Chronik des Automobils

 

 

1.   Das 19. Jahrhundert

 

 

1853

 

16.01.1853 - André Michelin wird geboren. Er und sein Bruder Edouard erfinden 1888 einen Luftreifen mit Schlauch und gründen das Unternehmen "Michelin & Cie.", das ab 1891 die ersten Luftreifen produzierte.

 

 

1868

 

12.10.1868 - August Horch wird in Winningen an der Mosel geboren. Er entstammt einer alten Winzer- und Schmiedefamilie und erlernt mit 13 Jahren in der Schmiede seines Vaters das Schmiedehandwerk. Damals ahnt niemand, dass er einer der bedeutendsten Automobilpioniere wird – obwohl er Zeit seines Lebens nie einen Führerschein besitzen wird. Über August Horch wurden viele Bücher geschrieben, hier einige Eckdaten: 1899: Gründung des Unternehmens Horch & Cie in Köln-Ehrenfeld. 1900 entsteht sein erstes Automobil. 1902 verlegt er den Betrieb nach Reichenbach im Vogtland. 1903 stellt er das erste deutsche Automobil mit einem Vierzylindermotor vor. 1904 zieht das Unternehmen erneut um, nun geht es nach Zwickau.  Dort wird es als „A. Horch & Cie. Motorwagenwerke Actiengesellschaft“ eingetragen. 1906 gewinnt ein Horch die Herkomer-Konkurrenz, ein Jahr später präsentiert August Horch den ersten Sechszylindermotor vor (im Horch 26/65 PS). 1909 verlässt August die Firma Horch  Cie. nach einem Streit mit dem Aufsichtsrat. Kurze Zeit später gründet er die „August Horch Automobilwerke GmbH“, muss den Namen nach einem verlorenen Rechtsstreit ändern. Es entsteht die „Audi Automobilwerke GmbH“. „Audi“ ist die Übersetzung des Imperativs „horch“ (audi = höre! = horch!). 1910 wird der erste Audi ausgeliefert. 1915 verlässt Horch das aktive Geschäft bei Audi, nachdem die Firme eine Aktiengesellschaft wurde. Er ist nun als „Öffentlich angestellter und beeidigter Kraftfahrzeug-Sachverständiger für Kraftfahrzeuge aller Art im Bereich der Industrie- und Handelskammer Berlin“ und als „Beeidigter Sachverständiger für das Kammer- und Landgericht Berlin“ aktiv. 1921 ist er Mitglied der Rennleitung für das erste AVUS-Rennen und Aufsichtsratsmitglied der „AUKA“ zur Koordinierung der Automobilausstellung 1923. 1924 wird er erster Präsident der Deutschen Verkehrswacht e.V.; 1922 verleiht ihm  die TU Braunschweig die Ehrendoktorwürde. 1923 initiiert August Horch die schon lange fast weltweit einheitliche Linkssteuerung bei Automobilen. Nach der Gründung der Auto Union AG mit den Marken Audi, DKW, Horch und Wanderer im Jahr 1932 wird er ein Jahr später in den Aufsichtsrat berufen. 1939 wird August Horch Ehrenbürger der Stadt Zwickau. Am 03.02.1951 stirbt er in Münchberg, Oberfranken.

 

 

1875

 

02.04.1875 - In Wamego, Kansas, wird Walter Percy Chrysler geboren. Er war ein amerikanischer Automobilpionier. Aber zunächst arbeitet er als Verkäufer in einem Lebensmittelgeschäft, verkauft Silberwaren und gehört zum Reinigungspersonal der Union Pacific Railway. Bei der American Locomotive Co. arbeitet er sich zum Stützpunktleiter in Pittsburgh hoch. 1910 wird er Werksleiter bei Buick, 1912 Präsident bei General Motors. 1917 geht er zur Chase Manhattan Bank und ist für die Sanierung der Willys Corporation verantwortlich. 1921 übernimmt er die Sanierung der Maxwell Motor Company. Dazu gehört auch das Duesenberg-Werk, an dem Chrysler interessiert ist. Dies wird aber vom ehemaligen GM-Chef Durant übernommen. Chrysler übernimmt den letzten Prototypen und die Maxwell-Mannschaft. Das Fahrzeug wird zur Serienreife gebracht und trägt den Namen Chrysler. 1929 wird Chrysler vom Times Magazine zum "Man of the Year 1928" gewählt. Er ist auch Bauherr des Chrysler Building in New York City. Am 18.08.1940 stirbt Walter Percy Chrysler in Kings Point, Long Island, New York.

 

03.09.1875 - Im böhmischen Maffersdorf wird als drittes Kind des Spenglers Anton Porsche der Sohn Ferdinand Porsche geboren. Der seit seiner Kindheit technisch sehr begabte Ferdinand arbeitete ab 1893 bei den Vereinigten Elektrizitätswerke-AG Béla Egger in Wien. 1896 meldete er ein Patent für seine Konstruktion des Radnabenelektromotors an. 1899 baut er den Lohner-Porsche, das erste Hybridfahrzeug der Welt. 1906 wechselt er zu Austro-Daimler in Wien. 1910 gewinnt Porsche die "Prinz-Heinrich-Fahrt" mit einem von ihm selbst entworfenen Austro-Daimler. Nach dem 1. Weltkrieg baut er den Sportwagen Sascha, der einen Klassensieg bei der Targa Florio erzielt. Bis 1922 gewinnen diese Rennwagen 51 x bei 52 Starts. 1923 wechselt er zur Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG).  1930 macht Porsche sich selbständig und eröffnet am 01.12.1931 in Stuttgart ein Konstruktionsbüro. 1933 entwickelt er für die Auto Union einen sehr erfolgreichen  Grand Prix-Rennwagen mit 16-Zylinder-Mittelmotor. 1935/1935 konstruiert er in Stuttgart drei Prototypen des "Kdf-Wagens", dem späteren VW Käfer. Nach dem Krieg wird Porsche 22 Monate in Frankreich inhaftiert. Am 30.01.1951 stirbt Ferdinand Porsche in Stuttgart.

  

 

1878

 

05.02.1878 - André-Gustave Citroen wird geboren. Sein von ihm gegründetes Unternehmen gehört noch heute zu den erfolgreichsten Automobilkonzernen, seit der Übernahme durch Peugeot 1975 im Konzern PSA.  

 

 

1883

 

01.08.1883 – In Mannheim wird die Firma Benz & Cie Rheinische Gasmotorenfabrik in Mannheim von Carl Benz zusammen mit den Kaufleuten Max Caspar Rose und Friedrich Wilhelm Eßlinger gegründet. Das Unternehmen bietet Stationärmotoren an. 1886 erhält das Unternehmen das Patent auf das neue, dreirädrige Ligroingas-Veloziped, das als Benz Patent-Motorwagen Nummer 1 angeboten wird. Damit ist Benz  Cie. der erste Automobilhersteller Deutschlands. Während Benz & Cie. die Fahrgestelle und Motoren fertigt, liefert der Mannheimer Stellmacherbetrieb Kalkreuther fast alle Aufbauten und Karosserien. Von den Zweitaktmotoren können 1886 schon 80 Stück verkauft werden und 1891 sind es bereits 500 Motoren, die größtenteils exportiert werden.

 

 

1885

 

03.08.1885 - Gottlieb Daimler, einer der Pioniere des Automobils, meldet seinen Viertakt-Einzylindermotor zum Patent an. Ebenfalls im August, am 29.08.1885 erhält er das Patent DRP Nr. 36423 für seinen Reitwagen mit "Gas-.oder Petroleum-Kraftmaschine". Der Reitwagen gilt als das erste Motorrad der Welt.

 

 

1886

 

29.01.1886 - Carl Benz meldet mit der Patentschrift DRP 37435 sein "Fahrzeug mit Gasmotorenbetrieb" zum Patent an. Diese Patentschrift gilt als "Geburtsurkunde des Automobils". Damals ahnte noch niemand, wie diese Erfindung die Welt verändern würde. Am 03.07.1886 führt er die erste öffentliche Probefahrt mit seinem Benz Patent-Motorwagen Nummer 1 Fahrzeug in Mannheim durch.

  

02.11.1886 - Benz Patent-Motorwagen Nummer 1 ist der Name des ersten von Carl Benz erbauten Automobils mit Verbrennungsmotor. Das Patent für sein „Fahrzeug mit Gasmotorenantrieb“ wird als DRP Nr. 37435 am 2. November 1886 erteilt.  Es gilt als der erste praxistaugliche Kraftwagen der Welt und setzt somit die Geburtsstunde des modernen Automobils. Benz macht auf einem Kurbelveloziped (Tretkurbelfahrrad) seine entscheidenden Mobilitätserfahrungen und baut dann statt einer von ihm zunächst erwogenen Straßenlokomotive für den Kollektivverkehr ein leichtes motorisiertes Veloziped für Individualverkehr. Sein Patent-Motorwagen hat deutliche Anleihen aus dem Fahrrad- und Kutschenbereich. Der Wagen bleibt ein Einzelstück, ebenso wie sein direkter Nachfolger Patent-Motorwagen Nummer 2. Er wird zunächst zum Vierradwagen umgebaut und später ausgeschlachtet. 1903 wird er rekonstruiert. Der Benz Patent Motor-Wagen Nr. 1 steht heute als Dauerleihgabe im Verkehrszentrum des Deutschen Museums in München.

