wird im Jahr 2008 für die Gumball-3000-Rallye restauriert, nachdem es in der österreichischen Garage von Georg Fechter „wiedergefunden“ wurde. Auch dieses Fahrzeug befindet sich inzwischen in Privatbesitz. Im Jahr 2018 benutzt Hasselhoff den K.I.T.T.-Nachbau vom Berliner Regisseur Martin Busker für die Begleitung seiner „30 Years Looking for Freedom“ Tour durch Deutschland und Österreich.

 

08.11.1982 - In Wolfsburg läuft der 20.000.000ste in diesem Werk gebaute Volkswagen vom Band. Es ist ein Golf Turbo-Diesel.

 

20.11.1982 - Zwischen Hamburg und Berlin wird die fertiggestellte Transitautobahn für den Verkehr freigegeben. Auf DDR-Seite öffnet der innerdeutsche Grenzübergang bei Zarrentin am Schaalsee.

 

08.12.1982 – Der „Baby-Benz“ wird der Presse vorgestellt. Der W 201 ist der erste Mittelklassewagen von Mercedes-Benz, mit dem die Stuttgarter vor allem die Käuferschicht des BMW 3er erreichen wollen. Vermarktet wird er als Mercedes-Benz 190, unabhängig vom Hubraum des Motors. Produziert wird er bis August 1993 mehr als 1,8 Millionen Stück. Damit zählt er zu den erfolgreichsten Modellen von Mercedes-Benz. Der Mercedes-Benz W 201 markiert für Daimler-Benz den Übergang zu einer neuen Fahrzeuggeneration. Raumlenkerhinterachse, neuentwickelte gekapselte Dieselmotoren und strömungsgünstige und sachliche Karosserie stehen für den neuen Stil. In den Grundzügen bleiben die Proportionen des W 201 bis zum Modell Baureihe 203 erhalten. Beim Design mit dem relativ kurzen, hohen und sich verjüngenden Heck bricht Mercedes radikal mit dem der bisherigen Modelle. Auch ist der W 201 das erste Modell, bei dem Mercedes, mit Ausnahme des Kühlergrills, auf Chromschmuck verzichtet. Der Luftwiderstandsbeiwert (cw) liegt nach Angaben von Daimler-Benz von 1983 bei 0,33. Später nimmt Mercedes in den Mittel- und Oberklassemodellen W 124 und W 140 Designelemente des W 201 auf. Ein großer Erfolg gelingt mit dem Mercedes-Benz 190 E 2.5-16 in der Rennsaison 1992: Er gewinnt 16 von 24 Rennen der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft (DTM) und belegt in der Endabrechnung die Plätze eins bis drei. Kein anderes Auto sammelt bis dato in einer DTM-Saison mehr Siege, mehr Punkte, mehr Trainingsbestzeiten, mehr schnellste Runden und mehr Führungskilometer als die von Mercedes-Benz-Haus-Tuner AMG vorbereiteten 190 E 2.5-16 in ihrer zweiten Evolutionsstufe (Kurzbezeichnung EVO II).

 

16.12.1982 – Der britische Rennwagen-Konstrukteur und Gründer der Rennsportmarke Lotus Anthony Colin Bruce Chapman stirbt in Norfolk im Alter von 54 Jahren an Herzversagen. Schon als Kind ist er ein guter Zeichner und in handwerklichen Dingen begabt. So baut er unter anderem eine Seifenkiste mit Einzelradaufhängungen. Colin Chapman studiert Bautechnik und anschließend Luftfahrttechnik. Nach dem Krieg will er zunächst Pilot der Royal Air Force werden, doch davon wird ihm abgeraten, da ein Onkel als Flieger im Krieg fiel. Er konzentriert sich daher auf Automobile. Chapman fährt Trials im Gelände und baut kleiner sportliche Wagen auf. Am 12.05.1951 startet er zu seinem ersten Rundstreckenrennen in der 750-ccm-Klasse und gewinnt. Es ist der Lotus III auf Basis eines Austin. In London hat er nun eine Werkstatt eingerichtet, in der außer ihm zwei Freunde arbeiten. 1952 gründet er die Lotus Engenieering Co. Ltd. Und baut zunächst den Lotus Seven. Ihn bietet er sowohl als Komplettfahrzeug wie auch als Bausatz an. 1953 kommt Graham Hill als Mechaniker dazu, den Chapman zufällig in Brands Hatch getroffen hat. Daneben entwickelt er Rennsportwagen mit aerodynamisch günstig geformter Karosserie. 1954 gründet er sein erstes Rennsportteam. Ein Jahr später startet er mit seinem Lotus Mk IX beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans, wird aber disqualifiziert. 1958 tritt er mit dem Frontmotor-Typ Lotus 12 in der Formel 1 an. Mit zahlreichen Innovationen im Rennwagenbau kann er immer wieder neue Maßstäbe setzen. Seine wichtigsten Erfindungen sind die Einführung der Monocoque-Bauweise in den 1960er Jahren, die Erfindung der sogenannten Wingcars in den 1970er Jahren (mit einem aerodynamisch ausgeformten Unterboden) sowie der legendäre Lotus 88 mit dem Doppel-Chassis.

 

 

1983

 

1983 – Zum „Auto des Jahres“ wird der Audi 100 C3 gewählt. Zweitplatzierter ist der Ford Sierra 82, Drittplatzierter der Volvo 760.

 

13.01.1983 – Der französische Automobilrennfahrer und Automobilkonstrukteur René Jules Bonnet stirbt im Alter von 79 Jahren. In den 1950er Jahren hat sich Bonnet zusammen mit seinem Partner Charles Deutsch mit den DB-(Deutsch-Bonnet)-Sportwagen einen Namen gemacht, die ein hubraumschwacher Zweizylinder-Boxermotor von Panhard mit 850 ccm Hubraum antreibt. 1961 trennen sich die beiden Unternehmer im Streit und Bonnet führt die Firma unter dem Namen Automobiles René Bonnet weiter. Er beginnt nun mit der Planung eines neuen Prototyps, der mit Renault-Technik bestückt wird. Dieser Prototyp mit Vierzylinder-Reihenmotor mit 996 ccm Hubraum kommt 1962 in Le Mans zum Einsatz und eine davon abgeleitete Straßenversion, der Djet, wird ebenfalls entwickelt. Der Sportwagen hat als Besonderheit einen Mittelmotor, im Gegensatz zu den frontangetriebenen Modellen Missile und Le Mans. Daneben baut Bonnet ein Rohrrahmenchassis für einen Formel-3-Wagen. Die Zusammenarbeit mit Renault wird erweitert. Die Karosserien der Fahrzeuge bestehen aus Fiberglas, und das kleine Unternehmen kann die vielen Entwicklungs- und Fertigungsprogramme nicht mehr im eigenen Hause bewältigen. Bonnet gibt die Herstellung der Karosserieelemente an die GAP (Générale d’Application Plastiques) in Romorantin (ca. 200 km südlich von Paris) ab. Diesen Handel ermöglicht Marcel Chassagny, Präsident und Generaldirektor von Matra. Nachdem René Bonnet Anfang 1964 in finanzielle Schwierigkeiten gerät, übernimmt GAP (eine 100%ige Tochter von Matra) sein Unternehmen. Zuerst firmiert das neue Unternehmen als Societe Matra-Bonnet und ab Oktober nur noch als S.A. Matra-Sport.

 

11.04.1983 – In der Volksrepublik China wird der erste montierte VW Santana fertiggestellt. Dabei handelt es sich technisch um einen VW Passat der zweiten Generation, jedoch als viertürige Stufenhecklimousine mit verbesserter Ausstattung. Die Frontpartie (Blinker, Scheinwerfer, Stoßstange) ist abgewandelt. Der Heckbereich ab Dachende/hintere Türen zeigt keine optische Verwandtschaft (z. B. breite quer liegende Rückleuchten, Kofferraumklappe nicht bis zur Stoßstange gezogen). Anders als beim Passat läuft ein Band aus Stoßstangen und Seitenschutzleisten auf einheitlicher Höhe rund um das Fahrzeug und erzeugt ein insgesamt straff strukturiertes Erscheinungsbild aus überwiegend gerade gezeichneten Elementen. Mit der Modellpflege Januar 1985 verschwindet das Modell Santana aus dem Katalog und wird als Passat Stufenheck mit dessen aktueller Front gebaut. In China wird mindestens bis Dezember 2014 der Santana als Stufen- und – hier auch unter diesem Namen – als Kombiversion gebaut.

 

24.04.1983 – Beim 6-Stunden-Rennen von Riverside auf dem Riverside International Raceway in Kalifornien verunglückt der deutsche Rennfahrer Rolf Stommelen tödlich im Alter von 39 Jahren. Zur erfolgreich abgeschlossenen Ausbildung als Mechaniker schenkt ihm sein Vater einen gebrauchten Porsche 356 Super 90, mit dem er an den Nürburgring fährt. Nach einer zweiten erfolgreich abgeschlossenen Ausbildung als technischer Kaufmann erhält er von seinem Vater einen Porsche 904 Carrera GTS. 1969 fährt Rolf Stommelen mit einem Formel-2-Lotus 59B für das Team Roy Winkelmann Racing auf der Nordschleife des Nürburgrings. Dies war ein Lauf zur Formel-1-Weltmeisterschaft. Da nur wenige Formel-1-Fahrzeuge gemeldet waren, durften auch Formel-2-Rennwagen starten. Kurz vor dem Zieleinlauf fing sein Lotus Feuer, doch er konnte den Wagen noch brennend über die Ziellinie steuern und wurde Gesamtachter. In den beiden darauffolgenden Jahren startet er sowohl in der Formel 1 als auch in der Formel 2. Zwischen 1970 und 1978 fährt er 54 Rennen in der Formel 1 für diverse Rennställe, u.a. Brabham und Surtees, wobei die Saison 1970 seine erfolgreichste war, die er als Gesamtelfter abschließt. Neben der Formel 1 fährt er auch Sportwagenrennen für Alfa Romeo, Autodelta und ab 1976 wieder für Porsche. Beim 6-Stunden-Rennen von Riverside 1983 soll er sich mit seinem Teamkollegen Derek Bell abwechseln. Stommelen startet zuerst. Bei 300 km/h bricht sein Heckflügel, er verliert die Kontrolle über seinen Porsche 935 und prallt gegen eine Betonwand. Eine Stunde später wird sein Tod in der örtlichen Klinik festgestellt. Ursprünglich sollte an seiner Stelle Jochen Mass startet, doch der sagte ab. Im Gegensatz zu allen anderen Rennen ist seine Frau Marlene diesmal nicht beim Rennen dabei. Stommelen hatte ihr versprochen, zum Jahresende mit dem Rennsport aufzuhören.

 

28.05.1983 – Als erster und auch bis heute einziger Rennfahrer umrundete Stefan Bellofs auf einem Porsche 956 die Nordschleife des Nürburgrings mit einem Schnitt von über 200 km/h. Am 01.09.1985 verunglückte er tödlich beim 1000 km-Rennen von Spa-Francorchamps.

 

28.06.1983 – In Turin stirbt der italienische Automobildesigner Pietro Frua. Nachdem er bei Fiat den Beruf des technischen Zeichners erlernt hat, wechselt er 1930 zum nahmhaften Karosseriebauer Stailimenti Farina, wo er im Alter von 22 Jahren Leiter der Designabteilung wird.  Nach einem Streit wird ihm von Attilo Farina gekündigt, er wird durch Giovanni Michelotti ersetzt. Daraufhin macht er sich als Designberater selbständig. 1944 gründet er die Carrozzeria Pietro Frua und entwirft exklusive Automobile, u.a. auf Fiat und für Maserati. 1957 verkauft er seine Firma an die Carrozzeria Ghia und wird dort Leiter der Designabteilung. Zu dieser Zeit entsteht u.a. der erfolgreiche Renault Floride. Doch über die Urheberschaft zu diesem Fahrzeug entsteht zwischen ihm und Firmenchef Luigi Segre ein Streit. Frua verlässt die Firma und gründet 1958 erneut ein eigenes Designbüro. Damit ist er am Entwurf des Volvo P1800 beteiligt, entwirft für Borgward das Lloyd Alexander Coupé; die erfolgreichen Modelle Glas 1700, Glas GT und Glas V entstammen ebenso seiner Feder wie der Maserati Mistral und die erste Serie des Maserati Quattroporte.

 

08/1983: Der Golf II löst das Urmodell vom Volkswagen Golf ab. Bis zum Dezember 1992 wird er 6,3 Millionen Mal gebaut. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger wird er nicht als Cabrio gebaut. Das läuft weiterhin auf Basis des Golf I bei Karmann in Osnabrück vom Band.

 

15.09.1983 - Der Über-Porsche wird auf der IAA Frankfurt vorgestellt: Der Porsche 959. Sechszylinder-Boxermotor, 2.850 ccm Hubraum, 450 PS. Registeraufladung mit zwei parallel geschalteten, wassergekühlten KKK-Turboladern samt Ladeluftkühlern - bis dahin einzigartig für Otto-Motoren. Der 959 ist für den Einsatz bei Rallyes gedacht und soll Porsche auch dort Titel "erfahren". Für die Gruppe-B-Homologation müssen 200 Straßenmodelle gebaut wurden; diese werden schon auf der IAA bestellt. Insgesamt erden laut Porsche 292 Exemplare gebaut, 113 Stück im Jahr 1987 und 179 Stück 1988. Diese gehen an ausgewählte Kunden zum Stückpreis von 420.000 DM. 1992 wird eine Sonderserie von acht Exemplaren zum Preis von 747.500 DM verkauft. Die Preise beim Weiterverkauf übersteigen Ende der 80'er Jahre die Millionengrenze.

 

26.09.1983 - Im Karmann-Werk in Rheine verlässt das erste Ford Escort Cabriolet das Produktionsband. Nach den 50'er Jahren kommt es wieder zu einer Zusammenarbeit mit Ford. Bis zum Modellwechsel im Juli 1990 werden 104.237 Einheiten ausgeliefert.

 

14.11.1983 - In Buxtehude wird die Innenstadt von Buxtehude im Rahmen eines Modellversuchs zur ersten Tempo-30-Zone Deutschlands erklärt. Zahlreiche Städte folgen und richten in Wohngebiete vermehrt Tempo-30-Zonen ein, um die steigenden Unfallzahlen zu senken und die Sicherheit besonders für Kinder zu erhöhen. Heute sind sie nicht mehr wegzudenken.

 

 

1984

 

1984 – Zum „Auto des Jahres“ wird der Fiat Uno gewählt. Auf den nächsten beiden Plätzen folgen der Peugeot 205 und der VW Golf II.

 

21.-27.01.1984 – Zum dritten Mal in Folge und insgesamt zum vierten Mal gewinnen Walter Röhrl und Christian Geistdörfer die Rallye Monte Carlo. Nach einer Distanz von 3.328,9 Kilometern und 30 Prüfungen über 753,2 Km sichern sie sich auf ihrem Audi quattro S2 das Siegerpodest des ersten Rennens der 1984er Rallye-Weltmeisterschaft. Für Audi ist es ein Triumpf, denn auf den Plätzen 2 und 3 folgen die Fahrer/Beifahrer Stig Blomqvist/Björn Cederberg und Hannu Mikkola/Arne Hertz mit ihren Audi quattro S2. Den ersten Sieg holten sich Röhrl/Geistdörfer 1980 auf Fiat 131 Abarth, 1982 folgte Platz 1 auf Opel Ascona 400 und 1983 auf Lancia Rally 037. Am Ende der Saison wird Stig Blomqvist Weltmeister, Walter Röhrl beendet die Saison auf dem 11. Rang.

 

03/1984 - Europas erste Großraumlimousine ist erhältlich: Der Renault Espace. Ursprünglich ist er von Matra für Talbot als Nachfolger des Talbot-Matra Rancho gedacht. Doch infolge von Liquiditätsproblemen übernimmt Renault den fast serienreifen Van. Wegbereitend ist nicht allein das geniale Raumkonzept des Espace mit seinen sieben Sitzen, von denen fünf einzeln herausnehmbar sind und sich somit der Kofferraum bis auf 3 Kubikmeter Laderaum erweitern lässt, sondern besonders der von der im Kunststoff-Karosseriebau erfahrenen Firma Matra entwickelte mehrschichte Polyesteraufbau. Mittlerweile wird der Espace in der fünften Generation gebaut.

 

16.03.1984 - Filmstart des Stephen-King-Klassikers "Christine". Schüler Arnie Cunningham (Keith Gordon) verliebt sich in "Christine", nicht die lokale Schulschönheit, sondern ein Auto, ein 1958er Plymouth Fury, das seine besten Tage schon hinter sich hat. Mit der Arbeit an dem reparaturbedürftigen Fahrzeug kompensiert Arnie seinen Außenseiterstatus, den er in der Schule innehat. Arnie wird besessen davon, das Auto wieder flott zu machen und in seinen Urzustand zu bringen. Doch dabei verändert sich nicht nur der Wagen, sondern auch er selbst. Zunächst scheint alles nur positive Auswirkungen zu haben. Denn Arnie lässt sich nicht mehr alles gefallen. Sein neues Selbstbewusstsein trägt aber auch negative Züge, weil er nicht mehr so verständnisvoll wie früher ist. Darunter leidet sein Freund Dennis (John Stockwell). Als ein paar Rowdys unter Führung Buddy Reppertons (William Ostrander) den Fehler begehen, sich an "Christine" zu vergreifen, hat das grausame Folgen. Im Roman spielt ein Plymouth Fury, Modell 1958, die „Hauptrolle“. Für die Verfilmung soll darauf Wert gelegt werden, nur originalgetreue 1958er Fury aufzukaufen. Weil aber nur noch wenige gut erhaltene Plymouth-Fury-Modelle zu finden sind, werden auch Fahrzeugmodelle vom Typ Plymouth Savoy und Plymouth Belvedere verwendet, die jedoch fast die gleiche Karosserie haben. Für die Dreharbeiten werden insgesamt 24 58-er Plymouth auf sämtlichen Schrottplätzen und von verschiedenen Fahrzeughaltern in den USA aufgekauft und restauriert sowie als Ersatzteillager verwendet, damit alle Fahrzeuge gleich aussehen. Während der Dreharbeiten werden die meisten von ihnen bis auf zwei Exemplare zerstört. Insgesamt werden für die Autos und die Restaurierung der Fahrzeuge ca. 1,5 Millionen Dollar aufgewendet. Die beiden übrig gebliebenen sowie gut erhaltenen Wagen werden für Promotionszwecke eingesetzt und später an Sammler weiterverkauft. Für die Regenerationsszenen des Plymouth hat man Karosserieteile von innen mit Zugdrähten versehen. Im Film laufen die entsprechenden Szenen dann rückwärts, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Das Buch erwähnt, dass es den Fury nicht in Rot gab, und dass Christine eine Sonderanfertigung mit rotem Lack war. In der Tat wird 1958 der Fury ausschließlich in der Farbe "Buckskin Beige" angeboten. Der Film gibt diese Tatsache wieder, indem in der Montagehalle alle Autos beige sind – außer der knallroten Christine. Dies ist auch eine schöne Einführung, in der ohne ein Wort zu sagen bereits gezeigt wird, dass Christine etwas Besonderes ist.

 

12.05.1984 - Die neue GP-Strecke des Nürburgrings wird eröffnet. Nachdem die alte Nordschleife nicht mehr den Sicherheitsbestimmungen für Formel-1-Rennen entsprach, war die Serie 1977 mit dem „Großen Preis von Deutschland“ nach Hockenheim abgewandert. Diskutiert wurde vorher eine Erneuerung der Nordschleife. Die Wahl fällt letztlich auf eine aus Kostengründen nur etwa 4,5 Kilometer lange, moderne Rennstrecke, die lediglich die Start-und-Ziel-Gerade mit der alten Rennstrecke gemeinsam hat. Das erste auf der neuen Strecke ausgetragene Rennen ist ein Schaurennen mit 20 identischen Mercedes-Benz 190 E 2.3-16-Tourenwagen, bei dem viele hochkarätige Rennfahrer der damaligen Zeit antreten, darunter neun ehemalige Formel-1-Weltmeister: Jack Brabham (1959, 1960, 1966), Phil Hill (1961), Denis Hulme (1967), James Hunt (1976), Alan Jones (1980), Niki Lauda (1975, 1977 – der Titel von 1984 liegt zu diesem Zeitpunkt noch in der Zukunft), Keke Rosberg (1982), Jody Scheckter (1979) und John Surtees (1964). Weitere aus der Formel 1 bekannte Namen sind Elio de Angelis, Jacques Laffite, Stirling Moss, Alain Prost, Carlos Reutemann und John Watson. Sieger wird jedoch der damals noch wenig bekannte brasilianische Formel-1-Neuling Ayrton Senna, der den ursprünglich für seinen Landsmann Emerson Fittipaldi vorgesehenen Wagen übernommen hat und dem es als einzigem gelingt, sich nicht von dem ohne Training aus der letzten Reihe gestarteten Niki Lauda überholen zu lassen

 

18.06.1984 - Nachdem Marineoffizier Thomas Magnum (Tom Selleck) seinen Dienst quittiert hat, beschließt er, Privatdetektiv zu werden. Er findet sein Glück in Oahu auf Hawaii, wo er als Sicherheitschef für das Anwesen des mysteriösen und sehr wohlhabenden Schriftstellers Robin Masters angeheuert wird. Im Gegenzug darf Magnum im Gästehaus des Anwesens wohnen und den roten Ferrari des Hausherrn nutzen, der ständig verreist ist und so gut wie nie in Erscheinung tritt. Unter der strengen Aufsicht des Hausverwalters Jonathan Higgins (John Hillerman), einem früheren Soldaten der britischen Armee, versucht Magnum, die ihm zugedachten Privilegien immer weiter auszureizen – sei es beim Streit um die Nutzung des Tennisplatzes oder das Plündern des Weinkellers. Beim Lösen seiner Fälle helfen Magnum immer wieder seine alten Kumpels T.C. Calvin (Roger E. Mosley) mit seiner nahegelegenen Helicoptervermietung und Strandclubbesitzer Rick Wright (Larry Manetti), der den Privatschnüffler durch seine Kontakte zur Unterwelt mit wichtigen Informationen versorgt. Die wahre Identität des Hausbesitzers Robin Masters, der nur in wenigen Folgen der Serie persönlich auftritt und auch dann nur, ohne dass sein Gesicht zu sehen ist, bleibt auch am Ende der Serie ungeklärt. In der Serie findet eine intensive Produktplatzierung für Fahrzeuge statt. In erster Linie ist natürlich der Ferrari 308 GTS (Kennzeichen zunächst „56E-478“ und "561-068" und dauerhaft im Vorspann, dann „ROBIN 1“) zu nennen, der heute noch als der „Magnum-Ferrari“ ein Begriff ist. Ferrari ist von den Produzenten ursprünglich nicht nach Fahrzeugen für die Produktion gefragt worden. Sie haben Porsche um ein Gratisfahrzeug des Modells 928 gebeten, das ein extra großes Schiebedach für Kamerablickwinkel aus der Luft haben soll. Porsche lehnt das ab. Die Produzenten suchen sich ein anderes Fahrzeug und finden dann schließlich das damals noch aktuelle Modell 308 von Ferrari. Später sponsert Ferrari of America die Serie und stellt bis zu 17 Fahrzeuge, die für verschiedene Zwecke in der Serie genutzt werden. In allen Modellen, in denen Tom Selleck im Ferrari sitzend zu sehen ist, wird der Sitz so modifiziert, dass der großgewachsene Schauspieler trotzdem eine natürlich erscheinende Sitzhaltung einnehmen kann. Aus dem gleichen Grund gibt es kaum Szenen, in denen der Wagen mit geschlossenem Dach zu sehen ist. Bei dem ursprünglichen 308 GTS handelt es sich um eine Vergaserversion, die so von 1977 bis 1980 gebaut wird. Das erste Fahrzeug der Serie wird bei einem Bombenanschlag zerstört, bei dem „Mac“ sein Leben verliert, so dass der Nachfolger 308 GTSi (Einspritzer) und später der 308 GTS QV (Quattrovalvole Einspritzer Vierventiler) eingesetzt werden. Bei dem für die Serie gesprengten Fahrzeug handelt es sich jedoch nicht um einen Ferrari, sondern um eine Replika. Alle Modelle sind US-Versionen, was man an den gelben Reflektoren auf den vorderen und hinteren Kotflügeln sowie den klobigen Stoßstangen nach damaliger US-Norm und schließlich dem verkleideten Auspuffkasten erkennen kann. Eines der Modelle besitzt eine Rennkupplung. Da Tom Selleck aber damit nicht zurechtkommt und fast einen Unfall am Set verursacht, wird dieser Wagen nur noch dann eingesetzt, wenn ein Stuntman den Wagen fährt.

 

08/1984 - Die erste Ausgabe der MOTOR KLASSIK erscheint. Titelstory war damals ein Vergleich vom Mercedes-Benz 300 SL, dem Porsche 356 Carrera und dem BMW 507. Die MOTOR KLASSIK ist das Oldtimermagazin von auto, motor und sport im Verlagshaus Motor Presse Stuttgart.

 

01.08.1984 - Seit diesem Tag wird in der Bundesrepublik Deutschland schon länger bestehende Gurtpflicht auch geahndet. Das Bußgeld beträgt 40 DM. Die Anschnallquote steigt damit von 60 auf 90 Prozent.

 

21.10.1984 - In der knappsten Entscheidung einer Formel 1-WM wird Niki Lauda mit einem McLaren zum dritten Mal Weltmeister. 1975 und 1977 holt er mit Ferrari die ersten beiden Titel. 1976 erleidet er bei einem schweren Unfall beim GP auf dem Nürburgring schwere Brandverletzungen.

 

1984 – Zum „Auto des Jahres“ wird der Fiat Uno gewählt. Zweitplatzierter ist der Peugeot 205, Drittplatzierter der VW Golf II.

 

 

1985

 

1985 – Zum „Auto des Jahres“ wird der Opel Kadett E gewählt. Zweitplatzierter ist der Renault 25, Drittplatzierter der Lancia Thema.

 

1985 – In Tübingen wird mit dem Auto- und Spielzeugmuseum „Boxenstop“ die private Sammlung der Betreiber Ute und Rainer Klink gezeigt. Die Ausstellung umfasst heute 70 Autos, Motorräder, Fahrräder und über 1.000 Spielzeuge.

 

01.04.1985 - Die Abgas-Sonderuntersuchung (ASU) wird eingeführt. Sie ist nur für Kraftfahrzeuge mit Benzinmotor vorgeschrieben. Die regelmäßige Prüfung des Zündzeitpunktes und des CO-Anteils im Abgas kann nicht verhindern, dass der Schadstoffausstoß in Folge Verschleißens des Fahrzeugs zunimmt. Bei moderneren Autos mit verschleißfreier elektronischer Zündung ist deren vorgeschriebene Prüfung eigentlich nicht nötig. Die Messung des CO-Anteils ist zu Zeiten des Waldsterbens und sauren Regens ein Bestandteil der Hauptuntersuchung geworden. Bei Nichteinhaltung der vorgeschriebenen Grenzwerte wird eine weitere Plakette (vorn) nicht erteilt und die Betriebsgenehmigung entzogen.

 

25.04.1985 - Bereits 1954 beginnt die Volkswagenwerk GmbH unter ihrem Generaldirektor Heinrich Nordhoff, Exponate des Unternehmens aufzubewahren und frühe, fehlende Fahrzeuge von ihren Besitzern zurück zu kaufen. 1967 wird auf dem Gelände des Volkswagenwerkes Wolfsburg eine Fahrzeugsammlung eröffnet, die jedoch noch nicht der Öffentlichkeit zugänglich war. Am 25. April 1985 wird das Museum an seinem heutigen Standort eröffnet. In den ersten Jahren zeigt das Museum Fahrzeuge des damaligen Volkswagen-Konzerns, wozu neben den Produkten der Marke Volkswagen auch Exponate von Audi, DKW, Horch, NSU und Wanderer gehören. Zum 1. Januar 1992 wird das Museum mit seinen Exponaten der dafür neu gegründeten Stiftung AutoMuseum Volkswagen übertragen, um es von der Volkswagen AG unternehmerisch unabhängig zu machen. 2001 wird das Museum renoviert und umstrukturiert und zeigt seitdem nur noch Exponate der Marke Volkswagen. Einige Exponate werden in das ZeitHaus der im Juni 2000 eröffneten Autostadt überführt. 2007 kommt es erneut zu Neugestaltungs- und Renovierungsarbeiten. Am 8. November 2017 wird das neu eingerichtete Motoren-Kabinett, eine Ausstellung von Motoren und Getrieben, eröffnet.

 

12.08.1985 - Die letzte offizielle Lieferung von Volkswagen Käfern (Typ 1) aus Mexiko für Deutschland trifft im Hafen Emden ein. Die Volkswagen AG nimmt den Käfer aus dem deutschen Vertriebsprogramm. In den folgenden Jahren boten freie Importeure wieder Käfer aus mexikanischer Produktion an.

 

01.09.1985 - Am Steuer seines Porsche 956 verunglückt Stefan Bellof beim 1000-km-Rennen von Spa. In seinem erfolgreichsten Jahr 1984 wird er Langstrecken-Weltmeister, Deutscher Rennsportmeister und Fahrer-Europameister. Von 1984 bis 1985 fährt er für Tyrrell in der Formel 1.

 

01.10.1985 – Produktion des einmillionsten Wartburg 353/353W. Der Wartburg 353 wird vom VEB Automobilwerk Eisenach zwischen 1966 und 1989 gebaut, insgesamt entstehen 1.225.190 Fahrzeuge, davon 868.860 Stück des 353 W.

 

03.10.1985 - Filmpremiere von "Zurück in die Zukunft". Einer der Hauptdarsteller dieser Film-Trilogie ist ein De Lorean DMC-12. Der 1981 bis 1982 in Nordirland gebaute, futuristisch aussehende Sportwagen des ehemaligen GM-Managers wird ein Flop, nur 8.583 Exemplare werden gebaut. Der DMC-12 ist im Film zur Zeitmaschine umgebaut und mit einem fiktiven Atom-Elektroantrieb ("Flux-Kompensator") versehen worden. Ein Fahrzeug wird für die Außenaufnahmen eines fahrenden Fahrzeugs mit einem Porsche-Motor versehen.  Auch in anderen Filmen wie z.B. „Miami Vice“, „Beverly Hills Cop“, „Das ausgekochte Schlitzohr III“ oder der Zeichentrickserie „Die Simpsons“ sind De Loreans zu sehen.

