Dietzhölztal-Ewersbach – dieses kleine, von 5.449 Einwohner:innen (Stand: 31.12.2023) bewohnte mittelhessische Örtchen sollte seit dem 23.07.202023 jeder Oldtimerfreund kennen. An diesem Tag öffnete Friedhelm Loh sein privates Automuseum der Öffentlichkeit. Ein Automuseum, dass in jeder Hinsicht beeindruckt. In einem komplett umgebauten historischen Fabrikgebäude befindet sich eine Sammlung einzigartiger Automobile mit Schwerpunkt Sport- und Rennwagen. Wohlklingende Namen wie Mercedes-Benz 710 SSK, Ferrari 330 P3/412P, Lancia Aurelia B24 S Spider America, Bucciali TAV 8-32 V12 Golden Arrow, Maserati A6G Frua Berlinetta Coupé oder Talbot Lago GS Saoutchik lassen die Herzen Freunde klassischen Blechs höherschlagen. Aber auch Citroen 2CV 4x4 „Sahara“, VW-Brezelkäfer, Kleinschnittger, Opel Olympia Rekord Cabriolet und auch ein Karmann Ghia aus Osnabrücker Produktion fehlen in dieser Sammlung natürlich nicht. Sensationell auch ein Benz Victoria Phaeton aus dem Jahr 1895, der einst von Carl Benz gefahren wurde, von ihm zu Henry Ford wechselte und aus dem Henry-Ford-Museum nun in das Nationale Automuseum – The Loh Collection nach Dietzhölztal-Ewersbach. Drei Kamera-Akkus waren leer und eine Speicherkarte war gut gefüllt, als ich zusammen mit den Freund:innen der Oldtimer IG Osnabrück e.V. das Automuseum wieder verließ. Rund 230 Fotos, aufgeteilt in mehrere Einzelgalerien, findet ihr hier auf meine Website.
Im neugebauten Eingangsbereich ist neben der Kasse auch ein Restaurant, ein Shop und eine (zu) kleine Präsentation von 2.500 Jahren Eisenproduktion in der Region untergebracht. Letztere wurde von der Geschichtswerkstatt Neuhütte Dietzhölztal erforscht und zusammengestellt. Natürlich finden sich hier auch die ersten Fahrzeuge: Eine Tankstellen-Szene mit einem 1960er Cadillac Series 62 Convertible und einem etwas versteckten Buick Skylark Series 70 Sport Convertible aus dem Jahr 1953 sowie zwei Formel-1-Rennwagen (Williams-BMW FW25 von 2003 – Siegerfahrzeug von Ralf Schumacher und Juan Pablo Montoya - und Ferrari F1-2000 – Siegerfahrzeug von Michael Schumacher beim Kanada Grand Prix). Hier kann man schon erkennen: Es werden nicht nur seltene Fahrzeuge gezeigt, sondern seltene Fahrzeuge mit einer besonderen Historie oder einem berühmten Fahrer. Wenn man den Neubau verlässt, kommt man zu einem Rondell mit zwei wunderschönen Statuen: Zwei Rennwagen von Bugatti und Alfa Romeo. So könnte man auch mal einen Kreisverkehr in Osnabrück gestalten – dann vielleicht mit einem Karmann Ghia und einem Käfer-Cabriolet…
Nun betritt man das eigentliche Automuseum. Die ersten drei Fahrzeuge stammen aus der Frühzeit des Automobils. Aus dem Jahr 1898 stammt Daimler 4-hp „Marseilles“ Phaeton – das älteste auf der England zugelassene Automobil und eines der ersten 90 Automobile, die Daimler UK verkaufte. In einem separaten Raum standen der bereits beschriebene Benz Victoria Phaeton – der erste Benz mit vier Rädern – mit den Vorbesitzern Familie Benz und Henry Ford – sowie eine von zwei Porsche-Radnabenmotoren angetriebene Lohner Elektro-Feuerwehr (1927 umgerüstet auf Benzin-Elektro-Hybridsystem). Beide Fahrzeuge befinden sich um unrestaurierten Originalzustand.