 

 

1887

 

18.09.1887 - In Turin wird Giacinto Ghia geboren. Er gründet 1915, nachdem er aufgrund eines schweren Unfalls seine Tätigkeit als Testfahrer bei Diatto aufgeben muss, die Firma Carrozzeria Ghia. Er baut Karosserien für Diatto, Itala, S.C.A.T und später für Fiat, Lancia, Chrysler, Alfa Romeo oder Isotta Fraschini. Am 21.02.1944, kurz nach der Zerstörung seiner Anlagen bei einem Luftangriff, stirbt er nach kurzer Krankheit.  Die Firma wird später von Luigi Segre übernommen, der zusammen mit Wilhelm Karmann jun. den berühmte VW Karmann Ghia erschafft.

 

 

1888

 

05.08.1888 - Bertha Benz fährt mit ihren beiden Kindern im Wagen ihres Mannes Carl Benz (ohne dessen Wissen), dem dreirädrigen Benz Patent-Motorwagen Nummer 3,  die 106 km lange Strecke von Mannheim nach Pforzheim. Drei Tage später fährt sie auf einem anderen Weg wieder zurück. Es ist die erste Überlandfahrt eines Automobils und gleichzeitig ist sie die erste Autofahrerin der Geschichte. Ihre Fahrt trägt wesentlich dazu bei, die noch bestehenden Vorbehalte der Kunden gegenüber dem Fahrzeug zu zerstreuen, wodurch in der Folge der wirtschaftliche Erfolg der Firma ermöglicht wird.

 

07.12.1888 - Der schottische Reifenpionier John Boyd Dunlop meldet das erste Patent für den Fahrradluftreifen an. Der Sohn einer Bauernfamilie studiert Tiermedizin und schließt sein Studium mit 19 Jahren ab. Zwei Jahre später eröffnet er eine Praxis in Dublin. Bei seiner Arbeit hantiert er immer wieder mit Gegenständen aus Kautschuk. 1887 konstruiert er seinen ersten luftgekühlten Gummireifen. Angeblich erfindet er diesen, damit das Dreirad seines elfjährigen Sohnes nicht so laut und dieser bei Rennen schneller gegenüber seinen Freunden sei.  Dazu wickelt er aus dünnen Gummiplatten zusammengeklebte Schläuche um die Räder und pumpt die Hüllen mit einer Fußballpumpe auf. Von einem lokalen Fahrradbauer lässt er 50 mit diesen Reifen ausgestattete Räder anfertigen. Gemeinsam mit dem Geschäftsmann William Harvey Du Cros, Vater eines erfolgreichen Radrennfahrers, und weiteren Teilhabern gründet Dunlop 1889 in Dublin das Unternehmen Pneumatic Tyre & Booth’s Cycle Agency, zieht sich aber sechs Jahre später aus dem Unternehmen zurück, da er mit den robusten Geschäftsmethoden von Du Cros nicht einverstanden ist. Den eher kleinen Profit aus dem Reifengeschäft steckt Dunlop in einer Dubliner Textilfabrik und führt ohne Aufsehen seine Tierarztpraxis weiter. Es wird die am längsten praktizierende Tierarztpraxis in Irland.

 

Frühjahr 1888 - Der Franzose Emile Roger erhält die alleinige Vertretung für Benz-Fahrzeuge und -Motoren in Frankreich. Damit startet der Automobil-Auslandsvertrieb. Bis 1893 verkauft Benz von den 69 produzierten Automobilen gut 60 % nach Frankreich, bis zur Jahrhundertwende sind es ein Drittel der Gesamtproduktion von 2300 Autos.

 

 

1889

 

06.05.-31.10.1889 – Auf der Weltausstellung Paris präsentiert Carl Benz den Benz Patent-Motorwagen Nummer 3, eine Weiterentwicklung des ersten Modells. Der Einzylinder-Viertaktmotor hat zunächst 954 ccm Hubraum und 1,5 PS, wird jedoch anschließend mehrfach vergrößert bis auf 1.990 ccm und 3 PS. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 20 km/h. Berühmt wird die erste Überlandfahrt eines Patentmotorwagens mit der Ausfahrt von Benz-Ehefrau Bertha und ihren Söhnen im August 1889. Der Patent-Motorwagen Nummer 3, den das Science Museum London um 1913 für nur fünf Pfund Sterling aus Privatbesitz ersteht, ist mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit der Wagen von Bertha Benz und das älteste komplett erhaltene Automobil der Welt.

 

28.05.1889 - Die Brüder Èdouard und André Michelin gründen das Unternehmen Michelin & Compagnie. Dazu übernehmen sie eine kautschukverarbeitende Produktionsstätte in Clermand-Ferrand. Zunächst produzieren sie Industrieabdichtungen, Gummibälle für Kinder und Bremsklötze für Kutschen. 1991 lässt sich Èdouard Michelin einen auswechselbaren Luftreifen patentieren und legt damit den Grundstein für die weitere Entwicklung des Unternehmens. 1895 nimmt "l'Eclair" (der Blitz) als erstes Auto auf Luftreifen an einem Autorennen von Bordeaux nach Paris und zurück teil.  1900 erscheint der erste Michelin-Führer (Guide Michelin) in einer Auflage von 35.000 Exemplaren und wird kostenlos an Autofahrer verteilt. Der Guide Michelin ist noch ein Werkstattführer mit wichtigen Informationen rund um das Auto und die Reifen; erst später wird er zum Restaurantführer.

 

 

1890

 

11/1890 - November 1890 gründet Gottlieb Daimler im Canstatter Stadtteil Seeberg mit den finanzkräftigen Partnern Max Duttenhofer und Wilhelm Lorenz die Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG). Das Gelände, ein Grundstück mit Werksgebäuden der ehemaligen Vernicklungsanstalt Zeitler & Missel hatte Daimler bereits 1887 gekauft. Ab 1893 baut man dort Schienentriebwagen für Württemberg, die Schweiz und Ungarn. 1896 wird hier der erste von einem Verbrennungsmotor angetriebene Lastkraftwagen der Welt gebaut und nach Großbritannien geliefert. Im März stirbt Gottlieb Daimler.

 

 

1891

 

26.01.1891 – Es gibt Personen, die die Automobilgeschichte maßgeblich geprägt haben. Dazu gehört Nicolaus August Otto. Der am 10. Juni 1832 in Holzhausen an der Haide im Taunus geborene Sohn einer Land- und Gastwirtsfamilie durchläuft zunächst eine Lehre als Kaufmann und verdient sich seinen Lebensunterhalt als Handlungsgehilfe in Frankfurt am Main und in Köln. 1862 beginnt er mit ersten Experimenten mit Viertaktmotoren, die aber erst ab 1876 zum Einsatz kommen. Seine erste Gaskraftmaschine baut er 1863. Ein Jahr später gründet er zusammen mit dem Ingenieur Eugen Lange die erste Motorenfabrik der Welt, die „N.A. Otto & Cie.“, die am 05.01.1872 zur Gasmotoren-Fabrik Deutz AG umgewandelt wird. 1876 gelingt es Otto, einen Viertaktgasmotor mit verdichtetet Ladung zu entwickeln, der durch Wilhelm Maybach und Gottlieb Daimler zur Serienreife gebracht wird. Dieser auf Grundlage einer Erfindung von Étienne Lenoir nach dem Viertaktprinzip entwickelte Gasverbrennungsmotor ist die Grundlage für den Bau von Verbrennungsmotoren bis zum heutigen Tag. 1867 präsentiert die Firma ihre Version eines Gasmotors der Öffentlichkeit auf der Pariser Weltausstellung und wir mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. 1884 erfindet Otto für seine Gasmotoren die elektrische Zündung, durch die es möglich wird, auch flüssige Brennstoffe alternativ zum bisher ausschließlich verwendeten Gas zu benutzen. Unabhängig voneinander haben jedoch schon vor Ottos Erfindung des Viertaktmotors Christian Reithmann 1860 und Alphonse Beau de Rochas 1862 jeweils Patente auf den Viertaktmotor erhalten. Am 30.01.1986 und auch 1889 werden die „Otto-Patente“ der Gasmotorenfabrik Deutz in Deutschland und nachfolgend in anderen Ländern für nichtig erklärt. Durch eine Geheimvertrag mit Reithmann, der Zahlung von 25.000 Mark und eine Rente auf Lebenszeit darf Otto sich weiter als deutscher Erfinder des Viertaktmotors bezeichnen. Erst 1949 wird dies durch Arnold Langen, den Biograf von Nicolaus Otto, bekannt. 1882 erhält Otto die Ehrendoktorwürde der Philosophischen Fakultät der Universität Würzburg. Der Autodidakt Nicolaus Otto absolviert nie ein Hochschulstudium. Der heutige Begriff „Otto-Motor“ ist jedoch nicht die Bezeichnung seines damaligen Motors, sondern wird 1936 zu seiner Ehrung vom VDI für alle Hubkolbenmotoren mit Fremdzündung vorgeschlagen und 1946 in einer DIN-Norm eingeführt. Am 26, Januar 1891 verstirbt Nicolaus Otto in Köln.

