02.02.2020

Die Bremen Classic Motorshow ist die erste große Oldtimermesse in Deutschland und bietet zahlreiche Vorteile: Sie ist gut erreichbar, hat interessante Sonderausstellungen, ist preislich im „grünen Bereich“ und eine optimale Größe. Mit der BCM startet für viele Old- und Youngtimerfreunde in der nördlichen Hälfte der Republik, aber auch den skandinavischen Ländern das Oldtimerjahr. In diesem Jahr gab es unter dem Titel „Rivalen“ interessante Duelle aus der Automobilgeschichte zu sehen und bei den Zweirädern wurden "70 Jahre Motorrollerkult in Deutschland" zelebriert…

 

Los geht es aber eigentlich schon im Osnabrücker Hauptbahnhof. Wenn man Samstagmorgens hineinkommt, sieht man auf den ersten Blick, welches Ziel viele der Reisenden haben. Meist trifft man hier schon Oldtimerfreunde, die man von diversen Veranstaltungen kennt. Im Zug werden die lockeren Gespräche fortgesetzt und in Bremen angekommen, geht es nur über eine Straße und schon steht man vor der ÖVB-Arena, in der u. a. die Basketballer der Eisbären Bremerhaven ihre Heimat haben. Empfehlenswert ist es immer, sich vorab ein Ticket zu besorgen, dann erspart man sich die Warterei an den Kassen.

 

Im Foyer angekommen, sind die Zweiradfreunde in ihrem Element. Dutzende klassische Motorräder sind hier zu sehen. Auf der rechten Seite vorwiegend britische Exemplare, eine Etage höher zeigen u. a. die „Küstenflitzer“ oder der „Heiße Kette Mofa Club“ Mofas und Mopeds der Nachkriegszeit, auch in diesem Jahr wieder humorvoll präsentiert. Die beiden Clubs sind immer ein Highlights der BCM. Aus der Sammlung von Wolfgang Hagemann waren erneut legendäre Rennräder der 70er und 80er Jahre zu sehen. Abgerundet wurde dieser Bereich durch rund 30 Motorräder, die auf Basis klassischer Motorräder nach den Wünschen von Kunden und den Ideen der Customizer umgebaut wurden.

 

In der Halle 1 fiel gleich die umfangreiche Sonderausstellung zu „70 Jahre Motorroller“ ins Auge. Fast 20 verschiedene Motorroller wurden ausgestellt, darunter Marken, die heute kaum noch jemand kennt wie z. B. eine Studemann Fips (1951), ein Bastert Einspurauto (1952), eine Falz Sibylle Prototyp (1953), aber auch eine Heinkel Touristi 103 A1 (1959) oder eine Simson Schwalbe KR 51/2 (1986). Diese Ausstellung war wieder top! Ebenfalls in der Halle 1 war der VfV mit einem Stand zu finden sowie zahlreiche Händler, die von der Schraube bis zum vollständigen Motorrad einfach alles anboten.

 

Weiter ging es die Halle 2, die von zahlreichen Clubs, IGs und Vereinen ausgefüllt wird. Natürlich ist der Borgward-Club vertreten, aber auch der Adler Motor Club Deutschland, BMW Isetta Club, Glas Club und viele andere Marken- und markenunabhängige Clubs. Hier zeigt sich, dass die Oldtimerszene trotz aller Unterschiede eine große Familie ist.

 

In den Hallen 4, 5 und 6 findet man weitere Clubs, Händler, Museen, Versicherungen – hier ist alles mehr oder weniger durcheinander. In der Halle 5 ist auch die Sonderausstellung „Rivalen“ zu finden. Für viele sind die Duos „Mercedes 300 SL Roadster/BMW 507 Roadster“ und „Porsche 959/Ferrari F40“ die Highlights gewesen, meine waren da doch eher der VW Käfer und der DKW Junior de Luxe oder der Opel Rekord 1700L und der Ford Taunus 17m. Aber das ist das Schöne in Bremen: Für Jeden ist etwas dabei. In der Halle 6 warten im Handelsforum "Junge Klassiker" u.a. ausgewählte und geprüfte Youngtimer auf Käufer, aber auch weitere Youngtimer, die aufgrund ihres Designs doch mehr Neuwagencharakter haben wie z.B. ein Audi TT oder ein Golf III Cabrio.

 

In der Halle 7 sind es vor allem Teile, die die Besucher der Messe anzogen. In dieser Halle bietet sich die Gelegenheit, den gesuchten Scheinwerfer, Kotflügel, die fehlende Dichtung oder einen Vergaser zu ergattern. Im Flur davor gab es Prospekte, Bilder, Modelle, Shirts, Anstecker, Blechschilder und vieles mehr, was das Herz des Oldtimerfreundes erfreut.

 

Fehlen darf auf der BCM auf keinen Fall der Gang ins Parkhaus. Von oben bis unten gefüllt mit klassischen Fahrzeugen jeglicher Art, die zum Verkauf angeboten wurden. Viele Fahrzeuge aus den 80er Jahren, aber auch ältere Modelle bis hin zur Nachkriegszeit waren zu finden. Der Zustand variierte wieder vom Restaurationsobjekt bis zum fertigen Schmuckstück, vom Originalzustand bis zum fantasievollen Umbau. Diesmal war es nicht so kalt wie sonst und entsprechend groß war die Menschenmenge, die sich erst durch das Treppenhaus zwängte und dann die einzelnen Parkdecks bevölkerte.