Dann wird es sportlich. Linke Reihe: Bentley 4 ½ litre, 1928, 1929 und 1931 mit Tim Birkin am Steuer bei Le Mans; Bentley 4 ½ litre SC „Blower“ Sports Four Seater by Vanden Plas, Vorbesitzer Woolf Barnato; Bentley 4 ½ litre Fixed Head Sport Coupé by Vesters & Neirinck (Einzelstück mit Alu-Karosserie mit großem Schiebedach); Benzley 6 ½ litre SWB Speed Six Boattail Two-Seater by Barker (Showcar der London Motor Show 1929). Auf der anderen Seite ging es los mit Talbot-Lago T26 Grand Sport mit einer wunderschönen, auf einem Rennwagen basierenden Karosserie von Saoutchik aus dem Jahr 1948. Dahinter folgte ein schwarzer Alfa Romeo 8C 2300 Le Mans LWB aus dem Jahr 1934. Weiter ging es in der Reihe mit einem (von nur 33 gebauten) originalen Mercedes-Benz 710 SSK, einem Austro Daimler ADR 635 Sport Cabriolet „Bergmeister“ (konstruiert von Ferdinand Porsche, nur 50 x gebaut), einem 1929er Duesenberg Model J Convertible Coupé by Murphy (Extras: Sirenen und Kanister für Alkoholschmuggel; Käufer: der exzentrische Millionär George Whittell Jr.) und als Abschluss einem unrestaurierten Mercedes-Benz 10/50 Typ Stuttgart 260, dem letzten noch existierenden Exemplar diesen Typs. Dann ging es weiter in den nächsten Bereich – und auch der sorgte für Faszination…
"Bucciali TAV 8-32 V12 „Golden Arrow“ by Saoutchik" – das muss man sich erst einmal auf der Zunge zergehen lassen. Nachdem die Brüder Bucciali zwischen 1922 und 1926 recht erfolglos kleine Sportwagen unter der Bezeichnung „Buc“ gebaut hatten, änderte sie ihr Konzept und 1926 entstand mit dem TAV 1 das erste Fronttriebsmodell. Die Krönung war das in der Loh-Collection ausgestellte Fahrzeug mit dem Beinamen „La Flèche d’or“ („Goldener Pfeil“). Die Initiative für den Bau ging vom Pariser Bankier Georges Roure aus. Die Karosserie war von Paul-Albert und Angelo Bucciali entworfen und von Saoutchik ausgeführt worden. Der Radstand beträgt enorme 4,1 Meter, die Bauhöhe liegt nur bei 1,45 Metern. Angetrieben wird er von einem V12-Motor von Voisin mit 4.886 ccm Hubraum und 180 PS. Dieser Bucciali ist einer von nur noch drei existierenden Buccialis. Für mich das beeindruckendste Fahrzeug der Ausstellung.
Aber kaum weniger beeindruckend die weiteren Fahrzeuge in diesem Bereich: Bugatti Type 57 C Aravis by Gangloff (Baujahr 1938, benannt nach einem Gebirgspass in den Alpen; eines von drei noch existierenden Exemplaren); Mercedes-Benz 500 K Spezial-Roadster (1936 gebaut, nur 29 Stück, dies war das Messefahrzeug in Berlin 1936); Citroen 5 HP Cabriolet Torpedo (1924); Mercedes-Benz 770 K Cabriolet F (Bj. 1939, „Großer Mercedes“, Vorbesitzer Gustav Krupp v. Bohlen u. Halbach); Duesenberg Model SJ Beverly Berline by Murphy (Bj. 1933, eines der ersten Autos mit fest eingebautem Radio, Neupreis nach heutigem Wert: mehr als 1,5 Mio Euro); Avions Voisin C14 Lumineuse (Bj. 1927, konstruiert vom Flugpionier Gabriel Voisin; Aluminium-Leichtbau bis hin zur Kühlerfigur, Lackierung nach einem Vogue-Cover von 1925); Mercedes-Benz 630 La Baule, Transformable by Saoutchik (Bj. 1928, zusätzliche Scheibe für die Fondpassagiere); Tatra 77 A (Bj. 1937, eines der ersten Serienautos aus dem Windkanal mit einem Cw-Wert von 0,33 – besser als ein Lamborghini Miura). Im Übergang zum nächsten Bereich wurde es wieder sehr alt: Ein Nachbau des Benz Patent Motorwagen Nummer 1 sowie ein Ford Model T auf einem Fließband.