 

03.11.1985 - Die Formel 1-Saison 1985 geht mit dem Großen Preis von Australien zu Ende. Auch wenn er in diesem Rennen nicht gewertet wird, holt Alain Prost seinen ersten Weltmeistertitel. Die elf besten Rennen der Saison werden gewertet, Prost holt 5 Siege, 11 x steht er auf dem Podium.

   

 

1986

 

1986 – Zum „Auto des Jahres“ wird der Ford Scorpio 85 gewählt. Zweitplatzierter ist der Lancia Y10, Drittplatzierter der Mercedes-Benz 200-300.

 

1986 - Zum „Auto des Jahres“ wird der Ford Scorpio '85 gewählt. Der Ford Scorpio ist ein von den Ford-Werken in Köln zwischen Frühjahr 1985 und Sommer 1998 hergestellter Pkw der oberen Mittelklasse mit Hinterradantrieb. Zeitweise sind auch Versionen mit Allradantrieb im Angebot. Der Scorpio wird anfangs nur mit Fließheck („Aero-Heck“) angeboten. Ende 1989 kommen die Stufenhecklimousine und im Frühjahr 1992 der Kombi „Turnier“ hinzu.

 

01/1986 – Bei der Rallye Paris – Dakar treten drei Porsche 959 an. Der Supersportwagen wurde drei Jahre zuvor auf der IAA Frankfurt präsentiert und ist für den Rallyesport konzipiert. René Metge und Dominique Lemoyne gewinnen. Der 959 gilt bei seiner Erstauslieferung im Jahre 1986 als schnellstes Serienfahrzeug der Welt mit einer Straßenzulassung und lange Zeit als Technologieträger und als State of the Art des Automobilbaus. Mit ihm führt Porsche einige technische Neuerungen ein: unter anderem Registeraufladung und elektronisch gesteuerten variablen Allradantrieb. Angetrieben wird der 959 von einem aufgeladenen Sechs-Zylindermotor mit 2.849 ccm Hubraum, der 450 PS leistet. 29 Porsche 959 S werden als 515 PS starke Sport-Version mit größeren Turboladern gebaut, für die 1988 von Auto, Motor und Sport auf dem Hochgeschwindigkeitskurs von Nardo 339 km/h gemessen werden. Der 959 wird bis 1988 gebaut. Über die Stückzahlen gibt es widersprüchliche Angaben. Häufig wird die Zahl 288 genannt. Porsche selbst nennt auf seiner Homepage die Zahl 292, aufgeteilt in 113 Stück 1987 und 179 Stück 1988. Die meisten Käufer wählen die Komfortversion und wenige die leichtere Sportversion.

 

17.01.1986 - In einem Partykeller in Hasbergen (Ohrbeck) wird von acht VW Käfer-Freunden der "Käfer-Liebhaber-Club Osnabrück" gegründet. Unter dem geänderten Namen "Käfer-Club Osnabrück e.V." existiert der Verein auch heute noch.

 

12.08.1986 - In Emden werden die letzten Käfer entladen, die aus Mexiko nach Deutschland exportiert werden. Diese letzte Serie besteht aus 3.000 Fahrzeugen, die ausschließlich in zinngrau Metallic lackiert sind. Alle Fahrzeuge sind mit einer "Jubiläumsplakette" auf der Heckklappe und der linken Fahrzeugseite versehen. Die letzten offiziell nach Deutschland gebrachten Käfer haben einen 1,2 Liter-Boxermotor mit 34 PS und sind 115 km/h "schnell". Die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h beträgt 32 Sekunden.

 

19.07.1986 – Als Reaktion auf die Verkehrspolitik der damilgen von CDU/CSU und FDP gebildeten Bundesregierung und als ökologischer Kontrapunkt zu den Automobilclubs, wie z.B. dem ADAC, rufen Mitglieder verschiedener Umweltverbände und –initiativen den Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD) ins Leben. Er setzt sich für eine Verkehrswende im Sinne einer sozial- und umweltverträglichen Mobilität aller Verkehrsteilnehmer ein. Der VCD versteht sich als verbraucherorientierter Umweltverband, der sich für nachhaltige Mobilität einsetzt und die Interessen aller ökologisch orientierten Verkehrsteilnehmer (neben Autofahrern also auch Fahrradfahrer, Fußgänger, Bahn- und ÖPNV-Nutzer) vertritt.

 

01.11.1986 - Den Führerschein gibt es zunächst nur "auf Probe". Führerscheinneulinge müssen sich während der zwei Jahre dauernden Probezeit peinlich genau an die die Verkehrsregeln halten, ansonsten müssen sie mit kostspieligen Aufbauseminaren und einer Verlängerung der Probezeit rechnen. Bei Verstößen ist der Führerschein auch schneller wieder weg.

 

17.11.1986 – Terroristen der französischen linksextremistischen Action Directe erschießen Georges Besse, den Direktor der Renault-Werke in Frankreich. Die Mörder werden gefasst und 1989 wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt.

 

 

1987

 

1987 – Zum „Auto des Jahres“ wird der Opel Omega A gewählt. Zweitplatzierter ist der Audi 80 B3, Drittplatzierter der BMW 7er (E32).

 

01.01.1987 - In Deutschland besteht die Pflicht für das Vorhandensein mindestens eines Rückfahrscheinwerfers bei PKW. Laut § 52a StVZO ist ein Rückfahrscheinwerfer "eine Leuchte, die die Fahrbahn hinter und gegebenenfalls neben dem Fahrzeug ausleuchtet und anderen Verkehrsteilnehmern anzeigt, dass das Fahrzeug rückwärtsfährt oder zu fahren beginnt".

 

05.03.1987 – In Graz stirbt der 1903  geborene österreichische Ingenieur und Motorenkonstrukteur Ludwig Apfelbeck. Apfelbeck wird bekannt durch ein Patent auf einen Zylinderkopf mit vier radial angeordneten Ventilen, wobei sich die Einlass- und auch die Auslassventile diagonal gegenüberliegen. Dadurch kann sowohl das Gaswechselverhalten verbessert als auch die Maximaltemperatur im Zylinderkopf gesenkt werden. Apfelbeck reicht seine Patentanmeldung 1935 beim Österreichischen Patentamt ein, das Patent wird ihm 1937 erteilt. Die Erfindung ist besonders für Motoren mit einzeln stehenden Zylindern geeignet. Ludwig Apfelbeck sucht Interessenten für seine Entwicklung. Rudolf Schleicher von BMW erkennt deren Potential und so geht Apfelbeck 1939 zur Motorradversuchsabteilung von BMW, wird dann aber während des Zweiten Weltkriegs anderen Aufgabengebieten zugeteilt. Nach Kriegsende beginnt er in Österreich Einzylindermotoren mit 250 und 500 ccm mit seinem Radialventil-Zylinderkopf für den nationalen Motorradrennsport zu bauen. 1952 geht er zu Horex, wechselt 1955 zu Maico, ist kurzzeitig auch für KTM tätig, bevor er ab 1957 wieder für BMW arbeitet. Für den BMW 700 schlägt er einen leistungssteigernden Umbau vor, um das Fahrzeug im Tourenwagensport konkurrenzfähig zu machen. Alexander von Falkenhausen, damals Leiter der BMW-Rennabteilung, lehnt zunächst ab. Apfelbeck konstruiert einen OHV-Motor mit bereits 63 PS, der Falkenhausen überzeugt. Der Motor erhält eine Königswelle zum Antrieb der Nockenwelle und leistet schließlich 95 PS bei 9000/min mit einer Einnocken-Nockenwelle für beide Ventile. Daraus entwickelt Apfelbeck eine Ventilsteuerung, die durch einen einzelnen Nocken gesteuert wird, der sich direkt auf der Königswelle befindet. BMW meldet dieses Verfahren 1960 zum Patent an. Bei BMW will man in den Formel-Sport einsteigen, und so konstruiert Apfelbeck einen 2-Liter-Vierventil-Vierzylindermotor, der 280 PS bei 8.500/min abgibt. Dieser Motor erregt große Aufmerksamkeit und steigert Apfelbecks Bekanntheit. Als der Motor auf 1,6 Liter Hubraum verkleinert werden muss, ergeben sich jedoch technische Probleme, die nicht in Verbindung mit der Ventilsteuerung standen. Im Zuge dieser Probleme verlässt Apfelbeck BMW. Da er als Motorentuner einen guten Ruf hat, wenden sich verschiedene Rennfahrer an ihn. Bei Peters Pneu Renova, einem Reifen-Runderneuerungswerk, das den erfolgreichen deutschen Rennfahrer der Straßen-Gespannklasse Siegfried Schauzu sponsert, wird 1970 ein Rennmotor auf Grundlage des BMW-RS gefertigt. Werner Fallert baut 1978 einen 120 PS starken 1,0-l-BMW-Boxermotor nach Plänen Apfelbecks. Das von Apfelbeck verfasste Standardwerk des Motortunings, „Wege zum Hochleistungs-Viertaktmotor“, erscheint 1978 und wird seitdem oft nachgedruckt.

 

24.03.1987 – In Australien wird der nun durchgehend vollständig asphaltierte „Stuart Highway“ eröffnet. Mit seinen 2.720 km Länge ist er die drittlängste und eine der wichtigsten Fernstraßen Australiens und verläuft zwischen Darwin und Port Augusta, überwiegend durch das Red Centre des australischen Kontinents mit geringer Bevölkerungsdichte. Seit 1987 wird auf dieser Strecke alle zwei Jahre die World Solar Challenge ausgetragen. Dabei handelt es sich um eine Wettfahrt für Fahrzeuge mit Solarantrieb, die im laufenden Verkehrs ausgetragen wird und der Entwicklung alltagstauglicher Solarfahrzeuge dienen soll.

 

21.07.1987 - Er ist nicht nur ein Supersportwagen, sondern auch der letzte Ferrari, dessen Präsentation und komplette Entwicklung Enzo Ferrari miterlebt: Der Ferrari F40, am 21. Juli 198 in Maranello präsentiert.  Ursprünglich soll er die traditionsreiche Bezeichnung "Le Mans" erhalten, doch dann erhält er in Anlehnung an das 40jährige Firmenjubiläum die Bezeichnung "F40". Mit seinem 2.936 ccm großen 8-Zylinder-Motor bringen die 478 PS den meist roten Flitzer auf 324 km/h. Von Michelotto in Padua entwickelte Rennversionen sollen sogar 700 PS haben. Der Preis für den "normalen" F40 beträgt 1989 444.000 DM, heute werden für Top-Exemplare des 1.315 x gebauten Fahrzeugs mehrere Millionen Euro gehandelt.

 

13.08.1987 – Wieder ist James Bond mit einem Aston Martin unterwegs. In „Der Hauch des Todes“ fährt der erstmals von Timothy Dalton gespielte Geheimagent des britischen MI6 einen mit vielen Gadgets ausgestatteten Aston Martin V8. Zum Einsatz kommen ein Laser, der ein tschechoslowakisches Polizeiauto in zwei Teile schneidet, zwei Raketen, die über ein Head-up-Display gesteuert werden, ein Raketenantrieb, ausfahrbare Kufen an den Seiten und ein Selbstzerstörungsknopf.

 

11.09.1987 – Auf der IAA stellt BMW einen neuen Roadster vor: Den Z1.  Der schicke Zweisitzer ist als Image- und Technologieträger konzipiert.  Beim Z1 sind z.B.  die Türen nach unten in die Seitenschweller versenkbar, wodurch der Wagen auch mit offenen Türen gefahren werden kann. Das komplett verschweißte Stahlchassis ist in einem Stück feuerverzinkt, alle nichttragenden Karosserieteile sind aus thermoplastischem Kunststoff und mit dem Chassis verschraubt. Der Z1 wird zwischen 1989 und 1991 in einer limitierten Serie von exakt 8.000 Stück gebaut.

  

22.09.1987 - Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden kommen weltweit täglich mehr als 1100 Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben. Die Zahl der Verletzten liegt jährlich bei rund 12 Millionen.

 

03.10.1987 - Das Automuseum Rosso Bianco wird in Aschaffenburg eröffnet. Schon in den 1960er und 1970er Jahren rettet Museumsgründer Peter Kaus zahlreiche ehemalige Sportprototypen vor der Verschrottung, wie es damals noch üblich war. Zu Beginn der 1980er Jahre hat er bereits eine umfangreiche Sammlung von mehr als 100 Fahrzeugen zusammen. Diese möchte er in Frankfurt am Main in einem Museum ausstellen, doch die Verantwortlichen der Stadt zeigen kein Interesse. Daher verlagert er seine Sammlung Anfang 1987 in die Fabrikhallen einer ehemaligen Weberei in Aschaffenburg und eröffnet hier sein Automuseum. Der Museumsname Rosso Bianco soll an seine Herkunft erinnern, denn Rot und Weiß sind die Frankfurter Stadtfarben. 1990 wird das Museum durch die Autokunstsammlung ArtAuto-Forum mit rund 600 Gemälden, historischen Plakaten, Skulpturen und Reliefs ergänzt. Nachdem teure Reparaturen am Dach notwendig werden, will Kaus einen finanziellen Zuschuss in einer Größenordnung von 10.000 bis 20.000 Euro von der Stadt Aschaffenburg erhalten. Der Oberbürgermeister lehnte hingegen jegliche finanzielle Unterstützung ab. Das Museum wird aus diesem Grund nur noch sonntags geöffnet. Nach langjährigen Auseinandersetzungen mit Klaus Herzog und der Stadt Aschaffenburg bemüht sich Kaus, einen neuen Standort in für seine Sammlung zu finden. Er versucht vergeblich, seine Sammlung in Deutschland zu behalten. Im Februar 2006 schließt das Museum und die Automobil- und Kunstsammlung wird an die niederländische Louwman Collection ohne konservatorische Pflichten übertragen. Evert Louwman, Eigentümer der Louwman Collection, zeigt sich im Nachhinein jedoch ebenfalls uninteressiert an der Sammlung und nutzt sie fast ausschließlich zum Erzielen von Profit durch Versteigerungen. Die Sammlung wird anschließend sukzessiv auf Auktionen veräußert, sodass heutzutage nur noch 15 Fahrzeuge der ursprünglichen „Rosso Bianco Collection“ anzutreffen sind.

 

 

1988

 

1988 – Zum „Auto des Jahres“ wird der Peugeot 405 gewählt. Zweitplatzierter ist der Citroen AX, Drittplatzierter der Honda Prelude.

 

04.01.1988 – Im Alter von 79 Jahren verstirbt Walter Glöckler in Frankfurt am Main. Mit 19 Jahren nimmt er 1927 am Eröffnungsrennen auf dem Nürburgring teil und gewinnt mit seiner 250-ccm-NSU das Rennen. Nach dem Zweiten Weltkrieg siegt er 1949 beim Schauinsland-Bergrennen mit einem Hanomag-Eigenbau. 1950 holt er mit einem VW-Eigenbau den Deutschen Meistertitel in der Sportwagenklasse bis 1100 ccm. Zwischen 1948 und 1954 konstruiert Glöckler zusammen mit Hermann Ramelow sieben verschiedene Rennwagen, zumeist auf Basis des neuen Porsche. 1950 wird Walter Glöckler mit dem 1100-ccm-Glöckler-Porsche erneut Deutscher Sportwagenmeister, 1951 und 1952 holen Hermann Kathrein bzw. Heinz Brendel den Titel auf einem Glöckler-Porsche. Im September 1951 fahren Walter Glöckler, Petermax Müller, Huschke von Hanstein, Hermann Ramelow und Richard von Frankenberg mit dem 1500-cm³-Glöckler-Porsche einen 72-h-Weltrekord (11.000 km, Durchschnitt 152,35 km/h). 1953 konstruieren Glöckler und Ramelow für den Rennfahrer Richard Trenkel einen 1100-cm³-Porsche-Roadster, mit dem Trenkel die Deutsche Sportwagenmeisterschaft 1953 gewinnt.

 

01.02.1988 – In der Bundesrepublik Deutschland wird verbleites Normalbenzin verboten. Motorbenzin ist übrigens ein komplexes Gemisch aus rund 150 verschiedenen Kohlenwasserstoffen, deren Siedebereich zwischen denen von Butan und Kerosin/Petroleum liegt.

 

06/1988 – In Socheaux, dem Standort der größten Automobilfabrik von Peugeot, wird ein Werksmuseum der Marke eröffnet. Das Peugeot-Museum zeigt die Geschichte des Unternehmens Peugeot, die im Jahr 1810 mit der handwerklichen Produktion von Sägeblättern, Uhrenfedern, Mühlen und Eisenwaren begann und sich später mit industrieller Herstellung von Haushaltsgeräten fortsetzte. Der größte Teil der 8.000 qm großen Ausstellungsfläche ist jedoch mit Dekorationen der jeweiligen Zeitepoche der der Automobilgeschichte gewidmet. Rund 130 Automobile sowie 50 Fahrräder und Motorräder werden ausgestellt. Ergänzt wird der museale Fundus mit 3.000 Exponaten aus der früheren Peugeot-Industrieproduktion, wie Radios und Nähmaschinen. Im nicht öffentlich zugänglichen Depot mit rund 35.000 qm Fläche stehen etwa 350 weitere Automobile und 250 weitere Zweiräder.

 

01.06.1988 - In Wolfsburg läuft der zehnmillionste VW Golf vom Band. VW-Chef Carl H. Hahn weist bei dieser Gelegenheit darauf hin, dass der VW-Golf seit fünf Jahren das meistverkaufte Auto in ganz Europa ist. Bei den Beschäftigten von VW herrscht z.Z. allerdings Beunruhigung über Pläne der Konzernleitung zur drastischen Kostensenkung, was auch den Abbau von Personal einschließen soll.

 

04.06.1988 - Die Vereinigten Staaten liefern den Hauptverdächtigen in der VW-Devisenaffäre, den ehemaligen Leiter der Devisenabteilung des Automobilkonzerns, an die bundesdeutschen Justizbehörden aus. Durch Devisenmanipulationen bei VW soll ein Schaden von rund 500 Mio. DM entstanden sein.

 

13.06.1988 - In Stuttgart kündigt der Daimler-Benz-Konzern die Zahlung von insgesamt 20 Mio. DM als Entschädigung für Personen an, die während der nationalsozialistischen Herrschaft als Zwangsarbeiter in den Daimler-Benz-Werken unter zumeist unmenschlichen Bedingungen arbeiten mussten.

 

14.07.1988 – Das Volkswagenwerk muss aufgrund mangelnder Verkaufszahlen das Automobilwerk in Westmoreland (US-Bundesstaat Pennsylvania) schließen. Es ist zu diesem Zeitpunkt die einzige Produktionsstätte des Wolfsburger Autoherstellers in den USA.

 

24.07.1988 - Die italienische Regierung erlässt in Rom eine bis zum 11. September befristete Geschwindigkeitsbeschränkung für Autobahnen (110 km/h) und Landstraßen (90 km/h). Dadurch soll der dramatische Anstieg von Verkehrsunfällen während der Urlaubszeit vermieden werden.

 

11.08.1988 - Der ADAC und das Verkehrskombinat Potsdam unterzeichnen in München ein Abkommen über Verbesserungen im Pannenhilfsdienst auf den Transitautobahnen von Berlin (West) ins Bundesgebiet. Der ADAC stellt 15 Hilfsfahrzeuge zur Verfügung, die - besetzt mit speziell ausgebildeten DDR-Mechanikern - auf den Transitautobahnen eingesetzt werden.

 

12.08.1988 - In den amerikanischen Kinos läuft der Film "Tucker: The Man And His Design" an. Der Film von Francis Ford Coppola zeigt die Geschichte des amerikanischen Autodesigners und -herstellers Preston Tucker, gespielt von Jeff Bridges. Tucker hat nach dem Zweiten Weltkrieg versucht, ein technisch perfektes und vor allem sicheres Automobil zu bauen. Scheibenbremsen, Sicherheitsgurte, Kurvenlicht, Sicherheitsglas, gepolstertes Armaturenbrett - das war damals noch kein Thema bei den anderen Herstellern. Die etablierte Konkurrenz der "Big Three" Ford, Chrysler und General Motors sabotierten Tucker, da sie befürchteten, ebenfalls teure Investitionen in die Sicherheit stecken zu müssen. Dubiose Gerichtsverfahren wurden gegen Tucker eingeleitet und schließlich musste er nach nur 51 Tucker Torpedo aufgeben. Viele seiner Innovationen sind später Standard bei Automobilen geworden. Der Film erhielt zahlreiche Nominierungen und beste Kritiken. Dennoch konnte er die Produktionskosten von rund 25 Millionen US-Dollar nicht einspielen: In den USA spielte er nur 19,65 Millionen US-Dollar ein.

 

14.08.1988 - Enzo Ferrari stirbt im Alter von 90 Jahren. Mit ihm stirbt ein Mann, der wie kein anderer für sportliche Automobile und den Rennsport steht.

 

10/1988 - Beginn der Produktion des Volkswagen Corrado, eines Sportwagens auf Basis des Golf. Entwickelt und gebaut wurde er bei Karmann in Osnabrück. Bis Juli 1995 werden 97.521 Fahrzeuge gebaut.

 

12.10.1988: Serienanlauf des Wartburg 1.3 mit Volkswagenmotor. Das Modell ist der Nachfolger des Wartburg 353, der noch von einem veralteten Zweitaktmotor angetrieben wurde. Dieser Wagen soll schon 1972 einen Vierzylinder-Viertaktreihenmotor erhalten, aufgrund der sozialistischen Planwirtschaft darf er aber innerhalb des RGW („Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe“) nicht verwendet werden.  Ende der siebziger, Anfang der achtziger Jahre werden in den Exportländern (vor allem Großbritannien, die iberischen und die skandinavischen Staaten) Zweitakter verboten. Nun ist der Vierzylindermotor von 1972 wieder veraltet. Daher schließt man einen Vertrag mit Volkswagen. Diese Motoren sind jedoch zu groß für den Motorraum des 353 und damit muss ein veränderter Wartburg entwickelt werden. Die Serienfertigung des Wartburg 1.3 beginnt am 12.10.1988 in Eisenach. Der 58 PS starke Motor – ursprünglich für den VW Polo 86c entwickelt – wird in der DDR für VW und für den Eigenbedarf hergestellt. Den Wartburg 1.3 gibt es als Limousine, als viertürigen Kombi „Tourist“) und als zweitürigen Pickup /“Trans“), insgesamt entstehen 152.775 Fahrzeuge, davon 920 „Trans“. Gebaut wird der Wartburg 1.3 drei Jahre lang, der letzte Wagen rollt am 10.04.1991 vom Band. 

 

30.10.1988 - Nach dem Rennen in Suzuka (Japan), noch vor dem Saisonabschluss mit dem Großen Preis von Australien, steht der Rennfahrer Ayrton Senna erstmals als Weltmeister der Formel 1 fest. 1990 und 1991 wird er erneut Formel 1-Weltmeister.

 

11/1988 – In Mount Vernon, New York, verstirbt die US-amerikanische Industriedesignerin Suzanne E. Vanderbilt im Alter von 55 Jahren. Mitte der 1950er-Jahre startet General Motors das Kapitel der berühmten „Damsels of Design“, einer Gruppe von zehn Frauen, die der Autohersteller an Bord holt, um die neuen, weiblichen Konsumenten besser zu erreichen. Leider ist Amerikas erstes reines Frauen-Designteam nur von kurzer Dauer. Die meisten der Designerinnen verlassen es Anfang der 60er-Jahre, nachdem ihre Abteilung von Bill Mitchell übernommen wurde, der angeblich sagte: „Keine Frau wird neben einem meiner Senior-Designer stehen.“ Trotz dieser Äußerung und der zu dieser Zeit männerdominierten Branche der Automobilindustrie bleibt eine der ursprünglichen „Damsels“, Suzanne Vanderbilt, und arbeitet sich hartnäckig die Karriereleiter hinauf, bis sie schließlich 1972 den Titel der Chefdesignerin von Chevrolets Interior Studio erhielt. Suzanne Vanderbilt arbeitet als Führungskraft an Kleinwagen wie dem Nova, dem Camaro und der Chevette. Leider zwingt eine Krankheit sie auf dem Höhepunkt ihrer Designerkarriere dazu, ihre Arbeit einzuschränken und schließlich 1977 bei GM in den Vorruhestand zu gehen. Sie verstirbt elf Jahre später im Alter von nur 55 Jahren. Was sie motivierte, in einem so anspruchsvollen Bereich zu bleiben? „Was einen Designer weitermachen lässt, ist, dass man nie zufrieden ist, man sucht ständig nach Perfektion, nach neuen und kreativen Antworten.“

 

 

1989

 

1989 – Zum „Auto des Jahres“ wird der Fiat Tipo gewählt. Zweitplatzierter ist der Opel Vectra A, Drittplatzierter der VW Passat B3.

 

01.01.1989 - In der Bundesrepublik Deutschland werden Neufahrzeuge nur noch mit Fahrzeugkatalysatoren zugelassen.

 

02/1989 – In Essen im Ruhrgebiet findet eine neue Oldtimermesse statt: Die Techno Classica. Sie zeigt das ganze Spektrum des Themas „klassische Automobile“, Oldtimer- und Teilehändler bieten restaurierte Fahrzeuge und Ersatzteile an, Clubs präsentieren sich und ihre Oldtimer, Museen und Hersteller stellen Exponate aus ihren Sammlungen aus. Außerdem gibt es viel Zubehör, vom T-Shirt über Modellautos bis zu Literatur. Zu Beginn findet die Messe in sechs Halle der Grugahallen statt und rund 30.000 Besucher schlendern durch die Hallen. 2022 sind es mehr als 1.000 Aussteller und 150 Clubs, die zur weltgrößten Oldtimermesse rund 19.000 Besucher anziehen. Doch im Laufe der Jahre hat sich der Schwerpunkt gewandelt. Haben die Clubs in den ersten Jahren noch viel Platz zur Präsentation, so werden sie immer mehr an den Rand gedrängt, Händler mit hochpreisigen, seltenen Klassikern nehmen deutlich mehr Fläche in Anspruch. Auch wenn die Techno Classica immer noch eine außergewöhnliche Veranstaltung ist, so hat sie doch den Charme der ersten Zeit verloren.

 

10.02.1989 – Mit dem auf der Chicago Auto Show vorgestellten MX-5 begründet Mazda eine bis heute dauernde Renaissance des klassischen Roadsters. Erst ein Jahr später folgt die Markteinführung in Europa. Zunächst wird der MX-5 nur mit einem 1,6 Liter-Motor mit 115 PS angeboten. Zunächst plant Mazda lediglich eine Produktion von 5.000 Fahrzeugen, davon 3.000 Stück für die USA und lediglich 500 für Europa. Doch bis Ende 1990 werden bereits 141.000 MX-5 gebaut, das für Deutschland bestimmte Kontingent ist innerhalb von drei Tagen ausverkauft. Bis 2016 werden mehr als eine Million Exemplare verkauft und damit ist der MX-5 der meistverkaufte Roadster weltweit. Nach dem Erfolg des MX-5 ziehen zahlreiche Hersteller nach und bringen den Z1 (BMW), den SLK (Mercedes-Benz), den MG F, den MR2 (Toyota) oder den Fiat Barchetta auf den Markt. Im Gegensatz zu zahlreichen Mitbewerbern gibt es den MX-5 nur wenig verändert noch heute.

 

05/1989 - Die Produktion des neuen Oberklasse-Coupés der 8er-Baureihe von BMW startet. Der E31 ist bis zu seiner Einstellung im Mai 1999 das teuerste Modell im BMW-Programm. Mit etwa 30.600 gebauten Exemplaren bleibt er hinter seinen Erwartungen zurück. Das mit markanten Klappscheinwerfern ausgestattete Fahrzeug wird zunächst nur als 850i mit dem bereits im BMW 750 eingebauten Zwölfzylindermotor mit 300 PS ausgeliefert, 1992 kommt der 850VSi mit 380 PS hinzu. 1993 folgt der mit einem V8-Zylinder ausgerüstete 840i.

 

09.11.1989 - Nach zahlreichen Massendemonstrationen in der DDR verkündet auf einer abendlichen Pressekonferenz das SED-Politbüromitglied Günter Schabowski, dass mit sofortiger Wirkung die Grenzübergänge der DDR zur Ausreise freigegeben sei. Noch in der Nacht werden die Grenzübergänge geöffnet, die Teilung der beiden deutschen Staaten ist ab diesem Moment Geschichte. Am 03.10.1990 tritt die DDR der Bundesrepublik bei.

 

1989 – Auf dem Genfer Autosalon wird die komplett erneuerte SL-Baureihe von Mercedes-Benz vorgestellt. Mit dabei das eigens für den SL entwickelte „Windschott“, ein luftdurchlässiges Gitter mit Rahmen. Es soll laute Windgeräusche und Zugluft absolut minimieren. BMW zeigt seine neue 8er-Baureihe mit 12 Zylindern und rund 300 PS. Bei Audi ist das Spitzenmodell der von einem Turbo-Fünfzylinder angetriebene 200 Quattro 20 V. Ferry Porsche feiert in diesem Jahr seinen 80. Geburtstag und die Firma Porsche bietet dazu den 911 Carrera mit einer Tiptronic an. Von Opel wird der sportliche Calibra vorgestellt und Nissan stellt seinen Sportwagen 300 ZX vor. Nur in den USA zu haben ist das neue Jaguar XJ-S-Cabriolet zu haben, dessen Verdeck bei Karmann in Osnabrück entwickelt wurde.

 

 

 

11.   Die 1990er – Fusionen

 

 

1990

 

1990 – Zum „Auto des Jahres“ wird der Citroen XM gewählt. Zweitplatzierter ist der Mercedes SL, Drittplatzierter der Ford Fiesta 89.

 

1990 – In der kleinen Gemeinde Amerang in der Nähe des Chiemsees eröffnet der Unternehmer Ernst Freiberger ein Museum für seine beispiellose Automobilsammlung: Das EFA-Museum für Deutsche Automobilgeschichte. Initialzündung für seine Sammlung ist ein Mercedes-Benz 540 K Cabrio B, das er von seiner Ehefrau zum Eintritt in den Ruhestand erhielt. Darauf trägt Ernst Freiberger innerhalb von nur zwei Jahren rund 250 historische Fahrzeuge zusammen – ausschließlich aus deutscher Produktion. Er füllt damit Lagerhallen und Garagen und errichtet dann ein eigenes Automobilmuseum. 2018 wird dieses „runderneuert“ und neueröffnet.

 

23.02.1990 - Die beiden Automobilkonzerne Volvo (Schweden) und Renault (Frankreich) beschließen eine enge Zusammenarbeit und eine gegenseitige finanzielle Beteiligung.

 

11.03.1990 – Abschluss des Vertrages zur Gründung der OPEL-AWE-Planungs-GmbH anlässlich der Leipziger Frühjahrsmesse.