 

Im Grunde war die Bremen Classic Motorshow wie immer: Es gab viel zu sehen, viel zu kaufen (wenn man wollte) und viel Gelegenheit, nette Gespräche zu führen. Auf der BCM findet man nicht die millionenteuren Klassiker im Concours-Zustand wie in Essen, aber jede Menge interessante Fahrzeuge. Trotz der immer weiter steigenden Besucherzahlen (mit mehr als 45.000 Besuchern gab es einen neuen Rekord) ist die BCM bodenständig sympathisch, also immer eine Reise wert. Ich freue mich schon jetzt auf das nächste Jahr.

 

In diesem Jahr sind wir jedoch nicht gleich wieder zurückgefahren. Wir nutzten das günstige Niedersachsenticket und haben mit der Straßenbahn noch einen Abstecher zum Schuppen Eins im Europahafen gemacht. Zwar hatten die Händler, Werkstätten und das kleine Borgwardmuseum geschlossen, dennoch hat sich ein Gang durch den Schuppen Eins als Abschluss des Tages gelohnt.

 

 

Nachfolgend findet ihr wieder zahlreiche Fotos von der diesjährigen Bremen Classic Motorshow.

 

Los geht es mit den Zweirädern im Foyer, der Spiegelgalerie und der Halle 1.

 

Weiter geht es mit der Halle 2 und den vielen Clubs Hier trifft man wie z.B. beim Glas-Club auch Freunde, die nebenbei auch bei der Oldtimer IG Osnabrück e.V. dabei sind.

Nach der Halle 2 kommen die Hallen 3 und 4 mit der Mischung zwischen Händler-Ständen und Club-Ständen. Darunter war die Brezelfenstervereinigung e.V. mit einem sehr schönen Ovalkäfer (1955), der Allgemeine Schnauferlclub mit drei tollen Exponaten (51'er Brezelkäfer, 49'er Fiat 500 B Topolino,  und 1965'er Opel Kadett A Coupé. Der PS.Speicher hatte ein Adler Favorit 8/35 Taxi in ünberührtem Originalzustand aus den frühen 30'er Jahren hervorgeholt, daneben standen u.a. ein seltenes Panhard Dyna X in der noch selteneren Kombiversion sowie ein Rochet Pitet aus dem Jahr 1902. Viel seltener als der VW Bulli (T1) ist der Ford Taunus Transit FK 1000 aus dem Jahr 1955 vom PS.Speicher Einbeck. In dieser Halle waren auch die Veranstalter von "Kult am Turm" anzutreffen, sie hatten zwei DTM-Fahrzeuge auf ihrem Stand. Ein wunderschönes Fahrzeug. Nicht weit entfernt hatte ein Händler einen beeindruckenden, 1958 gebauten, Ford Edsel ausgestellt. 29.900 Euro sollte er kosten. Volkswagen Classic zeigte u.a. zwei Karmann Ghia, einen Typ 2 T1, einen alten Passat. Auf dem Stand waren auch zwei herrliche T1 zu finden, einer als Getränkewagen einer norddeutschen Brauereri und einer als mobiler Kaffeestand. Zu sehen und zu kaufen gab es ausgewählte Youngtimer, die mich persönlich zum größten Teil jedoch nicht ansprachen wie z.B. ein Audi TT, auch wenn es ein schickes Fahrzeug ist. Aber für eine Klassikermesse vielleicht doch ein wenig zu modern? 

Kommen wir zur diesjährigen Sonderschau "RIVALEN" Gezeigt wurden tolle "Sparringspartner" wie der Opel Manta SR 1900 S (1972) gegen den Ford Capri 2300 GT XL (1969), VW Käfer 1200 Export (1960) vs. DKW Junior de Luxe (1963), Opel Rekord 1500 (1962) vs. Ford Taunus 17 M 1,5 Liter (1962), Porsche 959 (1988) vs. Ferrari F40 (1990), Lamborghini Miura P 400 S (1970) vs. Ferrari 365 GTB/4 Daytona, Golf I GTI (1978) vs. Opel Kadett GT/E und als Highlight ein Mercedes-Benz 300 SL Roadster (1963) gegen BMW 507 (1958). Präsentiert wurden die Duelle fachkundig wie immer von Johannes Hübner. 

So langsam wurde es Zeit für den obligatorischen Gang ins diesmal nicht so kalte Parkthaus. Neben zahlreichen neueren Klassikern der 80er Jahre wurden auch einige interessante ältere Fahrzeuge angeboten.

Nach der BCM ging es diesmal noch kurz zum "SCHUPPEN EINS". 

Fazit: Die Organisatoren der BCM haben wieder eine hervorragende Messe auf die Räder gestellt. Es war für jeden Geschmack etwas zu finden. Ein paar Vorkriegsfahrzeuge mehr hätten mir besser gefallen als die doch recht neuen Fahrzeuge im Youngtimerbereich, aber das wird der eine oder andere anders sehen. Puristen werden die Nase rümpfen über die Dragsterfreunde mit einer 2000-PS-Isabella, aber auch die Jungs und Mädels haben ihre Berechtigung, sie gehören zur Oldtimerszene dazu. Auf den neuen E-Roller in der Sonderausstellung "Motorroller" hätte ich verzichten können, aber geschenkt. Solange es nicht wie in Essen läuft, wo Hersteller ihre Neuwagen mit ein, zwei Alibi-Oldtimern garnieren, ist alles in Ordnung. Die BCM ist immer eine Reise wert.

 

Mein persönliches Highlight in diesem Jahr? Es gab mehrere. Die drei Fahrzeuge beim Allgemeinen Schnauferlclub, der Ford Edsel und natürlich das älteste straßenzugelassene Automobil Europas, der Benz Victoria aus dem Jahr 1894 vom PS.Speicher Einbeck.

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