 

18.02.1891 – Der Brite Frederick R. Simms kann von Gottlieb Daimler die Lizenz am schnelllaufenden Verbrennungsmotor für England und das British Empire (später Commonwealth) mit Ausnahme Kanadas erwerben. Am 26. Mai 1893 gründet Simms ein Unternehmen mit dem Namen Daimler Motor Syndicate. Im Vorstand sitzt auch Gottlieb Daimler, der zusammen mit Simms im Vorstand der deutschen Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG) sitzt. Im mittelenglischen Coventry wird von Simms und Harry Lawson am 14.01.1896 die Daimler Motor Company gegründet. Über die Daimler Motor Syndicate Ltd. organisiert am 01.10.1896 der Anteilseigner Frederick R. Simms mit Otto Mayer den ersten DMG-Lastkraftwagen mit Verbrennungsmotor für den Verkauf, um ihn in London als Nutzfahrzeug für den Straßentransport einzuführen. Die Daimler Motor Syndicate kommt infolge knapper Finanzmittel 1904 in Schwierigkeiten und muss am 08.12.1904 als Daimler Motor Company (1904) Ltd. neu gegründet werden. Maßgeblicher Ingenieur ist bereits seit 1902 der Amerikaner Percy Martin. Die ab 1908 wegen ihrer Geräuscharmut bei Daimler bevorzugte Schiebersteuerung mittels sich auf- und abbewegender Hülsen an den Zylinderwänden ist eine Erfindung des US-Amerikaners Charles Yale Knight. In den ersten Jahren stellt Daimler seine Konstruktionen auch anderen Automobilwerken zur Verfügung, so etwa dem neapolitanischen Unternehmen De Luca-Daimler. Im September 1910 gerät Daimler unter die Kontrolle der BSA. Während des Ersten Weltkriegs fertigt die Daimler Motor Company Lastwagen und Panzer sowie einige erste Flugzeugmotoren. 1926 entsteht mit dem Know-how des Konstrukteurs Lawrence Pomeroy der Daimler Double-Six – der erste europäische Serienwagen mit Zwölfzylinder-V-Motor. 1930 übernimmt Daimler die Lanchester Motor Company und brilliert im Jahr darauf mit der ersten Flüssigkeitskupplung im Automobilbau, so dass sich zusammen mit einem Vorwählgetriebe bereits eine Art Schaltautomatik ergibt. Gleichzeitig geht Daimler bei seinen großen Typen vom V12-Motor zum Achtzylinder-Reihenmotor über, den „Straight Eight“. Die Schiebersteuerung wird zugunsten eines konventionellen Ventiltriebs fallengelassen. Am anderen Ende der Modellpalette etabliert sich ab Herbst 1932 der 15 HP, der sich bis zum Krieg zum DB 18 weiterentwickelt.

 

 

1892

 

27.02.1892 - Rudolf Diesel meldet beim kaiserlichen Patentamt eine Neue rationelle Wärmekraftmaschine an, das Patent wird ihm am 23. Februar 1893 mit dem Betreff Arbeitsverfahren und Ausführungsart für Verbrennungskraftmaschinen erteil.

 

17.12.1892 – In Kingsbury, England, stirbt der US-amerikanische Maschinenbauingenieur George Brayton. Bekannt wird er durch den von ihm entwickelten atmosphärischen Verbrennungsmotor, der als einer der ersten kommerziell erfolgreichen gilt, sowie die Formulierung eines kontinuierlichen Verbrennungsmotor, der die thermodynamische Grundlage für Gasturbinen und Strahltriebwerke darstellt. Außerdem beschäftigt sich Brayton mit atmosphärischen Verbrennungsmotoren und konstruierte den nach ihm benannten Brayton ready motor. In diesem wird ein Gas-Luftgemisch in den Brennraum geleitet, wo es unter Druck auf einem erhitzten Rohrgeflecht verbrannt wird. Zündkerze und Vergaser sind nicht erforderlich. Der Brayton-Motor wird als Stationärmotor entwickelt und arbeitet ursprünglich mit Gas. Ein Arbeitsspiel geht über zwei Takte (eine Umdrehung der Kurbelwelle). Zu jedem Zylinder (hier Arbeitszylinder genannt) gibt es eine Druckluftpumpe, die Kompressionszylinder genannt wird. Anders als die Spülpumpe eines herkömmlichen Zweitaktmotors erzeugt sie den Verdichtungsdruck (Brayton-Kreisprozess, auch Joule-Prozess genannt). Dafür erhält Brayton am 04.04.1872 ebenfalls ein Patent. Eine verbesserte Version mit Öl als Treibstoff wird am 02.06.1874 patentiert. Der Wirkungsgrad erweist sich bald als schlechter als jener des Ottomotors, sodass sich der Brayton-Motor letztlich nicht durchsetzt. Er gilt aber, neben Étienne Lenoirs Gasmotor, als einer der ersten kommerziell erfolgreichen Verbrennungsmotoren und Entwicklungsschritt zur Gasturbine.

  

 

1893

 

23.02.1893 - Rudolf Diesel erhält ein Patent auf „Arbeitsverfahren und Ausführungsart für Verbrennungskraftmaschinen“ (Nr. DRP 67 207), heute bekannt als Dieselmotor. Dieses erste Patent beschreibt aber nicht das heutige Dieselprinzip, sondern Diesels Ausgangsidee.

 

28.04.1893 -  In Frankreich wird die Fahrradsteuer eingeführt, die auch Automobile und Motorräder besteuert. Diese neue Steuerquelle wird in der Folge von zahlreichen anderen Ländern übernommen.

  

01.10.1883 - Die Benz & Cie. Rheinische Gasmotorenfabrik in Mannheim wird von Carl Benz 1883 zusammen mit den Kaufleuten Max Caspar Rose und Friedrich Wilhelm Eßlinger in Mannheim gegründet. Zuvor war Benz aus der von ihm gegründeten Mannheimer Gasmotorenfabrik ausgeschieden. 1886 erhält das Unternehmen das Patent auf das neue dreirädrige Ligroingas-Veloziped, das als Benz Patent-Motorwagen Nummer 1 angeboten wird. Damit ist Benz & Cie. der erste Automobilhersteller Deutschlands. In rascher Folge entstehen weitere drei- und vierrädrige Automobile. Während Benz & Cie. die Fahrgestelle und Motoren fertigt, liefert der Mannheimer Stellmacherbetrieb Kalkreuther fast alle Aufbauten und Karosserien. Von den Zweitaktmotoren können 1886 schon 80 Stück verkauft werden und 1891 sind es bereits 500 Motoren, die größtenteils exportiert werden. 1890 scheiden die beiden Gesellschafter Rose und Eßlinger aus dem Unternehmen aus. Neue Miteigentümer werden Friedrich von Fischer und Julius Ganß, die, wie Benz, die Zukunft im Bau von Automobilen sehen. 1891 erfindet Benz die Achsschenkellenkung für seine Fahrzeuge nochmals neu. Von 1887 bis 1899 steigt die Zahl der Beschäftigten von 40 auf 430. Bis 1893 werden nur 69 Fahrzeuge hergestellt, doch bis zur Jahrhundertwende sind es schon insgesamt 1709 Stück.

 

28.11.1893 - Dass bereits die ersten Automobile zur Komfortzone werden, geht auf die kreative Entwicklung einer Amerikanerin zurück: Margaret A. Wilcox, geboren 1838 in Chicago, gilt als Erfinderin der Autoheizung. Wilcox zählt zu den ersten weiblichen Maschinenbau-Ingenieuren und erhält zahlreiche US-Patente für ihre Erfindungen. Im Herbst 1893 meldet sie ihre Erfindung einer Autoheizung zum Patent an, das am 28. November 1893 eingetragen wurde. Ihr System besteht aus einer Brennkammer unter dem Auto und einem Rohrsystem, durch das das erhitzte Wasser unter den Fahrgastraum geleitet wird. Diese für die Automobilindustrie wichtige Erfindung schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe: Sie erleichtert das Fahren bei nebligem und kühlem Wetter, indem sie einerseits die Scheiben beschlagfrei und andererseits den Innenraum des Autos auf der gewünschten Temperatur hält – was das Fahrerlebnis entsprechend angenehmer und sicherer macht.

 

 

1894

 

1894 kauft Friedrich Faerber, Chef des Wachsfigurenkabinetts, einen Benz. Es ist das erste Automobil in Hamburg.

 

22.07.1894 - Der erste Automobil-Wettkampf findet statt. Konzipiert war er als Zuverlässigkeitsfahrt, nicht als Wettrennen. Sämtlichen "pferdelosen" Wagen waren zugelassen, also Dampf-, Elektro- und Benzinbetriebene Fahrzeuge. Die 127 km lange Strecke führte von Paris nach Rouen. 21 Fahrzeuge gingen an den Start. Schnellster war Graf Albert de Dion auf seinem dampfbetriebenen De Dion, Boutin & Trépardoux. Sie benötigten 6:48 Stunden. Als Sieger galt aber ein benzinbetriebener Peugeot, da - wie erwähnt - nicht die Zeit für den Sieg gewertet wurde. Für die Zuschauer hingegen war de Dion der gefeierte Sieger.

 

01.12.1894 - In Paris erscheint mit "La Locomotion Automobile" (Die automobile Fortbewegung) die weltweit erste Zeitschrift, die sich ausschließlich mit dem Automobilismus beschäftigt. Gegründet wird sie vom Touring-Club de France und sie scheint monatlich. Im Dezember 1909 erscheint die letzte Ausgabe.