 

05/1990 - Mit dem "IFA Trabant 1.1" kommt das letzte Automodell der DDR auf den Markt. Die Karosserie ist nicht neu, die Plastikkarosserie stammt aus dem Jahr 1964. Neu ist der Motor - er stammt von VW. Der Vertrag mit dem damaligen "Klassenfeind" zum Lizenzbau des 1,1- und 1,3-Liter-Viertaktmotors wurde bereits 1984 geschlossen. Doch mit dem Mauerfall und der Vereinigung der beiden deutschen Staaten kommt das Aus für den letzten Trabbi recht schnell. Den Westautos ist er in jeder Hinsicht unterlegen und am 30.04.1991 endet die Produktion. In seinem letzten Jahr werden 39.474 Trabant 1.1 gebaut.

 

21.05.1990 – In der Montagehalle des IFA-Kombinats PKW im damals noch selbständigen Mosel bei Zwickau läuft der erste in der DDR montierte VW Polo vom Band.

 

27.07.1990 - Im portugiesischen Citroen-Werk Mangualde läuft der 5.114.961 Citroen 2CV vom Band - es ist gleichzeitig auch die letzte produzierte "Ente". Insgesamt beträgt die Bauzeit stolze 42 Jahre, denn das legendäre Fahrzeug wurde bereits 1948 auf dem Pariser Autosalon präsentiert. Der Ur-Entwurf des Toute Petite Voiture stammt schon aus dem Jahr 1939, doch bedingt durch den Zweiten Weltkrieg kommt die "Ente" erst neun Jahre später auf den Markt.

 

08/1990 – Mit dem neuen Volkswagen T4 geht auch im Volkswagenwerk Hannover nach 34 Jahren beim VW Transporter die Ära des Heckmotors und Hinterradantriebs zu Ende. Der T4 ist der erste Transporter von VW, den es mit zwei verschiedenen Karosserielängen und Radständen gibt. Angetrieben wird er von einem vorne quer eingebauten Reihenmotor. Der neue Frontantrieb ermöglicht nun eine durchgehende Ladefläche. Es gibt den T4 als Kleinbus, Kastenwagen und Pritschenwagen, besonders beliebt ist er als Multivan. Dieser bietet eine komfortable Innenausstattung mit Klapptisch, Bett und Einzelsitzen in der zweiten Reihe. Dazu kommen noch zahlreiche weitere Ausstattungsvarianten wie die Reisemobile California (Coach), Carthago oder die Modelle Gipsy, Cheetah und der ebenfalls sehr erfolgreiche Colorado 580 H von Karmann. Ab 1993 ist der T4 als Syncro mit Allradantrieb erhältlich. Ob Handwerker, Behörde, die Familie oder die Polizei und Rettungsdienste – der T4 wurde überall eingesetzt. Im Gegensatz zu früheren VW Transportern gibt es eine Vielzahl von Motorvarianten, vom 1,8 Liter-Benziner (67 PS) über den 2,5 TDI-Diesel bis zum 2,8 Liter VR6 mit 204 PS. Gebaut wird der T4 von 1990 bis 2003.

 

05.10.1990 – Anlauf der Montageproduktion des Opel Vectra 1.6i GL im Betriebsteil Eisenach/West.

 

31.10.1990: In Moskau wird das erste russische McDonald’s-Restaurant eröffnet. Damit wird der kalte Krieg auf neuem Weg fortgesetzt. Die Russen rächen sich 26 Jahre später, in dem sie dafür sorgen, dass ein rassistischer Volltrottel US-Präsident wird, der in seiner Amtszeit das eigene Land spaltet, die NATO-Staaten gegeneinander ausspielt und die USA weltweit der Lächerlichkeit preisgibt.

 

12.12.1990 – Nachdem bereits Volkswagen in Mosel in der (ehemaligen) DDR produziert werden, wird die VW-Tochter Volkswagen Sachsen gegründet. Noch im gleichen Monat erfolgt die Gründung des Volkswagen Bildungsinstitutes Zwickau. Diese Gesellschaft bildet Volkswagen-Mitarbeiter aus und tritt auch als Anbieter von Qualifizierungslehrgängen auf dem freien Bildungsmarkt auf.

 

 

1991

 

1991 – Zum „Auto des Jahres“ wird der Renault Clio I gewählt. Zweitplatzierter ist der Nissan Primera P10, Drittplatzierter der Opel Calibra.

 

1991 – Der Autohändler Albert Streicher gründet das Auto- und Kunstmuseum im niederbayerischen Lalling. Im Museum sind etwa 100 alte Autos ausgestellt. Bekannt sind Ferrari F40, Porsche 959 und 956, Lamborghini Diablo, BMW M1, Bugatti Type 51 und Goliath Pionier; Lamborghini Countach und De Tomaso Mangusta; Bugatti Type 57, De Tomaso Pantera, Maserati Bora, Lamborghini Jalpa 3500, Bugatti Type 35, Fiat 508, Wanderer W 17, Amilcar Type CGS, Gatsby, BMW Isetta und Victoria Spatz, Messerschmitt Kabinenroller und Zündapp Janus,  VW Käfer und Jaguar XJS sowie DKW-Schnellaster. Daneben sind 200 Motorräder zu sehen. Dazu gehören eine Böhmerland, Indian Four und Velocette sowie BMW R 42. Die Sammlung der Modellautomobile umfasst mehr als 22.000 Exponate. Glaskunst von Kristian Klepsch und Gemälde befinden sich in der Kunstabteilung des Museums. Früher war es an drei Tagen pro Woche geöffnet. Inzwischen wird es nur noch nach Vereinbarung geöffnet.

 

30.01.1991 – Der letzte "Trabbi" rollt direkt vom Fließband ins Museum. Damit wird die Produktion der "Renn-Pappe" nach 34 Jahren Bauzeit eingestellt. In dieser Zeit entstanden insgesamt 3.096.099 Fahrzeuge, davon 131.450 vom Modell P 50, 103.628 vom P60 und 2.818.547 vom P601. Das letzte Modell war der Trabant 1.1, der ab Herbst 1989 mit einem VW Polo-Motor in 39.474 Einheiten entstand.

 

02/1991 – Am 08.02.1916 wird in Dortmund Hans-Hugo Hartmann geboren. Der Junge ist der Sohn eines Mercedes-Benz-Verkäufers. Im Jahr 1935 macht er erstmals bei Geländefahrten auf sich aufmerksam und wird in der Saison 1939 Nachwuchs- und Ersatzfahrer des Stuttgarter Unternehmens in der Grand-Prix-Europameisterschaft. Sein erstes Rennen für Mercedes ist das Eifelrennen Ende Mai 1939, der zweite Start folgt im August beim Großen Preis der Schweiz in Bremgarten, den Hartmann auf W 154 als Siebter beendete. Nach dem Zweiten Weltkrieg bestreitet Hartmann Sportwagenrennen. 1952 stellt er auf der Rennstrecke von Linas-Montlhéry zusammen mit Adolf Brudes für Borgward international anerkannte Rekorde in der Klasse bis 1,5 l auf (unter anderem 100 km mit einem Schnitt von 215,5 km/h). Außerdem geht er mit Brudes beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans 1953 und dem 1000-km-Rennen von Buenos Aires 1954 an den Start, fällt aber jeweils aus. Bei der Carrera Panamericana 1953 kommt Hartmann auf Borgward nicht in die Wertung. Am Ende der letzten Etappe führt er die kleine Sportwagenklasse mit mehr als eineinhalb Stunden Vorsprung an, fällt aber durch einen Defekt zurück, überschreitet dadurch das Zeitlimit um 7 Sekunden und wird disqualifiziert. In einem Rennen des Rahmenprogramms zum Großen Preis von Deutschland 1954 verunglückt Hartmann schwer und beendet seine Karriere als Fahrer. Anschließend wird er Sportleiter bei Borgward. 1959 zieht er nach Herdecke, leitete drei Autohäuser in Dortmund und betreibt eine Fahrschule. Im Jahr 1960 kehrt Hartmann noch einmal aktiv zum Motorsport zurück, fährt mit Günter Isenbügel die Rallye Monte Carlo und gewinnt dabei auf Borgward Isabella die Klasse der Serientourenwagen. Im Februar 1991 verstirbt der einstige Rennfahrer.

 

02/1991 – Im chinesischen Changchun wir das Unternehmen FAW-Volkswagen Automotive Co. Ltd. Gegründet. Daran beteiligt ist die China FAW Group, die Volkswagen AG, die Audi AG und Volkswagen (China) Investment. Im Dezember 1991 startet die Produktion des Jetta, später kommen der Bora, der Golf IV, der Caddy sowie zahlreiche weitere Modelle hinzu. Aber auch Fahrzeuge wie der auf VW-Modellen basierende Modelle wie der Magotan oder der Sagitar werden gefertigt. Doch es gibt auch Kritik an diesem Engagement des Volkswagen-Konzerns. Der chinesische Autobauer verwendet vertragswidrig Patente und Konstruktionsunterlagen von VW, um damit für die eigene Sparte Motoren und Getriebe zu bauen. Diese Fahrzeuge werden auch in Ländern verkauft, in denen VW als Wettbewerber auftritt. Als der Leiharbeiter Fu Tianbo 2017 für gleiche Löhne wie Festanstellung demonstriert, nimmt ihn die Polizei fest und er verschwindet.

 

07.02.1991 - In Eisenach (Thüringen) wird der Grundstein für ein Montagewerk des Rüsselsheimer Autoherstellers Adam Opel AG gelegt. Zeitgleich wird das Automobilwerk Eisenach abgewickelt und die Produktion des Wartburg 1.3 eingestellt. Rund 1 ½ Jahre später, am 23.09.1992. beginnt die Produktion der Modelle Astra und Corsa.

 

15.02.1991 - Im Montagewerk der Volkswagen Sachsen GmbH in Mosel bei Zwickau läuft die Fertigung des VW-Golf II an. Die Tageskapazität soll bis Mitte 1991 auf 150 Einheiten steigen. Am 26.06.2020 läuft in Zwickau der letzte Volkswagen mit Verbrennungsmotor vom Band, nun werden dort mit den Produktionslinien VW ID.3, VW ID.4 und Audi Q4 etron ausschließlich Fahrzeuge mit Elektromotor produziert.

 

10.04.1991 – Einstellung der Pkw-Produktion mit dem letzten Wartburg 1.3 aus dem Automobilwerk Eisenach. Zwischen 1988 bis zum Produktionsende 1991 werden 152.775 Fahrzeuge gebaut. Mit der Einstellung endet eine über neunzigjährige eigenständige Automobilbau-Tradition.

 

16.04.1991 – Im Zuge der 1990 begonnenen Privatisierung entscheidet sich die tschechoslowakische Regierung am 09.12.1990 dafür, die damalige AZNP (Automobilové závody, národní podnik; dt. Automobilwerke, Nationalbetrieb) an die Volkswagen AG zu verkaufen. Am 16. April 1991 wird Škoda die vierte Marke des Volkswagenkonzerns. Als weitere Interessenten hatten sich die Automobilhersteller Renault und BMW angeboten, jedoch erschienen deren Zukunftskonzepte weniger überzeugend als das von Volkswagen. 1991 wird in Weiterstadt der deutsche Importeur Škoda Auto Deutschland GmbH gegründet, ab 1995 hundertprozentige Tochtergesellschaft von Škoda Auto, a.s. Durch das Joint Venture mit Volkswagen entsteht der Škoda Felicia mit modernem Design.

 

03.06.1991 - In der Schweiz wird im Juli und August die Höchstgeschwindigkeit auf Autobahnen für Pkw von 120 auf 100 km/h und für Lkw von 80 auf 70 km/h heruntergesetzt. Die Regierung will damit den Ausstoß von Kohlendioxid senken und eine Erhöhung der Ozonwerte verhindern.

 

23.06.1991 - Mazda gewinnt mit dem 787B das 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Es ist das einzige mit Wankelmotor angetriebene Auto, das dieses Rennen je gewonnen hat. Nach 12 Stunden führen noch souverän die favorisierten drei Mercedes-Benz C11, doch am Sonntagmorgen fielen alle C11 aus. Damit ist der Weg frei für das Mazda-Team mit Johnny Herbert, Volker Weidler und Bertrand Gachot. Er ist der erste Sieg für einen japanischen Hersteller in Le Mans und der erste Erfolg für einen Rotationsmotor. Johnny Herbert ist am Ende des Rennens so erschöpft, dass er nach der Zieldurchfahrt beim Aussteigen aus dem Cockpit kollabiert und dadurch die Siegerehrung verpasst.

 

24.06.1991 - Der Weltrekord des VW Käfer Cabriolets als meistgebauter offener Personenwagen wird eingestellt – von seinem eigenen Nachfolger, dem VW Golf Cabriolet. 331.848 offene Golf liefen seit 1979 bei Karmann in Osnabrück vom Band.

 

07/1991 – In Ibbenbüren findet erstmals die Schnauferlfahrt Ibbenbüren für historische Automobile bis Baujahr einschließlich Baujahr 1918 statt. Organisator sind das 1984 gegründete Automuseum Ibbenbüren und die Stadt Ibbenbüren. Bereits ein Jahr später nehmen 38 Fahrzeuge teil, 1996 sind es bereits 58 Teilnehmer. Daraufhin wird die Zahl der Fahrzeuge auf 50 begrenzt. 1997 wird das Museum aufgelöst und zieht nach Melle um. Seither gab es zwei Schnauferlfahrten in der Region, die im gleichen Zeitraum stattfanden. Die Schnauferlfahrt Melle hat jedoch zuletzt Anfang der 2020er Jahre stattgefunden, während die Schnauferlfahrt Ibbenbüren auch weiterhin stattfindet.

 

05.08.1991 – Der 1906 geborene japanische Unternehmer Soichiro Honda stirbt an einem Leberleiden. 1948 gründet er die Honda Corporation, die sich schnell zu einem der bedeutendsten Kraftfahrzeug- Motorenhersteller entwickelt. Bis 1973 bleibt er Präsident des Unternehmens. Seine Kindheit verbringt er in der Fahrrad-Werkstatt seines Vaters, 1922 geht Honda nach Tokio, wo er eine Lehrstelle in einer Autowerkstatt annimmt. Sechs später eröffnet er in seiner Heimat Komyo seine eigene Werkstatt. Gleichzeitig nimmt er an diversen Motorradrennen teil, muss nach einem schweren Verkehrsunfall und auf Druck seiner Frau das Hobby aufgeben. Nebenbei gründet er 1937 ein weiteres Unternehmen zur Produktion von Kolbenringen, dass er 1948 an Toyota verkauft. Mit seiner Honda Corporation startet er den Bau von Motorrädern. Innerhalb von wenigen Jahren wird die Firma zu einem der weltweit größten Motorradhersteller. 1963 wird die Produktion von Automobilen gestartet.

 

25.08.1991 – Der junge Rennfahrer Michael Schumacher, der 1990 und 1991 in der Sportwagen-Weltmeisterschaft aktiv war, debütiert in der Formel 1 beim Rennen um den Großen Preis von Belgien. Er wurde vom Team Jordan Grand Prix für ein Rennen verpflichtet, da der etatmäßige Fahrer Bertrand Gachot im Vorfeld des 11. WM-Laufs der Saison in Großbritannien verhaftet worden war, nachdem er einen Taxifahrer mit Reizgas besprüht hatte. Schumacher belegt im Qualifying überraschend Platz 7, fällt im Rennen jedoch ereits nach 500 Metern aufgrund eines Kupplungsschadens aus. Anschließend übernimmt er ein Cockbitt im Benetton-Rennstall. Gleich im ersten Rennen in Monza wird er Fünfter. In seiner nachfolgenden Karriere wird Michael Schumacher Weltmeister in den Jahren 1994, 1995 (mit Benetton), 2000, 2001, 2002, 2003 und 2004 (mit Ferrari). Von 307 Rennen gewinnt er 91, steht 155 x auf dem Podest. Ende 2006 beendet er zunächst seine Formel-1-Karriere, kehrt jedoch von 2010 bis 2012 zurück und fährt für Mercedes. Am 29.12.2013 verunglückt er bei einem Ski-Unfall schwer und erleidet ein schweres Schädel-Hirn-Trauma. Über seinen Gesundheitszustand wird seit dem nichts bekanntgegeben.

 

12.-22.09.1991 - In Frankfurt/Main beginnt die 54. Internationale Automobilausstellung, sie steht unter dem Motto „Mobilität und Verantwortung“. Elektroautos und Möglichkeiten zum Recycling von Autowracks stehen im Mittelpunkt des Besucherinteresses. Bundeswirtschaftsminister Jürgen Möllemann (FDP) spricht sich gegen eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen in seiner Eröffnungsrede aus. Mercedes-Benz präsentiert das Cabriolet 300 CE-24 (Baureihe 124) sowie das Experimentalfahrzeug C 112 mit V12-Mittelmotor und aktivem Fahrwerk. Weltpremiere hat auch der 350 GD Turbodiesel aus der Geländewagen-Baureihe 463. Der Kooperationspartner AMG stellt die Modelle 190 E 3.2, 300 E 3.4, 300 TE 3.4, 300 CE 3.4 und 500 SL 6.0 aus.

 

15.09.1991 – Die 1989 neu gegründete Bugatti Automobili SpA stellt am 110. Geburtstag von Ettore Bugatti den neuen Supersportwagen Bugatti EB 110 vor – das erste Fahrzeug, dass nach 1956 wieder den Namen Bugatti trägt. Es gibt zwei Varianten: den EB 110 GT sowie später den EB 110 SS, einer gewichts- und leistungsoptimierten Version. Ausgestattet ist der EB 110 mit einem 12-Zylinder-V-Motor mit 3.500 ccm Hubraum. Der EB 110 leistet 560 PS, der EB 110 SS 611 PS. Das Fahrgestell des Bugatti EB 110 besteht aus kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff (CFK). Die Karosserie ist aus Leichtmetall hergestellt, ebenso wie viele Teile des Fahrwerks; beim EB 110 SS sind einige Karosserieteile durch entsprechende Komponenten aus CFK oder aramidfaserverstärktem Kunststoff ersetzt. Die Türen werden nicht wie bei herkömmlichen Fahrzeugen geöffnet, sie schwingen beim Öffnen senkrecht nach oben. Der EB 110 kostet in der Basisversion 690.000 DM einschließlich eines ungewöhnlichen Wartungsvertrags, wonach innerhalb von drei Jahren alle Verschleißteile ohne zusätzliche Berechnung ersetzt wurden. 1995 muss die Bugatti Automobili SpA jedoch wegen schwieriger Wirtschaftslage der überwiegend europäischen und US-amerikanischen Absatzmärkte Konkurs anmelden. Die Fahrzeugproduktion wird eingestellt.

 

03.10.1991 - "Manta, Manta" kommt in die bundesdeutschen Kinos. Der nicht sehr tiefgreifende Film handelt von „Bertie“ (Til Schweiger), „Uschi“ (Tina Ruland) und „Klausi“ (Michael Kessler) und die Konkurrenz Opel Manta vs. Golf GTi. Im Kino erreicht 1992 etwa 1,2 Millionen Kinobesucher. Der Film ist heute Kult, aber auch Basis vieler Manta-Witze. Wie geht der kürzeste Mantawitz? "Steht ein Manta vor der Uni...". 2023 kommt nach 32 Jahren ein neuer Film in die Kinos: „Manta, Manta – Zwoter Teil“. Wieder mit Til Schweiger, Tina Ruland und Michael Kessler in den Hauptrollen.

 

20.10.1991 - Mit einem zweiten Platz beim Großen Preis von Japan gewinnt der brasilianische Automobilrennfahrer Ayrton Senna die Formel-1-Weltmeisterschaft. Zusammen mit dem Österreicher Gerhard Berger fährt er für das Team Honda Marlboro McLaren. Der auf Platz 9 gestartete junge deutsche Fahrer Michael Schumacher fällt in der 34. Runde aufgrund eines Motorschadens mit seinem Benetton-Ford aus.

 

24.10.1991 - Knapp sechs Monate nach seinem Start in den USA kommt das Roadmovie Thelma & Louise auch in die deutschen Kinos. In den Hauptrollen sind Susan Sarandon und Geena Davis zu sehen, die im Film mit einem Ford-Thunderbird-Cabrio durch die USA reisen. Der Film wird für sechs Oscars nominiert, erhält aber nur den für das beste Originaldrehbuch. „Eine mit viel Enthusiasmus für ihre Figuren durchsetzte schwarze Komödie, die das vertraute Klischee des ansonsten eher ‚männlich‘ akzentuierten Road-Movies mit neuem Sinngehalt erfüllt. Das präzise Drehbuch wurde in einem gleichermaßen unterhaltsamen wie systemkritischen Film umgesetzt“ (Lexikon des internationalen Films).

 

03.11.1991 - Beim abschließenden Formel-1-Rennen in Adelaide/Australien wird der dreifache Formel-1-Weltmeister Brasilianer Nelson Piquet Vierter. Das Rennen gewinnt sein Landsmann Ayrton Senna. Für Piquet ist es das letzte Rennen seiner Formel-1-Karriere. Zwischen 1978 und 1991 startet er 204 x in der Königsklasse des Motorsports, holt dabei 23 Siege und wird 1981 (Brabham), 1983 (Brabham) und 1987 (Williams) Weltmeister. 1983 ist er der erste Weltmeister der Formel 1, der den Titel mit einem Turbomotor (BMW) gewinnt. Piquet gilt während seiner Karriere als ausgesprochener Spezialist für Hochgeschwindigkeitsstrecken wie Monza, Zeltweg oder Hockenheim, während er gegen enge Stadtkurse wie Monaco und Detroit eine ausgesprochene Abneigung hat. Bekannt ist er für seine offenherzige und provokante Art. Mit mehreren Fahrern, wie z.B. Alan Jones, Nigel Mansell oder Ayrton Senna, verbindet ihn über Jahre eine intensive Rivalität. Diese wird deutlich, als Senna 1986 eine Verleumdungsklage gegen ihn anstrengt. Einem Interview im Jahr 2008 habe er seine Verbalattacken jedoch nie persönlich gemeint, sondern wollte damit nur die Rivalität anheizen. Im Juli 2007 werden Piquet und seiner Frau Vivianne nach wiederholten Verstößen gegen die Verkehrsordnung die Führerscheine entzogen. Nach Nelson Piquet sind zwei Rennstrecken in Brasilien benannt.

 

21.12.1991 - In Süddeutschland herrscht aufgrund von Eis und Schnee vor allem auf den Autobahnen ein Chaos. Die Weihnachtsurlauber bleiben auf der Strecke Frankfurt-München in einem Stau von 175 km Länge stecken.

 

 

1992

 

1992 – „Auto des Jahres“ ist der Volkswagen Golf III. Ihm folgen auf Platz 2 der opel Astra F sowie des Citroen ZX.

 

01.01.1992 – Um es von der Volkswagen AG unternehmerisch unabhängig zu machen, wird das Automuseum von VW mit seinen Exponaten in die neu gegründete Stiftung AutoMuseum Volkswagen übertragen. 2001 wird das AutoMuseum renoviert und umstrukturiert, und zeigt seitdem nur noch Exponate der Kernmarke Volkswagen. Einige Fahrzeuge werden in das ZeitHaus der im Juni 2000 eröffneten Autostadt überführt.

 

09.03.1992 – 10 Tage vor seinem 93. Geburtstag stirbt der Ingenieur, Erfinder, Automobil- und Motorradrennfahrer Reinhard Freiherr von Koenig-Fachsenfeld. Wie viele andere Rennfahrer beginnt er seine Karriere auf dem Motorrad. 1924 wird der Stuttgarter auf Cotton in der 250-ccm-Klasse erster Deutscher Motorrad-Straßenmeister der Geschichte. Im darauffolgenden Jahr gewinnt das Solitude-Rennen und bricht mehrere Geschwindigkeitsrekorde. Dadurch motiviert beschäftigt er sich intensiv mit der Fahrzeugaerodynamik. In den späten 1920er Jahren übernimmt er die deutsche Repräsentanz von Paul Jaray, der 1922 die ersten, grundlegenden Patente zur Fahrzeugaerodynamik angemeldet hat. Anfang der 1930er Jahre wendet er sich von Jaray ab und beginnt in Verbindung mit dem FKFS in Stuttgart mit eigenen Untersuchungen zur Fahrzeugaerodynamik. Im Rahmen dieser Arbeiten entwirft er eine ganze Reihe von Renn- und Rekord- und Versuchsfahrzeugen. Darüber hinaus entwirft er Stromlinienkarosserien für Limousinen, die auf Chassis renommierter Hersteller aufgesetzt wurden. Sein größter Erfolg ist der von ihm strömungsgünstig gestaltete Mercedes SSKL, der beim bekannten Karosseriebauer Vetter in Cannstatt realisiert wird. Mit diesem Fahrzeug siegt 1932 Manfred von Brauchitsch auf der AVUS in Berlin. Unter seiner Federführung entsteht auf Basis eines Maybach SW 38 ein Stromlinienwagen, der vom Reifenhersteller Fulda bei der etablierten Karosserieschmiede Dörr & Schreck in Frankfurt in Auftrag gegeben wurde. Dieser Wagen mit Sport-Karosserie wird für Reifenversuche bei Fulda eingesetzt und erreicht Dank der windschlüpfigen Karosserie schon damals eine Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h. Durch seine Forschungen ist Reinhard Freiherr von Koenig-Fachsenfeld Inhaber zahlreicher Patente. 1982 gründet er die Stiftung Schloss Fachsenfeld. Auf Schloss Fachsenfeld gibt eine Dauerausstellung einen Einblick in seine grundlegenden Arbeiten auf dem Sektor der Fahrzeugaerodynamik.

 

05/1992 – Der Ford Escort RS Coswprth wird präsentier. Das überwiegend beim Osnabrücker Karosseriebauer Karmann gebaute Fahrzeug nimmt eine Sonderstellung innerhalb der Baureihe ein. Eigentlich ist er kein Escort, sondern lediglich dessen Karosserieform, die auf einer gekürzten Bodengruppe des Sierra sitzt. Im Gegensatz zum „normalen“ Escort ist bei den Cosworth-Modellen der Motor wie im Sierra längs eingebaut. Ford unternimmt diesen Schritt, um für die Rallye-Weltmeisterschaft ein konkurrenzfähiges kleineres Auto zu haben, aber den bekannt starken Motor und den Allradantrieb des Sierra nutzen zu können. Der zu große Sierra hat sich als nicht konkurrenzfähig erwiesen. Aber auch dem Escort bleiben größere Erfolge verwehrt. Zwischen 1993 und 1997 gewinnt der Escort RS Cosworth, der später als Escort WRC homologiert wurde, insgesamt elf Läufe zur Rallyeweltmeisterschaft. François Delecour, der bereits zwei Jahre lang mit dem Sierra an der Weltmeisterschaft teilnahm, wird im Jahr 1993 hinter Juha Kankkunen auf Toyota Vizeweltmeister. Markant für Escort RS Cosworth ist der sehr große und aerodynamisch wichtige Heckflügel. Das mit einem permanenten Allradantrieb versehene Fahrzeug ist anfangs mit einem Garrett-T35-Lader und einer Einspritzanlage von Weber-Marelli ausgestattet. Entgegen der Modellpflege beim zivilen Escort wird der Cosworth immer mit der gleichen Karosserieform (der des Escort ’91) gebaut. Ab Werk gibt es zwei verschiedene Versionen des Heckflügels.

 

01.07.1992 - Laut Kraftfahrtbundesamt beträgt der Fahrzeugbestand in Deutschland 42.000.477 Kraftfahrzeuge. Davon sind 1.678.701 Krafträder, 36.042.408 Pkw, 82.573 Kraftomnibusse und 1.825.135 Lkw. Dazu kommen 1.846.096 Zugmaschinen und 525.564 sonstige Kraftfahrzeuge.

 

09/1992 – Der Oldtimer-Sammler Karl-Heinz Bonk eröffnet in Bedburg-Rath das Rosengart-Museum. Karl-Heinz Bonk hatte bereits einige Oldtimer. Als er ein Auto aus seinem Geburtsjahr 1939 sucht, findet er zufällig eines von Automobiles L. Rosengart. Nach eigenen Angaben dachte er beim Anblick der Frontgestaltung, die einer BMW-Niere ähnelt, es sei ein BMW. Daraufhin beginnt er alles zu sammeln, was mit der Marke Rosengart und ihrem Gründer Lucien Rosengart zusammenhängt. Im September 1992 eröffnet Bonk sein Museum. Es befindet sich in einem Gutshof aus dem 12. Jahrhundert. Die Ausstellung umfasst rund 700 Quadratmeter Fläche. Das Museum hat im Sommer an jedem Wochenende geöffnet.

 

23.09.1992 – Eröffnung des neuen Opelwerks in Eisenach. In die neue Produktionsstätte hat Opel rund eine Milliarde Euro investiert. Zeitgleich startet die Produktion der Opel-Modelle Astra und Corsa. Am 16.10.1996 läuft der 500.000. in Eisenach gebaute Opel vom Band, am 16.11.1999 der einmillionste.

 

18.10.1992 - Mit dem 500-km-Rennen von Magny-Cours endet das bislang letzte Rennen der Sportwagen-Weltmeisterschaft. Zu Beginn der 1990er-Jahre kommt es zum Niedergang der Serie. Schon Ende der 1980er-Jahre sind die Kosten für den Bau und den Betrieb der Gruppe-C-Prototyen enorm gestiegen. Vor allem die immer wieder verschärfte Verbrauchsformel sorgt für Preissteigerungen. Die Motorenentwicklungen lassen die Budgets explodieren. Kleine Hersteller können dieses Wachstum nicht mehr mittragen, selbst große Automobilbauer beenden ihre Sportwagenprogramme. Die letzte Generation der Rennwagen, die 1992 zum Einsatz kommen, sind aerodynamisch betrachtet Formel-Rennwagen mit Kotflügeln und Dach. Der letzte Weltmeisterwagen ist der 905 Evo1 B von Peugeot. Mit 36 Veranstaltungen zwischen 1953 und 1991 wird das 1000-km-Rennen auf dem Nürburgring am häufigsten ausgefahren. Porsche hält mit 142 Erfolgen den Rekord bei den Herstellern und die Werksmannschaft mit 72 bei den Rennteams. Erfolgreichster Fahrer ist mit 37 Gesamtsiegen Jacky Ickx. 2012 wird mit der FIA-Langstrecken-Weltmeisterschaft eine Nachfolgeveranstaltung eingeführt.

 

 

1993

 

1993 – „Auto des Jahres“ 1993 ist der Nissan Micra, gefolgt vom Fiat Cinquecento und dem Renault Safrane.