Weiter ging es in den größten Bereich mit der „Steilkurve“, vielen „ganz normalen“ Klassikern, neueren und neuen Sportwagen und reichlich Ferrari…
Gehen wir zunächst zur „Steikurve“. Es wird sportlich und wir befinden uns in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Versetzt stehen immer drei sportliche Klassiker in der Kurve. Los geht es mit dem aus meiner Sicht schönsten Porsche, der je gebaut wurde: Ein Porsche 356 Pre-A Speedster von 1955. Damals eine spartanische Version des 356, heute extrem gesucht. Darüber befindet sich ein Lancia Aurelia B24S Spider America. Wie beim Porsche Speedster wurde das Fahrzeug aufgrund einer Anregung vom US-Importeuer Max Hoffman entwickelt. Gerade einmal 240 Exemplare wurden 1955 von diesem eleganten Fahrzeug gefertigt. Das „S“ steht übrigens für „Sinistra“ („Linkslenker“), die Karosserie stammt von Pininfarina. 1956 wurde das Modell vom B24 Convertible abgelöst – von dessen bis 1958 gebauten 521 Stück seit dem 26.07.1956 50 Exemplare im Bauch des Schiffes „Andrea Doria“ auf dem Grund des Meeres liegen. Weitere Fahrzeuge in der „Steilkurve“ sind: BMW 507 Roadster (Bj. 1958; Designed von Albrecht Graf von Goertz, nur 252 x gebaut); Jaguar XKSS (1957; nur 16 x gebaut); Maserati A6G/54 Frua Spyder (Bj. 1957; nur 10 x gebaut, dieser wurde gefahren von Formel-1-Ikone Juan Manuel Fangio); ein nur 4 x gebauter Maserati A6G/2000 Frua Berlinetta, der 1955 auf dem Pariser Salon ausgestellt wurde und dessen Vorbesitzer Jamiroquai-Sänger Jay Kay war; Lamborghini 350 GT Coupé (Bj. 1965, 12 Zylinder, einer von nur sechs gebauten 2+1-Sitzern); Citroen DS 21 „Le Dandy“ von Chapron (49 Exemplare gebaut); Citroen DS 19 Berline (aus dem ersten Baujahr 1957); Shelby Cobra 289 (Originalfahrzeug aus Erstbesitz mit allen Unterlagen, gehörte dem NASA-Ingebieur Robert Lindauer); Jaguar E-Type Roadster 4.2 Series 1 (Bj. 1966 komplett authentischer Originalzustand); Facel Vega Facel II (Bj. 1962, 184 x gebaut, eines von nur 20 Fahrzeugen mit manuellem Getriebe); Lamborghini Miura SV (Bj. 1971); Chevrolet Corvette Sting Ray Convertible (Bj. 1967); Porsche 911 2,7 RS Lightweight (Bj. 1973; entwickelt als Homologationsfahrzeug für den Rennsport); Lamborghini Countach LP 400 (Bj. 1975); DeLorean DMC-12 (Bj. 1983, berühmt aus den „Zurück in die Zukunft“-Filmen); Ferrari 512 BB (Bj. 1979, letzter Ferrari-V12 mit Vergasermotor); außerdem gab es u.a. recht neue Sportwagen wie einem Ferrari Monza SP1 (Bj. 2018), einem Bugatti Veyron 16.4 (Vorserie, Bj. 2005), einem Bugatti Centodieci (Prototyp 2022) oder einem Mercedes-Benz SLS McLaren „Stirling Moss“ (2009). Die letzten fanden nicht mehr so wirklich mein Interesse, obwohl sie natürlich auch etwas Besonderes waren. Sie waren mir einfach nur zu jung.