 

11.12.1894 - In Paris wird auf dem Champs-Elysées der erste Autosalon eröffnet. Gezeigt werden zwei Fahrzeuge, doch ein Erfolg ist dies nicht, zumal es zu diesem Zeitpunkt in ganz Frankreich nicht mehr als zwei Dutzend Automobile gibt.

 

 

1895

 

16.01.1895 - Der erste Omnibus des Automobilherstellers Carl Benz begibt sich auf der Strecke Siegen-Netpen-Nutz auf seine erste Fahrt.  Am 18.03.1895 nimmt die erste Bus-Linie der Welt ihren Betrieb auf. Mit einem 5 PS starken benzinbetriebenen Omnibus von Carl Benz fährt die Netphener Omnibusgesellschaft auf der Linie Deutz - Siegen.

 

10.02.1895 - In Uerdingen wird Hans Gustav Röhr geboren. Schon mit 17 Jahren konstruiert er ein eigenes Flugzeug, das das visionäre Talent Röhrs aufzeigt. Er setzt einen aus Motorradzylindern selbst konstruierten Fünfzylinder-Sternmotor ein. Nach dem Ersten Weltkrieg wechselt er zu Priamus, einem Kölner Hersteller von Auto- und Flugzeugmotoren. 1919 realisiert er dort seinen ersten Automobil-Prototyp. Nur ein Jahr später verlässt er Priamus und baut seinen zweiten Prototypen. 1923 entwickelt Röhr einen dritten Prototyp, den er vergeblich etablierten Automobilherstellern als Lizenzmodell anbietet. Nun entschließt er sich, den Wagen unter eigenem Namen zu vermarkten. Mit Geldern der Stinnes-Unternehmerfamilie gründet er in Ober-Ramstadt die Röhr Auto AG und übernimmt die Produktionsstätten der früheren Falcon Automobilwerke. 1927 startet die Fertigung mit dem Röhr 8, einem Modell der oberen Mittelklasse mit einem Achtzylindermotor. Obwohl der verbesserte Röhr 8 R erfolgreich anläuft, gerät die Röhr Auto AG durch die Weltwirtschaftskrise in Schwierigkeiten  1931 muss er seine eigene Firma verlassen und wechselt zur Adlerwerke AG nach Frankfurt, wo er als Chefkonstrukteur den erfolgreichen Adler Trumpf entwickelt. 1935 wechselt er zur Daimler-Benz AG. Dort hat er Schwierigkeiten, weil er aufgrund seiner französischen Ehefrau, die sich offen gegen das Nazi-Regime stellt, nicht als vertrauenswürdig gilt. 1937 stirbt er überraschend an einer Lungenentzündung, die er sich kurz zuvor bei einer Cabriolet-Fahrt zugezogen hat.

 

16.05.1895 – Alexander Gütermann aus Gutach wird zu einer Geldstrafe von drei Mark verdonnert, weil er mit seinem Benz-Motor-Pferd nachmittags zwei Uhr mit einer derartigen Geschwindigkeit durch Denzlingen fährt, »dass in einer Wirtschaft die Vorhänge geflattert haben«.. Bei dem corpus delicti handelt es sich um den Patent-Motorwagen Benz Victoria. Auf den ersten Blick sieht er aus wie eine Kutsche. Er soll  zeitlebens das Lieblingsauto von Carl Benz (1844 - 1929), des Erfinders des Automobils, gewesen sein. Der Raser erhält das Knöllchen übrigens zu Recht, denn die zulässige Höchstgeschwindigkeit beträgt im Großherzogtum Baden damals 12 km/h außerorts und 6 km/h innerorts. Wenn aber Vorhänge flatterten, muss der wilde Herr Gütermann mit 20, womöglich sogar 30 km pro Stunde und ziemlich nahe an der Wirtschaft vorbeigedonnert sein. Gemessen hat dies mangels Blitzgeräten niemand. So bleibt dem Großh. Bad. Bezirksamt nichts anderes übrig, als die Geschwindigkeit mit dem sehr zweifelhaften Adjektiv »derartig« zu bewerten. Den Strafzettel verwahrt das Archiv des Automobilmuseums »PS.Speicher« im niedersächsischen Einbeck. Auch das Gefährt ist dort seit 2014 zu besichtigen, mit dem Herr Gütermann durch das Dorf Denzlingen raste

 

18.05.1895 - In Italien findet das erste Autorennen auf einem Rundkurs Turin-Asti-Turin statt. Die Distanz beträgt 93 km. Von fünf startenden Fahrzeugen kommen drei ins Ziel. Auf einem Daimler, einem viersitzigen "Omnibus", wird der Ingenieur Simone Federmann mit einem Schnitt von 15,5 km/h Sieger. Platz zwei und drei werden von Motorrädern belegt, ein 6-sitziger Dampfwagen-Eigenbau und ein Benz fallen aus.

 

01.09.1895 -  Engelbert Zaschka wird in Freiburg im Breisgau geboren. Er war ein deutscher Oberingenieur, Konstrukteur und Erfinder, zählt zu den ersten deutschen Hubschrauberpionieren und ist Pionier des Faltautos. Das Platz- und Parkplatzproblem der Ballungsgebiete inspiriert ihn in Berlin, das erste Faltauto zu konstruieren. Sein Zaschka-Stadtauto-Konzept hat zum Ziel, kostengünstig und raumsparend zu sein. Nach Gebrauch kann es zusammengeklappt und in der Wohnung verstaut werden, ganz nach der Devise: Kleinwagenkäufer sind sparsame Leute, eine Garage wäre für sie ein unbezahlbarer Luxus. An einem Rohrrahmen ist ein Leichtbaugerippe befestigt, dieses wird mit Stoff oder Vinyl umkleidet. Die beiden Vorderräder sind einzeln aufgehängt, hinten befindet sich ein einzelnes Hinterrad. Eine Verbundkonstruktion, an deren Enden mechanische Aggregate befestigt sind, ersetzt das eigenständige Fahrgestell. Im Heck befindet sich ein luftgekühlter Einzylindermotor, der das Hinterrad antreibt. Das zerleg- und faltbare Faltauto kann innerhalb von fünf Minuten zerlegt oder aufgebaut werden. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 40 km/h. Eine Serienfertigung kommt jedoch nicht zustande, da einerseits der Aufwand zu hoch und andererseits zu jener Zeit fast kein Bauteil richtig ausgereift ist. Das Konzept des Faltautos wird 2009 vom spanischen Innovationszentrum Denokinn mit dem Massachusetts Institute of Technology weiterentwickelt, ein Prototyp des elektrischen Faltautos Hiriko wird 2010 präsentiert und sollte 2013 in Serie gehen.

 

08.09.1895 - "Aus diesem Stinkkasten wird nie mehr werden als ein Spielzeug  für Millionäre, die nicht wissen, wie sie ihr Geld wegwerfen sollen". So urteilt Adam Opel angeblich, als er kurz vor seinem Tod ein Automobil sieht. Da kann er nicht ahnen, dass seine fünf Söhne nur drei Jahre nach seinem Tod (08.09.1895) den bislang größten Fahrradhersteller Deutschlands zu einem der größten Automobilkonzerne umwandeln. 1862 gründet Adam Opel seine eigene Nähmaschinenmanufaktur in Rüsselsheim. 1886 beginnt er mit dem Bau von Fahrrädern. Zum 150jährigen Bestehen 2012 würdigt Opel seinen Firmengründer mit dem Modell "Adam".

 

12.11.1895 - In Paris wird mit dem Automobile Club de France (ACF) der weltweit erste Verkehrsclub gegründet. Gründungsmitglieder sind Comte Albert de Dion, Baron Baron Étienne vam Zuylen va. Nyevelt und dem Journalisten Paul Meyan gegründet. Damit ist der ACF der älteste Automobilclub der Welt. Der ACF übernimmt die Organisation von Automobilsportveranstaltungen und löst bisherige Veranstalter wie die Zeitung Le Petit Journal ab. 1898 richtet der ACF erstmals den Pariser Automobilsalon aus. Einer der Auslöser zur Gründung des ACF ist die Relegation Albert de Dions an der Wettfahrt Paris-Rouen 1894. In den folgenden Jahren setzt eine rasante Entwicklung ein, in der immer stärkere Fahrzeuge die Gefahren des Motorsports stark erhöht. Der ACF setzt daher 1901 erstmals Regeln durch, die als das erste Motorsportreglement der Welt gelten dürfen. Eine zentrale Neuerung ist die Einteilung in Kategorien, die an allen vom ACF gestützten Veranstaltungen zu gelten haben. Die daraus folgende Gewichtslimitierung soll zunächst helfen, die immense Zahl von Reifendefekten infolge Überlastung zu verringern. Das Problem ist besonders am Rennen Paris-Wien 1901 aufgetreten. Im Jahr 1904 gründet der ACF zusammen mit Clubs aus 6 weiteren Nationen die Association Internationale des Automobiles Clubs Reconnus, die heutige Fédération Internationale de l’Automobile (F.I.A.). Der Automobilclub organisiert eine Vielzahl von Autorennen und veranstaltete im Jahr 1906 den ersten Grand Prix überhaupt, den Grand Prix de l'Automobile Club de France.