 

1993 eröffnet der Kieferorthopäde Klaus Otto Räker sein eigenes Automuseum In Lemgo im Kreis Lippe. 1976 kauft er mit einem Mercedes-Benz 300 SL sein erstes klassisches Fahrzeug und beginnt, weitere zu sammeln. Heute wird es von Gerrit Emmerich betrieben und öffnet nur nach Vereinbarung. Ausgestellt sind etwa 40 Autos, 10 Motorräder und 4 Motoren. Der Schwerpunkt liegt bei Sportwagen von Porsche. Genannt sind Porsche 356, 911, 550, 718, 904, 917 und 597 sowie 944. Außerdem sind BMW 315/1, Ferrari 512 BB, Ford Taunus (G73A) von 1951, Glas 1004, Honda S800, verschiedene Mercedes-Benz, NSU-Fiat 500, Rolls-Royce 20/25 hp, Seat 600, Sylva Fury und VW Käfer ausgestellt.

 

01/1993 – Auf der Detroit Motorshow (USA) präsentiert der wirtschaftlich schwächelnde Porsche den Prototypen eines neuen Zweisitzer-Mittelmotor-Sportwagens: Den Boxter. Mit seinem Design erinnert das Fahrzeug an die früheren Porsche-Rennwagen 550 und 718 Spyder. Mit diesem Concept Car überraschten die Stuttgarter die Fachwelt und die Besucher. Der Boxter ist offiziell nur ein Concept Car, eine Fahrzeugstudie und „Interpretation typischer Stilelemente, wird zum „Best of Show“. Doch potentielle Kunden wollen sofort Bestellungen aufgeben. Drei Jahre später ist der Boxter serienreif und kann gebaut werden. Mit dem Boxter beginnt ab 1966 der wirtschaftliche Aufschwung von Porsche. Angetrieben wird der Boxter von einem Sechszylinder-Boxermotor mit zunächst 2.480 ccm Hubraum und 204 PS. Die 4., ab 2016 gebaute Generation hat 2024 als stärkste Variante einen 500 PS starken, 3.996 ccm großen Sechszylinder-Boxermotor unter der Haube (718 Boxter Spyder RS). Ab 2004 wird dem offenen Boxter der geschlosse Porsche Cayman an die Seite gestellt.

 

01.04.1993 – In Deutschland dürfen nach § 21 (1a) der Straßenverkehrsordnung (StVO) Kinder bis zum vollendeten zwölften Lebensjahr, die kleiner als 150 cm sind, in Kraftfahrzeugen auf Sitzen, für die Sicherheitsgurte vorgeschrieben sind, nur mit Rückhalteeinrichtungen für Kinder (Kindersitze) mitgenommen werden.

 

03.06.1993 – Beginn der Produktion des Opel Corsa B in Eisenach. Gebaut wird der Corsa B bis November 2000.

 

15.06.1993 – In Wimbledon stirbt der frühere Formel-1-Weltmeister James Hunt. Sieben Jahre fährt er für March, Hesketh, McLaren und Wolf in der Formel 1; mit McLaren holt er 1976 den Titel als Fahrer-Weltmeister. Hunt ist bekannt für seine exzessive Lebensweise und Exzentrizität. Der großgewachsene Kettenraucher und bekennende exzessive Trinker ist im Fahrerlager dank der ihn umlagernden Groupies nie zu übersehen. Legendär ist in dieser Saison seine Rivalität mit Niki Lauda, der beim Großen Preis von Deutschland auf dem Nürburgring schwer verunglückt, aber nur zwei Rennen auslassen muss. Im letzten Rennen, vor dem Hunt in der Gesamtwertung drei Punkte Rückstand auf Lauda hat, wird er Dritter und holt sich den Weltmeistertitel. Jedoch hat Lauda nach der zweiten Runde aufgrund des starken Regens das Rennen beendet mit den Worten: „Mir ist mein Leben wichtiger als die Weltmeisterschaft“. In der folgenden Saison erleidet Hunt zahlreiche Unfälle, die überwiegend selbst verschuldet sind und dem Briten den Spitznamen „Hunt the Shunt“ (im Sinne von „Hunt der Verschrotter“) einbringt. In der Saison 1978 ist der McLaren nicht konkurrenzfähig, Hunt gelingt nur ein Podiumsplatz. Am Ende der Saison verweigert er die Vertragsverlängerung bei McLaren und wechselt zum Wolf-Team. Noch vor Ende der Saison erklärt er seinen sofortigen Rücktritt vom Motorsport. Nach seinem Rücktritt arbeitet er noch als F1-Reporter und Kommentator bei der BBC. Im Alter von nur 45 Jahren stirbt Hunt im Schlaf zuhause an einem Herzinfarkt.

 

19.-20.06.1993 – Auf dem Gelände von Goodwood House bei Chichester in Südengland findet das erste „Festival of Speed“ statt. Bereits 1936 veranstaltet der der Rennfahrer Frederick Gordon-Lennox, 9. Duke of Richmond, auf seinem Grund ein privates Bergrennen auf dem von der RAF angelegten Ausweichflugplatz. In den 1950er und 1960er Jahren fanden dort zahlreiche Rennen statt. Das von Charles Henry Gordon-Lennox, 11. Duke of Richmond, organisierte „Festival of Speed“ findet jedoch nicht auf der ehemaligen Rennstrecke statt, sondern auf einer Bergstrecke vor Goodwood House und einer Rallyestrecke im Wald. Zu sehen sind Renn- und Sportwagen, Rennmotorräder und Rallyeautos aus allen Epochen der Motorsportgeschichte – von Vorkriegsmodellen bis hin zu modernen Formel-1-Boliden, sowie viele ehemalige und aktuelle Rennsportasse. Das Besondere am „Festival of Speed“ ist, dass die Besucher während der ganzen Veranstaltung alle Fahrerlager betreten können, um die Fahrzeuge zu besichtigen und mit den Fahrern zu sprechen.

 

16.08.1993 – In New York City stirbt der französische Automobilrennfahrer René Dreyfus. Als junger Mann überzeugt René Dreyfus seine Mutter, Besitzerin einer Papierfabrik, dass er mit einem schnellen Auto mehr Kunden besuchen könne, worauf sie ihm einen Bugatti kauft und er sein erstes Rennauto hat. Mit Fahrzeugen dieser Marke feiert er dann auch seine größten Erfolge. 1930 siegt er überraschend beim Grand Prix von Monaco vor dem Lokalmatador Louis Chiron. Auch den Großen Preis von Belgien 1934 gewinnt er. Später tritt Dreyfus auf verschiedenen Marken (unter anderem Alfa Romeo) an. Am 13. Juni 1937 gewinnt er in Florenz den „Gran Premio 1500“ auf einem Maserati. Gegen die Übermacht der Silberpfeile in den späten 1930er-Jahren kann jedoch auch er kaum etwas ausrichten. Allerdings feiert er beim Grand Prix de Pau 1938 in einem Delahaye einen vielbejubelten Sieg über die deutsche Dominanz. Während des Zweiten Weltkrieges übersiedelt René Dreyfus in die USA, nimmt die amerikanische Staatsbürgerschaft an und eröffnet in New York City ein Restaurant, das vor allem von Rennfahrerkollegen gut besucht ist. Ins Cockpit eines Rennwagens kehrt er noch einmal zurück, um 1952 ein drittes und letztes Mal am 24-Stunden-Rennen von Le Mans teilzunehmen.

 

01.12.1993 - Die ASU wird in Abgasuntersuchung (AU) umbenannt. Sie gilt seitdem auch für Diesel-Fahrzeuge und hat einen eigenen Ablauf für (Otto-)Fahrzeuge mit geregeltem Katalysator und elektronisch geregelter (Saugrohreinspritzung).

 

 

1994

 

1994 – Zum „Auto des Jahres“ gewählt wird der Ford Mondeo 93, ihm folgen der Citroen Yantia auf Platz 2 und die Mercedes-Benz C-Klasse (202).

 

1994 – In Prora auf Rügen, unweit des denmkmalgeschützten KdF-Baus Prora wird das Eisenbahn & Technik Museum Rügen – heute Oldtimer Museum Rügen – eröffnet. Neben historischen (Dampf-)Lokomotiven sind auch zahlreiche Feuerwehroldtimer, LKW und rund 80 Pkw ausgestellt. Die Fahrzeuge werden überwiegend gegenüberstehend unter dem Motto „40 Jahre geteilte Automobilgeschichte von 1949 bis 1989“ präsentiert.

 

17.-27.03.1994 – Auf dem Genfer Autosalon wird erstmals das „Cabrio des Jahres“ gewählt. Die international besetzte Fachjury besteht aus 21 Motorjournalisten und Experten aus 12 Ländern (2008: 18 Personen aus 11 Ländern). Bei der ersten Wahl holt sich das Peugeot 306 Cabriolet diese Auszeichung. 2007 wird diese Auszeichnung letztmalig vergeben. Sie erhält der Opel GT Roadster.

 

 

1995

 

09/1995 – In Großbritannien wird der MG F vorgestellt, der erste MG-Roadster nach der Einstellung des MG B im Jahr 1980. Zur Modelleinführung ist zunächst nur eine Motorisierung mit 120 PS erhältlich. 1996 folgt eine auf dem gleichen Rover-1,8-Liter-Vierzylinder basierende Version mit 145 PS. Mit dem Modelljahr 2002 erfolgt der Wechsel zum TF, dessen Bezeichnung eine Homage an das erfolgreiche Roadstermodell MG TF der 1950er Jahre ist. Ab Frühjahr 2005 ist aufgrund des Vergleichsverfahrens über die MG Rover Group eine weitere Fertigung nicht mehr möglich. Doch im März 2007, als die Nanjing Automobile Group ihre MG-Fabrik in Nanjing fertig hat, beginnt die Fertigung erneut als MG und dauert bis Ende 2011.

 

13.11.1995 – In Dargen auf Usedom wird der Museumsverein Zweirad- und Motorentechnik der ehemaligen DDR e. V. (Dargen) gegründet, der später zu Technik- und Zweiradmuseum Dargen-Usedom eingetragener Verein (Dargen) und DDR-Museum Dargen/Usedom e. V. (Dargen) umbenannt wird. 1997 wird das Museum in Dargen auf Usedom eröffnet. Früher war es täglich geöffnet, inzwischen noch an sechs Tagen pro Woche. Ein Bereich befasst sich mit Fahrzeugen. Der Schwerpunkt liegt auf Produkten, die in der DDR erhältlich waren. Für 2004 sind die folgenden Personenkraftwagen bekannt: AWZ P 70 Kombi, Dacia, Framo, GAZ-M20 Pobeda, IFA F 8 Kombi, Lada 2101 und 2105, Moskwitsch-408 und 412, SAS-965 und 966, Škoda 105, 120 und Octavia, Tatra 603 und 613, Trabant 600, 601 und 1.1, Velorex, Wartburg 312, 353 und 1.3, Wolga M-21 und 24. 2014 sind 40 Autos, 5 Lastkraftwagen und Omnibusse, 80 Motorräder, 20 Mopeds, 5 Fahrräder, 40 Motoren sowie Sonderfahrzeuge wie Krankenfahrstühle ausgestellt. Seitdem ist die Zahl gestiegen. Außerdem werden Gegenstände aus dem Alltagsleben in der DDR gezeigt.

 

28.12.1995 – Für Verstörung sorgte das neue Dienstfahrzeug des britischen Geheimagenten James Bond 007. Im neu in die bundesdeutschen Kinos gekommenen Film „Golden Eye“ ist 007 in der Anfangsszene noch mit dem Aston Martin DB5 unterwegs, mit dem er sich ein spontanes Straßenrennen mit seiner späteren Gegnerin Xenia Onatopp im Ferrari F355 GTS leistet. Doch im weiteren Verlauf wird im von „Q“ sein neuer Dienstwagen vorgestellt: Einen BMW Z3, ausgestattet mit Stinger-Raketen, die jedoch nicht zum Einsatz kommen. Der Linkslenker ist weniger als zwei Minuten im Film zu sehen.

 

 

1996

 

1996 – Zum „Auto des Jahres“ wird der Fiat Bravo/Fiat Brava gewählt. Zweitplatzierter ist der Peugeot 406, Drittplatzierter der Audi A4 B5.

 

1996 - Zum „Auto des Jahres“ wird der Fiat Bravo/Brava gewählt. Der Fiat Brava ist ein vom italienischen Hersteller Fiat von Herbst 1995 bis Sommer 2001 gefertigter Pkw, der zur Kompaktklasse gehörte. Der Brava war die längere fünftürige Variante, während der 17 cm kürzere Dreitürer unter dem Namen Fiat Bravo verkauft wurde. Die Stufenhecklimousine und der Kombi wurden ab Sommer 1996 als Fiat Marea angeboten. Letzteres Modell erhielt zur Unterscheidung größere Stoßfänger und eine breitere Spur. Der Vorgänger von beiden Fahrzeugen war der Fiat Tipo.

 

25.04.1996 - Auf dem Internationalen Automobil-Salon in Turin wird die Serienversion des Mercedes-Benz SLK (Baureihe R 170) der Öffentlichkeit vorgestellt.

 

08/1996 – Rund drei Jahre nach der Präsentation des Prototypens wird der Porsche Boxter auf dem Markt eingeführt. Der zweisitzige Mittelmotor-Sportwagen bringt den kriselnden Sportwagenhersteller wieder in die Erfolgsspur. Zunächst treibt ihn ein Sechszylinder-Boxermotor mit 2.480 ccm Hubraum und 204 PS an, von 2000 bis 2002 sind es 2.687 ccm und 220 PS, ab 2003 228 PS. Daneben gibt es ab 2000 auch den Boxter S mit einem 3.179 ccm großen Motor mit 252 bzw. ab 2003 260 PS. Das Jubiläumsmodell Boxter S „50 Jahre 550 Spyder“ leistet 266 PS.

 

 

1997

 

1997 – Zum „Auto des Jahres“ wird der Renault Megane Scenic gewählt. Zweitplatzierter ist der Ford Ka, Drittplatzierter der VW Passat B5.

 

30.05.1997 – In Böblingen stirbt der Ingenieur und Konstrukteur Béla Barěny. Er gilt als Begründer der passiven Sicherheit im Automobilbau und ist Inhaber diverser Patente. 1952 erhält er ein Patent auf die von ihm definierte Sicherheitsfahrgastzelle. Die Serieneinführung dieses Konzepts erfolgt 1953 bei der „Ponton“-Baureihe W 120. 1948 erfindet er ein Prinzip für versenkte Scheibenwischer, die in abgeschaltetem Zustand von der Karosserie verdeckt sind und dadurch ein geringeres Verletzungsrisiko für Fußgänger bedeuten. Verwirklicht wird diese Idee in der von 1979 bis 1991 gebauten S-Klasse W 126. Die Sicherheitslenksäule geht auf eine Barényi-Idee aus dem Jahr 1947 zurück. 1953 setzt Barényi seine Ansprüche auf die von Ferdinand Porsche angemeldeten Patente vor Gericht durch. Barényi kann nachweisen, dass er bereits in den 1920er Jahren das Konzept des Käfers detailliert dargelegt, aber nicht ausreichend durch Patente abgesichert hatte. 1955 verklagt Barényi die Volkswagenwerk G.m.b.H. auf Urheberrechtsverletzung, woraufhin seine Urheberschaft am VW Typ 1 gerichtlich anerkannt wurde. Ab 1955 bis zu seiner Pensionierung 1974 leitet er die Vorentwicklung bei Daimler-Benz. Sein Haus in Maichingen und das darin eingerichtete Archiv verkauft Barényi Mitte der 90er Jahre an die Mercedes-Benz AG. Béla Barényi, der Vater der passiven Sicherheit, Urheber von 2500 angemeldeten Patenten, stirbt am 30. Mai 1997 im Alter von 90 Jahren in Böblingen. Teile seines Nachlasses erhält das Technische Museum Wien.

 

01.07.1997 - Die ersten H-Kennzeichen für klassische Automobile werden erteilt. Die Fahrzeuge müssen mindestens 30 Jahre alt sein. Die Erteilungskriterien werden von einzelnen Zulassungsstellen immer wieder unterschiedlich angewendet, was immer wieder zu Verärgerung führt. Aber das H-Kennzeichen hat deutliche Vorteile für Oldtimerbesitzer, u.a. berechtigt es zur freien Einfahrt in Umweltzonen und bedeutet einen pauschalen Steuersatz (der sich für Kleinwagenbesitzer nicht immer rechnet).

 

19.09.1997 – In München verstirbt der promovierte Maschinenbau-Ingenieur Ludwig Kraus. Ab 1939 arbeitet Kraus bei der Daimler-Benz AG. 1951 übernimmt er dort die Leitung der Abteilung Konstruktion für den Rennwagenbau, wo er die Mercedes-Silberpfeile W 154 und W 196 entwickeln lässt. Als Oberingenieure und Leiter der Vorentwicklung sind seine bekanntesten Mitarbeiter in dieser Zeit: Rudolf Uhlenhaut, Hans Scherenberg und Fritz Nallinger. Am 08.10.1963 übernimmt er die Stelle als stellvertretender Geschäftsführer und Technischer Direktor der damaligen Daimler-Benz-Tochterfirma Auto Union. Seine Hauptaufgabe ist es, den überzeugten Zweitaktverfechter und Auto-Union-Geschäftsführer Werner Henze vom Einsatz des heimlich geplanten 1,3-Liter-V6-Zweitakters aus der Feder des bekannten Konstrukteurs Hans Müller abzubringen und endlich einen Viertaktmotor einzuführen. Daher verpflanzt Kraus als eine seiner ersten Tätigkeiten den sogenannten Mitteldruckmotor in den DKW F 102 und lässt damit auf Geheiß von Daimler-Benz die Marke Audi mit dem Audi F103 wiederauferstehen. Die Entwicklung des Motors ist ursprünglich bei Daimler-Benz als Vielstoffmotor mit dem internen Code „Mexico“ für militärische Zwecke begonnen worden. Kaum läuft die Produktion bei Audi richtig gut, erlässt der Vorstandsvorsitzende der Volkswagenwerk AG, Heinrich Nordhoff, die Anordnung, Entwicklungsarbeiten in Ingolstadt auf serienbegleitende Maßnahmen zu beschränken. Neue Autos sollten nur noch in Wolfsburg konstruiert werden. Deshalb sollten in Ingolstadt 150 Mitarbeiter der Entwicklungsabteilung entlassen werden. Dennoch entwickelte Kraus heimlich ein neues Modell, den Audi 100, der letztlich zum Erhalt der Marke Audi und des Volkswagenkonzerns führte. Kraus’ Erfahrungen bei der Entwicklung der Silberpfeile in den 1950er Jahren fließen direkt in die neue Entwicklung ein: Als Konstrukteur hat er in der Rennabteilung von Daimler-Benz eine computergestützte Berechnung entwickelt, welche nun bei der Berechnung der Karosseriestruktur des neuen Audi 100 erstmals im Serienfahrzeugbau eingesetzt wird. Kraus stellt den Kontakt zum Star-Designer Giorgio Giugiaro her, der Anfang der 1970er Jahre für Audi tätig ist und später für Volkswagen den Golf zeichnet. Anfang der 1970er Jahre gerät Volkswagen in erhebliche wirtschaftliche Schwierigkeiten, die in letzter Minute mit Techniktransfer von Audi abgewendet werden können: VW stellt sein Fahrzeugprogramm von luft- auf wassergekühlte Modelle um. Ohne die engagierte Arbeit von Kraus wäre der Konkurs von VW unabwendbar gewesen.

 

10/1997 - Die im März 1997 auf dem Genfer Autosalon vorgestellte A-Klasse, ein Pkw der Kompaktwagenklasse von Mercedes-Benz und der erste Mercedes-PKW mit Vorderradantrieb. Wird an die Händler ausgeliefert. Die Kurzversion wird intern als W 168, die im Frühjahr 2001 eingeführte Langversion als V 168 bezeichnet. Bekannt wird die A-Klasse durch den sogenannten Elchtest, ein nicht genormtes Spurwechsel-Fahrmanöver bei ca. 65 km/h, welches bis zu diesem Zeitpunkt nur bei Fahrzeugtests in Schweden üblich ist. Bei einem solchen Test der Baureihe 168 durch einen schwedischen Auto-Journalisten, drei Tage nach der offiziellen Fahrzeugvorstellung, kippt das Fahrzeug auf die Seite. Zuerst spielen die Verantwortlichen der Daimler-Benz AG den Vorfall herunter und versprechen, bisher produzierte Fahrzeuge mit anderen Reifen auszustatten und künftige Fahrzeuge mit einem elektronischen Stabilitätsprogramm ESP auszurüsten. Kurz darauf entschließt man sich jedoch zu einem Verkaufstopp und rüstet alle bisher gebauten Fahrzeuge mit ESP und geändertem Fahrwerk nach. Der Elchtest bringt der A-Klasse Spitznamen wie „Elch-Klasse“ oder „Purzel“ ein, aber auch viel Spott. Am geläufigsten im Volksmund ist die Bezeichnung „Kleinster Kipper der Welt“ oder dass Mercedes als „Zweiradfabrik“ tituliert wird. Das Zwischenlager der noch nicht umgerüsteten Fahrzeuge sind im badischen Kippenheim angesiedelt, was die Ironie weiter anheizt. Ursache für das Scheitern im Elchtest sind die 65er-Reifen mit ihren nachgiebigen Flanken zusammen mit der weichen Fahrwerksabstimmung. Die Reifen werden von 175/65R15 auf 195/50R15 mit stärkerer Karkasse geändert und etwas härtere Federn und Stoßdämpfer verwendet. Im Jahre 2019 wird bekannt, das Kippen der A-Klasse „beim Elchtest wegen des hohen Schwerpunktes“ habe auch daran gelegen, „dass das Fahrzeug einen Unterboden für die Aufnahme einer solchen [neuartigen keramischen] Batterie hatte. Dieser sei aufgrund technischer Probleme und des damals hohen Preises dann allerdings leer geblieben.“ Eingeplant war ursprünglich eine Elektroantriebvariante mit einer Zebra-Batterie. Bis September 2004 werden weltweit rund 1,1 Millionen der besonders bei Rentnern beliebten Baureihe 168 abgesetzt.

 

15.10.1997 – Mit der Rekordgeschwindigkeit von 1227,985 km/h durchbricht das Raketenauto ThrustSSC, (Thrust Super Sonic Car), ein britisches strahlgetriebens Auto, den Landgeschwindigkeitsrekord als schnellstes Landfahrzeug der Welt. Gleichzeitig ist es das erste Landfahrzeug, das anerkanntermaßen die Schallmauer durchbricht. Angetrieben wird das Fahrzeug von zwei Rolls-Royce-Spey-Triebwerken mit Nachbrennern, die 110.000 PS leisten und 18 Liter Treibstoff pro Sekunde verbrauchen. Abgebremst wird das Fahrzeug neben den Scheibenbremsen zusätzlich durch zwei Bremsfallschirme. Der Militärpiloten Andy Green stellt mit der ThrustSSC den Rekord von 1227,985 km/h als Durchschnittsgeschwindigkeit über eine Meile in der Black-Rock-Wüste von Nevada auf.

 

21.10.1997 - Bei einem Test der schwedischen Zeitschrift "Teknikens Värld" kippt ein Fahrzeug des neuen Mercedes-Benz-Modells A-Klasse auf die Seite und bleibt schließlich auf dem Dach liegen. Der Begriff "Elchtest" ist geboren, sehr zum Leidwesen des Stuttgarter Automobilherstellers. Als Konsequenz baut Daimler-Benz serienmäßig das Elektronische Stabilitätsprogramm (ESP) ein - bisher ein Novum der Luxusklasse. Der Ruf der A-Klasse bleibt dennoch geschädigt.

 

22.11.1997 – In Berlin wird die Automobilhistorische Gesellschaft e. V. (AHG) gegründet. Die AHG ist die Vereinigung von Fachleuten aus dem deutschsprachigen Raum, die sich mit der Geschichte des Automobils im Allgemeinen und in entsprechenden Teilbereichen befassen.  Gründungsmitglieder sind Georg Amtmann, Erik Eckermann, Peter Kirchberg, Michael Graf Wolff Metternich, Hans-Otto Neubauer, Matthias Pfannmüller, Halwart Schrader und Immo Sievers. Ehrenmitglied ist unter anderem der Karosseriebauer Johannes Beeskow. Derzeit besteht der Vorstand der AHG aus dem Motorjournalisten Wolfgang Blaube, seit 2013 erster Vorsitzender, dem Juristen Jan-Hendrik Wolf (seit 2016 zweiter Vorsitzender) und Leif Rohwedder (seit 2021 Geschäftsführer). Laut Eigendarstellung ist die AHG wirtschaftlich wie politisch unabhängig. Ihre Mitgliederstruktur rekrutiert sich maßgeblich aus Historikern, Publizisten, Technikern, Dozenten, Chronisten, Archivaren, Museumsbetreibern, Kuratoren und Privatsammlern.

 

18.12.1997 – Wieder ist es ein BMW, mit dem der von Pierce Brosnan gespielte James Bond „007“ im neuen Film „Der Morgen stirbt nie“ in den deutschen Kinos auf Verbrecherjagd geht. Der BMW 740iL, 4.4 V8 mit 286 PS, im Film deklariert als BMW 750iL, 5.4 V12 mit 326 PS, ist ausgestattet mit Raketen im Schiebedach, selbstaufpumpende Reifen, Krähenfüße, um bei verfolgenden Autos die Reifen zu zerstören, Kabelschneider unter dem Hersteller-Signet, erweiterte Diebstahlsicherung (Elektroschock-Elektroden in den Türgriffen, Tränengas-Düsen) und eine extrastarke Titan-Panzerung. Mittels Handy kann Bond den BMW fernsteuern. Bei einer Verfolgungsjagd lässt er sich aus dem Wagen fallen und fährt es in einem Hamburger Parkhaus auf das Dach, wo es eine Begrenzungsmauer durchbricht und in eine Avis-Station auf der anderen Straßenseite stürzt.

 

 

1998

 

1998 – Zum „Auto des Jahres“ wird der Alfa Romeo 156 gewählt. Zweitplatzierter ist der VW Golf IV, Drittplatzierter der Audi A6 C5.

 

01.01.1998 – Alle neu zugelassenen Pkw in Deutschland müssen fortan mit einer elektronischen Wegfahrsperre ausgerüstet sein (§ 38aStVZO). Bereits vorher haben auch andere Versicherungen Wegfahrsperren gefordert und Abzüge im Diebstahlfall damit verbunden, da die Autodiebstähle speziell nach Ende des Kalten Krieges rapide zunehmen.

 

31.03.1998 - In Stuttgart-Zuffenhausen verlässt der letzte luftgekühlte 911 das Porsche-Werk. Der hellblaue Carrera 4S geht in die USA zum US-Komiker und Porsche-Sammler Jerry Seinfield. Dieser besitzt auch den ersten in die USA exportierten 911er. Vier Tage zuvor stirbt Firmenpatriarch und Gründersohn Ferry Porsche.

 

26.04.1998 – Nach knapp 77 Jahren wird der Rennbetrieb auf der Berliner AVUS endgültig eingestellt. Schon in der Nachkriegszeit ist es aufgrund des wachsenden Individualverkehrs immer schwieriger, Rennen durchzuführen, da die Strecke für den Trainingsbetrieb schon vor den Renntagen am Wochenende gesperrt werden muss. Nach dem Mauerfall 1989 zeichnete sich das endgültige Aus immer mehr ab, auch wenn versucht wurde, die Strecke durch Verkürzung und Einrichtung von Schikanen zu entschärfen und für das Publkum attraktiver zu machen.

 

07.05.1998 - Für 36 Milliarden US-Dollar kauft Daimler-Benz den amerikanischen Automobilhersteller Chrysler. Es entsteht der Konzern Daimler-Chrysler. Doch acht Jahre später trennt sich der Stuttgarter Konzern von dem US-Partner. Ein Fahrzeug aus dieser kurzen Ära ist der Chrysler Crossfire, ein schickes Coupé bzw. ein schicker Roadster auf Basis des SLK Typ 170. Gebaut wird er bei Karmann in Osnabrück.

 

05.06.1998 - London: Die britischen Automarken Rolls-Royce und Bentley sowie der Motorenhersteller Cosworth werden nach einer Entscheidung der Aktionäre des Mutterhauses Vickers an den Volkswagen-Konzern verkauft. Dabei versäumt Volkswagen, sich auch die Namens- und Markenrechte zu sichern. Das sichert sich schnell der Konkurrent BMW, der ebenfalls ein Angebot abgegeben hatte. Volkswagen besitzt nun das Rolls-Royce-Werk und die Rechte am Kühler und der Kühlerfigur von Rolls-Royce, nicht aber das Recht, den Markennamen „Rolls-Royce“ zu verwenden. Daraufhin trennt Volkswagen Bentley und Rolls-Royce und verkauft RR zusammen mit den anderen Rechten an BMW.

 

13.07.1998 - Köln: Die Ford-Werke rufen fast 124 000 Pkw der Typen Escort, Mondeo und Scorpio zurück, weil sich bei den Autos durch elektrostatische Aufladungen der Airbag am Beifahrersitz versehentlich aufblasen könnte. Wie ein Sprecher mitteilt, sind seit Ende vergangenen Jahres in Europa 21 derartige Fälle registriert worden. Dabei wurde eine Person leicht verletzt.

 

28.07.1998 - Wolfsburg: Wenige Wochen nach dem Kauf des britischen Autoherstellers Rolls-Royce durch Volkswagen übernimmt BMW von VW die Marke Rolls-Royce.

 

31.08.1998 - Der Volkswagen-Konzern feiert die Wiedereröffnung seines im Bosnien-Krieges schwer beschädigten Werkes in Sarajevo. In den Fabrikhallen im Vorort Vogosca sollen nun jährlich bis zu 10.000 Pkw der VW-Tochter Skoda montiert werden.

 

13.09.1998 - Die Oldtimer IG Osnabrück veranstaltet die "Osnabrücker Friedensfahrt" anlässlich der 350 Jahr-Feier zum Westfälischen Frieden. In den nachfolgenden Jahren etablierte sich daraus die "Historische Fahrt Rund um Osnabrück".

 

18.09.1998 – Auf ihrer jeweiligen Hauptversammlung stimmten die Aktionäre der Daimler-Benz AG und der Chrysler Corporation mehrheitlich der Fusion beider Unternehmen zur DaimlerChrysler AG zu. Diese Fusion entpuppt sich jedoch als Fehler, so sinkt der Marktwert von Chrysler bis 2007 um 35 Milliarden Euro, der von DaimlerChrysler insgesamt bis 2005 um 50 Milliarden Euro. 2007 wird die Chrysler Group an die Investorengesellschaft Ceberus Capital Management verkauft.

