„Ausgerechnet heute Nieselregen!“. Das dachten sich die Mitglieder der Oldtimer IG Osnabrück e.V. am Sonntagmorgen, als sie die letzten Vorbereitungen auf dem Magazingelände tätigten. Sollte es wieder ein Reinfall werden wie 2015, als sich bei widrigen Wetterverhältnissen nur rund 150 Fahrzeuge zum Osnabrücker Museum Industriekultur verirrten. Doch schon vor 10 Uhr kamen die ersten Teilnehmer auf das Gelände gefahren und kurz danach wurde es auch trocken. Doch von blauem Himmel und Sonnenstrahlen keine Spur. Aber dann ging es richtig los, ein Fahrzeug nach dem anderen kam den schmalen Weg heruntergefahren.

 

Für die Besitzer von Vorkriegsfahrzeugen hatte die IG den Bereich vor dem Magazingebäude reserviert und dies wurde – da vorher auch publiziert – gut angenommen. Den Anfang machte eine absolute Rarität – ein Dürkopp mit Oryx-Karosserie aus dem Jahr 1913. Der frühere Bielefelder Automobilhersteller, übrigens auch erster großer Kunde des Osnabrücker Karosseriebauers Karmann, ließ Anfang des letzten Jahrhunderts auch Fahrzeuge in der Berliner Motorwagen-Fabrik, den späteren Oryx-Werken, bauen. 1908 pachtete Dürkopp die Fabrik und übernahm sie 1911 komplett. Überwiegend ließ Dürkopp dort LKW bauen.

 

Neben dem Oryx präsentierte das Oldtimer Center Osnabrück ein wunderschönes Horch 853 Cabriolet. Es folgten ein Ford Modell A und drei Adler Cabriolets. Die Karosserie des weißen Adler Trumpf Junior Kabriolett aus dem Jahr 1939 von IG-Mitglied Erwin Büttner stammte von Karmann und wurde noch an der Martinistraße gefertigt. Die Reihe wurde noch von einem eleganten Cabrio von DKW vervollständigt, später kamen noch weitere Vorkriegsfahrzeuge, u.a. von Opel und Buick, hinzu.

 

Gegenüber den Vorkriegsfahrzeugen standen drei vom Blumenhaus Budke (Osnabrück-Pye) geschmückte Oldtimer, umrahmt von Buchsbäumen – ein reichlich genutztes Fotomotiv. Auf dem weiteren Gelände versammelte sich schnell eine bunte Mischung von Fahrzeugen, die die ganze Bandbreite des Hobbys Old-/Youngtimer repräsentierten. Zündapp Janus, BMW Isetta, Porsche 356, 914, 91, 914, 911 und 924, VW Käfer, Bus und Scirocco, Alfa Romeo 2600 Spider, DKW 3=6, Mercedes Heckflosse, Citroen Traction Avant und 11CV; Mazda MX5, Audi 80, Willys Jeep, Chevrolet Pickup, Corvette, Opel Kadett, Kapitän und Rekord in zahlreichen Modellen, Ford Capri, MGB, Sabb 96 und 900, Volvo 444 und Amazon, Honda N600, Toyota Celica und Datsun 260Z, Framo, Trabant,… - die Liste ließe sich noch lange fortsetzen. Ein besonderes Fahrzeug parkte von Beginn an auf dem Gelände der Dampflokfreunde: Ein Vomag-LKW mit Anhänger. Das beeindruckende Vorkriegsfahrzeug war seinerzeit in Einzelteilen über einen Zeitraum von zwei Jahren aus Polen herausgeschmuggelt und anschließend von seinem Besitzer in achtjähriger (!) Arbeit restauriert worden.

 

Gleich an der Straße fiel der Büssing 4500T der Vereins Traditionsbus Osnabrück ins Auge. Mit diesem Bus aus dem Jahr 1955 luden die Vereinsmitglieder im halbstündigen Takt zu einer Rundfahrt durch Pye ein, was auch viele Besucher nutzten. Natürlich habe ich die Gelegenheit genutzt, bei einer der Fahrten mitzufahren. So eine Rundfahrt kann ich nur empfehlen – spätestens beim nächsten „Historischen Treffen Rund um Osnabrück“ wird es die Gelegenheit geben.

 

Gegen Mittag war das Magazingelände voll – und es kamen immer noch Klassiker an. Jetzt zeigte es sich, dass es richtig war, rechtzeitig mit den Osnabrücker Dampflokfreunden Kontakt aufzunehmen. Über die kleine Verbindungsbrücke ging es nun auf das Gelände vor dem Vereinshaus der Eisenbahner. Diese hatten die Gelegenheit genutzt und waren ebenfalls präsentiert. Sie erklärten den Besuchern des Treffens ihre Arbeit, zeigten die Halle mit der noch demontierten „Schinkel-Lok“ und versorgten die Teilnehmer mit knusprig gebräunten Würstchen vom Grill.

 

Gegrillt wurde auf dem Magazingelände auch. Hier waren wieder mehrere THW-Mitglieder aktiv. Auf dem Grill des früheren Tragspritzanhängers von 1968 gingen im Laufe des Tages mehrere Hundert Würstchen. Da es nicht sehr kalt war, gab es auch für die „Eis-Else“ Umsatz. Das Eis wurde aus einem schicken VW T3-Bus serviert. Daneben hatten sie ihren herrlichen T2-Camper gestellt – ebenfalls ein tolles Fotomotiv.

 

Eine tolle Geste hatte auch Museumschef Rolf Spilker vom Museum Industriekultur im Vorfeld angekündigt: Alle Besucher (nicht nur unserer Veranstaltung) hatten freien sowohl zur Sonderaustellung „Waren, Welt und Wirtschaftswunder. Die Große Straße um 1900“ wie auch zum Haseschachtgebäude am Fürstenauer Weg. Den Gang durch den alten Stollen hoch zum Museum nutzen auch viele Besucher und Teilnehmer des Old-/Youngtimertreffens.

 

 

Trotz der nicht optimalen Wetterverhältnisse – zumindest blieb es trocken – kamen über 450 Fahrzeuge zum diesjährigen Sommertreffen der Oldtimer IG Osnabrück e.V. – die IG-Mitglieder waren mehr als zufrieden. Und die Besucher offenbar auch, denn viele verabschiedeten sich mit einem „Bis zum nächsten Mal!“.

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