 

28.11.1895 - Der Times-Herald Contest gilt als das erste Autorennen in den USA. Dabei müssen die teilnehmenden Fahrzeuge mindestens drei Räder und Platz für zwei Personen haben, in jedem Auto fährt ein Schiedsrichter mit. Die Strecke beträgt 80 Kilometer. Aufgrund Schneefalls und eisiger Kälte erreichen nur zwei Fahrzeuge das Ziel, die anderen sechs Starter fallen aus. Sieger wird ein Duryea, Zweiter ein Mueller-Benz.

 

08.12.1895 - Der Buchhändler Václav Klement und der Schlosser Vàclav Laurin gründen in Mladá Boleslav (Böhmen) die Firma Laurin & Klement. Zunächst baut und repariert man Fahrräder. 1899 werden die ersten, sehr erfolgreichen Motorräder gebaut, ab 1905 Automobile. Der Typ A besitzt einen 1.100 ccm starken Zweizylindermotor mit 7 PS. 1927 wird das Werk an den Konzern Skoda verkauft, die Automobile laufen zunächst unter dem Namen "Laurin & Klement - Skoda", dann nur noch unter "Skoda". Der Bau von Fahr- und Motorrädern wird nach dem Verkauf eingestellt.

 

 

1896

 

26.06.1896 - Der Fuhrunternehmer Friedrich Greiner bestellt einen Daimler-Motorwagen Typ "Victoria" mit Taxameter zum Betrieb einer "Motor-Wagen-Kutscherei" in Stuttgart. Es ist das erste motorisierte Taxiunternehmen der Welt.

 

17.08.1896 - In London wird Bridget Driscoll das erste Todesopfer in einem Verkehrsunfall, an dem ein Automobil beteiligt ist. Die 44- oder 45-jährige Bridget Driscoll besucht an diesem Tag im Londoner Hyde Park eine Veranstaltung der League of the Cross, einer katholischen Abstinenzbewegung. Dort findet zur selben Zeit auch eine Technikschau statt. Driscoll überquert mit ihrer sechzehnjährigen Tochter gerade eine Straße am Areal der Terrasse hinter dem Crystal Palace, als ein Roger-Benz der Anglo-French Motor Carriage Company eine Demonstrationsfahrt absolviert und sie dabei mit einer Geschwindigkeit von etwa 4 mph (6,4 km/h) zu Boden stößt. Sie erleidet dadurch eine schwere Kopfverletzung und stirbt wenige Minuten später. Die Geschwindigkeit des Wagens wird von Augenzeugen als „rücksichtsloses Tempo, fast wie ein galoppierendes Pferd oder Feuerwehrwagen“ beschrieben. Der Wagen wird von Arthur James Edsall gelenkt. Auf dieser Fahrt, die die Vorzüge des Automobils veranschaulichen soll, befindet sich Alice Standing auf dem Beifahrersitz. Sie behauptet später, Edsall hätte den Motor modifiziert, damit der Wagen schneller fahren kann, jedoch kann diese Behauptung von fachmännischer Seite widerlegt werden. Ein eingeleitetes Gerichtsverfahren ergibt nach sechsstündiger Verhandlung, der Tod sei durch einen Unfall eingetreten. Der Coroner Percy Morrison sagt zum Abschluss des Verfahrens, er hoffe, dass so etwas nie wieder passieren werde. Zu einer Strafverfolgung kommt es nicht.

 

01.10.1896 - Gottlieb Daimler verkauft in Cannstatt bei Stuttgart den weltweit ersten motorisierten Lastwagen mit Namen "Phönix“ an das British Motor Syndicate in London. Bei diesem Modell, einem Einzelstück, ist der 1,53 Liter große Zweizylindermotor mit einer Leistung von sechs PS unter dem Fahrersitz eingebaut. Als erster Fahrzeugbauer der Welt legt die Daimler-Motoren-Gesellschaft noch 1896 ein Modellprogramm von verschiedenen LKW, die in vier verschiedenen Leistungsstufen verfügbar sind. Die Nutzlasten reichen von 1,2 t bis 5 t. Ab 1897 werden „Phönix-Zweizylindermotoren mit Niederspannungs-Magnetzündung als Antrieb für Daimler-Motor-Lastwagen verwendet. Der Motor wird nun über der Vorderachse eingebaut. Die Modelle sind auch für „Rückwärtsfahrten eingerichtet“ und können Steigungen bis zwölf Prozent bewältigen. Nach Unterlagen von Daimler werden bis Januar 1899 „zehn Last- und dreizehn Bierwagen“ ausgeliefert. Kunden sind unter anderem die Spedition Paul von Maur in Stuttgart und das Böhmische Brauhaus in Berlin, das den Daimler Motor-Lastwagen als „Bierverschleißwagen“ einsetzt.

 

03.-10.11.1896 – Im New Yorker Madison Square Garden findet die New York Automobile Show statt. Organisatoren sind der Automobile Club of America und die Herstellervereinigung National Association of Automobile Manufacturers (N. A. A. M.).

 

04.11.1896 - Mit dem "Locomotives on Highway Act" entfällt in Großbritannien die Rote-Fahnen-Regelung ("Red-Flag-Act) und die zulässige Höchstgeschwindigkeit wird auf zwölf Meilen pro Stunde - mit örtlichen Unterschieden - erhöht. Dieser „Unabhängigkeitstag der englischen Automobilgeschichte“ wird jedes Jahr mit der London-Brighton-Fahrt gewürdigt. Der „Red Flag Act“ war ein Gesetz im Vereinigten Königreich Großbritannien und Irland, das 1865 eingeführt und 1896 wieder abgeschafft wurde. Es sollte dazu dienen, Unfälle im Straßenverkehr durch die immer weiter verbreiteten Dampfwagen zu vermeiden. Das Gesetz schrieb vor, dass ein Gefährt ohne Pferde oder ein Automobil mit einer Geschwindigkeit von maximal 4 Meilen (~ 6,4 km/h) in der Stunde fahren durfte. Innerhalb der Ortschaften betrug das Limit 2 Meilen pro Stunde. Bei jedem Automobil mussten zwei Personen zum Führen des Fahrzeugs anwesend sein, und ein Fußgänger hatte voraus zu laufen, der zur Warnung der Bevölkerung eine rote Flagge (red flag) tragen musste. Diese Regelung erzwang ein Geschwindigkeitslimit. Dennoch starben im Jahr 1875 Großbritannien 1589 Menschen in der Folge von Straßenverkehrsunfällen mit Dampfwagen und Lokomobilen. Seit Ende 1896 dürfen Autos und Kraftfahrzeuge wieder schneller als Fußgänger unterwegs sein. Die zulässige Höchstgeschwindigkeit wird – je nach Gewichtsklasse – auf 5 bis 12 Meilen pro Stunde heraufgesetzt. Zur Feier dieses Anlasses organisieren Automobilfreunde am 14. November 1896 erstmals das London-Brighton-Autorennen, den „Emanicipatition Run“. Auch heute findet dieser London-Brighton-Run  noch statt. Teilnehmen dürfen nur Automobile, die vor 1905 gebaut wurden. Die Teilnehmer dürfen auf der 86 km langen Distanz eine Geschwindigkeit von 20 mph (32 km/h) nicht überschreiten. 2015 nehmen rund 380 Pioniere mit ihren Fahrzeugen aus der Anfangsgeschichte des Automobils teil. Gestartet wird – nach dem traditionellen Zerreißen einer roten Flagge – um 6.54 Uhr bei Sonnenaufgang. Wer bis 16.30 Uhr das Ziel in Brighton erreicht, erhält eine Medaille. 342 Fahrzeuge schaffen es rechtzeitig, die Ziellinie beim ältesten Automobilrennen der Welt zu überfahren.

 

03.12.1896 - Der Ingenieur, Erfinder und Industrielle Heinrich Ehrhardt gründet unter Beteiligung eines Bankenkonsortium die Fahrzeugfabrik Eisenach (FFE). Ehrhardt hat bereits 1878 die Metall- und Waffenfabrik in Zella St. Blasii (Zella-Mehlis) und 1889 die Rheinischen Metallwaren- und Maschinenfabrik AG (heute Rheinmetall) in Düsseldorf gegründet und als "Kanonenkönig" von sich reden gemacht. Das Grundkapital der neuen Gesellschaft beträgt 1.25 Millionen Goldmark und Ehrhard kann einen Anteil von 31,2 Prozent des Aktienkapitals aufbringen. Nachdem in Eisenach anfänglich Geschütze und Fahrräder der Marke Wartburg hergestellt werden, folgt bereits 1898 die Produktion des ersten Wartburg-Motorwagen. Angeboten werden zwei Varianten: mit luftgekühltem Zweizylindermotor (dieser Motor bestand eigentlich aus zwei gekoppelten Einzylindermotoren), mit wassergekühltem, stärkerem Motor. Beide Aggregate sind Viertakter. Das Auto erinnerte noch zeitgemäß stark an eine Kutsche. Heinrich Ehrhardt hat für den Zweizylinder die Lizenz von der französischen Societé Decauville Ainé erworben. Die Kundschaft der Eisenacher ist sehr exklusiv, was bei Preisen ab 3500 Goldmark kaum verwundert. Für die wassergekühlte Ausführung hat ein Käufer sogar noch 450 Goldmark mehr zu zahlen. Schon damals gibt es eine Aufpreisliste, die es in sich hatte: Schirmständer an der Seitenwand, Hupe (mit Gummiball), geflochtene Seitenverkleidungen, Azetylenlampen, Lederpolster, Regenverdeck mit Klappmechanismus. Nicht nur die Presse lobt den neuen Wagen, auch die Erfolge im Rennsport bestätigen die Eisenacher. Besonders schätzt man den "geruchlos arbeitenden Motor des gefälligen Gefährts". Mit einer Leistung von 5 PS ist das Fahrzeug auch durchaus zeitgemäß und souverän motorisiert. Die Rennversion, von 1899, verfügt über 8 PS. Ab 1902 beschäftigte man sich bereits mit der Produktion von Elektroautos und war der Zeit (wie so oft) weit voraus.