 

18.-20.09.1998 – 50 Jahre nach dem ersten Rennen und 22 Jahre nach dem letzten Rennen gehen auf dem Goodwood Circuit in Südengland wieder Sport- und Rennwagen an den Start. Teilnehmen dürfen nur Fahrzeuge, deren Typen bereits in den Jahren 1948 bis 1966 in Goodwood gestartet sind. Die meisten Zuschauer erscheinen in zeitgenössischer Kleidung. Diese können nicht nur die historischen Fahrzeuge in „Action“ erleben; oftmals sind – sofern sie noch leben – auch viele der alten Rennfahrer dabei, die noch einmal ihre früheren Boliden über den Parcours steuern.

 

02.10.1998 – Im Alter von 74 Jahren verstirbt im französischen Tarascon der belgische Rennfahrer Olivier Gendebien. Während des Zweiten Weltkriegs ist er als Fallschirmspringer für die Réstiance als Fallschirmspringer aktiv und nach dem Krieg als Zeitsoldat in Belgisch-Kongo. In dieser Zeit lernt er den Rallye-Fahrer Charles Fraikin kennen, der ihn zum Rennsport bringt und als Co-Piloten einsetzt. Zurück in Europa fahren beide zusammen bis 1955, Gendebien beginnt aber in dieser Zeit auch eine eigene Fahrerkarriere. Ohne Fraikin ist er deutlich erfolgreicher und gewinnt 1954 Klassensiege bei der Italien-Rallye (auf Plymouth) und der Northern Roads Rallye (auf Porsche). Nach einem Unfall 1955 auf Ferrari startet Gendebein 1956 durch und holt sher gute Platzierungen bei diversen großen Sportwagenrennen. Sechs erfolgreiche Jahre folgen, in denen er alleine vier Siege bei Le Mans holt, dreimal zusammen mit Phil Hill, einmal mit Paul Frère. In diesen Jahren dominierte er die Sportwagenrennen. In der Formel 1 war er nicht so erfolgreich. Zwischen 1956 und 1961 startete er 14 x, meist als Gastfahrer für Ferrari und mit Cooper. Mit 38 Jahren nimmt Gendebien seinen Abschied vom Motorsport, da er zu viele seiner Teamkollegen im Laufe der Jahre hatte sterben sehen und das Risiko seiner Frau zuliebe nicht mehr auf sich nehmen will. Tragischerweise stirbt seine Ehefrau wenig später an einem Krebsleiden. Daraufhin emigriert er in die USA, wo er bei der Rinderzucht sehr erfolgreich ist. Später lässt er sich im Süden Frankreichs nieder, wo er 1998 verstirbt.

 

15.10.1998 - Mit 1227,985 km/h durchbricht der britische RAF-Pilot mit "TrustSSC", einem strahlgetriebenen Auto, als erstes Landfahrzeug der Welt die Schallmauer. Dieser in Black Rock Desert, USA, erreichte Geschwindigkeitsrekord für Landfahrzeuge gilt noch heute.

 

17.11.1998 – Die deutsche Daimler-Benz AG und der US-amerikanische Automobilkonzern Chrysler Corporation fusionieren zur DaimlerChrysler AG. Die beiden Vorstandsvorsitzenden Jürgen Schrempp (Daimer-Benz AG) und Robert Eaton (Chrysler Corporation) agieren gleichberechtigt als Vorstandsvorsitzende. Nach dem Rücktritt von Eaton zwei Jahre später wird Schrempp alleiniger Vorstandsvorsitzender und auch das Stimmenverhältnis im Vorstand – der bisher paritätisch besetzt war – verschiebt sich immer mehr zugunsten der deutschen Mitglieder. Am 14.05.2007 wird der Verkauf der Chrysler Group an Cerberus bekanntgegeben, die Trennung wird Anfang August 2007 abgeschlossen. Am 04.10.2007 beschließt die Hauptversammlung die Umbennung in Daimler AG.

 

 

1999

 

1999 – Zum „Auto des Jahres“ wird der Ford Focus 98 gewählt. Zweitplatzierter ist der Opel Astra G, Drittplatzierter der Peugeot 206.

 

1999 – Mit dem Xsara Picasso stellt Citroen seinen ersten Kompaktvan vor, das ideale Fahrzeug für die Familie. In Deutschland werden rund 5,7 Millionen Automobile hergestellt, Mikka Hakkinnen kann seinen Weltmeistertitel in der Formel 1 erfolgreich verteidigen und der Ford Focus wird „Auto des Jahres“ 1999.

 

1999 – Fritz Schweier, Betreiber eines Renault-Autohauses im baden-württembergischen Fellbach, gründet das Renault Museum Fritz Schweier. Gezeigt werden etwa 30 Autos der Marke Renault vom Vivaquatre bis zur Alpine 310 sowie einige Mopeds.

 

1999 – In Dornbirn (Vorarlberg), Österreich, eröffnen Franz und Hilde Vornier das Rolls-Royce-Museum Dornbirn. Zum Höhepunkt der Sammlung befinden sich neben rund 100 Rolls-Royce-Orignalfahrzeugen als Ausstellungsstücke auch hunderte Originalbauteile sowie Zubehör, Bilder und Literatur. Seit dem Tod des Museumsgründers Franz Vonier im Mai 2017 bestehen zwei Rolls-Royce-Ausstellungen im Gütle. Sohn Ferdinand Vonier führt das bisherige Museum unter dem neuen Namen Rolls-Royce Automobilmuseum weiter. Dessen Brüder Johannes und Bernhard Vonier betreiben eine separate Ausstellung unter der bisherigen Bezeichnung Rolls-Royce-Museum. Beide Museen zeigen weiterhin alle maßgeblichen Entwicklungen aus der Rolls-Royce-Zeit zwischen 1925 und 1939 – dem Kern der Sammlung der Familie Vonier. Das Rolls-Royce Automobilmuseum befindet sich am bisherigen Standort, das neue, kleinere Museum (Rolls-Royce-Museum) befindet sich im ersten Haus am Eingang zum Industrieareal Gütle. Das Gebäude wurde hierfür aufwendig saniert und vermittelt den Stil der 1920er und 1930er Jahre. Die Unikate lassen sich darin ohne Absperrungen bewundern und fotografieren. Digitale und Printmedien helfen zusätzlich, in die damalige Zeit einzutauchen. In der hauseigenen Restaurationswerkstatt bekommt man einen Einblick in alte Handwerkskunst.

 

12.01.1999 - In Hamburg wird die europaweit erste Wasserstoff-Tankstelle in Betrieb genommen. Mittels Wasserstoffantrieb in den dafür geeigneten Fahrzeugen erledigen sechs Unternehmen Liefertätigkeiten.

 

28.01.1999 - Der US-Automobilkonzern Ford erwirbt von Volvo dessen Pkw-Sparte Volvo Car Corporation zum Preis von 6,45 Milliarden US-Dollar.

 

19.02.1999 – Im Alter von 88 Jahren stirbt in München der frühere deutsche Motorrad- und Automobilrennfahrer Georg "Schorsch" Meier. Der 1910 geborene Meier macht zunächst eine Mechanikerlehre und tritt ein Jahr später 1929 in den Polizeidienst bei der Landespolizei Bayern ein. 1933 tritt er in Polizeiuniform bei der 2000-Kilometer-Deutschlandfahrt an. 1936 wechselt er zur Wehrmacht, ab 1937 bestreitet er Motorradrennen auf BMW. 1938 gewinnt er sowohl den Titel als Europameister und als Deutscher Meister in der 500 ccm-Klasse. Ein Jahr später er als erster Nicht-Brite in dieser Klasse den Sieg bei der Tourist Trophy auf einer BMW 255 Kompressor. Nebenbei fährt er auch Autorennen für die Auto Union. Nach dem Zweiten Weltkrieg wird er 1948 mit Veritas Deutscher Formel 2-Meister. Mit BMW-Motorsport bestreitet er bis Ende 1953 erfolgreich Motorradrennen und wird Deutscher Meister der 500 ccm-Klasse in den Jahren 1947, 1948, 1949, 1950 und 1953. Dann beendet er seine Karriere und konzentriert sich auf seinen Kfz-Betrieb in München.

 

04/1999 - Die erste Baureihe des Opel Zafira kommt auf den Markt. Mit ihr wird das damals neuartige und im Opel-Auftrag von Porsche in Weissach entwickelte Sitzkonzept „Flex 7“ mit Platz für bis zu sieben Personen eingeführt. Dabei lassen sich die hinteren beiden Sitze (in der dritten Sitzreihe) jeweils einzeln vollständig im Wagenboden versenken und die mittlere dreisitzige Sitzreihe lässt sich zusammenklappen und nach vorne schieben. Dies ermöglicht einen Umbau von einer siebensitzigen Limousine bis zu einer 1,8 Meter langen und 1,1 Meter breiten ebenen Ladefläche, ohne die Sitze ausbauen zu müssen. Der Zafira rettet aufgrund seines Markterfolges zunächst den Opel-Standort Bochum. 2001 präsentiert Opel den Zafira CNG als ersten reinen Erdgas-Pkw und mit dem POC wird der Zafira auch mit einem 2,0-Liter-Turbo-Vierzylinder angeboten. Diese sportliche Variante leistet 192 PS (später 200 PS) und verfügt über ein Drehmoment von 250 Nm. Die erste Serie wird bis 2005 gebaut.

 

09.09.1999 – Im Zwickauer VW-Fahrzeugwerk rollt der einmillionste Volkswagen vom Band.

 

10.11.1999 – Der einmillionste Opel made in Eisenach läuft vom Band. Es ist ein Opel Corsa B Edition 100.

 

01.12.1999 – In Stadtlohn im Kreis Borken wird das Siku-Museum eröffnet. Auf einer Fläche von ca. 2.000 qm werden über 36.000 Modellfahrzeuge und 90 Originalfahrzeuge ausgestellt. Der Standort des Museums befindet sich nahe der niederländischen Grenze. Das Museum wird von Thomas Höing privat betrieben. Mit über 24.000 Modellen wird die Geschichte des Lüdenscheider Spielzeugherstellers Sieper von 1951 bis in die Gegenwart gezeigt. Es sind alle Siku Grundmodelle ausgestellt und zusätzlich unzählige Varianten. Dazu gehören die Siku-Großmodelle, Siku Plastikmodelle, Siku Verkehrszeichen, Siku V-Serien Modelle, Modelle der Siku Super Serie, Siku Farmer Serie, Siku Control, Siku Racing, Siku World sowie diverse Auslands- und Werbemodelle. Die Geschichte der Marke Audi ist mit über 11.000 Miniaturmodellen ausgestellt. Die Sammlung umfasst auch Modelle der Marken Auto Union, DKW, Horch, NSU, Wanderer und Lamborghini sowie der VW-Typen K 70 und Iltis. Eine Sonderausstellung umfasst etwa 1.000 Wiking-Modelle. Der vierte Schwerpunkt liegt bei Original-Fahrzeugen von Old- und Youngtimern, vornehmlich Audi bzw. Audi-Sonderkarosserien. Dazu gehören Fahrzeuge von Walter Treser Automobilbau, Umbauten von Crayford Engineering, Artz, Bischofberger und Pollmann sowie eine nur einmal gebaute Stretchlimousine vom Typ Audi 5000 Picasso.

 

09.12.1999 – Erneut ist Pierce Brosnan als Geheimagent James Bond mit einem BMW unterwegs. Diesmal ist es ein BMW Z8, der mittels Schlüssel herbeigeholt werden kann. Im Film wird der BMW mittels Hubschrauber mit darunter hängenden Sägeblättern in zwei Teile zerlegt.

 

 

 

12.   Das neue Jahrtausend

 

 

2000

 

2000 – Zum „Auto des Jahres“ wird der Toyota Yaris gewählt. Zweitplatzierter ist der Fiat Multipla, Drittplatzierter der Opel Zafira A.

 

03.02.2000 - Autofahrer in der Europäischen Union können vom Jahr 2006 an ihre schrottreifen Fahrzeuge kostenlos vom Hersteller entsorgen lassen. Dies sieht eine Richtlinie des Europaparlaments vor. Ursprünglich war diese Maßnahme bereits vom Jahr 2003 an vorgesehen, doch scheiterte sie am Protest vor allem der deutschen Autoindustrie.

 

03/2010 – In Schramberg wird das Auto- und Uhrenmuseum „Erfinderzeiten“ eröffnet. Das Museum zeigt neben Autos und Uhren auch die Technik und die Automobilgeschichte in Verbindung mit zeittypischen Alltagsszenen. Das Museum befindet sich in und um die historische Hamburg-Amerikanische Uhrenfabrik (H.A.U.). Diese wurde 1875 von Paul Landenberger und Phillip Lang zunächst als Uhrenfabrik „Landenberger und Lang“ gegründet. Landenberger nannte sie 1883, inzwischen Aktiengesellschaft geworden, in Hamburg-Amerikanische Uhrenfabrik um, weil der Sitz zunächst in Hamburg war und Uhren nach „amerikanischem System“ (Einsatz von Maschinen und Materialersparnis) hergestellt wurden. Im Jahr 1929 wurde die H.A.U. von Junghans übernommen. Das Gelände besteht noch aus vielen Denkmälern der Industriekultur, z. B. der Jugendstilbau der früheren Umspannstation und heutigen Dieselmuseums und der ehemalige Automatenbau. Das Museum verteilt sich auf fünf Stockwerke, die in chronologischer Reihenfolge von oben nach unten durchquert werden. 4. Obergeschoss: Uhrenfertigung im Schwarzwald: In diesem Stockwerk wird die Uhrenentwicklung der letzten 200 Jahre präsentiert. In der Abteilung „Geschichte der Uhr im Schwarzwald“ wird die Entwicklung der Uhr von 1800 über die industrielle Fertigung, die Uhrenkrise bis hin zu innovativen Entwicklungen und zur heutigen Produktion gezeigt. Eine historische Uhrmacherwerkstatt der Firma Junghans gehört zur Ausstellung. 3. Obergeschoss: Nachkriegsjahre: „Not macht erfinderisch“. 2. Obergeschoss: Aufbaujahre 1950–1955 „Alle wollen Autos“. 1. Obergeschoss: Aufbruch- und Wirtschaftswunderjahre in Baden-Württemberg, Erdgeschoss: Höhepunkte der Sammlung und Exponate des Herstellers NSU Motorenwerke. Leihgeber der Exponate ist Martin Sauter, Geschäftsführer und Inhaber der 1844 gegründeten ältesten europäischen Waagenfabrik Gottlieb Kern & Sohn. Zunächst befand sich die Sammlung zwölf Jahre in Engstingen, bevor sie nach Schramberg kam.

 

Es zeigt die Entwicklung der Mobilität des „kleinen Mannes“ nach 1945 sowie die Geschichte der Uhrenproduktion im Schwarzwald.

 

27.04.2000 – In Norwegen wird mit dem Lærdalstunnel der längste Straßentunnel der Welt eröffnet. Der 24,51 km lange Tunnel verbindet die Orte Aurlandsvangen in der Gemeinde Aurland und Habakken in der Gemeinde Lærdal in der Provinz Vestland (Europastraße 16). Mit dem Bau war am 15.03.1995 begonnen worden. Besonderheiten an diesem Tunnel sind die innovative Art der Beleuchtung sowie die absichtlich leicht kurvige Streckenführung, die die Fahrer vor Ermüdung schützen und die Konzentration fördern sollen, wodurch auch die Verkehrssicherheit erhöht wird. Außerdem gibt es im Tunnel drei farbig erleuchtete Hallen, an denen das Halten erlaubt ist, aber keine Notausgänge. Voraussichtlich 2025 wird der Lærdalstunnel seinen Rekord als längster Straßentunnel der Welt an den ebenfalls norwegischen Boknafjordtunnel abgeben, der über 2 km länger sein wird.

 

31.05.2000 – Die Autostadt als dezentrales Projekt der Expo 2000 in Hannover wird im Beisein von Bundeskanzler Gerhard Schröder, dem niedersächsischen Ministerpräsidenten Sigmar Gabriel und dem Vorstandsvorsitzenden der Volkswagen AG, Ferdinand Piëch eröffnet. Ab dem darauffolgenden Tag ist die Autostadt für die Öffentlichkeit zugänglich. Die Kosten der Autostadt mit seinen Markenpavillons und dem ZeitHaus belaufen sich auf rund 430 Millionen Euro. Das ZeitHaus zeigt klassische Automobile von den Anfängen gegen Ende des 19. Jahrhunderts bis heute. Darunter befindet sich unter anderem ein Nachbau des Benz Patent-Motorwagen Nummer 1 von 1886 sowie vom Bugatti Atlantic, von dem weltweit nur zwei Exemplare existieren. Es werden nicht nur Modelle des VW-Konzerns gezeigt, sondern auch Fahrzeuge anderer Automarken – insgesamt 250 Meilensteine der Automobilität von über 60 Marken.

 

01.06.2000 – Mit der Autostadt wird auf dem Gelände von Volkswagen in Wolfsburg ein Auslieferungszentrum für Neuwagen, ein Museum und ein Freizeitpark der Volkswagen AG eröffnet. Das ZeitHaus befasst sich mit der über 130jährigen Geschichte der Automobilität und zeigt klassische Automobile von den Anfängen des 19. Jahrhunderts bis heute. Insgesamt werden rund 250 „Meilensteine der Automobilität“ von über 60 Marken gezeigt. Außerdem befinden sich auf dem Gelände der Autostadt mehrere Markenpavillons für die zum Konzern gehörenden Marken Audi, Bugatti, Lamborghini, Seat, Skoda, Porsche, Volkswagen und Volkswagen Nutzfahrzeuge.

 

24.06.2000 - In Marburg wird das 1. Deutsche Polizeioldtimer-Museum eröffnet. Hier werden Polizei-Fahrzeuge aus mehreren Jahrzehnten deutscher Polizeigeschichte ausgestellt. Dazu gehören Polizeimotorräder, Streifenwagen, gepanzerte Sonderwagen, Wasserwerfer und schwere Fahrzeuge aus dem Polizeidienst.

 

28.08.2000 – Beginn der Produktion des Opel Corsa C in Eisenach. Während der Corsa B in Deutschland nicht mehr gebaut wird, wird er ein einigen anderen Ländern (Südafrika bis 2004, Indien) noch eine Weile produziert. Der Corsa C wird im Oktober 2006 durch den Corsa D abgelöst. Auch hier läuft die Produktion in einigen Ländern wie z.B. Israel, Saudi-Arabien, Südafrika und Taiwan zunächst noch weiter.

 

22.09.2000 –  Mit dem Einstellen seiner Produktion nach 28 Jahren Bauzeit wird der Fiat 126 ein historisches Automobil. Der Nachfolger des Fiat Nuova 500 bietet wie sein Vorgänger verhältnismäßig viel Innenraum trotz seiner kompakten Form. Die Form entsteht durch Zusammenarbeit von italienischen und polnischen Designern und folgerichtig wird der Fiat 126 von Polski Fiat zwischen 1975 und 2000 in Polen als 126p u.a. auch für den deutschen Markt gebaut. Der Fiat 126 wird von einem luftgekühlten Zweizylindermotor mit 594,5 ccm Hubraum angetrieben, die Leistung beträgt 23 PS. In Deutschland wird der Fiat 126 als „Bambino“ vermarktet. Ab Sommer 1987 gibt es den Fiat 126 BIS mit liegend eingebautem wassergekühltem Motor mit 704 ccm Hubraum und 26 PS. Der österreichische Fahrzeughersteller Steyr-Daimler-Puch baut seinen eigenen Zweizylinder-Boxermotor mit 643 ccm und 25 PS in von Fiat hergestellte Teilesätze und vermarkt die Fahrzeuge als Steyr-Puch. Mangels Nachfrage wird die Produktion 1974/1975 eingestellt. Auch in Jugoslawien läuft eine Lizenzversion vom Band, „Peglica“ (serbokroatisch für „Kleines Bügeleisen“) genannt.

 

04.10.2000 – In Birmingham endet die Produktion des Kleinwagens Rover Mini. In seiner 41-jährigen Bauzeit wird er gegenüber der Ursprungsversion technisch nur in Details verändert. Mit einer Gesamtstückzahl von 5.387.862 Fahrzeugen ist der Mini das meistverkaufte britische Auto. Ein Jahr später entsteht unter Federführung der BMW Group eine Neuauflage des Mini. Unter dem Markenname MINI entsteht ein Fahrzeug, das optische Merkmale des echten Mini aufnimmt, aber in seiner Größe einem heutigen Kleinwagen entspricht und wirkt, als habe man einen schönen Mini aufgeblasen. Insbesondere bei Varianten wie der „Countryman“ oder Paceman ist die Bezeichnung MINI völlig verfehlt. Wie bei so manchem Film-Remake kann auch der heutige BMW-MINI nicht mit dem Original mithalten.

 

15.12.2000 - Das neu eröffnete Audi museum mobile ist ein Automuseum der Audi AG in Ingolstadt, dass sich mit der Geschichte des Unternehmens und seiner Vorgänger befasst. Auf ca. 6.000 qm Fläche werden rund 100 Automobile, Motorräder, Fahrräder sowie weitere Exponate der Marken Audi, DKW, Horch, Wanderer und NSU ausgestellt. Die Dauerausstellung des Museums ist auf zwei Ebenen in Vor- und Nachkriegszeit unterteilt. Außerdem gibt es wechselnde Sonderausstellungen. Der Geschichte des Motorsports sind eigene Bereiche gewidmet, in denen die Auto Union Silberpfeile, die Rallye-Ära sowie die DTM- und Le-Mans-Siege präsentiert werden.

 

 

2001

 

2001 – Zum „Auto des Jahres“ wird der Alfa Romeo 147 gewählt. Zweitplatzierter ist der Ford Mondeo 01, Drittplatzierter der Toyota Prius.

 

25.04.2001 – Der Formel-1-Vizemeltmeister von 1985, der Italienier Michele Alboreto, verunglückt tödlich bei Testfahren auf dem Lausitzring. Zwischen 1981 und 1994 fährt er 194 Formel-1-Rennen für Tyrrell (1981-1983), Ferrari (1984-1988), Tyrrell, Larrousse (1989), Arrows/Footwork (1990-1992), BMS Scuderia Italia (1993) und Minardi (1994) und holt 23 Podestplätze. Außerdem fährt er Sportwagenrennen in Le Mans (1981-1986, 1996-2000) und holt dort 1997 den Gesamtsieg zusammen mit Stefan Johansson und Tom Kristensen auf einem TWR-Porsche WSC-95. In Sebring fährt er 1995, 1996 (Ferrari 333SP) und 1999-2001. Auf einem Audi R8 holt er 2001 zusammen mit Laurent Aiello und Rinaldo Capello den Gesamtsieg. Am 25. April 2001, gegen 17.30 Uhr, verunglückt Alboreto bei Testfahrten für das 24-Stunden-Rennen von Le Mans auf dem DEKRA Test Oval neben dem EuroSpeedway Lausitz tödlich. Als der linke Hinterreifen seines Audi-R8-Rennprototyps bei rund 300 km/h bricht, hebt das Fahrzeug ab, fliegt über die Leitplanken und schlägt mit den Rädern nach oben auf. Michele Alboreto ist sofort tot. Unfallursache ist einer Untersuchung zufolge ein allmählicher Druckverlust durch eine verlorene Schraube, die sich in den Reifen gebohrt hatte.

 

16.08.2001 - Das Miniatur Wunderland Hamburg wird eröffnet. Die von den beiden Brüdern Frederik und Gerrit Braun gegründete Modelleisenbahn im Maßstab 1:87 in der Hamburger Speicherstadt ist heute eine der größten Attraktionen Deutschlands. Mehr als 20 Millionen Besucher haben diese Welt im Miniaturformat bereits gesehen und viele kommen immer wieder, da die Anlage laufend ausgebaut und erweitert wird. Die Anlage ist nicht nur für Modelleisenbahnfreunde interessant. Oldtimerfreunde suchen natürlich die vielen Klassikerszenen, die in der Anlage eingebaut sind. Die Oldtimerrallye in den Alpen, die Oldtimerwerkstatt, der heißgemachte Fiat 500, die Filmfahrzeuge aus Ghostbusters, James Bond 007,... Mittlerweile ist das Miniatur Wunderland auch auf die andere Fleetseite gewandert. Die beiden Gebäude sind mit einer gläsernen Brücke über den Fleet verbunden. 

 

19.08.2001 - Formel-1 Fahrer Michael Schumacher holt sich beim Grand Prix von Ungarn den vierten Weltmeistertitel im 13. Saisonrennen. Es ist der zweite Titel, den er mit Ferrari holt.

 

02.09.2001 - Beim Großen Preis von Belgien in Spa-Francorchamps siegt Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher in seinem Ferrari zum 52. Mal bei einem Formel-1-Rennen. Im 14. Rennen der Saison gab es aufgrund technischer Probleme und Unfällen drei Starts. Neben Schumacher stehen als Zweiter der Brite David Coulthard (McLaren-Mercedes) und Dritter der Italiener Giancarlo Fisichella (Benetton-Renault) auf dem Podest.

 

13.-23.09.2001 - Auf der IAA in Frankfurt wird der neue Lamborghini Murciélago präsentiert. Der zwischen 2001 und 2010 insgesamt 4.099mal gebaute Sportwagen ist als Coupé, Roadster und in einer Renn-Version (Murciélago R-GT) erhältlich. Benannt ist der Lamborghini nach einem in Spanien berühmten Kampfstier, sein Name bedeutet "Fledermaus". Besondere Designelemente sind die Scherentüren und die ausfahrbaren Kühloffnungen hinter den Türen. Zum Zeitpunkt seiner Vorstellung ist der Murciélago der schnellste Roadster der Welt mit einer Höchstgeschwindigkeit von 320 km/h, bei geschlossenem Verdeck sind jedoch nur 160 km zugelassen. Der V12-Mittelmotor verfügt über einen Hubraum von 6.192 ccm (ab 2006: 6.496 ccm), seine Leistung reicht von zunächst 580 PS bis zu 650 PS).

 

15.09.2001 - Der frühere Formel-1-Rennfahrer Alessandro Zanardi verunglückt beim Champ-Car-Rennen auf dem Lausitzring schwer. Sein Wagen schleudert unkontrolliert auf der Strecke, nachdem er auf den Grünstreifen gekommen war. Daraufhin trifft Alex Tagliani mit 320 km/h frontal auf Zanardis Rennwagen, wodurch dieser in zwei Teile gerissen wird. Zanardi wird schwer verletzt, muss mehrfach wiederbelebt werden. Er verliert beide Beine oberhalb des Knies, überlebt aber den Unfall. Nach zwei Jahren steigt er wieder in einen Rennwagen und fährt seine nach dem Unfall fehlenden 13 Runden auf dem Lausitzring. Damit beendet er "sein" Rennen. 2006 macht er eine Testfahrt in einem umgebauten Formel-1-Rennwagen von BMW Sauber F1. Danach fährt er weiterhin im Motorsport und siegt in einem speziell vorbereiteten BMW M6 GT3 2016 beim Saisonfinale der italienischen GT-Meisterschaft. Dem Rennen bleibt er treu und fährt erfolgreich Handbike. Bei den Paralympischen Spielen 2012 und 2016 holt er vier Gold- und zwei Silbermedaillen. Außerdem startet er mehrfach als Triathlet unter Verwendung eines Handbikes und eines Rollstuhls beim Ironman Hawaii. Am 19.06.2020 stößt er beim Handbike-Rennen Obiettivo Tricolore bei Pienza mit einem LKW zusammen und erleidet schwere Kopfverletzungen.  

 

11.10.2001 - Der ursprünglich als in sich abgeschlossen geplante Film "The Fast and the Furious" kommt in die deutschen Kinos. Paul Walker wird als verdeckter Ermittler in Los Angeles in das Milieu von Autofanatikern eingeschleust, die illegale Straßenrennen fahren, weil die Polizei unter ihnen die Mitglieder einer Diebesbande vermuten. Hauptverdächtiger (Van Diesel) ist der Anführer der Gruppe, dessen verführerischer Art sich der Polizist ebenso wenig entziehen kann wie dem Charme von dessen Schwester. Technisch aufwändig und kostspielig inszeniertes Exploitation-Kino vergangener Jahrzehnte, in dessen Mittelpunkt "frisierte" Mittelklasseautos stehen, denen mehr Interesse entgegengebracht wird als der Charakterzeichnung der menschlichen Akteure.

 

 

2002

 

2002 – Zum „Auto des Jahres“ wird der Peugeot 307 gewählt, gefolgt vom Renault Laguna II und dem Fiat Stilo.

 

29.03.2002 – In Hannover stirbt im Alter von 90 Jahren der frühere Automobilrennfahrer und -händler Petermax Müller. Nach dem Besuch des Gymnasiums absolviert der Sohn eines Werftbesitzers eine Lehre als Automobilkaufmann bei den Brennabor-Werken in Brandenburg an der Havel. 1937 beginnt er mit dem Vertrieb der Auto-Union-Marken DKW, Wanderer und Horch in Potsdam, später auch in Berlin-Steglitz. Daneben ist Müller im Rennsport tätig. 1938/39 nimmt er mit einem DKW Meisterklasse erfolgreich an der Rallye Monte Carlo teil. Während des Zweiten Weltkriegs produziert er Holzgas-Generatoren für Personenkraftwagen. Am Ende des Krieges flieht er nach Velpke bei Helmstedt. In der Zeit von 1946 bis 1949 konstruiert er insgesamt sechs Rennwagen, mit denen er 1948 und 1949 deutscher Meister werden kann. Zudem gewinnt er 1949 das Maschseerennen, das einzige Autorennen, das je in Hannover stattfand. 1950 lässt er sich mit einem Autohandel in Hannover nieder. Zu Beginn der 1950er Jahre stellt er mit VW und Porsche insgesamt 8 Weltrekorde und 22 nationale Bestleistungen auf. Zwischen 1952 und 1954 nimmt er an den Rallye Monte Carlo und der Fernfahrt Lüttich–Rom–Lüttich sowie 1952 und 1953 am 24-Stunden-Rennen von Le Mans teil. 1972 gewinnt er in Monte Carlo den Teampreis für die beste Mannschaft.