Danach sehen wir uns mal die Fahrzeuge im „Innenraum“ näher an. Hier wird es bodenständiger…
Im Innenbereich vor der „Steilkurve“ waren nun recht „bodenständige“ Fahrzeuge zu finden. Keine Millionenwerte, aber erfreuten sie jeden Oldtimerfreund. Mich natürlich besonders die „Rheumaklappe“, ein 1951er Brezelkäfer mit der seitlichen Lüftung, die nur in diesem Baujahr vorhanden war – danach folgte zur Innenraumbelüftung das kleine ausstellbare Dreiecksfenster in den Türen. Mit diesem Fahrzeug könnte man perfekt im nächsten Jahr am Uraltkäfertreffen in Hessisch Oldendorf teilnehmen. Wunderschön auch die Opel Olympia Rekord Cabriolimousine aus dem Jahr 1955. Der Olympia war nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland das meistverkaufte Fahrzeuge nach dem VW Käfer. Einer der begehrtesten Citroen-Klassiker dürfte der 2CV „Sahara“ 4x4 sein. Das 1966 gebaute Fahrzeug – eines von 694 Exemplaren – besaß zwei Motoren mit jeweils 12 PS. In keinem Automuseum fehlen darf ein Auto aus Osnabrücker Produktion – hier ist es ein 1968er Karmann Ghia Typ 14 Coupé. Zu den Kleinwagen der Wirtschaftswunderzeit gehören die BMW Isetta 250 (Bj. 1957), der NSU Wankel Spider (Bj. 1966; das erste serienmäßige Auto mit Kreiskolben-(Wankel-)motor, NSU Prinz III Limousine (Bj. 1960); Kleinschnittger F 125 (Bj. 1953, kein Rückwärtsgang); VW T1 „Donut Bus“ (1960 umgebaut zum „Donat Bus, der vor dem GM-Werk Ohio stand); Mercedes-Benz 190 SL (Bj. 1961); Lincoln Continental „Limo One“ (Bj. 1963 – das letzte Fahrzeug, das John F. Kennedy lebend verließ).
Einmal um die Ecke standen dann – aus meiner subjektiven Sicht – einige Neuwagen. In der Mitte ein Porsche 959 S (Bj. 1987, einer von 29 gebauten Exemplaren, bei der Rallye-WM gefahren von Rallye-Ikone Walter Röhrl), ein Mercedes-AMG ONE (Bj. 2023, 275 x gebaut, Straßenfahrzeug mit Formel-1-Technik), ein Ferrari Enzo (Bj. 2004, auch mit Formel-1-Technik, das letzte Exemplar ging an den damaligen Papst Johannes Paul II.; bei seinem letzten Weg hat er ihn wohl nicht gefahren) und ein Ferrari Daytona SP3 (Bj. 2021). Außerdem standen hier noch zwei Maybach – ein wunderschöner Maybach DS 8 Zeppelin Sport Cabriolet aus dem Jahr 1937 mit einer Karosserie von Spohn aus Ravensburg sowie ein neuer Maybach Exelero aus dem Jahr 2005, eine Einzelanfertigung für den Reifenhersteller Fulda. Mit diesem 700 PS starken Auto fuhr Klaus Ludwig 351,45 km/h. Technisch sicher sehr innovativ – ich fand ihn nicht sonderlich ansprechend. Aber Schönheit liegt halt im Auge des Betrachters.