 

 

1897

 

14.04.1897 - In Paris stirbt der französische Automobilpionier und Rennfahrer  Émilie Constans Levassor im Alter von 56 Jahren an den Folgen eines Rennunfalls. Der Ingenieur gründet 1886 zusammen mit René Panhard die Firma Panhard & Levassor. 1890 wird das erste Fahrzeug vorgestellt, noch mit einem Motor der Daimler-Motoren-Gesellschaft betrieben. Die beiden Automobilentwickler sorgen für verschiedene Neuerungen wie z.B. die Kombination eines vorn eingebauten Motors mit angetriebenen Hinterrädern. Mit den eigenen Fahrzeugen ist Émilie Lavassor erfolgreich bei verschiedenen Autorennen unterwegs. 1896 verunglückt er jedoch beim Rennen Paris-Marseille-Paris schwer. Émilie Levassor gilt als erster Todesfall im Motorsport. Die Firma Panhard & Levassor gehört heute zur PSA-Gruppe und stellt nur noch Militärfahrzeuge her. Der letzte PKW ist 1967 ein Panhard 24.

 

31.07.1897 - Im Rahmen einer Wettfahrt von Marseille nach Nizza führt die letzte Etappe über 17 Kilometer von Nizza hinauf in das Bergdorf La Turbie. Diese Etappe gilt als erstes Bergrennen der Automobilgeschichte.

 

30.09.1897 - Im Berliner Hotel Bristol wird der erste Automobilclub Deutschlands gegründet. Zu den Gründungsmitgliedern des "Mitteleuropäischen Motorwagen-Vereins" gehören u.a. Friedrich Lutzmann, Carl Benz, Gottlieb Daimler, Rudolf Diesel, Graf Zeppelin und Edmund Rumpler. Es gibt auch eine Vereinszeitschrift, das Magazin "Der Motorwagen". Der MMV organisiert Wettfahrten, Vorträge und Ausstellungen. Bei der Gründungsversammlung sind acht „Motorwagen“ der Gründungsmitglieder zu sehen: vier Benz, zwei Lutzmann, ein Kühlstein und ein Daimler. Diese Versammlung wird auch als erste Automobilausstellung in Deutschland gewertet. 1933 wird der Verein von den Nazis aufgelöst.

 

 

1898

 

04/1898 - Die französische Herzogin Anne d’Uzès, die im April 1898 eine Führerscheinprüfung ablegt, ist die Erste, die ein Strafmandat für zu schnelles Fahren erhielt. Anstatt der erlaubten 12 km/h fährt sie im Bois de Boulogne bei Paris 15 km/h.

 

24.05.1898 – Im Berliner Landesausstellungs-Park findet die zweite Motorwagen-Ausstellung in Deutschland statt. 13 Fahrzeuge werden präsentiert, darunter ein Lastkraftwagen.

 

15.06. bis 03.07.1898: In Paris findet der von Albert de Dion organisierte erste Salon de l’Automobile statt. Der französische Präsident Felix Forth betrachtet die Zukunft der „Selbstläufer“ mit großer Skepsis, besucht jedoch die Veranstaltung. Am 15. Juni 1898 wird im Tuileries-Garten gegenüber dem Louvre eine kleine Anzahl von Automobilen präsentiert. Die, um ihr Recht auf Teilnahme an der Autoschau zu beweisen, den vierzig Kilometer langen Weg von Versailles nach Paris überwinden müssen. In drei Wochen kommen mehr als 140.000 Besucher, es kamen 369 Exponate zusammen – alles, was die damaligen Automobilhersteller Europas, Peugeot, Panhard  Levassor, Daimler-Benz, zeigen konnten.

 

29.08.1898 - Frank und Charles Seiberling gründen in Akron (Ohio) die Goodyear Tire & Rubber Company, benannt nach dem Entdecker der Vulkanisation und Begründer der modernen Gummiindustrie. Kautschukreifen für Kutschen und Fahrräder sowie Gummierzeugnisse wie Löschschläuche sind die ersten hergestellten Produkte. Heute ist die Firma der drittgrößte Reifenhersteller weltweit mit 64.000 Mitarbeitern.

 

17.09.1898 - Vorstellung des ersten Wartburg-Motorwagens nach Abschluss des Lizenz-Vertrages mit der französischen Fa. Decauville fünf Tage zuvor durch die Fahrzeugfabrik Eisenach. Die Firma ist zu diesem Zeitpunkt gerade zwei Jahre alt und stellt zunächst Fahrräder und Geschütze her. Die erste Auslieferung des Wartburg-Motorwagens erfolgt bereits im Dezember 1898. Ein Jahr später beteiligt die Firma sich mit Rennfahrzeugen an Wettbewerben. Rund 250 Fahrzeuge werden in Eisenach gebaut, je nach Ausführung liegt der Preis zwischen 3500 und 3950 Mark. Der Kleinwagen hat in der ersten Version eine Phaeton-Karosserie und einen luftgekühlten Viertaktmotor mit 0,8 Liter Hubraum und 3,5 PS, die zweite Version hat einen wassergekühlten Motor mit maximal 5 PS und in der Rennversion mit 8 PS. Nun gibt es ihn als Tourenwagen in Luxusausführung und als Promenadenwagen mit Verdeck, das speziell für Frauen gedacht ist. Auch damals gibt es schon aufpreispflichtige Sonderausstattungen wie Schirmständer an der Seitenwand, Hupe mit Gummiball, geflochtene Seitenverkleidungen, Azetylenlampen, Lederpolster und ein Regenverdeck mit Klappmechanismus. Um 1900 gibt es mehrere Rennerfolge wie die Fahrt Berlin-Aachen (700 km), Wien-Graz-Wien. Am 24.11.1900 wird eine 1000-Meilen-Fahrt auf der Rennbahn des Crystallpalastes in London durchgeführt. Ohne Aufenthalt fährt ein Wartburgwagen die Strecke in 48 Stunden, 24 Minuten und 4 Sekunden, um beispielhaft die vollkommene Betriebssicherheit zu zeigen. 1904 scheidet der Firmengründer Heinrich Ehrhardt mit seinem Sohn Gustav aus der Firma aus und nimmt die auf seinen Namen laufenden Lizenzen mit. Daraufhin führt die Geschäftsführung die Marke Dixi für Automobile ein.

 

06.12.1898 - In Genf wird der Automobil Club der Schweiz gegründet. In den Anfangsjahren liegt der Fokus auf Verkehrspolitik und dem Motorsport. Er setzt sich schon damals für die Entwicklung der Mobilität, die Verbesserung des Straßennetzes, die gesetzliche Regelung des Verkehrs sowie die Vereinfachung der Zollformalitäten ein. Ab 1901 wird der Club im Motorsport aktiv. Nebst den verkehrspolitischen Aktivitäten der Gründerväter ist dies eine weitere Maßnahme, um das umstrittene Automobil in der Bevölkerung attraktiv zu machen und dadurch mehr Akzeptanz zu verschaffen. 1904 ist der ACS zudem Mitgründer der FIA, der Fédération internationale de l’automobile, der er als Gründungsmitglied heute noch angehört.

 

18.12.1898 - Der französische Automobilpionier und Konstrukteur von Elektroautomobilen, Charles Jeantaud, stellt mit seinem Modell "Jeantaud Duc" den ersten offiziellen Geschwindigkeitsrekord für ein Landfahrzeug auf. In Archères im Departement Yvelines nahe Paris erreichte er eine Geschwindigkeit von 62,78 km/h. Zwischen 1893 und 1906 baut die Firma Jeantaud Alltagsfahrzeuge, basierend auf gängigen Kutschentypen wie Coupé, Gig, Victoria, Landaulet, Phaeton oder Cabriolet.

 

24.12.1898 - Louis Renault ist mit seinem in einem Schuppen selbst zusammengebauten Fahrzeug in Paris unterwegs - und erhält noch am gleichen Abend zwölf Aufträge zum Nachbau seines ersten Automobils, des später als Modell A bezeichneten Typs. Dieser Tag gilt als inoffizielle Geburtsstunde der Firma Renault. Zwei Monate später gründen seine Brüder Marcel und Fernand die Société Renault Frères, bei der Louis formell Angestellter ist und für die Konstruktion und den Bau der Voiturettes verantwortlich ist. Nachdem Marcel 1903 tödlich verunglückt und Fernand 1908 schwer erkrankt, übernimmt Louis das Unternehmen und leitet es bis 1944.

 

 

1899

 

03.01.1899 - In einem Editorial der New York Times wird erstmalig das Wort "automobile"(dt.: Automobil) verwendet.