 

26.06.2002 - In Oldenburg (Oldb) startet die erste Ausgabe der "Creme 21". Die Rallye, die über Osnabrück, Bielefeld und Oberhausen nach Bottrop führt, ist eine touristische Rallye für Autos, deren Baureihen zwischen 1970 und 1990 gewesen sind. Entstanden ist die Rallye aus einer Idee von vier Oldenburger Autofans, deren Fahrzeuge damals aufgrund ihres noch zu jungen Alters nicht an den klassischen Rallyes teilnehmen durften. 2002 wird dann der Youngtimer Club e.V. gegründet. Namensgeber ist die Kosmetikserie "Creme 21", die zum Zeitpunkt der Namensfindung nicht mehr erhältlich war. Nach dem Erfolg der Rallye wird die Kosmetikmarke "wiederbelebt" und ist seitdem Sponsor der Rallye. 2002 sind es 45 Teilnehmer, die an den Start gehen, 2016 bereits 230. Der Streckenverlauf wird zu jeder Rallye neu festgelegt. Seit 2006 findet die viertägige "Creme 21" im September statt. 

 

01.07.2002 - Laut Kraftfahrtbundesamt beträgt der Fahrzeugbestand in Deutschland 47.09.908 Kraftfahrzeuge. Davon sind 2.984.626 Krafträder, 39.388.319Pkw, 77.089 Kraftomnibusse und 2.249.802 Lkw. Dazu kommen 1.825.778 Zugmaschinen und 568.294 sonstige Kraftfahrzeuge.

 

29.08.2002 – Im britischen Bethersden, stirbt der britische Rennfahrer Kent Lance Macklin im Alter von 82 Jahren. Als Sohn des später geadelten Noel Macklin, dem Vorsitzenden der Invicta-Sportwagen-Gesellschaft, die vor 1939 florierte, gilt Macklin schon bald als talentierter Fahrer. Während der Formel-1-Saison 1952 versucht er sich auch am Steuer eines HWM-Monoposto, erzielt den achten Rang beim Grand Prix der Niederlande in Zandvoort Im folgenden Jahr scheidet er jedoch bei allen sechs gestarteten Läufen durch technische Defekte aus. Ein Start für Aston Martin bei dem 24-Stunden-Rennen von Le Mans 1954 ist erfolgversprechender – mit einem dritten Rang kann er sich gute Hoffnungen auf weitere Engagements bei Sportwagenrennen machen. Doch 1955 wird er mit seinem Austin-Healey in den berüchtigten Unfall verwickelt, den Mike Hawthorn mit einem unerwarteten Manöver verursacht. Bei diesem sterben neben dem Rennfahrer Pierre Leveghs (Mercedes) auch 83 Zuschauer. Levegh kann mit einem Handzeichen gerade noch Fangio warnen, sonst wäre auch er in den Unfall involviert gewesen. Die Mercedes-Rennleitung zieht daraufhin ihre Rennwagen aus dem weiterlaufenden Wettbewerb ab und vollzieht am Ende des Jahres den bereits vorher geplanten Rückzug vom Motorsport. Macklin kann seinem Boliden unverletzt entsteigen und ist schwer betroffen von den Ereignissen, steht aber den untersuchenden französischen Regierungsbehörden zur Verfügung. Bei seinen Aussagen teilt er keinem Fahrer eine Schuld zu, sondern bezeichnet es als Zwangsläufigkeit aufgrund der hohen Geschwindigkeit aller Beteiligten: "After passing me (Mike) Hawthorn turned too sharply towards the right and braked," (…) "I braked my car as hard as I could to avoid him. My wheels locked and I was carried towards the left. Levegh’s car hit the back of my car. In an affair of this kind it is difficult to speak of responsibility. Hawthorn no doubt committed an error but the real responsibility was the speed of the cars. In the excitement of his struggle (with Levegh and Juan Manuel Fangio) Hawthorn executed a manouevre which astonished me and he left me no other alternative than to either run into him or turn to the left." Nur einen Monat später kann Macklin mit einem achten Platz beim englischen Grand Prix in Aintree auf einem Maserati 250F, der eigentlich Stirling Moss gehört, wieder aufstrebende Form beweisen, doch nach einem erneuten schweren Unfall bei der RAC Tourist Trophy auf dem Dundrod Circuit im Spätsommer entschließt er sich, dem Motorsport zu entsagen.

 

21.09.2002 – Im schwedischen Ramfall, Gemeinde Ydre, stirbt im Alter von 82 Jahren der Flugingenieur und Erfinder des Dreipunkt-Sicherheitsgurtes Nils Ivar Bohlin. Der Ingenieur hat ab 1942 in der Flugzeugabteilung von Saab gearbeitet, wo bei der Entwicklung von Schleudersitzen für Überschallflugzeuge tätig war. 1958 wechselt er zum Automobilhersteller Volvo. Der damalige Volvo-Chef Gunnar Engellau plant zu dieser Zeit den Einstieg auf den amerikanischen Markt und will die Sicherheit seiner Fahrzeuge zum Verkaufsargument machen. Bei seiner Arbeit erkennt Bohlin die außerordentlichen Kräfte, denen der menschliche Körper bei einem Unfall mit höherer Geschwindigkeit ausgesetzt ist. Ihm ist bewusst, dass die bisherigen Sicherheitsgurte in ihrer Wirkung unzureichend, unkomfortabel und unpraktisch sind. Nach einem Jahr Entwicklungsarbeit kann er seinen Dreipunkt-Sicherheitsgurt präsentieren, den Volvo sich patentieren lässt. 1959 wird dieser in der Volvo Amazon und dem Volvo PV544 serienmäßig eingebaut. 1985 wählt das Deutsche Patentamt den Dreipunkt-Sicherheitsgurt zu einer der acht Erfindungen, die der Menschheit in den vergangenen 100 Jahren den größten Nutzen gebracht haben. 1999 wird er in die Automotive Hall of Fame aufgenommen. 1985 tritt Bohlin in den Ruhestand. Nach einem Schlaganfall im Mai 2002 stirbt er in seinem Heimatort an den Folgen eines Herzinfarktes. An diesem Tag wird Bohlin in die National Inventors Hall of Fame in Akton, Ohio, aufgenommen. Seine beiden Stiefsöhne, die die Ehrung stellvertretend für ihn in den USA entgegennehmen, werden vor Ort von der Todesnachricht überrascht. Im Jahr 2006 wird Nils Bohlin in die European Automotive Hall of Fame aufgenommen.

 

11/2002 – Der Stuttgarter Michael Klein eröffnet das Automobil- und Spielzeugmuseum Nordsee im Stadtteil Norddeich in Norden. Eine zweite Quelle bestätigt das Jahr 2002, während das Museum selber 2001 nennt. Eine Quelle von 2014 nennt die Stadt Pinneberg als Betreiber. Seit dem Tod von Michael Klein im August 2020 leitet sein Sohn Ferdinand das Museum. Die Ausstellungsfläche umfasst etwa 2000 Quadratmeter. Es ist im Sommer täglich geöffnet, im Winter nur an den Wochenenden. Das Museum stellt 40 Motorräder, 20 Mopeds, 55 Autos, zwei Lastkraftwagen, zehn Motoren und Rennwagen aus. Im Museum werden verschiedene Themenbereiche unter den Bezeichnungen The American Dream, Stars und Sternchen, Die Geschichte des Rallyesports, Raub, Motor und Terror, 100 Jahre Motorradgeschichte, Kinderträume der Vergangenheit, Ahoi! und Vom Gebrauchsgut zum Kultobjekt behandelt. Im Spielzeugmuseum werden neben Spielzeug auch Kuscheltiere von Steiff und Spielautos von Schuco präsentiert.

 

28.11.2002 – Endlich wieder mit einem Aston Martin unterwegs ist James Bond alias Pierce Brosnan im neuen 007-Film „Stirb an einem anderen Tag“. Sein Aston Martin V12 Vanquish ist mit allen üblichen Raffinessen ausgestatt, darunter nach vorne feuernde Rakten uwischen zwei Maschinengewehre, auf der Motorhaube montierte Schrotflinten, Spike-produzierende Reifen und ein Beifahrerschleudersitz als Homage an den legendären Aston Martin DB5. Das Auto war auch mit einer „adaptiven Tarnung“ ausgestattet, einer Tarnvorrichtung, die es ihm ermöglichte, auf Knopfdruck praktisch unsichtbar zu werden. Einer der Bösewichte im Film, Zao, fährt einen mit Maschinengewehren im Fontgrill, Raketen aus der Türverkleidung, und einer hinten montierten Gattling-Kanone ausgestatteten Jaguar XKR. Aufgrund seiner überzogenen Inszenierung wird der Film trotz seines finanziellen Erfolges vielfach zu den schlechtesten Filmen der James-Bond-Reihe gezählt.

 

 

2003

 

2003 – Zum „Auto des Jahres“ wird der Renault Megane II gewählt. Zweitplatzierter ist der Mazda 6, Drittplatzierter der Citroen C3.

 

30.01.2003 – Mit der Bremen Classic Motorshow startet in Bremen eine neue Oldtimermesse in Norddeutschland. Noch vor der bereits seit 1989 stattfindenden Techno Classica Essen startet sie die Saison. In der zentral neben dem Hauptbahnhof gelegenen Hallen der Messe Bremen zeigen über 200 Clubs, Restauratoren und Händler ihre Exponate, von der Schraube bis zum Lastkraftwagen. Mit mehr als 20.000 Zuschauern wird die erwartete Besucherzahl der Veranstalter deutlich übertroffen. Schnell etabliert sich die Messe, die im Gegensatz zu der großen „Schwester“ im Ruhrgebiet auch heute noch immer einen angenehmen Mix aus Clubständen, Präsentationen und Händlern wahren kann. In Bremen nehmen auch historische Zweiräder einen großen Raum aus und in jedem Jahr gibt es verschiedene Schwerpunktthemen – und ausstellungen.

 

03.02.2003 – In Osnabrück startet die Serienproduktion des Chrysler Crossfire, einem Sportcoupé des Automobilkonzerns DaimlerChrysler. Dem Fahrzeug geht ein Konzeptfahrzeug voraus, das erstmals auf der North American International Auto Show (NAIAS) 2001 gezeigt wird. Der Crossfire basiert auf dem Mercedes SLK der Baureihe 170. Der Crossfire ist in zwei Versionen zu haben: Mit einem Saugmotor mit maximal 218 PS sowie als Crossfire SRT6 mit einem Kompressormotor mit einer maximalen Leistung von 335 PS. Ein Jahr später folgt der ebenfalls bei Karmann in Osnabrück gebaute Roadster. Doch die Verkaufszahlen erfüllen nicht die Erwartungen von DaimlerChrysler und nach nur 76.045 Fahrzeugen (Coupé: 45.506, Roadster: 30.539) wird bei Karmann am 17.12.2007 der letzte Crossfire gefertigt.

 

05.02.2003 - Im Alter von 98 Jahren stirbt Manfred von Brauchitsch in Schleiz (Thüringen). Seine größten Erfolge hat er in den dreißiger Jahren auf Mercedes-Benz - trotz aller Rückschläge und Unfälle. 1933 wird er Werksfahrer bei Mercedes-Benz. Als Rennfahrer ist er sehr schnell, wird aber immer wieder durch unglückliche Umstände um Siege und gute Platzierungen gebracht, allerdings ging er auch meist äußerst schonungslos mit seinen Fahrzeugen um. Zu seinen Erfolgen gehören die Siege beim Großen Preis von Monaco 1937 und beim Großen Preis von Frankreich 1938. Während des Zweiten Weltkrieges ist er u.a. Referent im Reichsministerium für Rüstung und Kriegsproduktion unter Albert Speer. Von 1949 bis 1950 lebt er in Argentinien und versucht sich dort erfolglos als Rennfahrer. 1950 kehrt er zurück nach Deutschland, hier versucht er, mit einem unterlegenen BMW in den Rennsport zurückzukehren. Der mittellose von Brauchitsch trifft sich mehrfach mit dem Generalsekretär der SED Walter Ulbricht und veröffentlicht in einem Ostberliner Verlag seine Autobiographie. Im September 1953 wird er in Westdeutschland wegen Hochverrats, Geheimbündelei und Staatsgefährdung angeklagt und kommt für acht Monate in Haft. Kurt vor der Gerichtsverhandlung verlässt er die Bundesrepublik und flüchtet in die DDR. Dort wird er als Sportfunktionär tätig.

 

5/2003 – In Berlin wird das erste "Meilenwerk" eröffnet. Später folgen die „Meilenwerke“ in Düsseldorf und Stuttgart. Die Meilenwerke sind eine Mischung aus „Lebendigen Museen“, Parkhaus und Dienstleistungszentrum. Neben den spezialisierten Händlern mit ihren Showrooms, den Werkstätten und anderen Spezialisten rund um das Thema Fahrzeugklassiker können gläserne Garagen angemietet werden. Die Fahrzeuge werden in den Glasboxen klimatisiert aufbewahrt und bewacht. Sie können dort von den Besuchern jederzeit betrachtet werden und die Halter haben stets Zugang zu ihrem Fahrzeug. Bewusst wird das Konzept in denkmalgeschützten Gebäuden umgesetzt. So finden sich in Berlin an der Decke des Gebäudes notdürftig geflickte Bombenlöcher, die an die Angriffe während des Zweiten Weltkriegs erinnern. Auch an der Einfahrt des ehemaligen Straßenbahndepots erinnert ein altes Schild mit der Aufschrift „Achtung, Gefahr, Torpfeiler“ an die frühere Nutzung. In Düsseldorf sind die alten Abzugsschornsteine über den Lokplätzen im Rund des Ringlokschuppens zu sehen, genauso wie die verwitterten Emaille-Schilder mit den Nummern der Einstellplätze und große Lichtbänder mit nur zum Teil ersetztem Fensterglas. Im Frühjahr 2011 werden die Zentren in Berlin und Düsseldorf von den Eigentümern in Classic Remise umbenannt. Nach der Umbenennung kommt es zu gerichtlichen Auseinandersetzungen zwischen den Eigentümern und der Meilenwerk AG. Die Eigentümer des Meilenwerk Region Stuttgart haben aus ähnlichen Gründen wie in Berlin und Düsseldorf zum 4. Januar 2014 ihr Haus in Motorworld Region Stuttgart umbenannt. Nach Beendigung der Zusammenarbeit zwischen der Inhaberin der Marke „Meilenwerk“ mit den vormaligen Standorten in Berlin, Düsseldorf und der Region Stuttgart (Böblingen) gelingt es der Meilenwerk AG nicht, einen weiteren Standort zu entwickeln und zu eröffnen. Zuletzt scheitert ein Großprojekt auf der Havelinsel Eiswerder. Über das Vermögen der Meilenwerk AG wird wegen Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung am 29.01.2016 durch das Amtsgericht Charlottenburg das Insolvenzverfahren eröffnet.

 

05/2003 – In München wird als Außenstelle des Deutschen Museums München das Verkehrszentrum in drei historischen, 1907 bis 1908 errichteten Hallen der alten Messe München auf der Theresienhöhe eröffnet. Hier werden Ausstellungen zum Verkehr auf Land und zu Wasser gezeigt. Auf 12.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche werden zahlreiche Fahrzeuge, unter anderem Kraftfahrzeuge, Lokomotiven, Personenwagen, Fahrräder und Straßenbahnen gezeigt. In der Halle III ist u.a. der originale Benz Patent-Motorwagen Nummer 1 aus dem Jahr 19886 zu sehen.

 

07.07.2003 – Als längster Straßentunnel Deutschlands wird nach fünfjähriger Bauzeit der Rennsteigtunnel eröffnet. Als Teil der Autobahn A 71 Erfurt–Schweinfurt, zwischen den Anschlussstellen Gräfenroda und Oberhof (in Zella-Mehlis) liegend, unterquert der 7.916 Meter lange Tunnel den Kamm des Thüringer Waldes mit dem Kammweg Rennsteig.

 

30.07.2003 - In Puebla, Mexiko, wird die Produktion des VW Käfers endgültig eingestellt. Insgesamt werden 21.529.464 Käfer gebaut. In den Jahrzehnten seiner Bauzeit hat er sein Aussehen und seine Technik nur geringfügig verändert. Das macht ihn bis heute unverwechselbar. Der Produktionsrekord wird im Juni 2002 vom VW Golf übernommen, doch im Gegensatz zum Käfer hat dieser in den verschiedenen Serien sein Aussehen grundlegend verändert.

 

 

2004

 

2004 – „Auto des Jahres“ ist der Fiat Panda. Auf Platz 2 folgt der Mazda2, auf Platz 3 der VW Golf V.

 

20.01.2004 – Der Wesertunnel wird eröffnet. Als einzige feste Querung der Weser nördlich von Bremen verkürzt der 1,6 Kilometer lange Tunnel die feste Straßenverbindung zwischen den Küstenstädten Bremerhaven und Nordenham.

 

02.02.2004 – Ein Jahr nach dem Coupé startet bei Karmann in Osnabrück der Bau des Chrysler Crossfire Roadster. In knapp vier Jahren werden 30.539 Roadster gebaut, daneben entstehen vom Coupé 45.506 Fahrzeuge.

 

30.04.2004 – In Niedersachsen startet trotz scharfer Kritik von diversen Interessengruppen (z. B. dem ADAC) das Projekt „Begleitetes Fahren“, bei der es Jugendlichen bereits ab 17 Jahren ermöglicht wird, eine Fahrerlaubnis der Klasse B oder BE zu erwerben. Diese Fahrerlaubnis ist jedoch mit der Auflage verbunden, bis zum Erreichen des 18. Lebensjahres nur zusammen mit einer namentlich in der Prüfbescheinigung genannten Begleitperson zu fahren. Im Gegensatz zur späteren bundeseinheitlichen Regelung dürfen dies nur Erziehungsberechtigte sein. Die Auswirkungen des niedersächsischen Modellversuchs werden von einer Forschungsgruppe an der Justus-Liebig-Universität Gießen überwacht und statistisch ausgewertet. Der Abschlussbericht der wissenschaftlichen Auswertung wird von Minister Walter Hirche am 12. Juli 2007 bekanntgegeben. Danach haben die Teilnehmer am niedersächsischen Modellversuch nach der Begleitphase 28,5 % weniger Unfälle verursacht und 22,7 % weniger Verkehrsverstöße begangen als Fahranfänger einer Kontrollgruppe, die den Führerschein regulär mit 18 Jahren gemacht hat. Die positiven Auswirkungen des Begleiteten Fahrens mit 17 werden damit eindeutig belegt. Ab 2005 wird eine bundeseinheitliche Regeleung bis 2008 von allen Bundesländern eingeführt. Die bis 2010 vorgesehene Befristung ist seit dem 01.01.2011 Teil des Dauerrechts.

 

09/2004 – In Zwickau wird das August Horch Museum im einhundersten Jahr nach der Gründung der „August Horch & Cie. Motorenwagenwerke AG“ wiedereröffnet. Bereits 1988 wird ein ungenutzter Speisesall im Kellergeschoss des heutigen Museums zum Ausstellungsraum umfunktioniert. Nach der Wende 1990 gründen die Stadt Zwickau und die Audi AG am 12.12.2000 die August Horch GmbH. Am 27.09.2001 erfolgt der erste Spatenstich zur Neugestaltung des Museums unter Einbeziehung der bisherigen historischen Bausubstanz. In der Dauerausstellung sind ca. 160 Großexponate (Autos, Motoren, Motorräder etc.) zu sehen. Multimediastationen sowie eine Vielzahl kleinerer Exponate und Dokumente ergänzen die Ausstellung. Gezeigt werden im ersten Ausstellungsteil vorzugsweise Fahrzeuge der historischen Marken Audi, DKW, Horch und Wanderer – also Exponate der Zeit bis 1945. Der Erweiterungsbau des Museums widmet sich unter anderem dem Rennsport der späten 1920er und 30er Jahre. Daran schließt der Automobilbau in Zwickau nach 1945 an: Von der unmittelbaren Nachkriegsproduktion über den Trabant bis hin zur gegenwärtigen Produktion von VW in Zwickau-Mosel. Verbunden werden die beiden Ausstellungsteile über einen Zwischenbau, der ein Restaurant beherbergt. Eine Besonderheit des Museums ist die szenische Einbettung der Exponate in die entsprechende Zeitepoche. Beispielsweise ist eine für die Museumsbesucher offene Straßenszene mit Einzelhandelsgeschäften und davor parkenden Fahrzeugen aus den dreißiger Jahren nachgestellt. Auch eine historische Tankstelle, eine Renntribüne sowie ein DDR-Bungalow bilden den Hintergrund für die Fahrzeuge. Im November 2017 wird das Museum erneut erweitert, wodurch die Ausstellungsfläche nun insgesamt 6.500 m² beträgt. Der Erweiterungsbau ist ein weiteres unter Denkmalschutz stehendes Gebäude aus der historischen Bausubstanz von Audi.

 

 

2005

 

2005 – Zum „Auto des Jahres“ wird der Toyota Prius gewählt. Zweitplatzierter ist der Citroen C4, Drittplatzierter der Ford Focus 04.

 

2005 – In Ladenburg (Thein-Neckar-Kreis) in Baden-Württemberg eröffnet der Sammler Winfried A. Seidel in der historischen Fabrikanlage von C. Benz Söhne das Automuseum Dr. Carl Benz. In fünf Bereichen wird die Geschichte der Motorisierung gezeigt, vom Benz Patent-Motorwagen bis zum McLaren-Mercedes-Formel-1-Rennwagen. Darüber hinaus kann man auch einen Blick auf die Originalwerkzeuge von Carl Benz werfen, die in der Museumswerkstatt aufgebaut sind.

 

11.02.2005 – In Los Angeles verstirbt der 1914 geborene US-amerikanische Physiker und Erfinder Samuel W. Alderson. Alderson gründet 1950 die nach ihm benannten Forschungslabors, die anthropomorphe Puppen für die Erprobung von Fallschirmen und Schleudersitzen im Auftrag des Militärs und der Weltraumbehörde NASA entwickeln. Seine „Crashtest-Dummys“ stoßen zuerst auf wenig Interesse, doch später werden die Hersteller der Automobilindustrie aufgrund eines Verbraucherschutzgesetzes aus dem Jahr 1965 sensibilisiert. Seit den 1930er Jahren werden Forschungen mit Leichen durchgeführt, um Auswirkungen von Autounfällen auf den menschlichen Körper festzustellen. Die Ergebnisse sind jedoch ungenau und es gibt zudem moralische und ethische Bedenken. Mitte der 1950er Jahre sind viele Möglichkeiten der Leichenforschung bereits ausgeschöpft, nun wurde verstärkt auf den Einsatz von Tieren gesetzt, z.B. Schimpansen, Paviane oder sogar Bären, vor allem aber Schweine. Erst in den 1990er Jahren enden die Tierversuche, obwohl schon seit langem ausgereifte Dummy-Modelle zur Verfügung stehen.

 

13.02.2005 – in Nimes stirbt der früherer Rennfahrer Maurice Trintignant im Alter von 87 Jahren. Als junger Mann beginnt er als Mechaniker für seine älteren Brüder. Trotz des Schocks über den Rennfahrertod seines Bruders Louis 1933 startet er 1938 auf Bugatti beim Grand Prix de Pau eine eigene Rennfahrerkarriere. Bereits 1939 kann er kleiner Rennen gewinnen. Nach dem Krieg kehrt er mit seinem Bugatti, den er in einer Scheune versteckt hatte, beim Rennen im Bois de Boulogne 1945 auf die Rennstrecke zurück. Offenbar ist der Wagen aber nicht gut gelagert, Rattenexkremente (französisch „les petoules“) im Tank führen zu seinem Ausscheiden und Jean-Pierre Wimille verpasst ihm daraufhin den Spitznamen „Le Petoulet“, den er humorvoll trägt. Weitere Nachkriegsrennen auf Amilcar und Delage folgen, bevor er beim Großen Preis der Schweiz 1948 einen schweren Unfall erleidet und ins Koma fällt. Der schon totgesagte Trintignant kehrt zurück und bestreitet ab 1949 wieder Rennen. In der Formel-1-Saison 1950 und 1951 fährt er erfolglos Rennen auf Simca-Gordini, es folgen Auftritte in einem privaten Ferrari. In den Saisons 1952 und 1953 stellen sich erste Erfolge ein, zwei fünfte Plätze lassen Ferrari aufhorchen und er bekommt einen Werksvertrag für 1954 und 1955. Beim Grand Prix von Monaco 1955 feiert er einen großen Sieg, auch zwei zweite Plätze (Belgien 1954 und Argentinien 1955) stehen in seiner Erfolgsbilanz. Darüber hinaus gewinnt er 1954 das 24-Stunden-Rennen von Le Mans gemeinsam mit José Froilán González. Seine Markenzeichen sind die blaue Wollmütze auf dem Kopf sowie die Zigarette im Mundwinkel – auch im Cockpit. Zwischen 1950 und 1964 startet er bei 82 Formel-1-Rennen und holt zwei Siege – beide in Monaco in den Jahren 1955 und 1958. 1954 und 1955 wird er mit Ferrari WM-Vierter. Nach der erfolgreichen Rennfahrerlaufbahn mit insgesamt 82 Grand-Prix-Rennen lässt sich Trntignant als Weinbauer in Vergèze (Departement Gard) nieder und wird später auch Bürgermeister dieser Gemeinde. Einer seiner Weine ist noch heute als „Le Petoulet“ bekannt.

 

14.06.2005 - In Bad Neuenahr stirbt im Alter von 94 Jahren Johannes Beeskow. Mit 14 Jahren fängt er als Lehrling bei der Berliner Karosseriefirma Josef Neuss an. Gleichzeitig studiert er abends an der Berliner Karosserie-Lehranstalt. Für sein Gesellenstück, ein 10/40-PS-Opel mit viersitzigem Cabriolet-Aufbau, erhält er den Staatspreis der Handelskammer. Dann arbeitet er als Formengestalter im Konstruktionsbüro bei Neuss. Als Erdmann & Rossi 1933 Neuss übernehmen, wird Beeskow Konstruktionschef. Er entwirft hunderte Sonderkarosserien. Nach dem Krieg arbeitet er für Karl Deutsch in Köln, doch schnell wechselt er zurück nach Berlin zu Fritz Rometsch. Auf Basis des Volkswagen Käfer gelingt ihm sein größter Wurf: das Rometsch Coupé und Cabriolet, Modell Beeskow. 1954 und 1955 erhielt das Cabrio den "Grand Premier Prix" beim Automobilsalon Genf. Der Rometsch wird von zahlreichen Hollywood-Stars wie Gregory Peck oder Audrey Hepburn gefahren. 1953 geht Beeskow wieder zu Deutsch und entwickelt Cabrio- und Coupé-Varianten für den Borgward Isabella und Cabrios auf Ford 12m und 15m-Basis. 1956 geht er zum Osnabrücker Karosseriebauer Karmann, wo er bis zum Ende seiner beruflichen Laufbahn die technische Entwicklung leitet.

 

01.10.2005 – In Deutschland ist der Fahrzeugschein (§11 FZV) Teil I der Zulassungsbescheinigung, deren Teil II der Fahrzeugschein ist. Der Fahrzeugschein enthält die wichtigsten technischen Angaben, die der Betriebserlaubnis zu Grunde liegen, sowie Namen und Anschrift desjenigen, auf den das Fahrzeug zugelassen ist, amtliches Kennzeichen und Vermerke über die Durchführung der Hauptuntersuchung.

 

12/2005 – Die erste Ausgabe der „Oldtimer Traktor“, eine Zeitschrift für historische Landmaschinen der VF Verlagsgesellschaft in Mainz erscheint. “Oldtimer Traktor“ ist eine Schwesterzeitschrift des Magazins „Oldtimer Markt“ und beschäftigt sich mit der Thematik Landtechnik des 20. Jahrhunderts. Der Schwerpunkt liegt auf Traktoren, weitere Themen sind Unimog, Einachsschlepper, Stationärmotoren und Anbaugeräte.

 

 

2006

 

2006 – Zum „Auto des Jahres“ wird der Renault Clio III gewählt. Zweitplatzierter ist der VW Passat B6, Drittplatzierter der Alfa Romeo 159.

 

02/2006 – Im Rahmen der Bremen Classic Motorshow wurde Günter Krön mit dem „Goldenen Kolben“ für seinen erfolgreichen Einsatz bei der Wiederbelebung und sein langjähriges Engagement bei der Durchführung der Klassiker-Fahrt „2000 km durch Deutschland“ sowie deren Vermittlung in der Öffentlichkeit ausgezeichnet. Die Skulptur wird vom Forum für Fahrzeuggeschichte, kurz F³, jährlich für eine herausragende fahrzeug-historische Arbeit vergeben. Die in 2006 erstmalig vergebene Auszeichnung erhielt Günter Krön, der langjährige Organisator der Oldtimerfahrt „2000-km-durch-Deutschland“. Der in Wegberg lebende Krön hat die Oldtimer-Bewegung in Deutschland zwar nicht ins Rollen gebracht, aber bei ihm sind die Klassiker gerollt – immer wieder Tausende von Kilometern durch ganz Deutschland. Verliehen wird der Preis vom Forum für Fahrzeuggeschichte F-kubik (F³), einem zwanglosen Freundeskreis von Profis der Fahrzeuggeschichte, dessen derzeit 10 Mitglieder sich mehrmals jährlich an wechselnden Orten im norddeutschen Raum treffen. Zu den Preisträgern gehören in der nachfolgenden Zeit u.a. Heiner Rössler (Automuseum Melle, Automobilexperte), Peter Scheider (DEUVET), Johannes Hübner (Automobilexperte) und Günther Krön (Organisator „2000 km durch Deutschland“).

 

02.-12.03.2006 – Letztmalig wird auf dem Genfer Autosalon das „Cabrio des Jahres“ gewählt. Die Auszeichnung „Cabrio des Jahres 2007“ erhält der in Genf vorgestellte Opel GT Roadster. Dieser wird bis 2009 im GM-Werk Wilmington, Delaware (USA) gefertigt; insgesamt entstehen 7.519 Fahrzeuge.

 

19.05.2006 - In Stuttgart-Bad Canstatt wird das neue Museum von Mercedes-Benz eröffnet. Auf insgesamt rund 17.000 qm Ausstellungsfläche erleben die Zuschauer eine Zeitreise durch über 120 Jahre Automobilgeschichte.Das Museum zeigt historische Fahrzeuge vom ersten Automobil mit Verbrennungsmotor der Welt (Benz Patent-Motorwagen Nummer 1) über die legendären Silberpfeile bis zur Gegenwart der Marke Mercedes-Benz. Zu sehen sind unter anderem Konrad Adenauers letztes Dienstfahrzeug sowie die Wagen der Kaiser Wilhelm II. und Hirohito (Japan).