Sportliche UND schöne Fahrzeuge gab es dann wieder im nächsten Bereich…
Nun ging es in den hinter der Steilwand befindlichen Bereich mit weiteren Rennfahrzeugen und einem überdimensionalen Setzkasten. Vorbei an einem „heißen“ Fiat 695 SS Abarth aus dem Jahr 1966, einem von 1.000 gebauten, und einem Ford Capri RS 2600 (Bj. 1973, gefahren von Klaus Ludwig und Karl Ludwig Weiss bei der DRM) ging es vorbei an DTM-Autos (z. B. Alfa Romeo 155 V6 TI und Audi A4 DTM) zu mehreren auch mich beeindruckenden, schönen Ferrari. Hier war das Highlight ein Ferrari 330 P3/412P, der 1966 gebaut wurde. Beim Daytona-Rennen 1967 komplettierte dieses Fahrzeug Ferraris Dreifachsieg und startet auch bei den 24 Stunden von Le Mans 1966 und 1967. 1966 war dieser Wagen das Siegerfahrzeug der 1000-Kilometer-Rennen von Monza und Spa. Der silber-blaue Ferrari 212 Inter war 1951 der erste Ferrari-Rennwagen, der in Amerika eingesetzt und von Alberto Ascari und Luigi Villoresi gefahren wurde. Erfolgreich natürlich, den sie belegten Platz 1 und 2 bei der zweiten Carrera Panamericana. Daneben stand mit der Startnummer 611 der Ferrari 250 S Prototyp mit seiner Vignale-Karosserie. Das Einzelstück gewann die Mille Miglia 1952 und zu seinen Fahrern gehörten Ascari, Bracco und Villoresi. Der berühmteste GT-Sportwagen von Ferrari dürfte der Ferrari 250 GT sein, hier in schwarzer Lackierung ein SWB Competizione aus dem Jahr 1960.Der Ferrari 275/330 P aus dem Jahr 1964 hingegen war nicht für die Straße, sondern für die Rennstrecke gebaut. Sein Gegner: Ford. Dieses Fahrzeug gewann 1964 das 1000-km-Rennen auf dem Nürburgring, ein anderer 275 P im gleichen Jahr die 24 Stunden von Le Mans. Hinter einem OM Fiat 150 Rolfo Renntransporter, gebaut in den 1960ern, stand ein weiteres Highlight etwas versteckt: Ein Ferrai Dino 196/246 SP. Er war der erste Ferrari mit Mittelmotor und wurde seinerzeit pilotiert von Renn-Legenden wie von Trips und Phli Hill. Die leichte Alukarosserie zeichnete der Karosseriebauer Fantuzzi. 1963 wird der 2,4-Liter V6 durch einen Zweiliter-V6 ersetzt, wodurch der 246 SP zum 196 SP mutiert.
Hinter diesen schicken Ferrari steht ein überdimensionaler Setzkasten, in den weitere Legenden des Rennsports gestellt wurden. Dazu gehörte ein Bugatti T50 aus dem Jahr 1931. Da sich Ettore Bugatti mit der französischen Rennsportbehörde überworfen hatte, geht das Fahrzeug bei Le Mans nicht in der französischen Rennfarbe in blau, sondern mit zwei weiteren T50 schwarz lackiert an den Start. Dreimal geht dieses Fahrzeug in Le Mans an den Start. Ein Dino 206 S, der „kleine Bruder“ des Ferrari 330 P3, ist hier ebenso geparkt wie ein 1970 gebauter und bei Le Mans gestarteter Porsche 917 K, ein Porsche 956 C in „Rothmans-Farben“ (Bj. 1962, der erfolgreichste 956 C mit sieben Siegen in elf Rennen), zwei Mercedes-Benz 300 SL (einer davon, aus dem Jahr 1955, mit Aluminium-Karosserie – nur 29 Exemplare für den Motorsport gebaut), ein Porsche 911 und auch ein 2016 gebauter Abt-Schaeffler Audi Sport FE02 – den ich auch nur wegen der tollen Lackierung fotografiert hatte. Der Setzkasten ist eine tolle Idee, hat leider den Nachteil, dass man die Fahrzeuge von unten kaum sehen konnte. Ein Podest wäre nicht schlecht.
