Techno Classica Essen 2017
Zum 29. Mal findet die Techno Classica statt (05.-09.04.2017), davon war ich 26 mal in Essen dabei. Erst mit dem Pkw, in den letzten Jahren ganz entspannt mit der Bahn. In diesem Jahr werde ich / werden wir nicht mehr zur weltgrößten Klassikermesse fahren. An mangelnden Klassikern liegt es sicher nicht, die Messe wächst und wächst. Und genau darin liegt das Problem.
Was lockte mich immer nach Essen? Das waren die Automobilhersteller mit ihren üppigen Ständen, auf denen sie ihre Sammlungsstücke präsentierten. Das waren auch die Händler, die interessante Fahrzeuge zu verkaufen hatten. Das waren in den letzten Jahren auch immer wieder die Außenflächen mit den Privatangeboten. Das waren vor allem aber die vielen Clubs, Museen und Veranstalter, die sich mit teils fantasievollen und aufwändig gestalteten Ständen präsentierten. Alles in allem war es immer eine gute, ausgewogene Mischung, die jedem Klassikerfreund etwas bot. Genau diese Mischung ist meiner Meinung nach nicht mehr vorhanden.
Los ging es in der Halle 1A im „Keller“. Hier standen früher traditionell LKW-Klassiker und die vielen US-Car-Clubs. Man ging nach unten und um die Ecke waren gleich die T-Birds. Dann verschwanden die LKW, dann nach und nach die US-Car-Clubs. Händler hielten Einzug. Heute ist die Halle komplett als Handelszentrum ausgewiesen.
Die Clubs waren früher nicht nur im Obergeschoss zu finden. Ich denke noch gerne an den Borgward-Club zurück, der auf seinem
Stand einst sogar ein halbes Flugzeug stehen hatte. Er war zuletzt noch einer der wenigen Clubs, die sich in einer der großen Hallen zeigen durften. Dafür fand sich ein Club neben dem anderen im
Obergeschoss. Matra, Trabbi, Wartburg, die Queerlenker, VW-Clubs, Fiat, die Citroen-Straße, Bitter und viele markenunabhängige Clubs waren hier zu finden.Diese Vielfalt hat schon in den letzten
Jahren abgenommen.
Aber auch hier benötigen Verkäufer immer mehr Platz. Dann wanderten die Audi-Clubs, bisher in der Halle vom Volkswagenkonzern untergebracht, nach oben und verdrängten andere Clubs. In diesem Jahr ist das halbe Obergeschoss von VW- und Audi-Clubs belegt. Nicht, dass ich klassische Volkswagen und Audis nicht mag – im Gegenteil –, aber dafür müssen andere wieder weichen.
Die Halle 12, von Anfang an Ziel für BMW-, Rolls-Royce- und (echte) Mini-Fans, ist nun ebenfalls komplett als Handelszentrum
ausgewiesen. BMW, Rolls-Royce und Mini wurden „ausgelagert“ in eine Halle 14. neben zwei weiteren Händler-Hallen.
Die Clubs werden immer mehr an den Rand gedrängt, Händler mit hochpreisigen Fahrzeugen für betuchte Sammler aus dem In- und Ausland sind die – vermutlich – vorrangige Zielgruppe der S.I.H.A. GmbH. Der Kommerz steht im Mittelpunkt, alles andere ist nur noch schmückendes Beiwerk. Das soll kein Vorwurf sein, die Veranstalter wollen schließlich Geld verdienen und das zahlen die gewerblichen Händler. Auch die großen Konzerne nutzen ihre üppigen Stände im Wesentlichen zur Präsentation ihrer neuesten Modelle und drapieren die Klassiker um ihre Neuwagen. Für mich ist die Techno Classica dadurch nicht mehr so interessant wie früher, die Messe hat aus meiner Sicht ihre „Seele“ und ihre Bedeutung als „Welt-Clubtreff“ verloren. Sicherlich werden die Besucherzahlen erneut wieder steigen, aber einige Besucher hat der TCE ab diesem Jahr wieder verloren. Unsere Gruppe fährt nicht mehr hin. Aber allen anderen wünsche ich dennoch viel Spaß auf der Techno Classica 2017. Vermutlich werde ich nachher gezeigt bekommen, was ich verpasst habe…
Aber das Schöne ist, dass wir mit der Bremen Classic Motorshow zwei Monate vorher eine Alternative haben. Zwar deutlich kleiner, aber dadurch auch schon fast ein familiärer Charakter. Viele Clubs, interessante Sonderschauen, Motorräder, das Parkhaus mit den Privatangeboten, Veranstalter, natürlich auch Händler – ein rundum ausgewogenes Gesamtpaket. Hoffentlich bleibt uns Bremen in diesem Stil noch lange erhalten.
Nachtrag: Natürlich war die Techno Classica Essen wieder ein großer Erfolg. Allerdings habe ich auch einige Rückmeldungen erhalten, die meine Ansicht bestätigten. "Uwe, du hast es genau richtig gemacht".