 

21.01.1899 - Opel übernimmt die Anhaltische Motorwagenfabrik des Dessauer Automobilpioniers und Konstrukteur Friedrich Lutzmann und wird Autohersteller. In Rüsselsheim wird der Opel Patentmotor "System Lutzmann" gebaut. Dieses Fahrzeug war vier Monate zuvor vom Dessauer Hofschlossermeister, Automobilpionier und Konstrukteur Friedrich Lutzmann im Hotel Bristol in Berlin auf der ersten IAA ausgestellt worden. Das Fahrzeug besitzt einen 1,5-Liter-Einzylindermotor im Heck, leistet 3,5 PS und sorgt für eine Beschleunigung von 20 km/h. Von diesem Fahrzeug werden in den ersten drei Jahren insgesamt 65 Exemplare hergestellt.

 

25.02.1899 - Die Société Renault Fréres wird von Louis, Fernand und Marcel Renault offiziell gegründet. Doch schon zuvor am Weihnachtsabend 1898 war Louis Renault mit seinem selbst zusammengebauten hölzernen Automobil in Paris unterwegs und erhielt am gleichen Abend 12 Aufträge für Nachbauten seines Automobils.

 

10.03.1899 - In Frankreich wird der Führerschein mit Fahrprüfung Pflicht. Der erste Führerschein der Welt wurde bereits am 01.08.1888 vom Großherzoglich Badischen Bezirksamt Mannheim für Carl Benz ausgestellt.

 

19.03.1899 - Reinhard Freiherr von Koenig-Fachsenfeld wird geboren. Er war ein deutscher Ingenieur, Erfinder und Automobil- und Motorradrennfahrer. Er ist in der 250-cm³-Klasse der erste Deutsche Motorrad-Straßenmeister, gewinnt 1925 auf der Solitude und bricht Geschwindigkeitsrekorde. Später wendet er sich der Fahrzeugaerodynamik zu und entwickelte Stromlinienkarosserien (z.B. einen Maybach SW 38). Mit einem von ihm aerodynamisch optimierten Mercedes SSKL gewinnt Manfred von Brauschitsch 1932 auf der AVUS.

 

12.04.1899 - Die Zürcher Patent-Motorwagen-Fabrik Rapid übernimmt eine Lizenz von Egg & Egli (ein seit 1896 existierendes Automobilunternehmen) und beginnt mit der Produktion von Automobilen mit dem Markennamen Rapid. Dieses ist ein Dreirad mit einem wassergekühlten Einzylindermotor, der in Mittelbauweise vor dem Hinterrad montiert ist und eine Leistung von mehr als 3 PS hat. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 45 km/h. Nach 1 1/2 Jahren und etwa 100 Fahrzeugen endet die Produktion.

 

29.04.1899 - Das Fahrzeug "La Jamais Contente" erreicht als erstes Straßenfahrzeug eine Geschwindigkeit von 100 km/h. Der Rekord wird in Achères im Departement Yvelines bei Paris erzielt. Der Rekordwagen wird elektrisch betrieben, Fahrer ist der belgische Ingenieur und Rennfahrer Camille Jenatzy. Dieser siegte 1903 beim Cordon Bennett-Cup für Mercedes und sorgte damit für den ersten internationalen Sieg des deutschen Automobilherstellers.

 

04/1899 - In Mailand wird von Cesare Isotta und Vincenzo Fraschini die Fabbrica Automobili Isotta Fraschini gegründet. Zunächst beschränken sie sich auf die Montage und den Vertrieb von Renault-Fahrzeugen. Ab 1903 stellen sie ihre ersten eigenen Modelle mit 4,8, 5,5 oder 7,5 Liter Hubraum und Kettenantrieb vor.  1905 bauen sie den Rennwagen Tipo D mit einem 17.203 ccm großen Vierzylindermotor. 1907 wird der Sieg bei der Coppa Florio gefeiert. Von 1907 bis 1908 gehört die Firma kurzfristig dem französischen Luxusautomobilhersteller Lorraine-Dietrich. Nach dem Ersten Weltkrieg beginnt Isotta-Fraschini mit der Produktion von Luxusautomobilen. Das erste Modell ist 1919 der Tipo 8 mit einem großen Achtzylinder-Reihenmotor. Durch dieses Modell und den Nachfolger Tipo 8A (ab 1924) erwirbt sich die Firma den Ruf als Hersteller äußerst hochwertiger Fahrzeuge und konkurriert mit Firmen wie Rolls-Royce und Hispano-Suiza. Zu den Kunden gehören berühmte Schauspieler wie Greta Garbo und Rudolph Valentino, aber auch der Vatikan. Viele Fahrzeuge werden in die USA exportiert. Doch die Weltwirtschaftskrise und der Bau von Luxuswagen durch amerikanische Hersteller machen Isotta-Fraschini zu schaffen. 1936 wird überraschend die Produktion von Personenwagen eingestellt. Isotta Fraschini baut nun zusammen mit Zagato Lastkraftwagen für die italienische Armee. Da die Werksanlagen im Krieg weitestgehend unzerstört bleiben, geling es Isotta Fraschini, bereits 1946 mit dem Tipo 8C Monterosa ein komplett neu konstruiertes Automobil vorzustellen. Die luxuriöse viertürige Limousine besitzt eine moderne Karosserie im und einen 120 PS starken V8-Motor im Heck. Es entstehen jedoch nur 20 Exemplare, aufgrund des hohen Preises ist eine Serienfertigung nicht möglich. 1949 endet die Automobilproduktion endgültig. 

 

14.05.1899 - Ausgerichtet vom Westdeutschen Automobilclub findet das erste internationale Automobilrennen statt. Die "Fernfahrt  Aachen - Coblenz" geht über 146 Kilometer und hat ein gerade aus heutiger Sicht bemerkenswertes Reglement: "Zugelassen zum Rennen sind alle Fahrzeuge, welche ihre Energie mit Ortsveränderung in sich tragen und von einem geübten Sachkundigen geleitet werden... Die Distanzfahrt nach Coblenz beginnt in Aachen, Jülicher Chaussee, Kilometerstein 6 um 9 1/2 Uhr morgens... Die Route der Distanzfahrt ist folgende: Jülich, Cöln, Bonn, Sinzig, Coblenz, insgesamt 146 Kilometer. In jedem der genannten Orte ist eine Kontrollstelle eingerichtet mit Depot für Benzin, Oel, etc. Jeder Teilnehmer erhält mit der Bestätigung seiner Meldung eine genaue Karte obiger Route... Ein Wechsel der Fahrzeuge während der Distanzfahrt ist nicht gestattet. Am Ausgangspunkt werden alle teilnehmenden Fahrzeuge plombiert und erhalten diese sowohl, als auch die Fahrer eine Nummer... An den genannten Stationen werden Kontrolleure anwesend sein, welche über die Ankunfts- und Abgangszeit der Fahrzeuge, sowie sonstige Vorkommnisse Notizen machen werden. Start und Ziel, sowie die Kontrollstationen sind durch eine Aufschrift kenntlich gemacht. Die Kontrolleure tragen eine Armbinde..." Von den 25 gemeldeten Fahrzeugen starteten nur 14. Sieger war Carl Cudell auf einem Motordreirad der Aachener Firma Cudell.

 

08.06.1899 – Der Automobilhersteller Benz & Cie. in Mannheim wird in Benz & Cie. Rheinische Gasmotoren-Fabrik AG umbenannt; die Vorstände der neuen Aktiengesellschaft werden Carl Benz und Julius Ganß. Gründer der AG sind Benz, Ganß, Fischer, Rose und Jean Ganß.

 

11.07.1899 - Von neun Gründungsmitgliedern, darunter Giovanni Agnelli sen., wird die Firma Fiat gegründet, das erste Modell war noch im gleichen Jahr der 3 1/2 HP, von dem bis zum darauffolgenden Jahr 20 bzw. 24 Exemplare hergestellt wurden. .Der 3 1/2 HP hatte einen Zweizylinder-Heckmotor mit 679 ccm Hubraum und 4,2 PS. Damit konnte eine Geschwindigkeit von 22 km/h erreicht werden. Heute existieren noch mindestens vier Exemplare

 

16.-24.07.1899 - Die Tour de France für Automobile wird erstmals durchgeführt. Der Sieger René de Knyff braucht auf einem Panhard & Levassor für die Strecke von Paris über Vichy und Nantes zurück nach Paris fast zwei Tage.