Als letztes stand dann noch die Sonderausstellung „Grand Prix“ an…
Nicht alle IG-Mitglieder hatten das normale Ticket mit dem Besuch der Sonderausstellung geordert – aus meiner Sicht ein Fehler. Die Sonderausstellung war nicht nur sehr umfangreich, sondern auch sehr lohnenswert. Hier standen überwiegend Rennwagen, die auch mich in den Bann zogen. Alle aufzuzählen, wäre doch zu umfangreich. Meine persönlichen Highlights waren natürlich die um Leihgaben z.B. der Mercedes Benz Heritage oder dem Louwman-Museum ergänzte Grand-Prix-Fahrzeuge aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg. Dazu gehörten der Delage 2LCV Grand Prix V12 (Bj. 1924, erste Grand-Prix-Rennwagen mit V12-Motor, 9 x gebaut), der nur 3 x gebaute Bugatti Type 53 (Bj. 1931, Allradantrieb, gefahren von Louis Chiron, Achille Varzi und Jean Bugatti), ein Mercedes-Benz W25 (Bj. 1934; Sieger des Eifelrennens 1934 mit Manfred von Brauchitsch; auf einem W25 gewinnt Rudolf Caracciola 1935 seinen ersten Europameistertitel), einer von fünf überlebenden Bugatti Type 59 (Bj. 1934, der letzte Grand-Prix-Rennwagen von Bugatti), und der Bugatti Type 35 B, der den ersten Grand Prix von Monaco 1929 gewann. Ein in einem tollen Zustand erhaltenes Fahrzeug! Imposant auch der Alfa Romeo 16C Bimotore von 1935, das einzige noch existierende Exemplare dieses Rennwagens – dem ersten, der von Ferrari konstruiert wurde und der über zwei Achtzylinder-Motoren mit insgesamt 5.810 ccm Hubraum und 540 PS verfügte. Damit war bereits 1935 eine Geschwindigkeit von 364 km/h möglich. Ihm gegenüber standen ein Mercedes-Benz W154 (Bj. 1938, V12 mit Kompressor, gefahren von Caracciola, Lang und von Brauchitsch) und der originalste Auto Union-Rennwagen, ein Typ D aus dem Jahr 1938 (ebenfalls V12 mit Kompressor, gefahren von Nuvolari, Stuck, Müller, Hasse und Kautz). Aus der Nachkriegszeit stammt der Maserati 250F T2 Lightweight, mit dem Juan Manuel Fangio 1957 beim Nürburgring GP 1957 siegte und sich mit diesem Fahrzeug seine fünfte Formel-1-WM sicherte. Dieses Fahrzeug ist der bedeutendste Maserati aller Zeiten. Nicht weniger bedeutend ist der Mercedes-Benz W196 R Stromlinie, mit dem Fangio 1954 und 1955 Formel-1-Weltmeister wurde. Dieser W196 R Stromlinie stammt aus dem Jahr 1955. Neben dem W 196R steht ein 1950 für Karl Kling gebautes Einzelstück: Der Veritas Meteor III Stromlinie, mit dem Kling 1950 das Solitude-Rennen gewann. Wieder älter sind der Alfa Romeo P3 (Bj. 1934, Siegerfahrzeug des Grand Prix von Deutschland 1935, gefahren von Tazio Nuvolari und Louis Chiron) und der Austro Daimler Bergmeister, das Siegerfahrzeug der Europäischen Bergmeisterschaft 1930. Mit diesem Fahrzeug errang Hans Stuck 12 Siege bei 17 Rennstarts. Auch zwei Teilnahmen am Großen Preis von Monaco absolvierte dieser Austro Daimler. 