 

07.10.2006 – In Calau im südbrandenburgischen Landkreis Oberspreewald-Lausitz eröffnet der Verein Mobile Welt des Ostens e.V. in den Räumen eines ehemaligen Autohauses das Museum „Mobile Welt des Ostens“. Dort werden rund 150 Fahrzeuge, vom Fahrrad bis zum PPK, gezeigt, die in der Zeit vom Ende des Zweiten Weltkrieges bis zur Wende in der DDR, in Polen, der Tschechoslowakei, Ungarn sowie der Sowjetunion produziert wurden. Die meisten Fahrzeuge sind Eigentum der Vereinsmitglieder, daneben gibt es wenige Schenkungen und Leihgaben.

 

23.11.2006 – Der neue James-Bond-Film „Casino Royal“ kommt in die deutschen Kinos. Erstmals ist Daniel Craig als „007“ unterwegs und er fährt – natürlich – Aston Martin. Nun ist es ein Aston Martin DBS V12. Besonders ist der Wagen nicht ausgestattet, hat aber ein Notfall-Medkit, das Komponenten einer medizinischen Notfallverbindung zum MI6-Hauptquartier, Gegenmittel gegen verschiedene Gifte und einen kleinen Defibrilator. Dieser rettet Bond das Leben. Im Verlauf des Films überschlägt sich „007“ mehrfach mit dem DBS V12, der dabei völlig zerstört wird.

 

 

2007

 

2007 – Zum „Auto des Jahres“ gewählt wird der Ford S-Max. Im folgen der Opel Corsa D auf Platz 2 und der Citroen C4 Picasso auf Platz 3.

 

01.03.2007 – In Deutschland kann ein 07-Wechselkennzeichen erteilt werden, das für mehrere mindestens 30 Jahre alte Fahrzeuge nutzbar ist. Die 07er-Nummer (z. B. ORT 07123) ist an der roten Farbe erkennbar, ähnlich dem 06er Händler-Kennzeichen (z. B. ORT 06123). Zur roten 07er-Nummer gehört jeweils ein rotes Heftchen (in den Bundesländern verschieden), in welches die Fahrzeuge eingetragen werden. Vor dem 28.02.2007 galt die Grenze 20 Jahre.

 

09.03.2007 – Die Erstausgabe der Auto Bild Klassik erscheint. Die zur Produktfamilie der Auto Bild des Axel-Springer Auto-Verlages gehörende Zeitschrift bietet Informationen über Klassiker, Oldtimer und Youngtimer und erscheint monatlich.

 

28.04.2007 – Im Stadtzentrum der thüringischen Stadt Suhl wird das Fahrzeugmuseum Suhl eröffnet. Auf 1400 m² Ausstellungsfläche werden über 260 Ausstellungsstücke aus allen Bereichen des Fahrzeugbaus gezeigt: Fahrräder, Mopeds, Motorräder und Automobile. Einen besonderen Raum nimmt dabei der überaus erfolgreiche Suhler Motorsport ein. So sind im Museum die Simson-Motorräder der Europa- und Weltmeister sowie der legendären Greifzu-Rennwagen ausgestellt. Die Sonderausstellung gibt mit vielfältigen Produkten anderer Hersteller Einblicke in die Welt des Fahrzeugbaus.

 

04.10.2007 – Nach dem Verkauf der Chrysler Group an Cerberus beschließt die Hauptversammlung, das Unternehmen DaimlerChrysler AG in Daimler AG umzubenennen.

 

14.10.2007 – Im Spartensender RTL II läuft die erste Sendung des Motorenmagazins GRIP, ein wöchentlich ausgestrahltes Fernsehmagazin rund um das Thema Automobil.

 

 

2008

 

2008 – Zum „Auto des Jahres“ wird der Fiat 500 gewählt. Zweitplatzierter ist der Mazda 2, Drittplatzierter der Ford Mondeo 07.

 

2008 – In Ibbenbüren wird das private Motorradmuseum Ibbenbüren gegründet. Basis ist die Motorradsammlung von Robert Stockmann, der das Museum noch heute leitet. Die Ausstellung umfasst mehr als 170 motorisierte Zweiräder, vom Fahrrad mit Hilfsmotor (NSU-Quickly) aus den 1950er Jahren bis hin zum schwersten Motorrad deutscher Fertigung, der Münch Mammut 1200 TTS. Neben Maschinen aus den Anfängen des Motorradbaus bilden Motorräder aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg (unter anderem Mars, Diehl, Stock, Wanderer) und Motorräder aus den Boomjahren des deutschen Motorradbaus in den 1950er Jahren den Schwerpunkt der Ausstellung (unter anderem Adler, BMW, DKW, Imme, Hercules, Horex, Kreidler, Maico, MZ, NSU, Victoria und Zündapp). Bei allen ausgestellten Fahrzeugen sind Informationstafeln über Baujahre sowie technischen Angaben und konstruktiven Besonderheiten vorhanden. Viele zeittypische Dokumente wie Betriebsanleitungen, Ersatzteile, Motoren, Markenschilder und alte Motorradbekleidung sowie Helme geben der Ausstellung eine besondere Note. So ist unter anderem auch ein Schnittmodell einer 1000er Yamaha ausgestellt, die Einblick in die Motorrad-Technik sichtbar gemacht.

 

01.01.2008 – Die ersten Umweltzonen werden in den Städten Berlin, Hannover und Köln eingerichtet. In diese Zonen dürfen nur Fahrzeuge fahren, die festgelegte Schadstoffwerte nicht überschreiten. Dabei gibt es Abstufungen, die durch rote, gelbe und Plaketten an der Windschutzscheibe der Fahrzeuge gekennzeichnet werden. Nach und nach entfallen Berechtigungen, Umweltzonen zu befahren; heute ist generell eine grüne Plakette erforderlich. Ausnahmen gibt es z.B. für klassische Automobile mit H-Kennzeichen. Aufgrund verbesserter Luftqualität haben ab November 2022 die erste Kommunen ihre Umweltzonen wieder abgeschafft.

 

01.01.2008 – Als letztes Bundesland führt Baden-Württemberg das „Begleitete Fahren“ ab 17 Jahren ein. Die Regelung ist bis 2010 bundesweit zunächst befristet, geht dann aber in das Dauerrecht ein.

 

25.02.2008 – Das Regierungspräsidium Karlsruhe genehmigt offiziell die „Berta Benz Memorial Route“ als Touristik- bzw. Ferienstraße, ein 194 Kilometer langes dynamisches Denkmal badischer und somit auch deutscher Industriegeschichte. Der „Bertha Benz Memorial Route“ ist Mitglied im ERIH (European Route of Industrial Heritage) und führt von Mannheim nach Pforzheim und zurück. Der Streckenverlauf entspricht soweit wie möglich der von Bertha Benz und ihren beiden Söhnen Eugen und Richard im August 1888 mit dem Benz Patentmotorwagen Nummer 3 gefahrenen Strecke – der ersten Fernfahrt mit einem Automobil. Diese verhalf dem Automobil zum Durchbruch.

 

03/2008 – Mit dem Verkauf der Premier Automotive Group von Ford an Tat Motors geht auch die britische Traditionsmarke Jaguar an den indischen, zur Tata Group gehörenden Automobilhersteller. Damit wechselt auch Land Rover den Besitzer, der nun auch die Markenrechte an der Daimler Motor Company, der Lanchester Motor Company und Rover besitzt.

 

31.08.2008 – Karmann verkauft seine brasilianische Tochtergesellschaft an die Grupo Brasil, einen bedeutenden brasilianischen Autozulieferer. Damit beendet Karmann nach fast 48 Jahren sein Engagement in Brasilien.

 

12.04.2008 - In Hamburg wird das Automuseum Prototyp eröffnet. Unter dem Motto „Prototyp - Personen. Kraft. Wagen“ liegt der Schwerpunkt auf der Präsentation von Sport- und Rennwagen der deutschen Nachkriegszeit sowie deren Konstrukteure und Fahrer. Auf drei Ebenen mit einer Ausstellungsfläche von 2.500 m² sind etwa 50 Automobile, Motoren und Modelle von Sport- und Rennwagen zu sehen, überwiegend aus den 40er, 50er und 60er Jahren. Dabei werden die Fahrzeuge ohne störende Barrieren oder Glasscheiben in Szene gesetzt. In der Sammlung befinden sich beispielsweise der Porsche Typ 64 Berlin-Rom-Wagen, ein Formel-Rennwagen mit Porsche Spyder Boxermotor von Otte Mathé und der Weltrekordwagen von Petermax Müller. Seit 2015 werden als Dauerleihgaben aus dem bisherigen Trips-Museum zahlreiche Exponate zum deutschen Rennfahrer Wolfgang Graf Berghe von Trips gezeigt. Die Sammlung Prototyp befindet sich in der HafenCity im denkmalgeschützten ehemaligen Fabrikgebäude (erbaut 1902 bis 1906) der Hamburger Gummi-Kamm-Compaigne in der Hamburger Speicherstadt.

 

24.09.2008 - Nach der Richtlinie 2008/89/EG der Kommission vom 24. September 2008 zur Änderung der Richtlinie 76/756/EWG des Rates und zur Anpassung an die UN/ECE-Regelung Nr. 48 müssen seit dem 7. Februar 2011 alle neuen Fahrzeugtypen und neu in Verkehr kommende Kraftfahrzeuge zur Personenbeförderung mit vier Rädern und maximal acht Sitzplätzen (außer dem Fahrersitz) (M1) und Kraftfahrzeuge für Güterbeförderung mit mindestens vier Rädern und mit einem zulässigen Gesamtgewicht bis zu 3,5 t (N1) in der Europäischen Union mit Tagfahrlicht ausgerüstet sein, um eine Betriebserlaubnis oder eine europäische Typgenehmigung (ECE-Homologation) zu bekommen. Seit dem 7. August 2012 gilt die Pflicht zur Ausstattung mit Tagfahrleuchten für alle anderen neuen Fahrzeugmodelle.

 

20.11.2008 – Fiat stellt die Produktion des Zastava Yogo nach einer Produktionszeit von 27 Jahren ein. Vor 1981 stellte der jugoslawische (später: serbische) Automobilhersteller Fiat-Modelle in Lizenz her. 1981 wird der Zastava Yugo 45 als erste Eigenkonstruktion der Öffentlichkeit präsentiert. Der Markenname steht für Jugoslawien, die Zahl für die Motorleistung von 45 PS. Die Technik beruht weitgehend auf der des 1971 vorgestellten 127. Der Erfolg des Modells führt zur Entwicklung des größeren Yugo Florida. Mit der Einführung des Florida wird auf den Markennamen Zastava verzichtet. Der Zastava Yugo 45 wird fortan als Yugo Koral angeboten. Während der Phase des Erfolgs, der sich auch in einer Cabrio-Version des Yugo widerspiegelt, wird der Yugo auch in Deutschland angeboten. Anfang der 1990er Jahre wird das Modell 65 EFI mit einer elektronischen Saugrohreinspritzung von Bosch ausgerüstet, der ursprünglich von Fiat stammende Motor wurde von Porsche überarbeitet. Nach dem Ausbruch des Krieges im ehemaligen Jugoslawien und durch das Handelsembargo gegen das aus Serbien und Montenegro gebildete Rest-Jugoslawien kommt für den Yugo das vorläufige Ende und auch die Exporte müssen eingestellt werden. Am 09.04.1999 werden während der NATO-Luftangriffe im Rahmen des Kosovo-Krieges die Produktionsanlagen im serbischen Kragujevac fast vollständig zerstört. Zwar wird die Produktion nach dem Wiederaufbau wiederaufgenommen; die Kapazitäten erreichen jedoch nicht mehr den ursprünglichen Stand. Vor dem Krieg waren 200.000 Wagen jährlich gefertigt worden, nun können nur noch zwischen 10.000 und 20.000 Fahrzeuge hergestellt werden. Zudem ist inzwischen die Technik des Yugo veraltet. Die wieder unter der Bezeichnung Zastava angebotenen Modelle spielen daher auf dem Weltmarkt keine Rolle mehr und werden außerhalb Serbiens nur noch in Mazedonien, Ägypten, Griechenland und dem Libanon in nennenswerten Stückzahlen verkauft. 2002 bietet Peugeot an, die Mehrheitsanteile des Unternehmens zu übernehmen, die Belegschaft lehnt dies jedoch ab. 2005 werden Verhandlungen mit anderen Automobilherstellern geführt, darunter mit Opel und Volkswagen. Mit Fiat wird schließlich ein Abkommen über die Lizenzfertigung des Punto im Werk Kragujevac unterzeichnet. Zuletzt wird der Yugo unter anderem als „Koral In L“ mit einem 1,1-l-Motor von PSA angeboten. Der letzte Yugo läuft am 20.11.2008 vom Band, da Fiat die nicht mehr zeitgemäßen alten Zastava-Modelle einstellt. Auch der Markenname Zastava wird in diesem Zusammenhang aufgegeben und das Werk stattdessen für den Bau des Fiat 500L modernisiert und umgerüstet.

 

 

2009

 

2009 – Zum „Auto des Jahres“ wird der Opel Insignia gewählt. Zweitplatzierter ist der Ford Fiesta 09, Drittplatzierter der VW Golf VI.

 

2009 – Jürgen Kolle gründet im Braunschweiger Ortsteil Querum das Automuseum Braunschweig. Das Museum stellt etwa 80 Autos, 10 Motorräder, 10 Mopeds, 15 Fahrräder und 15 Motoren aus. Der Schwerpunkt liegt auf Volkswagen-Modellen. Besonderheiten sind VW Käfer der Polizei, VW SP2 von Volkswagen do Brasil, Antarktis-Käfer von Volkswagen Australasia, Käfer-Taxi-Prototyp von Volkswagen de México, NSU Ro 80 und Sonderaufbauten von Rometsch. Außerdem sind Autos der Marken BMW, Borgward, Fiat, Ford, Glas, Opel und Porsche angegeben.

 

31.01.2009 – Das neue Porsche-Museum, das Werksmuseum des Stuttgarter Automobilbauers, wird in Stuttgart-Zuffenhausen eröffnet. Es ersetzt das bisherige Museum aus dem Jahr 1976. Die Gesamtkosten des Neubaus liegen bei rund 100 Millionen Euro. Gezeigt werden auf 5.600 Quadratmetern rund 80 Museumsfahrzeuge und 200 Kleinexponate, wobei der Gesamtbestand der Museumsfahrzeuge mehr als 600 Exponate beträgt und die Ausstellungsfahrzeuge regelmäßig gewechselt werden. Einige werden auch gelegentlich der Öffentlichkeit im Einsatz gezeigt.

 

31.03.2009 - In Neumarkt in der Oberpfalz wird das private Museum für historische Maybach-Fahrzeuge eröffnet. In den ehemaligen Express-Werken befinden sich 18 Fahrzeuge der früheren Luxusmarke, von denen sich 15 Stück im Besitz des Sammlers und Museumsinhabers Helmut Hofmann gehören. Die Fahrzeuge befinden sich in unterschiedlichen Zuständen. Der Besucher erfährt bei den meisten Modellen auch deren früheren Besitzer und die Hintergrundgeschichte der Fahrzeuge. Daneben ist eine Sammlung von Fahr- und Motorrädern der Express-Werke zu sehen. Diese wurden von 1884 bis 1959 in den Räumen des heutigen Museums produziert. 

 

08.04.2009 – Der Osnabrücker Karosseriebauer Karmann meldet, noch bevor die Fahrzeugproduktion eingestellt wird, die vorläufige Insolvenz an. Davon betroffen sind auch die mit der Wilhelm Karmann GmbH verbundenen inländischen Tochterunternehmen in Rheine und Bissendorf.

 

23.06.2009 – Als letztes Fahrzeug rollt um 11:35 Uhr ein schwarzes Mercedes-Benz CLK-Cabriolet bei Karmann vom Band. Damit ist die Automobilproduktion der Wilhelm Karmann GmbH nach mehr als vier Millionen gebauten Fahrzeugen beendet.

 

07.09.2009 – In Samoa wird um 6 Uhr gegen den Widerstand großer Teile der Bevölkerung der bestehende Rechts- auf Linksverkehr umgestellt. Die Regierung begründet die Maßnahme damit, dass man auf diese Weise keine teuren US-amerikanischen Fahrzeuge einführen müsse, sondern auf günstigere japanische, australische oder auch neuseeländische Importe und Gebrauchtwagen zurückgreifen könne, die das Steuer auf der rechten Seite haben. Damit sich die Fahrer an den Linksverkehr gewöhnen konnten, gibt es zwei Feiertage und es wird ein Alkoholverbot verhängt.

 

11/2009 – Die Karmann E-Mobil GmbH stellt zusammen mit dem Oldenburger Energieversorger EWE das Elektroauto-Konzept Karmann E3 vor. Der auf dem VW Polo IV basierende Wagen hat einen 31 kWh-Akku im Unterboden und kann aus diesem auch wieder Strom ans Netz abgeben (Bidirektionales Laden, V2G). E3 steht dabei für „einsparend, erneuerbar, effektiv“. Aus dem Projekt entsteht als Karmann-Ausgründung die Firma E3/DC, die Photovoltaikanlagen mit Batteriespeichern als sog. Hauskraftwerke herstellt.

 

20.11.2009 – Es wird bekanntgegeben, dass Volkswagen Teile des in Insolvenz geratenen Karosseriebauers Karmann übernimmt. Aus der Karmann-Insolvenzmasse erwirbt Volkswagen für einen Kaufpreis von ca. 39 Millionen Euro vor allem Maschinen, Anlagen und Grundstücke. Die Volkswagen Osnabrück GmbH umfasst im Wesentlichen die ehemaligen Karmann-Sparten Presswerk, Lackiererei, Montage und Technische Entwicklung. Ab 2011 werden in Osnabrück wieder Fahrzeuge produziert. 

 

 

 

13.   Das letzte große Jahrzehnt des Automobils?

 

 

2010

 

2010 – In diesem Jahr wird der VW Polo V zum „Auto des Jahres“ gewählt, gefolgt vom Toyota iQ und dem Opel Astra J auf den Plätzen zwei und drei.

 

2010 – In Sinsheim wird das Renault Museum Philipp eröffnet. Ausgestellt werden etwa 70 Autos, 200 Motorräder, 50 Mopeds, 200 Fahrräder und 50 Motoren aus. Bei den Autos liegt der Schwerpunkt auf Renault.

 

03/2010 – Im Schramberg im Schwarzwald wir das Museum „ErfinderZeiten: Automuseum und Uhrenmuseum“ eröffnet. Es zeigt die Entwicklung der Mobilität des „klienen Mannes“ nach 1945 sowie die Geschichte der Uhrenproduktion im Schwarzwald. Das Museum zeigt neben Autos und Uhren auch die Technik und die Automobilgeschichte in Verbindung mit zeittypischen Alltagsszenen. Untergebracht ist es im denkmalgeschützten Industriebau der ehemaligen Uhrenfabrik „Landenberger und Lang“ und erstreckt sich auf fünf Stockwerke und 3.500 qm. Leihgeber der Exponate ist Martin Sauter, Geschäftsführer und Inhaber der 1844 gegründeten ältesten europäischen Waagenfabrik Gottlieb Kern & Sohn. Zunächst befand sich die Sammlung zwölf Jahre in Engstingen, bevor sie nach Schramberg kam. Knapp 90 Automobile sind zu sehen.

 

28.03.2010 - Li Shufu, Gründer und Haupteigentümer der Zhejang Geely Holding Group, und Ford-Finanzvorstand Lewsi Booth unterzeichnen einen Kaufvertrag im Göteborger Volvo-Werk. Das chinesische Unternehmen übernimmt die Volvo Car Corporation für 1,3 Milliarden Euro. Erst 1999 hatte Ford die Pkw-Sparte von Volvo für 6,45 Milliarden US-Dollar übernommen.

 

05/2010 - Für einen Rekord sorgt ein Bugatti Typ 57 SC Atlantic von 1936 bei einer Auktion im kalifornischen Pebble Beach mit einem Erlös von rund 30 bis 40 Millionen US-Dollar - genauere Angaben macht der Auktionator über den anonymen Kauf nicht.

 

22.05.2010 – Bei der 30. Int. Ibbenbürener Motorrad-Veteranen-Rallye wird der Osnabrücker Reinhold Grönemann Gesamtsieger mit einer Wanderer aus dem Jahr 1913. Minimale 0,24 Sekunden beträgt die Abweichung von der Idealzeit. Der 73-Jährige fährt die 2000 Meter im Stadion- Ost in einer Zeit von 5:06,38 Minuten – optimal wärem 5:06,14 Minuten gewesen. Reinhold Grönemann, auch Gründungsmitglied der Oldtimer IG Osnabrück, ist nicht nur europaweit anerkannter Experte von Wanderer-Motorrädern, sondern besitzt auch eine xklusive Sammlung von historischen Motorrädern dieser vergangenen Marke. Diese hat er in den letzten 40 Jahren eigenhändig restauriert. Nach seinem Tod im Jahr 2018 wird die Sammlung vollständig an einen Sammler in Thüringen verkauft, der diese in sein neues Motorrad-Museum integriert.

 

03.07.2010 – In Den Haag (NL) wird das Louwman-Museum eröffnet. Die private Sammlung der Familie Louwman mit rund 300 teils sehr seltenen Oldtimern ist in einem eigens errichten Museumsgebäude untergebracht. Bis 1980 befand sich die seit 1934 zusammengetragene Louwman-Collection in Leidschendam, bis 2009 in Raamsdonksveer. Unter den Fahrzeugen befinden sich zahlreiche exklusive Marken wie Bugatti, Isotta-Fraschini, Duesenberg oder Hispano-Suiza, aber auch eine umfangreiche Kleinstwagen-Sammlung. Rund die Hälfte der 15 noch existierenden Fahrzeuge des einstigen niederländischen Automobilherstellers Spyker sind hier ebenfalls zu sehen.

 

25.11.2010 – Die gemeinnützige Stiftung Museum Autovision Horst und Brigitte Schultz wird vom Regierungspräsidium Karlsruhe offiziell anerkannt. Das Museum Autovision – Tradition & Forum ist das Privatmuseum des Elektronikunternehmers Horst Schultz in Altlußheim, das sich mit der Geschichte und Zukunft der modernen individuellen Mobilität, insbesondere alternativen Antrieben beschäftigt. Das Museum richtet sich vor allem an junge Technikinteressierte sowie Liebhaber von seltenen Automobilen, die Meilensteine der Mobilität darstellen. Die Geschichte der Entwicklung der individuellen Mobilität in den letzten 125 Jahren wird erzählt anhand von einigen originalgetreuen Nachbauten wie dem ersten Laufrad des Freiherrn von Drais oder dem Rekordelektroauto La Jamais Contente von Camille Jenatzy von 1899 und exemplarisch mittels der größten privaten Sammlung von Fahrrädern, Motorrädern, Oldtimern und Nachkriegskleinwagen der Firma NSU. Zu den Ausstellungsstücken gehört auch eine Originalausstattung einer NSU-Werkstatt der 1920er-Jahre. Insgesamt weren knapp 70 Fahrzeuge ausgestellt.

 

04.12.2010 – In Deutschland besteht nun eine Winterreifenpflicht bei winterlichen Straßenverhältnissen, d. h., wenn Eis, Glätte und Schneematsch vorkommen.

 

 

2011

 

2011 – „Auto des Jahres“ ist der Nissan Leaf vor der Alfa Romeo Giulietta und dem Opel Meriva B auf den beiden nachfolgenden Plätzen.

 

2011 – Manfred Jesse gründet in Ibbenbüren in einem ehemaligen Feuerwehrhaus, das Fahrzeug- und Technik-Museum Alte Feuerwache. Auf etwa 5.000 Quadratmetern werden ca. 14 Motorräder, 5 Mopeds, 12 Fahrräder und 25 Autos ausgestellt. Die Fahrzeuge stammen aus der Zeit ab 1920. Besonderheit ist ein BSA Scout von 1938. Zu den Zweirädern gehören eine Standard der von Wilhelm Gutbrod gegründeten Standard Fahrzeugfabrik GmbH und Motorradmodelle von NSU sowie Fahrräder von Opel und Gritzner. Auf Bildern sind ein AWS Shopper, ein Duo und zwei BMW 3er zu sehen. Darüber hinaus gibt es Sonderausstellungen. So sind zum Beispiel 2011 bis 2012 Einspuranhänger ausgestellt. Eine Restaurationswerkstatt befindet sich ebenfalls auf dem Gelände. Das Museum ist zunächst an zwei Tagen im Monat geöffnet. Im November 2022 steht auf der Internetseite des Museums, dass Besucher nach Absprache willkommen sind.

 

01.01.2011 - Seit dem 1. Januar 2011 ist das Begleitete Fahren Teil des Dauerrechts. Die Teilnahme am Begleiteten Fahren ist freiwillig und muss ausdrücklich beantragt werden. Regelfall bleibt das Mindestalter von 17 Jahren.

 

21.02.2011 - Erstmals in der Formel-1-Geschichte wird ein Rennen aus politischen Gründen abgesagt. Wegen der anhaltenden Unruhen in Bahrain fällt der für den 13. März geplante Wettbewerb auf dem Wüstenkurs in Sakhir aus. Grundsätzlich hat der Formel-1-Zirkus aber kein Problem damit, in Diktaturen zu gastieren, deren Machthaber systematisch Menschenrechte verletzen – solange der Profit stimmt.

 

17.03.2011 - Nach der Insolvenz von Karmann im Jahr 2009 rollen nun an alter Stelle wieder Automobile vom Band. Der frühere größte Auftraggeber Karmanns, die Volkswagen AG, sorgt dafür, dass Osnabrück weiterhin Automobilstandort ist. Das erste Fahrzeug, dass im Beisein vom damaligen Bundespräsidenten Christian Wulf, einem Osnabrücker Sohn, vom Band rollt, ist ein Golf Cabriolet. Damit wird die Tradition des offenen Golfs in der Hasestadt zunächst fortgesetzt.

 

02.04.2011 - In Nürnberg wird das Merks Motor Museum eröffnet. Es beherbergt in einer restaurierten ehemaligen Fensterfabrik die Privatsammlung der Familie Merk, der Grundstein 1975 mit dem Kauf eines Mercedes-Benz 220 S Cabriolet aus dem Jahr 1957 gelegt. Die Ausstellung zeigt neben 90 Automobilen und 100 Motorrädern auch eine Sammlung historischer Telefone, Schreibmaschinen und Radios, überwiegend aus Nürnberger Produktion. Daneben sind im Museum rund 2.000 Modellautos zu finden, eine Küche aus den 1930er Jahren und ein Büro aus den 1950er Jahren.

  

12.05.2011 - Der Dokumentarfilm "Senna" des britischen Regisseurs Asif Kapadia kommt in die deutschen Kinos. Der Film erzählt die Formel-1-Karriere des Brasilianers Ayrton Senna von 1984 bis zu seinem Unfalltod beim Großen Preis von San Marino 1994 nach. Dabei werden zahlreiche, teilweise bislang unveröffentlichte Filmsequenzen und Fotos gezeigt, die von Zeitzeugen wie zum Beispiel Ron Dennis, Alain Prost, Frank Williams und Sennas Familie kommentiert werden. Erstmals sind im Film Aufnahmen von den Fahrerbesprechungen vor den Rennen zu sehen. Die Kritiken sind hervorragend. So schreibt Reinhard Lüle (film-dienst): „Als Geniestreich erweist sich die Entscheidung, die Dokumentation zumindest auf der Bildebene ausschließlich aus Archivmaterial zusammen zu setzen. Zwar kommen mehrfach Zeitzeugen [...] zu Wort, doch sie tauchen nie im Bild auf. Neben einer virtuosen Montage ist es nicht zuletzt dieser schlichte, aber effiziente Trick, der ‚Senna‘ fast wie einen rasanten Spielfilm aus einem Guss erscheinen lässt.“

 

23.05.2011 - Das ZDF strahlt den Film "Carl & Bertha" aus. Der unter der Regie von Till Endermann und mit Felicitas Woll und Ken Duken in den Hauptrollen besetzte Film basiert auf dem Leben von Carl Benz und seiner Frau Bertha. Erzählt wird die Geschichte von Benz' Schwierigkeiten, seinen großen Lebenstraum zu verwirklichen, verbunden mit einer vorbehaltlosen Liebe. Die Kritiken zum Film waren überwiegend positiv.

 

06/2011 – Drei Monate nach der Übernahme des früheren Karmann-Werkes in Osnabrück gibt Volkswagen bekannt, auch die komplette, 137 Deponate umfassende Fahrzeugsammlung Karmanns zu übernehmen. Damit bleibt die von Vielen befürchtete Zerschlagung dieser einzigartigen Sammlung aus. Zu der Sammlung gehören Fahrzeuge aus der rund 100jährigen Geschichte von Karmann, u.a. von Adler, DKW, Hanomag, Audi, BMW, Mercedes-Benz, Renault, Porsche, Volkswagen und weiterer Hersteller sowie zahlreiche Prototypen, Konzeptfahrzeuge und Studien. Ursprünglich hatte Volkswagen nur die Übernahme der 64 Fahrzeuge geplant, die Karmann im Auftrag von VW entwickelt hatte.

 

17.07.2011 - Das Lenkwerk Bielefeld wird eröffnet. Es entsteht in einem Gebäude, dass 1938 als Bekleidungsamt der Luftwaffe geplant ist und nach dem Krieg bis zum Jahr 1992 als Nachschublager und Logistikzentrum der Britischen Rhein-Armee genutzt wird. Seit 1994 steht der Gebäudekomplex aufgrund seiner für die 1930er Jahre charakteristischen Formensprache und seiner infrastrukturellen Bedeutung als „steinernes Zeitzeugnisses“ unter Denkmalschutz. Heute sind in Teilen des Baus Einrichtungen des Bundes, des Landes NRW und der Stadt Bielefeld untergebracht – und das LENKWERK. Rund 30 Mieter aus den verschiedensten Branchen sind im Lenkwerk untergebracht. Das Erdgeschoss, rund um die historische Eventhalle, steht ganz im Zeichen der Young- und Oldtimer. Zahlreiche Händler der verschiedenen Automobilmarken sorgen für eine immer wieder wechselnde Ausstellung von interessanten Fahrzeugen. Fachwerkstätten und Spezialisten rund um die Restaurierung von Fahrzeugen runden das Angebot ab. Dazu kommen mit den „OPEN HOUSE“ –Veranstaltungen regelmäßige Events für Old- und Youngtimerfreunde.