 

16.-24.07.1899 – Die Tour de France für Automobile findet erstmals statt. Sie wird auf unterschiedlichen Etappen gefahren wurde. In späteren Jahren kommen Wertungsrennen auf Rundstrecken dazu. Der Vorstand des Automobile Club de France reagiert damit früh auf die neuen Herausforderungen, die durch den stark wachsenden Automobilbau entstehen und organisiert zusammen mit der Zeitung le Matin das Rennen quer durch Frankreich. Bei der Rundreise von Paris über Vichy und Nantes zurück nach Paris werden 2172 km zurückgelegt. Der Sieger René de Knyff braucht auf einem Panhard & Levassor für die Strecke fast zwei Tage. Die Veranstaltung erhält den Namen Tour de France und ist damit um vier Jahre älter als das gleichnamige Radrennen. Als die Radveranstaltung in der Zwischenkriegszeit immer populärer wird, erhielt das Autorennen den Zusatz Auto. Mit Unterbrechungen wird die Tour de France bis zum Zweiten Weltkrieg gefahren. Das erste Rennen nach dem Krieg findet 1951 statt und leitet die Goldene Ära dieses Rennens ein, die bis 1966 dauert. 1951 gibt es auch den ersten Sieg für Ferrari, als Pagnibon/Barraquet auf einem 212 Export gewinnen. In den 1950er-Jahren ist Ferrari das Maß der Dinge, denn die Italiener haben mit ihren GT-Fahrzeugen die richtigen Sportwagen für dieses Rennen. Acht Mal siegt die Scuderia zwischen 1951 und 1962 in der Gesamtwertung. Zum letzten Mal triumphiert die Scuderia 1964 mit Lucien Bianchi am Steuer eines Ferrari 250 GTO. In den 1960er-Jahren gewinnt der französische Renn- und Rallye-Fahrer Bernard Consten das Rennen fünfmal und ist damit bis heute Rekordsieger. Im selben Jahrzehnt wird das Etappenrennen auch für Sportprototypen geöffnet, sodass Rennwagen wie der Ferrari 512S, der Ford GT40 oder der Matra MS650 hunderte Kilometer auf öffentlichen Straßen fahren. Als es immer schwieriger wird, Sponsoren zu finden und die Veranstaltung in keiner Weise mehr den Sicherheitsstandards der Zeit entspricht, findet 1986 die fünfzigste und letzte Tour de France automobile statt. 1992 wird die Tour de France als Rennveranstaltung für historische Rennfahrzeuge wiederbelebt und findet seither jährlich als Tour Auto statt. Neben großen Piloten der Motorsportgeschichte wie Stirling Moss, Hans Hugenholtz, Jean Ragnotti und Érik Comas fahren wie in den 1960er-Jahren wieder die großen Prototypen auf öffentlichen Straßen.

 

24.07.1899 - In Detroit, Michigan (USA) gründet der Geschäftsmann William H. Murphy das Unternehmen Detroit Automobile Company. Konstrukteur der Firma wird Henry Ford, dessen zweiter Prototyp Murphy dazu bewegt hat, die Firma zu gründen. Ziel ist die Produktion von Personenkraftwagen. Da Henry Ford allerdings noch am Entwickeln ist, entsteht als erstes Fahrzeug ein Lieferwagen namens Detroit. dann folgen rund 20 Fahrzeuge, doch schon im Januar 1901 wird das Unternehmen wieder aufgelöst. Daraufhin gründet Henry Ford am 03.11.1901 die Henry Ford Company, die jedoch nur zwei Rennwagen baut. Die Henry Ford Company wird vom Manager Henry Martyn Leland übernommen, der die im August 1902 in Cadillac Motor Company umbenennt.

 

03.08.1899 - Alexandre Louis Chiron wird in Monte Carlo geboren. In seiner 30jährigen Rennfahrerkarriere fährt der Monegasse ab 1926 zunächst mit einem privaten Bugatti erfolgreich bei kleineren Rennen und Bergrennen. An der Organisation  ersten Großen Preises von Monaco 1929 ist er maßgeblich beteiligt. In den 20er und 30er Jahren siegt er u.a. bei fast allen bedeutenden Rennen seiner Zeit, u.a. für Alfa Romeo, Mercedes-Benz. Nach dem Krieg fährt er zwischen 1950 und  1955 in der Formel 1 für Maserati, Maserati-Talbot, OSCA und Lancia Mit einem Lancia D50 bestreitet er 1955 im Alter von fast 56 Jahren seinen letzten Grand Prix und ist bis heute damit der älteste Fahrer, der je bei einem Weltmeisterschaftslauf der Formel 1 ein Rennen bestritten hat. Auch nach seinem Rücktritt vom aktiven Rennsport 1956 bleibt er diesem verbunden und organisiert bis zu seinem Tod 1979 weiterhin den Großen Preis von Monaco und die Rallye Monte Carlo. 2016 wird der Bugatti Chiron nach ihm benannt.

 

11.08.1899 - Gründung von Austro-Daimler. Die Firma Österreichische Daimler Motoren Gesellschaft wird als Tochter der deutschen Daimler-Motoren-Gesellschaft (Cannstatt) gegründet. Austro-Daimler ist das Drahtwort der Firma und wird auch außerhalb des Telegrammwesens zu deren geläufigen Kurzbezeichnung. Die „Oesterreichische Daimler-Motoren-Commanditgesellschaft Bierenz Fischer u. Co in Wiener Neustadt und Wien“ wird am 11. August 1899 mit einem gezeichneten Kapital von 200.000 Gulden als Tochtergesellschaft der deutschen Daimler-Motoren-Gesellschaft gegründet. Zusätzlich sind beteiligt: Eduard Bierenz, ein Freund Gottlieb Daimlers, sowie Eduard Fischer, Besitzer einer Eisengießerei. Eduard Fischer ist somit Mitbegründer der Daimler-Motoren-Gesellschaft, der er bis zum 1. Juni 1920 angehört. Danach übernimmt er den Posten des Direktors in der „Messing- und Metallwarenfabrik Nadelburg“ bei Lichtenwörth, wo er für Daimler u. a. auch Kühler produzieren lässt. Zwischen dem Stammwerk in Cannstatt und dem neuen Werk in Wiener Neustadt werden Facharbeiter ausgetauscht. Für diese Zeit wird die Zahl der am österreichischen Standort Beschäftigten mit 70 bis 80 angegeben. Im Jahr 1900 wird in Wiener Neustadt das erste Automobil hergestellt, ein Viersitzer mit Zwei-Zylinder-Motor. Die Produktion umfasst darüber hinaus auch Lastwagen, Omnibusse, Schiffsmotoren und Schienenfahrzeuge.

 

09/1899 – Im Berliner Exerzierhaus findet eine Internationale Motorwagen-Ausstellung statt, an der sich bereits über 100 Aussteller, darunter 13 aus Frankreich, beteiligen. Die gezeigten Motorwagen ähneln im Aufbau noch weitgehend den Pferdekutschen.

 

13.09.1899 - In New York City wird  der 69jährige Henry Bliss das erste US-amerikanische Todesopfer bei einem Autounfall. Als er am Abend des 13.09.1899 an der Ecke West 74th Street und Central Park West aus einer Straßenbahn aussteigt, wird er von einem elektrisch angetriebenen Taxi erfasst, schwer verletzt und erliegt am darauffolgenden Morgen seinen Verletzungen. Der Taxifahrer wird zunächst verhaftet und wegen Mordes angeklagt. Mit der Begründung, dass keine Absicht vorlag, wird er später freigelassen.

 

14.11.1899 - In Köln-Ehrenfeld wird die August Horch & Cie. gegründet. August Horch leitete zuvor den Automobilbau der Firma Carl Benz in Mannheim. Im Juli 1900 entsteht das erste Fahrzeuge das „Modell 1“. Dieser wird im Januar 1 vorgestellt. Aufgrund der nicht ausreichenden räumlichen Begebenheiten erfolgt schon im März 1901 zunächst der Umzug nach Reichenbach im Voigtland. Da die heimische Unternehmerschaft die Erweiterung von Horchs Betrieb missbilligt, erfolgt 1903 mit Unterstützung neuer Investoren der Umzug nach Zwickau. Am 10.04.1904 wird dort die August Horch & Cie. Motorwagenwerke AG ins Handelsregister eingetragen. Horch-Automobile zeichnen sich durch Qualität, Luxus und technischen Fortschritt aus. 1909 scheidet August Horch im Streit mit den Gesellschaftern bei der Firma Horch aus und gründet die Audi Automobilwerke GmbH, Zwickau. 1918 firmieren die August Horch & Cie. Motorwagenwerke AG zur Horchwerke AG Zwickau um. 1926 wird der Typ 303 (12/60) als erste deutsches Serienfahrzeug mit einem Achtzylindermotor vorgestellt, im Herbst 1931 präsentiert Horch den von Chefkonstrukteur Fritz Fiedler entwickelten Horch 670 mit einem Zwölfzylindermotor. Im Juni 1932 erfolgt der Zusammenschluss der Marken Horch, Audi, DKW und der Autosparte von Wanderer zur Auto Union. Horch steht auch weiterhin für Luxusfahrzeuge, ist aber auch verantwortlich für die erfolgreichen Auto Union Rennwagen Typ A bis D. Nach dem Zweiten Weltkrieg ist das Horch-Werk in Zwickau stark beschädigt. 1948 wird das Werk zwangsenteignet und geht in die VEB HORCH Kraftfahrtzeug- und Motorenwerke Zwickau auf. Dort wird ab 1954 der IFA H3A gebaut, ab 1954 entsteht mit dem Sachsenring P 240 wieder ein Oberklasse-Fahrzeug auf höchstem technischen und gestalterischem Niveau. 1957 verschwindet die Bezeichnung Horch nach einer erfolgreichen Klage der westdeutschen Auto Union.

 

28.11.1899 - Die Allgemeine Automobil-Gesellschaft Berlin GmbH wird gegründet. Die AAG produziert ein eigenes Modell, einen Kleinwagen mit Einzylindermotor und einer Leistung von 5 PS.  Der Wagen wird nach seinen Konstrukteur Georg Klingenberg auch "Klingenberg-Wagen" genannt. Außerdem vertreibt die AAG motorisierte Dreiräder und Elektrowagen anderer Hersteller.  Schon 1901 endet die Produktion und wird von der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft übernommen. Diese gründet anschließend die Neue Automobil-Gesellschaft (NAG).

 

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