1974 fuhr Niki Lauda sein erstes Rennen für Ferrari in dem im Museum ausgestellten Ferrari 312 B3-74 und belegte in Argentinien Platz 2. Mit ihm kehrte der Erfolg für Ferrari zurück. Dahinter stand ein McLaren M23 von 1974, mit dem James Hunt zwei Grand-Prix-Rennen und McLaren wird mit dem Modell 1974 Formel-1-Konstrukteurs-Weltmeister. Dieses Fahrzeug bestritt 28 Renneinsätze in vier Jahren. Aus den 1960er Jahren stammten der Ferrari 1512 (Bj. 1964, einer von nur drei F1-Ferraris mit 1,5-Liter-V12, gefahren von Bandini und Surtees) und der Brabham-BMW BT7 (Bj. 1966, gefahren von Brabham, Gurney, Hulme, Bonnier und Siffert). Noch einmal zurück in die Frühzeit des Rennsports ging es mit dem Napier 100-HP Gordon-Bennett aus dem Jahr 1903 (Unikat, einer der ersten reinrassigen Rennsportwagen; Napier „erfindet“ auch die englische Rennfarbe „British Racing Green“), dem Opel Grand Prix-Rennwagen von 1913 (dem ersten reinrassigen Rennwagen von Opel, der ihn für die Grand Prix von Frankreich 1913 und 1914 bauen ließ) und dem Mercedes 2 Liter Indianapolis-Rennwagen von 1923 (einer von nur vier gebauten Exemplaren, gleichzeitig auch die letzte Konstruktion Paul Daimlers für die Daimler-Motoren-Gesellschaft. Entwickelt wurde er speziell für 500 Meilen von Indianapolis 1923). Zum Abschluss noch ein letztes Highlight der Sonderausstellung, das wieder mit Juan Manuel Fangio eng verbunden ist: Der Ferrari 166 F2/FL von 1949. Gefahren wurde er u.a. von Fangio, der mit diesem Fahrzeug beim F2-GP von Monza nicht nur sein erstes Rennen für Ferrari fuhr, sondern auch gleich seinen ersten Sieg feiern konnte. Dies war für den argentinischen Nachwuchsfahrer das F1-Sprungbett.
Das waren meine Impressionen aus dem Nationalen Automuseum The Loh-Collection. Ein wunderbares Museum, bei dem sich ein Besuch immer wieder lohnt. Denn angeblich stehen dort nur rund 20 Prozent der Fahrzeuge aus der Sammlung Friedhelm Lohs – und es werden immer wieder Fahrzeuge ausgetauscht.
Danke an Karin Riesberg für das Foto. Meine Frau sagt: "Das sieht doch gut aus". Ich sage: "Warum läuft der Typ da einfach ins Bild?".
Das Museum hat mich gleichermaßen beeindruckt und fasziniert. Es ist schon fantastisch, was für eine sensationelle Sammlung Friedhelm Loh zusammengetragen hat und dass er diese Sammlung in seiner Heimatgemeinde auch öffentlich zugänglich macht. Das kann man natürlich nur, wenn man einer der reichsten Deutschen ist – was ich ihm durchaus gönne. Wenn jemand allerdings in seinem Leben so viele Milliarden Euro Vermögen zusammengetragen hat, aber gleichzeitig dagegen ist, dass Menschen in Deutschland auch immer von ihrer Arbeit leben können – er ist entschiedener Gegner eines Mindestlohns -, dann finde ich das durchaus auch als kritikwürdig. Denn das sollte in einem Land wie Deutschland selbstverständlich sein und ich kann es nicht nachvollziehen, wenn ein mehrfacher Milliardär dagegen ist.