 

29.10.2011 - In Bad Waldsee wird das Erwin-Hymer-Museum, ein "Museum des mobilen Reisens", eröffnet. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen 80 historische Wohnwagen, Reisemobile, Autos und Zweiräder. Der Besucher erhält Informationen über die Reiseziele dieser teilweise exotischen Fahrzeuge, aber auch über ihr Design, die Entwicklung und Produktion. Diese umfassen natürlich Hymer-Eigenproduktionen, aber auch zahlreiche fast vergessene Hersteller, wie z.B. Sportbergers Wanderniere oder die Land-Yacht L6. Neben den fast ausschließlich originalen Modellen werden auch Nachbauten gezeigt, von denen das ursprüngliche Gefährt nicht mehr existiert; so z.B. das Dethleffs Wohnauto - den ersten in Deutschland entworfenen und gebauten Caravan aus dem Jahr 1931.

 

06.11.2011 - Als erster deutscher Motorradpilot seit Dirk Raudies 1993 gewinnt Stefan Bradl aus Zahling einen Weltmeistertitel. Der 21-Jährige ist neuer Champion in der Moto2-Klasse.

 

 

2012

 

2012 – In diesem Jahr wird der Opel Ampera/Chevrolet Volt zum „Auto des Jahres“ gewählt. Im folgt auf Platz 2 der VW up! Und auf Platz 3 folg der Ford Focus 11.

 

10.02.2012 – In Nordrhein-Westfalen wird der erste „Blitz-Marathon“ in Deutschland druchgeführt. Die polizeiliche, meist einen Tag andauernde Aktion der Überwachung des bewegten Straßenverkehrs dient zur Bekämpfung der überhöhten Geschwindigkeit auf den Straßen, einer der häufigsten Unfälle im Straßenverkehr. Kritisiert wird u.a., dass die Maßnahme im Vorfeld intensiv angekündigt wird, so dass die Autofahrer sich an diesem Tag vorbildlicher verhalten als an anderen Tagen. Eine Studie der Universität Passau ergab, dass Blitzmarathons zu keiner nachhaltigen Änderung des Fahrverhaltens führen. Dennoch wird an diesen Aktionen, mittlerweile auch europaweit, festgehalten.

 

01.07.2012 - Laut Kraftfahrtbundesamt beträgt der Fahrzeugbestand in Deutschland 51.735.177 Kraftfahrzeuge. Davon sind 3.908.072 Krafträder, 42.927.647 Pkw, 75.988 Kraftomnibusse und 2.528.656 Lkw. Dazu kommen 2.028.071.096 Zugmaschinen und 266.743 sonstige Kraftfahrzeuge.

 

01.07.2012 - Durch eine Änderung der Fahrzeugzulassungsverordnung können in Deutschland seit dem 1. Juli 2012 Wechselkennzeichen ausgegeben werden. Dabei besteht das Wechselkennzeichen aus einem gemeinsamen Teil (Wechselelement), der gegebenenfalls vor der Fahrt umgesteckt werden muss, und je einem starren, fahrzeugbezogenen Teil für jedes Fahrzeug nach dem Muster „OHZ AB 10“ (Wechselelement) + „2“ (starrer Teil). Das bei der Zulassungsstelle eingetragene Kennzeichen des Fahrzeuges lautet somit „OHZ AB 102“. Das hiermit gepaarte Fahrzeug könnte als Kennzeichen beispielsweise „OHZ AB 105“ erhalten, bei dem als starrer Teil „5“ angebracht wird.

 

31.08.2012 – Der US-Automobilkonzern Ford baut, nach 109jähriger Unternehmensgeschichte, das 350-millionste Auto. Es handelt sich um einen roten Ford Focus, der in der thailändischen Fabrik in Rayong vom Band rollt.

 

19.09.2012 – Im Osnabrücker Volkswagenwerk startet im Auftrag von Porsche die Produktion des Boxters in Osnabrück aufgrund der großen Nachfrage nach der 3. Generation des 1996 eingeführten offenen Zweisitzer-Mittelmotor-Sportwagens.

 

22.09.2012 – Anläßlich der Feier zum 15-jährigen Bestehens der Firma Opel wird der neue Kleinstwagem „Adam“ der Öffentlichkeit vorgestellt. Die reguläre Serienproduktion startet am 10.01.2013 im Opelwerk Eisenach. Am 03.05.2019 wurde die Produktion des Zweitürers ohne einen Nachfolger eingestellt. Insgesamt werden 269.886 Opel Adam gefertigt, wischen 2013 und 2019 wurden in Deutschland 154.067 Adam neu zugelassen.

 

30.10.2012 – In Berlin erfolgt die deutschsprachige Premiere des neuen James-Bond-Films „Skyfall“. Im Verlauf des Films ist der von Daniel Craig gespielte britische Geheimagent wieder mit dem legendären Aston Martin DB5 mit dem Kennzeichen BMT 216A (aus den Filmen Goldfinger, Feuerball und GoldenEye) unterwegs. Der Wagen wurde extra aus dem Museum geholt. Wie in Goldfinger kommen die vorne im Auto eingebauten Maschinengewehre zum Einsatz. Der DB5 wird im Film allerdings wenig später zerstört – natürlich nicht der originale DB5.

 

11/2012 – Nach dem offenen Porsche Boxter wird nun auch der Porsche Cayman, die Coupé-Variante des Mittelmotor-Sportwagens in Osnabrück gefertigt. Auch dieser verfügt über einen Sechszylinder-Boxermotor. Dieser hat einen Hubraum von 2.893 ccm und 265 PS; beim Cayman S sind es 3.436 ccm und 320 PS (Cayman S) bzw. 330 PS (Cayman R). Im Vergleich zum Boxter gilt der Cayman als das sportlichere Auto. Das Handling ist dank der steiferen Karosserie präziser und agiler.

 

01.11.2012 – In der Europäischen Union müssen Hersteller von Autoreifen mittels eines Reifenlabels auf allen seit diesem Tag hergestellten (und verkauften) Autoreifen über deren Kraftstoffverbrauch, Nasshaftung und Geräuschklassifizierung informieren.

 

 

2013

 

2013 – Erneut ist ein VW Golf – in diesem Fall die VII. Generation – „Auto des Jahres“. Auf den beiden nachfolgenden Plätzen folgen der Toyota GT86/Subaru BRZ sowie der Volvo V40.

 

10.01.2013 – Beginn der Produktion des neu entwickelten Kleinwagens Opel Adam in Eisenach parallel zum Opel Corsa D. Für den Bau des Adam investiert Opel rund 190 Millionen Euro in das Eisenacher Werk. Am 03.05.2019 läuft der letzte Opel Adam vom Band, gleichzeitig endet auch die Produktion des Corsa D im Opelwerk Eisenach. Ein Nachfolgemodell für den Adam gibt es nicht.

 

19.01.2013 – Vom heutigen Tag an dürfen in der EU nur noch Führerschein im Scheckkartenformat neu ausgegeben werden. Das Kartenformat folgt den Vorgaben von biometrischen Identitätsdokumenten. Alte Führerscheine haben Übergangsfristen; die Mitgliedstaaten des Europäischen Wirtschaftsraumes (EWR) müssen allerdings sicherstellen, dass bis zum 19. Januar 2033 alle ausgestellten oder in Umlauf befindlichen Führerscheine alle Anforderungen der dritten Führerschein-Richtlinie erfüllen.

 

17.06.2013 – Der Ingenieur und Automobil-Konstrukteur Werner Land stirbt in Zwickau. Lang gilt als einer der Väter des Trabant 601. Nach einer 1939 abgeschlossenen Ausbildung zum Former in Schwarzenberg/Erzgeb. besucht Lang die örtliche Handels- und Gewerbeschule. Ab 1940 studiert er Maschinenbau und Fahrzeugtechnik an der Ingenieurschule Zwickau. 1941 wird er als Soldat zum Kriegsdienst eingezogen. 1945 kann er sein Studium in Zwickau und Chemnitz wieder aufnehmen und schließt 1949 mit der Ingenieurprüfung ab. Ab 1949 ist er für den Automobilhersteller Horch tätig, ab 1951 als dessen Technischer Direktor. Nach Zusammenschluss der Werke von Horch und Audi wird er technischer Direktor und 1958 Chefkonstrukteur des VEB Sachsenring Kraftfahrzeug- und Motorenwerks Zwickau. 1966 wird er an der TU Dresden mit einer Arbeit über „Probleme der konstruktiven Vorbereitung im Kraftfahrzeugbau und die Möglichkeiten ihrer Verkürzung“ zum Dr.-Ing. promoviert. Von 1970 bis 1983 zeichnet er in der Funktion als Direktor für Wissenschaft und Technik von Sachsenring maßgeblich für die Weiterentwicklung des Trabants verantwortlich, soweit es die DDR-Führung zulässt. So wird der Trabant 603, den Lang als Chefkonstrukteur mitentwickelt hat, durch das SED-Politbüro, und hier maßgeblich durch SED-Wirtschaftboss Günter Mittag, verhindert. Lang (SED) ist 1954 bis 1958 Abgeordneter der Volkskammer in der zweiten Wahlperiode. Bis zu seinem Tod widmet sich Lang gemeinsam mit seiner Ehefrau der Dokumentation der Entwicklung des Trabant 601.

 

28.10.2013 – Die 1990 gegründete Opel Eisenach GmbH verschmilzt mit der Adam Opel AG und firmiert nun als Adam Opel AG Werk Eisenach.

 

11/2013 – Im Bremer Europahafen wird mit dem Schuppen Eins ein neues Zentrum für Automobilkultur und Mobilität eröffnet. Bei dem Gebäude handelt es sich um eine zweigeschossige, verklinkerte Halle, die 1959 als Hafenschuppen für den Stückgutumschlag gebaut wurde. Seit 2008 steht es unter Denkmalschutz. Während der Sanierung und des Umbaus entstehen im Obergeschoss Loftwohnungen und Einstellplätze für die Fahrzeuge der Bewohner. Im neuen Meter hohen Boulevard im Erdgeschoss befinden sich vielfältige Dienstleistungen rund um klassische Automobile, Restaurants, Einzelhändler, eine Kunstgalerie, Eventflächen und Büroflächen. Ein besonderes Highlight ist die Ausstellung des Vereins WirtschaftsWunderWagenWelt Bremen e.V.. Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, die technischen Errungenschaften des norddeutschen Automobilbaus zu würdigen und zu präsentieren. Eine wechselnde Ausstellung zeigt verschiedene Fahrzeuge der Marken Borgward, Goliath, Lloyd und Hansa. Ein Archiv bewahrt entsprechende Dokumente und eine gläserne Schauwerkstatt ermöglicht es, bei Oldtimerrestauratiuonen hautnah dabei zu sein.

 

 

2014

 

2014 – Der Peugeot 308 wird zum diesjährigen „Auto des Jahres“ gewählt. Auf Platz 2 landet der BMW i3, auf Platz 3 der Tesla Model S.

 

01.01.2014 – Statt bisher mit 25 Jahren gilt nun ein Automobil erst mit einem Alter von 40 Jahren in den Niederlanden als Oldtimer.

 

23.04.2014 – Der dreimillionste Opel made in Eisenach, ein weißer Opel Adam, läuft vom Band.

 

23.07.2014 – In Einbeck wird der P.S. Speicher eröffnet und vom niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil eingeweiht. Mehr als 300 historische Automobile, Motorräder und Fahrräder aus den vergangenen 130 Jahren werden überwiegend in einem historischen Kornspeicher präsentiert, dazu gibt es weitere Depots im Stadtgebiet, die mittlerweile auch besichtigt werden können. Die Ausstellung basiert überwiegend auf Exponaten der weltweit größten Sammlung deutscher Motorräder, die der Privatsammler Karl-Heinz Rehkopf zusammengetragen und der 2009 gegründeten Kulturstiftung Kornhaus übereignet hat, die im Dezember 2020 zur Stiftung PS. Speicher umfirmiert. Darüber hinaus werden in einer Sonderausstellung auch Auszüge der weltgrößten Sammlung historischer Klein- und Kleinstwagen aus dem ehemaligen Museum in Störy (Landkreis Hildesheim) präsentiert. 2015 übernimmt der PS-Speicher mit mehr als 100 Exponaten die historischen, meist fahrbereiten Nutzfahrzeuge aus dem ehemaligen privaten mobilen Nutzfahrzeugmuseum aus Sittensen. Unter den Exponaten des P.S. Speichers befinden sich u. a. ein Nachbau des Daimler-Reitwagens, ein Nachbau des „Schlörwagens“ im Maßstab 1:5, das erste als „Motorrad“ bezeichnete Zweirad von Hildebrand und Wolfmüller, eine Victoria KR 1, eine Glas Goggo 200 sowie ein Fuldamobil S-1.

 

12.10.2014 – Die Automobilkonzerne Fiat S.p.A. und die Chrysler Group LLC fusionieren zum Automobilkonzern Fiat Chrysler Automobiles N.V. (FCA) mit rechtlichem Sitz in Amsterdam und operativer Hauptzentrale in London.

 

05.12.2014 – Um 00:27 Uhr läuft in Bochum der letzte Wagen, ein Opel Zafira vom Band. Dies ist der letzte im ehemaligen Bochumer Opel-Werk produzierte Opel. Ein Teil der Gebäude, wie die in den 1980er Jahren errichtete Lackierei, werden abgerissen, die restlichen Gebäude entkernt und der Bochum Perspektive 2022 zur Nachnutzung übergeben. Im August 2017 wurde mit dem symbolischen ersten Spatenstich für den Neubau eines DHL-Paketzentrums der Rückbau des ersten Abschnitts beendet. Im zweiten Schritt wird auch das ehemalige Presswerk mit 1,5 Mio m³ umbauten Raum zurückgebaut und die sanierten Grundstücke im Laufe der Jahre 2018 und 2019 in zwei Abschnitten an Nachnutzer übergeben. Im Untergrund des Geländes waren aus der Zeit der Zeche Dannenbaum 13 km Flöze, 25 Tagesöffnungen, 5 Luftschutzstollen sowie zwei Tiefbauschächte zu erkunden und sichern

 

 

2015

 

2015 – In diesem Jahr ist der VW Passat B8 „Auto des Jahres“, gefolgt vom Citroen C4 Cactus und der Mercedes-Benz C-Klasse (205). Nach Angaben der Zeitschrift Datum werden die die Jury bildenden europäischen Motorjournalisten in der Branche „COTYs“ genannt und von „den Herstellern umgarnt, hofiert und mit dem wichtigsten Gut der Medienbranche bedacht: [mit] Informationsvorsprung.“ Die Jurymitglieder würden nicht gewählt und sie könnten sich auch nicht um einen Jury-Platz bewerben, sondern sie würden vom „Präsidium“ (den Mitgliedern des Organisationskomitees) ernannt: „Qualifikationen und Leumund werden nicht abgefragt. Stattdessen zählen gute Vernetzung in der Szene und ein gewisses Talent zum politischen Ränkespiel.“ Die Mitgliedschaft in der Jury gelte demnach als „Adelung“ und bestehe im Normalfall auf Lebenszeit: „Ein Auserwählter nimmt folglich seinen COTY-Orden mit ins Grab.“ Der seltene Fall eines vorzeitigen Ausscheidens würde nur bei Jobverlust oder einem Rückzug des Journalisten aus der Branche eintreten.

 

08.06.2015 – Mit dem Cayenne startet die Montage des dritten Porsche-Modells im Volkswagenwerk Osnabrück.

 

10/2015 – In Hessisch-Oldendorf wird das Rometsch-Karosserie-Museum eröffnet, dass sich ganz Friedrich Rometsch und seinem Unternehmen widmet. Neben Fahrzeugen – überwiegend auf Basis des Volkswagen Käfers – sind dort viele Utensilien, Werkzeuge und Dokumente des einstigen Berliner Unternehmens sowie Rometschs Büro zu besichtigen. Die Sammlung gehört Traugott und Christian Grundmann, die auch eine einzigartige Sammlung klassischer Volkswagen besitzen und Organisatoren des seit 1993 alle vier Jahre stattfindenden Uraltkäfertreffens in Hessisch-Oldendorf sind.

 

 

2016

 

2016 – „Auto des Jahres“ ist der Opel Astra K. Auf Platz 2 wird der Volvo XC9 gewählt, auf Platz 3 der Mazda MX-5.

 

03.10.2016 – Die Erstausgabe des in Zettlitz herausgegebenen Oldtimer-Magazins 79oktan erschein. Der inhaltliche Schwerpunkt sind historische Fahrzeuge der ehemaligen sozialistischen Staatengemeinschaft. Berichtet wird in diesem Rahmen über Pkw, Motorräder und Nutzfahrzeuge, aber auch über Eigenbauten, Fahrzeugteile, Fahrräder, Spielwaren, Modelle, Automobilia, Motorsport und Szene-Ereignisse. Die gezeigten Fahrzeuge befinden sich im Originalzustand oder sind dem zeitgenössischen Alltag entsprechend erhalten. Der Name knüpft an den Ottokraftstoff mit 79 Oktan an, der in der DDR von 1960 und bis Anfang der 1980er Jahre angeboten wurde. Die 79oktan-Ausgaben erscheinen viermal pro Jahr und umfassen jeweils etwa 80 Seiten. Sie werden online und über den Zeitschriftenhandel vertrieben.

 

 

2017

 

2017 – „Auto des Jahres“ ist 2017 der Peugeot 3008, gefolgt von der Alfa Romeo Giulia auf Platz 2 und der Mercedes-Benz E-Klasse (213) auf Platz 3.

 

2017 – Im niederländischen Druten eröffnet der Unternehmer Frans van Haren in einem ehemaligen, futuristisch anmutenden Möbelhaus das „Metropole“. In dieser zeit er eine beeindruckende Automobilsammlung mit rund 400 historischen Automobilen, Lastwagen und Motorrädern. Im Erdgeschoss des Gebäudes ist gleichzeitig die Einkaufs- und Verkaufsabteilung von „Metropole Sales“. Dort wird eine große Auswahl an Klassikern angeboten, aber auch zahlreiche Fahrzeuge aus der Sammlung können erworben werden. Das „Metropole“ ist nur am Wochenende geöffnet, der Showroom von „Metropole Sales“ von mittwochs bis samstags. Einen Schwerpunkt bilden Vorkriegsfahrzeug sowie Klassiker von Alfa Romeo und Ferrari.

 

01.08.2017 – Die Übernahme der Adam Opel GmbH durch die französische PSA-Gruppe ist abgeschlossen. Zusammen mit der englischen Firma Vauxhall Motors hat der französische Konzern beide Marken für rund 1,3 Milliarden Euro von General Motors übernommen.

 

14.10.2017 – In Bernkastel-Kues eröffnet der Sammler Bernd Benninghoven sein eigenes Automuseum, das Zylinderhaus. Auf drei Etagen mit rund 5.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche werden im Museum, dessen Fassade Bauwerken der Gründerzeit Ende des 19. Jahrhunderts ähnelt, mehr als 100 Automobile gezeigt. Der Schwerpunkt liegt bei deutschen Fahrzeugen. Außerdem werden etwa 100 Motorräder präsentiert. Daneben gibt es Fahrräder mit Hilfsmotoren, Kinderautos und eine historische Tankstelle.

 

08.11.2017 – Im Automuseum Volkswagen in Wolfsburg wird das neu eingerichtete „Motoren-Kabinett“, eine Ausstellung von Motoren und Getrieben, eröffnet. Diese ist jedoch nur nach Voranmledung im Rahmen einer Führung zugänglich.

 

23.11.2017 – Toyota Deutschland eröffnet in Köln in einer ehemaligen Sporthalle auf dem Betriebsgelände von Toyota die Toyota Collection. Hervorgegangen ist sie aus dem privaten 1. Deutschen Toyota-Museum in Hartkirchen, dessen Fahrzeuge Toyota nach dem Tod des Betreibers übernahm. Die Sammlung umfasst ca. 120 Fahrzeuge und ist an einem Samstag im Monat zu besichtigen.

 

 

2018

 

2018 – „Auto des Jahres“ wird der Volvo XC40 gewählt, gefolgt vom SEAT Ibiza und dem BMW 5er (G30).

 

02/2018 – Auf der Bremen Classic Motorshow wird der Oldtimerexperte Heiner Rössler für seine Verdienste um das Oldtimer-Wesen und das Automuseum Melle mit dem „Goldenen Kolben“ ausgezeichnet. Der „Goldene Kolben ist eine Auszeichnung der Gruppe „F-kubik“, die an Personen vergeben wird für deren hervorzuhebenden Leistungen zur Dokumentation der Fahrzeuggeschichte und ihrer Darstellung in der Öffentlichkeit. Der 1936 in Dresden geborene Rössler zählt zu den Mitbegründern des Auto- und Zweiradmuseums in Ibbenbüren. Ende der 1990er Jahre initiiert er den Standortwechsel der Sammlung nach Melle, wo er in der früheren Möbelfabrik Melchersmann das Konzept „Geschichte auf Rädern“ umsetzt. Denn von Anfang an hat sich Rössler für ein mobiles Museum eingesetzt, dessen Exponate alle fahrbereit sein müssen. Die Laudatio auf Heiner Rössler hält Johannes Hübner, Preisträger im Vorjahr.

 

 

2019

 

2019 – Erstmals wird mit dem Modell I-Pace ein Jaguar zum „Auto des Jahres“ gewählt. Ihm folgen der Alpine A110 und der Kia Creed auf den Plätzen zwei und drei.

 

14.08.2019 – Volkswagen stellt sein neues Cabriolet vor: Das T-Roc Cabriolet. Es ist 34 mm länger als die geschlossene Version, was in etwa dem letzten Golf Cabriolet entspricht und ausschließlich als Viersitzer erhältlich. Das vollelektrische Stoffverdeck kann bis zu einer Geschwindigkeit von 30 km/h in neun Sekunden öffnen und in elf Sekunden schließen. Das Cabriolet gibt es nur mit den leistungsschwächeren Ottomotoren und Vorderradantrieb. Die 110 kW (150 PS) starke Variante gibt es gegen Aufpreis auch mit Direktschaltgetriebe. Als auf 800 Exemplare limitiertes Sondermodell Edition Blue wird das Cabriolet im September 2021 ausschließlich für den europäischen Markt angekündigt. Die Edition Grey ist auf 999 Exemplare limitiert und wird im Dezember 2022 vorgestellt. Beide Versionen haben eine Mattlackierung. Das Cabriolet wird bei Volkswagen Osnabrück im ehemaligen Karmann-Werk gefertigt. Im ersten vollen Verkaufsjahr 2021 werden 14.000 Cabrios verkauft. Obgleich es in Europa nach dem Mini das nächst häufig verkaufte Cabrio ist, sollen von der T-Roc-Version mit festem Dach in den ersten elf Monaten 2023 17-mal mehr Fahrzeuge verkauft worden sein (Cabriolet 11.693).

 

30.08.2019 – Im Rahmen des Telluride Film Festivals feiert der Film „Le Mans 66 – Gegen jede Chance“ seine Premiere. Der Film thematisiert die Rivalität zwischen Ford und Ferrari. Henry Ford II Ford will seine Marke bei der Nachkriegsgeneration beliebter machen. Er versucht vergeblich, Ferrari zu kaufen, was Enzo Ferrari jedoch rüde ablehnt. Daraufhin beauftragt er den amerikanischen Le-Mans-Sieger Carroll Shelby, ein entsprechendes Fahrzeug zu entwickeln. Zusammen mit dem Rennfahrer Ken Miles entwickelt Shelby den Ford GT40 weiter. 1966 gehen drei Ford GT40 bei Le Mans an den Start und schlagen die bislang überlegenen Ferrari mit einem Dreifachsieg. Die Hauptrollen spielen Matt Damon (Carroll Shelby) und Christian Bales (Ken Miles). Am 14.11.2019 kommt der Film in die deutschen Kinos. Bei der Oscarverleihung 2020 wird “Le Mans 66 – Gegen jede Chance“ in vier Kategorien nominiert und erhält die begehrte Trophäe in den Kategorien „Bester Schnitt“ und „Bester Tonschnitt“.

 

04.11.2019 – Mit dem Volkswagen ID.3 wird das erste elektrische Fahrzeug der ID.-Familie aus Basis des Modularen E-Antriebsbaukasten (MEB) in Zwickau produziert.

 

 

 

14.   Neuzeit

 

 

2020

 

2020 – Zum „Auto des Jahres“ gewählt wird der Peugeot 208 II. Ihm folgen auf Platz 2 der Tesla Model 3 und der Porsche Taycan auf Platz 3.

 

 

2021

 

2021 – „Auto des Jahres“ 2021 ist der Toyota Yaris, gewählt vor dem Fiat 500 (Platz 2) und dem Cupra Formentor (Platz 3).

 

16.01.2021 – Aus der Fusion der Automobilkonzerne Fiat Chrysler Automobiles (FCA) und Groupe PSA geht der neue Automobilkonzern Stellantis N.V.  mit Sitz in den Niederlanden hervor. Zum fünftgrößten Automobilhersteller weltweit (Stand 2022) gehören die Marken Fiat, Abarth (Italien), Citroen, Peugeot, DS Automobiles (Frankreich), Opel (Deutschland), Vauxhall (Großbritannien), Jeep, Chrysler, Dodge, Ram, Mopar (USA), Alfa Romeo, Lancia und Maserati (Italien). Die deutsche Niederlassung wird von Rüsselsheim am Main aus gesteuert, dem Stammsitz der Tochter Opel. Der Stellantis-Konzern verfügt (Stand 2022) weltweit über 49 Automobilwerke (Europa: 32, Afrika: 1 , Asien: 1, Nord-/Südamerika: 15).

 

 

2022

 

2022 – Der Kia EV6 wird zum „Auto des Jahres“ gewählt. Der Renault Mégane E-Tech Electric folgt auf Platz 2, der Hyundai Ioniq 5 auf Platz 3. Damit belegen erstmals elektrische betriebene Automobile die ersten drei Plätze.

 

18.03.2022 – Mit der die Dardanellen überspannenden Canakkale-1915-Brücke wird die längste Hängebrücke der Welt eingeweiht. Die Freigabe für Fahrzeuge erfolgt einen Tag später. Das Bauwerk ist insgesamt 5169 Meter lang und besteht aus einer 3869 Meter langen Hängebrücke in der Mitte und zwei 525 und 775 Meter langen Balkenbrücken als Rampen an den Seiten. Die Hängebrücke besitzt eine Spannweite von 2023 Metern zwischen den 318 Meter hohen Pylonen und jeweils 923 Metern außen. Der Fahrbahnträger der Brücke ist 36 Meter breit und bietet Platz für drei Fahrstreifen pro Richtung. Die Brücke ersetzt eine Fährverbindung über die Dardanellen und verbessert die Anbindung der Provinzen Çanakkale und Balıkesir, indem die Kapazität erhöht und die Fahrzeiten zwischen Europa und Asien verkürzt werden. Außerdem bietet die Autobahn eine Alternativroute zwischen Südosteuropa bzw. dem europäischen Teil der Türkei und Kleinasien über die neue Brücke zur bisher einzigen Straßenverbindung, der Otoyol 5 durch Istanbul über den Bosporus, an.

 

 

2023

 

07.07.1923 – Nach 47 Jahren Bauzeit, acht Generationen und mehr als 20 Millionen gefertigten Einheiten rollt der letzte Ford Fiesta im Kölner Ford-Werk vom Band. Ein Nachfolgemodell gibt es nicht.

 

23.07.2023 – In Dietzhöltztal-Ewersbach in Hessen wir das Nationale Automuseum – The Loh Collection eröffnet. Die private Sammlung des Unternehmers Friedhelm Loh ist in einem historischen Industriegebäude untergebracht und umfasst auf 7.500 Quadratmetern rund 150 Oldtimer, Rennwagen, Prototypen und berühmte Klassiker. In das Museum integriert sind eine Gastronomie und ein kleines Kino mit 50 Sitzplätzen, dessen Fassade im Stil des Art Déco das Capital Kino in Dillenburg zum Vorbild hat. Abgestrebt werden Kooperationen mit Schulen und Hochschulen wie der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen.

 

31.08.2023 – Bei den 80. Internationalen Filmfestspielen von Venedig wird der Film „Ferrari“ uraufgeführt. Die Geschichte beginnt im Jahr 1957. Enzo Ferrari hat die Nacht bei seiner Geliebten verbracht. Seit zwölf Jahren führt er heimlich eine Beziehung mit Lina Lardi, für die er ein Landhaus außerhalb von Modena gekauft hat. Verheiratet ist er mit Laura, die praktisch die Firmengeschäfte führt. Mit ihr hat er eine Vereinbarung, dass er leben kann, wie er will unter der Voraussetzung, dass er jeden Morgen pünktlich, vor den Hausangestellten, am Frühstückstisch sitzt. Von der Beziehung von Enzo und Lina und dem Sohn Piero des Paares ahnt sie nichts. Nicht nur das Familienleben an sich ist für Enzo problematisch – der Tod ihres Sohns vor einem Jahr führte zu einer schweren psychischen Krise des Ehepaars. Als Laura schließlich von Enzos langjähriger, eheähnlichen Beziehung mit Lina erfährt, rastet sie völlig aus, und der Ehe- und Business-Krieg zwischen den beiden eskaliert. Enzo ringt mit sich, ob er Piero offiziell als seinen Sohn anerkennen soll. Die Geschäfte der Firma laufen schlecht. Nicht einmal 100 der Luxuswagen hat man in diesem Jahr verkauft, viel zu wenig, um den Rennsport – und damit den eigentlichen Existenzgrund für die Firma – zu finanzieren. Und nun hat ausgerechnet der Konkurrent Maserati den Streckenrekord im Autodromo di Modena, praktisch vor der Haustür der Ferrari, gebrochen. Enzo steht in jeder Hinsicht unter Druck. Die Rettung der Firma sieht er in dem Gewinn der Mille Miglia. Zu den fünf Ferrari-Fahrern um Piero Taruffi nimmt er noch den Spanier Alfonso de Portago, der schon früher für Ferrari gefahren ist, ins Team auf. Als das Rennen schließlich gestartet wird, stehen Enzo, die Fahrer und die Crew gleichermaßen unter Stress. Kurz vor dem Ziel kommt es zu dem katastrophalen Crash. De Portago und sein Beifahrer sind sofort tot, der Unfallort ist ein Horror von Leichenteilen, Verletzten, Autotrümmern, Feuer und Verwüstung. Techniker und Mitarbeiter der Scuderia eilen zum Unfallort, nicht aber Enzo Ferrari. Seine Aufmerksamkeit gilt einem früher abgelehnten Fahrer, der jetzt zur Vertragsunterzeichnung in sein Büro eingeladen wird. Der von Michael Mann inszenierte Film „Ferrari“ mit Adam Driver (Enzo Ferrari) und Penelope Cruz (Laura Ferrari) erhält zahlreiche Auszeichnungen.

 

 

2024

 

2024 – Zum „Auto des Jahres“ gewählt werden auf Platz 1 der Renault Scénic E-Tech, auf Platz 2 der BMW 5er (G60) und der Peugeot 3008.

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